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Montag, 8. Juni 2015

Playlist #165 vom 14.06.2015 - RYUICHI SAKAMOTO Special

Bereits mit seinen ersten Soundtracks zu „Merry Christmas, Mr. Lawrence“ (1983) und „Der letzte Kaiser“ (1987) heimste der japanische Komponist Ryuichi Sakamoto wichtige Preise wie den BAFTA Award, einen Grammy und schließlich einen Academy Award ein. Seit 1978 hat sich Sakamoto international einen Namen als Musiker, Komponist, Musikproduzent, Sänger, Pianist, Schauspieler und Aktivist gemacht und in den letzten Jahren vor allem Alben mit Künstlern wie Alva Noto und Fennesz eingespielt. Dabei fühlt er sich im (Avantgarde-)Pop-Genre ebenso heimisch wie in der (Neo-)Klassik und im Jazz.

Sakamoto wurde am 17. Januar 1952 in Nakano, Tokio, geboren und war bereits während seiner Schulzeit in verschiedenen Jazzbands aktiv, bevor er studierte und an der Tokyo National University of Fine Arts and Music mit den Schwerpunkten elektronische und ethnische Musik graduierte. Maßgeblich beeinflusst haben ihn während des Studiums Bach und Debussy: „Bach habe ich wegen des Kontrapunkts sehr gemocht und am Anfang vor allem auch, weil ich Linkshänder bin. Bei Bach sind rechte und linke Hand gleichberechtigt, als Achtjähriger fand ich das sehr fair. Als ich 13 oder 14 war, bin ich dann das erste Mal mit der Musik von Debussy in Berührung gekommen – und es hat mich einfach umgehauen. Diese Musik war so anders als alles, was ich bis dahin kannte, anders als Beethoven oder Bach. Debussy bewegte sich zwischen klassischer Komposition und einem neuen Stil des 20. Jahrhunderts“, verriet der Komponist 2009 in einem Interview mit zeit.de.
1978 veröffentlichte er nicht nur sein experimentelles Electro-Fusion-Soloalbum „The Thousand Knives of Ryūichi Sakamoto“, sondern gründete mit Haruomi Hosono und Yukihiro Takahashi die einflussreiche japanische Elektropop-Band Yellow Magic Orchestra, wo er die Keyboards bediente und gelegentlich als Sänger in Erscheinung trat. YMO avancierten zum asiatischen Pendant zu Kraftwerk und konnten 1979 mit dem Song „Computer Game“ sogar einen Top-20-Hit in den britischen Charts verbuchen. Noch bevor sich YMO 1983 auflösten, produzierte Sakamoto weitere Solo-Arbeiten wie das wegweisende „B-2 Unit“ (1980), bis in die 1990er Jahre arbeitete das Multitalent sowohl allein als auch mit so unterschiedlichen Künstlern wie Towa Tei (ex-Deee-Lite), Iggy Pop und David Sylvian (dessen Alben „Brilliant Trees“ und „Secrets of the Beehive“ er unter anderem produzierte) sowie David Byrne, mit dem er den mit einem Grammy und einem Academy Award prämierten Soundtrack zum Bernardo-Bertolucci-Film „Der letzte Kaiser“ aus dem Jahr 1987 aufnahm (die asiatisch anmutenden Titel stammen von Byrne, während die europäisch-klassischen Stücke von Sakamoto sind).
Außerdem komponierte er die Filmmusik und den von David Sylvian gesungenen Titelsong „Forbidden Colours“ zum Film „Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence“ (1983), in dem er an der Seite von David Bowie auch eine Hauptrolle spielte. Der Soundtrack für den Film „Himmel über der Wüste“, den Sakamoto gemeinsam mit Richard Horowitz geschrieben hatte, wurde bei den Golden Globe Awards 1991 als Beste Filmmusik ausgezeichnet. Sakamoto schrieb die Musik zur Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona und reaktivierte für eine kurze Zeit YMO, in der sie immerhin eine Rolle in der Techno- und Acid-House-Szene jener Ära spielten. Außerdem produzierte er die Soundtracks zu Pedro Almodovars „High Heels“ und Oliver Stones Mini-Serie „Wild Palms“.
Mit dem Instrumental „Energy Flow“ (vom Album „BTTB“) kreierte er 1999 einen Nummer-Eins-Hit in Japan, daneben war Sakamoto sporadisch auch im Anime- und Videospiel-Sektor musikalisch tätig. 2005 hat er für den finnischen Mobiltelefonhersteller Nokia einige Klingel- und Signaltöne für das Handymodel 8800 komponiert. 2009 wurde er vom französischen Kultusministerium mit dem Ordre des Arts et des Lettres für sein musikalisches Schaffen ausgezeichnet.
2014 wurde bei Sakamoto Kehlkopfkrebs festgestellt, worauf er sein Engagement beim Sapporo International Art Festival ebenso abbrach wie die anstehenden Tour-Termine, um sich ganz seiner Regeneration zu widmen. Dazu passen die fast schon meditativ-entspannten Alben, die Sakamoto kurz zuvor noch veröffentlich hat.
„Meine Angst vor dem Tod ist weg, und ich genieße es, älter zu werden. Das hat meine Musik und meine Art zu spielen stark verändert. Stille ist ein kunstvolles Mittel in der Musik. Für mich gewinnt der Raum zwischen den Noten immer mehr an Bedeutung, nicht das Design. Komponisten wie Stockhausen oder Boulez waren darauf konzentriert, die Noten auf der Leinwand möglichst kunstvoll anzuordnen. Alle wollen coole Designer sein. Ich verstehe das, ich war auch mal so. Aber wenn man älter wird, lernt man, dass weniger oft mehr ist“, meint Sakamoto im Interview mit zeit.de.

Discographie (Auswahl):
Studio-Alben:
1978 - Thousand Knives
1978 - Tokyo Joe (mit Kazumi Watanabe)
1979 - Summer Nerves (mit The Kakutougi Session)
1980 - B-2 Unit
1981 - Left Handed Dream
1981 - The Arrangement (mit Robin Scott)
1981 - The End of Asia (mit Danceries)
1983 - Coda
1984 - Illustrated Musical Encyclopedia
1984 - Ongaku Zukan (Music Encyclopedia)
1985 - Esperanto 1986 - Futurista (Miraiha Yaro)
1987 - Neo Geo
1988 - Asian Games (mit Yosuke Yamashita, Bill Laswell)
1990 - Beauty
1992 - Heartbeat
1994 - Sweet Revenge
1995 - Smoochy
1996 - 1996
1999 - BTTB
1999 - Life in Progress (2CD)
2001 - Casa (mit Morelenbaum2)
2002 - Elephantism
2002 - Vrioon (mit Alva Noto)
2003 - A Day in New York (mit Morelenbaum2)
2003 - Hoon - CBL (Crazy Baby Love)
2004 - /04
2004 - Chasm
2005 - /05
2005 - Insen (mit Alva Noto)
2006 - Bricolages
2007 - Cendre (mit Christian Fennesz)
2007 - Ocean Fire (mit Christopher Willits)
2008 - Utp_ (mit Alva Noto, Ensemble Modern)
2009 - Out of Noise
2009 - Playing the Piano
2011 - Fennesz & Ryuichi Sakamoto - Flumina
2011 - Alva Noto & Ryuichi Sakamoto - Summvs
2012 - Vinicius Cantuaria (feat. Bill Frisell, Ryuichi Sakamoto, Norah Jones a.o.) - Indio de Apartamento
2012 - Three (mit Jaques Morelenbaum und Judy Kang)
2013 - Disappearance (mit Taylor Deupree)
2015 - Perpetual (mit Illuha und Taylor Deupree)

Soundtracks:
1983 - Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence (Merry Christmas, Mr. Lawrence)
1986 - Miez und Mops – Zwei tierische Freunde (Koneko Monogatari)
1987 - Der letzte Kaiser (The Last Emperor)
1987 - Königliche Weltraumarmee: Die Flügel von Honneamise (Wings of Honneamise)
1990 - Himmel über der Wüste (The Sheltering Sky)
1990 - Die Geschichte der Dienerin (The Handmaid's Tale)
1991 - High Heels (Tacones lejanos)
1992 - Tokio Dekadenz (Topāzu)
1992 - Stürmische Leidenschaft (Emily Brontë's Wuthering Heights)
1993 - Little Buddha
1993 - Wild Palms
1998 - Love Is the Devil
1998 - Snake Eyes
1995 - Wild Side
1999 - Tabu (Gohatto)
2000 - L.O.L. (Lack of Love)
2002 - Femme Fatale
2003 - Alexei and the Spring
2003 - Derrida
2004 - Tony Takitani
2005 - Shining Boy & Little Randy
2007 - Seide (Silk)
2009 - Women Without Men (Zanan bedun-e mardan)

Live Alben:
1988 - Playing the Orchestra (2CD)
1997 - Discord
1999 - Raw Life Osaka (2CD)
2000 - Cinemage
2001 - Live in Tokyo
2001 (with Morelenbaum2)

Compilations:
1983 - Favorite Visions
1989 - Gruppo Musicale
1993 - Soundtracks
1998 - The Very Best of Gut Years 1994-1997
2001 - Pure Best
2002 - US - Ultimate Solo (2CD)
2003 - Moto.Tronic
2004 - Chronological Collection 1978-1981 (Columbia Years) (3CD)
2015 – Year Book 2005-2014

Playlist:
01. Ryuichi Sakamoto - Merry Christmas, Mr. Lawrence (Merry Christmas, Mr. Lawrence) - 04:37
02. Ryuichi Sakamoto - The Last Emperor - Theme (The Last Emperor) - 05:51
03. Ryuichi Sakamoto - The Sheltering Sky Theme (The Sheltering Sky) - 05:21
04. Ryuichi Sakamoto - Affirming (Shining Boy And Little Randy) - 05:31
05. Ryuichi Sakamoto - Main Theme (High Heels) - 03:05
06. Ryuichi Sakamoto - Out Of The Cradle (CM/TV) - 03:51
07. Ryuichi Sakamoto - Poppoya (UF) - 04:42
08. Ryuichi Sakamoto - Main Theme [Piano Version] (Wuthering Heights) - 05:19
09. Ryuichi Sakamoto - End Theme (Gohatto) - 04:42
10. Ryuichi Sakamoto - First Trip To Japan (Silk) - 04:00
11. Ryuichi Sakamoto - Hotel Room (Wild Side) - 03:13
12. Ryuichi Sakamoto - Snake Eyes [Long Version] (Snake Eyes) - 07:39
13. Ryuichi Sakamoto - Ending (Alexei And The Spring) - 05:00
14. Ryuichi Sakamoto - Nepalese Caravan (Little Buddha) - 03:00
15. Ryuichi Sakamoto - Bolerish [Piano Version] (Femme Fatale) - 04:45
16. Ryuichi Sakamoto & Christian Fennesz - 0319 (Flumina) - 05:41
17. Ryuichi Sakamoto - Energy Flow (BTTB) - 04:33
18. Ryuichi Sakamoto & David Sylvian - World Citizen (Chasm) - 06:03
19. Ryuichi Sakamoto & Christian Fennesz - 0322 (Flumina) - 05:36
20. Ryuichi Sakamoto - Seven Samurai - Ending Theme (Chasm) - 05:40
21. Ryuichi Sakamoto - 20m SEC [Craig Armstrong Remix] (Bricolages) - 05:38
22. Ryuichi Sakamoto - Aqua (BTTB) - 04:36
23. Ryuichi Sakamoto - Ending Theme (L.O.L - Lack Of Love) - 06:16

Soundtrack Adventures #165 with RYUICHI SAKAMOTO @ Radio ZuSa 2015-06-14 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Freitag, 1. März 2013

DIE 3. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 01./02.03.2013 - KATHRYN BIGELOW Special

Wenn nicht die einzige, so ist Kathryn Bigelow doch mit Abstand die bekannteste Regisseurin im Action-Genre, das üblicherweise eine reine Männerdomäne ist. Nach ihrem Oscar®-prämierten Meisterwerk „Tödliches Kommando“ hat die amerikanische Regisseurin offenbar Geschmack am Kriegs-Thema gefunden. In ihrem neuen Film „Zero Dark Thirty“ macht die Ex-Frau von James Cameron („Avatar“, „Titanic“) Jagd auf Osama Bin Laden.

Die Tochter einer Bibliothekarin und eines Farbenfabrikmanagers studierte zwei Jahre lang am San Francisco Art Institute und zog anschließend nach New York, wo sie 1971 ein Stipendium am Whitney Museums of American Art bekam. Sie wirkte bei der Avantgarde-Künstlergruppe Art & Language mit und studierte Film an der Columbia University, wo sie 1978 als Abschlussarbeit den 20-minütigen Kurzfilm „The Set-up“ präsentierte. Zusammen mit Monty Montgomery realisierte Bigelow 1982 das Bikerdrama „The Loveless“, das innerhalb eines Tages Ende der 50er in einer amerikanischen Kleinstadt die Auseinandersetzung zwischen einer Truppe von Bikern und der ansässigen Bevölkerung schildert.
Nachdem Bigelow 1983 eine Hauptrolle in Lizzie Bordens feministischen Science-Fiction-Drama „Born In Flames“ übernommen hatte, inszenierte sie 1987 mit „Near Dark“ ein düsteres Vampirdrama, zu dem die deutschen Elektronik-Pioniere Tangerine Dream den Soundtrack produzierten.
„Letztendlich schafft es Bigelow in ‚Near Dark‘, ihren Vampirfilm auf gelungene Weise mit Elementen des Roadmovies, des Westerns und der Romanze anzureichern, ohne dass dieses Konglomerat jemals unnatürlich oder aufgesetzt wirken würde. Die verschiedenen Subgenres greifen perfekt ineinander und ergeben einen äußerst spannenden, düsteren und über große Strecken originellen Blutsaugerstreifen. Dass auf Klischees (Kreuze, Knoblauch etc.) völlig verzichtet und anstelle dessen auf eine gute Geschichte, Zwischentöne, welche die Charaktere interessant halten und eine originäre Bildsprache gesetzt wird, macht ‚Near Dark‘ zu einem der interessantesten Vampirfilme“, resümiert Björn Helbig auf filmstarts.de
Nachdem Bigelow für New Order das Video zu ihrer Single „Touched By The Hand Of God“ gedreht hatte, inszenierte sie den Serienkiller-Thriller „Blue Steel“ (1989). Jamie Lee Curtis spielt darin die junge Polizistin Megan Turner, die einen bewaffneten Supermarkträuber erschießt. Da sich jedoch der Börsenmakler Eugene Hunt (Ron Silver) im Chaos nach der Schießerei die Waffe des Räubers schnappt, bekommt Megan Probleme, ihre Schilderung der Ereignisse bei ihren Vorgesetzten glaubhaft zu vermitteln. Als Hunt eine Beziehung zu Megan aufbaut, ahnt sie nicht, in welche Gefahr sie sich begibt. Brad Fiedel, der für Bigelows Mann James Cameron die „Terminator“-Filme musikalisch untermalte, schuf auch für „Blue Steel“ einen eindrucksvollen, atmosphärisch düsteren Score, der kongenial die Bedrohung illustriert, die die junge Polizistin umgibt.

Etwas handfester ging es in Bigelows Thriller „Gefährliche Brandung“ (1991) zu. Keanu Reeves spielt den FBI-Agenten Johnny Utah, der sich undercover in das Surfer-Milieu einschleust, um eine Reihe von Banküberfällen in Los Angeles aufzuklären. Schnell freundet er sich mit der attraktiven Tyler (Lori Petty) und dem charismatischen Surf-As Bodhi (Patrick Swayze) an. Doch das bringt den FBI-Mann in eine echte Zwickmühle … Keanu Reeves überzeugte erstmals in einer Action-Rolle und legte so den Grundstein für seine Erfolge in „Speed“ und der „Matrix“-Trilogie, Patrick Swayze durfte etwas mehr Talent beweisen als in „Dirty Dancing“. Davon abgesehen bot „Point Break“ – so der Originaltitel – vor allem tolle Surfer-Aufnahmen und unterhaltsame Action, die von Mark Isham adäquat musikalisch untermalt wurden.
1995 inszenierte Bigelow mit „Strange Days“ einen düsteren Science-fiction-Thriller mit sozialkritischer Note. Kurz vor der Jahrtausendwende ist es den Menschen möglich, Erlebnisse von Menschen aufzuzeichnen und abzuspielen. Der heruntergekommene Ex-Cop Lenny Nero (Ralph Fiennes) handelt mit Mikrochips, die jede Art von Sex-&-Crime-Geschichten enthalten, auf die seine Kundschaft abfahren. Doch dann stößt er auf einen Chip mit höchst brisantem Inhalt, nämlich der Hinrichtung eines schwarzen Sängers durch Polizisten. Mit Hilfe der Leibwächterin Mace (Angela Bassett) und dem Privatdetektiv Max (Tom Sizemore) versucht Lenny, dem Verbrechen auf die Spur zu kommen … Kathryn Bigelow ist mit „Strange Days“ ein packender wie düsterer Thriller um virtuelle Realitäten gelungen, visuell beeindruckend inszeniert und mit einem vielschichtigen Soundtrack versehen, der Graeme Revells innovativen Kompositionen mit World Music Beats von Deep Forest und Peter Gabriel verbindet. Zwischenzeitlich arbeitete die Regisseurin auch fürs Fernsehen, so stand sie für eine Episode von Oliver Stones Mystery-Thriller-Mehrteiler „Wild Palms“ und für die Cop-Serie „Homicide“ hinter der Kamera, ehe sie im Jahre 2000 mit dem Psycho-Thriller „Das Gewicht des Wassers“ auf die große Leinwand zurückkehrte.
In der Verfilmung von Anita Shreves Bestseller recherchiert eine Zeitungsfotografin (Catherine McCormack) zu einer Mordgeschichte aus dem Jahre 1873, die sie in ihrer Geschichte mit einem aktuellen Doppelmord verbindet. Doch je mehr sie sich in die Themen von Mord und Obsession vertieft, desto mehr wird ihre Ehe mit Thomas (Sean Penn) durch Eifersuchtsanfälle und gegenseitige Verdächtigungen in Mitleidenschaft gezogen. Nachdem bereits „Strange Days“ nicht so recht beim Publikum ankommen wollte und „Das Gewicht des Wassers“ völlig baden gegangen war, präsentierte Bigelow mit „K-19“ – Showdown in der Tiefe“ wieder solides Spannungs-Kino mit Harrison Ford und Liam Neeson in den Hauptrollen. Der Film spielt auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges im Jahr 1961, als amerikanische U-Boote vor der sowjetischen Küste in Stellung gegangen sind, worauf die Russen ihr brandneues Atom-U-Boot „K-19“ vor die amerikanische Ostküste in Position bringen wollen. Nach einer verpatzten Übung wird Kapitän Polenin (Liam Neeson) degradiert und muss unter seinem Nachfolger Vostrikov (Harrison Ford) als Erster Offizier dienen, was der Mannschaft überhaupt nicht passt. Doch ein Leck im Kühlsystem des Reaktors droht zu einer nuklearen Katastrophe zu werden …
„Technisch auf dem neuesten Stand und ohne Mängel versteht es Bigelow, aus dem stark limitierten Raum auf dem Boot, die nötige Authentizität zu kitzeln, die Enge spürbar zu machen. Auf große Actionszenen verzichtet sie wohlwollend. Leider hat ‚K-19‘ aber doch noch einen Haken. Nachdem das dramatische Potenzial des Stoffes im Mittelteil voll ausnutzt wurde und einige nette Wendungen für Abwechslung sorgen, kippt der Film gegen Ende wieder in den typischen Hollywood-Stil und feiert den Heldenmut der Besatzung ein bisschen zu heftig“, urteilt Carsten Baumgardt auf filmstarts.de. Dass der Film wieder einmal floppte, lag vor allem daran, dass „K-19“ allein aus russischer Perspektive erzählt wurde, womit sich das amerikanische Publikum kaum anfreunden konnte. Nach diesem 100-Millionen-Dollar-Flop wollte kein Studio mehr ein großes Budget in Bigelows fraglos talentierte, aber unglückliche Hände geben.
Erst 2009 bekam Bigelow wieder das Vertrauen geschenkt und wurde gleich mit ihrem ersten Oscar® belohnt. „Tödliches Kommando“ schildert den Alltag eines amerikanischen Bombenräumkommandos im Irak. Als der Vorgesetzte von Sergeant JT Sanborn (Anthony Mackie) und Specialist Owen Eldridge (Brian Geraghty) im Einsatz stirbt, bekommt das Kommando mit dem waghalsigen Staff Sergeant William James (Jeremy Renner) einen neuen Anführer, der Sanborn und Eldridge mit seiner lässigen Macho-Art an ihre physischen und psychischen Grenzen bringt.
„Die 57-jährige Regisseurin und ihr Drehbuchautor Mark Boal (der 2004 als embedded journalist im Irak war und schon das Script zu ‚Im Tal von Elah‘ schrieb) klagen nicht an. Sie analysieren vielmehr mit dokumentarischer Präzision die Mechanismen der Todesangst und ihrer Verdrängung. Mechanismen, ohne die kein Krieg geführt werden kann. ‚Hurt Locker‘, der Originaltitel, bezeichnet im Soldatenjargon einen Ort, an dem der Schmerz weggesperrt wird“, erläutert Christiane Peitz auf zeit.de. „Eigentlich tut das Bombenräumkommando nichts anderes als das Kinopublikum. Es schaut genau hin, misstraut dem Augenschein, will erkennen, begreifen. Eine Plastiktüte, eine lahmende Katze, ein Eselskarren, Menschen auf einem Minarett – wer das Straßenbild falsch deutet, riskiert sein Leben. Immer wieder geht es mit Barry Ackroyds unruhiger 16-Millimeter-Kamera zum Einsatz, sieben, acht Mal in 120 Minuten. Immer wieder wird gepeilt, fokussiert, ins Visier genommen, Schärfe nachgezogen; die Zeitlupen entstanden mit hyperpräzisen Digitalkameras. Oft wussten die Schauspieler nicht, von wo sie gefilmt werden – Guerillataktik einer gewieften Genre-Regisseurin. Beobachten, wer einen beobachtet. Sehen und dabei unsichtbar bleiben. Ungemütlich ist dieser Film auch deshalb, weil Krieg und Kino einander so verdammt ähnlich werden. Seit Paul Virilio ist das kein neuer Gedanke. Aber er geht einem hier gefährlich nahe.“ 
Mit insgesamt sechs Academy Awards in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes Originaldrehbuch, Bester Schnitt, Bester Ton und Bester Tonschnitt stellte die Regisseurin ihre Credibility bei den Studios wieder her und durfte nun mit „Zero Dark Thirty“ wieder ins Oscar®-Rennen gehen.
Aus der Sicht der jungen CIA-Agentin Maya (Jessica Chastain) schildert Bigelow die Jagd nach Osama bin Laden, ausgehend von den Anschlägen vom 11. September 2001 bis zur Tötung des so verzweifelt gesuchten al-Qaida-Anführers. Der mit expliziten Folterszenen angereicherte Film hat für viel Diskussionsstoff und Kritik gesorgt. „In erster Linie ist der Film ein sehenswerter, für fünf Oscars nominierter Spionage-Thriller, kein politisches Manifest. Zu jeder Darstellung des so genannten ‚Krieges gegen den Terror‘ gehören eben auch zwingend Waterboarding, CIA-Entführungen, Geheimgefängnisse und Guantanamo. Alles andere wäre unvollständig. Die heftigen Reaktionen auf den Film haben immerhin gezeigt, dass die Amerikaner dieses dunkle Kapitel ihrer Geschichte nicht vergessen haben und noch immer leidenschaftlich darüber streiten. Es bleibt dem kritischen Zuschauer überlassen, wie er die Bedeutung der brutalen Praxis bewertet. Denn am Ende, wenn Maya nach zehn Jahren Jagd alleine und erschöpft in einem Militärtransporter sitzt und weint, wird sich jeder zwangsläufig fragen: War es das alles wert?“, heißt es dazu bei handelsblatt.com.

Filmographie:
1978: The Set-Up (Kurzfilm)
1982: Die Lieblosen (The Loveless)
1987: Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis (Near Dark)
1990: Blue Steel
1991: Gefährliche Brandung (Point Break)
1993: Wild Palms (TV, Folge „Rising Sons“)
1995: Strange Days
1998/99 Homicide (TV, 3 Folgen)
2000: Das Gewicht des Wassers (The Weight of Water)
2002: K-19 – Showdown in der Tiefe (K-19: The Widowmaker)
2004: Karen Sisco (TV, 1 Folge)
2007: Mission Zero (Kurzfilm)
2009: Tödliches Kommando – The Hurt Locker (The Hurt Locker)
2012: Zero Dark Thirty
Playlist: 
1 Lords Of Acid - The Real Thing (Strange Days) - 03:32
2 Tangerine Dream - Caleb's Blues (Near Dark) - 03:10
3 Brad Fiedel - Main Titles (Blue Steel) - 04:58
4 Mark Isham - Night Surf Feelings (Point Break) - 03:00
5 Ryuchi Sakamoto - Harry To Hospital (Wild Palms) - 03:39
6 Jeff Rona - Late Night Tale (Homicide) - 04:01
7 Tricky - Overcome (Strange Days) - 04:29
8 Graeme Revell - Happy New Year (Strange Days) - 03:51
9 Deep Forest - Coral Lounge (Strange Days) - 03:27
10 Graeme Revell - End Credits (Strange Days) - 03:49
11 Lori Carson & Graeme Revell - Fall In The Light (Strange Days) - 04:24
12 Klaus Badelt - Missile I (K-19) - 03:00
13 Marco Beltrami & Buck Sanders - A Guest In My House (The Hurt Locker) - 03:11
14 Alexandre Desplat - Northern Territories (Zero Dark Thirty) - 03:47
15 Peter Gabriel & Deep Forest - While The Earth Sleeps (Strange Days) - 03:50
16 Alexandre Desplat - Monkeys (Zero Dark Thirty) - 03:00

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