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Donnerstag, 1. Juni 2023

Playlist #372 vom 04.06.2023 - KRISTIN SCOTT THOMAS Special

Spätestens seit ihrer Oscar-Nominierung für ihre Darstellung in Anthony Minghellas Drama „Der englische Patient“ (1996) gehört die britische Schauspielerin Kristin Scott Thomas zu den gefragtesten und vielseitigsten Darstellerinnen ihrer Generation. Sie war in Robert Redfords Drama „Der Pferdeflüsterer“ (1998) ebenso zu sehen wie in Brian De Palmas „Mission: Impossible“ (1996), Robert Altmans „Gosford Park“ (2001) und Nicolas Winding Refns „Only God Forgives“ (2013). Derzeit ist sie in der von Apple TV+ produzierten Serienadaption von Mick Herrons Agenten-Roman-Reihe „Slow Horses“ in der Rolle der MI:6-Chefin Diana Taverner zu sehen. Musikalisch untermalt wurden ihre Filme von so renommierten Komponisten wie Alexandre Desplat, Thomas Newman, Gabriel Yared, Danny Elfman, Max Richter, Cliff Martinez, Clint Mansell, Trevor Jones, Vangelis und Dario Marianelli.

Die am 24. Mai 1960 in Redruth, Cornwall, geborene Kristin Scott Thomas wuchs in einer traditionell der Royal Navy verbundenen Familie auf. Während ihr Vater und Stiefvater als Piloten bei der Fleet Air Arm dienten, war ihr Onkel, Sir Richard Thomas, Admiral und Gentleman Usher of the Black Rod im House of Lords. Ebenso wie ihr Vater, den Kristin Scott Thomas im Alter von fünf Jahren verlor, kam auch ihr Stiefvater, bei einem Flugunfall ums Leben. 
Scott Thomas zog nach der Beendigung der Schule in Sherborne, Dorset, 1978 nach Hampstead, London, arbeitete in einem Kaufhaus und nahm Unterricht an der Central School of Speech and Drama, doch wurde ihr Anliegen, von der Lehrerausbildung ins Schauspielfach zu wechseln, abgelehnt, so dass sie nach einem Jahr an der Central mit ihrem flüssigen Französisch nach Paris ging, um als Au pair zu arbeiten und Schauspielerei an der École Nationale supérieure des arts et techniques du théâtre zu belegen. 
Im Alter von 25 Jahren spielte Scott Thomas in dem von und mit Prince realisierten Film „Under the Cherry Moon“ (1985), was ihr zwar eine Nominierung für die Goldene Himbeere einbrachte, doch ihrer weiteren Karriere keinen Abbruch tat. So wurde sie für ihre Rolle der Brenda Last in Charles Sturridges Adaption von Evelyn Waughs 1934 veröffentlichten Roman „Eine Handvoll Staub“ mit dem Evening Standard British Film Award für den vielversprechendsten Newcomer ausgezeichnet. 
Ihren Durchbruch feierte die frankophile Britin an der Seite von Hugh Grant in Roman Polanskis Erotik-Drama „Bitter Moon“ (1992) und Mike Newells romantischer Komödie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ (1994). Das rumänisch-französische Kriegs- und Liebesfilm-Drama „Ein unvergesslicher Sommer“ (1994) zählt nach Scott Thomas‘ eigenen Angaben (in einem Interview von 2015 mit dem Gloucester Citizen) zu den Filmen, auf den sie neben „Der englische Patient“ und „Only God Forgives“ am meisten stolz sei. 
Für ihre Darstellung der Katherine Clifton in Anthony Minghellas Verfilmung von Michael Ondaatjes Roman „Der englische Patient“ (1996) erhielt die Schauspielerin jeweils eine Nominierung für den Golden Globe und den Oscar. Es folgten noch Hauptrollen in Robert Redfords „Der Pferdeflüsterer“ (1998) und Sydney Pollacks Mystery-Liebesdrama „Begegnung des Schicksals“ (1999) und an der Seite von Sean Penn und Anne Bancroft in Philip Haas‘ Adaption von W. Somerset Maughams „Die Villa“ (2000), ehe sich Scott Thomas etwas desillusioniert von Hollywood abwandte und sich für ein Jahr aus dem Filmgeschäft zurückzog, um ihr drittes Kind zur Welt zu bringen. 
Danach war sie in Irwin Winklers Drama „Das Haus am Meer“ und Robert Altmans komödiantischen Mystery-Drama „Gosford Park“ (beide 2001) zu sehen und startete eine zweite Karriere auf der Theaterbühne. So spielte Scott Thomas unter anderem Tschechow und Pirandello in London, war 2004 als beste Schauspielerin für den Laurence Olivier Theatre Award nominiert und gewann diesen 2008 für die Rolle der Arkadina in Tschechows „Die Möwe“ am Londoner Jerwood Theatre
Mit dieser Inszenierung ging sie im September 2008 auf Gastspielreise nach New York. Im Sommer 2013 kehrte sie für Harold Pinters „Betrogen“ und „Alte Zeiten“ ans Londoner West End zurück, verkörperte dann die Titelrolle in Sophokles‘ „Electra“ am The Old Vic
Im Kino war sie in der Zwischenzeit vor allem in französischen Produktionen zu sehen. In Jean-Paul Salomés Adaption von „Arsène Lupin“ (2004) spielte sie die Comtesse de Cagliostro, außerdem wirkte sie in Francis Vebers Dramedy „In flagranti – Wohin mit der Geliebten?“ (2006), Guillaume Canets Thriller „Kein Sterbenswort“ (2006), Philippe Claudels Drama „So viele Jahre liebe ich dich“ (2008) Catherine Corsinis Liebes- und Krimi-Drama „Die Affäre“ (2009) und Gilles Paquet-Brenners Kriegsfilm-Drama „Sarahs Schlüssel“ mit. 
Zu den bekanntesten Filmen, in denen Kristin Scott Thomas außerdem mitgewirkt hat, waren Justin Chadwicks Historien-Drama „Die Schwester der Königin“ (2008), Lasse Halmströms „Lachsfischen im Jemen“ (2011), Nicolas Winding Refns „Only God Forgives“ (2013), Joe Wrights Churchill-Biopic „Die dunkelste Stunde“ (2017) und Ben Wheatleys Remake von Hitchcocks Klassiker „Rebecca“ (2020). Seit 2022 arbeitet Scott Thomas nicht nur an ihrem Regiedebüt „My Mother’s Wedding“ mit Scarlett Johansson, Sienna Miller, Emily Beecham und Freida Pinto in den Hauptrollen, sondern spielt auch in der humorvollen Agenten-Serie „Slow Horses“ an der Seite von Gary Oldman

Filmographie: 

1984: Maigret (Fernsehserie, 1 Folge) 
1984: Erben der Liebe (Mistral's Daughter, Mini-Serie) 
1985: Charly (Kurzfilm) 
1986: Under the Cherry Moon – Unter dem Kirschmond (Under the Cherry Moon) 
1987: Agent Trouble – Mord aus Versehen (Agent trouble) 
1987: Sentimental Journey (Fernsehfilm) 
1987: Sentiments (Fernsehserie, 1 Folge) 
1988: Eine Handvoll Staub (A Handful of Dust) 
1988: Der zehnte Mann (The Tenth Man, Fernsehfilm) 
1988: Das Mittagsschläfchen (La méridienne) 
1989: Der Preis der Freiheit (Force majeure) 
1989: Eine wilde kleine Affäre (Bille en tête) 
1989: Gezinktes Spiel (The Endless Game, Mini-Serie) 
1989: Cela s'appelle l'amour 
1990: Le bal du gouverneur 
1990: Spymaker (Fernsehfilm) 
1990: Reingelegt (Framed, Fernsehfilm) 
1991: Der Badearzt (Mio caro dottor Gräsler) 
1991: Entführung aus Liebe (Aux yeux du monde) 
1992: Bitter Moon 
1992: Look at It This Way (Mini-Serie) 
1992: Weep No More, My Lady (Fernsehfilm) 
1993: Body & Soul (Mini-Serie) 
1994: Vier Hochzeiten und ein Todesfall (Four Weddings and a Funeral) 
1994: Ein unvergesslicher Sommer (Un été inoubliable) 
1995: Engel und Insekten (Angels & Insects) 
1995: Die Sache mit den Frauen (The Pompatus of Love) 
1995: En mai, fais ce qu'il te plaît 
1995: Der Beichtstuhl (Le confessionnal) 
1995: Richard III. (Richard III) 
1995: Belle Époque (Fernsehdreiteiler) 
1996: Mission: Impossible 
1996: Souvenir 
1996: Gullivers Reisen (Gulliver’s Travels, Mini-Serie) 

1996: Der englische Patient (The English Patient) 
1997: Amour & confusions 
1998: Der Pferdeflüsterer (The Horse Whisperer) 
1998: Rache ist süß (The Revengers' Comedies) 
1999: Begegnung des Schicksals (Random Hearts) 
2000: Die Villa (Up at the Villa) 
2001: Das Haus am Meer (Life As A House) 
2001: Gosford Park 
2003: Kleine Wunden (Petites coupures) 
2003: Code 46 
2004: Arsène Lupin – Der König unter den Dieben (Arsène Lupin) 
2005: Mord im Pfarrhaus (Keeping Mum) 
2005: Man to Man 
2005: Chromophobia 
2006: Kein Sterbenswort (Ne le dis à personne) 
2006: In flagranti – Wohin mit der Geliebten? (La doublure) 
2007: The Walker – Ein Freund gewisser Damen 
2007: Der goldene Kompass (The Golden Compass, Stimme) 
2008: Easy Virtue – Eine unmoralische Ehefrau (Easy Virtue) 
2008: So viele Jahre liebe ich dich (Il y a longtemps que je t’aime) 
2008: Die Schwester der Königin (The Other Boleyn Girl) 
2008: Largo Winch – Tödliches Erbe (Largo Winch) 
2008: Seuls Two 
2009: Shopaholic – Die Schnäppchenjägerin (Confessions of a Shopaholic) 
2009: Die Affäre (Partir) 
2009: Nowhere Boy  
2010: Liebe und Intrigen (Crime d’amour) 
2010: Sarahs Schlüssel (Elle s’appelait Sarah) 
2010: In deinem Bann gefangen (Contre toi) 
2011: Die geheimnisvolle Fremde (La femme du Vème) 
2011: Lachsfischen im Jemen (Salmon Fishing in the Yemen) 
2012: Bel Ami 
2012: In ihrem Haus (Dans la maison) 
2012: Zwischen allen Stühlen (Cherchez Hortense) 
2013: Only God Forgives 
2013: The Invisible Woman 
2013: Bevor der Winter kommt (Avant l’hiver) 
2014: My Old Lady 
2015: Suite française – Melodie der Liebe (Suite française) 
2017: The Party 
2017: Die dunkelste Stunde (Darkest Hour) 
2018: Tomb Raider 
2018: Der Klavierspieler vom Gare du Nord (Au bout des doigts) 
2019: Mrs. Taylor’s Singing Club (Military Wives) 
2019: Fleabag (Fernsehserie, 1 Folge) 
2020: Rebecca 
2020: Final Set 
2020: Alan Bennett’s Talking Heads (Fernsehserie, 1 Folge) 
2022: Les Cyclades 
2022 - : Slow Horses – Ein Fall für Jackson Lamb (Slow Horses, Fernsehserie) 

Playlist:

1. Gabriel Yared - As Far As Florence (The English Patient) - 05:13 
2. George Fenton - Weekend Memories (A Handful of Dust) - 03:47 
3. Clint Mansell - The Wings of Mercury (Rebecca) - 03:46 
4. Lee Holdridge - Track 1 (The Tenth Man) - 04:00 
5. Vangelis - Suite (Bitter Moon) - 06:11 
6. Trevor Jones - Clarence's Dream (Richard III) - 03:06 
7. Dave Grusin - Looking for Peyton (Random Hearts) - 03:43 
8. Danny Elfman - Betrayal (Mission: Impossible) - 03:00 
9. Trevor Jones - Everything Is True (Gulliver's Travels) - 04:31 
10. Thomas Newman - The Rhythm of the Heart (The Horse Whisperer) - 03:16 
11. Pino Donaggio - The Kiss (Up at the Villa) - 03:29 
12. Patrick Doyle - Love Jam (Gosford Park) - 03:08 
13. Patrick Doyle - The Return of Likola (Man to Man) - 03:05 
14. Dickon Hinchliffe - Rosie Jones (Keeping Mum) - 04:13 
15. Alexandre Desplat - Chosen One (Largo Winch) - 05:52 
16. Alexandre Desplat - Epilogue (The Golden Compass) - 03:35 
17. Thomas Newman - Simple Truths (The Horse Whisperer) - 03:22 
18. Mark Isham - I'll Take This One (Life As a House) - 04:05 
19. Debbie Wiseman - Secret Passage (Arsène Lupin) - 04:47 
20. Danny Elfman - Looking for "Job" (Mission: Impossible) - 04:41 
21. Tom Holkenborg - Remember This (Tomb Raider) - 03:36 
22. Dario Marianelli - To The Yemen (Salmon Fishing In The Yemen) - 04:08 
23. Rael Jones - I Am Free (Suite Francaise) - 06:13 
24. Paul Cantelon - Anne's Secret Marriage (The Other Boleyn Girl) - 03:11 
25. Rachel Portman - A Fool (Bel Ami) - 02:59 
26. Max Richter - The Vel d'Hiv (Sarah's Key) - 03:43 
27. Cliff Martinez - Leave My Son In Peace (Only God Forgives) - 04:51 
28. Daniel Pemberton - End of the Day, Slough House (Slow Horses: Season 1) - 03:10 
29. Dario Marianelli & Vikingur Ólafsson - We Shall Fight (Darkest Hour) - 07:27

Donnerstag, 23. Februar 2023

Playlist #365 vom 26.02.2023 - DARIUS KHONDJI Special

Seit seiner Zusammenarbeit mit den französischen Filmemachern Jean-Pierre Jeunet & Caro an dem komödiantischen Drama „Delicatessen“ (1991) hat sich der in Teheran geborene Kameramann Darius Khondji zu einem der gefragtesten Spezialisten seiner Zunft gemausert. In den vergangenen dreißig Jahren arbeitete er – oft mehrfach – mit prominenten Regisseuren wie David Fincher („Sieben“, „Panic Room“), Woody Allen („Midnight in Paris“, „Irrational Man“), Alan Parker („Evita“), Neil Jordan („Jenseits der Träume“), Roman Polanski („Die neun Pforten“), Wong Kar-Wai („My Blueberry Nights“), Michael Haneke („Funny Games U.S.“), Sydney Pollack („Die Dolmetscherin“) und Bernardo Bertolucci („Gefühl und Verführung“) zusammen. Für seine Arbeit an Alejandro G. Iñárritus „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“ erhielt Khondji nun seine zweite Oscar-Nominierung. 
Darius Khondji wurde am 21. Oktober 1955 in Teheran, Iran, als Sohn eines iranischen Vaters und französischen Mutter geboren, verbrachte seine Kindheit in Paris und drehte dort schon kurze Filme. Seinen Traum von einem Filmstudium konnte er allerdings nur über Umwege realisieren, da in Frankreich für ein Filmstudium ein naturwissenschaftlicher Schulabschluss notwendig war, er aber nur einen künstlerischen Abschluss besaß. 
Eigentlich wollte er sich deshalb 1977 an der University of California einschreiben, doch als er sich bei einem Zwischenstopp in New York City in die Stadt verliebte, studierte er stattdessen an der New York University. Während des Studiums wich er auch von seinem ursprünglichen Vorhaben ab, Regisseur zu werden, da er herausfand, dass er „mehr daran interessiert war, eine Stimmung für eine Geschichte zu gestalten, als die Geschichte selbst zu erzählen“. 
In den 80er Jahren arbeitete er für kleinere französische Produktionen als Kameraassistent und Kameramann. Sein erster größerer internationaler Erfolg gelang ihm 1991 mit seiner Arbeit an dem Film „Delicatessen“ von Marc Caro und Jean-Pierre Jeunet
Die düstere Atmosphäre dieses Films sollte archetypisch für sein späteres Werk sein. 1995 arbeitete er nicht nur erneut erfolgreich mit Jeunet & Caro an dem Film „Die Stadt der verlorenen Kinder“ zusammen, sondern kehrte im gleichen Jahr kehrte in die USA zurück, um mit David Fincher den Film „Sieben“ zu drehen, was ihm 1996 von der Chicago Film Critics Association den Preis für die beste Kameraarbeit einbrachte. 
Ebenfalls 1996 drehte er mit Alan Parker den Film „Evita“, für den er seine erste Oscarnominierung für die beste Kameraarbeit erhielt. 1997 kam es wieder zu einer Zusammenarbeit mit Jean-Pierre Jeunet für den Film „Alien – Die Wiedergeburt“. Khondji schuf die beeindruckenden Bilder zu „The Beach“ von Danny Boyle, „Panic Room“ von David Fincher und begann 2003 bei „Anything Else“ die langjährige Zusammenarbeit mit Woody Allen, die über „Midnight in Paris“ (2011) und „To Rome with Love“ (2012) bis zu „Magic in the Moonlight“ (2014) und „Irrational Man“ (2015) führte. 
Darius Khondji wirkt nicht nur an Kurz- und Spielfilmen mit, sondern auch an Musikvideos. So führte er die Kamera bei den Clips zu den Madonna-Songs „Fever“, „You Must Love Me“, „Don’t Cry for Me Argentina“, „Frozen“ und „Miles Away“ sowie „Africa Shox“ von Leftfield feat. Afrika Bambaataa. Zuletzt arbeitete er an den Musikvideos zu Lady Gagas „Marry the Night“, Neneh Cherrys „Everything“, Eminems „The Icon Project“ und Jay-Z’s „Marcy Me“. 
 

Filmographie: 

1989: Embrasse-moi – Regie: Michèle Rosier 
1990: Le trésor des îles chiennes – Regie: François-Jacques Ossang 
1991: Delicatessen – Regie: Jeunet & Caro 
1992: Prag (Prague) – Regie: Ian Sellar 
1993: Nur der Hauch eines Zweifels (L’ombre du doute) – Regie: Aline Issermann 
1995: Die Stadt der verlorenen Kinder (La cité des enfants perdus) – Regie: Jeunet & Caro 
1995: Sieben (Se7en) – Regie: David Fincher 
1996: Gefühl und Verführung (Stealing Beauty) – Regie: Bernardo Bertolucci 
1996: Evita – Regie: Alan Parker 
1997: Alien – Die Wiedergeburt (Alien: Resurrection) – Regie: Jean-Pierre Jeunet 
1999: Jenseits der Träume (In Dreams) – Regie: Neil Jordan 
1999: Die neun Pforten (The Ninth Gate) – Regie: Roman Polański 
2000: The Beach – Regie: Danny Boyle 
2002: Panic Room – Regie: David Fincher 
2003: Anything Else – Regie: Woody Allen 
2004: Wimbledon – Spiel, Satz und … Liebe (Wimbledon) – Regie: Richard Loncraine 
2005: Die Dolmetscherin (The Interpreter) – Regie: Sydney Pollack 
2006: Zidane (Dokumentation) – Regie: Douglas Gordon, Philippe Parreno 
2007: My Blueberry Nights – Regie: Wong Kar-Wai 
2007: Funny Games U.S. – Regie: Michael Haneke 
2008: Ruinen (The Ruins) – Regie: Carter Smith 
2009: Chéri – Eine Komödie der Eitelkeiten (Chéri) – Regie: Stephen Frears 
2011: Midnight in Paris – Regie: Woody Allen 
2012: To Rome with Love – Regie: Woody Allen 
2012: Liebe (Amour) – Regie: Michael Haneke 
2013: The Immigrant – Regie: James Gray 
2014: Magic in the Moonlight – Regie: Woody Allen 
2015: Irrational Man – Regie: Woody Allen 
2016: Die versunkene Stadt Z (The Lost City of Z) – Regie: James Gray 
2017: Okja – Regie: Bong Joon-ho 
2019: Der schwarze Diamant (Uncut Gems) – Regie: Benny Safdie, Josh Safdie 
2019: Too Old to Die Young (TV-Mini-Serie) – Regie: Nicolas Winding Refn 
2021: Lisey’s Story – Regie: Pablo Larrain 
2022: Zeiten des Umbruchs (Armageddon Time) – Regie: James Gray 
2022: Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten (Bardo, falsa crónica de unas cuantas verdades) – Regie: Alejandro G. Iñárritu 

Playlist:

1. Cliff Martinez - Jesus and the Snake (Too Old to Die Young) - 03:17 
2. Carlos D'Alessio - Generique fin (Delicatessen) - 05:09 
3. Angelo Badalamenti - Finale (The City of Lost Children) - 05:13 
4. John Frizzell - Ripley Meets Her Clones (Alien Resurrection) - 03:44 
5. Elliot Goldenthal - Andante (In Dreams) - 03:39 
6. Wojciech Kilar - Opening Titles (The Ninth Gate) - 03:31 
7. James Newton Howard - End Credits (The Interpreter) - 04:11 
8. Ry Cooder - Bus Ride (My Blueberry Nights) - 02:59 
9. Gustavo Santaolalla - Pajaros (My Blueberry Nights) - 02:23 
10. Alexandre Desplat - The Wedding (Cheri) - 06:52 
11. Bryce Dessner & Alejandro G. Iñárritu - Mateo's Freedom (Bardo) - 04:30 
12. Angelo Badalamenti - Waterfall Cascade (The Beach) - 03:56
13. Howard Shore - Help Me (Se7en) - 03:31 
14. Howard Shore - Main Title (Panic Room) - 02:09 
15. Alexandre Desplat - An Old Woman (Cheri) - 05:01 
16. James Newton Howard - Did He Leave a Note? (The Interpreter) - 03:58
17. Lester Young & Oscar Peterson - I Can't Get Started (Anything Else) - 01:44 
18. Portishead - Glory Box (Stealing Beauty) - 05:02 
19. Axiom Funk - If 6 Was 9 (Stealing Beauty) - 05:59 
20. Underworld - 8 Ball (The Beach) - 08:52 
21. Cliff Martinez - Viggo and Diana (Too Old to Die Young) - 03:16 
22. Christopher Spelman - Crossing the River (The Lost City of Z) - 03:18 
23. Christopher Spelman - At the Fence (Armageddon Time) - 01:34 
24. Wojciech Kilar - Vocalise (The Ninth Gate) - 03:54 
25. Alexandre Tharaud - Schubert: Impromptus, Op. 90, D. 899, No. 3 in G-Flat Major (Amour) - 05:44 
26. Carlos D'Alessio - Baiser Sous L'eau (Delicatessen) - 03:38 
27. Sidney Bechet - Si Tu Vois Ma Mère (Midnight in Paris) - 03:15 

Sonntag, 5. Februar 2023

Playlist #364 vom 12.02.2023 - Neuheiten 2023 (1)

Die erste Neuheiten-Sendung in diesem Jahr präsentiert auch gleich eine Vielzahl von neuen Namen, von denen sich einige in den nächsten Jahren noch von sich hören lassen werden. Davon abgesehen sind illustre Komponisten wie Alexandre Desplat, Thomas Newman, Howard Shore und Gabriel Yared mit neuen Arbeiten vertreten, Siddharta Khosla, Rupert Gregson-Williams, Trevor Rabin und Lorne Balfe sind mit neuer Musik zu Fernsehserien am Start, und mit Martin Todsharow und Volker Bertelmann haben wir auch wieder zwei deutsche namhafte Vertreter am Start. 
Der ehemalige Yes-Musiker Trevor Rabin ist als Filmkomponist vor allem durch seine Arbeit an den Jerry-Bruckheimer-Blockbustern „Con Air“ und „Armageddon“ bekannt geworden, bevor er 2004 und 2007 die beiden „National Treasure“-Filme „Das Vermächtnis der Tempelritter“ und „Das Vermächtnis des geheimen Buches“ mit Nicolas Cage in der Hauptrolle vertonte. 
In der neuen Disney+-Serie „National Treasure – Edge of History“ begibt sich die 20-jährige Jess auf die Suche nach dem Geheimnis ihrer Familiengeschichte und nach verlorenen historischen Schätzen, wobei sie und ihre Freunde musikalisch wie zuvor schon Nicolas Cage von Trevor Rabin musikalisch begleitet werden. 
In seiner freien Adaption von Aleksandr Grins Roman „Das Purpursegel“ erzählt der italienische Regisseur Pietro Marcello die märchenhafte Geschichte der achtjährigen Juliette, deren Mutter während der Geburt ihres Kindes gestorben ist und die deshalb bei Adeline in einem kleinen Dorf in der Normandie aufwächst, wo auch ihr Vater nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg unterkommt. Juliette wächst zu unabhängigen, schönen Frau heran, die sich ihrer Wirkung auf die Männer kaum bewusst ist und viel lieber ihre Zeit mit Musik, Gedichten und dem Traum vom Fliegen verbringt, den ihr die „Hexe“ des Dorfes eingegeben hat. Als ihr der prophezeite Prinz mit den Purpurflügeln, in Gestalt des Piloten Jean, begegnet, stürzt sie sich in eine leidenschaftliche Affäre mit ihm. 
Die romantisch-einfühlsame Musik stammt von Gabriel Yared („Der englische Patient“, „Unterwegs nach Cold Mountain“). 
„Ich traf Pietro Marcello im Dezember 2020, nachdem ich seinen bemerkenswerten Film ,Martin Eden‘ gesehen hatte. Pietro ist ein visionärer Künstler, den ich zutiefst bewundere. Die Partitur für ,L’Envol‘ basiert auf den Songs, die ich lange vor den Dreharbeiten komponiert habe. Diese lieferten die Inspiration und die thematischen Elemente für das, was folgte“, rekapituliert Yared. „Da der Film einen sehr intimen Stil hat, wollte ich dieses Gefühl auf die Musik übertragen, weshalb alle Stücke für ein kleines Ensemble orchestriert sind. In der Passacaglia, die das Album eröffnet, zolle ich J. S. Bach Tribut, dessen Musik sowohl Pietro als auch ich verehren.“ 
Mit seiner Musik zu Edward Bergers neunfach Oscar-nominierter Neuverfilmung von Erich Maria Remarques berühmtesten Roman „Im Westen nichts Neues“ ist Volker Bertelmann nach „Lion – Der lange Weg nach Hause“ (2016) erneut im Rennen um den Academy Award für die Beste Originalmusik. Ein weiteres Kriegsdrama hat Bertelmann mit „War Sailor“ des norwegischen Filmemachers Gunnar Vikene vertont. Der Film erzählt von einem frisch verheirateten Vater von drei drei Kindern, der sich beim Beginn des Zweiten Weltkriegs mit seinem Jugendfreund auf einem Handelsschiff mitten im Atlantik befindet. Als ihr Schiff für den Krieg instrumentalisiert wird, finden sie sich an der Front wieder, kämpfen in Zivilkleidung und ohne Waffen, bis ihr Schiff von deutschen U-Booten angegriffen wird.  
Bertelmann komponierte dazu einen elegisch-melancholischen Score, der nicht nur die unvorhergesehene Teilnahme der beiden Männer am Kriegsgeschehen untermalt, sondern auch den schwierigen Kampf um das Zusammenhalten der Familie inmitten der Kriegswirren. 
Gleich zwei neue Produktionen sind von dem dänischen Filmemacher Nicolas Winding Refn („Only God Forgives“, „Drive“) am Start. Mit der sechsteiligen Serie „Copenhagen Cowboy“ bewegt sich NWR in der Unterwelt von Kopenhagen, wo die geheimnisvolle Miu nach mehreren Jahren Gefangenschaft in einem Bordell der albanischen Mafia flieht, um in dieser Welt einen Neuanfang zu starten. Miu macht sich auf die Suche nach Gerechtigkeit und trifft bei ihrem Rachefeldzug auf ihre Erzfeindin, mit der sie sich auf eine Odyssee durch die reale und übernatürliche Welt begibt. 
„Touch of Crude“ ist dagegen ein 23minütiger Kurzfilm, den NWR für die kommende Frauen-Sommerkollektion von Prada inszeniert hat. 
Während Refns langjähriger musikalischer Begleiter Cliff Martinez alleinverantwortlich für die Musik des Modefilmchens gewesen ist, erhielt er beim Soundtrack zur Netflix-Serie Unterstützung u.a. von Peter Peter und Peter Kyed, die bereits an den NWR-Produktionen von „Valhalla Rising“, „Pusher II“ und „Pusher III“ beteiligt gewesen sind. 
Mit „Lieber Kurt“ verfilmte Til Schweiger (natürlich wieder mit sich selbst in der Hauptrolle) den gleichnamigen Roman von Sarah Kuttner. In dem Drama teilen sich Jana und Kurt nach ihrer Trennung das Sorgerecht für ihren sechsjährigen Sohn. Als dieser bei einem Sturz vom Klettergerüst ums Leben kommt, wissen weder die beiden Eltern noch die neue Lebensgefährtin des Vaters, wie sie mit ihrer Trauer umgehen sollen. Martin Todsharow, der seit Til Schweigers Regiedebüt „1 ½ Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde“ (2008) regelmäßig für die musikalische Untermalung von Schweigers Regiearbeiten verantwortlich zeichnet, schuf für „Lieber Kurt“ eine bewegende, minimalistisch inszenierte Musik. 
„Nach so vielen Jahren der Zusammenarbeit mit meinem Freund und Regisseur Til Schweiger war es wieder eine neue Reise – tief in emotionale Abgründe tauchen und die Gedanken fließen lassen! Einfach und klassisch habe ich versucht, einen traumhaften Mikrokosmos für diesen wundervollen Film über Verlust, Liebe und immer größer werdende Hoffnung zu erschaffen.“ 
Felix Herngren erzählt in seinem neuen Film „Day by Day“ von einem außergewöhnlichen Road-Trip, den fünf verschiedene Menschen in einem Wohnmobil von Schweden in die Schweiz unternehmen, um die Wünsche eines sterbenden alten Mannes zu erfüllen. Dabei werden Generationen übergreifende Freundschaften entwickelt, der Grundstein für eine Romanze im Herbst des Lebens zweier Menschen gelegt und lebensverändernde Entscheidungen getroffen. 
„Da der Hintergrund des Films der letzte Wunsch eines sterbenden Mannes für einen Roadtrip von existenziellen Ausmaßen von Skandinavien durch Europa war, hatte ich das Gefühl, dass ich wirklich eine Partitur schaffen musste, die die äußeren und inneren Welten dieser Reise klanglich und melodisch miteinander verbinden kann“, beschreibt der schwedische Komponist Matti Bye die Arbeit an „Day by Day“. „Also entschied ich mich, eine hybride Partitur zu schaffen, die die melodischen Sensibilitäten im melancholischen Skandinavien erfasst und dennoch in eine Art südeuropäische Klangwelt eingebettet ist. Dadurch haben wir etwas sehr Authentisches und Dynamisches geschaffen, die Außenwelt spiegelt die Innenwelt wider und unterstreicht den sich ständig ändernden Horizont der Emotionen im Film, indem wir Humor, Liebe, Leben und Tod in einer Partitur finden.“ 
Die norwegische Geigerin Eldbjørg Hemsing präsentiert mit „Arctic“ ein Konzeptalbum, das sie zusammen mit dem Arctic Philharmonic eingespielt hat und eine musikalische Reise durch die vom Klimawandel stark bedrohte Arktis darstellt. Dabei verbindet sie in der Adaption von Werken so unterschiedlicher Komponisten wie Selim Palmgren, Edvard Grieg, Henning Sommerro und James Newton Howard. Im Zentrum des Albums steht allerdings die 20-minütige „The Arctic Suite“ von Jacob Shea
„Ich wollte einmalige, einprägsame Melodien mit einem malerischen orchestralen Klang verbinden, der dem großen Panorama der Arktis entspricht, um diese emotionale Geschichte zu erzählen. Entstanden ist eine sehr abwechslungsreiche Art Filmmusik für den Konzertsaal oder ein Soundtrack für eine innere Reise“, erzählt Hemsing über die Arbeit an „Arctic“
In Luis Tinocos Science-Fiction-Drama „The Antares Paradox“ muss sich Alexandra in einem Wettlauf gegen die Zeit entscheiden, ob sie sich in den nächsten Stunden lieber mit einem kritischen Familiendrama auseinandersetzt oder die Antwort auf eine der drängendsten Fragen der Menschheit finden will. 
„Die Verwendung des Hauptthemas ist auch ein Paradoxon, weil es verwendet wird, um über Alex’ Gefühle gegenüber ihrer Familie zu sprechen, was eine sehr intime und persönliche Situation darstellt, aber es wird auch verwendet, um über außerirdisches Leben und unseren Platz als Menschen im Universum zu sprechen“, beschreibt der spanische Komponist Arnau Bataller seine Arbeit an diesem Film. „Obwohl der Film über eine große technologische Komponente verfügt, wurde in der Musik nur ein leichter Hauch von Elektronik verwendet, da die Klaviermelodien und die großen Orchestertuttis die Hauptelemente des Scores darstellen.


Playlist: 

1. Trevor Rabin - Masonic Temple (National Treasure: Edge of History) - 03:08 
2. Gabriel Yared - Suite (L'envol) - 04:46 
3. Pinar Toprak - Bedroom Tango (Shotgun Wedding) - 02:16 
4. Howard Shore - Edgar A. Poe (The Pale Blue Eye) - 03:56 
5. Ruth Barrett - Niassa (The Terminal List) - 03:27 
6. Rob Simonsen - God's Rays (The Whale) - 05:10 
7. Bear McCreary - Tormented Lovers (The Witcher: Blood Origin) - 04:19 
8. Alexandre Desplat - Bakary (Tirailleurs) - 05:26 
9. Volker Bertelmann - Reunion (War Sailor) - 03:48 
10. Alex Somers - You Miss Me (Mars) - 02:51 
11. Lorne Balfe - Until the Day I Die (His Dark Materials - Series 3, Episodes 7 & 8) - 03:48 
12. Dominic Lewis - Orange Peel (Kaleidoscope) - 04:05 
13. Rob - Santa Monica (Run Sweetheart Run) - 02:50 
14. Blanck Mass - Helideck (The Rig) - 04:09 
15. Peter Peter - Sick Bed (Copenhagen Cowboy) - 03:11 
16. Cliff Martinez - Red Pink and Blue Part 1 (Touch of Crude) - 08:16 
17. Martin Todsharow - Three Steps (Lieber Kurt) - 04:12 
18. Matti Bye - Day by Day (Day by Day) - 01:44 
19. Rupert Gregson-Williams - A Flaw (Hunters - Season 2) - 02:22 
20. Siddhartha Khosla - What About a Tour? (Welcome to Chickendales) - 02:04 
21. Lachlan Anderson - Greenham Common (Mothers of the Revolution) - 03:37 
22. Rob - Finale (Les Survivants) - 03:51 
23. Eldbjørg Hemsing & Arctic Philharmonic - The Arctic Suite: II. Aurora (Arctic) - 03:12 
24. John Paesano - Let's Go Home (Night at the Museum: Kahmunrah Rises Again) - 02:10 
25. Jeff Beal - Make a Change (The Champions) - 05:09 
26. Hildur Guðnadóttir - Speak-up (Women Talking) - 03:17 
27. Isobel Waller-Bridge - Doing Nothing With Friends (The Boy, the Mole, the Fox and the Horse) - 02:42 
28. Thomas Newman - Rock-A-Bye (A Man Called Otto) - 03:39 
29. Tim Hecker - The Infinity Pool (The Infinity Pool) - 02:55 
30. Arnau Bataller - The End (The Antares Paradox) - 10:08

Mittwoch, 1. Juni 2022

Playlist #346 vom 05.06.2022 - Neuheiten 2022 (4)

Große Namen prägen die heutige Neuheiten Sendung von Soundtrack Adventures auf Radio ZuSa. Das ist nicht nur den famosen Re-Releases des Intrada-Labels beispielsweise von James Horners „Jumanji“, John Williams‘ „SpaceCamp“, Miklós Rózsas „Dead Men Don’t Wear Plaid“, Jerry Goldsmith‘ „Matinee“ und Laurence Rosenthals „Becket“ zu verdanken, sondern auch den neuen Arbeiten von Hans Zimmer, Danny Elfman, John Williams und Mark Isham. Dazu gesellen sich vertraute Namen wie Harry Gregson-Williams, Cliff Martinez, Daniel Pemberton, Ilan Eshkeri, Volker Bertelmann, John Carpenter und Rachel Portman sowie etliche neue Namen. 
Auf einer wahren Begebenheit basierend hat der Oscar-prämierte Regisseur Barry Levinson („Rain Man“, „Bugsy“) das Drama „The Survivor“ inszeniert, in dem Ben Foster den ins Vernichtungslager Auschwitz geschickten Harry Haft verkörpert, der durch einen sadistischen Nazi-Offizier gezwungen wird, zur Belustigung seiner Mitgefangenen im Boxring zu kämpfen. Der Gewinner überlebt und muss einen neuen Kampf austragen, der Verlierer wird erschossen oder in die Gaskammer geschickt. Angetrieben von dem Willen, zu seiner Frau zurückzukehren, wächst Haft im Boxring über sich hinaus. Hans Zimmer, der für seine Zusammenarbeit mit Levinson an „Rain Man“ (1988) seine erste Oscar-Nominierung erhalten hatte, schuf einen dramatischen, überwiegend mit Streichern arrangierten Score, der seine eindringlichsten Momente in den ruhigen mit Solo-Violine und weiblichem Gesang inszenierten Stücken entfaltet. Neben „Rain Man“ avancierte in den 1980er Jahren auch Tony Scotts Action-Drama „Top Gun“ (1986) zu einem seiner erfolgreichsten Filme. Damals komponierte Harold Faltermeyer die Musik zu dem Soundtrack, der davon abgesehen mit Songs von Berlin, Kenny Loggins, Loverboy, The Miami Sound Machine und Cheap Trick bestückt worden ist. Bei der Fortsetzung „Top Gun: Maverick“ ist Faltermeyer zwar wieder mit an Bord, muss sich die Credits allerdings mit seinem berühmten Kollegen Hans Zimmer sowie Lorne Balfe und Lady Gaga teilen. Damit erhält der Score einen weitaus orchestraleren Touch als das 1986er Original. 
Seit ihrer ersten Zusammenarbeit bei „Darkman“ (1990) etablierte sich zwischen Regisseur Sam Raimi und Komponist Danny Elfman eine ähnlich symbiotische Beziehung wie zwischen Tim Burton und Elfman, allerdings ist es nach gemeinsam verwirklichten Stationen wie „Ein einfacher Plan“, „Spider-Man“ und „Spider-Man 2“ etwas ruhiger um beide Filmschaffenden geworden. Für das Marvel-Abenteuer „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ sind die beiden im Superhelden-Universum bewanderten Künstler nun zum neunten Mal zusammengekommen. Dass die Corona-Pandemie die Produktion des Films so hinausgezögert hat, kam Elfman indes zugute, hatte er doch so mehr Zeit zur Verfügung, um einen überaus vitalen, mit komplexen Orchester-Arrangements und Chor versehenen Score zu kreieren. 
„The Road Dance“ erzählt die in der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg angesiedelte Geschichte eines jungen Mädchens, das in einem kleinen Dorf einer schottischen Insel lebt, als sie mit einer schrecklichen Tragödie konfrontiert wird. Carlos José Alvarez („Deadline“, „The Quiet Hour“) komponierte dazu einen Score, der das harte Leben auf einer unwirtlichen Insel mit vielen folkloristischen Elementen abbildet. 
„Die Geschichte musste sehr delikat behandelt werden. Die Aussichten und Kulissen sind weitreichend, doch der Film weist eine Intimität auf, die nicht ignoriert werden konnte. Die Balance zu finden war ein Hauptaugenmerk. Die Darstellungen sind so stark, dass wir ihnen einfach vertrauen mussten. Ich bin sehr stolz auf diesen Score“, meint Alvarez. „Richie Adams wollte, dass sich die Partitur wie der Herzschlag der Insel und der Menschen anfühlt, und ich fühlte mich verpflichtet, meine Hausaufgaben zu machen und die richtigen Musiker zu finden.“ In diesem Zusammenhang hebt er den Fiedel- und Flötenspieler Alasdair White von der Isle of Lewis hervor, wo auch die Geschichte spielt, da er mit der musikalischen Tradition der Hebriden besonders vertraut ist und so maßgeblich den Sound des Scores mitprägte. 
Eine talentierte Newcomerin präsentiert MovieScore Media mit der Komponistin Salliana Seven Campbell, die mit ihrem akustisch instrumentierten Score zu dem Drama „The Drover’s Wife – The Legend of Molly Johnson“ von und mit Leah Purcell ihre erste Arbeit für einen Spielfilm präsentiert. „Ich wurde zufällig empfohlen und erhielt einen Brief von Leah Purcell, die als Autorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin agierte und auch den abschließenden Song singt. Sie schrieb: ,Schick‘ mir was Sparsames, Nicht-Melodisches und Eckiges‘ – und ich wusste genau, welchen Sound sie wollte“, beschreibt Salliana die Arbeit an der Filmmusik. „Was ich am meisten an dem Film liebe, ist, wie rau er ist, und ich wollte das mit dem Score abbilden. Der Score ist voller Fiedeln, Banjos, Mandolinen, Piano und elektrischer Gitarren. Ich bin auch sehr stolz darauf, dass ich bis auf die zwei Gitarren-Soli und den Kontrabass alle Instrumente selbst gespielt habe.“ 
Mit „Love by the Fjord – Farewell to Hannah“ veröffentlicht Marcel Barsotti („Deutschland. Ein Sommermärchen“, „Die Päpstin“) den zweiten Soundtrack zur deutschen Fernsehserie „Liebe am Fjord“. Die 2011 mit dem „Director’s Choice Gold Medal for Excellence“ auf dem Park City Film Music Festival Utah in U.S.A. ausgezeichnete und 2013 in der Kategorie „Beste Musik“ bei der Deutschen Akademie für Fernsehen nominierte Musik ist in der norwegisch-irischen Musik-Tradition verwurzelt und wurde teilweise mit Violine, Akkordeon, Bodhrán, Mandoline und Gitarre eingespielt. 
Für sein neues Album „Time“ hat sich Dirk Maassen in eine abgelegene Berghütte zurückgezogen, um in der Einsamkeit und Stille seine innere Melodie und sein wahres „Ich“ zu finden. Das Zur-Ruhe-Kommen von Körper und Geist sieht der Pianist und Komponist, der auch als Software-Entwickler arbeitet, als Schlüssel zur Entstehung neuer musikalischer Ideen. „Die Arbeit an neuer Musik braucht Zeit und Raum, und man muss geduldig sein und auf sich selbst hören“, erklärt Dirk Maassen. Auf der Suche nach Ruhe verbrachte er mehrere Wochen in Südtirol, wo er zur Inspiration nur von seinem Klavier und den atemberaubenden Ausblicken auf die Wildnis der Berge Gesellschaft hatte. Auf ausgedehnten Spaziergängen fand Dirk Maassen zu sich selbst. „Das Leben in den Bergen reduziert alles auf seine wahre Essenz und diese einfache, grundlegende Welt eröffnet so viel Raum, um sein wahres Selbst zu finden“, erklärt er. In dieser Umgebung konnte Maassen seine „innere Melodie“ finden und sie auf natürliche Weise ins Bewusstsein aufsteigen zu lassen: „dann kommt alles zusammen, und es geschieht etwas Magisches“. Diese Magie bildet die Grundlage für alle vierzehn Klavierstücke auf „Time“, die teilweise von zarten orchestralen Akzenten unterstützt werden und dabei eine Vielzahl von Stimmungen transportieren. 
Nachdem Karl Gasleben mit seinem Projekt Gasleben & Electric Friends mit „Spare Parts for the Offspring“ (2021) und „A Vessel Out of Here (2022) jüngst zwei poppigere Electro-Alben veröffentlicht hatte, ist der Twice-A-Man-Musiker bereits mit einem neuen Projekt am Start. Zusammen mit dem Maler und Ambient-Musiker Peter Davidson hat er ein 58-minütiges Ambient-Stück namens „Aerial Ship of Flowers“ eingespielt, das Teil eines gleichnamigen Video-Kunstprojekts ist und von dynamischen Passagen ebenso geprägt ist wie von fesselnden Melodien. 
1982 inszenierte Regisseur Carl Reiner mit „Tote tragen keine Karos“ („Dead Men Don’t Wear Plaid“) eine humorvolle Hommage an den Film noir. Dazu engagierte er mit Miklós Rózsa einen Komponisten, der mit „Desert Fury“, „Double Indemnity“, „Brute Force“, „The Naked City“, „The Lost Weekend“, „The Asphalt Jungle“ und „The Killers“ einige der bemerkenswertesten Beiträge des Genres vertont hatte. Auf der anderen Seite hat es Rózsa nie so richtig mit Komödien gehabt. „Dead Men Don’t Wear Plaid“ war Rózsas letzte Filmmusikarbeit, hatte aber mehr mit zeitgenössischen Arbeiten wie „Time After Time“, „Eye of the Needle“ und „Last Embrace“ zu tun als mit seinen Film-noir-Arbeiten in den 1940er Jahren. Wie gewohnt hat er seinen Score allerdings mit ausgeprägten Hauptthemen versehen, die bereits in „The Prelude“ zum Ausdruck kommen. Neben dem Thema, das die dunkleren Aspekte des Films erfasst, hat Rózsa auch ein wunderbar leichtes romantisches Thema komponiert, das ebenso wie das dunklere Thema immer wieder während des Films auftaucht. 
Zum ersten Mal auf CD erhältlich ist Laurence Rosenthals Score zu Paramounts Produktion von „Becket“ aus dem Jahr 1964. Rosenthal, der neben Jerry Goldsmith, Elmer Bernstein, Henry Mancini, Alex North, Lalo Schifrin und John Barry zu jener jungen Generation von Hollywood-Komponisten zählt, die in den 1960er Jahren die alte Garde mit den großen Namen Alfred Newman, Max Steiner, Bernard Herrmann und Miklós Rózsa abzulösen begann, schuf für „Becket“ eine Musik, die nicht versuchte, die Musik des 12. Jahrhunderts, in dem die Geschichte von Thomas Becket und König Henry II spielt, zu rekreieren. 
„Nichtsdestotrotz wird das Heraufbeschwören dieser Zeit durch die Verwendung echter Gregorianischer Choräle und der Originalmusik bewiesen, die komponiert worden ist, um die Art der Melodien und jener der Schule von Notre Dame widerzuspiegeln“, wird der Komponist im Booklet der Intrada-Veröffentlichung zitiert, die unter Leitung von Muir Mathieson mit dem Orchester The Sinfonia of London eingespielt worden ist. „Wie auch immer, die Atmosphäre, die den Score durchdringt, sowohl bei den Stimmen als auch dem Orchester, ist durch die konstante Referenz an die fesselnde und nahezu exotische Schönheit der Musik des späten Mittelalters kreiert worden.“ 
Eine würdige Veröffentlichung als Doppel-CD erfährt nun auch James Horners Score zu Joe Johnstons 1995 inszenierten Abenteuer „Jumanji“ mit Robin Williams in der Hauptrolle. Horner, der in jenem Jahr auch so unterschiedliche Arbeiten wie „Braveheart“, „Casper“, „Apollo 13“, „Jade“ und „Balto“ ablieferte, hatte mit dem Regisseur bereits bei „Honey, I Shrunk the Kids“, „The Rocketeer“ und „The Pagemaster“ zusammengearbeitet und schuf für „Jumanji“ eine packende Mischung aus großem Orchester, Synthesizern und ethnischen Instrumenten wie der oft von ihm verwendeten japanischen Bambusflöte oder der südamerikanischen Holzflöte. 
Schließlich ist auch das bereits von Intrada veröffentlichte Album zu dem 1986 entstandenen Abenteuerfilm „SpaceCamp“ von John Williams als remastertes Doppel-Album erhältlich. Der Film ging wegen der „Challenger“-Katastrophe, bei der am 28. Januar 1986 sieben Astronauten ums Leben kamen, in den Kinos etwas unter, doch Williams‘ Score hat bis heute mit seiner optimistischen Note nichts von seiner Faszination verloren. „Bei der Komposition der Musik für den Film habe ich versucht, die Begeisterung dieses Abenteuers in einem orchestralen Idiom auszudrücken, das direkt und zugänglich wäre... direkt zum ,Herzen‘ sprechen würde“, meinte John Williams damals. „Ich fühle mich geehrt, gebeten worden zu sein, diese Partitur zu komponieren, und besonders stolz bin ich auf meine Verbindung mit ,SpaceCamp‘ und seinen Schöpfern.“ 
Jerry Goldsmith und Joe Dante arbeiteten erstmals 1983 an „The Twilight Zone: The Movie“ zusammen, worauf Goldsmith auch die nächsten Dante-Filme „Gremlins“, „Explorers“, „Die Reise ins Ich“, „Meine teuflischen Nachbarn“ und „Gremlins 2“ vertonte. Mit „Matinee“ erscheint nun ihre 1993 entstandene Arbeit nun als Expanded Edition bei Intrada.

Playlist:

1. Hans Zimmer - Harry Haft (The Survivor) - 03:14 
2. Hans Zimmer, Lady Gaga, Harold Faltermeyer & Lorne Balfe - The Man, The Legend / Touchdown (Top Gun: Maverick) - 03:55 
3. Danny Elfman - An Interesting Question (Doctor Strange in the Multiverse of Madness) - 03:14 
4. Mark Isham - Javi Stands (The Unbearable Weight of Massive Talent) - 02:45 
5. Alex Heffes - Aya's Theme [from "Emperor" Solo Piano Version] (Sudden Light) - 03:23 
6. Dirk Maassen - Shelter (Time) - 03:18 
7. Rachel Portman - Life Is Sweet [Piano Suite] - 02:13 
8. Anton Sanko - Coda (Les passagers de la nuit) - 03:32 
9. Volker Bertelmann - Family Reunion (Life After Life) - 04:16 
10. John Lunn - A New Era (Downtown Abbey: A New Era) - 05:21 
11. Dickon Hinchliffe - Late Boomers (Father Stu) - 03:19 
12. Marcel Barsotti - Farewell to Hannah (Love by the Fjord - Farewell to Hannah) - 03:05 
13. Christopher Wong - Moon Cake Story (Maika) - 03:15 
14. Salliana Seven Campbell - Barefoot Molly (The Drover's Wife: The Legend of Molly Johnson) - 03:38 
15. James Horner - Prologue and Main Title (Jumanji) - 03:42 
16. John Williams - In Orbit (SpaceCamp) - 03:22 
17. John Williams - Obi Wan (Star Wars: Obi-Wan Kenobi) - 04:09 
18. Jerry Goldsmith -  The Scam (Matinee) 04:12
19. Laurence Rosenthal - The Meeting on the Beach (Becket) - 02:30 
20. Miklós Rózsa - Delusions / Carlotta (Dead Men Don't Wear Plaid) - 03:47 
21. Daniel Pemberton - End of the Day, Slough House (Slow Horses: Season 1) - 03:10 
22. Harry Gregson-Williams - Shifting Grounds (Disneynature: Polar Bear) - 03:01 
23. David Wingo - Janice At Pier (Barry: Season 1 & 2) - 02:45 
24. Dave Porter - Nothing Gets Past Lalo (Better Call Saul, Vol. 2) - 02:55 
25. Cliff Martinez - Shifts Up Again (The Wilds: Season 2) - 03:07 
26. John Carpenter, Cody Carpenter & Daniel Davies - End Titles (Firestarter) - 03:47 
27. Grant Kirkhope - End Credits (Shadows) - 03:46 
28. Peter Davidson & Karl Gasleben - Aerial Ship of Flowers [excerpt] (Aerial Ship of Flowers) - 07:45 
29. Ilan Eshkeri - Day (Space Station Earth) - 05:21 
30. Danny Bensi & Saunder Jurriaans - Picture (Night Sky) - 03:01 
31. Carlos José Alvarez - A New Life (The Road Dance) - 08:10

Donnerstag, 10. März 2022

Playlist #340 vom 13.03.2022 - Neuheiten 2022 (2)

So wie das letzte Kinojahr von Daniel Craigs letztem James-Bond-Einsatz in „Keine Zeit zu sterben“ geprägt war, wurde in diesem Jahr mit größter Spannung der neue „The Batman“-Film von Matt Reeves erwartet, der mit „Twilight“-Star Robert Pattinson eine ungewöhnliche Wahl für die Doppelrolle des Billionärs Bruce Wayne und Gotham Citys Rächer im Fledermauskostüm getroffen hat. Neben der Musik von Reeves‘ langjährigen Weggefährten Michael Giacchino stehen in dieser Sendung vor allem die französischen Komponisten Jérôme Lemonnier, Laurent Perez Del Mar, Bruno Coulais und Cyrille Aufort im Mittelpunkt. Abgerundet wird die Sendung mit neuen Soundtracks von Brian Tyler, Patrick Doyle, Mark Isham und erweiterten Wiederveröffentlichungen der Komponisten Jerry Goldsmith und James Horner
Der Schauspieler Taylor Sheridan hat nach seinem Drehbuch-Debüt „Sicario“ (2015) eine bemerkenswerte Karriere in Hollywood hingelegt und neben weiteren Drehbüchern zu hochklassigen Werken wie „Hell or High Water“, „Wind River“ und „Sicario 2“ auch Regie bei „Pain“ und den nach seinen eigenen Drehbuchvorlagen entstandenen Filmen „Wind River“ und „They Want Me Dead“ geführt. Nach den vier Staffeln von „Yellowstone“ wartet Sheridan diesmal mit einer weiteren Western-Serie auf. „1883“ begleitet die Familie Dutton auf ihrer Reise durch die Great Plains in Richtung der letzten Bastion des ungezähmten Amerikas und wurde wie bereits „Yellowstone“ von Brian Tyler und Breton Vivian vertont, die auch die einfühlsame Musik zum Liebesdrama „Redeeming Love“ beigesteuert haben. 
Tyler war überdies für die Fortsetzung von Wes Cravens erfolgreicher Horror-Filmreihe „Scream“ verantwortlich, die fünfundzwanzig Jahre nach der ersten Mordserie in Woodsboro einsetzt und ein Wiedersehen mit Neve Campbell, Courteney Cox und David Arquette präsentiert, die sich mit einer neuen Mordserie konfrontiert sehen. 
Kenneth Branagh hat offenbar Gefallen an Agatha Christie gefunden. Nachdem er 2017 bereits „Mord im Orient-Express“ neu verfilmt hatte und selbst in die Hauptrolle von Hercule Poirot geschlüpft war, legt er nun mit „Tod auf dem Nil“ nach, wozu sein langjähriger muskalischer Wegbegleiter Patrick Doyle den großorchestralen Score komponiert hat. 
Matt Reeves hat sich nach seinem überraschenden Blockbuster-Erfolg mit dem Katastrophen-Drama „Cloverfield“ (2008) zu einem der angesagtesten Filmemacher in Hollywood etabliert, nach dem US-Remake des skandinavischen Horror-Dramas „So finster die Nacht“ unter dem Titel „Let Me In“ auch die beiden „Planet der Affen“-Sequels „Revolution“ und „Survival“ inszeniert. Alle Filme wurden von Michael Giacchino vertont, der seinerseits mit imponierenden Credits aufwarten kann: „Die Unglaublichen“, „Coco“, „Jojo Rabbit“, „Ratatouille“, „Star Trek“, „Jurassic World“, „Rogue One: A Star Wars Story“ und „Spider-Man: Homecoming” zählen zu seinen bekanntesten Projekten. Für „The Batman“ komponierte Giacchino nicht nur Themen für die tragenden Figuren Batman, Catwoman und den Riddler (die jeweils im Vorfeld als Singles veröffentlicht wurden), sondern auch eine zwölfminütige „Sonata in Darkness“ für das Piano. 
Vor einer besonderen Herausforderung stand der preisgekrönte französische Komponist Cyrille Aufort („Zwischen Himmel und Eis“, „Die Reise der Pinguine“) bei dem Film „Heart of Oak“, der die Geschichte einer zweihundertzehn Jahre alten Eiche und ihrer Bewohner und Besucher erzählt. In dieser poetischen Ode an das Leben wimmelt es von Eichhörnchen, Seepocken, Eichelhähern, Ameisen und Feldmäusen, die Schutz und Nahrung in dem majestätischen Baum suchen. 
„Da es weder Dialoge noch Off-Kommentare gibt, begleitet die Musik die Erzählung mehr als gewöhnlich“, beschreibt Aufort im Interview zum Booklet-Text. „Das Problem, das wir haben, ist, dass sich diese Eiche nicht - wie ein Schauspieler - bewegt und keinen Ausdruck hat. Wie sollen wir Gefühle vermitteln? Wir haben uns für ein Thema entschieden, das Einheit schafft, beginnend mit einem einzelnen Chor, dem dann das Orchester folgt. Ich wollte eine majestätische Melodie.“ 
Abgerundet wird die heutige Sendung mit den erweiterten Re-Releases großartiger Scores von Jerry Goldsmith und James Horner. Goldsmith eröffnete 1979 die Reihe großartiger Kompositionen, die im Zuge der Kinoverwertung der erfolgreichen Fernsehserie „Star Trek – Raumschiff Enterprise“ entstanden sind – u.a. auch von James Horner, der die Teile 2 und 3 vertonte. Goldsmith vertonte später noch „Star Trek V: Am Rande des Universums“ (1989) und „Star Trek: Der erste Kontakt“ (1996). 
Der 2015 bei einem Flugzeugunglück verstorbene James Horner vertonte 1982 mit „Star Trek II: Der Zorn des Khan“ nicht nur seinen ersten Blockbuster-Film, sondern auch Walter Hills Action-Komödie „Nur 48 Stunden“, zu der 1990 die Fortsetzung „Und wieder 48 Stunden“ entstand. 
Zu beiden Filmen schuf Horner einen größtenteils elektronischen Score mit funkiger Jazz-Attitüde und exotischen Rhythmen. Viel neues Material außer einigen alternativen Versionen gibt es auf den Re-Releases von Intrada nicht zu hören, dafür präsentiert La-La Land Records den 1989 entstandenen Score zu dem Sport-Drama „Feld der Träume“ mit Kevin Costner als Doppel-CD mit der auf 70 Minuten erweiterten Version von Horners gefühlvollem Score sowie dem remasterten Original-Soundtrack. 

Playlist:

1. Brian Tyler & Breton Vivian - Like a Comanche (1883: Season 1, Vol. 2) - 03:42 
2. Brian Tyler & Breton Vivian - California (Redeeming Love) - 03:24 
3. Brian Tyler - New Horizons (Scream) - 03:50 
4. Volker Bertelmann - End Credits (Against the Ice) - 01:57 
5. Jérôme Lemonnier - Naissance de Ti Bouchon (Quand baleines et tortures nous montrent le chemin) - 04:22 
6. Jérôme Lemonnier - Les Marches de la mort (Les Marches de la mort) - 03:04 
7. Bruno Coulais - Maigret [Générique debut] (Maigret) - 02:25 
8. Patrick Doyle - Come with Me (Death on the Nile) - 03:28 
9. Anne Dudley - Extraordinary Accusations (Benedetta) - 05:12 
10. Fil Eisler - Waterfall Memories (The Desperate Hour) - 02:29 
11. Sijin Liu - Opposite the Cloud (Struggle For Love) - 02:28  
12. Michael Giacchino - Sonata in Darkness (The Batman) - 12:11 
13. J.J. Pfeifer - Pictures from Beyond (The In Between) - 03:56 
14. Kris Bowers & Pierre Charles - Who Are You? (Inventing Anna) - 03:18 
15. Cliff Martinez - Does That Sound Good (KIMI) - 03:11 
16. Daniel Pemberton - Suspicious Times (The Afterparty: Season 1) - 05:17 
17. Steven Price - Part of the Solution (Our Eternal Sky) - 03:43 
18. Cyrille Aufort - Thème du chêne (Le chêne et les habitants) - 03:03 
19. Laurent Perez Del Mar - I'm Gonna Come Back (My Son) - 06:44 
20. Mark Isham - Figuring Out the Story (Blacklight) - 04:28 
21. The Newton Brothers - El Disparo (Borrego) - 03:18 
22. Trevor Morris - Goodbye for Now (Vikings: Valhalla) - 02:14 
23. Jóhann Jóhannsson & Jonas Colstrup - Dr. Wang (Blind Massage) - 02:53 
24. Jóhann Jóhannsson & Jonas Colstrup - The Play (The Shadow Play) - 04:11 
25. Jerry Goldsmith - Ouverture (Star Trek) - 02:51 
26. James Horner - Aerobics (48 Hrs.) - 04:15 
27. James Horner - Main Title (Another 48 Hrs.) - 04:13 
28. James Horner - Shoeless Joe (Field of Dreams) - 02:22
29. Ramin Djawadi - Ready to Make History (Uncharted) - 02:33
30. Victor Reyes - Warsaw, 1942 (Love Gets a Room) - 09:54

Dienstag, 12. Januar 2021

Playlist #310 vom 17.01.2021 - NEUHEITEN 2021 (1)

Die erste Neuheiten-Sendung in diesem Jahr stellt zugleich auch einen Rückblick auf die letzten bemerkenswerten Soundtrack-Veröffentlichungen des vergangenen Jahres dar, denn wie in vielen anderen Belangen findet auch in diesem Bereich das Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ seine Anwendung. Die in der zweiten Dezember-Hälfte veröffentlichten Scores von Hollywood-Größen wie James Newton Howard, Hans Zimmer, Alexandre Desplat und Howard Shore will ich euch ebenso wenig vorenthalten wie die neuen Arbeiten von Jeff Russo, Lorne Balfe und Cliff Martinez zu verschiedenen Serien-Highlights oder die Scores von Ilan Eshkeri, Jeff Beal und Alex Somers zu den Dokumentationen „A Perfect Planet“, „Athletin A“ und „Audrey“

Alex Somers („Honey Boy“, „Captain Fantastic“) vertonte auf ätherisch-elektronische Weise den neuen Dokumentarfilm „Audrey“ von Helena Coan über Hollywood-Star Audrey Hepburn (1929-1993), der auch nie zuvor gezeigtes Material aus der persönlichen Sammlung ihrer Familie enthält. 
Zu den preisgekrönten Naturdokumentationen des britischen Senders BBC dürfte sich nach „Planet Erde“ und „Der blaue Planet“ sicher auch David Attenboroughs neue Serie „A Perfect Planet“ einreihen. Zu der fünfteiligen Serie, die analysiert, wie die Kräfte der Natur das Leben auf der Erde bestimmen, komponierte Ilan Eshkeri („Sternwanderer“, „Hannibal Rising“) einen farbenfrohen Orchester-Score. 
Den Reigen prominenter Komponisten eröffnet der Kanadier Howard Shore, der neben seiner langjährigen Zusammenarbeit mit David Cronenberg („A History Of Violence“, „Maps To The Stars“) vor allem für Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“- und „Der Hobbit“-Trilogien bekannt geworden ist. Shore steuerte sowohl für Kornél Mundruczós Drama „Pieces of a Woman“ über die tragischen Folgen einer häuslichen Entbindung als auch für Deepa Mehtas Drama „Funny Boy“ über die sexuelle Erweckung eines Teenagers sehr gefühlvolle Scores. 
Etwas mehr spannungsgeladene Dramatik versprechen die Arbeiten von Alexandre Desplat zu George Clooneys Science-Fiction-Drama „The Midnight Sky“ und von James Newton Howard zu Paul Greengrass‘ Abenteuer-Drama „Neues aus der Welt“ mit Tom Hanks in der Hauptrolle. 
Sowohl Shores „Pieces of a Woman“ als auch diese beiden Scores dürften in die engere Auswahl der diesjährigen Oscar-Verleihung kommen. 
Zu den jüngeren Vertretern der Komponisten-Zunft zählen Kris Bowers und Daniel Wohl. Bowers schloss sein Studium an der Juilliard School mit Bachelor- und Masterabschlüssen in Jazz ab und entwickelte früh Interesse an Filmmusik. Nach „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ (2018) steuerte er vor allem die Musik zu Fernsehserien wie „When They See Us“, „Dear White People“ und „Black Monday“ bei. Nun liegt seine vielschichtige Arbeit für die historische romantische Drama-Serie „Bridgerton“ vor. 
Der in Paris geborene und aufgewachsene, nun in Los Angeles lebende Daniel Wohl hat nach seinem Studium an der Yale School of Music bislang an hierzulande eher unbekannten Projekten gearbeitet. Sein Soundtrack zu der Science-Fiction-Serie „Project Blue Book“, die sich um das gleichnamige reale Projekt dreht, in der ein skeptischer Astrophysiker und ein Ufologe die angeblichen UFO-Landungen und unerklärlichen Phänomene in den 1950er und 1960er Jahren untersuchen, verbindet bewusst klassische und elektronische Elemente, um eine einzigartige Atmosphäre zu kreieren. 
„An ,Project Blue Book‘ zu arbeiten war eine unglaubliche Erfahrung“, erklärt Wohl. „Mir stand ein enormer kreativer Raum zur Verfügung, um einen einzigartigen Sound für die Serie zu finden. Indem ich Streicher, Percussion und Electronics verwendete, fokussierte ich mich darauf, einen ,anderweltlichen‘ Score zu kreieren, der die einzigartige Mischung der Show aus Science Fiction, Mystery und Horror einfängt.“ 
Dagegen präsentiert uns Guy Farley („Land Of The Blind“, „The Flock“) mit „Silver Skates“ einen wunderbar romantischen, voll orchestralen Score, der wenig gemein hat mit dem Ballett von Pjotr Iljitsch Tschaikowski zu „Schwanensee“. Erzählt wird die Geschichte der jungen Aristokratin Alice (Sonia Priss), die sich in der Neujahrsnacht 1900 in den Botenjungen Matvey (Fedor Fedotov) verliebt, dessen einziger Wunsch einem silbernen Schlittschuhpaar gilt. Trotz ihrer gesellschaftlichen Unterschiede will das junge Paar den Neujahrstag miteinander verbringen. 
„Regisseur Michael Lockshin wollte starke Themen, Emotion, Drama und ein klassisches Orchester, um die Geschichte zu erzählen, die sich auf den gefrorenen Kanälen von St. Petersburg abspielt, wo der übergefrorene Fluss Neva als Hauptquelle des Transports benutzt wird und Schlittschuhläufer als Kuriere eingesetzt werden“, beschreibt Farley, der Claude Debussys berühmtes „Claire de Lune“ als Basis für ein grandioses Liebesthema verwendet und bei seinem Score auf russische Instrumente wie Balalaikas, Domra, Gusli, Dulcimer, Saz, Bayan und ethnische Percussion zurückgegriffen hat. 
In eine ähnlich märchenhafte Richtung bewegt sich auch die Oscar-prämierte Rachel Portman („Chocolat“, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“) mit ihrem opulenten Score zur Walt-Disney-Produktion „Die gute Fee“. In dem Film von Sharon Maguire ist der Job als Fee vom Aussterben bedroht, weshalb die ebenso junge wie ungeschickte Fee Eleanor (Jillian Bill) den Verantwortlichen beweisen will, dass die Welt gute Feen braucht. Als Eleanor den offensichtlich vergessenen Brief eines zehnjährigen Mädchens findet, macht sie die Absenderin ausfindig und stellt fest, dass aus dem Mädchen die inzwischen 40-jährige alleinerziehende Mutter Mackenzie (Isla Fisher) geworden ist, die in Boston bei einem Nachrichtensender arbeitet und nach dem Tod ihres Mannes ihre Hoffnung aufgegeben hat, ein Leben wie im Märchen zu führen. 
Als der große Ennio Morricone am 6. Juli 2020 im Alter von 91 Jahren verstarb, hinterließ er ein mehr als 500 Filmmusiken und etliche Orchesterwerke umfassendes Oeuvre, das 2017 mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk prämiert wurde. Seit seinem Tod ist eine regelrechte Flut an Wiederveröffentlichungen der Soundtracks des berühmten Filmkomponisten zu verzeichnen. Unter den Re-Releases nimmt der Score zu Roberto Faenzas Politdrama „Sostiene Pereira“ aus dem Jahre 1995 eine Sonderstellung ein. Faenza hat seit seinem Regiedebüt „Escalation“ (1967) regelmäßig mit seinem Freund Morricone zusammengearbeitet, und auch wenn der Maestro in den 1990er Jahren schon längst nicht mehr so produktiv gewesen ist wie in den 1960ern, als er durch seine einzigartige Musik zu Sergio Leones „Dollar“-Trilogie weltberühmt wurde, nahm er sich doch gern die Zeit, 1995 zum achten Mal einen Faenzo-Film mit seiner Musik zu veredeln. 
Der minimalistische, subtile und ungemein lyrische Score mit dem Gesang von Dulce Pontes untermalt auf kraftvolle, spannungsreiche Weise die Geschichte der von Marcello Mastroianni dargestellten Titelfigur, die als Nachrichtenredakteur zur Zeit der portugiesischen Diktatur von António De Oliveira Salazar für die Gestaltung der Kulturseiten zuständig ist. Seine unpolitische Einstellung ändert sich, als er sich mit dem antifaschistischen Witwer Rossi anfreundet. 
Zum Abschluss gibt uns Thomas Newman die Ehre. Der bereits 15 (!) Mal für einen Oscar nominierte Komponist vertonte Steven Soderberghs Drama „Let Them All Talk“, in dem Meryl Streep eine berühmte Autorin spielt, die eine Kreuzfahrtmit alten Freunden unternimmt, um Spaß zu haben und alte Wunden zu heilen. Newman schuf dazu einen ungewöhnlich jazzigen, groovigen Score, der auch bei der diesjährigen Oscar-Verleihung eine Rolle spielen könnte. 
Playlist: 
1. Alex Somers - Great Willow Tree (Audrey) - 03:12 
2. Howard Shore - Home (Pieces Of A Woman) - 03:28 
3. Howard Shore - Leaving Sri Lanka (Funny Boy) - 04:16 
4. Alexandre Desplat - Mission (The Midnight Sky) - 04:24 
5. James Newton Howard - End Titles (News Of The World) - 05:10 
6. Kris Bowers - When You Are Alone (Bridgerton) - 02:47 
7. Jeff Beal - On Her Own Terms (Athlete A) - 05:12 
8. Daniel Wohl - Reality (Project Blue Book) - 02:58 
9. Jeff Russo - Ethelrida (Fargo Year 4) - 06:18 
10. Jeff Russo - Syd Theme S3 (Legion: Finalmente) - 08:06 
11. Ben MacDougall - Song Of The Kindred (Godfall) - 03:41 
12. Shunsuke Kida - Maiden Astraea (Demon's Souls) - 03:11 
13. Hans Zimmer - Black Gold (Wonder Woman 1984) - 04:55 
14. Cliff Martinez - My Life Is Out There (The Wilds) - 03:51 
15. Trent Reznor & Atticus Ross - The Great Before/U Seminar (Soul) - 03:19 
16. Lorne Balfe - Land Of Spectres (His Dark Materials - Series 2) - 03:31 
17. Paul Haslinger - Worlds Beyond Reprise (Monster Hunter) - 03:26 
18. Ilan Eshkeri - Flamingos (A Perfect Planet) - 06:22 
19. Max Richter - Andante Loops (Beethoven - Opus 2020) - 06:51 
20. Peter Raeburn - The Truth (The Dry) - 06:55 
21. Carlos M. Jara - Attitude (Colgar Las Alas) - 04:37 
22. Guy Farley - The Grand Bakery (Silver Skates) - 03:16 
23. Rachel Portman - Time For Change (Godmothered) - 03:31 
24. Ennio Morricone - Valori Ritrovati (Sostiene Pereira) - 03:55 
25. Thomas Newman - Southampton Water (Let Them All Talk) - 02:02 
26. James Pickering - Outro (County Lines) - 08:07

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