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Mittwoch, 1. Dezember 2021

Playlist #333 vom 05.12.2021 - NEUHEITEN 2021 (8)

Große Namen, produktive Hollywood-Routiniers und interessante Newcomer gibt es auch in der achten Sendung in diesem Jahr bei der Vorstellung von Soundtrack-Neuheiten zu hören. Die große Gemeinde der Hans-Zimmer-Fans wird sich über die neue Extended Version seines Live-Album „The World of Hans Zimmer: A Symphonic Celebration“ mit Blu-ray ebenso freuen wie über seine neue, mit Steve Mazzaro eingespielte Arbeit zu „Army of Thieves“, seine ihm oft assistierenden Weggefährten Lorne Balfe und Steve Jablonsky sind genauso mit neuen Werken am Start wie die populären Komponisten Alberto Iglesias, Max Richter, Alexandre Desplat, Craig Armstrong, Rachel Portman und viele andere mehr. 
Der britische Drehbuchautor, Produzent und Regisseur Norman Stone hat bereits 2005 mit „C. S. Lewis: Beyond Narnia“ eine Dokumentation zum berühmten irischen Schriftsteller C. S. Lewis (1898-1963) präsentiert, nun hat er sich des Theaterstücks „The Most Reluctant Convert“ von Max McLean angenommen, um das Leben des Autors der „Chroniken von Narnia“ und der „Perelandra“-Trilogie von seiner harten Kindheit über seine Erlebnisse im Ersten Weltkrieg bis zu seinen einflussreichen Freundschaften in Oxford zu beschreiben und dabei die Wandlung vom überzeugten Atheisten zum produktiven Christen zu thematisieren. 
Craig Armstrong („Snowden“, „Am grünen Rand der Welt“) hat dazu gewohnt einfühlsame Klänge und Melodien gefunden, die das bewegte Leben des Freundes von J.R.R. Tolkien adäquat untermalt. 
Die Amazon-Original-Serie „The Wheel of Time“ basiert auf der Buchreihe von Robert Jordan und erzählt die Geschichte von Moiraine (Rosamund Pike), die durch die Begegnung mit fünf jungen Frauen und Männern eine gefährliche, weltumspannende Reise in Gang setzt. Lorne Balfe hat dieses dramatische Action-Abenteuer mit einer Vielzahl von exotischen Instrumenten vielfarbig musikalisch in Szene gesetzt, außerdem auch noch die Fernseh-Mini-Serie „Dopesick“ vertont, in der die Opium-Abhängigkeit in den USA aus den Blickwinkeln sowohl der Pharma-Industrie als auch der DEA und einer verzweifelten Gemeinschaft von Minenarbeitern in Virginia thematisiert. 
Unter der Regie von Reinaldo Marcus Green spielt Will Smith in „King Richard“ den Vater von Venus und Serena Williams, die er mit unnachgiebigem Einsatz an die Spitze der Damen-Tennis-Welt führt. Kris Bowers („Green Book“, „Bridgerton“, „Dear White People“), der mit Green bereits bei „Monsters and Men“ zusammengearbeitet hat, durfte bei der musikalischen Untermalung seinen Instinkten freien Lauf lassen. 
„Zu sehen, wie Richard und Oracene ihre Töchter Serena und Venus mit Liebe und Aufopferung unterstützen, hat mich nicht nur daran erinnert, dass so viele schwarze Familien und schwarze Eltern alles für ihre Kinder tun, sondern auch an meine eigenen Eltern. Auf ähnliche Weise wie Richard hat mein Vater, bevor ich geboren wurde, entschieden, dass ich Klavier spielen sollte, und meine Eltern suchten im ganzen Land nach den besten Musiklehrern. Als ich mein Können entwickelte, stand mein Vater in ständigem Kontakt mit all meinen Lehrern, um herauszufinden, wie ich mich weiterentwickeln könnte, und er saß hinter mir, wenn ich jeden Tag übte, von meiner Zeit als Vierjähriger bis zum Ende der High School“, blickt Kris Bowers zurück. 
„Durch die persönliche Beziehung habe ich mich mit der Geschichte des Films verbunden gefühlt. Ich beschloss, vor allem das Piano und das präparierte Piano zu verwenden. Außerdem wollte ich den Sound und das Gefühl von Tennis heraufbeschwören, also entschied ich, nur Streicher, Harfe, Piano, präpariertes Piano und Percussion zu verwenden, wobei das präparierte Piano und die Percussions während der Momente zum Einsatz kommen, wenn die Williams-Schwestern ihre Einzigartigkeit im von Weißen dominierten Sport demonstrieren.“ 
2019 veröffentlichte Sony Classical mit „The World of Hans Zimmer: A Symphonic Celebration“ eine großartige Aufnahme von Hans Zimmers Arbeiten, die im Wiener Konzerthaus vom ORF Vienna Radio Symphony Orchestra, den Neue Wiener Stimmen und etlichen Solisten wie der Sängerin Lisa Gerrard, der Cellistin Marie Spaemann, der Violinistin Rusanda Panfili und vielen anderen aufgeführt haben, darunter Suiten aus seinen Erfolgsfilmen „Gladiator“, „Hannibal“, „The Dark Night“, „The Da Vinci Code“, „Kung Fu Panda“, „König der Löwen“, „Inception“ und „Fluch der Karibik“. „Es gibt viele schreckliche Dinge, die man über Hollywood sagen kann, und alle sind sie wahr; aber die eine Sache, die man nicht davon trennen kann, ist, dass es mehr orchestrale Musik in Auftrag gibt als jede andere Institution, und zwar täglich, so dass sowohl orchestrale Musik als auch die Orchester selbst am Leben gehalten werden können. Der Stolz, den ich bei diesem Konzert empfinde und mit euch teile, ist weniger auf meine Musik zurückzuführen als auf die Meisterschaft und die Menschlichkeit der Musizierenden“, erklärt der berühmte Komponist im ausführlichen Booklet der Doppel-CD, die nun in der Extended Version im Digipak mit zusätzlicher Blu-ray veröffentlicht worden ist, auf der neben der Konzertaufnahme auch weitere Videos zum Alan-Walker-Remix von „Time“ (aus dem „Inception“-Soundtrack) und zu dem Konzert enthalten sind. 
„Ohne sie würde es nur Stille geben, und es ist eine Ehre, diese Stille durch die Exzellenz, Fähigkeit und Seele des Orchesters zu durchbrechen. Ich sehe Musik als autonome Sprache, die tiefer als die Noten geht, die auf Papier niedergeschrieben worden sind. Ein Score ist eine Blaupause, mehr nicht. Ein Architekt kann das unglaublichste Gebäude gestalten, das man sich vorstellen kann, aber das ist irrelevant, wenn niemand es baut.“ 
Nach dem Re-Release von „Sostiene Pereira“ veröffentlicht Caldera Records mit „Gli occhiali d’oro“ einen weiteren Score von Ennio Morricone, der mit Regisseur Giuliano Montaldo seit dessen Regiedebüt „Grand Slam“ (1967) in 40 Jahren an allen elf Filmen bis 2008 mitgewirkt hat. Der 1987 entstandene Film „Gli occhiali d’oro“ vereint mehrere Geschichten in sich, die des von Philippe Noiret gespielten Arztes, der so lange respektiert wird, wie er seine Homosexualität zu verbergen vermag, ebenso wie die eines jungen jüdischen Mannes (Rupert Everett), der die Bedrohung wahrnimmt, die Mussolini und Hitler im Italien der 1930er Jahre darstellen. Neben der Darstellung individueller Schicksale thematisiert Montaldos Drama die gemeinschaftliche Blindheit, die Art und Weise, wie intelligente, gebildete und sensible Bürger durch den Faschismus geködert wurden. Morricone hat eine einfühlsame, melancholische Musik mit mehreren Themen komponiert. 
Abgerundet wird die Sendung durch neue Musik aus Fernsehserien, die Max Richter („Invasion“), Bear McCreary („Masters of the Universe: Revelation“), Brian Tyler („Yellowstone“) und Gustavo Santaolalla („Narcos: Mexico“, „El Cid“) kreiert haben. 

Playlist: 

1. Craig Armstrong - The Supernatural (The Most Reluctant Convert) - 03:39 
2. Lorne Balfe - Moiraine Sedai (The Wheel of Time: The First Turn) - 04:09 
3. Daniel Pemberton - Last One (The Rescue) - 04:24 
4. Kris Bowers - Stafford (King Richard) - 03:52 
5. Max Richter - Listen to Your Voice (Invasion: Season 1) - 04:29 
6. Lorne Balfe - Give Us Something (Dopesick) - 04:56 
7. Ramin Djawadi - Across the Ocean of Time (Eternals) - 03:50 
8. Hans Zimmer - Hannibal: To Every Captive Soul [Live] (The World of Hans Zimmer) - 07:00 
9. Hans Zimmer & Steve Mazzaro - Longing For More (Army of Thieves) - 03:09 
10. Steve Jablonsky - Myth or Legend (Red Notice) - 04:08 
11. Rob Simonsen - Reconciliation (Ghostbusters: Afterlife) - 04:36 
12. Brian Tyler & Breton Vivian - Cowboys Don't Say Goodbye (Yellowstone: Season 4) - 04:05 
13. Bear McCreary - Arthur's Elegy (Call of Duty Vanguard) - 02:16 
14. Bear McCreary - Randor and Malena (Masters of the Universe: Revelation, Vol. 2) - 05:03 
15. Rachel Portman - Strong Opinions (Julia) - 04:12 
16. Ennio Morricone - Ultimo Dialogo (Gli Occhiali d'Oro) - 06:43 
17. Laurent Juillet - Perquisition (Mensonges) - 04:30 
18. Jonas Colstrup & Viktor Árnason - Endless Variables (It Is Not Over Yet) - 03:31 
19. Martin Todsharow - Trying Harder (Contra) - 03:23 
20. Vincent Stora - Final (Villa Caprice) - 03:07 
21. Jonny Greenwood - Press Call (Spencer) - 02:06 
22. Jonny Greenwood - So Soft (The Power of the Dog) - 03:03 
23. Alexandre Desplat - Obituary (The French Dispatch) - 03:30 
24. Gustavo Santaolalla - Fare Thee Well (Finch) - 04:24 
25. Gustavo Santaolalla - Misterio (El Cid: Themes and Inspirations) - 03:52 
26. Gustavo Santaolalla & Kevin Kiner - Charlotte's Web (Narcos: Mexico) - 03:24 
27. Jeff Beal - Ruby Kills Oswald (JFK Revisited: Looking Through the Looking Glass) - 06:10 
28. Alberto Iglesias - Maixabel (Maixabel) - 08:21

Dienstag, 13. Juli 2021

Playlist #323 vom 18.07.2021 - NEUHEITEN 2021 (5)

In den vergangenen Wochen sind so viele neue Soundtracks erschienen, dass eine Sendung nicht ausreicht, um sie auf angemessene Weise vorzustellen, weshalb sich nach der letzten Ausgabe der Soundtrack Adventures mit neuen Filmmusiken und Artverwandtem gleich die nächste ins Spiel einbringt. Heute gibt es von prominenten Komponisten wie Brian Tyler, George Fenton und Lorne Balfe sogar je zwei neue Arbeiten zu hören, dazu gesellen sich eine Vielzahl von neuen Namen und Musiken aus Dramen, Thrillern, Netflix-Serien, Animationsfilmen und Dokumentationen. 
Eröffnet wir die Sendung von dem israelischen Komponisten Frank Ilfman, der zunächst Posaune und Klavier am Jaffa Conversatorium of Music studierte, im Alter von dreizehn Jahren zur Tel Aviv Dixieland Band stieß und zur Filmmusik stieß, als er die Bavaria Studios besuchte, wo er Klaus Doldinger kennenlernte, der gerade die Musik zu „Die unendliche Geschichte“ aufnahm. 
Mittlerweile hat Ilfman die Musik zu über 100 Fernsehserien, Kurzfilmen und Kinoproduktionen beigesteuert. Für Yuval Adlers Spionage-Thriller „The Operative“ mit Diane Kruger und Martin Freeman in den Hauptrollen komponierte er eine einfühlsam-melodische und dramatische Musik. 
„Yuval ist ein großer Fan thematischer Musik, aber nicht im konventionellen Sinne einer geradlinigen Melodie, sondern eher als Sound-Cluster und Texturen, die in verschiedenen Teilen des Films wiederholt und mit einigen der Charaktere assoziiert werden können“, meint Ilfman. „Ich fand, es war die perfekte Möglichkeit, um einige alte Synthesizer zu verwenden, die nicht immer gestimmt sind und dem großen und schweren, tiefen Orchester fast eine lebendige, fließende Textur verleihen können. Wir haben ein 80-köpfiges Orchester mit einer großen Streichergruppe mit zusätzlichen Celli und Bässen verwendet, die in den Teldex Studios in Berlin aufgenommen wurden, um diese zusätzlichen Tiefentexturen zu kreieren, die dem Thriller das Gefühl der Gefahr vermitteln. Für Rachel wollte ich etwas, das immer noch ein Gefühl von tief beunruhigender Emotion vermitteln kann, und hielt eine Solo-Harfe für das perfekte Instrument, da sie schön und sanft klingen kann, aber bei Bedarf auch unruhig.“ 
Uberto Pasolinis berührendes Drama „Nowhere Special“ erzählt die Geschichte des 35-jährigen Fensterreinigers John, der nicht nur alleinerziehend ist, seit die Mutter seines Sohnes kurz nach der Geburt gegangen war, sondern eine neue Familie für seinen dreijährigen Sohn finden muss, als er die Diagnose erhält, nur noch wenige Monate leben zu dürfen. „Es war sehr wichtig, den richtigen Sound und Ton für den Film zu finden“, erklärt Komponist Andrew Simon McAllister. „Der Film selbst weist eine so delikate und emotionale Story auf, dass es wichtig war, es mit der emotionalen Musik nicht zu übertreiben. John ist ein einfacher Charakter, und die richtige Instrumentation für John und seinen Sohn zu finden war der Schlüssel. Ich fand, dass Piano und Streicher zu viel seien, dass die Gitarre wirklich mit ihnen kommunizierte. Ich habe Vater- und Sohn-Themen entwickelt, die miteinander verflochten werden können, während sich ihre Beziehung im Laufe des Films entwickelt und im letzten Track ,Final Journey‘ gipfelt, als John endlich eine Entscheidung trifft, wen er für Micheal ausgewählt hat.“
Ähnlich einfühlsam ist auch der Score von Jeff Russo und Zoë Keating zur HBO-Produktion von „Oslo“ ausgefallen, der Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von J.T. Rogers mit Ruth Wilson und Andrew Scott in den Hauptrollen eines norwegischen Ehepaars, das am Rande der Verhandlungen zum Friedensabkommen von Oslo, das den Nahostkonflikt zwischen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und Israel lösen soll, mit einer engagierten Gruppe von Israelis und Palästinensern dafür sorgt, dass das Abkommen überhaupt zustande kommt. 
Taylor Sheridan hat nicht nur in Fernsehserien wie „Veronica Mars“, „Sons of Anarchy“ und „Yellowstone“ als Schauspieler mitgewirkt, sondern ist vor allem durch seine Drehbücher zu den beiden „Sicario“-Filmen sowie „Hell or High Water“ bekannt geworden. Gelegentlich tritt der US-Amerikaner auch als Regisseur in Erscheinung. In dem Action-Drama „Those Who Wish Me Dead“, für das er zusammen mit dem Autor der Romanvorlage, Michael Koryta, das Drehbuch verfasst hat und bei dem er darüber hinaus die Regie führte, schickt er Angelina Jolie als Survival-Expertin und Feuerwehrfrau in die Einsamkeit der Berge, wo sie die Katastrophe einer Mission in Montana zu verarbeiten versucht, bei der drei Menschen ums Leben gekommen sind. Dabei begegnet sie einem Jungen, der Zeuge eines Mordes gewesen ist und nun von einem Verbrecher-Duo gejagt wird. 
Brian Tyler schuf dazu ebenso eine dramatische, vollorchestrale Musik wie zum bereits 9. Teil der erfolgreichen „Fast and Furious“-Reihe. 
Keltisch gefärbte Klänge gibt es von Timothy Williams zum romantischen Drama „Finding You“ zu hören, wobei er sich für die Vertonung der Romanze zwischen einer vielversprechenden Violinistin und einem jungen Filmstar die Unterstützung von Kieran Kiely holte, der durch seine Zusammenarbeit mit Sinéad O’Connor, Stevie Nicks und David A. Stewart bekannt geworden ist. 
„Wir fanden in Zoë Conway die perfekte Violinistin, um sowohl das virtuose klassische Material zu spielen als auch das witzige und rhythmische irische Zeugs. Abgerundet wird die irische ,Band‘ durch den legendären John McSherry, Steve Coogan, Paul Cartwright und Ash Soan“, erzählt Williams. „Während die irischen Farben den Film durchdringen, wollten wir dennoch eine dramatische Partitur schaffen, die Finleys Reise des Wachstums, der Freundschaft und der Entdeckung abdeckt, mit Streichern, Klavier, Elektronik und einer Flut von Schlaginstrumenten, darunter mehrere keltische Harfen, Autoharfe, Mandoline und eine irische Bouzouki. Der Score wird von der Bodhran angetrieben und darüber sitzen die Pfeifen und Uilleann Pipes, gespielt von John McSherry. Es hat so viel Spaß gemacht, diese mitreißende abenteuerliche Partitur zu erstellen.“ 
Für Victor Vus übernatürlichen Horror-Film „The Guardian“ stand sein langjähriger Komponist Christopher Wong vor der Herausforderung, eine musikalische Welt zu finden, die eine Verbindung zwischen den übernatürlichen Themen und vietnamesischem Electro-Pop herstellt. 
„Der Score, den wir für ,The Guardian‘ komponierten, ist anders als alle Scores, die wir zuvor mit dem Regisseur realisiert hatten. Statt unserer normalen Tendenz zu orchestraler Musik besteht dieser Score zu großen Teilen aus elektronischer Musik und Sound Design, und es hat Spaß gemacht, etwas auszuprobieren, was wir vorher nicht gemacht haben. Ebenso ungewöhnlich war die Notwendigkeit, eine gehörige Portion EDM und Pop-Musik zu kreieren, da es in der Geschichte um einen College-Studenten geht, der ein Pop-Star wird.“ 
Jordi Garcia Rodriguez beleuchtet in seinem Dokumentarfilm „Non-Citizens“ das Schicksal zentralafrikanischer Immigranten, die in den Auffanglagern unter schrecklichen Umständen um ihr Leben kämpfen. Der Film kontrastiert die Nöte der Menschen in Afrika mit den abstrakten, philosophischen Sorgen einer europäischen Frau in Berlin. 
„Da ich selbst Immigrant bin, war ich von dem Plot des Films wirklich fasziniert“, berichtet der seit 2001 in Hamburg lebende Komponist Leon Gurvitch. „Vor zwanzig Jahren kam ich als Immigrant nach Deutschland und ließ meine Vergangenheit in Weißrussland zurück, so dass ich Erfahrungen aus erster Hand darüber besitze, wie man sich als Fremder fühlt und von Grund auf ein neues Leben aufbaut. Mein Modus operandi besteht in dem Komponieren auf Papier, also begann ich zu improvisieren und mit Sound-Fusion-Effekten zu experimentieren, um das Drama auszudrücken, das das Leben der Flüchtlinge begleitet. Ich wollte afrikanische Percussions verwenden und sie mit moderner klassischer Musik verbinden.“ 
Der erfolgreiche britische Komponist George Fenton („Planet Erde“, „Gandhi“, „Zeit der Wölfe“, „König der Fischer“) vertonte mit „The United Way“ die Erfolgsgeschichte des englischen Top-Fußball-Clubs Manchester City sowie mit „The Secret – Das Geheimnis“ eine Spielfilm-Adaption des Selbsthilfe-Bestsellers „The Secret“ von Rhonda Byrne mit Katie Holmes und Josh Lucas in den Hauptrollen, wofür Fenton sehr lyrische Klänge fand. 
Nach über zwanzig Kurzfilmen in den letzten fünf Jahren präsentiert der französische Komponist Raphaël Dargent aks PHAR mit „L’instant présent“ seinen ersten Spielfilm-Score. Der Film von Drehbuchautor, Regisseur und Schauspiler Florian Hessique erzählt die Geschichte eines Mannes, der nach einem Sturz vom Pferd für zehn Jahre im Koma lag und nun ohne Erinnerungen an sein früheres Leben in seine an sich vertraute Umgebung zurückkehrt. 
„Was wäre, wenn ich ein Orchester hätte, um Musik für ein Karussell zu schreiben? Wie würde das klingen? Das war das grundlegende Konzept hinter dem Score für ,L’instant présent‘“, erklärt PHAR. „Die Idee kam ganz natürlich auf, da das Reiten ein Hauptthema des Films darstellt. Darüber hinaus passte das Komponieren von Musik, die die Idee eines unendlichen Kreises vermittelt, hervorragend zur Erzählstruktur. Ich wählte ein Orchester mit sehr wenig Blechbläsern und arrangierte die Musik so, dass sie an die Kindheit erinnert, mit subtilen und unbeschwerten Texturen. Es war der beste Weg, die Naivität und Nostalgie, die der Regisseur suchte, zu erfassen.“ 
Nach neun Filmen hat sich das erfolgreiche Horror-Franchise „Saw“ so ziemlich ausgelutscht, doch nun kommt mit „Spiral“ ein Spin-Off in die Lichtspieltheater, bei dem Darren Lynn Bousman, Regisseur der Sequels Nummer 2, 3 und 4, auf den Regiestuhl zurückkehrt und dabei natürlich Komponist Charlie Clouser für die vertraute musikalische Atmosphäre sorgen lässt, wobei die vertrauten Amanda- und Zepp-Themen erst im letzten Drittel des Films ausgespielt werden. 
Mit „Sasquatch“ folgt Regisseur Joshua Rofé dem investigativen Journalisten David Holthouse, der einen fünfundzwanzig Jahre alten Dreifachmord an drei Cannabis-Züchtern in den Wäldern von Mendocino County aufzuklären versucht, wofür angeblich eine mythische Kreatur verantwortlich gewesen sein soll. 
„In seinem Kern geht es in ,Sasquatch‘ um das Unbekannte und wie die der Menschheit angeborene Angst vor dem, was gerade um die Ecke lauern könnte, zu größeren Tropen in unserer Gesellschaft beiträgt“, erklärt der Komponist H. Scott Salinas. „Das Ziel der Filmmusik war es, den Zuschauer an diesen unbequemen Ort zu führen, an dem man sich tief im Wald befindet und es bald dunkel wird und man plötzlich nicht mehr dort sein möchte. Jeder Sound in der Partitur wurde sorgfältig kuratiert, um eine beunruhigende Qualität zu haben - Percussion aus Blättern, die unter den Füßen zerquetscht werden, eine entfernte und verzerrte Orgel, verlangsamte und trällernde Streicher und über Gitarrenverstärker spielende Klaviere.“ 
Playlist: 
1. Frank Ilfman - Rachel's Theme (The Operative) - 05:00 
2. Andrew Simon McAllister - Father Son (Nowhere Special) - 02:16 
3. Jeff Russo & Zoë Keating - What Will Become of Us (Oslo) - 06:20 
4. Brian Tyler - The Love of a Father (Those Who Wish Me Dead) - 02:07 
5. Brian Tyler - Transitions (F9) - 02:42 
6. Hanan Townshend - Opening Titles (Blue Miracle) - 02:03 
7. Timothy Williams & Kieran Kiely - Sweeny's Story (Finding You) - 03:50 
8. Ólafur Arnalds - Saudade (When We Are Born) - 02:30 
9. Lorne Balfe - Fireflies (Black Widow) - 03:13 
10. Lorne Balfe - Homecoming (The Tomorrow War) - 02:17 
11. Christopher Wong - Remembrances (The Guardian) - 02:42 
12. Leon Gurvitch - Waves (Non-Citizens) - 04:16 
13. Robin Schlochtermeier - The Plan (A Space In Time) - 04:25 
14. George Fenton - The United Way Credits (The United Way) - 03:32 
15. George Fenton - Finding the Letter (The Secret Dare to Dream) - 03:43 
16. Debbie Wiseman - William I (The Music of Kings & Queens) - 03:55 
17. Varqa Buehrer - Let Me God (Better Days) - 03:44 
18. PHAR - L'Instant présent (L'Instant présent) - 04:27 
19. Antonio Pinto - No One Gets Hurt (The Mosquito Coast - Season 1) - 03:55 
20. Pascal Gaigne - Créditos finales (Ilargi Guztiak) - 04:07 
21. Gábor Keresztes - Be (Preparations to Be Together for an Unknown Period of Time) - 03:13 
22. Jeff Grace - Colorado (Sweet Tooth - Season 1) - 03:43 
23. Charlie Clouser - Be Partners (Spiral) - 05:39 
24. David Holmes - Safe Travels, Mrs. Capelli (No Sudden Move) - 03:43 
25. Martin Phipps - Jenny (SOLOS) - 03:47 
26. Marco Beltrami & Marcus Trumpp - Main Titles (Fear Street Part One: 1994) - 02:08 
27. Mark Kilian - The Office (President in Waiting) - 04:32 
28. H. Scott Salinas - Mendo (Sasquatch) - 05:05 
29. Dan Romer - I Wish I Could Take It Back (Luca) - 04:01 
30. Navid Hejazi - Inicio (La Piel Del Volcan) - 09:43

Samstag, 24. Oktober 2020

Playlist #304 vom 25.10.2020 - NEUHEITEN 2020 (4)

In der vierten Sendung diesen Jahres mit neuen Soundtracks geht es passend zum Herbst überwiegend sehr ruhig und melancholisch zu. Neue Alben von Ludovico Einaudi, Atli Örvarsson, Hugar, Zbigniew Preisner, Steven Price, Peter Gregson und Hanan Townshend verführen ihre Hörerschaft mit wunderbar schwebenden Piano- und Streicher-Melodien, während Anne Dudley und Harry Gregson-Williams ihre Kompositionen mit exotischen Akzenten versehen. Dazu überrascht Elliot Goldenthal mit ungewohnt rockigen Klängen, wohingegen Schiller unter seinem bürgerlichen Namen Christopher von Deylen ein spannendes Album mit dem programmatischen Titel „Colors“ präsentiert. 

Oscar-Gewinner Elliot Goldenthal zählt zu den renommiertesten Konzert- und Filmkomponisten in Hollywood und hat nicht nur mit Joel Schumacher an Filmen wie „Batman Forever“, „Batman & Robin“ und „Die Jury“, sondern vor allem für seine Lebensgefährtin Julie Taymor populäre Werke wie „Frida“, „Across the Universe“ und „The Tempest – Der Sturm“ vertont. Goldenthal, der an der Manhattan School of Music unter Aaron Copland und John Corigliano studiert hatte, stand Taymor auch bei „The Glorias“ zur Seite. Taymor verfilmte die Autobiografie der berühmten Autorin, Aktivistin und Feministin Gloria Steinem, „My Life on the Road“, mit Julianne Moore und Alicia Vikander in den Hauptrollen und folgt Steinem auf ihren Stationen in Indien als junge Frau, über die Gründung des Magazins „Ms.“ in New York und ihre Rolle in der aufstrebenden Frauenrechtsbewegung in den 1960er Jahren bis zur historischen „National Women’s Conference“ im Jahr 1977. 
„Die Konstante in dem Film ist der ,Bus außerhalb der Zeit‘-Ritt, der manchmal vier Jahrzehnte in Glorias Leben mit vier Schauspielerinnen simultan in einer zeitlosen Reise umfasst. Manchmal scheint eine verstärkte Solo-Gitarre die offene Weite der ,American Road‘ und die Zeitlosigkeit der persönlichen Reflexion zu suggerieren. Manchmal wird das Persönliche mit dem Politischen kontrastiert, wo das volle Orchester mit großen Menschenansammlungen einhergeht, wie bei der Houston Konferenz 1977 oder der Marsch nach Washington im Januar 2017 anlässlich der weltweiten Frauen-Demonstrationen. Die Herausforderung in diesen Szenen bestand darin, die Ebbe und Flut der großen anregenden Reden und die Reaktionen auf die große Bandbreite an Emotionen bei den Hörer*innen abzubilden“, erklärt Goldenthal, der in „The Glorias“ auch Solo-Piano-Sequenzen, Saxophone, ein Streich-Quartett und experimentellen Jazz vereint. 
Etwas experimentell mutet auch „Flóra“ an, ein Soundtrack, den der isländische Komponist Atli Örvarsson („Babylon A.D.“, „Killer’s Bodyguard“) zusammen mit Sin Fang zur Dokumentation über den isländischen Maler Eggert Pétursson, die eine Verbindung herzustellen versucht zwischen der isländischen Natur und Péturssons Blumenbildern. Der italienische Komponist Ludovico Einaudi veröffentlicht mit dem neu gemasterten Doppel-Album „Undiscovered“ eine Retrospektive aus seinem über 25-jährigen Schaffen, wobei sich Kooperationsprojekte wie Taranta, Diaro Mali und Cloudland ebenso wiederfinden wie ausgesuchte Stücke aus seinen erfolgreichen Soloalben „Eden Roc“, „I Giorni“, „Una Mattina“, Live-Auftritte aus Berlin der Mailänder Scala, Auszüge aus Soundtrackarbeiten wie das bisher nur in Japan veröffentlichte Hauptthema von „The Third Murder“. Im Gegensatz zu den langjährig am Piano gereiften Qualitäten, die Einaudi entwickelt hat, wendet sich der elektronische Klangkünstler Schiller unter seinem bürgerlichen Namen Christopher von Deylen erstmals ausgiebig dem Instrument zu, das er im Alter von sieben Jahren durch seinen Großvater entdeckt hatte. Nach dem Klavierunterricht wurde von Deylen allerdings schnell von Pionieren der elektronischen Musik wie Tangerine Dream, Kraftwerk, Kitaro und Jean-Michel Jarre fasziniert. Mit seinem Album „Colors“, das zum großen Teil während seiner Tour Anfang des Jahres entstanden und von der Natur inspiriert worden ist, verbindet von Deylen zarte Klavier-Melodien mit chilligen elektronischen Soundscapes. 
Der polnische Komponist Zbigniew Preisner ist gleich mit zwei Arbeiten in dieser Sendung vertreten. Mit „Angelica“ ist ein bislang unveröffentlichter Score des Polen aus dem Jahre 2017 durch Caldera Records zugänglich gemacht worden. Das 2015 von Mitchell Lichtenstein auf Arthur Phillips‘ gleichnamigen Roman aus dem Jahre 2007 basierende Drama spielt im viktorianischen England und erzählt die Geschichte einer Frau namens Constance, die bei der Geburt ihrer Tochter Angelica fast stirbt und fortan auf vaginalen Sex verzichten soll, um nicht ihre Gesundheit oder sogar ihr Leben zu gefährden. Preisner bezieht sich in seiner Musik zwar auf den Romantizismus des 19. Jahrhunderts, verzichtet aber auf individuellen Charakteren zugeordneten Leitmotiven, sondern passt die Musik der Entwicklung der Geschichte an und setzt dabei auch experimentelle Elemente ein. Der sehr kurze Score zum Kurz-Film „Mother Didn’t Know“ von Anita Killi weist wunderschöne, mit Solo-Streichern und Piano arrangierte Melodien auf, die die poetische Fabel über ein junges, depressives Mädchen wunderbar untermalen. 
Island hat seit Jahren schon durch außergewöhnliche Musiker und Komponisten wie Björk, Sigur Rós, Ólafur Arnalds, Atli Örvarsson und Jóhann Jóhannson aufhorchen lassen. Mittlerweile sind auch Pétur Jonsson und Bergur Pórisson dabei, die Musikwelt mit ihrem eigenwilligen Mix aus avantgardistisch anmutender Elektronik und klassischen Instrumenten zu erobern. Das Duo, das bereits mit Ólafur Arnalds an dem Score zur britischen Erfolgsserie „Broadchurch“ gearbeitet hat, veröffentlichte unter dem eigenen Namen Hugar bislang das unabhängig veröffentlichte Debütalbum „Hugar“ (2014) und im vergangenen Jahr auf Sony Masterworks das Zweitwerk „ Varða“. Nun haben sie mit „The Vasulka Effect“ ihren ersten gemeinsamen Soundtrack zum gleichnamigen Dokumentarfilm über die Videokunst-Pioniere Steina und Woody Vasulka veröffentlicht, wobei sie sanfte Klaviermelodien mit zarten Streichern und reduzierten Ambient-Klängen verbinden. 
Besonders lyrische Klänge hat auch Clint Mansell („Moon“, „The Fountain“) für Ben Wheatleys Remake von Alfred Hitchcocks „Rebecca“, einer Adaption von Daphne du Mauriers klassischer Gothic-Novelle, gefunden.
Playlist:
1. Elliot Goldenthal - We The People (The Glorias) - 03:57 
2. Atli Örvarsson & Sin Fang - Teiknaði Alla Hluti (Flóra) - 03:48 
3. Ludovico Einaudi - Main Theme from "The Third Murder" (Undiscovered) - 04:15 
4. Alexandre Desplat - Airlines (Airlines) - 04:20 
5. Peter Gregson - Gifts at Dinner (Blackbird) - 04:17 
6. Hanan Townshend - Magic Spells (The Book of Vision) - 04:58 
7. Zbigniew Preisner - Solitude (Mother Didn't Know) - 01:55 
8. Zbigniew Preisner - End Credits Part II (Angelica) - 03:42 
9. Steven Price - Evolution Undone (David Attenborough - A Life On Our Planet) - 05:07 
10. Hugar - Enigma (The Vasulka Effect) - 03:58 
11. Paul Haslinger - Winter's Fall (Austerlitz) - 05:10 
12. Christopher Von Deylen - Free (Colors) - 05:48 
13. Lucas Vidal - Mist (Karma) - 04:35 
14. Clint Mansell & Kevin Kiner - Niles' Tales (Doom Patrol - Season 1) - 07:04 
15. Gustavo Santaolalla - In the Shadows (Monsterland) - 03:12 
16. Brian Tyler & Breton Vivian - A New Morning (Yellostone - Season 3) - 03:22 
17. Daniel Pemberton - Making a Lady (Enola Holmes) - 03:16 
18. David Buckley - A Good Death (Greenland) - 04:43 
19. Harry Gregson-Williams - Tulou Courtyard (Mulan) - 03:14 
20. Christopher Lennertz - Brother and Sister (The Boys - Season 2) - 02:57 
21. Anne Dudley - Strait of Malacca (The Singapore Grip) - 02:53 
22. Clint Mansell  - Last Night I Dreamt I Went to Manderley (Rebecca) - 03:00 
23. Ryan Lott - The Diary (Tell Me Why) - 03:11 
24. Marco Beltrami, Buck Sanders & Brandon Roberts - Healthcare (The Way I See It) - 03:29 
25. Stephen Warbeck - The Pizza Van (The Man in the Hat) - 04:08 
26. Dario Marianelli - Healing (The Secret Garden) - 05:28 
27. Brian Tyler - Score Suite (Clouds) - 09:02

Samstag, 21. Dezember 2019

Playlist #282 vom 22.12.2019 - NEUHEITEN 2019 (7)

In der letzten Neuheiten-Sendung des laufenden Jahres gibt es wieder eine bunte Mischung ganz unterschiedlicher Interpreten zu verschiedenen Film- und Fernsehformaten und Genres zu hören. Neben den renommierten Komponisten James Newton Howard, Alexandre Desplat, Howard Shore, Carter Burwell, Thomas Newman, Gabriel Yared, Stephen Warbeck, John Debney und Brian Tyler sind viele neue Namen, aber auch bekannter werdende Nachwuchstalente wie Jeff Russo und Martin Phipps sowie Neuveröffentlichungen von Altmeistern wie Elmer Bernstein und Lalo Schifrin in der heutigen Playlist vertreten.

Den Auftakt bildet die Zusammenarbeit zwischen John Debney und Germaine Franco zur Realfilm-Adaption der Nickelodeon-Zeichentrickserie „Dora“, die von 2000 bis 2014 auf acht Staffeln kam. Nachdem der Vorschulhit eine Spin-off- und Sequelserie, Merch-Artikel, Bücher und Videospiele hervorbrachte, legt „Die Muppets“-Regisseur James Bobin eine Fortsetzung des Familienabenteuers im Kinoformat vor, bei dem die siebenjährige Dora aus dem Fernsehen zu einem Teenager gereift ist und im Dschungel von Peru in einen Entführungsfall verstrickt wird. Die Komponisten haben dazu einen wuchtigen orchestralen Score mit Chor und exotischen Elementen kreiert.
Lele Marchitelli ist vor allem durch seine langjährige Zusammenarbeit mit dem italienischen Regisseur Paolo Sorrentino („The Young Pope“, „La Grande Bellazza“) bekannt geworden. Nun komponierte er die von feinen Piano-Melodien und leisen Streichern geprägten Score zum Dokumentarfilm „#AnneFrank – Parallel Stories“, in dem Helen Mirren aus dem Tagebuch der jungen Jüdin vorliest, die kurz vor dem Kriegsende dem Holocaust zum Opfer gefallen war.
Der schwedische Komponist Simon Kölle engagierte für seinen Score zu dem von Rasmus Tirzitis inszenierten Wikinger-Abenteuer „The Huntress: Rune of the Dead“ den schwedischen Multi-Instrumentalisten Per Runberg und die Sängerin Mohlavyr, um dem orchestralen Score außergewöhnliche Farben zu verleihen.
„Es war auf der einen Seite etwas neu für mich, einen Score für einen Wikinger-Film zu komponieren, auf der anderen Seite habe ich einen Hintergrund, Musik für Fantasy-Spiele und -Alben zu schreiben“, erzählt der 1977 in Stockholm geborene Komponist, der gerade die zweite Staffel der schwedischen Serie „Blake Lake“ und den Steven-Seagal-Action-Thriller „The Perfect Weapon“ vertont hat. „Rasmus Tirzitis verwendete keine Temp Music, um mir alle möglichen Freiheiten zu gewähren, mit der Musik eine Geschichte zu erzählen und die passende Stimmung für den Film zu kreieren.“
Seit einem bahnbrechenden Hollywood-Debüt mit „American Beauty“ hat Sam Mendes immer gut drei bis vier Jahre gebraucht, um einen neuen Film in die Kinos zu bringen. Nach den beiden James-Bond-Filmen „Skyfall“ (2012) und „Spectre“ (2015) inszenierte Mendes nun mit „1917“ ein Kriegsdrama, in dem die beiden jungen britischen in Nordfrankreich stationierten Soldaten Schofield (George MacKay) und Blake (Dean-Charles Chapman) den Auftrag erhalten, tief durch von Deutschen kontrolliertes Land zu gehen, um eine wichtige Botschaft zu überbringen. Um den gefürchteten Angriff zu verhindern, läuft den beiden Kurieren aber die Zeit davon, denn unter den Hunderten Soldaten, die dem Angriff zum Opfer fallen würden, wäre auch Blakes eigener Bruder … Thomas Newman komponierte in der siebten Zusammenarbeit mit dem Regisseur dazu einen betörend schönen, von elegischen Streichern und den für Newman typischen Piano-Tupfern getragenen Score, der besonderen Anforderungen gerecht werden musste, wie der Komponist im Interview mit "The Wrap" erinnert:
„Es ging um emotionale Inhalte im Vergleich zu dramatischen Inhalten. Am Ende musste die Musik den Ort, die Nachtfackeln und den Kontrast von Licht und Dunkelheit einbeziehen. Und die Frage, die du beantworten musst, lautet: Soll es beängstigend sein, soll es intensiv sein oder soll es dystopisch schön sein? Mendes wollte immer dystopisch schön sein, und so wurde daraus die Frage: Wie klingt das?“ 
Besonders schöne Klänge gibt es auch von Alexandre Deplat zu hören. Der französische Oscar-Preisträger („The Grand Budapest Hotel“, „The Shape of Water“) vertonte nicht nur Costa-Gravas‘ biografisches Drama „Adults in the Room“, in dem die Auseinandersetzungen über die Finanzhilfen für Griechenland 2015 aufgearbeitet werden, sondern auch Greta Gerwigs Neuverfilmung von „Little Women“.
„Als ich das erste Mal daran dachte, ‚Little Women‘ zu machen, wusste ich, dass der Score ein essentieller Teil des Storytelling werden würde. Ich wollte, dass der Film ein Musical ohne Gesang wird. Er musste wunderschön sein, ohne süßlich zu wirken, episch, ohne die Darsteller zu erdrücken, tragisch, ohne manipulativ zu sein, intelligent, ohne überlegen wirken zu wollen. Kurzgesagt, ich brauchte ein Genie, und Alexandre Desplat ist ein Genie des Kinos, da bin ich mir sicher“, berichtet die Schauspielerin und Regisseurin im Booklet zum Soundtrack von Sony Classical.
„Indem sie ‚Little Women‘ für die Leinwand adaptierte, hat sie die Erforschung vom Ende der Unschuld, die Entdeckung der Liebe und den notwendigen Kampf der Frauen um ihre Unabhängigkeit weiterentwickelt“, fügt Desplat zur Zusammenarbeit mit Greta Gerwig hinzu. „Um das Leben dieser vier jungen Mädchen auf ihrem Weg zum Erwachsensein einzufangen, habe ich es in die vier Hände zweier Pianisten gelegt. Sie werden unterstützt von einem Kammerorchester, das uns in der intimen Welt dieser ‚kleinen Frauen‘ hält.“ 
Caldera Records hat mit „Naked“ eine schöne Zusammenstellung der langjährigen Zusammenarbeit zwischen dem britischen renommierten Filmemacher Mike Leigh („Lügen und Geheimnisse“, „Happy-Go-Lucky“) veröffentlicht, auf der neben der Musik zu „Meantime“ (1983), „Hohe Erwartungen“ (1988) und „Lügen und Geheimnisse“ (1996) vor allem die von einer Harfe geprägten Musik zu dem 1993 inszenierten Drama „Nackt“ prominent vertreten ist.
Nachdem David Stone Hamilton bereits Carl Strathies Weltraum-Thriller „Solis“ vertont hatte, komponierte er nun auch dessen übernatürlichen Thriller „Dark Encounter“, in dem eine trauernde Familie die Wahrheit über das mysteriöse Verschwinden ihres achtjährigen Mädchen verarbeiten muss.
„Wir wollten mit dem Score Themen der Schuld und des Verlustes erforschen und mit der Musik die Art und Weise reflektieren, wie eine Tragödie eine Familie auseinanderreißen kann“, erklärt der Komponist. „Wenn Besucher aus einer anderen Welt in Gestalt fremdartiger Lichter erscheinen, haben wir avantgardistische Vocals verwendet, um ein Gefühl von Terror und Mystery hervorzurufen, während sie auf einen sehr menschlichen Aspekt in diesen außerirdischen Eindringlingen hinweisen. Als die wahren Absichten der Aliens entschlüsselt sind, werden die Vocals zu himmlischen Chor-Texturen transformiert und das Orchester nimmt größere Ausmaßen an. Wir wollten diesen Kontrast im musikalischen Stil und der Instrumentation, um eine wichtige Veränderung in der Geschichte zu signalisieren, während sich starke emotionale Themen als roter Faden durch den Film ziehen.“ 
Der belgische Komponist Hannes De Maeyer vertonte mit seiner Musik zum WW2-Thriller „U-235“ (aka „Torpedo“) die Geschichte flämischer Rebellen, die in geheimer Mission mit einem gekaperten deutschen U-Boot vom Kongo in die USA mit einer Fracht unterwegs sind, die den Alliierten zum Sieg verhelfen könnte.
„Ich bin immer ein Fan von WW2-bezogenen Filmen und Spielen wie der ‚Medal of Honor‘-Reihe von Michael Giacchino und Christopher Lennertz, ‚Saving Private Ryan‘ von John Williams oder ‚Band of Brothers‘ von Michael Kamen gewesen“, erzählt De Maeyer. „Während der Vorbereitung zu ‚U-235‘ bin ich komplett in diese Welt eingetaucht. Die größte Schwierigkeit bestand darin, eine Balance zwischen der Nostalgie zu finden, ohne dass es zu altmodisch klingt. Das ist etwas, an dem wir hart gearbeitet haben. Es gab keinen Zweifel daran, dass wir den Score mit einem großen Orchester voll mit Blechbläsern und Percussions aufnehmen mussten. Das war einfach das, was der Film brauchte. Die Bezüge und die Stimmungen von nostalgischen Filmen wie ‚The Great Escape‘ und ‚Indiana Jones‘ waren in allen Aspekten des Films vorhanden, auch bei der Musik.“
Der in Frankreich geborene und in Teheran lebende Komponist Christophe Rezai nimmt den Hörer mit seiner Musik zum Animations-Abenteuer „The Last Fiction“ auf eine musikalische Reise durch Raum und Zeit, wobei er die mittelalterliche Welt des Mittleren Ostens auferstehen lässt. Die Geschichte, die auf Traditionen der persischen Literatur und vor allem auf dem Klassiker „The Book of Kings“ von Ferdowski basiert, folgt zum einen dem jungen Prinzen Zahak, der durch einen Handel mit dem Teufel den Thron des antiken Persien erobert, zum anderen dem jungen Helden Afaridoun, der die Menschheit im Königreich aus der Dunkelheit befreien will. Rezai vereint in seinem Score iranische folkloristische Musik mit einem symphonischen, mit Chorälen angereicherten Orchester zu einem ebenso emotionalen wie actionreichen Soundtrack.
„Der Soundtrack zu ‚The Last Fiction‘ präsentiert die reine musikalische Kultur des Iran. Wir haben fünf Jahre damit verbracht, überall im Land die iranische Folkmusik zu erforschen, selbst in den kleinsten Dörfern“, rekapituliert Rezai die Entstehung der Musik. „Wir haben uns dazu entschlossen, weil der Film von Shahnameh (The Book of Kings) handelt, also haben wir das Bedürfnis gehabt, dass die gesamte musikalische Kultur mit einem der größten je geschriebenen iranischen Bücher repräsentiert werden sollte.

Playlist:
1. John Debney & Germaine Franco - Moon Gate (Dora and the Lost City of Gold) - 03:42
2. Lele Marchitelli - Alive (#AnneFrank - Parallel Stories) - 02:50
3. Simon Kölle - The Viking Family (The Huntress) - 03:55
4. Christophe Rezai - Jamshid's Light (The Last Fiction) - 02:26
5. Carl Thiel - Chi Sau Training (Seis Manos) - 02:12
6. Rik Schaffer - Chinatown Theme (Vampire The Masquerade - Bloodlines) - 06:09
7. Brian Tyler - Identity Crisis (Charlie's Angels) - 03:19
8. Nate Heller - Score Suite (A Beautiful Day in the Neighborhood) - 04:45
9. Stephen Warbeck - The City (Down to Earth) - 03:07
10. Gabriel Yared - Prologue (Paradise War - The Story of Bruno Manser) - 02:57
11. Max Aruj & Steffen Thom - Haley's Theme (Crawl) - 02:13
12. Labyrinth - Demanding Excellence (Euphoria) - 03:31
13. Thomas Newman - Come Back to Us (1917) - 05:40
14. Alexandre Desplat - Europe (Adults In The Room) - 05:04
15. Alexandre Desplat - Jo Writes (Little Women) - 03:50
16. James Newton Howard - Love and Suffering (A Hidden Life) - 07:45
17. Howard Shore - It Ended In Silence (The Song of Names) - 04:25
18. David Reichelt - Sola (La Palma) - 02:35
19. Carter Burwell - Are We Doing This? (The Morning Show - Season 1) - 03:53
20. Hannes De Maeyer - Sacrifice (Torpedo) - 02:24
21. David Stone Hamilton - One Year Later (Dark Encounter) - 03:22
22. Lisa Gerrard & James Orr - Nightcap (Secret Bridesmaid's Business) - 02:16 - 03:41
23. Andrew Dickson - Blank It All Out (Naked) - 02:39
24. Martin Phipps - Man on the Moon (The Crown - Season 3) - 04:09
25. Tom Howe - Lu-La's Memory (Farmageddon) - 03:15
26. Trent Reznor & Atticus Ross - How the West Was Really Won (Watchmen - Volume 01) - 03:45
27. Atticus Ross, Leopold Ross & Claudia Sarne - As Far as I Could (Earthquake Bird) - 04:58
28. Lalo Schifrin - Will We Ever See You Again? (Return From Witch Mountain) - 03:40
29. Elmer Bernstein - Goodbyes and End Credits (The Amazing Mr. Blunden) - 03:30
30. Jeff Russo - Race to the Moon [Piano Suite] (For All Mankind - Season 1) - 06:11

Samstag, 12. Oktober 2019

Playlist #277 vom 13.10.2019 - NEUHEITEN 2019 (6)

Nach zwei Monaten ist es wieder an der Zeit, neue Scores und Artverwandtes bei Soundtrack Adventures zu präsentieren. Mit dabei sind alte Bekannte wie Max Richter, Craig Armstrong, Brian Tyler, Zbigniew Preisner, Pascal Gaigne, neue Musik aus Fernsehserien wie „13 Reasons Why“, „Handmaid’s Tale“ und „Yellowstone“, Wieder- und Neuveröffentlichungen früherer Arbeiten von Kenyon Hopkins und Christopher Young sowie eine neue Stummfilmmusik des Sheffielder Duos In The Nursery.

Den Anfang macht Max Richter, der bei „Ad Astra“ erstmals mit Regisseur James Gray („Helden der Nacht – We Own the Night“, „Two Lovers“) und Hauptdarsteller Brad Pitt zusammenarbeiten durfte. In dem Science-Fiction-Film, der gerade in den deutschen Kinos läuft, spielt der Hollywood-Star einen Astronauten und Raumfahrt-Ingenieur, der im All nach seinem Vater (Tommy Lee Jones) sucht, der vor dreißig Jahren mit seiner Crew nach außerirdischem Leben forschen wollte, zu dem aber der Kontakt abbrach, als sie zuletzt Neptun umkreisten. Richter sah Anfang 2018 einen ersten Rohschnitt des Films und sprach mit dem Regisseur und Brad Pitt einige erste Gedanken, worauf der Komponist eigene Ideen abseits des Films entwickelte, Themen und Psychologie des Materials erforschte und sich dabei von den „Voyager“-Missionen der NASA inspirieren ließ, die Ende der 1970er andere Planeten erforschen sollten.
In die Kompositionen aus Streichern, Electronics und Vocals integrierte er auch Klänge, die während der ersten beiden „Voyager“-Missionen übertragen wurden.
„Dieser ,Location Aufnahme‘-Ansatz erlaubte mir, tatsächliches Material zu verwenden, das dort aufgenommen wurde, wo die Geschichte spielt, wenn Brad beispielsweise Saturn oder Jupiter hinter sich lässt, können wir wirklich Musik hören, die aus den Daten gewonnen wurde, die die Voyager von dieser Seite übertragen hat“, erklärt Max Richter. „Die Musik illuminiert so die Geschichte in zweierlei Hinsicht: sie illustriert in traditioneller Filmmusik-Weise, was in der Geschichte geschieht, aber sie dokumentiert die Reise auch auf eine gänzlich neue Weise, indem sie Material enthält, das tatsächlich auf den Reisen eingefangen worden ist.“
Ihre zweite Zusammenarbeit nach „Lion – Der lange Weg nach Hause“ präsentieren Dustin O’Halloran und Volker Bertelmann mit dem Score zu Simon Curtis‘ „Enzo und die wundersame Welt der Menschen“. Der neue Film vom „Goodbye Christopher Robin“-Regisseur basiert auf dem Bestseller „The Art of Racing in the Rain“ (so der Originaltitel des Films) von Garth Stein und erzählt die Geschichte eines Formel-Eins-Fahrers, seiner Frau, seiner jungen Tochter und vor allem seines besten Freundes Enzo. Der Hund (Stimme im Original von Kevin Costner) glaubt an die mongolische Legende, die besagt, dass ein Hund, sobald er dazu bereit ist, in seinem nächsten Leben als Mensch wiedergeboren wird. Darauf will Enzo bestmöglich vorbereitet sein und so verbringt der Hund viel Zeit damit, die Menschen um sich herum zu beobachten und über das Leben zu philosophieren. O’Halloran („Transparent“, „The Hate U Give“) und Bertelmann („Patrick Melrose“, „Adrift“) kreierten dazu einen von Streicher- und Piano-Klängen dominierten Score, der neben meist gefühlvollen Kompositionen auch dramatische und rhythmische Elemente enthält.
Das trifft auch auf Bertelmanns Musik zur Bestseller-Verfilmung „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer zu.
2015 präsentierte die chinesische Schriftstellerin und Drehbuchautorin Sanyuan Peng ihr Spielfilmdebüt „Lost and Love“, in dem es um die Liebe zwischen Eltern und ihren Kindern geht. Andy Lau („The House of Flying Daggers“) spielt einen Mann, der sich auf eine 14 Jahre währende Suche nach seinem Sohn macht, der im Alter von zwei Jahren verschwunden war, und dabei auf einen jungen Mechaniker trifft, der ebenfalls als Kind entführt wurde. Für die Vertonung der Geschichte über Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Mut und Beharrlichkeit hat Peng den polnischen Komponisten Zbigniew Preisner engagiert, den die Filmemacher während eines Festivals in Shanghai kennenlernte, wo der Komponist „Preisner conducts Kieslowski“ aufführte. Preisner hatte nach Sichtung des Films gleich eine genaue Vorstellung von der Musik, die er dazu kreieren wollte. „Chinesen haben eine andere Vorstellung von Freude und Traurigkeit, aber die Geschichte des Films ist universell – ein Vater sucht nach seinem Kind und ein Junge sucht nach seinen Eltern. Das kann an jedem anderen Ort der Welt geschehen. So überzeugte ich die Regisseurin, eine universelle Musik zu komponieren.“
Der einfühlsame Score, der nun von Caldera Records erstmals auf CD veröffentlicht worden ist, vereint sanfte Streicher- und Piano-Klänge mit Akzenten von Flöte und Gitarren.
Mit „The Seashell and the Clergyman“ veröffentlichen die Sheffielder Zwillingsbrüder Klive & Nigel Humberstone alias In The Nursery bereits ihren neunten Soundtrack innerhalb ihrer Optical Music Series, in der u.a. zuvor neu komponierte und eingespielte Soundtracks zu Stummfilmklassikern wie „The Cabinet of Dr. Caligari“, „Asphalt“, „Man with a Movie Camera“, „The Passion of Joan Arc“ und „The Fall of the House of Usher“ erschienen sind. „The Seashell and the Clergyman“ aus dem Jahre 1928 wird weithin als erster surrealistischer Film angesehen und wurde von Germaine Dulac nach einer Idee von Antonin Artaud inszeniert. In The Nursery haben die umfangreiche Symbolik des feministischen Films durch die Verbindung von außergewöhnlichem Sounddesign und experimentellen Aufnahmetechniken zu interpretieren versucht.
In der spanischen Dramedy „To Live Twice“ von Regisseurin Maria Ripoll („Don’t Blame Karma for Being an Idiot“) unternimmt ein Mann mit seiner Tochter Julia und Enkelin Blanca einen verrückten Road-Trip auf der Suche nach der ultimativen Liebe. Musikalisch unterstützt werden sie bei ihrem Vorhaben vom spanischen Komponisten Arnau Bataller („The Valdemar Legacy“, „[REC]3: Genesis“) und dem in Barcelona lebenden britischen Komponisten Simon Smith („Now or Never“), die einen von sanften Piano- und Streicherklängen geprägten Score eingespielt haben.
Etwas turbulenter geht es in Alfonso Cortés-Cavanillas’ 1944 angesiedelten spanischen Western „Sordo: The Silent War“ zu, in dem eine örtliche Guerilla-Truppe die Widerstandskämpfer dabei unterstützt, die Infrastruktur des Regimes von General Franco zu zerstören und den Machthaber zu stürzen. „Carlos‘ Komposition ist genau das, worüber wir so lange gesprochen haben“, erklärt der Regisseur. „Perfekt. Präzise. Episch. Sie macht den Film größer, bringt den Western, oder in diesem Fall diesen spanischen Western, zum Leben. Musik wird zu einem eigenen Charakter in der Geschichte. Sie begleitet und unterstützt, was meiner Meinung nach ein großartiger Soundtrack tun sollte.“ Inspiriert vom großen Ennio Morricone schuf Carlos Martín Jara einen abwechslungsreichen Score mit Orchester, Chor und einzelnen Akustik-Akzenten.
In seinem über einen Zeitraum von mehr als sechs Jahren entstandenen und in über zwanzig Ländern auf der ganzen Welt gedrehten Essayfilm „Finis Terrae“ hat Regisseur Konstantin Ferstl versucht, eine ganz persönliche Geschichte des vergangenen Jahrhunderts zu erzählen. Die Reise führt über Fidel Castros Begräbnis bis zur versteinerten Theokratie in Nordkorea, vom Tod des Kommunismus bis zur Auferstehung des Kapitalismus.
„Für mich war dieser Film generell eine der größten Herausforderungen seitdem ich Filmmusik mache. Zum einen kenne ich keinen Film vergleichbarer Machart, zum anderen ist die Thematik sehr komplex und wird mit vielen sprachlichen und bildlichen Metaphern erzählt“, verrät Komponist Christoph Zirnbigl im Interview mit dem Theater Regensburg, wo am 01.02. dieses Jahres ein Filmkonzert von „Finis Terrae“ aufgeführt worden ist. „Das alles sind Merkmale, die Konstantins Filme schon immer ausgezeichnet haben, in ,Finis Terrae‘ noch intensiver als in allen bisherigen seiner Werke. Die Musik eröffnet in ,Finis Terrae‘ eine komplett eigenständige Erzählebene, mal zeichnet sie die emotionalen Bögen der Geschichte nach, mal fügt sie in Form von musikalischen Zitaten eigene Querverweise ein. Die besondere Schwierigkeit bestand hier darin, dass fast über den ganzen Film hinweg ein Erzähler und verschiedene Protagonisten zu hören sind, denen die Musik trotz ihrer Länge von 82min (bei 92min Film) und trotz der üppigen Instrumentierung mit Symphonieorchester und Chor genug Raum lassen musste.“
Regisseur Brett Leonard hatte bereits 1992 mit der Stephen-King-Verfilmung von „Der Rasenmäher-Mann“ sein Faible für Science-Fiction-Storys unter Beweis gestellt und 1995 mit „Hideway“ einen Horror-Thriller von Dean Koontz verfilmt. Im selben Jahr inszenierte er mit „Virtuosity“ mit Denzel Washington und Russell Crowe seinen letzten größeren Film und engagierte für die musikalische Untermalung Christopher Young, der durch seinen bemerkenswerten Score für die Paramount-Produktion „Jennifer 8“ bewiesen hatte, dass er auch für Major-Produktionen in Frage kam. Für „Virtuosity“ kreierte er einen Cyberpunk-Mix aus synthetischen Strukturen, Techno-Beats und E-Gitarren-Riffs, für die emotionaleren Momente aber auch Streicher und Piano verwendete.
„Downhill Racer“ (dt. „Schussfahrt“) bedeutete 1969 das Regiedebüt für Michael Ritchie und präsentierte Robert Redford in einer weiteren bemerkenswerten Hauptrolle nach seinen Auftritten in Arthur Penns „Ein Mann wird gejagt“, Sydney Pollacks „Dieses Mädchen ist für alle“ und Gene Saks‘ „Barfuß im Park“. Er spielte den ebenso ehrgeizigen wie egoistischen Skifahrer David Chappellet, der im erweiterten Kader hofft, unter Trainer Eugene Claire (Gene Hackman) noch ins Olympische Team zu kommen. Kenyon Hopkins, der zuvor für so dialoglastige und Charkterentwicklungsfilme wie „Baby Doll“, „Wild River“, „The Fugitive Kind“ und „The Hustler“ die Musik komponierte, schuf für „Downhill Racer“ einen unterhaltsamen Big-Band-Orchester-Mix, der Streicher, Bläser, Keyboards und Percussion miteinander verband.
Playlist:
1. Max Richter - To the Stars (Ad Astra) - 03:30
2. Dustin O'Halloran & Volker Bertelmann - Walking in the Woods (The Art of Racing in the Rain) - 02:43
3. Volker Bertelmann - Emmi statt Emma (Gut gegen Nordwind) - 03:39
4. Alain Johannes & Alessandro Cortini - The Long Road (Tom Clancy's Ghost Recon: Breakpoint) - 03:23
5. Zbigniew Preisner - Flashback (Lost and Found) - 05:45
6. Craig Armstrong & Scott Fraser - November [from Neds] (Music for the Films of Peter Mullan) - 05:01
7. Craig Armstrong - Orphans Theme [from Orphans] (Music for the Films of Peter Mullan) - 03:48
8. Mychael Danna - Grace Meets Isabel (After the Wedding) - 04:29
9. Nils Frahm - All Armed (Encores 3) - 11:39
10. Jeff Russo - End Credits Suite (Lucy in the Sky) - 04:32
11. Daniel Hart - You Listen to Your Inside Voice (Light of my Life) - 03:55
12. Arnau Bataller & Simon Smith - Final Embrace (To Live Twice) - 03:10
13. Carlos M. Jara - Do Not Look, Rosa (Sordo: The Silent War) - 03:14
14. Pascal Gaigne - Remember Me [Finale] (Remember Me) - 05:49
15. Pascal Gaigne - La trinchera infinita / Final (La trinchera infinita) - 04:08
16. Christoph Zirngibl - Weary Dreams (Finis Terrae) - 03:35
17. In The Nursery - Vestibule (The Seashell and the Clergyman) - 03:09
18. Brian Tyler - Family Members Only (Ready or Not) - 03:55
19. Brian Tyler - You Happened (Yellowstone - Season 2) - 03:59
20. Brian Tyler - John and Gabrielle (Rambo Last Blood) - 05:02
21. Hildur Guðnadóttir - Meeting Bruce Wayne (Joker) - 04:36
22. Eskmo - Our Families (13 Reasons Why - Season 3) - 03:20
23. Adam Taylor - Offred Explores Her Room (The Handmaid's Tale) - 03:29
24. Christopher Young - Parker Saves the Girl (Virtuosity) - 06:08
25. Kenyon Hopkins - Powder Snow (Downhill Racer) - 02:52
26. Craig Armstrong - Lowry End Titles (Mrs. Lowry and Son) - 09:33

Samstag, 2. Februar 2019

Playlist #259 vom 03.02.2019 - NEUHEITEN 2019 (I)

Mit der ersten Vorstellung von neuen Soundtracks in 2019 begegnen uns wie gewohnt viele vertraute Namen, aber auch eine Menge an Newcomern. So sind routinierte Hollywood-Größen wie Brian Tyler, Mychael Danna und Mark Isham ebenso vertreten wie erst seit einigen Jahren angesagte und produktive Komponisten wie Marco Beltrami, Daniel Pemberton, Benjamin Wallfisch, Joseph Trapanese, Ludwig Göransson und Rupert Gregson-Williams.

Eröffnet wird die heutige Sendung durch den schwedischen Komponisten Hans Lundgren („Night Falls in India“, „Room 213“), der für die Musik zu Fredrik Hillers Horror-Action-Thriller „Operation Ragnarok“ bereits seit 2012 an Themen und Ideen gearbeitet hat, als er das Drehbuch zu lesen bekam.
„Als ich Regisseur Fredrik Hiller zum ersten Mal traf, machte er deutlich, dass auch wenn Monster und Horror in dem Film repräsentiert seien, der Score mehr in die Action- als Horror-Richtung gehen sollte“, erklärt Lundgren seine Beteiligung an dem Film, in dich die durch Spannungen zwischen Einheimischen und Immigranten geprägte Bevölkerung einer südschwedischen Kleinstadt gegen Infizierte behaupten muss, die durch eine seltsame Pest erkrankt sind, worauf die Stadt durch das Militär isoliert wird und die Einheimischen mit den Immigranten zusammen den Kampf gegen die Erkrankten aufnehmen müssen. „Meine Ambition bestand also darin, einen dynamischen, actionreichen Score zu kreieren, der sowohl epische wie intime Momente von Liebe, Horror und Mystery enthielt. Ich wollte auch Orchester, Chor und Synths miteinander verbinden. Im Herz der Geschichte, zwischen Monstern, Gewehrfeuer und Explosionen, geht es um Fremdenfeindlichkeit, die Angst und das Misstrauen dem gegenüber, was für fremdartig oder seltsam gehalten wird. Ich kann nur hoffen, dass die Musik dabei hilft, diese Geschichte zu erzählen.“
In ihrem neuen Film „Megan Leavey“ erzählt die Dokumentarfilmerin Gabriela Cowperthwaite („Blackfish“) die wahre Geschichte der von Kate Mara gespielten Soldatin Megan Leavey, die mit ihren Militärkampfhund Rex viele Leben bei den Kämpfen um Fallujah und Ramadi während des Irakkriegs rettete.
,Megan Leavey‘ ist eine herzerwärmende Geschichte, die viele Ebenen von Drama und Emotion besitzt“, meint Mark Isham, der bereits mit so renommierten Filmemachern wie Robert Redford, Brian De Palma und Paul Haggis zusammengearbeitet hat und zuletzt an Episoden der Serien „Black Mirror“ und „Electric Dreams“ gearbeitet hat. „Der Film benötigte einen Score, der schnell von warmem Humor zu dramatischen Kampfszenen, von dunkler Tragödie zu heroischem Triumph wechseln konnte. Ich wählte ein Vokabular, das im Grunde ‚Americana‘ in Stil und Klang ist - gitarrenbasierter Indie-Rock im Zentrum, mit Kammer-Orchester und ethnischer Percussion angereichert, um die Story und Bilder auszufüllen. Einige Themen und entwickeln sich und vermischen sich im Verlauf des Scores, der eklektisch, aber strukturiert klingt.“
Rupert Gregson-Williams wurde vor allem durch seine Musik zu Komödien wie „Grabgeflüster – Liebe versetzt Särge“, „Ab durch die Hecke“, „Klick“, „Verliebt in die Braut“ und „Kindsköpfe“ bekannt, hat sich seit seinem Engagement für David Yates‘ Action-Abenteuer „Legend of Tarzan“ (2016) für weitere dramatische Stoffe wie Mel Gibsons historisches Kriegsdrama „Hacksaw Ridge“ und Patty Jenkins Fantasy-Abenteuer „Wonder Woman“ qualifiziert. Für James Wans „Aquaman“ schuf er eine vielschichtige Mischung aus heroischen Orchester-Arrangements, die für die Welt über Wasser verwendet werden, und eher ätherische, elektronische Elemente für die Unterwasserwelt von „Aquaman“.
Der philippinische Regisseur Yam Laranas hat mit „Aurora“ einen übernatürlichen Thriller inszeniert, in dem ein Passagierschiff mit einer ganzen Insel kollidiert und eine junge Frau mit ihrer Schwester sich auf die Suche nach den vermissten Toten machen.
,Aurora‘ stellt eine Menge Fragen über unsere eigene Sterblichkeit“, meint der schwedische Komponist Oscar Fogelström. „Recht früh begannen wir darüber zu reden, ein Requiem für die vielen Menschen zu schreiben, die in dem fatalen Schiffsunglück zu Tode kommen, das zentral in dem Film ist. Es bedeutete viel Spaß und eine große Herausforderung, diese Idee zu verwirklichen und diesen Part an verschiedenen Stellen des Scores einzusetzen. Ich übernahm einen Teil der klassischen Texte einer Requiem-Messe, schrieb sie um und ließ ihn von einem Chor einsingen.“
Der britische Komponist Andrew Pearce präsentiert mit „Le Visionnaire“ die Musik zu einer Ausstellung im Museum Yves Rocher, die in vier Räumen die Reise des Gründers der berühmten Kosmetikmarke abbildet.
„Die Geschichte beginnt mit einem eleganten Piano-Schlaflied, das die Saat einer Idee und die Geburt von Yves Rocher suggeriert. Die Schönheit und der Triumph der Natur wird untermalt durch dramatische Harmonie-Wechsel, die auf einer Variation des Hauptthemas (,Le Visionnaire‘) beruhen, während Mädchen-Chöre die Weiblichkeit der Marke widerspiegeln. Der Score stellt einen eklektischen Mix von Stilen und Texturen dar, der manchmal klein und intim wie in ,The Genius Suite‘, aber auch episch und erstaunlich wie in ,Far and Beyond‘ und ,Success at Last‘ ausfällt.“
Die von Aaron Sorkin („Eine Frage der Ehre“, „The Social Network“) kreierte Serie „The West Wing – Im Zentrum der Macht“ thematisierte zwischen 1999 und 2006 die Verzahnung von Politik, Öffentlichkeitsarbeit und der persönlichen Schicksale der einzelnen Mitarbeiter, die im sogenannten „West Wing“ des Weißen Hauses die politischen Entscheidungen des Präsidenten vorbereiten. Die Musik von W.G. Snuffy Walden erscheint nach einer Doppel-CD-Veröffentlichung in 2017 nun als einfache CD.
„Als ich die Seiten des ersten Drehbuchs umblätterte, packten mich die reichhaltigen Charaktere und die informativen Geschichten“, rekapituliert der Komponist, der schon für die Musik zu Serien-Klassikern wie „Roseanne“, „Friday Night Lights“ und „Nashville“ verantwortlich zeichnete. „Ich war überzeugt: dies würde eine Gelegenheit sein, die man sehr selten im Fernsehen bekommt. Als das Projekt bei der Produktion voranschritt, wurde es offensichtlich, dass es eine außergewöhnliche Arbeit werden würde, und ich war gesegnet, Teil dieser Erfahrung zu sein.“
Mit „Glass“ bringt Regisseur M. Night Shyamalan eine Art Trilogie zu Ende, die mit „Unbreakable“ begann und mit „Split“ eine Ebene hinzugefügt bekam. In „Glass“ macht sich nun David Dunn (Bruce Willis) auf die Jagd nach dem hochgefährlichen Schizophrenen Kevin Wendell Crumb (James McAvoy). Doch bevor es zum Showdown in einem Lagerhaus kommt, nimmt eine Spezialeinheit die beiden Männer fest, die sich vor der Psychiaterin Dr. Ellie Staple (Sarah Paulson) erklären müssen. Mit Elijah Price (Samuel L. Jackson) sitzt ein weiterer Mann mit einem vermeintlichen Superhelden-Komplex in der Therapiegruppe … Die Musik zu „Glass“ komponierte wie schon zu „Split“ der bislang unbekannte West Dylan Thomas, dem es ganz gut gelingt, Elemente von James Newton Howards bekannter „Unbreakable“-Komposition mit seinen eigenen Ideen zu verbinden.
Playlist:
01. Hans Lundgren - Revelations (Operation Ragnarok) - 05:00
02. Mark Isham - Adoption (Megan Leavey) - 03:32
03. Rupert Gregson-Williams - It Wasn't Meant To Be (Aquaman) - 03:22
04. Nicklas Schmidt - Old Astrid (Becoming Astrid) - 03:05
05. Armand Amar - Runaway I (Mia and the White Lion) - 03:54
06. Oscar Fogelström - Second Birth (Aurora) - 03:31
07. Andrew Pierce - Feminine Beauty (Le Visionnaire) - 03:26
08. West Dylan Thomas - Origin Story (Glass) - 06:45
09. Trent Reznor & Atticus Ross - A Hidden Moment (Bird Box) - 03:06
10. Rob Simonsen - Moving Forward (The Upside) - 03:02
11. Mychael Danna - Play Time (A Dog's Way Home) - 02:58
12. Mychael Danna - Go On, Professor Ginsburg (On the Basis of Sex) - 04:09
13. Tom Holkenborg - In the Shadows of a Shrine (Mortal Engines) - 03:29
14. Joseph Trapanese - Rob Inspires the People (Robin Hood) - 04:04
15. Ludwig Göransson - It's Your Time (Creed II) - 05:28
16. Daniel Pemberton - Visions Brooklyn 1, 2, 3 (Spider-Man: Into the Spider-Verse) - 03:17
17. Benjamin Wallfisch - Alternate Reality (Serenity) - 03:03
18. Zak Millman - Sylphania Grove (Short Cuts 2018) - 04:25
19. Mowg - Dream (Burning) - 04:04
20. Electric Wave Bureau - Epilogue (The Kid Who Would Be King) - 03:25
21. Ilan Eshkeri - Informer 7 (Informer) - 04:41
22. Dan Romer - Billy Charley (The Innocent Man) - 03:07
23. W.G. Snuffy Walden - Walking the West Wing (The West Wing) - 03:55
24. Anne-Kathrin Dern - Broken (Short Cuts 2018) - 03:47
25. Brian Tyler & John Carey - The Invitation (Escape Room) - 04:43
26. Marco Beltrami - Ueli Dies (Free Solo) - 03:48
27. Jocelyn Pook - The Wife (The Wife) - 03:58
28. Armand Amar - Autour des tours (Vertikal) - 09:20

Samstag, 8. Dezember 2018

Playlist #255 vom 09.12.2018 - NEUHEITEN 2018 (6)

In der sechsten und letzten Sendung mit aktuellen Soundtrack-Neuheiten begegnen uns wieder eine Vielzahl von alten Bekannten, großen Namen wie vielversprechende Newcomer. So präsentiert uns James Newton Howard gleich zwei Arbeiten zu märchenhaften Filmen, Hans Zimmer eine weitere Zusammenarbeit mit Regisseur Steve McQueen („Widows“), Carter Burwell erneut einen Score zu einer Produktion der Coen-Brüder („The Ballad of Buster Scruggs“) und Max Richter zwei wiederum sehr gefühlvolle Arbeiten für die Deutsche Grammophon („Mary Queen of Scots“, „My Brillant Friend“). Dazu gesellen sich etliche Deluxe-Editionen und Neuveröffentlichungen älterer Soundtracks durch Varese Sarabande (u.a. John Williams‘ „Dracula“, „The Dave Grusin Premiere Collection“ mit vier Scores, Basil Poledouris‘ „On Deadly Ground“) und Intrada (u.a. „Balto“ und „*batteries not included“ von James Horner, „Remote“ und „Prehysteria!“ von Richard Band).

Den Auftakt macht Emmy-Gewinner Bear McCreary („10 Cloverfield Lane“, „The Walking Dead“) mit seiner sehr melodischen, von verträumten Chören umspielten Musik zu Scott Speers übersinnlichen Romantic-Thriller „I Still See You“, der in einer postapokalyptischen Welt spielt, die von Geistern bewohnt wird. Als sie und ihr Mitschüler von ihrem Lehrer damit beauftragt werden, die drei Geister, die sie jeden Tag besuchen, zu filmen, stoßen sie auf eine Spur zu einigen Mädchenmorden der jüngsten Zeit.
James Newton Howard stand vor der großen Herausforderung, für die Disney-Verfilmung von Tschaikowskys berühmten Ballett „Der Nussknacker“ eine neue Musik um Tschaikowskys Original-Komposition herum zu kreieren, wobei ihn der berühmte Klaviersolist Lang Lang und Gustavo Dudamel unterstützten, der das Philharmonia Orchestra dirigierte.
„Ich würde nicht sagen, dass ich Tschaikowsky eine Farbe hinzufügen musste. Ich musste aber Musik schreiben, die die Charaktere in der Geschichte unterstützt. Denn die Geschichte in dem Film unterscheidet sich sehr stark von Tschaikowskys Nussknacker“, beschreibt Howard seine Arbeit im Interview mit br-klassik.de. „Ich meine, die ursprüngliche Geschichte ist ja sehr simpel: Ein Mädchen geht schlafen und in ihrem Traum wird die Welt um sie herum lebendig, alles tanzt und dann wacht sie wieder auf. Für einen großen Disney-Film wäre das nicht genug. Darum wurde eine neue Handlung entwickelt. Dafür musste ich neue Musik schreiben, um den Figuren eine musikalische Identität zu geben, sowohl durch Melodien, als auch durch das Timbre.“ 
Auch für das neue Harry-Potter-Spin-off „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ schrieb James Newton Howard ebenso wie schon für den Vorgänger die Musik und setzte diese mit einem fast hundertköpfigen Orchester um. „Eine Sache, die man in jeder Story von J.K. Rowling erwarten kann, ist, dass es eine Menge Spannung und Action geben wird, also besteht die grundlegende Idee darin, dass du in der Lage sein musst, eine gute Action-Sequenz zu schreiben“, verriet der Komponist bei einem Studiobesuch durch pottermore.com. „Das habe ich sehr, sehr ernst genommen. Ich habe es geschrieben, als würde ich es für irgendein menschliches Drama tun, aber ich habe versucht, ihm einen einzigartigen Sound zu verleihen. Denn letzten Endes ist es eben magisch.“ James Newton Howards Freund und berühmter Kollege Hans Zimmer hat mit „Widows“ nach „12 Years a Slave“ auch den neuen Film von Steve McQueen vertont. In diesem Thriller spielt Viola Davis die ans Luxusleben gewöhnte Verbrecherbraut Veronica, die nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes Harry (Liam Neeson) auf einem Berg von Schulden sitzt, den der brutale Gangster Jamal Manning nun von ihr einfordert. Veronica sieht keine andere Möglichkeit, als zusammen mit den übrigen Witwen von Harrys Kollegen einen großen Coup zu landen. Zimmer lieferte dazu einen düster pulsierenden Score, immer wieder auch rhythmisch geprägten, repetitiven Score, der sicher nicht zu seinen besten Werken zählt, aber den Film perfekt unterstützt.
Den ruhigeren Part der heutigen Sendung leitet der amerikanische Pianist, Komponist und Produzent Nicholas Britell mit seinem elegischen Score für „If Beale Street Could Talk“ ein, den neuen Film von Oscar-Preisträger Barry Jenkins („Moonlight“). „Beale Street“ erzählt die Geschichte des seit Kindheit befreundeten Liebespaares Tish und Fonny, das Anfang der 1970er in Harlem vor dem Problem steht, dass Fonny einer Vergewaltigung beschuldigt wird, die er nicht begangen hat.
„Es war eine wirklich spezielle Erfahrung, mit Barry an ‚If Beale Street Could Talk‘ zu arbeiten“, meint Nicholas Britell, der Elemente aus Jazz und Klassik in seinem eindringlichen Score vereinte. „Zusammen haben wir eine Klanglandschaft erforscht, die mit Bläsern und Streichern ebenso gefüllt wurde, aber auch mit sehr experimentierfreudigen Klängen einherging. Als Barry und ich zusammenarbeiteten, entdeckten wir bestimmte Sounds, von denen wir glaubten, dass sie sehr stark mit der Story zusammenwirken.“ 
Auch Brian Tyler hat für den Dokumentarfilm „The Devil We Know“ eine sehr gefühlvolle Musik mit akzentuiert eingesetzten Instrumenten komponiert. Der Film von Stephanie Soechtig und Jeremy Seifert dokumentiert einen der größten Gerichtsprozesse der vergangenen Jahre. Angeführt von einem Gymnasiallehrer und einem Rinderfarmer haben die Bürger einer Kleinstadt in West Virginia gegen die multinationalen Chemie-Giganten Dupont und 3M prozessiert. Um diesen heroischen Kampf adäquat umzusetzen, griff er auf ein reiches musikalisches Spektrum zurück.
„Ich schrieb den Score auf thematischer Basis und verwendete multiple Pianos, Electronics, Gitarren, Cellos, Rhodes Piano und meine eigene Stimme, um die Musik zu kreieren“, erklärt Tyler. „Meine Hoffnung besteht darin, dass die Musik den Hörer auf eine Klangreise mitnimmt, die die wahre Story des Films und der bemerkenswerten Menschen reflektiert, die aufstehen und gegen die mächtigen Feinde mit Wahrheit und Tapferkeit kämpfen. Während die Musik die mysteriösen Schichten des weltweiten ökologischen Skandals widerspiegelt, wollte ich mich auf das Betonen der emotionalen Fundamente konzentrieren.“
Der vierte Film in der dänischen Krimiserie um das Dezernat Q, die auf Bestsellern von Jussi Adler-Olsen basiert, wartet nicht nur mit einem neuen Regisseur, sondern auch einem neuen Komponisten-Duo auf. Mikkel Maltha hat mit Regisseur Christoffer Boe bereits am Ausstellungs-Film „The Journey“ (2017) zusammengearbeitet, während Anthony Lledo 2008 auf Einladung von Harry Gregson-Williams nach Los Angeles gezogen ist, um ihn bei der Arbeit an Filmen wie „X-Men Origins: Wolverine“ (2009), „Prince of Persia: The Sands of Time“ (2010) und „Unstoppable“ (2010) zu unterstützen.
„Viel Mühe wurde darauf verwendet, eine solide und definierte Palette an Klängen, Instrumenten, musikalischen Texturen und thematischen Entwicklungen zu kreieren“, erklären die beiden Komponisten ihre Arbeit an dem Projekt. „Es ist ein dunkler Film, sowohl in visueller als auch thematischer Hinsicht, der von Hoffnungslosigkeit, Verlust und Wut handelt, die auf Ereignisse zurückzuführen sind, die von den 1960er Jahren bis zur Gegenwart reichen. Musikalisch war vor allem der Gebrauch und die klangliche Behandlung der Streicher-Sektion ein Schlüsselelement, um diese Ereignisse zu verknüpfen und den Ton für den Film zu etablieren.“
Unter den Wiederveröffentlichungen und Deluxe Editions der letzten Zeit ragen vor allem „Dracula“ von John Williams auf einer Doppel-CD mit dem kompletten Score und dem Soundtrack-Album von 1979 ebenso heraus wie „The Dave Grusin Premiere Collection“, mit der Varese Sarabande vier bislang unveröffentlichte Scores von Oscar-Preisträger Dave Grusin („Tootsie“, „Die drei Tage des Condor“, „Die Reifeprüfung“) in einem limitierten 3-CD-Bundle zusammenfasst. Neben dem funkigen und jazzigen Score zum Justizdrama „… And Justice For All“ (1979) mit Al Pacino und dem Sydney-Pollack-Drama „Absence of Malice“ (1981) mit Paul Newman und Sally Field in den Hauptrollen erscheint auch Grusins Musik zu dem satirischen Mystery-Krimi „Murder by Death“ (1976) erstmals auf CD. Als Bonus ist Grusins Musik zum Justizdrama „The Pursuit of Happiness“ (1971) von Robert Mulligan ebenso enthalten wie der dazugehörige Song „Let Me Go“ von Randy Newman.
Intrada hat derweil die beiden James-Horner-Scores „Balto“ und „*batteries not included“ als Expanded Editions veröffentlicht. Nach „An American Tail: Fievel Goes West“ und „We’re Back! A Dinosaur’s Story“ war „Balto“ 1995 der dritte Animationsfilm, den Horner für Steven Spielbergs Amblimation vertont hat. Im Gegensatz zu dem groß angelegten sinfonischen Score zu „Balto“ schuf Horner für die Fantasy-Komödie „Das Wunder in der 8. Straße“ (1987) eine Musik, die zunächst Big-Band-Charakter hat und später die für Horner in den 1980er Jahren typischen Orchester-Arrangements für Fantasy-Produktionen aufweist. Erstmals veröffentlicht Intrada auch die Scores, die Richard Band 1993 zu den beiden familienfreundlichen Abenteuerfilmen „Prehysteria!“ und „Remote“ (Randy räumt auf) komponiert hat und mit denen Band aus dem Horror-Genre ausbrechen konnte, für das er abonniert gewesen war.
Playlist:
01. Bear McCreary - Ten Years Later (I Still See You) - 04:42
02. James Newton Howard - Presents From Mother (The Nutcracker and the Four Realms) - 05:50
03. James Newton Howard - Leta's Confession (Fantastic Beasts : The Crimes of Grindelwald) - 05:13
04. John Williams - Meeting in the Cave (Dracula) - 03:32
05. James Horner - The Flying Lesson (*batteries not included) - 07:51
06. Basil Poledouris - Chief Meets Forrest (On Deadly Ground) - 03:18
07. Hans Zimmer - Perimeter Check (Widows) - 03:09
08. Michael Giacchino - The Suite at the El Royale (Bad Times at the El Royale) - 07:52
09. Nicholas Britell - Eros (If Beale Street Could Talk) - 03:15
10. Brian Tyler - Liable Motion (The Devil We Know) - 05:17
11. Max Richter - Elena & Lila (My Brilliant Friend) - 04:54
12. Georges Delerue - The Lover (Love Thy Neighbor) - 02:09
13. Jonathan Beard - Requiem at the Ocean (What Still Remains) - 04:28
14. Rob Simonsen - Overnight (The Front Runner) - 06:45
15. Mikkel Maltha & Anthony Lledo - The Ferry (Journal 64 + The Purity of Vengeance) - 02:58
16. Ethan Gold - Sway Lake Finale (The Song of Sway Lake) - 02:31
17. Dave Grusin - Why Go Back (The Pursuit of Happiness) - 03:30
18. Dave Grusin - Piano and Pasta (Absence of Malice) - 03:08
19. Richard Band - Ruby Hatches Eggs (Prehysteria!) - 02:51
20. Carter Burwell - The End of Buster Scruggs (The Ballad of Buster Scruggs) - 03:47
21. Theodore Shapiro - Ecstasy (Destroyer) - 04:14
22. Kris Bowers - Lonesome Road (Green Book) - 02:28
23. Imogen Heap - The Forbidden Forest (Harry Potter and the Cursed Child) - 03:02
24. Ludwig Göransson - You Belong with Us (Venom) - 03:09
25. Richard Band - Main Title (Remote) - 03:01
26. Arthur B. Rubinstein - Paper, Rocks, Scissors (Another Stakeout) - 02:49
27. James Horner - Rosy Goes To The Doctor (Balto) - 04:06
28. Max Richter - Elizabeth's Portrait (Mary Queen of Scots) - 03:40

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