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Sonntag, 1. Juni 2025

Playlist #424 vom 01.06.2025 - Neuheiten 2025 (3)

Mit einer Mischung aus Musiken zu Naturdokumentationen, Streaming-Serien, romantischen Dramen, Science-Fiction-Komödien, Biopics, Action-Thrillern und modernen Western-Stoffen bietet die heutige Sendung einen bunten Querschnitt über neue Soundtrack-Veröffentlichungen. Zu den populärsten Vertretern zählen diesmal Howard Shore mit einer neuen Arbeit für David Cronenberg, Thomas Newman mit einer Komposition für die Ballett-Version des Literaturklassikers „Of Mice And Men“, Volker Bertelmann mit seiner Musik zum Spionage-Thriller „The Amateur“ und Brian Tyler mit dem Soundtrack zur abschließenden zweiten Staffel des „Yellowstone“-Spin-offs „1923“.
Der britische Oscar-Gewinner Steven Price („Gravity“) hat seit seiner ersten Zusammenarbeit mit David Attenborough an der Doku-Mini-Serie „Die Jagd – Auf Leben und Tod“ (2015) eine ganze Reihe von Naturdokumentationen vertont, so den von Natalie Portman vorgetragenen Disney-Film „Dolphin Reef“ (2018), David Attenboroughs „Unser Planet“ (2019-2023) und Hugh Pearsons „Blue Whales: Return of the Giants“ (2023).
Mit dem Kinofilm „Ozean mit David Attenborough“ fängt das Regietrio Colin Butfield, Toby Nowlan und Keith Scholey die Fähigkeit des britischen Naturforschers und Dokumentarfilmers ein, nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse einem breiten Publikum klar zu vermitteln, sondern auch mit einer spürbaren Leidenschaft für das Thema Anreize zu vermitteln, sorgsamer mit der Natur umzugehen.
Attenborough erklärt, was man unter Tiefseebergen versteht und wie sie einst entstanden sind. Der Film zeigt uns eine Welt in einem empfindlichen Gleichgewicht und präsentiert deutliche Hinweis zur Notwendigkeit des Klimaschutzes, wenn er die Zerstörung der Natur durch den Menschen thematisiert, beispielsweise durch schädliche Fischereimethoden. Zugleich zeichnet er aber kein durchweg düsteres Bild, sondern vermittelt eine hoffnungsvolle Perspektive, wenn wir nur unser Verhalten ändern und auf die Umwelt hören. Steven Price untermalt die eindrucksvollen Bilder vom Meeresgrund und Korallenriffen mit melodischen und einfühlsamen Klängen.
Bereits beim 2022 realisierten „Crimes Of The Future“, seinem Beitrag zum Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes, war der kanadische Regie-Exzentriker David Cronenberg stolze 79 Jahre alt, nun legt er mit „The Shrouds“ seinen wohl – nach eigener Aussage – letzten Film vor, mit dem Cronenberg die jahrelange Trauerarbeit nach dem Tod seiner Frau, der 2017 verstorbenen Filmeditorin Carolyn Zeifman, zu einem Mystery-Drama verarbeitet hat.
Vincent Cassel verkörpert in dem Film Cronenbergs Alter Ego Karsh, der seine Frau Becca (Diane Krueger) an Krebs verloren hat. Das Bedürfnis, ihr ins Grab zu folgen, sie beim weiteren Zerfall ihres Körpers nicht allein zu lassen, sei der Anlass gewesen für sein Hightech-Friedhof-Projekt. Gräber, in denen die Körper der Verstorbenen in Nanotech-Leichentücher eingewickelt bestattet werden. Das Material scannt den Körper in Echtzeit und liefert via App jederzeit hochauflösend gerenderte 3D-Modelle der Leichen. Karsh findet Trost in dieser virtuell-realen Nähe, und er hofft, dass es auch anderen so gehen möge. Cronenbergs langjähriger Hauskomponist Howard Shore („Die Fliege“, „Naked Lunch“) kreierte dazu zumeist melancholische, fast schon elegische Klänge.Der bereits 2023 produzierte Dokumentarfilm „UnBroken“ von Beth Lane erzählt vom Schicksal der Tochter eines Holocaust-Überlebenden, die die außergewöhnliche Geschichte der Flucht ihrer Mutter und sechs Geschwister aus Nazi-Deutschland entdeckt.
„Ich wollte mit der Musik zu ,UnBroken‘ die Unzuverlässigkeit der Erinnerung und die Nostalgie für eine Zeit heraufbeschwören, die es vielleicht nie gegeben hat. Es ist eine Geschichte von Familie, Hoffnung und Stabilität, die auf einem Fundament aus Tragödie und Verlust aufbaut. Menschen, die sich über einen verwerflichen Zeitgeist erheben und Wege finden, einander zu helfen; das Erbe, das diese einfachen moralischen Handlungen hinterlassen können“, erklärt Komponist Jonathan Snipes. „Folglich sollte sich die Musik wie ein Echo aus der Vergangenheit anfühlen, das sich vorwärtsbewegt, näher zu uns, durch die Zeit, beginnend in den Wurzeln von Schmerz und Trauer, aber Schönheit und Geborgenheit hinterlässt, wenn sie den Hörer erreicht. Dafür habe ich viel alte Aufnahmetechnik verwendet: Tonbandgeräte, Delays, Federhall, Aufnahmen von Vinyl-Knistern, Rauschen und andere Unvollkommenheiten der Aufnahmemedien der Vergangenheit. Das ist vielleicht eine zu offensichtliche Metapher für den Verfall von Erinnerungen, aber manchmal ist es ratsam, offensichtlich zu sein. Wir sollten kein Blatt vor den Mund nehmen, wenn wir über die Schrecken der jüdischen Erfahrung im Deutschland der 1930er Jahre sprechen. Besonders heute.“
Der Oscar-nominierte und Grammy-prämierte Komponist Thomas Newman („Die Verurteilten“, „American Beauty“, „Skyfall“) präsentiert mit dem Album „Of Mice And Men“ seine erste eigene Ballettmusik, inspiriert von John Steinbecks klassischem Roman „Von Mäusen und Menschen“ und komponiert für die von Kritikern gefeierte Produktion des Joffrey Ballet im Jahr 2022, choreografiert von Cathy Marston. Newmans Musik thematisiert Einsamkeit und den Wunsch nach einem neuen Leben, selbst angesichts unglaublicher Härten. Dabei verwendet Newman viele akustische Instrumente, die bereits seine besten Scores aus früheren Jahren wie „Grüne Tomaten“, „Rendezvous mit Joe Black“ und „The Green Mile“ ausgezeichnet haben.
In Chris Readings Science-Fiction-Komödie „Time Travel Is Dangerous“ betreiben die besten Freundinnen Ruth und Megan in Muswell Hill einen Vintage-Laden. Als sie auf eine Zeitmaschine stoßen, begeben sie sich auf Reisen in die Vergangenheit, um ihren Laden aufzufüllen – ohne zu ahnen, welchen irreparablen Schaden sie dem Universum zufügen.

„Angesichts des Genre-Mashups war das Schreiben der Musik für diesen Film eigentlich eine zweiteilige Aufgabe: Die erste Hälfte der erklärenden Mockumentary zu vertonen, als wäre es eine normale Fernsehdokumentation – im Grunde eine Art ,Bibliotheksmusik‘, bei der ich mich nicht auf bestimmte Beats oder Momente konzentrieren musste. Und die Musik für einen Film über Zeitreisen zu schreiben, ist meiner Meinung nach in vielerlei Hinsicht der Traum eines Filmkomponisten – es bietet die Möglichkeit, sich wie ein Chamäleon zu verhalten und alle möglichen Musikgenres zu vermitteln, während Ruth und Megan durch die verschiedenen Epochen reisen“, schwärmt Simon Porter über die Arbeit an dem Soundtrack. „In diesem Fall umfasst das das Mittelalter, den amerikanischen Bürgerkrieg, die amerikanische Grenze, den Funk der 70er und die 80er. Synthwave/heulender Gitarren, 90er-Jahre-New-Jack-Swing, bis hin zur Gegenwart, wo der Film die Protagonisten in der Gegenwart einholt und eher zu einer traditionellen orchestralen Filmmusik wird, mit hier und da etwas Retro-80er-Würze.“

Cyrille Aufort („Splice“, „A Royal Affair“) vertonte mit „A Dangerous Friendship“ Alain Tasmas Historiendrama-Serie über eine lebhafte Herzogin, die sich mit der schüchternen Königin von Frankreich anfreundet. Sie möchte die Königin wieder mit dem distanzierten König vereinen, indem sie die nüchterne Atmosphäre des Königshauses mit Heiterkeit bereichert und damit am Hof ​​für Kontroversen sorgt.
„,A Dangerous Friendship‘ ist ein lebendiges Porträt zweier Frauen – Marie de Rohan und Anna von Österreich, Königin von Frankreich –, die eine starke und komplexe Freundschaft verbindet. Vor dem reichen historischen Hintergrund des Frankreichs des 17. Jahrhunderts erzählt die Fernsehserie eine Geschichte von Hofintrigen, geheimen Verschwörungen, persönlichem Ehrgeiz und unerbittlichen Machtkämpfen – ein Universum, in dem Loyalität auf die Probe gestellt wird, Geheimnisse als Währung gelten und Gefahr oft hinter einem Lächeln lauert“, beschreibt Cyrille Aufort. „Die Filmmusik spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung der Tiefe und Nuancen dieser Welt. Regisseur Alain Tasma wollte die Musik nicht nur als Begleitung, sondern als eigenständige erzählerische Kraft, die das Publikum durch die komplexen Stimmungen und wechselnden Töne der Geschichte führt. Die Partitur musste sich fließend zwischen verschiedenen Musikgenres bewegen, von Barockmusik mit Viola da Gamba, Laute und Barockvioline bis hin zu den schwülen, spannungsgeladenen Klängen eines erotischen und giftigen Thrillers. Während die Erzählung düsterer wird und die emotionalen Einsätze im Finale steigen, verändert sich die Musik. Sie wird moderner, sinnlicher und gefährlicher – ein Spiegelbild der verführerischen und tückischen Elemente der Geschichte. Dissonante Texturen, langsame Rhythmen und geheimnisvolle Harmonien erzeugen die Atmosphäre eines düster-verführerischen Thrillers, durchzogen von Spannung und psychologischer Spannung.“

Der schwedische Filmemacher Lasse Hallström ist durch Literaturverfilmungen wie „Chocolat“, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ und „Schiffsmeldungen“ bekannt geworden. Mit der Verfilmung von Ragnar Jónassons Roman „The Darkness“ präsentiert Hallström sein Seriendebüt geben. Die Hauptrolle in der sechsteiligen britischen Miniserie spielt Lena Olin, mit der der schwedische Regisseur bereits bei seinen Kinofilmen „Chocolat“ und „Hilma“ zusammengearbeitet hat und die eine Kommissarin spielt, die in einer Mordserie ermittelt und sich dabei mir ihren eigenen Traumata konfrontiert sieht. Vor dem Hintergrund einer drohenden Frühpensionierung muss sie den Killer finden, auch wenn es für sie Lebensgefahr bedeutet. Die düstere, atmosphärische Musik steuerte der Isländer Atli Örvarsson in Zusammenarbeit mit Kjartan Hólm und Sin Fang bei. 

Playlist:

01. Steven Price - A Truly Wild Ocean (Ocean With David Attenborough) - 03:24 
02. Howard Shore - For All Eternity (The Shrouds) - 05:04 
03. Ben Bartlett - Tender (Vera: The Final Seasons) - 04:21 
04. Ludwig Göransson - Clarksdale Love (Sinners) - 03:22 
05. Jonathan Snipes - Time to Go (UnBroken) - 04:47 
06. Theodosia Roussos - Love Sours Turns to Flowers (Lilies Not For Me) - 03:08 
07. Marcelo Zarvos - The Letter (Nonnas) - 04:54 
08. Samuel Sim - Make Him Listen (A Cruel Love: The Ruth Ellis Story) - 06:56 
09. Thomas Newman - Crooks (Of Mice And Men) - 04:52 
10. Simon Porter - Ralph's Workshop (Time Travel Is Dangerous) - 02:23 
11. Johan Söderqvist - Two Daughters (Six Jours) - 03:26 
12. Benjamin Wallfisch - Trigger Point (Until Dawn) - 03:15 
13. Martin Phipps & Dan Jeffries - Epilogue (Suspect: The Shooting of Jean Charles De Menezes) - 04:25 
14. Cyrille Aufort - Let Him Live (A Dangerous Friendship) - 03:08 
15. Jay Wadley & Trevor Gureckis - One More Summer (The Friend) - 02:48 
16. Jeff Cardoni - Great Wide Open (Ransom Canyon) - 03:10 
17. Brian Tyler & Breton Vivian - Teonna And Pete (1923 - Season 2) - 03:45 
18. Mark Orton - Henry Is Gone (On Swift Horses) - 03:27 
19. Christopher Tyng - Lifeline (Suits LA) - 04:58 
20. Volker Bertelmann - Missing Sarah (The Amateur) - 03:52 
21. Pierre-Henri Wicomb - I Know You (Breathing In) - 03:42 
22. Armand Amar - Elle le suit (Moon Le Panda) - 03:53 
23. Atli Örvarsson, Kjartan Hólm & Sin Fang - Flashbacks Again (The Darkness) - 02:28 
24. Pinar Toprak - Intimate Conversations (Lonely Planet) - 03:03 
25. Diego Baldenweg, Lionel Baldenweg & Nora Baldenweg - Departure (Home Is The Ocean) - 02:50 
26. Antonio Pinto - The Children (2073) - 07:21 
27. Steve Matthew Carter - I Can't Protect You (Gazer) - 04:21 
28. Tyler Bates & Travis Bacon - Sins Of The Bondsman (The Bondsman) - 02:45 
29. Bryce Dessner - Juárez (The Accountant 2) - 10:43

Montag, 1. April 2024

Playlist #394 vom 07.04.2024 - Neuheiten 2024 (2)

Eine bunte Mixtur an Musik aus Fantasy-Abenteuern, Action- und Horror-Thrillern, Dramen und Komödien erwartet euch in dieser Sendung. Ein Wiederhören mit prominenten Komponisten wie Carter Burwell, Clint Mansell, Dario Marianelli, Armand Amar und Eric Serra gibt es dabei ebenso wie mit aufstrebenden Talenten und neuen Namen. Außerdem präsentiert Dustin O’Halloran sein neues Album „1 0 0 1“, während Brian Williams alias Lustmord seine Hörer mit „Much Unseen Is Also Here“ einmal mehr in finsterste Ambient-Welten entführt. 

Die britische Filmemacherin Rose Glass präsentiert nach ihrem Langfilm-Debüt mit dem Mystery-Horror-Drama „Saint Maud“ erneut einen Film mit zwei gegensätzlichen Frauen im Mittelpunkt ihrer Geschichte. „Love Lies Bleeding“ erzählt von der zurückgezogen lebenden Fitnessstudio-Managerin Lou (Kristen Stewart), die sich in die ehrgeizige Bodybuilderin Jackie (Katy O’Brian) verliebt, die in Las Vegas ihren Traum verwirklichen will. Doch ihre Liebe entfacht Gewalt, die sie tief in das Netz von Lous krimineller Familie zieht. Denn Lous Vater ist Waffenhändler und hat in der kriminellen Szene großen Einfluss. Clint Mansell („Moon“, „Noah“) schuf dazu einen elektronisch flirrenden, düsteren Score mit rhythmisch pulsierenden Elementen. 
Drei Jahre nach „Silfur“ präsentiert Dustin O’Halloran mit „1 0 0 1“ sein neues Album, das seinen Anfang in einem Tanzstück nahm, das der Amerikaner mit der Choreografin Fukiko Takase über die Themen Natur, Bewusstsein, Technologie und den Körper entwickelte, um sich dann mit dem Material auf rein musikalische Weise auseinanderzusetzen. 
Mit „3 Body Problem“ hat Netflix die „Trisolaris“-Roman-Trilogie des chinesischen Bestsellerautors Liu Cixin als Serie adaptiert, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft untrennbar miteinander verbunden sind und bereits eine einzelne Entscheidung die Macht hat, das Schicksal der gesamten Menschheit auf den Kopf zu stellen. Während der chinesischen Kulturrevolution in den 60er Jahren sendet ein streng geheimes Militärprojekt Signale ins All. Was niemand ahnen kann: Sie erhalten tatsächlich Antwort. Eine außerirdische Zivilisation steht kurz davor, ausgelöscht zu werden und beschließt deshalb, sich auf die Erde zu retten. Doch was, wenn sie nicht in friedlicher Absicht kommen? Währenddessen bereiten sich die Menschen auf die Ankunft der Aliens vor. Die einen wollen die außerirdischen Besucher freundlich empfangen, während andere die Invasion mit Waffengewalt um jeden Preis stoppen wollen. Eins steht jedoch fest: Die Erde wird nie mehr sein, wie wir sie kannten ... Die Musik steuerte der versierte Serien-Spezialist Ramin Djawadi („The Game of Thrones“, „Jack Ryan“) bei. 
Auf eine Zeitreise begibt sich auch eine neue Serien-Adaption basierend auf James Clavells 1975 veröffentlichten Bestseller „Shogun“. Japan, im Jahr 1600: Dem Land stehen raue Zeiten bevor, denn der Beginn eines hereinbrechenden Bürgerkrieges droht die angespannte politische Lage zunehmend zu destabilisieren. Fürst Yoshii Toranaga (Hiroyuki Sanada) steckt in einer misslichen Lage – denn der Rat der fünf Regenten hat eine Allianz gegen ihn gegründet, mit dem Ziel, ihn vom Thron zu stürzen. Als jede Hoffnung bereits verloren scheint, nimmt das Schicksal eine Wendung: Am Strand eines kleinen Fischerdorfs ist ein europäisches Schiff gestrandet, das den englischen Navigator John Blackthorne (Cosmo Jarvis) beherbergt. Was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen kann: Blackthorne verfügt über geheimes Wissen, was den Lauf des politischen Konflikts maßgeblich zu Toranagas Vorteil verändern könnte. Toda Mariko (Anna Sawai) fungiert als Dolmetscherin zwischen den beiden – und schon bald ist das Schicksal des ungleichen Trios untrennbar miteinander verbunden. Wie wird Japans Zukunft aussehen, wenn Krieg bereits in der Luft liegt? 
Den atmosphärisch dichten, exotisch anmutenden Soundtrack zur Disney+-Serie kreierten Atticus Ross, Leopold Ross und Nick Chuba
Auch Drehbuchautor Adam Cooper („Assassin’s Creed“, „Exodus: Götter und Könige“) hat sich in seinem Regiedebüt für eine Romanadaption entschieden, E. O. Chirovicis „The Book of Mirrors“. Russell Crowe spielt in dem von David Hirschfelder vertonten Thriller-Drama „Sleeping Dogs“ den ehemaligen Mordkommissar Roy Freeman, der im Zuge einer hochmodernen Alzheimer-Behandlung damit beauftragt wird, den grausamen Mord an einem College-Professor erneut zu untersuchen. Als er seinen ehemaligen Partner bittet, ihm bei der Wiederaufnahme der Ermittlungen zu helfen, entwickeln sich die Dinge diesmal aber ganz anders, als sie auf eine faszinierende und geheimnisvolle Frau stoßen. Roy wird gezwungen, sich einer schrecklichen Realität zu stellen, die seine Welt plötzlich für immer verändert. 
In der Horror-Komödie „Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person“ erzählt Ariane Louis-Seize die Geschichte einer jungen Vampirin, die sich nicht in der Lage sieht, für ihren Blutbedarf zu töten, aber eine Lösung sieht, als sei einen jungen Mann mit Selbstmordtendenzen findet. 
„Die Filmmusik verwendet modernere Klänge, um die Figur des jungen Paul und die aufkeimende Liebe zwischen dem Vampir Sasha und ihm zu untermalen. Das Flügelhorn und die Mellotronflöte enthüllen das Thema der Liebenden, das sich im Laufe des Films entwickelt und in einem großen Finale von Streichern begleitet wird“, beschreibt Pierre-Philippe Côté alias Pilou die Musik, die er für den Film komponiert hat. 
Sabrina Doyle begibt sich mit dem Fantasy-Kurzfilm „Go for Grandma“ auf die Reise in die Gedanken eines kleinen Jungen, der dank der Liebe seiner Großmutter und der Kraft seiner Fantasie einem vernachlässigten Familienleben entkommt. 
„Es war eine beispiellose Gelegenheit, meiner Leidenschaft für die Orchester-Fantasy-Musik der 1980er Jahre nachzugehen, die mich schon immer tief berührt hat. Ich habe mich hauptsächlich am Drehbuch orientiert und eine musikalische Reise geschaffen, die die fantastischen Elemente des Films perfekt widerspiegelt – Einhörner, Drachen, Marienkäfer und eine Traumsequenz inmitten des Ozeans. Die Partitur enthält auch Momente experimentellen Flairs und Variationen des Hauptthemas, die in der Abspann-Suite gipfeln“, berichtet Komponist Fabrizio Mancinelli von seiner Arbeit. 
Jeweils zwei neue Arbeiten gibt es von Marcel Barsotti („Klabautermann“, „The Urbino Crime – Death in the Palazzo“), Anne Nikitin („Little Wing“, „The Moonwalkers“) und Will Bates („Blackout“, „Immaculate“) zu hören, außerdem Musik zu den Serien „The Signal“, „True Detective“ und „Vigil“
Den Abschluss bildet das neue Album von Industrial-Legende Brian Williams, der im Umfeld von Throbbing Gristle 1980 sein Debütalbum, neun Jahre später mit „Heresy“ einen Meilenstein des Dark-Ambient veröffentlichte, in Hollywood als Sounddesigner bei Soundtracks zu Fantasy-Science-Fiction-Produktionen wie „The Crow“, „Strange Days“ und „Underworld“ tätig war und nun mit „Much Unseen Is Also Here“ den Hörer idealerweise in eine Parallelwelt abtauchen lässt. 
„Ich habe mich dafür entschieden, den Ton für mich sprechen zu lassen“, sagt Brian. „Meine Musik ist nicht dazu gedacht, erklärt zu werden – sie soll nur dazu dienen, die schiere Bedeutungslosigkeit unserer primitiven Gedanken und Handlungen innerhalb der riesigen Skala des Kosmos aufzuzeigen – einer Skala, die wir als Spezies kaum begreifen können.“

Playlist: 

01. Clint Mansell - Turn Up The Heat (Love Lies Bleeding) - 03:53 
02. Dustin O' Halloran - Transfigural Syntax Eclipse Pt. 2 (1 0 0 1) - 03:47 
03. Ramin Djawadi - The Fate of the Planet (3 Body Problem) - 04:45 
04. Max Richter - Reflected In Her Eyes (Spaceman) - 06:43 
05. Atticus Ross, Leopold Ross & Nick Chuba - All Men Can Be Broken (Shogun) - 07:01 
06. David Hirschfelder - Roy Freeman (Sleeping Dogs) - 04:22 
07. Anne Nikitin - Life Is Sweet (Little Wing) - 02:12 
08. Anne Nikitin - Return to Earth (The Moonwalkers) - 05:04 
09. David Fleming - Accept Your Fate (Damsel) - 04:44 
10. Eric Serra - The Last Race (Le salaire de la peur) - 03:22 
11. Pilou - Humanist Vampire (Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person) - 02:12 
12. Fabrizio Mancinelli - Are We Going to San Francisco? (Go for Grandma) - 03:03 
13. Marcel Barsotti - Black Magic Man (The Urbino Crime - Death in the Palazzo) - 04:29 
14. Marcel Barsotti - Drive (Klabautermann) - 01:10 
15. Will Bates - Charley's Theme (Blackout) - 02:04 
16. Will Bates - The Te Deum (Immaculate) - 03:50 
17. Gene Back - Permission (Cabrini) - 03:50 
18. Carter Burwell - From Hand to Hand (Drive-Away Dolls) - 02:02 
19. Michael Brook - Now She Knows (The Signal) - 03:08 
20. Anna Drubich - Charlotte's Theme (Sting) - 02:46 
21. Lasse Enersen - Legacy of Love (The Abyss) - 03:44 
22. Dario Marianelli - Was Any of it Real? (Ghostbusters: Frozen Empire) - 02:18 
23. Amanda Jones - Shall We Get Started (Mea Culpa) - 05:20 
24. Javier Navarrete - Freedom (Sound of Freedom) - 03:34
25. Michael Abels - Black But Palatable (The American Society of Magical Negroes) - 02:22 
26. Ludovico Einaudi - A Cielo Abierto [Viaje V] (A Cielo Abierto) - 03:52 
27. Vince Pope - Amputated Visions (True Detective: Night Country) - 03:32 
28. Afterhere - Tethered (Vigil Series 2) - 02:55 
29. Armand Amar - Les louveteaux (Vivre Avec Les Loups) - 02:42 
30. Blake Robinson & Michael Price - Tell Me a Story (The Hopeful) - 03:21 
31. Bryce Dessner - Our Salvation (Manhunt) - 02:53 
32. Lustmord - Behold A Voice As Thunder (Much Unseen Is Also Here) - 09:46

Sonntag, 18. Februar 2024

Playlist #391 vom 25.02.2024 - Neuheiten 2024 (1)

Mit sechs Academy Awards (und vier weiteren Nominierungen) zählte Denis Villeneuves Neuverfilmung von Frank Herberts Science-Fiction-Klassiker „Dune – Der Wüstenplanet“ zu den großen Gewinnern der Oscar-Verleihung im Jahr 2022. Mit entsprechender Spannung wird die ebenfalls von Villeneuve inszenierte Fortsetzung „Dune: Part Two“ erwartet, die am 29. Februar in den deutschen Kinos startet und wieder von Hans Zimmer vertont worden ist, der für seine Arbeit an „Dune“ den zweiten Oscar in seiner Karriere gewann. Neben der Vorab-Single „A Time of Quiet Between the Storms“ aus der „Dune“-Fortsetzung könnt ihr euch in dieser Sendung auf neue Musik von Oliver Coates, Dan Romer, Rob Simonsen, Carlos Rafael Rivera, Anne Nikitin, Thomas Newman u.v.a. freuen. 
Im ersten Teil von „Dune“ wurde am Ende in Folge einer Intrige zwischen dem Imperator des Universums Shaddam IV (Christopher Walken) und dem Volk der Harkonnen der Planet Arrakis Schauplatz eines brutalen Anschlags. Der Angriff richtete sich spezifisch gegen das Haus Atreides, das nach Arrakis gekommen war, um das dort in der Luft liegende Spice zu ernten und darüber hinaus friedlich zu herrschen. Bei der gewalttätigen Auseinandersetzung starb das Familienoberhaupt (Oscar Isaac), sein Sohn Paul Atreides (Timothée Chalamet) und seine Mutter (Rebecca Ferguson) konnten fliehen und fanden Unterschlupf bei den Fremen, den Einheimischen von Arrakis. Bei ihnen lernt Paul Chani (Zendaya) kennen, die er nun zur Frau nimmt und die ihm ein Kind gebärt. 
Während er den Fremen neue Kampftechniken beibringt, lernt er von ihnen wie man in der Wüste überlebt. Paul nennt sich fortan Muad'Dib. Das Spice verstärkt Pauls seherische Fähigkeiten und für die Fremen wird er zum Messias und Anführer. In Pauls Visionen zeichnet sich ein bevorstehender Krieg mit den Harkonnen und dem Imperator ab. An Paul und den Fremen hängt das Schicksal des Universums. 
Als Vorgeschmack auf den Soundtrack zu „Dune: Part Two“ präsentiert Hans Zimmer eine 2-Track-Single mit dem atmosphärischen Stück „A Time of Quiet Between the Storms“ und das rhythmisch-treibende „Harvester Attack“. 
Gleich mit zwei neuen Arbeiten ist der Cellist, Filmkomponist und elektronischer Musikproduzent Oliver Coates („Aftersun“, „The Stranger“, „Significant Other“) am Start. Zusammen mit dem koreanischen Komponisten Park Jiha und der dänischen Sängerin/Songwriterin Agnes Obel vertonte er das Sci-Fi-Drama „Foe“, das Regisseur Garth Davis („Lion“, „Mary Magdalene“) nach dem gleichnamigen Roman von Iain Reid mit Saoirse Ronan, Paul Mescal und Aaron Pierre in den Hauptrollen verfilmte. Der Film handelt davon, wie ein verheiratetes Pärchen auf einem abgelegenen Stück Land von einem Fremden mit einem ungewöhnlichen Vorschlag konfrontiert wird. 
Mit Steve McQueens („Hunger“, „12 Years a Slave“) „Occupied City“ vertonte er außerdem im Alleingang einen Dokumentarfilm über Amsterdam zur Zeit der Besatzung durch die Nazis im Zweiten Weltkrieg zwischen 1940 und 1945. 
Ein wenig Schützenhilfe bei ihrer eigenen Karriere als Filmkomponistin erhält Julia Newman durch ihren berühmten Vater Thomas Newman, bei dessen Arbeit an Disneys Animationsfilm „Elemental“ sie bereits mitgewirkt hatte. Nun vertonte sie die Serie „Feud – Capote vs. The Swans“, in der berühmte Fehden wie zwischen Bette Davis und Joan Crawford mit einer hochkarätigen Besetzung (u.a. Demi Moore, Susan Sarandon, Naomi Watts, Jessica Lange, Diane Lane) thematisiert werden. Thomas Newman steuerte für den Soundtrack das für ihn typische verspielte Hauptthema bei. 
Nicht zuletzt durch seinen vielfach preisgekrönten Score zum Kurzfilm „La Línea Imaginaria“ ist der in Süddeutschland lebende Komponist Marcel Barsotti („Deutschland. Ein Sommermärchen“, „Die Päpstin“) momentan in aller Munde. 2010 vertonte Barsotti mit „Do Elephants Pray?“ einen Film des Briten Paul Hills („Boston Kickout“), dessen Filme „The Poet“ und „The Power“ ebenfalls mit einem Score von Barsotti versehen wurden. 
Nun hat der Komponist den Soundtrack zu dem Drama „Do Elephants Pray?“ selbst veröffentlicht. Der Film erzählt die Geschichte des von der seelenlosen Routinewelt frustrierten Werbefachmanns Callum Cutter, dessen Leben durch die Bekanntschaft mit der freigeistigen französischen Verführerin Malika ins Chaos gestürzt wird. Barsotti hat das ebenso philosophische wie poetische Drama über Liebe und Verzweiflung und das Ausloten von Mut und Sinn des Lebens mit einer ethnisch angehauchten, sehr minimalistischen Musik versehen, die stellenweise an Thomas Newmans Arbeiten erinnert. 
Der dänische Thriller „Paranoia“ von Kari Vidø erzählt von Lulu, die nach ihrer Einlieferung in ein Krankenhaus ein Mädchen sieht, das um Hilfe schreit. Doch als Lulu aufwacht, ist das Mädchen verschwunden, und für Lulu ändert sich alles im Leben. 
„Die Musik weist durchaus Genre-Film-Konventionen auf, um dem Publikum zu helfen, den Film in der gewünschten Weise zu lesen, tendiert aber eher zu einem düsteren Psychothriller-Stil, der beispielsweise von Jerry Goldsmith beeinflusst ist. Aber da wir auch die sich entwickelnde Beziehung zwischen Lulu und Mads verfolgen, war ein subtileres – sogar romantischeres – Element nötig“, beschreibt Pessi Levanto seine Arbeit zu dem Film. „Ich habe mich entschieden, die Harfe, wunderbar gespielt von Päivi Severeide, als Hauptinstrument in diesen fragileren Momenten einzusetzen. Ich hoffe, dass die Partitur dem Zuschauer hilft, näher an die zerbrechliche Welt von Lulu heranzukommen und sie näher an uns heranzuführen, sodass sie als eine Figur mit einem instabilen Geist erkennbar wird. Hinter der oberflächlichen Geistergeschichte verbirgt sich ein ziemlich tiefgreifendes Problem der psychischen Gesundheit junger Menschen von heute, ein ernstes Problem, das nicht zur bloßen Unterhaltung gemacht werden sollte. Mein Ziel war es, diese fragilen Themen hervorzuheben und gleichzeitig die Geschichte auf eine reibungslose filmische Art voranzutreiben.“ 
Der belgische Komponist Frédéric Vercheval („The Pact“, „Les volets verts“) vertonte mit „Green Border“ von Agnieszka Holland die Geschichte über eine Familie syrischer Flüchtlinge, einen Englischlehrer aus Afghanistan und einen Grenzschutzbeamten, die sich während der jüngsten humanitären Krise in Weißrussland an der polnisch-belarussischen Grenze treffen. 
„Wir sind eher symbolisch an die Musik herangegangen. Agnieszka wollte, dass die Musik nüchtern bleibt und weder Leid noch Gewalt hervorhebt. Deshalb brauchten wir Musik, die in einem weiter entfernten Erzählraum angesiedelt war, als eine Art Blick, als Beobachtung“, berichtet Vercheval über die Arbeit an „Green Border“. „Ich stellte mir ein melodisches Motiv aus dem Wald vor, gespielt von einem Cello, begleitet von etwa dreißig Saiten, die im Bass, aber auch in den Harmonien eine Reihe sich wiederholender Akkorde unterstreichen, als müsste sich diese Tragödie ständig vor uns abspielen. Ein tragisches und kraftvolles Lied, das uns an Agnieszkas Worte erinnert: ,Ich habe das Gefühl, dass es keinen Sinn hat, Kunst zu machen, wenn wir uns nicht darum bemühen, die wirklichen Probleme zu hinterfragen, die schmerzhaft und manchmal unlösbar sind und uns zu schwierigen Entscheidungen zwingen.‘“ 

Playlist:

01. Hans Zimmer - A Time of Quiet Between the Storms (Dune: Part Two) - 04:22 
02. Oliver Coates - You Will Always Be Remembered (Foe) - 03:56 
03. Oliver Coates - Suicide Note (Occupied City) - 04:16 
04. Carlos Rafael Rivera - Rivi (Griselda) - 02:10 
05. Carlos Rafael Rivera - Our Lady of Sorrows (Monsieur Spade) - 03:05 
06. Anne Nikitin, Jessica Jones & Tim Morrish - Sit for a Bit (One Day) - 05:13 
07. Anne Nikitin - Home Away From Home (I.S.S.) - 03:11 
08. Thomas Newman - Main Title (Feud - Capote v. Swans) - 01:46 
09. Paul Leonard-Morgan - The Restless Mind (Tune Out of Noise) - 04:15 
10. Marcel Barsotti - The Beauty of Love (Do Elephants Prey?) - 02:01 
11. Uno Helmersson - Lovers Two (A Nearly Normal Family) - 02:13 
12. Pessi Levanto - Mads (Paranoia) - 02:16 
13. Taran Mitchell - Alexandria (Alexander - The Making of a God) - 03:59 
14. Lorne Balfe - Rachel's Story (Argylle) - 05:30 
15. Armand Amar - Rest in the Forest (Autumn and the Black Jaguar) - 05:30 
16. Dominik Scherrer - This Is a Story About a Boat (Boat Story) - 03:19 
17. Cyril Morin - End Titles (Cold Meat) - 03:02 
18. Rone - J'en veux… (D'Argent & De Sang) - 04:54 
19. Dan Romer - The Captain and Ann Barbara (The Promised Land) - 05:29 
20. Leopold Ross & Nick Chuba - Six Percent (Dr. Death - Season 2) - 04:27 
21. Dave Porter - Remember Your Gifts (Echo) - 03:39 
22. Volker Bertelmann - Anything You Can Do (One Life) - 03:37 
23. Johan Söderqvist - Going to Peru (Madame Web) - 02:25 
24. Frédéric Vercheval - Finale (Green Border) - 04:58 
25. Anna Meredith - Empty (The End We Start From) - 03:25 
26. Alex Weston - Expatriate (Expats) - 02:57 
27. David Fleming - Are You Happy Jane? (Mr. & Mrs. Smith) - 02:12 
28. Kris Bowers - Deep South (Origin) - 03:21 
29. Rob Simonsen - Mark & Oliver (Good Grief) - 03:00 
30. Nicolas Repetto - Professor Rumpleton (Empire Queen: The Golden Age of Magic) - 04:41
31. Ludovico Einaudi - La Petite (La Petite) - 05:00
32. Alberto Iglesias - Fabiola, reina de Bélgica (Cristóbal Balenciaga) - 09:08

Sonntag, 6. Februar 2022

Playlist #338 vom 13.02.2022 - Neuheiten 2022 (1)

Das Frühjahr 2022 steht ganz im Zeichen des Batman-Reboots durch Regisseur Matt Reeves mit „Twilight“-Star Robert Pattinson in der Rolle der Kämpfers für Gerechtigkeit in Gotham City. Aber auch neue Abenteuer in den Universen von „Star Wars“ und „Spider-Man“ sowie das mit Spannung erwartete, jedoch fürchterlich gefloppte Sequel „The Matrix Resurrections“ sorgen in der ersten Neuheiten-Sendung an dieser Stelle für musikalische Höhepunkte. Neben den bekannteren Blockbuster-Themen wie Guillermo del Toros Neuverfilmung des Noir-Krimis „Nightmare Alley“ gibt es wie gewohnt interessante neue Soundtracks zu Serien wie „Mayor of Kingstown“, „The Wheel of Time“ und „The Witcher“ sowie neue Musik von Carter Burwell, Alberto Iglesias, John Debney, Bear McCreary und Newcomern wie Jeremy Zuckerman, Andre Matthias und Matteo Zingales zu hören. 
Der Kanadier Andrew Lockington („San Andreas“, „Rampage“) vertont mit „Mayor of Kingstown“ eine mit Jeremy Renner und Dianne Wiest hochkarätig besetzte Serie um die mächtiger Broker-Familie McLusky in Kingstown, Michigan, wo das Geschäft mit dem Strafvollzug die einzig florierende Industrie darstellt. Allerdings sind systemischer Rassismus und Korruption dabei an der Tagesordnung. Michael Giacchino hat sich seiner mit dem Primetime Emmy Award ausgezeichneten Musik zur Fernsehserie „Lost“ und Oscar-nominierten bzw. -prämierten Animations-Scores zu „Ratatouille“ und „Up“ in die erste Riege der Hollywood-Komponisten katapultiert. Mit Regisseur Matt Reeves arbeitet Giacchino bereits seit der Blockbuster-Überraschung „Cloverfield“ (2008) zusammen. Das dreistündige Reboot „The Batman“ dürfte nun aber den Höhepunkt ihrer bisherigen Arbeitsbeziehung darstellen. In der großartig besetzten Comic-Verfilmung bekommt es Robert Pattinson in der Rolle des Milliardärs Bruce Wayne alias Batman mit ganz verschiedenen zwielichtigen Figuren wie Catwoman, Pinguin, Mafiaboss Carmine Falcone und dem Riddler zu tun. Im Vorfeld des Kinostarts Anfang März und der Veröffentlichung des Soundtracks gibt es mit der Single „The Batman“ bereits einen ersten vielversprechenden Vorgeschmack von Giacchino, der auch noch die Musik zu einem anderen Superhelden-Sequel beigesteuert hat -„Spider-Man: No Way Home“.
1999 vertonte Marcel Barsotti Anno Sauls Drama „Grüne Wüste“ und lernte bei der Premiere Sönke Wortmann kennen, mit dem er darauf die Blockbuster „Das Wunder von Bern“, „Die Päpstin“ und „Deutschland. Ein Sommermärchen“ realisierte. Mittlerweile ist ein Großteil von Barsottis filmmusikalischen Arbeiten und auch das im vergangenen Jahr entstandene Konzept-Album „Americana“ auf digitalen Plattformen wie Spotify erhältlich. Da mittlerweile die Hälfte von Barsottis Followern aus den USA kommen, hat er nun die englischsprachige Version des mit den Münchner Symphonikern eingespielten Soundtracks als „Green Desert“ veröffentlicht. 
Gleich zwei neue Werke gibt es von Bear McCreary zu hören. So entwickelte sich im Pandemie-Jahr 2020 die Zusammenarbeit mit Adam Sherman an der satirischen Horror-Komödie „This Game’s Called Murder“ mit Natasha Henstridge und Ron Perlman in den Hauptrollen. McCreary fühlte sich an seine High-School-Zeit erinnert, als er Filme wie „Dead Alive“, „Tanz der Teufel“, „Forbidden Zone“ und „Cry-Baby“ gesehen hatte. So einzigartig dem Komponisten die filmische Welt erschien, die Sherman kreierte, so enthusiastisch machte sich McCreary ans Werk, die bis dahin seltsamste Musik seiner Karriere zu schreiben. 
„Meine musikalischen Einflüsse bei diesem Score sind im weitesten Sinne eklektisch, beinhalten Synth- und Rhythmus-Farben der 1980er New Wave, Harfe und Holzbläser des französischen Impressionismus, Double Kick Drums und getunte Gitarren aus dem Heavy Metal, liturgische Musik der Renaissance, kiesigem Blues-Gesang, nordischen Folk-Instrumenten, Theater-Orgeln aus Zirkus-Liedern und die Swing-Grooves der 1960er Beat Music. Insbesondere dachte ich gerne an meine Erinnerungen zurück, als ich die Fellini-Filmmusik von Nino Rota, die frühen Partituren von Danny Elfman und seine Arbeit mit den Mystic Knights of the Oingo Boingo sowie Queen, The Beach Boys, Jellyfish, Devo, Mark Mothersbaugh, Django Reinhardt, Maurice Ravel und Eric Satie hörte. Wenn ich auf diese Liste zurückblicke, fällt mir auf, dass diese Partitur ein komplettes Durcheinander sein sollte. Und vielleicht ist es das auch! Aber ich habe es irgendwie zum Laufen gebracht und dabei eine bizarre, aber seltsam persönliche kleine Partitur geschaffen“, erklärt McCreary auf seiner Website. 
Ein Traum ging für McCreary auch in Erfüllung, als er die Möglichkeit bekam, mit der Musik zu „Tales From The Galaxy’s Edge“ Teil des „Star Wars“-Universums zu werden. Bei der Musik zu dem Virtual Reality Game ließ er sich zwar von John Williams‘ epischen Partituren inspirieren, verfolgte letztlich aber einen eigenen Ansatz. 
„Als ich zu komponieren anfing, war bestand mein musikalisches Ziel darin, einen Soundtrack zu kreieren, der sich anfühlt, als ob er tatsächlich vom Planeten Batuu selbst stammen könnte. Ich arbeitete mit einem kleinen Ensemble einiger meiner Lieblingsmusiker“, erläutert McCreary auf seiner Website „Sie brachten eine eklektische Auswahl an Texturen mit, darunter verschiedene akustische Gitarren, ethnische Holzbläser wie Fujara und Panflöten, ungewöhnliche Saiteninstrumente wie Tanbur und Viola da Gamba sowie deutsche Hümmelchen-Dudelsäcke der Renaissance, japanische Shamisen und Perkussion wie Rahmentrommeln und Dumbek aus dem Mittleren Osten. Ich habe auch Synthesizer eingebaut und Samples manipuliert, um eine außerirdische Ästhetik zu schaffen. Diese kombinierten Farben bildeten etwas Fröhliches, Exotisches und Seltsames.“
In ähnlich große Fußstapfen mussten Johnny Klimek und Tom Tykwer bei ihrer Arbeit an Lana Wachowskis „The Matrix Resurrections“ treten. Schließlich schuf Don Davis mit der Musik zur vorangegangenen „The Matrix“-Trilogie einen Meilenstein moderner Filmmusik. 
„Es gibt hier eine kraftvolle und unverwechselbares musikalisches Vermächtnis“, meint Tom Tykwer, der mit Klimek bereits mit Lana und Andy Wachowski an „Cloud Atlas“ zusammengearbeitet hat. „Meiner Meinung nach ist ,The Matrix Trilogy‘ eine der großen Partituren aller Zeiten. Und besonders toll daran ist, dass es meines Wissens auch eine der ersten Filmmusiken war, die elektronische Musik so umgesetzt und mit progressiver spätmoderner Orchestermusik verbunden hat. Es startete eine Bewegung, der wir mit dieser Musik Tribut zollen. Und doch ist dieser Film spielerisch und emotional mit komplexer Entwicklung, offen in alle Richtungen. Johnny und ich hatten das Gefühl, dass unsere Herausforderung für die Musik darin bestand, der Matrix-Linie Tribut zu zollen und auch dieses filmische Bestreben zu unterstützen, dieses Vermächtnis zu erweitern, um eine neue Richtung zu erkunden. Das muss in der Musik repräsentiert werden, und das ist es, was wir musikalisch zu erforschen versuchen.“ 
„Wir verbrachten mehrere Monate damit, das Material für ,The Matrix Resurrections‘ zu entwickeln, die Hauptthemen aufzubauen, alternative Arrangements und elektronische Varianten zu verstärken“, ergänzt Klimek. „Wir hatten eine Menge Spaß dabei, elektronische Musik mit klassischem Orchester zu verbinden. Die Technologie hat sich enorm weiterentwickelt, seit ich angefangen habe, Filmmusik zu schreiben.“ 
Das aus Bergur Þórisson und Pétur Jónsson bestehende isländische Post-Rock-Duo Hugar legt mit „Rift“ nach den beiden Alben „Hugar“, „Varða“ und dem Soundtrack „The Vasulka Effect“ ein neues Album vor, dessen eindringliche Symbiose aus elektronischen Soundscapes und verträumten Piano-Melodien sich mit der besonderen Beschaffenheit ihrer Heimat auseinandersetzt. Bergur Þórisson und Pétur Jónsson, die in ihrer Vergangenheit bereits mit Björk, Sigur Rós, Ólafur Arnalds und Jóhann Jóhannsson gearbeitet haben, setzen sich mit dem an sich besorgniserregenden Umstand auseinander, dass Island aufgrund der Kontinentaldrift mit einer Geschwindigkeit von 3 Zentimetern pro Jahr auseinandergerissen wird. Doch Hugar sind weit davon entfernt, sich in dystopischen Untergangsszenarien zu wälzen. Stattdessen setzen sie sich auf musikalische Weise mit den guten Dingen auseinander, die aus dem Wandel entstehen.
„Damit etwas gut sein kann, muss es auch etwas Schlechtes geben“, sagt Jónsson. „Es ist leicht zu zweifeln, aber es gibt Raum für Hoffnung - es gibt die Möglichkeit, dass etwas Gutes entsteht. Das ist es, was wir erforschen wollten“, fügt Þórisson hinzu. „Es hat fast etwas Magisches, wenn eine mächtige Kraft das Land buchstäblich auseinanderreißt und in dem so entstandenen Raum neues Leben entsteht. Wir wollten dieses Szenario auf die großen zeitgenössischen Veränderungen und Umwälzungen in unserer Welt übertragen und fragen: Was passiert? Es muss etwas Neues geben, das daraus erwächst.“

Playlist: 

1. Andrew Lockington - Walking the Yard (Mayor of Kingstown: Season 1) - 03:50 
2. Michael Giacchino - The Batman (The Batman) - 06:48 
3. Michael Giacchino - Goodbye (Spider-Man: No Way Home) - 06:49 
4. Marcel Barsotti - On the Way to Dreamcity (Green Desert) - 02:50 
5. Bear McCreary - The Great Ramen Heist (This Game's Called Murder) - 04:08 
6. Bear McCreary - Dok-Ondar Treasures (Star Wars: Tales from the Galaxy's Edge) - 03:31 
7. Joseph Shirley & Ludwig Goransson - Aliit Ori'shya Tal'din (The Book of Boba Fett: Vol. 1) - 06:12 
8. Johnny Klimek & Tom Tykwer - Recruiting (The Matrix Resurrections) - 03:12 
9. Lorne Balfe - Follow Your Heart (The Wheel of Time: Season 1, Vol. 3) - 02:12 
10. Joseph Trapanese - Witcher Training (The Witcher: Season 2) - 02:11 
11. John Debney - Hundred Dollars Per Touchdown (Amercian Underdog) - 02:42 
12. Volker Bertelmann - Finale (Monte Verità) - 03:09 
13. Nathan Johnson - Lilith's Room (Nightmare Alley) - 03:03 
14. Dan Romer - It's A Feeling (Station Eleven) - 03:03 
15. Hanan Townsend - Simple As Water (Simple As Water) - 04:22 
16. David Wingo - Twin (Twin Mirror) - 03:41 
17. Carter Burwell - Birnam Wood (The Tragedy of Macbeth) - 02:35 
18. Armand Amar - La traque (Mystère) - 02:52 
19. Alberto Iglesias - Anita ha muerto (Madres Paralelas) - 02:52 
20. Alberto Iglesias - Santa Arrival (O Night Divine) - 02:11 
21. Jeremy Zuckerman - Shadows (Lucky) - 04:43 
22. Matteo Zingales - Together in the Rain (A Fire Inside) - 04:18 
23. Marcelo Zarvos - Love (A Journal for Jordan) - 06:02 
24. Andre Matthias - The End of the Journey (The Gravedigger's Wife) - 04:08 
25. Joseph Trapanese - Lost UDTs (To What Remains) - 03:30 
26. Nicola Piovani - Un amore americano (I fratelli De Filippo) - 04:29 
27. Paul Leonard-Morgan - Goodbyes (Best Sellers) - 03:02 
28. Hugar - Mist (Rift) - 06:34
29. Nils Frahm - Iced Wood (Old Friends, New Friends) - 03:08
30. Armand Amar - Medusa (Zephyr) - 09:54

Montag, 3. Januar 2022

Playlist #336 vom 16.01.2022 - BEST OF 2021

Das Filmmusik-Jahr 2021 war zwar nicht mit einer Flut an bemerkenswerten Soundtracks gesegnet, brachte aber doch genügend spannende, experimentelle und einfach schöne Scores hervor, von denen ich an dieser Stelle meine persönlichen Highlights vorstellen möchte. Positiv überrascht hat mich, dass Hollywood-Mega-Star Hans Zimmer nach wie vor großartige Scores präsentiert, mit Denis Villeneuves Neuverfilmung des Sci-Fi-Klassikers „Dune“, Daniel Craigs letzten James-Bond-Auftritt in „No Time to Die“ und dem Netflix-Drama „The Unforgivable“ sind gleich drei seiner Arbeiten in 2021 in meiner Best-of-Liste vertreten, aber auch seine Kollegen Daniel Pemberton und Jonny Greenwood haben mich ebenfalls mit jeweils drei Filmkompositionen begeistert. 
In Michael Sarnoskis ungewöhnlichen Drama „Pig“ ist der vielseitige Nicholas Cage („Face/Off“, „Mandy“) als Einsiedler Rob zu sehen, der abgeschieden von der Zivilisation mit seinem Trüffelschwein in der Einöde lebt und sich seinen Unterhalt mit den Trüffeln verdient, die sein Schwein aufspürt. Als eines nachts zwei Junkies in Robs Hütte einsteigen und seinen vierbeinigen Partner entführen, bleibt Rob nichts anderes übrig, als nach über zehn Jahren in die Stadt zurückzukehren, um sein Trüffelschwein zurückzuholen. Das meditatives Drama um Verlust, Trauer und Erlösung hat das Komponistenduo Alexis Grapsas & Philip Klein mit einem ebenso meditativen und minimalistischen Score untermalt. 
„In ,Pig‘ agiert Cage so subtil und geerdet und lässt dich so viel fühlen, während man das absolute Minimum verschenkt. Als Nihilist und jemand, der das Leben, wie wir es kennen, hinter sich gelassen hat, verfügt er über eine sehr philosophische Herangehensweise an alles“, erklärt Alexis Grapsas die Arbeit an dem Film auf Soundtracks, Scores and More!. „Und so habe ich mir die Musik vorgestellt, um so viel wie möglich mit minimaler Instrumentierung auszudrücken, wo jeder Klang einen Zweck und eine Bedeutung hat. Und das ist offensichtlich etwas, das wir am Anfang besprochen haben, um dies fast als eine kathartische Erfahrung zu behandeln, als eine mythische und bizarre Reise, die dem wirklichen Leben sehr ähnlich ist, was eine Vielzahl von Emotionen wie Traurigkeit, Verlust, inneren Frieden, Dunkelheit, Nostalgie verkörpern kann, aber immer durch den existenziellen Standpunkt der Hauptfigur.“ 
Seit dem Animations-Spaß „Der fantastische Mr. Fox“ (2009) bilden der eigenwillige Filmemacher Wes Anderson und der französische Komponist Alexandre Desplat ein vertrautes Duo, das nach der Oscar-prämierten Zusammenarbeit bei „Grand Budapest Hotel“ (2014) nun die romantische Komödie „The French Dispatch“ präsentiert. Der Filmtitel bezieht sich dabei auf den Namen eines amerikanischen Magazins, dessen Redaktion sich in der fiktiven französischen Stadt Ennui-sur-Blasé befindet und vor fünfzig Jahren von Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray) gegründet wurde. Nach dem Tod des Verlegers erinnern sich seine Angestellten nicht nur an ihn, sondern auch an vier große Geschichten, die in der Zeitung veröffentlicht wurden. Der im Gefängnis sitzende Maler Moses Rosenthaler (Benicio del Toro) findet in seiner Wärterin Simone (Lea Seydoux) Muse und Model. Die Reporterin Lucinda Krementz (Frances McDormand) beginnt eine Affäre mit dem Revoluzzer Zeffirelli (Timothée Chalamet) und zweifelt an ihrer journalistischen Integrität. Ein radelnder Reporter schreibt Reiseberichte aus den schlimmsten Ecken der Stadt, und als der Sohn des Kommissars (Mathieu Amalric) entführt wird, kann ihn nur der Koch retten... 
Desplat untermalt dieses vertrackte Treiben mit bittersüßen Piano-Melodien, die an den großen französischen Komponisten Georges Delerue erinnern, aber den verschiedenen Geschichten entsprechend auch ganz unterschiedliche Klänge von typisch französischen Akkordeons und bombastischeren Tönen präsentiert. 
Kris Bowers („Green Book“) und Nicholas Britell („Moonlight“) gehören seit einigen Jahren bereits zu den bemerkenswertesten neuen Talenten in Hollywood und unterstrichen auch im vergangenen Jahr ihre Meisterschaft. Bowers vertonte in 2021 nicht nur die Serien „Dear White People“, „Colin in Black & White“ und „Raising Dion“, sondern auch die Filme „Space Jam 2“, „Respect“, „The United States vs. Billie Holiday“. Vor allem seine Musik zu dem biografischen Drama „King Richard“ um die außergewöhnlichen Tennis-Schwestern Venus und Serena Williams mit Will Smith in der Hauptrolle überzeugt mit fesselnden Melodien und erfrischenden Arrangements. 
Britell vertonte mit „Cruella“ nicht nur auf bewegende Weise Disneys Realfilm-Prequel über die Kult-Bösewichtin Cruella De Vil aus dem Animationsfilm „101 Dalmatiner“, sondern auch Adam McCays Medien-, Politik- und Gesellschaftssatire „Don’t Look Up“, aus deren Soundtrack hier die jazzig-peppige „End Credits Suite“ zu hören ist. 
Mit ihrem Soundtrack zum Dokumentarfilm „La Panthère Des Neiges“ begleiten Nick Cave und Warren Ellis den renommierten Naturfotografen Vincent Munier und den Abenteurer und Romanautor Sylvain Tesson („Dans les forêts de Sibérie“) auf das tibetische Plateau, wo sie seltene Tiere und vor allem den Schneeleoparden zu finden hofften. 
„Es gibt etwas im Herzen dieses Films, das dich anzieht. Nach einem Tag wurde mir klar, dass ich alles tun wollte, um eine komplette Originalpartitur zu komponieren. Der Film verdiente es, seine eigene musikalische Stimme zu haben“, blickt Ellis auf die Arbeit an „La Panthère Des Neiges“ zurück. „Ich buchte fünf Tage und fragte Nick, ob er für einen Tag kommen könnte, um einen Titelsong zu schreiben und Klavier zu spielen. Er sah den Film und blieb vier Tage. Am Ende haben wir das gemacht, was ich für einen der schönsten Filme halte, an denen wir je gearbeitet haben. Die Stars sind die Tiere in all ihrer wilden Pracht, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben, und der Mensch in Ehrfurcht und Staunen.“ 
Der britische Radiohead-Musiker Jonny Greenwood hat sich durch seine erste Zusammenarbeit mit dem gefeierten Filmemacher Paul Thomas Anderson bei „There Will Be Blood“ (2007) gleich Gehör verschaffen können und in der Folge auch Andersons Filme „The Master“, „Inherent Vice“ und „Der seidene Faden“ vertont. In den vergangenen vier Jahren blieb es um Greenwood allerdings ungewöhnlich ruhig, ehe er sich im vergangenen Jahr mit gleich drei bemerkenswerten Arbeiten zurückmeldete. Neben Andersons neuen Film „Licorice Pizze“ vertonte er Pablo Larraíns biografisches Drama „Spencer“ über Lady Dis geplante Trennung von Prinz Charles sowie Jane Campions Western-Drama „The Power of the Dog“, mit mal sperrigen, mal lyrischen Klängen. 
Harry Gregson-Williams hat sowohl über Jahre hinweg mit Tony Scott (bis zu seinem Tod) als auch hin und wieder mit dessen Bruder Ridley Scott zusammengearbeitet. Nach Gregson-Williams‘ farbenfroher Partitur zu Scotts Historien-Epos „Königreich der Himmel“ (2005) arbeitete der Filmemacher mit Komponisten wie Marc Streitenfeld, Alberto Iglesias und Daniel Pemberton zusammen, ehe der Regisseur die Zusammenarbeit mit Gregson-Williams zu „Der Marsianer: Rettet Mark Watney“ (2015) wieder aufnahm. Im vergangenen Jahr realisierten sie sowohl das historische Action-Drama „The Last Duel“, wofür Gregson-Williams eine folkloristisch angehauchte, mit Chören verzierte Musik komponierte, als auch das überdrehte Mode-Krimi-Drama „House of Gucci“, das der Komponist mit flirrenden elektronischen Klängen unterlegte. 
Überhaupt sind in 2021 einige interessante elektronische Scores produziert worden. So vertonte Jim Williams mit Julia Ducournaus Thriller-Drama „Titane“ die Geschichte des Teilzeit-Showgirls und der Vollzeit-Killerin Alexia mit dunklen Industrial-Soundscapes und transzendenten klassischen Motiven, die die inneren Konflikte der nach einem Autounfall mit einer Titanium-Platte im Kopf versehenen Protagonistin ausdrucksstark vermitteln. Aber auch Anthony Scott Burns‘ Projekt Pilotpriest legt mit dem Soundtrack zu Christopher MacBrides Thriller-Drama „Flashback“ einen verstörend intensiven Score vor, der die Reise des Protagonisten Fred in sein Unterbewusstsein adäquat untermalt. 
„Für ,Flashback‘ hatte Regisseur Christopher MacBride eine sehr spezielle Palette und Stimmung für die Kompositionen, die er für diesen Film wollte“, meint Burns. „Wir arbeiteten sehr eng zusammen, saßen und diskutierten tagelang darüber, wie der Score modern, frisch, aber auch nostalgisch sein sollte – eine nuancierte Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit. Er wollte auch, dass die Audio-Landschaft für seinen Protagonisten ziemlich fesselnd, emotional berührend und außerweltlich sein sollte. Nachdem ich die ersten Schnitte gesehen habe, wusste ich, dass der einzige Weg, zum Kern zu gelangen und das zu erreichen, was Chris wollte, zum Herz der Traurigkeit führen würde. Ich tauchte tief in persönliche Reflexionen und meine eigenen Erinnerungen an Verlust und Bedauern für diese Cues und verbrachte viele schlaflose Nächte damit, Soundscapes und spezielle Synthesizer Patches zu kreieren, um die klangliche Welt für Fred Fitzell zu gestalten, die ihn durch seine Entscheidungen navigiert.“ 
Mit eigenwilligen elektronischen Sounds überrascht auch Marc Canhams Score zu J Blakesons Thriller-Komödie „I Care a Lot“. Rosamund Pike spielt eine professionelle Betreuerin für alleinstehende Senioren, die sie allerdings mit ihrer Geschäftspartnerin und Liebhaberin gnadenlos ausnimmt. Als sie es mit der schwerreichen Jennifer Peterson (Dianne Wiest) zu tun bekommen, ahnen sie nicht, dass die alte, alleinstehende Dame Verbindungen zum knallharten Gangster Roman Lunyow (Peter Dinklage) unterhält, der den geschäftstüchtigen Frauen kräftig auf den Zahn fühlt. 
„Der anfängliche spielerische glänzende Stolz des Scores spiegelt den amerikanischen Traum wider und stellt die Realität schrecklicher Menschen gegenüber, die schreckliche Dinge auf der Leinwand tun. Während sich die Geschichte entwickelt, beginnt die Fassade des amerikanischen Traums zu bröckeln, lässt die weniger vorhersehbaren und unangenehmen Klänge entstehen, unterstreicht die böse Realität der Situation und bildet eine schwarzhumorige, aber brutale satirische Interpretation dieses gebrochenen Konzepts“, erklärt Canham. „Nach dem Dreh zog ich mich durch den Lockdown in mein Studio zurück, mit einer Reihe von Instrumenten und Lärm erzeugenden Maschinen, um die Partitur zu vervollständigen, die sich sorgfältig im Ton mit ihrer arpeggio-beladenen sardonischen Verspieltheit in einen atmosphärischen dunkleren Texturangriff durch den Film verwandelt.“ 
Das 2018 gegründete mysteriöse Projekt Glåsbird hat bereits einige geografisch basierte Klanginterpretationen abgeliefert und legt mit „Return to Sea and Sardinia“ einen ätherisch fesselnden Score voller feiner akustischer Tupfer vor. In seinem Dokumentarfilm folgt Regisseur Daniele Marzeddu den Pfaden, die der Schriftsteller D.H. Lawrence im Januar 1921 mit seiner Frau Frieda auf seiner Reise nach Sardinien einschlug und in seinem Reiseroman „Sea and Sardinia“ niederschrieb. 
Hans Zimmer erweist sich in seinen letzten Blockbuster-Produktionen einmal mehr als Meister seines Fachs. Seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Denis Villeneuve setzte er im vergangenen Jahr nach „Blade Runner 2049“ mit der Neuverfilmung von Frank Herberts Sci-Fi-Klassiker „Dune“ fort, wofür er gleich mehrere Soundtrack-Alben füllte, so inspiriert fühlte er sich von den atemberaubenden Welten, die Herbert und Villeneuve kreierten. Während Zimmer für „Dune“ großorchestrale Arrangements mit stark spiritueller Note schuf, die er mit neu erfundenen Instrumenten und Gesängen umsetzte, spielte er im James-Bond-Abenteuer „No Time to Die“ seinen Sinn für große Melodien einerseits und wuchtige Arrangements andererseits aus, verband die lange Tradition packender Action-Score für das Franchise mit neuen Elementen. Für das intime Netflix-Drama „The Unforgivable“ komponierte er aber mit seinem Kollegen David Fleming meist melancholisch ruhige Klänge. 

Playlist: 

1. Alexis Grapsas & Philip Klein - Hunting (Pig) - 04:03 
2. Alexandre Desplat - Simone, Naked, Cell Block-J Hobby Room (The French Dispatch) - 02:54 
3. Bryce Dessner & Aaron Dessner - Kids of New Orleans (C'mon C'mon) - 03:31 
4. Kris Bowers - The Plan (King Richard) - 03:12 
5. Nicholas Britell - I'm Cruella (Cruella) - 04:21 
6. Nicholas Britell - End Credits Suite (Don't Look Up) - 02:30 
7. Armand Amar - il part à sa recherche (Mystère) - 04:32 
8. Nick Cave & Warren Ellis - Des Affûts Elliptiques (La Panthère Des Neiges) - 03:08 
9. Jonny Greenwood - Licorice Pizza (Licorice Pizza) - 03:07 
10. Jonny Greenwood - New Currency (Spencer) - 02:34 
11. Jonny Greenwood - They Were Mine (The Power of the Dog) - 03:19 
12. Harry Gregson-Williams - Duel Preparations (The Last Duel) - 03:37
13. James Newton Howard - Running on Raindrops (Raya and the Last Dragon) - 02:11
14. Glåsbird - Ichnos (Return to Sea and Sardinia) - 04:40 
15. Nick Foster - A Woman with a Secret (Misha and the Wolves) - 04:10 
16. Emile Mosseri - Minari Suite (Minari) - 03:49 
17. Dan Romer - Meet Luca (Luca) - 04:09 
18. Steven Price - A Vision from the Past (Last Night In Soho) - 04:01 
19. Daniel Pemberton - The End of a Dream (Being the Ricardos) - 05:06 
20. Daniel Pemberton - Mosquito Bay (Welcome to Earth) - 04:32 
21. Daniel Pemberton - Practicing the Plan (The Rescue) - 05:57 
22. Pilotpriest - Try It (Flashback) - 04:24 
23. Jim Williams - End Credits (Titane) - 05:25 
24. Marc Canham - I Need Something (I Care a Lot) - 02:37 
25. Hans Zimmer - Visions of Chani (Dune) - 04:27 
26. Hans Zimmer & David Fleming - Sacrifice (The Unforgivable) - 02:06 
27. Hans Zimmer - Matera (No Time to Die) - 02:04 
28. Mark Isham - The Inflated Tear: Judy Has Questions (Judas and the Black Messiah) - 03:03 
29. Lorne Balfe - Trust the River (The Wheel of Time: Season 1, Vol. 1) - 02:42 
30. Ryuichi Sakamoto - Coda (Minamata) - 05:47 
31. Harry Gregson-Williams - Score Suite (House of Gucci) - 08:01

Samstag, 14. März 2020

Playlist #288 vom 15.03.2020 - NEUHEITEN 2020 (1)

In der ersten Neuheiten-Sendung des Jahres 2020 präsentiere ich euch neue Scores von Komponisten wie Craig Armstrong, Rob Simonsen, Christopher Wong, Armand Amar, Daniel Pemberton, John Powell, Harry Gregson-Williams, Ryuichi Sakamoto, Volker Bertelmann, Mark McKenzie und Nicklas Schmidt, dazu erweiterte Neuauflagen von James Newton Howards „Alive“, David Newmans „Hoffa“ und Danny Elfmans „Dolores Claiborne“ und „Darkman“, außerdem Musik aus den Fernsehserien „Star Trek: Picard“ und „Die purpurnen Flüsse“.

Nicklas Schmidt komponierte für das vierteilige dänische Fernseh-Drama „Finding Home“ einen folkloristisch angehauchten Orchester-Score, der die Geschichte der 15-jährigen Marie erzählt, die 1899 zusammen mit ihren zwei jüngeren Geschwistern in einem Waisenhaus lebt. Ihr Vater ist Seemann und seit drei Jahren nicht mehr zuhause gewesen. Jeder außer Marie glaubt, dass er tot ist, doch als Marie einen Hinweis darauf bekommt, dass ihr Vater tatsächlich lebt, nimmt sie Reißaus, schneidet sich die Haare und begibt sich als Junge verkleidet auf ein Frachtschiff, um ihren Vater zu suchen und die Familie wieder zu vereinen.
„Ich fand es besonders inspirierend, das maritime Thema der Geschichte von zwei Seiten zu illuminieren: Die eine Seite handelt von großen Wellen und der melancholischen Sehnsucht nach fernen Häfen, die von symphonischen Streichen untermalt wird; die andere Seite spricht die Sprache der Matrosen und einfachen Leute und wird durch ein Folk-Trio verkörpert. Diese Mischung verleiht dem Score einen ziemlich einzigartigen Charakter – und experimentiert dabei mit der Mixtur der beiden Genres in bedeutenden Momenten der Geschichte.“ 
Die Folk-Melodien wurden dabei von dänischen, norwegischen und irischen Liedern inspiriert, aber eigens für den Film komponiert und von dem Trio Dreamers‘ Circus interpretiert, während die orchestralen Elemente vom Brussels Philharmonic unter Leitung von Dirk Brossé eingespielt wurden. Die in Eutin geborene und im UCLA Film Scoring Program ausgebildete Anne-Kathrin Dern ist gleich mit zwei neuen Arbeiten zu hören. Dern, die nach verschiedenen Studiengängen in Deutschland, den Niederlanden und den USA zunächst vor allem in Teams an Video-Spielen arbeitete und später mit Komponisten wie Christopher Lennertz, Alan Menken, William Ross, Steve Jablonsky und vor allem Klaus Badelt kollaborierte, komponierte nicht nur die abwechslungsreiche Musik zum Familien-Abenteuer „Help, I Shrunk My Parents“, sondern auch zum Open Air Game „The Legend of the War Horse“ – zusammen mit Daniel James.
Die Geschichte eines mongolischen Soldaten, der sein Zuhause verlässt, um seine Familie im Kampf zu beschützen, wurde mit Hunderten von Pferden aufgeführt.
„Die Mongolei ist bekannt für ihre außergewöhnlichen Pferde und ihre historische Kavallerie. Um diese Geschichte einzufangen, haben wir eng mit mongolischen Folk-Musikern zusammengearbeitet, die eine Vielzahl von traditionellen Gesängen und Instrumente für uns aufnahmen“, erzählt die deutsche Komponistin. „Wir gingen dann nach London, um die Weltklasse-Musiker vom London Metropolitan Orchestra mit Jake Jackson in den AIR Studios aufzunehmen. Das Ergebnis vereint das Beste beider Welten – traditionelle Folk-Melodien aus der Mongolei kombiniert mit westlicher Orchester-Musik.“
Der vietnamesische Komponist Christopher Wong vertonte nach dem Coming-of-Age-Drama „Yellow Flowers on the Green Grass“, dem Superhelden-Movie „Loi Bao“ und dem dystopischen „The Immortal“ nun auch Victor Vus neuen Film „Mat Biec“. Der Film erzählt die einseitige Liebesgeschichte eines jungen Mannes, der noch immer das Leid für seine Liebe aus Kindertagen in sich trägt.
„Nachdem ich das Drehbuch gelesen hatte, wusste ich, dass es ein spezielles Projekt sein würde, weil es all die Dinge hatte, die ich in meinen Lieblings-Geschichten und -Filmen schätze - eine komplizierte Romanze voller Freude und Herzschmerz, Figuren, denen wir von ihrer Kindheit bis zum Erwachsenenalter folgen, und ein Gefühl von Nostalgie, mit denen wir uns an die fröhlichsten Momente unserer Vergangenheit erinnern. Da die Geschichte in den 60ern, 70ern und 80ern spielt, wollte ich dem Score zeitweise ein klassisches Feeling verleihen, mit dem gelegentlich auf die harmonische Sprache hingewiesen wird, die zur Zeit des Goldenen Zeitalters in Hollywood beheimatet gewesen wäre, um das Gefühlt der Nostalgie zu vermitteln. Die Verbreitung der klassischen Gitarre ist etwas, das wir sehr genossen haben, da die Hauptfigur Ngan ein altmodischer Songwriter ist, und dieser Sound wird zum Teil seiner Identität.“ 

Der 2018 verstorbene isländische Komponist Jóhann Jóhannsson hat seit 2001 eine Vielzahl von oft experimentellen Solo-Alben und Soundtracks veröffentlicht, mit denen er in den letzten Jahren vor seinem tragischen Tod auch in Hollywood bekannt geworden war. So erhielt er 2015 für seine Musik zu „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ den Golden Globe. Aber er träumte auch immer davon, seine eigenen Filme zu drehen. 2016 debütierte er mit dem auf Super 8 gedrehten Film „End of Summer“. Nun erschien bei Deutsche Grammophon das Konzeptalbum „Last and First Men“, das er zusammen mit Yair Elazar Glotman, aber auch Musikern wie der „Joker“-Komponistin und seiner langjährigen musikalischen Weggefährtin Hildur Guðnadóttir eingespielt hat.
Inspiriert hat ihn dabei das 2010 erschienene Kunstbuch „Spomenik“, das der niederländische Photograph Jan Kemenaers im Auftrag des jugoslawischen Staatsgründers und Diktators Marshal Tito kreierte. Das Buch enthielt Aufnahmen von zwischen den 1960er und 1980er Jahren entstandenen Kriegsdenkmälern.
„Tito konstruierte diesen artifiziellen Staat, ein utopisches Experiment, mit dem er die slawischen Nationen trotz ihrer religiösen Diversität vereinen wollte. Die Spomeniks waren als Symbole der Vereinheitlichung gedacht. Die Architekten konnten keine religiöse Ikonographie verwenden, also hielten sie sich an prähistorische, Maya- und sumerische Kunst. Deshalb sehen sie so außerirdisch aus“, recherchierte Jóhannsson, der sofort von der symbolischen Komplexität der Spomeniks fasziniert war und mit dem norwegischen Kameramann Sturla Brandth Grøvlen im Gepäck monatelang durch den Balkan reiste, um die Spomeniks auf 16mm-Schwarz-Weiß-Film festzuhalten. Doch Jóhannsson wollte nicht nur Musik zu dem Film beisteuern, sondern eine zusätzliche narrative Ebene hinzufügen. Als großer Bewunderer des britischen Autors und Philosophen Olaf Stapledon wählte Jóhannsson Stapledons 1930 erschienenes Debüt „Last and First Men“, mit dem er alternative Konzepte der Gesellschaft und Menschlichkeit vorstellte und dessen Text Jóhannsson von Tilda Swinton vortragen ließ. Da Jóhannsson vor der Fertigstellung des Projekts verstarb, nahm sich Yair Elazar Glotman der Vollendung der Musik an, die ihm und den Weggefährten des verstorbenen Komponisten die Möglichkeit gab, mit ihrem Verlust umzugehen. Daraus entstand mit „Last and First Men“ ein musikalisch vielschichtiges, fein instrumentiertes Konzeptalbum, das die prähistorischen Einflüsse ebenso wie Stapledons philosophischen Ideen harmonisch miteinander vereint.
In den letzten Jahren hatte der Österreicher Paul Haslinger wenig Zeit für Solo-Projekte. Seit er 1986 zu Tangerine Dream gestoßen war und in den folgenden fünf Jahren fünfzehn Alben aufgenommen und an Soundtracks wie „Miracle Mile“, „Near Dark“ und „Shy People“ mitgewirkt hatte, verfolgte er nach seinem Umzug nach Los Angeles ab 1992 seine Solo-Karriere und veröffentlichte die Alben „Future Primitive“ (1994), „World Without Rules“ (1996) und „Planetary Traveler“ (1997), bevor er 1998 als Programmierer und Arrangeur ins Team von Graeme Revell stieß, um an Soundtracks wie „Chinese Box“, „Verhandlungssache“, „Pitch Black“ und „Lara Croft: Tomb Raider“ mitzuwirken. Dabei kam Haslinger auf den Geschmack, seine Ambitionen der Musik zu bewegten Bildern zuzuwenden. Vor allem seine Arbeit an dem erfolgreichen „Underworld“-Franchise, Videospielen wie „Need For Speed: Undercover“ und „Rainbow Six: Vegas“ und den Fernsehserien „Sleeper Cell“ und „Halt And Catch Fire“ machten Haslinger zu einem vielbeschäftigten Mann. Nun hat er mit „Exit Ghost“ aber doch wieder ein sehr ruhiges, sanft fließendes Solo-Album veröffentlicht, das in den Jahren zwischen 2011 und 2019 entstanden ist und vor allem auf Piano-Aufnahmen aus dieser Zeit basiert.
„Diese Aufnahmen waren die Basis für alles, was darauf erbaut worden ist. Und für ein Album, das beabsichtigte, die Vergangenheit mit dem Versprechen einer unbekannten Zukunft auszusöhnen, erschien mir das Piano als ehrlichster und aufrichtigster Weg, mit dem die Dinge beginnen sollten“, erzählt Haslinger im Interview mit "Magnetic Magazine". „Mit diesem Instrument begann ich als Kind zu spielen, und es ist seitdem mein Lieblingsinstrument geblieben.“
Neben seinem Solo-Album „Exit Ghost“ sind auch die Soundtracks zu dem 2015 von Ubisoft entwickelten Videospielen „Tom Clancy’s Rainbow Six“ erschienen.
Frank Marshalls 1993 inszenierter Survival-Thriller „Alive“ ist vor allem als der Film bekannt geworden, in dem Menschen andere Menschen essen. Der Film beruht auf den Ereignissen, bei denen 1972 ein Flugzeug in den Anden abgestürzt ist, mit Rugby-Spielern aus Uruguay und ihren Familien an Bord. James Newton Howard, der zuvor schon so unterschiedliche Filme wie „Pretty Woman“, „Herr der Gezeiten“, „Flatliners“ und „Der Mann im Mond“ vertont hatte, stand vor einigen Herausforderungen bei der Komposition des Scores, der sowohl dramatische Elemente als auch Action-Sequenzen und letztlich eine religiöse Komponente abdecken sollte.
„Ich bin keine religiöse Person, aber als ich den letzten Teil des Films bearbeitete, als sie gerettet wurden, war ich so von Franks Film inspiriert, dass ich ehrlich gesagt, wenn ich an Gott glauben würde, aus einer göttlichen Inspiration heraus geschrieben habe. Ich war wirklich bewegt von der Art, wie er das ganze Ding inszeniert hat, was absolut schwierig war und leicht hätte schiefgehen können. Die ganze letzte Sequenz, die ganz wundervoll war, inspirierte die ganze, schweifende Melodie im finalen Höhepunkt. Das machte mich für ein paar Wochen zu einem sehr spirituellen Mann“, wird Howard in dem ausführlichen Booklet zur Intrada-Neuveröffentlichung von „Alive“ zitiert, das auf einer Doppel-CD das ursprüngliche Album sowie den kompletten Soundtrack mit alternativen und nicht im Film verwendeten Cues enthält.
Caldera Records hat mit „Flame in the Wind“ und „Sheffey“ zwei Scores des weithin unbekannten amerikanischen Komponisten Dwight Gustafson (1930-2014) auf einem Album veröffentlicht, wobei die 1971 und 1977 entstandenen Filme zwar ein religiöses Thema vereint, musikalisch aber ganz unterschiedlich gestaltet worden sind. Während „Flame in the Wind“ einem jungen Mann namens Carlos während der Spanischen Inquisition bei der Entscheidung folgt, ob er – angesichts des verbreiteten Schreckens - der Bibel folgen oder der religiösen Tradition verhaftet bleiben soll, und dabei von drei musikalischen Themen geprägt wird, thematisiert „Sheffey“ das Leben und Wirken von Robert Sheffey und der Geschichte der heidnischen Religion, weshalb Gustafson verschiedene Folk-Melodien in seinem Score aufgriff.
Abgerundet wird die Sendung von jeweils zwei neuen Arbeiten, die Armand Amar, Rob Simonsen und Volker Bertelmann vorgelegt haben, sowie ältere Scores von Laurence Rosenthal und Mike Moran.

Playlist:
1. Mark McKenzie - Hold On To Hope In The Dark Times (Dragonheart: Vengeance) - 03:21
2. Nicklas Schmidt - Seasons Changing (Finding Home) - 02:33
3. Rob Simonsen - Finding The Way Back (The Way Back) - 04:45
4. Rob Simonsen - Leo (Stargirl) - 05:02
5. Armand Amar - La vallée des loups (Marche avec les loups) - 05:20
6. Armand Amar - Proud To Be A Woman (Woman) - 03:05
7. Anne-Kathrin Dern - Young Love (Help, I Shrunk My Parents) - 03:00
8. Anne-Kathrin Dern & Daniel James - Home (The Legend of the War Horse) - 03:00
9. James Newton Howard - Finding The Tail (Alive) - 03:19
10. Danny Elfman - End Credits (Dolores Claiborne) - 05:15
11. Danny Elfman - Finale/End Credits (Darkman) - 03:48
12. Jeff Russo - Soji And Narek Waltz (Star Trek: Picard - Season 1, Chapter 1) - 04:42
13. Christopher Wong - The Train (Mat Biec) - 05:30
14. Paul Haslinger - Room 3 (Exit Ghost) - 03:28
15. Jóhann Jóhannsson & Yair Elazar Glotman - The Last Men (Last And First Men) - 03:19
16. Volker Bertelmann - All Skied Out (Downhill) - 02:42
17. Dustin O'Halloran & Volker Bertelmann - The Spirit of Christmas (A Christmas Carol) - 03:38
18. Craig Armstrong - Blue (The Burnt Orange Heresy) - 03:16
19. David Reyes - Recherche d'empreintes (Les Rivières pourpres - Saison 2) - 03:38
20. Max Sweiry - Light in the Dark (Black Site) - 03:06
21. Paul Haslinger - Modernity and Tradition (Rainbow Six: Siege - Year 1) - 02:45
22. Joris Hermy - Private Jet (Gina & Chantal) - 03:00
23. John Powell - We Carry Love (The Call of the Wild) - 03:02
24. Dwight Gustafson - Farewell to Gideon (Sheffey) - 03:57
25. Laurence Rosenthal - Prison (The Power and the Glory) - 03:53
26. Mike Moran - Entrance Into Mycenae (Time Bandits) - 02:57
27. Benjamin Wallfisch - He's Gone (The Invisible Man) - 03:37
28. Daniel Pemberton - Work Together (Birds of Prey: And the Fantabulous Emancipation of One Harley Quinn) - 02:05
29. Harry Gregson-Williams & Stephanie Economou - Stop the Presses (Manhunt: Deadly Games) - 02:58
30. Ryuichi Sakamoto - Dance [Ambient Version] (The Staggering Girl) - 03:06 
31. David Newman - Hoffa End Credits (Hoffa) - 08:06

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