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Donnerstag, 24. August 2023

Playlist #378 vom 27.08.2023 - Neuheiten 2023 (5)

Die fünfte Neuheiten-Sendung in diesem Jahr steht ganz im Zeichen von neuen Action-Filmen und -Serien wie dem neuen „Mission: Impossible“-Abenteuer „Dead Reckoning: Part 1“, dem Hai-Thriller „Meg 2: The Trench“, dem Hijacking-Thriller „97 Minutes“ oder dem Militär-Thriller „Special Ops: Lioness“. Daneben gibt es aber auch jazzige Klänge von Nicholas Britell & Robert Glasper und einfühlsame Klänge zu Filmen wie „Wonderwell“, „The Letter“, „Le mie ragazze di carta“ und „The Boy and the Heron“ zu hören. Abgerundet wird die Sendung mit neuer Musik aus den Serien „Secret Invasion“, „Foundation“, „Primal“ und „Unicorn: Warriors Eternal“
Über 14 Stunden Musik hat Lorne Balfe mit mehr als 555 Musikern quer durch Europa (u.a. in Rom, Wien, Venedig, Schweiz und London) aufgenommen, um Ethan Hunts neues Abenteuer in „Mission: Impossible – Dead Reckoning Part 1“ zu vertonen. Der von Tom Cruise gespielte Problemlöser hat es diesmal mit einer empfindungsfähigen künstlichen Intelligenz namens The Entity zu tun, die er mit einem Metallschlüssel besiegen muss. Neben all der gewohnten Action bietet der Film allerdings auch eine Menge Emotionen, die Balfe in seinem Score verarbeiten durfte, der natürlich auch Lalo Schifrins berühmtes Hauptthema der Fernsehserie (1966-1973) integrierte. 
„Diese DNA ist über den ganzen Film verteilt. Es ist mit Ethans Thema ebenso verbunden wie mit den Opening Titles“, erzählt Balfe im Interview mit Variety.com. „Ich habe auf Sergei Rachmaninoff und Igor Stravinsky zurückgeschaut und neu entdeckt, was schon da war. Es ist das, wozu das Publikum eine Beziehung aufbaut und eine Verbindung herstellt, aber es stellt sich als unterschiedlich heraus… Es ging darum, etwas zu nehmen und es in ein emotionales und tragisches Vokabular zu überführen.“ 
Während Lorne Balfe überdies in dieser Sendung mit einem weiteren „Inspired by Dungeons & Dragons“-Album und keltisch inspirierter Musik sowie dem wuchtigen Score zur Rennsport-Action „Gran Turismo“ zu hören ist, hat Kris Bowers („Green Book“, „Bridgerton“) nicht nur Disneys neue Version von „Haunted Mansion“, sondern auch die Serie „Secret Invasion“ sehr kraftvoll vertont. Samuel L. Jackson ist hier als ehemaliger S.H.I.E.L.D.-Direktor Nick Fury zu sehen, der die Menschheit vor den Außerirdischen zu retten versucht und von seiner Weltraum-Mission zurückkehrt, um sich erneut mit dem Skrull Talos (Ben Mendelsohn) und seiner früheren Verbündeten Maria Hill (Cobie Smulders) zusammenzutun. Während die Alien-Verschwörung Fury selbst zur Zielscheibe werden lässt und in all dem auch Talos’ Tochter G'iah (Emilia Clarke) und die MI6-Agentin Sonya Falsworth (Olivia Colman) nicht unbedingt gut auf den Spion zu sprechen sind, muss sich der einstige Federführer der Avengers-Initiative mit seinen vergangenen Entscheidungen auseinandersetzen und vor allem fragen, wem er überhaupt noch vertrauen kann. 
In Vlad Marsavins Coming-of-Age-Drama „Wonderwell“ versucht die naive wie neugierige 12-jährige Violet im modernen Italien, ihren eigenen Weg zwischen der Haute Couture und ihrem eigenen magischen Reich zu finden. Die einfühlsame Musik schuf William Ross, der nicht nur für die Orchestrierung vieler John-Williams-Scores zuständig gewesen ist, sondern auch etliche eigene Soundtracks zu Filmen wie „My Dog Skip“, „The Little Rascals“, „Tuck Everlasting“ und „Destination Wedding“ komponiert hat. „Violet’s Theme“ wurde von dem mittlerweile verstorbenen Angelo Badalamenti („Twin Peaks“, „Die Stadt der verlorenen Kinder“) komponiert, der zusammen mit Ross auch an einigen weiteren Stücken beteiligt gewesen ist. 
„Den Score zu ,Wonderwell‘ zu schreiben war eine bittersüße Erfahrung“, erzählt Ross. „Es war wunderbar ,süß‘ in der Schönheit des Films, seiner Schauplätze, seines Drehbuchs, der Schauspieler … und natürlich des musikalischen Ansatzes, den die Filmemacher wollten - ,bitter‘ in dem Sinne, dass es schwierig war, Carrie Fisher auf der Leinwand zu sehen, obwohl man wusste, dass sie nicht mehr unter uns war. Es war noch nicht einmal ein Jahr her, seit sie gestorben war. Es war mir eine Freude, die Gelegenheit zu bekommen, mit Angelo Badalamentis wunderschönem ,Violet’s Theme‘ zu arbeiten.“ 
In dem italienischen Dokumentarfilm „The Letter: A Message for our Earth“ erzählt Regisseur Nicolas Brown die unglaubliche Geschichte der Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus aus der Sicht von Führungspersönlichkeiten, die an vorderster Front auf allen Kontinenten gegen die Umweltkrise kämpfen. „,The Letter‘ versucht im Wesentlichen, das Feuer der Hoffnung in der Menschheit zu entfachen. Das war die erste Botschaft, die mir der Regisseur des Films mit auf den Weg gab. Die musikalische Inspiration für diese Partitur stammt von einer Gesangsvertonung der Schöpfungsgesänge des Heiligen Franziskus aus dem 15. Jahrhundert und einem gregorianischen Gesang aus dem 11. Jahrhundert“, erklärt der viel für die britische BBC und Netflix arbeitende Komponist William Goodchild („The Chimp“, „Hippos – Africa’s River Giants“) seine Arbeit an dem Score. „Das aufkommende Thema entwickelte sich zu einem Bezugspunkt, der in der gesamten Partitur in Variationen dargestellt wird, manchmal explizit, manchmal diskret. Auf diese Weise bringt die Partitur einiges archaisches Material (das sich im Allgemeinen auf die römische Kirche mit ihrer langen Geschichte und insbesondere auf Papst Franziskus bezieht, der nach dem Heiligen benannt ist) in eine zeitgenössische weltliche Umgebung. Im Einklang mit der universellen Botschaft von ,The Letter‘ gibt es keine Spur von Religiosität oder Ehrfurcht, obwohl die Partitur ein sich entfaltendes Gefühl von Hoffnung und Mitgefühl unterstützt.“ 
In Timo Vuorensolas Action-Thriller „97 Minutes“ versucht NSA-Direktor Hawkins (Alec Baldwin) zu verhindern, dass eine entführte 767, der in 97 Minuten der Treibstoff ausgeht, mit ihrem Absturz auf dem Boden einen immensen Schaden anrichtet, indem er den Abschuss des Flugzeugs vorbereitet. Währenddessen setzt Alex (Jonathan Rhys Meyers), ein verdeckter Interpol-Agent, der in die Terrorzelle eingeschleust wurde, alles zu tun, dass das Flugzeug weder abstürzt noch abgeschossen wird. 
Für den Score verwendete der britische Komponist Ian Livingstone („Jeepers Creepers: Reborn“, „The Book of Love“) so exotische Instrumente wie das türkische Saiten-Instrument Yayli Tambur, um eine andersartige Atmosphäre zu erzeugen. 
Keltisch inspirierte Musik präsentiert der isländische Komponist Atli Örvarsson („The Hitman’s Bodyguard“, „Vantage Point“) mit seinem Album zur französischen Animations-Serie „Runes“ von Sébastien Oursel & Guillaume Mautalent. In ihrer Adaption von Marion Bulots gleichnamiger Graphic-Novel muss sich ein 12-jähriger Junge als Thronfolger der Normandie vor den Bösewichten in Sicherheit bringen, die ihn zu ermorden trachten. 
Nainita Desai zählt zu den neuen vielversprechenden Talenten, die in der noch immer Männer-dominierten Sphäre der Filmmusik Fuß zu fassen beginnen. Für ihr Arbeit an dem Dokumentarfilm „Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann“ gewann sie 2021 den World Soundtrack Award in der Kategorie „Discovery of the Year“, ein Jahr später den The Gravity Media Creative Technology Award bei den „Women in Film and TV Awards, UK“. Nun vertonte sie Mark Murphys Kurz-Dokumentarfilm „Green Space Darks Skies“ über eine menschliche Kunst-Installation, die sich über die vier höchsten Berge in Großbritannien erstreckte, den Scafell Pike in England, Ben Nevis in Schottland, Snowdon in Wales und Slieve Donard in Nordirland. 
„Jeder Berg hatte sein eigenes Thema und die Musik musste vor der Aufführung komponiert werden, damit der Regisseur die gesamte Aufführung rund um die Musik choreografieren, strukturieren und bearbeiten konnte“, rekapituliert Desai ihre Arbeit an dem Kunst-Projekt. „Die Inspiration kam vom Land und den vulkanischen Ursprüngen der Berge, daher musste die Partitur uns auf eine dramatische und emotionale Reise durch die Zeit mitnehmen und die epische Landschaft illustrieren. Sie stellt das menschliche Engagement dar, es geht um das Landesinnere und die Freude an der Natur und darum, die Erfahrung der Verbundenheit mit dem Land zu teilen. Matt Kelly spielte die Streicher mit einem Neo-Folk-Ansatz, der die Erdverbundenheit der Begegnung von Mensch und Land widerspiegelte. Stelle dir Tausende von Lichtern vor, die Muster auf Bergen, Seen und Moorlandschaften in ganz Großbritannien hinterlassen! Es war eine sehr erhebende und emotionale Erfahrung!“

Playlist: 

1. Trent Reznor & Atticus Ross - Something to Love (Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem) - 03:00 
2. Lorne Balfe - This Was the Plan (Mission Impossible: Dead Reckoning - Part 1) - 06:16 
3. Kris Bowers - Sonya (Secret Invasion: Vol. 1 - Episodes 1-3) - 02:28 
4. Kris Bowers - She Was the Best (Haunted Mansion) - 02:13 
5. William Ross - Main Title (Wonderwell) - 03:31 
6. Harry Gregson-Williams - Reunited with Meiying (Meg 2: The Trench) - 02:30 
7. William Goodchild - We Call It Sacred (The Letter) - 04:43 
8. Andrew Lockington - For Love Of Country (Special Ops: Lioness) - 03:45 
9. Christophe Beck - Nimona's Theme (Nimona) - 03:01 
10. Joe Hisaishi - Bygone Days [from "Porco Rosso"] (A Symphonic Celebration) - 04:27 
11. Lorne Balfe - Edgin's Journey (The Dungeon Master's Jukebox) - 02:15 
12. Ian Livingstone - The End (97 Minutes) - 03:39 
13. Brandon Campbell & Ramin Djawadi - A Plea to The Ancients (New World: Blood of the Sands) - 02:27 
14. Atli Örvarsson - Suite I (Runes) - 04:18 
15. Siddharta Khosla - And Another One (The Horror of Dolores Roach) - 03:41 
16. Nainita Desai - Snowdon (Green Space Dark Skies) - 03:21 
17. Bear McCreary - Cleon's Secret Robot (Foundation: Season 2) - 07:14 
18. Bear McCreary - Meet My Crew (The Last Voyage of the Demeter) - 03:41 
19. Harry Gregson-Williams - Just One Day (Retribution) - 03:11 
20. Steven Price - Eat Tapas (Heart of Stone) - 02:48 
21. Paul Haslinger - TruMotion (The YouTube Effect) - 03:09 
22. Joe Hisaishi - The Last Smile (The Boy and the Heron) - 02:55 
23. Tyler Bates & Joanne Higginbottom - Realization (Primal: Season 2) - 03:11 
24. Tyler Bates & Joanne Higginbottom - Something Sinister (Unicorn: Warriors Eternal - Season 1) - 03:19 
25. Nicholas Britell & Robert Glasper - Tark (The Winning Time Sessions) - 04:06 
26. Mark Isham - The Park (Justified: City Primeval) - 06:30 
27. Mark Ronson & Andrew Wyatt - I Don't Have an Ending (Barbie) - 03:37 
28. Nicola Piovani - L'Odeon chiuso (Le mie ragazze di carta) - 03:58 
29. Lorne Balfe & Andrew Kawczynski - Proving Grounds (Gran Turismo) - 02:55 
30. Tom Hodge - Everyone This Is Lawand (Name Me Lawand) - 08:02

Donnerstag, 18. Mai 2023

Playlist #371 vom 21.05.2023 - Neuheiten 2023 (3)

In der dritten Sendung mit neuen Soundtracks in diesem Jahr präsentiere ich wieder einen bunten Mix aus originellen Kompositionen zu Serien wie „Perry Mason“, „Daisy Jones & The Six“, „The Mandalorian“, „1923“, „Carnival Row“, „Echo 3“ und „The Last of Us“ sowie neue Filmmusiken von Nicholas Britell, David Wingo, Dan Romer, Daniel Hart, Lucas Vidal, Marcel Barsotti, Tom Howe, Marcelo Zarvos und Kris Bowers
Christopher Young, der mit seinen Scores zu Drama-, Horror-, Thriller- und Abenteuer-Highlights wie „Hellraiser“, „Stark – The Dark Half“, „Jennifer 8“, „Species“, „Ghost Rider“, „Spider-Man 3“, „Copycat“, „The Wonderboys“, „Schiffsmeldungen“ und „The Grudge“ bekannt geworden ist, vertonte mit „Echo 3“ eine zehnteilige Serie auf Apple TV+, in der zwei Männer auf einer Rettungsmission nach einer jungen Wissenschaftlerin suchen, die in Südafrika gekidnappt worden ist. Young komponierte für den Thriller einen exotisch anmutenden Score mit kolumbianischem Feeling, mit Instrumenten, die absichtlich nicht akkurat gestimmt worden sind, was dem Score einen unruhigen, nervösen Touch verleiht. 
Während Christopher Young für die zehnteilige Serie drei Stunden Musik komponierte, von der er eine Stunde in zwei Suiten auf youtube bereitgestellt hat, kommt der in der Schweiz geborene und in Süddeutschland lebende und arbeitende Marcel Barsotti („Die Päpstin“, „Der Seewolf“) für die Kurzfilm-Dramedy „Das Portrait“ gerade mal auf fünf Minuten, die aber so schräg und unterhaltsam gelungen sind, dass ich die fünf Stücke der Soundtrack-EP zu einer Suite zusammengefasst habe. „Das Portrait“ handelt von einer Geschäftsfrau, die bei der Malerin Marianne ein Portrait in Auftrag gegeben hat und von dem Ergebnis schockiert ist. Barsotti wurde für seine Musik zu dem Kurzfilm u.a. beim Goldspire International Filmfestival, Rome International Movie Award und Mokkho International Film Festival ausgezeichnet. 
Zu den vielversprechenden Komponisten der jüngeren Generation zählt der Brite Tom Howe. Er arbeitete mit Harry Gregson-Williams an den Soundtracks zu „Exodus: Gods and Kings”, „Mulan“ und „Early Man“ sowie mit dessen Bruder Rupert an „Legend Of Tarzan“ und „Wonder Woman“ zusammen. Mittlerweile hat sich Howe, der auch als Songwriter für etliche Top-40-Hits verantwortlich zeichnet und auf beiden Seiten des Atlantiks Studios unterhält, längst als eigenständiger Komponist einen Namen gemacht, für die BBC-Natur-Dokumentation „The Mating Game“ ebenso Musik beigesteuert wie zur Amazon-Serie „Daisy Jones & The Six“, Nida Manzoors Martial-Arts-Action-und Bollywood-Komödie „Polite Society“ und Bill Holdermans Komödie „Book Club 2: Ein neues Kapitel“, in der Jane Fonda, Diane Keaton, Mary Steenburgen und Candice Bergen als vier Freundinnen nach Italien reisen, wobei Paulo Coelhos Selbstfindungs-Klassiker „Der Alchimist“ zum literarischen Reisebegleiter avanciert. 
Ilan Eshkeri ist für seine Arbeit an Filmen wie „Still Alice“, „Stardust“, „A Perfect Planet“ und „Ghost of Tsushima“ bekannt geworden. Nun vertonte er mit „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry ein Drama von Hettie MacDonald über einen gewöhnlichen Mann, der eines Tages bei der Post einen Brief einwirft und sich dann auf eine über 700 km lange Reise durch Großbritannien mit dem festen Glauben macht, dass seine Reise das Leben seiner alten Freundin Queenie retten wird, die in einem Hospiz im Sterben liegt... 
„Ein Großteil der Musik wurde von mir selbst auf der Violine und dem Klavier gespielt, zusammen mit sanfter Synthesizer-Begleitung und Streichern für die größeren emotionalen Momente. Musik, die ich sowohl aufführen als auch komponieren darf, ist immer sehr persönlich“, bekennt Eshkeri. „Alles entsteht aus einer einzigen Melodie, manchmal sind es nur abwechselnde Akkorde, wie die Links-Rechts-Bewegung beim Gehen, diese abwechselnde Bewegung hilft dem Geist, es zu verarbeiten. Während sich das Album entwickelt, verflechten sich die dunklen und hellen Versionen des Themas und werden immer komplexer, was schließlich zum kathartischen Ende führt. Dies wurde vom Gehen und Verarbeiten von Harold Fry inspiriert, aber es ist für jeden Zuhörer zum Gehen und Nachdenken da. Sowohl Musik als auch Gehen sind gut für die geistige Gesundheit und ich hoffe, dass diese Musik zu diesem Zweck geschaffen wurde.“ 
In „Gringa“, einem Drama von Marny Eng und E.J. Foerster, sucht ein problembeladenes Teenager-Mädchen in Mexiko nach ihrem ihr unbekannten Vater und setzt mit ihm alles daran, die zerstückelte Familie wieder zu vereinen. Den einfühlsamen Score arrangierte Timothy Williams mit einigen Latin-Elementen und einer Band, zu der auch sein Komponisten-Freund Tyler Bates zählt, mit dem er auch an „Agent Elvis“ zusammengearbeitet hat. 
Mit „The Light“ präsentiert die isländische Pianistin und Komponistin Eydís Evensen ihr zweites Album auf dem Sony-Label XXIM Records, wobei die aus dem rauen Norden der Insel stammende Musikerin zum einen die kargen und zerklüfteten Landschaften ihrer Heimat thematisiert, zum anderen die beiden Pole zwischen dem natürlichen Licht und dem inneren Licht, das uns leitet, bringt die innere Prägung mit der äußeren Erfahrung zusammen. 
Für das Stück „Tephra Horizon“, das sie mit kraftvollen Bläsern, Klavier und Streichern arrangierte, ließ sich Evensen von dem Vulkanausbruch des Fagradalsfjall im Jahr 2021 inspirieren und thematisierte den Abdruck, den die Asche eines einzigen Vulkanausbruchs in der Landschaft hinterlassen kann. Auf anderen Titeln des Albums, wie dem auf einem ihrer Gedichte basierenden „The Light II“, sind auch ein isländischer Chor oder ihre eigene Stimme zu hören. 
Die bereits 2021 produzierte kanadische Coming-of-Age-Komödie „Drinkwater“ von Stephen Campanelli steht in der Tradition von John Hughes‘ Teenager-Komödien in den 1980er Jahren und erzählt von der Freundschaft zwischen Mike Drinkwater, dessen Vater kaum einen Job halten kann, und einer jungen Frau, die in die Stadt zieht und mit der er gemeinsam die Herausforderungen des Lebens angeht. „Ich fühlte mich zu einer Reihe von Instrumenten hingezogen, darunter Auto-Harfe, Hackbrett, akustische und elektrische Gitarren und ein wunderschönes virtuelles Instrument namens Niue, das auf Weinglas-Aufnahmen basiert. Dies war die Grundlage für die Partitur. Einfache und nachdenkliche Motive, die ebenso integraler Bestandteil der Geschichte werden wie die Charaktere selbst. Es war eine kathartische Erfahrung, die Musik für diesen Film zu kreieren, da ich mich weit zurück in meinen emotionalen Kopfraum zurückziehen konnte, als ich ein Teenager war, und einige meiner Erfahrungen als Inspiration nutzen konnte, während ich die musikalische Reise für diesen Film gestaltete“, berichtet der in Los Angeles und Vancouver arbeitende Rich Walters über die ebenso vergnügliche wie einfühlsame Musik. 
Die spanische Dramakomödie „Alguien que cuide de mí“ von Daniela Fejerman und Elvira Lindo handelt von der jungen Schauspielerin Nora, die ihre vielversprechende Zukunft mit den beiden Säulen ihres Lebens aufbaut, ihrer Großmutter Magüi und ihrer Mutter Cecilia, die jeweils auf große Karrieren in der Unterhaltungsbranche zurückblicken können. Dann entdeckt Nora jedoch, dass ihre Mutter ein Geheimnis hütet, das sie ein Leben lang geprägt hat. 
„Die Musik von ,Alguien que cuide de mí‘ ist eine zarte Partitur, die uns dabei begleitet, das zu entdecken, was nie erzählt wurde, sie spiegelt eine intime Welt wider, die noch nie zuvor geteilt wurde. In diesem Soundtrack spielt das Klavier eine Hauptrolle, meisterhaft und feinfühlig gespielt von dem großen Iñaki Salvador. Eine Musik, die für Streichorchester und Holzbläser geschrieben wurde, ist manchmal eine romantische Musik, die sich nach vergangenen Zeiten sehnt, mit verletzenden Streichern“, erzählt die aus Pamblona stammende Paula Olaz. „Auf der Suche nach einem wunderbaren Horizont voller Licht bietet die Partitur zarte Klarinetten- und Fagottmelodien zusammen mit einem farbenfrohen und lebendigen Orchester.“ 

Playlist:

1. Christopher Young - Tk2 (Echo 3) - 02:48 
2. Marcel Barsotti - Suite (The Portrait) - 05:07 
3. Nicholas Britell - On the Run - Songe bien (Carmen) - 02:58 
4. Terence Blanchard - End Credits, Episode 6 (Perry Mason: Season 2) - 02:00 
5. David Wingo - Sally On The Move (Barry: Season 3) - 02:07 
6. Dan Romer - Hell Is Upon Us (Extrapolations) - 03:51 
7. Tom Howe - Arthur's Speech (Book Club: The Next Chapter) - 02:16 
8. Tom Howe - Go for a Dive (Daisy Jones & The Six) - 03:05 
9. Tom Howe - Finding Elephants (Secrets of the Elephants) - 03:08 
10. Kris Bowers - A Letter Came for You - Nanon (Chevalier) - 02:35 
11. Kris Bowers - Come Back to Me (Queen Charlotte: A Bridgerton Story) - 03:42 
12. Marcelo Zarvos - Learning to Box (Big George Foreman) - 03:47 
13. Etienne Forget - Mokhtar (AKA) - 03:13 
14. Carlos Rafael Rivera - Quinn Persigue (Chupa) - 03:04 
15. Lorne Balfe - Misdrop (Tetris) - 03:33 
16. Lorne Balfe - Meet Cute (Ghosted) - 03:23 
17. Nathan Wang - Memories at the Forest (One True Loves) - 03:11 
18. Ilan Eshkeri - My Son (The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry) - 04:01 
19. Timothy Williams - Ashes on the Water (Gringa) - 02:31 
20. Lucas Vidal - Los detectives han llegado (Bienvenidos a Edén) - 03:19 
21. Chris Bacon - Somaris (65) - 03:09 
22. Gustavo Santaolalla - It Can't Last (The Last Of Us - Season 1) - 01:49 
23. Joseph Shirley - The Champ (Creed III) - 03:51 
24. Nathan Barr - End Credits (Carnival Row - Season 2) - 01:49 
25. Tyler Bates & Timothy Williams - Moroccan Mission (Agent Elvis) - 03:07 
26. Brian Tyler & Breton Vivian - Reading Letters (1923: Season 1, Vol. 1) - 03:39 
27. Hans Zimmer & David Fleming - The Funeral (The Night Logan Woke Up) - 05:43 
28. Philippe Rombi - Le calvaire de Suzette (Mon Crime) - 02:32 
29. Eydís Evensen - Tephra Horizon (The Light) - 03:02 
30. Rich Walters - Smashing Hank's World (Drinkwater) - 02:48 
31. Paula Olaz - Como llegue aqui aquella noche (Alguien que cuide de mí) - 03:10 
32. Jeff Cardoni - Break In (White House Plumbers) - 02:11 
33. Daniel Hart - Straight on 'Til Morning (Peter Pan & Wendy) - 02:14 
34. Siddharta Khosla - What About Dad (Rabbit Hole) - 02:32 
35. Gavin Brivik - 3…2…1… (How to Blow Up a Pipeline) - 02:54 
36. Joseph Shirley - Forever Forged in My Heart (The Mandalorian: Season 3 - Vol. 2) - 07:29

Sonntag, 13. November 2022

Playlist #358 vom 20.11.2022 - NICHOLAS BRITELL Special

Obwohl er erst 2008 erstmals als Komponist für einen Film in Erscheinung getreten ist, zählt der US-amerikanische Komponist Nicholas Britell mit bereits drei Oscar-Nominierung zu den interessantesten neuen Talenten in Hollywood. Nach ersten Zusammenarbeiten mit der Schauspielerin/Regisseurin Natalie Portman sorgte er vor allem mit seinen Oscar-nominierten Scores für Barry Jenkins‘ Filme „Moonlight“ und „If Beale Street Could Talk“ sowie seinen Arbeiten für Adam McKays „The Big Short“, „Vice“ und „Don’t Look Up“ für Furore. In den vergangenen Jahren ist er auch als Komponist für Fernsehserien wie „Succession“, „The Underground Railroad“ und „Star Wars: Andor“ tätig gewesen. 
Der am 17. Oktober 1980 geborene Britell ist in einer jüdischen Familie in New York aufgewachsen, machte 1999 seinen Abschluss zunächst an der Hopkins School, im Jahr 2003 an der Harvard University. Zuvor war er in der Schule Mitglied der instrumentalen Hip-Hop-Gruppe The Witness Protection Program, wo er Keyboards und Synthesizer spielte. 
Der von so unterschiedlichen Künstlern wie Rachmaninoff, Gershwin, Philip Glass, Zbigniew Preisner, Quincy Jones und Dr. Dre beeinflusste Musiker machte 2008 auf sich aufmerksam, als er für Natalie Portmans Regiedebüt, den Kurzfilm „Eve“, sein eigenes Stück „Forgotten Waltz No. 2“ spielte, worauf er auch ihr Segment in der Film-Anthologie „New York, I Love You“ und 2015 ihr Langfilmdebüt „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ vertonte. 
Zuvor komponierte er die vom New York Magazine und Variety hochgelobte Musik zu Adam Leons „Gimme the Loot“, der 2012 auf dem Cannes Film Festival gezeigt wurde und den Grand Jury Prize vom SXSW Film Festival gewann. Anschließend vertonte er die mehrfach preisgekrönte Dokumentation „Haiti: Where Did the Money Go?“ von Michele Mitchell
Für Steve McQueens Oscar-prämierten Film „12 Years a Slave“ steuerte Britell einige Stücke bei, die vor der Kamera gespielt wurden, also Spirituals, Tänze, Songs, die während der Arbeit gesungen oder auf der Violine von Tim Fain, seinem Partner bei dem Multimedia-Projekt „Portals“, gespielt wurden. Unter den Songs, die auch dem dazugehörigen Soundtrack enthalten sind, fiel den Kritikern vor allem das Spiritual „My Lord Sunshine (Sunrise)“ und „Roll Jordan Roll“ besonders positiv auf. 
Nachdem Britell Damien Chazelles Kurzfilm „Whiplash“ produziert hatte, der den Jury-Preis für den besten US-Kurzfilm beim 2013 Sundance Film Festival gewann, half er auch den darauf folgenden Kinofilm zu produzieren, für dessen Soundtrack er den Track „Reaction“ schrieb und produzierte, das Stück „When I Wake“ produzierte und den Titel „No Two Words“ spielte und produzierte. 
Im Jahr 2015 steuerte Britell nicht nur die Musik zu Jack Pettibone Riccobonos Dokumentation „The Seventh Fire“, die beim Berlin International Film Festival uraufgeführt wurde, und zu Natalie Portmans bereits erwähnten Kinodebüt „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ bei, sondern auch zu Adam McKays hochkarätig mit Brad Pitt, Christian Bale, Ryan Gosling und Steve Carell besetzte Börsen-Satire „The Big Short“. Seine Musik brachte Britell bei den World Soundtrack Awards 2016 eine Nominierung in der Kategorie „Discovery of the Year“ ein. 
Ab 2016 startete Britell dann richtig durch. Er komponierte die Musik zu Gary Ross‘ Bürgerkriegs-Drama „Free State of Jones“ mit Matthew McConaughey in der Hauptrolle und zu Barry Jenkins‘ als bester Film mit einem Oscar ausgezeichneten Werk „Moonlight“, was auch dem Komponisten seine erste Oscar-Nominierung einbrachte. 
Nach Adam Leons Film „Tramps“ (2016) komponierte Britell den Titelsong für Christina Aguileras achtes Studio-Album „Liberation“, die Musik zu Jonathan Daytons Biopic „Battle of the Sexes“ und Jenkins‘ nächsten Film „Beale Street“ sowie dessen Serie „The Underground Railroad“
In letzter Zeit waren von Britell die Scores zu Adam McKays „Don’t Look Up“, Disneys „101 Dalmatiner“-Live-Action-Spin-off „Cruella“ und zur Streaming-Serie „Star Wars: Andor“ von Disney+ zu hören. 

Filmographie: 

2009: New York, I Love You (als Komponist für das Segment Natalie Portman) 
2012: Haiti: Where Did the Money Go 
2012: Gimme the Loot 
2013: 12 Years a Slave (zusätzliche Musik) 
2015: The Big Short 
2015: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis (A Tale of Love and Darkness) 
2016: Tramps 
2016: Moonlight 
2016: Free State of Jones 
2017: Battle of the Sexes – Gegen jede Regel (Battle of the Sexes) 
2018: Beale Street (If Beale Street Could Talk) 
2018: Vice – Der zweite Mann (Vice) 
2018: Succession (Fernsehserie) 
2019: The King 
2021: The Underground Railroad (Fernsehserie) 
2021: Cruella 
2021: Italian Studies 
2021: Don’t Look Up 
2022: Carmen 
2022: Andor (Fernsehserie) 
2022: Winning Time: The Rise of the Lakers Dynasty (Fernsehserie) 
2022: She Said 

Playlist: 

1. Nicholas Britell - Tomorrow (Andor: Volume 2) - 03:52 
2. Nicholas Britell - Forgotten Waltz No. 2 (Eve) - 02:02 
3. Nicholas Britell - Father's Day (New York, I Love You) - 01:02 
4. Nicholas Britell - Jerome Avenue (Killer) - 01:19 
5. Nicholas Britell - Closing the Fund (The Big Short) - 02:47 
6. Nicholas Britell - Opening Music (A Tale of Love and Darkness) - 03:05 
7. Nicholas Britell - The Letter (Free State of Jones) - 02:20 
8. Nicholas Britell - End Credits Suite (Moonlight) - 05:14 
9. Nicholas Britell - Conclusion - Outro (The Seventh Fire) - 03:35 
10. Nicholas Britell - Nighthawks (Battle of the Sexes) - 03:18 
11. Nicholas Britell - Eros (If Beale Street Could Talk) - 03:16 
12. Nicholas Britell - Conclusion - The Transplant (Vice) - 07:08 
13. Nicholas Britell - Main Title Theme (Succession: Season 1) - 01:43 
14. Nicholas Britell - Andante Con Moto - Piano and Strings - "Vaulter" (Succession: Season 2) - 02:55 
15. Nicholas Britell - A Spirited Nature (The Underground Railroad: Volume 1) - 03:06 
16. Nicholas Britell - The Pursuit of Happiness (The Underground Railroad: Volume 3) - 03:02 
17. Nicholas Britell - Song of Hal: Strings in C# Minor (The King) - 05:12 
18. Nicholas Britell - The Cliff (Cruella) - 04:34 
19. Nicholas Britell - Main Title Suite (Don't Look Up) - 04:09 
20. Nicholas Britell - Unit 5-2-D (Andor: Volume 2) - 04:20 
21. Nicholas Britell - Past/Present Suite (Andor: Volume 1) - 03:45 
22. Nicholas Britell - Bacchanale - 04:11 
23. Nicholas Britell - Toccata (A Tale of Love and Darkness) - 05:13 
24. Nicholas Britell - Prelude to the Battle of the Sexes (Battle of the Sexes) - 09:04 
25. Nicholas Britell - I'm Cruella (Cruella) - 04:22 
26. Nicholas Britell - Andante Agitato - End Credits - "The Raid" (Succession: Season 3) - 04:10 
27. Nicholas Britell - Rowena (She Said) - 03:10
28. Nicholas Britell - Impromptu No. 1 in C Minor for Piano (Succession: Season 3) - 05:34 
29. Nicholas Britell - The Big Short Piano Suite (The Big Short) - 12:11

Freitag, 1. April 2022

Playlist #342 vom 10.04.2022 - 94. ACADEMY AWARDS Special

Die 94. Verleihung der Oscars stand unter einem besonderen Stern, denn gleich in acht Kategorien – darunter auch die Filmmusik (außerdem der Dokumentar-Kurzfilm, der Schnitt, Make-up/Frisuren, Szenenbild, animierter Kurzfilm, Kurzfilm und Ton) wurden die Preisträger nicht mehr live, sondern bereits vorher verkündet. Überschattet wurde am 27. März 2022 im Dolby Theatre in Los Angeles übertragene Veranstaltung von einem Faustschlag, den Will Smith seinem Kollegen Chris Rock auf der Bühne verpasste, nachdem dieser sich über Will Smith‘ Frau Jada Pinkett Smith lustig gemacht hatte. Erfreulich war, dass gleich drei Frauen in sonst von Männern dominierten Sparten mit einem Academy Award ausgezeichnet wurden, allen voran Jane Campion als überhaupt erst dritte Frau für den Regie-Preis. Ihr mit 12 Nominierungen bedachter Neo-Western „The Power of the Dog“ war aussichtsreichster Oscar-Kandidat, außer dem Regie-Oscar ging das Drama allerdings leer aus. Ein Novum bedeutete die Auszeichnung von „CODA“ als Bester Film, denn die Produktion von Apple+ ist der erste Film eines Streaming-Anbieters, der den begehrten Preis erhalten konnte. 
In „CODA“ - Abkürzung für „Child of Deaf Adults“ – ist die siebzehnjährige Ruby (Emilia Jones) vor allem als Dolmetscher mit ihre gehörlosen Eltern Jackie (Marlee Matlin) und Frank (Troy Kotsur) eingespannt, dazu arbeitet sie vor der Schule noch mit ihrem Vater und ihrem älteren Bruder Leo auf dem angeschlagenen Fischerboot der Familie. Als sie jedoch dem Chor ihrer Highschool beitritt und ihr Gesangs-Talent entdeckt, will sie sich an einer renommierten Musikschule bewerben, was sie in ein Dilemma zwischen dem Pflichtgefühl ihrer Familie gegenüber und der Verwirklichung ihrer eigenen Träume bringt. „CODA“ konnte nicht nur einen Oscar für den Besten Film, sondern auch für das Beste adaptierte Drehbuch, das Regisseurin Siân Heder schrieb, und den Besten Nebendarsteller (Troy Kotsur) einheimsen. Das sind mehr Oscars, als der große Oscar-Favorit „The Power of the Dog“ holen konnte. 
Das Netflix-Drama von Jane Campion, die bereits 1994 für ihr Drama „Das Piano“ mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, handelt von zwei Brüdern, die 1925 gemeinsam eine große Ranch in Montana besitzen, aber ganz unterschiedliche Vorstellungen von ihrem Leben haben. Während Phil (Benedict Cumberbatch) mit starker Hand die Farm bewirtschaftet, ist George (Jesse Plemons) eher von teuren Autos und schicker Kleidung fasziniert. Als er die Witwe Rose (Kirsten Dunst) heiratet, hofft er, der Kontrolle seines Bruders zu entkommen, doch das Verhältnis zwischen ihnen wird eher angespannter, als George seine Frau und ihren Sohn Peter mit ins Haus bringt. 
Großer Gewinner der diesjährigen Oscar-Veranstaltung war stattdessen „Dune“, Dennis Villeneuves spektakuläre Neuverfilmung von Frank Herberts Klassiker der Science-Fiction-Literatur, der bereits 1984 von David Lynch verfilmt worden war. Von zehn Nominierungen konnte „Dune“ immerhin sechs Oscars gewinnen. Vor allem in den filmtechnischen Kategorien wie visuelle Effekte, Schnitt, Ton, Szenenbild und Kamera räumte „Dune“ ab. 
Dazu erhielt Hans Zimmer seinen zweiten Oscar für die Beste Filmmusik, nachdem er 1995 für „König der Löwen“ seinen ersten Oscar in Empfang nehmen durfte. Zuvor erhielt er 1989 eine Nominierung für seine Musik zu „Rain Man“ und über die Jahre neun weitere Nominierungen, u.a. für „The Thin Red Line“, „Gladiator“, „Sherlock Holmes“, „Inception“, „Interstellar“ und „Dunkirk“
Mit jeweils sieben Nominierungen gingen auch Kenneth Branaghs Drama „Belfast“ und Steven Spielbergs Neu-Verfilmung der „West Side Story“ ins Oscar-Rennen, doch konnten sich beide Filme nur über jeweils eine Trophäe freuen - Kenneth Branagh für das Beste Drehbuch einerseits und Ariana DeBose als Beste Nebendarstellerin andererseits. 
In dem mit sechs Nominierungen bedachten Biopic „King Richard“ spielt Will Smith den Vater der beiden Tennis-Spielerinnen Serena und Venus Williams so überzeugend, dass er den Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt. Bei seiner Dankesrede entschuldigte er sich bei der Academy für seinen Ausrutscher Chris Rock gegenüber, nicht aber bei dem Moderator selbst. 
Sowohl Adam McKays schwarze Komödie „Don’t Look Up“ als auch Guillermo del Toros Remake des Noir-Klassikers „Nightmare Alley“ konnten dagegen bei jeweils vier Nominierungen keinen Oscar gewinnen, dafür wurde der ebenfalls mit vier Nominierungen bedachte japanische Film „Drive My Car“ mit dem Oscar für den Besten internationalen Film ausgezeichnet. 
 
Bester Film 
„Coda“ 
• „Belfast“ 
• „Don’t Look Up“ 
• „Drive My Car“ 
• „Dune“ 
• „King Richard“ 
• „Licorice Pizza“ 
• „Nightmare Alley“ 
• „The Power of the Dog“ 
• „West Side Story“ 
 
Beste Regie 
Jane Campion – „The Power of the Dog“ 
• Paul Thomas Anderson – „Licorice Pizza“ 
• Kenneth Branagh – „Belfast“ 
• Ryūsuke Hamaguchi – „Drive My Car“ 
• Steven Spielberg – „West Side Story“ 
 
Bester Hauptdarsteller 
Will Smith – „King Richard“ 
• Javier Bardem – „Being the Ricardos“ 
• Benedict Cumberbatch – „The Power of the Dog“ 
• Andrew Garfield – „Tick,Tick…Boom!“ 
• Denzel Washington – „Macbeth“ (The Tragedy of Macbeth) 
 
Beste Hauptdarstellerin 
Jessica Chastain – „The Eyes of Tammy Faye“ 
• Olivia Colman – „Frau im Dunkeln“ (The Lost Daughter) 
• Penélope Cruz – „Parallele Mütter“ (Madres paralelas) 
• Nicole Kidman – „Being the Ricardos“ 
• Kristen Stewart – „Spencer“ 
 
Bester Nebendarsteller 
Troy Kotsur – „Coda“ 
• Ciarán Hinds – „Belfast“ 
• Jesse Plemons – „The Power of the Dog“ 
• J. K. Simmons – „Being the Ricardos“ 
• Kodi Smit-McPhee – „The Power of the Dog“ 
 
Beste Nebendarstellerin
Ariana DeBose – „West Side Story“ 
• Jessie Buckley – „Frau im Dunkeln“ (The Lost Daughter) 
• Judi Dench – „Belfast“ 
• Kirsten Dunst – „The Power of the Dog“ 
• Aunjanue Ellis – „King Richard“ 
 
Bestes adaptiertes Drehbuch 
Siân Heder – „Coda“ 
• Jane Campion – „The Power of the Dog“ 
• Ryūsuke Hamaguchi und Takamasa Ōe – „Drive My Car“ 
• Maggie Gyllenhaal – „Frau im Dunkeln“ (The Lost Daughter) 
• Eric Roth, Jon Spaihts und Denis Villeneuve – „Dune“ 
 
Bestes Originaldrehbuch 
Kenneth Branagh – „Belfast“ 
• Paul Thomas Anderson – „Licorice Pizza“ 
• Zach Baylin – „King Richard“ 
• Adam McKay und David Sirota – „Don’t Look Up“ 
• Joachim Trier und Eskil Vogt – „Der schlimmste Mensch der Welt“ (Verdens verste menneske) 
 
Beste Kamera 
Greig Fraser – „Dune“ 
• Bruno Delbonnel – „Macbeth“ (The Tragedy of Macbeth) 
• Janusz Kamiński – „West Side Story“ 
• Dan Laustsen – „Nightmare Alley“ 
• Ari Wegner – „The Power of the Dog“ 
 
Bestes Szenenbild 
„Dune“ 
• „West Side Story“ 
• „Macbeth“ (The Tragedy of Macbeth) 
• „Nightmare Alley“ 
• „The Power of the Dog“ 
 
Bestes Kostümdesign 
„Cruella“ 
• „Cyrano“ 
• „Dune“ 
• „Nightmare Alley“ 
• „West Side Story“ 
 
Beste Filmmusik 
Hans Zimmer – „Dune“ 
• Nicholas Britell – „Don’t Look Up“ 
• Germaine Franco – „Encanto“ 
• Jonny Greenwood – „The Power of the Dog“ 
• Alberto Iglesias – „Parallele Mütter“ (Madres paralelas) 
 
Bester Filmsong 
„No Time to Die“ aus „Keine Zeit zu sterben“ (No Time to Die) – Musik und Text: Billie Eilish und Finneas O’Connell 
• „Be Alive“ aus „King Richard“ – Musik und Text: Dixson und Beyoncé 
• „Dos Oruguitas“ aus „Encanto“ – Musik und Text: Lin-Manuel Miranda 
• „Down to Joy“ aus „Belfast“ – Musik und Text: Van Morrison 
• „Somehow You Do“ aus „Four Good Days“ – Musik und Text: Diane Warren 
 
Bestes Make-up und beste Frisuren 
The Eyes of Tammy Faye 
• Der Prinz aus Zamunda 2 (Coming 2 America) 
• Cruella 
• Dune 
• House of Gucci 
 
Bester Schnitt 
Dune 
• Don’t Look Up 
• Tick, Tick…Boom! 
• King Richard 
• The Power of the Dog 
 
Bester Ton 
Dune 
• Belfast 
• West Side Story 
• The Power of the Dog 
• Keine Zeit zu sterben (No Time to Die) 
 
Beste visuelle Effekte 
Dune 
• Keine Zeit zu sterben (No Time to Die) 
• Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings 
• Spider-Man: No Way Home 
• Free Guy 
 
Bester Animationsfilm 
Encanto 
• Flee 
• Luca 
• Die Mitchells gegen die Maschinen (The Mitchells vs. the Machines) 
• Raya und der letzte Drache (Raya and the Last Dragon) 
 
Bester animierter Kurzfilm 
The Windshield Wiper 
• Affairs of the Art 
• Bestia 
• Boxballet 
• Rote Robin (Robin Robin) 
 
Bester Kurzfilm 
The Long Goodbye 
• Ala Kachuu – Take and Run 
• On My Mind 
• Please Hold 
• Sukienka 
 
Bester Dokumentarfilm 
Summer of Soul (…Or, When the Revolution Could Not Be Televised) 
• Ascension 
• Attica 
• Flee 
• Writing with Fire 
 
Bester Dokumentar-Kurzfilm 
The Queen of Basketball 
• Als wir Tyrannen waren (When We Were Bullies) 
• Hörbar (Audible) 
• Nach Hause (Lead Me Home) 
 • Drei Lieder für Benazir (Three Songs for Benazir) 
 
Bester internationaler Film 
Drive My Car (ドライブ・マイ・カー, Doraibu mai kā), Japan – Regie: Ryūsuke Hamaguchi 
• Flee, Dänemark – Regie: Jonas Poher Rasmussen 
• The Hand of God (È stata la mano di Dio), Italien – Regie: Paolo Sorrentino 
• Lunana – Das Glück liegt im Himalaya (লুনানা), Bhutan – Regie: Pawo Choyning Dorji 
• Der schlimmste Mensch der Welt (Verdens verste menneske), Norwegen – Regie: Joachim Trier 

Playlist: 

1. Marius De Vries - Wait Wait Stop Stop (CODA) - 03:37 
2. Jonny Greenwood - So Soft (The Power of the Dog) - 03:04 
3. Jonny Greenwood - Licorice Pizza (Licorice Pizza) - 03:08 
4. Jonny Greenwood - Spencer (Spencer) - 01:44 
5. Van Morrison - Caledonia Swing (Belfast) - 02:53 
6. Eiko Ishibashi - We'll live through the long, long days, and through the long nights (Drive My Car) - 05:02 
7. Nicholas Britell - Main Title Suite (Don't Look Up) - 04:09 
8. Nicholas Britell - I'm Cruella (Cruella) - 04:22 
9. Kris Bowers - Family (King Richard) - 03:10 
10. Nathan Johnson - Grindle's Ghost (Nightmare Alley) - 07:14 
11. Hans Zimmer - Visions of Chani (Dune) - 04:28 
12. Alberto Iglesias - En procesión / La fosa (Madres Paralelas) - 10:10 
13. Germaine Franco - The Dysfunctional Tango (Encanto) - 02:43 
14. Theodore Shapiro - Eyes in the Mirror (The Eyes of Tammy Faye) - 03:09 
15. Dickon Hinchliffe - Let Me Tell You All About It (The Lost Daughter) - 05:01 
16. Daniel Pemberton - The End of a Dream (Being the Ricardos) - 05:07 
17. Carter Burwell - Birnam Wood (The Tragedy of Macbeth) - 02:36 
18. Bryce Dessner & Aaron Dessner - I Love You (Cyrano) - 03:24 
19. Harry Gregson-Williams - Score Suite (House of Gucci) - 08:01 
20. Hans Zimmer - Final Ascent (No Time to Die) - 07:25 
21. Uno Helmersson - Fleeing Kabul (Flee) - 03:30 
22. Joel P West - Qingming Jie (Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings) - 02:18 
23. Michael Giacchino - Goodbye (Spider-Man: No Way Home) - 06:50 
24. Christophe Beck - Reunited (Free Guy) - 03:24 
25. James Newton Howard - The Return (Raya and the Last Dragon) - 04:59 
26. Leonard Bernstein - End Credits (West Side Story) - 09:04

Montag, 3. Januar 2022

Playlist #336 vom 16.01.2022 - BEST OF 2021

Das Filmmusik-Jahr 2021 war zwar nicht mit einer Flut an bemerkenswerten Soundtracks gesegnet, brachte aber doch genügend spannende, experimentelle und einfach schöne Scores hervor, von denen ich an dieser Stelle meine persönlichen Highlights vorstellen möchte. Positiv überrascht hat mich, dass Hollywood-Mega-Star Hans Zimmer nach wie vor großartige Scores präsentiert, mit Denis Villeneuves Neuverfilmung des Sci-Fi-Klassikers „Dune“, Daniel Craigs letzten James-Bond-Auftritt in „No Time to Die“ und dem Netflix-Drama „The Unforgivable“ sind gleich drei seiner Arbeiten in 2021 in meiner Best-of-Liste vertreten, aber auch seine Kollegen Daniel Pemberton und Jonny Greenwood haben mich ebenfalls mit jeweils drei Filmkompositionen begeistert. 
In Michael Sarnoskis ungewöhnlichen Drama „Pig“ ist der vielseitige Nicholas Cage („Face/Off“, „Mandy“) als Einsiedler Rob zu sehen, der abgeschieden von der Zivilisation mit seinem Trüffelschwein in der Einöde lebt und sich seinen Unterhalt mit den Trüffeln verdient, die sein Schwein aufspürt. Als eines nachts zwei Junkies in Robs Hütte einsteigen und seinen vierbeinigen Partner entführen, bleibt Rob nichts anderes übrig, als nach über zehn Jahren in die Stadt zurückzukehren, um sein Trüffelschwein zurückzuholen. Das meditatives Drama um Verlust, Trauer und Erlösung hat das Komponistenduo Alexis Grapsas & Philip Klein mit einem ebenso meditativen und minimalistischen Score untermalt. 
„In ,Pig‘ agiert Cage so subtil und geerdet und lässt dich so viel fühlen, während man das absolute Minimum verschenkt. Als Nihilist und jemand, der das Leben, wie wir es kennen, hinter sich gelassen hat, verfügt er über eine sehr philosophische Herangehensweise an alles“, erklärt Alexis Grapsas die Arbeit an dem Film auf Soundtracks, Scores and More!. „Und so habe ich mir die Musik vorgestellt, um so viel wie möglich mit minimaler Instrumentierung auszudrücken, wo jeder Klang einen Zweck und eine Bedeutung hat. Und das ist offensichtlich etwas, das wir am Anfang besprochen haben, um dies fast als eine kathartische Erfahrung zu behandeln, als eine mythische und bizarre Reise, die dem wirklichen Leben sehr ähnlich ist, was eine Vielzahl von Emotionen wie Traurigkeit, Verlust, inneren Frieden, Dunkelheit, Nostalgie verkörpern kann, aber immer durch den existenziellen Standpunkt der Hauptfigur.“ 
Seit dem Animations-Spaß „Der fantastische Mr. Fox“ (2009) bilden der eigenwillige Filmemacher Wes Anderson und der französische Komponist Alexandre Desplat ein vertrautes Duo, das nach der Oscar-prämierten Zusammenarbeit bei „Grand Budapest Hotel“ (2014) nun die romantische Komödie „The French Dispatch“ präsentiert. Der Filmtitel bezieht sich dabei auf den Namen eines amerikanischen Magazins, dessen Redaktion sich in der fiktiven französischen Stadt Ennui-sur-Blasé befindet und vor fünfzig Jahren von Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray) gegründet wurde. Nach dem Tod des Verlegers erinnern sich seine Angestellten nicht nur an ihn, sondern auch an vier große Geschichten, die in der Zeitung veröffentlicht wurden. Der im Gefängnis sitzende Maler Moses Rosenthaler (Benicio del Toro) findet in seiner Wärterin Simone (Lea Seydoux) Muse und Model. Die Reporterin Lucinda Krementz (Frances McDormand) beginnt eine Affäre mit dem Revoluzzer Zeffirelli (Timothée Chalamet) und zweifelt an ihrer journalistischen Integrität. Ein radelnder Reporter schreibt Reiseberichte aus den schlimmsten Ecken der Stadt, und als der Sohn des Kommissars (Mathieu Amalric) entführt wird, kann ihn nur der Koch retten... 
Desplat untermalt dieses vertrackte Treiben mit bittersüßen Piano-Melodien, die an den großen französischen Komponisten Georges Delerue erinnern, aber den verschiedenen Geschichten entsprechend auch ganz unterschiedliche Klänge von typisch französischen Akkordeons und bombastischeren Tönen präsentiert. 
Kris Bowers („Green Book“) und Nicholas Britell („Moonlight“) gehören seit einigen Jahren bereits zu den bemerkenswertesten neuen Talenten in Hollywood und unterstrichen auch im vergangenen Jahr ihre Meisterschaft. Bowers vertonte in 2021 nicht nur die Serien „Dear White People“, „Colin in Black & White“ und „Raising Dion“, sondern auch die Filme „Space Jam 2“, „Respect“, „The United States vs. Billie Holiday“. Vor allem seine Musik zu dem biografischen Drama „King Richard“ um die außergewöhnlichen Tennis-Schwestern Venus und Serena Williams mit Will Smith in der Hauptrolle überzeugt mit fesselnden Melodien und erfrischenden Arrangements. 
Britell vertonte mit „Cruella“ nicht nur auf bewegende Weise Disneys Realfilm-Prequel über die Kult-Bösewichtin Cruella De Vil aus dem Animationsfilm „101 Dalmatiner“, sondern auch Adam McCays Medien-, Politik- und Gesellschaftssatire „Don’t Look Up“, aus deren Soundtrack hier die jazzig-peppige „End Credits Suite“ zu hören ist. 
Mit ihrem Soundtrack zum Dokumentarfilm „La Panthère Des Neiges“ begleiten Nick Cave und Warren Ellis den renommierten Naturfotografen Vincent Munier und den Abenteurer und Romanautor Sylvain Tesson („Dans les forêts de Sibérie“) auf das tibetische Plateau, wo sie seltene Tiere und vor allem den Schneeleoparden zu finden hofften. 
„Es gibt etwas im Herzen dieses Films, das dich anzieht. Nach einem Tag wurde mir klar, dass ich alles tun wollte, um eine komplette Originalpartitur zu komponieren. Der Film verdiente es, seine eigene musikalische Stimme zu haben“, blickt Ellis auf die Arbeit an „La Panthère Des Neiges“ zurück. „Ich buchte fünf Tage und fragte Nick, ob er für einen Tag kommen könnte, um einen Titelsong zu schreiben und Klavier zu spielen. Er sah den Film und blieb vier Tage. Am Ende haben wir das gemacht, was ich für einen der schönsten Filme halte, an denen wir je gearbeitet haben. Die Stars sind die Tiere in all ihrer wilden Pracht, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben, und der Mensch in Ehrfurcht und Staunen.“ 
Der britische Radiohead-Musiker Jonny Greenwood hat sich durch seine erste Zusammenarbeit mit dem gefeierten Filmemacher Paul Thomas Anderson bei „There Will Be Blood“ (2007) gleich Gehör verschaffen können und in der Folge auch Andersons Filme „The Master“, „Inherent Vice“ und „Der seidene Faden“ vertont. In den vergangenen vier Jahren blieb es um Greenwood allerdings ungewöhnlich ruhig, ehe er sich im vergangenen Jahr mit gleich drei bemerkenswerten Arbeiten zurückmeldete. Neben Andersons neuen Film „Licorice Pizze“ vertonte er Pablo Larraíns biografisches Drama „Spencer“ über Lady Dis geplante Trennung von Prinz Charles sowie Jane Campions Western-Drama „The Power of the Dog“, mit mal sperrigen, mal lyrischen Klängen. 
Harry Gregson-Williams hat sowohl über Jahre hinweg mit Tony Scott (bis zu seinem Tod) als auch hin und wieder mit dessen Bruder Ridley Scott zusammengearbeitet. Nach Gregson-Williams‘ farbenfroher Partitur zu Scotts Historien-Epos „Königreich der Himmel“ (2005) arbeitete der Filmemacher mit Komponisten wie Marc Streitenfeld, Alberto Iglesias und Daniel Pemberton zusammen, ehe der Regisseur die Zusammenarbeit mit Gregson-Williams zu „Der Marsianer: Rettet Mark Watney“ (2015) wieder aufnahm. Im vergangenen Jahr realisierten sie sowohl das historische Action-Drama „The Last Duel“, wofür Gregson-Williams eine folkloristisch angehauchte, mit Chören verzierte Musik komponierte, als auch das überdrehte Mode-Krimi-Drama „House of Gucci“, das der Komponist mit flirrenden elektronischen Klängen unterlegte. 
Überhaupt sind in 2021 einige interessante elektronische Scores produziert worden. So vertonte Jim Williams mit Julia Ducournaus Thriller-Drama „Titane“ die Geschichte des Teilzeit-Showgirls und der Vollzeit-Killerin Alexia mit dunklen Industrial-Soundscapes und transzendenten klassischen Motiven, die die inneren Konflikte der nach einem Autounfall mit einer Titanium-Platte im Kopf versehenen Protagonistin ausdrucksstark vermitteln. Aber auch Anthony Scott Burns‘ Projekt Pilotpriest legt mit dem Soundtrack zu Christopher MacBrides Thriller-Drama „Flashback“ einen verstörend intensiven Score vor, der die Reise des Protagonisten Fred in sein Unterbewusstsein adäquat untermalt. 
„Für ,Flashback‘ hatte Regisseur Christopher MacBride eine sehr spezielle Palette und Stimmung für die Kompositionen, die er für diesen Film wollte“, meint Burns. „Wir arbeiteten sehr eng zusammen, saßen und diskutierten tagelang darüber, wie der Score modern, frisch, aber auch nostalgisch sein sollte – eine nuancierte Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit. Er wollte auch, dass die Audio-Landschaft für seinen Protagonisten ziemlich fesselnd, emotional berührend und außerweltlich sein sollte. Nachdem ich die ersten Schnitte gesehen habe, wusste ich, dass der einzige Weg, zum Kern zu gelangen und das zu erreichen, was Chris wollte, zum Herz der Traurigkeit führen würde. Ich tauchte tief in persönliche Reflexionen und meine eigenen Erinnerungen an Verlust und Bedauern für diese Cues und verbrachte viele schlaflose Nächte damit, Soundscapes und spezielle Synthesizer Patches zu kreieren, um die klangliche Welt für Fred Fitzell zu gestalten, die ihn durch seine Entscheidungen navigiert.“ 
Mit eigenwilligen elektronischen Sounds überrascht auch Marc Canhams Score zu J Blakesons Thriller-Komödie „I Care a Lot“. Rosamund Pike spielt eine professionelle Betreuerin für alleinstehende Senioren, die sie allerdings mit ihrer Geschäftspartnerin und Liebhaberin gnadenlos ausnimmt. Als sie es mit der schwerreichen Jennifer Peterson (Dianne Wiest) zu tun bekommen, ahnen sie nicht, dass die alte, alleinstehende Dame Verbindungen zum knallharten Gangster Roman Lunyow (Peter Dinklage) unterhält, der den geschäftstüchtigen Frauen kräftig auf den Zahn fühlt. 
„Der anfängliche spielerische glänzende Stolz des Scores spiegelt den amerikanischen Traum wider und stellt die Realität schrecklicher Menschen gegenüber, die schreckliche Dinge auf der Leinwand tun. Während sich die Geschichte entwickelt, beginnt die Fassade des amerikanischen Traums zu bröckeln, lässt die weniger vorhersehbaren und unangenehmen Klänge entstehen, unterstreicht die böse Realität der Situation und bildet eine schwarzhumorige, aber brutale satirische Interpretation dieses gebrochenen Konzepts“, erklärt Canham. „Nach dem Dreh zog ich mich durch den Lockdown in mein Studio zurück, mit einer Reihe von Instrumenten und Lärm erzeugenden Maschinen, um die Partitur zu vervollständigen, die sich sorgfältig im Ton mit ihrer arpeggio-beladenen sardonischen Verspieltheit in einen atmosphärischen dunkleren Texturangriff durch den Film verwandelt.“ 
Das 2018 gegründete mysteriöse Projekt Glåsbird hat bereits einige geografisch basierte Klanginterpretationen abgeliefert und legt mit „Return to Sea and Sardinia“ einen ätherisch fesselnden Score voller feiner akustischer Tupfer vor. In seinem Dokumentarfilm folgt Regisseur Daniele Marzeddu den Pfaden, die der Schriftsteller D.H. Lawrence im Januar 1921 mit seiner Frau Frieda auf seiner Reise nach Sardinien einschlug und in seinem Reiseroman „Sea and Sardinia“ niederschrieb. 
Hans Zimmer erweist sich in seinen letzten Blockbuster-Produktionen einmal mehr als Meister seines Fachs. Seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Denis Villeneuve setzte er im vergangenen Jahr nach „Blade Runner 2049“ mit der Neuverfilmung von Frank Herberts Sci-Fi-Klassiker „Dune“ fort, wofür er gleich mehrere Soundtrack-Alben füllte, so inspiriert fühlte er sich von den atemberaubenden Welten, die Herbert und Villeneuve kreierten. Während Zimmer für „Dune“ großorchestrale Arrangements mit stark spiritueller Note schuf, die er mit neu erfundenen Instrumenten und Gesängen umsetzte, spielte er im James-Bond-Abenteuer „No Time to Die“ seinen Sinn für große Melodien einerseits und wuchtige Arrangements andererseits aus, verband die lange Tradition packender Action-Score für das Franchise mit neuen Elementen. Für das intime Netflix-Drama „The Unforgivable“ komponierte er aber mit seinem Kollegen David Fleming meist melancholisch ruhige Klänge. 

Playlist: 

1. Alexis Grapsas & Philip Klein - Hunting (Pig) - 04:03 
2. Alexandre Desplat - Simone, Naked, Cell Block-J Hobby Room (The French Dispatch) - 02:54 
3. Bryce Dessner & Aaron Dessner - Kids of New Orleans (C'mon C'mon) - 03:31 
4. Kris Bowers - The Plan (King Richard) - 03:12 
5. Nicholas Britell - I'm Cruella (Cruella) - 04:21 
6. Nicholas Britell - End Credits Suite (Don't Look Up) - 02:30 
7. Armand Amar - il part à sa recherche (Mystère) - 04:32 
8. Nick Cave & Warren Ellis - Des Affûts Elliptiques (La Panthère Des Neiges) - 03:08 
9. Jonny Greenwood - Licorice Pizza (Licorice Pizza) - 03:07 
10. Jonny Greenwood - New Currency (Spencer) - 02:34 
11. Jonny Greenwood - They Were Mine (The Power of the Dog) - 03:19 
12. Harry Gregson-Williams - Duel Preparations (The Last Duel) - 03:37
13. James Newton Howard - Running on Raindrops (Raya and the Last Dragon) - 02:11
14. Glåsbird - Ichnos (Return to Sea and Sardinia) - 04:40 
15. Nick Foster - A Woman with a Secret (Misha and the Wolves) - 04:10 
16. Emile Mosseri - Minari Suite (Minari) - 03:49 
17. Dan Romer - Meet Luca (Luca) - 04:09 
18. Steven Price - A Vision from the Past (Last Night In Soho) - 04:01 
19. Daniel Pemberton - The End of a Dream (Being the Ricardos) - 05:06 
20. Daniel Pemberton - Mosquito Bay (Welcome to Earth) - 04:32 
21. Daniel Pemberton - Practicing the Plan (The Rescue) - 05:57 
22. Pilotpriest - Try It (Flashback) - 04:24 
23. Jim Williams - End Credits (Titane) - 05:25 
24. Marc Canham - I Need Something (I Care a Lot) - 02:37 
25. Hans Zimmer - Visions of Chani (Dune) - 04:27 
26. Hans Zimmer & David Fleming - Sacrifice (The Unforgivable) - 02:06 
27. Hans Zimmer - Matera (No Time to Die) - 02:04 
28. Mark Isham - The Inflated Tear: Judy Has Questions (Judas and the Black Messiah) - 03:03 
29. Lorne Balfe - Trust the River (The Wheel of Time: Season 1, Vol. 1) - 02:42 
30. Ryuichi Sakamoto - Coda (Minamata) - 05:47 
31. Harry Gregson-Williams - Score Suite (House of Gucci) - 08:01

Donnerstag, 1. Juli 2021

Playlist #322 vom 04.07.2021 - NEUHEITEN 2021 (4)

Mit der vierten Neuheiten-Sendung in diesem Jahr geben sich renommierte Filmmusik-Veteranen wie Harry Gregson-Williams, Mark Isham und Zbigniew Preisner ein munteres Stelldichein mit einer ganz jungen Generation von Komponisten, von denen sicher einige in Zukunft öfter aufhorchen lassen werden. Neben Musik aus Amazon- und Netflix-Film- und -Serien-Produktionen kommen natürlich auch neue Filme und einige Non-Film-Werke ins Spiel, darunter auch die deutschen Beiträge von Marcel Barsotti mit einer orchestrierten Version der „Sommermärchen“-Melodie aus Sönke Wortmanns Dokumentarfilm „Deutschland. Ein Sommermärchen“ sowie Volker Bertelmann, der neben der Musik zum Netflix-Science-Fiction-Film „Stowaway“ auch Bjarne Mädels Krimi-Drama „Sörensen hat Angst“ vertonte. 
Der US-amerikanische Songwriter und Komponist Brett Detar hat bereits eine Karriere als Gitarrist in der Metal-Band Zao hinter sich, bevor er sein eigenes Post-Punk-Power-Pop-Ensemble The Juliana Theory ins Leben rief und sich nach dessen Auflösung seiner Solo-Karriere widmete. Nach seinem Solo-Album „Bird In The Tangle“ startete er auch als Filmkomponist durch, wurde durch seine Zusammenarbeit mit Regisseur William Brent Bell bekannt. 
Nach „The Devil Inside“ (2012), „Wer“ (2013) und „Brahms: The Boy II“ (2020) präsentiert Detar mit „Separation“ seine vierte Zusammenarbeit mit dem Horror-Regisseur. Der Film handelt von einem achtjährigen Mädchen, das nach dem Tod seiner Mutter mit dem Großvater und der Babysitterin im Haus versucht, wieder ein normales Leben zu führen. Allerdings entwickeln die Puppen des Mädchens ein unheimliches Eigenleben. 
„Obwohl ,Separation‘ im Gewand eines Gruselfilm daherkommt, ist es eigentlich ein Familienfilm“, betont der Komponist Brett Detar. „Im Kern ist es die Geschichte einer Tochter, einer Mutter und eines Vaters. Da sich alles um diese drei Menschen dreht, habe ich mich entschieden, das musikalische Hauptthema nur aus drei Tönen zu kreieren. Was auch immer sonst noch mit den Musik- und Sounddesign-Elementen der Partitur passiert, sie kehrt immer zu denselben drei einfachen Tönen zurück, um an die Verbindung zwischen den drei Familienmitgliedern zu erinnern. Manchmal erscheinen diese Töne als Klavier, während ich zu anderen Zeiten Streicher oder Holzbläser verwendet habe. Vielleicht erscheint es jedoch am häufigsten als menschliche Stimmen. Die Geheimwaffe in dieser Partitur ist eigentlich meine Stimme. Es gibt einige Momente, in denen ich sie als traditionelle Stimme verwende, aber viel häufiger wurde sie so bearbeitet und manipuliert, dass sie fast nicht als Mensch erkennbar ist, nicht unähnlich der Puppe auf dem Bildschirm.“ 
Passend zur diesjährigen Fußball-EM ist eine Musik wieder populär geworden, die der populäre Filmkomponist Marcel Barsotti („Die Päpstin“, „Der Bibelcode“) 2006 für Sönke Wortmanns Dokumentarfilm „Deutschland. Ein Sommermärchen“ kreiert hatte. Damals begeisterte nicht nur die deutsche Mannschaft von Trainer Jürgen Klinsmann die Fußballnation im eigenen Land (auch wenn im Halbfinale gegen Italien der große Traum vom Titel ausgeträumt war), sondern auch Barsottis Soundtrack, der sich für sechs Wochen in den deutschen Top 100 hielt und über 30.000 mal verkaufte. Für die diesjährige EM überarbeitete Barsotti das Hauptthema seines Soundtracks. 
„Da ich allen voran mit meinen orchestralen Werken eher bekannt bin, kam ich auf die Idee, vom Hauptthema aus dem Soundtrack eine sinfonische Version zu schreiben. Und es kam auch die Idee dazu, die gesamte Filmmusik aus dem Film zu veröffentlichen. Damals war das nicht möglich“, erklärt der in Starnberg lebende Komponist. „Die Herausforderung für die Sommermärchen Sinfonie war durch den Start der Fußball EM 2021 gegeben: ich wollte eine sinfonische Sporthymne schreiben, ähnlich olympischen Fanfaren. Sommermärchen Sinfonie sollte episch, emotional und energetisch sein, orchestral treibend, sportlich positiv und nach vorne schauend. Nachdem ich ein paar erfolglose Versuche mit der Popversion machte, kam dann der Entschluss zum sinfonischen Werk. Dass auf Spotify mittlerweile über 60.000 Streams in nur 2 Wochen erfolgt sind, bestätigt die orchestrale Version. Ich freue mich sehr darüber und bin gespannt, wie es mit dem Märchen so weitergeht.“ 
Der polnische Komponist Zbigniew Preisner hat nach „The Queen of Spain“ (2016) mit „Forgotten We’ll Be“ auch den nachfolgenden Film des spanischen Regisseurs Fernando Trueba vertont. Trueba ließ sich für seinen neuen Film durch die Memoiren von Héctor Abad Faciolince, „Oblivion: A Memoir“, inspirieren, der darin das Leben seines Vaters, des kolumbianischen Wissenschaftlers und Aktivisten Hector Abad Góme, beschreibt, wobei sich der Film auf die 70er und 80er Jahre fokussiert. Ähnlich wie Preisners Arbeiten zu „Valley of Shadows“ und „Lost and Love“ ist auch die Musik zu „Forgotten We’ll Be“ aus der Perspektive eines Kindes entstanden. Dabei hat Preisner fragile Themen für Orchester und Solo-Instrumente, insbesondere für die Harfe komponiert. 
Im Rahmen seiner Discovery Collection Serie hat das skandinavische Label MovieScore Media mit „Space Truckers“ den Score des britischen Komponisten Colin Towns zu dem 1995 entstandenen Science-Fiction-Film von Stuart Gordon (1947-2020) veröffentlicht. 
„Als ich den Score mit Stuart Gordon besprach, war klar, dass er dafür einen großorchestralen Score und Sound Design wollte“, erinnert sich Towns. „Er sagte damals, dass noch niemand ein Comedy-Space-Movie gemacht habe, aber dieser Film ist voller Spaß und Country & Western Musik sickert aus allen Ecken und Enden. In der Liebesszene mit Charles Dance spielt der großartige Phil Todd das Saxophon. Ich wollte schon immer einen Weltraumfilm machen, Stuart Gordon hat mir diesen Wunsch erfüllt.“ 
Der amerikanische Pianist und Komponist Dustin O’Halloran hat mit „Silfur“ zwar ein neues Album veröffentlicht, doch die Grundlage sind Songs, die der gefeierte Filmkomponist („Transparent“, „Lion“) bereits früher fürs Solo-Piano geschrieben und nun mit teilweise neuen gefühlvollen Streicher-Arrangements versehen hat. Die Aufnahmen dazu sind an besonderen Orten in Island entstanden, mit denen er sich eng verbunden fühlt, beispielsweise in der alten hölzernen Fríkirkjan-Kirche in Reykjavík. Hier spielte er einst sein erstes isländisches Konzert zusammen mit Jóhann Jóhannsson und Hauschka, als er das Land zum ersten Mal besuchte. 
Der Albumtitel bezieht sich übrigens auf den in Island beheimateten Silfurberg Kristall gewählt – übersetzt Silberfels. Dessen einzigartige Eigenschaft es ist, Licht zweifach zu brechen – Objekte erscheinen gedoppelt. „Er macht mit dem Licht genau das, was ich bei der Zeit empfinde. Es spaltet sie in zwei Teile, aber im selben Moment: Gegenwart und Vergangenheit“, erklärt O’Halloran dazu. 
Sein deutscher Kollege Volker Bertelmann, mit dem O’Halloran die Musik zu „Lion – Der lange Weg nach Hause“ und „The Old Guard“ komponiert hat, ist mit gleich zwei neuen Soundtracks vertreten. Neben dem Netflix-Science-Fiction-Drama „Stowaway“ vertonte Bertelmann auch die deutsche Krimi-Produktion „Sörensen hat Angst“ von und mit Bjarne Mädel
Der gefeierte italienische Pianist und Komponist Ludovico Einaudi, dessen Musik zuletzt auch in den beiden Oscar-prämierten Filmen „Nomadland“ und „The Father“ zu hören gewesen ist, vereint auf dem Doppel-Album „Cinema“ Musik nicht nur aus diesen beiden Filmen, sondern auch Stücke, die Einaudi für Filme wie „This Is England“, „The Intouchables“, „I’m Still Here“, „Samba“, „Insidious“, „Fuori Dal Mondo“ und „Sotto falso nome“ beigesteuert hat. Zu den beiden bisher unveröffentlichten Titeln zählt der Titeltrack zum Drama „The Water Diviner“ mit Russell Crowe in der Hauptrolle. 
Ähnlich wie John Carpenter, Mike Figgis oder Stephen Warbeck („The Man in the Hat“) schlüpft auch Stephen Edwards bei „Syndrome K“ in die Doppelrolle des Regisseurs und Komponisten. In seiner Dokumentation erzählt Edwards die Geschichte von drei römischen katholischen Ärzten, die eine hochansteckende, aber absolut fiktive Krankheit erfunden haben, um während des Holocaust Juden in Krankenhäusern vor dem Zugriff der Nazis zu schützen. 
„Da der Film während des 2. Weltkriegs spielt, war ich von der Idee inspiriert, den Score durch ein ,Welt-Orchester‘ einspielen zu lassen“, erzählt Edwards von seiner einzigartigen Vision, seinen eigenen Film zu vertonen. „Wir waren in der Lage, Stücke in Los Angeles, London, Moskau, Prag, Belgrad und Rom aufzunehmen. Thematisch habe ich mich bei Haydns ,Gott erhalte Franz den Kaiser‘ bedient, was die deutsche Nationalhymne wurde, und es in Moll umgeschrieben, um die Nazis und SS-Truppen darzustellen. Es ist auch subtil in die Partitur eingewebt, um unsere Schurken darzustellen. Ich hatte das Glück, die Sängerin/Komponistin Lisbeth Scott bei der Partitur spielen zu lassen, und ihre Stimme ist entscheidend für das ,Rettungsthema‘, das in späteren Cues zu hören ist. Mein Ziel war es, Hoffnung über Verzweiflung, Liebe und Akzeptanz über Hass und das Beste der Menschheit, einander in einer der dunkelsten Perioden der Menschheitsgeschichte zu helfen, musikalisch widerzuspiegeln.“ 
Inon Shampanier hat mit „Paper Spiders“ eine Dramedy inszeniert, in der die komisch-exzentrische Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Dawn (Lily Taylor) und Melanie (Stefania LaVie Owen) durch den Tod von Melanies Vater noch gefestigter wird. Allerdings fühlt sich Dawn nun durch ihren Nachbarn belästigt, doch findet die Polizei keine Beweise für kriminelle Handlungen, weshalb Melanie an der Glaubwürdigkeit ihrer Mutter zu zweifeln beginnt. Komponistin Ariel Blumenthal hat ein kleines Ensemble verwendet, um eine breite Palette an Emotionen musikalisch abzudecken. „Um die zerfallende Mutter-Tochter-Beziehung im Kern von ,Paper Spiders‘ widerzuspiegeln, fühlte ich mich berufen, ein musikalisches Thema zu komponieren, das sich von einem liebevollen und warmen Anfang zu einer eminenten Feindseligkeit und Tragik wandeln kann“, erklärt die in israelisch-stämmige Komponistin. „Drei rohe und exponierte Saiteninstrumente spiegeln ähnlich rohe Emotionen wider. Um die erdrückende Entfremdung durch psychische Erkrankungen hervorzuheben, haben wir Sounddesign-Elemente hinzugefügt, die kreischen - und doch fast geräuschlos sind.“ 
Mit „Van Helsing“ veröffentlicht MovieScore Media einen Querschnitt aus der Musik, die Rich Walters („Olympus“) zu allen fünf Staffeln der Fantasy-Horror-Serie komponiert hat, in der Vanessa Helsing als entfernte Verwandte des Vampirjägers Abraham Van Helsing feststellen muss, dass Vampire die Macht über die Welt errungen haben. 
,Van Helsing‘ umfasste 65 Episoden, was mir die musikalische Möglichkeit eröffnet hat, viele traditionelle und zeitgenössische musikalische Grundlagen zu erkunden“, blickt Walters auf die Arbeit an der Serie zurück. 
„Von den ruhigen Anfängen im abgelegenen Krankenhaus bis hin zu einer Zeitreise nach Transylvanien hat sich die musikalische Palette an den umfangreichen Charakter- und Schauplatz-Geschichten entlang entwickelt. Im Mittelpunkt steht die Reise durch das Böse und das Gute. Die Musik spiegelt sich in all diesen Situationen wider, von sehr einfachen, ruhigen und heiklen emotionalen Szenen von Verlust, Liebe und Erfolgen bis hin zu massiven Kampfsequenzen zwischen Menschen, Vampiren und außerweltlichen Wesen, wo in einem Moment ein Solo-Cello die ganze Geschichte erzählen könnte, die erforderlich ist, um abrupt die Gänge zu wechseln, wenn Blechbläser, Streicher und perkussive Instrumentierung gefordert waren, um die Grundlagen für den Krieg zu festigen.“ 
Der niederländische Pianist und Komponist Pieter de Graaf präsentiert mit seinem neuen Album „Equinox“ sein musikalisches Verständnis der titelgebenden Tagundnachtgleiche, nämlich eine ausgewogene Balance und Harmonie zwischen den Elementen, zwischen romantischer Klaviermusik und subtiler Elektronik. 
„Es ist repräsentativ dafür, wie ich heute Musik mache“, sagt der gefeierte niederländische Pianist und jüngste Gewinner des Edison Classical Award, der mit der Musik auf seinem neuen Album auch einen Wandel und Aufbruch zu etwas Neuem thematisiert. 
Abgerundet wird die Sendung durch jeweils zwei neue Scores des polnischen Komponisten Antoni Komasa-Lazarkiewicz („Charlatan“, „The Affair“) und seines französischen Kollegen Erwann Kermorvant („Your Honor“, „Luther“), Rupert Gregson-Williams‘ Musik zu Paul Weitz‘ Dramedy „Fatherhood“, Mark Ishams einfühlsamer Musik zur im viktorianischen London spielenden Drama-Serie „The Nevers“ und Tom Holkenborgs pulsierendem Score zur Neuverfilmung des Horror-Klassikers „Army of the Dead“
Playlist: 
1. Brett Detar - Jenny's Theme (Separation) - 03:00 
2. Marcel Barsotti - Sommermärchen Sinfonie (Deutschland. Ein Sommermärchen) - 03:12 
3. Zbigniew Preisner - Letter to the Father (Forgotten We'll Be) - 04:00
4. Hiroyuki Sawano - STRE0INGS (Promare) - 02:27 
5. Colin Towns - Martian Moons (Space Truckers) - 01:59 
6. Nicholas Britell - A Spirited Nature (The Underground Railroad Volume 1) - 03:05 
7. Dustin O'Halloran - Opus 56 (Silfur) - 04:20 
8. Volker Bertelmann - Can I Take His Place? (Stowaway) - 02:43 
9. Volker Bertelmann - Sörensen Zwei (Sörensen hat Angst) - 03:21 
10. Ludovico Einaudi - The Water Diviner (Cinema) - 06:45 
11. Stephen Edwards - Doctor Smock (Syndrome K) - 03:38 
12. Ariel Blumenthal - I Can't Fix You (Paper Spiders) - 02:59 
13. Hugar - Nú vil ég enn í nafni (Folk Songs) - 04:49 
14. Rich Walters - You Are the Light (Van Helsing) - 03:05 
15. Pieter de Graaf - Event Horizon (Equinox) - 04:00 
16. Philip Klein - A Tale As Old As Time - Suite II (Wish Dragon) - 04:11 
17. Kevin Penkin - The Capsule Under the Tree (Eden) - 02:19 
18. Harry Gregson-Williams - Meet at the Beginning (Infinite) - 03:40 
19. Isabella Summers & Brian H. Kim - Graybill Legend Murders (Panic) - 02:14 
20. Neil Athale - Nighttime Interrogations (Twist) - 03:54 
21. Antoni Komasa-Lazarkiewicz & Mary Komasa - In the Forest (The Charlatan) - 03:51 
22. Antoni Komasa-Lazarkiewicz - The Glass House (The Affair) - 02:52 
23. Mark Sayfritz - The Islanders (Death of Me) - 03:52 
24. Matthew James - Fall That Same Year (The Djinn) - 02:38 
25. Erwann Kermorvant - Remember Mum (Your Honor) - 02:36 
26. Nicolas Repetto - Imposter Syndrome (The Sound of Identity) - 03:46 
27. Stephanie Economou - Marocco (Jupiter's Legacy) - 05:46 
28. Rupert Gregson-Williams - Matt Misses Maddy (Fatherhood) - 03:58 
29. Tom Holkenborg - Scott and Kate Part 1 (Army of the Dead) - 05:25 
30. Mark Isham - We Have Time (The Nevers - Season 1) - 02:08 
31. Erwann Kermorvant - Single Bullet (Luther) - 07:36

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