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Dienstag, 13. Juli 2021

Playlist #323 vom 18.07.2021 - NEUHEITEN 2021 (5)

In den vergangenen Wochen sind so viele neue Soundtracks erschienen, dass eine Sendung nicht ausreicht, um sie auf angemessene Weise vorzustellen, weshalb sich nach der letzten Ausgabe der Soundtrack Adventures mit neuen Filmmusiken und Artverwandtem gleich die nächste ins Spiel einbringt. Heute gibt es von prominenten Komponisten wie Brian Tyler, George Fenton und Lorne Balfe sogar je zwei neue Arbeiten zu hören, dazu gesellen sich eine Vielzahl von neuen Namen und Musiken aus Dramen, Thrillern, Netflix-Serien, Animationsfilmen und Dokumentationen. 
Eröffnet wir die Sendung von dem israelischen Komponisten Frank Ilfman, der zunächst Posaune und Klavier am Jaffa Conversatorium of Music studierte, im Alter von dreizehn Jahren zur Tel Aviv Dixieland Band stieß und zur Filmmusik stieß, als er die Bavaria Studios besuchte, wo er Klaus Doldinger kennenlernte, der gerade die Musik zu „Die unendliche Geschichte“ aufnahm. 
Mittlerweile hat Ilfman die Musik zu über 100 Fernsehserien, Kurzfilmen und Kinoproduktionen beigesteuert. Für Yuval Adlers Spionage-Thriller „The Operative“ mit Diane Kruger und Martin Freeman in den Hauptrollen komponierte er eine einfühlsam-melodische und dramatische Musik. 
„Yuval ist ein großer Fan thematischer Musik, aber nicht im konventionellen Sinne einer geradlinigen Melodie, sondern eher als Sound-Cluster und Texturen, die in verschiedenen Teilen des Films wiederholt und mit einigen der Charaktere assoziiert werden können“, meint Ilfman. „Ich fand, es war die perfekte Möglichkeit, um einige alte Synthesizer zu verwenden, die nicht immer gestimmt sind und dem großen und schweren, tiefen Orchester fast eine lebendige, fließende Textur verleihen können. Wir haben ein 80-köpfiges Orchester mit einer großen Streichergruppe mit zusätzlichen Celli und Bässen verwendet, die in den Teldex Studios in Berlin aufgenommen wurden, um diese zusätzlichen Tiefentexturen zu kreieren, die dem Thriller das Gefühl der Gefahr vermitteln. Für Rachel wollte ich etwas, das immer noch ein Gefühl von tief beunruhigender Emotion vermitteln kann, und hielt eine Solo-Harfe für das perfekte Instrument, da sie schön und sanft klingen kann, aber bei Bedarf auch unruhig.“ 
Uberto Pasolinis berührendes Drama „Nowhere Special“ erzählt die Geschichte des 35-jährigen Fensterreinigers John, der nicht nur alleinerziehend ist, seit die Mutter seines Sohnes kurz nach der Geburt gegangen war, sondern eine neue Familie für seinen dreijährigen Sohn finden muss, als er die Diagnose erhält, nur noch wenige Monate leben zu dürfen. „Es war sehr wichtig, den richtigen Sound und Ton für den Film zu finden“, erklärt Komponist Andrew Simon McAllister. „Der Film selbst weist eine so delikate und emotionale Story auf, dass es wichtig war, es mit der emotionalen Musik nicht zu übertreiben. John ist ein einfacher Charakter, und die richtige Instrumentation für John und seinen Sohn zu finden war der Schlüssel. Ich fand, dass Piano und Streicher zu viel seien, dass die Gitarre wirklich mit ihnen kommunizierte. Ich habe Vater- und Sohn-Themen entwickelt, die miteinander verflochten werden können, während sich ihre Beziehung im Laufe des Films entwickelt und im letzten Track ,Final Journey‘ gipfelt, als John endlich eine Entscheidung trifft, wen er für Micheal ausgewählt hat.“
Ähnlich einfühlsam ist auch der Score von Jeff Russo und Zoë Keating zur HBO-Produktion von „Oslo“ ausgefallen, der Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von J.T. Rogers mit Ruth Wilson und Andrew Scott in den Hauptrollen eines norwegischen Ehepaars, das am Rande der Verhandlungen zum Friedensabkommen von Oslo, das den Nahostkonflikt zwischen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und Israel lösen soll, mit einer engagierten Gruppe von Israelis und Palästinensern dafür sorgt, dass das Abkommen überhaupt zustande kommt. 
Taylor Sheridan hat nicht nur in Fernsehserien wie „Veronica Mars“, „Sons of Anarchy“ und „Yellowstone“ als Schauspieler mitgewirkt, sondern ist vor allem durch seine Drehbücher zu den beiden „Sicario“-Filmen sowie „Hell or High Water“ bekannt geworden. Gelegentlich tritt der US-Amerikaner auch als Regisseur in Erscheinung. In dem Action-Drama „Those Who Wish Me Dead“, für das er zusammen mit dem Autor der Romanvorlage, Michael Koryta, das Drehbuch verfasst hat und bei dem er darüber hinaus die Regie führte, schickt er Angelina Jolie als Survival-Expertin und Feuerwehrfrau in die Einsamkeit der Berge, wo sie die Katastrophe einer Mission in Montana zu verarbeiten versucht, bei der drei Menschen ums Leben gekommen sind. Dabei begegnet sie einem Jungen, der Zeuge eines Mordes gewesen ist und nun von einem Verbrecher-Duo gejagt wird. 
Brian Tyler schuf dazu ebenso eine dramatische, vollorchestrale Musik wie zum bereits 9. Teil der erfolgreichen „Fast and Furious“-Reihe. 
Keltisch gefärbte Klänge gibt es von Timothy Williams zum romantischen Drama „Finding You“ zu hören, wobei er sich für die Vertonung der Romanze zwischen einer vielversprechenden Violinistin und einem jungen Filmstar die Unterstützung von Kieran Kiely holte, der durch seine Zusammenarbeit mit Sinéad O’Connor, Stevie Nicks und David A. Stewart bekannt geworden ist. 
„Wir fanden in Zoë Conway die perfekte Violinistin, um sowohl das virtuose klassische Material zu spielen als auch das witzige und rhythmische irische Zeugs. Abgerundet wird die irische ,Band‘ durch den legendären John McSherry, Steve Coogan, Paul Cartwright und Ash Soan“, erzählt Williams. „Während die irischen Farben den Film durchdringen, wollten wir dennoch eine dramatische Partitur schaffen, die Finleys Reise des Wachstums, der Freundschaft und der Entdeckung abdeckt, mit Streichern, Klavier, Elektronik und einer Flut von Schlaginstrumenten, darunter mehrere keltische Harfen, Autoharfe, Mandoline und eine irische Bouzouki. Der Score wird von der Bodhran angetrieben und darüber sitzen die Pfeifen und Uilleann Pipes, gespielt von John McSherry. Es hat so viel Spaß gemacht, diese mitreißende abenteuerliche Partitur zu erstellen.“ 
Für Victor Vus übernatürlichen Horror-Film „The Guardian“ stand sein langjähriger Komponist Christopher Wong vor der Herausforderung, eine musikalische Welt zu finden, die eine Verbindung zwischen den übernatürlichen Themen und vietnamesischem Electro-Pop herstellt. 
„Der Score, den wir für ,The Guardian‘ komponierten, ist anders als alle Scores, die wir zuvor mit dem Regisseur realisiert hatten. Statt unserer normalen Tendenz zu orchestraler Musik besteht dieser Score zu großen Teilen aus elektronischer Musik und Sound Design, und es hat Spaß gemacht, etwas auszuprobieren, was wir vorher nicht gemacht haben. Ebenso ungewöhnlich war die Notwendigkeit, eine gehörige Portion EDM und Pop-Musik zu kreieren, da es in der Geschichte um einen College-Studenten geht, der ein Pop-Star wird.“ 
Jordi Garcia Rodriguez beleuchtet in seinem Dokumentarfilm „Non-Citizens“ das Schicksal zentralafrikanischer Immigranten, die in den Auffanglagern unter schrecklichen Umständen um ihr Leben kämpfen. Der Film kontrastiert die Nöte der Menschen in Afrika mit den abstrakten, philosophischen Sorgen einer europäischen Frau in Berlin. 
„Da ich selbst Immigrant bin, war ich von dem Plot des Films wirklich fasziniert“, berichtet der seit 2001 in Hamburg lebende Komponist Leon Gurvitch. „Vor zwanzig Jahren kam ich als Immigrant nach Deutschland und ließ meine Vergangenheit in Weißrussland zurück, so dass ich Erfahrungen aus erster Hand darüber besitze, wie man sich als Fremder fühlt und von Grund auf ein neues Leben aufbaut. Mein Modus operandi besteht in dem Komponieren auf Papier, also begann ich zu improvisieren und mit Sound-Fusion-Effekten zu experimentieren, um das Drama auszudrücken, das das Leben der Flüchtlinge begleitet. Ich wollte afrikanische Percussions verwenden und sie mit moderner klassischer Musik verbinden.“ 
Der erfolgreiche britische Komponist George Fenton („Planet Erde“, „Gandhi“, „Zeit der Wölfe“, „König der Fischer“) vertonte mit „The United Way“ die Erfolgsgeschichte des englischen Top-Fußball-Clubs Manchester City sowie mit „The Secret – Das Geheimnis“ eine Spielfilm-Adaption des Selbsthilfe-Bestsellers „The Secret“ von Rhonda Byrne mit Katie Holmes und Josh Lucas in den Hauptrollen, wofür Fenton sehr lyrische Klänge fand. 
Nach über zwanzig Kurzfilmen in den letzten fünf Jahren präsentiert der französische Komponist Raphaël Dargent aks PHAR mit „L’instant présent“ seinen ersten Spielfilm-Score. Der Film von Drehbuchautor, Regisseur und Schauspiler Florian Hessique erzählt die Geschichte eines Mannes, der nach einem Sturz vom Pferd für zehn Jahre im Koma lag und nun ohne Erinnerungen an sein früheres Leben in seine an sich vertraute Umgebung zurückkehrt. 
„Was wäre, wenn ich ein Orchester hätte, um Musik für ein Karussell zu schreiben? Wie würde das klingen? Das war das grundlegende Konzept hinter dem Score für ,L’instant présent‘“, erklärt PHAR. „Die Idee kam ganz natürlich auf, da das Reiten ein Hauptthema des Films darstellt. Darüber hinaus passte das Komponieren von Musik, die die Idee eines unendlichen Kreises vermittelt, hervorragend zur Erzählstruktur. Ich wählte ein Orchester mit sehr wenig Blechbläsern und arrangierte die Musik so, dass sie an die Kindheit erinnert, mit subtilen und unbeschwerten Texturen. Es war der beste Weg, die Naivität und Nostalgie, die der Regisseur suchte, zu erfassen.“ 
Nach neun Filmen hat sich das erfolgreiche Horror-Franchise „Saw“ so ziemlich ausgelutscht, doch nun kommt mit „Spiral“ ein Spin-Off in die Lichtspieltheater, bei dem Darren Lynn Bousman, Regisseur der Sequels Nummer 2, 3 und 4, auf den Regiestuhl zurückkehrt und dabei natürlich Komponist Charlie Clouser für die vertraute musikalische Atmosphäre sorgen lässt, wobei die vertrauten Amanda- und Zepp-Themen erst im letzten Drittel des Films ausgespielt werden. 
Mit „Sasquatch“ folgt Regisseur Joshua Rofé dem investigativen Journalisten David Holthouse, der einen fünfundzwanzig Jahre alten Dreifachmord an drei Cannabis-Züchtern in den Wäldern von Mendocino County aufzuklären versucht, wofür angeblich eine mythische Kreatur verantwortlich gewesen sein soll. 
„In seinem Kern geht es in ,Sasquatch‘ um das Unbekannte und wie die der Menschheit angeborene Angst vor dem, was gerade um die Ecke lauern könnte, zu größeren Tropen in unserer Gesellschaft beiträgt“, erklärt der Komponist H. Scott Salinas. „Das Ziel der Filmmusik war es, den Zuschauer an diesen unbequemen Ort zu führen, an dem man sich tief im Wald befindet und es bald dunkel wird und man plötzlich nicht mehr dort sein möchte. Jeder Sound in der Partitur wurde sorgfältig kuratiert, um eine beunruhigende Qualität zu haben - Percussion aus Blättern, die unter den Füßen zerquetscht werden, eine entfernte und verzerrte Orgel, verlangsamte und trällernde Streicher und über Gitarrenverstärker spielende Klaviere.“ 
Playlist: 
1. Frank Ilfman - Rachel's Theme (The Operative) - 05:00 
2. Andrew Simon McAllister - Father Son (Nowhere Special) - 02:16 
3. Jeff Russo & Zoë Keating - What Will Become of Us (Oslo) - 06:20 
4. Brian Tyler - The Love of a Father (Those Who Wish Me Dead) - 02:07 
5. Brian Tyler - Transitions (F9) - 02:42 
6. Hanan Townshend - Opening Titles (Blue Miracle) - 02:03 
7. Timothy Williams & Kieran Kiely - Sweeny's Story (Finding You) - 03:50 
8. Ólafur Arnalds - Saudade (When We Are Born) - 02:30 
9. Lorne Balfe - Fireflies (Black Widow) - 03:13 
10. Lorne Balfe - Homecoming (The Tomorrow War) - 02:17 
11. Christopher Wong - Remembrances (The Guardian) - 02:42 
12. Leon Gurvitch - Waves (Non-Citizens) - 04:16 
13. Robin Schlochtermeier - The Plan (A Space In Time) - 04:25 
14. George Fenton - The United Way Credits (The United Way) - 03:32 
15. George Fenton - Finding the Letter (The Secret Dare to Dream) - 03:43 
16. Debbie Wiseman - William I (The Music of Kings & Queens) - 03:55 
17. Varqa Buehrer - Let Me God (Better Days) - 03:44 
18. PHAR - L'Instant présent (L'Instant présent) - 04:27 
19. Antonio Pinto - No One Gets Hurt (The Mosquito Coast - Season 1) - 03:55 
20. Pascal Gaigne - Créditos finales (Ilargi Guztiak) - 04:07 
21. Gábor Keresztes - Be (Preparations to Be Together for an Unknown Period of Time) - 03:13 
22. Jeff Grace - Colorado (Sweet Tooth - Season 1) - 03:43 
23. Charlie Clouser - Be Partners (Spiral) - 05:39 
24. David Holmes - Safe Travels, Mrs. Capelli (No Sudden Move) - 03:43 
25. Martin Phipps - Jenny (SOLOS) - 03:47 
26. Marco Beltrami & Marcus Trumpp - Main Titles (Fear Street Part One: 1994) - 02:08 
27. Mark Kilian - The Office (President in Waiting) - 04:32 
28. H. Scott Salinas - Mendo (Sasquatch) - 05:05 
29. Dan Romer - I Wish I Could Take It Back (Luca) - 04:01 
30. Navid Hejazi - Inicio (La Piel Del Volcan) - 09:43

Donnerstag, 1. Juli 2021

Playlist #322 vom 04.07.2021 - NEUHEITEN 2021 (4)

Mit der vierten Neuheiten-Sendung in diesem Jahr geben sich renommierte Filmmusik-Veteranen wie Harry Gregson-Williams, Mark Isham und Zbigniew Preisner ein munteres Stelldichein mit einer ganz jungen Generation von Komponisten, von denen sicher einige in Zukunft öfter aufhorchen lassen werden. Neben Musik aus Amazon- und Netflix-Film- und -Serien-Produktionen kommen natürlich auch neue Filme und einige Non-Film-Werke ins Spiel, darunter auch die deutschen Beiträge von Marcel Barsotti mit einer orchestrierten Version der „Sommermärchen“-Melodie aus Sönke Wortmanns Dokumentarfilm „Deutschland. Ein Sommermärchen“ sowie Volker Bertelmann, der neben der Musik zum Netflix-Science-Fiction-Film „Stowaway“ auch Bjarne Mädels Krimi-Drama „Sörensen hat Angst“ vertonte. 
Der US-amerikanische Songwriter und Komponist Brett Detar hat bereits eine Karriere als Gitarrist in der Metal-Band Zao hinter sich, bevor er sein eigenes Post-Punk-Power-Pop-Ensemble The Juliana Theory ins Leben rief und sich nach dessen Auflösung seiner Solo-Karriere widmete. Nach seinem Solo-Album „Bird In The Tangle“ startete er auch als Filmkomponist durch, wurde durch seine Zusammenarbeit mit Regisseur William Brent Bell bekannt. 
Nach „The Devil Inside“ (2012), „Wer“ (2013) und „Brahms: The Boy II“ (2020) präsentiert Detar mit „Separation“ seine vierte Zusammenarbeit mit dem Horror-Regisseur. Der Film handelt von einem achtjährigen Mädchen, das nach dem Tod seiner Mutter mit dem Großvater und der Babysitterin im Haus versucht, wieder ein normales Leben zu führen. Allerdings entwickeln die Puppen des Mädchens ein unheimliches Eigenleben. 
„Obwohl ,Separation‘ im Gewand eines Gruselfilm daherkommt, ist es eigentlich ein Familienfilm“, betont der Komponist Brett Detar. „Im Kern ist es die Geschichte einer Tochter, einer Mutter und eines Vaters. Da sich alles um diese drei Menschen dreht, habe ich mich entschieden, das musikalische Hauptthema nur aus drei Tönen zu kreieren. Was auch immer sonst noch mit den Musik- und Sounddesign-Elementen der Partitur passiert, sie kehrt immer zu denselben drei einfachen Tönen zurück, um an die Verbindung zwischen den drei Familienmitgliedern zu erinnern. Manchmal erscheinen diese Töne als Klavier, während ich zu anderen Zeiten Streicher oder Holzbläser verwendet habe. Vielleicht erscheint es jedoch am häufigsten als menschliche Stimmen. Die Geheimwaffe in dieser Partitur ist eigentlich meine Stimme. Es gibt einige Momente, in denen ich sie als traditionelle Stimme verwende, aber viel häufiger wurde sie so bearbeitet und manipuliert, dass sie fast nicht als Mensch erkennbar ist, nicht unähnlich der Puppe auf dem Bildschirm.“ 
Passend zur diesjährigen Fußball-EM ist eine Musik wieder populär geworden, die der populäre Filmkomponist Marcel Barsotti („Die Päpstin“, „Der Bibelcode“) 2006 für Sönke Wortmanns Dokumentarfilm „Deutschland. Ein Sommermärchen“ kreiert hatte. Damals begeisterte nicht nur die deutsche Mannschaft von Trainer Jürgen Klinsmann die Fußballnation im eigenen Land (auch wenn im Halbfinale gegen Italien der große Traum vom Titel ausgeträumt war), sondern auch Barsottis Soundtrack, der sich für sechs Wochen in den deutschen Top 100 hielt und über 30.000 mal verkaufte. Für die diesjährige EM überarbeitete Barsotti das Hauptthema seines Soundtracks. 
„Da ich allen voran mit meinen orchestralen Werken eher bekannt bin, kam ich auf die Idee, vom Hauptthema aus dem Soundtrack eine sinfonische Version zu schreiben. Und es kam auch die Idee dazu, die gesamte Filmmusik aus dem Film zu veröffentlichen. Damals war das nicht möglich“, erklärt der in Starnberg lebende Komponist. „Die Herausforderung für die Sommermärchen Sinfonie war durch den Start der Fußball EM 2021 gegeben: ich wollte eine sinfonische Sporthymne schreiben, ähnlich olympischen Fanfaren. Sommermärchen Sinfonie sollte episch, emotional und energetisch sein, orchestral treibend, sportlich positiv und nach vorne schauend. Nachdem ich ein paar erfolglose Versuche mit der Popversion machte, kam dann der Entschluss zum sinfonischen Werk. Dass auf Spotify mittlerweile über 60.000 Streams in nur 2 Wochen erfolgt sind, bestätigt die orchestrale Version. Ich freue mich sehr darüber und bin gespannt, wie es mit dem Märchen so weitergeht.“ 
Der polnische Komponist Zbigniew Preisner hat nach „The Queen of Spain“ (2016) mit „Forgotten We’ll Be“ auch den nachfolgenden Film des spanischen Regisseurs Fernando Trueba vertont. Trueba ließ sich für seinen neuen Film durch die Memoiren von Héctor Abad Faciolince, „Oblivion: A Memoir“, inspirieren, der darin das Leben seines Vaters, des kolumbianischen Wissenschaftlers und Aktivisten Hector Abad Góme, beschreibt, wobei sich der Film auf die 70er und 80er Jahre fokussiert. Ähnlich wie Preisners Arbeiten zu „Valley of Shadows“ und „Lost and Love“ ist auch die Musik zu „Forgotten We’ll Be“ aus der Perspektive eines Kindes entstanden. Dabei hat Preisner fragile Themen für Orchester und Solo-Instrumente, insbesondere für die Harfe komponiert. 
Im Rahmen seiner Discovery Collection Serie hat das skandinavische Label MovieScore Media mit „Space Truckers“ den Score des britischen Komponisten Colin Towns zu dem 1995 entstandenen Science-Fiction-Film von Stuart Gordon (1947-2020) veröffentlicht. 
„Als ich den Score mit Stuart Gordon besprach, war klar, dass er dafür einen großorchestralen Score und Sound Design wollte“, erinnert sich Towns. „Er sagte damals, dass noch niemand ein Comedy-Space-Movie gemacht habe, aber dieser Film ist voller Spaß und Country & Western Musik sickert aus allen Ecken und Enden. In der Liebesszene mit Charles Dance spielt der großartige Phil Todd das Saxophon. Ich wollte schon immer einen Weltraumfilm machen, Stuart Gordon hat mir diesen Wunsch erfüllt.“ 
Der amerikanische Pianist und Komponist Dustin O’Halloran hat mit „Silfur“ zwar ein neues Album veröffentlicht, doch die Grundlage sind Songs, die der gefeierte Filmkomponist („Transparent“, „Lion“) bereits früher fürs Solo-Piano geschrieben und nun mit teilweise neuen gefühlvollen Streicher-Arrangements versehen hat. Die Aufnahmen dazu sind an besonderen Orten in Island entstanden, mit denen er sich eng verbunden fühlt, beispielsweise in der alten hölzernen Fríkirkjan-Kirche in Reykjavík. Hier spielte er einst sein erstes isländisches Konzert zusammen mit Jóhann Jóhannsson und Hauschka, als er das Land zum ersten Mal besuchte. 
Der Albumtitel bezieht sich übrigens auf den in Island beheimateten Silfurberg Kristall gewählt – übersetzt Silberfels. Dessen einzigartige Eigenschaft es ist, Licht zweifach zu brechen – Objekte erscheinen gedoppelt. „Er macht mit dem Licht genau das, was ich bei der Zeit empfinde. Es spaltet sie in zwei Teile, aber im selben Moment: Gegenwart und Vergangenheit“, erklärt O’Halloran dazu. 
Sein deutscher Kollege Volker Bertelmann, mit dem O’Halloran die Musik zu „Lion – Der lange Weg nach Hause“ und „The Old Guard“ komponiert hat, ist mit gleich zwei neuen Soundtracks vertreten. Neben dem Netflix-Science-Fiction-Drama „Stowaway“ vertonte Bertelmann auch die deutsche Krimi-Produktion „Sörensen hat Angst“ von und mit Bjarne Mädel
Der gefeierte italienische Pianist und Komponist Ludovico Einaudi, dessen Musik zuletzt auch in den beiden Oscar-prämierten Filmen „Nomadland“ und „The Father“ zu hören gewesen ist, vereint auf dem Doppel-Album „Cinema“ Musik nicht nur aus diesen beiden Filmen, sondern auch Stücke, die Einaudi für Filme wie „This Is England“, „The Intouchables“, „I’m Still Here“, „Samba“, „Insidious“, „Fuori Dal Mondo“ und „Sotto falso nome“ beigesteuert hat. Zu den beiden bisher unveröffentlichten Titeln zählt der Titeltrack zum Drama „The Water Diviner“ mit Russell Crowe in der Hauptrolle. 
Ähnlich wie John Carpenter, Mike Figgis oder Stephen Warbeck („The Man in the Hat“) schlüpft auch Stephen Edwards bei „Syndrome K“ in die Doppelrolle des Regisseurs und Komponisten. In seiner Dokumentation erzählt Edwards die Geschichte von drei römischen katholischen Ärzten, die eine hochansteckende, aber absolut fiktive Krankheit erfunden haben, um während des Holocaust Juden in Krankenhäusern vor dem Zugriff der Nazis zu schützen. 
„Da der Film während des 2. Weltkriegs spielt, war ich von der Idee inspiriert, den Score durch ein ,Welt-Orchester‘ einspielen zu lassen“, erzählt Edwards von seiner einzigartigen Vision, seinen eigenen Film zu vertonen. „Wir waren in der Lage, Stücke in Los Angeles, London, Moskau, Prag, Belgrad und Rom aufzunehmen. Thematisch habe ich mich bei Haydns ,Gott erhalte Franz den Kaiser‘ bedient, was die deutsche Nationalhymne wurde, und es in Moll umgeschrieben, um die Nazis und SS-Truppen darzustellen. Es ist auch subtil in die Partitur eingewebt, um unsere Schurken darzustellen. Ich hatte das Glück, die Sängerin/Komponistin Lisbeth Scott bei der Partitur spielen zu lassen, und ihre Stimme ist entscheidend für das ,Rettungsthema‘, das in späteren Cues zu hören ist. Mein Ziel war es, Hoffnung über Verzweiflung, Liebe und Akzeptanz über Hass und das Beste der Menschheit, einander in einer der dunkelsten Perioden der Menschheitsgeschichte zu helfen, musikalisch widerzuspiegeln.“ 
Inon Shampanier hat mit „Paper Spiders“ eine Dramedy inszeniert, in der die komisch-exzentrische Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Dawn (Lily Taylor) und Melanie (Stefania LaVie Owen) durch den Tod von Melanies Vater noch gefestigter wird. Allerdings fühlt sich Dawn nun durch ihren Nachbarn belästigt, doch findet die Polizei keine Beweise für kriminelle Handlungen, weshalb Melanie an der Glaubwürdigkeit ihrer Mutter zu zweifeln beginnt. Komponistin Ariel Blumenthal hat ein kleines Ensemble verwendet, um eine breite Palette an Emotionen musikalisch abzudecken. „Um die zerfallende Mutter-Tochter-Beziehung im Kern von ,Paper Spiders‘ widerzuspiegeln, fühlte ich mich berufen, ein musikalisches Thema zu komponieren, das sich von einem liebevollen und warmen Anfang zu einer eminenten Feindseligkeit und Tragik wandeln kann“, erklärt die in israelisch-stämmige Komponistin. „Drei rohe und exponierte Saiteninstrumente spiegeln ähnlich rohe Emotionen wider. Um die erdrückende Entfremdung durch psychische Erkrankungen hervorzuheben, haben wir Sounddesign-Elemente hinzugefügt, die kreischen - und doch fast geräuschlos sind.“ 
Mit „Van Helsing“ veröffentlicht MovieScore Media einen Querschnitt aus der Musik, die Rich Walters („Olympus“) zu allen fünf Staffeln der Fantasy-Horror-Serie komponiert hat, in der Vanessa Helsing als entfernte Verwandte des Vampirjägers Abraham Van Helsing feststellen muss, dass Vampire die Macht über die Welt errungen haben. 
,Van Helsing‘ umfasste 65 Episoden, was mir die musikalische Möglichkeit eröffnet hat, viele traditionelle und zeitgenössische musikalische Grundlagen zu erkunden“, blickt Walters auf die Arbeit an der Serie zurück. 
„Von den ruhigen Anfängen im abgelegenen Krankenhaus bis hin zu einer Zeitreise nach Transylvanien hat sich die musikalische Palette an den umfangreichen Charakter- und Schauplatz-Geschichten entlang entwickelt. Im Mittelpunkt steht die Reise durch das Böse und das Gute. Die Musik spiegelt sich in all diesen Situationen wider, von sehr einfachen, ruhigen und heiklen emotionalen Szenen von Verlust, Liebe und Erfolgen bis hin zu massiven Kampfsequenzen zwischen Menschen, Vampiren und außerweltlichen Wesen, wo in einem Moment ein Solo-Cello die ganze Geschichte erzählen könnte, die erforderlich ist, um abrupt die Gänge zu wechseln, wenn Blechbläser, Streicher und perkussive Instrumentierung gefordert waren, um die Grundlagen für den Krieg zu festigen.“ 
Der niederländische Pianist und Komponist Pieter de Graaf präsentiert mit seinem neuen Album „Equinox“ sein musikalisches Verständnis der titelgebenden Tagundnachtgleiche, nämlich eine ausgewogene Balance und Harmonie zwischen den Elementen, zwischen romantischer Klaviermusik und subtiler Elektronik. 
„Es ist repräsentativ dafür, wie ich heute Musik mache“, sagt der gefeierte niederländische Pianist und jüngste Gewinner des Edison Classical Award, der mit der Musik auf seinem neuen Album auch einen Wandel und Aufbruch zu etwas Neuem thematisiert. 
Abgerundet wird die Sendung durch jeweils zwei neue Scores des polnischen Komponisten Antoni Komasa-Lazarkiewicz („Charlatan“, „The Affair“) und seines französischen Kollegen Erwann Kermorvant („Your Honor“, „Luther“), Rupert Gregson-Williams‘ Musik zu Paul Weitz‘ Dramedy „Fatherhood“, Mark Ishams einfühlsamer Musik zur im viktorianischen London spielenden Drama-Serie „The Nevers“ und Tom Holkenborgs pulsierendem Score zur Neuverfilmung des Horror-Klassikers „Army of the Dead“
Playlist: 
1. Brett Detar - Jenny's Theme (Separation) - 03:00 
2. Marcel Barsotti - Sommermärchen Sinfonie (Deutschland. Ein Sommermärchen) - 03:12 
3. Zbigniew Preisner - Letter to the Father (Forgotten We'll Be) - 04:00
4. Hiroyuki Sawano - STRE0INGS (Promare) - 02:27 
5. Colin Towns - Martian Moons (Space Truckers) - 01:59 
6. Nicholas Britell - A Spirited Nature (The Underground Railroad Volume 1) - 03:05 
7. Dustin O'Halloran - Opus 56 (Silfur) - 04:20 
8. Volker Bertelmann - Can I Take His Place? (Stowaway) - 02:43 
9. Volker Bertelmann - Sörensen Zwei (Sörensen hat Angst) - 03:21 
10. Ludovico Einaudi - The Water Diviner (Cinema) - 06:45 
11. Stephen Edwards - Doctor Smock (Syndrome K) - 03:38 
12. Ariel Blumenthal - I Can't Fix You (Paper Spiders) - 02:59 
13. Hugar - Nú vil ég enn í nafni (Folk Songs) - 04:49 
14. Rich Walters - You Are the Light (Van Helsing) - 03:05 
15. Pieter de Graaf - Event Horizon (Equinox) - 04:00 
16. Philip Klein - A Tale As Old As Time - Suite II (Wish Dragon) - 04:11 
17. Kevin Penkin - The Capsule Under the Tree (Eden) - 02:19 
18. Harry Gregson-Williams - Meet at the Beginning (Infinite) - 03:40 
19. Isabella Summers & Brian H. Kim - Graybill Legend Murders (Panic) - 02:14 
20. Neil Athale - Nighttime Interrogations (Twist) - 03:54 
21. Antoni Komasa-Lazarkiewicz & Mary Komasa - In the Forest (The Charlatan) - 03:51 
22. Antoni Komasa-Lazarkiewicz - The Glass House (The Affair) - 02:52 
23. Mark Sayfritz - The Islanders (Death of Me) - 03:52 
24. Matthew James - Fall That Same Year (The Djinn) - 02:38 
25. Erwann Kermorvant - Remember Mum (Your Honor) - 02:36 
26. Nicolas Repetto - Imposter Syndrome (The Sound of Identity) - 03:46 
27. Stephanie Economou - Marocco (Jupiter's Legacy) - 05:46 
28. Rupert Gregson-Williams - Matt Misses Maddy (Fatherhood) - 03:58 
29. Tom Holkenborg - Scott and Kate Part 1 (Army of the Dead) - 05:25 
30. Mark Isham - We Have Time (The Nevers - Season 1) - 02:08 
31. Erwann Kermorvant - Single Bullet (Luther) - 07:36

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