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Sonntag, 12. Januar 2020

Playlist #284/#285 vom 19.01./02.02.2020 - PHILIPPE SARDE Special

Philippe Sarde zählt nicht nur neben Georges Delerue, Michel Legrand und Maurice Jarre zu den prominentesten Komponisten des französischen Kinos der Nachkriegszeit, sondern wurde gerade dem deutschen Filmpublikum auch durch seine Zusammenarbeit mit Regisseur Claude Sautet und der Schauspielerin Romy Schneider bekannt. Aber auch mit den Filmemachern Bertrand Tavernier, André Téchiné und Roman Polanski verband Sarde eine enge künstlerische Beziehung.

Philippe Sarde wurde am 21. Juni 1948 in Neuilly-sur-Seine, Hauts-de-Seine, Île-de-France, geboren und wurde durch seine Mutter, die an der Pariser Oper singende Andrée Gabriel, früh an die Musik herangeführt, dirigierte bereits im Alter von vier Jahren einen kurzen Ausschnitt aus „Carmen“ an der Pariser Oper und begann ein Jahr später, mit Klangaufnahmen zu experimentieren und seine ersten Kurzfilme zu drehen. Sarde entwickelte nämlich ebenso wie für die Musik eine Liebe zum Film, weshalb er später während seines Musikstudiums am Pariser Konservatorium bis zu zehnmal wöchentlich eine Kinovorstellung besuchte und von der Verbindung von Musik und Bild fasziniert war. Während er bei Noël Gallon Harmonie, Kontrapunkt, Fuge und Komposition studierte, drehte er im Alter von 17 Jahren einen Kurzfilm in Schwarz-Weiß auf 35mm und schrieb dazu auch die Musik, wobei er Vladimir Cosma fragte, ob er ihm bei der Orchestration helfen könne.
Er schrieb Songs für die französische Chanson-Sängerin Régine und traf als 18-Jähriger Claude Sautet, der ihn gegen den Willen der Produzenten damit beauftragte, die Musik für den Film „Die Dinge des Lebens“ (1969) zu schreiben, was nicht nur den Beginn einer 25 Jahre andauernden Zusammenarbeit bedeutete, in denen die beiden elf Filme gemeinsam realisierten, sondern auch die weitere Karriere von Philippe Sarde vorzeichnete. Sarde schrieb bei seiner ersten Zusammenarbeit mit Sautet auch Romy Schneiders wohl berühmtesten Chanson, „Chanson d’ Hélène“, das sie im Duett mit ihrem Filmpartner Michel Piccoli auch auf Deutsch und Italienisch aufnahm.
Das Trio Sautet/Schneider/Sarde realisierte über ein knappes Jahrzehnt lang nach „Die Dinge des Lebens“ auch die Filme „Das Mädchen und der Kommissar“ (1971) und „César und Rosalie“ (1972) bis hin zu „Mado“ (1976) und „Eine einfache Geschichte“ (1978), wobei sich Sarde bei diesen Scores recht experimentierfreudig erwies und schon früh einen Moog-Synthesizer einsetzte. Sautets und Sardes gemeinsame Vorliebe für Thelonious Monk und Charles Mingus resultierte schließlich in entsprechend jazzigeren Anklängen. Einen seiner besten Jazz-Scores schrieb Sarde allerdings für Georges Lautners Thriller „Der Fall Serrano“ mit Alain Delon in der Hauptrolle. Über Sautet entwickelte sich für Sarde auch eine weitere langjährige Zusammenarbeit mit dem Regisseur Bertrand Tavernier. Sie lernten sich am Set von „Die Dinge des Lebens“ kennen, als Tavernier noch Sautets Pressebetreuer gewesen war. Als Tavernier Mitte der 1970er Jahre dann selbst begann, Regie zu führen, sicherte er sich gleich die Talente von Philippe Sarde, der sich über zu Klassikern avancierten Filmen wie „Der Uhrmacher von St. Paul“ (1974), „Das große Fressen“ (1975) oder „Der Richter und der Mörder“ (1976) schnell als einer der produktivsten und wichtigsten Komponisten in Frankreich etablierte.
Wegweisend für die weitere Karriere von Philippe Sarde erwies sich auch die Zusammenarbeit mit Roman Polanski, mit dem er die drei Filme „Der Mieter“, „Tess“ und „Piraten“ realisierte. Für seinen romantischen Score zur Thomas-Hardy-Verfilmung „Tess“ mit Nastassja Kinski in der Hauptrolle erhielt Sarde schließlich auch seine erste und einzige Oscar-Nominierung.
Auch Regisseure wie Pierre Granier-Deferre, Georges Lautner, André Téchiné und Jacques Doillon schätzten die Zusammenarbeit mit Sarde, der zudem Bertrand Bliers „Beau-Père“, Alain Corneaus „Fort Saganne“ und Marshall Brickmans Filme „Lovesick“, „The Manhattan Project“ und „Sister Mary Explains It All“ vertonte. Für Jean-Jacques Annaud komponierte er die Scores zu „Am Anfang war das Feuer“ (1981) und „Der Bär“ (1988).
Zuletzt arbeitete er mit dem französischen Schauspieler Louis Garrel an dessen ersten beiden Regie-Arbeiten „Zwei Freunde“ und „Ein treuer Mann“ sowie an Jacques Doillons biografischen Drama „Auguste Rodin“.
„Das Film-Business ist ein Kompromiss, und du kannst ihm nicht entkommen. Ich muss das akzeptieren. Normalerweise höre ich mir meine Musik tausendmal an, nachdem ich sie aufgenommen habe. Dann höre ich sie nicht mehr, bis ich den Film im Fernsehen sehe. Manchmal finde ich die Musik, wenn ich sie auf diese Weise wiederhöre, gut, manchmal aber auch schlecht, und das entmutigt mich“, erklärte Philippe Sarde 1987 in einem Interview mit Marco Werba. „Meistens verliebe ich mich aber in die Musik, die ich schreibe, oder auch nur in die Idee von dem, was ich schreiben soll. Ich fürchte mich manchmal vor mir selbst, weil, wenn ich das, was ich für einen Film geschrieben habe, negativ bewerte, dann habe ich nicht mehr die Energie weiterzumachen. Die Filmindustrie steckt voller Fallen, alle eine nach der anderen. Man muss wissen, wie man über sie hinwegspringt. Das hört sich verrückt an, ist aber die Wahrheit. Je mehr man das realisiert, desto öfter versucht man es und hält sich davon fern. Für Filme zu arbeiten ist beängstigend – wenn du nicht bereit bist, das zu tun, solltest du besser im Bett bleiben.“ 

Filmographie (Auswahl):
1969: Die Dinge des Lebens (Les choses de la vie)
1970: Sortie de secours
1970: La liberté en croupe
1971: Die Katze (Le chat)
1971: Das Mädchen und der Kommissar (Max et les ferrailleurs)
1971: Der Sträfling und die Witwe (La veuve Couderc)
1971: Hellé
1972: Das Recht zu lieben (Le droit d'aimer)
1972: César und Rosalie (César et Rosalie)
1972: Allein mit Giorgio (Liza)
1973: Le Train – Nur ein Hauch von Glück (Le train)
1973: Endstation Schafott (Deux hommes dans la ville)
1973: Le fils 1973: Les corps célestes
1973: Der Koffer in der Sonne (La valise)
1973: Charlie und seine zwei Hübschen (Charlie et ses deux nénettes)
1973: Das große Fressen (La grande bouffe)
1974: Lancelot, Ritter der Königin (Lancelot du Lac)
1974: Der Uhrmacher von St. Paul (L’horloger de Saint-Paul)
1974: Dorotheas Rache
1974: Jet Set (La race des 'seigneurs')
1974: Eiskalt wie das Schweigen (Les seins de glace)
1974: La confession d'un enfant du siècle (Fernsehfilm)
1974: Vincent, François, Paul und die anderen (Vincent, François, Paul… et les autres)
1974: Berühre nicht die weiße Frau (Touche pas à la femme blanche)
1975: Adieu, Bulle (Adieu, poulet)
1975: Der Ehekäfig (La Cage)
1975: Zum Freiwild erklärt (Folle à tuer)
1975: Teufelskreis der Gewalt (Folle à tuer)
1975: Die Gelüste des Herrn Theobald (Les galettes de Pont-Aven)
1975: Erinnerungen aus Frankreich (Souvenirs d'en France)
1975: Wo, bitte, geht’s zum nächsten Friedhof? (Pas de problème!)
1975: Quartett Bestial
1975: Un sac de billes
1975: Un divorce heureux
1976: Mado
1976: Ein Tolpatsch auf Abwegen (On aura tout vu!)
1976: Barocco
1976: Marie-poupée
1976: Der Mieter (Le locataire)
1976: Die letzte Frau (La dernière femme)
1976: Der Richter und der Mörder (Le juge et l’assassin)
1977: Das malvenfarbene Taxi (Un taxi mauve)
1977: Früchtchen mit Sahne (Violette & François)
1977: Der Richter, den sie Sheriff nannten (Juge Fayard dit Le Shériff)
1977: Der Teufel möglicherweise (Le diable probablement)
1977: Der Fall Serrano (Mort d’un pourri)
1978: Affentraum (Ciao maschio)
1978: Zucker, Zucker! (Le sucre)
1978: Eine einfache Geschichte (Une histoire simple)
1979: Die Schwestern Brontë (Les sœurs Brontë)
1979: Tess
1979: Den Mörder trifft man am Buffet (Buffet froid)
1979: Waffe des Teufels (Le toubib)
1980: Der ungeratene Sohn (Un mauvais fils)
1980: Der Puppenspieler (Le guignolo)
1980: Der Loulou (Loulou)
1981: Am Anfang war das Feuer (La guerre du feu)
1981: Begegnung in Biarritz (Hôtel des Amériques)
1981: Ausgerechnet ihr Stiefvater (Beau père)
1981: Wahl der Waffen (Le choix des armes)
1981: Zurück bleibt die Angst (Ghost Story)
1981: Der Saustall (Coup de torchon)
1981: Ganz normal verrückt (Storie di ordinaria follia)
1981: Eine merkwürdige Karriere (Une étrange affaire)
1982: Der Schock (Le choc)
1982: Stern des Nordens (L’étoile du nord)
1982: Tausend Milliarden Dollar (Mille milliards de dollars)
1983: Verheiratet mit einem Toten (J’ai épousé une ombre)
1983: Erste Sehnsucht (Premiers désirs)
1984: Ein Sonntag auf dem Lande (Un dimanche à la campagne)
1984: Fort Saganne
1985: Rendez-Vous
1985: Harem
1985: Die Familienpyramide (L’été prochain)
1986: Erpresst – Das geheimnisvolle Foto (Cours privé)
1986: Schauplatz des Verbrechens (Le lieu du crime)
1986: Piraten (Pirates)
1986: Die Liebe der Florence Vannier (L’état de grâce)
1987: Die Unschuldigen (Les innocents)
1988: Der Bär (L’ours)
1988: Einige Tage mit mir (Quelques jours avec moi)
1989: Music Box – Die ganze Wahrheit (Music Box)
1989: Der wiedergefundene Freund (Reunion)
1991: Im Schatten der Golanhöhen (Pour Sacha)
1992: Max und Jeremy (Max & Jeremie)
1992: Auf offener Straße (L.627)
1992: Room Service
1993: Die kleine Apokalypse (La petite apocalypse)
1993: Le jeune Werther
1993: Meine liebste Jahreszeit (Ma saison préférée)
1994: D’Artagnans Tochter (La fille de d’Artagnan)
1994: Geheimnisse (Uncovered)
1994: Der Lieblingssohn (Le fils préféré )
1995: Le petit garçon
1995: Nelly & Monsieur Arnaud
1995: Sag Ja! (Dis-moi oui)
1996: Ponette
1996: Diebe der Nacht (Les voleurs)
1997: Le Rouge et Le Noir (Fernsehfilm)
1997: Duell der Degen (Le bossu)
1997: K – Das Zeichen des Bösen (K)
1997: Ein Bruder … (Un frère...)
1997: Lucie Aubrac
1998: Alice & Martin (Alice et Martin)
1998: Je suis vivante et je vous aime
2000: Princesses
2000: Victoire, ou la douleur des femmes (TV-Mini-Serie)
2000: Là-bas... mon pays
2001: Mademoiselle
2001: Sister Mary Explains It All (Fernsehfilm)
2002: Entre chiens et loups
2003: Das Geheimnis des gelben Zimmers (Le mystère de la chambre jaune)
2003: Die Flüchtigen (Les égarés)
2003: Claude Sautet oder Die unsichtbare Magie (Claude Sautet ou La magie invisible, Dokumentation)
2003: Raja
2004: Colette, une femme libre (TV-Mini-Serie)
2004: Un mundo menos peor
2004: Zwei ungleiche Schwestern (Les sœurs fâchées)
2005: Das Parfüm der Dame in Schwarz (Le parfum de la dame en noir)
2006: Le grand Meaulnes
2006: Je m'appelle Elisabeth
2007: Wir waren Zeugen (Les témoins)
2009: La fille du RER
2010: Le mariage à trois
2010: Die Prinzessin von Montpensier (La princesse de Montpensier)
2010: Ein Sommer in Haifa (Once I Was)
2010: Streamfield, les carnets noirs
2012: Savage Nights – Unerfüllte Begierde (E la chiamano estate)
2013: Quai d’Orsay
2013: Young Couples
2015: Zwei Freunde (Les deux amis)
2017: Auguste Rodin (Rodin)
2018: Ein treuer Mann (L'homme fidèle)

Playlist #284 vom 19.01.2020:

1. Philippe Sarde - Desciption des Ferrailleurs (Max et les Ferrailleurs) - 02:13
2. Philippe Sarde - Les Choses de la Vie (Les Choses de la Vie) - 02:28
3. Philippe Sarde - Le Retour de Fabrice (Hellé) - 03:04
4. Philippe Sarde - Elysée-Matignon (Mort d'un Pourri) - 04:45
5. Philippe Sarde - Radicale (Barocco) - 04:11
6. Philippe Sarde - Retour à la vie (Deux Hommes dans la Ville) - 03:26
7. Philippe Sarde - Suite (La veuve Couderc) - 05:31
8. Philippe Sarde - Final (The Tenant) - 02:27
9. Philippe Sarde - Mouvement 1 (Le Petit Criminel) - 03:41
10. Philippe Sarde - Suite (César et Rosalie) - 04:22
11. Philippe Sarde - Suite (Un Mauvais Fils) - 04:45
12. Philippe Sarde - Suite (Nelly et Monsieur Arnaud) - 05:25
13. Philippe Sarde - Suite (Les Soeurs Brontë) - 04:22
14. Philippe Sarde - Suite (Les Innocents) - 04:24
15. Philippe Sarde - Tango Illusion (Alice et Martin) - 02:25
16. Philippe Sarde - La Grande Bouffe (La Grande Bouffe) - 02:34
17. Philippe Sarde - Retour dans l'île / La Nage (Liza) - 04:39
18. Philippe Sarde - Thème Principal (La Dernière Femme) - 02:58
19. Philippe Sarde - Miou Miou (Pas des Problemes) - 02:54
20. Philippe Sarde - Un Homme et une Girl (La Valise) - 03:17
21. Philippe Sarde - ...Peut en cacher une autre (Attention une femme peut en cacher une autre) - 03:42
22. Philippe Sarde - Ann's Theme (Music Box) - 02:32
23. Philippe Sarde - Redemption/End Titles (Sister Mary Explains It All) - 06:04
24. Philippe Sarde - Chloe (Lovesick) - 03:14
25. Philippe Sarde - Escape (The Manhattan Project) - 03:22
26. Philippe Sarde - La porte de l'enfer (Rodin) - 04:12
27. Philippe Sarde - Fire on the Mountain (Lord of the Flies) - 02:49
28. Philippe Sarde - Pastorale (L'ours) - 04:49
29. Philippe Sarde - La naissance d l'amour (La Guerre du Feu) - 03:42
30. Philippe Sarde - Suite en quatre mouvements (La petite apocalypse) - 08:59

Playlist #285 vom 02.02.2020:

1. Philippe Sarde - Joshua's Trio (Joshua Then and Now) - 03:00
2. Philippe Sarde - New York (Harem) - 06:30
3. Philippe Sarde - Découverte de Caroline (Premiers Désirs) - 03:46
4. Philippe Sarde - Belle-Fille (Beau-Pere) - 04:27
5. Philippe Sarde - Demise (Ghost Story) - 04:13
6. Philippe Sarde - L'Oiseau (Ennemis Intimes) - 05:31
7. Philippe Sarde - Denouement et final (La maison assassinee) - 04:44
8. Philippe Sarde - Juillet (Fort Saganne) - 05:10
9. Philippe Sarde - Don Alfonso Escapes (Pirates) - 04:31
10. Philippe Sarde - Mon Cher Papa (La Baule - Les Pins) - 04:21
11. Philippe Sarde - Un convent abandonne (La fille d'Artagnan) - 04:15
12. Philippe Sarde - The Chess Game (Uncovered) - 04:19
13. Philippe Sarde - El Veleidoso (Dis-moi oui) - 05:42
14. Philippe Sarde - Paris-Berlin (K) - 04:52
15. Philippe Sarde - Il teatro del sol (Le bossu) - 04:10
16. Philippe Sarde - Caluire (Lucie Aubrac) - 03:36
17. Philippe Sarde - La Maison Abandonnee (Les Egares) - 03:33
18. Philippe Sarde - Retour en prison (Les deux amis) - 03:20
19. Philippe Sarde - Discours à l'ONU (Quai d'Orsay) - 04:43
20. Philippe Sarde - L'Amour Secret (Le mystère de la chambre jaune) - 03:43
21. Philippe Sarde - E la chiamano Estate: Movement II (E la chiamano Estate) - 06:43
22. Philippe Sarde - Ponette [Mouvement 1] (Ponette) - 04:32
23. Philippe Sarde - Bataille (La Princesse de Montpesier) - 04:12
24. Philippe Sarde - Shalom (Pour Sacha) - 06:44
25. Philippe Sarde - Mangeclous [Quatrième tableau] (Mangeclous) - 07:22

Mittwoch, 1. Januar 2020

Playlist #283 vom 05.01.2020 - BILL CONTI Special

Der italoamerikanische Komponist Bill Conti ist vor allem durch seine Oscar-prämierte Musik zu Philip Kaufmans biographischen Weltraum-Abenteuer „Der Stoff, aus dem die Helden sind“ (1983) und für die Oscar-prämierte Filmreihe „Rocky“ berühmt, dessen Titelsong „Gonna Fly Now“ nicht nur für einen Oscar nominiert wurde, sondern am 1. Juli 1977 auch Platz 1 der amerikanischen Musikcharts stürmte. Daneben schrieb der ebenso umtriebige wie vielseitige Komponist auch die Musik zu den vier Filmen der „Karate Kid“-Reihe, den James-Bond-Film „In tödlicher Mission“, die Fernseh-Mini-Serie „Fackeln im Sturm“ und die TV-Serien „Der Denver-Clan“, „Falcon Crest“ und „American Gladiators“.

Bill Conti wurde am 13. April 1942 in Providence, Rhode Island, in einem Haus von Liebhabern italienischer Opern geboren. Sein Vater war Konzertpianist und spielte auch in Nachtclubs, um seine Familie zu unterstützen, und es dauerte nicht lange, da folgte Bill Conti seinem Vater und nahm ebenfalls Klavierunterricht. Conti übernahm bereits im Alter von 15 Jahren den Job als Dirigent des örtlichen Orchesters und machte seinen Abschluss an der Louisiana State University, wo er Piano und Komposition studierte, und machte seinen Master an der Juilliard School of Music in New York, während er Jazz in Nachtclubs für seinen Lebensunterhalt spielte.
Seine filmmusikalische Karriere begann in Italien mit Filmen wie José María Elorrietas Krimi-Drama „Un sudario a la medida“ (1969), dem Drama „Juliette de Sade“ (1969) und dem historischen Kriegsfilm „Der Garten der Finzi Contini“ (1970), ehe er in den USA mit Paul Mazurskys Komödien-Drama „Harry und Tonto“ (1974) seinen ersten Erfolg feiern konnte. Schon zwei Jahre später wurde er durch seine Musik zum Boxer-Drama „Rocky“ (1976) weltberühmt.
Der für zehn Oscars nominierte Film von John G. Avildsen nach einem Drehbuch von Hauptdarsteller Sylvester Stallone gewann letztlich in drei Kategorien (Bester Film, Beste Regie, Bester Schnitt) und machte Stallone zum Star. Als Stallone 1978 selbst Regie zu führen begann, engagierte er Conti auch für seine Filme „Vorhof zum Paradies“ (1978), „Rocky II“ (1979), „Rocky III – Das Auge des Tigers“ (1982) und setzte auch für „Rocky Balboa“ (2006) die von Conti für frühere „Rocky“-Filme komponierte Musik ein. Mit dem „Rocky“-Erfolg ergaben sich für Conti viele weitere interessante Projekte. So arbeitete er erneut mit Paul Mazursky am Drama „Eine entheiratete Frau“ (1978) und an dem Stallone-Film „F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg“ (1978) mit.
„Der Regisseur, Norman Jewison, wollte, dass sich der Film wie eine Art Film anfühlt, der in den 40er Jahren gemacht wurde und ein großes Orchester und viel Musik hatte. Aber es war immer noch eine Geschichte von Unterdrückung und darum, dass das Thema reflektieren musste, wie jemand beharrlich dagegen vorging. Aber in der Hauptsache ging es darum, diese Filme zu rekreieren, die wir in den 40ern gemacht haben“, blickte der Komponist in einem Interview zurück.
Es folgten Filme wie „Solo mit Trompete“ (1978), „Dreamer“, „Rocky II“, „Dollarrausch“ (alle 1979), „Gloria, die Gangsterbraut“, „Schütze Benjamin“ und „Die Formel“ (alle 1980), ehe er nach der Absage von John Barry den James-Bond-Film „In tödlicher Mission“ (1981) vertonen durfte und mit dem von Sheena Easton gesungenen Titelsong „For Your Eyes Only“ erneut eine Oscar-Nominierung für den besten Filmsong erhielt.
In den 1980er Jahren schrieb Conti gleich mehrere bekannte Kompositionen, nämlich für „Der Stoff, aus dem die Helden sind“, „Karate Kid“ und die Mini-Serie „Fackeln im Sturm“, außerdem zu dem IRA-Drama „Auf den Schwingen des Todes“, das Superhelden-Abenteuer „Masters of the Universe“ und das Drama „Broadcast News – Nachrichtenfieber“ (alle 1987), schließlich für die US-Version von Luc Bessons Drama „Im Rausch der Tiefe“ und den Polit-Thriller „Verraten“ (beide 1988).
In den 1990er Jahren zählten „Blood in Blood out – Verschworen auf Leben und Tod“, „Die Abenteuer von Huck Finn“, „Der Durchstarter“ und „Die Thomas Crown Affäre“ zu seinen bekanntesten Werken, ehe Contis Fertigkeiten in den 2000er Jahren immer weniger gefragt waren. Für seine Arbeit als musikalischer Direktor bei verschiedenen Oscarverleihungen wurde er insgesamt zehn Mal für einen Emmy nominiert, gewonnen hat er diesen Preis bisher drei Mal. Am 10. November 1989 ist Bill Conti auf dem Walk of Fame mit einem Stern geehrt worden.

Filmographie:
1968: Juliette de Sade
1969: Un sudario a la medida
1970: Der Garten der Finzi Contini (Il giardino dei Finzi Contini)
1973: Heirat ausgeschlossen (Blume In Love)
1974: Harry und Tonto (Harry and Tonto)
1975: Pacific Challenge (Dokumentation)
1976: Ein Haar in der Suppe (Next Stop, Greenwich Village)
1976: Rocky
1976: Smash-Up on Interstate 5 (Fernsehfilm)
1977: Der Mann in der Todeszelle (Kill Me If You Can)
1977: Eine entheiratete Frau (An Unmarried Woman)
1977: Flotte Sprüche auf Kanal 9 (Handle with Care)
1977: Zum Leben verurteilt (In the Matter of Karen Ann Quinlan)
1978: Der große Trick (The Big Fix)
1978: Der Pirat (The Pirate)
1978: Ring of Passion (Fernsehfilm)
1978: F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg (F.I.S.T.)
1978: Mit dir in einer großen Stadt (Slow Dancing in the Big City)
1978: Solo mit Trompete (Uncle Joe Shannon)
1978: Vorhof zum Paradies (Paradise Alley)
1979: Die Verführung des Joe Tynan (The Seduction of Joe Tynan)
1979: Dollarrausch (A Man, a Woman, and a Bank)
1979: Fünf Tage bis nach Hause (Five Days from Home)
1979: Dreamer
1979: Der Agent (Goldengirl)
1979: Rocky II
1979: Sieben Stuntmänner räumen auf (The Fantastic Seven)
1980: Die Formel (The Formula)
1980: Gloria, die Gangsterbraut (Gloria)
1980: Murder Ink (TV-Serie)
1980: Schütze Benjamin (Private Benjamin)
1981: Die verrückten Nachbarn (Neighbors)
1981: Eine schöne Bescherung (Carbon Copy)
1981: Flucht oder Sieg (Victory)
1981: James Bond 007 - In tödlicher Mission (For Your Eyes Only)
1981: Falcon Crest (TV-Serie, 1 Folge)
1981: Der Denver-Clan (Dynasty, TV-Serie, 1 Folge)
1982: Bad Boys – Klein und gefährlich (Bad Boys)
1982: Champions (That Championship Season)
1982: Das Idol (Split Image)
1982: Die Pranke der Tigerin (Farrell for the People)
1982: Ich, der Richter (I, the Jury)
1982: And They Are Off
1982: Rocky III – Das Auge des Tigers (Rocky III)
1983: Emerald Point (TV-Serie, 2 Folgen)
1983: Der Stoff, aus dem die Helden sind (The Right Stuff)
1983: Marathon der Hoffnung (The Terry Fox Story)
1984: Bitte nicht heute nacht (Unfaithfully Yours)
1984: Der große Preis (The Coolangatta Gold)
1984: Die Auseinandersetzung (Mass Appeal)
1984: Karate Kid (The Karate Kid)
1984: Der Bär (The Bear)
1984: Iron Man
1984: Der Ninja-Meister (The Master, TV-Mini-Serie)
1984: Grand Canyon: The Hidden Secrets (Kurz-Dokumentation)
1985: B.I.E.R. (Beer)
1985: Die Colbys (The Colbys, Fernsehserie)
1985: Fackeln im Sturm (North and South, TV-Mini-Serie)
1985: Gotcha! – Ein irrer Trip (Gotcha!)
1986: Die Frau vom Boß (The Boss’ Wife)
1986: F/X – Tödliche Tricks (F/X)
1986: Niagara: Miracles, Myths and Magic (Kurz-Dokumentation)
1986: Karate Kid II – Entscheidung in Okinawa (The Karate Kid, Part II)
1986: Nomads – Tod aus dem Nichts (Nomads)
1986: Sterben... und leben lassen (Big Trouble)
1986: Fackeln im Sturm II (North and South Book II, TV-Mini-Serie)
1986-87: Ohara (TV-Serie, 4 Folgen)
1987: Auf den Schwingen des Todes (A Prayer for the Dying)
1987: Baby Boom – Eine schöne Bescherung (Baby Boom)
1987: Happy New Year
1987: I Love N.Y.
1987: Masters of the Universe
1987: Nachrichtenfieber – Broadcast News (Broadcast News)
1988: Hitman – Cohen & Tate (Cohen and Tate)
1988: Im Rausch der Tiefe (Le Grand bleu, US-amerikanische Version)
1988: Jimmy Reardon (A Night in the Life of Jimmy Reardon)
1988: Maybe Baby – Am Anfang war der Klapperstorch (For Keeps?)
1988: Verraten (Betrayed)
1989: Der knallharte Prinzipal (Lean on Me)
1989: Karate Kid III – Die letzte Entscheidung (The Karate Kid, Part III)
1989-93: American Gladiators (TV-Serie, 64 Folgen)
1989: Lock Up – Überleben ist alles (Lock Up)
1989: Recht, nicht Rache – Die Geschichte des Simon Wiesenthal (Murderers Among Us: The Simon Wiesenthal Story)
1989: Bionic Showdown: The Six Million Dollar Man and the Bionic Woman
1990: Ghost Dad – Nachrichten von Dad (Ghost Dad)
1990: Im Dschungel der Unterwelt (Backstreet Dreams)
1990: Powerplay (The Fourth War)
1990: Rocky V
1990: Die Operation (The Operation, Fernsehfilm)
1991: Armadillo Bears – Ein total chaotischer Haufen (Necessary Roughness)
1991: Das Duell der Meister (By the Sword)
1991: Verliebt in die Gefahr (Year of the Gun)
1991: Under Cover (Fernsehfilm)
1992: Ein Cop sieht rot (Nails, Fernsehfilm)
1992: Geschichten aus der Gruft (TV-Serie, 1 Folge)
1993: Blood in, Blood out – Verschworen auf Leben und Tod (Bound by Honor)
1993: Der Durchstarter (Rookie of the Year)
1993: Die Abenteuer von Huck Finn (The Adventures of Huck Finn)
1993. Turning Point (TV-Serien-Dokumentation)
1993: Gefangen im ewigen Eis (A Captive in the Land)
1994: 8 Seconds (8 Seconds to Glory)
1994: Der Scout (The Scout)
1994: Yellowstone (Kurz-Dokumentation)
1994: Golf: The Greatest Game (Fernseh-Dokumentation)
1994: Karate Kid IV – Die nächste Generation (The Next Karate Kid)
1995: Durchgeknallt und auf der Flucht (Bushwhacked)
1995: Whiz Kids (Ferseh-Dokumentation)
1995: Napoleon – Abenteuer auf vier Pfoten (Napoleon)
1996: Agent 00 – Mit der Lizenz zum Totlachen (Spy Hard)
1996: Angst vor Gefühlen (Entertaining Angels: The Dorothy Day Story)
1998: Leslie Nielsen ist sehr verdächtig (Wrongfully Accused)
1998: Winchell (Fernsehfilm)
1998: MacCool und der Piratenschatz (The Real Macaw)
1999: Die Thomas Crown Affäre (The Thomas Crown Affair)
1999: Inferno
2000: Eine amerikanische Tragödie – Die O.J. Simpson Story (American Tragedy)
2001: Tortilla Soup – Die Würze des Lebens (Tortilla Soup)
2002: Avenging Angelo
2002: G
2002: 2 Birds with 1 Stallone
2003: Boys on the Run
2003: The Gospel of Lou
2003: Coast to Coast (Fernsehfilm)
2004: Judas und Jesus (Judas, Fernsehfilm)
2004: Coast to Coast
2004: Letting Go (Fernsehfilm)
2006: Der Pate (Videospiel)
2006: Rocky Balboa
2008: Role Model: Gene Wilder (Fernseh-Dokumentation)
2008: Hold-Up
2009: Moonlight Blade
2010: The Perfect Game
2010: Small Town Hero
2011: Man’s Man (Kurzfilm)
2011: Two Knives
2016: Rocky Paper Scissors (Kurzfilm)
Playlist: 
1. Bill Conti - Reflections (Rocky) - 03:20
2. Bill Conti - Mademoiselle de Sade E I Suoie Vizi [4] (Mademoiselle de Sade E I Suoie Vizi) - 05:47
3. Bill Conti - Erica Leaves Saul (An Unmarried Woman) - 05:55
4. Bill Conti - Return to the Sea (Uncle Joe Shannon) - 07:40
5. Bill Conti - Motel No. 2 (Five Days From Home) - 03:01
6. Bill Conti - Glenn's Flight (The Right Stuff) - 05:08
7. Bill Conti - Tom's Home/Lonely Stroll (That Championship Season) - 03:27
8. Bill Conti - Redemption and Credits (Bad Boys) - 05:32
9. Bill Conti - End Title (Betrayed) - 03:57
10. Bill Conti - Back to the Sea (The Big Blue) - 03:17
11. Bill Conti - Main Title (A Prayer For the Dying) - 06:41
12. Bill Conti - Prison (Blood In Blood Out) - 05:56
13. Bill Conti - Paint the Fence (The Karate Kid) - 03:14
14. Bill Conti - Italian Embassy (Broadcast News) - 02:42
15. Bill Conti - The Paris Express (Escape From Victory) - 03:31
16. Bill Conti - A Black and White Ball (The Thomas Crown Affair) - 03:54
17. Bill Conti - Tough Life in Hell's Kitchen (Paradise Alley) - 04:01
18. Bill Conti - Coyote Moon/Eddie's Dream and Desert Heat (Inferno) - 05:01
19. Bill Conti - Overture (Rocky II) - 08:38
20. Bill Conti - The Slaves Want Freedom (North and South) - 02:03
21. Bill Conti - The First Time (Harry & Tonto) - 03:28
22. Bill Conti - Slow Dancing in the Big City (Slow Dancing in the Big City) - 03:05
23. Bill Conti - Hospital Room (Dreamer) - 03:31
24. Bill Conti - St. Cyril's Monastery (For Your Eyes Only) - 04:40
25. Bill Conti - The River (Rookie of the Year) - 02:07
26. Bill Conti - The Stadium (The Scout) - 08:12

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