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Dienstag, 1. April 2025

Playlist #420 vom 06.04.2025 - Neuheiten 2025 (2)

Es scheint eine zunehmend beliebtere Praxis zu sein, Höhepunkte im Schaffen populärer Komponisten in Zusammenstellungen neuer Arrangements zu präsentieren. So hat Sony Classical nach „The World of Hans Zimmer – A New Dimension“ nun einen zweiten Teil mit Arbeiten von Hans Zimmer in neuen Aufnahmen als Doppel-CD veröffentlicht, und auch die Deutsche Grammophon legt mit „Anthology – The Paris Concerts“ ein Doppel-Album mit Live-Aufnahmen der bekanntesten Arbeiten von Howard Shore vor. Ansonsten gibt es in der heutigen Neuheiten-Sendung wieder einen unterhaltsamen Mix aus elektronischen und Orchesterklängen mit Chören und exotischen Instrumenten zu hören. Komponisten wie Alexandre Desplat, Dominic Lewis, Jeff Russo, Volker Bertelmann, Jeff Beal, Paul Leonard-Morgan, Lorne Balfe und viele andere haben nicht nur neue Musik zu Serien wie „The Wheel of Time“ und „A Thousand Blows“ kreiert, sondern auch zu etlichen neuen Streaming- und Kinofilmen.
Nach Serien wie „Star Trek: Discovery“, „Star Trek: Picard“ und „Star Trek: Strange New Worlds“ kommt nun mit „Star Trek: Sektion 31“mal wieder ein „Star Trek“-Film ins Kino, der 23 Jahre nach „Star Trek: Nemesis“ der erste „Star Trek“-Film ist, der in der Zeitlinie der ursprünglichen Serien und Filme spielt.
Der Actionfilm mit Michelle Yeoh in der Hauptrolle ist ein Spin-off der Fernsehserie „Star Trek: Discovery“ und sollte ursprünglich die Pilotfolge einer neuen Serie werden. Yeoh spielt in dem Film, wie zuvor in der Serie, die ehemalige Imperatorin aus dem Spiegeluniversum, Philippa Georgiou. Sie schließt sich der titelgebenden geheimen Abteilung „Sektion 31“ der Sternenflotte an, welche die Mission hat, die Vereinigte Föderation der Planeten zu schützen. Die Musik dazu steuerte wie bereits zu den vorangegangenen „Star Trek“-Serien Jeff Russo bei.
Ein Wiedersehen gibt es auch mit dem Abenteuerklassiker „Der Graf von Monte Christo“, den „Die drei Musketiere“-Autor Alexandre Dumas 1846 veröffentlicht hat. Das dreistündige Epos von Matthieu Delaporte und Alexandre De La Patellière erzählt von dem jungen Seefahrer Edmond Dantès (Pierre Niney), der im Jahr 1815 nach langem Suchen endlich und endgültig das Glück gefunden zu haben scheint. Nicht nur wird er zum Kapitän eines Schiffs befördert, sondern es steht auch die langersehnte Heirat mit seiner großen Liebe Mercédès (Anaïs Demoustier) an. Doch platzen seine Träume von einem Moment auf den anderen, als Edmond von seinen Rivalen beschuldigt wird, Verbindungen zum abgesetzten Kaiser Napoleon zu haben. Ohne stichhaltige Beweise wird der Bezichtigte kurzerhand verhaftet und auf der Gefängnisinsel Chateau d’If in einen finsteren Kerker geworfen. Mithilfe seines Zellennachbarn Abbé Faria (Pierfrancesco Favino) gelingt ihm 14 Jahre später schließlich die waghalsige Flucht von der Insel, woraufhin er sich auf einen ausgeklügelten Rachefeldzug gegen all diejenigen begibt, die ihn damals durch falsche Anschuldigungen aus seinem Leben gerissen haben...
Den orchestralen Score komponierte Oscar-Gewinner Volker Bertelmann, der bereits mit seinen Engagements zu Produktionen wie „Der Name der Rose“, „War Sailor“ und „Im Westen nichts Neues“ Erfahrungen mit historischen Stoffen sammeln konnte.
„The Commoner“ von Vibeke Idsøe erzählt die Geschichte zweier junger, sehr verliebter Menschen, die neun Jahre lang warten mussten, um zu erfahren, ob sie ihr Leben miteinander teilen können. Das größte Hindernis war die norwegische Verfassung, die besagt, dass der König das letzte Wort darüber hat, wen der Kronprinz heiraten darf.

„Die Musik musste die Liebe, die Last der königlichen Pflicht, die Frustrationen, die öffentliche Angst und Wut darüber, dass diese Affäre die Monarchie gefährden könnte, und schließlich den endgültigen Sieg widerspiegeln. Da wir uns in einem königlichen Umfeld befinden, erschien es uns naheliegend, Hörner und Streicher als Hauptelemente der Partitur zu verwenden. Aber sowohl ich als auch die Regisseurin Vibeke Idsøe wollten die Geschichte zeitgenössisch erzählen, daher habe ich auch Synthesizer und Elektronik eingesetzt, mehr als ich es sonst tue“, erzählt Komponist Gaute Storaas von der Arbeit an der Musik, die auch einige Jazz-Einlagen bereithält.

Die Literaturverfilmung „The Safe House“ durch den Schweizer Filmemacher Lionel Baier erzählt von einem neunjährigen Jungen, dessen Eltern an den 1968er-Protesten in Paris teilnehmen, während er bei seinen Großeltern und Onkeln zurückbleibt. Inmitten der turbulenten Atmosphäre der Zeit nimmt das alltägliche Leben in der Wohnung seinen Lauf, geprägt von exzentrischen Gewohnheiten und lebhaften Diskussionen. Die Ankunft eines illustren Gastes bringt jedoch eine spürbare Veränderung mit sich. Die Dynamik innerhalb der Familie verschiebt sich, Allianzen werden auf die Probe gestellt, und der Junge erlebt hautnah, wie persönliche und gesellschaftliche Umbrüche miteinander verflochten sind.

„Der Film balanciert stets zwischen schräg/seltsam und wahrhaftig/ernst. Nachdem wir verschiedene musikalische Ansätze ausprobiert hatten, die immer wieder neue Ideen für eine straffere Schnittführung lieferten, endeten wir mit rasanten Drum-Grooves, ergänzt durch jazzige Solisten. An vielen Stellen genügten sehr reduzierte musikalische Texturen, gespielt von verschiedenen Live-Instrumenten. Um das schnelle Tempo von Schnitt und Dialog zu verstärken, nahmen wir verschiedene organische, stimmungsvolle Jazz-Drum-Grooves auf“, erzählen die drei Komponisten Diego Baldenweg, Nora Baldenweg und Lionel Baldenweg. „Für die intimeren Momente suchten wir nach Möglichkeiten, den Protagonisten so nahe wie möglich zu sein. Statt auf Elektronik oder ein komplettes Orchester zu setzen, entschieden wir uns, hauptsächlich mit Blasinstrumenten zu arbeiten, und baten die Musiker, mit den Bewegungen der Protagonisten musikalisch zu atmen. Basierend auf unseren musikalischen Arrangements und Noten baten wir um Interpretationen und lockere Improvisationen mit Trompete, Flöte, Bassflöte, Okarina, Klarinette, Bassklarinette, Kontrabass und Klavier. Die Verbindung der lebendigen, groovigen Drums mit den intimen, organischen Blasinstrumenten, gekleidet in warmen Vintage-Plattenhall, verlieh dieser Filmmusik eine fesselnde 70er-Jahre-Vibe.“

Mit „The World of Hans Zimmer – A New Dimension: Part II“ präsentiert Sony Classical die Fortsetzung der Compilation mit neu eingespielten Arrangements von Hans Zimmers bekanntesten Arbeiten, darunter Suiten aus den Scores zu „Man of Steel“, „Driving Miss Daisy“, „Dune II“, „The Lion King“, „Interstellar“, „No Time to Die“, „Sherlock Holmes“, „Inception“, „Gladiator“ und „Power of One“.
„Es gibt viele schreckliche Dinge, die man über Hollywood sagen kann, und alle davon sind wahr, aber die eine Sache, die man Hollywood nicht absprechen kann, ist, dass es wohl mehr orchestrale Musik in Auftrag gibt als jede andere Institution und so jeden Tag dafür sorgt, sowohl orchestrale Musik als auch die Orchester an sich am Leben zu erhalten“, schwärmt Hans Zimmer im ausführlichen Booklet zur neuen Album-Veröffentlichung zu den Möglichkeiten, seine Musik mit einem Orchester aufnehmen zu können. „Den Stolz, den ich angesichts dieses Konzerts empfinde, bezieht sich darauf, es mit euch zu teilen, nicht so sehr meine Musik, aber die Meisterschaft und Menschlichkeit der Musiker*innen. Ohne sie würde es nur Stille geben, und es ist eine Ehre, diese Stille mit der Exzellenz, Fähigkeit und Seele eines Orchesters zu durchbrechen.“
Entstanden ist „The World of Hans Zimmer – A New Dimension: Part II“ zudem mit einem herausragenden Ensemble von Solist*Innen, darunter die Sänger*Innen Lebo M, Lisa Gerrard, Gan-ya Ben-gur Akselrod und Nokukhanya Dlamini, der Multi-Holzbläser Pedro Eustache, Bassist Juan García-Herreros, Gitarrist Alexios Anest, Pianistin Eliane Correa, Cellistin Mariko Muranaka, Violinistin Rusanda Panfili sowie die Percussionisten Aleksandra Šuklar, Luis Ribeiro und Lucy Landymore. Diese spielen gemeinsam mit dem Odessa Orchestra & Friends und dem Nairobi Chamber Choir unter der Leitung von Dirigent Gavin Greenaway.
Ähnlich imposant ist die „Anthology – The Paris Concerts“ von Howard Shore ausgefallen, die die Deutsche Grammophon ebenfalls als Doppel-CD im Digipak mit ausführlichem Booklet veröffentlicht hat. Die Musik wurde 2023 im Rahmen des „Week-End Howard Shore“ von Radio France vom Gelblabel mitgeschnitten, ein mitreißendes Klangerlebnis unterschiedlichster Stile und Jahrzehnte mit Highlights seiner bekannten Soundtracks, darunter „The Fly“, „Naked Lunch“, „Ed Wood“, „Crash“, „Eastern Promises“ und natürlich „The Lord of the Rings“ oder „The Hobbit“, aber auch das zart verspielte Catania für Klavier solo. Das Orchestre Philharmonique de Radio France unter Leitung von Ludwig Wicki und Bastien Stil spielt die Orchesterwerke, Le Balcon unter Mike Schäperclaus die Kammermusik.

Playlist:

01. Jeff Russo - Philippa Returns (Star Trek: Section 31) - 03:16 
02. Volker Bertelmann - There Is No Time (The Count of Monte Christo) - 04:44 
03. Dominic Lewis - Desert Details (Love Hurts) - 04:16 
04. Dominic Lewis - Coat Check (Dope Thief) - 04:59 
05. Not A Robot - Moonlight (Jade) - 04:24 
06. Emilie Levienaise-Farrouch - I'm In Teheran (The Agency) - 03:41 
07. Alexandre Desplat - There Was Another Man (Lee) - 06:21 
08. Erez Koskas - Stop The Truck (The World Will Tremble) - 03:22 
09. Volker Bertelmann - Family Members (Delicious) - 03:11 
10. Alan Silvestri - The Dr. With the Glasses (The Electric State) - 04:25 
11. Federico Jusid - Indigo Jeremy Sends His Regards (A Thousand Blows: Season 1) - 04:01 
12. Paul Leonard-Morgan  - Cielo Drive (Chaos: The Manson Murders) - 03:58 
13. Paul Leonard-Morgan - Seoul Apartment (Inheritance) - 03:37 
14. Steven Price - Forgive Me (Los Frikis) - 02:32 
15. Lorne Balfe - Bring the Dawn (The Wheel of Time: Season 3) - 04:20 
16. Lorne Balfe & Andrew Kawczynski - Last Known Residence (Novocaine) - 03:55 
17. Trent Reznor & Atticus Ross - The Shivering World (The Gorge) - 04:16 
18. David Holmes - She's Not Selling She's Buying (Black Bag) - 03:01 
19. David Fleming - Circus (The Alto Knights) - 03:04 
20. Jeff Russo - Hard Truth (Zero Day) - 03:47 
21. Gaute Storaas - Dagny's Lament (The Commoner) - 05:16 
22. Jeff Beal - Finding Her Voice (Rule Breakers) - 03:01 
23. Zack Ryan - Presence (Presence) - 02:01 
24. Diego Baldenweg, Lionel Baldenweg & Nora Baldenweg - Revolution (La cache) - 03:30 
25. Dominik Scherrer - Farewell, Sister (Miss Austen) - 03:32 
26. Dustin O'Halloran - Memory Box (Bridget Jones: Mad About the Boy) - 03:09 
27. Hans Zimmer - Dune II Suite: Part 2 (A New Dimension - Part II) - 04:27 
28. Howard Shore - Esther Khan [Paris Suite] (Anthology - The Paris Concerts) - 03:32 
29. Marcelo Zarvos - Late Night Call (Good American Family) - 03:16 
30. Paul Leonard-Morgan  - Please Come Home (Last Breath) - 08:13

Samstag, 4. Januar 2025

Playlist #414 vom 12.01.2025 - BEST OF 2024

Mit dem Filmjahr 2024 geht auch ein ebenso faszinierendes Filmmusikjahr zu Ende. Und so unterschiedlich Filmemacher in der ganzen Welt unterschiedliche Sujets und Genres bedienten, so vielfältig sind die dazu entstandenen Soundtracks geworden. In der heutigen Sendung sind zwar auch einige vertraute Namen wie Hans Zimmer, Clint Mansell, Christopher Young, John Debney, Alberto Iglesias, Craig Armstrong, Trent Reznor & Atticus Ross und Daniel Pemberton vertreten, aber auch viele neue Namen, die mit oft unkonventionellen Ansätzen und instrumentalen Arrangements für spannende Momente im Kopfkino sorgen. 

Da Aaron Schimberg seit seiner Geburt eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte hat, konnte sich als Person nie mit typischen Kinofiguren identifizieren und ist deshalb dazu übergegangen, seine eigenen Filme zu schaffen, in denen Figuren Gesichtsdeformationen in den Hauptrollen zu sehen sind, so auch in seinem neuen Film „A Different Man“. Marvel-Star Sebastian Stan spielt darin Edward, einen Mann, der an Neurofibromatose erkrankt ist, wobei der Tumorwachstum im Nervengewebe bei ihm zu erheblichen Gesichtsdeformationen führt. Da Edward zu oft nicht nur angewiderten Blicken, sondern auch verachtendem Spott ausgesetzt ist, zieht er sich immer weiter zurück und ist regelrecht isoliert von anderen Menschen und der Welt. Als er sich jedoch mit seiner Nachbarin Ingrid (Renate Reinsve) anfreundet, die genau wie er Schauspielerin ist, keimt in ihm ungeahnt neue Hoffnung. Eines Tages bekommt er die Möglichkeit, durch einen riskanten rekonstruktiven Eingriff Normalität zu erlangen. Edward zögert nicht lange und ergreift die Chance, ein Leben ohne Urteil und aufdringliche Blicke zu führen. Dem italienischen Komponisten Umberto Smerilli, der bei den Aufnahmelegenden hinter den Soundtracks von Ennio Morricone und Nino Rota ausgebildet wurde, versteht es in seiner ersten Arbeit für einen amerikanischen Film, die emotionalen Tiefen des Dramas, das sowohl in eine absurde Komödie als auch in den Body-Horror abdriftet, wunderbar musikalisch auszuloten, wobei ein einfaches Klavierthema die Grundlage seiner vielschichtigen Komposition bildet. 
Hans Zimmer hat es in seiner langjährigen Hollywood-Karriere nicht von ungefähr zu einem der von Filmemachern begehrtesten Komponisten gebracht, hat er es doch seit den 1980er Jahren schon sehr gut verstanden, verschiedene Film-Genres zu bedienen und dabei musikalisch souverän von einfühlsamen World-Music-Klängen über progressive Electro-Soundscapes bis zu wuchtigen Wall-of-Sound-Brettern zu pendeln. Im vergangenen Jahr lieferte mit Zimmer auch zum zweiten Teil von Denis Villeneuves „Dune“-Neuverfilmung einen atmosphärisch dichten Score voller beunruhigender orchestraler und elektronischer Soundscapes mit arabisch anmutenden Vocals und atonalen Avantgardismen, die auch jenseits der Filmpräsentation lange nachwirken. 
Der englische Regisseur Steve McQueen („12 Years A Slave“) lässt seinen neuesten Film „Blitz“ im Spätsommer 1940 spielen, als die deutsche Luftwaffe einen Großangriff auf Großbritannien begann. Fast acht Monate lang wurde vor allem London permanent bombardiert, um die Bevölkerung zu demoralisieren und die Regierung zur Kapitulation zu zwingen. Diese Angriffe auf britischem Boden während des Zweiten Weltkrieg bilden aber nicht nur den historischen Hintergrund für eine beherzte Mutter-Sohn-Geschichte, sondern sorgen zugleich für einen unglaublich dynamischen Erzähl-Fluss im Film, immer wieder angetrieben von einer hervorragenden Saoirse Ronan („The Outrun“) und dem inzwischen elfjährigen Debütanten Elliott Heffernan. Entsprechend feinfühlig und melancholisch lässt Zimmer hierzu elegische Streicherklänge die orchestrale Komposition bestimmen, zu der übrigens auch sein versierter Kollege Nicholas Britell einige Cues beigesteuert hat. 
Spätestens seit ihrem Oscar-prämierten Score für David Finchers Mark-Zuckerberg-Biopic „The Social Network“ (2010) zählen Trent Reznor und Atticus Ross zu den außergewöhnlichsten Vertretern ihrer Zunft. Sie sind wie Hans Zimmer mit gleich zwei Soundtracks in meiner diesjährigen Best-of-Sendung vertreten. In Luca Guadagninos („Call Me By Your Name“) hocherotisch aufgeladenen romantischen Drama „Challengers“ baut Trainerin Tashi (Zendaya) nach ihrer eigenen Tennis-Karriere ihren Ehemann Art (Mike Faist) vom Durschnitts-Tennisspieler zu einem berühmten Profi auf, der ein Turnier nach dem anderen gewinnt. Doch als Art einen Karriereknick hat, meldet Tashi ihn für ein auf vergleichsweise niedrigerem Level stattfindenden „Challengers“-Event an, bei dem er sich wieder ein paar Siege und damit auch wieder mehr Selbstbewusstsein sichern soll. Als Gegner trifft er dort ausgerechnet auf Patrick (Josh O’Connor). Der war einst nicht nur Arts bester Freund, sondern dazu auch noch mit Tashi zusammen. Bald liegt deshalb nicht nur auf dem Tennisplatz ordentlich Spannung in der Luft… 
Reznor und Ross schufen dazu einen elektronisch pulsierenden Score, der den schweißtreibenden Wettkampf auf und neben dem Platz perfekt untermalt. Guadagnino hat mit „Queer“ noch einen weiteren Film in die Kinos gebracht, diesmal eine Adaption des gleichnamigen Romans von William S. Burroughs („Naked Lunch“). Darin spielt Daniel Craig Burroughs Alter ego William Lee, der wegen seiner Opiumsucht, die ihn ernsthafte Schwierigkeiten gebracht hat, in den 1940er Jahren aus den Vereinigten Staaten nach Mexico City geflohen ist, wo er seine Tage mit jeder Menge Alkohol, Drogen und der Suche nach unverbindlichem Sex verbringt. Eines Tages trifft er auf den sehr viel jüngeren Allerton (Drew Starkey) und fühlt sich sofort zu dem jungen Mann hingezogen. Lee gelingt es jedoch zunächst nicht, herauszufinden, ob Allerton ebenfalls Interesse an Männern hat. Und selbst nach einer gemeinsamen Nacht bleibt es für Lee fraglich, ob Allerton mit ihm ins Bett gegangen ist, weil er es wirklich wollte oder nicht deswegen, weil Lee ihm finanziell entgegenkommt. Bald darauf begibt sich Lee in die Tiefen des südamerikanischen Dschungels, um mithilfe einer bestimmten Lianenart Klarheit zu schaffen... Für diesen drogeninduziert-surrealen Trip, der vor allem intellektuell und ästhetisch stimuliert, haben Reznor und Ross einen faszinierend einfühlsamen, wunderbar sphärischen, dann aber auch pulsierend rhythmischen Score produziert, der sowohl die schwülstig-surrealen als auch sehr sinnlichen Komponenten des Films einfangen. 
Die britische Regisseurin Rose Glass („Saint Maud“) präsentiert mit ihrem US-Debüt „Love Lies Bleeding“ einen betörenden ebenso romantischen wie gewalttätigen Rausch um zwei unterschiedliche Frauen, die sich in einem verschlafenen Nest sofort ineinander verlieben. Zusammen träumen Jackie und Lou davon, in Kalifornien ein neues, besseres Leben beginnen zu können. Lou unterstützt Jackie deshalb beim Bodybuilding – und zwar, indem sie ihr Steroide beschafft. Und so ziehen immer dichtere Schatten über das Leben der beiden auf, bis sie schließlich komplett von einer düsteren Welle der Gewalt mitgerissen werden… Clint Mansell („Noah“, „The Fountain“) versorgte den blutgetränkten Thriller, der zudem eine pulsierende Romanze und einen atmosphärischer 80er-Jahre-Actionfilm mit psychedelischen Abstechern in den magischen Realismus darstellt, mit einem ebenso vielschichtigen elektronischen Score, der ganz ähnliche Qualitäten wie die Arbeiten von Trent Reznor und Atticus Ross aufweist. 
Nach der Mini-Serie „Patrick Melrose“, der Serie „Your Honor“ und der Literaturverfilmung „Im Westen nichts Neues“ stellt das Drama „Konklave“ eine weitere Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Filmemacher Edward Berger und Komponist Volker Bertelmann dar. Der Film thematisiert das Konklave nach dem Tod des Papstes. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) hat alle Hände voll damit zu tun, das Prozedere zu leiten. Denn es geht hier nicht nur um einen seit Jahrhunderten geltenden Ablauf, sondern auch um knallharte Politik. Die Kardinäle schachern um Macht und Geld, während tausende Anhänger*innen auf dem Petersplatz auf weißen Rauch warten. Hinter den verschlossenen Türen der Sixtinischen Kapelle prallen derweil Welten aufeinander - verschiedene Kardinäle buhlen um die Spitzenposition mit. Indes versetzen Terroristen mit Autobomben die Welt außerhalb der Kapelle in Angst und Schrecken. Bertelmann komponierte eine lebendige, dramatische und eindringliche Musik, die das Ringen der Kardinäle um das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes perfekt untermalen. 
Ebenso wie Clint Eastwood („Erbarmungslos“) hat auch Kevin Costner maßgeblich zur Revitalisierung des Western-Genres beigetragen. Nach seinem Regiedebüt mit dem siebenfach Oscar-prämierten Western-Epos „Der mit dem Wolf tanzt“ (1990) legte er 2003 mit „Open Range“ nach und präsentierte 2024 nach dem von ihm mitproduzierten Serien-Hit „Yellowstone“ die ersten beiden Kapitel seiner epischen Western-Saga „Horizon“. Weiße Pioniere unternehmen 1861 in New Mexico den Versuch, das Gebiet der Apachen zu besetzen, stoßen dabei aber auf gewaltsame Gegenwehr. Aber auch unter den Siedlern, die allesamt auf der Suche nach einem neuen Zuhause in der als Zufluchtsort versprochenen Stadt Horizon sind, wachsen die Konflikte. Als der Vater der berüchtigten Sykes-Brüder Caleb (Jamie Campbell Bower) und Junior (Jon Beavers) getötet wird, sinnen die beiden auf Rache. Ihr Weg kreuzt sich dabei auch mit dem stoischen Reiter Hayes Ellison (Kevin Costner)... 
John Debney, der bereits zu einigen Filmen mit Costner in der Hauptrolle („Im Zeichen der Libelle“, „Swing Vote“, „Draft Day“) die Musik beigesteuert hat, untermalt „Horizon“ mit einem ebenso intimen wie epischen Score, der amerikanische Volkstraditionen, einheimische Blasinstrumente und eine Vielzahl von Schlaginstrumenten zu einer komplexen Komposition zusammenführt, die gleichermaßen majestätisch und ergreifend, heroisch und tragisch sowie harsch und lyrisch ist. 
Lisa Gerrard ist in der Musikszene vor allem als weibliche Hälfte des australischen Duos Dead Can Dance bekannt geworden, hat sich seit ihren populären Beiträgen zu Michael Manns „Insider“ (1999) und Ridley Scotts „Gladiator“ (2000) auch als Filmkomponistin und Sängerin einen Namen gemacht. In Mohit Ramchandanis Thriller-Drama „City of Dreams“ träumt ein mexikanischer Jugendlicher davon, ein professioneller Fußballer zu werden, doch als eine Mutter stirbt, wird er über die Grenze geschmuggelt mit dem Versprechen auf ein besseres Leben. Die Realität sieht jedoch anders aus. Lisa Gerrard komponierte dazu einen elektronisch-sphärischen Score, den sie wie schon bei vielen anderen Soundtracks zuvor mit ihrer ätherischen Stimme veredelte. 
Die beiden Brüder David und Nathan Zellner erzählen in „Sasquatch Sunset“ die Geschichte einer Familie von Sasquatches - möglicherweise die letzten ihrer Art -, die sich in den nebligen Wäldern Nordamerikas im Laufe eines Jahres auf eine absurde, epische und letztlich ergreifende Reise begibt. Diese zotteligen und edlen Riesen kämpfen ums Überleben, während sie sich auf Kollisionskurs mit der sich ständig verändernden Welt um sie herum befinden. Die Anfang der 2000er Jahre im texanischen Austin gegründete Band The Octopus Project verbindet in ihrer Musik Rock’n’Roll, vibrierende Electronics, surrealen Pop und ausufernde psychedelische Soundscapes, eine Mischung, die sich auch auf ihrem Soundtrack zu „Sasquatch Sunset“ bemerkbar macht. 

Playlist:

01. Umberto Smerilli - Melancholy (A Different Man) - 03:16 
02. Hans Zimmer - Only I Will Remain (Dune: Part Two) - 06:44 
03. Bryce Dessner - Auditions (Sing Sing) - 04:43 
04. Trent Reznor & Atticus Ross - L'oeuf (Challengers) - 04:00 
05. Clint Mansell - Red Light (Love Lies Bleeding) - 03:36 
06. Volker Bertelmann - Still No Result (Conclave) - 02:23 
07. John Debney - Seducing Hayes / Frances and Gephart (Horizon: An American Saga - Chapter 1) - 03:47 
08. Hans Zimmer - Never Let You Go Again (Blitz) - 03:57 
09. Trent Reznor & Atticus Ross - Love Would Shatter (Queer) - 04:40 
10. Lisa Gerrard - Birth (City of Dreams) - 03:33 
11. Tom Holkenborg - Wives' Quarters (Furiosa: A Mad Max Saga) - 04:00 
12. The Octopus Project - Shadow Valley (Sasquatch Sunset) - 02:51 
13. Robert Ouyang Rusli - Elizabeth's Voicemail (Problemista) - 03:48 
14. Christopher Young - Movement 2 (The Piper) - 07:33 
15. Robin Carolan - The First Night (Nosferatu) - 05:28 
16. Amelia Warner - Entering the Shallows (Young Woman and the Sea) - 03:31 
17. Eiko Ishibashi - Deer Blood (Evil Does Not Exist) - 05:48 
18. Gints Zilbalodis & Rihards Zalupe - Following (Flow) - 03:36 
19. Alex Somers - Lockets Closing (Nickel Boys) - 03:56 
20. Alberto Iglesias - Closing Credits (The Room Next Door) - 03:15 
21. Alex Heffes - Losing It (Knox Goes Away) - 02:19 
22. Toydrum - In Your Dreams (Timestalker) - 03:24 
23. Craig Armstrong - You Yearned To Meet My Standards (The Critic) - 03:50 
24. Alex G - Election Night (I Saw the TV Glow) - 02:38 
25. Daniel Pemberton - The Truth (Fly Me to the Moon) - 03:07 
26. Nick Urata - Home (National Anthem) - 03:11 
27. Kris Bowers - You Don't Have To (The Wild Robot) - 03:05 
28. Topshe - Imagined Light (All We Imagine as Light) - 09:20

Donnerstag, 5. Dezember 2024

Playlist #412 vom 15.12.2024 - AMY ADAMS Special

Die US-amerikanische Schauspielerin Amy Adams zählt seit dem Disney-Erfolg „Verwünscht“ (2007) und so unterschiedlichen Kassenschlagern wie „Sunshine Cleaning“, „Glaubensfrage“, „The Fighter“, „The Master“, „Man of Steel“, „American Hustle“ und „Her“ zu den bestbezahlten Schauspielerinnen in Hollywood und wurde bereits sechsmal für einen Oscar nominiert. Nun ist sie in dem schwarzhumorigen Body-Horror-Streifen „Nightbitch“ zu sehen. Zu hören gibt es in dieser Sendung Musik aus ihren bekanntesten Filmen – von Komponisten wie Hans Zimmer, Danny Elfman, Howard Shore, Alan Menken, John Williams u.v.a. 

Amy Adams kam am 20. August 1974 im italienischen Vicenza, wo ihr Vater als US-Soldat stationiert war, zur Welt, wuchs als mittleres von sieben Kindern einer mormonischen Familie im ländlichen Castle Rock im US-Bundesstaat Colorado auf und kam schon früh mit der Schauspielerei in Berührung. Ihr Vater, der selbst Schauspieler war, schrieb nämlich in seiner Freizeit Theaterstücke, die im Kreis der Familie aufgeführt wurden. Während ihrer Zeit an der Highschool im Douglas County nahm sie Ballettunterricht und spielte Theater. Nach ihrem Schulabschluss arbeitete sie in einem Dinner Theater (einem Restaurant, das die Mahlzeiten mit Theaterinszenierungen verbindet) in Denver, Colorado, sowie kurzzeitig als Hostess und Kellnerin bei der bekannten US-amerikanischen Systemgastronomiekette Hooters. Danach ersetzte Adams eine Kollegin in Minnesota und arbeitete im Chanhassen Dinner Theater, wo sie u. a. in einer Aufführung des Broadway-Musicals „Good News“ auftrat. Im Jahr 1999 feierte sie ihre erste Filmrolle an der Seite von Kirsten Dunst, Denise Richards und Kirstie Alley in der Satire „Gnadenlos schön“, wo sie in einer Nebenrolle als einfältige Cheerleaderin zu sehen ist. Daraufhin zog Adams nach Los Angeles, wo sie eine Hauptrolle in der Fernsehserie „Manchester Prep“ verkörperte. Allerdings wurde die Serie, die ein Prequel zum Thriller „Eiskalte Engel“ darstellte, wegen eines Rechtsstreits nach drei abgedrehten Folgen annulliert, neu geschnitten und als „Eiskalte Engel 2“ direkt auf Video veröffentlicht. 
Es folgten Nebenrollen in Robert Lee Kings Horrorkomödie „Psycho Beach Party“, in dem Sportlerdrama „Pumpkin“ und in der romantischen Komödie „Scheidung ist süß“
Im Jahr 2002 wurde die Casting-Direktorin Deborah Zane auf Adams aufmerksam und schlug sie Steven Spielberg für seinen Film „Catch Me If You Can“ vor, wo sie die Geliebte der von Leonardo DiCaprio dargestellten Hauptperson verkörpern durfte. 
Mit diesem Erfolg im Rücken folgten Hauptrollen in Jonathan Sagalls Tragikomödie „The Last Run“ und dem Drama „Standing Still – Blick zurück nach vorn“, ehe sie die wiederkehrende Rolle der Alice Doherty in der nach einem Jahr schon wieder abgesetzten CBS-Fernsehserie „Dr. Vegas“ ergatterte. Nach einer Rolle in der Komödie „Wedding Date“ spielte Amy Adams in Phil Morrisons Independentfilm „Junikäfer“ die hochschwangere und kindliche Ashley aus dem ländlichen North Carolina, die Besuch von ihrem kosmopolitischen Schwager nebst Gattin erhält und davon träumt, ihrem Baby den ausgefallenen Namen Junebug zu geben. 
Ihre überzeugende Darstellung wurde mit ihrer ersten Oscar-Nominierung, dem Spezialpreis der Jury auf dem Sundance Film Festival 2005 sowie den Auszeichnungen des Filmkritikerverbandes von San Francisco, der Southeastern Film Critics Association, der National Society of Film Critics und dem Independent Spirit Award, jeweils als beste Nebendarstellerin belohnt. 
Die rothaarige Adams war anschließend in Adam McKays Komödie „Ricky Bobby – König der Rennfahrer“ und Disneys romantischer Fantasykomödie „Verwünscht“ als Prinzessin zu sehen, die von einer bösen Hexe aus einem Cartoon ins New York der Gegenwart gezaubert wird. 
Immer wieder war Adams auch mit Gastauftritten in Fernsehserien wie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ (2000), „Smallville“ (2001), „The West Wing – Im Zentrum der Macht“ (2002) und „The Office“ (2005–2006) vertreten. 
In den Jahren 2007/2008 zählte Amy Adams zu den am besten verdienenden Schauspielerinnen in Hollywood. Zwischen Juni 2007 und Juni 2008 erhielt sie Gagen in Höhe von 14,5 Mio. US-Dollar und rangierte hinter Cameron Diaz, Keira Knightley, Jennifer Aniston, Reese Witherspoon, Gwyneth Paltrow, Jodie Foster, Sarah Jessica Parker und Meryl Streep auf Platz neun. Ein Jahr später spielte sie in John Patrick Shanleys Theaterverfilmung „Glaubensfrage“ (2008) neben Meryl Streep und Philip Seymour Hoffman die Rolle einer jungen Nonne und Geschichtslehrerin an einer katholischen Schule, die mit Missbrauchsvorwürfen gegen den Geistlichen konfrontiert wird. Der Part der Schwester James brachte ihr erneut Nominierungen für die wichtigsten Filmpreise, darunter Golden Globe und Oscar, ein. 
2009 war sie in der Komödie „Nachts im Museum 2“ zu sehen, in der sie an der Seite von Ben Stiller und Owen Wilson die Flugpionierin Amelia Earhart verkörperte. Ebenfalls 2009 war sie in dem Film „Julie & Julia“ in der Rolle der Julie Powell zu sehen. 2010 folgte eine Nebenrolle in David O. Russells Boxer-Drama „The Fighter“ neben Mark Wahlberg, Christian Bale und Melissa Leo, wofür sie 2011 erneut eine Golden-Globe- und Oscar-Nominierung erhielt. 
Für Tim Burtons Spielfilm „Big Eyes“ bekam sie 2015 den Golden-Globe als beste Hauptdarstellerin. Bei den Golden Globe Awards 2017 war sie in derselben Kategorie für „Arrival“ von Denis Villeneuve nominiert. Mit „Nocturnal Animals“, „Justice League“ und „Vice – Der zweite Mann“ folgten weitere von Kritik und Publikum beachtete Filme. 2018 war sie auch in der Hauptrolle der von Jean-Marc Vallée inszenierten HBO-Miniserie „Sharp Objects“ nach dem Roman von Gillian Flynn zu sehen. Zuletzt spielte sie an der Seite von Glenn Close in Ron Howards komödiantischen Drama „Hillbilly-Elegie“ (2020), verkörperte in Joe Wrights Psychothriller „The Woman in the Widow“ eine in New York alleinlebende agoraphobische Frau, die beginnt, ihre neuen Nachbarn auszuspionieren, und war in „Zack Snyder’s Justice League“ ebenso präsent wie in der „Verwünscht“-Fortsetzung „Verwünscht nochmal“ (2022). 

Filmographie: 

1999: Gnadenlos schön (Drop Dead Gorgeous) 
2000: Psycho Beach Party 
2000: The Peter Principle (Fernsehfilm) 
2000: Die wilden Siebziger (That ’70s Show, Fernsehserie, Folge 2x15: Dumm und dümmer) 
2000: Charmed – Zauberhafte Hexen (Charmed, Fernsehserie, Folge 2x16: Murphy’s Luck) 
2000: The Chromium Hook (Kurzfilm) 
2000: Eiskalte Engel 2 (Cruel Intentions 2) 
2000: Buffy – Im Bann der Dämonen (Buffy the Vampire Slayer, Fernsehserie, Folge 5x06: Family) 2001: Smallville (Fernsehserie, Folge 1x07 Craving) 
2002: The Slaughter Rule 
2002: Pumpkin 
2002: Scheidung ist süß (Serving Sara) 
2002: Catch Me If You Can
2003: The West Wing – Im Zentrum der Macht (The West Wing, Fernsehserie, 1 Folge) 
2004: Standing Still – Blick zurück nach vorn (Standing Still) 
2004: The Last Run 
2004: Dr. Vegas (Fernsehserie, 5 Folgen) 
2005: Wedding Date (The Wedding Date) 
2005: Junikäfer (Junebug) 
2005–2006: The Office (Fernsehserie, 3 Folgen) 
2006: Ricky Bobby – König der Rennfahrer (Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby) 
2006: Dein Ex – Mein Albtraum (Fast Track) 
2006: Kings of Rock – Tenacious D (Tenacious D in The Pick of Destiny) 
2007: Verwünscht (Enchanted) 
2007: Der Krieg des Charlie Wilson (Charlie Wilson’s War) 
2007: Underdog – Unbesiegt weil er fliegt (Underdog) 
2008: Miss Pettigrews großer Tag (Miss Pettigrew Lives for a Day) 
2008: Sunshine Cleaning 
2008: Glaubensfrage (Doubt) 
2009: Nachts im Museum 2 (Night at the Museum 2: Battle of the Smithsonian) 
2009: Julie & Julia 
2010: Verlobung auf Umwegen (Leap Year) 
2010: The Fighter 
2011: Die Muppets (The Muppets) 
2012: On the Road – Unterwegs (On the Road) 
2012: The Master 
2012: Back in the Game (Trouble with the Curve) 
2013: Man of Steel 
2013: American Hustle 
2013: Her 
2014: Lullaby 
2014: Big Eyes 
2016: Batman v Superman: Dawn of Justice 
2016: Arrival 
2016: Nocturnal Animals 
2017: Justice League 
2018: Sharp Objects (Miniserie) 
2018: Vice – Der zweite Mann (Vice) 
2020: Hillbilly-Elegie (Hillbilly Elegy) 
2021: The Woman in the Window 
2021: Zack Snyder’s Justice League 
2021: Dear Evan Hansen 
2022: Verwünscht nochmal (Disenchanted) 
2024: Nightbitch 

Playlist: 

01. Alexandre Desplat - Starting Out (Julie & Julia) - 02:45 
02. Blake Neely - Invitation To A Wedding (The Wedding Date) - 04:59 
03. Danny Elfman - Opening (Big Eyes) - 04:00 
04. Alan Menken - Enchanted Suite (Enchanted) - 04:36 
05. Randy Edelman - Coming Together (Underdog) - 06:21 
06. James Newton Howard - Turning the Tide (Charlie Wilson's War) - 08:35 
07. Marco Beltrami - Wilson At Bat (Trouble With The Curve) - 03:12 
08. Howard Shore - Goodbye Sermon (Doubt) - 02:37 
09. John Williams - A Broken Home (Catch Me If You Can) - 04:26 
10. Hans Zimmer & David Fleming - Responsibility (Hillbilly Elegy) - 05:05 
11. Alan Silvestri - Amelia Says Goodbye (Night at the Museum 2) - 02:46 
12. Jóhann Jóhannsson - Heptapod B (Arrival) - 03:42 
13. Danny Elfman - The End (The Woman in the Window) - 04:53 
14. Hans Zimmer - Homecoming (Man of Steel) - 02:33 
15. Randy Edelman - Anna's Theme (Leap Year) - 02:55 
16. Christophe Beck - We Fail Together (The Muppets) - 03:40 
17. Danny Elfman - A New Hope (Justice League) - 04:36 
18. Hans Zimmer & Junkie XL - Beautiful Lie (Batman v Superman: Dawn of Justice) - 03:47 
19. Nicholas Britell - The Iraq War Symphony (Vice) - 02:48 
20. Jonny Greenwood - Alethia (The Master) - 04:05 
21. Alan Menken - Disenchanted Score Suite (Disenchanted) - 07:44 
22. James Newton Howard - Refugee Camp (Charlie Wilson's War) - 05:08 
23. Abel Korzeniowski - Mothers (Nocturnal Animals) - 02:31 
24. Nate Heller - Thorough Transfiguration (Nightbitch) - 03:11 
25. William Butler & Owen Pallett - Some Other Place (Her) - 03:39 
26. Michael Brook - It's My Life (The Fighter) - 02:26 
27. Gustavo Santaolalla - Lovin' It (On the Road) - 05:32 
28. John Williams - Learning the Ropes (Catch Me If You Can) - 08:44

Sonntag, 10. November 2024

Playlist #410 vom 17.11.2024 - Neuheiten 2024 (7)

Der Kino- und TV-Herbst bietet eine Vielzahl neuer Dramen, Abenteuer, Komödien und Action, die sich in einer bunten Mischung filmmusikalischer Veröffentlichungen widerspiegeln. In dieser Sendung könnt ihr euch auf neue Soundtracks renommierter Komponisten wie Hans Zimmer, Alexandre Desplat, Thomas Newman, Alan Silvestri und Alberto Iglesias ebenso freuen wie auf die von der neuen Generation versierter Künstler wie Marcelo Zarvos, Volker Bertelmann, Jeff Russo, Lorne Balfe und Craig Armstrong

Mit seinen ersten drei Filmen „Hunger“ (2008), „Shame“ (2011) und „12 Years a Slave“ (2013) etablierte sich der afroamerikanische Filmemacher Steve McQueen zu einem der talentiertesten Regisseure der letzten 20 Jahre. Nun bringt er mit „Blitz“ ein historisches Drama in die Kinos, das im Spätsommer 1940 angesiedelt ist, als die deutsche Luftwaffe einen Großangriff auf Großbritannien begann und fast acht Monate lang mit der permanenten Bombardierung vor allem Londons versuchte, die Bevölkerung zu demoralisieren und die Regierung zur Kapitulation zu zwingen. Die Briten bezeichneten die unberechenbaren Angriffe auf sie als „The Blitz“, ließen sich aber auch von 40.000 Toten in ihren Reihen nicht davon abhalten, ihr Land zu verteidigen. Vor diesem Hintergrund inszenierte McQueen eine berührend-beherzte Mutter-Sohn-Geschichte, die von Hans Zimmer mit schwermütigen, aber eindringlichen Klängen vertont wurde. 
Robert Zemeckis hat mit „Here“ die gleichnamige Graphic Novel von Richard McGuire verfilmt und erzählt die Geschichte eines einzigen Raumes, in dem die Zeit selbst zu leben scheint. Richard (Tom Hanks) tritt in diesen Raum und dessen Geschichte verschmilzt mit der des Ortes. Sein Leben, seine Freuden und Verluste, seine Träume und seine Ängste – alles wird hier festgehalten. Als Richard auf Margaret (Robin Wright) trifft, die diesen Raum ebenfalls geprägt hat, beginnt zwischen den beiden eine besondere Verbindung, die die Grenzen von Zeit und Raum überwindet. Sie teilen Erinnerungen, die nicht nur ihre eigenen sind, sondern auch die der Menschen, die den Raum vor und nach ihnen bewohnen. Auch Al (Paul Bettany), ein weiterer Bewohner, hinterlässt unauslöschliche Spuren und bringt eine neue Sichtweise auf den Ort und die Geschichten, die darin gefangen sind. 
Der Film spürt den Menschen nach, die diesen Raum zuvor betreten haben, und geht ihren Erinnerungen auf die Spur. Vertont hat dieses Drama, das Mitte Dezember bei uns in die Kinos kommt, Zemeckis‘ Hauskomponist Alan Silvestri mit gefühlvollen Orchesterklängen. 
„The Problem With People“ von Chris Cottam erzählt die Geschichte zweier entfremdeter Cousins, die versuchen, viele Generationen von Familienstreitigkeiten wiedergutzumachen. Der Ire Ciáran (Colm Meaney) erfüllt den letzten Wunsch seines Vaters, sich mit dem amerikanischen Teil seiner Familie zu vereinen, und ruft seinen Cousin Barry (Paul Reiser) aus heiterem Himmel an, um ihm einen Besuch in seiner Heimat anzubieten. Barry, der dem Alltag in seiner New Yorker Immobilienfirma entfliehen möchte, stimmt zu. Nach einem zunächst herzlichen Empfang kommt es jedoch bald zu Spannungen, als sich herausstellt, dass Barry unerwartet die Hälfte des Geldes aus dem Testament von Ciárans Vater hinterlassen wurde. Die beiden Männer sind nun von Gier und Eifersucht zerrissen, was zu einer Fehde führt, die sich in eine Reihe von ziemlich heftigen Streitereien und katastrophalen Streichen verwandelt. 
„Diese Filmmusik war für mich ziemlich einzigartig, weil ich tief in die irische Musik eintauchen musste – ein Stil und Genre, das ich vor diesem Film noch nicht erkundet hatte“, berichtet Steven Argila von seiner Arbeit an dem Score. „Bevor ich mit der Filmmusik begann, hörte ich mir einige Zeit lang viele traditionelle Künstler und die traditionellen Formen der Reels und Jigs sowie die Instrumente an, die oft in der irischen Musik verwendet werden. Ich wollte eine Palette schaffen, die traditionelle irische Instrumentierung mit orchestralen Elementen kombiniert – und einige der Instrumente (wie Uileann Pipes, Whistles, irisches Banjo, Akkordeon, irische Bouzouki) auf eine Weise spielen lassen, wie sie normalerweise nicht gespielt werden – das dient den komödiantischen Hinweisen und der Vertonung der amerikanisch-irischen Kulturvermischung, die im Film behandelt wird. Darüber hinaus habe ich eine irische Freundin dazu gebracht, in einigen Einsätzen irische Gesangseinlagen vorzutragen, zu rappen und zu pfeifen – ebenso wie eine irische Tänzerin (eine wunderbare Tänzerin von ,Riverdance‘) – wir haben ihre Füße mit Mikrofonen ausgestattet, während sie zu verschiedenen Einsätzen tanzte, die ich geschrieben hatte, und haben den Klang davon für einen Teil der Perkussion in der Partitur verwendet.“
Die bereits 2022 begonnene Fernsehserie „Sherwood“, die dieses Jahr nach 12 Folgen beendet wurde, thematisiert zwei schockierende und unerwartete Morde, die eine bereits zerrüttete Gemeinschaft erschüttern, und führen zu einer der größten Menschenjagden in der britischen Geschichte. 
„Beim Komponieren der Partitur für ,Sherwood‘ ging es darum, die komplexen und oft zerrütteten Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft einzufangen. Die Musik musste sowohl die gemeinsame Geschichte der Stadt als auch die ungelösten Spannungen widerspiegeln, die ihre Menschen weiterhin beeinflussen“, erzählt Komponist Lorne Balfe. „Die Serie ist tief in den emotionalen und sozialen Narben verwurzelt, die vergangene Ereignisse hinterlassen haben, und die Partitur musste dieses Gefühl von Verbundenheit und Konflikt verkörpern. Den Kern der Partitur bildet das Hauptthema, das um tiefe, anschwellende Blechbläserakkorde und ineinander verschlungene Streichermuster, sogenannte Ostinatos, herum aufgebaut ist. Die Blechbläser dienen als klanglicher Anker und repräsentieren die Last der schwierigen Vergangenheit der Stadt. Sie verleihen der Musik ein Gefühl von Schwere und Ernsthaftigkeit und symbolisieren, wie die Geschichte der Stadt über ihrer Gegenwart schwebt. Die ineinander verschlungenen Streicher-Ostinatos hingegen repräsentieren die anhaltenden Spannungen und ungelösten Konflikte, die durch die Gemeinschaft strömen. Diese sich wiederholenden Muster verstärken die Vorstellung, dass trotz der Brüche und Trennungen alles und jeder in dieser Geschichte miteinander verbunden bleibt. Die Musik erinnert ständig an die Komplexität und Beständigkeit dieser Beziehungen.“ 
Mit „The Room Next Door“ präsentiert der spanische Filmemacher Pedro Almodóvar sein US-Langfilmdebüt und um zwei Freundinnen, die durch ein ungewöhnliches Thema miteinander verbunden sind. Martha (Tilda Swinton) ist eine krebskranke Kriegsberichterstatterin, Ingrid (Julianne Moore) ist Autorin von Romanen. Beide beschäftigt so auf unterschiedliche Arten und Weisen die grenzenlose Grausamkeit von Kriegen und wie diese Realität in den unterschiedlichen Dareichungsformen der beiden Frauen abgebildet werden kann. In einem Haus inmitten eines Naturschutzgebietes in Neuengland treffen sich die beiden Freundinnen nach etlichen Jahren wieder und erleben schließlich eine Situation, die sowohl extrem als auch überraschend zärtlich ist. Die entsprechend einfühlsame Musik steuerte Almodóvars langjähriger Stammkomponist Alberto Iglesias („Der ewige Gärtner“, „Julieta“) bei. 
Ian McKellen verkörpert in Anand Tuckers historischen Drama „The Critic“ Jimmy Erskine, den berühmtesten und bekanntesten Theaterkritiker des Daily Chronicle in den 1930er Jahren. Er gerät in Konflikt mit David Brooke (Mark Strong), nachdem er kürzlich die Zeitung geerbt hat, und mit der jungen Schauspielerin Nina Land (Gemma Arterton), die von Jimmys negativer Kritik über sie am Boden zerstört ist. Die drei verstricken sich in einen Krimi, der in einen faustischen Pakt eingewickelt ist, und ihr seltsames Dreieck zieht sich immer enger zusammen - mit verheerenden Folgen für alle, die in das tödliche Netz aus Erpressung und Verrat verstrickt sind. Craig Armstrong („Der Knochenjäger“, „World Trade Center“, „Anatomie einer Entführung“) spielte mit dem Budapest Art Orchestra sowie den Solisten Daniel Pioro (Violine) und Janey Miller (Oboe) einen Score, der zwar die Zeit reflektiert, in der der Film spielt, aber auch eine zeitgenössische Sprache fand, die die emotionale Intensität der Geschichte und Figuren einfängt. 
Mit „Star Code Reflections“ präsentieren die beiden Schweden Karl Gasleben (Cosmic Overdose, Twice A Man) und Peter Davidson das dritte Album ihres gemeinsamen Projekts Aerial Ship of Flowers, dessen Cover auf einem Gemälde des Ambient-Gitarristen Davidson basiert. Die zehn Ambient-Stücke erforschen den Ursprung des Raumes und verbinden verspielte Dark-Ambient-Strukturen mit zunehmend schwebenden Gitarren, die dem Album eine hypnotische Atmosphäre verschaffen. 

Playlist:

01. Hans Zimmer - Never Let You Go Again (Blitz) - 03:58 
02. Hans Zimmer & Lorne Balfe - Love and Ashes (Dragon Age: The Veilguard) - 04:11 
03. Alan Silvestri - End Credits (Here) - 08:30 
04. Eric Neveux - La Liberté (A l'épreuve) - 03:08 
05. Adam Price & Peter Gregson - That Old Serpent (Apartment 7A) - 02:45 
06. Steven Argila - There Were Two Brothers (The Problem With People) - 03:44 
07. Lorne Balfe - Diversion (Sherwood) - 03:32 
08. Daniel Pemberton - Ernest Shackleton (Endurance) - 03:28 
09. Timothy Williams - Goodbye Monster (Your Monster) - 02:32 
10. Alberto Iglesias - The Waiting House (The Room Next Door) - 03:32 
11. Alexandre Desplat - End Credits (Unstoppable) - 06:06 
12. Fernando Velázquez - All Together in the End (Buffalo Kids) - 03:58 
13. Craig Armstrong - I'm Going To Tell Them Everything (The Critic) - 03:01 
14. Lisa Gerrard - Broken Dreams (City of Dreams) - 06:00 
15. Volker Bertelmann - Postlude of Conclave (Conclave) - 06:37 
16. Rob - 50 Micros (Culte: Season 1) - 03:46 
17. Chris Bacon - Butterfly (Heretic) - 03:02 
18. Siddhartha Khosla - Dudenoff (Only Murders in the Building: Season 4) - 02:36 
19. Mark Mancina - End Credits (Juror #2) - 02:32 
20. Matthijs Kieboom - Marius (Like Tears in Rain) - 03:48 
21. Jon Brion - Clotaire and Jackie (L'Amour Ouf) - 02:49 
22. Osvaldo Golijov - Noir Love (Megalopolis) - 04:34 
23. Marcelo Zarvos - Call for the Ambassador (The Diplomat: Season 2) - 03:45 
24. Thomas Newman - Late for School (White Bird) - 03:31 
25. Mokadelic - Second Life (Citadel: Diana) - 03:47 
26. Dan Romer & Mike Tuccillo - Holding Court (Woman of the Hour) - 02:15 
27. Edwin Wendler - Terry (Mafia Wars) - 02:42 
28. Jeff Russo - Saru's Wedding (Star Trek: Discovery - Season 5) - 03:38 
29. Dan Deacon - Area 51 to 55 (Venom: The Last Dance) - 02:36 
30. Aerial Ship Of Flowers - Mist (Star Code Reflections) - 09:36

Dienstag, 8. Oktober 2024

Playlist #408 vom 20.10.2024 - JOHN GIELGUD (1904-2000) Special

Sir Arthur John Gielgud zählte nicht nur zu den ganz großen Mimen der britischen Theaterszene, dier im 20. Jahrhundert zusammen mit seinen Kollegen Ralph Richardson und Laurence Olivier dominierte, sondern trat zwischen „Becket“ (1964), der ihm die erste Oscar-Nominierung einbrachte, und „Elizabeth“ (1998) in über sechzig Filmen auf, gewann für seine Darstellung des spitzzüngigen Hobson in „Arthur“ (1981) den Oscar als bester Nebendarsteller und heimste im Verlauf seiner Karriere auch einen Golden Globe Award und zwei BAFTAs ein. Damit kam Gielgud die seltene Ehre zuteil, einen Oscar, einen Emmy, einen Grammy und einen Tony zu gewinnen. 

John Gielgud wurde am 14. April 1904 in South Kensington, London, als drittes von vier Kindern von Frank Henry Gielgud und dessen zweiter Frau Kate Terry-Gielgud geboren. Als Mitglied der Terry family, einer bedeutenden Theaterdynastie, war sein Weg in die Schauspielerei bereits vorgezeichnet. Seine Großmutter Kate Terry und mehr noch seine Großtante Ellen Terry waren prominente Bühnenschauspielerinnen des 19. Jahrhunderts. Erste Erfahrungen sammelte er ab 1922 bei der Schauspieltruppe von Phyllis Neilson-Terry, seiner Cousine. 
Nach seinem Abschluss an der Royal Academy of Dramatic Art in London arbeitete er in den folgenden Jahrzehnten am West End, am Old Vic Theatre und gelegentlich auch am Broadway in New York. Parallel dazu begann er eine Karriere als Regisseur und gründete seine eigene Truppe am Queen‘s Theatre in London. Er wurde von vielen als der beste Hamlet seiner Zeit angesehen und war auch für seine komödiantischen Rollen bekannt, beispielsweise die des John Worthing in „The Importance of Being Earnest“
In den 1950er Jahren befürchtete Gielgud, seine Karriere sei in Gefahr, als er wegen eines homosexuellen Vergehens und zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, aber seine Kollegen und das Publikum unterstützten ihn loyal. Als in den späten 1950er Jahren avantgardistische Stücke die traditionellen West-End-Produktionen zu verdrängen begannen, fand er keine neuen geeigneten Bühnenrollen und war im Theater mehrere Jahre lang vor allem für sein Shakespeare-Ein-Mann-Stück „The Ages of Man“ bekannt. 
Ab den späten 1960er Jahren fand er neue Stücke, die zu ihm passten, von Autoren wie Alan Bennett, David Storey und Harold Pinter. Gielgud gab sein Filmdebüt bereits 1924, stand in den nächsten Jahrzehnten trotz vieler Angebote aber nur sehr ausgewählt vor der Kamera. Einer seiner wenigen Filme war die Hauptrolle in Alfred Hitchcocks „Geheimagent“ von 1935. 
1953 war er der Cassius in Joseph L. Mankiewicz’ Verfilmung von Shakespeares „Julius Caesar.“ Nachdem er sich lange eher abfällig über die Filmschauspielerei geäußert hatte, stand er ab den 1950er-Jahren vermehrt vor der Kamera. Eine Oscar-Nominierung erhielt Gielgud 1964 für die Rolle König Ludwigs VII. in der Verfilmung des Theaterstücks „Becket“ von Jean Anouilh
Mitte der 1960er Jahre war Gielgud zudem in Tony Richardsons „Tod in Hollywood“ (1965) und Orson Welles‘ „Falstaff – Glocken um Mitternacht“ (1966) zu sehen. In der ersten Hälfte der 1970er Jahre drehte Gielgud sieben Filme und sechs Fernsehdramen. Er verkörperte einen alten Kardinal in Joseph Loseys „Galileo“ und den Diener Beddoes in Sidney Lumets „Mord im Orient-Express“ (1974). In einer BBC-Präsentation von James Elroy Fleckers „Hassan“ im Jahr 1971 spielte Gielgud den Kalifen neben Ralph Richardsons Hassan. Im Theater inszenierte Gielgud Cowards „Private Lives“ und Somerset Maughams „The Constant Wife“
Seine letzte Produktion als Regisseur verwirklichte Gielgud 1975 mit Pineros „The Gay Lord Quex“. Gielgud setzte seine langjährige Bühnenzusammenarbeit mit Richardson in Harold Pinters „No Man's Land“ (1975) fort, bei dem Hall am National Regie führte. Die Produktion war ein Erfolg bei Kritikern und an den Kinokassen und wurde über einen Zeitraum von drei Jahren am Old Vic, im West End, im Lyttelton Theatre im neuen National Theatre-Komplex, am Broadway und im Fernsehen gespielt. 
In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts arbeitete Gielgud mehr für Kino und Fernsehen als auf der Bühne. Zu seinen Filmarbeiten gehörten Gore Vidals „Caligula“ (1979) und Alain Resnais’ „Providence“ (1977). Gielgud hielt es für „den mit Abstand aufregendsten Film, den ich je gemacht habe“, und gewann einen Preis des New York Film Critics Circle für seine Darstellung eines sterbenden Autors, „der die Hälfte der Zeit betrunken ist … Flaschen herumwirft und eine Menge sehr grober Dialoge brüllt“. Zu seinen weiteren Filmrollen gehörten die des Head Masters von Eton in Jack Golds „Aces High“ (1976) und die des Tomlinson in Otto Premingers „Der menschliche Faktor“ (1979). 
Im Fernsehen spielte er unter anderem Lord Henry Wotton in „Das Bildnis des Dorian Gray“ (1976), John of Gaunt in „Richard II.“ (1978) und den Chor in „Romeo und Julia“ (1978). 
In den 1980er Jahren trat Gielgud in mehr als zwanzig Filmen auf, darunter als Vorsitzender des Royal London Hospital in David Lynchs „Der Elefantenmensch“ (1980), als Rektor des Trinity College in Cambridge in „Die Stunde des Siegers“ (1981), als Lord Irwin in Richard Attenboroughs „Gandhi“ (1982), „Die letzte Jagd“ (1984) und Fred Schepisis „Eine demanzipierte Frau“ (1985). 
Tony Palmers „Wagner“ (1983) war der einzige Film, in dem Gielgud, Richardson und Olivier gemeinsam in Szenen mitspielten. Gielgud hatte Cameo-Auftritte in Filmen von geringer Bedeutung, in denen er sich einen Namen machte, ohne seinem eigenen Ruf zu schaden. In einem Interview sagte er: „Sie bezahlen mich sehr gut für zwei oder drei Arbeitstage im Monat, also warum nicht? Es ist schön, in meinem Alter auf Kosten anderer Leute um die ganze Welt reisen zu können.“ 
Gielguds erfolgreichste Filmrolle des Jahrzehnts war Steve Gordons Komödie „Arthur“ (1981), in der Dudley Moore einen selbstgefälligen Playboy spielte. Gielgud spielte Hobson, Moores Butler. Er lehnte die Rolle zweimal ab, bevor er sie schließlich annahm, da er nach dem „Caligula“-Debakel wegen der starken Sprache des bissigen Hobson nervös war. Für seine Darstellung gewann er einen Oscar als bester Nebendarsteller und weitere Auszeichnungen. Er legte wenig Wert auf Auszeichnungen und vermied Preisverleihungen, wann immer er konnte: „Ich verabscheue wirklich den ganzen Quatsch über gegenseitige Gratulationen und die gehässigen Vergleiche, die sie hervorrufen.“ 
Für das Fernsehen spielte Gielgud in den 1980er Jahren neunzehn Rollen; darunter Edward Ryder in einer elfteiligen Adaption von Waughs „Wiedersehen mit Brideshead“ (1982). Gegen Ende des Jahrzehnts wurde Gielgud für seine Rolle als Aaron Jastrow, ein im Holocaust ermordeter jüdischer Professor, in der Miniserie „War and Remembrance“ für einen Primetime Emmy Award nominiert. Am Ende des Jahrzehnts spielte er den verwegenen Journalisten Haverford Downs in John Mortimers „Summer‘s Lease“, für den er nach der US-Ausstrahlung 1991 einen Emmy Award gewann. 
Gielguds letztes West-End-Stück war Hugh Whitemores „The Best of Friends“ (1988). 
1990 hatte Gielgud seinen letzten Filmauftritt in einer Hauptrolle: er spielte Prospero in „Prosperos Bücher“, Peter Greenaways Adaption von „Der Sturm“. Er arbeitete weiterhin für das Radio, wie er es während seiner gesamten Karriere getan hatte. Anlässlich seines neunzigsten Geburtstags spielte er zum letzten Mal Lear; für die BBC versammelte Kenneth Branagh eine Besetzung, zu der Judi Dench, Eileen Atkins und Emma Thompson als Lears Töchter gehörten, mit Schauspielern wie Bob Hoskins, Derek Jacobi und Simon Russell Beale in Nebenrollen. Er trat bis 1998 weiterhin im Fernsehen auf; seine letzte große Rolle in diesem Medium spielte er 1994 in einer BBC-Produktion von J. B. Priestleys selten wiederaufgeführtem „Sommertagestraum“. Anschließend hatte er weitere Cameo-Auftritte in Filmen wie Branaghs „Hamlet“ (als König Priamos, 1996), „Dragonheart“ (als Stimme von König Artus, 1996) und „Shine“. Seinen letzten Spielfilmauftritt hatte er als Papst Pius V. in Shekhar Kapurs „Elizabeth“ (1998). Im Jahr 2000 hatte er eine stumme Rolle neben Pinter in einem Film von Becketts Kurzstück „Catastrophe“ unter der Regie von David Mamet. Als Gielguds Partner, Martin Hensler, 1999 starb, erlitt Gielgud einen körperlichen und psychischen Verfall und starb am 21. Mai 2000 im Alter von 96 Jahren zu Hause. 

Filmographie: 

1924: Who is the Man? 
1929: The Clue of the New Pin 
1932: Insult 
1933: The Good Companions 
1936: Geheimagent (Secret Agent) 
1941: Der Premierminister (The Prime Minister) 
1941: An Airman’s Letter to His Mother (Kurzfilm) 
1948: Hamlet 
1953: Julius Caesar 
1954: Romeo und Julia 
1955: Richard III. 
1956: In 80 Tagen um die Welt (Around the World in Eighty Days) 
1956: Nude with Violin (Fernsehfilm) 
1957: The Barretts of Wimpole Street 
1957: Die heilige Johanna (Saint Joan) 
1962: The Cherry Orchard (Fernsehfilm) 
1964: Becket 
1964: Hamlet (auch Regie) 
1965: Tod in Hollywood (The Loved One) 
1965: Falstaff – Glocken um Mitternacht (Campanadas a medianoche) 
1966: Alice in Wonderland (Fernsehfilm) 
1968: Angriff der leichten Brigade (The Charge of the Light Brigade) 
1968: In den Schuhen des Fischers (The Shoes of the Fisherman) 
1968: Der mysteriöse Mr. Sebastian (Sebastian) 
1968: Sein gefährlichster Auftrag (Assignment to Kill) 
1969: Oh! What a Lovely War 
1970: Julius Caesar 
1970: Hassan (Fernsehfilm) 
1972: Ein gewisser General Bonaparte (Eagle in a Cage) 
1972: Probe (Fernsehfilm) 
1973: Frankenstein, wie er wirklich war (Frankenstein: The True Story, Fernsehfilm) 
1973: Der verlorene Horizont (Lost Horizon) 
1974: Gold 
1974: QB VII (Miniserie) 
1974: Brillanten und Kakerlaken (11 Harrowhouse) 
1974: Mord im Orient-Express (Murder on the Orient Express) 
1975: Galileo 
1975: Edward VII (Miniserie) 
1976: Peter Pan (Fernsehfilm) 
1976: Schlacht in den Wolken (Aces High) 
1976: Das Bildnis des Dorian Gray (The Picture of Dorian Gray) 
1977: Providence 
1977: Die Abenteuer des Joseph Andrews (Joseph Andrews) 
1977: Ein Porträt des Künstlers als junger Mann (A Portrait of the Artist as a Young Man) 
1977: The Grand Inquisitor (Fernsehfilm) 
1978: King Richard the Second 
1978: No Man’s Land (Fernsehfilm) 
1978: Die Elenden (Les Miserables, Fernsehfilm) 
1979: Der menschliche Faktor (The Human Factor) 
1979: Mord an der Themse (Murder by Decree) 
1979: Caligula (Caligola) 
1980: Der Dirigent (Dyrygent) 
1980: Der Elefantenmensch (The Elephant Man) 
1980: Warum haben Sie nicht Evans gefragt? (Why Didn't They Ask Evans?, Fernsehfilm) 
1980: Die Formel (The Formula) 
1980: Omar Mukhtar – Löwe der Wüste (The Lion of the Desert) 
1981: Die Stunde des Siegers (Chariots of Fire) 
1981: Arthur – Kein Kind von Traurigkeit (Arthur) 
1981: Der Fluch der Sphinx (Sphinx) 
1981: Priest of Love 
1981: Wiedersehen mit Brideshead (Brideshead Revisited) (Fernseh-Miniserie) 
1981: Das Geheimnis der sieben Ziffernblätter (Seven Dials Mystery, Fernsehfilm) 
1982: Der Glöckner von Notre Dame (The Hunchback of Notre Dame, Fernsehfilm) 
1982: Gandhi 
1982: Inside the Third Reich (Fernsehfilm) 
1982: Marco Polo (Fernseh-Miniserie) 
1983: Im Wendekreis des Kreuzes (The Scarlet and the Black) 
1983: Wagner – Das Leben und Werk Richard Wagners (Wagner) 
1983: Die verruchte Lady (The Wicked Lady) 
1983: Einladung zur Hochzeit (Invitation to the Wedding) 
1984: Palast der Winde (The Far Pavilions, Miniserie) 
1984: Seelenlos – Ein Mann spielt Gott (Frankenstein) (Fernsehfilm) 
1984: Scandalous 
1984: Camille (Fernsehfilm) 
1984: The Master of Ballantrae (Fernsehfilm) 
1985: Eine demanzipierte Frau (Plenty) 
1985: Time After Time 
1985: Eine Ehe in Briefen (Leave All Fair) 
1985: Die letzte Jagd (The Shooting Party) 
1985: Romance on the Orient Express (Fernsehfilm) 
1986: Das Gespenst von Canterville (The Ghost of Canterville) 
1986: Kreuzfeuer der Agenten (The Whistle Blower) 
1987: Wale im August (The Whales of August) 
1987: Blaubart und seine Kinder (Barbablu, barbablu) 
1988: Feuersturm und Asche (War and Remembrance) (Fernseh-Miniserie) 
1988: Rendezvous mit einer Leiche (Appointment with Death) Pino Donaggio 
1988: Arthur 2 – On the Rocks 
1988: A Man for All Seasons (Fernsehfilm) 
1989: Das verflixte erste Mal (Getting It Right) 
1989: Summer’s Lease (Miniserie) 
1990: Liebesroulette (Strike It Rich) 
1991: The Best of Friends (Fernsehfilm) 
1991: Prosperos Bücher (Prospero’s Books) 
1991: Die Strauß-Dynastie (The Strauss Dynasty) 
1992: Wie ein Licht in dunkler Nacht (Shining Through) 
1992: Swan Song (Kurzfilm) 
1992: Im Glanz der Sonne (The Power of One) 
1993: Inspektor Morse, Mordkommission Oxford (Inspector Morse) (Fernsehserie, 1 Folge) 
1995: Der 1. Ritter (First Knight) 
1995: Stick with Me, Kid (Fernsehserie, 14 Folgen) 
1995: Haunted – Haus der Geister (Haunted) 
1996: Hamlet 
1996: Shine – Der Weg ins Licht (Shine) 
1996: Dragonheart (Sprechrolle) 
1996: Portrait of a Lady 
1996: Gullivers Reisen (Gulliver’s Travels) (Fernsehfilm) 
1998: Das magische Schwert – Die Legende von Camelot (Quest for Camelot) 
1998: Merlin (Miniserie) 
1998: The Tichborne Claimant 
1998: Elizabeth 
2000: Catastrophe (Kurzfilm)

Playlist: 


01. Miklós Rózsa - Valse Crepusculaire (Providence) - 03:49 
02. Miklós Rózsa - Overture (Julius Caesar) - 03:04 
03. Michael J. Lewis - Main Title (11 Harrowhouse) - 03:50 
04. Laurence Rosenthal - The Journey Home (Strauss Dynasty) - 02:43 
05. Angelo F. Lavagnino - Corale Mystico (Falstaff) - 03:16 
06. Jerry Goldsmith - Carol's Apartment (Sebastian) - 03:01 
07. Alex North - Overture (The Shoes of the Fisherman) - 04:03 
08. Elmer Bernstein - The Lovers (Gold) - 04:20 
09. Bruno Nicolai - Isis' Pool (Caligula) - 04:12 
10. John Morris - The Elephant Man Theme (The Elephant Man) - 03:48 
11. Bill Conti - Please Stay (The Formula) - 03:27 
12. Michael J. Lewis - Pyramids & Sphinx at Giza (Sphinx) - 04:39 
13. Jerry Goldsmith - I Cannot See My Love (QB VII) - 03:51 
14. Vangelis - End Credits (Chariots of Fire) - 03:31 
15. Ennio Morricone - Monica (Marco Polo) - 06:07 
16. Burt Bacharach - Touch (Arthur) - 03:19 
17. Bruce Smeaton - Plenty (Plenty) - 03:59 
18. Michael Kamen - The Boathouse (Shining Through) - 05:08 
19. George Fenton & Ravi Shankar - Salt (Gandhi) - 03:56 
20. Hans Zimmer - Mother Africa [Reprise] (The Power of One) - 08:09 
21. Trevor Jones - The Flight From Lilliput (Gulliver's Travels) - 03:42 
22. Trevor Jones - In Search of teh Grail (Merlin) - 04:04 
23. Jerry Goldsmith - Never Surrender (First Knight) - 05:43 
24. Wojciech Kilar - Phantasms of Love (The Portrait of a Lady) - 03:54 
25. David Hirschfelder - With the Help of God, Shine (Shine) - 03:21 
26. Michael Nyman - Miranda (Prospero's Books) - 03:54 
27. Richard Rodney Bennett - The Orient Express (Murder on the Orient Express) - 11:20

Dienstag, 1. Oktober 2024

Playlist #407 vom 06.10.2024 - Neuheiten 2024 (6)

Fünf Jahre nach dem zweifach Oscar-prämierten „Joker“ schickt Regisseur Todd Phillips seinen Star Joaquin Phoenix erneut als psychisch gestörten Arthur Fleck alias Joker auf die Leinwand schickt, die er diesmal mit Pop-Star Lady Gaga teilt. Ein Wiedersehen gibt es auch mit Tim Burtons skurrilen Geisterjäger Beetlejuice. Neben Michael Keaton in der Titelrolle, Winona Ryder und Catherine O’Hara ist auch Burtons Stammkomponist Danny Elfman wieder an Bord. Er befindet sich in der heutigen Sendung in prominenter Gesellschaft mit Thomas Newman, Marco Beltrami, Theodore Shapiro, Zbigniew Preisner, Marcello Zarvos, Bear McCreary und Max Richter, der sein neues Album „In A Landscape“ vorstellt. 

Den Auftakt bildet Marco Beltrami („Scream“, „Ben-Hur“), der mit „The Killer“ den neuen Action-Film von Kultregisseur John Woo vertont hat. Als sich die mysteriöse Auftragsmörderin Zee (Nathalie Emmanuel), die in der Pariser Unterwelt als Königin des Todes gefürchtet wird, weigert, eine blinde junge Frau (Diana Silvers) in einem Nachtclub zu erschießen, zieht sie sich nicht nur den Zorn ihres zwielichtigen Mentors und Auftraggebers (Sam Worthington) auf sich, sondern macht sie auch zur Gejagten – auch von einem Polizeiermittler (Omar Sy), der ihr auf die Spur kommt... 
Seit Max Richter mit seinen ersten Alben „Memoryhouse“ (2002), „The Blue Notebooks“ (2004), „Songs From Before“ (2006) und „24 Postcards In Full Colour“ (2008) erfolgreich klassisch instrumentierte Musik mit elektronischen Klängen zu verbinden begann, hat er vor allem eine Vielzahl von Soundtracks veröffentlicht und 2012 mit „Vivaldi – The Four Seasons: Recomposed By Max Richter“ auch die Klassik-Welt entzückt. Nun erscheint mit „In A Landscape“ sein neues Album. 
„Für mich geht es in der Musik auf diesem Album darum, Polaritäten zu verbinden oder zu versöhnen. Die Elektronik mit den akustischen Instrumenten, die natürliche Welt mit der menschlichen Welt und die großen Ideen des Lebens mit dem Persönlichen und Intimen“, erklärt Richter den kreativen Ansatz zu „In A Landscape“. „Diese Dynamik habe ich bereits auf meinem 2004 erschienenen Album ,The Blue Notebooks‘ erforscht, und das neue Projekt teilt viele der Anliegen dieses Albums; in gewisser Weise ist es ein weiterer Blick auf die Themen des früheren Werks, aber aus der Perspektive unserer Welt und unseres Lebens im Jahr 2024. Der Titel, der leicht als ,Inner Landscape‘ (falsch) verstanden werden kann, weist auf einige Ideen des Albums hin. So viel zur ,inneren Landschaft‘ des Titels. Die andere Landschaft, diejenige, in der wir unser physisches Leben leben, ist ebenfalls auf verschiedene Weise in der Platte enthalten. Die ,Lebensstudien‘, die wie Zwischenspiele zwischen den direkteren Musikstücken wirken, sind Feldaufnahmen, sowohl von meinen Reisen während der Tournee als auch von unserem Leben zu Hause im Studio. Die Tracks selbst sind, wie immer, meine Versuche, herauszufinden, wie ich unserem Leben im Hier und Jetzt des täglichen Lebens, so wie ich es erlebe, einen Sinn geben kann.“ 
Ein Konzeptalbum elektronischer Art legt Jon Hopkins mit „RITUAL“ vor, das sich als Zusammenfassung von Themen versteht, die Hopkins während seiner 22-jährigen Karriere bearbeitet hat. Der Nachfolger zum 2021er Album „Music For Psychedelic Therapy“ präsentiert sich als 41-minütige elektronische, spannungsgeladene Symphonie mit hypnotischem Trommeln und transzendenten Melodien. 
Die acht Kapitel handeln von spiritueller Befreiung und dem traditionellen Thema der Reise des Helden und entstanden in Zusammenarbeit langjähriger Kollaborateure wie Vylana, 7RAYS, Ishq, Clark, Emma Smith, Daisy Vatalaro und Cherif Hashizume
Die irische Komponistin Emer Kinsella vertonte mit Eric Esaus „Saturn“ ein Science-Fiction-Drama, bei dem sich ein junger Vater zwischen dem Leben, das er liebt, und einem uralten Ruf, die Welt zu retten, entscheiden muss, nachdem ein mysteriöser Planet am Himmel erschienen ist. 
„Der Soundtrack zu ,Saturn‘ spiegelt die tiefgründigen Themen des Films wider: Überleben, Gemeinschaft, Opferbereitschaft und Zugehörigkeit. Die Musik schafft eine Klanglandschaft, die die emotionalen und physischen Reisen der Charaktere widerspiegelt“, erzählt Kinsella von ihrer Arbeit. „Jedes Stück lädt den Zuhörer in einen Raum ein, in dem die Zeit langsamer vergeht, was das Gefühl der Isolation verstärkt und dennoch auf eine kollektive Stärke hindeutet. Die Musik erforscht die Spannung zwischen dem individuellen Kampf und der Anziehungskraft von etwas Größerem als man selbst und evoziert die Last der Entscheidungen und die Hoffnung auf Einheit. Der Einsatz von Streichern, geschichteten Harmonien und eindringlichen Melodien fängt sowohl die Schönheit als auch die Last der Opferbereitschaft ein und vermittelt letztendlich eine Botschaft der Verbundenheit und Widerstandsfähigkeit.“ 
36 Jahre nach seiner unterhaltsamen Horror-Komödie „Beetlejuice“ legt Tim Burton mit „Beetlejuice Beetlejuice“ eine langerwartete Fortsetzung vor, die viel von dem Charme des Originals zu bewahren versucht. Nachdem sie als Goth-Teenie noch gerade so einer Zwangsehe mit dem Bio-Exorzisten Beetlejuice (Michael Keaton) entgangen ist, moderiert Lydia Deetz (Winona Ryder) inzwischen ihre eigene TV-Show „Ghost House“, in der sie mit ihren Talenten als Medium paranormalen Vorkommnissen auf die Spur geht. 
Allerdings ist sie noch immer so traumatisiert, dass sie ihre Arbeit nur mit der Hilfe von starken Pillen und ihrem sie offensichtlich ausnutzenden Produzenten Roxy (Justin Theroux) bewältigen kann. Ihre Tochter Astrid (Jenna Ortega) will unterdessen nichts mehr von Lydia wissen, weil die das ganze Geistergeschwafel ihrer Mutter für pure Einbildung und bloße Wichtigtuerei hält. Als Lydias Vater Charles bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt, bläst ihre nach Aufmerksamkeit gierende Mutter Delia (Catherine O‘Hara) die Beerdigung direkt zu einer gewaltigen Performance-Art-Installation auf. Doch bei der Versammlung der ganzen Familie am Ort der damaligen Geschehnisse wird Lydia immer wieder von plötzlichen Beetlejuice-Visionen heimgesucht. Der hat aber gerade ganz andere Probleme: Seine Ex Dolores (Monica Bellucci), eine Seelensaugerin, die er vor einigen Jahrhunderten in der Hochzeitsnacht mit einer Axt zerlegt hat, ist hinter ihm her – und auch mit dem Jenseits-Cop Wolf Jackson (Willem Dafoe) ist nicht zu spaßen… In seiner Partitur greift Komponist Danny Elfman natürlich auch auf die vertrauten Elemente seines „Beetlejuice“-Scores zurück und verstärkt diese zu einem kraftvollen Soundtrack, der die fantasievollen Elemente des Films ausdrucksstark unterstützt. 
In dem Kurzfilm „Carriage Return“ braucht der halb betrunkene und kaum arbeitende Dramatiker Lane Williams dringend Inspiration, um sein neuestes Drehbuch fertigzustellen, als ein Klopfen an der Tür zu wildem Hämmern eskaliert. Sein alter Schreibpartner Charlie Marlow hat ihn mit heftigen Plagiatsvorwürfen aufgesucht. 
„Als mich Regisseur Ferguson Sauvé-Rogan für ,Carriage Return‘ anrief, einen Schwarzweißfilm, der im New York der 50er spielt, und ich Jazz hörte, war ich begeistert. Der Film hat mich mit seiner surrealen Handlung voller unvorhergesehener Wendungen sofort überzeugt“, erzählt die Komponistin Elena Maro. „Ferguson und sein Bruder Daniel suchten nach einer Partitur, die genau wie der Film funktioniert: ‚In dem Moment, in dem man denkt, man hätte es durchschaut, merkt man, dass das nicht stimmt‘. Dies gab mir die Möglichkeit, vom Jazz in unerforschte Avantgarde-Gebiete zu wechseln, und zwar mit der unschätzbaren Hilfe einiger großartiger LA-Session-Musiker. Die eindringliche Perkussion von Brian Kilgore und die beeindruckende Jazz-Bigband sprechen auf viele unerwartete Weisen miteinander, genau wie die beiden Charaktere auf dem Bildschirm, während die Wahl ungewöhnlicher Instrumente, die unkonventionellen Techniken für die Holzbläser und der unorthodoxe Einsatz von Tonverarbeitung sich fesselnd in die Partitur einfügen.“

Playlist: 


01. Marco Beltrami - Zee Awakens (The Killer) - 03:01 
02. Edward Shearmur - Tally Alone (Uglies) - 04:35 
03. Theodore Shapiro - Lone Wolf (Wolfs) - 04:28 
04. Marc Shaiman - Remembering Mother (Albert Brooks: Defending My Life) - 03:40 
05. Rupert Gregson-Williams - Leaving (The Perfect Couple) - 04:27 
06. Hans Zimmer, Omer Benyamin & Steven Doar - Open Hands (Twilight of the Gods) - 04:41 
07. Max Richter - Late and Soon (In A Landscape) - 07:11 
08. Jon Hopkins & Vylana - Part II - Palace / Illusion (Ritual) - 07:41 
09. Emer Kinsella - Retrospective (Saturn) - 03:04 
10. John Gürtler & Jan Miserre - Gyro Nights (The Outrun) - 03:35 
11. Rupert Gregson-Williams - Thanks For the Advice (The Union) - 02:55 
12. Bear McCreary - Eregion (The Lord of the Rings: The Rings of Power - Season 2) - 03:42 
13. Ilan Eshkeri - The Whole Him (Super/Man: The Christopher Reeve Story) - 03:01 
14. H. Scott Salinas & Tomás Videla - Healing (Super Human Body: World of Medical Marvels) - 02:06 
15. Nico Muhly - Sunja and Kato (Pachinko: Season 2) - 03:47 
16. Thomas Newman & Julia Newman - Hum (Monsters: The Lyle and Erik Menendez Story) - 03:27 
17. Zbigniew Preisner - Blue Waves (Haunted Heart) - 02:09 
18. Danny Elfman - End Titles (Beetlejuice Beetlejuice) - 04:35 
19. Elena Maro - The Reveal (Carriage Return) - 02:10 
20. Daniel Pemberton - Galactic Guide (Concord) - 03:17 
21. Bear McCreary - Trailers (The 4:30 Movie) - 05:00 
22. Herdís Stefánsdóttir - Carbon Monoxide (Trap) - 02:14 
23. Marcelo Zarvos - Voice of A Child (The Front Room) - 02:03 
24. Lucas Vidal - Farewell (The Deliverance) - 02:38 
25. Christian Heschl - Harmony Of Our Planet (Unwavering) - 03:40 
26. Kris Bowers - You Don't Have to (The Wild Robot) - 03:05 
27. Brooke Blair & Will Blair - Sorry For Your Loss (Marmalade) - 02:30 
28. Hildur Guðnadóttir - It's Showtime (Joker: Folie à Deux) - 02:50 
29. Max Richter - A Folly (My Brillant Friend: Season 4) - 03:12 
30. Robin Hoffmann - Finding the Portal (Treasure Trackers) - 03:03 
31. Brooke Blair & Will Blair - The Escort (Rebel Ridge) - 03:13
32. Isabella Summers - KAOS III (KAOS) - 11:09

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