Playlist #273 vom 18.08.2019 - ÉRIC SERRA Special
Der französische Filmkomponist Éric Serra zählt sicher zu den populärsten, aber auch experimentellsten Vertretern seiner Zunft und hat seine Karriere vor allem der andauernden Zusammenarbeit mit seinem Freund und Filmemacher Luc Besson zu verdanken. Sie wirkten seit Bessons Regiedebüt „Der letzte Kampf“ (1983) bis auf wenige Ausnahmen an jedem seiner Filme zusammen und präsentieren nun ebenfalls gemeinsam ihre Arbeit an dem Action-Thriller „Anna“.
Er ergänzte sein Repertoire durch den elektrischen Bass und wurde schnell einer der bekanntesten Spieler in Frankreich. In den folgenden zwanzig Jahren wurde er bei mehr als fünfzig Alben als Gitarrist oder Bassist engagiert und stand bei mehr als zweitausend Konzerten mit populären französischen Bands und Künstlern wie Jacques Higelin, Armande Altai, Catherine Lara, Didier Lockwood, Magma, Youssou N’Dour, Pierre Vassiliu u.a. auf der Bühne.
1981 lernte Serra den Regisseur Luc Besson kennen und vertonte zunächst dessen Kurzfilm „L‘Avant Dernier“, danach sein Langfilmdebüt „Der letzte Kampf“. Seinen Durchbruch als Filmkomponist feierte Serra bereits mit dem Soundtrack zu Bessons nächsten Film, der Krimi-Komödie „Subway“ (1985) mit den Stars Christopher Lambert, Richard Bohringer und Isabelle Adjani in den Hauptrollen. Für seine Kompositionen erhielt Serra seinen ersten französischen Musikpreis „Victoire“ für den Besten Soundtrack und eine doppelte goldene Schallplatte (für mehr als 200.000 in Frankreich verkaufte Alben).
Mit seinen Arbeiten zu Bessons folgenden Filmen „Im Rausch der Tiefe“ (1988), „Nikita“ (1990) und „Atlantis“ (1991) wurde Serra zunehmend populärer. Für den Score zu „Atlantis“ verband der Komponist erstmals Elemente aus Rock, elektronischer, ethnischer und symphonischer Musik, was sich schließlich zu einem seiner Markenzeichen entwickeln sollte. Mit seinem Score zu dem international erfolgreichen Thriller „Léon – Der Profi“ (1994) machte sich Serra auch in Hollywood einen Namen und durfte 1995 sogar das James-Bond-Abenteuer „GoldenEye“ vertonen. Allerdings blieb es bei dem einmaligen Engagement, passte Serras experimentell angehauchte Musik doch nicht zu den orchestralen und poppigen James-Bond-Klängen, die das Publikum durch John Barry gewohnt war.
„Die Bond-Produzenten gaben mir von Anfang an das Gefühl, große Fans meiner Musik zu sein. Sie gaben mir so gut wie keine Anweisungen dazu, wie ich den Titelsong gestalten sollte, ließen mir komplett freie Hand. Dazu wollten sie vor allem auch einen kompletten Neustart des Bond-Genres. Man gab mir deutlich zu verstehen, dass ich nicht versuchen sollte, John Barry zu kopieren, der mein Vorgänger als Bond-Komponist war. Ich sollte den Soundtrack nach mir klingen lassen und nicht nach etwas, das James Bond-Fans seit Jahren im Ohr hatten“, erinnert sich Serra im Interview mit "Cicero". „Was danach passierte, war, dass vor allem alt eingesessene Bond-Fans mit meiner Musik nicht einverstanden waren. Sie waren so sehr an den Sound von John Barry gewöhnt, dass ihnen meine Musik wohl zu revolutionär und zu andersartig daherkam.“Die passte schon eher zu Bessons außergewöhnlichen Science-Fiction-Thriller „Das fünfte Element“ (1997). 1998 veröffentlichte Serra mit „R.X.R.A.“ sein erstes Solo-Album als Singer-Songwriter. Das von Rupert Hine (The Fixx, Tina Turner, Howard Jones, Robert Palmer) produzierte Album wurde sowohl in Französisch als auch Englisch aufgenommen und enthält ein Duett mit Chrissie Hynde sowie den Song „Little Light of Love“, der bereits im Abspann von „Das fünfte Element“ zu hören war.
Nachdem das historische Drama „Johanna von Orleans“ (1999) an den Kinokassen floppte, für dessen Score Besson in den Abbey-Road-Studios ein Orchester mit 120 Musikern und einen 40-köpfigen Chor aufnahm, verlegte sich Besson zunächst auf das Schreiben von Drehbüchern und die Produktion von Filmen wie „The Transporter“, „Unleashed – Entfesselt“ und „Revolver“, während Serra auch für andere Filmemacher zu arbeiten begann und die Musik zu John McTiernans „Rollerball“ (2002), Paul Hunters Action-Fantasy-Komödie „Bulletproof Monk“ (2003) und zur Western-Komödie „Bandidas“ (2006) komponierte, zu der Besson mit am Skript geschrieben hatte.
Mit dem erfolgreichen Animations-Familien-Abenteuer „Arthur und die Minimoys“ (2006) nahmen Besson und Serra wieder die gemeinsame Zusammenarbeit auf und führten sie über die beiden Fortsetzungen „Arthur und die Minimoys – Die Rückkehr des Bösen M“ (2009) und „Arthur und die Minimoys 3 – Die große Entscheidung“ (2010) ebenso fort wie bei den Filmen „Adèle und das Geheimnis des Pharaos“ (2010), „The Lady“ (2011), „Lucy“ (2014) und schließlich dem aktuellen Thriller „Anna“.
„Luc weiß genau, welche Rolle die Musik im Film spielen soll, für jede Szene. Darum arbeiten wir wahrscheinlich so gut zusammen, weil er über Emotionen spricht. Die Art und Weise, wie ich mit Musik arbeite, auch wie ich Musik höre, ist sehr emotional“, versucht Serra das Geheimnis der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Luc Besson zu beschreiben. „Darin besteht mein einziges Konzept zur Musik. Wenn ich komponieren, drücke ich nur Gefühle aus.“
Filmographie:
1983: Der letzte Kampf (Le Dernier Combat – Regie: Luc Besson)
1985: Subway (Regie: Luc Besson)
1987: Im Rausch der Tiefe (Le grand bleu – Regie: Luc Besson)
1990: Nikita (Regie: Luc Besson)
1994: Léon – Der Profi (Léon – Regie: Luc Besson)
1995: James Bond 007 – Goldeneye (GoldenEye – Regie: Martin Campbell)
1997: Das fünfte Element (Le Cinquième Élément – Regie: Luc Besson)
1999: Johanna von Orleans (The Messenger: The Story of Joan of Arc – Regie: Luc Besson)
2002: Rollerball (Regie: John McTiernan)
2003: Bulletproof Monk – Der kugelsichere Mönch (Bulletproof Monk – Regie: Paul Hunter)
2006: Bandidas (Regie: Joachim Roenning)
2006: Arthur und die Minimoys (Arthur et les Minimoys – Regie: Luc Besson)
2009: Arthur und die Minimoys 2 – Die Rückkehr des bösen M (Arthur et la Vengeance de Maltazard – Regie: Luc Besson)
2010: Adèle und das Geheimnis des Pharaos (Les aventures extraordinaires d’Adèle Blanc-Sec – Regie: Luc Besson)
2010: Arthur und die Minimoys 3 – Die große Entscheidung (Arthur et la Guerre des deux mondes – Regie: Luc Besson)
2011: The Lady (Dans la Lumière – Regie: Luc Besson)
2014: Lucy (Regie: Luc Besson)
2017: Renegades – Mission of Honor (Renegades – Regie: Steven Quale)
2019: Anna (Regie: Luc Besson)
Playlist:
1. Eric Serra - The Creation (Atlantis) - 04:59
2. Eric Serra - Derniere Combat [Theme] (Le dernier combat) - 04:59
3. Eric Serra - Masquerade (Subway) - 03:45
4. Eric Serra - The Big Blue Overture (The Big Blue) - 04:47
5. Eric Serra - The GoldenEye Overture (GoldenEye) - 04:22
6. Eric Serra - Failed Escape (La Femme Nikita) - 03:37
7. Eric Serra - Flying to Mexico (Decalage Horaire) - 04:01
8. Eric Serra - Procession in the Shakuashi Temple (Kamikaze) - 03:52
9. Eric Serra - The Minimoys Finale (Arthur and the Invisibles) - 03:05
10. Eric Serra - Three Rites of Initiation (Arthur and the Vengeance of Maltazard) - 04:48
11. Eric Serra - The Two Worlds Overture (Arthur 3: Et la Guerre Des Deux Mondes) - 02:21
12. Eric Serra - Armaturam Die (The Messenger - The Story of Joan of Arc) - 03:20
13. Eric Serra - Le Tombeau De Patmosis (Les Aventures Extraordinaires D'Adèle Blanc-Sec) - 03:01
14. Eric Serra - Making the Perfect Specimen/General Alert/Police Pursuit (The Fifth Element) - 06:49
15. Eric Serra - Noon (Léon - The Professional) - 04:02
16. Eric Serra - Learning Time (La Femme Nikita) - 04:08
17. Eric Serra - Reitnov (Rollerball) - 06:55
18. Eric Serra - Melt into Matter (Lucy) - 03:31
19. Eric Serra - Message from the KGB (Anna) - 03:21
20. Eric Serra - Nobel Peace Price 1991 (The Lady) - 03:10
21. Eric Serra - First Dive in Grahovo (Braqueurs d'élite) - 04:03
22. Eric Serra - To Arms (The Messenger - The Story of Joan of Arc) - 06:00
23. Eric Serra - Hub's Bank (Wasabi) - 02:19
24. Eric Serra - The Fight [Part 2: Bring Me Everyone/Part 3: The Big Weapon] (Léon - The Professional) - 07:37
25. Eric Serra - Flying Tattoos (Bulletproof Monk) - 02:34
26. Eric Serra - Homo Delphinus (The Big Blue) - 08:10
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