Matt Dillon zählte neben Tom Cruise, Rob Lowe, Patrick Swayze, Emilio Estevez und Diane Lane in Francis Ford Coppolas „The Outsiders“ 1983 zu einer Schar aufstrebender und talentierter Jungdarsteller, die es in den folgenden Jahrzehnten zu einigem Ruhm in Hollywood bringen sollten. Auch wenn es Dillon nicht wie Cruise oder Swayze zu Starruhm brachte, kann er doch über eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Über Coppolas „Rumble Fish“, Arthur Penns „Target“ (1985), Gus Van Sants „Drugstore Cowboy“ (1989) und „To Die For“ (1995), Cameron Crowes „Singles“ (1992) und Paul Haggis‘ Oscar-prämierten Episoden-Drama „Crash“ (2004) führte Dillons Weg bis zur Mystery-Serie „Wayward Pines“ und dem Biopic „Maria“, in dem er Marlon Brando verkörpert.
Matthew Raymond „Matt“ Dillon wurde am 18. Februar 1964 in New Rochelle, New York, als Sohn irischstämmiger Eltern geboren und wuchs als zweitältester Sohn mit vier Brüdern und einer Schwester im US-Bundesstaat New York auf.
Bereits in jungen Jahren war Matt Dillon ein vielbeschäftigter Darsteller in Jugendfilmen, in denen er meist aufbegehrende Jugendliche aus eher einfachen oder sozial schwierigen Verhältnissen verkörperte.
Sein Filmdebüt gab er 1979 in Jonathan Kaplans Teenager-Drama „Wut im Bauch“. Im darauffolgenden Jahr war er in „Kleine Biester“ neben Tatum O’Neal und Kristy McNichol zu sehen. Nachdem Dillon schon die Titelrolle in „Tex“ nach einem Roman von Susan E. Hinton gespielt hatte, besetzte Francis Ford Coppola ihn auch 1983 für die Filmadaption von Hintons Bestseller „Die Outsider“ in der Rolle des Dallas Winston sowie an der Seite von Mickey Rourke in der Hauptrolle von „Rumble Fish“.
1985 stand Dillon unter der Regie von Arthur Penn für den Agententhriller „Target – Zielscheibe“ neben Gene Hackman vor der Kamera. Ebenfalls 1985 gab er in dem Theaterstück „The Boys of Winter“ sein Debüt am Broadway.
Ende der 1980er Jahre wechselte Dillon dann mit Gus Van Sants Roadmovie „Drugstore Cowboy“ ins Independentfach, dem mit der Mediensatire „To Die For“ 1995 eine weitere Zusammenarbeit mit Van Sant folgen sollte.
Mit seiner Darstellung des Drogenabhängigen Bob, für die er viel Lob erntete und 1990 als Bester Hauptdarsteller mit dem Independent Spirit Award ausgezeichnet wurde, gelang ihm der Übergang vom populären Nachwuchsstar zum ernsthaften Schauspieler.
„Zusammen mit River Phoenix und Johnny Depp gehörte Dillon Anfang der Neunziger zu den romantischen Taugenichtsen, denen weder Kriege noch Elternhaus große Prüfungen abrangen, die sich mit den klassischen Jungstar-Rollen und dem Erfolgswahn des neueren Yuppietums schwertaten. Mit ihren gebrochenen Darstellungen wurde Männlichkeit auf der Leinwand zu einem höchst instabilen Konstrukt. Sie spielten keine Helden, sondern Selbstversuche mit offenem Ausgang“, befand Birgit Glombitza in "Zeit".
Eine weitere Facette seines Könnens zeigte er 1993 in dem bedrückend-realistischen Obdachlosen-Drama „The Saint of Fort Washington“. Darin mimte Dillon einen jungen, an Schizophrenie erkrankten Mann, der sich plötzlich in der Welt von Nachtasylen und Kleinkriminellen zurechtfinden muss und in dem von Danny Glover gespielten Vietnam-Veteranen Jerry einen Freund und Beschützer findet.
Von einer ganz anderen Seite präsentierte er sich im gleichen Jahr in der romantischen Komödie „Mr. Wonderful“ von Anthony Minghella, mit der er und seine Filmpartnerin Annabella Sciorra Zuschauer und Kritiker für sich einnahmen.
Dillon wirkte in den 1990er Jahren auch in zahlreichen Ensemblefilmen mit und arbeitete dabei mit Regisseuren wie Cameron Crowe („Singles – Gemeinsam einsam“), Ted Demme („Beautiful Girls“) und Allison Anders („Grace of My Heart“) zusammen.
Einem breiteren Publikum bekannt wurde Matt Dillon 1998 als Privatdetektiv Pat Healy in der Erfolgskomödie „Verrückt nach Mary“. Ebenfalls 1998 spielte er in dem Erotikthriller „Wild Things“ den umschwärmten Sportlehrer Sam Lombardo, der eine unerwartet dunkle Seite offenbart.
Erstmals selbst Regie führte Dillon, der 1999 bereits für eine Folge der HBO-Serie „Oz – Hölle hinter Gittern“ verantwortlich gezeichnet hatte, 2002 bei dem Filmdrama „City of Ghosts“, dessen Drehbuch er mitverfasste. In dem vor der exotischen Kulisse Kambodschas spielenden Thriller um einen Versicherungsbetrug übernahm Dillon auch die Hauptrolle.
2005 überzeugte er neben Lili Taylor in der Charakterstudie „Factotum“ nach dem gleichnamigen Roman von Charles Bukowski in der Rolle des Henry Chinaski, einer Figur, die Bukowski nachempfunden ist.
Für seine schauspielerische Leistung in Paul Haggis’ Episodenfilm-Drama „Crash“ gewann Dillon abermals einen Independent Spirit Award und wurde 2006 mit einer Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester Nebendarsteller bedacht. Der Part des Officer Ryan brachte ihm überdies Nominierungen bei den Golden Globe Awards, den britischen BAFTA Awards sowie den Screen Actors Guild Awards ein, bei denen er und seine Schauspielkollegen die Auszeichnung als Bestes Schauspielensemble entgegennehmen konnten.
Im September 2006 wurde Matt Dillon beim Filmfestival in San Sebastián mit dem Donostia Award für sein künstlerisches Schaffen geehrt.
Im Jahr 2024 porträtierte er Marlon Brando in der Filmbiografie „Maria“ über die französische Schauspielerin Maria Schneider, wie sie mit Brando unter der Regie von Bernardo Bertolucci den Skandalfilm „Der letzte Tango in Paris“ drehte.
Mit nun 60 Jahren ist Dillon jemand, der seit seiner Jugend im Rampenlicht steht. Als Erwachsener entwickelte er eine Karriere mit Höhen und Tiefen, erreichte aber nie den Status anderer Kollegen seiner legendären Generation, wie etwa Tom Cruise.
„Ich bin nicht jemand, der das Rampenlicht sucht“, sagt er im Interview mit "El Pais". „Ich mache Werbung für mich, wenn es nötig ist – das ist Teil des Berufs –, aber ich habe trotzdem ein einfaches Leben geführt. Ich verstecke mich vor nichts. Ich gehe raus, ich treffe Leute, ich isoliere mich nicht. Ehrlich gesagt: Ich bin nicht aus Narzissmus oder Extrovertiertheit Schauspieler geworden. Viele Leute werden Schauspieler, weil sie auftreten wollen, aber für mich war das Wichtigste am Schauspielern, etwas zu vermitteln, dem Publikum etwas über die menschliche Natur zu zeigen. Ich war neugieriger auf die menschliche Natur und die Welt als auf die Schauspielerei. Natürlich trete ich gerne auf … aber mein Ding entspringt wirklich einer Neugier. Für mich ging es nicht um Ruhm.“
Zuletzt war Dillon in dem komödiantischen Drama „Land of Dreams“ neben Isabella Rossellini, Sheila Vand und Christopher McDonald ebenso zu sehen wie in der Fernsehserie „High Desert“ mit Patricia Arquette und in Wes Andersons Ensemble-Film „Asteroid City“.
Filmographie:
1979: Wut im Bauch (Over the Edge)
1980: Kleine Biester (Little Darlings)
1980: Die Schulhofratten von Chicago (My Bodyguard)
1982: Tex
1982: Durchgebrannt aus Liebe (Liar’s Moon)
1983: Die Outsider (The Outsiders)
1983: Rumble Fish
1984: Flamingo Kid (The Flamingo Kid)
1985: Target – Zielscheibe (Target)
1985: Rebel
1986: Native Son
1987: Dear America – Briefe aus Vietnam (Dear America: Letters Home from Vietnam; Stimme von Mike)
1987: Chicago Blues (The Big Town)
1988: Kansas
1989: Drugstore Cowboy
1989: Bloodhounds of Broadway
1991: Der Kuss vor dem Tode (A Kiss Before Dying)
1992: Singles – Gemeinsam einsam (Singles)
1993: Streets of New York (The Saint of Fort Washington)
1993: Mr. Wonderful
1994: Golden Gate
1995: To Die For
1995: Frankie Starlight
1996: Beautiful Girls
1996: Grace of My Heart (Grace of My Heart)
1996: Albino Alligator
1997: In & Out
1997: Pitch
1998: Wild Things
1998: Verrückt nach Mary (There’s Something About Mary)
2001: Eine Nacht bei McCool’s (One Night at McCool’s)
2002: Deuces Wild (Wild Boyz)
2002: City of Ghosts (auch Drehbuch und Regie)
2004: You’re Fired! (Employee of the Month)
2004: L.A. Crash (Crash)
2005: Factotum
2005: Herbie Fully Loaded – Ein toller Käfer startet durch (Herbie: Fully Loaded)
2005: Loverboy
2006: Ich, Du und der Andere (You, Me and Dupree)
2008: Nichts als die Wahrheit (Nothing But the Truth)
2009: Armored
2009: Old Dogs – Daddy oder Deal (Old Dogs)
2010: Takers – The Final Job (Takers)
2011: Fish Gun
2011: Modern Family (Fernsehserie, Folge 2x15)
2012: There Is No Place Like Home – Nichts wie weg aus Ocean City (Girl Most Likely)
2013: Gangster Chronicles (Pawn Shop Chronicles)
2013: Der Kunstraub (The Art of the Steal)
2014: Bad Country
2015: Wayward Pines (Fernsehserie, 10 Folgen)
2017: Abgang mit Stil (Going in Style)
2018: The House That Jack Built
2018: Running for Grace
2018: Head Full of Honey
2019: Proxima – Die Astronautin (Proxima)
2019: Nimic (Kurzfilm)
2020: Capone
2020: El Gran Fellove (Dokumentarfilm, Regie)
2021: Land of Dreams
2022: American Dreamer
2023: High Desert (Fernsehserie, 7 Folgen)
2023: Asteroid City
2024: Maria
2024: Haunted Heart
Playlist:
01. James Newton Howard - End Titles (The Saint of Fort Washington) - 04:25
02. Stewart Copeland - Our Mother Is Alive (Rumble Fish) - 04:20
03. Howard Shore - Main Titles (A Kiss Before Dying) - 03:50
04. Elliot Goldenthal - Bob's New Life (Drugstore Cowboy) - 02:51
05. Elliot Goldenthal - Golden Gate (Golden Gate) - 03:36
06. Danny Elfman - Finale (To Die For) - 03:53
07. Elmer Bernstein - Jack and Bernadette (Frankie Starlight) - 03:47
08. Marc Shaiman - Wedding Preparations (In & Out) - 05:29
09. George S. Clinton - End Credits (Wild Things) - 05:15
10. Charlie Clouser - Episode Three: Play Stay (Wayward Pines) - 02:01
11. John Murphy - The End (Armored) - 03:21
12. Larry Groupé - Intake (Nothing But The Truth) - 04:10
13. Paul Haslinger - Lily's Lounge (Takers) - 03:23
14. Mark Isham - Sense of Touch (Crash) - 06:44
15. James Newton Howard - Rosario (The Saint of Fort Washington) - 04:41
16. Alexandre Desplat - WXYZ-TV Channel 8 (Asteroid City) - 02:37
17. Elmer Bernstein - Roofdance (Frankie Starlight) - 04:04
18. Michael Brook - Tunnel (Albino Alligator) - 05:01
19. Elliot Goldenthal - The Woman Cries (Golden Gate) - 03:34
20. Rob Simonsen - I'm Sorry I Ruined Your Life (Girl Most Likely) - 03:08
21. Danny Elfman - Main Titles (To Die For) - 04:10
22. Larry Groupé - Erica VS CIA (Nothing But The Truth) - 03:14
23. Marc Shaiman - Teacher of the Year/People/Wedding (In & Out) - 04:11
24. Rob Simonsen - The Line Up (Going In Style) - 02:47
25. James Newton Howard - Main Titles (The Saint of Fort Washington) - 04:44
26. Marc Shaiman - End Credit Suite (One Night at McCool's) - 05:22
27. Ryuichi Sakamoto - Reunion (Proxima) - 02:37
28. Zbigniew Preisner - Blue Waves (Haunted Heart) - 02:09
29. Mark Isham - Flames (Crash) - 07:59
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen