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Dienstag, 1. Mai 2018

Playlist #240/241 vom 13./27.05.2018 - VIDEO GAME MUSIC Special

Seit vor über vierzig Jahren Videospiele über verschiedene Spielkonsolen begonnen haben, die Unterhaltungskultur maßgeblich mitzuprägen, haben sich nicht nur die virtuellen Welten von grobpixeligen Geschicklichkeitsspielen und Jump-&-Run-Settings hin zu hochauflösenden Filmwelten weiterentwickelt; in gleichem Maße näherte sich auch die musikalische Untermalung vom billigen Synthi-Gedudel an die großorchestralen Scores an, die in Hollywood produziert werden. In dem zweiteiligen Video-Game-Music-Special unternehmen wir eine musikalische Reise durch die populärsten Video-Spiele und ihre oft ebenso bekannten Soundtracks und erleben, wie auch profilierte Hollywood-Komponisten wie Harry Gregson-Williams („Metal Gear Solid“), Steve Jablonsky („Gears Of War“), Ramin Djawadi („Medal of Honor“) und Howard Shore („Soul Of The Ultimate Nation“) immer wieder mal in die Gefilde der Video Games eintauchen.

Nachdem Thomas T. Goldsmith Jr. und Estle Ray Mann bereits 1946 das erste Computerspiel für einen Röhrenrechner kreiert hatten, konstruierte der amerikanische Physiker William Higinbotham 1958 mit „Tennis for Two“ das erste Videospiel, bevor im Zuge der technischen Weiterentwicklung zunächst an amerikanischen Universitäten recht einfache Computerspiele für Großrechner entstanden sind. Atari-Gründer Nolan Bushnell brachte Anfang der 1970er Jahre mit „Pong“ das erste erfolgreiche Spiel für elektronische Spielautomaten auf den Markt, die erstmals auch für die Öffentlichkeit zugänglich waren. Das elektronische Tischtennis mit zwei verschiebbaren weißen Balken am rechten und linken Rand auf schwarzem Bildschirmhintergrund hatte eine minimalistische Optik und wurde nur durch blechern aus den Lautsprechern schallende Töne untermalt, die nur dann zu hören waren, wenn der Ball entweder auf einen Balkenschläger oder den Bildschirmrand trifft. Später brachten Firmen wie Atari und Magnavox Videospielkonsolen für den Heimanwender auf den Markt.
Der Spielhallenhit „Space Invaders“ bedeutete 1979 den Durchbruch für die Heimkonsolen. In den 1980er Jahren sorgte die Einführung von Personal Computern (PC) mit zunehmend besseren Grafik- und Soundkarten für eine ernsthafte Konkurrenz zu den beliebten Spielekonsolen. 1983 brachte Nintendo seine 8-Bit-Konsole „Famicom“ auf den Markt, die wenige Jahre später für den westlichen Markt modifiziert und durch die Veröffentlichung von „Super Mario Bros.“ zu einem Verkaufsschlager wurde. Die Abenteuer-, Rollen-, Renn- und Jump ’n’ Run-Spiele, die ihren Ursprung in dieser Zeit hatten, wurden in den 1990er Jahren für neue Systeme wie Sega Mega Drive, PlayStation und Nintendo 64 weiterentwickelt, ehe in den 2000er Jahren die PlayStation 2, die Xbox 360, die Nintendo Wii neue Maßstäbe im Videospielbereich setzten.
Heute zählen „Mario“, „Grand Theft Auto“, „Pokémon“, „Tetris“, „Die Sims“, „Minecraft“, „Call of Duty“, „Need for Speed“, „Final Fantasy“, „FIFA“ und „Assassin’s Creed“ zu den erfolgreichsten Videospielserien. Die Pieptöne, die noch den Anfang der Computerspielmusik markierten, sind mittlerweile akkurat durchgestylten Soundtracks gewichen, die den Spieler durch seine Missionen begleiten. Schließlich hat sich schon in den Spielhallen eindrucksvoll gezeigt, wie das einfache Tröten, Klingeln und Hupen den Spieler am Flipperautomaten zu führen und zu motivieren versteht, Erfolg und Scheitern signalisiert. Bei dem begrenzten Speicherplatz, der den frühen Videospielen zur Verfügung stand, musste der Ton noch weit hinter dem Bild zurückstecken. So besteht der Soundtrack zu „Space Invaders“ (1978) gerade mal aus vier Tönen, die immer dann das Tempo ändern, wenn die Angreifer im Spiel näherkommen. Später sorgt der Soundchip SID (Sound Interface Device) im Commodore 64 für eine Revolution in der Klangfülle.
Für das erfolgreiche Puzzle-Spiel „Tetris“ ließ sich der britische Komponist Wally Beben von russischen Volksweisen inspirieren. Der 26-minütige Soundtrack stellt die längste SID-Komposition überhaupt dar. Der japanische Spielehersteller Nintendo heuerte Mitte der 1980er Jahre mit Koji Kondo einen Komponisten an, der mit seinen musikalischen Themen für „The Legend of Zelda“ (1986) und „Super Mario Bros.“ (1985) die ersten großen Hits im Bereich der Video Game Music feiert. Dabei prägt seine Idee, jede Ebene des Spiels, durch die sich die Pixel-Figuren bewegen, mit einer eigenen Background-Musik zu unterlegen, die Art des Komponierens für Videospiele bis heute. Sein klassisch ausgebildeter Kollege Koichi Sugiyama arrangierte die Melodien aus seinem Soundtrack zu „Dragon Quest“ (1986) für das Tokyo Strings Ensemble und nimmt mit ihm die CD „Dragon Quest I Symphonic Suite“ auf, die sich zu einem echten Verkaufsschlager entwickelt.
Am 20. August 1987 absolviert das Ensemble auf der Bühne der Suntory Hall in Tokyo schließlich das erste Computerspielkonzert in der Geschichte der Game Music.
Äußerst populär wurden ab Ende der 1980er Jahre auch die Soundtracks, die Nobuo Uematsu für das Rollenspiel „Final Fantasy“ rund um die magisch begabte Heldin Terra Branford komponierte. Seine Mischung aus eingängigen Melodien und Harmonien mit östlicher und westlicher Instrumentalmusik fand sich auf vielen international erfolgreichen Soundtracks wieder.
Sobald sich mit der Einführung der CD-ROM in den 1990er Jahren die technischen Beschränkungen weiter lösten, konnten Komponisten zunehmend aus dem Vollen schöpfen, bis ihnen das Zeitalter von Online-Spielen völlige kompositorische Freiheiten ermöglichte.
Seit Michael Giacchino 1999 mit einem 65-köpfigen Orchester den Soundtrack zu „Medal of Honor“ einspielte, unterscheiden sich mittlerweile viele Video-Game-Soundtracks kaum noch von Hollywood-Blockbuster-Standards. Schließlich hat das Geschäft mit Videospielen längst den Erfolg von Kinofilmen überflügelt, so dass die Popularität der Game Music entsprechend gewachsen ist. Christopher Tin gewann 2011 sowohl für den Titelsong „Baba Yetu“ zum Strategiespiel „Civilization IV“ als auch für den kompletten Score dazu jeweils einen Grammy. Die International Film Music Critics Association (IFMCA) hat bei ihren jährlichen Awards auch eine Kategorie für den „Best Original Score For A Video Game Or Interactive Media“ (in diesem Jahr wurden Austin Wintory für „Deformers“, Chris Tilton für „Divide“, Olivier Deriviére für „Get Even“ und Yasunori Mitsuda für „Valkyria: Azure Revolution“ nominiert).
Mittlerweile sind nicht nur Konzerte mit Filmmusik in der westlichen Klassikbranche etabliert. Zu den Konzerten von Hollywood-Komponisten wie Hans Zimmer, James Newton Howard und Ramin Djawadi wird auch Computerspielmusik immer öfter live aufgeführt. Überhaupt scheint sich in den vergangenen Jahren das Komponieren für Film und Videospiele einander angenähert zu haben. So meinte „Metal Gear Solid 2“-Komponist Harry Gregson-Williams in einem Interview mit music4games.net:
„Als ich die ersten bewegten Bilder von dem sah, wie das Spiel aussehen würde, wirkten sie fast wie ein Film, also sehe ich nicht, warum das bei den Soundtracks nicht auch so sein sollte. Ich habe in den vergangenen Jahren ebenso hoch wie niedrig budgetierte Filme gemacht, und einige der besten Filme, an denen ich gearbeitet habe, besaßen ein sehr kleines Budget für die Musik. Aber das beeinflusst nicht die Art, wie ich die Musik schreibe, sondern vielleicht nur die Art, wie sie nachher klingt, doch ich hoffe, dass ich nach wie vor das gleiche Thema komponiere. Du kannst es als Komponist eigentlich nicht anders machen …“ 
Während Hollywood-Komponisten wie Hans Zimmer („Crysis 2“, „Call of Duty: Modern Warfare 2“), Cliff Martinez („Far Cry 4“), Brian Tyler („Far Cry 3“, „Call of Duty: Modern Warfare 3“) und Steve Jablonsky („Gears of War“) nur gelegentliche Ausflüge in die Welten der Videospiele unternehmen, verdankt Michael Giacchino seine Hollywood-Karriere den außergewöhnlichen Soundtracks, die er im Videospiel-Sektor mit Arbeiten an „The Lost World“ (1997), der „Medal of Honor“-Reihe (1999-2007) und „Call of Duty“ (2003-2004) abgeliefert hat. Über seine jahrelange Arbeit an der „Medal of Honor“-Reihe sagt Giacchino im Interview mit ign.com:
„Das Hauptelement ist das ‚Medal of Honor Theme‘, das Hauptthema. Es überdauert auf großartige Weise in diesem Spiel, das ist sicher. Danach geht es eigentlich nur noch darum, andere zusätzliche Elemente aus den anderen Scores aufzulesen, die story-technisch irgendwie Sinn machen. Wenn sie story-mäßig keinen Sinn machen, möchte ich nicht zurückgehen und nur das überarbeiten, was ich gemacht habe. Das ist nicht der Grund, warum ich den Job übernommen habe. Ich übernehme ihn, weil ich gewöhnlich etwas Neues finde, das ich machen kann.“

Playlist #240 vom 13.05.2018:

01. David Whittaker - In-Game BGM (Tetris) - 03:08
02. Tim Larkin - Great Shaft (Myst V: End Of Ages) - 03:33
03. Geoff Knorr - Zulu [The Industrial Era] (Civilization VI: Rise & Fall) - 05:25
04. Jeremy Soule - From Past To Present (The Elder Skrolls V: Skyrim) - 05:06
05. Jeremy Soule - The Ruins of Okaym (Dungeon Siege II) - 02:56
06. Jesper Kyd - Robinson Theme Extended (Robinson: The Journey) - 05:34
07. Nick Borrego - Amasia (DIVE - Starpath) - 02:44
08. Olivier Deriviere - Consequences (Get Even) - 03:53
09. David Garcia Diaz - The Island (RiME) - 03:22
10. Yasunori Mitsuda - Richer (Valkyria: Azure Revolution) - 03:42
11. Jeff Russo - Edith's Theme (What Remains Of Edith Finch) - 03:17
12. Inon Zur - First Light (Crysis) - 03:25
13. Alain Johannes - Take A Break (Tom Clancy's Ghost Recon Wildlands) - 04:23
14. Paul Haslinger - The Streets Of Gold (Need For Speed: Undercover) - 02:26
15. Harry Gregson-Williams - Drebin 893 (Metal Gear Solid 4: Guns Of The Patriots) - 03:29
16. Ramin Djawadi - From Here (Medal Of Honor) - 03:49
17. Brian Tyler - I Stand Alone (Call Of Duty: Modern Warfare 3) - 04:40
18. Michael Giacchino - Medal Of Honor (Medal Of Honor) - 04:13
19. Steve Jablonsky - Defying Gravity (Prince Of Persia: The Forgotten Sands) - 03:00
20. Cliff Martinez - Welcome To Kyrat (Far Cry 4) - 03:41
21. Brian Tyler - Far Cry 3 (Far Cry 3) - 05:34
22. Henry Jackman - Chloe Frazer (Uncharted: The Lost Legacy) - 03:15
23. Jesper Kyd - Dream Of Venice (Assassin's Creed II) - 04:24
24. Tyler Bates - Eyes Of Olympus (Rise Of The Argonauts) - 02:51
25. Tyler Bates - Oath Keeper's Gift (God Of War: Ascension) - 03:19
26. Jamie Christopherson - Tequila's Theme (Stranglehold) - 03:02
27. Steve Jablonsky - Infection (Command & Conquer: Tiberian Wars) - 03:35
28. David Buckley - San Diego Burning (Call Of Duty: Ghosts) - 03:31
29. Paul Haslinger - The Trainyard (Tom Clancy's Rainbow Six: Vegas 1) - 08:20

Playlist #241 vom 27.05.2018: 

01. Troels Brun Folmann - Amahlin (Tomb Raider: Legend) - 05:12
02. Mark Morgan - The Oasis (Torment: Tides Of Numenera) - 03:09
03. Mick Gordon - The Fire Nation Storm The City (The Last Airbender) - 04:18
04. Inon Zur & Stuart Chatwood - The Steps Of Paradise (Prince Of Persia) - 04:40
05. 65daysofstatic - Heliosphere (No Man's Sky) - 04:23
06. Jason Graves - The Knight's Theme (The Order: 1886) - 03:28
07. Jason Graves - Chris And Ashley (Until Dawn) - 03:02
08. Jason Graves - Welcome To Kronos II (Lone Echo) - 02:26
09. Jamie Christopherson - Lyra's Theme (The Golden Compass) - 03:11
10. Mark Morgan - Khans Of New California (Fallout 2) - 03:18
11. Jesper Kyd - The Tree Of Life (Darksiders II) - 03:15
12. Jason Graves - Luminocity (Farlands) - 05:39
13. Nick Arundel - Arkham City: Main Theme (Batman: Arkham City) - 02:47
14. Steve Jablonsky - Bridge Too Far Indeed (Gears Of War 3) - 03:40
15. Jesper Kyd - Nova Roma (Assassin's Creed: Revelations) - 04:02
16. Paul Haslinger - Reactivate Team Rainbow (Tom Clancy's Rainbow Six: Siege) - 03:07
17. Steve Jablonsky - Simmering Mallets (The Sims 3) - 03:03
18. Gustavo Santaolalla - Left Behind (The Last Of Us, Vol. 2) - 03:55
19. Howard Shore - Sanctuary Of Ether (Soul Of The Ultimate Nation) - 02:35
20. Trevor Jones - NYC Streets (Marvel Nemesis: Rise Of The Imperfects) - 03:40
21. Lorne Balfe - Jodie's Story (Beyond Two Souls) - 03:13
22. Austin Wintory - The Road Of Trials (Journey) - 04:16
23. Austin Wintory - Dancing On Cenotaphs (Absolver) - 05:22
24. Jessica Curry - I Have Begun My Ascent (Dear Esther) - 04:19
25. Todd Masten - Ransom at Ctesiphon (Age Of Empires) - 03:10
26. Jeremy Soule - Tears Of The Fallen (Guild Wars) - 03:36
27. Jesper Kyd - Vermintide End Times (Warhammer: End Times - Vermintide) - 03:58
28. Jeremy Soule - Jata (The Northeners Diaries) - 04:39
29. scntfc - The Fall Parts I and II (Old Man's Journey) - 07:27

Dienstag, 24. April 2018

Playlist #239 vom 29.04.2018 - DANIEL PEMBERTON Special

In seiner für Hollywood-Verhältnisse noch recht jungen Karriere hat es der britische Komponist Daniel Pemberton bereits auf etliche Nominierungen und Auszeichnungen für seine vielseitigen Arbeiten gebracht. Seit der renommierte Filmemacher Ridley Scott („Alien“, „Gladiator“) auf Pemberton aufmerksam geworden ist, weiß sich der wandlungsfähige Brite kaum vor Aufträgen zu retten. Gerade hat Lakeshore Records den Soundtrack zur Dokumentation „One Strange Rock“ veröffentlicht.

Seit Mitte der 1990er Jahre hat Daniel Pemberton vor allem an britischen Dokumentar- und Fernsehfilmen sowie TV-Serien gearbeitet, wobei er 2010 für seine Musik zu „Desperate Romantics“ bei den Ivor Novello Awards in der Kategorie „Best Television Soundtrack“ ausgezeichnet wurde. Durch seine innovativen wie experimentellen Arbeiten für etliche Emmy- und BAFTA-Award prämierte Dramen und Dokumentationen gelang ihm 2011 der Sprung ins Filmgeschäft.
Der teils elektronische, teils orchestrale und mit Chor-Einlagen produzierte Soundtrack zum übernatürlichen Thriller „The Awakening“ fesselte die Aufmerksamkeit von Ridley Scott, der Pemberton 2013 sowohl für seine Cormac-McCarthy-Adaption von „The Counselor“ als auch den Fernsehfilm „The Vatican“ engagierte. Mit seinen so unterschiedlichen Arbeiten zu „Blood“ (2012), „In Fear“ (2013) und „Cuban Fury“ (2014) wurde er 2014 bei den World Soundtrack Awards als „Discovery of the Year“ ausgezeichnet.
Seither hat er für Stephen Gaghan das Thriller-Drama „Gold: Gier hat eine neue Farbe“ (2016), für Guy Ritchie die Agentenkomödie „Codename U.N.C.L.E.“ (2015) und das historische Abenteuer-Drama „King Arthur: Legend of the Sword“ (2017), und Danny Boyles Biopic „Steve Jobs“ ebenso vertont wie Aaron Sorkins biografisches Krimi-Drama „Molly’s Game“ (2017).
„Jedes Mal, wenn ich mit einem neuen Film beginne, versuche ich herauszufinden, was den Score anders und interessant machen könnte, weil es dann auch mein Interesse aufrechterhält. Wenn ich versuchen kann, einen neuen Weg zu finden, etwas zu machen, wird es Teil der Herausforderung, diese Geschichte auf eine neue Weise zu erzählen“, erzählt der Komponist im Interview mit soundtrackworld.com. „Am Ende des Tages geht es darum, Geschichten zu erzählen, aber auch eine Welt zu erschaffen. Wenn du mit unterschiedlichen Klangwelten ankommst, ist das ein wirklich guter Weg, eine Welt für den Film zu kreieren. Wirklich gute Filmmusik bringt dich, wenn du sie abgekoppelt vom Film hörst, nachdem du ihn gesehen hast, zurück zu dieser Welt. Ich denke, verschiedene Klanguniversen für jedes Projekt zu entwerfen, stellt einen effektiven Weg dar, dies zu erreichen. Wenn du immer die gleiche Art von Sachen machst und du es hörst, wirst du nicht feststellen können, zu welchem Film sie gehört. Während hoffentlich immer, wenn man einen meiner Scores hört, sofort sagen kann, für welches Projekt ich ihn komponiert habe.“ 
Vor allem die beiden Arbeiten zu den Guy-Ritchie-Filmen „Codename: U.N.C.L.E.“ und „King Arthur: Legend Of The Sword“ demonstrieren Pembertons Hang zu außergewöhnlichen Arrangements. Für Ritchies Kino-Remake der Fernsehserie „Solo für O.N.K.E.L.“ aus den Sechzigern hat Pemberton mit einer Vielzahl von ausgesuchten Solisten und dem Chamber Orchestra of London in den legendären Abbey Road Studios mit möglichst vielen authentischen Instrumenten ein tolles Sixties-Flair erzeugt. Neben dem Cembalo kamen dazu das Marxophone (eine Art mechanische Zither) und ein Jennings Univox zum Einsatz. Ritchie wollte jeden Track auf dem Soundtrack-Album als potentiellen Hit sehen. „Wir waren uns einig, dass ein großer Orchester-Sound nicht passend wäre, stattdessen entschieden wir uns, es einfach zu halten, kleine, dünne Schichten zu kreieren und uns auf das Detail zu konzentrieren, ein Sound zurzeit. Zu versuchen, die beste Performance aus jedem einzelnen Instrument herauszuholen. Alles unter einem Mikroskop zu betrachten. Ein winziger Moment, ein Atemzug, ein Schwung könnte aus einem guten Cue einen großartigen machen“, blickt der Komponist im Booklet zum Soundtrack zurück.
Auch für den Score zu Ritchies nachfolgendem Film „King Arthur: Legend Of The Sword“ griff Pemberton zu einer Vielzahl von alten Instrumenten, nahm Kontakt zu Sammlern auf und brachte neben einer Vielzahl von kuriosen Percussion-Instrumenten auch eine Tromba Marina aus dem 15. Jahrhundert, ein Hurdy-Gurdy und antiken Bläsern und Wind-Instrumenten zum Einsatz.
„Wir wollten die Musik körperlich in den Eingeweiden spüren lassen. Es ist eine so reiche Bilderwelt des Films vorhanden – der Dreck, der Schmutz, das Metall, das Leder, das Holz, die Steine. Davon wollte ich so viel wie möglich in den Score hineinbringen. Ich wollte alles vom Kampf und der Qual eines Waisen von der Straße zum Adel eines Führers, der die Geschichte verändern könnte, einfangen.“
Zuletzt hat Pemberton für Ridley Scott den Thriller „Alles Geld der Welt“ und die zehnteilige Dokumentation „One Strange Rock“ beendet, in der Astronauten aus ihrer Sicht die Entstehung der Erde beschreiben. Dazu hat der Brite die Musik zum Videospiel „Knights and Bikes“ und zu Gary Ross‘ „Ocean’s 8“ fertiggestellt.

Filmographie:
1994: Lonely Planet (Fernsehserie, zwei Episoden)
1998: A Little Bit of Elvis (Fernsehfilm)
1998: Mob Law: A Film Portrait of Oscar Goodman
1999: Diceworld (Dokumentarfilm)
1999: Many Happy Returns (Dokumentarfilm)
2000: Secrets & Lines (Fernsehfilm)
2000: Perfect Breasts (Dokumentarfilm)
2000: White Tribe (Dokumentarfilm-Serie)
2000: Escape from Colditz (Dokumentarfilm-Serie, drei Episoden)
2000: The Royal Institution Christmas Lectures (Dokumentarfilm-Serie)
2000: The Gambler (Dokumentarfilm-Serie)
2001: Great Artists with Tim Marlow (Dokumentarfilm-Serie, 13 Episoden)
2001: SF:UK (Dokumentarfilm-Serie)
2001: Frank Skinner on Frank Skinner (Dokumentarfilm)
2001–2014: Nova (Dokumentarfilm-Serie, drei Episoden)
2002: Underworld: Flooded Kingdoms of the Ice Age (Dokumentarfilm-Serie)
2002: Shoreditch Twat (Fernsehfilm)
2002: The King of Communism: The Pomp & Pageantry of Nicolae Ceausescu (Dokumentarfilm)
2002–2004: Lads Army (Fernsehserie, acht Episoden)
2003: The Life of a Ten Pound Note (Dokumentarfilm)
2003: French Leave (Dokumentarfilm-Serie)
2003: Real Men (Fernsehfilm)
2003: George Orwell: A Life in Pictures (Dokumentarfilm)
2003: Dogumentary: Rewind the Summer (Dokumentarfilm)
2003: Battle Hospital: Medics at War (Dokumentarfilm)
2003: Harem (Dokumentarfilm-Serie)
2003–2010: Peep Show (Fernsehserie, 42 Episoden)
2004: Pissed on the Job (Fernsehfilm)
2004: Men of Iron (Dokumentarfilm)
2004: Big Kiss
2004–2005: Gordon Ramsay: Chef ohne Gnade (Ramsay’s Kitchen Nightmares, Fernsehserie, drei Episoden)
2005: Das verstrahlte Paradies (Blowing Up Paradise, Dokumentarfilm)
2005: Born with Two Mothers (Fernsehfilm)
2005: Hiroshima (Dokumentarfilm)
2005: Sex Addict (Dokumentarfilm)
2005–2006: I Shouldn’t Be Alive (Dokumentarfilm-Serie, 17 Episoden)
2006: How to Divorce Without Screwing Up Your Children (Dokumentarfilm)
2006: The Great British Menu (Fernsehserie, 40 Episoden)
2006: Jamie’s Return to School Dinners (Dokumentarfilm)
2006: Prehistoric Park (Dokumentarfilm-Serie, sechs Episoden)
2006: The Haunted Airman (Fernsehfilm)
2006: Cult Killer (Dokumentarfilm)
2006–2007: Suburban Shootout – Die Waffen der Frauen (Suburban Shootout, Fernsehserie, elf Episoden)
2007: Never Did Me Any Harm (Fernsehserie, vier Episoden)
2007: Forgiven (Fernsehfilm)
2007: 1983 – Am atomaren Abgrund (Soviet War Scare 1983, Dokumentarfilm)
2007: The Love Trap (Fernsehserie, vier Episoden)
2008: Clash of the Santas (Fernsehfilm)
2009: Generals at War (Dokumentarfilm-Serie)
2009: The Lost World of Communism (Dokumentarfilm-Serie)
2009: Runaway (Fernsehserie, drei Episoden)
2009: Best: His Mother’s Son (Fernsehfilm)
2009: Die Besatzer (Occupation, Fernsehserie, drei Episoden)
2009: Desperate Romantics (Fernsehserie, sechs Episoden)
2009: Wildest Dreams (Fernsehserie, sieben Episoden)
2009: Enemies of the People (Dokumentarfilm)
2010: Combat Kids (Fernsehserie, drei Episoden)
2010: Rückkehr ins Haus am Eaton Place (Upstairs Downstairs, Fernsehserie, drei Episoden)
2010–2012: Dirk Gently (Fernsehserie, vier Episoden)
2011: Self Made (Dokumentarfilm)
2011: Meet the Elephant Man (Dokumentarfilm)
2011: The Awakening
2012: Pramface (Fernsehserie, zwei Episoden)
2012: Escape from Colditz (Dokumentarfilm)
2012: Blood – You Can’t Bury The Truth
2012: Space Dive (Dokumentarfilm)
2013: The Vatican (Fernsehfilm)
2013: In Fear
2013: The Counselor
2013–2014: Monster Moves (Dokumentarfilm-Serie, fünf Episoden)
2014: Cuban Fury – Echte Männer tanzen (Cuban Fury)
2014: 50 Kisses (Segment Neil)
2014: The Game (Fernsehserie, sechs Episoden)
2015: Codename U.N.C.L.E. (The Man from U.N.C.L.E.)
2015: Steve Jobs
2016: Gold – Gier hat eine neue Farbe (Gold)
2016: Die Frau im Mond (Mal de pierres)
2017: King Arthur: Legend of the Sword
2017: The Secret Man (Mark Felt: The Man Who Brought Down the White House)
2017: Molly’s Game – Alles auf eine Karte (Molly’s Game)
2017: Alles Geld der Welt (All the Money in the World)
2018: One Strange Rock (TV-Dokumentation)
2018: Knights and Bikes (Videospiel)
2018: Ocean’s 8
Playlist:
01. Daniel Pemberton - OSR I - II (One Strange Rock) - 04:16
02. Daniel Pemberton - The Awakening [Credits] (The Awakening) - 03:20
03. Daniel Pemberton - Farrow Plotting (Prey) - 03:50
04. Daniel Pemberton - The Haunted Airman [Ending] (The Haunted Airman) - 01:47
05. Daniel Pemberton - The Disappearance Of Michael Acosta (Gold) - 03:43
06. Daniel Pemberton - The Funeral (Desperate Romantics) - 03:49
07. Daniel Pemberton - Through The Prism Of Love (Dirk Gently) - 04:04
08. Daniel Pemberton - Change The World [Launch The Mac] (Steve Jobs) - 03:07
09. Daniel Pemberton - Une autre réalité (Mal de Pierres) - 03:08
10. Daniel Pemberton - A Rare Stone (The Counselor) - 03:25
11. Daniel Pemberton - Escape From East Berlin (The Man From U.N.C.L.E.) - 04:25
12. Daniel Pemberton - Where Is Joan? (Mark Felt: The Man Brought Down The White House) - 04:28
13. Daniel Pemberton - Escape, December 15th 1973 (All The Money In The World) - 06:27
14. Daniel Pemberton - Problem At 120,000ft (Space Dive) - 05:57
15. Daniel Pemberton - Rainswept Neon (The Movies) - 03:40
16. Daniel Pemberton - Abdication And Labour (Upstairs Downstairs) - 04:27
17. Daniel Pemberton - The Orb Of Dreamers (Little Big Planet) - 03:26
18. Daniel Pemberton - Pacific Drift (TVPOPMUZIK) - 03:37
19. Daniel Pemberton - This Is What You Do (Kinect Adventures) - 04:15
20. Daniel Pemberton - Steve Questioned (Prisoners Wives) - 03:13
21. Daniel Pemberton - Hacking The Omnichorder (Black Mirror: USS Callister) - 03:13
22. Daniel Pemberton - Assassins Breathe (King Arthur: Legend Of The Sword) - 04:22
23. Daniel Pemberton - The Wind Out There (Blood) - 03:54
24. Daniel Pemberton - Beautiful Day (Prehistoric Park) - 03:03
25. Daniel Pemberton - I Had A Dream (Heroes And Villains: Attila The Hun) - 02:36
26. Daniel Pemberton - All The Beauty In The World (Molly's Game) - 05:10
27. Daniel Pemberton - Angels [Flying High] (Monster Moves) - 05:10
28. Daniel Pemberton - Operation Glass, Revealed (The Game) - 03:31
29. Daniel Pemberton - We Are Kidnappers (All The Money In The World) - 02:20
30. Daniel Pemberton - Revenge [Momentum] (Steve Jobs) - 08:39

Freitag, 13. April 2018

Playlist #238 vom 15.04.2018 - FRANCES McDORMAND Special

Als Ehefrau von Joel Coen hat die amerikanische Schauspielerin Frances McDormand vor allem in den Filmen ihres Mannes und dessen Bruder Ethan Karriere gemacht, für ihre Darstellung im Coen-Klassiker „Fargo“ 1997 auch ihren ersten Oscar erhalten. Mittlerweile hat sie sich auch außerhalb des Coen-Universums etabliert und wurde bei der diesjährigen Oscar-Verleihung für „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ein zweites Mal als beste Hauptdarstellerin prämiert.

Die am 23. Juni 1957 in Chicago, Illinois, geborene Frances McDormand wuchs als eines von mehreren Adoptivkindern in einer der Christian Church angehörigen Familie auf, machte ihren Master of Fine Arts an der Yale School of Drama und fing in New York an, Theater zu spielen. Ihren späteren Mann Joel Coen lernte Frances McDormand beim Vorsprechen für die Rolle in „Blood Simple“ kennen, dem Debütfilm der Coen-Brüder, der zudem den Beginn der langjährigen Zusammenarbeit zwischen den Filmemachern und Komponist Carter Burwell darstellte.
Nachdem McDormand in „Blood Simple“ eine untreue Ehefrau spielte, mimte sie im nächsten Coen-Film „Arizona Junior“ (1987) eine abgedrehte Nachbarin, schlüpfte in dem Krimi-Drama „Miller’s Crossing“ (1990) in die Rolle der Sekretärin des Bürgermeisters und lieh in „Barton Fink“ (1991) einer Theaterschauspielerin die Stimme.
Bevor Frances McDormand für ihre Darstellung als hochschwangere Polizistin in der rabenschwarzen Krimi-Groteske „Fargo“ (1996) ihren ersten Oscar bekam, war sie in Alan Parkers Südstaaten-Thriller „Mississippi Burning“ (1988), Sam Raimis Horror-Drama „Darkman“ (1990), Robert Altmans „Short Cuts“ (1993) und John Boormans „Rangoon – Im Herzen des Sturms“ (1995) zu sehen, nach ihrer Oscar-Auszeichnung in dem Justiz-Thriller „Zwielicht“ (1996), Curtis Hansons „Die Wonder Boys“ (2000), Cameron Crowes „Almost Famous – Fast berühmt“ (2000), Nancy Meyers‘ Romantikkomödie „Was das Herz begehrt“ (2003), Niki Caros Drama „Kaltes Land“ (2005) und Karyn Kusamas Sci-Fi-Action-Thriller „Aeon Flux“ (2005).
Vor allem wurde sie aber weiterhin regelmäßig in den Filmen der Coen-Brüder eingesetzt. So verkörperte sie in „The Man Who Wasn’t There“ (2001) die lieblose Ehefrau der von Billy Bob Thornton verkörperten Hauptfigur, in „Burn After Reading“ (2008) eine Fitness-Studio-Angestellte, die von Schönheitsoperationen träumt. In den letzten Jahren war sie nicht nur in Wes Andersons „Moonrise Kingdom“ (2012), Gus Van Sants „Promised Land“ (2012) und in der gefeierten Fernseh-Mini-Serie „Olive Kitteridge“ (2014) zu sehen, sondern auch in dem Coen-Film „Hail, Caesar!“ (2016) als kettenrauchende Cutterin. Dazu war ihre Stimme in den Zeichentrickfilmen „Madagascar 3: Flucht durch Europa“ (2012), „Arlo & Spot“ (2015) und ganz aktuell in „Ataris Reise“ zu hören.
Ihren zweiten Academy Award erhielt Frances McDormand im Frühjahr für ihre Rolle in Martin McDonaghs „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“. Als Mildred Hayes trauert sie seit sieben Monaten um ihre Tochter Angela, die vergewaltigt und ermordet wurde. Da die örtliche Polizei ihrer Meinung zu wenig unternommen hat, um den Täter zu finden, mietet sie drei Werbetafeln am Ortsausgang von Ebbing und lässt ihrer Kritik am Sheriff freien Lauf.
McDormand spielt ihren Part, als wäre sie ein Cowboy mit gesporten Stiefeln und Pistolengurt; die Breitbeinigkeit eines John Wayne übersetzt sie in die Körpersprache einer zierlichen Frau über 50 und verleiht ihrer Figur damit eine Autorität, wie sie Frauenrollen nur sehr selten haben. Sie ist das zentrale Ereignis des Films, ein sprichwörtlich geladenes Gewehr, das alle anderen, den Zuschauer eingeschlossen, für die Dauer des Films vollkommen in Beschlag nimmt“, urteilt Barbara Schweizerhof auf zeit.de
Seit Jahren macht sich Frances McDormand für die Gleichberechtigung stark, lässt sich aber nicht gern vereinnahmen. Es waren vor allem Regisseurinnen wie Lisa Cholodenko („Laurel Canyon“, „Olive Kitteridge“), Niki Caro („Kaltes Land“) und Nicole Holofcener („Freunde mit Geld“), die McDormand in starken Frauenrollen die breitgefächerte Palette ihres Könnens abgerufen haben. Von solch taffen Frauen könnte Hollywood durchaus mehr vertragen.

Filmographie:
1984: Blood Simple – Eine mörderische Nacht (Blood Simple)
1985: Tödliche Schlagzeilen (Scandal Sheet, Fernsehfilm)
1985: Die Killer-Akademie (Crimewave)
1986: Justice – Die letzte Instanz bin ich (Vengeance: The Story of Tony Cimo, Fernsehfilm)
1987: Arizona Junior (Raising Arizona)
1988: Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses (Mississippi Burning)
1989: Chattahoochee
1990: Geheimprotokoll – Hidden Agenda (Hidden Agenda)
1990: Darkman
1990: Miller’s Crossing
1991: Barton Fink (Stimme)
1991: Der Mann ihrer Träume (The Butcher’s Wife)
1992: Ein verrückter Leichenschmaus (Passed Away)
1992: Verrückt vor Liebe (Crazy in Love, Fernsehfilm)
1993: Short Cuts
1994: Bleeding Hearts
1995: Einmal Cowboy, immer ein Cowboy (The Good Old Boys, Fernsehfilm)
1995: Talking with (Fernsehfilm)
1995: Rangoon – Im Herzen des Sturms (Beyond Rangoon)
1995: Kleine Gangster, große Kohle (Palookaville)
1996: Plain Pleasures
1996: Fargo
1996: Zwielicht (Primal Fear)
1996: Lone Star
1996: Zwischen den Welten (Hidden in America, Fernsehfilm)
1997: Paradise Road
1998: Skidmarks – Blutspuren (Johnny Skidmarks)
1998: Madeline
1998: Talk of Angels
2000: Die WonderBoys (Wonder Boys)
2000: Almost Famous – Fast berühmt (Almost Famous)
2001: The Man Who Wasn’t There
2001: Upheaval (Kurzfilm)
2002: Laurel Canyon
2002: City by the Sea
2003: Was das Herz begehrt (Something’s Gotta Give)
2004: Last Night (Kurzfilm)
2005: Precinct Hollywood (Fernsehfilm)
2005: Kaltes Land (North Country)
2005: Æon Flux
2006: Freunde mit Geld (Friends with Money)
2008: Miss Pettigrews großer Tag (Miss Pettigrew Lives for a Day)
2008: Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? (Burn After Reading)
2011: Transformers 3 (Transformers: Dark of the Moon)
2011: Cheyenne – This Must Be the Place (This Must Be the Place)
2012: Moonrise Kingdom
2012: Promised Land
2014: Olive Kitteridge (Miniserie)
2015: Arlo & Spot (The Good Dinosaur) – Stimme von Momma Ida
2016: Hail, Caesar!
2017: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
2018: Isle of Dogs – Ataris Reise (Isle of Dogs, Stimme)
Playlist:
01. Alexandre Desplat - End Titles (Isle Of Dogs) - 04:51
02. Carter Burwell - Brainerd, Minnesota (Fargo) - 02:46
03. Carter Burwell - The Letter (Raising Arizona) - 02:26
04. Carter Burwell - Fade Out - The End (Barton Fink) - 03:36
05. Carter Burwell - Chain Gang (Blood Simple) - 04:47
06. Bryan Pezzone - City By The Sea (City By The Sea) - 04:30
07. Danny Elfman - Classroom (Promised Land) - 04:50
08. Gustavo Santaolalla - A Saturday In My Classroom (North Country) - 03:50
09. Heitor Pereira - Remember Me (Something's Gotta Give) - 01:53
10. Margaret Dryburgh - The Captives' Hymn (Paradise Road) - 04:50
11. Christopher Young - Sire Shire (Wonder Boys) - 03:06
12. Carter Burwell - End Titles (Miller's Crossing) - 04:44
13. Carter Burwell - Breaking And Entering (Burn After Reading) - 03:41
14. James Newton Howard - The Murder Scene (Primal Fear) - 02:44
15. Trevor Jones - Justice In Mississippi (Mississippi Burning) - 04:20
16. Danny Elfman - Weepy Darkman (Darkman) - 06:11
17. Hans Zimmer - Bad Dream/New York City (Madagascar 3: Europe's Most Wanted) - 03:11
18. Hans Zimmer - Waters Of Irrawaddy (Beyond Rangoon) - 03:48
19. Graeme Revell - Bregna 2415 (Aeon Flux) - 04:45
20. Carter Burwell - In Pursuit Of The Future (Hail, Caesar!) - 02:04
21. Carter Burwell - Cough (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri) - 02:29
22. Carter Burwell - Return To Pigeon Cove (Olive Kitteridge) - 02:20
23. Carter Burwell - The Trial Of Edward Crane (The Man Who Wasn't There) - 03:48
24. Mychael Danna & Jeff Danna - Goodbye Spot (The Good Dinosaur) - 04:12
25. Alexandre Desplat - The Heroic Weather Conditions Of The Universe, Parts 4 - 6 (Moonrise Kingdom) - 05:01
26. Christopher Young - Wonderful (Wonder Boys) - 03:37
27. Nancy Wilson - Lucky Trumble (Almost Famous) - 02:42
28. Trevor Jones - Murder In Mississippi (Mississippi Burning) - 03:08
29. Graeme Revell - The Kiss (Aeon Flux) - 03:17
30. Hans Zimmer - I Dreamt I Woke Up (Beyond Rangoon) - 08:40

Sonntag, 1. April 2018

Playlist #237 vom 01.04.2018 - NEUHEITEN 2018 (2)

In der zweiten Neuheiten-Sendung in diesem Jahr begegnen wir bei „Soundtrack Adventures“ vielen alten Bekannten wie Marco Beltrami, James Newton Howard, Cliff Martinez, Danny Elfman und Ramin Djawadi, aber auch vielen jungen Talenten, die längst dabei sind, sich in Hollywood einen Namen zu machen (wie Tom Holkenborg, Joseph Bishara, Rob Simonsen, Jeff Russo und Ludwig Göransson). Außerdem sind noch einmal Stücke aus den letzten Werken des kürzlich verstorbenen Komponisten Jóhann Jóhannsson zu hören.
Es ist erstaunlich genug, welche Anziehungskraft E.L. James‘ „Fifty Shades“-Romane beim weiblichen Publikum ausüben. Das unvermeidliche Hollywood-Franchise hat die dramaturgischen Schwächen der Erzählungen zwar noch zusätzlich betont, aber die Fans nicht davon abgehalten, die fragwürdigen Storys auch im Kino zu verfolgen. Nachdem Star-Komponist Danny Elfman bereits die ersten beiden Verfilmungen „Fifty Shades Of Grey“ und „Fifty Shades Darker“ zumindest musikalisch veredeln durfte, wurde er auch für den (hoffentlich) abschließenden dritten Teil „Fifty Shades Freed“ angeheuert, doch lässt sein von David Buckley co-produzierter Score wenig von dem Einfallsreichtum erkennen, den seine meisterhaften Arbeiten zu „Edward Scissorhands“, „Good Will Huntuing“ oder „Red Dragon“ ausgezeichnet haben. Stattdessen bedient er sich recht konventioneller Streicher- und Elektronik-Arrangements, mit denen er zumindest die gefälligen Melodien verpackt.

Weitaus gelungener ist die bereits sechste Zusammenarbeit zwischen Regisseur Francis Lawrence („I Am Legend“, „Wasser für die Elefanten“, „Die Tribute von Panem – Catching Fire“) und James Newton Howard bei dem Spionage-Thriller „Red Sparrow“ ausgefallen, in dem „Tribute von Panem“-Star Jennifer Lawrence eine russische Primaballerina spielt, die nach einem schweren Unfall ihre Karriere aufgeben muss und stattdessen im „Red Sparrow“-Programm zu einer Geheimagentin ausgebildet wird, bei dem auch ihre Verführungskünste geschult werden.
Vor allem in der knapp 12-minütigen „Ouverture“, die musikalisch Bezug auf die Tanzkarriere der Protagonistin nimmt und Bezüge auf russische Komponisten wie Shostakovich aufweist, dokumentiert Howard seine kompositorische Klasse, ebenso in den ebenfalls sehr langen Tracks „Didn’t I Do Well?“ und „End Titles“ mit den elegischen Melodiebögen und feinen Choreinlagen.
„Mit Francis Lawrence zu arbeiten, macht immer Spaß. Seine Filme eröffnen große musikalische Möglichkeiten, während seine Kommunikationsfähigkeiten klar und beständig sind. Meine erste Aufgabe bei ‚Red Sparrow‘ bestand darin, ein zwölfminütiges Stück zu komponieren, das sowohl als Ballett als auch als Begleitung zu einer entfalteten Erzählung fungieren kann“, meint Howard
In russische Gefilde hat es auch Marco Beltrami getrieben, der Aleksey Uchitels Film „Mathilde“ vertont hat. Darin wird die 1890 begonnene zunächst romantische, dann dramatische Geschichte zwischen dem 22-jährigen russischen Kronprinzen Nicholas Romanov und der 18-jährigen Ballerina Matilda Kshesinskaya erzählt.
„Ich wurde unmittelbar von der Story, den Kostümen, den Kulissen angesprochen … Es war ein einfach großartig anzusehender Film“, erinnert sich der Komponist, der nur eine Handvoll an Themen für die verbotene Affäre schrieb, so für Mathilde als junge Tänzerin, die sich in einer königlichen Intrige wiederfindet, ein Jagd-Thema, das um ein Violinen-Solo konstruiert wurde („Twilight of the Empire“), sowie ein sinistres für den mystischen Dr. Fishel („Fishel’s Holograph“).
Das holländische musikalische Multitalent Tom Holkenborg aka Junkie XL hat bereits mit Hollywood-Komponisten wie Harry Gregson-Williams („Domino“) und Klaus Badelt („Constatine“) zusammengearbeitet, ist aber vor allem durch seine intensive Kollaboration mit Hans Zimmer bei Filmen wie „Inception“ (2010), „The Dark Knight Rises“ (2012), „Man of Steel“ (2013), „The Amazing Spider-Man 2“ (2014) und „Batman vs Superman“ (2016) bekannt geworden und hat längst eine eigenständige Karriere als Filmkomponist hingelegt („Mad Max Fury Road“, „Deadpool“, „Black Mass“, „Divergent“). Nun vertonte er den Reboot des „Tomb Raider“-Franchises.
„Ich fühle mich geschmeichelt, dass Regisseur Roar Uthaug mich eingeladen hat, Teil seiner Revisualisierung von Lara Croft und Tomb Raider zu sein. Lara ist so eine starke weibliche Protagonistin, und Roars und Alicias Vision von ihr sind so frisch, roh und menschlich, aber auch wirklich außerhalb. Es hat Spaß gemacht, diesen Score von einem sehr abschüssigen Ort zu kreieren“, meint Holkenborg, der als Multiinstrumentalist vor allem für seine einzigartige Verbindung von Orchester-Arrangements und modernsten elektronischen Klängen geschätzt wird.
„Wir haben viel Zeit auf der ‚Insel‘ in dem Film verbracht. Es ist außerirdisch und wild, und ich wollte die Leute mit ein paar unheimlichen Crescendo-Momenten aus ihrer Komfortzone locken. Ich habe Monate damit verbracht, gewöhnliche pazifische Drums zu bauen, die ich selbst spielte, um kranke Adrenalin-induzierte Rhythmen zu kreieren. Ich habe auch unsere Orchester-Aufnahmen verzerrt, die zu dem Score einige beunruhigende Momente bescherten.“ 
Auch der schwedische Komponist Ludwig Göransson hat sich in der Komination aus modernen elektronischen und klassischen Orchester-Arrangements einen Namen gemacht. Für Eli Roth‘ „Death Wish“, dem Remake von Michael Winners „Ein Mann sieht rot“ (1974), hat Göransson einen eher unspektakulären Thriller-Score mit wenig beeindruckenden Elementen kreiert.
Weitaus interessanter ist dagegen seine Arbeit zum Marvel-Abenteuer „Black Panther“ von Regisseur Ryan Coogler ausgefallen, mit dem Göransson bereits an „Creed“ und „Fruitvale Station“ zusammengearbeitet hat. Neben einem 132-köpfigen Orchester hat der Komponist afrikanische Percussion-Spieler und einen 40-köpfigen Chor engagiert.
„Nachdem ich Ryans ersten Entwurf des Drehbuchs gelesen hatte, habe ich schnell realisiert, dass der einzige Weg, ‚Black Panther‘ adäquat zu vertonen, wäre, nach Afrika zu reisen und dort aufzunehmen, zu forschen und von so vielen Musikern wie möglich zu lernen. Ich wurde Senegals unglaublichsten Musikern und Geschichtenerzählern vorgestellt, und von dort kam alles zusammen. Eines der Instrumente, das vor allem meine Aufmerksamkeit fesselte, war die Talking Drum, die zusammen mit westafrikanischen Sabar Drums und zeremoniellen Rhythmen die Grundlage für den Score bildeten.“ 
Zu Luc Entings Dokumentarfilm „Wild“ steuerte der holländische Komponist Matthijs Kieboom einen sehr farbenfrohen Score. Der Film wurde in den Wäldern von Veluwe gedreht und folgt dem einjährigen Lebenszyklus im Wald am Beispiel der drei Tierarten Wildschwein, Reh und Fuchs.
„Mein Ziel war es, die Natur für sich selbst sprechen zu lassen, indem ich die Szenen kolorisierte, ohne irgendwelche Emotionen hervorzurufen“, erklärt der Komponist seine Arbeit. „Ich wollte den drei wesentlichen Charakteren jeweils einen eigenen musikalischen Stil verleihen. Das Wildschwein: grob und verspielt. Das Reh: elegant und majestätisch, und schließlich der Fuchs: kraftvoll und gefährlich. Neben den wichtigsten Tieren wollte ich die Jahreszeiten gut abbilden: die hageren und kalten Töne des Winters, die jungen, hüpfenden Tiere im Frühling, der warme und drückend heiße Sommer und der geheimnisvolle Herbst, wo sich die Schlachtfelder des Paarens ausbreiten. Das Hauptthema ‚The Veluwe‘ ist der Klebstoff, der alles miteinander verbindet. In der Natur ist alles miteinander verbunden, also bestand mein Ziel bei der Musik darin, alles in einem Hauptthema miteinander zu verknüpfen.“
Eine ganz besondere Herausforderung hatte Cliff Martinez („Drive“, „The Foreigner“) bei der Action-Komödie „Game Night“ zu meistern, denn bislang wurde der langjährige Stammkomponist von Steven Soderbergh und Nicolas Winding Refn für eher düstere Filme engagiert.
„Dieser Score stellt vielleicht die größte musikalische Herausforderung meiner Karriere dar“, meint Martinez. „Wenn es um Komödien geht, bezweifle ich, dass ich an der Spitze auf der Short List der meisten Filmemacher stehe. Ich bin der Typ, den du anheuerst, wenn die Figuren im Film mit Drogen zu tun haben, erschossen, erstochen, geschlagen oder in die Luft gesprengt werden – es sei denn, diese Dinge sollen komisch sein.“ 
Von dem kürzlich überraschend verstorbenen isländischen Komponisten Jóhann Jóhannsson sind ebenfalls neue Veröffentlichungen zu hören, so der zusammen mit Hildur Guðnadóttir entstandene Soundtrack zu dem Bibel-Drama „Mary Magdalene“ und das durch die Deutsche Grammophon wiederveröffentlichte Debütalbum von Jóhann Jóhannsson, „Englabörn“, das mit einer Bonus-CD aufwartet, in der Künstler wie A Winged Victory For The Sullen, Alex Somers, Víkingur Ólafsson und Ryuichi Sakamoto das Album-Material bearbeitet haben.
Dustin O’Halloran (als Part von A Winged Victory For The Sullen) schrieb zur Entstehung der „Reworks“-CD auf Facebook: „,Englabörn‘ war mein erster Kontakt zu Jóhann Jóhannssons Musik und ich war sofort berührt von ihrer Schönheit und Intelligenz. Wenig später haben wir uns auf einem seiner Konzerte in London getroffen, woraus eine langjährige Freundschaft entstanden ist, die ihre Höhepunkte fand, als er eines meiner Soloalben produzierte, wir zusammen tourten und zusammen in Berlin im Studio waren. Als er Adam und mich fragte, ein Rework für dieses Album zu komponieren, empfand ich es als einen wundervollen Weg, zum Anfang zurückzukehren und der Geschichte etwas mehr hinzuzufügen.“
Playlist: 
01. Danny Elfman - Ransom (Fifty Shades Freed) - 03:57
02. James Newton Howard - Didn't I Do Well? (Red Sparrow) - 08:47
03. Marco Beltrami - Twilight Of The Empire (Mathilde) - 03:55
04. Ramin Djawadi - Mrs. Whatsit, Mrs. Who and Mrs. Which (A Wrinkle In Time) - 03:35
05. Bear McCreary - A Message For Ava (The Cloverfield Paradox) - 05:44
06. Tom Holkenborg - Path Of Paternal Secrets (Tomb Raider) - 03:38
07. Laurent Perez Del Mar - Barbara (I Kill Giants) - 04:50
08. Eric Neveux - The Streets Of Berouth (The Insult) - 02:20
09. Matthijs Kieboom - The Veluwe (Wild) - 04:02
10. David Arnold - Landed (Landed) - 03:58
11. Kevin Riepl - Bay 12 (Atropa) - 03:48
12. Jóhann Jóhannsson - Odi et Amo - bis [Alex Somers Rework] (Englabörn Variations) - 04:21
13. Adrian Johnston - End Titles (The Strangers Prey At Night) - 06:26
14. Ben Salisbury & Geoff Barrow - What Do You Know? (Annihilation) - 02:36
15. Christoph M. Kaiser & Julian Maas - Jeder für sich (3 Tage in Quiberon) - 03:36
16. Ludwig Göransson - End Titles (Death Wish) - 02:32
17. Joseph Bishara - Fear Encampment (The Worthy) - 02:55
18. Christoph Zirngibl & Heiko Maile - Phone Tapping (Luna) - 02:23
19. Cliff Martinez - Isn't That Your Neighbor (Game Night) - 03:46
20. Cliff Martinez - We're Going To Rob It (Den Of Thieves) - 06:05
21. Ludwig Göransson - Killmonger's Challenge (Black Panther) - 05:07
22. Daniel Pemberton - OSR IV - IV (One Strange Rock) - 03:48
23. Lorne Balfe - Shao Industries (Pacific Rim Uprising) - 04:35
24. Jeff Russo - Her Daughter (Altered Carbon) - 04:27
25. Jóhann Jóhannsson - Messiah (Mary Magdalene) - 03:37
26. Joseph Stephens - Mapping It Out (Flower) - 02:39
27. John Paesano - Goodbye (Maze Runner: Death Cure) - 07:38

Dienstag, 6. März 2018

Playlist #236 vom 18.03.2018 - 90. ACADEMY AWARDS Special

Bei der 90. Verleihung der Academy Awards am 4. März im Dolby Theatre in Los Angeles ging Guillermo des Toros Fantasy-Liebes-Drama „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“ als großer Sieger hervor, auch wenn er von den insgesamt dreizehn Nominierungen letztlich nur vier für sich verbuchen konnte, darunter aber die wichtigsten für den „besten Film“ und die „beste Regie“, außerdem für das „beste Kostümdesign“ - dazu durfte sich der Franzose Alexandre Desplat über seinen zweiten Oscar (nach „The Grand Budapest Hotel“) für die „beste Filmmusik“ freuen.
In der heutigen Sendung werden die in insgesamt 24 Kategorien nominierten Filme noch einmal musikalisch vorgestellt. Neben dem Oscar-prämierten Score von Alexandre Desplat und seinen ebenfalls nominierten Kollegen Hans Zimmer („Dunkirk“), John Williams („Star Wars: Die letzten Jedi“), Jonny Greenwood („Der seidene Faden“) und Carter Burwell („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“) gibt es vor allem Musik aus den prämierten wie nominierten Filmen „Coco“, „Victoria & Abdul“, „Die Verlegerin“, „I, Tonya“, „Lady Bird“, „Get Out“ und „Die dunkelste Stunde“ zu hören.

Dass ausgerechnet ein Fantasy-Drama als bester Film ausgezeichnet worden ist, muss als kleine Überraschung in der langen Tradition der Academy Awards betrachtet werden, zuletzt ist dies Peter Jackson mit dem dritten Teil seiner epochalen „Herr der Ringe“-Trilogie geglückt. Allerdings setzt der neue Film des 53-jährigen mexikanischen Filmemachers Guillermo del Toro („Pans Labyrinth“) auch zur rechten Zeit ein hoffnungsvolles Zeichen gegen die Entfremdung und Ausgrenzung gesellschaftlicher Minderheiten.
Der Film erzählt die Geschichte der stummen Elisa (Sally Hawkins), die während des Kalten Krieges in einem Hochsicherheitslabor der amerikanischen Regierung angestellt ist. Als sie mit ihrer Kollegin und Freundin Zelda (Octavia Spencer) auf ein streng geheimes Experiment stößt, freundet sie sich mit dem in einem Tank gefangen gehaltenen mysteriösen Fischwesen (Doug Jones) an, das sie schließlich mit Hilfe ihres schwulen Nachbarn Giles (Richard Jenkins) aus den Fängen der Regierung befreien will.
„Die Geschichte einer stummen, migrantischen Putzfrau, die sich in eine edle Echsenmann-Kreatur verliebt, die zu Forschungs- und Kriegszwecken misshandelt wird, hat alles, was die gebeutelte Seele der von Rechtsruck und Trump-Getöse Gebeutelten gerade braucht. Ein Erbauungsfilm für das liberale Amerika, der kein schweres Sozialdrama entfaltet, sondern die Monsterfilme der Fünfzigerjahre, Horror-Comics und Popkultur als Folie für eine saftige Pulp-Geschichte nimmt - und damit den Nerv der Zeit trifft“, urteilte Andreas Borcholte auf spiegel.de.
Alexandre Desplat, der bereits einen Golden Globe für seinen lieblichen Score zu „The Shape of Water“ einheimsen konnte, durfte sich bei seiner bereits neunten Oscar-Nominierung über seine zweite Auszeichnung freuen. Und del Toro, der bisher erst eine Oscar-Nominierung für sein Drehbuch zu „Pans Labyrinth“ (2006) erhalten hatte und auch mitverantwortlich für das Drehbuch zu „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“ gewesen ist, bekam erstmals die Auszeichnung als bester Regisseur.
Mit großem Abstand dahinter wurden auch Christopher Nolans Kriegsdrama „Dunkirk“ (8 Nominierungen), Martin McDonaghs Krimi-Drama „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ (7 Nominierungen), Joe Wrights Churchill-Biopic „Die dunkelste Stunde“ (6 Nominierungen) und Paul Thomas Andersons Liebes-Drama „Der seidene Faden“ (6 Nominierungen) hoch gehandelt, mussten sich aber zumeist mit zwei oder drei Auszeichnungen begnügen. So wurde Frances McDormand nach „Fargo“ (1996) zum zweiten Mal als beste Hauptdarstellerin prämiert.
Sie spielt in „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ die Mutter einer Tochter, die vor Monaten ganz in der Nähe ihres Zuhauses vergewaltigt und ermordet wurde, ohne dass die örtliche Polizei Fortschritte bei der Suche nach einem Hauptverdächtigen zu machen scheint. Also nimmt sie das Heft selbst in die Hand und stellt an der Straße drei provokante Werbetafeln auf, die vor allem Polizeichef William Willoughby (Woody Harrelson) und Officer Dixon (Sam Rockwell, den mit dem Oscar für den besten Nebendarsteller ausgezeichnet wurde) so gar nicht schmecken.
„Alles an diesem Film hat einen doppelten Boden, kein Charakter ist eindimensional gezeichnet; jeder hat seine Geschichte, die im Verlauf des Films zu einem mal größeren, mal kleineren Schicksal wird. Und weil ‚Three Billboards‘ bis in die letzte Nebenrolle durchdacht und schlüssig besetzt ist, wird daraus ein so ungewöhnlicher Film“, meint Christoph Schröder auf zeit.de
Immerhin über drei Oscars (in den eher weniger wichtigen Kategorien bester Schnitt, bester Ton, bester Tonschnitt) durfte sich Christopher Nolans „Dunkirk“ freuen. Das historische Kriegsdrama rekapituliert die Ereignisse einer kühnen Rettungsaktion, mit der die Briten im Mai 1940 die von den Nazis eingekesselte französische Hafenstadt Dünkirchen befreien wollten, indem sie den eingekesselten Soldaten mit ihren Spitfires Feuerschutz aus der Luft gewährten und mit kleinen Booten übers Wasser zu Hilfe eilten.
Nominiert war auch der hochgelobte Score von Hans Zimmer, der in seiner Musik auf Sir Edward Elgars „Nimrod“-Variationen zurückgriff und sie stark verfremdete.
Zuletzt sei noch auf das mit zwei Oscars prämierte Biopic „Die dunkelste Stunde“ hingewiesen, das thematisch auch in der Zeit von „Dunkirk“ angesiedelt ist. Regisseur Joe Wright beschreibt nämlich, wie der britische Premierminister Winston Churchill (ausgezeichnet als bester Hauptdarsteller: Gary Oldman) kurz nach der Amtsübernahme 1940 unter Druck steht, mit Adolf Hitler dem Frieden zu verhandeln, während die britische Armee in Dünkirchen landet. Churchill muss in seiner wohl dunkelsten Stunde nicht nur den baldigen Einmarsch der Nazis verhindern, sondern sich gegenüber seiner eigenen Partei und dem skeptischen König George VI. durchsetzen.
Über die Oscar-prämierte Darstellung von Gary Oldman schreibt Andreas Kilb auf faz.net:
„Man erkennt ihn nicht, er spricht aus der Tiefe seiner Maske, aus Fett- und Faltenschichten, und so muss es sein. Das Gespenstische, Monströse, das in jeder Wiederbelebung historischer Figuren steckt, hat in Oldmans Churchill Gestalt angenommen. Der wiegende Trampelgang, den Oldman so exakt einstudiert hat wie Daniel Day-Lewis für Spielberg das Gehumpel von Lincoln, der nuschelnde Reptilienmund, der die pathetischen Sätze über Englands geschichtliche Prüfung zu syntaktischem Plumpudding zerkaut, der lauernde Blick hinter Professorenbrillengläsern – das alles ist virtuoses Handwerk, aber das Quentchen Künstlichkeit, mit dem Oldman Distanz zu seiner Rolle hält, ist genial.“
Leer gingen dagegen das neue Star-Wars-Abenteuer „Die letzten Jedi“ und Steven Spielbergs „Die Verlegerin“ aus, für die jeweils der große John Williams die eindrucksvolle Musik komponiert hat.

Bester Film
Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water)
• Call Me by Your Name
• Die dunkelste Stunde (Darkest Hour)
• Dunkirk
• Get Out
• Lady Bird
• Der seidene Faden (Phantom Thread)
• Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
• Die Verlegerin (The Post)

Beste Regie 
Guillermo del Toro – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water) 
• Christopher Nolan – Dunkirk
• Jordan Peele – Get Out
• Greta Gerwig – Lady Bird
• Paul Thomas Anderson – Der seidene Faden (Phantom Thread)

Bester Hauptdarsteller
Gary Oldman – Die dunkelste Stunde (Darkest Hour)
• Timothée Chalamet – Call Me by Your Name
• Daniel Day-Lewis – Der seidene Faden (Phantom Thread)
• Daniel Kaluuya – Get Out
• Denzel Washington – Roman J. Israel, Esq. – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit (Roman J. Israel, Esq.)

Beste Hauptdarstellerin
Frances McDormand – Three Billboards Outside Ebbing, Missouri 
• Sally Hawkins – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water)
• Margot Robbie – I, Tonya
• Saoirse Ronan – Lady Bird
• Meryl Streep – Die Verlegerin (The Post)

Bester Nebendarsteller
Sam Rockwell – Three Billboards Outside Ebbing, Missouri 
• Willem Dafoe – The Florida Project
• Woody Harrelson – Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
• Richard Jenkins – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water)
• Christopher Plummer – Alles Geld der Welt (All the Money in the World)

Beste Nebendarstellerin
Allison Janney – I, Tonya
• Mary J. Blige – Mudbound
• Lesley Manville – Der seidene Faden (Phantom Thread)
• Laurie Metcalf – Lady Bird
• Octavia Spencer – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water)

Bestes adaptiertes Drehbuch
James Ivory – Call Me by Your Name
• Scott Neustadter und Michael H. Weber – The Disaster Artist
• Scott Frank, James Mangold und Michael Green – Logan – The Wolverine (Logan)
• Aaron Sorkin – Molly’s Game
• Virgil Williams und Dee Rees – Mudbound

Bestes Originaldrehbuch
Jordan Peele – Get Out
• Emily V. Gordon und Kumail Nanjiani – The Big Sick
• Greta Gerwig – Lady Bird
• Guillermo del Toro und Vanessa Taylor – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water)
• Martin McDonagh – Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Beste Kamera
Roger Deakins – Blade Runner 2049
• Bruno Delbonnel – Die dunkelste Stunde (Darkest Hour)
• Hoyte van Hoytema – Dunkirk
• Rachel Morrison – Mudbound
• Dan Laustsen – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water)

Bestes Szenenbild
Paul Denham Austerberry, Shane Vieau und Jeffrey A. Melvin – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water) 
• Sarah Greenwood und Katie Spencer – Die Schöne und das Biest (Beauty and the Beast)
• Dennis Gassner und Alessandra Querzola – Blade Runner 2049
• Sarah Greenwood und Katie Spencer – Die dunkelste Stunde (Darkest Hour)
• Nathan Crowley und Gary Fettis – Dunkirk

Bestes Kostümdesign
Mark Bridges – Der seidene Faden (Phantom Thread)
• Jacqueline Durran – Die Schöne und das Biest (Beauty and the Beast)
• Jacqueline Durran – Die dunkelste Stunde (Darkest Hour)
• Luis Sequeira – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water)
• Consolata Boyle – Victoria & Abdul

Beste Filmmusik
Alexandre Desplat – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water)
• Hans Zimmer – Dunkirk
• Jonny Greenwood – Der seidene Faden (Phantom Thread)
• John Williams – Star Wars: Die letzten Jedi (Star Wars: The Last Jedi)
• Carter Burwell – Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Bester Filmsong
„Remember Me“ aus Coco – Lebendiger als das Leben! (Coco) – Musik und Text: Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez
• „Mystery of Love“ aus Call Me by Your Name – Musik und Text: Sufjan Stevens
• „This Is Me“ aus Greatest Showman (The Greatest Showman) – Musik und Text: Benj Pasek und Justin Paul
• „Stand Up for Something“ aus Marshall – Musik: Diane Warren; Text: Lonnie R. Lynn und Diane Warren
• „Mighty River“ aus Mudbound – Musik und Text: Mary J. Blige, Raphael Saadiq und Taura Stinson

Bestes Make-up und beste Frisuren
Kazuhiro Tsuji, David Malinowski und Lucy Sibbick – Die dunkelste Stunde (Darkest Hour) 
• Daniel Phillips und Loulia Sheppard – Victoria & Abdul
• Arjen Tuiten – Wunder (Wonder)

Bester Schnitt
Lee Smith – Dunkirk
• Paul Machliss und Jonathan Amos – Baby Driver
• Tatiana S. Riegel – I, Tonya
• Sidney Wolinsky – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water)
• Jon Gregory – Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Bester Ton
Gregg Landaker, Gary A. Rizzo und Mark Weingarten – Dunkirk
• Julian Slater, Tim Cavagin und Mary H. Ellis – Baby Driver
• Ron Bartlett, Doug Hemphill und Mac Ruth – Blade Runner 2049
• Christian Cooke, Brad Zoern und Glen Gauthier – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water)
• David Parker, Michael Semanick, Ren Klyce und Stuart Wilson – Star Wars: Die letzten Jedi (Star Wars: The Last Jedi)

Bester Tonschnitt
Richard King und Alex Gibson – Dunkirk
• Julian Slater – Baby Driver
• Mark A. Mangini und Theo Green – Blade Runner 2049
• Nathan Robitaille und Nelson Ferreira – Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (The Shape of Water)
• Matthew Wood und Ren Klyce – Star Wars: Die letzten Jedi (Star Wars: The Last Jedi)

Beste visuelle Effekte
John Nelson, Gerd Nefzer, Paul Lambert und Richard R. Hoover – Blade Runner 2049
• Christopher Townsend, Guy Williams, Jonathan Fawkner und Dan Sudick – Guardians of the Galaxy Vol. 2
• Stephen Rosenbaum, Jeff White, Scott Benza und Mike Meinardus – Kong: Skull Island
• Joe Letteri, Daniel Barrett, Dan Lemmon und Joel Whist – Planet der Affen: Survival (War for the Planet of the Apes)
• Ben Morris, Mike Mulholland, Neal Scanlan und Chris Corbould – Star Wars: Die letzten Jedi (Star Wars: The Last Jedi)

Bester Animationsfilm
Coco – Lebendiger als das Leben! (Coco) – Lee Unkrich und Darla K. Anderson
• The Boss Baby – Tom McGrath und Ramsey Ann Naito
• The Breadwinner – Nora Twomey und Anthony Leo
• Ferdinand – Geht STIERisch ab! (Ferdinand) – Carlos Saldanha und Lori Forte
• Loving Vincent – Dorota Kobiela, Hugh Welchman und Ivan Mactaggart

Bester animierter Kurzfilm
Dear Basketball – Glen Keane und Kobe Bryant 
• Garden Party – Victor Caire und Gabriel Grapperon
• Lou – Dave Mullins und Dana Murray
• Negative Space – Max Porter und Ru Kuwahata
• Es war einmal … nach Roald Dahl (Revolting Rhymes) – Jakob Schuh und Jan Lachauer

Bester Kurzfilm
The Silent Child – Chris Overton und Rachel Shenton
• DeKalb Elementary – Reed Van Dyk
• The Eleven O’Clock – Derin Seale und Josh Lawson
• My Nephew Emmett – Kevin Wilson, Jr.
• Watu Wote – All of us – Katja Benrath und Tobias Rosen

Bester Dokumentarfilm
Ikarus (Icarus) – Bryan Fogel und Dan Cogan
• Abacus: Small Enough to Jail – Steve James, Mark Mitten und Julie Goldman
• Augenblicke: Gesichter einer Reise (Visages Villages) – Agnès Varda, JR und Rosalie Varda
• Die letzten Männer von Aleppo – Feras Fayyad, Kareem Abeed und Søren Steen Jespersen
• Strong Island – Yance Ford und Joslyn Barnes

Bester Dokumentar-Kurzfilm
Heaven Is a Traffic Jam on the 405 – Frank Stiefel 
• Edith+Eddie – Laura Checkoway und Thomas Lee Wright
• Heroin(e) – Elaine McMillion Sheldon und Kerrin Sheldon
• Knife Skills – Thomas Lennon
• Traffic Stop – Kate Davis und David Heilbroner

Bester fremdsprachiger Film
Eine fantastische Frau (Una mujer fantástica) – Chile, Regie: Sebastián Lelio
• The Insult – Libanon, Regie: Ziad Doueiri
• Körper und Seele (Testről és lélekről) – Ungarn, Regie: Ildikó Enyedi
• Loveless (Нелюбовь) – Russland, Regie: Andrei Swjaginzew
• The Square – Schweden, Regie: Ruben Östlund
Playlist:
01. Alexandre Desplat - The Shape Of Water (The Shape Of Water) - 03:43
02. John Williams - The Papers (The Post) - 03:55
03. John Williams - The Sacred Jedi Texts (Star Wars: The Last Jedi) - 03:33
04. Jonny Greenwood - For The Hungry Boy (Phantom Thread) - 03:41
05. Jon Brion - Lady Bird (Lady Bird) - 05:10
06. Jonathan Richman - Egyptian Reggae (Baby Driver) - 02:37
07. Matthew Herbert - Titles (A Fantastic Woman) - 03:12
08. Andreas Franck - Make Your Own (The Square) - 03:00
09. Michael Abels - End Titles [Montage] (Get Out) - 04:20
10. Evgeni Galperine & Sasha Galperine - The Song (Loveless) - 03:47
11. Frank Glazer - Sonatine Bureaucratique (Call Me By Your Name) - 03:44
12. Tamar-kali - But For Love (Mudbound) - 03:06
13. Peter Nashel - Tonya Suite (I, Tonya) - 05:04
14. Dario Marianelli - We Shall Fight (Darkest Hour) - 07:26
15. Dave Porter - Premiere Speech (The Disaster Artist) - 03:26
16. Clint Mansell - The Sower With The Setting Sun (Loving Vincent) - 04:47
17. Michael Giacchino - Will He Shoemaker? (Coco) - 03:19
18. Michael Giacchino - A Tide In The Affairs Of Apes (War For The Planet Of The Apes) - 05:33
19. Hans Zimmer - Variation 15 (Dunkirk) - 06:10
20. Benjamin Wallfisch & Hans Zimmer - 2049 (Blade Runner 2049) - 03:38
21. Tyler Bates - I Know Who You Are (Guardians Of The Galaxy Vol. 2) - 04:19
22. Mychael Danna & Jeff Danna - Raise Your Words (The Breadwinner) - 05:32
23. Michael Andrews - Voicemail From Emily (The Big Sick) - 04:38
24. Carter Burwell - The Letter (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri) - 02:32
25. Thomas Newman - Gain The Ocean (Victoria & Abdul) - 02:42
26. Marco Beltrami - Eternum/Laura's Theme (Logan) - 03:35
27. James Newton Howard - Roman's Judgment (Roman J. Israel, Esq.) - 03:27
28. Daniel Pemberton - Paparazzi (All The Money In The World) - 03:37

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