Radio ZuSa

Sonntag, 12. Februar 2017

Playlist #208 vom 19.02.2017 - HENRY MANCINI Special

Mit seinen Oscar-prämierten Arbeiten zu „Frühstück bei Tiffany“, „Die Tage des Weines und der Rosen“ und „Victor/Victoria“, aber auch mit seinen weltberühmten Melodien zu „Der rosarote Panther“, „Peter Gunn“ und „Die Dornenvögel“ zählt Henry Mancini (1924 – 1994) zu den berühmtesten Komponisten in Hollywood. Davon abgesehen ist es ihm zu verdanken, dass er in den 1950er Jahren maßgeblich dazu beitrug, die spätromantische Tradition in der Filmmusik um moderne Elemente aus dem Jazz und Swing zu bereichern. Mit über 480 Film- und Fernsehkompositionen gehört Mancini außerdem zu den produktivsten Vertretern seiner Zunft.

Henry Mancinis Eltern waren vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs aus den italienischen Abruzzen in die USA gekommen, wo sie sich kennenlernten und heirateten. Ihr einziges Kind Henry, der am 16. April 1924 in Cleveland, Ohio, geboren wurde, lernte Piccolo- und Querflöte und spielte diese Instrumente mit seinem Vater in der Einwanderer-Folklore-Band „The Sons of Italy“, deren Repertoire vorwiegend aus italienischen Opernouvertüren, Märschen und populären Liedern ihrer alten europäischen Heimat bestand.
Als 12-Jähriger begann Mancini mit dem Klavierunterricht und ging nach Abschluss der High School an die renommierte Juilliard School of Music in New York. Nach Ableistung seines Militärdienstes widmete er sich seiner großen Leidenschaft, die dem Swing, Big Band und Jazz gehörte. Vor allem zu Benny Goodman, aber auch zu anderen Swing- und Jazzgrößen in den 1940er Jahren hielt Mancini engen Kontakt. 1946 schloss er sich der neu formierten Glenn-Miller-Band ein, die nach Millers Verschwinden von Tex Beneke geleitet wurde, und erweiterte seine Kompositions- und Tonsatzkenntnisse durch Studien bei den bekannten Komponisten Ernst Krenek und Mario Castelnuovo-Tedesco.
Als Universal Mancini 1952 für den Abbott-und-Costello-Film „Abbott and Costello Go to Mars“ (1953) engagierte, markierte dies den Anfang einer sechsjährigen Zusammenarbeit, in der der Komponist und Arrangeur – meist ohne in den Credits erwähnt zu werden – mit prominenten Kollegen wie Hans J. Salter und Herman Stein an Filmen wie „Der Schrecken vom Amazonas“ (1954), „Die Rache des Ungeheuers“ (1955) und „Tarantula“ (1955) mitwirkte.
Durch die Oscar-Nominierung für seine Bearbeitung an der Musik zu „Die Glenn Miller Story“ (1954) und den Erfolg vpn „Die Benny Goodman Story“ (1955) war es Mancini möglich, auch in Zukunft neue Musikstile in der spätromantisch geprägten orchestralen Filmmusik einzuführen. Zusammen mit Alex North („Endstation Sehnsucht“) und Elmer Bernstein („Der Mann mit dem goldenen Arm“) zählte Mancini zu den Ersten, die den Jazz als neues Stilmittel in der Filmmusik etablierten.
Vor allem in Orson Welles‘ „Im Zeichen des Bösen“ (1958), seiner ersten eigenständigen Filmmusik, demonstrierte Mancini seine Kunstfertigkeit in dieser Hinsicht. Als Blake Edwards überlegte, wie er seine geplante Serie „Peter Gunn“ von anderen Mystery-Abenteuer-Serien abheben konnte, kam ihm eine brillante Idee:
„Es traf mich wie ein Schlag – Jazz! Wenn wir die Musik als integralen Bestandteil der dramatischen Action verwenden könnten, indem wir Handlungsfaden und Score miteinander verbinden, würden wir etwas sehr Wertvolles bekommen“, meinte Edwards. Um diese Idee zu verwirklichen, musste Edwards nicht lange suchen. In Henry Mancini fand er einen Komponisten, mit dem ihm über zwei Jahrzehnte hinweg eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit verband, die sich über Komödien wie „Frühstück bei Tiffany“ (1961 mit dem Evergreen „Moon River“) mit , den „Pink Panther“-Filmen mit Peter Sellers und „Das große Rennen um die Welt“ (1965) mit Natalie Wood und Tony Curtis in den Hauptrollen, Musicals wie „Darling Lili“ (1970) und „Victor/Victoria“ (1982) und (Mystery-)Thriller wie „Gunn“ (1958) und „Der letzte Zug“ (1962) erstreckte.
Außerdem arbeitete Mancini sehr erfolgreich mit Regisseur Stanley Donen an den Audrey-Hepburn-Filmen „Charade“ (1963) und „Zwei auf gleichem Weg“ (1967) sowie „Arabeske“ (1966), mit Howard Hawks („Hatari!) und Stanley Kramer („Oklahoma Crude“) zusammen.
Dass auch die Soundtrack-Alben zu diesen und vielen weiteren Filmen erfolgreich waren, lag auch an Henry Mancinis Verfahren, die Musik zu den Filmen im Studio neu aufzunehmen und dabei die Themen so auszuwählen, dass sie am besten die Scores repräsentieren würden. Damit vermied Mancini, dass die schlechten Aufnahmebedingungen für die Filmmusik sich auch auf die veröffentlichten Soundtrack-Alben niederschlugen.
„Die Qualität der Klangaufnahmen beim Film- und Fernsehen-Scoring war mies“, erinnert sich Mancini in seiner Autobiografie „Did They Mention The Music?“ (1989).
„Dem Sound wurde nie Priorität beigemessen, und das Equipment wurde immer schlechter. Die Aufnahmestudios in der Stadt waren den Filmstudios in Sachen Ausstattung und Technik immer voraus. Während Film- und Fernseh-Scores immer noch in Mono aufgenommen wurden, wurde Stereo, was sich jahrelang in einer Experimentierphase befand, zu einem Standard.“
Da sich die Alben allerdings in der Regel aus dem melodiösen Material der Soundtracks zu den Filmen zusammensetzten, um durch dramatische Musik keine potentiellen Plattenkäufer zu vergraulen, wurde Mancini selten als Komponist ernsthafter Musik wahrgenommen, sondern eher als Lieferant von Easy-Listening-Musik. Dabei schrieb Mancini, der in seiner Karriere 18 Oscar-Nominierungen erhielt und neben vier Academy Awards auch zwanzig Grammys und zwei Emmy gewann, auch geistvolle Stücke im Jazz-, Swing-, Latin- und Soul-Stil sowie großorchestrale Partituren für Filme wie „Lifeforce – Die tödliche Bedrohung“ (1985), „Basil, der große Mäusedetektiv“ (1986) und „Santa Claus“ (1985). Dabei war er vor allem von der verfeinerten Klangkultur der französischen Impressionisten Debussy und Ravel geprägt.

Filmographie (Auswahl): 
1953: Gefahr aus dem Weltall (It came from outer space - Mitarbeit)
1954: Die Glenn Miller Story (The Glenn Miller story - Bearbeitung)
1954: Der Schrecken vom Amazonas (Creature from the black lagoon - Mitarbeit)
1954: Über den Todespaß (The far country)
1954: Die Nacht der Rache (Four Guns to the Border - zusätzliche Musik)
1955: Abbott und Costello als Mumienräuber (Abbott and Costello meet the mummy)
1955: Metaluna IV antwortet nicht (This island earth - Mitarbeit)
1955: Das gibt es nur in Kansas (The Second Greatest Sex)
1955: Tarantula (Mitarbeit)
1955: Der Schläger von Chicago (The Square Jungle)
1956: Die Benny Goodman Story (zusätzliche Musik)
1956: Rock’n’Roll (Rock, Pretty Baby)
1957: Kapitän Seekrank (Barnacle Bill)
1957: Überall lauert der Tod (Man Afraid)
1958-1961: Peter Gunn (TV-Serie)
1958: Im Zeichen des Bösen (Touch of evil)
1959: Unternehmen Petticoat (Operation Petticoat)
1959–1960: Mr. Lucky (TV-Serie)
1961: Frühstück bei Tiffany (Breakfast at Tiffany's)
1961: Junggeselle im Paradies (Bachelor in Paradise)
1962: Hatari! (Hatari!)
1962: Der letzte Zug (Experiment in terror)
1962: Mr. Hobbs macht Ferien (Mr. Hobbs takes a vacation)
1962: Die Tage des Weines und der Rosen (Days of wine and roses)
1963: Charade (Charade)
1963: Der rosarote Panther (The pink panther)
1964: Ein Goldfisch an der Leine (Man's favorite sport?)
1964: Ein Schuß im Dunkeln (A shot in the dark)
1964: Die Frau seines Herzens (Dear Heart)
1964: Der Tod eines Killers (The killers)
1965: Das große Rennen rund um die Welt (The great race)
1966: Arabeske (Arabesque)
1966: Was hast du denn im Krieg gemacht, Pappi? (What Did You Do in the War, Daddy?)
1967: Warte, bis es dunkel ist (Wait until dark)
1967: Zwei auf gleichem Weg (Two for the road)
1968: Der Partyschreck (The party)
1969: Gaily, Gaily (Gaily, Gaily)
1969: Ich, Natalie (Me, Natalie)
1970: Herrscher der Insel (The Hawaiians)
1970: Darling Lili
1970: Sonnenblumen (I girasoli)
1970: Sie möchten Giganten sein (Sometimes a Great Notion)
1971: Der unheimliche Besucher (The night visitor)
1972: Frenzy
1973: München
1972 – 8 berühmte Regisseure sehen die Spiele der XX. Olymbiade (Visions Eight, Dokumentation) 1973: Oklahoma Crude
1974: The White Dawn
1974: Das Mädchen von Petrovka (The Girl from Petrovka)
1975: Der rosarote Panther kehrt zurück (The Return of the Pink Panther)
1975: Tollkühne Flieger (The Great Waldo Pepper)
1975: Einmal ist nicht genug (Once Is Not Enough)
1976: Inspektor Clouseau, der „beste“ Mann bei Interpol (The pink panther strikes again)
1976: Trans-Amerika-Express (Silver streak)
1976: W.C. Fields and Me
1976: Liebe und andere Verbrechen (Alex & the Gypsy)
1976: Die Bankiers (The Moneychangers, TV-Mini-Serie)
1977: Sanford Ams (TV-Serie)
1978: Inspector Clouseau – Der irre Flic mit dem heißen Blick (Revenge of the pink panther)
1978: Die Schlemmer-Orgie (Who is killing the great chefs of Europe?)
1978: Hausbesuche (House Calls)
1979: Zehn – Die Traumfrau (10)
1979: Der Gefangene von Zenda (The Prisoner of Zenda)
1980: Jahreszeiten einer Ehe (A Change of Seasons)
1981: Condorman (Condorman)
1981: Meine liebe Rabenmutter (Mommie Dearest)
1981: S.O.B. – Hollywoods letzter Heuler (S.O.B.)
1982: Der rosarote Panther wird gejagt (Trail of the pink panther)
1982: Victor/Victoria (Victor/Victoria)
1983: Die Dornenvögel (The thorn birds, TV-Miniserie)
1983: Ein Opa kommt selten allein (Better Late Than Never)
1983: Der Fluch des rosaroten Panthers (Curse of the pink panther)
1983: Frauen waren sein Hobby (The man who loved women)
1983–1988: Hotel (Hotel, TV-Serie)
1984: Harry & Sohn (Harry & Son)
1985: Lifeforce – Die tödliche Bedrohung (Lifeforce)
1985: Santa Claus (Santa Claus: The movie)
1986: Basil, der große Mäusedetektiv (The great mouse detective)
1986: That’s Life! So ist das Leben (That’s Life!)
1987: Blind Date – Verabredung mit einer Unbekannten (Blind date)
1987: Die Glasmenagerie (The Glass Menagerie)
1988: Genie und Schnauze (Without a Clue)
1988: Sunset – Dämmerung in Hollywood (Sunset)
1989: Skin Deep – Männer haben’s auch nicht leicht (Skin deep)
1989: Die Anwältin (Physical Evidence)
1990: Fear
1991: Dinner für Sechs – Woodstock meets Wallstreet (Married to it)
1991: Switch – Die Frau im Manne (Switch)
1992: Tom & Jerry – Der Film (Tom & Jerry – The Movie)
1993: Der Sohn des rosaroten Panthers (Son of the pink panther)
1995: Victor/Victoria (Fernsehfilm)
Playlist:
01. Henry Mancini - Main Title (The Thorn Birds) - 04:15
02. Henry Mancini - Peter Gunn (Gunn) - 02:08
03. Henry Mancini - The Pink Panther Theme (The Return Of The Pink Panther) - 03:03
04. Henry Mancini - Natasha's Theme (Who Is Killing The Great Chefs Of Europe?) - 02:14
05. Henry Mancini - Candlelight On Crystal (The Party) - 03:05
06. Henry Mancini - Echoes Of Sicily (What Did You Do In The War, Daddy?) - 02:55
07. Henry Mancini - Ludmilla's Theme (Visions Of Eight) - 02:36
08. Henry Mancini - So Neat (High Time) - 03:10
09. Henry Mancini - Moon River (Breakfast At Tiffany's) - 02:41
10. Henry Mancini - Baby Elephant Walk (Hatari!) - 02:42
11. Henry Mancini - Bateau Mouche (Charade) - 02:52
12. Henry Mancini - Lena's Tune (Oklahoma Crude) - 03:42
13. Henry Mancini - Fluter's Ball (Experiment In Terror) - 03:17
14. Henry Mancini - Something For Audrey (Two For The Road) - 03:00
15. Henry Mancini - Gypsy Violin (Darling Lili) - 03:16
16. Henry Mancini - Facade (Arabesque) - 03:19
17. Henry Mancini - Sequence For Uncle Harold (Me, Natalie) - 03:28
18. Henry Mancini - My Friend Andamo (Mr. Lucky) - 03:31
19. Henry Mancini - Slow And Sassy (The Glass Menagerie) - 06:00
20. Henry Mancini - The Dancing Cat (Mr. Lucky Goes Latin) - 02:58
21. Henry Mancini - Something For Pizzi (Switch) - 04:00
22. Henry Mancini - Nightwing (Nightwing) - 04:13
23. Henry Mancini - Auntie's Theme (The Hawaiians) - 03:17
24. Henry Mancini - Easy Money Montage (The Moneychagers) - 03:40
25. Henry Mancini - Main Title (Touch Of Evil) - 03:28
26. Henry Mancini - Casey's Theme [End Titles] (Fear) - 03:00
27. Henry Mancini - Carlotta's Theme (W.C. Fields And Me) - 03:00
28. Henry Mancini - Something For Alexis (Once Is Not Enough) - 02:56
29. Henry Mancini - Free As A Bird (The Great Waldo Pepper) - 03:02
30. Henry Mancini - Buffy (99 44/100% Dead) - 02:49
31. Henry Mancini - Love In The Sand (Sunflower) - 04:30
32. Henry Mancini - Wait Until Dark (Wait Until Dark) - 02:11
33. Henry Mancini - Slow Hot Wind [Jenny Fantasy] (10) - 02:44
34. Henry Mancini - Theme From The Molly Maguires (The Molly Maguires) - 04:23
35. Henry Mancini - Main Title/Your Father's Ice Floe (The White Dawn) - 06:32

Freitag, 3. Februar 2017

Playlist #207 vom 05.02.2017 - R.I.P. JOHN HURT Special

Sir John Vincent Hurt zählt seit den 1970er Jahren zu den profiliertesten britischen Charakterdarstellern und ist auch dem deutschen Publikum durch seine eindringlich gespielten Rollen in David Lynchs Meisterwerk „Der Elefantenmensch“ (1980), „1984“ (1984) und war in drei Verfilmungen der „Harry Potter“-Serie als Zauberstabmacher Mr. Ollivander zu sehen.
Am 27. Januar dieses Jahres verstarb der Golden-Globe-Preisträger (für die beste Nebenrolle in Alan Parkers „12 nachts – Midnight Express“) im Alter von 77 Jahren in Folge der Erkrankung an Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Der am 22. Januar 1940 im britischen Chesterfield geborene Sohn eines Pfarrers wollte schon als Kind Schauspieler werden und engagierte sich bereits in der Schule bei verschiedenen Theateraufführungen. Da sich seine Eltern aber nicht mit einem so „unsicheren“ Leben als freier Künstler anfreunden konnten, schickten sie ihn auf die Londoner Saint-Martins-Kunsthochschule, damit er als Kunstlehrer tätig werden konnte. 1962 bekam Hurt jedoch ein Theaterstipendium an der renommierten Royal Academy of Dramatic Art angeboten, worauf er sein Kunststudium abbrach und sich fortan ganz der Schauspielerei widmete.
Um sich finanziell über Wasser zu halten, nahm er zunächst jede ihm offerierte Rolle an, trat sowohl in den unterschiedlichsten Theaterstücken als auch in Fernsehserien auf, bis er eine Hauptrolle in dem Stück „Little Malcolm and His Struggle Against the Eunuchs“ erhielt. Bei der Premiere in Dublin war auch der Filmregisseur Fred Zinneman anwesend, der so begeistert von Hurts Darstellung gewesen ist, dass er ihn für eine Nebenrolle in seinem mit sechs Oscars ausgezeichneten Historiendrama „Ein Mann zu jeder Jahreszeit“ (1966) verpflichtete.
Zinneman machte seinen Freund John Huston auf Hurt aufmerksam, der daraufhin die Hauptrolle in dessen Komödie „Dave – Zuhaus in allen Betten“ (1967) bekam.
Ein weiterer Meilenstein in Hurts aufstrebender Karriere war 1972 die Nominierung für den Britischen Filmpreis, die er für seine Darstellung des vermeintlichen Mörders Timothy Evans in „John Christie, der Frauenwürger von London“ erhielt. In der Folge nahm Hurt weiterhin die unterschiedlichsten Rollen an und ließ sich auf kein Genre festlegen. Mit seiner markanten Stimme war er auch als Synchronsprecher und Erzähler für Zeichentrick- und Dokumentarfilme wie „Unten am Fluss“, „Herr der Ringe“ (beide 1978), „Tiggers großes Abenteuer“ (2000), „Pride – Das Gesetz der Savanne“ (2004) und „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ (2004) ein gefragter Mann.
International bekannt wurde John Hurt durch seine mit einer Oscar-Nominierung bedachten Rolle des Max in Alan Parkers auf wahren Begebenheiten beruhenden Drama „12 Uhr nachts – Midnight Express“, in dem der amerikanische Student Billy Hayes beim Schmuggeln von Haschisch aus der Türkei in die USA erwischt und in der Türkei zu einer lebenslangen Haft verurteilt wird. Die Flucht mit seinen Freunden Max und Jimmy misslingt aber zunächst, weil ihr Plan durch einen Informanten der Gefängnisleitung verraten wird. Auch die kurze Szene in Ridley Scotts „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979), in der ihm ein Alien aus dem Brustkorb schlüpft, hat nachhaltigen Eindruck in der Filmwelt hinterlassen.
Seine nächste Oscar-Nominierung erhielt Hurt für seine mitfühlende Darstellung des missgestalteten John Merrick in David Lynchs „Der Elefantenmensch“ (1980). Weitere Höhepunkte in Hurts Karriere waren Michael Radfords Verfilmung von George Orwells dystopischen Roman „1984“ (1984), James McTeigues Adaption des Comics „V wie Vendetta“ (2006) der Wachowski-Geschwister („The Matrix“), Jim Jarmuschs Filme „Dead Man“ (1995) und „Only Lovers Left Alive“ (2013) sowie die Blockbuster-Produktionen von „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ (2008), „Hellboy“ (2004) und den drei Harry-Potter-Filmen „Harry Potter und der Stein der Weisen“ (2001) und „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 1 + 2“ (2010, 2011).
Zuletzt war er in Brett Ratners Action-Abenteuer „Hercules“ (2014), in der Fernsehserie „The Last Panthers“ (2015) und in dem Oscar-nominierten Biopic „Jackie“ (2016) zu sehen.
In den rund 140 Filmen, in denen er mitwirkte, übernahm er oft nur Nebenrollen, spielte aber eindringlich Exzentriker und unter Psychosen Leidende. Im Juli 2015 wurde John Hurt von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen.
Filmographie: 
1962: Z Cars (Fernsehserie, Folge 1x29 Assault)
1966: Ein Mann zu jeder Jahreszeit (A Man for All Seasons)
1967: Dave – Zuhaus in allen Betten (Sinful Davey)
1969: Bevor der Winter kommt (Before Winter Comes)
1971: John Christie, der Frauenwürger von London (10 Rillington Place)
1972: Der Rattenfänger von Hameln (The Pied Piper)
1974: Little Malcolm
1975: Wie man sein Leben lebt (The Naked Civil Servant)
1975: Der Ghul (The Ghoul)
1976: Ich, Claudius, Kaiser und Gott (I, Claudius)
1978: Unten am Fluß (Watership Down, Stimme)
1978: 12 Uhr nachts – Midnight Express (Midnight Express)
1978: Der Todesschrei (The Shout)
1978: Der Herr der Ringe (The Lord of the Rings)
1979: Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (Alien)
1980: Der Elefantenmensch (The Elephant Man)
1980: Heaven’s Gate – Das Tor zum Himmel (Heaven’s Gate)
1981: Mit dem Wind nach Westen (Night Crossing)
1981: Mel Brooks – Die verrückte Geschichte der Welt (History of the World: Part I)
1982: Zwei irre Typen auf heißer Spur (Partners)
1983: Das Osterman Weekend (The Osterman Weekend)
1984: King Lear
1984: Champions – Sein größter Sieg
1984: 1984 (Nineteen Eighty-Four)
1984: Die Profikiller (The Hit)
1985: Taran und der Zauberkessel (The Black Cauldron)
1987: Spaceballs
1987: Karriere mit links (From the hip)
1987: Aria
1987: Die letzten Tage in Kenya (White Mischief)
1988: Die Bengalische Nacht (La Nuit Bengali)
1988: Jim Henson’s The Storyteller (Fernsehserie)
1989: Scandal
1990: Tod in Namibia (Windprints)
1990: Das Feld (The Field)
1990: Roger Cormans Frankenstein (Frankenstein Unbound)
1991: King Ralph
1992: Schattenwelt (Lapse of Memory)
1993: Cowgirl Blues (Even Cowgirls Get the Blues)
1993: Wunderbare Augenblicke der Luftfahrt (Great Moments in Aviation)
1995: Dead Man
1995: Rob Roy
1995: Wild Bill
1997: Die Versuchung (TLC – Tender Loving Care)
1997: Liebe und Tod auf Long Island (Love and Death on Long Island)
1997: Bastard – Willkommen im Paradies (Bandyta)
1997: Contact
1998: The Commissioner – Im Zentrum der Macht
1999: Going South (If… Dog… Rabbit…)
1999: You Are Dead (You’re Dead…)
1999: Unten am Fluss (Watership Down, Fernsehserie)
2000: Lost Souls – Verlorene Seelen (Lost Souls)
2001: Corellis Mandoline (Captain Corelli’s Mandolin)
2001: Harry Potter und der Stein der Weisen (Harry Potter and the Philosopher’s Stone)
2001: Tabloid – Gefährliche Enthüllungen (Tabloid)
2002: Miranda
2002: Crime and Punishment
2003: Owning Mahowny
2003: Dogville
2004: Hellboy
2005: Shooting Dogs
2005: Manderlay
2005: Der verbotene Schlüssel (The Skeleton Key)
2005: Mord unter Zeugen (Shooting Dogs)
2005: The Proposition – Tödliches Angebot (The Proposition)
2006: V wie Vendetta (V for Vendetta)
2006: Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders (Perfume – The Story of a Murderer)
2007: Masters of Science Fiction (Fernsehserie, 1 Folge)
2008: Lecture 21
2008: Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels (Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull)
2008: Outlander
2008: The Oxford Murders
2008: Recount – Warren Christopher
2008: Hellboy – Die goldene Armee (Hellboy II: The Golden Army)
2008–2012: Merlin – Die neuen Abenteuer (Fernsehserie, Stimme für den Drachen)
2008: An Englishman in New York
2009: The Limits of Control
2009: New York, I Love You
2009: 44 Inch Chest
2010: Brighton Rock
2010: Lou
2010: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1 (Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 1)
2011: Regret Not Speaking
2011: Sailcloth (Kurzfilm)
2011: Dame, König, As, Spion (Tinker, Tailor, Soldier, Spy)
2011: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 2 (Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 2)
2011: Melancholia
2011: Krieg der Götter (Immortals)
2011: The Confession – Die Beichte (The Confession, Fernsehserie, alle Folgen)
2011: 23 Degrees, 5 Minutes (Kurzfilm)
2011: In Love with Alma Cogan
2011: The Gruffalo’s Child (Fernsehfilm, Stimme für Eule)
2012: Jayne Mansfield’s Car
2012: Playhouse Presents (Fernsehreihe, Folge 1x07 The Snipist, Stimme für The Ministry)
2012: Henry V (Fernsehfilm)
2012: Das verlorene Labyrinth (Labyrinth, Fernsehfilm)
2013: Doctor Who, Episode Der Name des Doctors und Spezial-Episode Der Tag des Doctors
2013: Only Lovers Left Alive
2013: Snowpiercer
2014: Hercules
2015: The Last Panthers (Fernsehserie)
2016: Legend of Tarzan (The Legend of Tarzan)
2016: The Journey
2016: Jackie – Die First Lady (Jackie)
Playlist:
01. Giorgio Moroder - (Theme From) Midnight Express (Midnight Express) - 04:40
02. Jerry Goldsmith - Main Title (Alien) - 03:30
03. John Morris - The Elephant Man Theme (The Elephant Man) - 03:47
04. James Newton Howard - The Crown/To Be King Of England (King Ralph) - 02:24
05. Roque Banos - Loma's Theme (The Oxford Murders) - 03:33
06. Carter Burwell - Home From The Hills (Rob Roy) - 02:45
07. Georges Delerue - Domestic Scene (Partners) - 03:14
08. Angelo Badalamenti - Clayton's Cocktails (44 Inch Chest) - 04:33
09. Van Dyke Parks - First Gunfight (Wild Bill) - 02:18
10. Dario Marianelli - Lust At The Abbey (V For Vendetta) - 03:17
11. Marco Beltrami - Wake Up Dead (Hellboy) - 03:19
12. Danny Elfman - A Dilemma (Hellboy II) - 02:55
13. Marco Beltrami - Take My Place (Snowpiercer) - 05:56
14. Trevor Jones - And The Truth Shall Set You Free (Labyrinth) - 05:33
15. John Williams - Harry's Wondrous World (Harry Potter and the Philosopher's Stone) - 05:19
16. Alexandre Desplat - Lovegood (Harry Potter and the Deathly Hollows - Part 1) - 03:25
17. John Williams - Irina's Theme (Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull) - 02:26
18. Fernando Velázquez - The Campfire (Hercules) - 02:02
19. Trevor Morris - My Own Heart (Immortals) - 03:04
20. Geoff Zanelli - Setting The Trap (Outlander) - 03:11
21. Jan A.P. Kaczmarek - Lost Souls (Lost Souls) - 02:53
22. Johnny Klimek, Reinhold Heil & Tom Tykwer - Streets Of Paris (Perfume: The Story Of A Murderer) - 03:11
23. Alberto Iglesias - George Smiley (Tinker, Tailor, Soldier, Spy) - 05:19
24. Alan Silvestri - Good To Go (Contact) - 05:11
25. Jerry Goldsmith - The Picnic (Nightcrossing) - 04:04
26. Stephen Warbeck - After The Dance (Captain Corelli's Mandolin) - 02:18
27. Dario Marianelli - We Turned Our Backs (Beyond The Gates) - 03:42
28. Rupert Gregson-Williams - Returning Home (The Legend Of Tarzan) - 04:02
29. Elmer Bernstein - The Land (The Field) - 05:41
30. Eurythmics - Julia (1984) - 06:40

Sonntag, 15. Januar 2017

Playlist #206 vom 22.01.2017 - NEUHEITEN 2017 (1)

Zu Beginn des Jahres 2017 sind bereits einige interessante neue Soundtracks erschienen, die ich euch gern zusammen mit einigen Highlights des ausgehenden letzten Jahres im Rahmen des ersten Neuheiten-Specials in 2017 vorstellen möchte. Freut euch auf neue Scores von Hans Zimmer, Thomas Newman, Alan Silvestri, Rachel Portman, Max Richter, Marcelo Zarvos und vielen neuen Talenten.

Den Anfang macht eine der mittlerweile längsten Filmemacher/Komponist-Kollaborationen in Hollywood, nämlich die zwischen Regisseur Robert Zemeckis und Komponist Alan Silvestri, die seit dem 1984 produzierten Abenteuerfilm „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ ununterbrochen zusammengearbeitet haben.
Ihr mittlerweile 16. gemeinsam realisiertes Projekt ist die historische Thriller-Romanze „Allied – Vertraute Fremde“, in der Brad Pitt den kanadischen Geheimdienstoffizier Max Vatan spielt, der 1942 in Casablanca die die französische Résistance-Kämpferin Marianne Beausejour (Marion Cotillard) kennen- und lieben lernt. Nach einer gemeinschaftlich durchgeführten Mission heiratet das Paar sogar. Doch die Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, als Max erfährt, dass seine Frau eine Doppelagentin sein soll. Silvestri („The Walk“, „Flight“) schuf dazu eine recht einfach gestrickte Musik mit romantischen Streicherelementen, einigen Percussions und manchmal etwas antiquiert wirkenden Electronics.
Etwas abwechslungsreicher gestaltet sich da der Score von Thomas Newman zu dem Weltraum-Liebes-Drama „Passengers“, das derzeit die deutschen Kinocharts anführt. In dem neuen Film des norwegischen Regisseurs Morten Tyldum („The Imitation Game“, „Jo Nesbø's Headhunters“) begeben sich der Mechaniker Jim Preston (Chris Pratt) und die Journalistin Aurora Lane (Jennifer Lawrence) auf eine Jahrzehnte andauernde Reise zu einer Kolonie auf einem fernen Planeten, werden aber durch eine Fehlfunktion 90 Jahre zu früh geweckt. Abgesehen von der Anziehungskraft zwischen ihnen fragen sie sich, warum sie überhaupt aufgewacht sind …
Thomas Newman („Skyfall“, „The Help“) zählt nach wie vor zu den mit Abstand interessantesten Vertretern seiner Zunft. Mit seiner meist zurückhaltenden Musik zu „Passengers“ findet er zwar wie gewohnt die richtigen Töne, um das Geschehen auf der Leinwand musikalisch zu unterstützen, aber als eigenständiges Hörerlebnis bleibt „Passengers“ doch weit hinter so großartigen Werken wie „Road To Perdition“, „The Green Mile“ oder „American Beauty“ zurück. Nichtsdestotrotz wartet der Soundtrack mit einigen sehr coolen Tracks auf, die den Fan versöhnlich stimmen dürften.
Nach „Gone By Gone – Kein Kinderspiel“ und „The Town – Stadt ohne Gnade“ stellt das Prohibitions-Drama „Live By Night“, das Anfang Februar auch bei uns in den Kinos startet, die dritte Zusammenarbeit zwischen Hauptdarsteller/Regisseur Ben Affleck („Argo“) und Komponist Harry Gregson-Williams dar. Er kreierte ebenso ruhige wie einfühlsame Klänge wie Theodore Shapiro zu David Frankels Drama „Verborgene Schönheit“ mit Will Smith in der Hauptrolle, Marcelo Zarvos zur Showtime-Serie „The Affair“ und zu Denzel Washingtons historischen Drama „Fences“ oder Rachel Portman zu dem BBC-Film „Their Finest“.
Es gibt einige interessante neue Scores von südländischen Europäern wie Pascal Gaigne, Armand Amar, Grégoire Auger, Fernando Velázquez, Nathaniel Méchaly, Alexandre Lessertisseur, Grégoire Hetzel und Laurent Perez Del Mar zu hören, dazu Carter Burwells Musik zum Biopic des McDonalds-Gründers Ray Kroc („The Founder“) und eine schöne Zusammenarbeit der Komponisten Hans Zimmer, Pharrell Williams und Benjamin Wallfisch zu Theodore Melfis biografischen Drama „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“.
Hans Zimmer hat darüber hinaus mit „The Classics“ ein Album mit Höhepunkten seiner umfassenden, mit einem Oscar und zwei Golden Globes preisgekrönten Arbeiten neu aufgenommen. Mit dem Tschechischen Philharmonie Orchester unter Leitung von Gavin Greenaway haben u.a. der chinesische Starpianist Lang Lang, die US-amerikanische Crossover-Geigerin Lindsey Stirling, die britische Sängerin und Songwriterin Leona Lewis, die georgische Pianistin Khatia Buniatishvili, der deutsche Trompeter Till Brönner und der Londoner Organist Roger Sayer ausgesuchten Stücken aus den Soundtracks zu „Interstellar“, „Gladiator“, „Man Of Steel“, „König der Löwen“ und „Inception“ ein neues Gesicht verliehen. Für diese Sendung habe ich mich für das Stück „Light“ aus Terrence Malicks Kriegsdrama „The Thin Red Line“ entschieden, dem der russisch-israelische Geiger Maxim Vengerov seine eigene Stimme leiht.
Abgerundet wird die Sendung durch einige coole elektronische Tracks von Junkie XL zu Ian Walshs Surfer-Film „Distance Between Dreams“, von Ex-Tangerine-Dream-Musiker Paul Haslinger zum „Resident Evil“-Sequel „The Final Chapter“ und von Steve Moore, der zu „The Mind’s Eye“ herrliche Retro-Sounds kreierte, die an John Carpenters beste Arbeiten erinnern.
Playlist: 
01. Alan Silvestri - Essaouira Desert/Main Title (Allied) - 05:22
02. Thomas Newman - The Starship Avalon (Passengers) - 04:15
03. Harry Gregson-Williams - Three Years, Four Months (Live By Night) - 02:56
04. Theodore Shapiro - Whit And Amy/Time Visit #2 (Collateral Beauty) - 03:04
05. Marcelo Zarvos - Birth - Fire (The Affair - Seasons 2) - 05:04
06. Marcelo Zarvos - Gabriel's Trumpet (Fences) - 03:16
07. Pascal Gaigne - El faro de las Orcas [Despertar] (El faro de las Orcas) - 03:32
08. Armand Amar - Retour à Paris (Un sac de billes) - 04:21
09. Rachel Portman - End Credits (Their Finest) - 03:14
10. Hans Zimmer, Pharrell Williams & Benjamin Wallfisch - Rocket Peril (Hidden Figures) - 03:09
11. Hans Zimmer - Light (The Classics) - 07:07
12. Carter Burwell - Multimixer Man Part 1 and 2 (The Founder) - 02:48
13. Michael Giacchino - Rebellions Are Built On Hope (Rogue One: A Star Wars Story) - 02:56
14. Ramin Djawadi - We Are Not The Same (The Great Wall) - 03:17
15. Nathaniel Méchaly - Noaidi Hymn (Midnight Sun) - 03:15
16. Fernando Velázquez - Yo Sé Lo Que Vi (Contratiempo) - 06:53
17. Max Richter - Wheels Within Wheels (Miss Sloane) - 04:02
18. Trent Reznor & Atticus Ross - Them And Us (Patriots Day) - 04:18
19. Junkie XL - Always Ready (Distance Between Dreams) - 05:18
20. Dominic Lewis - Juliana's Letter (The Man In The High Castle - Season 2) - 04:00
21. Grégoire Auger - Fin (La Mécanique de l'ombre) - 05:17
22. Paul Haslinger - This Is My Story (Resident Evil: The Final Chapter) - 02:18
23. Steve Moore - Zack's Back (The Mind's Eye) - 04:13
24. Gregory Rogove - Keep Going, Driving Through The Past (Given) - 06:44
25. Alexandre Lessertisseur - Hurt (Glacé) - 03:38
26. Grégoire Hetzel - Repons d'Elie (L'ami, Francois d'Assise et ses frères) - 04:05
27. Laurent Perez Del Mar - Elle se sépare (Carole Matthieu) - 08:01

Sonntag, 1. Januar 2017

Playlist #205 vom 08.01.2017 - ABEL KORZENIOWSKI Special

Mit seiner Musik für die Showtime-Serie „Penny Dreadful“ erhielt der polnische Komponist Abel Korzeniowski im vergangenen Jahr eine verdiente Emmy-Nominierung, der Soundtrack zu den Staffeln 2 & 3 dazu wurde gerade von Varese Sarabande auf einem Doppel-Album veröffentlicht. Darüber hinaus ist seine Musik gerade in Tom Fords neuen Thriller-Drama „Nocturnal Animals“ in den Kinos zu hören. Grund genug, sich an dieser Stelle etwa ausführlicher mit dem preisgekrönten Komponisten zu beschäftigen, der seit seiner Golden-Globe-nominierten Musik zu „A Single Man“ auch in Hollywood ein gefragter Mann geworden ist.

Der am 18. Juli 1972 im polnischen Krakau geborene Korzeniowski schloss 1996 sein Studium der Instrumentalmusik mit Schwerpunkt auf dem Streichinstrument Cello ab, vier Jahre später in der Klasse von Krzysztof Penderecki auch sein Studium am Institut für Komposition, Dirigieren und Musiktheorie in Krakau. Bereits seine frühen Arbeiten liegen mittlerweile auf CD vor. So hat Sony Music Polska die Soundtracks zu „Duze zwierze“ (2000) und „Ein Engel in Krakau“ (2002), und Caldera hat erst im vergangenen Jahr die Doppel-CD „Early Works“ veröffentlicht, auf der die eindrucksvollen Arbeiten zu „I Served the King of England” (2003), „The Odyssey” (2005), „Kafka” (2001), „Antigone” (1996) und „The Tempest” (2003) vereint sind und einen guten Einblick in das vielseitige Wirken des Komponisten gewähren.
So präsentiert sich die Musik zu „I Served The King of England“ durch den Einsatz von Hammered Dulcimer und Akkordeon mit feinen osteuropäischen Klängen, der Score zu „The Odyssey“ verbindet antike griechische Musik mit modernen wie mittelalterlichen westlichen Einflüssen, während „Kafka“ und „Antigone“ die experimentellere Seite des Komponisten offenbaren und „The Tempest“ durch elegante Melodien und interessanten musikalischen Farben betört.
Im Jahr 2004 komponierte Korzeniowski neue Musik für Fritz Langs Stummfilmklassiker „Metropolis“ (1927). Sein Freund Krzysztof Gluchowski produzierte 2004 ein Stummfilm-Festival in Krakau und stellte dem Komponisten ein großes Orchester, Chor und Sänger zur Verfügung.
„Es war eine großartige Möglichkeit, verschiedene Dinge auszuprobieren. Ich wollte ‚Metropolis‘ für ein modernes Publikum zugänglich machen und versah es mit einer Art Zitatensammlung, indem ich es mit momentanen Ereignissen in der modernen Geschichte verknüpfte“, erzählt Korzeniowski im Interview mit original-score.de. „Dafür schrieb ich einige Gedichte, die als ein Kommentar zum Film fungieren. Die Produktion war gewaltig, wir hatten ein 90-köpfiges Orchester und zwei Chöre. Dazu gab es Electronics, Solo-Sänger und zwei Projektoren, die auf 20 Bilder die Sekunde eingestellt waren.“ 
Nachdem Korzeniowski ein halbes Jahr lang an 147 Minuten Musik geschrieben hatte, fühlte er sich bereit, nach Hollywood zu gehen, wo er u.a. 2009 die für einen Golden Globe nominierte Musik zu Tom Fords Drama „A Single Man“ komponierte.
„Das Hauptthema ist sehr simpel, es ist eigentlich eine Melodie für eine Solo-Violine. Es wiederholt sich selbst, und die ganze Orchestration, die hauptsächlich aus einem Streichorchester besteht, ist dazu da, diese einzelne Melodie zu unterstützen. Der ganze Score ist einfach, es gibt keine unnötigen Verzierungen, keine Electronics – die ganze Musik ist sehr klassisch“, rekapituliert der Komponist im selben Interview.
Die Musik erregte die Aufmerksamkeit von Madonna, die Korzeniowski engagierte, um ihren Film „W.E.“, der die Romanze zwischen Wallis Simpson und dem Herzog von Windsor thematisierte, mit einer bittersüßen Musik zu untermalen. Für Patricia Kaas, die auf dem Album „Kaas Chante Piaf“ zum 50. Todestag von Edith Piaf deren Songs neu interpretierte, übernahm Korzeniowski das Arrangement und die Produktion, komponierte dazu das Stück „Song For The Little Sparrow“.
Neben seiner Musik zu Spiel- und Dokumentarfilmen komponierte Korzeniowski auch die Musik zu Werbefilmen von BMW und Tiffany & Co. Zum 175-jährigen Jubiläum des berühmten Juwelierhauses wurde der Kurzfilm „The Dream Maker“ produziert, für den der Oscar-nominierte Kameramann Darius Khondji („Sieben“, „Midnight In Paris“) und Korzeniowski Charles Lewis Tiffanys New York in atemberaubende Bilder und Musik einfingen.
„In vielerlei Hinsicht gleicht meine Musik klassischer Juwelierkunst – es dreht sich um ein sauberes, elegantes und perfekt proportioniertes Design, im Streben nach der ultimativen Harmonie zwischen allen Elementen der Komposition, und im unglaublichen Augenmerk auf das Detail. Ich bin fasziniert von den kleinsten Elementen, wie sie miteinander interagieren, um eine größere emotionale Geschichte zu kreieren.“ 
Zuletzt war der polnische Ausnahmekomponist vor allem für die Showtime-Serie „Penny Dreadful“ tätig, die nach drei Staffeln im vergangenen Jahr abgesetzt worden ist.
„Auch wenn ich enttäuscht bin, dass diese Figuren nicht weiter erforscht werden, fühle ich mich extrem geehrt und bin sehr dankbar, dass ich ein Teil dieser Serie sein durfte. Es war ein absolutes Vergnügen, mit Showtime und dem ganzen PD-Team zu arbeiten.“

Filmographie:
2000 Das große Tier (The Big Animal)
2002 Aniol w Krakowie
2002 Czlowiek, którego nie ma (Kurz-Dokumentation)
2002 Rozwój (Kurz-Dokumentation)
2003 Pogoda na jutro
2004 Metropolis (1927)
2006 Kurc (Documentary short)
2006 The Half Life of Timofey Berezin
2007 Battle for Terra
2008 Confessions of a Go-Go Girl (Fernsehfilm)
2008 What We Take from Each Other (Kurzfilm)
2009 A Single Man
2009 Gwiazda Kopernika
2009 Tickling Leo
2011 W.E.
2013 Escape from Tomorrow
2013 Romeo & Julia
2014 Polacy w oczach swiata (Dokumentation)
2014-2016 Penny Dreadful (TV-Serie)
2015 Ziarno prawdy 
2016 Nocturnal Animals
Playlist:
01. Abel Korzeniowski - Table For Two (Nocturnal Animals) - 03:23
02. Abel Korzeniowski - Stillness Of The Mind (A Single Man) - 03:53
03. Abel Korzeniowski - Chmury (Aniol w Krakowie) - 04:30
04. Abel Korzeniowski - Nowy dzien (Pogoda Na Jutro) - 05:21
05. Abel Korzeniowski - Aquarius (Copernicus Star) - 04:30
06. Abel Korzeniowski - Memoirs (Kafka) - 04:17
07. Abel Korzeniowski - Dumka (I Served The King Of England) - 04:29
08. Abel Korzeniowski - Stasimon I (Antigone) - 04:06
09. Abel Korzeniowski - Odysseus' Theme (The Odyssey) - 04:17
10. Abel Korzeniowski - Song Of Time (The Tempest) - 03:42
11. Abel Korzeniowski - Woisna [Spacer I] (Duze Zwierze) - 04:43
12. Abel Korzeniowski - The Dream Maker (The Dream Maker) - 05:11
13. Abel Korzeniowski - Magic Kingdom, Pt. 2 (Escape From Tomorrow) - 03:05
14. Abel Korzeniowski - Packing Up (Tickling Leo) - 03:46
15. Abel Korzeniowski - Juliet's Dream (Romeo & Juliet) - 03:43
16. Abel Korzeniowski - Song For The Little Sparrow (Kaas chante Piaf) - 03:24
17. Abel Korzeniowski - Epilogue (Battle For Terra) - 03:45
18. Abel Korzeniowski - Maria (Metropolis) - 03:41
19. Abel Korzeniowski - Six Hours (W.E.) - 04:17
20. Abel Korzeniowski - Closer Than Sisters (Penny Dreadful) - 03:14
21. Abel Korzeniowski - Guardian Angels (Penny Dreadful - Seasons 2 & 3) - 03:15
22. Abel Korzeniowski - Be True (Penny Dreadful - Seasons 2 & 3) - 03:56
23. Abel Korzeniowski - Boat To Africa (Penny Dreadful - Seasons 2 & 3) - 04:45
24. Abel Korzeniowski - Becoming George (A Single Man) - 03:50
25. Abel Korzeniowski - Anna & Volder (Copernicus Star) - 03:51
26. Abel Korzeniowski - Letters (W.E.) - 04:03
27. Abel Korzeniowski - Low B (Battle For Terra) - 03:55
28. Abel Korzeniowski - Especially You (Confessions Of A Go-Go Girl) - 06:28

Sonntag, 18. Dezember 2016

Playlist #204 vom 25.12.2016 - CHRISTMAS Special

Wenn schon einmal die Weihnachtsfeiertage auf einen Sendetermin der Soundtrack Adventures fallen, liegt es natürlich auf der Hand, ein Set mit Filmmusik zusammenzustellen, das die Weihnachtszeit thematisch repräsentiert. Dabei habe ich mich nicht nur auf klassische Weihnachtsfilme konzentriert, sondern beispielsweise auch romantische Komödien/Dramen wie „Während du schliefst“, „Tatsächlich Liebe …“, „8 Frauen“, „Liebe braucht keine Ferien“ und „Family Man“ berücksichtigt, die in der Weihnachtszeit spielen.

Den Auftakt bildet John Williams mit seiner Musik zu „Kevin – Allein zu Haus“, den Chris Columbus 1990 inszenierte und bis heute zu den hundert erfolgreichsten Filmen aller Zeiten zählt. Macaulay Culkin spielt darin den Jungen Kevin McCallister, der nach einem Streit mit seiner Mutter als Strafe auf den Dachboden verbannt und leider dort auch im Aufbruchstrubel vergessen wird, als die Großfamilie am nächsten Morgen zum lange geplanten Weihnachtsurlaub nach Paris aufbricht. Kevin muss die Feiertage zwar gezwungenermaßen allein verbringen, bleibt aber nicht lange allein, weil es zwei nicht so clevere Einbrecher auf das Hab und Gut der McCallisters abgesehen haben.
Weniger gelungen ist die zwei Jahre später produzierte Fortsetzung „Kevin – Allein in New York“, wiederum unter der Regie von Chris Columbus und mit einem vielfarbigen Orchester-Score von John Williams.
Natürlich dürfen beim Thema Weihnachtsfilme auch die vielen unterschiedlichen Adaptionen nicht fehlen, die von Charles Dickens‘ 1843 veröffentlichter und weltberühmter „Weihnachtsgeschichte“ entstanden sind, mit der der bedeutende Schriftsteller auf die Not der Armen in Englands Gesellschaft aufmerksam machen wollte.
„A Christmas Carol“ erzählt von dem herzlosen und geizigen Geschäftsmann Ebenezer Scrooge, dem am Heiligen Abend der Geist seines verstorbenen Geschäftspartners Marley erscheint, der einst noch schlimmer als Scrooge gewesen war und ihn nun vor einem düsteren Ende warnt, sollte er sein Leben nicht von Grund aus ändern. Tatsächlich sorgen die Geister der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht jeweils dafür, dass Scrooge am Ende tatsächlich zu einem besseren Menschen wird.
Verfilmt wurde diese eindringliche Geschichte nicht nur mit Jim Hensons Muppets, sondern u.a. auch von David Hugh Jones mit Patrick Stewart in der Hauptrolle, wobei Stephen Warbeck die Musik zu dieser Verfilmung aus dem Jahr 1999 beisteuerte, von Robert Zemeckis mit Jim Carey in der Hauptrolle und auch von Richard Donner unter dem Titel „Die Geister, die ich rief“, in der Bill Murray die Rolle des Geizhalses Ebenezer Scrooge mit viel Witz verkörperte.
Abgerundet wird das Christmas-Special mit der Musik von Komponisten wie Danny Elfman zu Tim Burtons düsterem Weihnachtstrickfilm „A Nightmare Before Christmas“ (1993) und Brett Rattners Fantasy-Drama „The Family Man“ (2000), Mychael Danna zu Catherine Hardwickes „Es begab sich aber zu der Zeit …“ (2006) und Bruce Broughton, der die Musik zu Robert Liebermans romantischer Komödie „Mein Weihnachtswunsch“ (1991) und zu Les Mayfields wunderbaren Film „Das Wunder von Manhattan“ (1994) mit Richard Attenborough in der Hauptrolle.
Alan Silvestri ist mit der Musik zu den beiden Robert-Zemeckis-Filmen „Polar Express“ und „Walt Disneys Weihnachtsgeschichte“ ebenso vertreten wie Henry Mancini mit der Musik zu „Santa Claus: The Movie“ (1985) sowie Harry Gregson-Williams, Michael Convertino, Robert Folk, Randy Edelman und James Horner.


Playlist: 
01. John Williams - We Wish You A Very Christmas/End Title (Home Alone) - 04:42
02. James Horner - Memories Of A Green Childhood (How The Grinch Stole Christmas) - 03:31
03. Randy Edelman - Riverside Walk (While You Were Sleeping) - 05:22
04. Craig Armstrong - "Ready In The Flashiest Of Flashes" (Love Actually) - 03:05
05. Danny Elfman - Grand Finale/End Titles (Family Man) - 05:14
06. Harry Gregson-Williams - Christmas Morning (Arthur Christmas) - 04:00
07. John Williams - Christmas At Carnegie Hall (Home Alone 2: Lost In New York) - 05:15
08. Philippe Rombi - The Absence Theme (Merry Christmas) - 07:13
09. Stephen Warbeck - Walking Home (A Christmas Carol) - 02:16
10. Mark McKenzie - Power Of Prayer (Silver Bells) - 02:35
11. Alan Silvestri - The Ghost Of Christmas Past (A Christmas Carol) - 05:00
12. Michael Convertino - As Love (Santa Clause) - 03:06
13. Danny Elfman - Asylum/Luncheon/Crematorium/On Fire (Scrooged) - 03:50
14. Danny Elfman - End Titles (Nightmare Before Christmas) - 05:04
15. Bruce Broughton - Thank You, Santa! (All I Want For Christmas) - 03:40
16. Henry Mancini - Santa's New Home (Santa Claus: The Movie) - 04:14
17. John Debney - Track 45 (I'll Be Home For Christmas) - 02:46
18. Mychael Danna - The Annunciation (The Nativity Story) - 04:00
19. David Newman - Rescue Jamie And Finale (Jingle All The Way) - 04:02
20. Mark Snow - Search Your Heart (Ernest Saves Christmas) - 03:12
21. Robert Folk - Main Titles (Trapped In Paradise) - 03:00
22. Bruce Broughton - I'm A Symbol (Miracle On The 34th Street) - 03:12
23. Elmer Bernstein - Main Title (Trading Places) - 04:01
24. Krishna Levy - Generique Fin (8 Femmes) - 03:54
25. Hans Zimmer - Maestro (The Holiday) - 03:54
26. John Williams - The Next Morning/Mom Returns/Finale (Home Alone) - 04:35
27. Alan Silvestri - Meeting Santa Claus (Polar Express) - 06:17
28. Christophe Beck - Suite (Fred Claus) - 07:41

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