Radio ZuSa

Montag, 23. Februar 2015

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - 87. ACADEMY AWARDS Special

Am 22. Februar ging im Dolby Theatre in Los Angeles zum 87. Mal die Verleihung der berühmten Oscars über die Bühne. Traditionell wird die „Lange Nacht der Filmmusik“ auf Radio ZuSa mit einem zweistündigen Rückblick auf die besten Filme und Soundtracks des vergangenen Jahres (die nicht unbedingt auch für einen Oscar nominiert waren) eröffnet. Allzu große Überraschungen hat es in der von „How I Met Your Mother“-Star Neil Patrick Harris moderierten Oscar-Verleihung nicht gegeben.

Im Vorfeld wurden sowohl Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ als auch Alejandro González Iñárritus „Birdman“ mit je neun Nominierungen bedacht, von denen sie jeweils vier für sich verbuchen konnte. Während Andersons liebevoll-skurriler und Star-gespickter Film „Grand Budapest Hotel“ für das beste Kostümdesign, das beste Make-up, das beste Szenenbild und die beste Filmmusik ausgezeichnet wurde, erhielt Iñárritus schräge Superhelden-Tragikomödie "Birdman" die wichtigen Auszeichnungen für die beste Regie und den besten Film, dann für das beste Originaldrehbuch - dazu wurde Emmanuel Lubezki, der bereits im vergangenen Jahr für seine Arbeit an „Gravity“ den Oscar bekam, erneut die Trophäe für seine vorzügliche Kameraarbeit zugesprochen.
„Wes, du bist ein Genie. Das ist gut“, freute sich der Franzose Alexandre Desplat, der bereits sieben Mal für den Oscar in der Kategorie „Beste Filmmusik“ nominiert worden war (u.a. für „The Queen“, „Der seltsame Fall des Benjamin Button“, „Argo“ und „The King’s Speech“) und dieses Jahr gleich mit zwei Arbeiten ins Oscar-Rennen ging, einmal für „The Imitation Game“ und schließlich für „Grand Budapest Hotel“, seiner dritten Zusammenarbeit mit Wes Anderson nach „Der fantastische Mr. Fox“ (2009) und „Moonrise Kingdom“ (2012).
Zu den großen Verlierern zählte dagegen das Langzeitprojekt von Richard Linklater. Sein über zwölf Jahre entstandener Coming-of-Age-Film „Boyhood“ erhielt bei immerhin sechs Nominierungen nur eine Auszeichnung für Patricia Arquette als beste Nebendarstellerin, die in ihrer Dankesrede zur Lage der Nation in Sachen Gleichberechtigung viel Applaus erntete.
Musikalisch decken mein jährlicher Gast-Moderator bei der Langen Nacht der Filmmusik, Kacper Ogorzalek, und ich nicht nur die Musik zu den acht besten Filmen ab und die fünf für einen Oscar nominierten Filmmusiken, sondern auch Auszüge aus den Scores zu weiteren bemerkenswerten Filmen, die Thema bei der diesjährigen Oscar-Verleihung waren.
In der Kategorie „Beste Filmmusik“ konnten die Nominierungen für Desplats „Grand Budapest Hotel“ und „The Imitation Game“ ebenso wenig überraschen wie Hans Zimmers Score zu Christopher Nolans Science-Fiction-Drama „Interstellar“, wohl aber Gary Yershons Musik zu Mike Leighs Biopic „Mr. Turner“ über den britischen Maler William Turner und die minimalistische Musik des Isländers Jóhann Jóhannsson zu James Marshs biografischen Drama „Die Entdeckung der Unendlichkeit“.
Hier findet ihr eine Auflistung der wichtigsten Kategorien und die rot markierten Preisträger der 87. Oscar-Verleihung:

Bester Film:
  • Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 
  • American Sniper 
  • Boyhood 
  • Grand Budapest Hotel 
  • The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Selma 
  • Die Entdeckung der Unendlichkeit 
  • Whiplash 

Beste Regie:
  • Alejandro González Iñárritu - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 
  • Richard Linklater - Boyhood 
  • Bennett Miller - Foxcatcher 
  • Wes Anderson - Grand Budapest Hotel 
  • Morten Tyldum - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 

Bester Hauptdarsteller:
  • Eddie Redmayne - Die Entdeckung der Unendlichkeit 
  • Steve Carell - Foxcatcher 
  • Bradley Cooper - American Sniper 
  • Benedict Cumberbatch - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Michael Keaton - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 

Beste Hauptdarstellerin:
  • Julianne Moore - Still Alice - Mein Leben ohne Gestern 
  • Marion Cotillard - Zwei Tage, eine Nacht 
  • Felicity Jones - Die Entdeckung der Unendlichkeit 
  • Rosamund Pike - Gone Girl - Das perfekte Opfer 
  • Reese Witherspoon - Der große Trip - Wild 

Bester Nebendarsteller:
  • J.K. Simmons - Whiplash 
  • Robert Duvall - Der Richter: Recht oder Ehre 
  • Ethan Hawke - Boyhood 
  • Edward Norton - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 
  • Mark Ruffalo - Foxcatcher 

Beste Nebendarstellerin:
  • Patricia Arquette - Boyhood 
  • Laura Dern - Der große Trip - Wild 
  • Keira Knightley - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Meryl Streep - Into the Woods 
  • Emma Stone - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 

Bestes Originaldrehbuch:
  • Alejandro González Iñárritu, Nicolás Giacobone, Alexander Dinelaris & Armando Bo - Birdman 
  • Richard Linklater - Boyhood 
  • E. Max Frye & Dan Futterman - Foxcatcher 
  • Wes Anderson & Hugo Guinness - Grand Budapest Hotel 
  • Dan Gilroy - Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis 

Bestes adaptiertes Drehbuch:
  • Graham Moore - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Jason Hall - American Sniper 
  • Paul Thomas Anderson - Inherent Vice - Natürliche Mängel 
  • Anthony McCarten - Die Entdeckung der Unendlichkeit 
  • Damien Chazelle - Whiplash 

Bester Animationsfilm:
  • Baymax - Riesiges Robowabohu 
  • Die Boxtrolls 
  • Drachenzähmen leicht gemacht 2 
  • Song of the Sea 
  • Die Legende der Prinzessin Kaguya 

Bester fremdsprachiger Film:
  • Ida 
  • Leviathan 
  • Tangerines 
  • Timbuktu 
  • Wild Tales - Jeder dreht mal durch 

Bester Dokumentarfilm:
  • Citizenfour 
  • Last Days in Vietnam 
  • Virunga 
  • Das Salz der Erde 
  • Finding Vivian Maier 

Beste Kamera:
  • Emmanuel Lubezki - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 
  • Robert D. Yeoman - Grand Budapest Hotel 
  • Lukasz Zal & Ryszard Lenczewski - Ida 
  • Dick Pope - Mr. Turner - Meister des Lichts 
  • Roger Deakins - Unbroken 

Bestes Kostümdesign:
  • Milena Canonero - Grand Budapest Hotel 
  • Mark Bridges - Inherent Vice - Natürliche Mängel 
  • Colleen Atwood - Into the Woods
  • Anna B. Sheppard & Jane Clive - Maleficent - Die dunkle Fee 
  • Jacqueline Durran - Mr. Turner - Meister des Lichts 

Bester Schnitt:
  • Tom Cross - Whiplash 
  • Joel Cox & Gary Roach - American Sniper 
  • Sandra Adair - Boyhood 
  • Barney Pilling - Grand Budapest Hotel 
  • William Goldenberg - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 

Bestes Szenenbild:
  • Grand Budapest Hotel 
  • Into the Woods 
  • Interstellar 
  • The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Mr. Turner - Meister des Lichts 

Beste Filmmusik:
  • Grand Budapest Hotel - Alexandre Desplat 
  • The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben - Alexandre Desplat 
  • Interstellar - Hans Zimmer 
  • Mr. Turner - Meister des Lichts - Gary Yershon 
  • Die Entdeckung der Unendlichkeit - Jóhann Jóhannsson 

Bester Filmsong:
  • “Glory” aus Selma 
  • “Lost Stars” aus Can a Song Save Your Life? 
  • “Everything Is Awesome” aus The Lego Movie 
  • “I’m Not Gonna Miss You” aus Glen Campbell: I'll Be Me 
  • “Grateful" aus Beyond the Lights 

Beste visuelle Effekte:
  • Interstellar 
  • Captain America 2: The Return of the First Avenger 
  • Planet der Affen - Revolution 
  • Guardians of the Galaxy 
  • X-Men: Zukunft ist Vergangenheit
Playlist: 
01. Alexandre Desplat - Alone With Numbers (The Imitation Game) - 02:57
02. Alexandre Desplat - Canto at Gabelmeister's Peak (The Grand Budapest Hotel) - 05:35
03. Gary Yershon - End Credits (Mr. Turner) - 04:17
04. Jóhann Jóhannsson - London, 1988 (The Theory Of Everything) - 02:54
05. Jason Moran - Bloody Sunday Walkup (Selma) - 04:14
06. Trent Reznor & Atticus Ross - Just Like You (Gone Girl) - 04:11
07. Jonny Greenwood - The Golden Fang (Inherent Vice) - 04:50
08. Leonard Rosenman  - History Of The Ring (The Lord of the Rings) - 06:32
09. James Newton Howard - A Fateful Meeting (King Kong) - 04:16
10. Tom Tykwer - Grenouille's Childhood (Das Parfum) - 05:16
11. Gabriel Yared - As Far As Florence (The English Patient) - 05:16
12. Eden Ahbez - Nature Boy (The Talented Mr. Ripley) - 04:48
13. Joe Hisaishi - Hana-Bi (Hana-Bi) - 03:44
14. Tan Dun - Desert Capriccio (Tiger & Dragon) - 04:33
15. Boccerini - La Musica Notturna Delle Strada Di Madrid (Master & Commander) - 09:23
16. Dario Marianelli - Darcy's Letter (Pride & Prejudice) - 03:57
17. Wojciech Kilar - The Brides (Bram Stoker's Dracula) - 04:56
18. Michael Nyman - Irene & The Morrow (Gattaca) - 05:44
19. Rob Simonsen - Olympic Losses (Foxcatcher) - 06:18
20. Ennio Morricone - The Funeral (American Sniper) - 02:11
21. Yo La Tengo - I'll Be Around (Boyhood) - 04:45
22. Thomas Newman - Missing Time (The Judge) - 05:05
23. James Newton Howard - The Newscast (Nightcrawler) - 03:44
24. Hans Zimmer - Day One (Interstellar) - 05:15
25. Ilan Eshkeri - Speech (Still Alice) - 02:35
26. Justin Hurwitz & Tim Simonec - Dismissed (Whiplash) - 02:46

Soundtrack Adventures with the 87th Academy Awards & Classics @ Radio ZuSa 2015-01-27 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - BIOPICS Special

Die schönsten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben selbst. Deshalb hat sich auch im Kino das die Filmbiografie oder auch Biopic (als Verknüpfung zwischen den beiden englischen Begriffen ‚biographical‘ und ‚motion picture‘) längst als eigenständiges Filmgenre etabliert. Seit der Begriff Biopic 1951 erstmals im Fachblatt „Variety“ erwähnt worden ist, erfreuen sich die Lebensgeschichten realer Personen bis heute großer Beliebtheit beim Kinopublikum und sind immer wieder für Oscar-Auszeichnungen gut.

So gingen in diesem Jahr beispielsweise „Selma“ um den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. und das Stephen-Hawking-Biopic „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ ins Oscar-Rennen, die wir musikalisch bereits in den ersten beiden Stunden der Langen Nacht der Filmmusik vorgestellt haben. Darüber hinaus hat sich in der Vergangenheit vor allem Steven Spielberg einen Namen mit ausgesuchten Filmbiografien gemacht. So gewann sein 1993 inszeniertes Epos „Schindlers Liste“ gleich sieben Oscars, darunter John Williams für die beste Musik. Er steuerte auch die Scores zu Spielbergs späteren Biopics „Catch Me If You Can“ (2002) und „Lincoln“ (2012) bei, wofür er immerhin jeweils auch für einen Oscar nominiert gewesen ist.
Mel Gibson setzte dem schottischen Freiheitskämpfer William Wallace in dem dreistündigen Historienspektakel „Braveheart“ (1995) ein filmisches Denkmal und konnte immerhin fünf Oscar-Trophäen einheimsen, dazu weitere Nominierungen, unter denen auch James Horner eine für seinen mit Dudelsäcken, Flöten und Drums geprägten Orchesterscore erhielt.
Horner schuf auch zu Ron Howards „A Beautiful Mind“ (2002) einen emotional berührenden Score, der das Leben des 1994 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichneten Mathematikgenies John Nash thematisiert.
Wie unterschiedlich das Spektrum der Persönlichkeiten ist, deren Leben interessant genug für Hollywoods Filmstudios ist, dokumentiert schon die nachfolgende Musikauswahl. Da finden sich Musiker wie der polnische Pianist Wladyslaw Szpilman (1911-2000) in Roman Polanskis „The Pianist“ (2002) und Milos Formans Mozart-Portrait „Amadeus“ (1984) mit klassischen Werken ebenso wieder wie die beiden großen Psychiater Sigmund Freud und Carl Gustav Jung in David Cronenbergs „A Dangerous Method“, der amerikanische Multimillionär, Pilot und Regisseur Howard Hughes in Martin Scorseses „Aviator“ (2005) oder Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in David Finchers „The Social Network“ (2010).
Abgerundet wird das Biopics-Special mit der Musik von Thomas Newman zu „Saving Mr. Banks“ (2014), in dem Tom Hanks als Walt Disney versucht, mit „Mary Poppins“ das Lieblingsbuch seiner beiden Töchter zu verfilmen, und drei Scores von Alexandre Desplat, der mit „The Queen“ und „The King’s Speech“ gleich zwei Persönlichkeiten des britischen Königshauses musikalisch begleiten durfte und zu „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ in das goldene Zeitalter der niederländischen Malerei eintauchte.

Playlist:
01. W.A. Mozart - Symphony No. 25 In G Minor, K. 183; 1st Movement (Amadeus) - 07:51
02. James Horner - A Kaleidoscope of Mathematics (A Beautiful Mind) - 04:56
03. James Horner - Wallace Courts Murron (Braveheart) - 04:25
04. Howard Shore - Otto Gross (A Dangerous Method) - 02:47
05. John Williams - The People's House (Lincoln) - 03:43
06. Sergey Yevtushenko - Chertkov Waltz (The Last Station) - 02:05
07. Thomas Newman - The Magic Kingdom (Saving Mr. Banks) - 01:06
08. Alexandre Desplat - The King's Speech (The King's Speech) - 03:56
09. Trent Reznor & Atticus Ross - Hand Covers Bruise (The Social Network) - 04:19
10. Howard Shore - Icarus (Aviator) - 03:58
11. Alexandre Desplat - Hills of Scotland (The Queen) - 02:26
12. John Williams - Catch Me If You Can (Catch Me If You Can) - 03:11
13. Alexandre Desplat - Griet's Theme (Girl With The Pearl Earring) - 04:10
14. John Williams - Schindler's List-Main Theme (Schindler's List) - 04:02
15. Frederic Chopin - Nocturne #20 In C Sharp Minor, Op. 72/2 (The Pianist) - 04:10

Soundtrack Adventures with BIOPICS @ Radio ZuSa 2015-01-28 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - SCOTT HICKS Special

Das biografische Drama „Shine – Der Weg ans Licht“ machte den in Uganda geborenen Filmemacher Scott Hicks 1996 weltberühmt, und auch seine nachfolgenden Werke – die Bestseller-Verfilmungen von David Gutersons „Schnee, der auf Zedern fällt“ (1999) und Stephen Kings „Hearts In Atlantis“ (2001) konnten sich sehen lassen. Seither ist er vor allem durch die Philip-Glass-Dokumentation „Glass: A Portrait of Philip in Twelve Parts“ (2007) aufgefallen. Für dieses Jahr ist von dem vielseitigen Filmemacher der Fantasy-Thriller „Fallen“ angekündigt.

Hicks lebte bis zu seinem zehnten Lebensjahr in Kenya, dann zog seine Familie erst nach England und dann, als er vierzehn war, weiter ins australische Adelaide. Er beendete 1975 sein Studium an der Flinders University of South Australia und profitierte davon, dass das die australische Regierung den seit Jahrzehnten brachliegenden Filmmarkt förderte. Etablierte Filmemacher wie Peter Weir und Bruce Beresford kamen nach Adelaide, um ihre Filme dort zu drehen. Hicks arbeitete als Crew-Mitglied an einem Dutzend von Filmen in den nächsten Jahren, bis er anfing, Kurzfilme und gesponserte Dokumentationen zu drehen.
In seinem ersten Film „Freedom“, den er 1981 in und um Adelaide herum drehte, verwendete er Musik von Cold Chisels Don Walker und die Vocals von INXS-Frontmann Michael Hutchence. Für das INXS-Label WEA drehte er zwischen 1982 und 1983 die Videoclips zu „Spy Of Love“, „To Look At You“ und „Don’t Change“ und dann auf 16mm Film für die populäre südaustralische Band Vertical Hold. International bekannt wurde Hicks erst 1996 mit „Shine – Der Weg ans Licht“, einem Biopic über den australischen Pianisten David Helfgott (Geoffrey Rush), der als Wunderkind heranwächst, während sein Vater (Armin Müller-Stahl) ihn und seine Geschwister mit traumatisierenden Geschichten über den Verlust seiner Familie in den Konzentrationslagern des NS-Regimes quält. Schließlich gelingt es David sich von seinem Vater loszusagen und in Übersee ein Studium anzutreten.
 „Nichts wird wieder so sein wie vorher. ‚Shine‘ war eine einzigartige Erfahrung und einige wenige Leute sind auf ewig glücklich, diesen Grad an universeller Akzeptanz zu erleben. Selten genug kann man sagen, dass Filme das Leben von Menschen verändern. In Bezug auf die Welt kam der Film aus dem Nichts und stürmte durch die Welt. Es projizierte mich in eine neue Arena und machte Geoffrey Rush zum Star, veränderte komplett David Helfgotts Leben und reanimierte die Karriere von Lynn Redgrave. Es gab einige von uns, die in diesen Film involviert waren, deren Leben nie wieder wie zuvor sein würde“, meinte Drehbuchautor und Regisseur Scott Hicks nach dem Erfolg von „Shine“. 
Geoffrey Rush erhielt den Oscar als bester männlicher Hauptdarsteller, weitere Nominierungen erhielten Scott Hicks selbst (Regie), Jan Sardi und Scott Hicks (Buch), Armin Müller-Stahl (Nebendarsteller), David Hirschfelder (Musik) und Pip Karmel (Schnitt). Natürlich ist durch diesen Erfolg Hollywood auf den australischen Filmemacher aufmerksam geworden und übertrug ihm die Verfilmung von David Gutersons Bestseller „Schnee, der auf Zedern fällt“.
Das Krimi- und Liebesdrama spielt auf der kleinen Insel San Piedro vor der nordamerikanischen Küste in den 50er Jahren und beginnt mit dem Gerichtsprozess gegen Lachsfischer Kazuo Miyamoto (Rick Yune), einen US-Bürger japanischer Abstammung, der angeklagt wird, seinen Jugendfreund und Kollegen Carl Heine auf nebliger See ermordet zu haben. Wie bei den Zeugenvernehmungen deutlich wird, sitzen neun Jahre nach dem Angriff auf Pearl Harbor Misstrauen und Hass auf die Japaner bei den Amerikanern noch sehr tief. Dem Prozess wohnt auch der junge Gerichtsreporter Chambers (Ethan Hawke) bei, der persönlich in die Angelegenheit verstrickt ist: Miyamotos Ehefrau Hatsue (Youki Kudoh) ist seine große Jugendliebe, der er immer noch nachtrauert …
„Das Denken und Handeln der Protagonisten erklärte sich bei Guterson nicht aus der Gegenwart, sondern aus den Rückblenden in verschiedene Momente der individuellen Vergangenheiten. Hicks schafft es, durch ausgewogenen Rhythmus und harmonisches Hin- und Herspringen zwischen den Zeitebenen, seine Figuren mit Geschichte und damit mit Leben zu füllen, sie menschlich und erfahrbar zu machen. Die Schnitttechnik ist virtuos und die Bilder haben ihre eigene, ganz spezielle Ästhetik. Kühle Blau-Grautöne, der metaphernreiche Schnee und Aufnahmen des Meeres und der Buchten stellen ein Setting, dessen Schönheit man sich nur schwer entziehen kann“, befindet Flemming Schock in seiner Rezension auf filmspiegel.de.
Besondere Aufmerksamkeit verdiente auch der grandiose, subtil produzierte Score von James Newton Howard („The Sixth Sense“, „Waterworld“).
„Wichtige Faktoren für das Gelingen dieser Verfilmung waren neben dem Drehbuch (von David Guterson persönlich) die vorzügliche Kamera von Robert Richardson und die grandiose Musik von James Newton Howard. Während Richardson in stilvollen, zurückhaltenden Bildern von teilweise erlesener Schönheit die Geschichte nachzeichnet, schafft Howard einen enorm detailvollen und dramatischen Score, der durchaus als ein Highlight seiner Karriere anzusehen ist. Die zurückgenommene Tonsprache, die filigrane Verbindung von orchestralen, ethnischen und synthetischen Elementen und die vereinzelten dramatischen Ausbrüche von großer Eindringlichkeit machen ‚Schnee der auf Zedern fällt‘ zu einem der besten Scores des Kinojahres 1999“, meint auch Jan Zwilling in seiner Rezension auf original-score.de. “Howard baute seinen Score als atmosphärisch-tonmalerische Musik ohne große Schaueffekte auf. Das Arrangement beruht auf einer stimmigen Mischung aus hohen Streichern, Soli von Cello und Shakuhachi und einem starken Vokalpart. Wichtiger Bestandteil ist zudem der vor Allem als Klangdesigner wirksame Synthesizer, aus dem die Musik viel ihrer Stimmung bezieht. Die daraus entwickelte Tonsprache ist auf leise weise dramatisch, kühl und einfühlsam. Der winterliche Schauplatz findet sich in hellen, durch die delikaten Soli von Flöten, Shakuhachi und Violine leicht entrückt wirkenden Klängen wieder, auch die leicht asiatischen Einflüsse in den Cellopassagen und begleitenden Glockenspielen wirken konzeptionell gelungen.“
Seinen letzten großen Erfolg durfte Hicks mit einer weiteren Bestseller-Adaption feiern, Stephen Kings „Hearts In Atlantis“. Der Fotograf Bobby Garfield (David Morse) kehrt bedingt durch den Tod seines Sandkastenfreundes in die Stadt seiner Jugend zurück. Unweigerlich keimen alte Erinnerungen wieder auf und versetzen ihn zurück in den Sommer 1960. Erzählt wird die Geschichte eines elfjährigen vaterlosen Jungen (Anton Yelchin), der seine Zeit mit seinem Freund Sully und dem Nachbarmädchen Carol (Mika Boorem) verbringt. Als der geheimnisvolle Fremde Ted Brautigan (Anthony Hopkins) in das Dachgeschoss der Pension zieht, in der Bobby mit seiner Mutter lebt, findet er in ihm einen väterlichen Freund. Es soll der letzte Sommer in Bobbys Kindheit werden. Aus der Freundschaft zu Carol erwachen erste Gefühle, Ted benötigt seine Hilfe - so bekommt Bobby eine Ahnung davon, welche Chancen ihm das Leben und die Liebe bieten können...
,Hearts in Atlantis‘ ist in erster Linie ein Stimmungsbild. Die Handlung folgt dem Schicksal von Bobby Garfield, seiner Liebe und seinen Problemen, während eines Sommers. Die Hauptstärke des Films liegt eindeutig in seinen wundervollen Bildern. Kameramann Piotr Sobocinski zaubert traumhaft schöne Ansichten in den tollsten Farben auf die Leinwand, leider verstarb er während den Dreharbeiten im Alter von 43 Jahren. Zusammen mit der gelungenen Musikuntermalung entsteht eine fast einzigartige Atmosphäre, eine Hommage ans Kindsein, ohne die Bilder mit zu viel Kitsch und Pathos zu überladen“, meint David Hiltscher in seiner Kritik auf filmspiegel.de.
Hicks zog sich anschließend in seine australische Heimat zurück und konzentrierte sich auf sein Privatleben, arbeitete an Fernsehspots und schaffte es mit einem Clip sogar in die permanente Sammlung des Museum of Modern Art in New York. 2007 kehrte Hicks mit der Komödie „Rezept zum Verlieben“ nach Hollywood zurück, für die Philip Glass den Score komponierte, worauf Hicks eine Dokumentation über den bekannten Komponisten drehte.
„Sie hat mich zu meinen dokumentarischen Wurzeln zurückgeführt“, ließ Hicks dazu einmal verlauten. „Ich entschied, dass der einzige Weg, dieses Projekt anzugehen, darin bestand, mir einfach eine Kamera zu kaufen und das zu filmen zu beginnen, wie Philip zuhause mit seiner Familie und seinen Kindern umgeht, Pizza macht und darüber spricht, Sinfonien zu schreiben. Okay, es ist ein weiterer obsessiver Pianist. Es ist ein netter Zehn-Jahres-Zirkel von ‚Shine‘ bis zu Glass, wenn man möchte.“
2010 inszenierte Hicks in seiner australischen Heimat das Drama „The Boys Are Back“. Clive Owen spielt den erfolgreichen britischen, in Australien lebenden Sportreporter Joe Warr, der nach dem tragischen Tod seiner Frau vor der schwierigen Aufgabe steht, sich allein um seinen sechsjährigen Sohn Artie (Nicholas McAnulty) und den rebellischen Teenie Harry (George MacKay) aus einer früheren Ehe zu kümmern. Da er den Kindern alles erlaubt, versinkt der reine Männerhaushalt ohne jeden weiblichen Einfluss bald in völligem Chaos. Das biografische Drama ist allerdings stellenweise recht kitschig ausgefallen und fiel bei Kritikern und an den Kinokassen durch. Einzig der gefühlvolle Score des früheren Dire-Straits- und Fish-Gitarristen Hal Lindes und die verträumten Songs von Sigur Rós, Elbow und Mayfield konnten überzeugen.
Zwei Jahre später versuchte es Hicks mit einer weiteren Verfilmung, diesmal des Bestseller-Autors Nicholas Sparks („Message In A Bottle“, „Das Lächeln der Sterne“), allerdings konnte die melodramatisch-kitschige Romanze „The Lucky One – Für immer der Deine“ auch nicht punkten. Der Score von Mark Isham blieb dazu unveröffentlicht, dafür gaben sich auf dem Soundtrack Acts wie Hilmar Örn Hilmarsson, Mayfield, A Fine Frenzy und Josh Radin ein munteres Stelldichein.
Mit seinem neuen Film „Fallen – Engelsnacht“ betritt Hicks für sich neues Terrain. In dem romantischen Mystery-Thriller entdeckt Lucinda „Luce“ Price (Addison Timlin) nach ihrer Verbannung in ein Internat, dass der unglaublich attraktive Daniel Grigori (Jeremy Irvine) ein gefallener Engel ist, der dazu verdammt ist, für immer auf der Erde zu wandern. Das Internat wird zum Mittelpunkt einer Schlacht zwischen Himmel und Hölle … Ob Hicks mit diesem Werk, für das wiederum Mark Isham die Musik beisteuern durfte, wieder die Anerkennung bekommt, die er mit seinen Frühwerken „Shine“, „Schnee, der auf Zedern fällt“ und „Hearts In Atlantis“ erhielt, bleibt fraglich. Dafür bleiben diese Meisterwerke unvergessen.

Filmographie: 
1974: The Wanderer
1975: Down the Wind
1979: You Can’t Always Tell
1980: Assertive Skills Training (Video)
1980: Bert Flugelman: Public Sculptor
1981: Women Artists of Australia (TV-Serie)
1981: No Going Back (TV)
1982: The Hall of Mirrors: A Festival
1982: Freedom
1983: One Last Chance
1985: Family Tree
1985: The INXS: Swing and Other Stories
1988: Sebastian and the Sparrow
1989: The Great Wall of Iron (TV-Serie)
1990: Call Me Mr. Brown
1991: Finders Keepers (Fernsehserie)
1993: Submarines: Sharks of Steel
1994: The Space Shuttle (TV)
1996: Shine
1996: The Ultimate Athlete: Pushing the Limit (TV)
1999: Schnee, der auf Zedern fällt
2001: Hearts in Atlantis
2007: Rezept zum Verlieben (No Reservations)
2007: Glass: A Portrait of Philip in Twelve Parts
2009: The Boys Are Back – Zurück ins Leben
2012: The Lucky One – Für immer der Deine
2015: Fallen
Playlist: 
01. James Newton Howard - The Evacuation (Snow Falling On Cedars) - 04:08
02. David Hirschfelder - With The Help Of God, Shine (Shine) - 03:22
03. Mychael Danna - Summer Vacation (Hearts In Atlantis) - 05:32
04. Hal Lindes - The Boys Are Back (The Boys Are Back) - 03:11
05. Hilmar Örn Hilmarsson - Over The Bend (The Lucky One) - 04:18
06. Philip Glass - Zoe & Kate Watch Video (No Reservations) - 02:15
07. Sigur Rós - Fljotavik (The Boys Are Back) - 03:50
08. James Newton Howard - Humanity Goes On Trial (Snow Falling On Cedars) - 04:49
09. Philip Glass - Etude No. 2 (Glass: A Portrait Of Philip in Twelve Parts) - 04:54
10. Mychael Danna - The Hill (Hearts In Atlantis) - 04:14
11. A Fine Frenzy - What I Wouldn't Do (The Lucky One) - 02:57
12. David Hirschfelder - Will You Teach Me (Shine) - 02:33
13. James Newton Howard - Tarawa (Snow Falling On Cedars) - 04:08
14. Mychael Danna - Molly (Hearts In Atlantis) - 04:22
15. Sigur Rós - Ara Batur (The Lucky One) - 08:57

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - COMICVERFILMUNGEN

In den letzten Jahren haben sich die Comic-Verfilmungen aus dem DC- und Marvel-Universum mehr als erfolgreich im Kino-Universum etabliert. Dabei sind es nicht nur die populären Superhelden wie Batman, Superman und Spider-Man, die den Weg von über lange Zeit belächelten Comic-Heftchen in die anerkannte Populärkultur geschaffte haben und schon seit Jahrzehnten auch für volle Kinokassen sorgen, mittlerweile feiern auch weniger bekannte Comics wie „Guardians of the Galaxy“ große Erfolge beim Kinopublikum.

Wie sehr das Genre der Comic-Verfilmungen einem Wandel unterliegt, demonstrierte die Zusammenarbeit zwischen den beiden unterschiedlichen Künstlern Zack Snyder und Christopher Nolan bei dem „Superman“-Reboot „Man Of Steel“. Christopher Nolan („Memento“, „Inception“) hatte mit seinen ernsthaften „Batman“-Verfilmungen „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ das Comic-Genre endgültig in Hollywood salonfähig gemacht und entwickelte mit David S. Goyer ein paar Ideen für einen „Superman“-Film, die er schließlich seinem Kollegen Zack Snyder („300“, „Watchmen“) vorlegte. Während Nolan als ausführender Produzent fungierte, schuf Snyder mit „Man Of Steel“ ein episches Action-Spektakel, das von Nolans Stamm-Komponisten Hans Zimmer entsprechend bombastisch musikalisch vertont worden ist.
So richtig populär wurden Comic-Adaptionen vor allem durch Tim Burtons „Batman“-Verfilmungen aus den Jahren 1989 und 1992 mit Michael Keaton in der Doppelrolle des Millionärs Bruce Wayne und der Gotham beschützenden Fledermaus. Burtons langjähriger musikalischer Weggefährte Danny Elfman schuf nicht nur zu diesen beiden Genre-definierenden Meisterwerken die kongeniale Musik, sondern auch zu Guillermo del Toros Dark-Horse-Comic-Verfilmung „Hellboy 2“.
Doch neben den klassischen Superhelden-Comics wie „X-Men“ und „Watchmen“ sorgten in den vergangenen Jahren auch weniger Genre-typische Verfilmungen durch renommierte Regisseure wie Martin Scorsese und Steven Spielberg für Furore. So nahm sich Martin Scorsese 2011 mit „Hugo“ einem „Roman in Worten und Bildern“ von Brian Selznick an, der in „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ das Leben des Filmpioniers Georges Méliès als Hommage an den jungen Film konzipierte. Howard Shore schrieb nicht nur die zauberhafte Musik zu diesem Leinwandmärchen für Kinoliebhaber, sondern auch zu David Cronenbergs Thriller-Drama „A History Of Violence“ (2005), das auf der gleichnamigen Graphic Novel von John Wagner und Vince Locke basiert.
Europäische Comic-Liebhaber haben mit Spannung vor allem Steven Spielbergs Adaption von Hergés berühmter Comic-Serie um "Tim und Struppi" erwartet, die als Trilogie angedacht ist und deren ersten Part Spielberg selbst 2011 unter dem Titel „Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der ,Einhorn‘“ realisierte.
Zu den bemerkenswertesten Comic-Verfilmungen in den letzten Jahren zählten auch Sam Mendes‘ „Road To Perdition“ (2002), das in sechs Kategorien für einen Oscar nominiert gewesen ist – u.a. für die beste Filmmusik von Thomas Newman -, aber nur einen für die beste Kameraarbeit gewann, und Robert Rodriguez‘ „Sin City“, das sich in seiner filmischen Umsetzung ganz dicht an der düsteren Comic-Vorlage von Frank Miller gehalten hat.

Playlist:
01. Hans Zimmer - Look to the Stars (Man Of Steel) - 02:58
02. Howard Shore - The Chase (Hugo) - 02:50
03. Danny Elfman - Hellboy II Titles (Hellboy 2) - 01:18
04. Danny Elfman - Up The Cathedral (Batman) - 05:06
05. The Jackson 5 - I want You Back (Guardians Of The Galaxy) - 03:00
06. The Philip Glass Ensemble - Pruit Igoe & Prophecies (Watchmen) - 08:38
07. New Japan Philharmonic - Procession Of The Gods (Spirited Away) - 03:00
08. John Williams - Red Rackham's Curse and the Treasure (Adventures Of Tintin) - 06:10
09. Howard Shore - The Return (A History Of Violence) - 04:40
10. Robert Rodriguez - Sin City (Sin City) - 01:55
11. Brian Tyler - Adolescent Genetically Altered Shinobi Terrapins (Teenage Mutant Ninja Turtles) - 04:34
12. Thomas Newman - Meet Maguire (Road To Perdition) - 01:44
13. John Ottman - Welcome Back - End Titles (X-Men: Days Of Future) - 03:58
14. Sergei Rachmaninoff - Symphony No. 2 in E minor, Op. 27 - II. Allegro molto (Birdman) - 07:20

Soundtrack Adventures with COMICS @ Radio ZuSa 2015-01-28 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - GUSTAVO SANTAOLALLA Special

Gustavo Santaolalla zählt fraglos zu den schillerndsten Figuren der Filmmusikszene. In Hollywood ist der Argentinier vor allem durch seine Oscar-prämierten Scores zu Ang Lees schwulem Cowboydrama „Brokeback Mountain“ (2005) und Alejandro González Iñárritus Episodendrama „Babel“ (2006) bekannt geworden, aber der am 19. August 1951 in Buenes Aires geborene Musiker, Produzent, Songwriter und Filmkomponist gilt auch als Mitbegründer des lateinamerikanischen Rock en Español und hat sich seit den 1980er Jahren erfolgreich einen Namen als Entdecker und Förderer lateinamerikanischer Künstler gemacht. Nun ist sein neues Soloalbum „Camino“ erschienen.

Santaolalla wuchs bereits in seiner Kindheit mit der amerikanischer Musik von Nat King Cole bis zu den Beach Boys auf und machte es sich zu Beginn seiner musikalischen Laufbahn zur Aufgabe, eine Brücke zwischen dem Rock ’n’ Roll und lateinamerikanischer Musik zu schlagen. Als Bandleader der 1967 gegründeten Formation Arco Iris avancierte Santaolalla zu einer der Schlüsselfiguren des argentinischen Rock, wobei er im sogenannten Rock en Español nicht nur Rock und lateinamerikanischen Folk miteinander verband, sondern auch Jazz und afrikanische Klänge mit in seine Musik einfließen ließ. Kurz bevor 1976 in Argentinien die Regierung gestürzt und unter Jorge Rafael Videla eine Militärdiktatur errichtet wurde, hatte Santaolalla die Gruppe Soluna gegründet, musste aber 1978 in die USA übersiedeln, wo er in der Punk-Band Wet Picnic erste Erfahrungen mit dem amerikanischen Musikmarkt sammelte und schließlich Musikproduzent wurde.
Zusammen mit seinem Kollegen Anibal Kerpel gründete er mit Surco Records ein Joint Venture mit Universal Music und war so für den Erfolg lateinamerikanischer Bands und Künstler wie Juanes, Puya, Arbol, Fiebre, Molotov, Dracma oder Café Tacuba mitverantwortlich. 1981 veröffentlichte das Multitalent mit „Santaolalla“ sein Solo-Debüt, dem 1995 das nach seinen Namensinitialen benannte „GAS“ folgte, bevor ihm mit dem Instrumentalalbum „Ronroco“ (1996) der Durchbruch gelang.
Der Album-Track "Iguazu" fand in den beiden Michael-Mann-Filmen "The Insider" (1999) und "Collateral" (2004) Verwendung.
Seine Filmmusikkarriere ist eng mit dem Schaffen des mexikanischen Filmemachers Alejandro González Iñárritu verknüpft. Santaolalla vertonte zunächst dessen Episodenfilm „Amores Perros“ (2002), dann Iñárritus Beitrag zum Episodendrama „11´09“01 – September 11“, in dem sich mehrere Regisseure aus verschiedenen Ländern mit dem Attentat auf das World Trade Center in New York auseinandersetzten. International bekannt wurde der Filmkomponist schließlich durch seine Musik zu dem mit Sean Penn, Naomi Watts und Benicio del Toro hochkarätig besetzten Drama „21 Gramm“, für das Santaolalla elektronische Vibrato-Gitarren, Bandoneonklänge, Schlagzeug mit elektronischer Musik verband und wofür er bei den World Soundtrack Awards 2004 als Entdeckung des Jahres geehrt wurde.
Für seine Mixtur aus Gitarren-, Folk- und elektronischen Klängen zu Walter Salles‘ Roadmovie „Die Reisen des jungen Ché“ (2004) erhielt Santaolalla den British Academy Film Award, ehe er für seine Country-orientierte Filmmusik zu Ang Lees Drama „Brokeback Mountain“ 2006 den Oscar gewann. In jenem Jahr komponierte Santaolalla auch die Musik zu Iñárritus Episodendrama „Babel“, bei der er u.a. mit Ryuichi Sakamoto zusammenarbeitete und für die er wiederum mit einem Oscar für die beste Filmmusik prämiert wurde.
2008 verfasste Santaolalla gemeinsam mit Miguel Kohan das Drehbuch zu dessen preisgekrönten Dokumentarfilm „Café de los maestros“, in dem argentinische Musiker zu den goldenen Zeiten des Tango interviewt werden. 2010 schrieb er die Filmmusik zu Joseph Vilsmaiers „Nanga Parbat“ und zu Alejandro González Iñárritus neuem Drama „Biutiful“, ehe 2012 eine weitere Kooperation mit Walter Salles an dem Roadmovie „On the Road“ folgte, der Adaption von Jack Kerouacs gleichnamigen Roman. Äußerst populär wurde auch Santaolallas Musik zum apokalyptischen Videospiel „The Last of Us“ (2013), die gleich auf zwei Soundtrack-Alben veröffentlicht wurde.
Vor kurzem ist Santaolallas viertes Solo-Album „Camino“ bei Sony erschienen. Dabei verknüpft er seine filmmusikalischen Qualitäten mit einem Sinn für Intimität, wobei er so schöne Instrumente wie Guitarron, Oud, Cuatro, Bouzouki und natürlich das Ronroco einsetzt, das zehnsaitige gitarrenähnliche Instrument, für das Santaolalla so berühmt geworden ist.

Filmographie: 
1981: She Dances Alone
1981: Santaolalla (Solo-Album)
1995: GAS (Solo-Album)
1996: Ronroco (Solo-Album)
2000: Amores Perros
2002: 11'09"01 – September 11
2003: 21 Gramm (21 Grams)
2004: Salinas grandes (TV)
2004: Die Reise des jungen Che (Diarios de motocicleta)
2005: Brokeback Mountain
2005: Kaltes Land (North Country)
2006: Babel
2007: Things We Lost In The Fire (Themes)
2008: I Come with the Rain
2008: Linha de Passe
2010: The Sun Behind the Clouds
2010: Nanga Parbat
2010: Biutiful
2011: Les yeux de sa mère
2011: Eva de la argentina
2012: On the Road – Unterwegs (On the Road)
2013: The Last of Us (Videogame)
2014: Camino (Solo-Album)
2014: Relatos Salvajes
2014: Book Of Life
Playlist:
01. Gustavo Santaolalla - Parana (Camino) - 03:27
02. Gustavo Santaolalla - Amores Perros + Atacama (Amores Perros) - 03:31
03. Gustavo Santaolalla - The Skin Of The Earth (Babel) - 02:50
04. Gustavo Santaolalla - Can Dry Leaves Help Us? (21 Grams) - 03:53
05. Gustavo Santaolalla - End Credits (Things We Lost In The Fire) - 02:51
06. Gustavo Santaolalla - Iguazu (Ronroco) - 04:52
07. Gustavo Santaolalla - Brokeback Mountain #1 (Brokeback Mountain) - 02:35
08. Gustavo Santaolalla - Wud Box (Biutiful) - 03:03
09. Gustavo Santaolalla - The Tale Begins (Boof Of Life) - 03:00
10. Gustavo Santaolalla - Bombita (Relatos Salvajes) - 03:01
11. Gustavo Santaolalla - When There's Will (Nanga Parbat) - 03:41
12. Gustavo Santaolalla - Standing Up (North Country) - 02:40
13. Gustavo Santaolalla - The Quarantine Zone (The Last Of Us) - 03:40
14. Gustavo Santaolalla - August: Osage County (August: Osage County) - 04:56
15. Gustavo Santaolalla - Lovin' It (On The Road) - 05:32
16. Gustavo Santaolalla - Duo (Les Yeux De Sa Mère) - 06:03

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