Große Namen prägen die heutige Neuheiten Sendung von Soundtrack Adventures auf Radio ZuSa. Das ist nicht nur den famosen Re-Releases des Intrada-Labels beispielsweise von James Horners „Jumanji“, John Williams‘ „SpaceCamp“, Miklós Rózsas „Dead Men Don’t Wear Plaid“, Jerry Goldsmith‘ „Matinee“ und Laurence Rosenthals „Becket“ zu verdanken, sondern auch den neuen Arbeiten von Hans Zimmer, Danny Elfman, John Williams und Mark Isham. Dazu gesellen sich vertraute Namen wie Harry Gregson-Williams, Cliff Martinez, Daniel Pemberton, Ilan Eshkeri, Volker Bertelmann, John Carpenter und Rachel Portman sowie etliche neue Namen.
Auf einer wahren Begebenheit basierend hat der Oscar-prämierte Regisseur
Barry Levinson (
„Rain Man“, „Bugsy“) das Drama
„The Survivor“ inszeniert, in dem
Ben Foster den ins Vernichtungslager Auschwitz geschickten Harry Haft verkörpert, der durch einen sadistischen Nazi-Offizier gezwungen wird, zur Belustigung seiner Mitgefangenen im Boxring zu kämpfen. Der Gewinner überlebt und muss einen neuen Kampf austragen, der Verlierer wird erschossen oder in die Gaskammer geschickt. Angetrieben von dem Willen, zu seiner Frau zurückzukehren, wächst Haft im Boxring über sich hinaus.
Hans Zimmer, der für seine Zusammenarbeit mit
Levinson an
„Rain Man“ (1988) seine erste Oscar-Nominierung erhalten hatte, schuf einen dramatischen, überwiegend mit Streichern arrangierten Score, der seine eindringlichsten Momente in den ruhigen mit Solo-Violine und weiblichem Gesang inszenierten Stücken entfaltet.
Neben
„Rain Man“ avancierte in den 1980er Jahren auch
Tony Scotts Action-Drama
„Top Gun“ (1986) zu einem seiner erfolgreichsten Filme. Damals komponierte
Harold Faltermeyer die Musik zu dem Soundtrack, der davon abgesehen mit Songs von
Berlin, Kenny Loggins, Loverboy, The Miami Sound Machine und
Cheap Trick bestückt worden ist. Bei der Fortsetzung
„Top Gun: Maverick“ ist
Faltermeyer zwar wieder mit an Bord, muss sich die Credits allerdings mit seinem berühmten Kollegen
Hans Zimmer sowie
Lorne Balfe und
Lady Gaga teilen. Damit erhält der Score einen weitaus orchestraleren Touch als das 1986er Original.
Seit ihrer ersten Zusammenarbeit bei
„Darkman“ (1990) etablierte sich zwischen Regisseur
Sam Raimi und Komponist
Danny Elfman eine ähnlich symbiotische Beziehung wie zwischen
Tim Burton und
Elfman, allerdings ist es nach gemeinsam verwirklichten Stationen wie
„Ein einfacher Plan“, „Spider-Man“ und
„Spider-Man 2“ etwas ruhiger um beide Filmschaffenden geworden. Für das Marvel-Abenteuer
„Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ sind die beiden im Superhelden-Universum bewanderten Künstler nun zum neunten Mal zusammengekommen. Dass die Corona-Pandemie die Produktion des Films so hinausgezögert hat, kam
Elfman indes zugute, hatte er doch so mehr Zeit zur Verfügung, um einen überaus vitalen, mit komplexen Orchester-Arrangements und Chor versehenen Score zu kreieren.
„The Road Dance“ erzählt die in der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg angesiedelte Geschichte eines jungen Mädchens, das in einem kleinen Dorf einer schottischen Insel lebt, als sie mit einer schrecklichen Tragödie konfrontiert wird. Carlos José Alvarez („Deadline“, „The Quiet Hour“) komponierte dazu einen Score, der das harte Leben auf einer unwirtlichen Insel mit vielen folkloristischen Elementen abbildet.
„Die Geschichte musste sehr delikat behandelt werden. Die Aussichten und Kulissen sind weitreichend, doch der Film weist eine Intimität auf, die nicht ignoriert werden konnte. Die Balance zu finden war ein Hauptaugenmerk. Die Darstellungen sind so stark, dass wir ihnen einfach vertrauen mussten. Ich bin sehr stolz auf diesen Score“, meint Alvarez. „Richie Adams wollte, dass sich die Partitur wie der Herzschlag der Insel und der Menschen anfühlt, und ich fühlte mich verpflichtet, meine Hausaufgaben zu machen und die richtigen Musiker zu finden.“ In diesem Zusammenhang hebt er den Fiedel- und Flötenspieler Alasdair White von der Isle of Lewis hervor, wo auch die Geschichte spielt, da er mit der musikalischen Tradition der Hebriden besonders vertraut ist und so maßgeblich den Sound des Scores mitprägte.
Eine talentierte Newcomerin präsentiert MovieScore Media mit der Komponistin
Salliana Seven Campbell, die mit ihrem akustisch instrumentierten Score zu dem Drama
„The Drover’s Wife – The Legend of Molly Johnson“ von und mit
Leah Purcell ihre erste Arbeit für einen Spielfilm präsentiert.
„Ich wurde zufällig empfohlen und erhielt einen Brief von
Leah Purcell, die als Autorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin agierte und auch den abschließenden Song singt. Sie schrieb: ,Schick‘ mir was Sparsames, Nicht-Melodisches und Eckiges‘ – und ich wusste genau, welchen Sound sie wollte“, beschreibt
Salliana die Arbeit an der Filmmusik. „Was ich am meisten an dem Film liebe, ist, wie rau er ist, und ich wollte das mit dem Score abbilden. Der Score ist voller Fiedeln, Banjos, Mandolinen, Piano und elektrischer Gitarren. Ich bin auch sehr stolz darauf, dass ich bis auf die zwei Gitarren-Soli und den Kontrabass alle Instrumente selbst gespielt habe.“
Mit „Love by the Fjord – Farewell to Hannah“ veröffentlicht Marcel Barsotti („Deutschland. Ein Sommermärchen“, „Die Päpstin“) den zweiten Soundtrack zur deutschen Fernsehserie „Liebe am Fjord“. Die 2011 mit dem „Director’s Choice Gold Medal for Excellence“ auf dem Park City Film Music Festival Utah in U.S.A. ausgezeichnete und 2013 in der Kategorie „Beste Musik“ bei der Deutschen Akademie für Fernsehen nominierte Musik ist in der norwegisch-irischen Musik-Tradition verwurzelt und wurde teilweise mit Violine, Akkordeon, Bodhrán, Mandoline und Gitarre eingespielt.
Für sein neues Album
„Time“ hat sich
Dirk Maassen in eine abgelegene Berghütte zurückgezogen, um in der Einsamkeit und Stille seine innere Melodie und sein wahres „Ich“ zu finden.
Das Zur-Ruhe-Kommen von Körper und Geist sieht der Pianist und Komponist, der auch als Software-Entwickler arbeitet, als Schlüssel zur Entstehung neuer musikalischer Ideen. „Die Arbeit an neuer Musik braucht Zeit und Raum, und man muss geduldig sein und auf sich selbst hören“, erklärt Dirk Maassen. Auf der Suche nach Ruhe verbrachte er mehrere Wochen in Südtirol, wo er zur Inspiration nur von seinem Klavier und den atemberaubenden Ausblicken auf die Wildnis der Berge Gesellschaft hatte. Auf ausgedehnten Spaziergängen fand
Dirk Maassen zu sich selbst. „Das Leben in den Bergen reduziert alles auf seine wahre Essenz und diese einfache, grundlegende Welt eröffnet so viel Raum, um sein wahres Selbst zu finden“, erklärt er. In dieser Umgebung konnte Maassen seine „innere Melodie“ finden und sie auf natürliche Weise ins Bewusstsein aufsteigen zu lassen: „dann kommt alles zusammen, und es geschieht etwas Magisches“.
Diese Magie bildet die Grundlage für alle vierzehn Klavierstücke auf
„Time“, die teilweise von zarten orchestralen Akzenten unterstützt werden und dabei eine Vielzahl von Stimmungen transportieren.
Nachdem
Karl Gasleben mit seinem Projekt
Gasleben & Electric Friends mit
„Spare Parts for the Offspring“ (2021) und
„A Vessel Out of Here“ (2022) jüngst zwei poppigere Electro-Alben veröffentlicht hatte, ist der
Twice-A-Man-Musiker bereits mit einem neuen Projekt am Start. Zusammen mit dem Maler und Ambient-Musiker
Peter Davidson hat er ein 58-minütiges Ambient-Stück namens
„Aerial Ship of Flowers“ eingespielt, das Teil eines gleichnamigen Video-Kunstprojekts ist und von dynamischen Passagen ebenso geprägt ist wie von fesselnden Melodien.
1982 inszenierte Regisseur Carl Reiner mit „Tote tragen keine Karos“ („Dead Men Don’t Wear Plaid“) eine humorvolle Hommage an den Film noir. Dazu engagierte er mit Miklós Rózsa einen Komponisten, der mit „Desert Fury“, „Double Indemnity“, „Brute Force“, „The Naked City“, „The Lost Weekend“, „The Asphalt Jungle“ und „The Killers“ einige der bemerkenswertesten Beiträge des Genres vertont hatte. Auf der anderen Seite hat es Rózsa nie so richtig mit Komödien gehabt. „Dead Men Don’t Wear Plaid“ war Rózsas letzte Filmmusikarbeit, hatte aber mehr mit zeitgenössischen Arbeiten wie „Time After Time“, „Eye of the Needle“ und „Last Embrace“ zu tun als mit seinen Film-noir-Arbeiten in den 1940er Jahren. Wie gewohnt hat er seinen Score allerdings mit ausgeprägten Hauptthemen versehen, die bereits in „The Prelude“ zum Ausdruck kommen. Neben dem Thema, das die dunkleren Aspekte des Films erfasst, hat Rózsa auch ein wunderbar leichtes romantisches Thema komponiert, das ebenso wie das dunklere Thema immer wieder während des Films auftaucht.
Zum ersten Mal auf CD erhältlich ist Laurence Rosenthals Score zu Paramounts Produktion von „Becket“ aus dem Jahr 1964. Rosenthal, der neben Jerry Goldsmith, Elmer Bernstein, Henry Mancini, Alex North, Lalo Schifrin und John Barry zu jener jungen Generation von Hollywood-Komponisten zählt, die in den 1960er Jahren die alte Garde mit den großen Namen Alfred Newman, Max Steiner, Bernard Herrmann und Miklós Rózsa abzulösen begann, schuf für „Becket“ eine Musik, die nicht versuchte, die Musik des 12. Jahrhunderts, in dem die Geschichte von Thomas Becket und König Henry II spielt, zu rekreieren.
„Nichtsdestotrotz wird das Heraufbeschwören dieser Zeit durch die Verwendung echter Gregorianischer Choräle und der Originalmusik bewiesen, die komponiert worden ist, um die Art der Melodien und jener der Schule von Notre Dame widerzuspiegeln“, wird der Komponist im Booklet der Intrada-Veröffentlichung zitiert, die unter Leitung von Muir Mathieson mit dem Orchester The Sinfonia of London eingespielt worden ist. „Wie auch immer, die Atmosphäre, die den Score durchdringt, sowohl bei den Stimmen als auch dem Orchester, ist durch die konstante Referenz an die fesselnde und nahezu exotische Schönheit der Musik des späten Mittelalters kreiert worden.“
Eine würdige Veröffentlichung als Doppel-CD erfährt nun auch
James Horners Score zu
Joe Johnstons 1995 inszenierten Abenteuer
„Jumanji“ mit
Robin Williams in der Hauptrolle.
Horner, der in jenem Jahr auch so unterschiedliche Arbeiten wie
„Braveheart“, „Casper“, „Apollo 13“, „Jade“ und
„Balto“ ablieferte, hatte mit dem Regisseur bereits bei
„Honey, I Shrunk the Kids“, „The Rocketeer“ und
„The Pagemaster“ zusammengearbeitet und schuf für
„Jumanji“ eine packende Mischung aus großem Orchester, Synthesizern und ethnischen Instrumenten wie der oft von ihm verwendeten japanischen Bambusflöte oder der südamerikanischen Holzflöte.
Schließlich ist auch das bereits von Intrada veröffentlichte Album zu dem 1986 entstandenen Abenteuerfilm „SpaceCamp“ von John Williams als remastertes Doppel-Album erhältlich. Der Film ging wegen der „Challenger“-Katastrophe, bei der am 28. Januar 1986 sieben Astronauten ums Leben kamen, in den Kinos etwas unter, doch Williams‘ Score hat bis heute mit seiner optimistischen Note nichts von seiner Faszination verloren.
„Bei der Komposition der Musik für den Film habe ich versucht, die Begeisterung dieses Abenteuers in einem orchestralen Idiom auszudrücken, das direkt und zugänglich wäre... direkt zum ,Herzen‘ sprechen würde“, meinte John Williams damals. „Ich fühle mich geehrt, gebeten worden zu sein, diese Partitur zu komponieren, und besonders stolz bin ich auf meine Verbindung mit ,SpaceCamp‘ und seinen Schöpfern.“
Jerry Goldsmith und Joe Dante arbeiteten erstmals 1983 an „The Twilight Zone: The Movie“ zusammen, worauf Goldsmith auch die nächsten Dante-Filme „Gremlins“, „Explorers“, „Die Reise ins Ich“, „Meine teuflischen Nachbarn“ und „Gremlins 2“ vertonte. Mit „Matinee“ erscheint nun ihre 1993 entstandene Arbeit nun als Expanded Edition bei Intrada.
Playlist:
1. Hans Zimmer - Harry Haft (The Survivor) - 03:14
2. Hans Zimmer, Lady Gaga, Harold Faltermeyer & Lorne Balfe - The Man, The Legend / Touchdown (Top Gun: Maverick) - 03:55
3. Danny Elfman - An Interesting Question (Doctor Strange in the Multiverse of Madness) - 03:14
4. Mark Isham - Javi Stands (The Unbearable Weight of Massive Talent) - 02:45
5. Alex Heffes - Aya's Theme [from "Emperor" Solo Piano Version] (Sudden Light) - 03:23
6. Dirk Maassen - Shelter (Time) - 03:18
7. Rachel Portman - Life Is Sweet [Piano Suite] - 02:13
8. Anton Sanko - Coda (Les passagers de la nuit) - 03:32
9. Volker Bertelmann - Family Reunion (Life After Life) - 04:16
10. John Lunn - A New Era (Downtown Abbey: A New Era) - 05:21
11. Dickon Hinchliffe - Late Boomers (Father Stu) - 03:19
12. Marcel Barsotti - Farewell to Hannah (Love by the Fjord - Farewell to Hannah) - 03:05
13. Christopher Wong - Moon Cake Story (Maika) - 03:15
14. Salliana Seven Campbell - Barefoot Molly (The Drover's Wife: The Legend of Molly Johnson) - 03:38
15. James Horner - Prologue and Main Title (Jumanji) - 03:42
16. John Williams - In Orbit (SpaceCamp) - 03:22
17. John Williams - Obi Wan (Star Wars: Obi-Wan Kenobi) - 04:09
18. Jerry Goldsmith - The Scam (Matinee) 04:12
19. Laurence Rosenthal - The Meeting on the Beach (Becket) - 02:30
20. Miklós Rózsa - Delusions / Carlotta (Dead Men Don't Wear Plaid) - 03:47
21. Daniel Pemberton - End of the Day, Slough House (Slow Horses: Season 1) - 03:10
22. Harry Gregson-Williams - Shifting Grounds (Disneynature: Polar Bear) - 03:01
23. David Wingo - Janice At Pier (Barry: Season 1 & 2) - 02:45
24. Dave Porter - Nothing Gets Past Lalo (Better Call Saul, Vol. 2) - 02:55
25. Cliff Martinez - Shifts Up Again (The Wilds: Season 2) - 03:07
26. John Carpenter, Cody Carpenter & Daniel Davies - End Titles (Firestarter) - 03:47
27. Grant Kirkhope - End Credits (Shadows) - 03:46
28. Peter Davidson & Karl Gasleben - Aerial Ship of Flowers [excerpt] (Aerial Ship of Flowers) - 07:45
29. Ilan Eshkeri - Day (Space Station Earth) - 05:21
30. Danny Bensi & Saunder Jurriaans - Picture (Night Sky) - 03:01
31. Carlos José Alvarez - A New Life (The Road Dance) - 08:10