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Montag, 11. Mai 2020

Playlist #293 vom 24.05.2020 - THE ART OF NOISE / ANNE DUDLEY Special

Auf ihrer Homepage bezeichnen sich The Art Of Noise treffenderweise als ein Amalgam aus „part studio experiment, part pop group, part time, part play, part considerate, part pioneers, part theory, part science, part art“. Die 1983 von Anne Dudley, Gary Langan und Paul Morley gegründete Band zählt zu den ersten Acts, die sich ausgiebig der Fairlight-Sampling-Technik bedient haben und neben Kraftwerk und James Brown am meisten von anderen Künstlern gesampelt werden. Seit ihrer Auflösung im Jahr 1990 hat sich Anne Dudley, die treibende Kraft hinter The Art Of Noise, vor allem in der Filmmusik einen Namen gemacht und 1997 für ihren Score zu „Ganz oder gar nicht“ einen Oscar gewonnen.

Die Idee zu The Art Of Noise wurde geboren, als Gary Langan und J..J Jeczalik einen Drum-Riff sampelten, den die Rock-Band Yes verwarf, als Trevor Horn ihr Album „90125“ produzierte. Es war das erste Mal, dass ein komplettes Drum-Riff auf einem Fairlight, C.M.I. Sampler gesampelt wurde, der es dem Programmierer ermöglichte, alles zu sequenzieren, was gesampelt worden ist. Zu jener Zeit war Trevor Horn gerade dabei, sein neues Label Zang Tuum Tumb (ZTT) an den Start zu bringen, das er mit seiner Frau Jill Sinclair und dem ehemaligen NME-Journalisten Paul Morley mit Unterstützung von Langan gegründet hatte.
Für den geplanten Deal mit Island Records musste allerdings auch ein erster Act unter Vertrag genommen werden. Nach einigen erfolglosen Versuchen war Horn von dem Demo angetan, das Langan und Jeczalik eingespielt hatten, und spielte es Chris Blackwell, dem Gründer von Island Records, vor, der es wiederum in einigen Clubs in New York laufen ließ und nach seiner Rückkehr nach London den Deal mit den beiden Künstlern und Horns Label eintütete.
Anne Dudley, die zuvor Material für Frankie Goes to Hollywood, ABC und Paul McCartney arrangiert und produziert hatte, stieß schließlich zu dem Projekt, um die Melodien beizusteuern. Da sie allesamt Vollzeit-Jobs nachgingen – Langan als Sound Engineer/Produzent, Jeczalik als Computer-Programmierer, Dudley als Arrangeurin, Keyboard-Spielerin und Horn als Produzent -, nahmen sie ihre Sachen in ihrer Freizeit auf. Sie gehörten alle zu Trevor Horns Produktionsteam und hatten gemeinsam an dem ABC-Klassiker „The Lexicon Of Love“ und Malcolm McLarens „Duck Rock“-Album mitgewirkt. Von McLaren haben sie alle gelernt, die Regeln der Musik zu ignorieren und Sachen zu mixen, um dann zu sehen, was passiert.
Morley wurde das fünfte Mitglied der Band, nicht als Musiker, sondern als Ideengeber. Er schrieb Liner Notes, benannte die Tracks, wurde zum Sprachrohr der Band und wählte auch den Bandnamen aus, der auf der englischen Übersetzung des Anfang des 20. Jahrhunderts erschienenen Manifestes „L’arte Dei Rumori“ des italienischen Futuristen Luigi Russolo basiert. Sie selbst sahen sich als Futuristen in dem Sinne an, als sie an der Zukunft interessiert waren und danach strebten, die Zukunft zu einem besseren Ort zu machen. Also verwendeten sie die Technologie der Zukunft, um so zu klingen, als wären sie bereits Bestandteil der Zukunft.
The Art Of Noise spürten noch die Ausläufer des Punk, Post-Punk und New Wave und wollten sich selbst außerhalb jeder Mode und jeden Stils positionieren. Sie bedienten sich so unterschiedlicher Quellen wie Hip-Hop, Rock, Jazz, Rhythm & Blues, Pop, Klang- und Geräusch-Aufnahmen, um sie zu postmodernen, meist instrumentalen Soundscapes zusammenzufügen, die von Künstlern wie Kraftwerk, John Cage, Marcel Duchamp, Terry Riley, Miles Davis, Todd Rundgren, Marvin Gaye und Tangerine Dream inspiriert wurden.
Auf ihrem ersten Gruppentreffen am 2. Februar 1983 entschieden sie unter anderem, dass sie nie in ihren Videos in Erscheinung treten, keinen Leadsänger haben und die Technologie nutzen würden, um die Vorstellungskraft zu befreien.
Im September 1983 erschien mit der 9-Track-EP „Into Battle With The Art Of Noise“ sowohl das Debüt von The Art Of Noise als auch die erste Veröffentlichung auf ZTT. Mit ihrem gesichtslosen Auftreten sorgten sie vor allem in den USA für Verwirrung, wo sie zum „Best Black Act“ des Jahres 1984 gekürt wurden. Durch den zum Hit avancierten Track „Beat Box“ wurde die EP zur Nummer 1 in den US-amerikanischen Dance-Charts. Es war die erste Platte, bei der die heutzutage als „Cut and Paste“ bekannte Technik zum Einsatz kam oder ein instrumentaler Love Song wie „Moments In Love“ den Klang von schlagenden Hämmern statt dem Sound von Drums verwendete.
Im Juni 1984 erschien das Debütalbum „(Who’s Afraid Of?) The Art Of Noise“, das mit „A Time For Fear“ eröffnet wurde, einem Track, der das Augenmerk auf die illegale Invasion der zum britischen Imperium gehörenden Insel Grenada durch die USA lenkte. Das Stück illustrierte, dass Technologie auch dazu verwendet werden kann, ernste Themen zu verarbeiten, indem Nachrichten-Meldungen gesampelt und in eine lyrische Performance verwandelt werden können, statt Musik für den Dancefloor zu produzieren.
Eine zweite Version von „Close (To The Edit)“ wurde im November veröffentlicht und von einem animierten Video von Andy Morahan begleitet. Im Februar 1985 erreichte die Single mit Platz 8 in den UK-Charts ihre höchste Position. Nun begannen sich auch Teen-Musik-Magazine und Radio-Shows für die Band zu interessieren, was allerdings auch zu Spannungen innerhalb der Band führte. Die Medien hatten bislang nur Trevor Horn und Paul Morley als treibende Kräfte hinter The Art Of Noise wahrgenommen, vor allem durch das zweite Video zu „Beat Box“, wo Morley im Intro und dann im Outro zusammen mit Horn zu sehen war, wie er hinter einem Mischpult in seinem SARM-Studio saß. Mit der Art und Weise, wie The Art Of Noise wahrgenommen und vermarktet wurden, begann die Idee einer gesichtslosen Gruppe zu verschwinden. Dudley, Jeczalik und Langan erschienen ohne Horn erstmals im Fernsehen. Nachdem sie in der Channel-Four-Serie „The Tube“ mit Morley als Sprecher live auftraten, waren sie bei BBCs „Top Of The Pops“ zu sehen, wie sie ohne Masken zu „Close (To The Edit“) tanzten.
Als der Vertrag mit ZTT auslief, trennten sich Dudley, Jeczalik und Langan von Horn und Morley und unterschrieben bei Derek Greens Label China Records, während Horn und Morley ein Spin-Off-Projekt namens Art & Act gründeten (die aber nur mit einem Track namens „Life's A Barrel Of Laughs (Out Of This World Mix)“ auf der 2011 veröffentlichten Compilation „The Art Of The 12" (A Celebration Of The Extended Remix)“ in Erscheinung getreten sind).
Mit der ersten Veröffentlichung auf China Records, der Single „Legs“, begannen die Medien zu realisieren, dass Horn und Morley nicht The Art Of Noise waren, so dass das Trio nun die Aufmerksamkeit erhielt, die es verdiente. Auf ihrer nächsten Single „Peter Gunn“ präsentierten The Art Of Noise ihren ersten Gast-Künstler. Der legendäre US-amerikanische Gitarrist Duane Eddy hatte bereits 1959 einen Hit mit der von Henry Mancini komponierten Fernsehserien-Titelmusik und nahm die neue Version in Anne Dudleys Wohnzimmer auf.
Während Langan ein Spandau-Ballet-Album produzierte, traten Dudley und Jeczalik erneut bei „The Tube“ mit einer Live-Band auf und spielten „Opus 4“, „Paranoimia“ und „Peter Gunn“, dann bei „Top Of The Pops“ und auf dem Montreaux Rock Festival.
Im April 1986 erschien mit „In Visible Silence“ das zweite, melodischere und strukturiertere Album, das bis auf Platz 18 in den britischen Charts stieg. Für die Single „Paranoimia“ wurde eine neue Version mit Max Headroom als Gastsänger eingespielt, nachdem die Band damit beauftragt worden war, ein neues Thema für die zweite Staffel der Max Headroom Show zu komponieren. Sie steuerten auch ein neues Thema für die Show „The Krypton Factor“ bei und gingen auf eine Tour durch die USA und Japan, die im Londoner Hammersmith Odeon ihr Ende fand.
Im Oktober 1986 erschien nicht nur eine langsamere Fortsetzung der Single „Legs“ namens „Legacy“, die sich auf dem Album „Re-Works Of Art Of Noise“ wiederfand, sondern auch das Album „Daft“, das eine erweiterte Version des Debütalbums darstellte. Anschließend verließ Gary Langan die Band, um seine eigene Karriere zu verfolgen, blieb The Art Of Noise aber verbunden.
Am 24. Februar 1987 erhielten The Art Of Noise in der Kategorie „Best Rock Instrumental Performance“ einen Grammy für „Peter Gunn“ und waren in zwei Hollywood-Produktionen prominent vertreten. So komponierten Anne Dudley und J.J. Jeczalik für die Komödie „Das Chaoten-Team“ („Disorderlies“) den kompletten Score. In der Komödie „Schlappe Bullen beißen nicht“ („Dragnet“) mit Dan Aykroyd und Tom Hanks in den Hauptrollen waren sie mit zwei Versionen ihres Tracks „Dragnet“ vertreten, von denen der Mix von Arthur Baker als Single veröffentlicht wurde.
Mit ihrem nächsten Album „In No Sense? Nonsense!“ integrierten Dudley und Jeczalik nicht nur einige Mitglieder ihrer Live-Band, sondern auch ein Orchester und einen Chor, während Roger Dudley, Stuart Breed, Ted Hayton und Bob Kraushaar den Job von Langan als Engineer übernahmen. So erhielt das Album einen modernen Klassik-Touch, wobei ein Track durch Ambient-Sounds in den nächsten überging. Anne Dudley begann nun nebenbei auch ihre Karriere als Filmkomponistin voranzutreiben, steuerte sowohl zu dem romantischen Comedy-Drama „Inkognito“ als auch der Phil-Collins-Komödie „Buster“ die Musik bei.
1988 nahmen Dudley und Jeczalik zusammen mit dem walisischen Sänger Tom Jones eine Cover-Version des Prince-Hits „Kiss“ auf und erreichten damit Platz 5 der UK-Charts, wodurch Tom Jones vor allem jüngere Fans gewinnen konnte. Für das vorerst letzte Album „Below The Waste“ (1989) nahmen Dudley und Jeczalik zusammen mit der südafrikanischen Band Mahlathini and The Mahotella Queens die Single „Yebo!“ und die beiden Tracks „Chain Gang“ und „Spit“ auf.
Im Vergleich zu den Vorgängern war „Below The Waste“ von World-Music-Klängen und orchestralen Stücken geprägt. Der letzte Albumtrack „Finale“ wies bereits darauf hin, dass die Geschichte von The Art Of Noise beendet war.
Mitte des Jahres 1990 gaben Dudley und Jeczalik die Auflösung der Band bekannt. Anne Dudley und Trevor Horn hatten derweil ihre Differenzen beigelegt und begannen, wieder zusammenzuarbeiten, zunächst an den beiden ersten Alben von Seal. China Records veröffentlichte 1991 mit „The FON Mixes“ ein Techno-basiertes Remix-Album von The Art Of Noise, die sich 1997 zunächst unter dem Namen The Image Of A Group neu formierten, diesmal mit Anne Dudley, Trevor Horn, Paul Morley und Lol Creme als Mitglieder. Sie begannen an einem Album namens „Balance – Music For The Eye“ zu arbeiten, das auf dem Werk von Trevor Horns Lieblingskomponisten Claude Debussy basierte, doch nachdem auch Jeczalik zur Band zurückkehrte, begann Horn das Album von vorn, verlieh ihm einen härter schlagenden Sound und involvierte einige Co-Produzenten.
Am Ende erschien das Album 1999 unter dem Titel „The Seduction Of Claude Debussy“, wobei The Art Of Noise auf dem Frontcover als Künstler erwähnt wurden und The Image Of A Group auf der Rückseite. Schauspieler John Hurt („1984“, „Der Elefantenmensch“) führte als Erzähler durch das Leben von Debussy, während die Mixtur aus tanzbaren Rhythmen, E-Gitarren, Drum’n’Bass-Klängen und ausgefeilten Orchester-Arrangements sich weit von den vorangegangenen Werken der Band unterschied. Es erschien noch ein dazugehöriges Remix-Album namens „Reduction“ (2000) und der Soundtrack zur 2002 erschienenen „Into Vision“-DVD namens „Reconstructed … For Your Listening Pleasure“ (2003) – dann gingen wieder alle ihrer eigenen Wege: Anne Dudley konzentrierte sich auf ihre Filmkarriere, Horn und Creme gründeten mit Stephen Lipson The Producers, und Morley setzte seine Arbeit als Journalist, Autor und Moderator fort.
Anne Dudley
Bereits vor und während ihrer Zeit bei The Art Of Noise war Anne Dudley ebenso in der Klassik- als auch in der Pop-Szene sehr erfolgreich. Ihr dreijähriges Studium am Royal College of Music krönte sie mit der Auszeichnung für die besten Noten in ihrem Jahrgang, bevor sie ihr einjähriges Studium am King’s College mit einem Master beendete. Ihre Pop-Musik-Karriere nahm bei Trevor Horn ihren Anfang, mit dem sie als Keyboarderin und Arrangeurin an Hits wie ABCs „The Lexicon of Love“, „Two Tribes“ von Frankie Goes To Hollywood und „Buffalo Gals“ von Malcolm McLaren arbeitete. Sie arbeitete mit Künstlern wie Pulp, The Pet Shop Boys, Robbie Williams, Jeff Beck, Seal und Elton John und steuerte die Streicher-Arrangements für so unterschiedliche Acts wie Boyzone, Travis und Rod Stewart bei.
1995 veröffentlichte sie mit „Ancient and Modern“ ihr erstes Solo-Album, das 2002 von „A Different Light“ gefolgt wurde. Im Oktober 2002 arrangierte und dirigierte Anne Dudley in der Royal Festival Hall ein Konzert mit „Chill Out“-Musik, das sie im Februar 2003 in der Brixton Academy und im Juli 2004 in Kenwood wiederholte. Das dazugehörige Album „Seriously Chilled“ wurde 2003 von EMI veröffentlicht. Zuletzt veröffentlichte Dudley das Album „Plays The Art Of Noise“ mit Variationen verschiedener The-Art-Of-Noise-Titel mit akustischen, elektrischen und präparierten Pianos.
Besonders produktiv und erfolgreich ist Anne Dudley vor allem als Filmkomponistin. Bevor sie 1998 für ihre Musik zur Komödie „Ganz oder gar nicht“ mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, hatte sie bereits die Musik zu „Das Chaoten-Team“ (1987), „Buster“ (1988), „Zwei Frauen“ (1989), „Miracle – Ein geheimnisvoller Sommer“ (1991), „Ein Papst zum Küssen“ (1991), Neil Jordans „The Crying Game“ (1992) und zu den Fernsehserien „Jeeves and Wooster – Herr und Meister“ (1990-1993) und „Anna Lee“ (1994) beigesteuert.
In den darauffolgenden Jahren entstanden die Scores zu „American History X“ (1998), „Turbulenzen – und andere Katastrophen“ (1999), „Monkeybone“ (2001), Stephen Frys Regiedebüt „Bright Your Things“ (2003), „Tristan & Isolde“ (2006), „Black Book“ (2006) und zu den Serien „Der Preis des Verbrechens“ (2008-2009), „Breathless“ (2013) und „Poldark“ (2015-2018).
Anne Dudley versucht, ähnlich wie zuvor bei The Art Of Noise, auch in der Filmmusik immer für Überraschungen gut zu sein:
„Ich schätze es, die Leute die ganze Zeit an der Nase herumzuführen, indem ich immer wieder komplett andere Dinge mache“, erzählt Dudley im Interview mit bust.com. „Vor dreißig Jahren war ich in einer Avantgarde-Pop-Band namens The Art Of Noise, wo wir die ganze Zeit Samples und viele elektronische Keyboards verwendet haben. Dann arbeitete ich an einer Fernsehserie, die auf 1920er Jahre Jazz basiert war, und schließlich an ‚American History X‘, wo ich mit sehr ernsthaftem klassischen Chor-Material arbeitete. Ich versuche grundsätzlich, verschiedene Sachen zu machen, was die Leute irritieren kann, weil Menschen es vorziehen, in Schubladen zu denken. Sie mögen es zu sagen, ‚oh, dieser Komponist macht Comedy Scores‘ oder ‚jener Komponist schreibt sehr dramatische Musik‘. Ich glaube, die meisten Komponisten würden Leute hassen, die denken, dass sie nur eine Art von Sachen machen.“

Diskographie The Art Of Noise:
1983: Into Battle with the Art of Noise
1984: (Who's Afraid of?) The Art of Noise!
1986: In Visible Silence
1986: Daft
1987: In No Sense? Nonsense!
1987: Re-works of Art of Noise
1988: The Best of the Art of Noise
1988: Below the Waste
1990: The Ambient Collection
1991: The Fon Mixes
1996: Drum and Bass Collection
1997: State of the Art
1999: The Seduction of Claude Debussy
1999: Belief System / Bashful / An Extra Pulse of Beauty
2000: Reduction
2004: Reconstructed
2006: And What Have You Done with My Body, God?
2010: Influence: Hits, Singles, Moments, Treasures ...
2015: At the End of a Century

Diskographie/Filmographie Anne Dudley:
1987: Das Chaoten-Team (Disorderlies, zusammen mit J.J. Jeczalik)
1987: Inkognito (Hiding Out)
1988: Buster
1989: Big Bad Man (The Mighty Quinn)
1989: Puppenmord (Wilt)
1989: Roy Bremner (TV-Serie)
1989: Teen Lover
1989: Zwei Frauen
1990-1993: Jeeves and Wooster – Herr und Meister (TV-Serie)
1990: Songs From the Victorious City (Album zusammen mit Jaz Coleman)
1991: Ein Papst zum Küssen (The Pope Must Die(t))
1991: Miracle – Ein geheimnisvoller Sommer (The Miracle)
1992: The Crying Game
1992: Knight Moves – Ein mörderisches Spiel (Knight Moves)
1994: Felidae
1994: Anna Lee (TV-Serie)
1995: Butler morden leiser (The Grotesque)
1995: Ancient and Modern (Solo-Album)
1995: Kavanagh QC (TV-Serie)
1996: Immer wieder samstags (When Saturday Comes)
1996: Lautlose Schreie (Hollow Reed)
1997: Ganz oder gar nicht (The Full Monty)
1998: American History X
1998: The Sadness of Sex
1999: Turbulenzen – und andere Katastrophen (Pushing Tin)
2000: Das zehnte Königreich (The 10th Kingdom; TV-Serie)
2000: Der Mann der 1000 Wunder (The Miracle Maker – The Story of Jesus)
2000: Donovan Quick (Fernsehfilm)
2001: Lucky Brake – Rein oder raus
2001: Die Welt des Körpers (The Human Body, Kurz-Dokumentation)
2001: Monkeybone
2001: A Different Light (Solo-Album)
2001: Tabloid – Gefährliche Enthüllungen (Tabloid)
2002: The Gathering
2003: Extreme Rage (A Man Apart)
2003: Bright Young Things
2003: The Key (TV-Serie)
2003: Seriously Chilled (Solo-Album)
2005: Charles und Camilla – Liebe im Schatten der Krone (Whatever Love Means)
2006: Tristan & Isolde
2006: Perfect Creature
2006: Black Book (Zwartboek)
2006: Lake of Fire (Dokumentation)
2007: The Walker
2008: The Commander: Abduction (Fernsehfilm)
2008–2009: Der Preis des Verbrechens (Trial & Retribution, Fernsehserie)
2011: George Gently – Der Unbestechliche (TV-Serie, 1 Folge)
2013: Breathless (TV-Mini-Serie)
2014: Walking on Sunshine
2015: Ruby Robinson (Fernsehfim)
2016: Billionaire Boy (Fernsehfim)
2015-2018: Poldark (TV-Serie)
2016: Elle
2016: Away
2018: Grandpa’s Great Esacpe (Fernsehfim)
2018: Mamma Mia! Here We Go Again
2019: Glam Girls – Hinreißend verdorben (The Hustle)
2020: Benedetta
Playlist: 
1. The Art Of Noise - Moments In Love [Beaten] (Moments In Love) - 07:02
2. The Art Of Noise - A Time For Fear (Who's Afraid Of The Art Of Noise) - 04:46
3. The Art Of Noise - Eye Of A Needle (In Visible Silence) - 04:24
4. The Art Of Noise - Camilla - The Old, Old Story (In Visible Silence) - 07:24
5. The Art Of Noise - Dragnet (In No Sense? Nonsense!) - 03:27
6. The Art Of Noise - Opus For Four (In No Sense? Nonsense!) - 03:11
7. The Art Of Noise - Rapt: In The Evening Air (The Seduction Of Claude Debussy) - 04:22
8. The Art Of Noise - One Earth [New Mexico Mix] (In No Sense? Nonsense!) - 06:32
9. The Art Of Noise - Island (Below The Waste) - 05:49
10. The Art Of Noise - Robinson Crusoe (Below The Waste) - 03:47
11. The Art Of Noise - Dans le style d'une Sarabande mais sans rigueur (At The End Of A Century) - 08:07
12. Anne Dudley - Ten Fingers Of Love (Anne Dudley Plays The Art Of Noise) - 05:06
13. Anne Dudley - Canticles Of The Sun And The Moon (Ancient And Modern) - 05:41
14. Anne Dudley - A Pool Of Tears (Alice In Wonderland: Symphonic Variations) - 03:19
15. Anne Dudley & Jaz Coleman - The Awakening (Songs From The Victorious City) - 04:47
16. Anne Dudley - A Long Talk About Dancing (More Monty) - 03:25
17. Anne Dudley - The Tarakoss Opening (Knight Moves) - 02:13
18. Anne Dudley - The Soldier's Wife (The Crying Game) - 02:06
19. Anne Dudley - Seductive Nhozemphtekh (Felidae) - 01:38
20. Anne Dudley - A Weekend In The Country (The World Of Jeeves And Wooster) - 03:52
21. Anne Dudley - Benedictus (American History X) - 03:39
22. Anne Dudley - A Different Life (A Different Light) - 03:56
23. Anne Dudley - Full Moon Tonight (The Hustle) - 02:36
24. Anne Dudley - The Shutters (Elle) - 03:34
25. Anne Dudley - It's Him (Walking On Sunshine) - 02:17
26. Anne Dudley - Secrets In The Woods (Tristan & Isolde) - 03:16
27. Anne Dudley - Sleeping With The Enemy (The Black Book) - 03:01
28. Anne Dudley - Suite from Poldark (Poldark) - 05:31

Freitag, 1. Mai 2020

Playlist #292 vom 10.05.2020 - SIMON FISHER TURNER Special

Simon Fisher Turner zählt zu den fraglos weniger bekannten Künstlern von Daniel Millers Mute-Label, das durch den Erfolg von Acts wie Depeche Mode, Fad Gadget, Yazoo und Erasure auch immer in der Lage gewesen ist, experimentellere Künstler in seinem Programm zu fördern. Während in dem Sublabel „The Grey Area“ vor allem Industrial-Klassiker von Cabaret Voltaire, SPK und Throbbing Gristle wieder aufgelegt worden sind, wurden bei „Fine Line“ vor allem Soundtrack-Arbeiten von Simon Fisher Turner veröffentlicht. Der vielseitige Schauspieler, Musiker und Komponist ist in seiner langen Karriere unter so verschiedenen Pseudonymen und Namen wie The King of Luxembourg, Deux Filles, SFT sowie Simon Turner unterwegs gewesen und wurde vor allem durch seine langjährige Zusammenarbeit mit dem britischen Filmemacher Derek Jarman („The Garden“, „Edward II.“, „Blue“) bekannt. Nun hat er mit „A Quiet Corner of Time“ den Soundtrack zu einer Installation von Edmund de Waal veröffentlicht.

Der am 21. November 1954 im britischen Dover geborene Simon Fisher Turner war in seiner Jugend als Schauspieler im britischen Kinderfernsehen (u.a. bei „Black Beauty“ und „The Big Sleep“) zu sehen und nahm 1969 mit „Simon Turner“ eine Pop-LP und einige Singles für UK Records und Ariola in den 1970er Jahren auf. Turner studierte am Betteshanger in Kent Piano, Violine, Gitarre, Klarinette und Gesang, war aber dann mehr an den Möglichkeiten des Moog Synthesizers interessiert. Die späten 1970er wurden zum Sprungbrett für Simon Fisher Turners späteren künstlerischen Abenteuer. Fasziniert von früher amerikanischer Elektronik à la Terry Riley, Wendy Carlos und Dick Hyman, aber abgenervt von der Londoner Punk-Szene, begann er zu realisieren, dass eher Musik machen als schauspielern sollte. Es dauerte allerdings seine Zeit, bis er seine Richtung fand, experimentierte viel herum.
„Nichts ging in eine bestimmte Richtung, weil ich keinen Punk-Rock machte, sondern Dinge machte wie lange, 22-minütige Solo-Piano-Stücke. Jeder machte wie verrückt Krach, nur ich wurde langsamer und langsamer, in die entgegengesetzte Richtung, aber ich erinnere mich, dass Lydon gesagt hat, dass man nicht locker lassen darf, also befolgte ich seinen Rat, was sich letztendlich bezahlt gemacht hat.“
Er arbeitete bei Plattenfirmen wie UK Records, Cherry Red, London Records (USA), war Mitglied von Portsmouth Symphonia und als Musiker in verschiedenen Galerien tätig. Zusammen mit Colin Lloyd Tucker war er 1980/81 als Gitarrist und Bassist in den Anfangstagen von Matt Johnsons Band The The tätig, doch machten sie sich 1982 als Duo selbstständig, veröffentlichten auf Simon Fisher Turners Label Papier Maché zunächst zwei Alben unter dem Namen Deux Filles („Silence & Wisdom“, 1982, und „Double Happiness“, 1983) auf, dann eines unter dem Namen Jeremy’s Secret („The Snowball Effect“, 1984).
Mit Unterstützung von Ashley Wales nahm SFT 1985 mit „The Bone of Desire“ ein Album aus Cut-ups, Collagen, Loops und Drum Machines auf, bevor sich die Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Derek Jarman ergab.
„Ich wurde ihm zu einem Zeitpunkt vorgestellt, als ich kein Geld und keinen Job hatte. Er fragte mich, ob ich ihm beim Umzug helfen, ob ich fahren könnte, und ich sagte, ja natürlich. Er hatte gerade ,Jubilee‘ abgedreht, und ich begann in der Produktionsfirma als künstlerischer Berater zu arbeiten“, erinnert sich Simon. „Danach machte er ,The Tempest‘, wobei ich wieder in der Produktion tätig war. Aber während der Dreharbeiten zu ,The Tempest‘ hatten wir am Drehort musikalische Abende, wo ich Piano und Gitarre spielte, ein Tänzer namens Orlando tanzte und H. Williams, der Prospero spielte, seine Gedichte vorlas. Es waren fast kleine Shows, und wir hatten eine Menge Spaß dabei. Für ,Caravaggio‘ war ich überraschenderweise als Schauspieler integriert, aber nur in einer Nebenrolle.
Während der Dreharbeiten wurde man darauf aufmerksam, dass wir den Film machten, und Komponisten schickten Tapes, um den Job für die Musik von ,Caravaggio‘ zu bekommen. Derek meinte, ich sollte sie mir alle anhören, und nachdem ich das getan hatte, trafen wir auch einige Leute, aber wir konnten uns für niemanden, der die Musik machen sollte, so richtig entscheiden. Als Derek eines Tages aus Italien zurückkam, fragte er mich, ob ich die Musik machen wollte. Ich nahm begeistert an. Ich wusste nichts über Filmmusik, ich hatte keine Idee, wie ich sie aufnehmen sollte, es war eine völlig neue Welt für mich. Aber es ermöglichte mir auf einmal, mit klassischen Musikern zu arbeiten, alte Instrumente zu benutzen.
Ich denke, die Musik zu ,Caravaggio‘ war die Musik, die ich als Kind hörte, eine simulierte religiöse Musik, die ich ohne Synthesizer, nur mit Instrumenten einspielen wollte. Heutzutage arbeite ich mit einer Verbindung aus Musikern, die richtige Instrumente wie Cello und Trompete spielen, und Tapes, Samples, Piano, Gitarre.“
Simons ausgiebigen, oft siebzigminütigen Scores zu Filmen wie „The Last Of England“, „Edward II“, „The Garden“ und schließlich „Blue“ (alle bei Mute erschienen) zählen zu den außergewöhnlichsten Filmmusiken überhaupt, brechen sie doch mit fast allen Konventionen des Genres, und der Enthusiasmus, der dabei in der vielschichtigen Musik zum Ausdruck kommt, resultiert fraglos auch aus der Begeisterung, die Simon seinem Freund entgegenbrachte.
„Die Qualität von Dereks Filmen ist unvorstellbar weit, sie verfügen über eine besondere künstlerische Konzeption von Bildern. Derek war ursprünglich ein Maler und ein Dichter, bevor er eine Super 8-Kamera in die Hand bekam, aber er hatte eine unbeschreibliche Tiefe in den Visionen und der Ehrlichkeit. Er benutzte fast die ganze emotionale Breite. Ich mag nicht alle seine Filme. Ich denke, er brachte zu sehr seine Sexualität mit ein, aber als Regisseur kann er das tun. Dadurch verärgerte er aber auch Teile des Publikums, weil er wegen seiner Sexualität stets sagen wollte: Ich bin homosexuell; ich glaube, dies ist richtig, das ist falsch.
Seine Filme waren politisch, außergewöhnlich. Derek hat immer mit einem Kollektiv von Freunden zusammengearbeitet und ließ den Dingen freien Lauf. Es machte immer Spaß, einen Film zu machen, obwohl er sehr ernsthaft war. Spaß war stets dabei, weil die Arbeit um Derek herum passierte, und Derek trieb uns alle an. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich ihn vermisse. Wir müssen den Geist seiner Arbeit weiterführen, den Enthusiasmus über das Leben.“
Als Jarman seinen letzten Film „Blue“ realisierte, war er, bedingt durch seine AIDS-Infektion, erblindet und hatte seinen Tod bereits vor Augen. Der Film stellte, da er nur blau war und allein von der Poesie Jarmans und der Musik lebte, auch für Simon eine besondere Herausforderung dar.
„Ich musste den Worten lauschen, die Musik entstand aus den Gedichten, mit denen ich mich sehr vertraut fühlte. Alles, was wir für ,Blue‘ versuchten, war, allein die Worte zu illustrieren. Das war meine Hauptaufgabe. Wir waren sehr glücklich darüber, mit einem Mann namens Markus Dravius aus Frankfurt zusammenzuarbeiten, der ein Mitarbeiter von Brian Eno ist. Er nahm die Sachen ganz toll auf. Wir hielten uns einen Monat bei Brian auf und entspannten uns einfach.
Wir frühstückten und hörten nur den Worten zu und überlegten, welche Musik dazu passen würde. Derek kam immer mal ins Studio, um zu sagen, was ihm gefiel und was nicht. Aber ich wusste von diesem Projekt schon seit Jahren und machte in Italien einige ,Blue‘-Konzerte, um das Interesse an dem Film zu wecken. Die Konzerte waren völlig anders als der Film, aber sie gaben uns eine Idee davon, wie die Musik sein sollte. Danach war es eine Sache des Telefonierens, Freunde zu fragen, ob sie Gefallen an dem Projekt finden würden.“ 
Und so nahmen neben Simon Turner, der die übrigen Musikbeiträge zu einer furiosen Collage zusammensetzte, u.a. Miranda Sex Garden, Coil, Momus, Vini Reilly und Brian Eno teil, die auf ihre Weise einem besonderen Freund huldigten. Mit „Blue“ tourte SFT auf der ganzen Welt, spielte live improvisierte Shows. Ende der 1980er trat kostümiert er als The King Of Luxembourg in Japan auf, um Coverversionen von The Byrds und Public Image Limited zu spielen, 1987 („Royal Bastard“) und 1988 („Sir“) veröffentlichte er sogar zwei Alben auf Él Records.
Aber nach seiner bemerkenswerten Zusammenarbeit mit Derek Jarman begannen auch andere Filmemacher sich für Simon Fisher Turners Musik zu interessieren.
Im Jahre 2002 stellte er eine Band zusammen, die in fünf Tagen die Musik zu einem BFI Revival von Jean Genets homoerotischer Hymne „Un Chant D’Amour“ aufnahm (die Musik wurde 2009 zusammen mit dem Soundtrack zu Ausstellung „It Happened By Chance“ mit Super 8mm Filmen von Derek Jarman und dem Soundtrack zu Cynthia Beatts Film „The Invisible Frame“ auf dem Album „Music For Films You Should Have Seen“ veröffentlicht).
Es folgten die Soundtracks zu Michael Almereydas lesbischen Vampir-Drama „Nadja” (1994), Anna Campions „Loaded” (1994), Lodge Kerrigans „Claire Dolan” (1998), Mike Hodges „Der Croupier” (1998), Michael Almereydas Horror-Film „Trance” (1998) und Joe Tuckers Krimi-Komödie „Lava“ (2001).
„Mein Job als Soundtrackkomponist ist, das zu tun, was der Regisseur möchte, aber ich mache auch immer das, was ich möchte. Ich bin mir gegenüber in musikalischer Hinsicht nie unglaubwürdig geworden, weil ich von Filmemachern vermutlich gerade wegen meiner Ideen engagiert werde. Aber das ist eine Sache von Kommunikation und Vertrauen.
Es wird viel Zeit mit Reden und Nachdenken verbracht. Ich neige dazu, in Filme involviert zu werden, während sie gedreht werden. Die meiste Filmmusik wird komponiert, wenn der Film fertig gestellt ist. Ich habe gerade einen Film gemacht, der in sechs Monaten entstanden ist. Meine Arbeit, den Soundtrack aufzunehmen, dauerte zwei Wochen, aber ich war jeden Tag am Set, wo ich Tape-Recorder, Sampler und Zugang zu allem hatte, was mit dem Film zusammenhing. Das ermöglicht mir einen viel besseren Einblick in den Film, wenn ich ihn vom ersten Tag an verfolge.
Die Leute fragen natürlich, wer ich bin, was ich mit einem Tape-Recorder mache, aber ich habe das immer sehr gemocht, stets am Drehort zu sein. Ich habe in erster Linie dem Regisseur und mir selbst zu gefallen, und ich bin nur dem Regisseur gegenüber verpflichtet, nicht der Produktionsfirma.“
Tatsächlich ist Simon Fisher Turner seit Mitte der 2000er Jahre nur noch selten im filmmusikalischen Bereich tätig. Am liebsten betätigt sich der unkonventionelle Komponist auf den Gebieten experimenteller Musik. Sein 2002 veröffentlichtes Album „Swift“ war beispielsweise wie ein Mosaik konstruiert, bei dem Improvisationen von einem Musiker-Team mit anderen Klangquellen zusammengefügt wurden. Für das 2005er Nachfolgealbum „Lana Lara Lata“ arbeitete Fisher Turner mit dem französischen Klangkünstler Rainier Lericolais und dem italienischen Electronica-Duo T uM‘ zusammen.
,Lana‘ ist eine Art von Geistermusik. Es ist durch eine Vielzahl von Köpfen und Räumen auf eine Weise gegangen, die ich sehr interessant finde“, erklärt Turner und beschreibt damit einen kreativen Prozess, bei dem das ursprüngliche Material am Ende der musikalischen Verarbeitung nur noch rudimentär vorhanden gewesen ist. Auf dem Album ist der Komponist auch als Sänger zu vernehmen, wenn auch meist elektronisch verfremdet.
Wie schon bei „Swift“ ist auch „Lana“ mit einer DVD - „Lara“ - ausgestattet, zu denen Sebastian Sharples die Visuals beigesteuert hat, und mit „Lata“ gibt es zudem auch ein von Paul Farrington kreiertes Klangspielzeug, mit dem der Hörer verschiedene Auszüge aus dem Album manipulieren kann.
„Es ist eines der schönsten Dinge, die ich je gesehen habe“, meint Fisher Turner. „Es ist einfach wild. Ich liebe es!”
In den letzten Jahren veröffentlichte Simon Fisher Turner die Musik zu zwei 1924 entstandenen Expeditions-Dokumentarfilmen, „The Great White Silence“ (2011) und „The Epic Of Everest“ (2014), die den Komponisten besonders herausforderten.
„Der Versuch, diese Stummfilme mit Klängen zu unterlegen, ist erschreckend, weil da nichts ist. Wo beginnst du? Wie soll ich beginnen? Und wenn du erst einmal die Stille weggenommen hast, ist es die Hölle, sie wieder hineinzubringen. Ich habe mich ,The Epic Of Everest‘ in der gleichen Art angenähert wie ich es bei ,The Great White Silence‘ getan habe“, erzählt Simon Fisher Turner im Interview mit "The Quietus".
„Die Tochter des Regisseurs ist immer noch am Leben, und sie besitzt immer noch die Kamera, die er verwendet hat, und seine Stiefel an der Haustür, all diese Sachen. Es gibt einen Gasherd, den man in Irvings Zelt in der Nähe des Gipfels gefunden hat, aber ich habe nichts davon aufgenommen. Es schien so einfach – das haben wir bei ,The Great White Silence‘ so gemacht, wir haben die Glocke gehabt, Chris Watson nahm die Stille in Scotts Hütte aufgenommen, die natürlich keine Stille gewesen ist.
Für ,The Epic Of Everest‘ habe ich viel mehr gespielt, auch wenn es minimalistisch war. In den ersten acht Minuten wurden nur zwei Sachen gespielt. Du denkst an den Everest und denkst ‚Blechbläser Blechbläser Blechbläser‘, und dann fiel eines Tages der Groschen: Cosey Fanni Tutti, dieser Sound, niemand anderes macht diesen Sound, er ist absolut einzigartig, es ist fantastisch. Sie war wirklich großartig. Sie spielte ein paar Töne, dann sampelte ich sie. Sie ist über den ganzen Soundtrack verstreut, sie ersetzte sogar meine Waldhorn-Klänge, die ich sonst verwendet habe.
Ich habe versucht, eine ganze Menge Sachen aufzunehmen, und einige davon waren schrecklich, aber so arbeite ich - sammle sammle sammle. Ich wollte Touch nicht fragen, ob sie Aufnahmen davon haben, wie Wasser auf einen Gletscher tropft, darum geht es mir nicht. Für mich ist ,Epic Of Everest‘ wie ein Baby, das ist mir wirklich wichtig, das ist mir sehr wichtig.“

Mit „Giraffe“ (2017) folgte ein mit Unterstützung vom Elysian Quartet entstandenes Album mit Feld-Aufnahmen und Sounddesigns. Sein neues Album „A Quiet Corner In Time“ basiert auf einer komplementären Klangarbeit, die für die Architekturinstallation „- one way or other -“ des renommierten Keramikers und Autors Edmund de Waal im Haus Schindler in Los Angeles entstanden ist und ein meditatives Drama darstellt.
„Manche Klänge werden in die Länge gezogen, zu fein strukturierten Drones gekämmt, andere bleiben nackt. Wir hören das Knarren zuschlagender Türen, das Echo von Schritten von Menschen, die sich durch lange Korridore bewegen, das geschäftige Klirren und Geschnatter eines Wiener Kaffeehauses, die Klänge von Pferdehufen, die, Kastagnetten gleich, perkussiv nutzbar gemacht werden“, heißt es dazu in der Platteninfo.

Diskographie/Filmographie:
1973 - Simon Turner
1985 - The Bone of Desire
1986 - Caravaggio (Filmmusik)
1987 - The Last of England (Filmmusik)
1989 - Melancholia (Filmmusik)
1990 - Simon Turner
1991 - Edward II (Filmmusik)
1991 - The Garden (Filmmusik)
1992 - I've Heard the Ammonite Murmur
1992 – Elenya – In Kriegszeiten (Elenya, Filmmusik)
1992 - Sex Appeal (Simon Turner vs. The King of Luxembourg)
1993 - Revox
1993 - The Many Moods of Simon Turner
1994 - Blue: A Film by Derek Jarman (Filmmusik)
1995 - Live Blue Roma (The Archaeology of Sound)
1995 - Nadja (Filmmusik)
1995 - All Men Are Mortal (Filmmusik)
1996 - Jerusalem, City of Heaven (Dokumentar-Filmmusik)
1996 - Shwarma
1996 - Loaded (Filmmusik)
1998 - Claire Dolan (Filmmusik)
1998 - Der Croupier (The Croupier, Filmmusik)
1998 - Trance (Filmmusik)
1999 - The Lost Days (Filmmusik)
1999 - Still, Moving, Light
1999 - Oh Venus
1999 - Eyes Open (10")
2000 - Nature Boy (TV-Mini-Serie, Soundtrack)
2000 - Hana wo tsumu shôjo to mushi wo korosu shôjo (Filmmusik)
2000 - Travelcard
2001 - Lava (Filmmusik)
2001 - My Kingdom (Filmmusik)
2002 - Riviera Faithful 
2002 - Swift
2003 - Ein Liebeslied (Un Chant D’Amour, Filmmusik)
2003 - Dead Simple (Filmmusik)
2005 - Lara Lana Lata
2005 - William Eggleston in the Real World (Dokumentar-Filmmusik)
2006 - Sweeny Todd (TV-Filmmusik)
2006 - Burning Light (Filmmusik)
2008 - Lifesounds
2008 - Derek (Dokumentar-Filmmusik)
2008 - Stanley Kubrick’s Boxes (TV-Dokumentar-Filmmusik)
2009 - The Invisible Frame (Dokumentar-Filmmusik)
2009 - Music from Films You Should Have Seen (Filmmusik)
2009 - De Dentro Hacia Afuera
2010 - Derek Jarman Super8 (Filmmusik)
2011 - The Great White Silence (Filmmusik)
2011 - Soundescapes (mit Espen J. Jörgensen)
2013 - A Ti Dou Li Dum A Ti Dou Li Dou Ti Dé (mit Philippe Petit)
2013 - The Epic Of Everest (Dokumentar-Filmmusik)
2015 - The Raft of the Medusa (TV-Filmmusik)
2017 - Picture From Darkness
2017 - Giraffe
2018 - Care (mit Klara Lewis)
2019 - Shiro Takatani - Between Nature and Technology (Dokumentar-Filmmusik)
2020 - A Quiet Corner Of Time (mit Edmund de Waal)
2020 - Life Recordings From Prospect Cottage And The Ness
Playlist:
1. Simon Fisher Turner - Hole Entry (Travelcard) - 05:13
2. Simon Fisher Turner  - I Love You More Than My Eyes (Caravaggio) - 06:50
3. Simon Fisher Turner  - Autumn Leaf (The Last Of England) - 03:28
4. Simon Fisher Turner  - Drowned By Time [excerpt] (The Garden) - 06:10
5. Simon Fisher Turnerr - Some Stolen Apples [excerpt] (Derek Jarman Super8) - 12:40
6. Simon Fisher Turner  - Archist (Melancholia) - 03:12
7. Simon Fisher Turner  - Isle Of Spices (Nadja) - 03:17
8. Simon Fisher Turner  - Lennie's Death (Gangster Number One) - 02:04
9. Simon Fisher Turner  - Part Two [excerpt] (I'll Sleep When I'm Dead) - 05:26
10. Simon Fisher Turner  - Deep Water (Loaded) - 03:29
11. Simon Fisher Turner  - Lower (Shwarma) - 05:03
12. Simon Fisher Turner  - Perfume (Oh Venus) - 03:43
13. Simon Fisher Turner  - Displace (Still Moving Light) - 03:11
14. Simon Fisher Turner  - Lastordersplease (Swift) - 05:09
15. Simon Fisher Turner  - Deadheading (Lara Lana Lata) - 05:25
16. Simon Fisher Turner  - Tala (Riviera Faithful) - 03:45
17. Simon Fisher Turner  - The Children Will Have To Stop (A Quiet Corner In Time) - 04:50
18. Simon Fisher Turner  - Un Chant D'Amour [excerpt] (Music From Films You Should Have Seen) - 06:57
19. Simon Fisher Turner  - Rakaposhi (The Epic Of Everest) - 03:42
20. Simon Fisher Turner  - Sloane Square [excerpt] (The Many Moods Of Simon Fisher Turner) - 04:58
21. Klara Lewis & Simon Fisher Turner - Drone (Care) - 08:01
22. Simon Fisher Turner  - Hope Swims (Giraffe) - 04:06
23. Simon Fisher Turner  - The Great White Silence - Part 2 [excerpt] (The Great White Silence) - 07:15

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