Robert Redford unzweifelhaft zu den bekanntesten
Schauspielern seiner Generation und zu den wichtigsten Filmemachern, der als
Initiator des
Sundance Film Festivals vor allem Independent-Produktionen
ein wichtiges Podium bietet. Darüber hinaus hat er sich als Umweltschützer einen
Namen gemacht und kämpfte für die Rechte der indigenen Bevölkerung. Nach
ersten Fernsehauftritten im Jahr 1960 (in Serien wie
„Maverick“, „Rescue 8“,
„Playhouse 90“, „Perry Mason“ und
„Tate“) avancierte
Redfordin den 1970er Jahren zu einem der populärsten Schauspieler der
New-Hollywood-Generation und war auch als Regisseur erfolgreich.Nun verstarb die Hollywood-Legende am 16. September 2025 in Sundance, Utah, im Alter von 89 Jahren.
Der am 18. August 1936 im kalifornischen Santa Monica
geborene
Robert Redford wuchs in einfachen Verhältnissen auf, erhielt
1955 als herausragender Baseballspieler ein Stipendium der University of
Colorado, doch brachen seine sportlichen und schulischen Leistungen nach dem
Tod seiner Mutter ein. Nach dem Verlust seines Stipendiums jobbte
Redford
u.a. auf Ölfeldern und ging schließlich nach Europa, wo er in Paris und Florenz
mehrere Kunstakademien besuchte und sich zeitweise als Straßenmaler versuchte.
Nach seiner Rückkehr in die USA 1958 studierte
Redford Theaterdesign am
New Yorker Pratt Institute und entdeckte ab 1959 an der
American Academy of
Dramatic Arts seine Leidenschaft für die Schauspielerei.
Während er auf den Theaterbühnen schnell Erfolge feiern
konnte, entwickelte sich seine Filmkarriere eher schleppend. Seine ersten
Rollen hatte er in den Broadway-Produktionen „Tall Story“ und „Little
Moon of Alban“. Das erste Mal vor der Kamera stand er für eine Folge der
Fernsehserie „Maverick“, in der James Garner, Jack
Kelly und Roger Moore die Hauptrollen spielten.
Nachdem er 1960 diverse Auftritte in TV-Serien wie „Perry
Mason“, „Alfred Hitchcock Presents“ oder „Die Leute von
der Shiloh Ranch“ hatte, konnte er 1962 in „Hinter feindlichen
Linien“ sein Leinwanddebüt feiern. Der Film konnte sich zwar an den
Kinokassen nicht durchsetzen, doch freundete sich Redford während der Dreharbeiten
mit dem späteren Regisseur Sydney Pollack an, der hier
ebenfalls als Filmschauspieler debütierte.
Zunächst folgten noch etliche Flops wie die Kriegskomödie „Lage
hoffnungslos – aber nicht ernst“ (1965) und das Drama „Ein Mann wird
gejagt“ (1966). Mit der damals sehr populären Natalie Wood, einer
ehemaligen Schulkameradin von der Van Nuys High School, drehte Redford
erst „Verdammte, süße Welt“ (1965), dann „Dieses Mädchen ist für
alle“ (1966), Redfords erster Zusammenarbeit mit Regisseur Sydney
Pollack.
Erst 1967 wurde
Redford in
„Barfuß im Park“
einem größeren Publikum bekannt und zwei Jahre später in
George Roy Hills
Westernkomödie
„Zwei Banditen“ an der Seite von
Paul Newman zum
Superstar.
„
Butch Cassidy und Sundance Kid“ (so der Alternativtitel) traf
den liberalen Zeitgeist der späten 1960er Jahre und zeigte die beiden Zug- und
Bankräuber Butch und Sundance als sympathische, fast hippiehafte Antihelden,
die schließlich von einem riesigen Polizeiaufgebot zusammengeschossen werden.
Der Film wurde zu einem der größten Kassenerfolge der späten 1960er Jahre und
festigte bei einem weltweiten Publikum
Redfords Image als Frauenschwarm
und romantischer Held. Mit
Paul Newman blieb er zeitlebens eng
befreundet.
1973 drehten die beiden Darsteller, wieder unter der Regie
von
George Roy Hill, die Gaunerkomödie „
Der Clou“, die zu
einem der erfolgreichsten Filme der 1970er Jahre avancierte.
Redford
erhielt für die Darstellung des Trickbetrügers Hooker seine
einzige Oscar-Nominierung als Schauspieler.
Redford und
Newman wollten
nach „
Der Clou“ ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen,
fanden aber kein geeignetes Projekt.
In
„Jeremiah Johnson“ (1972) spielte
Redford unter
der Regie von
Sydney Pollack einen zivilisationsmüden Trapper, 1973
wurde das Liebesdrama
„So wie wir waren“ ebenso zum Kassenschlager wie
Pollacks
Polit-Thriller
„Die drei Tage des Condor“ (1975), womit
Redford
zum erfolgreichsten Filmstar avancierte. Fortan nutzte
Redford seine
Popularität, um Filme zu produzieren, die seine liberale politische Haltung
reflektierten, wie z.B.
„Die Unbestechlichen“ von
Alan J. Pakula.
„Ob er als ‚Der große Gatsby‘ im pinkfarbenen Anzug vor den
Herrenhäusern der Ostküste steht, sich in ‚Jenseits von Afrika‘ mit
Jägerschlapphut an Löwen heranpirscht oder in ‚Die Unbestechlichen‘ mit
hochgekrempelten Hemdsärmeln seine Enthüllungsartikel in die Schreibmaschine
hackt – alle Redford-Figuren sind zunächst einmal Inkarnationen seiner
selbst“, befand Katja Nicodemus in „Die Zeit“ (46/2007).
Mit „Der große Gatsby“ (1974) und „Tollkühne Flieger“ (1975)
konnte der Womanizer zwar nicht mehr ganz an die vorangegangenen Erfolge
anknüpfen, doch durch den von ihm erstmals produzierten Polit-Thriller „Die
Unbestechlichen“ (1976), mit dem Regisseur Alan J. Pakula den durch
die Journalisten Bob Woodward (Redford) und Carl Bernstein (Dustin
Hoffman) aufgedeckten Watergate-Skandal thematisierte, war Redford
wieder ganz oben.
Es folgten noch Auftritte in dem stargespickten Kriegsfilm
„Die Brücke von
Arnheim“ (1977) und in
Sydney Pollacks „Der elektrische Reiter“
(1979), ehe
Redford 1980 mit dem Sozialdrama
„Eine ganz normale
Familie“ sein Regiedebüt feierte und seinen ersten Oscar in Empfang nehmen
konnte. 1980 gründete
Redford in seiner Heimat Utah das Sundance
Institute, das sich der Förderung unabhängiger Filmemacher und ihrer Werke
verschrieb. Das 1984 erstmals ins Leben gerufene Sundance Film Festival ist
längst zum wichtigsten Treffpunkt der amerikanischen Independent-Filmer
avanciert.
In den 80er und 90er Jahren war
Redford nur noch
sporadisch auf der Leinwand zu bewundern. 1980 spielte er in
„Brubaker“
einen idealistischen Gefängnisdirektor, 1984 war er in „
Der Unbeugsame“ als
Baseballspieler zu sehen. 1985 folgte das von
Sydney Pollack inszenierte
Liebesdrama
„Jenseits von Afrika“, ein Jahr später das romantische
Thriller-Drama
„Staatsanwälte küsst man nicht“, ehe 1990 mit
„Havanna“
die sechste und letzte Zusammenarbeit mit
Sydney Pollack über die Bühne
ging. In
„Sneakers“ spielte
Redford 1992 den Chef einer Bande von
High-Tech-Einbruchsspezialisten, außerdem führte er nach
„Eine ganz normale
Familie“ und
„Milagro – Der Krieg im Bohnenfeld“ (1988) bei dem
Drama
„Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ zum dritten Mal Regie, die
den Anfang der langjährigen Zusammenarbeit mit Komponist
Mark Isham
markierte, der auch
Redfords „Quiz Show“ (1994), das Politdrama
„Von
Löwen und Lämmern“ (2007) und
„Die Lincoln-Verschwörung“ (2010)
vertonte. 1993 machte
Redford Demi Moore „Ein unmoralisches Angebot“,
1996 mimte er neben
Michelle Pfeiffer in
„Aus nächster Nähe“ einen
Fernsehjournalisten. 1998 führte er Regie bei der Bestseller-Verfilmung von
„Der
Pferdeflüsterer“, im Jahr 2000 bei dem Drama
„Die Legende von Bagger
Vance“.
Redford inszeniert seine Filme sehr entschleunigt und rhythmisch
vielseitig. Dabei geht er sehr musikalisch vor.
„Ich komponiere meine Filme so, wie ich auch Musik höre. Ein
Teil der Konzeption von
‚Ordinary People‘ war der Kanon von
Pachelbel.
In
‚The Horse Whisperer‘ war es das
Dvorák-Concerto, das sich
während der Montagesequenz über ein Gitarrenriff in ein Western-Stück
verwandelt. Von den langen, arbeitsamen Tagen der Streichermusik zu den
schnellen, dissonanten Klängen des Pferdetrainings“, erklärte
Redford im
Interview mit Daniel Kothenschulte (
„Nachbesserungen am amerikanischen
Traum. Der Regisseur Robert Redford“, Schüren, S. 173). „Einige Filme
wurden durch den Rhythmus des Sujets bestimmt.
‚Ordinary People‘ war so
langsam und finster, die Langsamkeit, in der man die Mutter aus ihrer
eingefahrenen Rolle stößt und die des Heilungsprozesses. Der
Pachelbel-Kanon
wird zu Beginn auf einem Finger gespielt. Am Ende, wenn es zur Konfliktlösung
kommt, spielt dann das ganze Orchester.“
2002 erhielt
Redford den Ehre-Oscar für sein
Lebenswerk.
Im neuen Jahrtausend trat er zunächst in den Filmen „
Die
letzte Festung“ (2001) und in dem Spionagefilm „
Spy Game“ (2001)
auf, in dem er als Lehrmeister von
Brad Pitt zu sehen war.
Es folgten 13 weitere Rollen in unterschiedlichen Genres.
Als Regisseur realisierte er nach „Die Legende von Bagger Vance“ noch
drei Filme, die Politdramen „Von Löwen und Lämmern“ (2007) und „Die
Lincoln-Verschwörung“ (2010) sowie den Thriller „The Company You Keep –
Die Akte Grant“ (2012). In „All Is Lost“ (2013) zeigte Redford
als einziger Schauspieler und mit minimalem Text seine Fähigkeit, durch seine
schiere Präsenz einen Film zu tragen. Im Jahr darauf war er in der
Comicverfilmung „The Return of the First Avenger“ zu sehen, in
der er einen Bösewicht darstellte.
Im Sommer 2018 kündigte Redford seinen Rückzug aus
dem Schauspielgeschäft an. Im selben Jahr spielte er in der
Krimikomödie „Ein Gauner & Gentleman“ seine letzte
Hauptrolle, ein Jahr später war er noch in einer cameohaften Nebenrolle in dem
stargespickten Superheldenfilm „Avengers: Endgame“ zu sehen.
Filmographie (Auswahl):
1960: Maverick (Fernsehserie, Folge 03x23)
1962: Hinter feindlichen Linien (War Hunt)
1965: Lage hoffnungslos, aber nicht ernst (Situation Hopeless … But Not
Serious)
1965: Verdammte, süße Welt (Inside Daisy Clover)
1966: Dieses Mädchen ist für alle (This Property is Condemned)
1966: Ein Mann wird gejagt (The Chase)
1967: Barfuß im Park (Barefoot in the Park)
1969: Zwei Banditen (Butch Cassidy and the Sundance Kid)
1969: Blutige Spur (Tell Them Willie Boy Is Here)
1969: Schussfahrt (Downhill Racer)
1970: Stromer der Landstraße (Little Fauss and Big Halsy)
1972: Vier schräge Vögel (The Hot Rock)
1972: Bill McKay – Der Kandidat (The Candidate)
1973: Der Clou (The Sting)
1973: So wie wir waren (The Way We Were)
1974: Der große Gatsby (The Great Gatsby)
1975: Die drei Tage des Condor (Three Days of the Condor)
1975: Tollkühne Flieger (The Great Waldo Pepper)
1976: Die Unbestechlichen (All the President’s Men)
1977: Die Brücke von Arnheim (A Bridge Too Far)
1979: Der elektrische Reiter (The Electric Horseman)
1980: Brubaker
1980: Eine ganz normale Familie (Ordinary People, Regie)
1984: Der Unbeugsame (The Natural)
1985: Jenseits von Afrika (Out of Africa)
1986: Staatsanwälte küsst man nicht (Legal Eagles)
1988: Milagro – Der Krieg im Bohnenfeld (The Milagro Beanfield War, auch Regie)
1990: Havanna (Havana)
1992: Sneakers – Die Lautlosen (Sneakers)
1992: Aus der Mitte entspringt ein Fluss (A River Runs Through It, Regie)
1993: Ein unmoralisches Angebot (Indecent Proposal)
1994: Quiz Show (Regie)
1996: Aus nächster Nähe (Up Close & Personal)
1998: Der Pferdeflüsterer (The Horse Whisperer, auch Regie)
2000: Die Legende von Bagger Vance (Bagger Vance)
2001: Die letzte Festung (The Last Castle)
2001: Spy Game – Der finale Countdown (Spy Game)
2004: Anatomie einer Entführung (The Clearing)
2005: Ein ungezähmtes Leben (An Unfinished Life)
2007: Von Löwen und Lämmern (Lions for Lambs, auch Regie)
2010: Die Lincoln Verschwörung (The Conspirator, Regie)
2012: The Company You Keep – Die Akte Grant (The Company You Keep, auch Regie)
2013: All Is Lost
2014: The Return of the First Avenger (Captain America: The Winter Soldier)
2015: Picknick mit Bären(A Walk in the Woods)
2015: Der Moment der Wahrheit (Truth)
2016: Elliot, der Drache (Pete’s Dragon)
2017: The Discovery
2017: Unsere Seelen bei Nacht (Our Souls at
Night)
2018: Ein Gauner & Gentleman (The Old Man
& the Gun)
2019: Avengers: Endgame
Playlist:
01.
Thomas Newman - There Was Snow (
The Horse Whisperer) - 03:17
02. Kenyon Hopkins - Tea Room (Downhill Racer) - 02:34
03. John Barry - Blues For Bubber (The Chase) - 04:06
04. Neal Hefti - A New Home Upstairs (Barefoot in the Park) - 04:41
05. Marvin Hamlisch - Look What I've Got (The Way We Were) - 03:05
06. Randy Newman - The End Title (The Natural) - 03:23
07. Harry Gregson-Williams - Beirut, A War Zone (Spy Game) - 03:20
08. John Rubinstein & Tim McIntire - The Cabin (Jeremiah Johnson) - 04:24
09. David Shire - Finale and End Title (All the President's Men) - 02:48
10. Marvin Hamlisch - Time to Go Bowling (Ordinary People) - 03:08
11. Dave Grusin - Goodbye For Kathy (3 Days of the Condor) - 02:16
12. Lalo Schifrin - Finale [Brubaker's Adagio & Coda] (Brubaker) - 03:43
13. Marvin Hamlisch - Solace [Orchestra Version] (The Sting) - 03:37
14. Dave Grusin - Rising Star (The Electric Horseman) - 02:34
15. Dave Grusin - Adios Habana (Havana) - 03:06
16. James Horner - "… And the Blind Shall See" (Sneakers) - 04:32
17. Cliff Martinez - I Met Your Daughter (The Company You Keep) - 04:03
18. John Barry - End Title [You Are Karen] (Out of Africa) - 04:01
19. John Barry - Helicopter to Yacht (Indecent Proposal) - 04:30
20. Mark Isham - In the Half-Light of the Canyon (A River Runs Through It) - 02:47
21. Thomas Newman - She Knows Now (Up Close & Personal) - 02:23
22. Alexander Ebert - Dance of Lilies (All Is Lost) - 05:18
23. Mark Isham - Todd's Decision / End Credits (Lions For Lambs) - 05:08
24. Craig Armstrong - At the Stream (The Clearing) - 05:45
25. Deborah Lurie - Leaving Gary (An Unfinished Life) - 02:36
26. Rachel Portman - The Day of the Match Dawns (The Legend of Bagger Vance) - 03:09
27. Nathan Larson - So Many Stars (A Walk in the Woods) - 05:21
28. Daniel Hart - Three Day Bank (The Old Man & the Gun) - 06:42
29. Mark Isham - The Oversight Blues (Quiz Show) - 10:41