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Samstag, 3. März 2012

DIE 2. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 02./03.03.2012 - KLASSIK IN DER FILMMUSIK

Seit die Bilder 1895 laufen lernten, sind sie von Musik begleitet gewesen. Bereits die ersten Stummfilmvorführungen vor einem größeren Publikum wurden von Klaviermusik begleitet, größere Kinos konnten sich sogar ein Orchester leisten. Durch die Musik wurde nicht nur der hohe Geräuschpegel der Projektoren übertönt, sondern sie erfüllte auch einen erzählerischen Zweck, indem die Grundstimmung der jeweiligen Szene durch Musik verstärkt und typische Handlungselemente mit passenden Standardstücken wie den „Hochzeitsmarsch“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, den „Trauermarsch“ von Frédéric Chopin oder den „Liebestraum“ von Franz Liszt.

„Klassiker und Salonmusik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, für die es regelmäßig Klavierbearbeitungen gab, wenn es nicht von vornherein Klavierkompositionen waren, bilden das Hauptrepertoire. Im Druck erschienen Kompendien, die Musikstücke (‚Cue-Sheets‘) für die Filmillustration enthielten. Eigens für einzelne Filme geschriebene Musik findet sich selten“, heißt es in „Reclams Sachlexikon des Films“ (Reclam, 2007, S. 218). „Spätestens in den 20er Jahren ließen sich also zwei Arten von Filmmusik unterscheiden – diese Differenzierung gilt im Wesentlichen bis heute: die Werkkompilation, die Zusammenstellung unabhängig von der Produktion existierender Kompositionen, die passend zum Filmgeschehen ausgewählt werden, und die originale Filmkomposition, die eigens für einen bestimmten Film geschaffen wird.“
Lange Zeit orientierte sich die Stilistik der meisten Filmkompositionen an die Klassik, Romantik und frühe Moderne an, so dass es wenig verwundert, dass Zitate in der Filmmusik überwiegend auf Werke großer Meister verweisen, wie Gustav Mahlers Satz aus der Fünften Sinfonie in Luchino Viscontis „Tod in Venedig“ (1971) oder Mozarts Klarinettenkonzert in Sydney Pollacks „Jenseits von Afrika“ (1985).
Der 2. Satz aus Mozarts „A-Dur-Klarinettenkonzert“ (KV622) spielt in dem Film insofern eine tragende Rolle, da es das Lieblingsstück der Ich-Erzählerin, der von Meryl Streep dargestellten dänischen Schriftstellerin Tania Blixen ist.
„Musikalisch fungiert Mozarts Musik nicht nur als klingende Liebeserklärung, sondern ebenso als klingende Metapher für eine Art Traumzustand, in den sich die Erzählerin immer wieder selbst hineinversetzt, wenn ihr die raue afrikanische Realität über den Kopf zu wachsen droht“, fasst Simon Büttgenbach in „Einsatz und Verarbeitung klassischer Musik in Filmen“ (Grin, S. 5).
Ähnlich wirkungsvoll setzt Peter Weir klassische Musik in „Der Club der toten Dichter“ ein. Als der neue Lehrer John Keating mit den Internatsjungs ausgelassen Fußball spielt, unterstreicht Beethovens 5. Satz seiner beliebten 9. Symphonie die Atmosphäre der Freude und Ausgelassenheit auf dem Spielfeld, wo die Jungen die straffen Regeln des Internats ausblenden können.
Berühmt ist der Einsatz klassischer Musik vor allem in Stanley Kubricks Meisterwerk „2001 – Odyssee im Weltraum“ mit Richard Strauss‘ „Also sprach Zarathustra“ oder Johann Strauss II mit dem Wiener Walzer „An der schönen blauen Donau“.
Playlist:
1 Wolfgang Amadeus Mozart - Symphony No.25, S.1, KV 183 (Amadeus) - 07:52
2 Dimitri Shostakovich - Waltz No.2 from Jazz Suite (Eyes Wide Shut) - 03:41
3 Giacomo Puccini - Finalmente Mia! (James Bond – Quantum Of Solace) - 05:08
4 Paul Dukas - The Sorcerer's Apprentice (Fantasia) - 09:19
5 Ludwig v. Beethoven - Symphony No.7, S.2 (King's Speech) - 05:03
6 Claude Debussy - Suite Bergmanesque „Claire de Lune“ (Darjeeling Limited) - 04:11
7 J.S. Bach - Cello Suite No.1, Prelude (Master and Commander) - 05:18
8 Richard Wagner - Proloque aus Tristan und Isolde (Melancholia) - 08:08
9 Frédéric Chopin - Nocturne in E minor, Op. 72, No. 1 (Der Pianist) - 06:28
10 Gaetano Donizetti - Una Furtiva Lagrima (Match Point) - 05:22
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