Durch die erfolgreiche Fernsehserie “21 Jump Street” wurde Johnny Depp Ende der 80er Jahre zum Teenie-Idol – ein Image, das er zum Glück durch geschickte Rollenwahl auf der großen Leinwand schnell ablegen und sich zu einem äußerst wandlungsfähigen Schauspieler entwickeln konnte. Der vielfach prämierte und dreimal für einen Oscar nominierte Depp zählt nach seinen Engagements als Captain Jack in der Blockbuster-Reihe “Fluch der Karibik” zu den höchstbezahlten Stars in Hollywood und ist ab dem 24. April in dem Science-Fiction-Thriller “Transcendence” zu sehen.
Als jüngstes von vier Kindern wuchs der am 9. Juni 1963 in Owensboro, Kentucky, geborene
John “Johnny” Christopher Depp II in schwierigen familiären Verhältnissen auf, die zu selbstverletzendem Verhalten, Drogen- und Alkoholkonsum führten. Nach der Scheidung seiner Eltern im Jahr 1978 brach
Depp die Highschool ab und strebte eine Karriere als Rockmusiker an. Mit seiner Band
The Kids trat er u.a. im Vorprogramm von
Iggy Pop oder
The Pretenders auf. Durch den Kontakt zu
Nicolas Cage ergaben sich erste Komparsen- und Nebenrollen, von denen die bekannteste die Opferrolle in
Wes Cravens Horrorklassiker
“A Nightmare on Elm Street” (1984) darstellt.
Bekannt wurde
Depp durch seine Rolle als jugendlich unangepasster Undercover-Cop in der Serie
“21 Jump Street”, die ab 1987 im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde.
Auch wenn ihn diese Rolle international zum Teenie-Idol machte, lernte
Depp nach seiner Nebenrolle in
Oliver Stones Kriegsdrama
“Platoon” die Möglichkeiten zu schätzen, die das Kino bot. Um sich von seinem Image als Teenie-Star zu lösen, suchte sich
Depp seine Kinorollen mit großer Sorgfalt aus, wobei er seine Figuren mit einer Mischung aus
Lee Strasbergs Method Acting, Wesenszügen von real existierenden Personen aus seiner Bekanntschaft und eigens ergänzten Marotten zusammensetzt.
In
John Waters’ Musicalparodie
“Cry-Baby” spielte Depp 1990 seine erste Hauptrolle in einem Kinofilm und erhielt in seiner ersten Zusammenarbeit mit
Tim Burton als
“Edward mit den Scherenhänden” seine erste Golden-Globe-Nominierung.
Seine Wandlungsfähigkeit stellte
Depp vor allem in den nächsten Projekten unter Beweis. Er spielte neben
Mary Stuart Masterson 1993 den zurückhaltenden und phantasiebegabten Sonderling Sam in der melancholischen Liebeskomödie
“Benny und Joon”, zu der
Rachel Portman die berührende Filmmusik komponierte, brillierte unter der Regie von
Emir Kusturica in
“Arizona Dream” und an der Seite von
Leonardo DiCaprio und
Juliette Lewis in
Lasse Hallströms Familiendrama
“Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa”. 1994 war
Depp als B-Movie-Regisseur
Edward D. Wood in
Tim Burtons Biopic
“Ed Wood” zu sehen, wobei
Burton erstmals die langjährige Zusammenarbeit mit seinem Stammkomponisten
Danny Elfman unterbrach und
Howard Shore mit der Filmmusik beauftragte. Nach seinem Auftritt in
Jim Jarmusch kafkaesken Western
“Dead Man” mimte
Depp als vermeintlich psychisch Kranker in
“Don Juan DeMarco” den größten Liebhaber der Welt.
Nebenbei verfolgte
Depp immer mal wieder seine musikalischen Ambitionen. 1995 veröffentlichte er mit seiner Band
P ein gleichnamiges Debütalbum, auf dem
Red Hot Chili Peppers-Bassist Flea und
Butthole Surfers-Sänger
Gibby Haynes als Gastmusiker mitwirkten.
1997 spielte
Johnny Depp neben
Al Pacino in dem Mafia-Drama
“Donnie Brasco” einen FBI-Agenten, dann versuchte er sich mit
“The Brave” erstmals auch als Regisseur, wobei er auch die Hauptrolle des in Armut lebenden indianischen Familienvaters Raphael übernahm.
Es folgten so unterschiedliche Hauptrollen wie in der Literaturverfilmung
“Fear and Loathing in Las Vegas” seines Freundes
Hunter S. Thompson, als Antiquar in
Roman Polanskis Mystery-Thriller
“Die neun Pforten” (1999) und als schrulliger Detektiv in
Tim Burtons Adaption der Gruselgeschichte
“Sleepy Hollow”.
Zumindest im Film kehrte
Johnny Depp dann zu den Drogen zurück, zunächst als Kokaindealer
George Jung in der Filmbiografie
“Blow”, zu der
Graeme Revell die verstörende Filmmusik beisteuerte, dann als rauschmittelsüchtiger Kommissar in der düsteren
Alan-Moore-Comic-Verfilmung
“From Hell” (2001), die dem Mythos um Jack The Ripper neue Nahrung verlieh und
Trevor Jones einen seiner letzten renommierten Score-Aufträge bescherte.
Als kluge Wahl erwies sich
Depps Engagement für die
„Fluch der Karibik“-Reihe.
Depp ließ sich für die Darstellung des Captain Jack vom Outfit des
Rolling Stones-Gitarristen
Keith Richards inspirieren, weil
Depp zufolge Piraten die Rockstars ihrer Zeit gewesen seien und
Richards der größte aller Rockstars. Der erste
„Fluch der Karibik“-Film (2003) spielte über 654 Millionen US-Dollar ein und brachte
Depp nicht nur eine Oscar-Nominierung als Bester Hauptdarsteller ein, sondern katapultierte den Schauspieler auch in die Reihe der Top-Verdiener in Hollywood. Die nächste Oscar-Nominierung erhielt
Depp für seine Darstellung des
„Peter Pan“-Autors
J. M. Barrie in dem Melodram
„Wenn Träume fliegen lernen“, für deren musikalischen Untermalung aber wenigstens der polnische Filmkomponist
Jan A.P. Kaczmarek mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. In der
Stephen King-Verfilmung
„Das geheime Fenster“ (2004) mimte
Depp den an einer multiplen Identitätsstörung leidenden Schriftsteller Mort Rainey. In
„The Libertine“ spielte er schließlich den britischen, skandalumwitterten Dichter
John Wilmot.
Auch in der vierten Zusammenarbeit mit Regisseur
Tim Burton war
Johnny Depp in einer Paraderolle zu sehen, diesmal als exzentrischer Fabrikinhaber Willy Wonka in
„Charlie und die Schokoladenfabrik“ (2005), kurz darauf lieh
Depp in Burtons Animationsfilm
„Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche“ der Hauptfigur Victor seine Stimme.
Die nächsten beiden Jahre gehörten wieder der
„Fluch der Karibik“-Reihe, deren Teile 2 und 3 sich in die Reihe der erfolgreichsten Filme aller Zeiten einreihten. Danach war wieder Zeit für die nächsten
Tim Burton-Projekte.
2007 war Johnny Depp als Hauptdarsteller in dessen Verfilmung des Musicals
„Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street“ zu sehen, für die
Burton auf die Originalmusik von
Stephen Sondheim zurückgriff. 2010 spielte
Depp in Burtons 3D-Verfilmung des Kinderbuchklassikers
„Alice im Wunderland“ den Verrückten Hutmacher, wozu wie schon zuvor bei
„Edward mit den Scherenhänden“, „Sleepy Hollow“, „Charlie und die Schokoladenfabrik“ und
„Corpse Bride“ Danny Elfman die Filmmusik beisteuerte. Außerdem war
Depp in der Literaturverfilmung
„Public Enemies“ (2009) als Bankräuber John Dillinger und in
Terry Gilliams „Das Kabinett des Dr. Parnassus“ (2010) zu sehen. Hier teilte er sich mit
Jude Law und
Colin Farrell die Hauptrolle, nachdem
Heath Ledger während der Dreharbeiten verstorben war.
Nach dem launigen Spionage-Abenteuer
„The Tourist“ (2010) mit
Angelina Jolie stach
Depp wieder als Jack Sparrow in See, bevor er in
„The Rum Diary“ erneut in einer Verfilmung seines verstorbenen Freundes
Hunter S. Thompson mitwirkte.
Seit 2011 ist
Depp auch immer wieder als Produzent aufgetreten. Sein Debüt feierte er mit
Martin Scorseses wundersamem
„Hugo Cabret“ (2011). Es folgten
„The Rum Diary“ (2011),
Tim Burtons „Dark Shadows“ und
„Lone Ranger“ (2013), in denen Depp ebenso mitwirkte wie in dem für 2014 angekündigten Crime-Thriller
„Mortdecai“. Weitere Zukunftsprojekte als Schauspieler sind das Musical
„Into The Woods“ sowie die Sequels
„Alice In Wonderland 2“ und
„Pirates Of The Caribbean: Dead Men Tell No Tales“.
Aktuell im Kino zu sehen ist
Depp in dem Regiedebüt des Oscar-prämierten Kameramanns
Wally Pfister (
„Inception“, „Dark Knight“-Trilogie).
In dem von
Christopher Nolan co-produzierten Science-Fiction-Thriller
„Transcendence“ schlüpft
Depp in die Rolle von Dr. Will Caster, der als anerkannter Experte auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz mit seiner Frau Evelyn (
Rebecca Hall) kurz davor steht, ein vollkommen neuartiges Computersystem zu erschaffen – ein Elektronengehirn, das über menschliche Emotionen verfügt und selbstständig reflektieren kann. Eine Gruppe technikfeindlicher Extremisten will den Superrechner um jeden Preis verhindern und verübt ein Attentat auf Dr. Caster. Doch anstatt den Wissenschaftler zu stoppen, verhelfen sie ihm damit erst zum Erfolg. Denn Evelyn, hin und her gerissen zwischen Liebe und Forscherdrang, vollendet das Experiment gemeinsam mit Max Waters (
Paul Bettany), einem engen Freund und Kollegen ihres Mannes. Sie verbinden das Gehirn des schwer verletzten Will mit dem Computer und lassen seinen Geist mit der Maschine verschmelzen. So entsteht ein hochintelligentes Wesen, das sich bald seiner ungeheuren Macht bewusst wird.
Filmographie:
1984: Nightmare – Mörderische Träume (A Nightmare on Elm Street)
1985: Die Lady mit dem Colt (Lady Blue, Fernsehserie, Folge 1x04 Skalpell des Todes)
1985: Die Superaufreißer (Private Resort)
1986: Slow Burn (Fernsehfilm)
1986: Platoon
1987: Hotel (Fernsehserie, Folge 4x15 Unfinished Business)
1987–1990: 21 Jump Street – Tatort Klassenzimmer (21 Jump Street, Fernsehserie, 80 Folgen)
1990: Cry-Baby
1990: Edward mit den Scherenhänden (Edward Scissorhands)
1991: Freddy’s Finale – Nightmare on Elm Street 6 (Freddy’s Dead: The Final Nightmare)
1993: Arizona Dream
1993: Benny und Joon (Benny & Joon)
1993: Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa (What’s Eating Gilbert Grape)
1994: Ed Wood
1995: Don Juan DeMarco
1995: Dead Man
1995: Gegen die Zeit (Nick of Time)
1996: Cannes Man
1997: Donnie Brasco
1997: The Brave
1998: Fear and Loathing in Las Vegas
1998: L.A. Without a Map
1999: Die neun Pforten (The Ninth Gate)
1999: The Astronaut’s Wife – Das Böse hat ein neues Gesicht (The Astronaut’s Wife)
1999: Sleepy Hollow (Sleepy Hollow)
1999: Die Beat Generation – Wie alles anfing (The Source)
2000: In stürmischen Zeiten (The Man Who Cried)
2000: Bevor es Nacht wird (Before Night Falls)
2000: Chocolat – Ein kleiner Biss genügt (Chocolat)
2001: Blow
2001: From Hell
2002: Lost in La Mancha
2003: Fluch der Karibik (Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl)
2003: Irgendwann in Mexico (Once Upon a Time in Mexico)
2004: Das geheime Fenster (Secret Window)
2004: Happy End mit Hindernissen (Ils se marièrent et eurent beaucoup d’enfants)
2004: Wenn Träume fliegen lernen (Finding Neverland)
2004: The Libertine
2005: Charlie und die Schokoladenfabrik (Charlie and the Chocolate Factory)
2005: Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche (Tim Burton’s Corpse Bride, Stimme)
2006: Wunder der Tiefe 3D (Deep Sea 3D, Stimme)
2006: Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2 (Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest)
2007: Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt (Pirates of the Caribbean: At World’s End)
2007: Joe Strummer: The Future Is Unwritten (Dokumentation über den Sänger von The Clash)
2007: Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street (Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street)
2009: Public Enemies
2009: Das Kabinett des Dr. Parnassus (The Imaginarium of Dr. Parnassus)
2009: SpongeBob Schwammkopf (SpongeBob SquarePants, Fernsehserie, Folge 6x11 Die Welle zurück, Stimme)
2010: The Doors: When You’re Strange (When You’re Strange, Stimme)
2010: Alice im Wunderland (Alice in Wonderland)
2010: The Tourist
2011: Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten (Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides)
2011: The Rum Diary
2011: Jack und Jill (Jack and Jill)
2011: Rango (Stimme)
2012: 21 Jump Street
2012: Dark Shadows
2013: Lone Ranger (The Lone Ranger)
2014: Transcendence
Playlist:
01.
Klaus Badelt - Underwater March (
Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl) - 04:14
02.
Danny Elfman - Castle On The Hill (
Edward Scissorhands) - 06:25
03.
Rachel Portman - Love Theme (
Benny & Joon) - 03:08
04.
Rachel Portman - The Story Of Grandmere (
Chocolat) - 04:09
05.
Howard Shore - Elmogambo (
Ed Wood) - 03:20
06.
Osvaldo Golijov - Close Your Eyes (
The Man Who Cried) - 03:45
07.
Michael Kamen - Doña Julía (
Don Juan DeMarco) - 04:58
08.
Salma Hayek - Siente Mi Amor (
Once Upon A Time In Mexico) - 04:24
09.
Patrick Doyle - Donnie & Lefty (
Donnie Brasco) - 04:27
10.
Jan A.P. Kaczmarek - The Park On Piano (
Finding Neverland) - 05:25
11.
Graeme Revell - End Titles (
Blow) - 07:00
12.
Wojciech Kilar - Opening Titles (
The Ninth Gate) - 03:32
13.
Philip Glass - Main Titles (
Secret Window) - 02:01
14.
Mychael Danna - Why Did You Lose Faith? (
Transcendence) - 04:58
15.
Hans Zimmer - Singapore (
Pirates of the Caribbean: At World's End) - 03:39
16.
Rodrigo y Gabriela - South of Heaven's Chanting Mermaids (
Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides) - 05:50
17.
Trevor Jones - In Memoriam (
From Hell) - 07:03
18.
Danny Elfman - Main Titles (
Sleepy Hollow) - 03:09
19.
Danny Elfman - The Indian Palace (
Charlie and the Chocolate Factory) - 03:15
20.
Danny Elfman - Alice's Theme (
Alice In Wonderland) - 05:09
21.
Elliot Goldenthal - Plane To Chicago (
Public Enemies) - 03:25
22.
Christopher Young - Mother Of Balls (
The Rum Diary) - 04:01
23.
Hans Zimmer - Rango Suite (
Rango) - 06:00
24.
James Newton Howard - Because I Kissed You (
The Tourist) - 03:34
25.
Danny Elfman - Dark Shadows - Prologue (
Dark Shadows) - 07:52
Soundtrack Adventures #135 with JOHNNY DEPP @ Radio ZuSa 2014-04-20 by Dirk Hoffmann on Mixcloud