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Sonntag, 5. Februar 2023

Playlist #364 vom 12.02.2023 - Neuheiten 2023 (1)

Die erste Neuheiten-Sendung in diesem Jahr präsentiert auch gleich eine Vielzahl von neuen Namen, von denen sich einige in den nächsten Jahren noch von sich hören lassen werden. Davon abgesehen sind illustre Komponisten wie Alexandre Desplat, Thomas Newman, Howard Shore und Gabriel Yared mit neuen Arbeiten vertreten, Siddharta Khosla, Rupert Gregson-Williams, Trevor Rabin und Lorne Balfe sind mit neuer Musik zu Fernsehserien am Start, und mit Martin Todsharow und Volker Bertelmann haben wir auch wieder zwei deutsche namhafte Vertreter am Start. 
Der ehemalige Yes-Musiker Trevor Rabin ist als Filmkomponist vor allem durch seine Arbeit an den Jerry-Bruckheimer-Blockbustern „Con Air“ und „Armageddon“ bekannt geworden, bevor er 2004 und 2007 die beiden „National Treasure“-Filme „Das Vermächtnis der Tempelritter“ und „Das Vermächtnis des geheimen Buches“ mit Nicolas Cage in der Hauptrolle vertonte. 
In der neuen Disney+-Serie „National Treasure – Edge of History“ begibt sich die 20-jährige Jess auf die Suche nach dem Geheimnis ihrer Familiengeschichte und nach verlorenen historischen Schätzen, wobei sie und ihre Freunde musikalisch wie zuvor schon Nicolas Cage von Trevor Rabin musikalisch begleitet werden. 
In seiner freien Adaption von Aleksandr Grins Roman „Das Purpursegel“ erzählt der italienische Regisseur Pietro Marcello die märchenhafte Geschichte der achtjährigen Juliette, deren Mutter während der Geburt ihres Kindes gestorben ist und die deshalb bei Adeline in einem kleinen Dorf in der Normandie aufwächst, wo auch ihr Vater nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg unterkommt. Juliette wächst zu unabhängigen, schönen Frau heran, die sich ihrer Wirkung auf die Männer kaum bewusst ist und viel lieber ihre Zeit mit Musik, Gedichten und dem Traum vom Fliegen verbringt, den ihr die „Hexe“ des Dorfes eingegeben hat. Als ihr der prophezeite Prinz mit den Purpurflügeln, in Gestalt des Piloten Jean, begegnet, stürzt sie sich in eine leidenschaftliche Affäre mit ihm. 
Die romantisch-einfühlsame Musik stammt von Gabriel Yared („Der englische Patient“, „Unterwegs nach Cold Mountain“). 
„Ich traf Pietro Marcello im Dezember 2020, nachdem ich seinen bemerkenswerten Film ,Martin Eden‘ gesehen hatte. Pietro ist ein visionärer Künstler, den ich zutiefst bewundere. Die Partitur für ,L’Envol‘ basiert auf den Songs, die ich lange vor den Dreharbeiten komponiert habe. Diese lieferten die Inspiration und die thematischen Elemente für das, was folgte“, rekapituliert Yared. „Da der Film einen sehr intimen Stil hat, wollte ich dieses Gefühl auf die Musik übertragen, weshalb alle Stücke für ein kleines Ensemble orchestriert sind. In der Passacaglia, die das Album eröffnet, zolle ich J. S. Bach Tribut, dessen Musik sowohl Pietro als auch ich verehren.“ 
Mit seiner Musik zu Edward Bergers neunfach Oscar-nominierter Neuverfilmung von Erich Maria Remarques berühmtesten Roman „Im Westen nichts Neues“ ist Volker Bertelmann nach „Lion – Der lange Weg nach Hause“ (2016) erneut im Rennen um den Academy Award für die Beste Originalmusik. Ein weiteres Kriegsdrama hat Bertelmann mit „War Sailor“ des norwegischen Filmemachers Gunnar Vikene vertont. Der Film erzählt von einem frisch verheirateten Vater von drei drei Kindern, der sich beim Beginn des Zweiten Weltkriegs mit seinem Jugendfreund auf einem Handelsschiff mitten im Atlantik befindet. Als ihr Schiff für den Krieg instrumentalisiert wird, finden sie sich an der Front wieder, kämpfen in Zivilkleidung und ohne Waffen, bis ihr Schiff von deutschen U-Booten angegriffen wird.  
Bertelmann komponierte dazu einen elegisch-melancholischen Score, der nicht nur die unvorhergesehene Teilnahme der beiden Männer am Kriegsgeschehen untermalt, sondern auch den schwierigen Kampf um das Zusammenhalten der Familie inmitten der Kriegswirren. 
Gleich zwei neue Produktionen sind von dem dänischen Filmemacher Nicolas Winding Refn („Only God Forgives“, „Drive“) am Start. Mit der sechsteiligen Serie „Copenhagen Cowboy“ bewegt sich NWR in der Unterwelt von Kopenhagen, wo die geheimnisvolle Miu nach mehreren Jahren Gefangenschaft in einem Bordell der albanischen Mafia flieht, um in dieser Welt einen Neuanfang zu starten. Miu macht sich auf die Suche nach Gerechtigkeit und trifft bei ihrem Rachefeldzug auf ihre Erzfeindin, mit der sie sich auf eine Odyssee durch die reale und übernatürliche Welt begibt. 
„Touch of Crude“ ist dagegen ein 23minütiger Kurzfilm, den NWR für die kommende Frauen-Sommerkollektion von Prada inszeniert hat. 
Während Refns langjähriger musikalischer Begleiter Cliff Martinez alleinverantwortlich für die Musik des Modefilmchens gewesen ist, erhielt er beim Soundtrack zur Netflix-Serie Unterstützung u.a. von Peter Peter und Peter Kyed, die bereits an den NWR-Produktionen von „Valhalla Rising“, „Pusher II“ und „Pusher III“ beteiligt gewesen sind. 
Mit „Lieber Kurt“ verfilmte Til Schweiger (natürlich wieder mit sich selbst in der Hauptrolle) den gleichnamigen Roman von Sarah Kuttner. In dem Drama teilen sich Jana und Kurt nach ihrer Trennung das Sorgerecht für ihren sechsjährigen Sohn. Als dieser bei einem Sturz vom Klettergerüst ums Leben kommt, wissen weder die beiden Eltern noch die neue Lebensgefährtin des Vaters, wie sie mit ihrer Trauer umgehen sollen. Martin Todsharow, der seit Til Schweigers Regiedebüt „1 ½ Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde“ (2008) regelmäßig für die musikalische Untermalung von Schweigers Regiearbeiten verantwortlich zeichnet, schuf für „Lieber Kurt“ eine bewegende, minimalistisch inszenierte Musik. 
„Nach so vielen Jahren der Zusammenarbeit mit meinem Freund und Regisseur Til Schweiger war es wieder eine neue Reise – tief in emotionale Abgründe tauchen und die Gedanken fließen lassen! Einfach und klassisch habe ich versucht, einen traumhaften Mikrokosmos für diesen wundervollen Film über Verlust, Liebe und immer größer werdende Hoffnung zu erschaffen.“ 
Felix Herngren erzählt in seinem neuen Film „Day by Day“ von einem außergewöhnlichen Road-Trip, den fünf verschiedene Menschen in einem Wohnmobil von Schweden in die Schweiz unternehmen, um die Wünsche eines sterbenden alten Mannes zu erfüllen. Dabei werden Generationen übergreifende Freundschaften entwickelt, der Grundstein für eine Romanze im Herbst des Lebens zweier Menschen gelegt und lebensverändernde Entscheidungen getroffen. 
„Da der Hintergrund des Films der letzte Wunsch eines sterbenden Mannes für einen Roadtrip von existenziellen Ausmaßen von Skandinavien durch Europa war, hatte ich das Gefühl, dass ich wirklich eine Partitur schaffen musste, die die äußeren und inneren Welten dieser Reise klanglich und melodisch miteinander verbinden kann“, beschreibt der schwedische Komponist Matti Bye die Arbeit an „Day by Day“. „Also entschied ich mich, eine hybride Partitur zu schaffen, die die melodischen Sensibilitäten im melancholischen Skandinavien erfasst und dennoch in eine Art südeuropäische Klangwelt eingebettet ist. Dadurch haben wir etwas sehr Authentisches und Dynamisches geschaffen, die Außenwelt spiegelt die Innenwelt wider und unterstreicht den sich ständig ändernden Horizont der Emotionen im Film, indem wir Humor, Liebe, Leben und Tod in einer Partitur finden.“ 
Die norwegische Geigerin Eldbjørg Hemsing präsentiert mit „Arctic“ ein Konzeptalbum, das sie zusammen mit dem Arctic Philharmonic eingespielt hat und eine musikalische Reise durch die vom Klimawandel stark bedrohte Arktis darstellt. Dabei verbindet sie in der Adaption von Werken so unterschiedlicher Komponisten wie Selim Palmgren, Edvard Grieg, Henning Sommerro und James Newton Howard. Im Zentrum des Albums steht allerdings die 20-minütige „The Arctic Suite“ von Jacob Shea
„Ich wollte einmalige, einprägsame Melodien mit einem malerischen orchestralen Klang verbinden, der dem großen Panorama der Arktis entspricht, um diese emotionale Geschichte zu erzählen. Entstanden ist eine sehr abwechslungsreiche Art Filmmusik für den Konzertsaal oder ein Soundtrack für eine innere Reise“, erzählt Hemsing über die Arbeit an „Arctic“
In Luis Tinocos Science-Fiction-Drama „The Antares Paradox“ muss sich Alexandra in einem Wettlauf gegen die Zeit entscheiden, ob sie sich in den nächsten Stunden lieber mit einem kritischen Familiendrama auseinandersetzt oder die Antwort auf eine der drängendsten Fragen der Menschheit finden will. 
„Die Verwendung des Hauptthemas ist auch ein Paradoxon, weil es verwendet wird, um über Alex’ Gefühle gegenüber ihrer Familie zu sprechen, was eine sehr intime und persönliche Situation darstellt, aber es wird auch verwendet, um über außerirdisches Leben und unseren Platz als Menschen im Universum zu sprechen“, beschreibt der spanische Komponist Arnau Bataller seine Arbeit an diesem Film. „Obwohl der Film über eine große technologische Komponente verfügt, wurde in der Musik nur ein leichter Hauch von Elektronik verwendet, da die Klaviermelodien und die großen Orchestertuttis die Hauptelemente des Scores darstellen.


Playlist: 

1. Trevor Rabin - Masonic Temple (National Treasure: Edge of History) - 03:08 
2. Gabriel Yared - Suite (L'envol) - 04:46 
3. Pinar Toprak - Bedroom Tango (Shotgun Wedding) - 02:16 
4. Howard Shore - Edgar A. Poe (The Pale Blue Eye) - 03:56 
5. Ruth Barrett - Niassa (The Terminal List) - 03:27 
6. Rob Simonsen - God's Rays (The Whale) - 05:10 
7. Bear McCreary - Tormented Lovers (The Witcher: Blood Origin) - 04:19 
8. Alexandre Desplat - Bakary (Tirailleurs) - 05:26 
9. Volker Bertelmann - Reunion (War Sailor) - 03:48 
10. Alex Somers - You Miss Me (Mars) - 02:51 
11. Lorne Balfe - Until the Day I Die (His Dark Materials - Series 3, Episodes 7 & 8) - 03:48 
12. Dominic Lewis - Orange Peel (Kaleidoscope) - 04:05 
13. Rob - Santa Monica (Run Sweetheart Run) - 02:50 
14. Blanck Mass - Helideck (The Rig) - 04:09 
15. Peter Peter - Sick Bed (Copenhagen Cowboy) - 03:11 
16. Cliff Martinez - Red Pink and Blue Part 1 (Touch of Crude) - 08:16 
17. Martin Todsharow - Three Steps (Lieber Kurt) - 04:12 
18. Matti Bye - Day by Day (Day by Day) - 01:44 
19. Rupert Gregson-Williams - A Flaw (Hunters - Season 2) - 02:22 
20. Siddhartha Khosla - What About a Tour? (Welcome to Chickendales) - 02:04 
21. Lachlan Anderson - Greenham Common (Mothers of the Revolution) - 03:37 
22. Rob - Finale (Les Survivants) - 03:51 
23. Eldbjørg Hemsing & Arctic Philharmonic - The Arctic Suite: II. Aurora (Arctic) - 03:12 
24. John Paesano - Let's Go Home (Night at the Museum: Kahmunrah Rises Again) - 02:10 
25. Jeff Beal - Make a Change (The Champions) - 05:09 
26. Hildur Guðnadóttir - Speak-up (Women Talking) - 03:17 
27. Isobel Waller-Bridge - Doing Nothing With Friends (The Boy, the Mole, the Fox and the Horse) - 02:42 
28. Thomas Newman - Rock-A-Bye (A Man Called Otto) - 03:39 
29. Tim Hecker - The Infinity Pool (The Infinity Pool) - 02:55 
30. Arnau Bataller - The End (The Antares Paradox) - 10:08

Dienstag, 1. Januar 2019

Playlist #257 vom 06.01.2019 - BEST OF 2018

Wir blicken auf ein ereignisreiches Kinojahr zurück, das uns ebenso vielschichtige, unterschiedliche Filme präsentierte wie die dazugehörigen Soundtracks, von denen ich euch in der ersten Sendung in diesem Jahr einige meiner persönlichen Highlights vorstellen möchte. Da dürfen die von mir seit Jahren geschätzten Star-Komponisten James Newton Howard und Alexandre Desplat ebenso wenig fehlen wie Danny Elfman, Dustin O’Halloran, Hauschka und Nicholas Britell mit ihren ruhigeren Klängen, die beiden Radiohead-Musiker Jonny Greenwood und Thom Yorke mit ihren außergewöhnlichen Filmarbeiten oder Anna Meredith, Cliff Martinez und Rob mit ihren elektronisch geprägten Scores.

Mit Filmemacher Gus Van Sant verbindet Danny Elfman eine langjährige Zusammenarbeit, die 1995 mit „To Die For“ begann und über „Good Will Hunting“, das „Psycho“-Remake, „Milk“ und „Promised Land“ bis zum aktuellen Biopic „Don’t Worry, weglaufen geht nicht“ führt, in der Van Sant die wahre Geschichte des alkoholsüchtigen Partylöwen John Callahan (Joaquin Phoenix) erzählt, der nach einem Autounfall an den Rollstuhl gefesselt ist, aber durch eine skurrile Gruppe der Anonymen Alkoholiker wieder zurück ins Leben findet und nicht nur eine neue Liebe, sondern auch ein Talent für das Zeichnen von Cartoons entdeckt, mit denen er weltberühmt wird.
Elfman untermalt dieses komödiantische Drama mit einer eindringlichen Mischung aus wenigen akustischen Instrumenten, von denen immer wieder die Streicher und das Piano in den Vordergrund stehen und von Percussions und Petra Hadens Stimme verstärkt werden, mit der Elfman bereits bei „The Circle“ zusammengearbeitet hatte.
Das Piano steht auch in Dustin O’Hallorans (Oscar-nominiert für seine Arbeit an „Lion: Der lange Weg nach Hause“) Score zu Marc Turteltaubs Regiedebüt „Puzzle“ im Mittelpunkt. Der Film erzählt die Geschichte der Hausfrau Agnes (Kelly Macdonald), deren Leben sich nur um die Versorgung ihrer Männer und die Ordnung im Haushalt dreht. Als sie zum Geburtstag ein Puzzle geschenkt bekommt, erschließt sich ihr eine ganz neue Welt. Die Freude an ihrem neuen Hobby lässt sie sogar die Hausarbeit vergessen und Nachschub in einem Laden in der Stadt besorgen, wo sie auf eine Anzeige stößt, in der jemand einen Puzzle-Partner sucht. Die folgenden Treffen mit Robert (Irrfan Khan) helfen Agnes dabei, auch ihr eigenes Leben neu zu ordnen.
O’Halloran wusste nach dem Lesen des Skripts sofort, mit welchen musikalischen Mitteln er das Projekt angehen wollte. „In diesem Fall wusste ich schnell, dass ich mit einem kleinen Streicherensemble, Klavier und Holzbläsern arbeiten wollte“, erzählt der Komponist im Interview mit Deutschlandfunk Kultur. „Holzblasinstrumente vermitteln immer so einen etwas altmodischen Klangeindruck, und das passte gut zur Hauptfigur des Films, Agnes, die lieber puzzelt als ihr Smartphone zu benutzen. Und dann kam noch die Harfe dazu: Die hab‘ ich bislang sehr selten eingesetzt, aber in diesem Fall repräsentiert sie die besondere Magie, diese innere Schönheit, die Agnes an sich entdeckt.“
Auch Volker Bertelmann aka Hauschka hat sich im vergangenen Jahr mit einigen bemerkenswerten Scores hervorgetan, so zum romantischen Abenteuer-Drama „Die Farbe des Horizonts“ (Adrift) von Baltasar Kormákur, das von einem frischen Liebespaar erzählt, das von Tahiti aus mit dem Segelboot den Pazifik überqueren will und dabei in einen schweren Sturm gerät. Der in Düsseldorf lebende Komponist hat sich seit 2004 mit seiner Kunst, besondere Klangwelten durch präparierte Klaviere zu erzeugen, einen Namen gemacht und arbeitet seit 2007 zunehmend auch an Filmen wie „Glück“, „The Boy“ und „Stürmische Ernte“. In 2018 hat er nicht nur an der TV-Mini-Serie „Patrick Melrose“ mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle, sondern auch an den Filmen „Was uns nicht umbringt“, „Hotel Mumbai“, „Ashes in the Snow“ und eben „Die Farbe des Horizonts“ gearbeitet, wo er Streicher- und Piano-Klänge mit preparierten Drums Holzinstrumenten einsetzte.
Auch Daniel Hart, der als Violinist bei St. Vincent und Broken Social Scene tätig gewesen ist, bevor er ins Filmmusikgeschäft einstieg und so bemerkenswerte Scores zu „A Ghost Story“ und „Tumbletown“ kreierte, ist für seine eher minimalistisch orchestrierten Soundtracks bekannt. Mit dem Regisseur David Lowery arbeitet Hart seit „St. Nick“ (2009) regelmäßig zusammen und realisierte nach „The Saints – Sie kannten kein Gesetz“, „Elliot, der Drache“ und „A Ghost Story“ auch Lowerys neues Comedy-Crime-Drama „Ein Gauner & Gentleman“, in dem Robert Redford den mehrfachen Bankräuber Forrest Tucker spielt, dem es insgesamt 18 mal während seiner lebenslangen Haftstrafe gelungen ist, aus dem Gefängnis auszubrechen, auch von Alcatraz.
Hart komponierte einen wunderbar jazzigen, luftigen und melancholischen Score, der auch jenseits des Films einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Den großorchestralen Reigen eröffnet dann James Newton Howard, der 2018 an gleich drei Blockbuster-Produktionen beteiligt gewesen ist, beginnend mit dem Spionage-Drama „Red Sparrow“ von Francis Lawrence, mit dem der Komponist bereits an „I Am Legend“, „Wasser für die Elefanten“ und den letzten drei Filmen der „Tribute von Panem“-Reihe zusammengearbeitet hatte. Vor allem in der knapp 12-minütigen „Ouverture“, die musikalisch Bezug auf die Tanzkarriere der Protagonistin nimmt und Bezüge auf russische Komponisten wie Shostakovich aufweist, dokumentiert Howard seine kompositorische Klasse, ebenso in den ebenfalls sehr langen Tracks „Didn’t I Do Well?“ und „End Titles“ mit den elegischen Melodiebögen und feinen Choreinlagen.
„Mit Francis Lawrence zu arbeiten, macht immer Spaß. Seine Filme eröffnen große musikalische Möglichkeiten, während seine Kommunikationsfähigkeiten klar und beständig sind. Meine erste Aufgabe bei ‚Red Sparrow‘ bestand darin, ein zwölfminütiges Stück zu komponieren, das sowohl als Ballett als auch als Begleitung zu einer entfalteten Erzählung fungieren kann“, meint Howard. Seinen klassischen Wurzeln blieb der prominente Komponist, der bei acht Nominierungen immer noch auf seine erste Oscar-Auszeichnung wartet, auch in Walt Disneys „The Nutcracker and the Four Realms“ treu, an dessen Musik er zwei Jahre arbeitete und für die er sich immer wieder auf die berühmten Themen bezog, die Tchaikovsky für sein 1892 inszeniertes Ballett komponiert hatte. „Tchaikovsky ist einer der größten Melodien-Schreiber aller Zeiten. Die Farben des ,Nussknacker‘-Balletts sind ins Vokabular der Filmmusik übergegangen“, meint Howard. „Der Score ist sehr traditionell ausgefallen, mit großem Orchester, vielen Holzbläsern und Streichern, dazu Glockenspiel, Kirchen- und Chormusik“.
Großartig ist auch seine Arbeit zum neuen „Fantastische Tierwesen“-Abenteuer „Grindelwalds Verbrechen“ ausgefallen, dem erfolgreichsten Film des vergangenen Jahres. Howard setzte dazu ein 90-köpfiges Orchester und einen 40-stimmigen Chor ein, um ebenso spannende wie dunkle, humorvolle und berührende Momente stimmungsvolle zu untermalen.
Ebenso umtriebig war der französische Komponist Alexandre Desplat, zuletzt Oscar-prämiert für seine Arbeiten an Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ und Guillermo del Toros „The Shape of Water“. Zu Jacques Audiards dunklen Comic-Western „The Sisters Brothers“ schuf Desplat einen für das Genre mehr als ungewöhnlichen Score.
„Was könnte ich für einen Western schreiben? Weil der Film so anders ist, erlaubt er auch etwas anderes“, erzählt der Komponist im Interview mit Indiewire. „Es gibt keine Blechbläser, sondern eine kleine Jazz-Combo, die aber etwas seltsame, bedrückene, dunkle Musik spielt. Es war ein langer Prozess des Experimentierens und des Versuchs, nicht von Bernstein, Morricone oder sonstwem beeinflusst zu werden.“
Desplat ließ sich für seinen unorthodoxen Western-Score vom Jazz und Blues, aber auch von John Cage inspirieren, benutzte ein präpariertes Klavier, Timpani Drums und Cimbalon sowie eine von seiner Frau gespielten elektrischen Violine.
Außergewöhnlich ist auch die erneute Zusammenarbeit zwischen Wes Anderson und Alexandre Desplat beim Stop-Motion-Abenteuer „Isle of Dogs“ ausgefallen, nachdem sie bereits erfolgreich die Filme „Fantastic Mr. Fox“, „Moonrise Kingdom“ und „Grand Budapest Hotel“ verwirklicht haben.
„Es ist, als ob Mr. Fox mit der Atombombe zusammentrifft, es ist verrückt“, meint Desplat. „Der Reichtum des Visuellen ist einfach unglaublich. Die Detailfreude bei den Puppen. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen. Die Musik ist ein Mix aus Japan, Wes Anderson und Desplat, die in einem Zimmer spielen. Halte nach dem Irrsinn Ausschau!“
Dagegen fallen Desplats Musik zu Chris Weitz‘ Drama um die Jagd nach Nazi-Verbrechern „Operation Finale“, Frederik Wiedmann Score zu dem Abenteuer-Road-Movie „Snow To Sand“ und Nicholas Britells Arbeit an Barry Jenkins‘ („Moonlight“) neuen Drama „Beale Street“ wieder etwas ruhiger und konventioneller aus, ehe Anna Meredith, Rob und Cliff Martinez mit ihren Scores demonstrieren, wie vielseitig mittlerweile wieder mit Synthesizern an Soundtracks gearbeitet wird. Zu den Oscar-Kandidaten für die beste Filmmusik zählen in diesem Jahr sicher auch der Schwede Ludwig Göransson, der für die Aufnahmen zum Marvel-Film „Black Panther“ nach Afrika gereist ist, um sich dort Inspirationen für die Untermalung des ersten schwarzen Superhelden im Marvel-Universum zu holen.
Und auch Spike Lee kehrt mit seinem neuen Film „BlacKkKlansman“ zum Rassissmus-Thema früherer Werke wie „Malcolm X“ und „Rodney King“ zurück, wozu Terence Blanchard einen furiosen Orchester-Funk-Mix kreierte. Funkig-groovig geht es auch in den beiden Heist Movies „Ocean’s 8“ und „King of Thieves“ zu, während die beiden Radiohead-Musiker Thom Yorke (zum „Suspiria“-Remake) und Jonny Greenwood (zu Lynne Ramsays Thriller-Drama „A Beautiful Day“) ebenso ungewöhnliche Klänge gefunden haben wie Oscar-Gewinner Justin Hurwitz („La La Land“) zu Neil Armstrongs humanistischen Weltraum-Trip „First Man“ und der im vergangenen Jahr verstorbene Isländer Jóhann Jóhannsson zum Horror-Drama „Mandy“.
Playlist:
01. Danny Elfman - Drawing Montage (Don't Worry, He Won't Get Far On Foot) - 03:01
02. Dustin O'Halloran - Puzzle Competition (Puzzle) - 02:39
03. Hauschka - Destination Unknown (Adrift) - 03:29
04. Hauschka - Opening (Was uns nicht umbringt) - 05:15
05. Carter Burwell - The Mortal Remains (The Ballad of Buster Scruggs) - 02:41
06. Daniel Hart - The Diner [Part One] (The Old Man and the Gun) - 03:11
07. James Newton Howard - Blonde Suits You (Red Sparrow) - 04:59
08. James Newton Howard - Sugar Plum and Clara (The Nutcracker and the Four Realms) - 07:42
09. James Newton Howard - Leta's Flashback (Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald) - 04:40
10. Alexandre Desplat - To Jacksonville (The Sisters Brothers) - 03:26
11. Alexandre Desplat - To Israel (Operation Finale) - 02:28
12. Frederik Wiedmann - Winter (Snow to Sand) - 03:02
13. Nicholas Britell - Agape (If Beale Street Could Talk) - 02:55
14. Trent Reznor & Atticus Ross - Big Wide World (Mid90s) - 03:19
15. Anna Meredith - MIDI (Eigth Grade) - 03:42
16. Cliff Martinez - Oh My God I Shot You (Game Night) - 05:05
17. Rob - Cave (Revenge) - 03:31
18. Ludwig Goransson - A Kings Sunset (Black Panther) - 04:28
19. Terence Blanchard - Photo Opps (BlacKkKlansman) - 03:39
20. Daniel Pemberton - OSR I - III (One Strange Rock) - 03:43
21. Daniel Pemberton - Nine-Ball (Ocean's 8) - 03:40
22. Benjamin Wallfisch - Night at Hatton Garden (King of Thieves) - 04:20
23. Thom Yorke - The Hooks (Suspiria) - 03:18
24. Jonny Greenwood - Tree Synthesizers (You Were Never Really Here) - 04:25
25. Alexandre Desplat - End Titles (Isle of Dogs) - 04:52
26. Justin Hurwitz - The Landing (First Man) - 05:32
27. Jóhann Jóhannsson - Mandy Love Theme (Mandy) - 04:39
28. Harry Gregson-Williams - "It's Not For Me" (Breath) - 06:58

Montag, 12. September 2016

Playlist #197 vom 18.09.2016 - NEUHEITEN 2016 (5)

Auch wenn die letzte Neuheiten-Sendung erst sechs Wochen her ist, ist im Filmmusik-Sommer so viel passiert, dass zwei Stunden kaum ausreichen, die interessanten neuen Soundtracks zu präsentieren. Wir unternehmen mit Ólafur Arnalds eine musikalische Reise nach Island, Lévon Minassian und Armand Armar entführen uns nach Armenien, Pedro Bromfman nach Kolumbien, aber der Großteil der hier und heute präsentierten Soundtracks führt uns nach Hollywood, wo unter anderem aufwändige Remakes der Klassiker „Die glorreichen Sieben“ und „Ben Hur“ ebenso produziert wurden wie die üblichen Action-Thriller, Komödien und Dramen.

Den Auftakt zur heutigen Sendung bildet der isländische Komponist Ólafur Arnalds, der sieben Wochen lang durch sein Heimatland Island reiste und in jeder Woche an einem anderen Ort mit einem anderen Künstler (u.a. mit dem Filmkomponisten Atli Örvarsson, dem Poeten Einar Georg Einarsson und Nanna Bryndís Hilmarsdóttir von Of Monsters And Men) einen Song aufnahm. Nachdem der Künstler seine musikalische Reise, die von Baldvin Z auch auf Film festgehalten wurde, auf der Website www.islandsongs.is dokumentierte, erscheinen die sieben Songs nun auch auf dem CD/DVD-Doppelalbum „Island Songs“.
„Ich möchte immer, dass alles perfekt klingt, aber ich weiß auch, dass Perfektion nicht zwingend für gute Musik notwendig ist“, kommentiert der Künstler die Arbeit an dem Album. „So sind diese Projekte aus einem inneren Kampf mit mir selbst entstanden, aus dem Wunsch, etwas Spontanes und Improvisiertes zu kreieren.“ 
Mit „Orphée“ präsentiert Arnalds Landsmann Jóhann Jóhannsson ebenfalls ein neues Studio-Album, das erste in sechs Jahren. Dabei vereint der Isländer all die vertrauten Facetten seiner früheren Werke, intime Streicher-Quartette, satte Orchester-Arrangements, elektronische Elemente, Chor und Solo-Instrumente wie Piano und Orgel.
„Im Gegensatz zu meinen früheren Alben begann die Arbeit an diesem Album nicht mit einem konzeptuellen oder narrativen Thema, das die Musik zusammenfügt. Stattdessen schien die Musik auf ihre Form, auf ihren Moment zu warten“, erklärt Jóhannsson.
In ähnlichen musikalischen Gefilden wirkt auch Max Richter, der mit „Morgan“ das Regiedebüt von Ridley Scotts Sohn Luke Scott vertont hat. Dabei erinnert vor allem der Main Title an Richters letzte Arbeit „Sleep“, verbindet in dem ätherischen Score wie gewohnt rhythmische elektronische Elemente und orchestrale Elemente zu einem stimmungsvollen Gesamtbild. Elektronische Klänge gibt es aber auch von vielen weiteren Künstlern in dieser Sendung zu hören, so von dem britischen Electro-Act Hybrid, der nach Beiträgen zu Filmen wie „The Equalizer“, „Unstoppable“, „Hercules“ und „Total Recall“ den kompletten Score zum Action-Thriller „Take Down“ beigesteuert hat. Aber auch Brian Reitzell hat zu „Kicks“ ebenso pulsierende Electro-Beats arrangiert wie Ex-Tangerine-Dream-Mitglied Paul Haslinger zur TV-Serie „Halt And Catch Fire“, Craig Armstrong zu dem Biopic „Snowden“ und Atticus Ross zu Steve Hoovers Dokumentation „Almost Holy“.
Gleich mit drei neuen, ebenfalls stark elektronisch geprägten Arbeiten ist der französische Komponist Robin Coudert alias Rob zu hören („Emperdument“, „Made In France“, „Le Bureau des Légendes“).
Und schließlich gibt es mit „The Magnificent Seven“ auch die letzte Arbeit des im vergangenen Jahr bei einem Flugzeugabsturz getöteten James Horner zu hören. Nach dem Ende der Arbeit an „Southpaw“ im Frühjahr 2015 begannen Regisseur Antoine Fuqua und James Horner ihre nächste Zusammenarbeit zu besprechen und kamen zu dem vorläufigen Schluss, dass zwar Elmer Bernsteins klassisches Thema berücksichtigt werden musste, die Musik zur neuen Erzählung von Akira Kurosawas „Die sieben Samurai“ aber moderner klingen musste.
James Horner konnte noch einige Themen komponieren, die sein langjähriger Mitarbeiter Simon Franglen dann in dessen Sinne weitergeführt hat. Von dem großen Miklos Rozsa, der 1959 die epische Musik zum mehrfach Oscar-prämierten „Ben Hur“ komponiere, ließ sich indes Marco Beltrami kaum beeindrucken, als er nun das Remake des russischen Filmemachers Timur Bekmambetov („Wanted“, „Abraham Lincoln Vampirjäger“) zu vertonen hatte. Er kreierte zunächst sehr einfühlsame, von einer Flöte, Violine und zarter Solo-Stimme getragene Klänge, ehe die Action und der Hass einsetzen, was der Musik dramatischere Züge abverlangt.
Gefühlvoll geht es dann mit Oscar-Preisträger Alexandre Desplat und seiner Musik zu Derek Cianfrances („Blue Valentine“) neuen Drama „The Light Between Oceans“ weiter. Dazu gesellen sich Fernando Velázquez‘ epischer Score zu Koldo Serras Kriegs-Drama „Gernika“, Patrick Cassidys irisch gefärbte Musik zur Dokumentation „1916: The Irish Rebellion“ und Dario Marianellis fernöstlich akzentuierte Musik zu dem Animationsfilm „Kubo And The Two Strings“.
Playlist:
01. Ólafur Arnalds - Oldurót (Island Songs) - 04:26
02. Jóhann Jóhannsson - Flight From The City (Orphée) - 06:31
03. Max Richter - Sketch #1 Morgan Main Title (Morgan) - 03:25
04. Brian Reitzell - 606 in the 510 (Kicks) - 04:54
05. Paul Haslinger - It Speaks (Halt And Catch Fire - Seasons 1 & 2) - 04:20
06. Craig Armstrong - Ed Copies Data (Snowden) - 06:21
07. Joel Douek - Investigating (Manhattan Night) - 03:16
08. Mark Kilian - Production In Jeopardy (Honey 3: Dare To Dance) - 03:47
09. Hybrid - Maxwell's House (Take Down) - 03:24
10. Rob - Eperdument Final (Eperdument) - 02:40
11. Rob - Program 291 (Le Bureau des Légendes) - 03:10
12. Rob - Bullet (Made In France) - 03:48
13. Pedro Bromfman - Agent Murphy (Narcos) - 02:25
14. Marco Beltrami - Ben-Hur Theme (Ben-Hur) - 02:48
15. James Horner & Simon Franglen - Takedown (The Magnificent Seven) - 05:50
16. Lévon Minassian & Armand Amar - Oror (Sources) - 04:52
17. Fernando Velázquez - The Consul And Nikolai (Gernika) - 04:46
18. Alexandre Desplat - In God's Hands (The Light Between Oceans) - 04:58
19. Patrick Cassidy - GPO Dublin (1916: The Irish Rebellion) - 04:10
20. Dario Marianelli - Hanzo's Fortress (Kubo And The Two Strings) - 05:46
21. Christopher Lennertz - Enough Is Enough (Bad Moms) - 04:58
22. Daniel Hart - Saying Goodbye (Pete's Dragon) - 05:02
23. Jeff Russo - Dr. Katz (The Night Of) - 03:23
24. Atticus Ross & Leopold Ross - One Block Further (Almost Holy) - 04:57
25. Mark Isham - Adrian Cook (Mechanic: Resurrection) - 04:12
26. Hanan Townshend - Finale, Pt. 2 (The Vessel) - 09:55

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