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Sonntag, 13. Mai 2012

Playlist # 85 vom 20.05.2012 - TWICE A MAN Special

Mit Trends hat die schwedische Band Twice A Man noch nie etwas am Hut gehabt. Eher war es bislang immer so gewesen, dass Dan Söderqvist und Karl Gasleben mit ihrer Musik der Zeit immer ein wenig voraus gewesen sind. Seit etlichen Jahren tüfteln die beiden Künstler nun in multimedialen Gefilden, wovon bereits 1995 die CD-ROM-Produktion „A Line Of Moments“ ein frühes wie beeindruckendes Zeugnis ablegte. Zwar haben Twice A Man immer wieder auch konventionellere Alben mit melodiösen Song- und Ambient-Strukturen veröffentlicht, in den letzten Jahren haben sie sich aber zunehmend auf Soundtracks zu Theater-Produktionen und Künstler-Installationen fokussiert. So bietet auch ihr neues Album „Costume Area“ den Soundtrack zu Charles Korolys Installation „Korolys Kostym Drama“ im Stockholmer Dansmuseet.

Twice A Man sind 1981 in Göteborg aus der Band Cosmic Overdose hervorgegangen, die noch von so verschiedenen Einflüssen wie John Lennon, Pink Floyd, Brian Eno, Wire und anderen Acts aus den Gefilden minimalistischer Musik, Punk und New Wave geprägt war. Die „schwedische Antwort auf Human League“ spielte dunklen Electronic-Punk und mixte pulsierende Techno-Riffs mit hochsensibler Elektronik und Rhythm-Sections. Nach dem Beitritt von Keyboarder Jocke Söderqvist folgte die Umbenennung in Twice A Man, mit der auch inhaltliche Veränderungen einhergingen. Sicher waren Künstler wie Fad Gadget, Suicide und Joy Division auch noch bei Twice A Man herauszuhören, doch kamen nun spürbar eigene Elemente hinzu, vor allem die skandinavisch-melancholische Atmosphäre dunkler Winter und die Romantik nordischer Sommer.
„Wir versuchten, ein Publikum außerhalb Schwedens zu erreichen, begannen englisch zu singen und unsere Musik zugänglicher zu machen, ohne nach England hinüberzuschielen. Die schwedische Szene ist sehr klein, es existieren kaum Clubs, in denen man auftreten kann, und so muss man sich zwangsläufig, will man von der Musik leben, nach draußen orientieren.“
Mit den ersten Alben „Music For Girls“ (1982) und „The Sound Of A Goat In A Room“ (1983) experimentierte das Trio, in dem für kurze Zeit Lars Falk die Stelle von Jocke Söderqvist einnahm, mit oft tanzbaren Synthi-Pop-Strukturen, ehe mit „From A Northern Shore“ (1984) die Strukturen gefestigt und konzeptionell verarbeitet wurden.
„Die erste Seite beschäftigt sich mit Gefühlen, die sich um den ‚big bang‘ drehen, Gedanken, wie die Umwelt sich ändert, wie die Verhältnisse der Menschen untereinander sich wandeln und wie eine Gesellschaft nach dem ‚big bang‘ aussehen könnte, Gedanken, die nicht nur von Furcht geprägt sind, sondern auch eine gewisse Schönheit in dieser Angst sehen, denn neue Gedanken und Lebensformen können sich entwickeln“, resümiert Dan Söderqvist.
Nachdem „Slow Swirl“ (1985) in eine ähnliche musikalische Richtung gegangen war, folgte 1986 das überraschend eingängige Werk „Works On Yellow“, welches sich mit den Gefühlen in der postmodernen Welt auseinandersetzte und großartige Hymnen wie „Lapwing Territory“, „Back On Venus“ und „Brave New World“ präsentierte. Doch auf die kommerzielle Schiene ließen sich Twice A Man nicht festlegen. Noch im gleichen Jahr veröffentlichten sie das Konzeptalbum „Aqua Marine Drum“, das sich dem scheinbar friedfertigen, von Tang und Algen tapezierten Leben unter Wasser widmete, nachdem die Band bereits 1984 von der Gesellschaft „Center For Studies Of Whales And Dolphins“ dazu eingeladen wurde, den Song „Waterland“ zu komponieren.
1985 produzierten Twice A Man im Auftrag für das Königlich Schwedische Theater den Soundtrack zu Shakespeares Drama „Macbeth“, das durch die schwedische Theatergruppe „Teater Scharazad“ aufgeführt wurde.
1988 fanden Twice A Man mit ihrem ausgetüftelten Konzeptalbum „Driftwood“ auch außerhalb schwedischer Grenzen ein interessiertes Publikum. Zusammen mit Casper Evensen und dem englischen Künstler Richard Long haben Gasleben und Söderqvist den Versuch unternommen, die natürliche Umgebung des Menschen zu untersuchen, um mit „Sensibilität und Demut“ ein fundiertes Wissen über die Natur zusammenzutragen. Mit dem Ausdruck „Driftwood“ (Treibholz) ist hier die Situation des in der modernen Gesellschaft lebenden Menschen gemeint, der während dieser schnelllebigen Zeit stets auf unterschiedliche, meist medial vermittelte Umgebungen trifft.
„Wir bekommen unsere Informationen nicht mehr aus erster Hand, sondern durch die Medien aus zweiter Hand. Wir können nicht mehr auf die reale Welt reagieren. Du siehst dir die Natur nicht mehr direkt an, sondern durch den Fernseher. Wir möchten, dass die Leute wieder direkt auf die reale Umgebung reagieren und nicht ausschließlich den Medien lauschen.“
„Driftwood“ setzt die verschiedenen Einflüsse und kulturellen Umgebungen des Menschen auf ebenso stilistisch vielfältige Weise um, bei der sich verschiedene Songstrukturen abwechseln und ineinander übergehen. Mittendrin tauchen da auch sehr poppige Elemente auf („Crane Dance“, „Yellow Flowers“, „Kestrel Illusion“). Der ruhende Pol, um den sich alles dreht, ist eine Person, die in verschiedene Landschaften involviert ist. Ihre Reaktionen werden aus verschiedenen Blickwinkeln im Song-Rahmen erzählt. Der Titelsong handelt z.B. von einem Strand, an dem alle möglichen Gegenstände angespült wurden: Eine Flasche aus Japan, der Flügel eines Vogels, die Fetzen einer Zeitung – alles Symbole verschiedener Kulturen.
„Da gibt es einen Song auf dem Album, der einfach nur von einem Stein handelt, den man in der Hand hält und betrachtet“, erzählt Dan. „Das heißt, empfänglich zu sein für die kleinen, ursprünglichen Dinge, die nichts mit der modernen Gesellschaft und dem Leben in diesen verrückten Großstädten zu tun haben. Wir neigen dazu, diese einfachen Sachen zu vergessen.“
1988 war auch das Jahr, in dem die ehemaligen Twice-A-Man-Musiker Lars Falk und Jocke Söderqvist mit ihren Solo-Alben auf sich aufmerksam machten. Obwohl ihre Arbeit in der Band markante Spuren im künstlerischen Ausdruck hinterlassen hat, haben beide jeweils sehr eigenständige und persönliche Werke geschaffen. Gemein ist ihnen der perfektionierte Umgang mit der Elektronik und die charismatischen Vocals. Während Lars Falk auf seinem gleichnamigen Debütalbum auch tanzbare Popperlen präsentierte, ist Jocke Söderqvists „Perma Blue“ von der typisch skandinavischen Melancholie geprägt.
Mit ihrem 1990 veröffentlichten Album „The Sound Isn’t Organized Yet“ zeigten sich Twice A Man wieder von ihrer eingängigen und tanzbaren Seite. In dem Titelsong geht es aber weniger um die Unzulänglichkeiten bei der musikalischen Umsetzung von Ideen, sondern um den Identitätsverlust des einzelnen, um das an der Masse orientierte Verhalten und das Misstrauen der Menschen untereinander. Es folgten die beiden Theater-Produktionen „A Midsummernight’s Dream“ (1990) und „Figaro Thorsten Emilia“ (1992) sowie das psychedelisch-trancige Album „Trip“, das 1991 unter dem Bandnamen The Butterfly Effect erschien, ehe mit „Fungus & Sponge“ 1993 wieder ein eher konventionelles Twice-A-Man-Werk das Licht der Welt erblickte.
Karl und Dan bewahrten den Charme der "Trip"-Produktion und knüpften mit dem rhythmisch-hypnotischen Material an das 90er Album "The Sound Isn‘t Organized Yet" an. Danach setzten sich Twice A Man verstärkt mit neuen Medien auseinander, produzierten mit „A Line Of Moments“ eine CD-ROM und wirkten an weiteren Produktionen für Bühne und Film mit. Durch solch zeit- und arbeitsintensiven Projekte werden die Veröffentlichungszyklen deutlich länger.
"Theatermusik zu machen, ist ein langwieriger Prozess, den man in vielerlei Hinsicht gestalten kann", erklärt Dan, der übrigens nicht verwandt mit dem früheren Twice-A-Man-Mitglied Jocke Söderqvist ist, der nach Veröffentlichung seines grandiosen Soloalbums "Perma Blue" (1990) an Filmsounds arbeitet. "Wir haben eben einen Regisseur (Wilhelm Carlsson, Anm.d.A.), mit dem wir gerne zusammenarbeiten. Mittlerweile haben wir an sechs Stücken gearbeitet und einen Ablauf entwickelt, der gut funktioniert. Wenn Carlsson vorhat, ein Stück zu machen, und meint, unsere Musik würde dazu passen, fragt er uns, ob wir Lust dazu hätten. Wir bekommen dann das Manuskript, fangen an, es zu lesen, und versuchen, uns da wirklich hineinzudenken. Danach setzen wir uns mit Wilhelm und anderen an dem Stück Beteiligten zusammen und diskutieren, worum es in der Aufführung vor allem geht, und wie wir zusammenarbeiten wollen, damit die Musik eine Einheit mit dem Stück bildet. Das alles geschieht lange bevor die Schauspieler involviert werden, gut ein halbes Jahr vor der Premiere. Wenn wir damit anfangen, Sounds und atmosphärische Tracks aufzunehmen, schicken wir Wilhelm die Tapes nach Stockholm, worauf er die Musik kommentiert. Da gibt es selten Probleme, weil wir in vielen Dingen ähnlich denken. Nach seinem Okay beginnen wir mit dem eigentlichen Komponieren. Wir benötigen ein halbes Jahr, um uns mit dem Stück vertraut zu machen, geeignete Sounds zu finden und die Musik zu komponieren."
So weist "Figaro" im Vergleich zu früheren Theaterarbeiten einen weitaus ausgeprägteren Orchestersound auf. Obwohl sich Streicher- und Bläserklänge geradezu betörend in die Gehörgänge bohren, wurde "Figaro" nur mit elektronischem Equipment eingespielt. "‘Figaro‘ unterscheidet sich etwas von den früheren Arbeiten, die nur mit Synthesizern eingespielt worden sind, weil es sich hierbei um eine Komödie handelt", erzählt Dan. "Wir versuchten, einen neuen Weg zu finden, Musik zu machen. ‚Figaro‘ klingt mehr nach gewöhnlichen, nach akustischen Instrumenten. Wenn die Leute diese Musik hören, können sie sich vorstellen, dass wirkliche Musiker die Musik eingespielt haben, weil es der Realität sehr nahe kommt. Deshalb haben wir es ‚Nine Pieces For Virtual Orchestra‘ genannt. Wir denken aber darüber nach, einige Parts aus der Musik herauszunehmen und sie von Musikern einspielen zu lassen, um zu sehen, was mit den Sounds passiert."
Mit ihrem Album "Instru Mental" (1995) präsentierte das Duo zum einen eine Mixed-Mode-CD, dessen Audio-Teil seine soundtrackartigen Arbeiten für Film, CD-ROM und eine Dance-Performance aus den Jahren 1990 bis 1995 zusammenfasst. Als Mitglieder der Multi-Media-Formation Garfish Group haben Karl Gasleben und Dan Söderqvist mit der CD-ROM "A Line Of Moments" (Indigo) aber auch eine der zu jener Zeit fortschrittlichsten Produktionen des damals recht jungen Mediums hergestellt. "Was uns am meisten an dem Multi-Media-Gedanken fasziniert, ist die Frage, was Musik in verschiedenen Konzepten bedeuten kann. Das haben wir zuerst mit unserer Arbeit fürs Theater ausprobiert und dann auch für uns selbst mit der Multi-Media-Performance zu ‚Driftwood‘, was mehr ein Theaterstück als ein gewöhnliches Konzert war", erklärt Dan.
"Wir haben dann sehr lange für Theaterproduktionen gearbeitet und festgestellt, dass wir weit mehr tun können, dass wir die Grenzen weiter ausdehnen können. Deshalb haben wir in den letzten Jahren auch für Filme und Dance-Performances gearbeitet und schließlich an einer CD-ROM. Wir versuchen, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren, wie Musik mit visuellen Dingen zusammenarbeiten kann." 
Nachdem bereits die Live-Performance zu "Fungus & Sponge" mit Projektionen von computergenerierten Bildern und Tanzeinlagen multimediale Dimensionen angenommen hatte, sollte die 1994 von Twice A Man gegründete und aus Musikern, Grafikern, Programmierern, Designern und Photographen bestehende Garfish Group das Konzept in rein digitale Formen transformieren. Erstes Resultat dieser Bemühungen war die sowohl für Windows als auch für Mac konzipierte CD-ROM "A Line Of Moments", die den User auf faszinierende Weise durch 3-D-Landschaften der ganz besonderen Art führt. Inspiriert sowohl von den Weiten der skandinavischen Landschaften als auch von M.C. Eschers verzwickten Labyrinthen, führt die Reise durch abstrakte Cyber-Winterlandschaften, futuristische Gittergerüste, kühle Unterwasserwelten und Fabrikgelände.
"Nach dem Album ‚Fungus & Sponge‘ gingen wir im Mai 1994 auf Deutschland-Tournee. Zu dem Zeitpunkt haben wir bereits mit der CD-ROM-Produktion begonnen, d.h. mit Ideen und Konzepten innerhalb einer Gruppe, die versuchte, diese Dinge auszuarbeiten. Es war die Zeit, als die Peter-Gabriel-CD-ROM auf den Markt kam, und das war eine Sache, die uns sehr interessierte. Wir wollten Leute einladen, die Computergrafiken um Twice-A-Man-Songs herum erstellten, aber das führte zu einem Punkt, wo sich die Grafiken verselbständigten und wir letztlich die meiste Musik im Nachhinein hinzufügten, also wie ein Soundtrack zu bewegten Bildern. Es nahm gut ein Jahr in Anspruch, all die Sachen zu programmieren. Wir waren zusammen elf Leute, die daran arbeiteten, aber niemand machte das als Vollzeit-Job, sondern in seiner Freizeit. Es braucht mittlerweile etwas mehr Zeit, um verschiedene Dinge zu einem Konzept zu vereinen, aber wir haben viel durch unsere Arbeit an Filmen und Theaterstücken gelernt, was die Methode von Multi-Media-Produktionen angeht. Insofern wissen wir nicht immer, was als nächstes kommt, weil wir viele Experimente anstellen." Das trifft auch auf die Mixed-Mode-CD "Instru Mental" zu, bei der nach dem CD-ROM-Track acht instrumentale Tracks folgen, die Twice A Man zwischen 1990 und 1995 komponiert haben.
Die ersten drei, recht repetitiven Stücke "Cube", "Insect Factory" und "Path Tunnel" sind der zuvor erwähnten CD-ROM entnommen und zeigen, dass die Möglichkeiten, Musik in einer CD-ROM unterzubringen, noch etwas begrenzt sind. "Die CD-ROM ist ein relativ junges Medium und wir wissen noch nicht recht, wie man damit umgeht. Die Programme entwickeln sich ständig weiter, so dass man zwar sagen kann, dass die Möglichkeiten zur Zeit begrenzt sind, aber ich denke nicht, dass es zu einem späteren Zeitpunkt auch noch so sein wird", glaubte Dan damals. "Wir sehen das Medium als große Herausforderung. Zum jetzigen Zeitpunkt ist man noch gezwungen, viele Loops zu benutzen, weil man mit der CD-ROM noch nicht das musikalisch machen kann wie mit einer Audio-CD, da man von einem CD-ROM-Laufwerk nicht so viele Informationen pro Sekunde lesen kann, wenn gleichzeitig Animationen, Grafiken und Musik abgerufen werden. Deshalb waren wir gezwungen, die Musik auf einem niedrigeren Level zu konzipieren."
Erst sieben Jahre später legten die beiden sympathischen Schweden mit „Agricultural Beauty“ (2002) wieder ein reguläres Album vor, das mit fernöstlichen, überwiegend einschmeichelnd ruhigen und oft mit akustischen Instrumenten verzierten Klängen überrascht, nachdem allerdings auch das 93er Album „Fungus & Sponge“ erste Verweise auf fernöstliche Traditionen laut wurden.
Doch in den sieben veröffentlichungsfreien Jahren sind Twice A Man nicht untätig gewesen. So haben sie 1999 fürs Radio drei Geschichten von Edgar Allan Poe vertont und ein Jahr später das interaktive Projekt „Epipsychidion“ initiiert, das auf dem gleichnamigen, 1821 von P. B. Shelley verfassten Gedicht beruhend, dem Benutzer des Computer-Programms ermöglichte, aus den Wortfragmenten, Bildern aus der Entomology Ambient Library und Twice A Mans komponierten Klängen eigene Kunst zu kreieren. Es folgten Arbeiten fürs Kinderfernsehen und das Projekt „Transit“, bei dem Twice A Man mit sechs Künstlern aus Indien, USA, Holland, Deutschland, England und Finnland zusammenarbeiteten.
Die Idee für das neue Album resultierte aus der Bekanntschaft zum Inder Zac, der 1988 das Lichtdesign für Twice A Mans „Driftwood“-Tour besorgte. Karl besuchte Zac einige Male in Indien, wo sie eine Audio- und Videodokumentation produzierten, woraus wiederum ein Radioprogramm gestaltet werden sollte. Zac schrieb mit seiner Frau Anjum Hassan schließlich die Texte. „Wir haben versucht, Atmosphären auf den Sounds basierend zu kreieren, die Zac und Karl in Indien aufgenommen haben“, erläutert Karl, der selbst nie in Indien gewesen ist, den Produktionsprozess. „Für mich als Sänger war es großartig, mit Zacs und Anjums Texten zu arbeiten, weil sie so authentisch, manchmal sogar dokumentarisch sind. Das war eine große Herausforderung. Ich glaube nicht, dass es überwiegend um spirituelle Aspekte geht, sondern um Eindrücke vom Chaos, von der indischen Landschaft, um die vielen Stimmen, die Touristenfalle und Zacs und Anjums inneren Stimmen. Wir integrierten George Harrisons Song ‚Within You Without You‘, den ich sehr politisch finde. Dieser Song war 1967 mein erster Kontakt zur indischen Kultur.“
2008 meldeten sich Twice A Man mit „Clouds“ zurück, ein Album, das teilweise an die indischen Klänge der letzten Werke anknüpfte, sich aber insgesamt wieder experimenteller und aufgeschlossener präsentierte, ehe sie mit „Icicles“ 2010 wieder zu ihren Ursprüngen zurückkehrten, indem sie über die skandinavischen Landschaften meditierten.
Nun kreierten Twice A Man die Musik zu einer Installation des schwedischen Künstlers und Kostümdesigners Charles Koroly, mit dem die Band seit vielen Jahren an verschiedenen Projekten zusammengearbeitet hat, meist an Theaterstücken, aber auch an Radiospielen und Ausstellungen. Als das Stockholmer Tanzmuseum Koroly einlud, eine Installation mit seinen Kostümen zu machen, wurden Twice A Man mit der musikalischen Untermalung beauftragt.
„Es war aufregend, Ambient-Musik zu kreieren, durch die man sich bewegen kann. Und die Installation mit all den Kostümen wurde wunderschön und war sehr inspirierend“, beschreibt Karl Gasleben die Arbeit an dem Projekt. Er analysiert auch den Unterschied der Arbeit an einem zweckgebundenen Projekt und einem regulären Song-Album. „Bei der Arbeit an der Musik für Filme und Installationen kommt das Konzept von jemand anderem und wir sind nur Teil eines größeren Teams, aber oftmals entwickeln sich kleine Stücke aus der Theatermusik zu einem Stück auf einem Album oder zu etwas anderem.“
Momentan arbeiten Twice A Man an einer neuen Aufführung von Shakespeares „A Midsummer Night’s Dream", die am 19. Juli ihre Premiere feiert, allerdings mit neuem Regisseur und anderem Blickwinkel. Außerdem sind ein neues Ambient-Album und Konzerte mit anderen Musikern geplant.

Diskographie:
1982: Music for Girls
1983: The Sound OF A Goat In A Room
1984: From a Northern Shore 1985: Slow Swirl
1986: Works on Yellow
1986: MacBeth
1987: Aqua Marine Drum
1988: Collection of Stones (Selected Works 82-87)
1988: Driftwood
1990: The Sound Isn't Organized Yet
1990: A Midsummernight's Dream
1992: Figaro Thorsten Emilia
1993: Fungus & Sponge
1995: A Line Of Moments (CD-ROM)
1995: Instru Mental
2002: Agricultural Beauty
2008: Clouds
2010: Icicles
2012: Costume Area
Playlist:
1 Twice A Man - Excerpt (Costume Area) - 07:30
2 Twice A Man - Tribal Ways (Slow Swirl) - 06:45
3 Twice A Man - Thread (Music For Girls) - 04:00
4 Twice A Man - Lapwing Territory (Works On Yellow) - 04:17
5 Twice A Man - Plan F (Slow Swirl) - 04:00
6 Twice A Man - The Crown (Macbeth) - 04:24
7 Twice A Man - Seduction In Church (Emilia) - 03:05
8 Twice A Man - Lady Macbeth (Macbeth) - 04:05
9 Twice A Man - The Sun And The Moon (A Midsummernight's Dream) - 05:33
10 Twice A Man - Warmusic (Macbeth) - 03:38
11 Twice A Man - Orion Nebula (OBAFGKM) - 07:33
12 Twice A Man - The Dance Of Oberon And Titania (A Midsummernight's Dream) - 03:12
13 Twice A Man - Eastern Seaboard (Instru Mental) - 07:50
14 Twice A Man - South Of India (Kula World) - 03:59
15 Twice A Man - Driftwood (Driftwood) - 04:51
16 The Butterfly Effect - People Without Gravity (Trip) - 04:57
17 Twice A Man - Being In Light (Fungus & Sponge) - 06:18
18 Twice A Man - Blue Evening (Agricultural Beauty) - 03:50
19 Twice A Man - Senegal (The Sound Isn't Organized Yet) - 03:41
20 Twice A Man - Tranquil Moonlit Lake (Icicles) - 05:29
21 Twice A Man - Skylark (Clouds) - 04:17
22 Twice A Man - Ocean (Instru Mental) - 07:02
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Dienstag, 1. Mai 2012

Playlist # 84 vom 06.05.2012 - ROBERT RODRIGUEZ Special

Der US-amerikanische Regisseur Robert Rodriguez hat sich mit seiner aus „El Mariachi“ (1992), „Desperado“ (1995) und „Irgendwann in Mexico“ (2002) bestehenden „Mexico“-Trilogie ebenso wie sein Freund und Kollege Quentin Tarantino („Reservoir Dogs“, „Pulp Fiction“) als Erneuerer des sogenannten „Grindhouse“-Kinos etabliert und mit dieser mexikanischen Antwort auf Sergio Leones legendärer „Dollar“-Trilogie ebenso als einzigartiger Filmemacher etabliert. Dabei sah es zunächst so aus, als würden seine schlechten Noten im Grundstudium an der University of Texas eine Karriere beim Film verhindern. Doch der Gewinn eines lokalen Filmfestivals, an dem Rodriguez mit einem kurzen Videofilm teilnahm, ermöglichte ihm die nachträgliche Aufnahme für das Filmstudium.

Schon mit seinem ersten auf 16mm gedrehten Kurzfilm „Bedhead“ konnte er 1991 etliche Filmpreise abräumen, noch im gleichen Jahr ließ er mit „El Mariachi“ seinen ersten, ebenfalls auf 16mm gedrehten Langfilm folgen. Wie er in seinem Buch „Rebell Without A Crew: Or How A 23-Year-Old Filmmaker With 7.000 $ Became A Hollywood Player” ausführlich über die Entstehung des Films beschrieb, lieh er sich die Kamera, verpflichtete Freunde und Bekannte als Schauspieler und kam so mit einem minimalen Budget von 7000 Dollar aus, von denen er sich 3000 Dollar als Teilnehmer bei Medikamenten-Tests verdient hatte. Außerdem fungierte er als Drehbuchautor, Cutter, Produzent, Komponist und Regisseur in Personalunion.
Entsprechend trashig wirkt der Film um einen Mariachi, der einer Verwechslung zum Opfer fällt und für einen Killer gehalten wird, auch im Look, doch sind sich die Kritiker einig, dass hier ein äußerst vielversprechender Regisseur seine Visitenkarte abgegeben hat.
Rodriguez zeigt hier erstmals, welche Talente er besitzt. Sowohl rasant als auch lustig kommt sein Erstlingswerk daher und wurde mit Recht von Columbia aufgekauft. Insgesamt handelt es sich bei ‚El Mariachi‘ um einen unverbrauchten, gut inszenierten und spaßigen Film. Sicherlich gibt es viele kleine Produktionsfehler und der Look besticht nicht durch seine Professionalität, doch umso mehr erfreut die Stimmung. Die Story lebt von dem Mafiaambiente in der mexikanischen Kleinstadt und der großartigen Kulisse, den coolen Einfällen von Rodriguez, die oft aus der Not entstanden, aber dennoch seine Kreativität und Stilsicherheit beweisen“, befindet Christian Eggert auf filmstarts.de. Zwar versuchte Rodriguez zunächst erfolglos, seinen in Ciudad Acuña gedrehten Film an spanischsprachige Videoverleiher in den USA an den Mann zu bringen, doch dann fand er in Columbia Pictures ein Studio, das ihm zunächst eine Kinoverwertung von „El Mariachi“, dann eine Art Remake/Sequel finanzierte, nachdem Rodriguez mit seinem Debüt 1993 beim Sundance Film Festival den Preis des Publikums erhalten hatte.
Mit „Desperado“ konnte Rodriguez dann zeigen, wie seine Ideen mit einem adäquaten Budget so richtig zünden können. Mit einer prominenten Besetzung, in der Antonio Banderas und Salma Hayek knisternde Erotik auf die Leinwand bringen, und Gastauftritten von Steve Buscemi und Quentin Tarantino, die für herzhafte Lacher sorgen, bietet „Desperado“ ein Action-Feuerwerk mit viel Blei, Blut, Explosionen, coolen Sprüchen und nackter Haut.
‘Desperado‘ lässt sein Publikum in Erinnerungen schwelgen. Erinnerungen an Sam Peckinpahs dreckige Männerfilme, an die blutigen Pistolenballetts John Woos und an Sergio Leones Spaghettiwestern. Jedem Atemzug merkt man diese prägenden Einflüsse an. Ebenso ist jeder Szene abzulesen, dass Robert Rodriguez seine Hausaufgaben erledigt hat. Mit verwegenen Kamerawinkeln und stilvollen Schnitten sorgt dieser vor allem in den zahlreichen Actionszenen für eine feurig-dynamische Inszenierung. Immer wieder lässt der Mariachi hitzige Explosionen hinter sich und kämpft sich durch wahre Scharen an Widersachern. Der Gewaltpegel wird wie in den Filmen Peckinpahs hoch gehalten. Mehrfach muss sich der Mariachi seine Wunden von der bezaubernden Bibliothekarin Carolina (Salma Hayek) nähen lassen. Für seine Gegenüber kommt hingegen jede Hilfe zu spät. Jedoch muss man Rodriguez trotz des exzessiven Waffeneinsatzes zugestehen, dass er die blutigen Auseinandersetzungen stets mit einem leichten Augenzwinkern inszeniert“, urteilt Jens Hamp auf filmstarts.de
Bevor sich Rodriguez aber an den Abschluss seiner Mexican-Western-Trilogie machte, inszenierte er 1996 mit „From Dusk Till Dawn“ einen überdrehten Vampir-Splatter-Horror-Spaß, bei dem Tarantino diesmal sogar die Hauptrolle übernahm.
Rodriguez und Autor Quentin ‚Pulp Fiction‘ Tarantino werden ihrem Ruf als Hollywoods talentierteste Bösewichter gerecht und tun, was sie sollen, nämlich Verbotenes im Rahmen des Erlaubten. Aber dann überqueren die Geckos mit Papa Fuller samt Tochter und Sohn als Geiseln die mexikanische Grenze, und fortan leisten sich Rodriguez und Tarantino all das, was im Kino nicht mal die bad guys mehr dürfen. Sie spicken die Dialoge mit sämtlichen zensurverdächtigen Four-letter-words (unbedingt die Originalfassung anschauen!). Sie demolieren ein gutes Dutzend amerikanischer Heiligtümer: Vietnam, Jurassic Park, Baseball und das Kruzifix, um nur die wichtigsten zu nennen. Und sie wechseln, exakt zur Halbzeit, unwiderruflich das Genre: Der Gangsterfilm mutiert zum Horror-Splattermovie. Die Geckos und die Fullers landen im ‚Titty Twister‘, einer Truckerund Biker-Bar, die sich als aztekische Vampir-Hölle entpuppt. Ein Alptraum, dem nur entrinnt, wer genug Gruselfilme gesehen hat, um zu wissen, was gegen Blutsauger hilft“, heißt es in der Rhein-Zeitung.
Dem Horror-Genre blieb Rodriguez auch mit seinem nächsten Film „The Faculty – Trau keinem Lehrer“ treu, doch statt des üblichen Teenie-Splatter-Horrors präsentierte der Filmemacher eine durchgeknallte Mixtur aus dem Teenie-Drama „Breakfast Club“ und dem Alien-Horror „Invasion der Körperfresser“.
„Das Kult-Duo Robert Rodriguez und Kevin Williamson, Autor von ‚Scream‘, schuf einen durchaus subtilen, intelligenten Horrorfilm, der nicht nur technisch makellose Schockeffekte vorführt, sondern auch den Alptraum der Pubertät trefflich persifliert. Neben Stars wie Salma Hayek (‚Wild Wild West‘), Famke Janssen (‚GoldenEye‘) oder Robert Patrick (‚Terminator 2‘) überzeugt auch das junge Darsteller-Ensemble um Elijah Wood (‚Deep Impact‘) restlos. Ein von einem trendigen Crossover-Soundtrack (Garbage, Rage Against The Machine) angetriebener, effektiver Schauer-Thriller“, schrieb die VideoWoche dazu.
Überraschend familienfreundlich, gewaltfrei und überaus erfolgreich erwiesen sich 2001, 2002 und 2003 die drei „Spy Kids“-Filme, in denen Rodriguez Kinder einen Crashkurs im Agenten-Einmaleins absolvieren und gegen allerlei Bösewichter die Welt retten lässt. Für den Filmfreak läuterten diese Family-Entertainment-Werke den Start der digitalen Ära ein, denn fortan drehte er alle Filme auf dem HDCAM-System.
Richtig großes Kino präsentierte Rodriguez allerdings erst wieder mit „Sin City“, einer auf mehreren Ebenen angelegten, der düsteren Comic-Vorlage von Frank Miller allen Respekt erweisenden Gewaltorgie in Schweiß-Weiß-Rot. Bis in die Nebenrollen hinein großartig besetzt handelt „Sin City“ von mehreren Versuchen der Guten, das Böse in Schach zu halten – mit wechselhaftem Erfolg. Da schnappt sich der Polizist Hartigan (Bruce Willis) einen Tag vor seiner Pensionierung den mordenden Kinderschänder Roark jr. (Nick Stahl) und schießt ihn nieder, handelt sich aber so den Zorn seines korrupten Partners Bob (Michael Madsen) und Senator Roark (Powers Boothe) ein. Währenddessen findet der entstellte Muskelprotz Marv (Mickey Rourke) nach einer Liebesnacht mit der hübschen Goldie (Jamie King) seine Geliebte ermordet in seinem Bett wieder und macht sich auf die Suche nach den Verantwortlichen, die ihn auf die abgelegene Farm des durchgeknallten Kevin (Elijah Wood) führt. Und Dwight (Clive Owen) will die von Gail (Rosario Dawson) angeführten Mädchen in Old Town – die Kellnerin Shellie (Brittany Murphy), die Prostituierte Becky (Alexis Bledel) und die Schwertkämpferin Miho (Devon Aoki) – vor dem Gangster Jack (Benicio Del Toro) und schließlich vor den Cops beschützen, nachdem Jack ins Gras beißen musste und als Cop enttarnt wurde. Rodriguez bleibt in der Verfilmung der Comic-Vorlage gerade bei der Inszenierung ganz nah am Original, so dass “Sin City” wie ein lebendig gewordener Comic wirkt und geschickt verschiedene symbolträchtige Farben in das düstere Schwarz-Weiß-Panorama einstreut.
Für Frank Mehring (Film-Dienst) ist „Sin City“ ein „postmoderner Mix aus Straßenkreuzern der 1950er-Jahre und zeitgenössischen Mercedes oder Ferraris, aus Femmes fatales der klassischen Tonfilm-Ära und fetischistischen Dominas der britischen Punkszene, aus Samurai-Schwertern und hochmodernen Handfeuerwaffen kennzeichnen das Filmgebilde als Rhapsodie der entfesselten Fantasie. So entsteht mit Mitteln der digitalen Videoproduktion ein großer Kinofilm, der die Grenzen zwischen Pulp, Pop und Pop Art verwischt. Das Ergebnis zeugt von Mut, Eigenständigkeit und dem Willen, Erzählstrukturen jenseits der Konventionen auszutesten. Mit seiner Transferleistung vom Comic zum Film avanciert Rodriguez quasi zum Roy Lichtenstein der Filmkunst."
Und Andreas Borcholte fasst in seiner Rezension auf Spiegel Online zusammen:
Frank Millers Exzesse aus spritzenden Blutfontänen und abgerissenen, manchmal abgenagten Gliedern finden sich originalgetreu auf der Leinwand wieder. Erträglich wird dies nur durch die völlige Abstraktion: Das Blut fließt in strahlendem Weiß, Kugeln durchdringen Körper ohne Effekt. Die Helden müssen sich immer wieder aufraffen, dürfen nicht sterben, bis ihre Mission erfüllt und Erlösung in Sicht ist. So kompromisslos und virtuos wurde Gewalt im amerikanischen Kino schon lange nicht mehr inszeniert. Rodriguez, der sich mit Bleigewitter-Opern wie ‚From Dusk till Dawn‘ und ‚Desperado‘ einen Namen gemacht hat, zieht eine Linie von Sam Peckinpah (‚Getaway‘) über Martin Scorsese bis zu seinem Vorbild Tarantino, der auch eine Szene in ‚Sin City‘ drehen durfte. So ist ‚Sin City‘ in seiner episodischen Struktur, seiner bis ins Absurde stilisierten Gewalt und seinem haarsträubendem Humor ‚Pulp Fiction‘ in Vollendung - ein grandioses Stilexperiment von Cineasten für Cineasten. Alles, ob Action, Horror oder Gewalt, hat hier nur einen einzigen Zweck: sich selbst zu zelebrieren. Echter Schmerz, spürbares Leid finden sich nur in jenen vereinzelten Farbtupfern wieder: Manchmal dürfen die harten Kerle auch rotes Blut vergießen. Kein Subtext und keine Moral verbergen sich unter dieser ebenso brillanten wie oberflächlichen Inszenierung. Alles ist eins zu eins an ‚Sin City‘: die Botschaft ist das Bild.“ 
Und wie bei den „Spy Kids“-Filmen teilt sich Rodriguez die Komponisten-Credits mit zwei vertrauten Namen: John Debney („Predators“) und Graeme Revell („From Dusk Till Dawn“). Die beiden Sequels zu „Sin City“ sollen nun ab 2012 auf der Leinwand zu sehen sein. Die Wartezeit verkürzte Rodriguez bis dahin mit dem Double-Feature „Grindhouse“, das er mit seinem Busenfreund Tarantino realisierte.
Unter Grindhouses verstand man vor allem während der späten 60er und frühen 70er in den USA Kinos, die billig produzierte Filme für Erwachsene aus unterschiedlichen Genres zeigten und den Zuschauern für den Preis einer Kinokarte gleich zwei Filme präsentierten. In dieser Tradition inszenierte das Duo Rodriguez/Tarantino die Grindhouse-Neuauflage als dreistündigen Trip in die cineastische Vergangenheit, stilecht unterbrochen von Trailern zu fiktiven Horror- und Exploitation-Produktionen. Neben Tarantinos genialen „Death Proof“ fällt Rodriguez‘ „Planet Terror“ etwas ab, aber wie die zeitweilige Rodriguez-Verlobte Rose McGowan mit ihrer Maschinengewehr-Beinprothese mit ihrer Crew gegen Zombies vorgeht, macht schon Laune.

„Nicht nur Fans der Splatter-Orgie 'From Dusk till Dawn' dürften Rodriguez’ Ideenreichtum (MG-Prothese) und dessen organischer Mix aus alten und neuen Story-Elementen goutieren. So vermischt er in 'Planet Terror' moderne Bedrohungsszenarien wie die gerade von der US-Regierung geschürte Angst vor chemischen und biologischen Waffen (Irakkrieg?) mit Zitaten an die Zombie-Klassiker eines Lucio Fulci und George A. Romero. Die bewusst überzeichnete Action mit ihren nicht weniger grotesken Gore-Einlagen erlaubt einem kaum eine Atempause. Greg Nicotero – der neue Star unter den Make up-Künstlern und ein enger Freund des legendären hier in einer Gastrolle anzutreffenden Tom Savini – lässt genüsslich das Blut über die Leinwand spritzen, Schädel spalten, und Gedärme herausreißen, alles aber mit einem unübersehbaren Augenzwinkern“, kommentiert Marcus Wessel auf programmkino.de.
Mit seinem Film „Machete“ kehrte Robert Rodriguez wieder zu einem typisch mexikanischen Thema zurück. War es in seiner „Mexico“-Trilogie noch der Kampf eines Mariachis gegen skrupellose Gangsterbosse, geht es in „Machete“ um die rigide Einwanderungspolitik der USA und das Leiden der mexikanischen Immigranten. Nachdem Drogenboss Torrez (Steven Seagal) Machetes (Danny Trejo) Frau vor seinen Augen brutal getötet hatte, hängte der Bundesagent seinen Job an den Nagel und hält sich drei Jahre später mit Gelegenheitsarbeiten an der mexikanisch-amerikanischen Grenze über Wasser. Da kommt ihm der Auftrag des resoluten Geschäftsmannes Booth (Jeff Fahey) gerade recht, für 150.000 Dollar den strikt gegen Immigranten vorgehenden Senator McLaughlin (Robert De Niro) auszuschalten. Erst zum Zeitpunkt des Attentats merkt Machete, dass er hereingelegt worden ist und nun von den Behörden als Attentäter gesucht wird. Doch mit der Hilfe von „She" (Michelle Rodriguez), die ein gigantisches Netzwerk von mexikanischen Einwanderern aufgebaut hat, und der Bundesagentin Sartana (Jessica Alba), die ihren Sinn für Gerechtigkeit entdeckt, macht sich Machete auf einen blutigen Rachefeldzug … Mit „Machete“ liefert Robert Rodriguez seinem Publikum genau das, was es erwartet, nämlich ein Festival aus enthaupteten, erschossenen und verstümmelten Leichen, coolen Sprüchen und wohlgeformten Titten. Und mit Hackfresse Danny Trejo („From Dusk Till Dawn“, „Heat“) hat Rodriguez auch den perfekten Racheengel gefunden, der mit seiner bevorzugten Waffe alles niedermetzelt, was sich ihm auf dem Weg zu seiner Genugtuung querstellt. Michelle Rodriguez („Planet Terror“) und Jessica Alba („The Eye“) sorgen für die nötigen weiblichen Reize. Bemerkenswert sind aber vor allem die weiteren männlichen Haupt- und Nebenrollen besetzt – sowohl Robert De Niro als ultra-rechter Politiker als auch Steven Seagal in seiner ungewohnten Rolle als Bösewicht sorgen für amüsante Szenen, ohne dabei glänzen zu können. Das gilt auch für Lindsay Lohan („Freaky Friday“), die als drogensüchtige Tochter des undurchsichtigen Senator-Beraters gleich in mehrere Rollen schlüpft und auch ordentlich nackte Haut zeigen darf. Bei dem ganzen Gemetzel tritt die eigentlich Story fast in den Hintergrund, aber sie wird doch konsequent genug erzählt, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Aber es macht vor allem einfach Spaß, Danny Trejo so cool und stoisch den Bösewichtern das Handwerk legen zu sehen. Und wenn der Abspann kein Scherz ist, darf sich das Publikum noch auf zwei Fortsetzungen freuen …
„Was ‚Machete‘ weit über den üblichen Actionschrott erhebt, ist die coole, ironisch gebrochene Inszenierung und der Mut des Regisseurs, seine Darsteller konsequent gegen den Strich zu besetzen. Darüber hinaus überrascht der politische Subtext: Wenn ein reaktionärer US-Senator (Robert de Niro) mit dem Anführer einer faschistoiden Bürgerwehr (Don Johnson) nächtens auf Immigrantenjagd geht oder in Wahlkampfspots die Überfremdungsgefahr Amerikas in 'Stürmer'-Bildsprache beschworen wird, erscheint das angesichts aktueller Entwicklungen nur wenig überzeichnet. Zudem erweitert ‚Machete‘ durchaus den Begriff des Latino-Helden. Trejos genüsslich zelebrierter Virilität steht eine rührende Altmännerträgheit gegenüber: Selbstredend verfallen ihm alle wunderschönen Heroinen, verkörpert von Schauspielerinnen, die Trejos Töchter sein könnten. Doch Michelle Rodriguez (32), Jessica Alba (29) und Lindsay Lohan (24) lassen sich nicht einfach flachlegen, sondern nehmen sich den an Leib und Seele versehrten Recken – der dann allerdings, so viel Machismo muss schon sein, nach durchvögelter Nacht auf erschöpfte Frauenleiber blicken darf“, findet Jörg Wunder im Tagesspiegel
Ebenso wie bei Quentin Tarantino besitzt für Rodriguez die Musik in seinen Filmen einen besonderen Stellenwert. Abgesehen von mexikanischen Bands wie Los Lobos und Tito & Tarantula (unvergessen ihr „After Dark“ aus „From Dusk till Dawn“), die immer wieder auf den Soundtracks zu seinen Filmen zu finden sind, hat Rodriguez oft mit den Hollywood-Komponisten John Debney und Graeme Revell zusammengearbeitet und schließlich 2003 die Band Chingon gegründet, um mit ihr Songs für den Film „Irgendwann in Mexico“ aufzunehmen. Sie sind mit dem Stück "Malagueña Salerosa" nicht nur auf der Compilation „Mexico and Mariachis“ zu finden, die Musik aus der „Mariachi“-Trilogie enthält, sondern auch auf Tarantinos „Kill Bill Vol. 2“-Soundtrack. 2004 veröffentlichten sie ihr Debütalbum mit dem passenden Titel „Mexican Spaghetti Western“. Chingon steuerten den Track „Cherry’s Dance Of Death“ zum „Planet Terror“-Soundtrack bei und komponierten schließlich die Filmmusik zu „Machete“. Wie Robert Rodriguez die Musik zu seinen Filmen aussucht und kreiert, ist auf diesem interessanten Video zu sehen:

Momentan ist Rodriguez mit dem bereits vierten Teil seiner familienfreundlichen “Spy Kids”-Reihe in den Kinos vertreten, der wieder alle Vorzüge des 3D-Kinos und der CGI-Technik ausspielt. Allerdings ist das knallbunte Action-Spektakel mit ausgefallenen Kampfeinlagen und unzähligen Verfolgungsjagden wenig spannend ausgefallen. Aufregender dürfte da das „Sin City“-Sequel ausfallen, das noch für dieses Jahr angekündigt ist.

Filmographie: 
1991: Bedhead (Kurzfilm)
1992: El Mariachi
1994: Bad Boys Never Die (Originaltitel: Roadracers)
1995: Desperado
1995: Four Rooms ( Episode „The Misbehavers“)
1996: From Dusk Till Dawn
1998: 10 More Minutes... Anatomy of a Shootout
1998: 10 Minute Film School
1998: Faculty – Trau keinem Lehrer
2001: Spy Kids
2002: Spy Kids 2 – Die Rückkehr der Superspione
2003: Del Castillo: Live
2003: Spy Kids: Mission 3-D
2003: Irgendwann in Mexico
2004: Ten Minute Flick School: Fast, Cheap and in Control
2004: Ten Minute Cooking School: Puerco Pibil
2004: Inside Troublemaker Studios
2004: Ten Minute Film School: Big Movies Made Cheap
2005: Sin City
2005: Die Abenteuer von Sharkboy und Lavagirl
2007: Grind House: Planet Terror
2010: Machete
2011: Spy Kids 4D
Playlist: 
1 Tito & Tarantula - Strange Face Of Love (Desperado) - 05:50
2 Marcos Loya - Yo Te Quiero (Once Upon A Time In Mexico) - 03:48
3 Los Lobos - Canción Del Mariachi (Desperado) - 02:05
4 Chingon - Se Me Paro (Mexican Spaghetti Western) - 03:27
5 Dire Straits - Six Blade Knife (Desperado) - 04:33
6 Tito & Tarantula - Back To The House That Love Built (Desperado) - 04:40
7 Chingon - Fidel Del Oeste (Mexican Spaghetti Western) - 05:33
8 Juno Reactor - Pistolero (Once Upon A Time In Mexico) - 03:37
9 Los Lobos - Bucho's Gracias (Desperado) - 03:57
10 Chingon - Severina (Mexican Spaghetti Western) - 03:01
11 Tonto's Giant Nuts - Sand's Theme (Once Upon A Time In Mexico) - 03:25
12 Carlos Santana - Bella (Desperado) - 04:29
13 Salma Hayek - Siente Mi Amor (Once Upon A Time In Mexico) - 04:24
14 Los Lobos - Mariachi Suite (Desperado) - 04:20
15 The Blasters - Dark Night (From Dusk Till Dawn) - 03:47
16 Graeme Revell - Richie, Will You Do Me A Favor? (From Dusk Till Dawn) - 02:21
17 Graeme Revell - Sex Machine Attacks (From Dusk Till Dawn) - 01:22
18 Chingon - Cherry's Dance Of Death (Planet Terror) - 03:26
19 Tito & Tarantula - Angry Cockroaches (From Dusk Till Dawn) - 05:13
20 Robert Rodriguez - Grindhouse Main Titles (Planet Terror) - 04:13
21 Tito & Tarantula - After Dark (From Dusk Till Dawn) - 04:20
22 Robert Rodriguez - The Grindhouse Blues (Planet Terror) - 03:10
23 Combustible Edison - Antes de Medianoche (Four Rooms) - 02:45
24 Garbage - Medication (The Faculty) - 04:07
25 Marco Beltrami - The Faculty: Extra Credit (The Faculty) - 02:55
26 Flick - Maybe Someday (The Faculty) - 03:48
27 Danny Elfman - Suite (Spy Kids) - 04:18
28 John Debney - Spy Ballet (Spy Kids 2) - 03:51
29 Robert Rodriguez - End Titles (Sin City) - 03:16
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Soundtrack Adventures with Robert Rodriguez at Radio ZuSa by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Donnerstag, 19. April 2012

Playlist # 83 vom 22.04.2012 - RACHEL PORTMAN Special

Die britische Komponistin Rachel M. Portman zählt zu den ganz wenigen Frauen, die sich in der Männer-dominierten Filmmusikszene einen Namen machen konnte und als erste Frau einen Oscar für die beste Filmmusik gewann. Mit ihren letzten Arbeiten zu Filmen wie „Die Herzogin“, „Alles, was wir geben mussten“ und „Bel Ami“ hat sie einmal mehr ihre Vielseitigkeit unter Beweis gestellt.

Die am 11. Dezember 1960 in West Sussex geborene Portman fing bereits im zarten Altern von vierzehn Jahren zu komponieren an. An der Oxford University machte sie nicht nur ihren Abschluss in Klassischer Musik, Komposition und Orchestration, sondern interessierte sich zunehmend dafür, Musik für Studentenfilme und Theaterproduktionen zu schreiben. 1982 komponierte sie beispielsweise die Musik zum Studentenfilm „Privileged“ mit Hugh Grant in der Hauptrolle. Portman arbeitete anschließend für BBC und Channel 4, wo sie wichtige Erfahrungen mit dem Dreiteiler „Orangen sind nicht die einzige Frucht“, Mike Leighs „Four Days in July“ und Jim Hensons „Storyteller“-Serie sammelte.
1988 gewann Portman den vom britischen Filminstitut verliehenen Young Composer Of The Year-Award, bevor sie 1992 mit ihrem gefühlvollen Score zu Beeban Kidrons “Die Herbstzeitlosen” den Durchbruch in den USA schaffte. Nachdem sie 1997 ihren ersten Musik-Oscar® für die Jane-Austen-Adaption „Emma“ bekommen hatte, wurde sie für zwei weitere Literaturverfilmungen – John Irvings „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ und Joanne Harris‘ „Chocolat“ – erneut nominiert.
Zu den Filmemachern, mit denen die sympathische Britin bislang zusammenarbeiten durfte, zählen illustre Namen wie Roman Polanski („Oliver Twist“), Norman Jewison („Only You“), Robert Redford („Die Legende von Bagger Vance“) und Jonathan Demme („Beloved“, „Der Manchurian-Kandidat“).
Neben ihren bemerkenswerten Arbeiten für den Film komponierte Portman auch ein Musical, eine Oper über Saint Exuperys Klassiker „Der kleine Prinz“ und eine dramatische Chor-Sinfonie, die von BBC Prom Concerts in Auftrag gegeben wurde.
„Ich habe immer die Herausforderungen geliebt, und wenn es nicht darum ging, meine komfortable Zone zu verlassen, um Musik für einen gruseligen Film wie ‚Der Manchurian Kandidat‘ zu schreiben, dann musste ich meine Fühler in die klassische Welt ausstrecken, um eine Oper zu schreiben“, sagt die Komponistin. „Ich wollte einfach meinen Erfahrungsschatz erweitern. Ich habe wirklich viel gelernt, und es ist interessant, wie es mich über Filme fühlen lässt. Es hat dazu geführt, dass ich das Medium Film mehr liebe und bewundere als je zuvor.“

Filmographie:
1982: Privileged
1984: Verletzte Gefühle (Reflections)
1987: 90 Degrees South
1990: Life is Sweet
1991: Engel und Narren (Where Angels Fear to Tread)
1991: Antonia and Jane
1992: Rebecca's Töchter (Rebecca's Daughters)
1992: Die Herbstzeitlosen (Used People)
1993: Ethan Frome
1993: Benny und Joon (Benny & Joon)
1993: Töchter des Himmels (The Joy Luck Club)
1993: Eine Freundschaft (Friends)
1994: Krieg der Knöpfe (War of the Buttons)
1994: Verführung der Sirenen (Sirens)
1994: Nur für Dich (Only You)
1994: Willkommen in Wellville (The Road to Wellville)
1995: Brennende Liebe (A Pyromaniac's Love Story)
1995: Smoke
1995: To Wong Foo, thanks for Everything, Julie Newmar (To Wong Foo Thanks for Everything, Julie Newmar)
1995: Palookaville
1996: Die Legende von Pinocchio (The Adventures of Pinocchio)
1996: Jane Austens Emma (Emma)
1996: Marvins Töchter (Marvin's Room)
1997: In Sachen Liebe (Addicted to Love)
1997: Die Schöne und das Biest: Weihnachtszauber (Beauty and the Beast: The Enchanted Christmas)
1998: Verliebt in Sally (Home Fries)
1998: Menschenkind (Beloved)
1999: Ganz normal verliebt (The Other Sister)
1999: Ratcatcher
1999: Gottes Werk und Teufels Beitrag (The Cider House Rules)
2000: The Closer You Get
2000: Die Legende von Bagger Vance (The Legend of Bagger Vance)
2000: Chocolat – Ein kleiner Biss genügt (Chocolat)
2001: The Emperor's New Clothes
2002: Das Tribunal (Hart's War)
2002: Die Wahrheit über Charlie (The Truth About Charlie)
2002: Nicholas Nickleby
2003: Der menschliche Makel (The Human Stain)
2003: Mona Lisas Lächeln (Mona Lisa Smile)
2004: Der Manchurian Kandidat (The Manchurian Candidate)
2005: Winn Dixie – Mein zotteliger Freund (Because of Winn-Dixie)
2005: Oliver Twist (Oliver Twist)
2006: Das Haus am See (The Lake House)
2006: Infamous
2008: Eine für 4 – Unterwegs in Sachen Liebe (The Sisterhood of the Traveling Pants 2)
2008: Die Herzogin (The Duchess)
2009: Grey Gardens
2010: Alles, was wir geben mussten (Never let me go)
2011: Zwei an einem Tag (One Day)
2012: Für immer Liebe (The Vow)
2012: Bel Ami (mit Lakshman Joseph de Saram)
Playlist:
1 Rachel Portman - It's Not Enough To Be Loved (Bel Ami) - 05:06
2 Rachel Portman - End Titles (A Pyromaniac's Love Story) - 03:26
3 Rachel Portman - Battle Of Bunduff Castle (War Of The Buttons) - 07:32
4 Rachel Portman - Vesuvia's Feast (Great Moments In Aviation) - 04:36
5 Rachel Portman - Main Titles (Nicholas Nickleby) - 05:35
6 Rachel Portman - The Road To The Workhouse (Oliver Twist) - 03:07
7 Rachel Portman - The Coles' Party (Emma) - 03:11
8 Rachel Portman - Main Titles (Chocolat) - 03:08
9 Rachel Portman - Do You Love Him? (Only You) - 03:15
10 Rachel Portman - Carla & Danny's Theme (The Other Sister) - 05:53
11 Rachel Portman - Love Theme (Benny & Joon) - 03:08
12 Rachel Portman - Sunsets (The Lake House) - 05:02
13 Rachel Portman - I Love Him Too (Where Angels Fear To Tread) - 05:02
14 Rachel Portman - The Closer You Get (The Closer You Get) - 03:27
15 Rachel Portman - Theme From Pinocchio (Pinocchio) - 07:13
16 Rachel Portman - I Think Of You All The Time (The Duchess) - 03:41
17 Rachel Portman - Sam Comes Home (Addicted To Love) - 03:16
18 Rachel Portman - Savannah Needs A Hero (The Legend Of Bagger Vance) - 04:53
19 Rachel Portman - It's In The Mail/End Credits (The Human Stain) - 07:05
20 Rachel Portman - The Cider House (Gottes Werk und Teufels Beitrag) - 04:13
21 Rachel Portman - Betty Challenges Katherine (Mona Lisa Smile) - 03:58
22 Rachel Portman - Lola Is Killed (The Truth About Charlie) - 03:06
23 Rachel Portman - We All Complete (Never Let Me Go) - 05:02
24 Rachel Portman - The Secret Fan (Snow Flower And The Secret Fan) - 05:08
25 Rachel Portman - Housefits (Beloved) - 07:38

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Freitag, 6. April 2012

Playlist # 82 vom 08.04.2012 - LUC BESSON Special

Mit Filmen wie „Subway“, „Im Rausch der Tiefe“, „Nikita“ und „Léon – Der Profi“ hat sich der französische Filmemacher, Drehbuchautor und Produzent Luc Besson weltweit einen Namen gemacht. Obwohl er sich seit einigen Jahren mehr als Produzent von Action-Filmen wie „Transporter“, „From Paris With Love“ und „Kiss The Dragon“ betätigt, ist alle paar Jahre auch ein eigenes Werk von ihm zu sehen. Momentan ist sein biografisches Drama „The Lady“ in den Kinos gestartet.

Luc Besson wurde am 18. März 1959 in Paris als Sohn von Tauchlehrern geboren, weshalb er einen Großteil seiner Kindheit auf griechischen und jugoslawischen Inseln verbrachte. Ein schwerer Tauchunfall begrub seinen Kindheitstraum, ‚Delphinologe‘ zu werden, also konzentrierte sich Besson auf den Einstieg ins Filmgeschäft. Er ging mehrmals die Woche ins Kino, analysierte meist Mainstream-Produktionen und studierte Fachliteratur zur Kunst der Regie. Während seiner Militärzeit schrieb er das Drehbuch für den Kurzfilm „La Petite Sirène“, der mit einem Mini-Budget von 8000 Francs in Süditalien realisiert wurde. Besson machte sich drei Jahre lang in Hollywood mit dem Filmgeschäft vertraut, lernte bei französischen Produktionen, drehte Werbefilme und Dokumentationen sowie einen Promotionclip für das Album „Voici“ des Sängers und Songwriters Pierre Jolivet, über den Besson auch seinen späteren Hauskomponisten Eric Serra kennenlernte. Sowohl Jolivet als auch Jean Reno, den Besson während der Produktion von „Es ist so schön, Soldat zu sein“ (1981) entdeckt hatte, spielten die Hauptrollen in dem Science-fiction-Kurzfilm „L’avant-dernier“.
1983 erschien Bessons in Schwarzweiß und Cinemascope gedrehter Film „Der letzte Kampf“, der auf dem Festival von Alvoriaz den Kritikerpreis und den Spezialpreis der Jury für sich gewinnen konnte. Für seinen nächsten Film „Subway“ (1985) konnte Besson die Stars Christopher Lambert und Isabelle Adjani verpflichten und Publikum wie Kritiker begeistern. Lambert spielt den Edelpunk Fred, der bei einem Einbruch wichtige Dokumente eines Geschäftsmanns erbeutet hat und auf der Flucht vor dessen Schergen Unterschlupf in den Katakomben der Pariser U-Bahn findet. Dort verliebt er sich ausgerechnet in die schöne Héléna (Adjani), die Frau des Bestohlenen.
„Die Großstadtromanze im kunstvoll stilisierten Labyrinth der Pariser Metro bot den zumeist jugendlichen Zuschauern nicht nur eine Liebesgeschichte im zeitgemäßen New-Wave-Look, sondern auch reichlich Action, komödiantische Einlagen und ein ironisches Spiel mit Versatzstücken des Gangster- und Polizeifilms, wie es seit Jean-Jacques Beineix‘ Thriller-Romanze ‚Diva‘ (1981) im französischen Kino wieder en vogue war. Ernst zu nehmen war dieser Genremix kaum, dessen Clipdramaturgie und Soundtrack unmittelbar an die Rezeptionserfahrung der heranwachsenden MTV-Generation anschloss – aber der Film funktionierte“, befand Jürgen Felix in Reclams „Filmregisseure“ (3. Auflage, S. 66). 
Mit seinem nächsten Film „Im Rausch der Tiefe“ setzte sich Besson dann mit seiner langjährigen Passion fürs Tauchen auseinander. Er erzählt in ätherisch berauschenden Bildern von dem sehr ruhigen Tiefseetaucher Jacques (Jean Marc Barr), der über die Fähigkeit verfügt, bei sehr tiefen Tauchgängen seinen Herzschlag und Kreislauf herabzusetzen, wie es sonst nur Wale und Delfine können. Als er nach zwanzig Jahren seinen Jugendfreund Enzo (Jean Reno) wiedertrifft, der den Weltmeistertitel im Tiefseetauchen besitzt, nehmen sie erneut den Wettkampf auf und buhlen dabei auch noch um die Liebe der New Yorker Versicherungssachverständigen Joanna (Rosanna Arquette) …
Bessons erste Produktion in englischer Sprache sieht eher nach Europa als nach Hollywood aus und leidet im Original etwas unter mangelndem Sprachgefühl. Stellenweise wirkt der Film eher wie eine IMAX-Unterwasserdokumentation und nicht wie das Drama über zwei Taucher, das er ist. Aber die üppigen, schönen Bilder geben der Jacques-Geschichte eine märchenhafte Dimension, lassen ihn wie eine männliche Meerjungfrau anmuten. Mehr Delfin als Mann ist er dermaßen zwischen irdischer Liebe und seinem maritimen Paradies hin und her gerissen, dass ihn der Ruf des Meeres bis in seine Träume verfolgt (in einer Sequenz von größerer Eloquenz als jeder Monolog). Besson hat seinen Director's Cut 50 Minuten länger gestaltet als die Kinoversion. Es wird wenig Handlung hinzugefügt, doch der Fluss und die nachdenkliche Gangart der Erzählung kommen dadurch beinahe zum Stillstand. Und Eric Serras wieder verwendete Sythesizer-Scores klingen nach 80er Pop, der manchmal an Disco-Kitsch grenzt. Am wichtigsten jedoch ist, dass diese Version den Original-Schluss beinhaltet, der das Märchen wieder aufgreift, das Joanna in einer früheren Szene erzählt wird, so dass der Geschichte die Doppeldeutigkeit des Endes erhalten bleibt“, meint Sean Axmaker in seiner Rezension auf amazon.de
Mit „Nikita“ (1990) inszenierte Luc Besson schließlich seinen ersten Action-Film, der international für einige Furore sorgte. Nachdem Nikita (Anne Parillaud) bei einem völlig missglückten Überfall im Drogenrausch einen Polizisten erschossen hat, muss sie eine lebenslängliche Haft verbüßen, doch offensichtlich soll ihre verwerfliche Tat auch mit dem Tod bestraft werden. Der mysteriöse Regierungsbeamte Bob (Tchéky Karyo) hält Nikita allerdings noch eine Tür in die Freiheit offen – nämlich als Auftragskillerin. Gezwungenermaßen nimmt Nikita das Angebot an und überrascht ihren Mentor mit unkonventionellen Lernerfolgen. Ihre Feuerprobe besteht Nikita meisterhaft, doch als sie in die Freiheit entlassen wird, fällt ihr es schwer, ein normales Leben zu führen. Erst als sie sich in den sympathischen Kassierer Marco (Jean-Hugues Anglade) verliebt, scheint Nikita glücklich zu sein. Da sie Marco aber nichts über ihre Vergangenheit und ihre Profession erzählen darf, steht die Beziehung unter keinem guten Stern …
Wenn „Léon – Der Profi“ (1995) bis heute als DAS Meisterwerk im Schaffen des französischen Regisseurs, Drehbuchautoren und Produzenten Luc Besson gilt, durften die maßgeblich an dem Film beteiligten Personen fünf Jahre zuvor bei „Nikita“ ihre Fertigkeiten perfektionieren. Kameramann Thierry Arbogast hält das unorthodoxe Treiben von Bessons Titelheldin in bunten, aber unterkühlten Bildern fest, die von Eric Serras stimmungsvollen Synthi-Score perfekt untermalt werden. Und auch Jean Reno, der mit seiner Nebenrolle als Killer Victor schon einen besonderen Glanzpunkt setzt, muss seinen Regisseur dermaßen überzeugt haben, dass dieser ihn später mit der Hauptrolle in „Léon – Der Profi“ besetzt hat. Im Mittelpunkt des Films steht aber Anne Parillaud, die ihrer Figur die nötige Zerbrechlichkeit, aber auch Entschlossenheit mitgibt, um den dramatischen Aspekt des Films überzeugend zu transportieren. Zwar lässt es Besson auch nicht an Action und ordentlichen Schießereien fehlen, aber im Gegensatz zu den von ihm produzierten Actionern wie die „Transporter“-Serie oder „Kiss Of The Dragon“ nimmt dieser Part in „Nikita“ einen verhältnismäßig kleinen Raum ein. Man merkt, dass Besson viel mehr Wert auf die Geschichte legt, die von den Darstellern wunderbar getragen wird. Wie großartig Bessons Werk gelungen ist, lässt sich vor allem im direkten Vergleich mit John Badhams Remake „Codename: Nina“ feststellen, wo die Action den tragischen Aspekt der Geschichte gar nicht recht zur Entfaltung kommen lässt.
Mit seinem nächsten Film „Atlantis“ kehrte Besson ein weiteres Mal zu seiner geliebten Unterwasserwelt zurück. In mehreren Kapiteln - Licht (la lumière), Geist (l′esprit), Bewegung (le mouvement), Spiel (le jeu), Anmut (la grâce), Nacht (la nuit), Glaube (la foi), Liebe (l′amour), Hass (le haine), letzter Tag (le dernier jour), Geburt (la naissance) – beleuchtete der Filmemacher die Grundmotive und -themen des Meeres, folgte den riesigen Fischschwärmen im Ozean, beobachtete Mantarochen, Pinguine, Delfine, Seeschlangen, Seerobben und Haie.
Nach „Nikita“ thematisierte Luc Besson mit „Léon – Der Profi“ 1993 erneut das ungewöhnliche Leben eines Profikillers. Jean Reno spielt den zurückgezogen lebenden, etwas einfältig wirkenden Profikiller Léon, der von dem kecken Nachbarsmädchen Mathilda (Natalie Portman) gebeten wird, ihren kleinen Bruder zu rächen, nachdem der korrupte Polizist Stansfield (Gary Oldman) ein Blutbad in ihrer Familie angerichtet hat. Als Gegenleistung kümmert sich die aufgeweckte Mathilda um Léons Haushalt und bringt ihm Lesen und Schreiben bei. Mit der Zeit entwickelt sich zwischen dem ungleichen Paar eine außergewöhnliche Freundschaft.
„… dieser Film rekurriert nicht auf purem Realismus, sondern präsentiert eine Kunstwelt, die dem Film noir und Jean-Pierre Melville verpflichtet ist. Die visionäre Bilderwelt dieser kühlen Tragödie beschwört das Schweigen, die Sprachlosigkeit der Protagonisten, die keine Vergangenheit und keine Zukunft haben“, urteilt „Reclams Filmführer“ (Reclam, 12. Auflage 2003, S. 407).
Mit dem Sci-Fi-Film „Das fünfte Element“ realisierte Besson 1997 einen Plot, den der Filmemacher bereits als Fünfzehnjähriger skizziert hatte. In diesem ultimativen Kampf zwischen Gut und Böse spielt Bruce Willis den draufgängerischen Taxifahrer Korben Dallas, dem eines Tages ein wunderschönes Mädchen (Milla Jovovich) in sein fliegendes Taxi fällt. Noch ahnt er nicht, dass dieses fremdartige Wesen jenes „fünfte Element“ ist, das die Vernichtung der Menschheit durch eine böse Brut verhindern kann.
"Ein virtuos mit Filmzitaten gespickter Film, bei dem Dekor und Effekte alles, Handlung und Logik hingegen pure Nebensache sind. Laut, bunt und oft auf dem Niveau einer Freak-Show, versteht der Film sein Publikum doch besser zu unterhalten als die Mehrzahl seiner uniformen Hollywood-Konkurrenten“, befand der film-dienst (17/1997).
Nach Carl Theodor Dreyers „Passion der Jeanne d'Arc“ (entstanden 1928, acht Jahre nach Jeannes Heiligsprechung durch die katholische Kirche), Victor Flemings Version (1948) mit Ingrid Bergman, Robert Bressons „Der Prozess der Jeanne d'Arc“ (1961), Otto Premingers „Saint Joan“ (1957) und Jacques Rivettes „Jeanne la Pucelle“ (1994) wagte sich auch Luc Besson an eine Verfilmung des Lebens der französischen Nationalheldin Jeanne d’Arc. Sie wurde als jüngste Tochter eines Bauern 1412 in dem Dorf Domremy geboren und besuchte schon früh häufig Gottesdienste, um in dem blutigen Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England etwas Ruhe zu finden. Nachdem sie mit ansehen musste, wie ihre Schwester Catherine von Soldaten vergewaltigt und ermordet wurde, ist Johanna davon überzeugt, dass Gott selbst sie auserwählt habe, um Charles VII auf den Königsthron zu hieven.
Besson stellt überkommene Vorstellungen der Jungfrau von Orléans in Frage und schafft eine entschieden menschlichere Heldin als frühere Filmbiografien. Die Handlung ist dieselbe geblieben - ein junges, ungebildetes Bauernmädchen überredet den französischen Dauphin, ihr eine Armee zur Verfügung zu stellen, die sie in Orléans zum Sieg führt, um dann wegen Ketzerei auf dem Scheiterhaufen zu sterben (...) Künstlerisch gesehen ist 'Johanna von Orléans' überwältigend, mit fantastischen Sequenzen von Johanna in Kommunikation mit höheren Mächten. Die unverhohlene Gewalt (zu den Szenen gehören wahllose Enthauptungen sowie ein Hund, der an einer Leiche nagt), die unterschiedlichen Akzente (die es schwer machen festzustellen, wer auf welcher Seite kämpft) und die umgeschriebene überlieferte Geschichte könnten allerdings zur Folge haben, dass diese Version der Jungfrau von Orléans nur Besson-Fans anspricht. Jovovich ist überzeugend, und obwohl der Film hin und wieder ins Stocken gerät (es gibt Momente, in denen man sich wünscht, sie würden sie nun endlich verbrennen), ist er dennoch eine bemerkenswerte und Einblick gewährende Neuinterpretation eines wohl bekannten Stückes Geschichte“, meint Jenny Brown in ihrer Rezension auf amazon.de
Seinen nächsten Film inszenierte Luc Besson in Schwarz-Weiß. In „Angel-A“ (2006) erzählt er die recht schlichte Geschichte des kleinwüchsigen Marokkaners André, der als letzten Ausweg vor seinen Gläubigern nur den Sprung in die Seine kennt. Doch als er sich gerade von einer Brücke ins Wasser stürzen will, entdeckt er eine Frau mit dem gleichen Plan. Als sie tatsächlich springt, folgt ihr André, um sie zu retten, worauf sich die schöne Angela mit den langen Beinen wie eine Klette an ihren Retter hängt, der auf einmal vom Glück gesegnet ist.
Bei der Kritik kam dieses Filmmärchen allerdings nicht so gut an. So meint Thilo Wydra in seiner Rezension auf br-online.de (23.05.06): „Die Bilder sind von manchmal poetischer Schönheit. Es ist eine visuelle Hommage, eine Liebeserklärung an die Stadt der Liebe selbst, an Paris. Ein Schwelgen an Plätzen und Stätten, über den Dächern und an den Ufern der Seine. Doch das allein trägt den Film nicht, der erzählerisch sehr schwach auf der Brust ist und die Geschichte mehr schlecht denn recht zum Ende bringt. Hieran krankt denn auch ‚Angel-A', an Figuren, die nicht wirklich mit Leben angefüllt sind sondern dramaturgische Reißbrett-Konstrukte bleiben, an einer Geschichte, die in ihrer Grundidee vielleicht schön sein mag, jedoch im Laufe des Films ins Leere geht, ausfranst, vor sich hin plätschert."
Nach seinen eigenen Büchern realisierte Besson zwischen 2006 und 2010 die Trilogie „Arthur und die Minimoys“, zwischenzeitlich verkündete der Regisseur, keinen Film mehr machen zu wollen. „Regie zu führen ist leicht, aber einen guten Film zu machen, ist schwierig. Jeden Tag musst du im 20-Sekunden-Takt Fragen beantworten: Willst du am Freitag in Szene 12 das blaue oder das rote Kleid? Reichen dir 200 Statisten statt 300, denn wir haben nicht genügend Busse? Kannst du eine Szene kürzen, damit wir nicht im Drehplan zurückfallen? – So geht das endlos. Bei 'Das fünfte Element' bombardierte mich mein Assistent mit Fragen, als ich plötzlich merkte, dass ich auf dem Klo sitze. Er war gar nicht auf den Gedanken gekommen, mir mal einen Moment Ruhe zu gönnen. Und mir war es erst auch nicht aufgefallen. Außerdem wechselt auch noch die Intensität beim Drehen wie wahnsinnig. Bei 'Johanna von Orleans' hatte ich erstmal Massenszenen mit 2000 Beteiligten, und nach diesem Adrenalinschock kamen acht Monate, in denen ich mit einem einzigen Schauspieler in einem 10-Quadratmeter-Raum drehte“, konstatierte Besson im Interview mit spiegel.de.
Doch 2010 kehrte Besson mit dem Historien-Abenteuer „Adèle und das Geheimnis des Pharaos“ wieder auf die Leinwand zurück. Nach langem Hin und Her gelang es Besson, die Filmrechte an der insgesamt zehn Bänden umfassenden Comic-Serie von Jacques Tardi zu sichern, die seit 1976 erschienen ist und als weibliches Pendant zu Indiana Jones gilt. Im Mittelpunkt von Bessons Film, der gleich zwei Comic-Bände miteinander vereint, steht die furchtlose Reporterin Adèle, die nicht davor zurückschreckt, es mit finsteren Gegenspielern, geheimnisvollen Mumien und einem Flugsaurier aufzunehmen. Doch das im Paris des Jahres 1912 angesiedelte Abenteuer enttäuschte Kritiker und Publikum.
„Was die Geschichte betrifft, hat er sich zwar weitgehend an die Vorlage gehalten, aber die Umsetzung ist in allem zu überzeichnet und pompös geworden. Das mag daran liegen, dass er versucht hat, das Comicfeeling auf den Film zu übertragen. Aber gerade bei der Figur des Bösewichtes Dieuleveult (Matthieu Amalric) ist das sehr augenfällig, denn die Maske hat hier deutlich zu sehr aufgetragen, genau wie bei Inspektor Caponi (Gilles Lellouche), der oftmals zur Farce gerät. Trotz allem, wenn man bei Adèle kurzweilige Kinounterhaltung sucht, dann findet man sie auch. Ob aber Kinder an der Story Gefallen finden und ihr inhaltlich folgen können, ist fraglich, denn die weist oftmals erzählerische Brüche auf und wirkt dann doch zu konstruiert. Somit bietet sich der neueste Film von Luc Besson nicht wirklich als Family Entertainment an, sondern ist doch eher für das Kind im Manne bzw. für das in der Frau gemacht“, meint Silvy Pommerenke auf kino-zeit.de.
Eine starke Frau steht auch in Bessons aktuellen Film „The Lady – Ein geteiltes Herz“ im Mittelpunkt. Es ist die verfilmte Biografie von Aung San Suu Kyi, die seit den ausgehenden 80er Jahren in ihrer Heimat Burma für Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie kämpft und so zu Burmas bekanntesten Dissidentin wurde, die bis November 2010 fünfzehn Jahre lang unter Hausarrest stand.
„Es ist eine erstaunliche Geschichte, die Besson nach einem Drehbuch von Rebecca Frayn mit großer Zurückhaltung inszeniert. Der ansonsten für seine oft plakative Regie bekannte Regisseur vertraut in ‚The Lady‘ ganz auf die Präsenz seiner Hauptdarstellerin und der Kraft der wahren Geschichte. Bisweilen wirkt diese zwar wie eine überkandidelte, kitschige Soap Opera, aber in diesem Fall ist die Realität tatsächlich ergreifender als jedes Drehbuch“, meint Michael Meyns auf programmkino.de. Ebenso ergreifend ist die exotische Musik von Eric Serra ausgefallen, der – abgesehen von „Angel-A“ - seit „Subway“ zu allen Filmen von Luc Besson die Musik beisteuerte.

Filmographie: 
1981: Avant dernier
1983: Der letzte Kampf (Le Dernier Combat)
1985: Subway
1988: Im Rausch der Tiefe (Le Grand Bleu)
1990: Nikita
1991: Atlantis
1994: Léon – Der Profi
1997: Das fünfte Element (Le Cinquième Élément)
1999: Johanna von Orleans (The Messenger: The Story of Joan of Arc)
2005: Angel-A
2006: Arthur und die Minimoys (Arthur et les Minimoys)
2009: Arthur und die Minimoys 2 - Die Rückkehr des bösen M. (Arthur et la vengeance de Maltazard)
2010: Adèle und das Geheimnis des Pharaos (Les Aventures Extraordinaires d'Adèle Blanc-Sec) 2010: Arthur und die Minimoys 3 – Die große Entscheidung (Arthur und die Minimoys 3 – Die große Entscheidung)
2011: The Lady
Playlist: 
1 Eric Serra - Nobel Peace Prize 1991 (The Lady) - 03:09
2 Eric Serra - Burglary (Subway) - 02:30
3 Eric Serra - Rico's Gang Suicide (Nikita) - 03:12
4 Eric Serra - It's Only Mystery (Subway) - 04:32
5 Eric Serra - The Big Blue Ouverture (The Big Blue) - 04:43
6 Eric Serra - Leaving The World Behind (The Big Blue) - 03:15
7 Eric Serra - Homo Delphinus (The Big Blue) - 08:02
8 Eric Serra - Strange Feelings (The Big Blue) - 03:20
9 Eric Serra - The Creation (Atlantis) - 04:52
10 Eric Serra - Noon (Leon - The Professional) - 04:00
11 Eric Serra - Mutual Friend (Leon - The Professional) - 04:05
12 Eric Serra - What's Happening Out There? (Leon - The Professional) - 03:03
13 Eric Serra - OK (Leon - The Professional) - 03:15
14 Eric Serra - The Fight (Part 3: The Big Weapon) (Leon - The Professional) - 03:04
15 Eric Serra - The Secret Of Angels (Atlantis) - 05:34
16 Eric Serra - Mondoshawan (The Fifth Element) - 04:01
17 Anja Garbarek - Beyond My Control (Angel-A) - 05:20
18 Eric Serra - Five Milenia Later (The Fifth Element) - 03:13
19 Anja Garbarek - The Cabinet (Angel-A) - 04:40
20 Eric Serra - To Arms (Joan Of Arc) - 06:00
21 Eric Serra - Timecrash (The Fifth Element) - 01:49
22 Eric Serra - Bogo Matassalai (Arthut And The Invisibles) - 04:02
23 Eric Serra - Three Rites Of Initiation (Arthur Et La Vengeance De Maltazard) - 04:47
24 Eric Serra - Sunday Family Dinner (Arthur Et La Guerre Des Deux Mondes) - 02:40
25 Eric Serra - Die Zeremonie der Wiedererweckung (Adèle und das Geheimnis des Pharaos) - 03:15
26 Eric Serra - Under House Arrest (The Lady) - 03:26
27 Radar - Captivante (Angel-A) - 06:25

Soundtrack Adventures with LUC BESSON at Radio ZuSa by Dirk Hoffmann on Mixcloud

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Montag, 19. März 2012

Playlist # 81 vom 25.03.2012 - STEVEN SODERBERGH Special

Steven Soderbergh gehört mittlerweile zu den großen Regisseuren des neuen amerikanischen Independent-Kinos. Obwohl er mittlerweile auch Blockbuster wie „Out Of Sight“ und die „Ocean’s“-Trilogie in seiner Werksbiographie aufweist, ist dem am 14. Januar in Atlanta, Georgia, geborenen Filmemacher der Durchbruch 1989 mit dem Minibudget-Drama „Sex, Lügen und Video“ gelungen und hat seither immer ganz eigene Filme wie „Kafka“, „König der Murmelspieler“ oder „Die Kehrseite der Medaille“ inszeniert. Aktuell ist er mit „Haywire“ auf deutschen Kinoleinwänden vertreten.

Seine Filmkarriere begann Soderbergh im zarten Alter von dreizehn Jahren mit einer Super-8-Kamera, vier Jahre später arbeitete er bereits als Cutter bei der NBC-Fernsehshow „Games People Play“. Er führte dann Regie bei Kurzfilmen, Werbespots und Musikvideos, bis er 1986 den abendfüllenden Konzertfilm „Yes: 9012 Live“ inszenierte, der nicht nur auf MTV lief, sondern auch für einen Emmy nominiert wurde.
Zwei Jahre später drehte er in Baton Rouge sein Spielfilmdebüt „Sex, Lügen und Video“, mit dem er in Cannes die Goldene Palme gewann und eine Oscar®-Nominierung für das beste Drehbuch bekam. Es war zugleich der Auftakt der bis heute andauernden Zusammenarbeit des Regisseurs mit Komponist Cliff Martinez, der mit „Sex, Lügen und Video“ seinen Einstand in der Filmmusik feierte. Der Film erzählt die Geschichte eines Yuppie-Ehepaars, in dem der John (Peter Gallagher) seine putzwütige Ehefrau Ann (Andie McDowell) mit deren Schwester Cynthia (Laura San Giacomo) betrügt. Als Johns alter Schulfreund Graham (James Spader) auftaucht, ist Ann sofort fasziniert von ihm und seiner Obsession: Da er selbst impotent ist, filmt er Frauen dabei, wie sie ihr Sexualleben ausbreiten, und schaut sich die Aufnahmen später allein an.
„Regisseur Steven Soderbergh und sein ungemein souverän agierendes Darstellerquartett machen aus dieser Vorgabe ein überraschend intelligentes, vergnügliches Stück Low-Budget-Kino, das, obwohl eigentlich pausenlos geredet wird, keine Minute langweilt und an keiner Stelle ins Banale oder Spekulative abgleitet“, lobt Jürgen Müller in „Die besten Filme der 80er“ (Taschen, S. 320).
Und auch „Reclams Filmführer“ (Reclam, 12. Auflage, S. 632) schwärmt: „Die Dialoge sind oft von subtiler, entlarvender Komik – besonders dort, wo die Redenden ihre wahren Gedanken eher verbergen als entlarven wollen. Seine bedenkenswerte Analyse der Defizite in Ehe und Partnerschaft leistet der Film ganz ohne dramatisches Aufbegehren durch genaue Beobachtung und distanzierte, ironische Beschreibung.“
Doch mit seinen nächsten Projekten kann Soderbergh den Einstandserfolg nicht annähernd wiederholen. 1991 entstand mit dem Schwarz-Weiß-Film „Kafka“ weniger eine klassische Filmbiographie, sondern die Geschichte einer Krimiserie, die der von Jeremy Irons gespielte Schriftsteller aufdeckt.

Im Vergleich zu dem zeitgleich gestarteten „Schatten und Nebel“ von Woody Allen scheiterte „Kafka“ nicht nur an den Kinokassen, sondern fiel auch bei der Kritik durch.
„Das Drehbuch von Lem Dobbs ist ein Konglomerat aus amerikanischen Vorstellungen europäischer Kultur und arbeitet mit Klischeevorstellungen Prager Lebens, hingeworfenen Dialogzitaten, die Sätzen aus Kafkas Werk ähneln, und Stichworten aus dem Leben des Autors. Die Inszenierung Soderberghs, der mit großen weißen KAFKA-Lettern im Vorspann den definitiven Arthouse-Film verspricht, ist sichtlich uneinheitlich und versucht vergeblich, verschiedene Stile vom Kammerspiel bis zur Action-Sequenz zu integrieren. Die Kriminalstory hat keinen Spannungsbogen, die Themen Bürokratie, Macht und Freiheit liegen wie die Bomben der Anarchisten als Zufallstreffer über der filmischen Landschaft, die herzlich wenig mit dem realen Kafka zu tun hat“, fasst Hans Gerhold in Stefan Rogalls (Hrsg.) „Steven Soderbergh und seine Filme“ (Schüren, S. 41) zusammen.
Nach den Memoiren des Autors Aaron E. Hotchner entstand 1993 der Film „König der Murmelspieler“ („King Of The Hill“), der die Geschichte eines zwölfjährigen Jungen erzählt, der in St. Louis, Missouri, während der Großen Depression um das nackte Überleben kämpft und sich als Meister im Murmelspiel erweist. Soderbergh hat wieder einmal Thematik und Stil gewechselt, begab sich in Gefahr, den Ruf eines talentierten, aber ewigen Anfängers zu erwerben. „König der Murmelspieler“ floppte zwar erneut an den Kinokassen, konnte aber wieder mehr Kritiker begeistern. „Soderbergh, nie ein wirklich sozialkritisch ambitionierter Regisseur, arrangiert in Hotchners Sinn Szenen der Depression mit Goldrand und ein stimmige Coming-of-Age-Story“, meint Hans Gerhold (ebd., S. 55).
Mit „Die Kehrseite der Medaille“ (The Underneath) inszenierte Soderbergh 1995 ein Remake von Robert Siodmaks Klassiker „Gewagtes Alibi“ (1948), dann widmete sich Soderbergh persönlicheren Projekten. So verwirklichte er in seiner Heimatstadt Baton Rouge das Theaterstück „Geniuses“ und flog immer wieder nach England, um Interviews mit seinem großen Vorbild Richard Lester (die Beatles-Filme, „18 Stunden bis zur Ewigkeit“, „Robin und Marian“) zu führen, die im Zentrum seines 1999 veröffentlichten Buchs „Getting Away With It“ stehen sollten.
Nach den finanziellen Misserfolgen seiner Studio-Produktionen „Kafka“, „König der Murmelspieler“ und „Die Kehrseite der Medaille“ sowie den kleinen Eigenproduktionen „Grays Anatomy“ und „Schizopolis“ (beide 1996) gelang Steven Soderbergh mit „Out Of Sight“ der große Coup. Eigentlich sollte Barry Sonnenfeld die Elmore-Leonard-Verfilmung realisieren, doch Sonnenfeld, der bereits Leonards „Get Shorty“ erfolgreich verfilmt hatte, begnügte sich mit der Rolle des Executive Producer und machte so den Weg frei für Steven Soderbergh, der die Gangsterkomödie mit George Clooney als Bankräuber und Jennifer Lopez als Federal Marshal in den Hauptrollen mit Witz, Charme und Spannung inszenierte.
„Ausnahmeregisseur Steven Soderbergh produzierte mit ‚Out Of Sight‘ einen Film mit non-linearer Erzählstruktur, der dem kühlen Groove seiner Soul-Musik entspricht. Mit subversiv betörendem Sex fängt er seine Lovestory ein“, findet Thorsten Krüger in seiner Rezension auf artechock.de. „Teils humorvoll, manchmal traurig, aber immer unterhaltsam und vor allem in höchstem Maße faszinierend entwickelt sich das an sich völlig absurde Spiel zwischen den beiden. So entsteht eine vollendete Spannung, die den Zuschauer durch den ruhigen Ablauf der Handlung geschmackvoll bis vornehm kunstvoll verführt.“ 
Erstmals nach dem Überraschungserfolg seines Debüts „Sex, Lügen und Video“ konnte Soderbergh rundherum überzeugen. Die vor Erotik knisternde Chemie zwischen Clooney und JLo stimmt ebenso wie das knackige Drehbuch, der abwechslungsreiche Schnitt, die farblich gekennzeichneten Zeit- und Ortswechsel und der unkonventionelle Score von David Holmes, der mehr an die Hollywood-Filme der 70er Jahre erinnert als an die üblichen Suspense-Scores.
„The Limey“ (1998) erzählt die Geschichte des Ex-Häftlings Dave Wilson (Terence Stamp), der den Tod seiner Tochter rächen will. Die unterkühlten Bilder werden diesmal wieder von Cliff Martinez musikalisch untermalt. „Martinez ist einer von den außergewöhnlichen Komponisten, die ein sehr feines cinematographisches Gespür haben. Mit wenigen, aber äußerst wirkungsstarken Mitteln ordnet er seine Musik der Filmkonstruktion unter. Das musikalische Leitthema von ‚The Limey‘ entstand mehr oder weniger zufällig. Es war ein kleines, experimentelles Fragment, das Martinez für Soderbergh auf eine Kassette mit Musikvorschlägen aufgenommen hatte. Der karge, leicht stolpernde, ein wenig desorientiert und melancholisch klingende Pianolauf wurde das Thema für Wilsons tagträumerisches Abdriften, der Klang in Wilsons Kopf.“ (Uwe Rasch in „Steven Soderberghs Filme“, Schüren, S. 131)
Bedeutete „Out Of Sight“ für Soderbergh den endgültigen Durchbruch als Regisseur in Hollywood, untermauerte er diesen Ruf mit dem Blockbuster-Erfolg „Erin Brockovich“ und dem Drogen-Drama „Traffic“ (beide 2000), für das Soderbergh mit einem Oscar® als „Bester Regisseur“ ausgezeichnet wurde. Und Soderbergh legte weiter nach: Mit „Ocean’s Eleven“ präsentierte er ein Star-gespicktes Remake des Gangsterfilm-Klassikers „Frankie und seine Spießgesellen“ (1960). Der auf Bewährung entlassene Danny Ocean (George Clooney) will in einer Nacht drei Casinos in Las Vegas um 150 Millionen Dollar erleichtern und rekrutiert für diesen tollkühnen Plan ein elfköpfiges Experten-Team.
„Wie in jedem Soderbergh-Film sind die treffend besetzten Darsteller und ihre ungekünstelten, entspannt wirkenden Darbietungen ein wesentlicher Bestandteil des Gelingens. George Clooney überzeugt mühelos als charmanter, unerschütterlicher Schwindler und hebt seine Figur Danny Ocean deutlich von Jack Foley aus ‚Out Of Sight‘, der stets gezwungen ist zu reagieren, ohne sein Schicksal jemals wirklich in die Hand nehmen zu können, ab. Brad Pitt unterstützt Clooneys relaxte Coolness mit amüsierter Zurückhaltung und sichtlichem Spaß am Spiel. Matt Damon traut sich, die Unerfahrenheit und Naivität seiner Figur noch zu betonen“, erfreut sich Stefan Rogall in „Steven Soderbergh und seine Filme“ (Schüren, S. 187).
Mit „Ocean’s Twelve“ (2004) und „Ocean’s Thirteen“ (2007) ließ Soderbergh bis jetzt zwei ebenfalls sehenswerte Sequels folgen. Dazwischen blieb dem Filmemacher Zeit für weniger publikumswirksame Stoffe. 2002 blickte er mit „Voll frontal“ im Dogma-Stil auf die Schattenseite Hollywoods, wo sich die Wege von sieben Menschen kreuzen. Dieses Experiment ging an den Kinokassen allerdings ebenso baden wie Soderberghs Adaption von Stanislaw Lems Science-fiction-Klassiker „Solaris“, der 1972 bereits von Andrei Tarkowski verfilmt wurde.
„Die Produktionswerte von ‚Solaris‘ sind - wie von Soderbergh gewohnt - absolut perfekt. An Ausstattung, Kameraarbeit und Design gibt es überhaupt nichts zu mäkeln. Das Problem ist nur, dass er bei aller äußerlichen Brillanz, inhaltlich nicht viel zu bieten hat. Obwohl 99 Minuten keineswegs eine lange Spielzeit sind, schleppt sich der dialoglastige Trip zwischen Realität und Fiktion langamtig, schwerfällig, ohne Höhepunkte von Szene zu Szene“, resümiert Carsten Baumgardt auf filmstarts.de. „Sicherlich sind die Bildcollagen, die Soderbergh dem Betrachterauge bietet, wunderschön, aber zur Entwicklung der Handlung tragen sie rein gar nichts bei. Der Score von Cliff Martinez unterstützt die opulenten Bilder adäquat, aber was nützt das alles, wenn ‚Solaris‘ inhaltlich nur Leere zu bieten hat. Das Wechselspiel von Gegenwart, Traum und Rückblenden über die Fragen des Menschseins, über zweite Chancen, über Liebe und Leidenschaft fesselt einfach nicht, bietet kaum Identifikationsmöglichkeiten. Deshalb stirbt Soderberghs ‚Solaris‘ letztendlich in Schönheit.“ Der Thriller „Bubble“ (2005) gelangt gar nicht erst in die deutschen Kinos, dafür bietet „The Good German“ (2006) wieder einen souverän aufspielenden George Clooney in der Hauptrolle eines Journalisten, der im Nachkriegs-Berlin über die Potsdamer Konferenz berichten soll und versucht, seine verloren geglaubte Liebe Lena Brandt wiederzufinden, dabei aber in ein Mordkomplott verwickelt wird.
Bei Publikum und Kritik fiel der Film allerdings durch. „Vom Filmmaterial, das original aus den vierziger Jahren stammen soll, den Studiobauten, der Kamera- und Lichttechnik, den Hintergrundprojektionen, den weichen Konturen und der großen Palette an Grauwerten, bei denen Gut und Böse, Schwarz und Weiß leicht ineinander verschwimmen, bis hin zu Schauplätzen und narrativen Verstrickungen. Alles scheint es so ähnlich schon einmal gegeben zu haben. Doch Soderberghs traumschöne schwarz-weiße Erinnerungsbilder an ein Kino von einst scheinen keine andere Ambition zu kennen als das hohle Nachstellen“, fasst Birgit Glombitza auf spiegel.de zusammen.
2008 entstand das zweiteilige Biopic „Che“, das nach den zuvor freigebenen CIA-Dokumenten die Geschichte Che Guevaras erzählt, dann die Manager-Komödie „The Informant!“ mit Matt Damon in der Rolle eines Managers, der in den 90er Jahren das FBI über Kartellabsprachen seines Arbeitgebers informierte. Überzeugen konnte auch das Seuchendrama „Contagion“.
„Die fast beiläufige Inszenierung dramatischer Momente passt perfekt zu dem unaufgeregten Erzählstil. Ob die zahlreichen Plünderungen, die Übergriffe der Zivilbevölkerung gegen die Armee oder ein bewaffneter Überfall auf Carvers Frau - überraschenderweise werden diese Momente nicht effektvoll dramatisiert, sondern fast schon nüchtern-distanziert geschildert. Trotzdem entwickelt Soderbergh, der in der Vergangenheit schon häufig seine Vielseitigkeit bewiesen hat, schnell eine sogartige Spannung. Dies gelingt vor allem durch die geschickte Kombination unterschiedlicher Genres: Ob Drama über Verlust und Erhalt, Thriller über die Forschung nach einem Gegenmittel oder Detektivgeschichte über die Suche nach dem Patienten 0, dem ersten Viruserkrankten – alles bekommt bei Soderbergh das gleiche Maß an Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit“, meint Björn Becher in seiner Rezension auf filmstarts.de.
Mit seinem aktuellen Film „Haywire“ hat Soderbergh der Profi-Thaiboxerin Gina Carano ein filmisches Denkmal gesetzt. Nachdem der Regisseur im Fernsehen gesehen hatte, wie sie ihre Gegnerinnen verprügelte, rief er sie an und wollte einen Film um sie herum entwickeln. Die Story ist denkbar einfach, doch „Haywire“ bietet Körperkunstkino der besonderen Art.
Soderberghs Filme zählen zum Kino des freien Blicks, die ‚luftige‘ und ‚flüssige‘ Bilder komponieren. Nie dominieren die Storys, sondern die Figuren, die sich in Geschichten und Konflikte verstricken, ohne dass sie wie Marionetten an der Strippe hängen“, versucht Norbert Grob („Filmregisseure“, Reclam, 3. Auflage, S. 702) das Schaffen von Steven Soderbergh auf einen Nenner zu bringen, und mit „Haywire“ bietet der Filmemacher einmal mehr ein eindrucksvolles Beispiel dafür.

Filmographie:
1987 – Winston (12 Minuten)
1989 – Sex, Lügen und Video (Sex, Lies, and Videotape)
1991 – Kafka
1993 – König der Murmelspieler (King of the Hill)
1995 – Die Kehrseite der Medaille (The Underneath)
1996 – Gray's Anatomy
1996 – Schizopolis
1998 – Out of Sight
1999 – The Limey
2000 – Traffic – Macht des Kartells (Traffic)
2000 – Erin Brockovich
2001 – Ocean’s Eleven
2002 – Voll Frontal (Full Frontal)
2002 – Solaris
2004 – Ocean’s Twelve
2005 – Bubble
2007 – Life Interrupted
2007 – The Good German – In den Ruinen von Berlin (The Good German)
2007 – Ocean’s Thirteen
2008 – Che – Revolución (Che: Part One)
2008 – Che – Guerrilla (Che: Part Two)
2009 – Der Informant! (The Informant!)
2009 – The Girlfriend Experience
2011 – Contagion
2012 – Haywire

Playlist:
1 David Holmes - No More Time Outs (Out Of Sight) - 04:06
2 Cliff Martinez - Looks Like A Tablecloth (Sex, Lies and Videotape) - 04:05
3 Cliff Martinez - Wrong End Of The Microscope (Kafka) - 07:35
4 Cliff Martinez - Can You Hear Me? (King Of The Hill) - 03:15
5 Cliff Martinez - The Green Head (The Underneath) - 02:55
6 Cliff Martinez - Son Of Edison (Schizopolis) - 02:15
7 David Holmes - The Trunk Scene (Out Of Sight) - 04:44
8 Cliff Martinez - Wanna Take Me Out (The Limey) - 03:18
9 Cliff Martinez - End Title (Traffic) - 04:48
10 Thomas Newman - End Title (Erin Brockovich) - 04:45
11 Cliff Martinez - Wormhole (Solaris) - 04:33
12 Thomas Newman - Jedem das Seine (The Good German) - 02:49
13 David Holmes - A Liar & A Happy Thief (Ocean's Eleven) - 04:07
14 David Holmes - Playing With Fire (Ocean's Twelve) - 02:26
15 Frank Sinatra - This Town (Ocean's Thirteen) - 03:02
16 David Holmes - The Nose (Ocean's Thirteen) - 02:30
17 David Holmes - Fender Roads (Oceans's Thirteen) - 02:38
18 David Holmes - The Team (Ocean's Eleven) - 03:20
19 Cliff Martinez - Will She Come Back? (Solaris) - 05:00
20 David Holmes - Let's Get Jiang (Haywire) - 04:13
21 David Holmes - Where's Kenneth? (Haywire) - 03:53
22 Alberto Iglesias - La Higuera, October 9, 1967 (Che) - 05:36
23 Alberto Iglesias - Sierra Maestra (Che) - 04:59
24 Marvin Hamlisch - The Informant! (The Informant!) - 05:05
25 Cliff Martinez - Handshake (Contagion) - 04:16
26 Cliff Martinez - They're Calling My Flight (Contagion) - 03:02
27 David Holmes - The Ship Comes In (Haywire) - 02:33
28 Cliff Martinez - You've Got A Problem (Sex, Lies & Videotape) - 07:06
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