In der heutigen Sendung sind wieder viele interessante Neuheiten zu hören, die dieser Tage im Filmmusikbereich erschienen sind, wobei Routiniers wie Hans Zimmer („Rush“), Mark Isham („Once Upon A Time: Season 2") und John Debney („Jobs“) ebenso aufhorchen lassen wie noch zu entdeckende Talente wie Ryan Amon („Elysium“), Gregory Reeves („Gorging“) oder der junge deutsche Komponist Sebastian Pille („Der Geschmack von Apfelkernen“).
Den Auftakt bildet der isländische Komponist
Atli Örvarsson, der als Mitglied von
Hans Zimmers Remote Control Productions viele Auftragsarbeiten für ihn ausführt, seit 2005 aber immer öfter als eigenständiger Komponist in Erscheinung tritt. Nachdem
Örvarsson 2008 mit seinen Scores zu
„8 Blickwinkel“ und
„Babylon A.D.“ aufhorchen ließ, ist er in diesem Jahr mit drei größeren Produktionen zu hören, angefangen bei
„Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ und aktuell mit dem Horror-Thriller
„Evidence“ und der Jugendbuchverfilmung
„Chroniken der Unterwelt – City of Bones“, für die er einen magisch anmutenden Score mit schönen Chören komponiert hat.
Ebenfalls stark im Kommen ist der kanadische Filmkomponist
Andrew Lockington, der seine Karriere als Assistent bei
Mychael Danna begann und nach ersten eigenen Projekten wie
„Skinwalkers“ (2006) und
„Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ (2008) momentan mit drei ganz unterschiedlichen Soundtracks auf sich aufmerksam macht. Neben dem
„Percy Jackson“-Sequel
„Sea of Monsters“, für das Lockington einen imponierenden, volltönenden Orchester-Score kreiert hat, schuf er für
„Siddarth“ eine wunderschön exotisch-melodische Musik und für die gefühlvolle Zeitreise-Geschichte
„I’ll Follow You Down“ sehr einfühlsam-eindringliche Klänge.
Hierzulande noch recht unbekannt ist der schwedische Komponist
Patrick Rundbladh, der für den Soundtrack zu
„Jesus: The Desire Of Ages“ erneut mit der Vokalistin Quimera zusammenarbeitete und einen meist sehr ruhigen, mit ethnischen Akzenten versehenen Score produzierte.
Etwas turbulenter geht es dagegen in
Jeff Dannas neuem Score zum Thriller
„The Expatriate“ zu, ebenso in
Joby Talbots „Closed Circuit“ und
Hans Zimmers „Rush“, während
David Wingo (
„Take Shelter“) bekanntermaßen für eher spartanische Akustik-Scores verantwortlich zeichnet. Für
„Mud“ arbeitete der amerikanische Komponist teilweise mit
Lucero zusammen, für
„Prince Avalanche“, den neuen Film seines Jugendfreundes David Gordon Green („Snow Angels“) mit der texanischen Post-Rock-Band
Explosions In The Sky.
Neues gibt es auch von der Fernsehfront zu hören. Neben der mittlerweile siebten Soundtrack-CD zur Kultserie
„Dexter“, für die erneut
Daniel Licht mit seiner grandiosen Musik verantwortlich zeichnete, hat Veteran
Mark Isham auch die Musik zur zweiten Staffel von „
Once Upon A Time“ komponiert, während Komödien-Spezialist
Christopher Lennertz mit
„Revolution“ das neue TV-Baby von
J.J. Abrams (
„Lost“, „Alias“) musikalisch begleitet hat.
Eine interessante neue Stimme in der Filmmusikszene ist der Musiker und Komponist
iZLER, der mit Künstlern wie
Robbie Williams, Imogen Heap und
Kylie Minogue zusammengearbeitet hat. Für die Serie
„Revenge“ hat
iZLER einen überraschend vollmundigen Orchester-Score kreiert. Um sich in die Thematik einzuarbeiten, besuchte
iZLER 2008 das Sundance Film Composers Lab in Park City, Utah, das Jahr darauf das BMI Conducting Fellowship unter Leitung von
Lucas Richman.
„Ich wollte kein Gitarren-Komponist in Los Angeles sein, der orchestrale Musik macht, ohne etwas davon zu verstehen. Ich wollte orchestrale Musik auf einem viel höheren Level begreifen“, rekapituliert
iZLER seine filmmusikalischen Anfänge. „Ich habe so viel von diesen Crash-Kursen gelernt. Ich habe dann an der UCLA unter verschiedenen Lehrern und Orchestratoren weiterstudiert, und seitdem verdiene ich damit meinen Lebensunterhalt, was großartig ist. Es gibt keinen besseren Unterricht, als es tagein, tagaus zu machen. Es ist etwas, das ich einfach liebe.“
Mit
John Debney, der die eher konventionelle Musik zu
„Jobs“, dem Biopic des Apple-Gründers
Steve Jobs, komponierte, und
Marco Beltrami, der das koreanische Endzeit-Abenteuer
„Snowpiercer“ vertonte, sind noch einmal zwei Hollywood-Veteranen zu hören, bevor die Sendung mit einigen jüngeren Komponisten beendet wird. Darunter ist der schwedische Komponist
Johan Söderqvist noch der bekannteste, arbeitet er doch seit Jahren eng mit der Regisseurin
Susanne Bier zusammen (
„Brothers“, „Nach der Hochzeit“), deren neuen Film
„Love Is All You Need“ wiederum von
Söderqvist farbenfroh musikalisch untermalt worden ist. Außerdem vertonte er das norwegische Drama
„Kon-Tiki“, das die legendäre Kon-Tiki-Expedition von
Thor Heyerdahl aus dem Jahr 1947 thematisiert und als bislang teuerste norwegische Filmproduktion in die Geschichte eingeht.
Bereits mit seinem Spielfilmdebüt
„District 9“ bewies Regisseur
Neill Blomkamp nicht nur ein gutes Gespür für eine außergewöhnliche Geschichte, sondern bescherte auch Newcomer
Clinton Shorter einen sauberen Einstieg in die Filmmusikszene. Das gleiche Schicksal könnte
Ryan Amon teilen, den
Blomkamp auf Youtube entdeckte und der den Science-Fiction-Thriller mit
Matt Damon und
Jodie Foster mit einem überwiegend elektronisch produzierten, stets abwechslungsreichen Score versorgte, der klassische Orchesterelemente ebenso aufweist wie ethnische Akzente und Tiergeräusche.
Nachdem
Danny Boyle mit dem Biopic
„127 Hours“ den extremen Klettersport in den Bergen zu einem spannenden Filmthema gemacht hat, folgt der Dokumentarfilm
„Gorging“ dem Canyon-Kletterer
Steve Cabourne, wozu der in Los Angeles residierende Musiker und DJ
Gregory Reeves einen eindrucksvollen elektronischen Score komponierte.
Den Abschluss der heutigen Sendung bilden der amerikanische Werbe- und TV-Komponist
David Benjamin Steinberg (Nokia, Honda, Toshiba) mit dem Score zum Dokumentarfilm
„Grab“, der ruhige, fast sentimentale Score zu
„Zum Geburtstag“ von
Jérôme Lemonnier, der bereits zum fünften Mal mit Regisseur
Denis Dercourt (
"Das Mädchen, das die Seiten umblättert") zusammengearbeitet hat, und die Verfilmung von
Katharina Hagenas Bestseller
„Der Geschmack von Apfelkernen“ durch
Vivian Naefe, zu der
„Tatort“- und
„Ein Fall für zwei“-Komponist
Sebastian Pille den zarten Klavier-Score mit Soloklarinette beigesteuert hat.
Playlist:
1
Atli Örvarsson - Clary's Theme (
The Mortal Instruments: City of Bones) - 03:22
2
Atli Örvarsson - Evidence (
Evidence) - 04:19
3
Andrew Lockington - Parallel Universes (
I'll Follow You Down) - 04:19
4
Andrew Lockington - The Search For Absolute Truth (
Siddarth) - 07:42
5
Andrew Lockington - Resurrection (
Percy Jackson: Sea Of Monsters) - 03:06
6
Patrick Rundbladh - Prophecies Fulfilled (
Jesus: The Desire Of Ages) - 06:40
7
Jeff Danna - The Heist (
The Expatriate) - 04:20
8
Joby Talbot - Wheels Within Wheels (
Closed Circuit) - 04:36
9
Hans Zimmer - Mount Fuji (
Rush) - 03:44
10
David Wingo & Lucero - Opening (
Mud) - 05:04
11
Explosions In The Sky & David Wingo - Send Off (
Prince Avalanche) - 04:10
12
Shigeru Umebayashi - Love Theme II (
The Grandmaster) - 03:54
13
iZLER - I AM Amanda Clark (
Revenge) - 07:23
14
Christopher Lennertz - Genesis Of Power (
Revolution: Season 1) - 05:03
15
Daniel Licht - Pancakes/Season Seven End (
Dexter: Season 7) - 04:08
16
Mark Isham - True Love (
Once Upon A Time: Season 2) - 04:45
17
John Debney - Steve's Theme (
Jobs) - 03:26
18
Marco Beltrami - Take My Place (
Snowpiercer) - 05:56
19
Johan Söderqvist - The End (
Love Is All You Need) - 05:40
20
Johan Söderqvist - Epilogue (
Kon-Tiki) - 05:17
21
Ryan Amon - Heaven And Earth (
Elysium) - 04:25
22
Gregory Reeves - Parallax (
Gorging) - 03:22
23
David Benjamin Steinberg - Old Folks Home (
Grab) - 03:44
24
Sebastian Pille - Drei Sommer (
Der Geschmack von Apfelkernen) - 04:06
25
Jérôme Lemonnier - Epilogue (
Zum Geburtstag) - 08:49