Radio ZuSa

Donnerstag, 12. September 2013

Playlist #120 vom 22.09.2013 - NEUHEITEN 2013 (3)

In der heutigen Sendung sind wieder viele interessante Neuheiten zu hören, die dieser Tage im Filmmusikbereich erschienen sind, wobei Routiniers wie Hans Zimmer („Rush“), Mark Isham („Once Upon A Time: Season 2") und John Debney („Jobs“) ebenso aufhorchen lassen wie noch zu entdeckende Talente wie Ryan Amon („Elysium“), Gregory Reeves („Gorging“) oder der junge deutsche Komponist Sebastian Pille („Der Geschmack von Apfelkernen“).

Den Auftakt bildet der isländische Komponist Atli Örvarsson, der als Mitglied von Hans Zimmers Remote Control Productions viele Auftragsarbeiten für ihn ausführt, seit 2005 aber immer öfter als eigenständiger Komponist in Erscheinung tritt. Nachdem Örvarsson 2008 mit seinen Scores zu „8 Blickwinkel“ und „Babylon A.D.“ aufhorchen ließ, ist er in diesem Jahr mit drei größeren Produktionen zu hören, angefangen bei „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ und aktuell mit dem Horror-Thriller „Evidence“ und der Jugendbuchverfilmung „Chroniken der Unterwelt – City of Bones“, für die er einen magisch anmutenden Score mit schönen Chören komponiert hat.
Ebenfalls stark im Kommen ist der kanadische Filmkomponist Andrew Lockington, der seine Karriere als Assistent bei Mychael Danna begann und nach ersten eigenen Projekten wie „Skinwalkers“ (2006) und „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ (2008) momentan mit drei ganz unterschiedlichen Soundtracks auf sich aufmerksam macht. Neben dem „Percy Jackson“-Sequel „Sea of Monsters“, für das Lockington einen imponierenden, volltönenden Orchester-Score kreiert hat, schuf er für „Siddarth“ eine wunderschön exotisch-melodische Musik und für die gefühlvolle Zeitreise-Geschichte „I’ll Follow You Down“ sehr einfühlsam-eindringliche Klänge.
Hierzulande noch recht unbekannt ist der schwedische Komponist Patrick Rundbladh, der für den Soundtrack zu „Jesus: The Desire Of Ages“ erneut mit der Vokalistin Quimera zusammenarbeitete und einen meist sehr ruhigen, mit ethnischen Akzenten versehenen Score produzierte. Etwas turbulenter geht es dagegen in Jeff Dannas neuem Score zum Thriller „The Expatriate“ zu, ebenso in Joby Talbots „Closed Circuit“ und Hans Zimmers „Rush“, während David Wingo („Take Shelter“) bekanntermaßen für eher spartanische Akustik-Scores verantwortlich zeichnet. Für „Mud“ arbeitete der amerikanische Komponist teilweise mit Lucero zusammen, für „Prince Avalanche“, den neuen Film seines Jugendfreundes David Gordon Green („Snow Angels“) mit der texanischen Post-Rock-Band Explosions In The Sky.
Neues gibt es auch von der Fernsehfront zu hören. Neben der mittlerweile siebten Soundtrack-CD zur Kultserie „Dexter“, für die erneut Daniel Licht mit seiner grandiosen Musik verantwortlich zeichnete, hat Veteran Mark Isham auch die Musik zur zweiten Staffel von „Once Upon A Time“ komponiert, während Komödien-Spezialist Christopher Lennertz mit „Revolution“ das neue TV-Baby von J.J. Abrams („Lost“, „Alias“) musikalisch begleitet hat.
Eine interessante neue Stimme in der Filmmusikszene ist der Musiker und Komponist iZLER, der mit Künstlern wie Robbie Williams, Imogen Heap und Kylie Minogue zusammengearbeitet hat. Für die Serie „Revenge“ hat iZLER einen überraschend vollmundigen Orchester-Score kreiert. Um sich in die Thematik einzuarbeiten, besuchte iZLER 2008 das Sundance Film Composers Lab in Park City, Utah, das Jahr darauf das BMI Conducting Fellowship unter Leitung von Lucas Richman.
„Ich wollte kein Gitarren-Komponist in Los Angeles sein, der orchestrale Musik macht, ohne etwas davon zu verstehen. Ich wollte orchestrale Musik auf einem viel höheren Level begreifen“, rekapituliert iZLER seine filmmusikalischen Anfänge. „Ich habe so viel von diesen Crash-Kursen gelernt. Ich habe dann an der UCLA unter verschiedenen Lehrern und Orchestratoren weiterstudiert, und seitdem verdiene ich damit meinen Lebensunterhalt, was großartig ist. Es gibt keinen besseren Unterricht, als es tagein, tagaus zu machen. Es ist etwas, das ich einfach liebe.“
Mit John Debney, der die eher konventionelle Musik zu „Jobs“, dem Biopic des Apple-Gründers Steve Jobs, komponierte, und Marco Beltrami, der das koreanische Endzeit-Abenteuer „Snowpiercer“ vertonte, sind noch einmal zwei Hollywood-Veteranen zu hören, bevor die Sendung mit einigen jüngeren Komponisten beendet wird. Darunter ist der schwedische Komponist Johan Söderqvist noch der bekannteste, arbeitet er doch seit Jahren eng mit der Regisseurin Susanne Bier zusammen („Brothers“, „Nach der Hochzeit“), deren neuen Film „Love Is All You Need“ wiederum von Söderqvist farbenfroh musikalisch untermalt worden ist. Außerdem vertonte er das norwegische Drama „Kon-Tiki“, das die legendäre Kon-Tiki-Expedition von Thor Heyerdahl aus dem Jahr 1947 thematisiert und als bislang teuerste norwegische Filmproduktion in die Geschichte eingeht.
Bereits mit seinem Spielfilmdebüt „District 9“ bewies Regisseur Neill Blomkamp nicht nur ein gutes Gespür für eine außergewöhnliche Geschichte, sondern bescherte auch Newcomer Clinton Shorter einen sauberen Einstieg in die Filmmusikszene. Das gleiche Schicksal könnte Ryan Amon teilen, den Blomkamp auf Youtube entdeckte und der den Science-Fiction-Thriller mit Matt Damon und Jodie Foster mit einem überwiegend elektronisch produzierten, stets abwechslungsreichen Score versorgte, der klassische Orchesterelemente ebenso aufweist wie ethnische Akzente und Tiergeräusche. Nachdem Danny Boyle mit dem Biopic „127 Hours“ den extremen Klettersport in den Bergen zu einem spannenden Filmthema gemacht hat, folgt der Dokumentarfilm „Gorging“ dem Canyon-Kletterer Steve Cabourne, wozu der in Los Angeles residierende Musiker und DJ Gregory Reeves einen eindrucksvollen elektronischen Score komponierte.
Den Abschluss der heutigen Sendung bilden der amerikanische Werbe- und TV-Komponist David Benjamin Steinberg (Nokia, Honda, Toshiba) mit dem Score zum Dokumentarfilm „Grab“, der ruhige, fast sentimentale Score zu „Zum Geburtstag“ von Jérôme Lemonnier, der bereits zum fünften Mal mit Regisseur Denis Dercourt ("Das Mädchen, das die Seiten umblättert") zusammengearbeitet hat, und die Verfilmung von Katharina Hagenas Bestseller „Der Geschmack von Apfelkernen“ durch Vivian Naefe, zu der „Tatort“- und „Ein Fall für zwei“-Komponist Sebastian Pille den zarten Klavier-Score mit Soloklarinette beigesteuert hat.

Playlist:
1 Atli Örvarsson - Clary's Theme (The Mortal Instruments: City of Bones) - 03:22
2 Atli Örvarsson - Evidence (Evidence) - 04:19
3 Andrew Lockington - Parallel Universes (I'll Follow You Down) - 04:19
4 Andrew Lockington - The Search For Absolute Truth (Siddarth) - 07:42
5 Andrew Lockington - Resurrection (Percy Jackson: Sea Of Monsters) - 03:06
6 Patrick Rundbladh - Prophecies Fulfilled (Jesus: The Desire Of Ages) - 06:40
7 Jeff Danna - The Heist (The Expatriate) - 04:20
8 Joby Talbot - Wheels Within Wheels (Closed Circuit) - 04:36
9 Hans Zimmer - Mount Fuji (Rush) - 03:44
10 David Wingo & Lucero - Opening (Mud) - 05:04
11 Explosions In The Sky & David Wingo - Send Off (Prince Avalanche) - 04:10
12 Shigeru Umebayashi - Love Theme II (The Grandmaster) - 03:54
13 iZLER - I AM Amanda Clark (Revenge) - 07:23
14 Christopher Lennertz - Genesis Of Power (Revolution: Season 1) - 05:03
15 Daniel Licht - Pancakes/Season Seven End (Dexter: Season 7) - 04:08
16 Mark Isham - True Love (Once Upon A Time: Season 2) - 04:45
17 John Debney - Steve's Theme (Jobs) - 03:26
18 Marco Beltrami - Take My Place (Snowpiercer) - 05:56
19 Johan Söderqvist - The End (Love Is All You Need) - 05:40
20 Johan Söderqvist - Epilogue (Kon-Tiki) - 05:17
21 Ryan Amon - Heaven And Earth (Elysium) - 04:25
22 Gregory Reeves - Parallax (Gorging) - 03:22
23 David Benjamin Steinberg - Old Folks Home (Grab) - 03:44
24 Sebastian Pille - Drei Sommer (Der Geschmack von Apfelkernen) - 04:06
25 Jérôme Lemonnier - Epilogue (Zum Geburtstag) - 08:49

Donnerstag, 5. September 2013

Playlist #119 vom 08.09.2013 - TINDERSTICKS & DICKON HINCHLIFFE Special

Danny Elfman hat seine musikalische Karriere bei der New-Wave-Avantgarde-Band Oingo Boingo begonnen, James Newton Howard verdingte sich als Studiomusiker von Elton John und rief mit einigen Toto-Mitgliedern eine eigene Band ins Leben, Hans Zimmer produzierte mit Trevor Horn den Buggles-Hit „Video Killed The Radio Star“.
Es ist also wenig ungewöhnlich, dass viele Größen der heutigen Filmmusikszene in der populären Musik ihre ersten erfolgreichen Schritte unternommen haben. Dazu zählt mittlerweile auch Dickon Hinchliffe, langjähriges Gründungsmitglied der Indie-Pop-Formation Tindersticks, die seit über zwanzig Jahren die britische Musikszene bereichern. Mittlerweile hat sich Hinchliffe zu einer bemerkenswerten, sehr eigenständigen Stimme in der Filmmusikbranche entwickelt, wie auch seinem neuen Soundtrack-Album „Shadow Dancer“ anzuhören ist. Parallel dazu haben auch die Tindersticks mit „Les Salauds“ einen neuen Soundtrack veröffentlicht.

Von 1992 bis 2006 gehörte Dickon Hinchliffe der in Nottingham gegründeten Band Tindersticks als Violinist, Gitarrist und Keyboarder an, eine Band, die aus der von Sänger Stuart Staples, Keyboarder David Boulter und eben Hinchliffe gegründeten Indie-Rock-Band Asphalt Ribbons hervorging. Dazu gesellten sich Gitarrist Neil Fraser, Bassist Mark Colwill und Drummer Al Macaulay.
Nach einigen Singles und der EP „Unwired“ erschien 1993 das selbstbetitelte Tindersticks-Debütalbum, das vom „Melody Maker“ gleich zum Album des Jahres gekürt wurde.
„Die Aura des Besonderen pflegen die Tindersticks wie keine zweite Band: rein optisch, wenn sie seit Jahr und Tag im schnieken Dandy-Sakko auf die Bühne treten, in Interviews, wenn sie sich eines nur als Upper-Class-Englisch zu bezeichnenden Vokabulars bedienen, und vor allem musikalisch mit ihrem vielschichtigen, dunklen und melodischen Gitarren-Indie-Sound, der gern auch mal zehn Minuten über den Plattenteller mäandert. Nein, es ist keine locker-flockige Sommermusik, die die Tindersticks produzieren. Es ist im Gegenteil eine tiefe und sehr persönliche musikalische Suche unter Zuhilfenahme diverser Stilmittel vom orchestralen Schmelz über loungigen Jazz bis hin zu Soul und schwebenden Gitarrenflächen. Ein wenig haben sie damals, bei ihrer Gründung zu Beginn der 1990er Jahre, auch das heutige Genre des Postrock vorweggenommen, zusammen mit der sympathischen Attitüde, sich um Zeitgeist und Radioverträglichkeit eher einen feuchten Kehricht zu scheren. Das hat nicht gerade zur Massenkompatibilität der Tindersticks beigetragen, dafür wurden sie das, was man eben eine Kultband nennt: ein Kollektiv extrem neugieriger und ambitionierter Musiker mit einem starken Fankreis, der der Band auch über zwischenzeitliche Trennungsgerüchte hinweg die Treue gehalten hat“, werden die Tindersticks auf kulturarena.de treffend beschrieben. 
Mit ihren melodischen orchestralen Arrangements erweckten die Tindersticks die Aufmerksamkeit der französischen Filmemacherin Claire Denis, deren Film „Nénette et Boni“ die Tindersticks 1996 vertonten.
„Claire schrieb das Skript zu ‚Nénette et Boni‘, während sie unser zweites Album hörte, und als sie zu einem unserer Konzerte kam, fragte sie, ob wir interessiert daran seien, einen Score zu ihrem Film zu komponieren. Ich denke, sie wollte eher mit Musikern arbeiten als mit eher konventionellen, etablierten Filmkomponisten. Wir hatten ein paar Ideen davon, wie man einen Score schreibt, anders als die Einflüsse der Scores, die wir liebten und mit denen wir aufgewachsen sind. Also mussten wir einen Weg finden, der zu Anfang des Arbeitsprozesses eine Menge Improvisation nach dem ‚trial and error‘-Prinzip beinhaltete. Ich bin froh, dass ich auf diese Weise gelernt habe als durch eine strukturierte und systematische Annäherung, da sie mehr Spontanität und kreative Freiheit erlaubt. Ich versuche immer noch, auf diese Weise Filmmusik zu komponieren“, verriet Dickon Hinchliffe in einem Interview mit Daniel Schweiger auf filmmusicmag.com.
TINDERSTICKS Photo by Phil Nicholls
Es folgten die Soundtracks zu Denis‘ weiteren Werken „Trouble Every Day“ (2001), „Vendredi Soir“ („Friday Night“, 2002), „L’Intrus“ (2004), „35 Rhums“ (2008) und „White Material“ (2009).
In der Zwischenzeit hat sich Hinchliffe mit seinen Scores einen eigenen Namen gemacht. Nach Kurzfilmen wie „Wet“ (2003) und „Mercy“ (2006) komponierte Hinchliffe 2005 die Musik zu Ira Sachs‘ „Forty Shades of Blue“, der auf dem Sundance Film Festival mit dem Dramatic Grand Jury Prize ausgezeichnet wurde. Seitdem verging kaum ein Jahr, in dem nicht die bemerkenswerten Kompositionskünste des Briten gefragt gewesen sind. 2007 komponierte Hinchliffe die Musik zu Ira Sachs‘ Komödie „Married Life“, ein Jahr später den Score für die von Sophie Barthes inszenierte Paul-Giamatti-One-Man-Show „Cold Souls“ und die Musik zum konventionellen Liebesdrama „Last Chance Harvey“ von Joel Hopkins.
Seinen Durchbruch in Hollywood hat Hinchliffe allerdings dem 2010 veröffentlichten Score zum Crime-Drama „Winter’s Bone“ zu verdanken.
„Von Beginn an wusste ich, dass Debra Granik einen rauen und starken Score wollte. Ich denke, ihr ursprünglicher Wunsch war es, überhaupt keinen Score zu verwenden, was ich respektierte, weil ich wusste, dass sie nichts hinter der Musik verstecken oder die Musik als Kunstgriff funktionieren lassen wollte“, erklärt der Komponist in dem bereits erwähnten Interview mit Daniel Schweiger. „Meine erste Reaktion war, Instrumente wie Fidel, Banjo und Gitarre zu verwenden, aber sie auf verschiedene Art einzusetzen. So wird die Fidel manchmal wie eine elektrische Violine, und ich ließ sie viele Harmonien und dissonante Töne spielen oder den Verstärker verzerren. Die Gitarrensounds sind oft verzerrte E-Bows und Feedbacks. Wir haben viel über das Banjo gesprochen. Ich war zunächst skeptisch, weil ich dachte, dass der sehr eigenwillige Sound des Instruments dem Film nicht guttun würde. Doch am Ende wurde es ein sehr wichtiges Instrument, und im Kontext der anderen eher verzerrten Klänge im Score wurde es sehr einzigartig.“ 
Danach arbeitete Hinchliffe an „Lennon Naked“ (2010), Mitch Glazers „Passion Play“ mit Mickey Rourke, Bill Murray und Megan Fox in den Hauptrollen, Ami Canaan Manns „Texas Killing Fields“ mit Sam Worthington und Jeffrey Dean Morgan und dem Dokumentarfilm „Project Nim“ von James Marsh, außerdem am Cop-Drama „Rampart“ mit Woody Harrelson (alle 2011).
Mit Regisseur James Marsh („Red Riding 1980“) arbeitete Dickon Hinchliffe nun bei „Shadow Dancer“ erneut zusammen. Das Drama, bei dem im Belfast der 1990er Jahre eine IRA-Aktivistin von einem MI5-Agenten als Informantin angeworben werden soll, hat der Brite mit einem sehr dezenten Klavier- und Gitarrenscore musikalisch vertont.
Ungewöhnlich elektronisch kommt auch das neue Tindersticks-Soundtrack-Album „Les Salauds“ daher, der mittlerweile siebten Zusammenarbeit mit der französischen Filmemacherin Claire Denis. „Stuart las das Drehbuch, was ihn, wie ich glaube, etwas verstörte. Er brauchte etwas Zeit, um seine Einstellung zu finden und mit dem Komponieren zu beginnen. Ich sagte ihm, der Film würde im Regen beginnen, und schlug vor, dies mit dissonanter elektronischer Musik zu reflektieren. Ich hatte dabei Tangerine Dreams Musik für Michael Manns ‚Thief‘ im Kopf“, beschreibt Denis die Zusammenarbeit mit Tindersticks Mastermind Stuart Staples.
„Wir haben über Matrosen gesprochen und ihre Beziehung zum trockenen Land; einen irrealen Ort, wo die schlimmsten Dinge passieren können und natürlich auch passieren, eine Welt der Alpträume“, fügt Stuart hinzu. „Ich fing mit synthetischen Sounds zu experimentieren an – eine seltsame Umgebung, ich fühlte mich wie der Seemann, umgeben von Equipment und Ideen, die ich nicht verstand. Die Idee, Hot Chocolates ‚Put Your Love In Me‘ zu verwenden, war eine frühe Verbindung meinerseits, die Verzweiflung in dem Song in einen anderen Raum zu hieven, um mir etwas zu geben, an dem ich festhalten und wachsen konnte.“
Dickon Hinchliffe Filmographie: 
2002 Vendredi soir
2005 Forty Shades of Blue
2005 Mord im Pfarrhaus (Keeping Mom)
2006 The Red Veil (Kurzfilm)
2007 Married Life
2007 Mercy (Kurzfilm)
2008 Liebe auf den zweiten Blick (Last Chance Harvey)
2009 Cold Souls
2009 Yorkshire Killer 1980 (Red Riding 1980)
2010 Lennon Naked (Fernsehfilm)
2010 Passion Play
2010 Winter's Bone
2011 Luck (TV-Serie)
2011 Project Nim (Dokumentarfilm)
2011 Rampart
2011 Texas Killing Fields
2012 At Any Price
2012 Hit & Miss (TV-Miniserie)
2012 Shadow Dancer
2013 Hateship Loveship
2013 Locke
2013 Out of the Furnace

Tindersticks Filmographie: 
1996 Nénette et Boni
2001 Trouble Every Day
2007 Warten auf den Mond (Waiting For The Moon)
2008 35 Rum
2013 Les Salauds

Playlist:
1 Dickon Hinchliffe - The Real Tout (Shadow Dancer) - 03:27
2 Dickon Hinchliffe - Le Rallye (Vendredi Soir) - 03:55
3 Tindersticks - Rumba (Nénette et Boni) - 06:54
4 Tindersticks - Closing Titles (Trouble Every Day) - 05:50
5 Tindersticks - A Night In (Intimacy) - 06:23
6 Dickon Hinchliffe - Hardscrabble Elegy (Winter's Bone) - 03:05
7 Dickon Hinchliffe - Rosie Jones (Keeping Mom) - 04:04
8 Tindersticks - El diablo en el Ojo (Too Much Heaven) - 03:30
9 Dickon Hinchliffe - Last Chance Harvey (Last Chance Harvey) - 04:00
10 Dickon Hinchliffe - The Ditch (Texas Killing Fields) - 03:29
11 Dickon Hinchliffe - Never Happened Before (Cold Souls) - 03:05
12 Dickon Hinchliffe - At Any Price (At Any Price) - 02:37
13 Tindersticks - Put Your Love In Me (Les Salauds) - 07:27
14 Dickon Hinchliffe - Hartshorn On The Beach (Rampart) - 03:47
15 Tindersticks - Closing (White Material) - 05:57
16 Tindersticks - Train Montage 1 (35 Rhums) - 03:34
17 Tindersticks - La Passerelle (Nénette et Boni) - 04:16
18 Tindersticks - Tiny Tears (The Sopranos) - 05:44
19 Dickon Hinchliffe - Panic Button (Shadow Dancer) - 03:21
20 Dickon Hinchliffe - The Ripper (Red Riding 1980) - 04:06
21 Dickon Hinchliffe - Alone (Project Nim) - 04:00
22 Dickon Hinchliffe - Russian End (Forty Shades Of Blue) - 02:32
23 Tindersticks - Cherry Blossums (London Nights) - 04:19
24 Dickon Hinchliffe - Mercy (Mercy) - 02:36
25 Dickon Hinchliffe - Laura Leaves (Project Nim) - 02:55
26 Dickon Hinchliffe - Harry Speeds Home (Married Life) - 03:38
27 Tindersticks - Low Life (Les Salauds) - 06:03

Soundtrack Adventures #119 with TINDERSTICKS + DICKON HINCHLIFFE @ Radio ZuSa by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Samstag, 17. August 2013

Playlist #118 vom 25.08.2013 - MARK WAHLBERG Special

Seit seinem Durchbruch als Porno-Darsteller in Paul Thomas Andersons „Boogie Nights“ (1997) hat sich der amerikanische Schauspieler, Sänger und Filmproduzent Mark Wahlberg zu einem Oscar-nominierten Top-Actor in Hollywood gemausert. Nachdem er zuvor seit 1991 als Frontmann der Hip-Hop-Formation Marky Mark and the Funky Bunch für Furore gesorgt hatte, konzentriert sich Wahlberg seit „Boogie Nights“ ganz auf das Filmgeschäft. Momentan ist er in Michael Bays „Pain & Gain“ zu sehen, im September in „2 Guns“.

Der am 5. Juni 1971 in Boston, Massachusetts, geborene Mark Wahlberg wuchs als jüngstes unter insgesamt neun Geschwistern in einem ethnisch vielfältig besiedelten, von hoher Kriminalitätsrate gekennzeichneten Arbeiterviertel auf, verließ die High School ohne Abschluss und geriet immer wieder wegen u.a. Körperverletzung, Vandalismus und Diebstahl mit dem Gesetz in Konflikt.
Sein älterer Bruder Donnie, der mit seiner Band New Kids on the Block extrem erfolgreich war, finanzierte ihm 1991 ein eigenes Musikprojekt. Marky Mark and the Funky Bunch veröffentlichten im Juli 1991 ihr Debütalbum „Music fort he People“ und wurden gleich mit Platin ausgezeichnet. Im Rahmen seiner Auftritte präsentierte sich der diszipliniert Muskel- und Fitnesstraining absolvierende Mark stets mit freiem Oberkörper und erregte so die Aufmerksamkeit von Modedesigner Calvin Klein, der Wahlberg als Unterwäschemodel posieren ließ.
Seinen ersten Filmauftritt absolvierte Marky Mark 1993 in der Fernsehproduktion „Die Wahrheit führt zum Tod“, 1994 folgte unter seinem bürgerlichen Namen sein Leinwanddebüt in der Militärkomödie „Mr. Bill“.
An der Seite von Leonardo DiCaprio spielte Wahlberg in „Jim Carroll – In den Straßen von New York“ einen kriminellen Drogensüchtigen“, in „Fear – Wenn Liebe Angst macht“ (1996) einen Psychopathen. Nach seiner Darstellung als Pornostar Dirk Diggler in „Boogie Nights“ folgten Hauptrollen in der Kriegssatire „Three Kings“ (1999), Wolfgang Petersens Action-Drama „Der Sturm“ (2000), Tim Burtons Remake von „Planet der Affen“ (2001) und dem Gangsterfilm „The Italian Job“ (2003).
Seinen größten Erfolg als Schauspieler feierte Mark Wahlberg 2006 in der Rolle als Polizist Bryce Dignam in dem mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson und Alec Baldwin prominent besetzten Gangster-Epos „The Departed – Unter Feinden“, wofür er eine Oscar-Nominierung erhielt. Mit den Filmen „Shooter“ (2007) und „Max Payne“ (2008) etablierte sich Wahlberg auch als Action-Star, brillierte aber vor allem in Dramen wie Peter Jacksons „In meinem Himmel“ (2009) und David O. Russells Boxer-Drama „The Fighter“ (2010) ebenso wie in Komödien wie „Date Night“ (2010) und „Ted“ (2012).
2010 bekam Mark Wahlberg seinen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.

Filmographie: 
1993: Out All Night (Fernsehserie, Folge 1x17 Under My Thumb)
1993: Die Wahrheit führt zum Tod (The Substitute, Fernsehfilm)
1994: Mr. Bill (Renaissance Man)
1995: Jim Carroll – In den Straßen von New York (The Basketball Diaries)
1996: Fear – Wenn Liebe Angst macht (Fear)
1997: Traveller – Die Highway–Zocker (Traveller)
1997: Boogie Nights
1998: The Big Hit
1999: Corruptor – Im Zeichen der Korruption (The Corruptor)
1999: Three Kings – Es ist schön König zu sein (Three Kings)
2000: The Yards – Im Hinterhof der Macht (The Yards)
2000: Der Sturm (The Perfect Storm)
2001: Planet der Affen (Planet of the Apes)
2001: Rock Star
2002: The Truth About Charlie
2003: The Italian Job – Jagd auf Millionen (The Italian Job)
2004: I Heart Huckabees
2005: Vier Brüder (Four Brothers)
2006: Unbesiegbar – Der Traum seines Lebens (Invincible)
2006: Departed – Unter Feinden (The Departed)
2007: Shooter
2007: Helden der Nacht – We Own the Night (We Own the Night)
2008: The Happening
2008: Max Payne
2009: In meinem Himmel (The Lovely Bones)
2010: Date Night – Gangster für eine Nacht (Date Night)
2010: Die etwas anderen Cops (The Other Guys)
2010: The Fighter
2012: Contraband
2012: Ted
2013: Broken City
2013: Pain & Gain
2013: 2 Guns
Playlist:
1 Steve Jablonsky - Du Bois (Pain & Gain) - 03:24
2 Chakachas - Jungle Fever (Boogie Nights) - 04:20
3 Carter Burwell - The Guns (Three Kings) - 02:31
4 The Doors - Riders On The Storm (The Basketball Diaries) - 06:56
5 Walter Murphy - The Power Of Wishes (Ted) - 03:11
6 Jon Brion - True To Yourself (I Heart Huckabees) - 02:40
7 Christophe Beck - The Airport (Date Night) - 03:14
8 Brian Eno - First Light (The Lovely Bones) - 06:59
9 Michael Brook - Ward vs. Sanchez (The Fighter) - 02:05
10 Howard Shore - Hospital Mission (The Yards) - 03:19
11 Howard Shore - The Faithful Departed (The Departed) - 03:06
12 Wojciech Kilar - Vadim Escapes (We Own The Night) - 03:00
13 Mark Isham - Suite (Invincible) - 08:35
14 Hans Zimmer - Letter From Home (Renaissance Man) - 04:25
15 David Arnold - 400K Plan (Four Brothers) - 05:12
16 Carter Burwell - Oud Happy (The Corruptor) - 03:08
17 John Powell - Venice Gold Heist (The Italian Job) - 04:39
18 Atticus Ross - Broken City (Broken City) - 06:11
19 Clinton Shorter - No Options (2 Guns) - 03:00
20 Mark Mancina - Recon Report/Motorcade (Shooter) - 03:41
21 Marco Beltrami & Buck Sanders - Topless Fanfare (Max Payne) - 03:10
22 Danny Elfman - Main Titles (Planet of the Apes) - 03:52
23 James Horner - There's No Love, Only Goodbye (The Perfect Storm) - 07:25
24 Steve Jablonsky - Run Him Over (Pain & Gain) - 03:26
25 Clinton Shorter - Panama (Contraband) - 03:53
26 James Newton Howard - End Credits (The Happening) - 04:44

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Sonntag, 4. August 2013

Playlist #117 vom 11.08.2013 - DANNY BOYLE-Special

Der britische Filmemacher Danny Boyle zählt seit seinem Indie-Hit „Kleine Morden unter Freunden“ (1994) und dem anschließenden Erfolg mit dem vieldiskutierten „Trainspotting“ (1996) zu den interessantesten Regisseuren von der Insel. Nach Flops mit Filmen wie „Lebe lieber ungewöhnlich“ (1997), „The Beach“ (2000) und „Millionen“ (2004) meldete er sich 2008 mit dem Oscar-prämierten Drama „Slumdog Millionär“ eindrucksvoll zurück. Nun ist sein neuer Film „Trance“ in den Kinos angelaufen.

Bevor Boyle zum Film ging, war er Regisseur im Londoner Theaterhaus der Joint Stock Theatre Company und wurde 1982 Intendant des renommierten Royal Court Theatre, bevor er Ende der 80er Jahre zum Fernsehen wechselte und dort an verschiedene n Serien als Regisseur und Produzent mitwirkte.
Sein Filmdebüt feierte Boyle 1994, als er mit zwei Freunden, Produzent Andrew Macdonald und Drehbuchautor John Hodge, die schwarze Komödie „Kleine Morde unter Freunden“ realisierte. Drei Freunde - die Ärztin Juliet Miller (Kerry Fox), der Buchhalter David Stephens (Christopher Eccleston) und der Journalist Alex Law (Ewan McGregor) – haben mit dem Problem zu kämpfen, dass ihr neuer Mitbewohner direkt nach seinem Einzug in ihre Wohngemeinschaft an einer Überdosis stirbt und einen Koffer voller Geld hinterlässt. Nun muss überlegt werden, wie die Leiche entsorgt und das Geld aufgeteilt wird.
„Mit einigen Preisen prämiert überzeugt ‚Kleine Morde unter Freunden‘ durch seine rasante Dramaturgie, seine grandios aufspielenden Akteure sowie seinen vergnüglich-respektlosen Humor, der den einen oder anderen schrägen Seitenhieb auf die schottische Gesellschaft austeilt. Die Wandlung des dreieinigen, überheblichen und gegen die verachtete Gewöhnlichkeit der Außenwelt spottenden Bollwerks zu einer kleinen Hölle aus Misstrauen, Feindseligkeit und Verrat vollzieht sich ebenso stimmig wie spannend innerhalb der prägnanten Charaktere“, resümiert Marie Anderson auf kino-zeit.de. „Die großartige Kameraführung von Brian Tufano, die zu Beginn des Films durch den urbanen Raum rast, verleiht dem Film eine ansprechende visuelle Dynamik, die sich in ausdrucksstarken bewegten Bildkompositionen manifestiert. Erscheinen die wachsenden Brutalitäten auch anfangs als eine abstoßende, unüberwindbare Unmöglichkeit, schlägt dieses Widerstreben im Verlauf der Handlung in verbissenes, geradezu leidenschaftliches Engagement um – einem grausamen Abgesang auf das Pathos von Freundschaft und Verschworenheit gleich.“ 
Nach diesem ersten Achtungserfolg gelang Danny Boyle bereits mit seinem nächsten Film "Trainspotting" ebenso der Durchbruch wie Hauptdarsteller Ewan McGregor, der bei seinem zweiten Engagement in einem Boyle-Film in die Haut des Heroin-Abhängigen Mark Renton schlüpft und mit seinen Freunden Spud (Ewen Bremner) und Sick Boy (Jonny Lee Miller) Teil der Edinburgher Drogenszene ist.
Als er sich endlich zu einem Entzug durchringt, gerät Renton aber schon in die nächste Misere, als er eine Nacht mit einem frühreifen, aber minderjährigen Mädchen verbringt …
„Der nur 3,5 Mio Dollar teure Film löste 1996 in Großbritannien eine wahre ‚Trainspotting‘-Mania aus. Mit der genialen Verfilmung des Kultromans von Irvine Welsh schuf Regisseur Danny Boyle ein neues, großes Stück Popkultur. Das Thema Drogensucht geht er nicht auf konventionelle Weise an. Obwohl ‚Trainspotting‘ erschütternd dramatische Szenen enthält, ist der Grundton mit einem trockenen, schwarzen Humor versehen, der dem Film eine ungeheure Leichtigkeit und Coolness gibt. Das Kunststück dabei: Die Drogensucht wird trotz des lockeren Tons keinesfalls glorifiziert, sondern realitätsnah transportiert. Die Dialoge, die John Hodge seinen Post-Punk-Anti-Helden auf den Leib schrieb, sind über die gesamte Spielzeit grandios, messerscharf und zynisch“, meint Carsten Baumgardt in seiner Rezension auf filmstarts.de. „Eine weitere große Rolle spielt die Musik. Iggy Pops Fun-Klassiker ‚Lust for life‘ zeigt gleich zu Beginn, wo es langgeht. Neben Brit-Pop von Blur und Pulp wurde Underworlds Dancefloor-Reißer ‚Born slippy‘ zur berauschenden, treibenden Hymne des Films. Lou Reeds ‚Perfect World‘ untermalt Rentons Kampf gegen den Tod nach der Überdosis. Solch grimmiger Zynismus macht aus ‚Trainspotting‘ einen rasenden Albtraum-Express, der durch rabenschwarzen Humor gebrochen und getrieben wird.“ 
Der Erfolg von „Trainspotting“ ließ auch Hollywood aufhorchen, doch Boyles USA-Debüt „Lebe lieber ungewöhnlich“ (1997) floppte trotz der illustren Besetzung mit Ewan McGregor, Cameron Diaz und Holly Hunter ebenso an den Kinokassen wie die Verfilmung von Alex Garlands Roman „Der Strand“ (2000). Erstmals verzichtete Boyle auf Ewan McGregor und ließ den jungen Leonardo DiCaprio die Hauptrolle in „The Beach“ spielen.
Als Rucksacktourist Richard bekommt er in Thailand eine Karte zugesteckt, die zu einem sagenumwobenen, paradiesischen Strand führen soll. Zusammen mit dem französischen Pärchen Francoise (Virginie Ledoyen) und Étienne (Guillaume Canet) macht sich Richard auf die nicht unproblematische Reise, doch als sie das von ein paar Aussteigern bewohnte Eiland erreichen, entpuppt sich das vermeintliche Paradies als lebensgefährlicher Albtraum.
„Wer sich auf einen nicht leichten Streifen einlassen möchte, kann durch ‚The Beach‘ zum Nachsinnen über seine eigene Position in der Welt gebracht werden“, meint Flemming Schock auf filmspiegel.de. „Er suggeriert treffend, dass die Welt trotz ihrer offensichtlichen Übel als eine lebenswerte erkannt wird und dass Alternativerfahrung wichtig sind, um sich und die Mechanismen der Industriegesellschaft besser zu verstehen und sie vielleicht punktuell verbessern zu können, ohne sie radikal abzulehnen. Die alltägliche Erfahrung, dass es keine perfekte Welt geben wird, dass aber das Traum von ihr und die Hoffnung die Menschen voran bringt (und das Träume Träume bleiben sollten, weil man sonst an ihnen zerbricht), gestaltet Boyle auch formal äußerst geschickt aus. So wird das konstruierte Paradies allein schon dadurch in Frage gestellt und konterkariert, dass elektronische Musik als Klangkulisse herhält. ‚The Beach‘ ist inhaltlich ambivalent - einige mögen ihn langweilig finden. Der aus dem Paradies Verstoßene kann nicht mehr zurück, aber Filme wie ‚The Beach‘ unterstreichen die Wichtigkeit des Kinos als Motor der Phantasie.“ 
Den überwiegend elektronischen Score komponierte übrigens Angelo Badalamenti („Twin Peaks“), der Soundtrack vereint so illustre Electro-Größen wie Orbital, UNKLE, Leftfield, Moby und Underworld. Bei der Kritik konnte „The Beach“ nur teilweise punkten, etwas besser erging es Danny Boyle mit seinem nächsten Film „28 Days Later“, zu der „The Beach“-Autor Alex Garland das Drehbuch verfasste.
In dem Sci-Fi-Thriller aus dem Jahre 2002 befreien militante Tierschützer Affen aus einem Labor, nicht ahnend, dass die Tiere ein tödliches Virus in sich tragen, das London innerhalb von 28 Tagen nahezu aussterben lässt und die mit dem Virus infizierten Menschen zu Zombie-ähnlichen Bestien werden lässt.
„Weil Danny Boyle ‚28 Days Later‘ als genregemäße Low-Budget-Produktion dachte, griff er auf den Trend der vom Material her günstigen Digitalkameras zurück und liefert uns den ‚Dogma‘-Streifen des Zombie-Genres. Die grobkörnigen Bilder scheinen auf künstliches Licht fast völlig zu verzichten und erzeugen mit kühlen Farben die leichte Illusion des Unmittelbaren, der ‚Wirklichkeit‘. Dieser visuelle Purismus wirkt enorm und ist kein Zufall, zeichnet sich doch für die Bildführung mit Anthony Dod Mantle tatsächlich ein ‚Dogma‘-Kameramann (‚Das Fest‘) verantwortlich. Nach der blutreichen Eröffnung, die anzeigt, was an Splatter zu erwarten steht, erzeugen überraschend ruhige Bilder vom ausgestorbenen London zusammen mit mal ätherischer, mal aggressiver Musik eine soghafte Atmosphäre. Die eigenwillig ästhetische Bildsprache Danny Boyles kommt hier fast einer Aufwertung des Genres gleich“, findet Flemming Schock auf filmspiegel.de
Nach der weithin unbeachteten Verfilmung von Frank Cottrells Jugendbuch „Millionen“ (2005), zu dem erneut „28 Days Later“-Komponist John Murphy den Score produzierte, entstand 2007 mit dem Sci-Fi-Drama „Sunshine“ die dritte Zusammenarbeit zwischen Danny Boyle und Alex Garland.
Im Jahr 2057 droht die sterbende Sonne die Erde in einen ewigen Winter zu tauchen. Nachdem bereits ein Versuch gescheitert ist, der Sonne durch eine gewaltige Explosion zu alter Strahlkraft zu verhelfen, macht sich nun ein zweites Team unter Führung von Kaneda (Hiroyuki Sanada) mit den verbliebenen Sprengstoffresten der Erde auf den Weg, einen letzten Versuch zur Rettung der Menschheit zu unternehmen.
Doch kurz vor dem Ziel erreicht die Crew ein Funkspruch der Icarus I, dem als vermisst geltenden Raumschiff der ersten Mission. Der Physiker Capa (Cillian Murphy) muss nun entscheiden, ob das Vorhaben wie geplant fortgesetzt oder Kurs auf die Icarus I genommen werden soll, um dann mit doppelter Sprengkraft zuzuschlagen ...
„Wie in den meisten Klassikern des Genres, fährt auch in diesem Science-Fiction der Mensch ins All, um sich selbst zu finden. Denn das ist schon unergründlich genug. Er findet keine Aliens, weil er das ganz Andere nicht einmal denken kann. Er entdeckt keine neuen Dimensionen, weil sein Verstand daran scheitert und weil er in den vertrauten schon genug Ärger hat. Die Monster, denen er unterwegs begegnet, sind nicht die höllischen Manifestationen des Fremden an sich, sondern Ausformungen der eigenen aggressiven Triebe. Und die Widergänger, die auf ihn warten, sind Kurzschlüsse im eigenen Vorstellungsapparat. Der Kosmos implodiert in der Imagination und damit in der Magie des Kinos selbst“, befindet Birgit Glombitza auf spiegel.de. „Deswegen geht es bei diesem kühnen Ritt zur Sonne weniger um technische Herausforderungen und dramatische Fehlfunktionen, die einem über weite Strecken sowieso so schleierhaft bleiben wie eine Ikea-Bauanleitung. Es geht um Bilder von Astronauten in goldenen Raumanzügen, die völlig losgelöst auf die Sonne zurasen und wie Wunderkerzen mit einem so schrecklichen wie schönen Flash verpuffen. Um einen Bilderrausch voll flirrender Hitzelandschaften und tintenschwarzer Kälte.“ 
Bereits ein Jahr später gelang Danny Boyle mit der Verfilmung von Vikas Swarups Roman „Rupien! Rupien!“ unter dem Titel „Slumdog Millionär“ der ganz große Coup. Obwohl er den Film komplett in Indien und ausschließlich mit indischen Schauspielern realisierte, räumte der Film nicht nur beim alljährlichen Oscar-Spektakel mächtig ab, wo er acht der begehrten Trophäen erhielt, sondern auch bei fast allen anderen Festivals und Preisverleihungen.
20 Millionen Rupien (ca. 300.000 Euro) warten auf den 18-jährigen Jamal Malik (Dev Patel). Der Vollwaise ist in den Slums der indischen Mega-Metropole Mumbai aufgewachsen und steht lediglich eine Frage von dem sensationellen Gewinn, nachdem er bereits vierzehn Fragen richtig beantwortet hat. Allerdings wird Jamal vor dem großen Finale verdächtigt, ein Betrüger zu sein, weshalb zwei knallharte Polizisten ein Geständnis aus ihm herauspressen wollen. Statt eines Geständnisses erzählt Jamal zu jeder ihm während der Show gestellten Frage von einem einschneidenden Erlebnis aus seiner Kindheit, das ihn auf die richtige Antwort brachte.
„Vordergründig erzählt ‚Slumdog Millionär‘ die Geschichte eines ungebildeten, aber bauernschlauen Slumjungen, der nach harter Kindheit durch glückliche Umstände die Chance bekommt, unglaublich reich zu werden. Doch das ist nur die äußere Fassade der Story. Im Kern geht es Jamal um Latika, die Liebe seines Lebens. Dieser Bogen wird im dramatischen Showdown ungeheuer charmant geschlagen. Hier entladen sich, exakt auf den Punkt hin, alle Gefühle in einem emotionalen Bombast-Finale“, resümiert Carsten Baumgardt auf filmstarts.de
Wie in seinen früheren Filmen, die allesamt in unterschiedlichen Genres angesiedelt sind, paart Danny Boyle in „Slumdog Millionär“ einen innovativen visuellen Look mit passender Musik. War es bei „Trainspotting“ die Dance-Hymne „Born Slippy“ von Underworld, bei „The Beach“ die Zusammenarbeit von Angelo Badalamenti und Orbital beim Titelstück und bei „28 Days Later“ Blue States‘ „Season Song“, so sorgt hier der indische Komponist A.R. Rahman mit seinem vitalen Score für die adäquate musikalische Untermalung.
Mit dem Erfolgsteam von „Slumdog Millionär“ (Drehbuchautor Simon Beaufoy, Kameramann Anthony Dod Mantle und Komponist A.R. Rahman) machte sich Danny Boyle 2010 an „127 Hours“.
Das Drama erzählt die Geschichte des Bergsteigers Aron Ralston (gespielt von James Franco), der 2003 bei einer Canyon-Wanderung in Utah verunglückte und nur durch die Selbstamputation seines rechten Arms überlebte.
„Es wäre leicht, ‚127 Hours‘ als Horrorschocker mit genretypisch konservativer Botschaft abzutun: Wer sich zu sehr auf sich selbst verlässt und sich von der Gemeinschaft isoliert, also die traditionellen Familienwerte ignoriert, der gerät in die Klemme und stirbt einsam. Tatsächlich sind es Traumbilder von einer niedlichen Kleinfamilie, die der notorische Einzelgänger Ralston mit sich und einer längst verflossenen Ex-Gefährtin halluziniert, die ihm, schon halbverhungert und dehydriert, letztlich die Kraft für den Selbstverstümmelungsakt liefern“, meint Andreas Borcholte auf spiegel.de. „Doch die recht banale, glücklicherweise aber nicht von religiöser Symbolik überfrachtete Botschaft wird wettgemacht durch die virtuose Inszenierung des Geschehens durch Boyles mehrfach preisgekröntes Kamerateam Anthony Dod Mantle und Enrique Chediak sowie den rasanten Schnitt des ebenfalls für einen Oscar nominierten Cutters Jon Harris. Sie schaffen einen krassen, sehr effektvollen Gegensatz zwischen den teils poetischen, teils dynamischen Landschaftsaufnahmen zu Beginn und der klaustrophobischen, mit Handkamera gefilmten Enge der Felsspalte, in der sich mehr als zwei Drittel des Films abspielen.“ 
2012 produzierte und inszenierte Danny Boyle eine Live-Theaterversion von „Mary Shelleys Frankenstein“ (mit einem Soundtrack von Underworld) und setzte als künstlerischer Leiter die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2012 in London um.
Mit seinem aktuellen Film „Trance – Gefährliche Erinnerung“ lässt Boyle die Grenzen zwischen Träumen und Realität verschwimmen. Der Kunst-Auktionator Simon (James McAvoy) soll für den Sammler Franck (Vincent Cassel) bei einer Auktion ein wertvolles Goya-Gemälde stehlen. Da Simon die vereinbarten Regeln nicht befolgt, wird er bewusstlos geschlagen und kann sich an nichts mehr erinnern. Franck beauftragt die Psychologin Elizabeth (Rosario Dawson) damit, Simons Gedächtnis mit vielen Gesprächen und Hypnose aufzufrischen, doch das bringt ihren Patienten nur noch mehr durcheinander …
„Filmemacher Danny Boyle überträgt den Gemütszustand der Hauptfigur auf den Zuseher und bietet damit eine gekonnte Medienmetapher. Das Bewusstsein des Hauptcharakters wird zur Wahrnehmung des Zuschauers umfunktioniert. Somit ist dem Betrachter des Films nicht bekannt, wann er sich in Trance befindet und wann er die Realität vor Augen hat. Dieses Spiel mit dem Rezipienten erzeugt ein spannendes und kurzweiliges Erlebnis, welches stellenweise im Zuge einiger Drehbuchschwächen getrübt wird. Dessen ungeachtet ist ‚Trance – Gefährliche Erinnerung‘ ein sehenswerter Film, der den Film Noir in einem völlig modernen Gewand präsentiert“, fasst Hrissowalantis Zagoudis in seiner Kritik auf filmering.at zusammen.
Bei aller thematischer Vielfalt und künstlerischer Beweglichkeit werden Danny Boyles Filme durch einen ausgeprägten Stil vereint, der stets am Puls der Zeit liegt und visuell wie musikalisch äußerst innovativ wirkt. Mögen seine Filme nicht immer der große kommerzielle Erfolg sein, so sind sie aufgrund ihrer ästhetischen Struktur doch stets sehenswert.

Filmographie:
1994: Kleine Morde unter Freunden (Shallow Grave)
1996: Trainspotting – Neue Helden (Trainspotting)
1997: Lebe lieber ungewöhnlich (A Life Less Ordinary)
1999/2008: Alien Love Triangle (Kurzfilm)
2000: The Beach
2002: 28 Days Later
2005: Millions
2007: Sunshine
2008: Slumdog Millionär (Slumdog Millionaire)
2010: 127 Hours
2013: Trance - Gefährliche Erinnerung

Playlist:
1 Leftfield - Shallow Grave (Shallow Grave) - 04:36
2 Iggy Pop - Lust For Life (Trainspotting) - 05:11
3 Joy Division - Atmosphere (Trainspotting) - 04:10
4 Lou Reed - Perfect Day (Trainspotting) - 03:43
5 Underworld - Born Slippy/NUXX [Darren Price Mix] (Trainspotting) - 03:36
6 Simon Boswell - Laugh Riot (Shallow Grave) - 03:00
7 Sneaker Pimps - Velvet Divorce (A Life Less Ordinary) - 04:15
8 David Arnold - Finale (A Life Less Ordinary) - 05:25
9 REM - Leave (A Life Less Ordinary) - 04:42
10 Simon Boswell - Shallow Grave, Deep Depression (Shallow Grave) - 04:48
11 Folk Implosion - Kingdom Of Lies (A Life Less Ordinary) - 04:30
12 Moby - Porcelain (The Beach) - 03:59
13 Angelo Badalamenti - Bizarre City (The Beach) - 04:08
14 Dario G - Voices (The Beach) - 05:20
15 John Murphy & Underworld - The Surface Of The Sun (Sunshine) - 03:59
16 John Murphy - In The House- In A Heartbeat (28 Days Later) - 04:16
17 John Murphy - The End (Millions) - 04:28
18 Blue States - Season Song (28 Days Later) - 04:12
19 Faithless - Woozy (The Beach) - 07:53
20 M.I.A. - Paper Planes (Slumdog Millionaire) - 03:25
21 A.R. Rahman - R.I.P. (127 Hours) - 05:12
22 A.R. Rahman - Latika's Theme (Slumdog Millionaire) - 03:11
23 A.R. Rahman - Acid Darbari (127 Hours) - 04:23
24 Emeli Sande & Rick Smith - Here It Comes (Trance) - 07:38
25 Underworld - 8 Ball (The Beach) - 08:51

Soundtrack Adventures #117 with DANNY BOYLE @ Radio ZuSa by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Dienstag, 23. Juli 2013

Playlist # 116 vom 28.07.2013 - NEUHEITEN 2013 (2)

Sechs Wochen nach meinem ersten „Neuheiten 2013“-Special ist es schon wieder Zeit für ein Update. In dieser Sendung sind die Action-Scores zu neuen Filmen mit Bruce Willis („G.I. Joe: Retaliation“, „RED 2“) und Jason Statham („Parker“, „Hummingbird“), die etwas ruhigeren Momente aus den Super-Helden- und Science-Ficiton-Scores von Hans Zimmer („Man Of Steel“, „The Lone Ranger“), Marco Beltrami („The Wolverine“, „World War Z“) und Ramin Djawadi („Pacific Rim“) ebenso zu hören wie humorvolle Musik von Christophe Beck („The Hangover Trilogy“, „R.I.P.D.“), Christopher Lennertz („Identity Thief“) und Heitor Pereira („The Smurfs 2“, „Despiceable Me 2“).

Abgerundet wird die zweistündige Sendung mit neuen Veröffentlichungen zu den Fernsehserien „Continuum“, „Spartacus“ und „Fringe“ sowie zu den Videospielen „The Last Of Us“ und „DaVinci’s Demons“. Außerdem gibt es den Soundtrack zum neuen Roland-Emmerich-Actioner „White House Down“ , zu dem wieder die beiden österreichischen Komponisten Thomas Wander und Harald Kloser („Anonymous“, „2012“) die Musik komponiert haben, und Neues vom spanischen Komponisten Javier Navarrete („The Hole“, „Byzantium“).
Playlist:
1 Marco Beltrami - Logan's Run (The Wolverine) - 03:55
2 Marco Beltrami - Wales (World War Z) - 05:21
3 Thomas Wander & Harald Kloser - Opening Theme (White House Down) - 04:51
4 Ramin Djawadi - The Shatterdome (Pacific Rim) - 02:30
5 Hans Zimmer - This Is Clark Kent (Man Of Steel) - 03:36
6 Hans Zimmer - Silver (The Lone Ranger) - 04:00
7 Henry Jackman - Zartan (G.I. Joe: Retaliation) - 07:25
8 Alan Silvestri - Victoria Calls (RED 2) - 03:11
9 Dario Marianelli - Joey's Career (Hummingbird) - 04:51
10 David Buckley - We've Got The Girl (Parker) - 03:43
11 Javier Navarrete - My Mother Was Dying (Byzantium) - 04:39
12 Javier Navarrete - It's Just A Hole (The Hole) - 05:34
13 Heitor Pereira - Lucy And The AVL (Despiceable Me 2) - 05:39
14 Heitor Pereira - He's Not My Father (The Smurfs 2) - 02:04
15 Christophe Beck - Sin City (The Hangover Trilogy) - 02:04
16 Christophe Beck - Orientation (R.I.P.D.) - 02:24
17 Christophe Beck - Theme from 'The Hangover Part III' (The Hangover Trilogy) - 02:31
18 Christopher Lennertz - Drugs, Guns, And Hobbits (Identity Thief) - 03:43
19 Jeff Danna - The Year 2012 (Continuum - Season 1) - 03:52
20 Chris Tilton - Searching For Olivia Dunham (Fringe - Season 5) - 03:20
21 Joseph LoDuca - Decimation/Death Surrounds (Spartacus: War Of The Damned) - 05:30
22 Chris Tilton - The Human Kind (Fringe - Season 5) - 04:12
23 Joseph LoDuca - Remembrance/Honor The Fallen (Spartacus: War Of The Damned) - 05:02
24 Gustavo Santaolalla - The Quarantine Zone (The Last Of Us) - 03:40
25 Bear McCreary - The Sons Of Mithras (DaVinci's Demons) - 03:47
26 Alan Silvestri - To Moscow (RED 2) - 04:11
27 Chris Tilton - The Recordist (Fringe - Season 5) - 03:32
28 Joseph LoDuca - A Free Man/Final Credits (Spartacus: War Of The Damned) - 06:55

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