Playlist #431 vom 07.09.2025 - JEFF BRIDGES Special
Als Dude in „The Big Lebowski“ wurde Jeff Bridges zur
vielzitierten Ikone, doch ist er bereits seit seiner Darstellung in Peter
Bogdanovichs Meisterwerk „Die letzte Vorstellung“ (1971) ein Star in
Hollywood, wo er Filme wie „Starman“, „Fearless – Jenseits der Angst“,
„König der Fischer“ und „Crazy Heart“ drehte. In dieser Sendung gibt
es Musik aus seinen Filmen von George Fenton, Maurice Jarre, Jack Nitzsche, Jerry Goldsmith, John Barry, Alan Silvestri, Mychael Danna, Rolfe Kent, Marco
Beltrami, Dave Grusin, Randy Newman und vielen anderen zu hören.
Jeffrey Leon „Jeff“ Bridges wurde am 4. Dezember 1949
in Los Angeles als zweiter Sohn des Schauspieler-Ehepaars Lloyd Bridges und Dorothy
Bridges geboren und wuchs in Holmby Hills, im nahen Umfeld der
Hollywood-Filmindustrie auf. 1950 spielten der zum Drehtermin vier Monate alte
Jeff und sein Bruder Beau Bridges an der Seite ihrer Mutter in
dem Film „Auf Bewährung freigelassen“. Gegen Ende des Jahrzehnts
traten die Brüder in einigen Folgen der Fernsehserie „Abenteuer unter
Wasser“ auf, in der ihr Vater die Hauptrolle spielte. 1963 begleitete
Jeff diesen auch auf einer Theatertournee durch Neuengland, während der
beide im Bühnenstück „Anniversary Waltz“ spielten. Er leistete
seinen Militärdienst bei der Küstenwache und begann dann eine
Schauspielausbildung in den Studios von Herbert Berghof und Uta
Hagen in New York.
Im Weihnachtsfilm „In einer Nacht wie dieser“ verkörperte
Jeff Bridges 1969 in einer Rückblende die jüngere Version der Rolle
seines Vaters. Er beschrieb sich und seinen Erfolg später nicht ganz zu Unrecht
als das „Ergebnis von Vetternwirtschaft“. Mit dem
Studentendrama „Halls of Anger“ bekam Bridges im Jahr
1970 seine erste größere Rolle. Wenn auch die Bewertung des Films durchwachsen
ausfiel, lobten sowohl zeitgenössische als auch spätere Kritiker die Leistung Bridges’
und die Authentizität seiner Charakterdarstellung.
Der Durchbruch gelang Bridges 1971 mit Peter
Bogdanovichs Verfilmung von Larry McMurtrys „Die letzte
Vorstellung“. Das Coming-of-Age-Drama avancierte zu einem der wichtigsten
Werke der New-Hollywood-Bewegung und erhielt acht
Oscar-Nominierungen, eine davon entfiel auf den damals 22-jährigen Jeff Bridges, der
damit bis heute zu den zehn jüngsten Nominierten in dieser Kategorie zählt. Der
von Bridges verkörperte Duane Jackson gab den Rollentyp vor, auf den der
Schauspieler im Folgenden mit Vorliebe besetzt wurde: gewöhnliche
amerikanische, aber unberechenbare Figuren mit gelegentlich schurkenhaften
Zügen.
Im Laufe der 1970er Jahre spielte Bridges unter
anderem einen Youngster-Boxer in John Hustons „Fat City“ (1972),
einen Betrüger in „In schlechter Gesellschaft“ (1972), einen
Rennfahrer in „Der letzte Held Amerikas“ (1973) und einen
anarchistischen Teenager in „The Iceman Cometh“ (1973). Erst
während der Dreharbeiten zu Letzterem beschloss er, seine Karriere ganz auf die
Schauspielerei auszurichten. Als Clint Eastwoods Bankräuber-Kumpan
in „Die Letzten beißen die Hunde“ (1974) kam Bridges
unter der Regie von Michael Cimino zu seiner zweiten
Oscarnominierung als Bester Nebendarsteller – diesmal unterlag
er Robert De Niro, der die Auszeichnung für „Der Pate –
Teil II“ erhielt.
1976 spielte Bridges die Hauptrolle im
erfolgreichen Remake von „King Kong“, das für die
Newcomerin Jessica Lange zum gelungenen Debüt und dem
Ausgangspunkt einer Karriere mit bislang zwei Oscars und
vier Golden Globe Awards wurde. Die für Bridges vorgesehene
Rolle in „Die durch die Hölle gehen“ (1978) bekam Christopher
Walken, sodass Bridges erst 1980 in „Heaven’s Gate“ zum
zweiten Mal mit Michael Cimino zusammenarbeitete – er spielte hier
seinen eigenen Vorfahren John L. Bridges. Die über fünf Stunden lange
Urfassung des Spätwesterns mit Kris Kristofferson, Christopher
Walken, John Hurt, Sam Waterston und Isabelle Huppert in den
Hauptrollen trat eine Welle vernichtender Kritiken los und wurde trotz diverser
Kürzungen zu einem kommerziellen Misserfolg.
Der Thriller „Cutter’s Way – Keine Gnade“ aus
dem Jahr 1981 wird von Kritikern oft als Meisterstück, gelegentlich auch als Bridges
bester Film bezeichnet. Im Jahr 1982 übernahm der Schauspieler die Hauptrolle
des Kevin Flynn im Science-Fiction-Kultfilm „Tron“, einem der
ersten Spielfilme mit längeren computergenerierten Sequenzen. Fast dreißig
Jahre später schlüpfte Bridges für die Fortsetzung „Tron: Legacy“ erneut
in die Rolle des Programmierers Flynn. In „Gegen jede Chance“ (1984)
traf Bridges auf Jane Greer, die ihn im Alter von wenigen Monaten
bei seinem ersten „Auftritt“ gehalten hatte. Greer hatte ebenfalls in
der Vorlage „Goldenes Gift“ (1947) mitgespielt.
Anschließend war er neben Glenn Close in dem Thriller
„Das Messer“ (1985), neben Jane Fonda in „Der Morgen danach“
(1986) und neben Kim Basinger in der Komödie „Nadine“ (1987) zu
sehen. In Francis Ford Coppolas biografischen Drama „Tucker“
(1988) verkörperte Bridges den Automobil-Unternehmer Preston Tucker.
Nach seiner dritten nicht von Erfolg gekrönten
Oscar-Nominierung – nun erstmals als Bester Hauptdarsteller für die
Verkörperung eines Außerirdischen im Film „Starman“ von John
Carpenter, zog er gegen F. Murray Abraham den Kürzeren –
bewies Bridges in „Die fabelhaften Baker Boys“ (1989)
an der Seite von Michelle Pfeiffer und seinem Bruder Beau
musikalisches Talent. Bridges bezeichnete den Film später als eines
seiner liebsten Werke. Im Folgejahr wirkte er an Peter Bogdanovichs „Texasville“ mit,
doch konnte die Fortsetzung von „Die letzte Vorstellung“ nicht an
den Erfolg des Originalfilms von 1971 anknüpfen. Für „König der Fischer“ (1991)
nominierte man Bridges nach „Starman“ zum zweiten Mal
für einen Golden Globe Award. Er ging leer aus, gewann aber im Jahr darauf
den Independent Spirit Award für die Vater-Sohn-Geschichte „American
Heart – Die zweite Chance“.
Obwohl seine zurückhaltenden, charmanten Darbietungen stets
als herausragend beurteilt wurden, erreichte er bis in die 1990er Jahre hinein
nie jenen Publikumserfolg, den andere Männer seiner Generation, wie Dustin
Hoffman oder Robert De Niro, genossen.
In ihrer Kritik zu „American Heart“ bedachte Janet
Maslin von der New York Times Bridges 1992 mit dem
Titel „Der am meisten unterschätzte große Schauspieler seiner Generation“.
Diese Bezeichnung entwickelte sich zu einer Art Klischee, die seither in
diversen Kritiken zu Jeff Bridges und seinen Filmen aufgegriffen wurde. Bridges
entgegnete scherzhaft in verschiedenen Interviews, er fühle sich nicht wenig
geschätzt, vielmehr versuche er Arbeit zu vermeiden, wo immer es möglich sei.
Er lasse sich vorzugsweise auf Low-Budget-Filme besetzen, da ihm die Drehbücher
häufig besser gefielen.
Zu Bridges‘ besten Leistungen zählt seine
Darstellung in Peter Weirs „Fearless – Jenseits der Angst“, wo
er einen Mann darstellt, der nach einem Flugzeugabsturz die Welt mit anderen
Augen sieht. Für die Besetzung einer Rolle in „Explosiv – Blown Away“ (1994)
schlug Bridges den Produzenten seinen Vater vor. Dies war einer der
letzten Filme, an denen Lloyd Bridges mitwirkte, bevor er 1998 verstarb.
1994 bekam Jeff Bridges für seine Verdienste in der
Filmindustrie einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame verliehen. Ein
Jahr später verkörperte er James Butler „Wild Bill“ Hickok in dem
Western „Wild Bill“ an der Seite von Ellen Burstyn, John Hurt und
Bruce Dern, gefolgt von Ridley Scotts Survival-Drama „White
Squall“ und der romantischen Komödie „Liebe hat zwei Gesichter“ mit Barbra
Streisand.
Internationalen Kultstatus erlangte Jeff Bridges
durch seine Rolle als Jeffrey Lebowski, genannt „der Dude“, in dem Film „The
Big Lebowski“ aus dem Jahr 1998 unter der Regie der Coen-Brüder.
Auf die Frage, wem der potrauchende, sandalen- und bademanteltragende Dude
nachempfunden sei, nannte Bridges in einem Interview sich selbst. Etwa
die Hälfte der Kleidung Lebowskis stamme aus seiner eigenen Garderobe.
Bridges arbeitete 1999 gemeinsam mit Tim
Robbins und Regisseur Mark Pellington an „Arlington
Road“. Für seine Nebenrolle in „Rufmord – Jenseits der Moral“ wurde
er im Jahr 2001 zum insgesamt vierten Mal für einen Oscar nominiert, musste
aber erneut zurückstecken; der Preis ging an Benicio del Toro.
In „Seabiscuit – Mit dem Willen zum Erfolg“ war
er 2003 an der Seite von Tobey Maguire zu sehen. „Tideland“ war
nach „König der Fischer“ Bridges‘ zweiter Film unter
der Regie von Terry Gilliam. Als Obadiah Stane, dem Gegenspieler
von Robert Downey Jr. in „Iron Man“, verkörperte
Bridges eine seiner wenigen antagonistischen Rollen.
Im Folgejahr brachte ihm seine Darstellung des
abgehalfterten Country-Musikers Bad Blake in Scott Coopers Drama „Crazy
Heart“ großes Lob seitens der Kritiker ein. 2010 erhielt er hierfür
nach vier vergeblichen Nominierungen einen Oscar, dazu einen Golden Globe
Award und den Screen Actors Guild Award. Mit 61 Jahren zählte Bridges
zu den ältesten Oscargewinnern. Als Hauptdarsteller in „True Grit“,
seiner zweiten Zusammenarbeit mit den Coen-Brüdern, hatte er im Jahr
2011 erneut Aussichten auf einen Academy Award, musste sich aber Colin
Firth als König Georg VI. in „The King’s Speech“ geschlagen
geben.
2013 war Jeff Bridges mit Ryan Reynolds in der
Action-Komödie „R.I.P.D.“ zu sehen, dann in dem dystopischen Drama „Hüter
der Erinnerung“ und dem Fantasy-Action-Film „Seventh Son“ (beide
2014)
In den letzten Jahren war Bridges in David
Mackenzies Neo-Western „Hell or High Water“ (2017) (wofür er
eine weitere Oscar-Nominierung erhielt), in Drew Goddards
Mystery-Thriller-Drama „Bad Times at the El Royale“ (2018) und in der
Action-Drama-Serie „The Old Man“ zu sehen, in der einen ehemaligen,
untergetauchten CIA-Offizier verkörpert, der sich auf der Flucht vor Leuten
befindet, die ihn töten wollen. Demnächst wird Bridges erneut in der
Rolle des Kevin Flynn in „Tron: Ares“ zu sehen sein, um dann Gott in der
Komödie „Carnival: At the End of Days“ zu verkörpern.
Filmografie:
1951: Auf Bewährung freigelassen (The Company
She Keeps)
1969: In einer Nacht wie dieser (Silent Night,
Lonely Night)
1970: Halls of Anger
1971: Die letzte Vorstellung (The Last Picture
Show)
1972: Fat City
1972: In schlechter Gesellschaft (Bad Company)
1973: Lolly Madonna XXX
1973: Der letzte Held Amerikas (The Last
American Hero)
1973: The Iceman Cometh
1974: Die Letzten beißen die Hunde (Thunderbolt
and Lightfoot)
1975: Rancho Deluxe
1975: Ins Herz des wilden Westens (Hearts of the
West)
1976: Mr. Universum (Stay Hungry)
1976: King Kong
1978: Rendezvous mit einer Leiche (Somebody Killed
Her Husband)
1979: Philadelphia Clan (Winter Kills)
1980: Der Ringer (The American Success Company)
1980: Heaven’s Gate
1981: Cutter’s Way – Keine Gnade (Cutter’s Way)
1982: Tron
1982: Das letzte Einhorn (The Last Unicorn,
Stimme)
1982: Liebesgrüße aus dem Jenseits (Kiss Me Goodbye)
1984: Gegen jede Chance (Against All Odds)
1984: Starman
1985: Das Messer (Jagged Edge)
1986: 8 Millionen Wege zu sterben (8 Million
Ways to Die)
1986: Der Morgen danach (The Morning After)
1987: Nadine – Eine kugelsichere Liebe (Nadine)
1988: Tucker (alternativ: Tucker – Ein
Mann und sein Traumauto)
1989: Zweites Glück (See You in the Morning)
1989: Die fabelhaften Baker Boys (The Fabulous
Baker Boys)
1990: Texasville
1991: König der Fischer (The Fisher King)
1992: American Heart – Die zweite Chance (American
Heart)
1993: Spurlos (The Vanishing)
1993: Fearless – Jenseits der Angst (Fearless)
1994: Explosiv – Blown Away (Blown Away)
1995: Wild Bill
1996: White Squall – Reißende Strömung (White
Squall)
1996: Liebe hat zwei Gesichter (The Mirror Has
Two Faces)
1996: Zwischen den Welten (Hidden in America)
1998: The Big Lebowski
1999: Arlington Road
1999: Die Muse (The Muse)
1999: Simpatico
2000: Rufmord – Jenseits der Moral (The
Contender)
2001: Scenes of the Crime
2001: K-PAX – Alles ist möglich (K-PAX)
2003: Masked and Anonymous
2003: Seabiscuit – Mit dem Willen zum Erfolg (Seabiscuit)
2004: The Door in the Floor – Die Tür der
Versuchung (The Door in the Floor)
2005: Tideland
2005: Dirty Movie (The Moguls, The
Amateurs)
2006: Rebell in Turnschuhen (Stick it)
2007: Könige der Wellen (Surf’s Up, Stimme
von Big Z)
2008: Iron Man
2008: New York für Anfänger (How to Lose
Friends & Alienate People)
2009: The Open Road
2009: A Dog Year
2009: Männer, die auf Ziegen starren (The Men
Who Stare at Goats)
2009: Crazy Heart
2010: True Grit
2010: Tron: Legacy
2013: R.I.P.D.
2014: Hüter der Erinnerung – The Giver (The
Giver)
2014: Seventh Son
2016: Hell or High Water
2017: The Only Living Boy in New York
2017: Kingsman: The Golden Circle
2017: No Way Out – Gegen die Flammen (Only the
Brave)
2018: Bad Times at the El Royale
2022–2024: The Old Man (Fernsehserie)
2025: Tron: Ares
Playlist:
02. Alan Silvestri - Final Fight (Blown Away) - 03:41
03. John Barry - Sacrifice / Hail to the King (King Kong) - 07:09
04. John Barry - Part XI (Jagged Edge) - 03:35
05. David Mansfield - End Credits (Heaven's Gate) - 03:53
06. Jack Nitzsche - Main Title (Cutter's Way) - 03:20
07. Rob Simonsen - You Wanted To See Me? (The Only Living Boy In New York) - 02:42
08. Jerry Goldsmith - The Password (The Vanishing) - 04:40
09. Van Dyke Parks - Finale: Leaning On Jesus (Wild Bill) - 03:24
10. Jeff Rona - Still Waters (White Squall) - 03:24
11. John Coltrane - I Wish I Knew (The Fisher King) - 04:56
12. Dave Grusin - Jack's Theme (The Fabulous Baker Boys) - 06:41
13. Joe Jackson - The Trial (Tucker) - 06:43
14. George Fenton - Red Knight Suite (The Fisher King) - 06:51
15. Maurice Jarre - Fearless (Fearless) - 03:36
16. David Sanborn - Try A Little Tenderness (The Mirror Has Two Faces) - 03:11
17. Piero Piccioni - Traffic Boom (The Big Lebowski) - 03:15
18. Angelo Badalamenti - The Truth Is Out There (Arlington Road) - 03:11
19. Daft Punk - Adagio For Tron (Tron Legacy) - 04:11
20. Stewart Copeland - Rush To LA (Simpatico) - 03:13
21. Marcelo Zarvos - Orient Point (The Door In The Floor) - 02:53
22. Jack Nitzsche - I Gave You A Baby (Starman) - 02:13
23. Edward Shearmur - Grand Central (K-PAX) - 04:38
24. Randy Newman - The Unkindest Cut (Seabiscuit) - 03:30
25. Nick Cave & Warren Ellis - Comancheria (Hell Or High Water) - 02:05
26. Mychael Danna - Under Water (Tideland) - 02:39
27. Marco Beltrami - The Kiss (The Giver) - 02:27
28. Rolfe Kent - The Base, And Bill (The Men Who Stare at Goats) - 01:32
29. Henry Jackman & Matthew Margeson - Memories of Harry (Kingsman: The Golden Circle) - 01:59
30. Michel Colombier & Larry Carlton - Love and Murder of a Friend (Against All Odds) - 09:27