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Samstag, 18. Januar 2025

Playlist #415 vom 26.01.2025 - DAVID LYNCH (1946-2025) Special

Mit außergewöhnlichen, verschiedene Filmgenres miteinander verbindenden Werken wie „Eraserhead“, „Der Elefantenmensch“, „Blue Velvet“, „Lost Highway“, „Mulholland Drive“ und natürlich der wegweisenden Fernsehserie „Twin Peaks“ avancierte David Lynch zu einem der meistverehrten und einflussreichsten Filmemacher. Aber auch als Schauspieler, Maler, Fotograf, Komponist und zuletzt auch Möbeldesigner hinterließ der vielseitige Künstler seine Spuren. Nun starb der vierfach Oscar-nominierte und 2019 mit einem Ehrenoscar für sein Lebenswerk ausgezeichnete Lynch am 15. Januar 2025 im Alter von 78 Jahren. In der heutigen Sendung zum Gedenken an diesen vielschichtigen Künstler gibt es nicht nur die Musik zu seinen Kinofilmen und der großartigen Serie „Twin Peaks“ zu hören, sondern auch Auszüge aus seinen Soloarbeiten und Kollaborationen mit Künstlern wie Dean Hurley, Jocelyn Montgomery, Chrystabell, John Neff und Marek Zebrowski

David Lynch © by Josh Telles
Der am 20. Januar 1946 in Missoula, Montana, als Sohn eines Agrarwissenschaftlers und einer Sprachlehrerin geborene David Keith Lynch wuchs mit seinen jüngeren Geschwistern John und Martha in kleinen Orten in Washington, North Carolina und Idaho auf und erlebte nach eigenen Angaben wohl eine unbeschwerte Kindheit.
Der engagierte Pfadfinder liebte das Leben in der Kleinstadt, Filme wie „Glut unter der Asche“ (1957) und die Filmmusiken von Henry Mancini („The Pink Panther“, „Wait Until Dark“). 1960 ließen sich die Eltern endgültig in Alexandria in Virginia nieder. Der 14-jährige Lynch wurde als Schüler der Francis C. Hammond High School Pfadfinder (Eagle Scout) und entwickelte nebenher bleibende Begeisterung für die Malerei. 
Trotz seines bayerischen Onkels, der als Maler in München tätig war, sah er darin jedoch keine aussichtsreiche Zukunft. Der Vater seines Schulfreunds Toby Bushnell Keeler brachte ihn schließlich auf andere Gedanken: Der professionelle Maler bot Lynch und dessen Freund Jack Fisk einen Raum in seinem Studio in Georgetown zur Untermiete an. Die beiden nahmen an und konnten ihrer Kreativität somit freien Lauf lassen. Während dieser Zeit pendelte Lynch am Wochenende nach Washington D.C., wo er Kurse an der Corcoran School of Art besuchte. Es sollte schließlich ein Buch sein, auf das ihn Bushnell Keeler aufmerksam gemacht hatte und das Lynch den Traum vom Künstlerdasein leben ließ: „The Art Spirit“ von Robert Henri
1964 schrieb sich David Lynch nach seinem Highschool-Abschluss an der Boston Museum School für ein Kunststudium ein. Es folgte ein Studium an der Pennsylvania Academy of Fine Arts (1965-1967), die Heirat mit seiner Kommilitonin Margret „Peggy“ Reavey (1967) und ein Jahr später die Geburt der Tochter Jennifer Chambers Lynch, die später selbst Filme drehen sollte („Boxing Helena“).
Aus Platzmangel zog die Familie in ein Haus, das Lynch für 3.500 US-Dollar erworben hatte, das jedoch äußerst heruntergekommen war und in einer sehr armen Wohngegend lag. Lynch wurde mit der Zeit bewusst, dass der Malerei zwei wichtige Elemente fehlten, nach denen er sich insgeheim sehnte: Bewegung und Ton. 
Zusammen mit seiner Familie und seinen Freunden Alan Splet und Jack Fisk zog er 1970 nach Los Angeles um, wo seine künstlerische Karriere Fahrt aufnahm. Während seines Studiums drehte Lynch mit „Six Figures Getting Sick“ (1967) seinen ersten, einminütigen Kurzfilm, auf den 1968 das vierminütige „The Alphabet“ folgte, einer Kombination von Trick- und Realfilm, in der Lynchs Frau Peggy eine Frau spielt, die die Buchstaben des Alphabets verschluckt und schließlich einen Schwall von Blut auf ein jungfräulich weißes Bett erbricht.
Nachdem 1969 seine Bilder als Maler in der Paley Library Galerie in Philadelphia ausgestellt wurden, begann Lynch einen Kurs am Center for Advanced Film Studies und drehte dort seinen nächsten Kurzfilm „The Grandmother“. Nach seiner erfolgreichen Aufnahme am American Film Institute (AFI) bekam Lynch für sein nächstes Projekt ein Budget von 10.000 US-Dollar zur Verfügung. Zum Filmteam gehörten der Sounddesigner Alan Splet, Produktionsleiterin Doreen G. Small und Kameramann Herbert Cardwell. Um Musik, Dekor, Szenenbild und Schnitt wollte sich Lynch selbst kümmern. 
Als 1972 mit den Dreharbeiten begonnen wurde, rechnete das Filmteam noch mit rund sechs Wochen, doch die Arbeit zog sich auch nach einem Jahr weiter hin. Nachdem Kameramann Cardwell aus finanziellen Gründen nach neun Monaten die Produktion verlassen musste, wurde er durch Frederick Elmes ersetzt. Als das Geld vom AFI aufgebraucht war, stellte man Lynch zwar weiterhin die technischen Mittel zur Verfügung, doch Lynch musste sich selbst um die weitere Finanzierung der Dreharbeiten. Lynch geriet daraufhin in tiefe Verzweiflung. 
Nach einjähriger Drehpause konnte die Produktion im Mai 1974 fortgesetzt werden, als es Lynch gelang, sich Geld von Freunden und Familie zu borgen. Als Lynch und Splet von dem AFI schließlich vor die Tür gesetzt wurden, richteten sie sich daraufhin ein Tonstudio in einer Garage ein, wo von Sommer 1975 bis Frühling 1976 am Ton und Soundtrack zu „Eraserhead“ gearbeitet wurde. „Eraserhead“ hatte schließlich 1977 Premiere und es dauerte nicht lange, bevor sich die albtraumhafte Story mit Jack Nance in der Hauptrolle zum veritablen Kultfilm entwickelte. „Eraserhead“ wurde maßgeblich von seinem Lebensgefühl geprägt, in armen Wohngegenden und ständiger Angst leben zu müssen.
Motiviert durch seine neue Frau Mary Fisk, reichte Lynch seinen Film bei dem Los Angeles Film Festival Filmex ein. Dort wurde „Eraserhead“ am 19. März 1977 in einer 108-minütigen Fassung uraufgeführt, die Lynch im Nachhinein auf 89 Minuten kürzte. Noch im selben Jahr im Herbst wurde der Film im Cinema Village in New York City aufgeführt. Nach einem beschwerlichen Start wurde „Eraserhead“ zu einem Mitternachts-Underground-Geheimtipp und lief bis 1982 in 17 US-amerikanischen Städten mit einer Anzahl von 32 Kopien. 
Die Rezensionen fielen überwiegend positiv aus und sahen in „Eraserhead“ einen „künstlerisch ambitionierte[n] Film“, der in der Tradition des europäischen Autorenkinos stehe und dem Surrealismus und Expressionismus nahe komme. Der Film bedeutete Lynchs künstlerischen Durchbruch und gilt heute als Kultfilm. 
Als Stuart Cornfeld, der von „Eraserhead“ begeistert war, geeignete Projekte für die von Mel Brooks neugegründete Produktionsfirma Brooksfilms suchte und auf das Drehbuch „The Elephant Man“ von Christopher De Vore und Eric Bergren stieß, schlug er Lynch vor, die Geschichte zu verfilmen, wovon Lynch sehr angetan war: 
„Dieser Stoff schien mir nicht nur als zweiter Film nach ,Eraserhead‘ ideal zu sein, sondern auch als Gelegenheit, im Mainstream Fuß zu fassen, ohne sofort größere Kompromisse machen zu müssen“. 
Die Dreharbeiten fanden von 1979 bis 1980 in den Lee-International-Studios in Wembley, London, mit einem Budget von 5 Millionen US-Dollar statt. Gefilmt wurde in Schwarzweiß und CinemaScope. 
„Der Elefantenmensch“ (1980) basiert auf der realen Geschichte von Joseph Merrick, der von Geburt an unter schweren Deformationen seines Körpers litt, die seine Gestalt und sein Gesicht völlig entstellten. Der Film feierte am 3. Oktober 1980 in New York City seine Weltpremiere und spielte allein in den USA mit 26 Millionen US-Dollar mehr als das Fünffache der Produktionskosten wieder ein. 
1981 wurde „Der Elefantenmensch“ für acht Oscars nominiert. Lynch galt folglich als eines der „vielversprechendsten neuen Talente des Hollywood-Establishments“. Anschließend wurde Lynch sowohl von George Lucas für „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ als auch von Dino De Laurentiis für eine Adaption des Science-Fiction Romans „Dune“ von Frank Herbert umworben, wofür sich Lynch entschied. 
Die Dreharbeiten begannen am 30. März 1983 und endeten Anfang Januar 1984. Für Lynch wurde „Der Wüstenplanet“ der erste Spielfilm in Farbe. Die Kosten für den zunächst dreieinhalb Stunden langen Science-Fiction-Film beliefen sich auf 52 Millionen US-Dollar, doch die Produzenten forderten Lynch auf, den Film auf etwa zwei Stunden zusammen zu schneiden: 
„Ich hatte ‚Dune‘ nicht im Griff. Ich machte den Film für die Produzenten, nicht für mich selbst. Deshalb ist das Recht auf den Final Cut so wichtig. Nur eine Person kann der Filter für das Ganze sein.“ Damals wurde „Dune“ von Kritikern weitgehend verrissen, seinen Ruf als Ausnahmeregisseur hatte Lynch so gut wie verloren. Damit stand auch die für Januar 1985 geplante Vorproduktion von „Blue Velvet“ auf der Kippe. Dino De Laurentiis ermöglichte ihm schließlich doch die Realisierung von „Blue Velvet“, nicht zuletzt, weil er in dem Drehbuch, das Lynch bereits drei Jahre zuvor geschrieben hatte, die Gelegenheit witterte, an dem Publikumserfolg von ebenso existentiell tiefsinnigen Filmen wie „The Outsider“ (1983) oder „Rumble Fish“ (1983) von Francis Ford Coppola anzuknüpfen. Er schlug Lynch vor, dessen Gehalt und Budget zu kürzen. Im Gegenzug überließe er ihm die künstlerische Kontrolle. Lynch akzeptierte und bekam so die ihm wichtige künstlerische Freiheit, das Recht auf den Endschnitt und die Zusage, dass sich die Produzenten nicht mehr einmischen würden. 
In „Blue Velvet“ spielt „Dune“-Star Kyle MacLachlan den jungen Collegestudenten Jeffrey Beaumont, der in der idyllischen Kleinstadt Lumberton ein abgetrenntes Ohr auf dem Rasen findet. Zusammen mit der adretten Polizistentochter Sandy (Laura Dern) begibt sich Jeffrey auf die Spurensuche und trifft auf die mysteriöse Nachtclubsängerin Dorothy (Isabella Rossellini) und den drogensüchtigen Sadisten Frank (Dennis Hopper).
,Blue Velvet‘ führt unter die Oberfläche einer amerikanischen Kleinstadt, aber es ist auch eine Reise ins Unterbewusstsein oder an einen Ort, wo man mit Dingen konfrontiert wird, denen man sich normalerweise nicht stellt. Einer der Tonleute meinte, der Film sei wie eine Mischung aus Norman Rockwell und Hieronymus Bosch. Die Reise führt so tief hinunter, wie es nur geht, und dann wieder hinauf an die Oberfläche“, gibt Lynch nicht nur seine Interpretation von „Blue Velvet“, sondern quasi von fast all seinen Filmen. 
„Blue Velvet“ war zugleich der Beginn der äußerst fruchtbaren, weit über das normale Regisseur-Komponisten-Arbeitsverhältnis hinausgehenden Zusammenarbeit zwischen David Lynch und dem 1937 geborenen Angelo Badalamenti, der erst über einige Umwege zur Filmmusik kam. 
David Lynch beschrieb die Zusammenarbeit mit seinem Hauskomponisten einmal so: „Angelo Badalamenti hat mich mit der Welt der Musik vertraut gemacht. Er schreibt die Musik und ich die Texte. Wir unterhalten uns über die Atmosphäre, die Worte beeinflussen die Melodie und umgekehrt. Das zählt zu den glücklichsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe. Es war, als bliebe die Zeit stehen. All diese Tätigkeiten - das Schreiben des Drehbuchs, die Regie, die Musik - hängen für mich zusammen, und jede davon liefert mir Ideen für die anderen. Aus der Arbeit an der Musik ziehe ich Inspiration für die Regie.“
Neben seinen Arbeiten am Film hatte er viel gemalt und gezeichnet. Bei den Dreharbeiten zu „Blue Velvet“ hatte er (Isabella Rossellini) kennengelernt, mit der er bis 1990 zusammen blieb. Sie mochte seine Bilder und gab den Anstoß für einige Ausstellungen zu Lynchs Werken: Zwischen 1987 und 1989 wurden dessen Gemälde in verschiedenen US-amerikanischen Galerien ausgestellt. Außerdem gestaltete Lynch 1987 die Statuette für den Rossellini Award und gab ab 1983 jede Woche einmal den Comic-Strip „The Angriest Dog in the World“ im Los Angeles Reader und anderen Zeitungen heraus. 
Darüber hinaus übernahm Lynch eine Nebenrolle als Liebhaber der von Rossellini verkörperten Hauptrolle in „Zelly and Me“ (1988) von Tina Rathborne
1986 lernten sich David Lynch und Mark Frost kennen und entwickelten nach einigen verworfenen Ideen zu einer Soap Opera, in der ein Mord die Grundlage für die ganze Geschichte bilden sollte. Handlungsort sollte eine Kleinstadt im Norden der USA sein, die laut einer Karte, die Frost zeichnete, zwischen zwei Bergen lag, so dass das Projekt den Namen „Twin Peaks“ bekam. Nach drei Monaten fruchtbarer Diskussion schrieben Lynch und Frost das Drehbuch für den Pilotfilm innerhalb von 10 Tagen. Der Fernsehsender ABC zeigte sich bereit, den Pilotfilm zu finanzieren, und ließ dabei den Schöpfern den nötigen Freiraum. Mit der 1989 begonnenen Fernsehserie entstand auch die erfolgreichste Zusammenarbeit zwischen David Lynch und Angelo Badalamenti
„David beschrieb die Stimmungen für ‚Twin Peaks‘: ‚Wir sind in den dunklen Wäldern, der Wind weht sehr mild, und außerhalb des Waldes hat das wunderschöne junge Mädchen eine Vision, und die Dunkelheit wandelt sich zu einer betörenden Melodie, die einen Höhepunkt erreicht, abschwillt und wieder in den dunklen Wäldern verschwindet.‘ Allein mit dieser Beschreibung setzte ich mich ans Keyboard, während David neben mir saß, und ich spielte ihm die ganze Einführung und das ‚Laura Palmer Theme‘ vor, Note für Note, allein auf seinen Worten basierend", erinnert sich Badalamenti, der seine Ausführungen stets mit einigen netten Anekdoten zu schmücken versteht. „Er sprach sehr langsam und weich, was eine Inspiration für mich war, und ich verstand, um was für eine Welt es sich handelte. Als David es hörte, meinte er, das wäre es. Ich hätte gerade eines der wichtigsten Themen für die ganze Serie komponiert. Das war der Grundstein für unsere Beziehung, dass wir uns einander verstanden. Ich war in der Lage, die Musik zu schreiben, die seinen Visionen entsprach.“

Einen wichtigen Beitrag zur erneut hypnotischen, überwiegend sphärisch-elektronischen Musik lieferte einmal mehr Julee Cruise, die die von Badalamenti (Musik) und Lynch (Text) geschriebenen Songs „The Nightingale", „Into The Night“, „Falling“, „The World Spins“ und „Rockin‘ Back Inside My Heart“ interpretierte, die in der Kultserie zum Einsatz kamen und vom Julee-Cruise-Album "Floating Into The Night" stammten, das Badalamenti und Lynch für die Sängerin schrieben und produzierten. Doch im Gegensatz zur häufigen Praxis, Songs im Film einzusetzen, um das Soundtrackalbum besser verkaufen zu können, das wiederum für den Film wirbt, haben Songs in David Lynchs Filmen eine ganz eindeutige dramaturgische Funktion. 
„Die Musik hat immer einen Bezug zu der Unschuld in solchen Szenen. Sie arbeitet immer gegen das, was eigentlich tatsächlich passiert“, erklärt Badalamenti. „Insofern spielt sie eine enorm wichtige Rolle. Ich denke, wir beide, David und ich, arbeiten musikalisch gern gegen das, was zu sehen ist. Das beste Beispiel dafür ist eine Szene in 'Twin Peaks', wo in einer ziemlich schäbigen Roadhouse-Bar, in der mit Whisky, Drogen und Prostitution gehandelt wird, ein Mädchen mit wundervoller, sanfter, langsamer Stimme den Song 'The World Spins' singt. Bei all den Konflikten, der Gewalt und der Rohheit ist diese Musik der totale Gegensatz zu dem, was gerade vorgeht. Für mich ist das sehr aussagekräftig, weil es die Gegensätze, die Positionen deutlich macht.“
Im September 1989 wurde der dreieinhalb Millionen US-Dollar teure Pilotfilm auf dem Filmfestival in Telluride in Colorado offiziell uraufgeführt. Als am 8. April 1990 der Film schließlich im US-amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, wurde klar, dass man einen Hit gelandet hatte: 35 Millionen Zuschauer verfolgten den Pilotfilm, was einem Anteil von 33 Prozent entsprach. Nach diesem anfänglichen Hoch wurden Mark Frost und David Lynch vom Sender ABC im Mai 1990 mit der Produktion einer weiteren Staffel bestehend aus einem zweiten Pilotfilm und zwölf Folgen beauftragt. Doch nach der Enthüllung des Mörders in Episode 16 sanken die Zuschauerzahlen drastisch und die Serie wurde nach Ende der zweiten Staffel 1991 eingestellt. 
David Lynch verfilmte zuvor Barry Giffords Roman „Wild at Heart: Die Geschichte von Sailor und Lula” zwar als klassisches Roadmovie, aber auch als Hommage an die Rebellenfilme der 50er Jahre und eine Verbeugung vor dem Klassiker „Der Zauberer von Oz“. Die leidenschaftliche Beziehung, die ihre Tochter Lula (Laura Dern) mit dem gerade aus dem Knast entlassenen Sailor (Nicolas Cage) unterhält, ist der aufbrausenden Marietta (Diane Ladd) ein so großer Dorn im Auge, dass sie gleich zwei Killer auf Sailor ansetzt. Dieser flüchtet mit seiner Geliebten in ihrem 65er Thunderbird quer durch Amerikas hitzeflimmernden Süden, wobei sie sich immer wieder ihren sexuellen Begierden widmen und Sailor sich zu einem Banküberfall mit fatalen Folgen überreden lässt. Als sie schließlich in dem kleinen Kaff Big Tuna in Texas landen, führt sie Sailors ehemalige Geliebte Perdita (Isabella Rossellini) geradewegs in die Hände von Mariettas Killer. David Lynch surreal anmutendes Splatter-Fantasy-Roadmovie fesselt durch seine tollen Darsteller, ein radikales Sounddesign, grandiose Bilder und einen energiegeladenen Soundtrack. 
Nach den Flops der beiden Fernsehproduktionen „On the Air – Voll auf Sendung“ (1992) zusammen mit Mark Frost und „Hotel Room“ (1993) gemeinsam mit dem Schriftsteller Barry Gifford, feierte Lynch seine Rückkehr ins Kino Ende der Neunziger mit zwei Filmen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten - zunächst mit „Lost Highway“ (1997), mit dem der Ausnahmeregisseur „die Linearität der Zeit, die Eindeutigkeit des dreidimensionalen Raumes, die logischen Kategorien der Modalität, Kausalität und Identität“ (Jürgen Felix und Andreas Rauscher in „Filmregisseure“, Reclam, 3. Auflage, S. 468) auflöste. Der eifersüchtige Fred (Bill Pullman) verdächtigt seine Frau Renee (Patrica Arquette) des Ehebruchs, da wird er auch schon unter dem Verdacht verhaftet, sie bestialisch ermordet zu haben. Als er im Gefängnis auf die Vollstreckung des Todesurteils wartet, verwandelt er sich auf mysteriöse Weise in Pete Dayton...
Voller Gegensätze ist auch der Soundtrack zu David Lynchs nächstem Film Lost Highway, der wie bei Wild at Heart (1990) speziell vom Regisseur ausgesuchte Songs und Teile des Instrumental-Scores von Angelo Badalamenti verbindet. Da gibt David Bowie zum Anfang und zum Ende zwei editierte Versionen von "I'm Deranged" zum besten, rocken Rammstein ("Rammstein", "Heirate mich"), Marilyn Manson ("Apple Of Sodom", "I Put A Spell On You") und Nine Inch Nails ("Perfect Drug") heftigst ab, während die Smashing Pumpkins mit dem säuselnden "Eye" einen ebenso sanften Gegenpol dazu bilden wie Barry Adamson mit seinen bluesigen Themen und eben Angelo Badalamenti mit seinen teils jazzigen ("Red Bats With Teeth"), teils sphärischen Synthi-Cues ("Police"). Dass der Soundtrack dennoch eine geschlossene Einheit bildet, liegt auch daran, dass die Stücke allesamt nahtlos ineinander übergehen, dass der Hörer/Zuschauer im Kino durch die verschiedenen emotionalen Dimensionen der erzählten Geschichte geführt wird.
David Lynch hat eine sehr enge Beziehung zur Musik und setzt die dementsprechend sehr bewusst in seinen Filmen ein. "Ich bin über die Malerei zum Film gekommen, und ich glaube, man kann sagen, dass ich über die Tongestaltung zur Musik gekommen bin. Als Maler hatte ich immer bestimmte Töne im Kopf, um mir die Stimmung für ein Bild vorzustellen", meint David Lynch, der viele der Musikstücke in seinen Filmen schon vor Drehbeginn aussucht. 
"Irgendwann möchte ich gerne so gut wie alle schon vorher ausgesucht haben, denn häufig schickt mir der Tonmann beim Drehen die Musik durch die Kopfhörer, und zwar so, dass ich als einziger gleichzeitig die Schauspieler ihre Dialoge sprechen hören und der Musik lauschen kann. Dann kann ich kontrollieren, ob die Stimmung der Dialoge mit der Musik übereinstimmt. Selbst bei Szenen, in denen nichts gesprochen wird, kann man sich, indem man der Musik zuhört, davon überzeugen, ob die Sache funktioniert oder nicht."
Was David Lynchs Filme bis dahin überwiegend auszeichnete, ist die unkonventionelle Erzählweise, das Spiel mit unbewussten Ängsten und nicht ausgelebten Wünschen, mit Visionen und Voyeurismus, mit fremden Welten und Metamorphosen, die seine oft gespaltenen, unbehausten Protagonisten durchmachen müssen.
Mit seinem nachfolgenden Film „The Straight Story“ (1999)überraschte Lynch einmal mehr, verzichtete auf vertrackte Bilderrätsel und präsentierte ein ruhig dahinfließendes Roadmovie, in dem der pensionierte Farmer Alvin Straight (Richard Farnsworth) sich mit seinem Sitzrasenmäher auf den langen Weg von Iowa nach Wisconsin macht, um sich mit seinem kranken Bruder Lyle auszusöhnen. Der störrische Mann verfügt nämlich nicht mehr über das beste Sehvermögen, und seine leicht zurückgebliebene Tochter (Sissy Spacek) kann ihn auch nicht fahren. Unterwegs hat er genügend Zeit, nette Menschen und skurrile Typen kennenzulernen und über das Leben zu sinnieren. „The Straight Story“ ist in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnlicher Lynch-Film, mit einer kontinuierlichen Geschichte, klarer Aussage und freundlichen Gesten. Angelo Badalamenti komponierte zu diesem fast schon spirituellen Roadmovie einen wundervollen lyrischen Score, der die warmherzigen Emotionen, die Altersweisheit, die Landschaftspanoramen und die ruhige Inszenierung kongenial musikalisch untermalen.
In der Tradition seiner sensationell spannenden und seltsamen Klassiker Blue Velvet und Twin Peaks kehrte David Lynch mit „Mulholland Drive“ zur Atmosphäre von Wahnwitz und Geheimnissen unter der glatten Oberfläche des Alltags zurück. Der geheimnisvolle Thriller beginnt mit einer geheimnisvollen Schönheit, die sich Rita (Laura Elena Harring) nennt und nach einem grauenvollen Unfall das Gedächtnis verloren hat. Zufällig kommt ihr die freundliche wie naive Betty Elms (Naomi Watts) zu Hilfe, die gerade aus Kanada eingeflogen ist, um nichts weniger als ein Star zu werden. Doch während das Schicksal die beiden offenbar so ungleichen Frauen immer intimer zusammenschweißt und sie auf der Suche nach der Vergangenheit immer tiefer in den Untergrund der Gegenwart eintauchen, wird auch anderen der Boden der Realität unter den Füßen weggerissen. Ein fatalistischer Albträumer und ein mangelhaft begabter Auftragskiller werden ebenso den Weg der Frauen kreuzen wie ein Erfolgsregisseur (Justin Theroux), dessen fantastisches Leben von seinen bizarren Finanziers binnen Stunden zerstört wird. Die Antwort aller Rätsel mag ein bedrohlicher Mann im Hintergrund kennen, der sich nur "Cowboy" (Monty Montgomery) nennt - doch vielleicht laufen die Fäden des Netzes auch bei dem Auftraggeber im Rollstuhl zusammen, der als einziger Macht über schwarze Monstren und blaue Schlüssel zu verbotenen Räumen und Träumen zu besitzen scheint. Doch wo immer sich im Crescendo der Suspense die Wahrheit verbirgt - sie ist nicht von dieser Welt, möglicherweise... 
Sein nächster Kinofilm „Inland Empire“ präsentierte sich als Lynch-typisches Mystery-Drama in der Tradition von „Lost Highway“ und „Mulholland Drive“. Laura Dern, die für Lynch schon in „Blue Velvet“ und „Wild at Heart“ vor der Kamera stand, spielt darin die Schauspielerin Nikki Grace, die für den Regisseur Kingsley Stewart endlich wieder eine Hauptrolle übernehmen kann. Allerdings handelt es sich bei dem geplanten Film „On High In Blue Tomorrows“ nicht um ein Originaldrehbuch, sondern um ein Remake eines nie fertig gestellten Films. Die Dreharbeiten fanden im polnischen Lodz und in Los Angeles statt. Auch die Musik spielt eine zentrale Rolle im Film. Lynch wollte eine ähnliche Wirkung erzielen wie bei Godfrey Reggios Koyaanisqatsi”, eine treibende Verbindung zwischen Bild und Musik, die – nicht wie sonst Angelo BadalamentiDavid Lynch selbst komponierte. Es war quasi der Startschuss für sein eigenes Label David Lynch Music Company, die mittlerweile im Zentrum seiner Website steht.
„Das Kino von David Lynch beginnt dort, wo der gesunde Menschenverstand endet. Aber es bleibt auf ihn angewiesen. Lynch inszeniert vernünftig und verrückt zugleich. Er stürzt den Zuschauer in eine Welt voller unlösbarer Rätsel und unkontrollierbarer Energie. Und doch rechnet er mit einem Betrachter, der sich auf diese Welt einen Reim zu machen versucht; der verstehen möchte; der dem Geheimnis auf die Spur kommen will. Womöglich wird dieser Betrachter nie an sein Ziel kommen. Er wird sich im Dunkel verlieren, er wird aus der Kurve getragen, er bleibt unvermittelt stehen, wie hypnotisiert, und kostet den Schwindel aus“, beschreibt M. Worthmann in der Zeit. „Irgendwann wird er merken, dass er an des Rätsels Lösung kaum heranreicht – und dass er dem Geheimnis trotzdem sehr nahe gekommen ist. Denn sein unstillbares Verlangen selbst ist der Treibstoff des Lynchschen Kinos. Dem unvergleichlichen Glühen der Bilder, der immer wieder langsam sich in die Szene hineinsaugenden Kamera entspricht der Wunsch des Zuschauers, einmal bis in die entscheidende, innerste Wunderkammer des Films vorstoßen zu können. Diese Wunderkammer aber ist sein eigener Kopf.“
Nach diesem digitalen Filmexperiment konzentrierte sich Lynch wieder mehr aufs Malen und die Kreation von Möbeln, drehte wieder einige Kurzfilme und widmete sich der Musik. Nach dem Soundtrack zu „Inland Empire“ veröffentlichte er die beiden Alben „Crazy Clown Time“ (2011) und „The Big Dream“ (2013), bevor er doch noch die Möglichkeit bekam, eine dritte und letzte Staffel von „Twin Peaks“ zu inszenieren. Zuletzt veröffentlichte er zusammen mit der Sängerin/Musikerin Chrysta Bell das Album „Cellophane Memories“
Bemerkenswert war Lynchs Auftritt in Steven Spielbergs teilweise autobiografischen Drama „Die Fabelmans“, in dem er in einer Nebenrolle den Regisseur John Ford verkörpert. 

Filmographie: 

1967 – Six Figures Getting Sick (Kurzfilm) 
1970 – The Grandmother (Kurzfilm) 
1974 – The Amputee (Kurzfilm) 
1977 – Eraserhead 
1980 – Der Elefantenmensch (The Elephant Man) 
1984 – Der Wüstenplante (Dune) 
1986 – Blue Velvet 
1988 – Zelly & Me (Darsteller)
1988 – The Cowboy and the Frenchman (Kurzfilm) 
1990 – Industrial Symphony No. 1: The Dream of the Brokenhearted
1990 – Wild at Heart 
1990 – American Chronicles (TV-Serie) 
1990-2017 – Twin Peaks (TV-Serie) 
1992 – Twin Peaks – Der Film (Twin Peaks – Fire Walk With Me) 
1992 – On the Air (TV-Serie) 
1993 – Hotel Room (TV-Serie) 
1994 – Nadja (Produzent & Darsteller) 
1997 – Lost Highway 
1999 – Eine wahre Geschichte – The Straight Story (The Straight Story) 
2001 – Mulholland Drive 
2002 – Rabbits (Kurzfilm) 
2002 – DumbLand (Kurzfilm) 
2002 – Darkened Room (Kurzfilm) 
2006 – Inland Empire 
2007 – Absurda (Kurzfilm) 
2007 – Boat (Kurzfilm) 
2007 – Bug Crawls (Kurzfilm) 
2007 – More Things That Happened (Kurzfilm) 
2008 – Unter Kontrolle (Surveillance, Produzent) 
2009 – Ein fürsorglicher Sohn (My Son, My Son, What Have Ye Done, Produzent) 
2010 – Dream #7 (Kurzfilm) 
2010 – Lady Blue Shanghai (Kurzfilm) 
2015 – Pozar (FIre) (Kurzfilm) 
2017 – What Did Jack Do? (Kurzfilm) 
2017 – Lucky (Darsteller) 
2018 – Ant Head (Kurzfilm) 
2020 – The Story of a Small Bug (Kurzfilm) 
2020 – The Spider and the Bee (Kurzfilm) 
2022 – Die Fabelmans (The Fabelmans, Darsteller) 
2024 – We’ll Deliver ´em (Kurzfilm) 

Diskographie: 

1998: Lux Vivens (gemeinsam mit Jocelyn Montgomery
2001: BlueBob (gemeinsam mit John Neff
2007: The Air is on Fire: Soundscape 
2008: Polish Night Music (gemeinsam mit Mark Zebrowski
2011: This Train (gemeinsam mit Chrysta Bell
2011: Crazy Clown Time 
2013: The Big Dream 
2024: Cellophane Memories (gemeinsam mit Chrysta Bell)

Playlist: 


01. Angelo Badalamenti - Twin Peaks Theme (Twin Peaks) - 05:06 
02. David Lynch & Alan R. Splet - Pete's Boogie (Eraserhead) - 03:58 
03. John Morris - Recapitulation (The Elephant Man) - 05:36 
04. Angelo Badalamenti - Mysteries of Love (Blue Velvet) - 04:13 
05. Bluebob - Blue Horse (BlueBOB) - 07:22 
06. David Lynch & Dean Hurley - Imaginary Girl (Ghost of Love) - 04:14 
07. Angelo Badalamenti - Audrey's Dance (Twin Peaks) - 05:17 
08. Brian Eno - Prophecy Theme (Dune) - 04:21 
09. Toto - Desert Theme (Dune) - 05:31 
10. Barry Adamson - Mr. Eddy's Theme 1 (Lost Highway) - 03:31 
11. Angelo Badalamenti - Ending/Love Theme (Mulholland Drive) - 05:40 
12. Agnes Obel - Fuel to Fire [David Lynch Remix] (Aventine) - 04:31 
13. Jocelyn Montgomery & David Lynch - Lux Vivens (Lux Vivens) - 08:22 
14. Angelo Badalamenti - The Bookhouse Boys (Twin Peaks) - 05:13 
15. Angelo Badalamenti - Montage (The Straight Story) - 07:24 
16. David Lynch - I Want You (The Big Dream) - 03:47 
17. David Lynch - I Know (Good Day Today) - 04:06 
18. David Lynch - Walkin' on the Sky (Inland Empire) - 04:05 
19. Angelo Badalamenti - Cool Cat Walk (Wild at Heart) - 03:26 
20. Angelo Badalamenti - The Pine Float (Twin Peaks - Fire Walk With Me) - 04:03 
21. Johnny Jewel - Windswept [Reprise] (Twin Peaks) - 03:53 
22. Chrystabell & David Lynch - With Small Animals (Cellophane Memories) - 03:19 
23. David Lynch & Marek Zebrowski - Night - City Back Street (Polish Night Music) - 13:29

Donnerstag, 23. Februar 2023

Playlist #365 vom 26.02.2023 - DARIUS KHONDJI Special

Seit seiner Zusammenarbeit mit den französischen Filmemachern Jean-Pierre Jeunet & Caro an dem komödiantischen Drama „Delicatessen“ (1991) hat sich der in Teheran geborene Kameramann Darius Khondji zu einem der gefragtesten Spezialisten seiner Zunft gemausert. In den vergangenen dreißig Jahren arbeitete er – oft mehrfach – mit prominenten Regisseuren wie David Fincher („Sieben“, „Panic Room“), Woody Allen („Midnight in Paris“, „Irrational Man“), Alan Parker („Evita“), Neil Jordan („Jenseits der Träume“), Roman Polanski („Die neun Pforten“), Wong Kar-Wai („My Blueberry Nights“), Michael Haneke („Funny Games U.S.“), Sydney Pollack („Die Dolmetscherin“) und Bernardo Bertolucci („Gefühl und Verführung“) zusammen. Für seine Arbeit an Alejandro G. Iñárritus „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“ erhielt Khondji nun seine zweite Oscar-Nominierung. 
Darius Khondji wurde am 21. Oktober 1955 in Teheran, Iran, als Sohn eines iranischen Vaters und französischen Mutter geboren, verbrachte seine Kindheit in Paris und drehte dort schon kurze Filme. Seinen Traum von einem Filmstudium konnte er allerdings nur über Umwege realisieren, da in Frankreich für ein Filmstudium ein naturwissenschaftlicher Schulabschluss notwendig war, er aber nur einen künstlerischen Abschluss besaß. 
Eigentlich wollte er sich deshalb 1977 an der University of California einschreiben, doch als er sich bei einem Zwischenstopp in New York City in die Stadt verliebte, studierte er stattdessen an der New York University. Während des Studiums wich er auch von seinem ursprünglichen Vorhaben ab, Regisseur zu werden, da er herausfand, dass er „mehr daran interessiert war, eine Stimmung für eine Geschichte zu gestalten, als die Geschichte selbst zu erzählen“. 
In den 80er Jahren arbeitete er für kleinere französische Produktionen als Kameraassistent und Kameramann. Sein erster größerer internationaler Erfolg gelang ihm 1991 mit seiner Arbeit an dem Film „Delicatessen“ von Marc Caro und Jean-Pierre Jeunet
Die düstere Atmosphäre dieses Films sollte archetypisch für sein späteres Werk sein. 1995 arbeitete er nicht nur erneut erfolgreich mit Jeunet & Caro an dem Film „Die Stadt der verlorenen Kinder“ zusammen, sondern kehrte im gleichen Jahr kehrte in die USA zurück, um mit David Fincher den Film „Sieben“ zu drehen, was ihm 1996 von der Chicago Film Critics Association den Preis für die beste Kameraarbeit einbrachte. 
Ebenfalls 1996 drehte er mit Alan Parker den Film „Evita“, für den er seine erste Oscarnominierung für die beste Kameraarbeit erhielt. 1997 kam es wieder zu einer Zusammenarbeit mit Jean-Pierre Jeunet für den Film „Alien – Die Wiedergeburt“. Khondji schuf die beeindruckenden Bilder zu „The Beach“ von Danny Boyle, „Panic Room“ von David Fincher und begann 2003 bei „Anything Else“ die langjährige Zusammenarbeit mit Woody Allen, die über „Midnight in Paris“ (2011) und „To Rome with Love“ (2012) bis zu „Magic in the Moonlight“ (2014) und „Irrational Man“ (2015) führte. 
Darius Khondji wirkt nicht nur an Kurz- und Spielfilmen mit, sondern auch an Musikvideos. So führte er die Kamera bei den Clips zu den Madonna-Songs „Fever“, „You Must Love Me“, „Don’t Cry for Me Argentina“, „Frozen“ und „Miles Away“ sowie „Africa Shox“ von Leftfield feat. Afrika Bambaataa. Zuletzt arbeitete er an den Musikvideos zu Lady Gagas „Marry the Night“, Neneh Cherrys „Everything“, Eminems „The Icon Project“ und Jay-Z’s „Marcy Me“. 
 

Filmographie: 

1989: Embrasse-moi – Regie: Michèle Rosier 
1990: Le trésor des îles chiennes – Regie: François-Jacques Ossang 
1991: Delicatessen – Regie: Jeunet & Caro 
1992: Prag (Prague) – Regie: Ian Sellar 
1993: Nur der Hauch eines Zweifels (L’ombre du doute) – Regie: Aline Issermann 
1995: Die Stadt der verlorenen Kinder (La cité des enfants perdus) – Regie: Jeunet & Caro 
1995: Sieben (Se7en) – Regie: David Fincher 
1996: Gefühl und Verführung (Stealing Beauty) – Regie: Bernardo Bertolucci 
1996: Evita – Regie: Alan Parker 
1997: Alien – Die Wiedergeburt (Alien: Resurrection) – Regie: Jean-Pierre Jeunet 
1999: Jenseits der Träume (In Dreams) – Regie: Neil Jordan 
1999: Die neun Pforten (The Ninth Gate) – Regie: Roman Polański 
2000: The Beach – Regie: Danny Boyle 
2002: Panic Room – Regie: David Fincher 
2003: Anything Else – Regie: Woody Allen 
2004: Wimbledon – Spiel, Satz und … Liebe (Wimbledon) – Regie: Richard Loncraine 
2005: Die Dolmetscherin (The Interpreter) – Regie: Sydney Pollack 
2006: Zidane (Dokumentation) – Regie: Douglas Gordon, Philippe Parreno 
2007: My Blueberry Nights – Regie: Wong Kar-Wai 
2007: Funny Games U.S. – Regie: Michael Haneke 
2008: Ruinen (The Ruins) – Regie: Carter Smith 
2009: Chéri – Eine Komödie der Eitelkeiten (Chéri) – Regie: Stephen Frears 
2011: Midnight in Paris – Regie: Woody Allen 
2012: To Rome with Love – Regie: Woody Allen 
2012: Liebe (Amour) – Regie: Michael Haneke 
2013: The Immigrant – Regie: James Gray 
2014: Magic in the Moonlight – Regie: Woody Allen 
2015: Irrational Man – Regie: Woody Allen 
2016: Die versunkene Stadt Z (The Lost City of Z) – Regie: James Gray 
2017: Okja – Regie: Bong Joon-ho 
2019: Der schwarze Diamant (Uncut Gems) – Regie: Benny Safdie, Josh Safdie 
2019: Too Old to Die Young (TV-Mini-Serie) – Regie: Nicolas Winding Refn 
2021: Lisey’s Story – Regie: Pablo Larrain 
2022: Zeiten des Umbruchs (Armageddon Time) – Regie: James Gray 
2022: Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten (Bardo, falsa crónica de unas cuantas verdades) – Regie: Alejandro G. Iñárritu 

Playlist:

1. Cliff Martinez - Jesus and the Snake (Too Old to Die Young) - 03:17 
2. Carlos D'Alessio - Generique fin (Delicatessen) - 05:09 
3. Angelo Badalamenti - Finale (The City of Lost Children) - 05:13 
4. John Frizzell - Ripley Meets Her Clones (Alien Resurrection) - 03:44 
5. Elliot Goldenthal - Andante (In Dreams) - 03:39 
6. Wojciech Kilar - Opening Titles (The Ninth Gate) - 03:31 
7. James Newton Howard - End Credits (The Interpreter) - 04:11 
8. Ry Cooder - Bus Ride (My Blueberry Nights) - 02:59 
9. Gustavo Santaolalla - Pajaros (My Blueberry Nights) - 02:23 
10. Alexandre Desplat - The Wedding (Cheri) - 06:52 
11. Bryce Dessner & Alejandro G. Iñárritu - Mateo's Freedom (Bardo) - 04:30 
12. Angelo Badalamenti - Waterfall Cascade (The Beach) - 03:56
13. Howard Shore - Help Me (Se7en) - 03:31 
14. Howard Shore - Main Title (Panic Room) - 02:09 
15. Alexandre Desplat - An Old Woman (Cheri) - 05:01 
16. James Newton Howard - Did He Leave a Note? (The Interpreter) - 03:58
17. Lester Young & Oscar Peterson - I Can't Get Started (Anything Else) - 01:44 
18. Portishead - Glory Box (Stealing Beauty) - 05:02 
19. Axiom Funk - If 6 Was 9 (Stealing Beauty) - 05:59 
20. Underworld - 8 Ball (The Beach) - 08:52 
21. Cliff Martinez - Viggo and Diana (Too Old to Die Young) - 03:16 
22. Christopher Spelman - Crossing the River (The Lost City of Z) - 03:18 
23. Christopher Spelman - At the Fence (Armageddon Time) - 01:34 
24. Wojciech Kilar - Vocalise (The Ninth Gate) - 03:54 
25. Alexandre Tharaud - Schubert: Impromptus, Op. 90, D. 899, No. 3 in G-Flat Major (Amour) - 05:44 
26. Carlos D'Alessio - Baiser Sous L'eau (Delicatessen) - 03:38 
27. Sidney Bechet - Si Tu Vois Ma Mère (Midnight in Paris) - 03:15 

Sonntag, 1. Januar 2023

Playlist #361 vom 01.01.2023 - R.I.P. ANGELO BADALAMENTI (1937-2022)

Mit seiner Titelmelodie für David Lynchs Mystery-Straßenfeger „Twin Peaks“ wurde Angelo Badalamenti weltberühmt und bildete in den darauffolgenden Jahren mit Regisseur David Lynch eine kongeniale Beziehung, wie sie zuvor schon David Lean/Maurice Jarre, Blake Edwards/Henry Mancini, Frederico Fellini/Nino Rota und Alfred Hitchcock/Bernard Hermann bis zu Steven Spielberg/John Williams, David Cronenberg/Howard Shore und Tim Burton/Danny Elfman eingegangen sind.  
Angelo Badalamenti schuf mit seinen melancholisch-verträumten Melodien jedoch nicht nur die adäquaten Soundtracks zu Lynchs symbolträchtigen, surrealistisch anmutenden Bilderwelten, sondern veredelte auch Filme von Regisseuren wie Danny Boyle („The Beach“), Jean-Pierre Jeunet („Mathilde – eine große Liebe“, „Die Stadt der verlorenen Kinder“) und Paul Schrader („Der Trost von Fremden“). Nun verstarb der großartige Filmkomponist am 11. Dezember 2022 im Alter von 85 Jahren in Lincoln Park, New Jersey. 
Der 1937 als Sohn eines Fischhändlers geborene Badalamenti erhielt mit acht Jahren Klavierunterricht, jobbte in Teenagerjahren als Pianist in Tourismuszentren, studierte zunächst an der Eastman School of Music in New York und dann an der Manhattan School of Music Komposition, Horn und Klavier, worin er 1960 seinen Magister machte. Während seiner Tätigkeit als Musiklehrer an der Dyker Heights Junior High in Brooklyn komponierte Badalamenti in seiner Freizeit Songs, wurde Anfang der 70er Jahre schließlich als Arrangeur bei einem Musikverlag eingestellt, wo er Jingles und Werbespots schrieb, aber auch schon seine Vorliebe für schwarze Musik umsetzen konnte, indem er Songs für Leute wie Shirley Bassey und Mel Tillis komponierte. Schon in frühen Jahren verband sich bei Angelo Badalamenti das Interesse an Filmmusik mit dem an populärer Musik. 
„In den frühen Jahren meiner High-School-Zeit war ich von bestimmten Filmmusiken angetan, die ein klassisches Gewand hatten. Ich mochte die Scores im Stile von Bernard Herrmann. Ich fand die klassische Annäherung an das Komponieren für den Film sehr interessant, gerade was die Ausarbeitung von starken Melodien und interessanten Harmonien anging. Außerdem bin ich schon sehr jung mit der Jazz-Welt der Musik aufgewachsen, weil mein älterer Bruder Jazz-Trompete spielte. Seine Freunde kamen jeden Sonntag in unser Haus, um eine Jam-Session zu machen. Das Piano hatten wir natürlich im Haus; sie brachten Saxophone, Trompeten, Posaunen und Flöten mit und spielten Jazz im Bebop-Stil, die Schule von Charlie Parker und Dizzy Gillespie. So wurde ich mit der Jazz-Welt vertraut. Ich mochte in Filmen die Kombination von klassischer Musik mit einem Jazz-Feeling, weil ich beide Welten liebte. Mein Interesse an Musik in Filmen reicht also bis in meine Kindheit zurück.“ 
Durch seine Anstellung beim Musikverlag wurde Badalamentis Tätigkeit aber zunächst auf die Songebene verlagert. Er komponierte Songs für schwarze Sängerinnen wie Nancy Wilson und Nina Simone, wobei er keinen reinen Jazz, sondern einen poporientierten, schwarzen Soul schrieb. An seinen ersten Film-Job kam Badalamenti eher durch Zufall. 
„Ich wurde von Paramount Pictures angestellt, das eine unabhängige Produktionsfirma war, und ich arbeitete an einem Musical für eine Fernsehshow von NBC, das auf Bibelgeschichten basierte. In dem Studio schwirrte ein Skript namens ,Law and Disorder‘ herum. Ich las das Skript, in dem Studio stand ein Piano, und ich setzte mich hin und komponierte ein Thema für die Rolle von Ernest Borgnine und eines für die Rolle von Carol O´Connor. Wenn die beiden Personen zusammentrafen, konnte ich die Themen miteinander verbinden und weiterentwickeln. Die Geschichte spielte in New York, und ich dachte, es wäre eine gute Idee, der Musik ein spanisches New-York-City-Flair mit Jazz-Klängen zu verleihen. Der tschechische Regisseur Ivan Passer, der den Film machte, war gerade im Studio. Ich fragte ihn, ob er einen Moment Zeit hätte, und bat ihn, mit in den Pianoraum zu kommen, um ihm ein paar Themen vorzuspielen. Ich spielte ihm das Thema für die eine Hauptrolle vor und dasjenige für die andere Hauptrolle und demonstrierte ihm, wie die beiden Themen zusammenlaufen könnten, wenn Konflikte aufkommen oder Freundschaften entstehen würden. Dann war da noch ein spanisch-kubanisches Jazz-Thema, das im spanischen Harlem bei Nacht gespielt werden konnte. Ich spielte ihm all die Sachen vor, und er war sehr beeindruckt. Er meinte: ,Ich liebe das, was Sie gemacht haben, es ist perfekt für meinen Film, aber ich habe ein Problem', wobei er in die Tasche griff und einen frankierten, versiegelten Umschlag hervorholte, den er in den nächsten fünf Minuten zum Postkasten bringen wollte. Er war an Aaron Copland adressiert. Er öffnete den Brief und gab ihn mir zu lesen. Mit diesem Brief wollte Ivan Passer Aaron Copland bitten, die Musik für ,Law and Disorder‘ zu schreiben, aber er riss ihn entzwei und schickte ihn nie ab. Das war der Start für mich in der Filmmusik.“ 
Nachdem er 1973 und 1974 unter dem Pseudonym Andy Badale die Filmmusik zu Ossie Davis' „Gordon’s War“ und Ivan Passers Law and Disorder geschrieben hatte, hielt sich Angelo Badalamenti weiterhin mit Songwriting, Arrangements und Orchestrationen für Sänger und vielen Instrumentalarbeiten über Wasser, doch die Begegnung mit David Lynch während der Produktion von „Blue Velvet“ eröffnete Badalamenti ganz neue Welten. 
Eigentlich wurde Badalamenti zunächst nur dafür engagiert, mit der Schauspielerin Isabella Rossellini den Song „Blue Velvet“ aufzunehmen. David Lynch war von dem Ergebnis so begeistert, dass er mit „Mysteries of Love“ einen weiteren Song in Auftrag gab, den Badalamenti mit der Sängerin Julee Cruise einspielte, und schließlich auch die Komposition des Scores in seine Hände gab. David Lynch bezeichnete seinen nicht unumstrittenen Film, der vor Grausamkeiten und Schockszenen à la „Psycho“ nur so strotzt und eindrucksvoll demonstriert, wie das Böse in eine sorglos und idyllisch wirkende Kleinstadt einbricht, als eine „Reise unter die Oberfläche einer amerikanischen Kleinstadt, aber es ist auch eine Reise ins Unterbewusstsein oder an einen Ort, wo man mit Dingen konfrontiert wird, denen man sich normalerweise nicht stellt“. Diese psychologische Konstellation, die vor allem in den Beziehungen zwischen den Hauptfiguren, dem detektivisch-voyeuristischen Jeffrey Beaumont (Kyle MacLachlan), der Nachtclubsängerin Dorothy Vallens (Isabella Rossellini), der naiven Sheriff-Tochter Sandy (Laura Dern) und dem bösartigen Frank Booth (Dennis Hopper) zum Ausdruck gebracht wird, war für Angelo Badalamenti der Aufhänger für seinen elegischen, traumhaft-verführerischen Score. 
„Natürlich ist ,Blue Velvet‘ eines der großen psychologischen Dramen unserer Zeit. Der Film ist brillant in der Studie von psychologischen Effekten von Leuten, die wir von außerhalb betrachtet so faszinierend finden. Ich denke, um die Verrücktheit und Tiefe eines so bösartigen Charakters wie Frank Booth und auf der anderen Seite die unglaubliche Reinheit und Unschuldigkeit des jungen Mannes und des jungen Mädchens musikalisch zu beschreiben, versuchte ich eine dunkle Schönheit auszudrücken. Dafür steht ,Mysteries of Love‘ in seiner Reinheit und Unschuld im Gegensatz zu der ganzen Welt außerhalb. Musikalisch gesehen konstruierten wir einen Konflikt, weil wir mit ihm beide Welten zusammenbrachten.“ 
Mit der fruchtbaren Zusammenarbeit bei „Blue Velvet“ wurde schließlich eine magisch funktionierende Beziehung zwischen David Lynch und Angelo Badalamenti geknüpft, die über Jahrzehnte hinweg die erstaunlichsten Resultate hervorbrachte. David Lynch beschrieb die Zusammenarbeit mit seinem Hauskomponisten einmal so: „Angelo Badalamenti hat mich mit der Welt der Musik vertraut gemacht. Er schreibt die Musik und ich die Texte. Wir unterhalten uns über die Atmosphäre, die Worte beeinflussen die Melodie und umgekehrt. Das zählt zu den glücklichsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe. Es war, als bliebe die Zeit stehen. All diese Tätigkeiten - das Schreiben des Drehbuchs, die Regie, die Musik - hängen für mich zusammen, und jede davon liefert mir Ideen für die anderen. Aus der Arbeit an der Musik ziehe ich Inspiration für die Regie.“ 
Nach dem auch in musikalischer Hinsicht erfolgreichen Film „Blue Velvet“ hatte nicht nur David Lynch seinen Flop mit „Dune“ überwunden, auch Angelo Badalamenti musste sich einen Agenten nehmen, um dem steigenden Interesse an seiner Musik für zukünftige Filmprojekte gerecht werden zu können. Zunächst nahm Badalamenti alles an, was ihm an Angeboten offeriert wurde. Das erste Skript, das ihm nach „Blue Velvet“ auf den Schreibtisch kam, war das Sequel „Dream Warriors“, das Chuck Russell 1987 in der „A Nightmare on Elm Street“-Reihe drehte. Für Angelo Badalamenti bedeutete dieser Auftrag letztlich nur eine Fingerübung, die ihn für anspruchsvollere Aufgaben vorbereitete. 
Bis zur nächsten Zusammenarbeit mit David Lynch, der Fernsehserie „Twin Peaks“ - und danach - arbeitete Badalamenti mit unterschiedlichen Regisseuren zusammen, komponierte die Scores für John Hancocks „Weeds“ („Der stählerne Vorhang“, 1987), Norman Mailers „Tough Guys Don’t Dance“ („Harte Männer tanzen nicht“, 1987), Joel Schumachers „Cousins“ („Seitensprünge“, 1989), Jeremiah Chechiks „National Lampoon’s Christmas Vacation“ („Schöne Bescherung“, 1989), Dominique Derudderes „Wait Until Spring, Bandini“ („Warte bis zum Frühling, Bandini“, 1990) und Paul Schraders „The Comfort of Strangers“ („Der Trost von Fremden“, 1990). 
Mit der 1989 begonnenen Fernsehserie „Twin Peaks“ kamen David Lynch und Angelo Badalamenti erneut zusammen.
„David beschrieb die Stimmungen für ,Twin Peaks‘: ,Wir sind in den dunklen Wäldern, der Wind weht sehr mild, und außerhalb des Waldes erscheint dem wunderschönen jungen Mädchen eine Vision, und die Dunkelheit wandelt sich zu einer betörenden Melodie um, die einen Höhepunkt erreicht, abschwillt und wieder in den dunklen Wäldern verschwindet.‘ Allein mit dieser Beschreibung setzte ich mich ans Keyboard, während David neben mir saß, und spielte ihm die ganze Einführung und das ,Laura Palmer Theme‘ vor, Note für Note, allein auf seinen Worten basierend. Er sprach sehr langsam und weich, was eine Inspiration für mich war, und ich verstand, um was für eine Welt es sich handelte. Als David es hörte, meinte er, das wäre es. Ich hätte gerade eines der wichtigsten Themen für die ganze Serie komponiert. Das war der Grundstein für unsere wahre Beziehung, dass wir uns einander verstanden. Ich war in der Lage, die Musik zu schreiben, die seinen Visionen entsprach.“ 
Einen wichtigen Beitrag zur erneut hypnotischen, überwiegend sphärisch-elektronischen Musik lieferte einmal mehr Julee Cruise, die die von Angelo Badalamenti (Musik) und David Lynch (Text) geschriebenen Songs „The Nightingale“, „Falling“, „The World Spins“ und „Rockin‘ Back Inside My Heart“ interpretierte, die in der Kultserie zum Einsatz kamen und vom Julee-Cruise-Album „Floating Into the Night“ stammten, das Badalamenti und Lynch für die Sängerin schrieben und produzierten. Doch im Gegensatz zu der häufigen Praxis, Songs im Film einzusetzen, um das Soundtrackalbum besser verkaufen zu können, das wiederum für den Film wirbt, haben Songs in David Lynchs Filmen eine ganz eindeutige dramaturgische Funktion. 
„Die Musik hat immer einen Bezug zu der Unschuld in solchen Szenen. Sie arbeitet immer gegen das, was eigentlich tatsächlich passiert. Insofern spielt sie eine enorm wichtige Rolle. Ich denke, wir beide, David und ich, arbeiten musikalisch gern gegen das, was zu sehen ist. Das beste Beispiel dafür ist eine Szene in ,Twin Peaks‘, wo in einer ziemlich schäbigen Roadhouse-Bar, in der mit Whisky, Drogen und Prostitution gehandelt wird, ein Mädchen mit wundervoller, sanfter, langsamer Stimme den Song ,The World Spins‘ singt. Bei all den Konflikten, der Gewalt und Rohheit ist diese Musik der totale Gegensatz zu dem, was gerade vorgeht. Für mich ist das sehr aussagekräftig, weil es die Gegensätze, die Positionen deutlich macht.“ 
1990 schrieb Badalamenti den Score zu David Lynchs „Wild at Heart“ (1990), wobei der Umstand, dass Lynch für den Soundtrack Songs wie „Blue Spanish Sky“, „Up in Flames“ und „Love Me Tender“ verwenden wollte, auch Badalamentis schwüle, spanisch kolorierte Kompositionen beeinflusste, während er sich bei reinen Score-Alben ziemlich frei entfalten kann. 
Wie seine Kollegen ist auch Angelo Badalamenti nicht gut auf die Praxis zu sprechen, Filme mit Pop- und Rock-Songs musikalisch zu unterlegen, vor allem, weil es die Möglichkeit des Komponisten zu sehr einschränkt. 
„Wenn ein Regisseur mit 15 Platten ankommt, die er in seinem Film benutzen will, fragt man sich natürlich, wozu er noch einen Komponisten benötigt. Wenn der Komponist nur noch für das Underscoring einiger weniger Szenen eingesetzt wird, ist er natürlich in seinen Möglichkeiten eingeschränkt, aber das passiert immer öfter, weil der Soundtrack hilft, den Film zu promoten. Regisseure schauen danach, was die Songs, die sie lieben, für ihre Filme tun können, wenn sie in die Zeit passen, in der der Film spielt, oder ein bestimmtes Gefühl wiedergeben, das sie suchen. Aber als Komponist sucht man immer nach Projekten, die einem erlauben, das zu tun, was man möchte.“ 
Dass Badalamenti bei Daniel Algrants „Naked in New York“ eine Ausnahme machte, hatte persönliche Gründe. „Der einzige Grund, warum ich ,Naked in New York‘ gemacht habe, war, weil Martin Scorsese mich gefragt hat, als wir uns auf einer Party getroffen haben. Martin produzierte den Film, den ein junger Regisseur drehte, von dem Martin viel hielt, und ich liebte das, was ich auf dem Video sah. Aber der Regisseur nutzte das Budget für eine Reihe von Songs aus einer bestimmten Zeit. Anstatt also beispielsweise 50 Minuten an Musik zu komponieren, schrieb ich nur 22 Minuten. Aber selbst bei 22 Minuten versucht man, seinen eigenen Sound zu kreieren, wie immer er auch für das jeweilige Projekt aussehen mag. Und das bedeutet an und für sich schon eine Herausforderung. Zum jetzigen Zeitpunkt meines Lebens und meiner Karriere suche ich nach aufregenden Projekten. ,City of Lost Children‘ war eine solche Möglichkeit. Ich liebe den Film, und ich liebe jede Minute des 55-minütigen Scores. Er erlaubte mir, mich auf eine andere Weise auszudrücken. Er zeigt mich von einer anderen Seite. Ich möchte ja auch nicht auf einen bestimmten Stil festgelegt werden, sondern mag es, viele Gesichter zu haben. ,City of Lost Children‘ brachte mich zurück zu der Zeit, als ich als Songwriter anfing. Der Score brauchte eine Art von kontinentaler Melodie, aber nicht so geradlinig. Zum Beispiel gab es in ,City of Lost Children‘ einen Orgelspieler, der einen Flohzirkus unterhielt und eine kontinentale Melodie spielte, die besessen, repetitiv, off-center und dissonanter wurde, aufregender. Der Film war ideal für mich, weil er es mir ermöglichte, mich musikalisch voll zu entfalten.“ 
Angelo Badalamenti ist wie viele seiner Kollegen auch dafür bekannt, Synthesizer mit Orchester zu verbinden. Das hat gar nicht mal mit Budgetbeschränkungen zu tun, sondern entspricht einer generellen Vorliebe des Komponisten. 
„Ich mag den Sound von bestimmten Synthesizer-Sachen. Ich liebe es, Synthesizer-Streicher mit Orchester-Streichern zu verbinden, die ich auf die Synthi-Streicher lege. Ich liebe Streicher vor allem im unteren und mittleren Register, um mit ihnen eine gewisse Stimmung zu erzeugen, die in Verbindung mit den Synthesizern einfach wundervoll klingen. Wenn ich darüber ein Cello lege und es auf eine bestimmte Weise abmische, erhalte ich genau den Sound, nach dem ich Ausschau gehalten habe.“ 
Neben dem französischen Fantasy-Abenteuer „Die Stadt der verlorenen Kinder“ komponierte Badalamenti die Musik für die Fernsehproduktion ,Witch Hunt‘, die sein Freund Paul Schrader inszenierte. Aber auch für interessante Aufgaben im Werbe-, Pop- und Rockbereich nimmt Badalamenti, der schon für Leute wie Dusty Springfield, Liza Minelli, The Pet Shop Boys und Paul McCartney orchestriert und arrangiert hat, Zeit. 
„Wenn mich jemand fragt, ob ich das oder das machen würde, mache ich es, wenn ich glaube, dass ich der Sache etwas hinzufügen kann, meinen Sound oder mein Statement dazu. Deshalb fragt man ja nach mir, nach Angelo Badalamenti und nicht nach jemandem, der wie ein anderer klingt. Ich denke, da ist ein gewisses Etwas, das ich beisteuern soll, oder sie wissen von meiner Arbeit. Die Pet Shop Boys haben mich engagiert, weil sie meine Welt gesucht haben, mit der sie arbeiten konnten. Bei Paul Mc Cartney war es das gleiche. Island Records riefen mich an, um mit Marianne Faithful zu arbeiten, um sie in Angelo Badalamentis Welt zu bringen. Man versucht immer sein Bestes.“ 
In den letzten Jahren hat Angelo Badalamenti vor allem an verschiedenen Psycho-Horror-Produktionen gearbeitet, an Paul Schraders „The Exorcist“-Prequel „Dominion“, an „The Wicker Man“ und „Dark Water“, aber auch romantische Stoffe wie Jeunets „Mathilde – Eine große Liebe“ und „The Edge of Love“ zählen zu den bekannteren Werken des Komponisten. 
„Es gibt einige Skripts auf meinem Schreibtisch, die ich durchgehen werde. Ich werde mehr Künstler produzieren. Es gibt immer viele Dinge zu tun, aber ich liebe die Idee, an verschiedenen Arten von Projekten zu arbeiten.“ 

Filmographie:

1973 – Jagd auf linke Brüder (Gordon's War) 
1974 - Law and Disorder 
1986 - Blue Velvet 
1987 – Nightmare 3 – Freddy lebt (A Nightmare on Elm Street 3: Dream Warriors) 
1987 – Harte Männer tanzen nicht (Tough Guys Don't Dance) 
1987 – Der stählerne Vorhang (Weeds) 
1989 – Seitensprünge (Cousins) 
1989 – Schöne Bescherung (National Lampoon's Christmas Vacation) 
1989 – Warte bis zum Frühling, Bandini (Wait Until Spring, Bandini) 
1990 - Industrial Symphony No. 1: The Dream of the Brokenhearted (TV) 
1990 - Der Trost von Fremden (The Comfort of Strangers) 
1990 - Wild at Heart 
1990 - Calvin Klein: Obsession (TV-Miniserie) 
1989/91 – Twin Peaks (30 Episoden) 
1992 – On the Air – Voll auf Sendung (TV-Serie, 2 Episoden) 
1992 - Cerimònia d'inauguració jocs olímpics Barcelona '92 (TV) 
1992 – Twin Peaks – Der Film (Twin Peaks: Fire Walk with Me) 
1993 - Hotel Room (TV-Mini-Serie, 3 Episoden) 
1993 - Naked in New York 
1994 - Witch Hunt (TV) 
1995 – Die Stadt der verlorenen Kinder (The City of Lost Children) 
1996 - Profiler (TV-Serie, 2 Episoden) 
1997 – Immer wieder Fitz (Cracker, TV-Serie) 
1997 - Lost Highway 
1997 - The Blood Oranges 
1999 - Arlington Road 
1999 - Forever Mine 
1999 - Holy Smoke! 
1999 - Story of a Bad Boy 
1999 - The Straight Story 
1999 – Forever Mine 
2000 - A Piece of Eden 
2000 - The Beach 
2001 – Diese Liebe (Cet amour-là) 
2001 - Julie Johnson 
2001 - Mulholland Drive 
2001 - Suspended Animation 
2002 - Auto Focus 
2002 - Cabin Fever 
2002 - Darkened Room 
2002 – Ein perfektes Leben (L'adversaire) 
2002 - Lathe of Heaven (TV) 
2002 - Rabbits 
2002 - Secretary 
2003 – Gefährliche Liebschaften (Les liaisons dangereuses, TV-Mini-Serie) 
2003 - Indoor Fireworks 
2003 - Murder in Scottsdale (Video) 
2003 – Resistance 
2004 – Mathilde – Eine große Liebe (A Very Long Engagement) 
2004 - Evilenko 
2004 - Napola 
2004 - Push 
2005 - Dark Water 
2005 - Dominion: Exorcist – Der Anfang des Bösen (Dominion: Prequel to the Exorcist) 
2005 - Fahrenheit (Videospiel) 
2006 – Wicker Man – Ritual des Bösen (The Wicker Man) 
2008 – Edge of Love – Was von der Liebe bleibt (The Edge of Love) 
2009 - 44 Inch Chest 
2009 - The Wait 
2010 - Secrets of Love 
2010 – A Woman – Zwischen Liebe und Obsession 
2011 – Der Kuss des Schmetterlings (Un baiser papillon) 
2012 – Saiten des Lebens (A Late Quartet) 
2012 – Moja wola (Dokumentation) 
2013 – Stalingrad 
2015 – Gold Coast 
2016 – The Wait 
2017 – Twin Peaks (TV-Serie, 18 Folgen) 
2019 – Koi 

Playlist: 

1. Angelo Badalamenti - Dance of the Dream Man (Twin Peaks) - 03:41 
2. Angelo Badalamenti - Honky Tonk Part 1 (Blue Velvet) - 03:10 
3. Angelo Badalamenti - Mysteries of Love (Blue Velvet) - 04:26 
4. Angelo Badalamenti - Main Title (Tough Guys Don't Dance) - 03:06 
5. Angelo Badalamenti - Trilogy For Godot (Weeds) - 03:33 
6. Angelo Badalamenti - Love Theme from ,Cousins' (Cousins) - 03:28 
7. Angelo Badalamenti - The Dream House (A Nightmare on Elm Street 3: Dream Warriors) - 02:03 
8. Angelo Badalamenti - The Lights Don't Work (National Lampoon's Christmas Vacation) - 01:38 
9. Angelo Badalamenti - Days of Passion (Cousins) - 03:59 
10. Angelo Badalamenti - Audrey's Dance (Twin Peaks) - 05:17 
11. Angelo Badalamenti - Laura Palmer's Theme (Twin Peaks) - 04:52 
12. Angelo Badalamenti - Dark Spanish Symphony (Wild at Heart) - 02:36 
13. Angelo Badalamenti - Fire Walk With Me [Film Mix] (Twin Peaks: Fire Walk With Me) - 06:47 
14. Angelo Badalamenti - Josie and Truman (Twin Peaks: Season 2) - 04:32 
15. Angelo Badalamenti - The Chair (Twin Peaks: The Return) - 04:32 
16. Angelo Badalamenti - Brain's Birthday (The City of Lost Children) - 03:15 
17. Angelo Badalamenti & David Lynch - Dub Driving (Lost Highway) - 03:44 
18. Angelo Badalamenti - Lament for Leah (Arlington Road) - 03:52 
19. Angelo Badalamenti - Waiting, Reaching, Seeking (Holy Smoke!) - 03:57 
20. Angelo Badalamenti - Laurens Walking (The Straight Story) - 04:12 
21. Angelo Badalamenti - The Beach Theme [Swim to Island] (The Beach) - 03:25 
22. Angelo Badalamenti - Ending/Love Theme (Mulholland Drive) - 05:41 
23. Angelo Badalamenti - Feeling Down (Auto Focus) - 03:19 
24. Angelo Badalamenti - Elegy for Marguerite (Cet amour-là) - 03:14 
25. Angelo Badalamenti - Orchids (Secretary) - 02:41 
26. Angelo Badalamenti - Red Love (Cabin Fever) - 03:35 
27. Angelo Badalamenti - Katya's Theme (Stalingrad) - 03:37 
28. Angelo Badalamenti - Snapshot From Prague (Music For Film and Television) - 04:35 
29. Angelo Badalamenti - Love Me (The Edge of Love) - 02:49 
30. Angelo Badalamenti - Secret Meeting Note (The Wicker Man) - 03:57 
31. Angelo Badalamenti - End Titles (A Very Long Engagement) - 06:54

Dienstag, 16. November 2021

Playlist #332 vom 21.11.2021 - R.I.P. DEAN STOCKWELL (1936-2021)

Dean Stockwell zählte sicher nicht zu den großen Schauspielern in Hollywood, doch sein markantes Gesicht machte ihn bereits Mitte der 1940er Jahre zu einem Kinderstar, bevor er bis 2015 in mehr als 200 Film- und Fernsehproduktionen zu sehen war – u.a. in David Lynchs „Blue Velvet“ und „Dune – Der Wüstenplanet“, Robert Altmans „The Player“, Wim Wenders‘ „Paris, Texas“, William Friedkins „Leben und Sterben in L.A.“ und Francis Ford Coppolas „Der Regenmacher“. Dem deutschen Fernsehpublikum war Stockwell vor allem durch die Science-Fiction-Serie „Zurück in die Vergangenheit“ seit Anfang der 1990er Jahre ein Begriff. Nun starb der charismatische Darsteller im Alter von 85 Jahren in Ranchos de Taos, New Mexico eines natürlichen Todes. 
Robert Dean Stockwell wurde am 5. März 1936 in Los Angeles als Sohn des Schauspieler-Ehepaares Harry Stockwell und Elizabeth Veronica Stockwell geboren und war schon im Alter von sieben Jahren am Broadway, um schon als Kind eine Karriere als Schauspieler zu starten. Bereits 1945 war Stockwell in seiner ersten Hauptrolle im Hollywood-Musical „Urlaub in Hollywood“ neben Frank Sinatra und Gene Kelly zu sehen, zwei Jahre später als Filmsohn von Gregory Peck im Oscar-prämierten Drama „Tabu der Gerechten“, was ihm einen Golden Globe Award in der Kategorie Bester Jungschauspieler bescherte. Mit weiteren bedeutenden Rollen in der Krimikomödie „Das Lied vom dünnen Mann“ (1947), „Der Junge mit den grünen Haaren“ (1948) und der Rudyard-Kipling-Verfilmung von „Kim – Geheimdienst in Indien“ (1950) an der Seite von Errol Flynn avancierte Stockwell zu einem der erfolgreichsten Kinderschauspielern in Hollywood. 
1957 kehrte Stockwell als junger Erwachsener auf die Broadway-Bühne zurück, wo er in „Compulsion“ mit Roddy McDowall zu sehen war, dem er lebenslang als Freund verbunden blieb. Zwei Jahre später verkörperte Stockwell die Rolle des jugendlichen Mörders Judd Steiner in Richard Fleischers „Der Zwang zum Bösen“ auch auf der Leinwand, diesmal mit Orson Welles als sein Partner. Auf seine dazugehörige Auszeichnung in Cannes mit dem Darstellerpreis folgte drei Jahre später schon die nächste bei den Cannes-Filmfestspielen. Ebenso wie seine Kollegen aus Sidney Lumets Verfilmung von Eugene O’Neills „Long Day’s Journey Into Night“ (1962) - Ralph Richardson, Jason Robards und Katharine Hepburn – wurde er erneut für seine bemerkenswerte Darstellung prämiert. Danach wurde es etwas ruhiger um ihn. Stockwell war zwar in einigen Episoden von Fernsehserien wie „Dr. Kildare“, „Bonanza“, „Columbo“, „Die Straßen von San Francisco“, „FBI“, „Kobra, übernehmen Sie“, „Wo alle Wege enden“, „Police Story – Immer im Einsatz“, „Ein Sheriff in New York“, „Hart aber herzlich“ und „Das A-Team“ zu sehen, lebte dann aber einige Jahre als Hippie, freundete sich mit Neil Young und Dennis Hopper an und erwarb eine Lizenz als Immobilienmakler. 
Ein Anruf von Harry Dean Stanton bescherte Stockwell schließlich ein sehenswertes Comeback. In Wim Wenders‘ Road Movie „Paris, Texas“ (1984) spielte er den besorgten Bruder des von Harry Dean Stanton gespielten Travis Henderson. Darauf folgten etliche weitere prominente Nebenrollen in Blockbustern wie David Lynchs „Der Wüstenplanet“ (1984) und „Blue Velvet“ (1986), der Actionkomödie „Beverly Hills Cop II“ (1987) und Jonathan Demmes Krimi-Komödie „Die Mafiosi-Braut“ (1988), was ihm seine erste und einzige Oscar-Nominierung einbrachte. 
Stockwell spielte unter Francis Ford Coppola in „Tucker – Ein Mann und sein Traum“ (1988) und einen Richter in der John-Grisham-Verfilmung „Der Regenmacher“ (1997). 
Zwar spielte er zudem in Robert Altmans „The Player“ (1992), Wolfgang Petersens „Air Force One“ (1997) und Jonathan Demmes „Der Manchurian Kandidat“ (2004), doch dazwischen waren es eher Auftritte in Fernsehfilmen und Serien wie „Chicago Hope“, „Nowhere Man – Ohne Identität!“, „Der Polizeichef – Eis im Blut“, „Die Liebe muss verrückt sein“, „Zwei in der Tinte“ und „Ein Vater zum Küssen“, in denen Stockwell auftrat. 
In diesem Zusammenhang ist letztlich sein Erfolg in der Science-Fiction-Serie „Zurück in die Vergangenheit“ zu erwähnen, in der er mit Al den holografischen Sidekick von Scott Bakulas Hauptfigur verkörperte und dafür 1990 mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde. Außerdem erhielt er gleich vier Nominierungen für den Primetime Emmy. Weitere Serien-Engagements schlossen sich in den 2000er Jahren mit „J.A.G. – Im Auftrag der Ehre“ und „Battlestar Galactica“ an. 2015 stand Stockwell für den Kinofilm „Entertainment“ ein letztes Mal vor der Kamera. 
Zuvor erhielt er 1992 einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.

Filmographie: 

1945: Die Entscheidung (The Valley of Decision) 
1945: Urlaub in Hollywood (Anchors Aweigh) 
1946: Das Vermächtnis (The Green Years) 
1946: Home, Sweet Homicide 
1947: The Romance of Rosy Ridge 
1947: Tabu der Gerechten (Gentleman’s Agreement) 
1947: Das Lied vom dünnen Mann (Song Of The Thin Man) 
1947: The Mighty McGurk 
1947: The Arnelo Affair 
1947: The Romance of Rosy Ridge 
1948: Deep Waters 
1948: Der Junge mit den grünen Haaren (The Boy with Green Hair) 
1949: Der geheime Garten (The Secret Garden) 
1949: Seemannslos (Down to the Sea in Ships) 
1950: Kim – Geheimdienst in Indien (Rudyard Kipling’s Kim) 
1950: Stars in My Crown 
1950: Wilde Jahre in Lawrenceville (The Happy Years) 
1951: Der große Zug nach Santa Fé (Cattle Drive) 
1956: Front Row Center (Fernsehserie, eine Folge)
1956: Matinee Theatre (Fernsehserie, vier Folge) 
1957: Schieß oder stirb! (Gun for a Cowan) 
1957: Climax! (Fernsehserie, eine Folge) 
1957: Men of Annapolis (Fernsehserie, eine Folge) 
1957-1961: Wagon Train (Fernsehserie, vier Folgen) 
1958: Cimarron City (Fernsehserie, eine Folge) 
1959: Playhouse 90 (Fernsehserie, eine Folge) 
1959: Johnny Staccato (Fernsehserie, eine Folge) 
1959: Buick-Electra Playhouse (Fernsehserie, eine Folge) 
1959: Der Zwang zum Bösen (Compulsion) 
1960: Checkmate (Fernsehserie, eine Folge) 
1960: Söhne und Liebhaber (Sons and Lovers) 
1961: Outlaws (Fernsehserie, eine Folge) 
1961: The Joke an the Valley (Fernsehfilm) 
1961: Bus Stop (Fernsehserie, eine Folge) 
1961: Unglaubliche Geschichten (The Twilight Zone, Fernsehserie, eine Folge) 
1961/1962: Alfred Hitchcock präsentiert (Fernsehserie, zwei Episoden) 
1962: Long Day’s Journey into Night 
1963: Preston & Preston (Fernsehserie, eine Folge) 
1964: The Eleventh Hour (Fernsehserie, eine Folge) 
1964: Stunde der Entscheidung (Kraft Suspense Theatre, Fernsehserie, eine Folge) 
1964: Amos Burke (Fernsehserie, eine Folge) 
1965: Irrwege der Leidenschaft (Rapture) 
1965: Dr. Kildare (Fernsehserie, sechs Episoden) 
1968: The Danny Thomas Hour (Fernsehserie, eine Folge) 
1968: Psych-Out 
1969: Bonanza (Fernsehserie, eine Episode) 
1970: Voodoo Child 
1971: The Last Movie 
1971: Mannix (Fernsehserie, eine Folge) 
1971: Paper Man (Fernsehfilm) 
1971: The Failing of Raymond (Fernsehfilm) 
1972: Columbo: Wenn der Eismann kommt (The Most Crucial Game; Fernsehfilm) 
1973: Der Werwolf von Washington (The Werewolf of Washington) 
1973/1975: Die Straßen von San Francisco (Fernsehserie, zwei Episoden) 
1974: The Pacific Connection 
1975: Columbo: Traumschiff des Todes (Troubled Waters; Fernsehfilm) 
1976: Won Ton Ton – der Hund, der Hollywood rettete (Won Ton Ton: The Dog Who Saved Hollywood) 
1976: Tracks 
1982: Alsino und der Condor (Alsino y el cóndor) 
1982: Flammen am Horizont (Wrong Is Right) 
1982: Hart aber herzlich (Fernsehserie, Folge: Eine mörderische Romanze) 
1983: Das A-Team (Fernsehserie, Folge: Wölfe in Uniform) 
1984: Paris, Texas 
1984: Der Wüstenplanet (Dune) 
1985: Leben und Sterben in L.A. (To Live and Die in L.A.) 
1985: Zeit der Vergeltung (The Legend of Billie Jean) 
1986: Blue Velvet 
1987: Der steinerne Garten (Gardens of Stone) 
1987: Der beste Spieler weit und breit: Sein größter Sieg (Kenny Rogers as The Gambler, Part III: The Legend Continues) 
1987: Beverly Hills Cop II 
1987: Banzai Runner 
1988: Die Mafiosi-Braut (Married to the Mob) 
1988: Tucker (Tucker: The Man and His Dream) 
1988: Wächter der Zukunft (The Time Guardian) 
1988: Mord ist ihr Hobby (Fernsehserie, eine Folge) 
1989: Eine teuflische Karriere (Limit Up) 
1989–1993: Zurück in die Vergangenheit (Quantum Leap, Fernsehserie, 97 Folgen) 
1990: Sandino 
1990: Catchfire 
1990: Flucht durch die Wüste (One Away) 
1991: General Custers letzte Schlacht (Son of the Morning Star) 
1992: The Player 
1994: Chasers – Zu sexy für den Knast (Chasers) 
1995: Stephen Kings Langoliers – Verschollen im Zeitloch (The Langoliers) 
1995: Nowhere Man – Ohne Identität! (Nowhere Man, Fernsehserie, Episode 9) 
1996: Mr. Wrong – Der Traummann wird zum Alptraum (Mr. Wrong) 
1996: Camp der Abenteuer (The Last Resort) 
1996: Naked Souls 
1996: Unabomber: The True Story (Fernsehfilm) 
1997: Ein Vater zum Küssen (The Tony Danza Show; Fernsehserie, 14 Folgen) 
1997: Air Force One 
1997: Midnight Blue 
1997: McHale’s Navy 
1997: L.A. Psycho 
1997: Anleitung zum Mord (Close to Danger, Fernsehfilm) 
1997: Zwei in der Tinte (Ink, Fernsehserie, eine Folge) 
1997: Der Regenmacher (The Rainmaker) 
1998: The Shadow Men 
1998: Sindbad – Die Schlacht der schwarzen Ritter (Sinbad: The Battle of the Dark Knights) 
1998: It’s True! (Fernsehserie, eine Folge) 
1999: Lost Memory (Water Damage) 
1999: Cold Feet (Fernsehserie, eine Folge) 
1999: The Drew Carey Show (Fernsehserie, eine Folge) 
1999: The Venice Project 
1999: Lost Memory – Water Damage 
1999: What Katy Did (Fernsehfilm) 
1999: Kraftprobe in den Bergen (Rites of Passage) 
1999: Der Todfeind (Restraining Order) 
2000: They Nest – Tödliche Brut (They Nest) 
2000: Batman of the Future – Der Joker kommt zurück (Video) 
2000: Gegen jeden Verdacht (In Pursuit) 
2000: The Flunky 
2001: The Quickie 
2001: CQ 
2001: Face to Face 
2001: Army Go Home! (Buffalo Soldiers) 
2002: Star Trek: Enterprise (Fernsehserie, eine Folge) 
2002: First Monday (Fernsehserie, drei Folgen) 
2002: Inferno 
2002: Stargate – Kommando SG-1 (Fernsehserie, eine Folge) 
2002–2004: J.A.G. – Im Auftrag der Ehre (JAG, Fernsehserie, elf Folgen) 
2005: American Black Beauty (Fernsehfilm) 
2004: Der Manchurian Kandidat (The Manchurian Candidate) 
2006–2009: Battlestar Galactica (Fernsehserie, 14 Folgen) 
2007: The Deal 
2008: The Nanny Express (Fernsehfilm) 
2008: The Dunwich Horror (Fernsehfilm) 
2009: Battlestar Galactica: The Plan 
2008: L.A. Crash (Crash, Fernsehserie, eine Folge) 
2013: Max Rose 
2013: C.O.G. 
2014: Enlisted (Fernsehserie, eine Folge) 
2014: Rusty Steal 
2014: Persecuted 
2014: Deep in the Darkness 
2014: Navy CIS: New Orleans (Fernsehserie, Folge Ein Sumpf aus Hass) 
2015: Entertainment 

Playlist: 

1. Angelo Badalamenti - Night Streets / Sandy and Jeffrey (Blue Velvet) - 03:37 
2. Elmer Bernstein - Staccato's Theme (Staccato) - 02:56 
3. John Williams - Theme from Checkmate (Checkmate) - 02:14 
4. Jerome Moross - Wagon Train (Wagon Train) - 03:08 
5. Jerry Goldsmith - Dr. Kildare (Dr. Kildare) - 02:06 
6. Jerry Goldsmith - Medical Story Suite (Police Story) - 07:12 
7. Patrick Williams - The Streets of San Francisco (The Streets of San Francisco) - 02:57 
8. Mike Post - Quantump Leap (Quantum Leap) - 03:02 
9. Ry Cooder - She's Leaving the Bank (Paris, Texas) - 06:03 
10. Craig Safan - Libby Worries (Son of the Morning Star) - 04:00 
11. Brian Eno - Prophecy Theme (Dune) - 04:21 
12. Harold Faltermeyer - Shoot Screens / Meet Dent and Cain (Beverly Hills Cop II) - 02:57 
13. Wang Chung - Every Big City (To Live And Die In L.A.) - 05:10 
14. Jerry Goldsmith - The Parachutes (Air Force One) - 05:24 
15. Elmer Bernstein - Donny (The Rainmaker) - 06:49 
16. Vladimir Horunzhy - Brian's Song (The Langoliers) - 06:21 
17. Mark Isham & Cindy O'Connor - The Other Woman (Crash) - 05:25 
18. Toto - Paul Meets Chani (Dune) - 03:05 
19. Rachel Portman - "I Am The Enemy, Major Marco" (The Manchurian Candidate) - 03:46 
20. Craig Safan - Last Goodbyes (Son of the Morning Star) - 03:52 
21. Bruce Broughton - Scuttlebutt's True (J.A.G.) - 04:30 
22. Bear McCreary - So Much Life (Battlestar Galactica - Season 4) - 05:01 
23. Joe Jackson - The Trial (Tucker) - 06:43 
24. Mark Isham & Cindy O'Connor - Interleaving (Crash) - 05:58 
25. Bear McCreary - Princes of the Universe (Battlestar Galactica: The Plan) - 03:58 
26. Wang Chung - City of the Angels (To Live And Die In L.A.) 09:17

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