Radio ZuSa
Posts mit dem Label Cliff Martinez werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Cliff Martinez werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 1. Oktober 2025

Playlist #433 vom 05.10.2025 - R.I.P. Robert Redford (1936-2025)

Robert Redford unzweifelhaft zu den bekanntesten Schauspielern seiner Generation und zu den wichtigsten Filmemachern, der als Initiator des Sundance Film Festivals vor allem Independent-Produktionen ein wichtiges Podium bietet. Darüber hinaus hat er sich als Umweltschützer einen Namen gemacht und kämpfte für die Rechte der indigenen Bevölkerung. Nach ersten Fernsehauftritten im Jahr 1960 (in Serien wie „Maverick“, „Rescue 8“, „Playhouse 90“, „Perry Mason“ und „Tate“) avancierte Redfordin den 1970er Jahren zu einem der populärsten Schauspieler der New-Hollywood-Generation und war auch als Regisseur erfolgreich.Nun verstarb die Hollywood-Legende am 16. September 2025 in Sundance, Utah, im Alter von 89 Jahren.
Der am 18. August 1936 im kalifornischen Santa Monica geborene Robert Redford wuchs in einfachen Verhältnissen auf, erhielt 1955 als herausragender Baseballspieler ein Stipendium der University of Colorado, doch brachen seine sportlichen und schulischen Leistungen nach dem Tod seiner Mutter ein. Nach dem Verlust seines Stipendiums jobbte Redford u.a. auf Ölfeldern und ging schließlich nach Europa, wo er in Paris und Florenz mehrere Kunstakademien besuchte und sich zeitweise als Straßenmaler versuchte. Nach seiner Rückkehr in die USA 1958 studierte Redford Theaterdesign am New Yorker Pratt Institute und entdeckte ab 1959 an der American Academy of Dramatic Arts seine Leidenschaft für die Schauspielerei.
Während er auf den Theaterbühnen schnell Erfolge feiern konnte, entwickelte sich seine Filmkarriere eher schleppend. Seine ersten Rollen hatte er in den Broadway-Produktionen „Tall Story“ und „Little Moon of Alban“. Das erste Mal vor der Kamera stand er für eine Folge der Fernsehserie „Maverick“, in der James Garner, Jack Kelly und Roger Moore die Hauptrollen spielten.
Nachdem er 1960 diverse Auftritte in TV-Serien wie „Perry Mason“, „Alfred Hitchcock Presents“ oder „Die Leute von der Shiloh Ranch“ hatte, konnte er 1962 in „Hinter feindlichen Linien“ sein Leinwanddebüt feiern. Der Film konnte sich zwar an den Kinokassen nicht durchsetzen, doch freundete sich Redford während der Dreharbeiten mit dem späteren Regisseur Sydney Pollack an, der hier ebenfalls als Filmschauspieler debütierte. Zunächst folgten noch etliche Flops wie die Kriegskomödie „Lage hoffnungslos – aber nicht ernst“ (1965) und das Drama „Ein Mann wird gejagt“ (1966). Mit der damals sehr populären Natalie Wood, einer ehemaligen Schulkameradin von der Van Nuys High School, drehte Redford erst „Verdammte, süße Welt“ (1965), dann „Dieses Mädchen ist für alle“ (1966), Redfords erster Zusammenarbeit mit Regisseur Sydney Pollack. 
Erst 1967 wurde Redford in „Barfuß im Park“ einem größeren Publikum bekannt und zwei Jahre später in George Roy Hills Westernkomödie „Zwei Banditen“ an der Seite von Paul Newman zum Superstar. 
Butch Cassidy und Sundance Kid“ (so der Alternativtitel) traf den liberalen Zeitgeist der späten 1960er Jahre und zeigte die beiden Zug- und Bankräuber Butch und Sundance als sympathische, fast hippiehafte Antihelden, die schließlich von einem riesigen Polizeiaufgebot zusammengeschossen werden. Der Film wurde zu einem der größten Kassenerfolge der späten 1960er Jahre und festigte bei einem weltweiten Publikum Redfords Image als Frauenschwarm und romantischer Held. Mit Paul Newman blieb er zeitlebens eng befreundet. 1973 drehten die beiden Darsteller, wieder unter der Regie von George Roy Hill, die Gaunerkomödie „Der Clou“, die zu einem der erfolgreichsten Filme der 1970er Jahre avancierte. Redford erhielt für die Darstellung des Trickbetrügers Hooker seine einzige Oscar-Nominierung als Schauspieler. Redford und Newman wollten nach „Der Clou“ ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen, fanden aber kein geeignetes Projekt. In „Jeremiah Johnson“ (1972) spielte Redford unter der Regie von Sydney Pollack einen zivilisationsmüden Trapper, 1973 wurde das Liebesdrama „So wie wir waren“ ebenso zum Kassenschlager wie Pollacks Polit-Thriller „Die drei Tage des Condor“ (1975), womit Redford zum erfolgreichsten Filmstar avancierte. Fortan nutzte Redford seine Popularität, um Filme zu produzieren, die seine liberale politische Haltung reflektierten, wie z.B. „Die Unbestechlichen“ von Alan J. Pakula.
„Ob er als ‚Der große Gatsby‘ im pinkfarbenen Anzug vor den Herrenhäusern der Ostküste steht, sich in ‚Jenseits von Afrika‘ mit Jägerschlapphut an Löwen heranpirscht oder in ‚Die Unbestechlichen‘ mit hochgekrempelten Hemdsärmeln seine Enthüllungsartikel in die Schreibmaschine hackt – alle Redford-Figuren sind zunächst einmal Inkarnationen seiner selbst“, befand Katja Nicodemus in „Die Zeit“ (46/2007).
Mit „Der große Gatsby“ (1974) und „Tollkühne Flieger“ (1975) konnte der Womanizer zwar nicht mehr ganz an die vorangegangenen Erfolge anknüpfen, doch durch den von ihm erstmals produzierten Polit-Thriller „Die Unbestechlichen“ (1976), mit dem Regisseur Alan J. Pakula den durch die Journalisten Bob Woodward (Redford) und Carl Bernstein (Dustin Hoffman) aufgedeckten Watergate-Skandal thematisierte, war Redford wieder ganz oben.
Es folgten noch Auftritte in dem stargespickten Kriegsfilm „Die Brücke von Arnheim“ (1977) und in Sydney Pollacks „Der elektrische Reiter“ (1979), ehe Redford 1980 mit dem Sozialdrama „Eine ganz normale Familie“ sein Regiedebüt feierte und seinen ersten Oscar in Empfang nehmen konnte. 1980 gründete Redford in seiner Heimat Utah das Sundance Institute, das sich der Förderung unabhängiger Filmemacher und ihrer Werke verschrieb. Das 1984 erstmals ins Leben gerufene Sundance Film Festival ist längst zum wichtigsten Treffpunkt der amerikanischen Independent-Filmer avanciert. In den 80er und 90er Jahren war Redford nur noch sporadisch auf der Leinwand zu bewundern. 1980 spielte er in „Brubaker“ einen idealistischen Gefängnisdirektor, 1984 war er in „Der Unbeugsame“ als Baseballspieler zu sehen. 1985 folgte das von Sydney Pollack inszenierte Liebesdrama „Jenseits von Afrika“, ein Jahr später das romantische Thriller-Drama „Staatsanwälte küsst man nicht“, ehe 1990 mit „Havanna“ die sechste und letzte Zusammenarbeit mit Sydney Pollack über die Bühne ging. In „Sneakers“ spielte Redford 1992 den Chef einer Bande von High-Tech-Einbruchsspezialisten, außerdem führte er nach „Eine ganz normale Familie“ und „Milagro – Der Krieg im Bohnenfeld“ (1988) bei dem Drama „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ zum dritten Mal Regie, die den Anfang der langjährigen Zusammenarbeit mit Komponist Mark Isham markierte, der auch Redfords „Quiz Show“ (1994), das Politdrama „Von Löwen und Lämmern“ (2007) und „Die Lincoln-Verschwörung“ (2010) vertonte. 1993 machte Redford Demi Moore „Ein unmoralisches Angebot“, 1996 mimte er neben Michelle Pfeiffer in „Aus nächster Nähe“ einen Fernsehjournalisten. 1998 führte er Regie bei der Bestseller-Verfilmung von „Der Pferdeflüsterer“, im Jahr 2000 bei dem Drama „Die Legende von Bagger Vance“.
Redford inszeniert seine Filme sehr entschleunigt und rhythmisch vielseitig. Dabei geht er sehr musikalisch vor. „Ich komponiere meine Filme so, wie ich auch Musik höre. Ein Teil der Konzeption von ‚Ordinary People‘ war der Kanon von Pachelbel. In ‚The Horse Whisperer‘ war es das Dvorák-Concerto, das sich während der Montagesequenz über ein Gitarrenriff in ein Western-Stück verwandelt. Von den langen, arbeitsamen Tagen der Streichermusik zu den schnellen, dissonanten Klängen des Pferdetrainings“, erklärte Redford im Interview mit Daniel Kothenschulte („Nachbesserungen am amerikanischen Traum. Der Regisseur Robert Redford“, Schüren, S. 173). „Einige Filme wurden durch den Rhythmus des Sujets bestimmt. ‚Ordinary People‘ war so langsam und finster, die Langsamkeit, in der man die Mutter aus ihrer eingefahrenen Rolle stößt und die des Heilungsprozesses. Der Pachelbel-Kanon wird zu Beginn auf einem Finger gespielt. Am Ende, wenn es zur Konfliktlösung kommt, spielt dann das ganze Orchester.“  2002 erhielt Redford den Ehre-Oscar für sein Lebenswerk. Im neuen Jahrtausend trat er zunächst in den Filmen „Die letzte Festung“ (2001) und in dem Spionagefilm „Spy Game“ (2001) auf, in dem er als Lehrmeister von Brad Pitt zu sehen war. Es folgten 13 weitere Rollen in unterschiedlichen Genres. 
Als Regisseur realisierte er nach „Die Legende von Bagger Vance“ noch drei Filme, die Politdramen „Von Löwen und Lämmern“ (2007) und „Die Lincoln-Verschwörung“ (2010) sowie den Thriller „The Company You Keep – Die Akte Grant“ (2012). In „All Is Lost“ (2013) zeigte Redford als einziger Schauspieler und mit minimalem Text seine Fähigkeit, durch seine schiere Präsenz einen Film zu tragen. Im Jahr darauf war er in der Comicverfilmung „The Return of the First Avenger“ zu sehen, in der er einen Bösewicht darstellte. Im Sommer 2018 kündigte Redford seinen Rückzug aus dem Schauspielgeschäft an. Im selben Jahr spielte er in der Krimikomödie „Ein Gauner & Gentleman“ seine letzte Hauptrolle, ein Jahr später war er noch in einer cameohaften Nebenrolle in dem stargespickten Superheldenfilm „Avengers: Endgame“ zu sehen.

Filmographie (Auswahl):

1960: Maverick (Fernsehserie, Folge 03x23)
1962: Hinter feindlichen Linien (War Hunt)
1965: Lage hoffnungslos, aber nicht ernst (Situation Hopeless … But Not Serious)
1965: Verdammte, süße Welt (Inside Daisy Clover)
1966: Dieses Mädchen ist für alle (This Property is Condemned)
1966: Ein Mann wird gejagt (The Chase)
1967: Barfuß im Park (Barefoot in the Park)
1969: Zwei Banditen (Butch Cassidy and the Sundance Kid)
1969: Blutige Spur (Tell Them Willie Boy Is Here)
1969: Schussfahrt (Downhill Racer) 1970: Stromer der Landstraße (Little Fauss and Big Halsy) 
1972: Vier schräge Vögel (The Hot Rock) 
1972: Bill McKay – Der Kandidat (The Candidate)
1973: Der Clou (The Sting)
1973: So wie wir waren (The Way We Were)
1974: Der große Gatsby (The Great Gatsby)
1975: Die drei Tage des Condor (Three Days of the Condor)
1975: Tollkühne Flieger (The Great Waldo Pepper)
1976: Die Unbestechlichen (All the President’s Men)
1977: Die Brücke von Arnheim (A Bridge Too Far)
1979: Der elektrische Reiter (The Electric Horseman)
1980: Brubaker
1980: Eine ganz normale Familie (Ordinary People, Regie)
1984: Der Unbeugsame (The Natural)
1985: Jenseits von Afrika (Out of Africa)
1986: Staatsanwälte küsst man nicht (Legal Eagles)
1988: Milagro – Der Krieg im Bohnenfeld (The Milagro Beanfield War, auch Regie)
1990: Havanna (Havana)
1992: Sneakers – Die Lautlosen (Sneakers) 
1992: Aus der Mitte entspringt ein Fluss (A River Runs Through It, Regie)
1993: Ein unmoralisches Angebot (Indecent Proposal)
1994: Quiz Show (Regie)
1996: Aus nächster Nähe (Up Close & Personal)
1998: Der Pferdeflüsterer (The Horse Whisperer, auch Regie)
2000: Die Legende von Bagger Vance (Bagger Vance)
2001: Die letzte Festung (The Last Castle)
2001: Spy Game – Der finale Countdown (Spy Game)
2004: Anatomie einer Entführung (The Clearing)
2005: Ein ungezähmtes Leben (An Unfinished Life)
2007: Von Löwen und Lämmern (Lions for Lambs, auch Regie)
2010: Die Lincoln Verschwörung (The Conspirator, Regie)
2012: The Company You Keep – Die Akte Grant (The Company You Keep, auch Regie)
2013: All Is Lost 
2014: The Return of the First Avenger (Captain America: The Winter Soldier) 
2015: Picknick mit Bären(A Walk in the Woods) 
2015: Der Moment der Wahrheit (Truth) 
2016: Elliot, der Drache (Pete’s Dragon) 
2017: The Discovery 
2017: Unsere Seelen bei Nacht (Our Souls at Night) 
2018: Ein Gauner & Gentleman (The Old Man & the Gun) 
2019: Avengers: Endgame 

Playlist: 

01. Thomas Newman - There Was Snow (The Horse Whisperer) - 03:17 
02. Kenyon Hopkins - Tea Room (Downhill Racer) - 02:34 
03. John Barry - Blues For Bubber (The Chase) - 04:06 
04. Neal Hefti - A New Home Upstairs (Barefoot in the Park) - 04:41 
05. Marvin Hamlisch - Look What I've Got (The Way We Were) - 03:05 
06. Randy Newman - The End Title (The Natural) - 03:23 
07. Harry Gregson-Williams - Beirut, A War Zone (Spy Game) - 03:20 
08. John Rubinstein & Tim McIntire - The Cabin (Jeremiah Johnson) - 04:24 
09. David Shire - Finale and End Title (All the President's Men) - 02:48 
10. Marvin Hamlisch - Time to Go Bowling (Ordinary People) - 03:08 
11. Dave Grusin - Goodbye For Kathy (3 Days of the Condor) - 02:16 
12. Lalo Schifrin - Finale [Brubaker's Adagio & Coda] (Brubaker) - 03:43 
13. Marvin Hamlisch - Solace [Orchestra Version] (The Sting) - 03:37 
14. Dave Grusin - Rising Star (The Electric Horseman) - 02:34 
15. Dave Grusin - Adios Habana (Havana) - 03:06 
16. James Horner - "… And the Blind Shall See" (Sneakers) - 04:32 
17. Cliff Martinez - I Met Your Daughter (The Company You Keep) - 04:03 
18. John Barry - End Title [You Are Karen] (Out of Africa) - 04:01 
19. John Barry - Helicopter to Yacht (Indecent Proposal) - 04:30 
20. Mark Isham - In the Half-Light of the Canyon (A River Runs Through It) - 02:47 
21. Thomas Newman - She Knows Now (Up Close & Personal) - 02:23 
22. Alexander Ebert - Dance of Lilies (All Is Lost) - 05:18 
23. Mark Isham - Todd's Decision / End Credits (Lions For Lambs) - 05:08 
24. Craig Armstrong - At the Stream (The Clearing) - 05:45 
25. Deborah Lurie - Leaving Gary (An Unfinished Life) - 02:36 
26. Rachel Portman - The Day of the Match Dawns (The Legend of Bagger Vance) - 03:09 
27. Nathan Larson - So Many Stars (A Walk in the Woods) - 05:21  
28. Daniel Hart - Three Day Bank (The Old Man & the Gun) - 06:42 
29. Mark Isham - The Oversight Blues (Quiz Show) - 10:41

Donnerstag, 1. Mai 2025

Playlist #422 vom 04.05.2025 - VIOLA DAVIS Special

Viola Davis gehört zu den wenigen Künstlerinnen, die alle wichtigen Darstellerpreise in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie erhalten haben – einen Emmy, einen Grammy, einen Oscar und zwei Tony Awards – und nach wie vor zu den vielseitigsten Darstellerinnen in Hollywood zählt. So ist sie in Dramaserien wie „How to Get Away with Murder“ ebenso zuhause wie in Dramen mit typisch afroamerikanischer Thematik wie „The Help“ und „Fences“ oder aktuell im Action-Thriller „G20“.
Viola Davis wurde am 11. August 1965 in Saint Matthews, South Carolina, auf der Farm ihrer Großmutter geboren, wuchs aber mit ihrer Schwester in Central Falls, Rhode Island, in ärmlichen Verhältnissen auf. Ihr Vater arbeitete als Pferdepfleger sowie Trainer. Er war alkoholabhängig und galt als gewalttätig. Ihre Mutter war als Fabrikarbeiterin angestellt und engagierte sich als Aktivistin in der Bürgerrechtsbewegung. An der High School in Central Falls entdeckte Davis ihre Liebe für die Schauspielerei. 1988 schloss sie das Rhode Island College im Fach Theaterkunst ab, dem sich ein vierjähriges Schauspielstudium an der renommierten Juilliard School anschloss.
1992 startete Davis ihre professionelle Bühnenkarriere in der Off-Broadway-Produktion von Shakespeares Komödie „As You Like It“ an der Seite von Elizabeth McGovern am Delacorte Theatre.
Davis debütierte 1996 in der Nebenrolle der Vera in dem August-Wilson-Stück „Seven Guitars“ am New Yorker Broadway, für das sie sogleich für den wichtigsten Theaterpreis Tony nominiert wurde und einen Theatre World Award gewann.
Der afroamerikanische zweifache Pulitzer-Preisträger, der in seinen Stücken ganz normale Schwarze in den Mittelpunkt rückte, tauchte in ihrem Lehrplan nicht auf. „Bei ‚August‘ musste ich mich nicht verstecken“, erzählt Davis im Interview mit "Harper's Bazaar". „Es war so vertraut, dass es mich umhaute. Ich sah meinen Vater, meine Onkel, meine Mutter, meine Tanten, meine Schwestern. Sie sprangen mir entgegen. Ich fand ein Zuhause.“ Nach ihrer ersten professionellen Produktion in Wilsons „Joe Turners Come and Gone“ (1988) spielte Davis immer wieder in Theater- und Filmproduktionen nach Wilsons Vorlagen, von der Hausfrau der Fünfzigerjahre, die in „Fences“ unter der Last ihrer zerplatzten Träume zusammenbricht, bis zur werdenden Mutter, die Angst hat, ihr Kind vor dem Hintergrund der Waffengewalt großzuziehen, in „King Hedley II“.
Viola Davis gab 1996 im Filmdrama „The Substance of Fire“ an der Seite von Tony Goldwyn, Timothy Hutton und Sarah Jessica Parker in einer kleinen Nebenrolle ihr Filmdebüt. In der Fernsehkomödie „The Pentagon Wars“ (1998) spielte sie eine der größeren Rollen. Ihr Off-Broadway-Auftritt in Thulani Davis’ Theaterstück „Everybody’s Ruby: Story Of A Murder In Florida“ neben Phylicia Rashad wurde 1999 mit einem Obie Award prämiert, worauf 2001 ein Tony Award für die Nebenrolle der Tonya im Theaterstück „King Hedley II“ folgte.
Steven Soderbergh, der Viola Davis bereits in „Out of Sight“ (1998) und „Traffic – Die Macht des Kartells“ (2000) mit kleineren Rollen bedacht hatte, besetzte sie in seinem Science-Fiction-Film „Solaris“ (2002) an der Seite von George Clooney und Natascha McElhone, wofür sie 2003 eine Nominierung für den Black Reel Award erhielt, für ihre Rolle im Filmdrama „Antwone Fisher“ folgte eine weitere für den Independent Spirit Award.
2004/05 gewann sie für die Hauptrolle der Esther im Theaterstück „Intimate Apparel“ den Drama Desk Award, Obie Award und Los Angeles Drama Critics Circle Award.
In den Jahren 2005 und 2006 spielte sie den Gegenpart von Tom Sellecks Rolle in einer Serie von Fernsehfilmen, die auf den Romanen von Robert B. Parker basierten: „Jesse Stone: Stone Cold“, „Jesse Stone: Night Passage“ und „Jesse Stone: Death in Paradise“.
Im Filmdrama „The Architect“ (2006) übernahm sie neben Anthony LaPaglia, Isabella Rossellini und Hayden Panettiere eine der größeren Rollen. Für den Part einer verzweifelten Mutter in John Patrick Shanleys Theaterverfilmung „Glaubensfrage“ (2008), deren Sohn angeblich von einem katholischen Priester missbraucht wurde, erhielt sie den Preis des National Board of Review und Nominierungen für den Oscar und Golden Globe. In der Action-Komödie „Knight and Day“ mit Tom Cruise und Cameron Diaz spielte sie die Rolle einer CIA-Abteilungsleiterin. Nur wenige Monate später feierte der Erfolgsfilm „Eat Pray Love“ Premiere, in dem sie an der Seite von Julia Roberts, Javier Bardem und James Franco auftrat.
2011 spielte Davis die Hauptrolle im mehrfach Oscar-nominierten Rassismus-Drama „The Help“ von Tate Taylor. An der Seiet von Emma Stone, Octavia Spencer, Bryce Dallas Howard und Jessica Chastain spielte sie die schwarze Haushälterin Aibileen Clark zur Zeit der Rassentrennung der 1960er. Davis beschrieb ihre Darstellung im Film als eine Verkörperung ihrer Mutter und Großmutter und sagte:
„Ich habe das Gefühl, meine Mutter zum Leben erweckt zu haben; ich habe ihren Geist kanalisiert. Ich habe den Geist meiner Großmutter kanalisiert und ihnen sozusagen Tribut gezollt, wie sie zu meinem Leben und dem Leben so vieler Menschen beigetragen haben.“ 
Seitdem hat sie tiefes Bedauern darüber ausgedrückt, die Rolle übernommen zu haben; obwohl sie die Menschen, mit denen sie zusammengearbeitet hat, immer noch bewundert, glaubt sie nicht, dass die Geschichte oder die Darstellung das Leben der schwarzen Charaktere wahrheitsgetreu wiedergibt.
Davis wurde 2012 für den Oscar als Beste Hauptdarstellerin nominiert, musste sich aber Meryl Streep geschlagen geben, mit welcher Davis bereits im Film „Glaubensfrage“ zusammenspielte.
Es folgten die gewichtige Nebenrolle der Abby Black im ebenfalls Oscar-nominierten Drama „Extrem laut & unglaublich nah“ (2011), eine Hauptrolle in dem Drama „Beautiful Creatures – Eine unsterbliche Liebe“, das auf der gleichnamigen Buchreihe von Kami Garcia und Margaret Stohl beruht, sowie größere Rollen in Denis Villeneuves Mystery-Thriller „Prisoners“ und Gavin Hoods Sci-Fi-Thriller „Ender’s Game“ (beide 2013). 2015 gewann Davis für ihre Darstellung der ehrgeizigen Rechtsanwältin und Strafverteidigerin Annalise Keating in Shonda Rhimes’ Krimiserie „How to Get Away with Murder“ als erste afroamerikanische Schauspielerin den Emmy in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin in einer Dramaserie. In ihrer Dankesrede kritisierte sie die Rollenauswahl für afroamerikanische Schauspielerinnen.
Seit 2016 ist Davis in mehreren Verfilmungen des DC Extended Universe zu sehen, in welchen sie Amanda Waller verkörpert. Diese spielte sie bisher in den Filmen „Suicide Squad“ (2016), „The Suicide Squad“ (2017) und „Black Adam“ (2022) sowie in der Fernsehserie „Peacemaker“ (ebenfalls 2022). In der Serie „Creature Commandos“ ist sie seit 2024 in dieser Rolle zu hören.
Obwohl als Hauptrolle angelegt, gewann Davis für ihre Leistung in Denzel Washingtons Verfilmung des Theaterstücks „Fences“ als langmütige Ehefrau und Mutter 2017 den Oscar als Beste Nebendarstellerin. Für den Part der Rose Maxson, den sie neben Washington bereits am Broadway gespielt hatte (u. a. Tony Award als Beste Hauptdarstellerin, 2010), gewann sie mit dem Golden Globe, Critics’ Choice Movie Award, Screen Actors Guild Award sowie BAFTA Award alle bedeutenden Filmpreise der Saison.
2020 übernahm Davis in dem Netflix-Musikfilm „Ma Rainey’s Black Bottom“ die Titelrolle der bekannten Bluessängerin Ma Rainey (1882–1939), der erneut auf einem Stück von August Wilson basiert. Allerdings übernahm den Gesang bis auf einen Song („Those Dogs of Mine“) die US-amerikanische Soul-Sängerin Maxayn Lewis. Für ihre Leistung wurde sie erneut für den Golden Globe Award und Oscar nominiert.
Im Jahr 2022 war Davis in dem nach wahren Begebenheiten inszenierten Drama „The Woman King“ als Generalin Nancisca zu sehen, die 1823 im westafrikanischen Königreich Dahomey die Elite-Einheit Agojie anführt, die nur aus Frauen besteht und für ihre außergewöhnliche Brutalität bekannt ist. Als sich der Konflikt zwischen Dahomey und seinen Besatzern zuspitzt, sieht Nancisca endlich ihre Chance gekommen, sich an dem Oyo-Krieger Oba Ade zu rächen, der sie einst vergewaltigte...

„So etwas habe ich noch nie gemacht. Schon als kleines Mädchen habe ich mir immer vorgestellt, in so einem Film mitzuspielen“, sagt sie im Interview mit "Harper's Bazaar". „Man sieht ,Gladiator‘ oder ,Wonder Woman‘ und sieht sich selbst darin, aber solche Drehbücher bekommt man nie zugeschickt. Eine Geschichte wie ,The Woman King‘ lässt einen wieder aufleben. Ich habe dunkle Haut und eine tiefe Stimme. Mein ganzes Leben lang wurde mir gesagt, ich sei zu stark, zu männlich. In diesem Film definieren wir neu, was es bedeutet, weiblich zu sein. Er hat mich befreit.“

Im April 2022 veröffentlichte sie ihre Autobiografie mit dem Titel „Finding Me“. Im Februar 2023 wurde sie für die Audio-Version dieses Buches mit einem Grammy-Award ausgezeichnet. Sie zählt damit zu den wenigen Personen, die Emmy, Grammy, Oscar und Tony Award gewonnen haben.
Zuletzt war Viola Davis in Ben Afflecks Sportdrama „Air – Der große Wurf“, in Francis LawrencesDie Tribute von Panem - The Ballad of Songbirds and Snakes“ (beide 2013) sowie in dem von ihr produzierten Action-Thriller „G20“ zu sehen. Darin spielt sie die Präsidentin Sutton, die ihre Regierungs- und Militärerfahrung einbringt, um ihre Familie, ihr Unternehmen und die Welt zu verteidigen, die Terroristen bei der Übernahme des G20-Gipfels bedrohen. 

Filmographie: 

1996: The Substance of Fire 
1996: New York Cops: NYPD Blue (Fernsehserie, 1 Folge) 
1996: New York Undercover (Fernsehserie, 1 Folge) 
1998: Krieg im Pentagon (The Pentagon Wars) (Fernsehfilm) 
1998: Out of Sight 
1998: Grace & Glorie (Fernsehfilm) 
1998: Miss Apprehension and Squirt 
2000: Für alle Fälle Amy (Judging Amy) (Fernsehserie, 1 Folge) 
2000: City of Angels (Fernsehserie, 24 Folgen) 
2000: Traffic – Macht des Kartells (Traffic) 
2001: The Shrink is in – Wahnsinn auf zwei Beinen! (The Shrink Is In) 
2001: Kate & Leopold 
2001: Amy & Isabelle (Fernsehfilm) 
2001: The Guardian – Retter mit Herz (Fernsehserie, 1 Folge) 
2001: Ocean’s Eleven 
2001: Third Watch: Einsatz am Limit (Fernsehserie, 1 Folge) 
2002: Dem Himmel so fern (Far from Heaven) 
2002: Solaris 
2002: Antwone Fisher 
2002: Criminal Intent – Verbrechen im Visier (Fernsehserie, 1 Folge) 
2002: Lady Cops – Knallhart weiblich (Fernsehserie, 1 Folge) 
2002: CSI: Vegas (Fernsehserie, 1 Folge) 
2002: Father Lefty (Fernsehfilm) 
2003: Die Straßen von Philadelphia (Hack) (Fernsehserie, 1 Folge) 
2003: Practice: Die Anwälte (Fernsehserie, 1 Folge) 
2003–2008: Law & Order: Special Victims Unit (Fernsehserie, 7 Folgen) 
2004: Century City (Fernsehserie, 9 Folgen) 
2005: Nemesis: Der Angriff (Fernsehserie, 1 Folge) 
2005: Get Rich or Die Tryin‘ 
2005: Syriana 
2005: Jesse Stone: Eiskalt (Jesse Stone: Stone Cold) (Fernsehfilm) 
2006: Jesse Stone: Knallhart (Jesse Stone: Night Passage) (Fernsehfilm) 
2006: Jesse Stone: Totgeschwiegen (Jesse Stone: Death in Paradise) (Fernsehfilm) 
2006: The Architect 
2006: World Trade Center 
2006: Withour a Trace – Spurlos verschwunden (Fernsehserie, 1 Folge) 
2006: Life Is Not a Fairytale: The Fantasia Barrino Story (Fernsehfilm) 
2006: Laws of Chance (Fernsehserie, 1 Folge) 
2007: Disturbia 
2007: Jesse Stone: Alte Wunden (Jesse Stone: Seachange) (Fernsehfilm) 
2007: Traveler (Fernsehserie, 8 Folgen) 
2007: Fort Pit (Fernsehfilm) 
2008: Brothers & Sisters (Fernsehserie, 1 Folge) 
2008: Das Lächeln der Sterne (Nights in Rodanthe) 
2008: Glaubensfrage (Doubt) 
2008: Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All (The Andromeda Strain) 
2009: Gesetz der Rache (Law Abiding Citizen) 
2009: Madea Goes to Jail 
2009: State of Play – Stand der Dinge (State of Play) 
2010: Taras Welten (United States of Tara, Fernsehserie, 6 Folgen) 
2010: Knight and Day 
2010: Eat Pray Love 
2010: It’s Kind of a Funny Story 
2010: Trust 
2011: The Help 
2011: Extrem laut & unglaublich nah (Extremely Loud & Incredibly Close) 
2012: Um Klassen besser (Won’t Back Down) 
2013: Beautiful Creatures – Eine unsterbliche Liebe (Beautiful Creatures) 
2013: Prisoners 
2013: Ender’s Game – Das große Spiel (Ender’s Game) 
2014–2020: How to Get Away with Murder (Fernsehserie, 90 Folgen) 
2014: Das Verschwinden der Eleanor Rigby (The Disappearance of Eleanor Rigby: Them) 
2014: Get on Up 
2015: Blackhat 
2015: Lila & Eve – Blinde Rache (Lila & Eve) 
2016: Suicide Squad 
2016: Fences 
2018: Scandal (Fernsehserie, Folge 7x12) 
2018: Widows – Tödliche Witwen (Widows) 
2019: Troop Zero 
2020: Ma Rainey’s Black Bottom 
2021: The Suicide Squad 
2021: The Unforgivable 
2022: The First Lady (Fernsehserie, 10 Folgen) 
2022: The Woman King 
2022: Peacemaker (Fernsehserie, 2 Folgen) 
2022: Black Adam 
2023: Air: Der große Wurf (Air) 
2023: Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes (The Hunger Games: The Ballad of Songbirds and Snakes) 
2024: Kung Fu Panda 4 
2024-2025: Creature Commandos (Fernsehserie, Stimme) 
2025: G20

Playlist:

01. Howard Shore - Goodbye Sermon (Doubt) - 02:37 
02. David Holmes - The Trunk Scene (Out of Sight) - 04:44 
03. Cliff Martinez - The Police Won't Find Your Car (Traffic) - 03:58 
04. Jeff Beal - There's Something Else (Jesse Stone: The Ultimate Collection) - 03:27 
05. Rolfe Kent - Charlie Wins Patrice, Leopold Wins Kate (Kate & Leopold) - 03:41 
06. Elmer Bernstein - Revelation And Decision (Far From Heaven) - 04:23 
07. Mychael Danna - Mom & New Family (Antwone Fisher) - 04:32 
08. Craig Armstrong - Ethereal (World Trade Center) - 05:24 
09. Geoff Zanelli - Voyeurism (Disturbia) - 02:35 
10. Alex Heffes - Cal Connects The Evidence (State Of Play) - 04:34 
11. Brian Tyler - Unconfession (Law Abiding Citizen) - 06:20 
12. John Powell - June Spies (Knight And Day) - 03:29 
13. Dario Marianelli - The Augusteum (Eat Pray Love) - 04:19 
14. Thomas Newman - Ain't You Tired (The Help) - 03:36 
15. Alexandre Desplat - Syriana [Piano Solo] (Syriana) - 03:18 
16. Alexandre Desplat - Reconciliation (Extremely Loud and Incredibly Close) - 03:59 
17. Jóhann Jóhannsson - The Candlelight Vigil (Prisoners) - 05:10 
18. Son Lux - Almost Crossing (The Disappearance of Eleanor Rigby) - 02:42 
19. Harry Gregson-Williams - Love Scene (Blackhat) - 03:33 
20. Hans Zimmer - Perimeter Check (Widows) - 03:09 
21. Terence Blanchard - We Bring Tribute (The Woman King) - 02:59 
22. Hans Zimmer & David Fleming - Cells (The Unforgivable) - 03:07 
23. Branford Marsalis - The Story of Memphis Green (Ma Rainey's Black Bottom) - 04:19 
24. Marcelo Zarvos - Troy's Story (Fences) - 03:30 
25. Geoff Zanelli - I Have Used My Moment Well (The First Lady) - 04:36 
26. James Newton Howard - Snow Lands on Top (The Hunger Games: The Ballad of Songbirds & Snakes) - 03:29 
27. Hans Zimmer & Steve Mazzaro - A Different Path (Kung Fu Panda 4) - 03:12 
28. Joseph Trapanese - Family Mission (G20) - 02:22 
29. Cliff Martinez - Hi Energy Proton Accelerator (Solaris) - 10:51

Donnerstag, 1. Juni 2023

Playlist #372 vom 04.06.2023 - KRISTIN SCOTT THOMAS Special

Spätestens seit ihrer Oscar-Nominierung für ihre Darstellung in Anthony Minghellas Drama „Der englische Patient“ (1996) gehört die britische Schauspielerin Kristin Scott Thomas zu den gefragtesten und vielseitigsten Darstellerinnen ihrer Generation. Sie war in Robert Redfords Drama „Der Pferdeflüsterer“ (1998) ebenso zu sehen wie in Brian De Palmas „Mission: Impossible“ (1996), Robert Altmans „Gosford Park“ (2001) und Nicolas Winding Refns „Only God Forgives“ (2013). Derzeit ist sie in der von Apple TV+ produzierten Serienadaption von Mick Herrons Agenten-Roman-Reihe „Slow Horses“ in der Rolle der MI:6-Chefin Diana Taverner zu sehen. Musikalisch untermalt wurden ihre Filme von so renommierten Komponisten wie Alexandre Desplat, Thomas Newman, Gabriel Yared, Danny Elfman, Max Richter, Cliff Martinez, Clint Mansell, Trevor Jones, Vangelis und Dario Marianelli.

Die am 24. Mai 1960 in Redruth, Cornwall, geborene Kristin Scott Thomas wuchs in einer traditionell der Royal Navy verbundenen Familie auf. Während ihr Vater und Stiefvater als Piloten bei der Fleet Air Arm dienten, war ihr Onkel, Sir Richard Thomas, Admiral und Gentleman Usher of the Black Rod im House of Lords. Ebenso wie ihr Vater, den Kristin Scott Thomas im Alter von fünf Jahren verlor, kam auch ihr Stiefvater, bei einem Flugunfall ums Leben. 
Scott Thomas zog nach der Beendigung der Schule in Sherborne, Dorset, 1978 nach Hampstead, London, arbeitete in einem Kaufhaus und nahm Unterricht an der Central School of Speech and Drama, doch wurde ihr Anliegen, von der Lehrerausbildung ins Schauspielfach zu wechseln, abgelehnt, so dass sie nach einem Jahr an der Central mit ihrem flüssigen Französisch nach Paris ging, um als Au pair zu arbeiten und Schauspielerei an der École Nationale supérieure des arts et techniques du théâtre zu belegen. 
Im Alter von 25 Jahren spielte Scott Thomas in dem von und mit Prince realisierten Film „Under the Cherry Moon“ (1985), was ihr zwar eine Nominierung für die Goldene Himbeere einbrachte, doch ihrer weiteren Karriere keinen Abbruch tat. So wurde sie für ihre Rolle der Brenda Last in Charles Sturridges Adaption von Evelyn Waughs 1934 veröffentlichten Roman „Eine Handvoll Staub“ mit dem Evening Standard British Film Award für den vielversprechendsten Newcomer ausgezeichnet. 
Ihren Durchbruch feierte die frankophile Britin an der Seite von Hugh Grant in Roman Polanskis Erotik-Drama „Bitter Moon“ (1992) und Mike Newells romantischer Komödie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ (1994). Das rumänisch-französische Kriegs- und Liebesfilm-Drama „Ein unvergesslicher Sommer“ (1994) zählt nach Scott Thomas‘ eigenen Angaben (in einem Interview von 2015 mit dem Gloucester Citizen) zu den Filmen, auf den sie neben „Der englische Patient“ und „Only God Forgives“ am meisten stolz sei. 
Für ihre Darstellung der Katherine Clifton in Anthony Minghellas Verfilmung von Michael Ondaatjes Roman „Der englische Patient“ (1996) erhielt die Schauspielerin jeweils eine Nominierung für den Golden Globe und den Oscar. Es folgten noch Hauptrollen in Robert Redfords „Der Pferdeflüsterer“ (1998) und Sydney Pollacks Mystery-Liebesdrama „Begegnung des Schicksals“ (1999) und an der Seite von Sean Penn und Anne Bancroft in Philip Haas‘ Adaption von W. Somerset Maughams „Die Villa“ (2000), ehe sich Scott Thomas etwas desillusioniert von Hollywood abwandte und sich für ein Jahr aus dem Filmgeschäft zurückzog, um ihr drittes Kind zur Welt zu bringen. 
Danach war sie in Irwin Winklers Drama „Das Haus am Meer“ und Robert Altmans komödiantischen Mystery-Drama „Gosford Park“ (beide 2001) zu sehen und startete eine zweite Karriere auf der Theaterbühne. So spielte Scott Thomas unter anderem Tschechow und Pirandello in London, war 2004 als beste Schauspielerin für den Laurence Olivier Theatre Award nominiert und gewann diesen 2008 für die Rolle der Arkadina in Tschechows „Die Möwe“ am Londoner Jerwood Theatre
Mit dieser Inszenierung ging sie im September 2008 auf Gastspielreise nach New York. Im Sommer 2013 kehrte sie für Harold Pinters „Betrogen“ und „Alte Zeiten“ ans Londoner West End zurück, verkörperte dann die Titelrolle in Sophokles‘ „Electra“ am The Old Vic
Im Kino war sie in der Zwischenzeit vor allem in französischen Produktionen zu sehen. In Jean-Paul Salomés Adaption von „Arsène Lupin“ (2004) spielte sie die Comtesse de Cagliostro, außerdem wirkte sie in Francis Vebers Dramedy „In flagranti – Wohin mit der Geliebten?“ (2006), Guillaume Canets Thriller „Kein Sterbenswort“ (2006), Philippe Claudels Drama „So viele Jahre liebe ich dich“ (2008) Catherine Corsinis Liebes- und Krimi-Drama „Die Affäre“ (2009) und Gilles Paquet-Brenners Kriegsfilm-Drama „Sarahs Schlüssel“ mit. 
Zu den bekanntesten Filmen, in denen Kristin Scott Thomas außerdem mitgewirkt hat, waren Justin Chadwicks Historien-Drama „Die Schwester der Königin“ (2008), Lasse Halmströms „Lachsfischen im Jemen“ (2011), Nicolas Winding Refns „Only God Forgives“ (2013), Joe Wrights Churchill-Biopic „Die dunkelste Stunde“ (2017) und Ben Wheatleys Remake von Hitchcocks Klassiker „Rebecca“ (2020). Seit 2022 arbeitet Scott Thomas nicht nur an ihrem Regiedebüt „My Mother’s Wedding“ mit Scarlett Johansson, Sienna Miller, Emily Beecham und Freida Pinto in den Hauptrollen, sondern spielt auch in der humorvollen Agenten-Serie „Slow Horses“ an der Seite von Gary Oldman

Filmographie: 

1984: Maigret (Fernsehserie, 1 Folge) 
1984: Erben der Liebe (Mistral's Daughter, Mini-Serie) 
1985: Charly (Kurzfilm) 
1986: Under the Cherry Moon – Unter dem Kirschmond (Under the Cherry Moon) 
1987: Agent Trouble – Mord aus Versehen (Agent trouble) 
1987: Sentimental Journey (Fernsehfilm) 
1987: Sentiments (Fernsehserie, 1 Folge) 
1988: Eine Handvoll Staub (A Handful of Dust) 
1988: Der zehnte Mann (The Tenth Man, Fernsehfilm) 
1988: Das Mittagsschläfchen (La méridienne) 
1989: Der Preis der Freiheit (Force majeure) 
1989: Eine wilde kleine Affäre (Bille en tête) 
1989: Gezinktes Spiel (The Endless Game, Mini-Serie) 
1989: Cela s'appelle l'amour 
1990: Le bal du gouverneur 
1990: Spymaker (Fernsehfilm) 
1990: Reingelegt (Framed, Fernsehfilm) 
1991: Der Badearzt (Mio caro dottor Gräsler) 
1991: Entführung aus Liebe (Aux yeux du monde) 
1992: Bitter Moon 
1992: Look at It This Way (Mini-Serie) 
1992: Weep No More, My Lady (Fernsehfilm) 
1993: Body & Soul (Mini-Serie) 
1994: Vier Hochzeiten und ein Todesfall (Four Weddings and a Funeral) 
1994: Ein unvergesslicher Sommer (Un été inoubliable) 
1995: Engel und Insekten (Angels & Insects) 
1995: Die Sache mit den Frauen (The Pompatus of Love) 
1995: En mai, fais ce qu'il te plaît 
1995: Der Beichtstuhl (Le confessionnal) 
1995: Richard III. (Richard III) 
1995: Belle Époque (Fernsehdreiteiler) 
1996: Mission: Impossible 
1996: Souvenir 
1996: Gullivers Reisen (Gulliver’s Travels, Mini-Serie) 

1996: Der englische Patient (The English Patient) 
1997: Amour & confusions 
1998: Der Pferdeflüsterer (The Horse Whisperer) 
1998: Rache ist süß (The Revengers' Comedies) 
1999: Begegnung des Schicksals (Random Hearts) 
2000: Die Villa (Up at the Villa) 
2001: Das Haus am Meer (Life As A House) 
2001: Gosford Park 
2003: Kleine Wunden (Petites coupures) 
2003: Code 46 
2004: Arsène Lupin – Der König unter den Dieben (Arsène Lupin) 
2005: Mord im Pfarrhaus (Keeping Mum) 
2005: Man to Man 
2005: Chromophobia 
2006: Kein Sterbenswort (Ne le dis à personne) 
2006: In flagranti – Wohin mit der Geliebten? (La doublure) 
2007: The Walker – Ein Freund gewisser Damen 
2007: Der goldene Kompass (The Golden Compass, Stimme) 
2008: Easy Virtue – Eine unmoralische Ehefrau (Easy Virtue) 
2008: So viele Jahre liebe ich dich (Il y a longtemps que je t’aime) 
2008: Die Schwester der Königin (The Other Boleyn Girl) 
2008: Largo Winch – Tödliches Erbe (Largo Winch) 
2008: Seuls Two 
2009: Shopaholic – Die Schnäppchenjägerin (Confessions of a Shopaholic) 
2009: Die Affäre (Partir) 
2009: Nowhere Boy  
2010: Liebe und Intrigen (Crime d’amour) 
2010: Sarahs Schlüssel (Elle s’appelait Sarah) 
2010: In deinem Bann gefangen (Contre toi) 
2011: Die geheimnisvolle Fremde (La femme du Vème) 
2011: Lachsfischen im Jemen (Salmon Fishing in the Yemen) 
2012: Bel Ami 
2012: In ihrem Haus (Dans la maison) 
2012: Zwischen allen Stühlen (Cherchez Hortense) 
2013: Only God Forgives 
2013: The Invisible Woman 
2013: Bevor der Winter kommt (Avant l’hiver) 
2014: My Old Lady 
2015: Suite française – Melodie der Liebe (Suite française) 
2017: The Party 
2017: Die dunkelste Stunde (Darkest Hour) 
2018: Tomb Raider 
2018: Der Klavierspieler vom Gare du Nord (Au bout des doigts) 
2019: Mrs. Taylor’s Singing Club (Military Wives) 
2019: Fleabag (Fernsehserie, 1 Folge) 
2020: Rebecca 
2020: Final Set 
2020: Alan Bennett’s Talking Heads (Fernsehserie, 1 Folge) 
2022: Les Cyclades 
2022 - : Slow Horses – Ein Fall für Jackson Lamb (Slow Horses, Fernsehserie) 

Playlist:

1. Gabriel Yared - As Far As Florence (The English Patient) - 05:13 
2. George Fenton - Weekend Memories (A Handful of Dust) - 03:47 
3. Clint Mansell - The Wings of Mercury (Rebecca) - 03:46 
4. Lee Holdridge - Track 1 (The Tenth Man) - 04:00 
5. Vangelis - Suite (Bitter Moon) - 06:11 
6. Trevor Jones - Clarence's Dream (Richard III) - 03:06 
7. Dave Grusin - Looking for Peyton (Random Hearts) - 03:43 
8. Danny Elfman - Betrayal (Mission: Impossible) - 03:00 
9. Trevor Jones - Everything Is True (Gulliver's Travels) - 04:31 
10. Thomas Newman - The Rhythm of the Heart (The Horse Whisperer) - 03:16 
11. Pino Donaggio - The Kiss (Up at the Villa) - 03:29 
12. Patrick Doyle - Love Jam (Gosford Park) - 03:08 
13. Patrick Doyle - The Return of Likola (Man to Man) - 03:05 
14. Dickon Hinchliffe - Rosie Jones (Keeping Mum) - 04:13 
15. Alexandre Desplat - Chosen One (Largo Winch) - 05:52 
16. Alexandre Desplat - Epilogue (The Golden Compass) - 03:35 
17. Thomas Newman - Simple Truths (The Horse Whisperer) - 03:22 
18. Mark Isham - I'll Take This One (Life As a House) - 04:05 
19. Debbie Wiseman - Secret Passage (Arsène Lupin) - 04:47 
20. Danny Elfman - Looking for "Job" (Mission: Impossible) - 04:41 
21. Tom Holkenborg - Remember This (Tomb Raider) - 03:36 
22. Dario Marianelli - To The Yemen (Salmon Fishing In The Yemen) - 04:08 
23. Rael Jones - I Am Free (Suite Francaise) - 06:13 
24. Paul Cantelon - Anne's Secret Marriage (The Other Boleyn Girl) - 03:11 
25. Rachel Portman - A Fool (Bel Ami) - 02:59 
26. Max Richter - The Vel d'Hiv (Sarah's Key) - 03:43 
27. Cliff Martinez - Leave My Son In Peace (Only God Forgives) - 04:51 
28. Daniel Pemberton - End of the Day, Slough House (Slow Horses: Season 1) - 03:10 
29. Dario Marianelli & Vikingur Ólafsson - We Shall Fight (Darkest Hour) - 07:27

Donnerstag, 23. Februar 2023

Playlist #365 vom 26.02.2023 - DARIUS KHONDJI Special

Seit seiner Zusammenarbeit mit den französischen Filmemachern Jean-Pierre Jeunet & Caro an dem komödiantischen Drama „Delicatessen“ (1991) hat sich der in Teheran geborene Kameramann Darius Khondji zu einem der gefragtesten Spezialisten seiner Zunft gemausert. In den vergangenen dreißig Jahren arbeitete er – oft mehrfach – mit prominenten Regisseuren wie David Fincher („Sieben“, „Panic Room“), Woody Allen („Midnight in Paris“, „Irrational Man“), Alan Parker („Evita“), Neil Jordan („Jenseits der Träume“), Roman Polanski („Die neun Pforten“), Wong Kar-Wai („My Blueberry Nights“), Michael Haneke („Funny Games U.S.“), Sydney Pollack („Die Dolmetscherin“) und Bernardo Bertolucci („Gefühl und Verführung“) zusammen. Für seine Arbeit an Alejandro G. Iñárritus „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“ erhielt Khondji nun seine zweite Oscar-Nominierung. 
Darius Khondji wurde am 21. Oktober 1955 in Teheran, Iran, als Sohn eines iranischen Vaters und französischen Mutter geboren, verbrachte seine Kindheit in Paris und drehte dort schon kurze Filme. Seinen Traum von einem Filmstudium konnte er allerdings nur über Umwege realisieren, da in Frankreich für ein Filmstudium ein naturwissenschaftlicher Schulabschluss notwendig war, er aber nur einen künstlerischen Abschluss besaß. 
Eigentlich wollte er sich deshalb 1977 an der University of California einschreiben, doch als er sich bei einem Zwischenstopp in New York City in die Stadt verliebte, studierte er stattdessen an der New York University. Während des Studiums wich er auch von seinem ursprünglichen Vorhaben ab, Regisseur zu werden, da er herausfand, dass er „mehr daran interessiert war, eine Stimmung für eine Geschichte zu gestalten, als die Geschichte selbst zu erzählen“. 
In den 80er Jahren arbeitete er für kleinere französische Produktionen als Kameraassistent und Kameramann. Sein erster größerer internationaler Erfolg gelang ihm 1991 mit seiner Arbeit an dem Film „Delicatessen“ von Marc Caro und Jean-Pierre Jeunet
Die düstere Atmosphäre dieses Films sollte archetypisch für sein späteres Werk sein. 1995 arbeitete er nicht nur erneut erfolgreich mit Jeunet & Caro an dem Film „Die Stadt der verlorenen Kinder“ zusammen, sondern kehrte im gleichen Jahr kehrte in die USA zurück, um mit David Fincher den Film „Sieben“ zu drehen, was ihm 1996 von der Chicago Film Critics Association den Preis für die beste Kameraarbeit einbrachte. 
Ebenfalls 1996 drehte er mit Alan Parker den Film „Evita“, für den er seine erste Oscarnominierung für die beste Kameraarbeit erhielt. 1997 kam es wieder zu einer Zusammenarbeit mit Jean-Pierre Jeunet für den Film „Alien – Die Wiedergeburt“. Khondji schuf die beeindruckenden Bilder zu „The Beach“ von Danny Boyle, „Panic Room“ von David Fincher und begann 2003 bei „Anything Else“ die langjährige Zusammenarbeit mit Woody Allen, die über „Midnight in Paris“ (2011) und „To Rome with Love“ (2012) bis zu „Magic in the Moonlight“ (2014) und „Irrational Man“ (2015) führte. 
Darius Khondji wirkt nicht nur an Kurz- und Spielfilmen mit, sondern auch an Musikvideos. So führte er die Kamera bei den Clips zu den Madonna-Songs „Fever“, „You Must Love Me“, „Don’t Cry for Me Argentina“, „Frozen“ und „Miles Away“ sowie „Africa Shox“ von Leftfield feat. Afrika Bambaataa. Zuletzt arbeitete er an den Musikvideos zu Lady Gagas „Marry the Night“, Neneh Cherrys „Everything“, Eminems „The Icon Project“ und Jay-Z’s „Marcy Me“. 
 

Filmographie: 

1989: Embrasse-moi – Regie: Michèle Rosier 
1990: Le trésor des îles chiennes – Regie: François-Jacques Ossang 
1991: Delicatessen – Regie: Jeunet & Caro 
1992: Prag (Prague) – Regie: Ian Sellar 
1993: Nur der Hauch eines Zweifels (L’ombre du doute) – Regie: Aline Issermann 
1995: Die Stadt der verlorenen Kinder (La cité des enfants perdus) – Regie: Jeunet & Caro 
1995: Sieben (Se7en) – Regie: David Fincher 
1996: Gefühl und Verführung (Stealing Beauty) – Regie: Bernardo Bertolucci 
1996: Evita – Regie: Alan Parker 
1997: Alien – Die Wiedergeburt (Alien: Resurrection) – Regie: Jean-Pierre Jeunet 
1999: Jenseits der Träume (In Dreams) – Regie: Neil Jordan 
1999: Die neun Pforten (The Ninth Gate) – Regie: Roman Polański 
2000: The Beach – Regie: Danny Boyle 
2002: Panic Room – Regie: David Fincher 
2003: Anything Else – Regie: Woody Allen 
2004: Wimbledon – Spiel, Satz und … Liebe (Wimbledon) – Regie: Richard Loncraine 
2005: Die Dolmetscherin (The Interpreter) – Regie: Sydney Pollack 
2006: Zidane (Dokumentation) – Regie: Douglas Gordon, Philippe Parreno 
2007: My Blueberry Nights – Regie: Wong Kar-Wai 
2007: Funny Games U.S. – Regie: Michael Haneke 
2008: Ruinen (The Ruins) – Regie: Carter Smith 
2009: Chéri – Eine Komödie der Eitelkeiten (Chéri) – Regie: Stephen Frears 
2011: Midnight in Paris – Regie: Woody Allen 
2012: To Rome with Love – Regie: Woody Allen 
2012: Liebe (Amour) – Regie: Michael Haneke 
2013: The Immigrant – Regie: James Gray 
2014: Magic in the Moonlight – Regie: Woody Allen 
2015: Irrational Man – Regie: Woody Allen 
2016: Die versunkene Stadt Z (The Lost City of Z) – Regie: James Gray 
2017: Okja – Regie: Bong Joon-ho 
2019: Der schwarze Diamant (Uncut Gems) – Regie: Benny Safdie, Josh Safdie 
2019: Too Old to Die Young (TV-Mini-Serie) – Regie: Nicolas Winding Refn 
2021: Lisey’s Story – Regie: Pablo Larrain 
2022: Zeiten des Umbruchs (Armageddon Time) – Regie: James Gray 
2022: Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten (Bardo, falsa crónica de unas cuantas verdades) – Regie: Alejandro G. Iñárritu 

Playlist:

1. Cliff Martinez - Jesus and the Snake (Too Old to Die Young) - 03:17 
2. Carlos D'Alessio - Generique fin (Delicatessen) - 05:09 
3. Angelo Badalamenti - Finale (The City of Lost Children) - 05:13 
4. John Frizzell - Ripley Meets Her Clones (Alien Resurrection) - 03:44 
5. Elliot Goldenthal - Andante (In Dreams) - 03:39 
6. Wojciech Kilar - Opening Titles (The Ninth Gate) - 03:31 
7. James Newton Howard - End Credits (The Interpreter) - 04:11 
8. Ry Cooder - Bus Ride (My Blueberry Nights) - 02:59 
9. Gustavo Santaolalla - Pajaros (My Blueberry Nights) - 02:23 
10. Alexandre Desplat - The Wedding (Cheri) - 06:52 
11. Bryce Dessner & Alejandro G. Iñárritu - Mateo's Freedom (Bardo) - 04:30 
12. Angelo Badalamenti - Waterfall Cascade (The Beach) - 03:56
13. Howard Shore - Help Me (Se7en) - 03:31 
14. Howard Shore - Main Title (Panic Room) - 02:09 
15. Alexandre Desplat - An Old Woman (Cheri) - 05:01 
16. James Newton Howard - Did He Leave a Note? (The Interpreter) - 03:58
17. Lester Young & Oscar Peterson - I Can't Get Started (Anything Else) - 01:44 
18. Portishead - Glory Box (Stealing Beauty) - 05:02 
19. Axiom Funk - If 6 Was 9 (Stealing Beauty) - 05:59 
20. Underworld - 8 Ball (The Beach) - 08:52 
21. Cliff Martinez - Viggo and Diana (Too Old to Die Young) - 03:16 
22. Christopher Spelman - Crossing the River (The Lost City of Z) - 03:18 
23. Christopher Spelman - At the Fence (Armageddon Time) - 01:34 
24. Wojciech Kilar - Vocalise (The Ninth Gate) - 03:54 
25. Alexandre Tharaud - Schubert: Impromptus, Op. 90, D. 899, No. 3 in G-Flat Major (Amour) - 05:44 
26. Carlos D'Alessio - Baiser Sous L'eau (Delicatessen) - 03:38 
27. Sidney Bechet - Si Tu Vois Ma Mère (Midnight in Paris) - 03:15 

Sonntag, 5. Februar 2023

Playlist #364 vom 12.02.2023 - Neuheiten 2023 (1)

Die erste Neuheiten-Sendung in diesem Jahr präsentiert auch gleich eine Vielzahl von neuen Namen, von denen sich einige in den nächsten Jahren noch von sich hören lassen werden. Davon abgesehen sind illustre Komponisten wie Alexandre Desplat, Thomas Newman, Howard Shore und Gabriel Yared mit neuen Arbeiten vertreten, Siddharta Khosla, Rupert Gregson-Williams, Trevor Rabin und Lorne Balfe sind mit neuer Musik zu Fernsehserien am Start, und mit Martin Todsharow und Volker Bertelmann haben wir auch wieder zwei deutsche namhafte Vertreter am Start. 
Der ehemalige Yes-Musiker Trevor Rabin ist als Filmkomponist vor allem durch seine Arbeit an den Jerry-Bruckheimer-Blockbustern „Con Air“ und „Armageddon“ bekannt geworden, bevor er 2004 und 2007 die beiden „National Treasure“-Filme „Das Vermächtnis der Tempelritter“ und „Das Vermächtnis des geheimen Buches“ mit Nicolas Cage in der Hauptrolle vertonte. 
In der neuen Disney+-Serie „National Treasure – Edge of History“ begibt sich die 20-jährige Jess auf die Suche nach dem Geheimnis ihrer Familiengeschichte und nach verlorenen historischen Schätzen, wobei sie und ihre Freunde musikalisch wie zuvor schon Nicolas Cage von Trevor Rabin musikalisch begleitet werden. 
In seiner freien Adaption von Aleksandr Grins Roman „Das Purpursegel“ erzählt der italienische Regisseur Pietro Marcello die märchenhafte Geschichte der achtjährigen Juliette, deren Mutter während der Geburt ihres Kindes gestorben ist und die deshalb bei Adeline in einem kleinen Dorf in der Normandie aufwächst, wo auch ihr Vater nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg unterkommt. Juliette wächst zu unabhängigen, schönen Frau heran, die sich ihrer Wirkung auf die Männer kaum bewusst ist und viel lieber ihre Zeit mit Musik, Gedichten und dem Traum vom Fliegen verbringt, den ihr die „Hexe“ des Dorfes eingegeben hat. Als ihr der prophezeite Prinz mit den Purpurflügeln, in Gestalt des Piloten Jean, begegnet, stürzt sie sich in eine leidenschaftliche Affäre mit ihm. 
Die romantisch-einfühlsame Musik stammt von Gabriel Yared („Der englische Patient“, „Unterwegs nach Cold Mountain“). 
„Ich traf Pietro Marcello im Dezember 2020, nachdem ich seinen bemerkenswerten Film ,Martin Eden‘ gesehen hatte. Pietro ist ein visionärer Künstler, den ich zutiefst bewundere. Die Partitur für ,L’Envol‘ basiert auf den Songs, die ich lange vor den Dreharbeiten komponiert habe. Diese lieferten die Inspiration und die thematischen Elemente für das, was folgte“, rekapituliert Yared. „Da der Film einen sehr intimen Stil hat, wollte ich dieses Gefühl auf die Musik übertragen, weshalb alle Stücke für ein kleines Ensemble orchestriert sind. In der Passacaglia, die das Album eröffnet, zolle ich J. S. Bach Tribut, dessen Musik sowohl Pietro als auch ich verehren.“ 
Mit seiner Musik zu Edward Bergers neunfach Oscar-nominierter Neuverfilmung von Erich Maria Remarques berühmtesten Roman „Im Westen nichts Neues“ ist Volker Bertelmann nach „Lion – Der lange Weg nach Hause“ (2016) erneut im Rennen um den Academy Award für die Beste Originalmusik. Ein weiteres Kriegsdrama hat Bertelmann mit „War Sailor“ des norwegischen Filmemachers Gunnar Vikene vertont. Der Film erzählt von einem frisch verheirateten Vater von drei drei Kindern, der sich beim Beginn des Zweiten Weltkriegs mit seinem Jugendfreund auf einem Handelsschiff mitten im Atlantik befindet. Als ihr Schiff für den Krieg instrumentalisiert wird, finden sie sich an der Front wieder, kämpfen in Zivilkleidung und ohne Waffen, bis ihr Schiff von deutschen U-Booten angegriffen wird.  
Bertelmann komponierte dazu einen elegisch-melancholischen Score, der nicht nur die unvorhergesehene Teilnahme der beiden Männer am Kriegsgeschehen untermalt, sondern auch den schwierigen Kampf um das Zusammenhalten der Familie inmitten der Kriegswirren. 
Gleich zwei neue Produktionen sind von dem dänischen Filmemacher Nicolas Winding Refn („Only God Forgives“, „Drive“) am Start. Mit der sechsteiligen Serie „Copenhagen Cowboy“ bewegt sich NWR in der Unterwelt von Kopenhagen, wo die geheimnisvolle Miu nach mehreren Jahren Gefangenschaft in einem Bordell der albanischen Mafia flieht, um in dieser Welt einen Neuanfang zu starten. Miu macht sich auf die Suche nach Gerechtigkeit und trifft bei ihrem Rachefeldzug auf ihre Erzfeindin, mit der sie sich auf eine Odyssee durch die reale und übernatürliche Welt begibt. 
„Touch of Crude“ ist dagegen ein 23minütiger Kurzfilm, den NWR für die kommende Frauen-Sommerkollektion von Prada inszeniert hat. 
Während Refns langjähriger musikalischer Begleiter Cliff Martinez alleinverantwortlich für die Musik des Modefilmchens gewesen ist, erhielt er beim Soundtrack zur Netflix-Serie Unterstützung u.a. von Peter Peter und Peter Kyed, die bereits an den NWR-Produktionen von „Valhalla Rising“, „Pusher II“ und „Pusher III“ beteiligt gewesen sind. 
Mit „Lieber Kurt“ verfilmte Til Schweiger (natürlich wieder mit sich selbst in der Hauptrolle) den gleichnamigen Roman von Sarah Kuttner. In dem Drama teilen sich Jana und Kurt nach ihrer Trennung das Sorgerecht für ihren sechsjährigen Sohn. Als dieser bei einem Sturz vom Klettergerüst ums Leben kommt, wissen weder die beiden Eltern noch die neue Lebensgefährtin des Vaters, wie sie mit ihrer Trauer umgehen sollen. Martin Todsharow, der seit Til Schweigers Regiedebüt „1 ½ Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde“ (2008) regelmäßig für die musikalische Untermalung von Schweigers Regiearbeiten verantwortlich zeichnet, schuf für „Lieber Kurt“ eine bewegende, minimalistisch inszenierte Musik. 
„Nach so vielen Jahren der Zusammenarbeit mit meinem Freund und Regisseur Til Schweiger war es wieder eine neue Reise – tief in emotionale Abgründe tauchen und die Gedanken fließen lassen! Einfach und klassisch habe ich versucht, einen traumhaften Mikrokosmos für diesen wundervollen Film über Verlust, Liebe und immer größer werdende Hoffnung zu erschaffen.“ 
Felix Herngren erzählt in seinem neuen Film „Day by Day“ von einem außergewöhnlichen Road-Trip, den fünf verschiedene Menschen in einem Wohnmobil von Schweden in die Schweiz unternehmen, um die Wünsche eines sterbenden alten Mannes zu erfüllen. Dabei werden Generationen übergreifende Freundschaften entwickelt, der Grundstein für eine Romanze im Herbst des Lebens zweier Menschen gelegt und lebensverändernde Entscheidungen getroffen. 
„Da der Hintergrund des Films der letzte Wunsch eines sterbenden Mannes für einen Roadtrip von existenziellen Ausmaßen von Skandinavien durch Europa war, hatte ich das Gefühl, dass ich wirklich eine Partitur schaffen musste, die die äußeren und inneren Welten dieser Reise klanglich und melodisch miteinander verbinden kann“, beschreibt der schwedische Komponist Matti Bye die Arbeit an „Day by Day“. „Also entschied ich mich, eine hybride Partitur zu schaffen, die die melodischen Sensibilitäten im melancholischen Skandinavien erfasst und dennoch in eine Art südeuropäische Klangwelt eingebettet ist. Dadurch haben wir etwas sehr Authentisches und Dynamisches geschaffen, die Außenwelt spiegelt die Innenwelt wider und unterstreicht den sich ständig ändernden Horizont der Emotionen im Film, indem wir Humor, Liebe, Leben und Tod in einer Partitur finden.“ 
Die norwegische Geigerin Eldbjørg Hemsing präsentiert mit „Arctic“ ein Konzeptalbum, das sie zusammen mit dem Arctic Philharmonic eingespielt hat und eine musikalische Reise durch die vom Klimawandel stark bedrohte Arktis darstellt. Dabei verbindet sie in der Adaption von Werken so unterschiedlicher Komponisten wie Selim Palmgren, Edvard Grieg, Henning Sommerro und James Newton Howard. Im Zentrum des Albums steht allerdings die 20-minütige „The Arctic Suite“ von Jacob Shea
„Ich wollte einmalige, einprägsame Melodien mit einem malerischen orchestralen Klang verbinden, der dem großen Panorama der Arktis entspricht, um diese emotionale Geschichte zu erzählen. Entstanden ist eine sehr abwechslungsreiche Art Filmmusik für den Konzertsaal oder ein Soundtrack für eine innere Reise“, erzählt Hemsing über die Arbeit an „Arctic“
In Luis Tinocos Science-Fiction-Drama „The Antares Paradox“ muss sich Alexandra in einem Wettlauf gegen die Zeit entscheiden, ob sie sich in den nächsten Stunden lieber mit einem kritischen Familiendrama auseinandersetzt oder die Antwort auf eine der drängendsten Fragen der Menschheit finden will. 
„Die Verwendung des Hauptthemas ist auch ein Paradoxon, weil es verwendet wird, um über Alex’ Gefühle gegenüber ihrer Familie zu sprechen, was eine sehr intime und persönliche Situation darstellt, aber es wird auch verwendet, um über außerirdisches Leben und unseren Platz als Menschen im Universum zu sprechen“, beschreibt der spanische Komponist Arnau Bataller seine Arbeit an diesem Film. „Obwohl der Film über eine große technologische Komponente verfügt, wurde in der Musik nur ein leichter Hauch von Elektronik verwendet, da die Klaviermelodien und die großen Orchestertuttis die Hauptelemente des Scores darstellen.


Playlist: 

1. Trevor Rabin - Masonic Temple (National Treasure: Edge of History) - 03:08 
2. Gabriel Yared - Suite (L'envol) - 04:46 
3. Pinar Toprak - Bedroom Tango (Shotgun Wedding) - 02:16 
4. Howard Shore - Edgar A. Poe (The Pale Blue Eye) - 03:56 
5. Ruth Barrett - Niassa (The Terminal List) - 03:27 
6. Rob Simonsen - God's Rays (The Whale) - 05:10 
7. Bear McCreary - Tormented Lovers (The Witcher: Blood Origin) - 04:19 
8. Alexandre Desplat - Bakary (Tirailleurs) - 05:26 
9. Volker Bertelmann - Reunion (War Sailor) - 03:48 
10. Alex Somers - You Miss Me (Mars) - 02:51 
11. Lorne Balfe - Until the Day I Die (His Dark Materials - Series 3, Episodes 7 & 8) - 03:48 
12. Dominic Lewis - Orange Peel (Kaleidoscope) - 04:05 
13. Rob - Santa Monica (Run Sweetheart Run) - 02:50 
14. Blanck Mass - Helideck (The Rig) - 04:09 
15. Peter Peter - Sick Bed (Copenhagen Cowboy) - 03:11 
16. Cliff Martinez - Red Pink and Blue Part 1 (Touch of Crude) - 08:16 
17. Martin Todsharow - Three Steps (Lieber Kurt) - 04:12 
18. Matti Bye - Day by Day (Day by Day) - 01:44 
19. Rupert Gregson-Williams - A Flaw (Hunters - Season 2) - 02:22 
20. Siddhartha Khosla - What About a Tour? (Welcome to Chickendales) - 02:04 
21. Lachlan Anderson - Greenham Common (Mothers of the Revolution) - 03:37 
22. Rob - Finale (Les Survivants) - 03:51 
23. Eldbjørg Hemsing & Arctic Philharmonic - The Arctic Suite: II. Aurora (Arctic) - 03:12 
24. John Paesano - Let's Go Home (Night at the Museum: Kahmunrah Rises Again) - 02:10 
25. Jeff Beal - Make a Change (The Champions) - 05:09 
26. Hildur Guðnadóttir - Speak-up (Women Talking) - 03:17 
27. Isobel Waller-Bridge - Doing Nothing With Friends (The Boy, the Mole, the Fox and the Horse) - 02:42 
28. Thomas Newman - Rock-A-Bye (A Man Called Otto) - 03:39 
29. Tim Hecker - The Infinity Pool (The Infinity Pool) - 02:55 
30. Arnau Bataller - The End (The Antares Paradox) - 10:08

  © Blogger template Brooklyn by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP