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Sonntag, 1. Dezember 2024

Playlist #411 vom 01.12.2024 - MATT DILLON Special

Matt Dillon zählte neben Tom Cruise, Rob Lowe, Patrick Swayze, Emilio Estevez und Diane Lane in Francis Ford Coppolas „The Outsiders“ 1983 zu einer Schar aufstrebender und talentierter Jungdarsteller, die es in den folgenden Jahrzehnten zu einigem Ruhm in Hollywood bringen sollten. Auch wenn es Dillon nicht wie Cruise oder Swayze zu Starruhm brachte, kann er doch über eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Über Coppolas „Rumble Fish“, Arthur Penns „Target“ (1985), Gus Van Sants „Drugstore Cowboy“ (1989) und „To Die For“ (1995), Cameron Crowes „Singles“ (1992) und Paul Haggis‘ Oscar-prämierten Episoden-Drama „Crash“ (2004) führte Dillons Weg bis zur Mystery-Serie „Wayward Pines“ und dem Biopic „Maria“, in dem er Marlon Brando verkörpert. 

Matthew Raymond „Matt“ Dillon wurde am 18. Februar 1964 in New Rochelle, New York, als Sohn irischstämmiger Eltern geboren und wuchs als zweitältester Sohn mit vier Brüdern und einer Schwester im US-Bundesstaat New York auf. Bereits in jungen Jahren war Matt Dillon ein vielbeschäftigter Darsteller in Jugendfilmen, in denen er meist aufbegehrende Jugendliche aus eher einfachen oder sozial schwierigen Verhältnissen verkörperte. 
Sein Filmdebüt gab er 1979 in Jonathan Kaplans Teenager-Drama „Wut im Bauch“. Im darauffolgenden Jahr war er in „Kleine Biester“ neben Tatum O’Neal und Kristy McNichol zu sehen. Nachdem Dillon schon die Titelrolle in „Tex“ nach einem Roman von Susan E. Hinton gespielt hatte, besetzte Francis Ford Coppola ihn auch 1983 für die Filmadaption von Hintons Bestseller „Die Outsider“ in der Rolle des Dallas Winston sowie an der Seite von Mickey Rourke in der Hauptrolle von „Rumble Fish“
1985 stand Dillon unter der Regie von Arthur Penn für den Agententhriller „Target – Zielscheibe“ neben Gene Hackman vor der Kamera. Ebenfalls 1985 gab er in dem Theaterstück „The Boys of Winter“ sein Debüt am Broadway. Ende der 1980er Jahre wechselte Dillon dann mit Gus Van Sants Roadmovie „Drugstore Cowboy“ ins Independentfach, dem mit der Mediensatire „To Die For“ 1995 eine weitere Zusammenarbeit mit Van Sant folgen sollte. 
Mit seiner Darstellung des Drogenabhängigen Bob, für die er viel Lob erntete und 1990 als Bester Hauptdarsteller mit dem Independent Spirit Award ausgezeichnet wurde, gelang ihm der Übergang vom populären Nachwuchsstar zum ernsthaften Schauspieler. 
„Zusammen mit River Phoenix und Johnny Depp gehörte Dillon Anfang der Neunziger zu den romantischen Taugenichtsen, denen weder Kriege noch Elternhaus große Prüfungen abrangen, die sich mit den klassischen Jungstar-Rollen und dem Erfolgswahn des neueren Yuppietums schwertaten. Mit ihren gebrochenen Darstellungen wurde Männlichkeit auf der Leinwand zu einem höchst instabilen Konstrukt. Sie spielten keine Helden, sondern Selbstversuche mit offenem Ausgang“, befand Birgit Glombitza in "Zeit"
Eine weitere Facette seines Könnens zeigte er 1993 in dem bedrückend-realistischen Obdachlosen-Drama „The Saint of Fort Washington“. Darin mimte Dillon einen jungen, an Schizophrenie erkrankten Mann, der sich plötzlich in der Welt von Nachtasylen und Kleinkriminellen zurechtfinden muss und in dem von Danny Glover gespielten Vietnam-Veteranen Jerry einen Freund und Beschützer findet. Von einer ganz anderen Seite präsentierte er sich im gleichen Jahr in der romantischen Komödie „Mr. Wonderful“ von Anthony Minghella, mit der er und seine Filmpartnerin Annabella Sciorra Zuschauer und Kritiker für sich einnahmen. 
Dillon wirkte in den 1990er Jahren auch in zahlreichen Ensemblefilmen mit und arbeitete dabei mit Regisseuren wie Cameron Crowe („Singles – Gemeinsam einsam“), Ted Demme („Beautiful Girls“) und Allison Anders („Grace of My Heart“) zusammen. Einem breiteren Publikum bekannt wurde Matt Dillon 1998 als Privatdetektiv Pat Healy in der Erfolgskomödie „Verrückt nach Mary“. Ebenfalls 1998 spielte er in dem Erotikthriller „Wild Things“ den umschwärmten Sportlehrer Sam Lombardo, der eine unerwartet dunkle Seite offenbart. 
Erstmals selbst Regie führte Dillon, der 1999 bereits für eine Folge der HBO-Serie „Oz – Hölle hinter Gittern“ verantwortlich gezeichnet hatte, 2002 bei dem Filmdrama „City of Ghosts“, dessen Drehbuch er mitverfasste. In dem vor der exotischen Kulisse Kambodschas spielenden Thriller um einen Versicherungsbetrug übernahm Dillon auch die Hauptrolle. 
2005 überzeugte er neben Lili Taylor in der Charakterstudie „Factotum“ nach dem gleichnamigen Roman von Charles Bukowski in der Rolle des Henry Chinaski, einer Figur, die Bukowski nachempfunden ist. 
Für seine schauspielerische Leistung in Paul Haggis’ Episodenfilm-Drama „Crash“ gewann Dillon abermals einen Independent Spirit Award und wurde 2006 mit einer Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester Nebendarsteller bedacht. Der Part des Officer Ryan brachte ihm überdies Nominierungen bei den Golden Globe Awards, den britischen BAFTA Awards sowie den Screen Actors Guild Awards ein, bei denen er und seine Schauspielkollegen die Auszeichnung als Bestes Schauspielensemble entgegennehmen konnten. 
Im September 2006 wurde Matt Dillon beim Filmfestival in San Sebastián mit dem Donostia Award für sein künstlerisches Schaffen geehrt. Im Jahr 2024 porträtierte er Marlon Brando in der Filmbiografie „Maria“ über die französische Schauspielerin Maria Schneider, wie sie mit Brando unter der Regie von Bernardo Bertolucci den Skandalfilm „Der letzte Tango in Paris“ drehte. 
Mit nun 60 Jahren ist Dillon jemand, der seit seiner Jugend im Rampenlicht steht. Als Erwachsener entwickelte er eine Karriere mit Höhen und Tiefen, erreichte aber nie den Status anderer Kollegen seiner legendären Generation, wie etwa Tom Cruise
„Ich bin nicht jemand, der das Rampenlicht sucht“, sagt er im Interview mit "El Pais". „Ich mache Werbung für mich, wenn es nötig ist – das ist Teil des Berufs –, aber ich habe trotzdem ein einfaches Leben geführt. Ich verstecke mich vor nichts. Ich gehe raus, ich treffe Leute, ich isoliere mich nicht. Ehrlich gesagt: Ich bin nicht aus Narzissmus oder Extrovertiertheit Schauspieler geworden. Viele Leute werden Schauspieler, weil sie auftreten wollen, aber für mich war das Wichtigste am Schauspielern, etwas zu vermitteln, dem Publikum etwas über die menschliche Natur zu zeigen. Ich war neugieriger auf die menschliche Natur und die Welt als auf die Schauspielerei. Natürlich trete ich gerne auf … aber mein Ding entspringt wirklich einer Neugier. Für mich ging es nicht um Ruhm.“ 
Zuletzt war Dillon in dem komödiantischen Drama „Land of Dreams“ neben Isabella Rossellini, Sheila Vand und Christopher McDonald ebenso zu sehen wie in der Fernsehserie „High Desert“ mit Patricia Arquette und in Wes Andersons Ensemble-Film „Asteroid City“

 Filmographie: 

1979: Wut im Bauch (Over the Edge) 
1980: Kleine Biester (Little Darlings) 
1980: Die Schulhofratten von Chicago (My Bodyguard) 
1982: Tex 
1982: Durchgebrannt aus Liebe (Liar’s Moon) 
1983: Die Outsider (The Outsiders) 
1983: Rumble Fish 
1984: Flamingo Kid (The Flamingo Kid) 
1985: Target – Zielscheibe (Target) 
1985: Rebel 
1986: Native Son 
1987: Dear America – Briefe aus Vietnam (Dear America: Letters Home from Vietnam; Stimme von Mike) 
1987: Chicago Blues (The Big Town) 
1988: Kansas 
1989: Drugstore Cowboy 
1989: Bloodhounds of Broadway 
1991: Der Kuss vor dem Tode (A Kiss Before Dying) 
1992: Singles – Gemeinsam einsam (Singles) 
1993: Streets of New York (The Saint of Fort Washington) 
1993: Mr. Wonderful 
1994: Golden Gate 
1995: To Die For 
1995: Frankie Starlight 
1996: Beautiful Girls 
1996: Grace of My Heart (Grace of My Heart) 
1996: Albino Alligator 
1997: In & Out 
1997: Pitch 
1998: Wild Things 
1998: Verrückt nach Mary (There’s Something About Mary) 
2001: Eine Nacht bei McCool’s (One Night at McCool’s) 
2002: Deuces Wild (Wild Boyz) 
2002: City of Ghosts (auch Drehbuch und Regie) 
2004: You’re Fired! (Employee of the Month) 
2004: L.A. Crash (Crash) 
2005: Factotum 
2005: Herbie Fully Loaded – Ein toller Käfer startet durch (Herbie: Fully Loaded) 
2005: Loverboy 
2006: Ich, Du und der Andere (You, Me and Dupree) 
2008: Nichts als die Wahrheit (Nothing But the Truth) 
2009: Armored 
2009: Old Dogs – Daddy oder Deal (Old Dogs) 
2010: Takers – The Final Job (Takers) 
2011: Fish Gun 
2011: Modern Family (Fernsehserie, Folge 2x15) 
2012: There Is No Place Like Home – Nichts wie weg aus Ocean City (Girl Most Likely) 
2013: Gangster Chronicles (Pawn Shop Chronicles) 
2013: Der Kunstraub (The Art of the Steal) 
2014: Bad Country 
2015: Wayward Pines (Fernsehserie, 10 Folgen) 
2017: Abgang mit Stil (Going in Style) 
2018: The House That Jack Built 
2018: Running for Grace 
2018: Head Full of Honey 
2019: Proxima – Die Astronautin (Proxima) 
2019: Nimic (Kurzfilm) 2020: Capone 
2020: El Gran Fellove (Dokumentarfilm, Regie) 
2021: Land of Dreams 
2022: American Dreamer
2023: High Desert (Fernsehserie, 7 Folgen)
2023: Asteroid City 
2024: Maria 
2024: Haunted Heart

Playlist:

01. James Newton Howard - End Titles (The Saint of Fort Washington) - 04:25 
02. Stewart Copeland - Our Mother Is Alive (Rumble Fish) - 04:20 
03. Howard Shore - Main Titles (A Kiss Before Dying) - 03:50 
04. Elliot Goldenthal - Bob's New Life (Drugstore Cowboy) - 02:51 
05. Elliot Goldenthal - Golden Gate (Golden Gate) - 03:36 
06. Danny Elfman - Finale (To Die For) - 03:53 
07. Elmer Bernstein - Jack and Bernadette (Frankie Starlight) - 03:47 
08. Marc Shaiman - Wedding Preparations (In & Out) - 05:29 
09. George S. Clinton - End Credits (Wild Things) - 05:15 
10. Charlie Clouser - Episode Three: Play Stay (Wayward Pines) - 02:01 
11. John Murphy - The End (Armored) - 03:21 
12. Larry Groupé - Intake (Nothing But The Truth) - 04:10 
13. Paul Haslinger - Lily's Lounge (Takers) - 03:23 
14. Mark Isham - Sense of Touch (Crash) - 06:44 
15. James Newton Howard - Rosario (The Saint of Fort Washington) - 04:41 
16. Alexandre Desplat - WXYZ-TV Channel 8 (Asteroid City) - 02:37 
17. Elmer Bernstein - Roofdance (Frankie Starlight) - 04:04 
18. Michael Brook - Tunnel (Albino Alligator) - 05:01 
19. Elliot Goldenthal - The Woman Cries (Golden Gate) - 03:34 
20. Rob Simonsen - I'm Sorry I Ruined Your Life (Girl Most Likely) - 03:08 
21. Danny Elfman - Main Titles (To Die For) - 04:10 
22. Larry Groupé - Erica VS CIA (Nothing But The Truth) - 03:14 
23. Marc Shaiman - Teacher of the Year/People/Wedding (In & Out) - 04:11 
24. Rob Simonsen - The Line Up (Going In Style) - 02:47 
25. James Newton Howard - Main Titles (The Saint of Fort Washington) - 04:44 
26. Marc Shaiman - End Credit Suite (One Night at McCool's) - 05:22 
27. Ryuichi Sakamoto - Reunion (Proxima) - 02:37 
28. Zbigniew Preisner - Blue Waves (Haunted Heart) - 02:09 
29. Mark Isham - Flames (Crash) - 07:59

Sonntag, 19. Juni 2016

Playlist #191 vom 26.06.2016 - COLIN FARRELL Special

Wenn es nach Colin Farrell gegangen wäre, hätte er eine Karriere in der Boygroup Boyzone gemacht, doch beim Casting fiel der leidenschaftliche Sänger durch, so dass er zur Schauspielerei wechseln musste. Mittlerweile hat der irische Schauspieler in seiner gut zwanzigjährigen Karriere bereits mehrmals mit dem Filmemacher Joel Schumacher („Tigerland“, „Nicht auflegen!“, „Die Journalistin“) zusammengearbeitet und für renommierte Regisseure wie Terrence Malick („The New World“), Steven Spielberg („Minority Report“) und Oliver Stone („Alexander“) vor der Kamera gestanden. Zuletzt war er in den Dramen „Winter’s Tale“ und „Miss Julie“ sowie in der hochgelobten Krimi-Serie „True Detective“ zu sehen. Seit dem 23. Juni läuft das Sci-fi-Drama „The Lobster“ in den deutschen Kinos.

Der am 31. Mai 1976 in Castleknock bei Dublin als jüngstes von vier Kindern geborene Farrell besuchte nach dem Fehlschlagen seiner Gesangskarriere eine Schauspielklasse in der National Performing Arts School in Dublin und folgte seiner Schwester Catherine an die Gaiety School of Drama. Nach einer Statistenrolle in dem Low-Budget-Film „Auf der Suche nach Finbar“ und einem Auftritt in Owen McPolins „Drinking Crude“ stand Farrell 1996 für den Vierteiler „Falling for a Dancer“ vor der Kamera und verdiente seinen Lebensunterhalt mit Auftritten in Werbespots.
1998 spielte er im Londoner Donmar Warehouse den autistischen Jungen Richard Delamere in Gary Mitchells Theaterstück „In A Little World Of Our Own“, wo er im Publikum die Aufmerksamkeit von US-Schauspieler Kevin Spacey („American Beauty“, „House Of Cards“) erregte und ihn in der Krimi-Komödie „Ein ganz gewöhnlicher Dieb“ unterbrachte. Bevor Farrell nach Los Angeles zog, um seine Karriere richtig in Gang zu bekommen, spielte er mit Ray Winstone und Tilda Swinton in Tim Roths „War Zone“ und in „Ballykissangel“.
Seine Agentin Lisa Richards sorgte dafür, dass Farrell in die einflussreichste Agentur Creative Artists Agency aufgenommen wurde. Als Joel Schumacher den jungen Schauspieler mit der Hauptrolle in seinem Kriegsdrama „Tigerland“ betraute, erhielt Farrell als aufsässiger Soldat Roland Bozz etliche Preise als bester Schauspieler und Newcomer, u.a. den Boston Society of Film Critics Award und den London Critics Circle Film Award. Das nun hochgehandelte Nachwuchstalent spielte neben Bruce Willis in dem Kriegsfilm „Das Tribunal“ und als Gegenspieler von Tom Cruise in Steven Spielbergs Sci-fi-Thriller „Minority Report“.
Joel Schumacher besetzte Farrell auch in seinem Psycho-Thriller „Nicht auflegen!“ (2002) mit der Hauptrolle. Es folgten weitere Hauptrollen in Roger Donaldsons „Der Einsatz“, wo er an der Seite von Al Pacino einen jungen CIA-Rekruten darstellte, in der Marvel-Verfilmung von „Daredevil“, in dem Cop-Drama „S.W.A.T. – Die Spezialeinheit“, in John Crowleys komödiantischen Drama „Intermission“, in Schumachers Drama „Die Journalistin“ und in der Adaption von Michael Cunninghams Bestseller „Ein Zuhause am Ende der Welt“ (alle 2003). Weitere Höhepunkte in Farrells Karriere stellten die Hauptrolle in Oliver Stones bombastischen Historiendrama „Alexander“, Terrence Malicks eigenwilliger Pocahontas-Version „The New World“, Michael Manns Kinoadaption der Serie „Miami Vice“ und Woody Allens „Cassandras Traum“ dar.
Für seine Hauptrolle in „Brügge sehen … und sterben?“ (2008) wurde Farrell als bester Komödiendarsteller mit dem Golden Globe Award ausgezeichnet. Colin Farrell, der immer wieder mit Drogen – und Sexeskapaden in die Schlagzeilen geriet, übernahm 2009 gemeinsam mit Johnny Depp und Jude Law die Rolle des verstorbenen Heath Ledger in Terry Gilliams „Das Kabinett des Doktor Parnassus“ und spielte 2012 an der Seite von Kate Beckinsale in Len Wisemans Remake von „Total Recall“ sowie zusammen mit Christopher Walken, Sam Rockwell und Woody Harrelson einen Psychopathen in „7 Psychos“. Zuletzt überzeugte er in der zweiten Staffel der hochkarätigen HBO-Serie „True Detective“ und wird demnächst in dem Harry-Potter-Spin-off „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ den Zauberer Garves spielen.
Zurzeit ist Colin Farrell in „The Lobster“ zu sehen. Seine Figur David muss in einer unbestimmten Zukunft in ein Hotel ziehen, nachdem er von seiner Frau verlassen wurde, und hat dort 45 Tage Zeit, unter den anderen weiblichen (oder auch männlichen) Singles einen neuen Partner zu finden. Gelingt ihm das, wird er wieder in die Gesellschaft integriert, scheitert er, wird er in ein Tier seiner Wahl verwandelt, in seinem Fall in den titelgebenden Hummer. Nach etlichen Versuchen, den passenden Partner zu finden, gibt David auf und flieht in den Wald, wo Menschen leben, die bewusst Single sein wollen. Hier trifft er auf eine kurzsichtige Frau (Rachel Weisz), die seine Seelenverwandte zu sein scheint - aber die Regeln der Gruppe verbieten jede körperliche Nähe…

Filmographie:
1996: Ballykissangel (Fernsehserie)
1997: Drinking Crude
1998: Falling for a Dancer (Fernsehserie)
1999: The War Zone
1999: Love in the 21st Century (Fernsehserie)
2000: Ein ganz gewöhnlicher Dieb – Ordinary Decent Criminal (Ordinary Decent Criminal)
2000: Tigerland
2001: American Outlaws
2002: Das Tribunal (Hart’s War)
2002: Minority Report
2002: Nicht auflegen! (Phone Booth)
2003: Der Einsatz (The Recruit)
2003: Daredevil
2003: Die Journalistin (Veronica Guerin)
2003: S.W.A.T. – Die Spezialeinheit (S.W.A.T.)
2003: Intermission
2003: Ein Zuhause am Ende der Welt (A Home at the End of the World)
2004: Alexander
2004: Scrubs – Die Anfänger (Scrubs, Fernsehserie, Folge 4x14)
2005: The New World
2006: Ask the Dust
2006: Miami Vice
2007: Cassandras Traum (Cassandra’s Dream)
2008: Brügge sehen… und sterben? (In Bruges)
2008: Kicking It
2008: Das Gesetz der Ehre (Pride and Glory)
2009: Triage
2009: Das Kabinett des Doktor Parnassus (The Imaginarium of Doctor Parnassus)
2009: Crazy Heart
2009: Ondine – Das Mädchen aus dem Meer (Ondine)
2010: The Way Back – Der lange Weg (The Way Back)
2010: London Boulevard
2011: Kill the Boss (Horrible Bosses)
2011: Fright Night
2012: Total Recall
2012: 7 Psychos (Seven Psychopaths)
2013: Dead Man Down
2013: Epic – Verborgenes Königreich (Epic, Stimme)
2013: Saving Mr. Banks
2014: Winter’s Tale
2014: Fräulein Julie (Miss Julie)
2015: True Detective (Fernsehserie)
2015: The Lobster
2015: Die Vorsehung (Solace)
Playlist:
01. Leonard Cohen - Nevermind (True Detective) - 04:40
02. Damon Albarn - Bank Job (Ordinary Decent Criminal) - 03:52
03. Nathan Larson - Tigerland (Tigerland) - 04:30
04. Heitor Pereira - Montage (Ask The Dusk) - 03:59
05. John Williams - Sean's Theme (Minority Report) - 01:56
06. Rachel Portman - Visser Testifies (Hart's War) - 03:06
07. Danny Elfman - Tara's Chamber (Epic) - 03:03
08. Harry Gregson-Williams - The Killing (Veronica Guerin) - 05:09
09. Harry Gregson-Williams- Center Of Attention (Phone Booth) - 05:40
10. Harry Gregson-Williams - The Scar On Your Hand (Total Recall) - 04:16
11. John Murphy - CDE (Miami Vice) - 02:47
12. Elliot Goldenthal - Don't Shoot Me Baby (S.W.A.T.) - 03:25
13. Mark Isham - Santiago (Pride And Glory) - 04:04
14. Klaus Badelt - CIA Training (The Recruit) - 03:39
15. Jacob Groth - Victor's Theme (Dead Man Down) - 03:28
16. Vangelis - Gardens Of Delight (Alexander) - 05:24
17. Graeme Revell - The Necklace (Daredevil) - 03:19
18. Philip Glass - Howard's Request/In The Apt. (Cassandra's Dream) - 03:28
19. Carter Burwell - Shootout Part 2 (In Bruges) - 02:40
20. Carter Burwell - It Might (Seven Psychopaths) - 04:08
21. James Horner - All Is Lost (The New World) - 08:14
22. Burkhard Dallwitz - Closing Credits (The Way Back) - 07:39
23. Arve Tellefsen - The End (Miss Julie) - 03:52
24. Nick Cave & Kylie Minogue - Where The Wild Roses Grow (The Lobster) - 03:42
25. Vangelis - Roxane's Veil (Alexander) - 04:40
26. Thomas Newman - To My Mother (Saving Mr. Banks) - 03:45
27. Hans Zimmer & Rupert Gregson-Williams - Light As A Feather (Winter's Tale) - 07:42

Sonntag, 4. August 2013

Playlist #117 vom 11.08.2013 - DANNY BOYLE-Special

Der britische Filmemacher Danny Boyle zählt seit seinem Indie-Hit „Kleine Morden unter Freunden“ (1994) und dem anschließenden Erfolg mit dem vieldiskutierten „Trainspotting“ (1996) zu den interessantesten Regisseuren von der Insel. Nach Flops mit Filmen wie „Lebe lieber ungewöhnlich“ (1997), „The Beach“ (2000) und „Millionen“ (2004) meldete er sich 2008 mit dem Oscar-prämierten Drama „Slumdog Millionär“ eindrucksvoll zurück. Nun ist sein neuer Film „Trance“ in den Kinos angelaufen.

Bevor Boyle zum Film ging, war er Regisseur im Londoner Theaterhaus der Joint Stock Theatre Company und wurde 1982 Intendant des renommierten Royal Court Theatre, bevor er Ende der 80er Jahre zum Fernsehen wechselte und dort an verschiedene n Serien als Regisseur und Produzent mitwirkte.
Sein Filmdebüt feierte Boyle 1994, als er mit zwei Freunden, Produzent Andrew Macdonald und Drehbuchautor John Hodge, die schwarze Komödie „Kleine Morde unter Freunden“ realisierte. Drei Freunde - die Ärztin Juliet Miller (Kerry Fox), der Buchhalter David Stephens (Christopher Eccleston) und der Journalist Alex Law (Ewan McGregor) – haben mit dem Problem zu kämpfen, dass ihr neuer Mitbewohner direkt nach seinem Einzug in ihre Wohngemeinschaft an einer Überdosis stirbt und einen Koffer voller Geld hinterlässt. Nun muss überlegt werden, wie die Leiche entsorgt und das Geld aufgeteilt wird.
„Mit einigen Preisen prämiert überzeugt ‚Kleine Morde unter Freunden‘ durch seine rasante Dramaturgie, seine grandios aufspielenden Akteure sowie seinen vergnüglich-respektlosen Humor, der den einen oder anderen schrägen Seitenhieb auf die schottische Gesellschaft austeilt. Die Wandlung des dreieinigen, überheblichen und gegen die verachtete Gewöhnlichkeit der Außenwelt spottenden Bollwerks zu einer kleinen Hölle aus Misstrauen, Feindseligkeit und Verrat vollzieht sich ebenso stimmig wie spannend innerhalb der prägnanten Charaktere“, resümiert Marie Anderson auf kino-zeit.de. „Die großartige Kameraführung von Brian Tufano, die zu Beginn des Films durch den urbanen Raum rast, verleiht dem Film eine ansprechende visuelle Dynamik, die sich in ausdrucksstarken bewegten Bildkompositionen manifestiert. Erscheinen die wachsenden Brutalitäten auch anfangs als eine abstoßende, unüberwindbare Unmöglichkeit, schlägt dieses Widerstreben im Verlauf der Handlung in verbissenes, geradezu leidenschaftliches Engagement um – einem grausamen Abgesang auf das Pathos von Freundschaft und Verschworenheit gleich.“ 
Nach diesem ersten Achtungserfolg gelang Danny Boyle bereits mit seinem nächsten Film "Trainspotting" ebenso der Durchbruch wie Hauptdarsteller Ewan McGregor, der bei seinem zweiten Engagement in einem Boyle-Film in die Haut des Heroin-Abhängigen Mark Renton schlüpft und mit seinen Freunden Spud (Ewen Bremner) und Sick Boy (Jonny Lee Miller) Teil der Edinburgher Drogenszene ist.
Als er sich endlich zu einem Entzug durchringt, gerät Renton aber schon in die nächste Misere, als er eine Nacht mit einem frühreifen, aber minderjährigen Mädchen verbringt …
„Der nur 3,5 Mio Dollar teure Film löste 1996 in Großbritannien eine wahre ‚Trainspotting‘-Mania aus. Mit der genialen Verfilmung des Kultromans von Irvine Welsh schuf Regisseur Danny Boyle ein neues, großes Stück Popkultur. Das Thema Drogensucht geht er nicht auf konventionelle Weise an. Obwohl ‚Trainspotting‘ erschütternd dramatische Szenen enthält, ist der Grundton mit einem trockenen, schwarzen Humor versehen, der dem Film eine ungeheure Leichtigkeit und Coolness gibt. Das Kunststück dabei: Die Drogensucht wird trotz des lockeren Tons keinesfalls glorifiziert, sondern realitätsnah transportiert. Die Dialoge, die John Hodge seinen Post-Punk-Anti-Helden auf den Leib schrieb, sind über die gesamte Spielzeit grandios, messerscharf und zynisch“, meint Carsten Baumgardt in seiner Rezension auf filmstarts.de. „Eine weitere große Rolle spielt die Musik. Iggy Pops Fun-Klassiker ‚Lust for life‘ zeigt gleich zu Beginn, wo es langgeht. Neben Brit-Pop von Blur und Pulp wurde Underworlds Dancefloor-Reißer ‚Born slippy‘ zur berauschenden, treibenden Hymne des Films. Lou Reeds ‚Perfect World‘ untermalt Rentons Kampf gegen den Tod nach der Überdosis. Solch grimmiger Zynismus macht aus ‚Trainspotting‘ einen rasenden Albtraum-Express, der durch rabenschwarzen Humor gebrochen und getrieben wird.“ 
Der Erfolg von „Trainspotting“ ließ auch Hollywood aufhorchen, doch Boyles USA-Debüt „Lebe lieber ungewöhnlich“ (1997) floppte trotz der illustren Besetzung mit Ewan McGregor, Cameron Diaz und Holly Hunter ebenso an den Kinokassen wie die Verfilmung von Alex Garlands Roman „Der Strand“ (2000). Erstmals verzichtete Boyle auf Ewan McGregor und ließ den jungen Leonardo DiCaprio die Hauptrolle in „The Beach“ spielen.
Als Rucksacktourist Richard bekommt er in Thailand eine Karte zugesteckt, die zu einem sagenumwobenen, paradiesischen Strand führen soll. Zusammen mit dem französischen Pärchen Francoise (Virginie Ledoyen) und Étienne (Guillaume Canet) macht sich Richard auf die nicht unproblematische Reise, doch als sie das von ein paar Aussteigern bewohnte Eiland erreichen, entpuppt sich das vermeintliche Paradies als lebensgefährlicher Albtraum.
„Wer sich auf einen nicht leichten Streifen einlassen möchte, kann durch ‚The Beach‘ zum Nachsinnen über seine eigene Position in der Welt gebracht werden“, meint Flemming Schock auf filmspiegel.de. „Er suggeriert treffend, dass die Welt trotz ihrer offensichtlichen Übel als eine lebenswerte erkannt wird und dass Alternativerfahrung wichtig sind, um sich und die Mechanismen der Industriegesellschaft besser zu verstehen und sie vielleicht punktuell verbessern zu können, ohne sie radikal abzulehnen. Die alltägliche Erfahrung, dass es keine perfekte Welt geben wird, dass aber das Traum von ihr und die Hoffnung die Menschen voran bringt (und das Träume Träume bleiben sollten, weil man sonst an ihnen zerbricht), gestaltet Boyle auch formal äußerst geschickt aus. So wird das konstruierte Paradies allein schon dadurch in Frage gestellt und konterkariert, dass elektronische Musik als Klangkulisse herhält. ‚The Beach‘ ist inhaltlich ambivalent - einige mögen ihn langweilig finden. Der aus dem Paradies Verstoßene kann nicht mehr zurück, aber Filme wie ‚The Beach‘ unterstreichen die Wichtigkeit des Kinos als Motor der Phantasie.“ 
Den überwiegend elektronischen Score komponierte übrigens Angelo Badalamenti („Twin Peaks“), der Soundtrack vereint so illustre Electro-Größen wie Orbital, UNKLE, Leftfield, Moby und Underworld. Bei der Kritik konnte „The Beach“ nur teilweise punkten, etwas besser erging es Danny Boyle mit seinem nächsten Film „28 Days Later“, zu der „The Beach“-Autor Alex Garland das Drehbuch verfasste.
In dem Sci-Fi-Thriller aus dem Jahre 2002 befreien militante Tierschützer Affen aus einem Labor, nicht ahnend, dass die Tiere ein tödliches Virus in sich tragen, das London innerhalb von 28 Tagen nahezu aussterben lässt und die mit dem Virus infizierten Menschen zu Zombie-ähnlichen Bestien werden lässt.
„Weil Danny Boyle ‚28 Days Later‘ als genregemäße Low-Budget-Produktion dachte, griff er auf den Trend der vom Material her günstigen Digitalkameras zurück und liefert uns den ‚Dogma‘-Streifen des Zombie-Genres. Die grobkörnigen Bilder scheinen auf künstliches Licht fast völlig zu verzichten und erzeugen mit kühlen Farben die leichte Illusion des Unmittelbaren, der ‚Wirklichkeit‘. Dieser visuelle Purismus wirkt enorm und ist kein Zufall, zeichnet sich doch für die Bildführung mit Anthony Dod Mantle tatsächlich ein ‚Dogma‘-Kameramann (‚Das Fest‘) verantwortlich. Nach der blutreichen Eröffnung, die anzeigt, was an Splatter zu erwarten steht, erzeugen überraschend ruhige Bilder vom ausgestorbenen London zusammen mit mal ätherischer, mal aggressiver Musik eine soghafte Atmosphäre. Die eigenwillig ästhetische Bildsprache Danny Boyles kommt hier fast einer Aufwertung des Genres gleich“, findet Flemming Schock auf filmspiegel.de
Nach der weithin unbeachteten Verfilmung von Frank Cottrells Jugendbuch „Millionen“ (2005), zu dem erneut „28 Days Later“-Komponist John Murphy den Score produzierte, entstand 2007 mit dem Sci-Fi-Drama „Sunshine“ die dritte Zusammenarbeit zwischen Danny Boyle und Alex Garland.
Im Jahr 2057 droht die sterbende Sonne die Erde in einen ewigen Winter zu tauchen. Nachdem bereits ein Versuch gescheitert ist, der Sonne durch eine gewaltige Explosion zu alter Strahlkraft zu verhelfen, macht sich nun ein zweites Team unter Führung von Kaneda (Hiroyuki Sanada) mit den verbliebenen Sprengstoffresten der Erde auf den Weg, einen letzten Versuch zur Rettung der Menschheit zu unternehmen.
Doch kurz vor dem Ziel erreicht die Crew ein Funkspruch der Icarus I, dem als vermisst geltenden Raumschiff der ersten Mission. Der Physiker Capa (Cillian Murphy) muss nun entscheiden, ob das Vorhaben wie geplant fortgesetzt oder Kurs auf die Icarus I genommen werden soll, um dann mit doppelter Sprengkraft zuzuschlagen ...
„Wie in den meisten Klassikern des Genres, fährt auch in diesem Science-Fiction der Mensch ins All, um sich selbst zu finden. Denn das ist schon unergründlich genug. Er findet keine Aliens, weil er das ganz Andere nicht einmal denken kann. Er entdeckt keine neuen Dimensionen, weil sein Verstand daran scheitert und weil er in den vertrauten schon genug Ärger hat. Die Monster, denen er unterwegs begegnet, sind nicht die höllischen Manifestationen des Fremden an sich, sondern Ausformungen der eigenen aggressiven Triebe. Und die Widergänger, die auf ihn warten, sind Kurzschlüsse im eigenen Vorstellungsapparat. Der Kosmos implodiert in der Imagination und damit in der Magie des Kinos selbst“, befindet Birgit Glombitza auf spiegel.de. „Deswegen geht es bei diesem kühnen Ritt zur Sonne weniger um technische Herausforderungen und dramatische Fehlfunktionen, die einem über weite Strecken sowieso so schleierhaft bleiben wie eine Ikea-Bauanleitung. Es geht um Bilder von Astronauten in goldenen Raumanzügen, die völlig losgelöst auf die Sonne zurasen und wie Wunderkerzen mit einem so schrecklichen wie schönen Flash verpuffen. Um einen Bilderrausch voll flirrender Hitzelandschaften und tintenschwarzer Kälte.“ 
Bereits ein Jahr später gelang Danny Boyle mit der Verfilmung von Vikas Swarups Roman „Rupien! Rupien!“ unter dem Titel „Slumdog Millionär“ der ganz große Coup. Obwohl er den Film komplett in Indien und ausschließlich mit indischen Schauspielern realisierte, räumte der Film nicht nur beim alljährlichen Oscar-Spektakel mächtig ab, wo er acht der begehrten Trophäen erhielt, sondern auch bei fast allen anderen Festivals und Preisverleihungen.
20 Millionen Rupien (ca. 300.000 Euro) warten auf den 18-jährigen Jamal Malik (Dev Patel). Der Vollwaise ist in den Slums der indischen Mega-Metropole Mumbai aufgewachsen und steht lediglich eine Frage von dem sensationellen Gewinn, nachdem er bereits vierzehn Fragen richtig beantwortet hat. Allerdings wird Jamal vor dem großen Finale verdächtigt, ein Betrüger zu sein, weshalb zwei knallharte Polizisten ein Geständnis aus ihm herauspressen wollen. Statt eines Geständnisses erzählt Jamal zu jeder ihm während der Show gestellten Frage von einem einschneidenden Erlebnis aus seiner Kindheit, das ihn auf die richtige Antwort brachte.
„Vordergründig erzählt ‚Slumdog Millionär‘ die Geschichte eines ungebildeten, aber bauernschlauen Slumjungen, der nach harter Kindheit durch glückliche Umstände die Chance bekommt, unglaublich reich zu werden. Doch das ist nur die äußere Fassade der Story. Im Kern geht es Jamal um Latika, die Liebe seines Lebens. Dieser Bogen wird im dramatischen Showdown ungeheuer charmant geschlagen. Hier entladen sich, exakt auf den Punkt hin, alle Gefühle in einem emotionalen Bombast-Finale“, resümiert Carsten Baumgardt auf filmstarts.de
Wie in seinen früheren Filmen, die allesamt in unterschiedlichen Genres angesiedelt sind, paart Danny Boyle in „Slumdog Millionär“ einen innovativen visuellen Look mit passender Musik. War es bei „Trainspotting“ die Dance-Hymne „Born Slippy“ von Underworld, bei „The Beach“ die Zusammenarbeit von Angelo Badalamenti und Orbital beim Titelstück und bei „28 Days Later“ Blue States‘ „Season Song“, so sorgt hier der indische Komponist A.R. Rahman mit seinem vitalen Score für die adäquate musikalische Untermalung.
Mit dem Erfolgsteam von „Slumdog Millionär“ (Drehbuchautor Simon Beaufoy, Kameramann Anthony Dod Mantle und Komponist A.R. Rahman) machte sich Danny Boyle 2010 an „127 Hours“.
Das Drama erzählt die Geschichte des Bergsteigers Aron Ralston (gespielt von James Franco), der 2003 bei einer Canyon-Wanderung in Utah verunglückte und nur durch die Selbstamputation seines rechten Arms überlebte.
„Es wäre leicht, ‚127 Hours‘ als Horrorschocker mit genretypisch konservativer Botschaft abzutun: Wer sich zu sehr auf sich selbst verlässt und sich von der Gemeinschaft isoliert, also die traditionellen Familienwerte ignoriert, der gerät in die Klemme und stirbt einsam. Tatsächlich sind es Traumbilder von einer niedlichen Kleinfamilie, die der notorische Einzelgänger Ralston mit sich und einer längst verflossenen Ex-Gefährtin halluziniert, die ihm, schon halbverhungert und dehydriert, letztlich die Kraft für den Selbstverstümmelungsakt liefern“, meint Andreas Borcholte auf spiegel.de. „Doch die recht banale, glücklicherweise aber nicht von religiöser Symbolik überfrachtete Botschaft wird wettgemacht durch die virtuose Inszenierung des Geschehens durch Boyles mehrfach preisgekröntes Kamerateam Anthony Dod Mantle und Enrique Chediak sowie den rasanten Schnitt des ebenfalls für einen Oscar nominierten Cutters Jon Harris. Sie schaffen einen krassen, sehr effektvollen Gegensatz zwischen den teils poetischen, teils dynamischen Landschaftsaufnahmen zu Beginn und der klaustrophobischen, mit Handkamera gefilmten Enge der Felsspalte, in der sich mehr als zwei Drittel des Films abspielen.“ 
2012 produzierte und inszenierte Danny Boyle eine Live-Theaterversion von „Mary Shelleys Frankenstein“ (mit einem Soundtrack von Underworld) und setzte als künstlerischer Leiter die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2012 in London um.
Mit seinem aktuellen Film „Trance – Gefährliche Erinnerung“ lässt Boyle die Grenzen zwischen Träumen und Realität verschwimmen. Der Kunst-Auktionator Simon (James McAvoy) soll für den Sammler Franck (Vincent Cassel) bei einer Auktion ein wertvolles Goya-Gemälde stehlen. Da Simon die vereinbarten Regeln nicht befolgt, wird er bewusstlos geschlagen und kann sich an nichts mehr erinnern. Franck beauftragt die Psychologin Elizabeth (Rosario Dawson) damit, Simons Gedächtnis mit vielen Gesprächen und Hypnose aufzufrischen, doch das bringt ihren Patienten nur noch mehr durcheinander …
„Filmemacher Danny Boyle überträgt den Gemütszustand der Hauptfigur auf den Zuseher und bietet damit eine gekonnte Medienmetapher. Das Bewusstsein des Hauptcharakters wird zur Wahrnehmung des Zuschauers umfunktioniert. Somit ist dem Betrachter des Films nicht bekannt, wann er sich in Trance befindet und wann er die Realität vor Augen hat. Dieses Spiel mit dem Rezipienten erzeugt ein spannendes und kurzweiliges Erlebnis, welches stellenweise im Zuge einiger Drehbuchschwächen getrübt wird. Dessen ungeachtet ist ‚Trance – Gefährliche Erinnerung‘ ein sehenswerter Film, der den Film Noir in einem völlig modernen Gewand präsentiert“, fasst Hrissowalantis Zagoudis in seiner Kritik auf filmering.at zusammen.
Bei aller thematischer Vielfalt und künstlerischer Beweglichkeit werden Danny Boyles Filme durch einen ausgeprägten Stil vereint, der stets am Puls der Zeit liegt und visuell wie musikalisch äußerst innovativ wirkt. Mögen seine Filme nicht immer der große kommerzielle Erfolg sein, so sind sie aufgrund ihrer ästhetischen Struktur doch stets sehenswert.

Filmographie:
1994: Kleine Morde unter Freunden (Shallow Grave)
1996: Trainspotting – Neue Helden (Trainspotting)
1997: Lebe lieber ungewöhnlich (A Life Less Ordinary)
1999/2008: Alien Love Triangle (Kurzfilm)
2000: The Beach
2002: 28 Days Later
2005: Millions
2007: Sunshine
2008: Slumdog Millionär (Slumdog Millionaire)
2010: 127 Hours
2013: Trance - Gefährliche Erinnerung

Playlist:
1 Leftfield - Shallow Grave (Shallow Grave) - 04:36
2 Iggy Pop - Lust For Life (Trainspotting) - 05:11
3 Joy Division - Atmosphere (Trainspotting) - 04:10
4 Lou Reed - Perfect Day (Trainspotting) - 03:43
5 Underworld - Born Slippy/NUXX [Darren Price Mix] (Trainspotting) - 03:36
6 Simon Boswell - Laugh Riot (Shallow Grave) - 03:00
7 Sneaker Pimps - Velvet Divorce (A Life Less Ordinary) - 04:15
8 David Arnold - Finale (A Life Less Ordinary) - 05:25
9 REM - Leave (A Life Less Ordinary) - 04:42
10 Simon Boswell - Shallow Grave, Deep Depression (Shallow Grave) - 04:48
11 Folk Implosion - Kingdom Of Lies (A Life Less Ordinary) - 04:30
12 Moby - Porcelain (The Beach) - 03:59
13 Angelo Badalamenti - Bizarre City (The Beach) - 04:08
14 Dario G - Voices (The Beach) - 05:20
15 John Murphy & Underworld - The Surface Of The Sun (Sunshine) - 03:59
16 John Murphy - In The House- In A Heartbeat (28 Days Later) - 04:16
17 John Murphy - The End (Millions) - 04:28
18 Blue States - Season Song (28 Days Later) - 04:12
19 Faithless - Woozy (The Beach) - 07:53
20 M.I.A. - Paper Planes (Slumdog Millionaire) - 03:25
21 A.R. Rahman - R.I.P. (127 Hours) - 05:12
22 A.R. Rahman - Latika's Theme (Slumdog Millionaire) - 03:11
23 A.R. Rahman - Acid Darbari (127 Hours) - 04:23
24 Emeli Sande & Rick Smith - Here It Comes (Trance) - 07:38
25 Underworld - 8 Ball (The Beach) - 08:51

Soundtrack Adventures #117 with DANNY BOYLE @ Radio ZuSa by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Sonntag, 9. Mai 2010

Playlist # 32 vom 09.05.10 - MICHAEL MANN Special

Der am 5. Februar 1943 geborene Michael Mann wird oft als „Hollywoods letzter Autorenfilmer“ bezeichnet, weil er zu vielen seiner Filme auch die Drehbücher schreibt. Aufgewachsen in einem Chicagoer Arbeiterviertel, war es ihm als einer der wenigen seines Jahrgangs vergönnt, die Universität von Wisconsin zu besuchen, wo er sich für englische Literatur einschrieb. Ein Seminar für Filmgeschichte faszinierte ihn aber so stark, dass er nach London auf die Internationale Filmschule ging, wo er sich auch der Einberufung in die Armee und einem Einsatz im Vietnam-Krieg entziehen konnte, den er ablehnte.
Nach dem Studium gründete er die Filmproduktionsfirma Michael Mann Productions und drehte 1970 den Kurzfilm „Jaunpuri“. 1971 kehrte er in die USA zurück und realisierte den Kurzfilm „17 Days Down The Line“, das Ergebnis seiner 17-tägigen Reise durch sein Heimatland, während der Mann verschiedene Amerikaner interviewte, die sich über ihren Beruf definieren. Mann schrieb in der Folge Drehbücher zu den Fernsehserien „Starsky & Hutch“ und „Police Story“ und verfilmte 1979 den Gefängnisroman „Jericho Mile“, die Geschichte des lebenslänglich verurteilten Mörders Rain Murphy, dem die Möglichkeit geboten wird, bei den Olympischen Spielen mitzulaufen, doch da Murphy den Mord an seinem Vater nicht bereut und seine Strafe absitzen will, schlägt er die Chance aus. Sein Kinodebüt feierte Michael Mann 1981 mit „Thief“, zu dem die deutschen Elektronik-Pioniere Tangerine Dream ebenso den Soundtrack beisteuerten wie zu Manns nächstem Film, dem Sci-Fi-Horrorfilm „The Keep“ (1983).
Das bei Michael Mann hervorstechende Motiv des auf sich allein gestellten Antihelden – in „Jericho Mile“ war es der olympiareif laufende Mörder Murphy, in „Thief“ der von James Caan gespielte Juwelendieb Frank, der davon träumt, sich mit seiner Familie zur Ruhe zu setzen, aber nicht aus den Fängen der Mafia entkommt – tritt bei all seinen weiteren Filmen deutlich zutage. Bevor Anthony Hopkins die Rolle des kultivierten Serienkillers in den Verfilmungen von Thomas Harris‘ „Hannibal Lecter“-Trilogie übernahm, versuchte sich Michael Mann bereits 1986 in „Manhunter“ an der Suche von Detective Will Graham (William Peterson) nach einem Serienmörder, bei der ihm der inhaftierte Serienmörder Hannibal Lecter (Brian Cox) behilflich sein soll.
„Manhunter“ besticht durch eine ausgefeilte visuelle und auditive Inszenierung, wobei Michael Mann wiederum verstärkt auf elektronische Musik setzte. Neben dem eigentlichen Score von Michel Rubini und The Reds kamen vor allem atmosphärische Tracks der britischen Band Shriekback („Evaporation“, „This Big Hush“, „Coelocanth“) hinzu.
Trotz seiner Stärken floppte „Manhunter“ an den Kinokassen, worauf sich Mann wieder zum Fernsehen wandte, wo unmittelbarer und effektiver arbeiten konnte. Vor allem bei der hippen Fernsehserie „Miami Vice“ machte er als leitender Produzent Furore, dann inszenierte er 1989 mit „L.A. Takedown“ nicht nur seinen bis heute letzten Fernsehfilm, sondern auch gleich eine erste Version seines 95er Meisterwerks „Heat“. Dazwischen beeindruckte Michael Mann Publikum und Kritiker mit der Neuverfilmung des Klassikers „The Last of the Mohicans“ mit Daniel Day-Lewis in der Hauptrolle des weißen Adoptivsohnes eines Indianers, der seinen Platz zwischen den Kulturen im jungen Amerika sucht.
Die Musik von Trevor Jones und Randy Edelman erhielt sogar eine Oscar-Nominierung und zählt nicht nur zu den schönsten Scores überhaupt, sondern markierte auch den Wechsel von den elektronisch geprägten Soundtracks zu orchestralen Kompositionen. Damit passte sich Mann zwar mehr dem üblichen Hollywood-Sound an, doch nach wie vor verwendete der Regisseur und Produzent besonders viel Sorgfalt bei der Auswahl der Musik zu seinen Filmen. Im Gegensatz zu seinen Kollegen, die ihre Filme erst im Post-Produktions-Prozess mit Musik versehen lassen, arrangiert Michael Mann wie bei einem Musikvideoclip die Bilder, sogar die Erzählstruktur zur Musik.
Das wird besonders bei „Heat“ deutlich, dem grandiosen Gangster-Epos, bei dem sich Al Pacino als ehrgeiziger Cop und Robert De Niro als gewitzter Boss einer Diebesbande einander hinterherjagen. Die teilweise vom Kronos Quartet umgesetzte Musik von Komponist Elliot Goldenthal wird von so unterschiedlichen Künstlern wie Passengers (einem Soundtrack-Projekt von Brian Eno und U2), Moby, Lisa Gerrard und der deutschen Industrial-Avantgarde-Band Einstürzende Neubauten ergänzt, was dem Soundtrack einen sehr eklektischen Charakter verleiht. Michael Mann war von den Lisa-Gerrard-Songs „La Bas“ und „Gloradin“ (von ihrem Solo-Debüt „The Mirror Pool“) so angetan, dass er sie und Pieter Burke mit der Filmmusik zu seinem Thriller-Drama „The Insider“ (1999) und seinem Muhammed-Ali-Biopic „Ali“ (2001) engagierte.
Doch auch hier mussten sich die Komponisten das musikalische Feld mit vielen anderen im Film eingesetzten Songs und Instrumentals teilen. Bei „The Insider“ - mit Al Pacino als investigativer Journalist und Russell Crowe als ehemaliger Manager eines Tabakkonzerns, die gemeinsam dunkle Machenschaften der Tabak-Industrie aufdecken wollen - wurde Graeme Revell als weiterer Komponist hinzugezogen, darüber hinaus kamen Tracks der britischen Trip-Hopper Massive Attack, des Jazz-Musikers Jan Garbarek und des argentinischen Komponisten Gustavo Santaolalla zum Einsatz. Zu „Ali“ gab es gleich zwei Soundtracks, auf denen neben dem Score von Gerrard & Bourke natürlich vor allem Black Music von Künstlern wie Aretha Franklin, Everlast, R. Kelly, Bilal, Soul Clan und Salif Keita vertreten sind.

In dem 2004 realisierten Gangster-Thriller „Collateral“ treffen gleich zwei Anti-Helden aufeinander: Tom Cruise engagiert als Auftragskiller den lethargischen Taxifahrer Max (Jamie Foxx), damit er diesen im nächtlichen Los Angeles von einem Tatort zum nächsten kutschiert. Michael Mann inszenierte den Film erstmals auf Video und behielt diese Technik bei seinen folgenden Filmen bei. Von den Original-Kompositionen, die James Newton Howard und Antonio Pinto für „Collateral“ produzierten, war auf dem Soundtrack nicht mehr viel zu hören. Dafür tummelten sich Acts wie Audioslave, Groove Armada, Oakenfold, Miles Davis und Calexixo auf dem Soundtrack-Album.
Im Jahre 2006 inszenierte Mann eine Kinoversion von „Miami Vice“ und engagierte John Murphy und Klaus Badelt für die Musik, das Gangster-Epos „Public Enemies“ (2009) um John Dillinger (Johnny Depp) wurde wieder von Elliot Goldenthal vertont, der die Zusammenarbeit mit Michael Mann so beschrieb: „Er mag nicht zu viele Tricks und Wendungen in der Struktur der Musik. Er interagiert wirklich mit den Dingen, die sich sehr, sehr langsam entwickeln. Er möchte Musik, zu denen die Bilder, die Schnitte und Dialoge hinwegfließen können, ohne zu sehr mit ihnen korrespondieren zu müssen. Wenn du mit Michael arbeitest, musst du darauf vorbereitet sein, viele Veränderungen durchzumachen. Er ändert seine Meinung. Er schaut sich den Film jeden Tag als Ganzes an und verändert immer wieder etwas, also musst du wissen, dass zu deinem Job ebenso ständige Veränderungen gehören.“
Michael Mann erzählt zwar keine anspruchsvollen Geschichten und präsentiert keine Helden, wohl aber Figuren aus dem (oft) wahren Leben, die sich ihrer Rolle in der Gesellschaft vollkommen bewusst sind und schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden, sobald sie mal über sich hinausgewachsen sind.
Obwohl Michael Mann weder zu der illustren Garde des „New Hollywood Cinema“ zählt, in dem Spielberg, Lucas, Scorsese, Bogdanovich und Coppola neue Formen des Geschichtenerzählens entwickelt haben, und auch nicht zur zweiten Welle zugeordnet werden kann, in der Ron Howard, Ridley Scott und Robert Zemeckis das Kino der 80er geprägt haben, ist er einer interessantesten Filmemacher der heutigen Zeit und mit einem besonderen Gespür für visuelle und musikalische Ausdrucksformen ausgestattet.

Filmographie:
1971: Jaunpuri (Kurzfilm)
1972: 17 Days Down the Line
1979: The Jericho Mile - Ein Mann kämpft allein
1981: Thief - Der Einzelgänger
1983: The Keep - Die unheimliche Macht
1986: Manhunter – Roter Drache/Blutmond
1989: L.A. Takedown - Showdown in L.A. (TV)
1992: The Last of the Mohicans - Der letzte Mohikaner
1995: Heat
1999: The Insider
2001: Ali
2004: Collateral
2006: Miami Vice
2009: Public Enemies
Playlist:
1 Tangerine Dream - Sam's Forge (Thief) - 03:10
2 Tangerine Dream - Ancient Powerplant (The Keep) - 04:26
3 Shriekback - Evaporation (Manhunter) - 03:18
4 Lisa Gerrard & Pieter Bourke - See The Sun (Ali) - 03:22
5 Moby - God Moving Over The Face Of The Waters (Heat) - 06:57
6 Oakenfold - Ready Steady Go (Remix) (Collateral) - 04:48
7 John Murphy - CDE (Miami Vice) - 02:47
8 Jan Garbarek - Rites (Special Edit For The Film) (The Insider) - 03:34
9 Elliot Goldenthal - Plane To Chicago (Public Enemies) - 03:25
10 Lisa Gerrard & Pieter Bourke - Liquid Mood (The Insider) - 04:06
11 Trevor Jones - Promentory (The Last Of The Mohicans) - 06:13
12 Tangerine Dream - Main Title/The Heist (Thief) - 10:46

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