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Freitag, 1. Mai 2020

Playlist #292 vom 10.05.2020 - SIMON FISHER TURNER Special

Simon Fisher Turner zählt zu den fraglos weniger bekannten Künstlern von Daniel Millers Mute-Label, das durch den Erfolg von Acts wie Depeche Mode, Fad Gadget, Yazoo und Erasure auch immer in der Lage gewesen ist, experimentellere Künstler in seinem Programm zu fördern. Während in dem Sublabel „The Grey Area“ vor allem Industrial-Klassiker von Cabaret Voltaire, SPK und Throbbing Gristle wieder aufgelegt worden sind, wurden bei „Fine Line“ vor allem Soundtrack-Arbeiten von Simon Fisher Turner veröffentlicht. Der vielseitige Schauspieler, Musiker und Komponist ist in seiner langen Karriere unter so verschiedenen Pseudonymen und Namen wie The King of Luxembourg, Deux Filles, SFT sowie Simon Turner unterwegs gewesen und wurde vor allem durch seine langjährige Zusammenarbeit mit dem britischen Filmemacher Derek Jarman („The Garden“, „Edward II.“, „Blue“) bekannt. Nun hat er mit „A Quiet Corner of Time“ den Soundtrack zu einer Installation von Edmund de Waal veröffentlicht.

Der am 21. November 1954 im britischen Dover geborene Simon Fisher Turner war in seiner Jugend als Schauspieler im britischen Kinderfernsehen (u.a. bei „Black Beauty“ und „The Big Sleep“) zu sehen und nahm 1969 mit „Simon Turner“ eine Pop-LP und einige Singles für UK Records und Ariola in den 1970er Jahren auf. Turner studierte am Betteshanger in Kent Piano, Violine, Gitarre, Klarinette und Gesang, war aber dann mehr an den Möglichkeiten des Moog Synthesizers interessiert. Die späten 1970er wurden zum Sprungbrett für Simon Fisher Turners späteren künstlerischen Abenteuer. Fasziniert von früher amerikanischer Elektronik à la Terry Riley, Wendy Carlos und Dick Hyman, aber abgenervt von der Londoner Punk-Szene, begann er zu realisieren, dass eher Musik machen als schauspielern sollte. Es dauerte allerdings seine Zeit, bis er seine Richtung fand, experimentierte viel herum.
„Nichts ging in eine bestimmte Richtung, weil ich keinen Punk-Rock machte, sondern Dinge machte wie lange, 22-minütige Solo-Piano-Stücke. Jeder machte wie verrückt Krach, nur ich wurde langsamer und langsamer, in die entgegengesetzte Richtung, aber ich erinnere mich, dass Lydon gesagt hat, dass man nicht locker lassen darf, also befolgte ich seinen Rat, was sich letztendlich bezahlt gemacht hat.“
Er arbeitete bei Plattenfirmen wie UK Records, Cherry Red, London Records (USA), war Mitglied von Portsmouth Symphonia und als Musiker in verschiedenen Galerien tätig. Zusammen mit Colin Lloyd Tucker war er 1980/81 als Gitarrist und Bassist in den Anfangstagen von Matt Johnsons Band The The tätig, doch machten sie sich 1982 als Duo selbstständig, veröffentlichten auf Simon Fisher Turners Label Papier Maché zunächst zwei Alben unter dem Namen Deux Filles („Silence & Wisdom“, 1982, und „Double Happiness“, 1983) auf, dann eines unter dem Namen Jeremy’s Secret („The Snowball Effect“, 1984).
Mit Unterstützung von Ashley Wales nahm SFT 1985 mit „The Bone of Desire“ ein Album aus Cut-ups, Collagen, Loops und Drum Machines auf, bevor sich die Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Derek Jarman ergab.
„Ich wurde ihm zu einem Zeitpunkt vorgestellt, als ich kein Geld und keinen Job hatte. Er fragte mich, ob ich ihm beim Umzug helfen, ob ich fahren könnte, und ich sagte, ja natürlich. Er hatte gerade ,Jubilee‘ abgedreht, und ich begann in der Produktionsfirma als künstlerischer Berater zu arbeiten“, erinnert sich Simon. „Danach machte er ,The Tempest‘, wobei ich wieder in der Produktion tätig war. Aber während der Dreharbeiten zu ,The Tempest‘ hatten wir am Drehort musikalische Abende, wo ich Piano und Gitarre spielte, ein Tänzer namens Orlando tanzte und H. Williams, der Prospero spielte, seine Gedichte vorlas. Es waren fast kleine Shows, und wir hatten eine Menge Spaß dabei. Für ,Caravaggio‘ war ich überraschenderweise als Schauspieler integriert, aber nur in einer Nebenrolle.
Während der Dreharbeiten wurde man darauf aufmerksam, dass wir den Film machten, und Komponisten schickten Tapes, um den Job für die Musik von ,Caravaggio‘ zu bekommen. Derek meinte, ich sollte sie mir alle anhören, und nachdem ich das getan hatte, trafen wir auch einige Leute, aber wir konnten uns für niemanden, der die Musik machen sollte, so richtig entscheiden. Als Derek eines Tages aus Italien zurückkam, fragte er mich, ob ich die Musik machen wollte. Ich nahm begeistert an. Ich wusste nichts über Filmmusik, ich hatte keine Idee, wie ich sie aufnehmen sollte, es war eine völlig neue Welt für mich. Aber es ermöglichte mir auf einmal, mit klassischen Musikern zu arbeiten, alte Instrumente zu benutzen.
Ich denke, die Musik zu ,Caravaggio‘ war die Musik, die ich als Kind hörte, eine simulierte religiöse Musik, die ich ohne Synthesizer, nur mit Instrumenten einspielen wollte. Heutzutage arbeite ich mit einer Verbindung aus Musikern, die richtige Instrumente wie Cello und Trompete spielen, und Tapes, Samples, Piano, Gitarre.“
Simons ausgiebigen, oft siebzigminütigen Scores zu Filmen wie „The Last Of England“, „Edward II“, „The Garden“ und schließlich „Blue“ (alle bei Mute erschienen) zählen zu den außergewöhnlichsten Filmmusiken überhaupt, brechen sie doch mit fast allen Konventionen des Genres, und der Enthusiasmus, der dabei in der vielschichtigen Musik zum Ausdruck kommt, resultiert fraglos auch aus der Begeisterung, die Simon seinem Freund entgegenbrachte.
„Die Qualität von Dereks Filmen ist unvorstellbar weit, sie verfügen über eine besondere künstlerische Konzeption von Bildern. Derek war ursprünglich ein Maler und ein Dichter, bevor er eine Super 8-Kamera in die Hand bekam, aber er hatte eine unbeschreibliche Tiefe in den Visionen und der Ehrlichkeit. Er benutzte fast die ganze emotionale Breite. Ich mag nicht alle seine Filme. Ich denke, er brachte zu sehr seine Sexualität mit ein, aber als Regisseur kann er das tun. Dadurch verärgerte er aber auch Teile des Publikums, weil er wegen seiner Sexualität stets sagen wollte: Ich bin homosexuell; ich glaube, dies ist richtig, das ist falsch.
Seine Filme waren politisch, außergewöhnlich. Derek hat immer mit einem Kollektiv von Freunden zusammengearbeitet und ließ den Dingen freien Lauf. Es machte immer Spaß, einen Film zu machen, obwohl er sehr ernsthaft war. Spaß war stets dabei, weil die Arbeit um Derek herum passierte, und Derek trieb uns alle an. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich ihn vermisse. Wir müssen den Geist seiner Arbeit weiterführen, den Enthusiasmus über das Leben.“
Als Jarman seinen letzten Film „Blue“ realisierte, war er, bedingt durch seine AIDS-Infektion, erblindet und hatte seinen Tod bereits vor Augen. Der Film stellte, da er nur blau war und allein von der Poesie Jarmans und der Musik lebte, auch für Simon eine besondere Herausforderung dar.
„Ich musste den Worten lauschen, die Musik entstand aus den Gedichten, mit denen ich mich sehr vertraut fühlte. Alles, was wir für ,Blue‘ versuchten, war, allein die Worte zu illustrieren. Das war meine Hauptaufgabe. Wir waren sehr glücklich darüber, mit einem Mann namens Markus Dravius aus Frankfurt zusammenzuarbeiten, der ein Mitarbeiter von Brian Eno ist. Er nahm die Sachen ganz toll auf. Wir hielten uns einen Monat bei Brian auf und entspannten uns einfach.
Wir frühstückten und hörten nur den Worten zu und überlegten, welche Musik dazu passen würde. Derek kam immer mal ins Studio, um zu sagen, was ihm gefiel und was nicht. Aber ich wusste von diesem Projekt schon seit Jahren und machte in Italien einige ,Blue‘-Konzerte, um das Interesse an dem Film zu wecken. Die Konzerte waren völlig anders als der Film, aber sie gaben uns eine Idee davon, wie die Musik sein sollte. Danach war es eine Sache des Telefonierens, Freunde zu fragen, ob sie Gefallen an dem Projekt finden würden.“ 
Und so nahmen neben Simon Turner, der die übrigen Musikbeiträge zu einer furiosen Collage zusammensetzte, u.a. Miranda Sex Garden, Coil, Momus, Vini Reilly und Brian Eno teil, die auf ihre Weise einem besonderen Freund huldigten. Mit „Blue“ tourte SFT auf der ganzen Welt, spielte live improvisierte Shows. Ende der 1980er trat kostümiert er als The King Of Luxembourg in Japan auf, um Coverversionen von The Byrds und Public Image Limited zu spielen, 1987 („Royal Bastard“) und 1988 („Sir“) veröffentlichte er sogar zwei Alben auf Él Records.
Aber nach seiner bemerkenswerten Zusammenarbeit mit Derek Jarman begannen auch andere Filmemacher sich für Simon Fisher Turners Musik zu interessieren.
Im Jahre 2002 stellte er eine Band zusammen, die in fünf Tagen die Musik zu einem BFI Revival von Jean Genets homoerotischer Hymne „Un Chant D’Amour“ aufnahm (die Musik wurde 2009 zusammen mit dem Soundtrack zu Ausstellung „It Happened By Chance“ mit Super 8mm Filmen von Derek Jarman und dem Soundtrack zu Cynthia Beatts Film „The Invisible Frame“ auf dem Album „Music For Films You Should Have Seen“ veröffentlicht).
Es folgten die Soundtracks zu Michael Almereydas lesbischen Vampir-Drama „Nadja” (1994), Anna Campions „Loaded” (1994), Lodge Kerrigans „Claire Dolan” (1998), Mike Hodges „Der Croupier” (1998), Michael Almereydas Horror-Film „Trance” (1998) und Joe Tuckers Krimi-Komödie „Lava“ (2001).
„Mein Job als Soundtrackkomponist ist, das zu tun, was der Regisseur möchte, aber ich mache auch immer das, was ich möchte. Ich bin mir gegenüber in musikalischer Hinsicht nie unglaubwürdig geworden, weil ich von Filmemachern vermutlich gerade wegen meiner Ideen engagiert werde. Aber das ist eine Sache von Kommunikation und Vertrauen.
Es wird viel Zeit mit Reden und Nachdenken verbracht. Ich neige dazu, in Filme involviert zu werden, während sie gedreht werden. Die meiste Filmmusik wird komponiert, wenn der Film fertig gestellt ist. Ich habe gerade einen Film gemacht, der in sechs Monaten entstanden ist. Meine Arbeit, den Soundtrack aufzunehmen, dauerte zwei Wochen, aber ich war jeden Tag am Set, wo ich Tape-Recorder, Sampler und Zugang zu allem hatte, was mit dem Film zusammenhing. Das ermöglicht mir einen viel besseren Einblick in den Film, wenn ich ihn vom ersten Tag an verfolge.
Die Leute fragen natürlich, wer ich bin, was ich mit einem Tape-Recorder mache, aber ich habe das immer sehr gemocht, stets am Drehort zu sein. Ich habe in erster Linie dem Regisseur und mir selbst zu gefallen, und ich bin nur dem Regisseur gegenüber verpflichtet, nicht der Produktionsfirma.“
Tatsächlich ist Simon Fisher Turner seit Mitte der 2000er Jahre nur noch selten im filmmusikalischen Bereich tätig. Am liebsten betätigt sich der unkonventionelle Komponist auf den Gebieten experimenteller Musik. Sein 2002 veröffentlichtes Album „Swift“ war beispielsweise wie ein Mosaik konstruiert, bei dem Improvisationen von einem Musiker-Team mit anderen Klangquellen zusammengefügt wurden. Für das 2005er Nachfolgealbum „Lana Lara Lata“ arbeitete Fisher Turner mit dem französischen Klangkünstler Rainier Lericolais und dem italienischen Electronica-Duo T uM‘ zusammen.
,Lana‘ ist eine Art von Geistermusik. Es ist durch eine Vielzahl von Köpfen und Räumen auf eine Weise gegangen, die ich sehr interessant finde“, erklärt Turner und beschreibt damit einen kreativen Prozess, bei dem das ursprüngliche Material am Ende der musikalischen Verarbeitung nur noch rudimentär vorhanden gewesen ist. Auf dem Album ist der Komponist auch als Sänger zu vernehmen, wenn auch meist elektronisch verfremdet.
Wie schon bei „Swift“ ist auch „Lana“ mit einer DVD - „Lara“ - ausgestattet, zu denen Sebastian Sharples die Visuals beigesteuert hat, und mit „Lata“ gibt es zudem auch ein von Paul Farrington kreiertes Klangspielzeug, mit dem der Hörer verschiedene Auszüge aus dem Album manipulieren kann.
„Es ist eines der schönsten Dinge, die ich je gesehen habe“, meint Fisher Turner. „Es ist einfach wild. Ich liebe es!”
In den letzten Jahren veröffentlichte Simon Fisher Turner die Musik zu zwei 1924 entstandenen Expeditions-Dokumentarfilmen, „The Great White Silence“ (2011) und „The Epic Of Everest“ (2014), die den Komponisten besonders herausforderten.
„Der Versuch, diese Stummfilme mit Klängen zu unterlegen, ist erschreckend, weil da nichts ist. Wo beginnst du? Wie soll ich beginnen? Und wenn du erst einmal die Stille weggenommen hast, ist es die Hölle, sie wieder hineinzubringen. Ich habe mich ,The Epic Of Everest‘ in der gleichen Art angenähert wie ich es bei ,The Great White Silence‘ getan habe“, erzählt Simon Fisher Turner im Interview mit "The Quietus".
„Die Tochter des Regisseurs ist immer noch am Leben, und sie besitzt immer noch die Kamera, die er verwendet hat, und seine Stiefel an der Haustür, all diese Sachen. Es gibt einen Gasherd, den man in Irvings Zelt in der Nähe des Gipfels gefunden hat, aber ich habe nichts davon aufgenommen. Es schien so einfach – das haben wir bei ,The Great White Silence‘ so gemacht, wir haben die Glocke gehabt, Chris Watson nahm die Stille in Scotts Hütte aufgenommen, die natürlich keine Stille gewesen ist.
Für ,The Epic Of Everest‘ habe ich viel mehr gespielt, auch wenn es minimalistisch war. In den ersten acht Minuten wurden nur zwei Sachen gespielt. Du denkst an den Everest und denkst ‚Blechbläser Blechbläser Blechbläser‘, und dann fiel eines Tages der Groschen: Cosey Fanni Tutti, dieser Sound, niemand anderes macht diesen Sound, er ist absolut einzigartig, es ist fantastisch. Sie war wirklich großartig. Sie spielte ein paar Töne, dann sampelte ich sie. Sie ist über den ganzen Soundtrack verstreut, sie ersetzte sogar meine Waldhorn-Klänge, die ich sonst verwendet habe.
Ich habe versucht, eine ganze Menge Sachen aufzunehmen, und einige davon waren schrecklich, aber so arbeite ich - sammle sammle sammle. Ich wollte Touch nicht fragen, ob sie Aufnahmen davon haben, wie Wasser auf einen Gletscher tropft, darum geht es mir nicht. Für mich ist ,Epic Of Everest‘ wie ein Baby, das ist mir wirklich wichtig, das ist mir sehr wichtig.“

Mit „Giraffe“ (2017) folgte ein mit Unterstützung vom Elysian Quartet entstandenes Album mit Feld-Aufnahmen und Sounddesigns. Sein neues Album „A Quiet Corner In Time“ basiert auf einer komplementären Klangarbeit, die für die Architekturinstallation „- one way or other -“ des renommierten Keramikers und Autors Edmund de Waal im Haus Schindler in Los Angeles entstanden ist und ein meditatives Drama darstellt.
„Manche Klänge werden in die Länge gezogen, zu fein strukturierten Drones gekämmt, andere bleiben nackt. Wir hören das Knarren zuschlagender Türen, das Echo von Schritten von Menschen, die sich durch lange Korridore bewegen, das geschäftige Klirren und Geschnatter eines Wiener Kaffeehauses, die Klänge von Pferdehufen, die, Kastagnetten gleich, perkussiv nutzbar gemacht werden“, heißt es dazu in der Platteninfo.

Diskographie/Filmographie:
1973 - Simon Turner
1985 - The Bone of Desire
1986 - Caravaggio (Filmmusik)
1987 - The Last of England (Filmmusik)
1989 - Melancholia (Filmmusik)
1990 - Simon Turner
1991 - Edward II (Filmmusik)
1991 - The Garden (Filmmusik)
1992 - I've Heard the Ammonite Murmur
1992 – Elenya – In Kriegszeiten (Elenya, Filmmusik)
1992 - Sex Appeal (Simon Turner vs. The King of Luxembourg)
1993 - Revox
1993 - The Many Moods of Simon Turner
1994 - Blue: A Film by Derek Jarman (Filmmusik)
1995 - Live Blue Roma (The Archaeology of Sound)
1995 - Nadja (Filmmusik)
1995 - All Men Are Mortal (Filmmusik)
1996 - Jerusalem, City of Heaven (Dokumentar-Filmmusik)
1996 - Shwarma
1996 - Loaded (Filmmusik)
1998 - Claire Dolan (Filmmusik)
1998 - Der Croupier (The Croupier, Filmmusik)
1998 - Trance (Filmmusik)
1999 - The Lost Days (Filmmusik)
1999 - Still, Moving, Light
1999 - Oh Venus
1999 - Eyes Open (10")
2000 - Nature Boy (TV-Mini-Serie, Soundtrack)
2000 - Hana wo tsumu shôjo to mushi wo korosu shôjo (Filmmusik)
2000 - Travelcard
2001 - Lava (Filmmusik)
2001 - My Kingdom (Filmmusik)
2002 - Riviera Faithful 
2002 - Swift
2003 - Ein Liebeslied (Un Chant D’Amour, Filmmusik)
2003 - Dead Simple (Filmmusik)
2005 - Lara Lana Lata
2005 - William Eggleston in the Real World (Dokumentar-Filmmusik)
2006 - Sweeny Todd (TV-Filmmusik)
2006 - Burning Light (Filmmusik)
2008 - Lifesounds
2008 - Derek (Dokumentar-Filmmusik)
2008 - Stanley Kubrick’s Boxes (TV-Dokumentar-Filmmusik)
2009 - The Invisible Frame (Dokumentar-Filmmusik)
2009 - Music from Films You Should Have Seen (Filmmusik)
2009 - De Dentro Hacia Afuera
2010 - Derek Jarman Super8 (Filmmusik)
2011 - The Great White Silence (Filmmusik)
2011 - Soundescapes (mit Espen J. Jörgensen)
2013 - A Ti Dou Li Dum A Ti Dou Li Dou Ti Dé (mit Philippe Petit)
2013 - The Epic Of Everest (Dokumentar-Filmmusik)
2015 - The Raft of the Medusa (TV-Filmmusik)
2017 - Picture From Darkness
2017 - Giraffe
2018 - Care (mit Klara Lewis)
2019 - Shiro Takatani - Between Nature and Technology (Dokumentar-Filmmusik)
2020 - A Quiet Corner Of Time (mit Edmund de Waal)
2020 - Life Recordings From Prospect Cottage And The Ness
Playlist:
1. Simon Fisher Turner - Hole Entry (Travelcard) - 05:13
2. Simon Fisher Turner  - I Love You More Than My Eyes (Caravaggio) - 06:50
3. Simon Fisher Turner  - Autumn Leaf (The Last Of England) - 03:28
4. Simon Fisher Turner  - Drowned By Time [excerpt] (The Garden) - 06:10
5. Simon Fisher Turnerr - Some Stolen Apples [excerpt] (Derek Jarman Super8) - 12:40
6. Simon Fisher Turner  - Archist (Melancholia) - 03:12
7. Simon Fisher Turner  - Isle Of Spices (Nadja) - 03:17
8. Simon Fisher Turner  - Lennie's Death (Gangster Number One) - 02:04
9. Simon Fisher Turner  - Part Two [excerpt] (I'll Sleep When I'm Dead) - 05:26
10. Simon Fisher Turner  - Deep Water (Loaded) - 03:29
11. Simon Fisher Turner  - Lower (Shwarma) - 05:03
12. Simon Fisher Turner  - Perfume (Oh Venus) - 03:43
13. Simon Fisher Turner  - Displace (Still Moving Light) - 03:11
14. Simon Fisher Turner  - Lastordersplease (Swift) - 05:09
15. Simon Fisher Turner  - Deadheading (Lara Lana Lata) - 05:25
16. Simon Fisher Turner  - Tala (Riviera Faithful) - 03:45
17. Simon Fisher Turner  - The Children Will Have To Stop (A Quiet Corner In Time) - 04:50
18. Simon Fisher Turner  - Un Chant D'Amour [excerpt] (Music From Films You Should Have Seen) - 06:57
19. Simon Fisher Turner  - Rakaposhi (The Epic Of Everest) - 03:42
20. Simon Fisher Turner  - Sloane Square [excerpt] (The Many Moods Of Simon Fisher Turner) - 04:58
21. Klara Lewis & Simon Fisher Turner - Drone (Care) - 08:01
22. Simon Fisher Turner  - Hope Swims (Giraffe) - 04:06
23. Simon Fisher Turner  - The Great White Silence - Part 2 [excerpt] (The Great White Silence) - 07:15

Samstag, 4. April 2020

Playlist #290/#291 vom 12./26.04.2020 - ELMER BERNSTEIN Special

Der 2004 im Alter von 82 Jahren verstorbene Elmer Bernstein zählt fraglos zu den berühmtesten Hollywood-Komponisten. Auch wenn er bei vierzehn Oscar-Nominierungen nur einmal die Trophäe für seine Musik zu dem Musical „Modern Millie – Reicher Mann gesucht“ (1966) erhielt, sind vor allem seine Kompositionen für Cecil B. DeMilles „Die zehn Gebote“ (1956), John Sturges‘ „Die glorreichen Sieben“ (1960), Robert Mulligans „Wer die Nachtigall stört“ (1962) und Henry Hathaways „Der Marshal“ (1969) zu unvergesslichen Klassikern avanciert. Grund genug, um dem einflussreichen und produktiven Komponisten-Legende (der zwar mit seinem berühmten Namensvetter Leonard Bernstein befreundet, aber nicht verwandt war) ein zweiteiliges Special bei Soundtrack Adventures zu widmen.

Bernstein wurde am 4. April 1922 in New York City als Sohn jüdischer Eltern (Mutter Selma stammte aus der Ukraine, Vater Edward aus Österreich-Ungarn) geboren und war in seiner Kindheit zunächst dem Tanz, der Schauspielerei und der Malerei zugetan, besuchte Manhattans progressive Walden School und begann sich erst im Alter von zwölf Jahren für Musik zu interessieren. Seine Piano-Lehrerin Henriette Michelson von der Juilliard School war so angetan von dem Talent des Jungen, dass sie ihn seine Improvisationen Aaron Copland vorspielen ließ, der den jungen Bernstein daraufhin von Israel Citkowitz, Stefan Wolpe und Roger Sessions in Kompositionslehre weiter ausbilden ließ.
Im Zweiten Weltkrieg trat Bernstein der United States Army Air Forces bei und komponierte Musik für Glenn Millers Army Air Corps Band und das Armed Forces Radio. Nach seiner Rückkehr ins Zivilleben schrieb er weiterhin Musik für Radiosendungen, strebte aber eine Karriere als Komponist an. Ende der 1940er Jahre war Radio noch das dominierende Heim-Unterhaltungsmedium. Einer der NBC-Programmdirektoren war von Bernsteins Arbeiten so fasziniert, dass er ihm die Möglichkeit anbot, 1949 für ein Network-Programm zu arbeiten, woraus sich schnell Engagements für Fernsehproduktionen und schließlich Kinofilme ergaben, zunächst für kleinere Major-Studios wie RKO und Columbia sowie Independent-Firmen wie Astor Films, bald aber auch für Majors wie MGM und 20th Century Fox.
Nach den beiden Columbia-Produktionen „Saturday’s Hero“ (1951) und „Tommy macht das Rennen“ (1952) folgten weniger erquickliche Filme wie „Robot Monster“ und „Cat Women of the Moon“ (beide 1953). Allerdings zeichnete sich Bernsteins Musik bereits durch „betonte Jazz-Elemente, einen frischen Lyrismus, klar getrennte instrumentale Texturen und eine Reichhaltigkeit an thematischen Metamorphosen“ aus, wie der Arrangeur Christopher Palmer feststellte. Zusammen mit Kollegen wie Alex North und Henry Mancini brach Bernstein mit der aus dem 19. Jahrhundert tradierten europäischen Art der Filmkomposition und verwendete variierende Ensembles in Größe und Stil für seine Arbeiten. Von Morris Stoloff, dem Musikchef von Columbia, lernte er früh eine elementare Lektion:
„Er rief mich in sein Büro und sagte: ‚Eines der Dinge, die du dir über das Komponieren von Musik für Filme merken musst, ist, dass es anders ist, als für den Konzertsaal zu schreiben, denn die Menschen sehen sich einen Film nur einmal an. Also muss die Sprache, die du verwendest, eine Sprache sein, die unmittelbar kommuniziert, weil die Menschen nicht ein zweites Mal zurückkommen, um herauszufinden, was du mit der Musik vorhast.‘ Es ist eine junge Kunst, mit wenigen Regeln. Es ist eine Kunst für die Massenmedien. Ich halte meine Musik, wie ich finde, einfach und rein, aber es gibt einen großen Unterschied zwischen Einfachheit und Vulgarität.“ 
Seinen Durchbruch erzielte Bernstein 1955 mit seiner Musik zu Otto Premingers Drama „Der Mann mit dem goldenen Arm“, in dem Frank Sinatra einen drogensüchtigen Jazz-Musiker spielte. Mit seinem Jazz-geprägten Score verdiente sich Bernstein seine erste Oscar-Nominierung und die erste kommerzielle Veröffentlichung eines seiner Soundtracks. Auch spätere Werke wie Alexander Mackendricks Film-noir-Drama „Dein Schicksal in meiner Hand“ (1957) und Edward Dmytryks romantisches Drama „Auf glühendem Pflaster“ (1962) waren von diesem Jazz-Touch geprägt.
Doch während die populärere Musik anschließend mehr Eingang in den klassischen Hollywood-Sound fand, machte Bernstein mit seinem großorchestralen Score zu Cecil B. DeMilles Blockbuster „Die zehn Gebote“ auf sich aufmerksam und wurde plötzlich in einem Atemzug mit den weitaus älteren Zeitgenossen wie Max Steiner und Franz Waxman genannt. Auch wenn Bernstein daraufhin für „Rivalen“ (1958) und „Verdammt sind sie alle“ (1959) ebenfalls groß-orchestrale Scores produzierte, bewies er mit gefühlvollen Literaturverfilmungen von Eugene O’Neills „Begierde unter Ulmen“ (1958) und Tennessee Williams‘ „Sommer und Rauch“ (1961), was ihn für kleine, persönliche Filme interessant machte. Dazu zählten John Frankenheimes Drama „Der Gefangene von Alcatraz“ und Robert Mulligans Adaption von Harper Lees Bestseller „Wer die Nachtigall stört“ (beide 1962).
Bernstein komponierte nicht nur fürs Fernsehen die Titelmusiken für „Johnny Staccato“ und „Riverboat“, sondern auch für John Sturges‘ Western „Die glorreichen Sieben“ (1960), dessen Titelthema schließlich von Marlboro für unzählige Werbevideos lizenziert wurde. Damit wurde Bernstein zu dem gefragtesten Komponisten für das Western-Genre. Zu seinen besten Arbeiten zählen hier „Die Comancheros“ (1961), „Vierzig Wagen westwärts“ und „Die vier Söhne der Katie Elder“ (beide 1965), „Die Rückkehr der glorreichen Sieben“ (1966) und „Der Marshal“ (1969). Schließlich gab ihm Regisseur Don Siegel 1976 die Möglichkeit, John Waynes letzten Hollywood-Auftritt in „Der Scharfschütze“ (1976) zu vertonen. Beginnend mit „Die Comancheros“ komponierte Bernstein letztlich acht Filme mit Schauspiel-Legende John Wayne. Es folgten so unterschiedliche Filme wie John Sturges‘ Abenteuer-Drama „Gesprengte Ketten“ (1963), George Roy Hills „Henrys Liebesleben“ (1964), „Hawaii“ (1966) und „Modern Millie – Reicher Mann gesucht“ (1967), wofür Bernstein seinen ersten und einzigen Oscar erhielt.
Bernstein gründete mit „Elmer Bernstein Film Music Collection“ 1974 ein eigenes Label und nahm vierzehn selbstfinanzierte Scores auf, u.a. Miklos Rozsas „Der Dieb von Baghdad“, Bernard Herrmanns nicht verwendete Musik zu Hitchcocks „Der zerrissene Vorhang“ und eine vollständigere Version seines eigenen Scores zu „Wer die Nachtigall stört“.
Als Big-Budget-Produktionen in den 1970er Jahren weniger gefragt waren, für die Bernsteins Musik am besten funktionierte, wandte sich der Komponist wieder dem Fernsehen zu, ehe John Landis ihn 1977 darum bat, die Musik für seine Komödie „Ich glaub‘, mich tritt ein Pferd“ zu komponieren. Bernstein war zunächst skeptisch, weil er nie zuvor in diesem Genre tätig gewesen war, überzeugte mit seiner Arbeit aber dermaßen, dass er in der Folge für weitere Komödien wie „Airplane“, „Die Glücksritter“, „Ghostbusters“ und „Drei Amigos!“ tätig wurde.
Darüber hinaus vertonte der versierte Komponist die Animationsfilme „Heavy Metal“ (1981) und „Taran und der Zauberkessel“ (1985), engagierte sich in den 1990er sowohl für das Black Cinema Movement, indem er die Scores zu Bill Dukes „Harlem Action“ (1991) und „Hoodlum“ (1997), Carl Franklins „Teufel in Blau“ (1995) und Ernest Dickersons „Bulletproof“ (1996) komponierte, als auch für irische Filme wie „Da“ (1988), „Mein linker Fuß“ (1989), „Das Feld“ (1990) und „Frankie Starlight“ (1996). Aber er wurde auch weiterhin von Filmemachern engagiert, die nach opulenten Scores Ausschau hielten, die in Hollywood sonst nicht mehr so gefragt waren. So nahm Bernstein für Martin Scorsese nicht nur für dessen Remake von „Kap der Angst“ Bernard Herrmanns Original-Score neu auf, sondern komponierte auch die Musik zu Scorseses Dramen „Zeit der Unschuld“ (1993) und „Bringing Out the Dead“ (1999).
Allerdings wurde in den 1990er Jahren schon deutlich, dass die großorchestralen Werke, wie sie John Barry und eben auch Elmer Bernstein komponierten, nicht mehr so gefragt waren, und Bernstein wurde ebenso Opfer der zunehmenden Tendenz, dass die Arbeit eines Komponisten für einen Film abgelehnt und ein anderer Komponist mit dem Auftrag betraut wurde. So wurden Bernsteins Kompositionen für Jeremy Kagans Familien-Abenteuer „Die Abenteuer der Natty Gann“ (1985), Robert Redfords „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ (1992) und Charles Shyers romantischer Action-Komödie „I Love Trouble“ (1994) ebenso verworfen wie seine Arbeit für Roland Joffés „Der scharlachrote Buchstabe“ (1995) und Martin Scorseses Gangster-Epos „Gangs of New York“ (2002).
Nichtsdestotrotz schätzten einige Filmemacher nach wie vor Bernsteins Art, statt der umgreifenden Mode, elektronische Scores zu produzieren, seine Kompositionen mit einem Orchester einspielen zu lassen. So vertraute Ulu Grosbard der Hollywood-Legende die Arbeit an dem Drama „Tief wie der Ozean“ an, die Bernstein wie folgt kommentierte:
,Tief wie der Ozean‘ ist ein Film über eine Familie, die sich in einer sehr delikaten Balance befindet, nachdem ihr jüngster Sohn spurlos verschwunden ist. Das verursacht eine dysfunktionale Beziehung zwischen dem Ehemann, seiner Frau und den beiden verbliebenen zwei Kindern. Da der zentrale Charakter in diesem Film ein abwesendes Kind ist, beschwören die Musik und ihre Instrumentierung größtenteils kindesgleiche Erinnerungen herauf. Harfen, Glocken und musikalische Klänge, die mit Vorstellungen von der Kindheit assoziiert werden, sind allgegenwärtig. Obwohl sich ein genereller, meiner Meinung nach bedauernswerter Trend in Richtung synthetischer Musik beobachten lässt, wären solche Klänge nicht passend in einem Film, in dem um Menschen und ihre Qualen geht. Deshalb stützt sich die Orchestration auf musikalische Klänge, die wir eher mit Menschen als mit Maschinen verbinden. Angesichts der Tatsache, dass es ein zerbrechliches Gleichgewicht in den Beziehungen gibt, ist der Score subtil und dezent ausgefallen, um diese Balance eher zu unterstützen als zu zerstören.“ 
Zu seinen letzten nennenswerten Arbeiten zählen die Abenteuer-Komödie „Wild Wild West“ (1999) und Todd Haynes‘ Drama „Dem Himmel so nah“ (2002).
„Es fühlt sich nicht wie 50 Jahre an“, blickte Elmer Bernstein schließlich auf seine Karriere zurück, in der er ein historisches Epos in einem Monat, im nächsten einen Western und schließlich ein intimes Drama oder eine spritzige Komödie vertonte. „Ich glaube, ich habe großen Enthusiasmus für die Abwechslung demonstriert, und das ist geradezu ansteckend. Ich würde mich freuen, wenn einige dieser Energie und Freude, die in einigen meiner Werke zum Ausdruck kommt, auch in etlichen Jahren noch kommuniziert werden.“
Mit einem Konzert in der Londoner Royal Albert Hall feierte Bernstein am 14. August 2001 sein 50-jähriges Jubiläum als Filmmusik-Komponist, bevor er am 18. August 2004 an den Folgen seiner Krebserkrankung im Schlaf verstarb.

Filmographie (Auswahl):
1951: Saturday’s Hero
1952: Maskierte Herzen (Sudden Fear)
1953: Robot Monster
1953: Cat-Women of the Moon
1955: Sturm-Angst (Storm Fear)
1955: Der Mann mit dem goldenen Arm (The Man With the Golden Arm)
1956: Die zehn Gebote (The Ten Commandments)
1957: Stern des Gesetzes (The Tin Star)
1957: Dein Schicksal in meiner Hand (The Sweet Smell of Success)
1958: König der Freibeuter (The Buccaneer)
1958: Rivalen (Kings Go Forth)
1958: Begierde unter Ulmen (Desire Under the Elms)
1959: Die Madonna mit den zwei Gesichtern (The Miracle)
1959: Sensation auf Seite 1 (The Story on Page One)
1959: The Race for Space
1960: Die glorreichen Sieben (The Magnificent Seven)
1960: Zwei in einem Zimmer (The Rat Race)
1961: Sommer und Rauch (Summer and Smoke)
1961: Die Comancheros (The Comancheros)
1961: Und die Nacht wird schweigen (By Love Possessed)
1962: Wer die Nachtigall stört (To Kill a Mockingbird)
1962: Auf glühendem Pflaster (Walk on the Wild Side)
1962: Der Gefangene von Alcatraz (Birdman of Alcatraz)
1963: Gesprengte Ketten (The Great Escape)
1963: Könige der Sonne (Kings of the Sun)
1963: Der Wildeste unter Tausend (Hud)
1963: Verliebt in einen Fremden (Love with the Proper Stranger)
1964: Henrys Liebesleben (The World of Henry Orient)
1964: Four Days in November (Dokumentarfilm)
1964: Die Unersättlichen (The Carpetbaggers)
1965: Die vier Söhne der Katie Elder (The Sons of Katie Elder)
1965: Vierzig Wagen westwärts (The Hallelujah Trail)
1966: Hawaii
1966: Sieben Frauen (7 Women)
1966: Die Rückkehr der glorreichen Sieben (Return Of The Seven)
1968: Die Brücke von Remagen (The Bridge at Remagen)
1969: Der Marshal (True Grit)
1969: Die Rache der glorreichen Sieben (Guns of the Magnificent Seven)
1970: Die Glut der Gewalt (The Liberation of L. B. Jones)
1970: Kanonen für Cordoba (Cannon for Cordoba)
1971: Big Jake
1972: Der Todesritt der glorreichen 7 (The Magnificent Seven Ride!)
1972: Die Wunder des Herrn B. (The Amazing Mr. Blunden)
1973: Geier kennen kein Erbarmen (Cahill U.S. Marshal)
1974: Gold (Gold)
1974: McQ schlägt zu (McQ)
1975: Der einsame Job (Report to the Commissioner)
1976: Der letzte Scharfschütze (The Shootist)
1976: Zwischen Zwölf und Drei (From Noon Till Three)
1977: Zehn Hoch (Powers of 10)
1978: Heißes Blut (Bloodbrothers)
1978: Little Women (TV-Mini-Serie)
1978: Ich glaub’, mich tritt ein Pferd (National Lampoon’s Animal House)
1979: Die letzte Offensive (Zulu Dawn)
1979: Charleston (Fernsehfilm)
1979: Babyspeck und Fleischklösschen (Meatballs)
1979: Der große Santini (The Great Santini)
1980: Saturn-City (Saturn 3)
1980: Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (Airplane!)
1980: Das Guyana-Massaker (Guyana Tragedy: The Story of Jim Jones)
1981: Ich glaub’, mich knutscht ein Elch! (Stripes)
1981: American Werewolf
1981: Da steht der ganze Freeway Kopf (Honky Tonk Freeway)
1981: Affen, Gangster und Millionen (Going Ape!)
1981: Die Erwählten (The Chosen)
1981: Heavy Metal
1982: Am Rande des Abgrunds (Five Days One Summer)
1982: Die unglaubliche Reise in einem verrückten Raumschiff (Airplane II – The Sequel)
1983: Class
1983: Spacehunter – Jäger im All (Spacehunter: Adventures in the Forbidden Zone)
1983: Die Glücksritter (Trading Places)
1984: Prince Jack
1984: Ghostbusters – Die Geisterjäger (Ghostbusters)
1985: Marie Ward – Zwischen Galgen und Glorie
1985: Gulag (Fernsehfilm)
1985: Spione wie wir (Spies Like Us)
1985: Taran und der Zauberkessel (The Black Cauldron)
1986: Die Farbe des Geldes (The Colour of Money)
1986: Staatsanwälte küsst man nicht (Legal Eagles)
1986: ¡Drei Amigos! (¡Three Amigos!) zusammen mit Randy Newman
1987: Bill Cosby – Die Superkanone (Leonard Part 6)
1987: Schweigende Stimmen (Amazing Grace and Chuck)
1988: Der Preis der Gefühle (The Good Mother)
1988: Funny Farm
1988: Da
1989: Mein linker Fuß (My Left Foot)
1989: Slipstream
1990: One Day in Dallas
1990: Das Feld (The Field)
1990: Grifters (The Grifters)
1991: Kap der Angst (Cape Fear)
1991: Harlem Action (Rage In Harlem)
1991: Oscar – Vom Regen in die Traufe
1991: Die Lust der schönen Rose (Rambling Rose)
1992: The Babe – Ein amerikanischer Traum (The Babe)
1993: Die sieben besten Jahre (The Cemetery Club)
1993: National Geographic Fanfare
1993: Zeit der Unschuld (The Age of Innocence)
1993: Sein Name ist Mad Dog (Mad Dog and Glory)
1993: Trouble in Yonkers (Lost In Yonkers)
1993: Das zweite Gesicht (The Good Son)
1995: Unsere feindlichen Nachbarn (Canadian Bacon)
1995: Frankie Starlight
1995: The Moviemaker
1995: Familien-Bande (Roommates)
1995: Teufel in Blau (Devil In A Blue Dress)
1996: Bulletproof
1997: Der Regenmacher (The Rainmaker)
1997: Harlem, N.Y.C. – Der Preis der Macht (Hoodlum)
1997: Buddy
1998: Im Zwielicht (Twilight)
1999: Bringing Out the Dead – Nächte der Erinnerung (Bringing Out the Dead)
1999: Wild Wild West
1999: Tief wie der Ozean (The Deep End of the Ocean)
1999: Rising Star (Introducing Dorothy Dandridge)
2000: Chinese Coffee
2000: Glauben ist alles! (Keeping the Faith)
2002: Dem Himmel so fern (Far from Heaven)

Playlist #290 vom 12.04.2020 - 

Elmer Bernstein (1955-1975)

1. Elmer Bernstein - Egyptian Border/Moses Crosses Desert (The Ten Commandments) - 05:37
2. Elmer Bernstein - Staccato's Theme (Staccato) - 02:58
3. Elmer Bernstein  - Frankie Machine (The Man With The Golden Arm) - 04:59
4. Elmer Bernstein  - Meckenheim (The Bridge At Remagen) - 03:03
5. Elmer Bernstein  - Main Title (The Sons of Katie Elder) - 02:18
6. Elmer Bernstein  - Main Title And Calvera (The Magnificent Seven) - 03:56
7. Elmer Bernstein  - McBaine And The Prairie (The Comancheros) - 02:38
8. Elmer Bernstein  - Rooster And Runaway (True Grit) - 02:58
9. Elmer Bernstein  - Infirmary (The Miracle) - 03:05
10. Elmer Bernstein  - Main Title (Birdman of Alcatraz) - 03:15
11. Elmer Bernstein  - Fading Dreams (Cast A Giant Shadow) - 03:15
12. Elmer Bernstein  - End Title (To Kill A Mockingbird) - 03:25
13. Elmer Bernstein  - On The Road (The Great Escape) - 02:56
14. Elmer Bernstein  - Big Stick (Report To The Commissioner) - 03:07
15. Elmer Bernstein  - Sam' Return (Kings Go Forth) - 04:27
16. Elmer Bernstein  - Gwen's Theme (Some Came Running) - 02:38
17. Elmer Bernstein  - A Bundle Of Nerves (Fear Strikes Out) - 03:06
18. Elmer Bernstein  - Good Indian (The Tin Star) - 02:56
19. Elmer Bernstein  - The Mine (Gold) - 04:11
20. Elmer Bernstein  - Love In The Country (Midas Run) - 03:57
21. Elmer Bernstein  - Restaurant Bossa (A Walk In The Spring Rain) - 03:22
22. Elmer Bernstein  - The Street (Sweet Smell Of Success) - 02:42
23. Elmer Bernstein  - Love That Parade (Kings Of The Sun) - 02:04
24. Elmer Bernstein  - Will's Blues (God's Little Acre) - 02:44
25. Elmer Bernstein  - Joan Understands Steve/Squatters (Saddle In The Wind) - 04:54
26. Elmer Bernstein  - The Lady And The Pirate (The Buccaneer) - 03:46
27. Elmer Bernstein  - Summer Thoughts (Summer And Smoke) - 04:10
28. Elmer Bernstein  - The Engagement (Anna Lucasta) - 04:31
29. Elmer Bernstein  - Forest Of Mines (Men In War) - 04:41
30. Elmer Bernstein  - Kuala Lumpur (Rampage) - 03:08
31. Elmer Bernstein  - Overture (Hawaii) - 04:17
32. Elmer Bernstein  - Camden Town (The Amazing Mr. Blunden) - 03:28
33. Elmer Bernstein  - Goodbyes (By Love Possessed) - 04:29

Playlist #291 vom 26.04.2020 - 

Elmer Bernstein (1976-2004)

1. Elmer Bernstein - Intro To End Credits/End Credit Ouverture (The Great Santini) - 03:28
2. Elmer Bernstein  - Decision/Epilogue (The Shootist) - 04:04
3. Elmer Bernstein  - The Children (Marie Ward) - 03:07
4. Elmer Bernstein  - Chelsea's Birthday (Legal Eagles) - 03:22
5. Elmer Bernstein  - Kremer's Diary (Genocide) - 05:40
6. Elmer Bernstein  - Aftermath (Zulu Dawn) - 02:11
7. Elmer Bernstein  - Beginnings (Lost In Yonkers) - 03:23
8. Elmer Bernstein  - Hair Cut (Stripes) - 02:40
9. Elmer Bernstein  - Ghostbusters Theme (Ghostbusters) - 03:01
10. Elmer Bernstein  - Kicking Ass/Cards (Trading Places) - 02:11
11. Elmer Bernstein  - Amigos, Amigos, Amigos (Three Amigos) - 04:08
12. Elmer Bernstein  - The Planet (Spacehunter: Adventure In The Forbidden Zone) - 03:30
13. Elmer Bernstein  - Suite Part 2.18 (Devil In A Blue Dress) - 02:22
14. Elmer Bernstein  - Closing Credits (Keeping The Faith) - 02:40
15. Elmer Bernstein  - First Visit (The Age Of Innocence) - 04:51
16. Elmer Bernstein  - Closing Titles (Bringing Out The Dead) - 02:31
17. Elmer Bernstein  - Doctor (Gangs Of New York [Rejected]) - 03:31
18. Elmer Bernstein  - Parting (Journey Of Natty Gann [Rejected]) - 02:41
19. Elmer Bernstein  - Red Bird (The Scarlet Letter [Rejected]) - 02:54
20. Elmer Bernstein  - Mother (My Left Foot) - 03:42
21. Elmer Bernstein  - Da And Memories (Da) - 02:37
22. Elmer Bernstein  - The Land (The Field) - 05:41
23. Elmer Bernstein  - The City (The Grifters) - 03:35
24. Elmer Bernstein  - Sam Is Lost (The Deep End Of The Ocean) - 04:00
25. Elmer Bernstein  - Tea & Romance (Oscar) - 04:31
26. Elmer Bernstein  - End Credits (The Good Son) - 04:35
27. Elmer Bernstein  - Francine (Hoodlum) - 03:10
28. Elmer Bernstein  - Revelation And Decision (Far From Heaven) - 04:24
29. Elmer Bernstein  - End Credits (Twilight) - 05:06
30. Elmer Bernstein  - Rose And Buddy (Rambling Rose) - 04:26
31. Elmer Bernstein  - Heart Attack/A Personal Loss (Cecil B. DeMille: American Epic) - 02:59
32. Elmer Bernstein  - Suite-B-Part 8 (I Love Trouble [Rejected]) - 06:21

Sonntag, 22. März 2020

Playlist #289 vom 29.03.2020 - O YUKI CONJUGATE Special

Obwohl O Yuki Conjugate ihren Ursprung in der britischen Post-Industrial-Szene haben, sind sie in den vergangenen dreißig Jahren zu einem multiinstrumentellen Projekt transformiert, das seinen Stil selbst als Dirty Ambient beschreibt und damit auch immer mal wieder auf Soundtracks zu finden ist. Nachdem das aus Roger Horberry und Andrew Hulme bestehende Duo bereits 2001 den Soundtrack zu Tony Mitchells Dokumentarfilm „Neanderthal“ und zur Science-Fiction-Survival-Serie „Northbound“ beigesteuert hatte, legten sie im vergangenen Jahr mit „Sleepwalker“ die Musik zu Andrew Hulmes gleichnamigen Film vor.

Inspiriert von den atmosphärischen Gitarren-Instrumentals von Durutti Column begannen Andrew Hulme und Roger Horberry, Anfang der 1980er Jahre mit Keyboards, Tape Loops und Percussions zu experimentieren. 1984 veröffentlichten O Yuki Conjugate mit „Scene In Mirage“ ihr erstes Album, wobei die erste Seite noch ihre Versuche dokumentierte, elektronisch geprägte Post-Punk- und Post-Industrial-Einflüsse miteinander zu kombinieren, während die zweite Seite bereits die zukünftige Ausrichtung der Band hin zu organisch instrumentierten, melancholischen Fourth-Would-Ambient-Soundscapes andeutete. Während anfangs noch Tim Horberry das Line-Up von OYC vervollständigte, unterstützten in den nachfolgenden Jahren auch die Flötistin Clare Elliot, Malcolm McGeorge, Dan Mudford, Pete Woodhead, Rob Jenkins und Saxophonist Joe Gardiner die musikalischen Ambitionen des Kern-Duos.
Bereits mit ihrem zweiten, 1987 veröffentlichten Album „Into Dark Waters“ haben O Yuki Conjugate den Sound für die nächsten Jahre gefunden. Ihren von ethnischen Percussions, sphärischen Sound-Texturen und akustischen Akzenten von Flöte, Trompete und Saxophon geprägten Sound, der Vergleiche zu Popol Vuh heraufbeschwor, präsentierten sie auch auf dem UK Electronic Music Festival im Stafforder Gatehouse Theatre.
,Into Dark Water‘ war mit seinen luziden New-Age-Tönen einerseits tief im Zeitgeist verhaftet, nutzte andererseits Reverbs, Samples und exotische Instrumente bereits so virtuos harmonisch wie damals nur Jon Hassell oder Richard Horowitz. Immer noch beschwört dieses Album jene nach Lavendel duftende Nostalgie und klingt trotz allem bemerkenswert zeitlos“, resümierte Nils Schlechtriemen in seiner Review auf hhv-mag.com.
1990 veröffentlichten O Yuki Conjugate schließlich ihr drittes Album „Peyote“, das sie in einem kommerziellen 16-Track-Studio in Nottingham mit den Gast-Percussionisten Dave Chandler und Maneesh Chandra aufgenommen haben und rhythmischer und dunkler ausfiel als „Into Dark Water“. Es sollten aber weitere drei Jahre vergehen, ehe OYC mit „Equator“ das nächste, von Paul Schütze co-produzierte Album veröffentlichten.
,Peyote‘ wurde vor über fünf Jahren aufgenommen, es musste also anders ausfallen. Es sind immer andere Leute beteiligt, an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit“, erzählt Andrew im Interview mit dmitribender.com. „Die Natur ist immer ein Einfluss gewesen, oder um präziser zu sein, das Bild/die Idee von der Natur, weil wir alle Stadtbewohner sind und jede romantische Vorstellung der wilden Seite hegen – abgesehen von Malcolm, der sporadisch in den Mooren verschwindet, um sich rau zu betten und mit dieser dunklen Seite zu kommunizieren.“ 
In den nachfolgenden Jahren wurde es musikalisch allerdings sehr viel ruhiger um die Band. Nach der Veröffentlichung des „Equator“-Tracks „Sunchemical“ als Remix-EP zog Roger Horberry nach Amsterdam, während die verbliebenen OYC-Mitglieder in seiner Abwesenheit beim Noise Museum Festival im französischen Nevers unter dem Namen O Yuki Conjugate + Sons of Silence = Spoke auftraten, wobei die Live-Aufnahmen als gleichnamiges Album von Noise Museum veröffentlicht wurden. Mit „Primitive“ erschien 1996 ein Album mit Aufnahmen aus den Jahren 1983 bis 1987. Erst 2006 erscheint mit „The Euphoria of Disobedience“ ein neues Album auf dem eigenen Label. Außerdem waren sie mit dem Track „In Dreams, Perhaps“ auf dem Soundtrack zur Action-Komödie „Lucky Number Slevin“ mit Josh Harnett, Bruce Willis, Morgan Freeman und Ben Kingsley in den Hauptrollen vertreten. Das 25-jährige Jubiläum wurde 2009 mit dem improvisiert eingespielten Album „OYC25“ zelebriert, auf das die Vinyl-Compilation „Ambiguism 1983-1987“ folgte, das die ersten beiden Alben mit Bonustracks, zwei weiteren Alben mit unveröffentlichtem Material und einer Single mit den allerersten Aufnahmen enthielt. 2015 wurden OYC schließlich für die Web-Serie „Northbound“ engagiert, den Soundtrack beizusteuern. 2017 erschien mit „Tropic“ ein Album, das aus zwei langen Stücken besteht, das aus dem Material generiert wurde, das vor zwanzig Jahren während der „Equator“-Sessions aufgenommen wurde, bevor im vergangenen Jahr mit „Sleepwalker“ ein sehr ruhiger Ambient-Soundtrack erschien.

Diskographie:
1984 - Scene in Mirage
1987 - Into Dark Water
1991 - Peyote
1992 - Undercurrents (in Dark Water)
1994 – Equator
1995 - Sunchemical Remixes (EP)
1996 - Primitive (Collected Works 1983-1987)
1997 - Circular No 1/ Circular No 2 (EP)
2006 - The Euphoria of Disobedience
2009 - OYC25
2011 - Ambiguism 1983-1987
2017 - Tropic
2019 - Sleepwalker
Playlist:
1. O Yuki Conjugate - Another Journey (Undercurrents) - 06:30
2. O Yuki Conjugate  - Odomankoma (Scene In Mirage) - 05:53
3. O Yuki Conjugate  - Cloud Cover (Undercurrents) - 06:00
4. O Yuki Conjugate  - Alia Ma (Peyote) - 07:05
5. O Yuki Conjugate  - Insect-Talk (Equator) - 06:41
6. O Yuki Conjugate  - In Dreams, Perhaps (Lucky Number Slevin) - 04:41
7. O Yuki Conjugate  - 25.04 (OYC25) - 06:08
8. O Yuki Conjugate  - Darkness Was Here Yesterday [Excerpt] (Tropic) - 08:00
9. O Yuki Conjugate  - Tidal Dance (Peyote) - 04:25
10. O Yuki Conjugate  - Musica Ficta (Undercurrents) - 03:43
11. O Yuki Conjugate  - Sunchemical (Equator) - 06:02
12. O Yuki Conjugate  - In Flux (Sleepwalker) - 06:41
13. O Yuki Conjugate  - Beyond Control 4 (Sleepwalker) - 04:21
14. O Yuki Conjugate  - Californium (Sunchemical) - 10:27
15. O Yuki Conjugate  - Out of Nothing (Undercurrents) - 06:12
16. O Yuki Conjugate  - Departure (Equator) - 07:31
17. O Yuki Conjugate  - Last (Undercurrents) - 06:05
18. O Yuki Conjugate  - Transcontinental (Primitive) - 12:14

Samstag, 14. März 2020

Playlist #288 vom 15.03.2020 - NEUHEITEN 2020 (1)

In der ersten Neuheiten-Sendung des Jahres 2020 präsentiere ich euch neue Scores von Komponisten wie Craig Armstrong, Rob Simonsen, Christopher Wong, Armand Amar, Daniel Pemberton, John Powell, Harry Gregson-Williams, Ryuichi Sakamoto, Volker Bertelmann, Mark McKenzie und Nicklas Schmidt, dazu erweiterte Neuauflagen von James Newton Howards „Alive“, David Newmans „Hoffa“ und Danny Elfmans „Dolores Claiborne“ und „Darkman“, außerdem Musik aus den Fernsehserien „Star Trek: Picard“ und „Die purpurnen Flüsse“.

Nicklas Schmidt komponierte für das vierteilige dänische Fernseh-Drama „Finding Home“ einen folkloristisch angehauchten Orchester-Score, der die Geschichte der 15-jährigen Marie erzählt, die 1899 zusammen mit ihren zwei jüngeren Geschwistern in einem Waisenhaus lebt. Ihr Vater ist Seemann und seit drei Jahren nicht mehr zuhause gewesen. Jeder außer Marie glaubt, dass er tot ist, doch als Marie einen Hinweis darauf bekommt, dass ihr Vater tatsächlich lebt, nimmt sie Reißaus, schneidet sich die Haare und begibt sich als Junge verkleidet auf ein Frachtschiff, um ihren Vater zu suchen und die Familie wieder zu vereinen.
„Ich fand es besonders inspirierend, das maritime Thema der Geschichte von zwei Seiten zu illuminieren: Die eine Seite handelt von großen Wellen und der melancholischen Sehnsucht nach fernen Häfen, die von symphonischen Streichen untermalt wird; die andere Seite spricht die Sprache der Matrosen und einfachen Leute und wird durch ein Folk-Trio verkörpert. Diese Mischung verleiht dem Score einen ziemlich einzigartigen Charakter – und experimentiert dabei mit der Mixtur der beiden Genres in bedeutenden Momenten der Geschichte.“ 
Die Folk-Melodien wurden dabei von dänischen, norwegischen und irischen Liedern inspiriert, aber eigens für den Film komponiert und von dem Trio Dreamers‘ Circus interpretiert, während die orchestralen Elemente vom Brussels Philharmonic unter Leitung von Dirk Brossé eingespielt wurden. Die in Eutin geborene und im UCLA Film Scoring Program ausgebildete Anne-Kathrin Dern ist gleich mit zwei neuen Arbeiten zu hören. Dern, die nach verschiedenen Studiengängen in Deutschland, den Niederlanden und den USA zunächst vor allem in Teams an Video-Spielen arbeitete und später mit Komponisten wie Christopher Lennertz, Alan Menken, William Ross, Steve Jablonsky und vor allem Klaus Badelt kollaborierte, komponierte nicht nur die abwechslungsreiche Musik zum Familien-Abenteuer „Help, I Shrunk My Parents“, sondern auch zum Open Air Game „The Legend of the War Horse“ – zusammen mit Daniel James.
Die Geschichte eines mongolischen Soldaten, der sein Zuhause verlässt, um seine Familie im Kampf zu beschützen, wurde mit Hunderten von Pferden aufgeführt.
„Die Mongolei ist bekannt für ihre außergewöhnlichen Pferde und ihre historische Kavallerie. Um diese Geschichte einzufangen, haben wir eng mit mongolischen Folk-Musikern zusammengearbeitet, die eine Vielzahl von traditionellen Gesängen und Instrumente für uns aufnahmen“, erzählt die deutsche Komponistin. „Wir gingen dann nach London, um die Weltklasse-Musiker vom London Metropolitan Orchestra mit Jake Jackson in den AIR Studios aufzunehmen. Das Ergebnis vereint das Beste beider Welten – traditionelle Folk-Melodien aus der Mongolei kombiniert mit westlicher Orchester-Musik.“
Der vietnamesische Komponist Christopher Wong vertonte nach dem Coming-of-Age-Drama „Yellow Flowers on the Green Grass“, dem Superhelden-Movie „Loi Bao“ und dem dystopischen „The Immortal“ nun auch Victor Vus neuen Film „Mat Biec“. Der Film erzählt die einseitige Liebesgeschichte eines jungen Mannes, der noch immer das Leid für seine Liebe aus Kindertagen in sich trägt.
„Nachdem ich das Drehbuch gelesen hatte, wusste ich, dass es ein spezielles Projekt sein würde, weil es all die Dinge hatte, die ich in meinen Lieblings-Geschichten und -Filmen schätze - eine komplizierte Romanze voller Freude und Herzschmerz, Figuren, denen wir von ihrer Kindheit bis zum Erwachsenenalter folgen, und ein Gefühl von Nostalgie, mit denen wir uns an die fröhlichsten Momente unserer Vergangenheit erinnern. Da die Geschichte in den 60ern, 70ern und 80ern spielt, wollte ich dem Score zeitweise ein klassisches Feeling verleihen, mit dem gelegentlich auf die harmonische Sprache hingewiesen wird, die zur Zeit des Goldenen Zeitalters in Hollywood beheimatet gewesen wäre, um das Gefühlt der Nostalgie zu vermitteln. Die Verbreitung der klassischen Gitarre ist etwas, das wir sehr genossen haben, da die Hauptfigur Ngan ein altmodischer Songwriter ist, und dieser Sound wird zum Teil seiner Identität.“ 

Der 2018 verstorbene isländische Komponist Jóhann Jóhannsson hat seit 2001 eine Vielzahl von oft experimentellen Solo-Alben und Soundtracks veröffentlicht, mit denen er in den letzten Jahren vor seinem tragischen Tod auch in Hollywood bekannt geworden war. So erhielt er 2015 für seine Musik zu „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ den Golden Globe. Aber er träumte auch immer davon, seine eigenen Filme zu drehen. 2016 debütierte er mit dem auf Super 8 gedrehten Film „End of Summer“. Nun erschien bei Deutsche Grammophon das Konzeptalbum „Last and First Men“, das er zusammen mit Yair Elazar Glotman, aber auch Musikern wie der „Joker“-Komponistin und seiner langjährigen musikalischen Weggefährtin Hildur Guðnadóttir eingespielt hat.
Inspiriert hat ihn dabei das 2010 erschienene Kunstbuch „Spomenik“, das der niederländische Photograph Jan Kemenaers im Auftrag des jugoslawischen Staatsgründers und Diktators Marshal Tito kreierte. Das Buch enthielt Aufnahmen von zwischen den 1960er und 1980er Jahren entstandenen Kriegsdenkmälern.
„Tito konstruierte diesen artifiziellen Staat, ein utopisches Experiment, mit dem er die slawischen Nationen trotz ihrer religiösen Diversität vereinen wollte. Die Spomeniks waren als Symbole der Vereinheitlichung gedacht. Die Architekten konnten keine religiöse Ikonographie verwenden, also hielten sie sich an prähistorische, Maya- und sumerische Kunst. Deshalb sehen sie so außerirdisch aus“, recherchierte Jóhannsson, der sofort von der symbolischen Komplexität der Spomeniks fasziniert war und mit dem norwegischen Kameramann Sturla Brandth Grøvlen im Gepäck monatelang durch den Balkan reiste, um die Spomeniks auf 16mm-Schwarz-Weiß-Film festzuhalten. Doch Jóhannsson wollte nicht nur Musik zu dem Film beisteuern, sondern eine zusätzliche narrative Ebene hinzufügen. Als großer Bewunderer des britischen Autors und Philosophen Olaf Stapledon wählte Jóhannsson Stapledons 1930 erschienenes Debüt „Last and First Men“, mit dem er alternative Konzepte der Gesellschaft und Menschlichkeit vorstellte und dessen Text Jóhannsson von Tilda Swinton vortragen ließ. Da Jóhannsson vor der Fertigstellung des Projekts verstarb, nahm sich Yair Elazar Glotman der Vollendung der Musik an, die ihm und den Weggefährten des verstorbenen Komponisten die Möglichkeit gab, mit ihrem Verlust umzugehen. Daraus entstand mit „Last and First Men“ ein musikalisch vielschichtiges, fein instrumentiertes Konzeptalbum, das die prähistorischen Einflüsse ebenso wie Stapledons philosophischen Ideen harmonisch miteinander vereint.
In den letzten Jahren hatte der Österreicher Paul Haslinger wenig Zeit für Solo-Projekte. Seit er 1986 zu Tangerine Dream gestoßen war und in den folgenden fünf Jahren fünfzehn Alben aufgenommen und an Soundtracks wie „Miracle Mile“, „Near Dark“ und „Shy People“ mitgewirkt hatte, verfolgte er nach seinem Umzug nach Los Angeles ab 1992 seine Solo-Karriere und veröffentlichte die Alben „Future Primitive“ (1994), „World Without Rules“ (1996) und „Planetary Traveler“ (1997), bevor er 1998 als Programmierer und Arrangeur ins Team von Graeme Revell stieß, um an Soundtracks wie „Chinese Box“, „Verhandlungssache“, „Pitch Black“ und „Lara Croft: Tomb Raider“ mitzuwirken. Dabei kam Haslinger auf den Geschmack, seine Ambitionen der Musik zu bewegten Bildern zuzuwenden. Vor allem seine Arbeit an dem erfolgreichen „Underworld“-Franchise, Videospielen wie „Need For Speed: Undercover“ und „Rainbow Six: Vegas“ und den Fernsehserien „Sleeper Cell“ und „Halt And Catch Fire“ machten Haslinger zu einem vielbeschäftigten Mann. Nun hat er mit „Exit Ghost“ aber doch wieder ein sehr ruhiges, sanft fließendes Solo-Album veröffentlicht, das in den Jahren zwischen 2011 und 2019 entstanden ist und vor allem auf Piano-Aufnahmen aus dieser Zeit basiert.
„Diese Aufnahmen waren die Basis für alles, was darauf erbaut worden ist. Und für ein Album, das beabsichtigte, die Vergangenheit mit dem Versprechen einer unbekannten Zukunft auszusöhnen, erschien mir das Piano als ehrlichster und aufrichtigster Weg, mit dem die Dinge beginnen sollten“, erzählt Haslinger im Interview mit "Magnetic Magazine". „Mit diesem Instrument begann ich als Kind zu spielen, und es ist seitdem mein Lieblingsinstrument geblieben.“
Neben seinem Solo-Album „Exit Ghost“ sind auch die Soundtracks zu dem 2015 von Ubisoft entwickelten Videospielen „Tom Clancy’s Rainbow Six“ erschienen.
Frank Marshalls 1993 inszenierter Survival-Thriller „Alive“ ist vor allem als der Film bekannt geworden, in dem Menschen andere Menschen essen. Der Film beruht auf den Ereignissen, bei denen 1972 ein Flugzeug in den Anden abgestürzt ist, mit Rugby-Spielern aus Uruguay und ihren Familien an Bord. James Newton Howard, der zuvor schon so unterschiedliche Filme wie „Pretty Woman“, „Herr der Gezeiten“, „Flatliners“ und „Der Mann im Mond“ vertont hatte, stand vor einigen Herausforderungen bei der Komposition des Scores, der sowohl dramatische Elemente als auch Action-Sequenzen und letztlich eine religiöse Komponente abdecken sollte.
„Ich bin keine religiöse Person, aber als ich den letzten Teil des Films bearbeitete, als sie gerettet wurden, war ich so von Franks Film inspiriert, dass ich ehrlich gesagt, wenn ich an Gott glauben würde, aus einer göttlichen Inspiration heraus geschrieben habe. Ich war wirklich bewegt von der Art, wie er das ganze Ding inszeniert hat, was absolut schwierig war und leicht hätte schiefgehen können. Die ganze letzte Sequenz, die ganz wundervoll war, inspirierte die ganze, schweifende Melodie im finalen Höhepunkt. Das machte mich für ein paar Wochen zu einem sehr spirituellen Mann“, wird Howard in dem ausführlichen Booklet zur Intrada-Neuveröffentlichung von „Alive“ zitiert, das auf einer Doppel-CD das ursprüngliche Album sowie den kompletten Soundtrack mit alternativen und nicht im Film verwendeten Cues enthält.
Caldera Records hat mit „Flame in the Wind“ und „Sheffey“ zwei Scores des weithin unbekannten amerikanischen Komponisten Dwight Gustafson (1930-2014) auf einem Album veröffentlicht, wobei die 1971 und 1977 entstandenen Filme zwar ein religiöses Thema vereint, musikalisch aber ganz unterschiedlich gestaltet worden sind. Während „Flame in the Wind“ einem jungen Mann namens Carlos während der Spanischen Inquisition bei der Entscheidung folgt, ob er – angesichts des verbreiteten Schreckens - der Bibel folgen oder der religiösen Tradition verhaftet bleiben soll, und dabei von drei musikalischen Themen geprägt wird, thematisiert „Sheffey“ das Leben und Wirken von Robert Sheffey und der Geschichte der heidnischen Religion, weshalb Gustafson verschiedene Folk-Melodien in seinem Score aufgriff.
Abgerundet wird die Sendung von jeweils zwei neuen Arbeiten, die Armand Amar, Rob Simonsen und Volker Bertelmann vorgelegt haben, sowie ältere Scores von Laurence Rosenthal und Mike Moran.

Playlist:
1. Mark McKenzie - Hold On To Hope In The Dark Times (Dragonheart: Vengeance) - 03:21
2. Nicklas Schmidt - Seasons Changing (Finding Home) - 02:33
3. Rob Simonsen - Finding The Way Back (The Way Back) - 04:45
4. Rob Simonsen - Leo (Stargirl) - 05:02
5. Armand Amar - La vallée des loups (Marche avec les loups) - 05:20
6. Armand Amar - Proud To Be A Woman (Woman) - 03:05
7. Anne-Kathrin Dern - Young Love (Help, I Shrunk My Parents) - 03:00
8. Anne-Kathrin Dern & Daniel James - Home (The Legend of the War Horse) - 03:00
9. James Newton Howard - Finding The Tail (Alive) - 03:19
10. Danny Elfman - End Credits (Dolores Claiborne) - 05:15
11. Danny Elfman - Finale/End Credits (Darkman) - 03:48
12. Jeff Russo - Soji And Narek Waltz (Star Trek: Picard - Season 1, Chapter 1) - 04:42
13. Christopher Wong - The Train (Mat Biec) - 05:30
14. Paul Haslinger - Room 3 (Exit Ghost) - 03:28
15. Jóhann Jóhannsson & Yair Elazar Glotman - The Last Men (Last And First Men) - 03:19
16. Volker Bertelmann - All Skied Out (Downhill) - 02:42
17. Dustin O'Halloran & Volker Bertelmann - The Spirit of Christmas (A Christmas Carol) - 03:38
18. Craig Armstrong - Blue (The Burnt Orange Heresy) - 03:16
19. David Reyes - Recherche d'empreintes (Les Rivières pourpres - Saison 2) - 03:38
20. Max Sweiry - Light in the Dark (Black Site) - 03:06
21. Paul Haslinger - Modernity and Tradition (Rainbow Six: Siege - Year 1) - 02:45
22. Joris Hermy - Private Jet (Gina & Chantal) - 03:00
23. John Powell - We Carry Love (The Call of the Wild) - 03:02
24. Dwight Gustafson - Farewell to Gideon (Sheffey) - 03:57
25. Laurence Rosenthal - Prison (The Power and the Glory) - 03:53
26. Mike Moran - Entrance Into Mycenae (Time Bandits) - 02:57
27. Benjamin Wallfisch - He's Gone (The Invisible Man) - 03:37
28. Daniel Pemberton - Work Together (Birds of Prey: And the Fantabulous Emancipation of One Harley Quinn) - 02:05
29. Harry Gregson-Williams & Stephanie Economou - Stop the Presses (Manhunt: Deadly Games) - 02:58
30. Ryuichi Sakamoto - Dance [Ambient Version] (The Staggering Girl) - 03:06 
31. David Newman - Hoffa End Credits (Hoffa) - 08:06

Sonntag, 1. März 2020

Playlist #287 vom 01.03.2020 - 92. ACADEMY AWARDS Special

Etwas verspätet lassen wir in der heutigen Sendung die vor drei Wochen übertragene Verleihung der 92. Academy Awards vom 9. Februar 2020 aus dem Dolby Theatre in Los Angeles musikalisch Revue passieren. Die größte Überraschung präsentierte die Jury mit dem vierfach prämierten südkoreanischen Drama „Parasite“, das die renommierten Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes Originaldrehbuch und dazu den Besten Ausländischen Film für sich entscheiden konnte und damit die hoch gehandelten Favoriten „Joker“, „1917“, „The Irishman“ und „Once Upon a Time In … Hollywood“ ausstach.

Mit sagenhaften elf Nominierungen war die Comic-Verfilmung „Joker“ eigentlich der große Favorit des Abends, doch musste sich Todd Phillips‘ („Hangover“-Trilogie) Meisterwerk dem südkoreanischen „Parasite“ ebenso geschlagen geben wie das mit jeweils zehn Nominierungen bedachte Kriegsdrama „1917“ von Sam Mendes, Martin Scorseses Mafia-Epos „The Irishman“, das er für den Streaming-Dienst Netflix inszeniert hat, und Quentin Tarantinos Hollywood-Komödie „Once Upon a Time In … Hollywood“.
Schon diese Auflistung zeigt, das Hollywood trotz der anhaltenden #MeToo-Debatte nach wie vor von Männern dominiert wird. Für die wenigen Ausnahmen sorgte die isländische Komponistin Hildur Guðnadóttir, die für den Soundtrack zum Drama „Joker“ den Oscar für die beste Filmmusik gewann und somit die erste Frau seit 1998 gewesen ist, die in dieser Kategorie gewinnen konnte. Für die düstere Comicverfilmung über den an einer Lachstörung leidenden Komiker Arthur Fleck war es der erste Oscar des Abends, auf den schließlich nur noch Joaquin Phoenix‘ Auszeichnung als bester männlicher Hauptdarsteller folgte. Guðnadóttir zeigte sich überwältigt über ihre Ehrung und schien den Tränen nahe zu sein. In ihrer Dankesrede ermutigte sie andere Frauen, den Mund aufzumachen. „Wir haben es nötig, eure Stimmen zu hören.“
Die Schauspielerin Natalie Portman demonstrierte ihren Protest gegen die männliche Dominanz bei den Academy Awards und ließ sich die Namen von Regisseurinnen auf den Saum ihres Umhangs sticken, darunter auch den von „Little Women“-Regisseurin Greta Gerwig. Dass aber bereits ein Umdenken in der Branche stattgefunden hat, davon zeugt nicht das kapitalismuskritische Sozialdrama „Parasite“, das als erster nicht-englischsprachiger Film die Trophäe für den prestigeträchtigen besten Film gewinnen konnte (darüber hinaus auch für den besten ausländischen Film). Schließlich wurde die aus 9000 Mitgliedern bestehende Academy im vergangenen Jahr um 842 Personen aus 59 Ländern erweitert, darunter zur Hälfte Frauen. Und immerhin ein Drittel der neuen Mitglieder ist farbig. Vielleicht hat die neue Struktur auch dazu geführt, Filme neu zu bewerten, die sich sonst wegen ihrer Themen schon prädestiniert für eine Oscar-Nominierung erweisen, seien es Kriegs- und Historienfilme oder die kritische Auseinandersetzung mit sozialen Missständen, die in der Vergangenheit Filme wie „Moonlight“, „12 Years a Slave“ und „Green Book“ zu Lieblingen der Jury werden ließen. Diesbezüglich hätte das zehnfach nominierte Kriegsdrama „1917“ von Sam Mendes groß abräumen müssen. Doch der aus der Sicht zweier britischer Soldaten gedrehte Film über ihre Erlebnisse im Ersten Weltkrieg konnte letztlich nur in visueller Hinsicht zählbare Erfolge verbuchen. Der bereits für 14 Oscars nominierte Roger Deakins konnte nach „Blade Runner 2049“ zum zweiten Mal die Trophäe für die beste Kameraarbeit einsacken, dazu gewann der Film in der Kategorie Beste Visuelle Effekte und Bester Ton.
Mit gerade mal zwei Auszeichnungen musste sich auch Quentin Tarantinos „Once Upon a Time In … Hollywood“ begnügen. Der 56-jährige Brad Pitt gewann für seine Darstellung des Stuntdoubles eines abgehalfterten Westernstars (den Leonardo DiCaprio verkörpert) seinen ersten Schauspiel-Oscar als bester männlicher Nebendarsteller.
Zu den großen Verlierern des Abends zählte Netflix. Von den 24 Nominierungen erhielt der Streamingriese nur zwei Auszeichnungen. Laura Dern gewann immerhin den Oscar als beste Nebendarstellerin in dem Scheidungsdrama „Marriage Story“. Dazu gewann der von Barack und Michelle Obamas Produktionsfirma Higher Ground Productions unterstützte Film „American Factory“ den Oscar für die beste Dokumentation. Der von Steven Bognar und Julia Reichert inszenierte Film erzählt vom Arbeitsalltag von Menschen in einer Fabrik im US-Bundesstaat Ohio. Die Obamas haben den Machern der Dokumentation zu deren Oscar-Gewinn gratuliert. Die Filmemacher hätten „eine bewegende Geschichte über die sehr menschlichen Konsequenzen von reißenden wirtschaftlichen Veränderungen“ erzählt, schrieb der ehemalige US-Präsident bei Twitter.
Dagegen ging die gut 159 Millionen US-Dollar teure Netflix-Produktion von Martin Scorseses „The Irishman“ komplett leer aus, was bei zehn Nominierungen wie eine Bestrafung wirkt.
„In zahlreichen Reden und Präsentationen wird schließlich jene Diversität gefeiert, gefordert und angemahnt, die auf der Nominierungsliste nach wie vor nicht recht vorhanden ist - viele Performances, die das zum Thema machen, wirken allerdings künstlerisch banal, die pflichtschuldigen Hinweise angstgetrieben, die entsprechenden Witze unlustig und verkrampft“, resümiert Tobias Kniebe auf sz.de. „Hollywood setzt sich inzwischen selbst so sehr unter Druck, an der Spitze des gesellschaftlichen Fortschritts zu marschieren, dass die neue Invasion der internationalen Filmemacher nur guttun kann. Sie bringen Diversität mit, das sowieso - aber eben auch ganz andere Perspektiven, einen anderen Humor und eine andere Gelassenheit.“ 
Bester Film: 
• "Parasite" 
• "Ford v Ferrari"
 • "The Irishman"
• "Jojo Rabbit"
• "Joker"
• "Little Women"
• "Marriage Story"
• "1917"
• "Once Upon a Time in Hollywood"

Beste Hauptdarstellerin: 
• Renee Zellweger ("Judy")
• Cynthia Erivo ("Harriet")
• Scarlett Johansson ("Marriage Story")
• Saoirse Ronan ("Little Women")
• Charlize Theron ("Bombshell")

Bester Hauptdarsteller:
• Joaquin Phoenix ("Joker") 
• Antonio Banderas ("Pain and Glory")
• Leonardo DiCaprio ("Once Upon a Time in Hollywood")
• Adam Driver ("Marriage Story")
• Jonathan Pryce ("The Two Popes")

Beste Nebendarstellerin:
• Laura Dern ("Marriage Story")
• Kathy Bates ("Richard Jewell")
• Scarlett Johannson ("Jojo Rabbit")
• Florence Pugh ("Little Women")
• Margot Robbie ("Bombshell")

Bester Nebendarsteller:
• Brad Pitt ("Once Upon a Time in Hollywood") 
• Tom Hanks ("A Beautiful Day in the Neighborhood")
• Anthony Hopkins ("The Two Popes")
• Al Pacino ("The Irishman")
• Joe Pesci ("The Irishman")

Beste Regie:
• Bong Joon Ho ("Parasite") 
• Martin Scorsese ("The Irishman")
• Todd Phillips ("Joker")
• Sam Mendes ("1917")
• Quentin Tarantino ("Once Upon a Time in Hollywood")

Bester ausländischer Film:
• "Parasite" (Bong Joon Ho) 
• "Corpus Christi" (Jan Komasa)
• "Honeyland" (Tamara Kotevska, Ljubo Stefanov)
• "Les Miserables" (Ladj Ly)
• "Pain and Glory" (Pedro Almodovar)

Bester Schnitt: 
• "Ford v Ferrari" (Michael McCusker, Andrew Buckland) 
• "The Irishman" (Thelma Schoonmaker)
• "Jojo Rabbit" (Tom Eagles)
• "Joker" (Jeff Groth)
• "Parasite" (Jinmo Yang)
Bester Tonschnitt:
• "Ford v Ferrari" (Don Sylvester)
• "Joker" (Alan Robert Murray)
• "1917" (Oliver Tarney, Rachel Tate)
• "Once Upon a Time in Hollywood" (Wylie Stateman)
• "Star Wars: The Rise of SkyWalker" (Matthew Wood, David Acord)

Beste Tonmischung:
• "1917" (Mark Taylor, Stuart Wilson)
• "Ad Astra" (Gary Rydstrom, Tom Johnson, Mark Ulano)
• "Ford v Ferrari" (Paul Massey, David Giammarco, Steve A. Morrow)
• "Joker" (Tom Ozanich, Dean A. Zupancic, Tod A. Maitland)
• "Once Upon a Time in Hollywood" (Michael Minkler, Christian P. Minkler, Mark Ulano)

Bestes Produktionsdesign:
• "Once Upon a Time in Hollywood" (Barbara Ling and Nancy Haigh) 
• "The Irishman" (Bob Shaw and Regina Graves)
• "Jojo Rabbit" (Ra Vincent and Nora Sopkova)
• "1917" (Dennis Gassner and Lee Sandales)
• "Parasite" (Lee Ha-Jun and Cho Won Woo, Han Ga Ram, and Cho Hee)

Bestes Kostümdesign: 
• "Little Women" (Jacqueline Durran) 
• "The Irishman" (Sandy Powell, Christopher Peterson)
• "Jojo Rabbit" (Mayes C. Rubeo)
• "Joker" (Mark Bridges)
• "Once Upon a Time in Hollywood" (Arianne Phillips)

Beste visuelle Effekte:
• "1917" (Guillaume Rocheron, Greg Butler, Dominic Tuohy)
• "Avengers: Endgame" (Dan DeLeeuw, Russell Earl, Matt Aitken, Dan Sudick)
• "The Irishman" (Pablo Helman, Leandro Estebecorena, Nelson Sepulveda-Fauser, Stephane Grabli) 
• "The Lion King" (Robert Legato, Adam Valdez, Andrew R. Jones, Elliot Newman)
• "Star Wars: The Rise of Skywalker " (Roger Guyett, Neal Scanlan, Patrick Tubach, Dominic Tuohy)
Bester Original-Soundtrack:
• "Joker" (Hildur Guðnadóttir) 
• "Little Women" (Alexandre Desplat)
• "Marriage Story" (Randy Newman)
• "1917" (Thomas Newman)
• "Star Wars: The Rise of Skywalker" (John Williams)

Bester Original-Filmsong:
• "I'm Gonna Love Me Again" ("Rocketman") 
• "I Can't Let You Throw Yourself Away" ("Toy Story 4")
• "I'm Standing With You" ("Breakthrough")
• "Into the Unknown" ("Frozen 2")
• "Stand Up" ("Harriet")

Bestes Makeup und Hairdesign:
• "Bombshell" (Vivian Baker, Kazu Hiro, Anne Morgan) 
• "Joker" (Nicole Ledermann, Kay Georgiou)
• "Judy" (Jeremy Woodhead)
• "Maleficent: Mistress of Evil" (Paul Gooch, Arjen Tuiten, David White)
• "1917" (Tristan Versluis, Naomi Donne, Rebecca Cole)

Bester Kurzfilm:
• "The Neighbors' Window" (Marshall Curry) 
• "Brotherhood" (Meryam Joobeur)
• "Nefta Football Club" (Yves Piat)
• "Saria" (Bryan Buckley)
• "A Sister" (Delphine Girard)
Bester Dokumentarfilm:
• "American Factory" (Julia Reichert, Steven Bognar) 
• "The Cave" (Feras Fayyad)
• "The Edge of Democracy" (Petra Costa)
• "For Sama" (Waad Al-Kateab, Edward Watts)
• "Honeyland" (Tamara Kotevska, Ljubo Stefanov)

Bester Dokumentarkurzfilm:
• "Learning to Skateboard in a Warzone" (Carol Dysinger) 
• "In the Absence" (Yi Seung-Jun, Gary Byung-Chan)
• "Life Overtakes Me" (Kristine Samuelson, John Haptas)
• "St. Louis Superman" (Smriti Mundhra, Sami Khan)
• "Walk Run Cha-Cha" (Laura Nix)

Bester Animationsfilm:
• "Toy Story 4" (Josh Cooley)
• "How to Train Your Dragon: The Hidden World" (Dean DeBlois)
• "I Lost My Body" (Jeremy Clapin)
• "Klaus" (Sergio Pablos)
• "Missing Link" (Chris Butler)

Bester animierter Kurzfilm:
• "Hair Love" (Matthew A. Cherry)
• "Dcera" (Daria Kashcheeva)
• "Kitbull" (Rosana Sullivan)
• "Memorable" (Bruno Collet)
• "Sister" (Siqi Song)

Playlist:
1. Hildur Guðnadóttir - Meeting Bruce Wayne (Joker) - 04:36
2. Thomas Newman - Sixteen Hundred Men (1917) - 06:32
3. Alexandre Desplat - Father Comes Home (Little Women) - 03:18
4. Nicholas Britell - Song of Hal: Conclusion in C Minor (The King) - 04:50
5. Gabriel Yared - Saying Goodbye (Judy) - 05:52
6. Robbie Robertson - Theme for the Irishman (The Irishman) - 04:37
7. Randy Newman - What I Love About Charlie (Marriage Story) - 03:43
8. Marco Beltrami & Buck Sanders - Le Mans 66 (Ford v Ferrari) - 05:42
9. Maurice Jarre - Miss Lily Langtry [from "The Life and Times of Judge Roy Bean"] (Once Upon a Time in Hollywood) - 03:17
10. Michael Giacchino - Jojo's Theme (Jojo Rabbit) - 03:54
11. Jung Jaeil - The Belt of Faith (Parasite) - 07:14
12. Bryce Dessner - Dirty War (The Two Popes) - 03:59
13. Terence Blanchard - Marie's Death (Harriet) - 04:06
14. Theodore Shapiro - Deposition (Bombshell) - 04:13
15. Nate Heller - Score Suite (A Beautiful Day in the Neighborhood) - 04:46
16. Evgueni Galperine & Sacha Galperine - The Cortege (Corpus Christi) - 02:51
17. John Williams - Destiny of a Jedi (Star Wars: The Rise of Skywalker) - 05:12
18. Randy Newman - Bo Peep's Panorama for Two (Toy Story 4) - 02:36
19. Dan Levy - Intuition (I Lost My Body) - 03:06
20. Geoff Zanelli - What Is Going on Here? (Maleficent: Mistress of Evil) - 04:31
21. Max Richter - A Trip to the Moon (Ad Astra) - 03:37
22. John Powell - Once There Were Dragons (How to Train Your Dragon: The Hidden World) - 05:45
23. Carter Burwell - No One Will Remember Your Name (Missing Link) - 02:36
24. Chad Cannon - A Sense of Loss (American Factory) - 05:52
25. Nils Frahm - Says (Ad Astra) - 08:17

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