Viola Davis gehört zu den wenigen Künstlerinnen, die alle
wichtigen Darstellerpreise in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie
erhalten haben – einen Emmy, einen Grammy, einen Oscar und zwei Tony Awards
– und nach wie vor zu den vielseitigsten Darstellerinnen in Hollywood zählt. So
ist sie in Dramaserien wie „How to Get Away with Murder“ ebenso zuhause
wie in Dramen mit typisch afroamerikanischer Thematik wie „The Help“ und
„Fences“ oder aktuell im Action-Thriller „G20“.

Viola Davis wurde am 11. August 1965 in Saint
Matthews, South Carolina, auf der Farm ihrer Großmutter geboren, wuchs aber mit
ihrer Schwester in Central Falls, Rhode Island, in ärmlichen Verhältnissen auf.
Ihr Vater arbeitete als Pferdepfleger sowie Trainer. Er war alkoholabhängig und
galt als gewalttätig. Ihre Mutter war als Fabrikarbeiterin angestellt und
engagierte sich als Aktivistin in der Bürgerrechtsbewegung. An der High School
in Central Falls entdeckte Davis ihre Liebe für die Schauspielerei. 1988
schloss sie das Rhode Island College im Fach Theaterkunst ab, dem sich ein
vierjähriges Schauspielstudium an der renommierten Juilliard School anschloss.
1992 startete Davis ihre professionelle
Bühnenkarriere in der Off-Broadway-Produktion von Shakespeares Komödie „As
You Like It“ an der Seite von Elizabeth McGovern am Delacorte
Theatre.
Davis debütierte 1996 in der Nebenrolle der Vera in
dem August-Wilson-Stück „Seven Guitars“ am New Yorker Broadway,
für das sie sogleich für den wichtigsten Theaterpreis Tony nominiert wurde und
einen Theatre World Award gewann.
Der afroamerikanische zweifache Pulitzer-Preisträger, der in
seinen Stücken ganz normale Schwarze in den Mittelpunkt rückte, tauchte in
ihrem Lehrplan nicht auf. „Bei ‚August‘ musste ich mich nicht verstecken“, erzählt
Davis im Interview mit
"Harper's Bazaar". „Es war so vertraut, dass es
mich umhaute. Ich sah meinen Vater, meine Onkel, meine Mutter, meine Tanten,
meine Schwestern. Sie sprangen mir entgegen. Ich fand ein Zuhause.“ Nach ihrer ersten
professionellen Produktion in
Wilsons „Joe Turners Come and Gone“
(1988) spielte
Davis immer wieder in Theater- und Filmproduktionen nach
Wilsons
Vorlagen, von der Hausfrau der Fünfzigerjahre, die in
„Fences“ unter
der Last ihrer zerplatzten Träume zusammenbricht, bis zur werdenden Mutter, die
Angst hat, ihr Kind vor dem Hintergrund der Waffengewalt großzuziehen, in
„King
Hedley II“.Viola Davis gab 1996 im Filmdrama „The Substance
of Fire“ an der Seite von Tony Goldwyn, Timothy Hutton und Sarah
Jessica Parker in einer kleinen Nebenrolle ihr Filmdebüt. In der
Fernsehkomödie „The Pentagon Wars“ (1998) spielte sie eine der größeren
Rollen. Ihr Off-Broadway-Auftritt in Thulani Davis’ Theaterstück „Everybody’s
Ruby: Story Of A Murder In Florida“ neben Phylicia Rashad wurde 1999
mit einem Obie Award prämiert, worauf 2001 ein Tony Award für die
Nebenrolle der Tonya im Theaterstück „King Hedley II“ folgte.
Steven Soderbergh, der Viola Davis bereits in „Out
of Sight“ (1998) und „Traffic – Die Macht des Kartells“ (2000) mit
kleineren Rollen bedacht hatte, besetzte sie in seinem Science-Fiction-Film „Solaris“
(2002) an der Seite von George Clooney und Natascha McElhone,
wofür sie 2003 eine Nominierung für den Black Reel Award erhielt, für
ihre Rolle im Filmdrama „Antwone Fisher“ folgte eine weitere für den Independent
Spirit Award.
2004/05 gewann sie für die Hauptrolle der Esther im
Theaterstück „Intimate Apparel“ den Drama Desk Award, Obie Award
und Los Angeles Drama Critics Circle Award.
In den Jahren 2005 und 2006 spielte sie den Gegenpart von Tom
Sellecks Rolle in einer Serie von Fernsehfilmen, die auf den Romanen von Robert
B. Parker basierten: „Jesse Stone: Stone Cold“, „Jesse Stone: Night
Passage“ und „Jesse Stone: Death in Paradise“.
Im Filmdrama „The Architect“ (2006) übernahm sie
neben Anthony LaPaglia, Isabella Rossellini und Hayden Panettiere
eine der größeren Rollen. Für den Part einer verzweifelten Mutter in John
Patrick Shanleys Theaterverfilmung „Glaubensfrage“ (2008), deren
Sohn angeblich von einem katholischen Priester missbraucht wurde, erhielt sie
den Preis des National Board of Review und Nominierungen für den Oscar
und Golden Globe. In der Action-Komödie „Knight and Day“ mit Tom
Cruise und Cameron Diaz spielte sie die Rolle einer
CIA-Abteilungsleiterin. Nur wenige Monate später feierte der Erfolgsfilm „Eat
Pray Love“ Premiere, in dem sie an der Seite von Julia Roberts, Javier
Bardem und James Franco auftrat.

2011 spielte Davis die Hauptrolle im mehrfach Oscar-nominierten
Rassismus-Drama „The Help“ von Tate Taylor. An der Seiet von Emma
Stone, Octavia Spencer, Bryce Dallas Howard und Jessica Chastain spielte
sie die schwarze Haushälterin Aibileen Clark zur Zeit der Rassentrennung der
1960er. Davis beschrieb ihre Darstellung im Film als eine Verkörperung
ihrer Mutter und Großmutter und sagte:
„Ich habe das Gefühl, meine Mutter zum
Leben erweckt zu haben; ich habe ihren Geist kanalisiert. Ich habe den Geist
meiner Großmutter kanalisiert und ihnen sozusagen Tribut gezollt, wie sie zu
meinem Leben und dem Leben so vieler Menschen beigetragen haben.“
Seitdem hat
sie tiefes Bedauern darüber ausgedrückt, die Rolle übernommen zu haben; obwohl
sie die Menschen, mit denen sie zusammengearbeitet hat, immer noch bewundert,
glaubt sie nicht, dass die Geschichte oder die Darstellung das Leben der
schwarzen Charaktere wahrheitsgetreu wiedergibt.
Davis wurde 2012 für den Oscar als Beste
Hauptdarstellerin nominiert, musste sich aber Meryl Streep
geschlagen geben, mit welcher Davis bereits im Film „Glaubensfrage“ zusammenspielte.
Es folgten die gewichtige Nebenrolle der Abby Black im
ebenfalls Oscar-nominierten Drama „Extrem laut & unglaublich nah“ (2011),
eine Hauptrolle in dem Drama „Beautiful Creatures – Eine unsterbliche Liebe“,
das auf der gleichnamigen Buchreihe von Kami Garcia und Margaret
Stohl beruht, sowie größere Rollen in Denis Villeneuves
Mystery-Thriller „Prisoners“ und Gavin Hoods Sci-Fi-Thriller „Ender’s
Game“ (beide 2013). 2015 gewann Davis für ihre Darstellung der
ehrgeizigen Rechtsanwältin und Strafverteidigerin Annalise Keating in Shonda
Rhimes’ Krimiserie „How to Get Away with Murder“ als erste
afroamerikanische Schauspielerin den Emmy in der Kategorie Beste
Hauptdarstellerin in einer Dramaserie. In ihrer Dankesrede kritisierte sie
die Rollenauswahl für afroamerikanische Schauspielerinnen.
Seit 2016 ist Davis in mehreren Verfilmungen des DC Extended
Universe zu sehen, in welchen sie Amanda Waller verkörpert. Diese spielte sie
bisher in den Filmen „Suicide Squad“ (2016), „The Suicide Squad“
(2017) und „Black Adam“ (2022) sowie in der Fernsehserie „Peacemaker“
(ebenfalls 2022). In der Serie „Creature Commandos“ ist sie seit 2024 in
dieser Rolle zu hören.
Obwohl als Hauptrolle angelegt, gewann Davis für ihre
Leistung in Denzel Washingtons Verfilmung des Theaterstücks „Fences“
als langmütige Ehefrau und Mutter 2017 den Oscar als Beste Nebendarstellerin.
Für den Part der Rose Maxson, den sie neben Washington bereits am
Broadway gespielt hatte (u. a. Tony Award als Beste
Hauptdarstellerin, 2010), gewann sie mit dem Golden Globe, Critics’ Choice
Movie Award, Screen Actors Guild Award sowie BAFTA Award alle
bedeutenden Filmpreise der Saison.
2020 übernahm Davis in dem Netflix-Musikfilm „Ma
Rainey’s Black Bottom“ die Titelrolle der bekannten Bluessängerin Ma
Rainey (1882–1939), der erneut auf einem Stück von August Wilson
basiert. Allerdings übernahm den Gesang bis auf einen Song („Those Dogs of Mine“)
die US-amerikanische Soul-Sängerin Maxayn Lewis. Für ihre Leistung wurde
sie erneut für den Golden Globe Award und Oscar nominiert.
Im Jahr 2022 war Davis in dem nach wahren
Begebenheiten inszenierten Drama „The Woman King“ als Generalin Nancisca
zu sehen, die 1823 im westafrikanischen Königreich Dahomey die Elite-Einheit Agojie
anführt, die nur aus Frauen besteht und für ihre außergewöhnliche Brutalität
bekannt ist. Als sich der Konflikt zwischen Dahomey und seinen Besatzern
zuspitzt, sieht Nancisca endlich ihre Chance gekommen, sich an dem Oyo-Krieger
Oba Ade zu rächen, der sie einst vergewaltigte...
„So etwas habe ich noch nie gemacht. Schon als kleines
Mädchen habe ich mir immer vorgestellt, in so einem Film mitzuspielen“, sagt
sie im Interview mit "Harper's Bazaar". „Man sieht ,Gladiator‘
oder ,Wonder Woman‘ und sieht sich selbst darin, aber solche Drehbücher
bekommt man nie zugeschickt. Eine Geschichte wie ,The Woman King‘ lässt
einen wieder aufleben. Ich habe dunkle Haut und eine tiefe Stimme. Mein ganzes
Leben lang wurde mir gesagt, ich sei zu stark, zu männlich. In diesem Film
definieren wir neu, was es bedeutet, weiblich zu sein. Er hat mich befreit.“
Im April 2022 veröffentlichte sie ihre Autobiografie mit dem
Titel „Finding Me“. Im Februar 2023 wurde sie für die Audio-Version
dieses Buches mit einem Grammy-Award ausgezeichnet. Sie zählt damit zu
den wenigen Personen, die Emmy, Grammy, Oscar und Tony Award
gewonnen haben.
Zuletzt war Viola Davis in Ben Afflecks Sportdrama
„Air – Der große Wurf“, in Francis Lawrences „Die Tribute von
Panem - The Ballad of Songbirds and Snakes“ (beide 2013) sowie in dem von
ihr produzierten Action-Thriller „G20“ zu sehen. Darin spielt sie die Präsidentin
Sutton, die ihre Regierungs- und Militärerfahrung einbringt, um ihre Familie,
ihr Unternehmen und die Welt zu verteidigen, die Terroristen bei der Übernahme
des G20-Gipfels bedrohen.
Filmographie:
1996: The Substance of Fire
1996: New York Cops: NYPD Blue (Fernsehserie, 1 Folge)
1996: New York Undercover (Fernsehserie, 1 Folge)
1998: Krieg im Pentagon (The Pentagon Wars) (Fernsehfilm)
1998: Out of Sight
1998: Grace & Glorie (Fernsehfilm)
1998: Miss Apprehension and Squirt
2000: Für alle Fälle Amy (Judging Amy) (Fernsehserie, 1 Folge)
2000: City of Angels (Fernsehserie, 24 Folgen)
2000: Traffic – Macht des Kartells (Traffic)
2001: The Shrink is in – Wahnsinn auf zwei Beinen! (The Shrink Is In)
2001: Kate & Leopold
2001: Amy & Isabelle (Fernsehfilm)
2001: The Guardian – Retter mit Herz (Fernsehserie, 1 Folge)
2001: Ocean’s Eleven
2001: Third Watch: Einsatz am Limit (Fernsehserie, 1 Folge)
2002: Dem Himmel so fern (Far from Heaven)
2002: Solaris
2002: Antwone Fisher
2002: Criminal Intent – Verbrechen im Visier (Fernsehserie, 1 Folge)
2002: Lady Cops – Knallhart weiblich (Fernsehserie, 1 Folge)
2002: CSI: Vegas (Fernsehserie, 1 Folge)
2002: Father Lefty (Fernsehfilm)
2003: Die Straßen von Philadelphia (Hack) (Fernsehserie, 1 Folge)
2003: Practice: Die Anwälte (Fernsehserie, 1 Folge)
2003–2008: Law & Order: Special Victims Unit (Fernsehserie, 7 Folgen)
2004: Century City (Fernsehserie, 9 Folgen)
2005: Nemesis: Der Angriff (Fernsehserie, 1 Folge)
2005: Get Rich or Die Tryin‘
2005: Syriana
2005: Jesse Stone: Eiskalt (Jesse Stone: Stone Cold) (Fernsehfilm)
2006: Jesse Stone: Knallhart (Jesse Stone: Night Passage) (Fernsehfilm)
2006: Jesse Stone: Totgeschwiegen (Jesse Stone: Death in Paradise) (Fernsehfilm)
2006: The Architect
2006: World Trade Center
2006: Withour a Trace – Spurlos verschwunden (Fernsehserie, 1 Folge)
2006: Life Is Not a Fairytale: The Fantasia Barrino Story (Fernsehfilm)
2006: Laws of Chance (Fernsehserie, 1 Folge)
2007: Disturbia
2007: Jesse Stone: Alte Wunden (Jesse Stone: Seachange) (Fernsehfilm)
2007: Traveler (Fernsehserie, 8 Folgen)
2007: Fort Pit (Fernsehfilm)
2008: Brothers & Sisters (Fernsehserie, 1 Folge)
2008: Das Lächeln der Sterne (Nights in Rodanthe)
2008: Glaubensfrage (Doubt)
2008: Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All (The Andromeda Strain)
2009: Gesetz der Rache (Law Abiding Citizen)
2009: Madea Goes to Jail
2009: State of Play – Stand der Dinge (State of Play)
2010: Taras Welten (United States of Tara, Fernsehserie, 6 Folgen)
2010: Knight and Day
2010: Eat Pray Love
2010: It’s Kind of a Funny Story
2010: Trust
2011: The Help
2011: Extrem laut & unglaublich nah (Extremely Loud & Incredibly Close)
2012: Um Klassen besser (Won’t Back Down)
2013: Beautiful Creatures – Eine unsterbliche Liebe (Beautiful Creatures)
2013: Prisoners
2013: Ender’s Game – Das große Spiel (Ender’s Game)
2014–2020: How to Get Away with Murder (Fernsehserie, 90 Folgen)
2014: Das Verschwinden der Eleanor Rigby (The Disappearance of Eleanor Rigby: Them)
2014: Get on Up
2015: Blackhat
2015: Lila & Eve – Blinde Rache (Lila & Eve)
2016: Suicide Squad
2016: Fences
2018: Scandal (Fernsehserie, Folge 7x12)
2018: Widows – Tödliche Witwen (Widows)
2019: Troop Zero
2020: Ma Rainey’s Black Bottom
2021: The Suicide Squad
2021: The Unforgivable
2022: The First Lady (Fernsehserie, 10 Folgen)
2022: The Woman King
2022: Peacemaker (Fernsehserie, 2 Folgen)
2022: Black Adam
2023: Air: Der große Wurf (Air)
2023: Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes (The Hunger Games: The Ballad of Songbirds and Snakes)
2024: Kung Fu Panda 4
2024-2025: Creature Commandos (Fernsehserie, Stimme)
2025: G20