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Montag, 1. Oktober 2012

Playlist # 95 vom 07.10.2012 - LISA GERRARD + BRENDAN PERRY (DEAD CAN DANCE) Special

Seit 1981, als sich Brendan Perry und Lisa Gerrard im fernen Australien unter dem Namen Dead Can Dance firmierten und sich damit in die Nähe von ähnlich lautenden Bands wie Death In June, Play Dead oder Christian Death begaben, haftet ihnen das dunkel-mystische Etikett der Gothic-Szene an. Dabei hat sich das ausdrucksstarke Duo stets eindeutigen musikalischen Kategorien entzogen und munter zwischen Wave-, Mittelalter-, Neoklassik- und World-Music-Elementen seine eigene Nische gefunden und über die Jahre mit Meisterwerken wie „Within The Realm Of A Dying Sun“, „Aion“ und „Into The Labyrinth“ perfektioniert.

Mit dem Ende ihrer Liebesbeziehung ging die Band nach dem 96er Album „Spiritchaser“ auseinander. Das seit einigen Wochen erhältliche Comeback-Album „Anastasis“ kam für Fans und Kritiker überaus überraschend. Lisa Gerrard hat sich nach der Auflösung der Band eine erfolgreiche Solo-Karriere aufgebaut, die durch ihre Teilnahme an dem populären „Gladiator“-Soundtrack mit Hans Zimmer einen enormen Popularitätsschub erhielt. Zusammen mit Musikern wie Jeff Rona („A Thousand Roads“), Pieter Bourke („Ali“, „The Insider“), Cye Wood (“The Trail Of Genghis Khan”) und aktuell Marcello De Francisci (“Insight”, “Oranges And Sunshine”, “Samsara”) machte sie sich einen Namen in der Independent-Filmmusikszene und veröffentlichte – ebenfalls meist unter Mithilfe von Künstlern wie Patrick Cassidy, Pieter Bourke und De Francisci – diverse Soloalben, die allerdings selten die Qualität der ausgefeilten und berührenden Dead-Can-Dance-Werke erreichten. Das gelang Brendan Perry mit seinen gerade mal zwei Soloalben „The Eye Of The Hunter“ (1999) und „Ark“ (2011) schon wesentlich besser.
Allerdings blieb unverkennbar, dass die Genialität beider Musiker nur gemeinsam zur vollen Blüte geraten kann. Insofern war die Dead-Can-Dance-Tour im Jahre 2005 schon ein Schritt in die Richtung, die nun mit dem neuen Album „Anastasis“ endlich wieder in neuem Material mündete. Die acht Songs klingen ganz wie die vertrauten Dead Can Dance, wirken aber bei aller kompositorischer Güte ungewöhnlich glatt produziert, wie man es bereits auf dem elektronisch inszenierten „Ark“-Album von Brendan Perry wahrnehmen konnte.
„Spätestens seit dem Einsatz mittelalterlicher Instrumente auf ihrem dritten Album 'Within The Realm Of A Dying Sun' (1987) machte das Duo aus Brendan Perry und Lisa Gerrard Weltmusik avant la lettre. Daneben inspirierten sie den Neoklassik-Aufschwung, und mit Gerrards glossolalisch-sinntransgredierendem Altgesang erfand man das Heavenly-Voices-Genre, das freilich zügig zum Sammelbecken für gefühligversäuselten Ethnokitsch mutierte“, schreibt Thomas Hübener in seiner Rezension auf spex.de und beschreibt das neue Album wie folgt: „Statisch und dynamisch zugleich wälzen sich kräftige Streicher, fast schon wagnernde Dissonanzbläser sowie ein ungeheuer körperliches Schlagwerk einen reinigenden Pilgerweg entlang. Der Seelenaufschwung wird gebremst durch eine Erdenschwere, die man zuletzt ganz am Beginn ihrer Laufbahn hörte.
Gerrards Klosterschwesterchoräle gleichen dem durch tiefe Nachtschwärze brechenden Mondstrahl, Perrys Trauerrednerbariton brummt wie gehabt voller nachrufhafter Versöhnlichkeit. Um die Welt, in der wir leben, mit ihren Supermärkten, Like-Buttons und Aufreißlaschen, geht es natürlich wieder mal nicht, dafür um Wiedergeburt, Erinnerung, den Weltgeist – die platonischen big issues eben. Das ist halt der Deal. Man hat sich aber noch nie so gern auf ihn eingelassen wie bei ‚Anastasis‘.“ Daneben gibt es auch neue Soundtracks zu hören: Die neu veröffentlichte Deluxe-Version des Soundtracks zu Ron Frickes „Baraka“ enthält den Dead-Can-Dance-Klassiker „The Host Of Seraphim“, zu Frickes neuen Film „Samsara“ komponierten sowohl Michael Stearns („Baraka“) als auch Lisa Gerrard mit Marcello De Francisci die Musik. Der nonverbale Film wurde in über zwanzig Ländern auf allen fünf Kontinenten gedreht und präsentiert eine „geführte Meditation“ über den Kreislauf des Lebens, von der Geburt bis zum Tod.
Gedreht in über zwanzig Ländern auf allen fünf Kontinenten, begleiten wir Fricke, der seine Karriere als Kameramann für den Klassiker „Koyaanisqatsi“ (1982) begann und so gleich das Vorbild für seine eigene Arbeit geliefert bekam, auf eine „geführte Meditation“ über den Kreislauf des Lebens, von der Geburt bis zum Tod. Die hypnotischen und atemberaubend schönen Aufnahmen wurden auf 70mm gedreht. Die Dreharbeiten dauerten mehr als fünf Jahre und führten das Team an außergewöhnliche und magische Orte auf der ganzen Welt.
„Eigentlich ist ein solches Unterfangen zum Ethno-Kitsch verdammt. Und tatsächlich scheint der Film in eine fatale Schieflage zu geraten, wenn zu Beginn opulente Naturaufnahmen übergehen in dramatisch beleuchtete Kirchen-Innenräume. Doch ‚Samsara‘ erstarrt keinesfalls in sakraler Ehrfurcht. Schon bald schleichen sich düstere Zwischentöne ein. So steht inmitten der Kirche auch der aufgebahrte, einbalsamierte Leichnam eines Kindes. Tod und Vergehen nehmen langsam immer mehr Platz ein und werden zu einer festen Größe im Bedeutungsraum von ‚Samsara‘. Bald verlässt der Film die archaische Natur ganz und zeigt in langen, beeindruckenden Zeitraffer-Sequenzen den Irrsinn der modernen Zivilisation und ihrer Produktionsprozesse. Maschinen scheinen das Leben zu verschlingen: zerlegen Schweine, köpfen Hühner, melken Kühe in einer unaufhörlich sich drehenden Anlage. Menschen stehen an Fließbändern, bauen Autos, Computer, Sexpuppen, Waffen und werden uniformer Bestandteil eines scheinbar unaufhaltsamen Prozesses. Das Rad des Lebens, hier rast es in unkontrollierbarer Geschwindigkeit dahin. ‚Samsara‘ verdichtet die Arbeitswelten moderner Gesellschaften in einer Eindringlichkeit, die ‚Metropolis‘ und ‚Moderne Zeiten‘ nur erahnen konnten“, fasst Oliver Kaever in seiner Rezension auf programmkino.de zusammen.
„Dass ‚Samsara‘ aber mehr zu bieten hat als Schauwerte, ist nicht den Bildern, sondern ihrer Montage zu verdanken – zumindest dann, wenn die Filmemacher, wie Eingangs beschrieben, assoziativ arbeiten und Bedeutung nicht erzwingen wollen. Das gelingt ihnen nicht immer. Wenn Fleischproduktion und Fettleibigkeit verschränkt werden, wirkt der zivilisationskritische Ansatz zu platt. Meist aber widerstehen Fricke und Magidson solcher Direktheit und erschaffen ein genuin filmisches Universum, das nicht mit Sprache erklärt oder wiedergegeben werden kann. Eine dunkle Magie geht von diesem Film aus, die das Leben in seiner ganzen schrecklichen Schönheit zeigt.“

Playlist:
1 Lisa Gerrard + Marcello De Francisci - Modern Life (Samsara) - 06:07
2 Dead Can Dance - The Host Of Seraphim (Baraka) - 06:17
3 Lisa Gerrard + Marcello De Francisci - It's Been A Long Time (Insight) - 03:06
4 Lisa Gerrard + Marcello De Francisci - Let The Rest Go (Oranges And Sunshine) - 04:52
5 Dead Can Dance - Anabasis (Anastasis) - 06:51
6 Lisa Gerrard - The Messenger (Black Opal) - 05:05
7 Brendan Perry - Babylon (Ark) - 06:10
8 Dead Can Dance - Amnesia (Anastasis) - 06:38
9 Lisa Gerrard + Marcello De Francisci - In The Beginning Was The Word (Departum) - 03:47
10 Lisa Gerrard + Michael Edwards - The Path Ahead (Ichi) - 04:15
11 Brendan Perry - Utopia (Ark) - 05:58
12 Brendan Perry - Voyage Of Bran (Eye Of The Hunter) - 05:33
13 Dead Can Dance - Opium (Anastasis) - 05:46
14 Lisa Gerrard + Marcello De Francisci - Diary For The Fallen (Departum) - 04:28
15 Lisa Gerrard - Desert Song (Black Opal) - 04:32
16 Lisa Gerrard - Black Forest (Black Opal) - 04:41
17 Dead Can Dance - Return Of The She-King (Anastasis) - 07:52
18 Lisa Gerrard + Marcello De Francisci - Food Chain (Samsara) - 04:05
19 Lisa Gerrard + Marcello De Francisci - Let The Children Play (Departum) – 04:14
20 Brendan Perry - Wintersun (Ark) - 06:03
21 Lisa Gerrard – Tell It From The Mountain (Black Opal) – 04:36
22 Lisa Gerrard + Marcello De Francisci - Geisha (Samsara) - 04:31
23 Brendan Perry - Crescent (Ark) - 09:34

Donnerstag, 20. September 2012

Playlist # 94 vom 23.09.2012 (1) - JASON BOURNE Special

Wenn eine Filmreihe in den letzten Jahren das Spionage-Genre um den Klassiker „James Bond 007“ bereichert hat, trifft dies neben der Spielfilmadaption der Fernsehserie „Mission: Impossible“ vor allem auf die Adaption von Robert Ludlums „Jason Bourne“-Roman-Reihe zu.
Nach drei fulminanten Inszenierungen von Doug Liman und Paul Greengrass mit einem charismatischen Matt Damon in der Hauptrolle präsentiert sich nun mit „Das Bourne Vermächtnis“ Teil 4 des erfolgreichen Franchise – nach dem Ausstieg des Erfolgsduos Paul Greengrass/Matt Damon nun mit Drehbuchautor Tony Gilroy auch hinter der Kamera und mit Jeremy Renner in der Hauptrolle des Jason-Bourne-Leidgenossen Aaron Cross.

2002 verfilmte Doug Liman den bereits 1980 veröffentlichten Robert-Ludlum-Bestseller „Die Bourne Identität“. Der Komplexität des über 600 Seiten starken Romans wird der Film natürlich nicht gerecht, und überhaupt orientiert sich die Handlung der Bourne-Filme nur lose am Geschehen der literarischen Vorlagen. Doch in Sachen Action setzte Doug Liman mit „Die Bourne Identität“ einen Standard, der mit jedem der folgenden Filme sogar noch überboten wurde. Erzählt wird, wie der leblos im Mittelmeer treibende Körper eines Mannes (Matt Damon) von einem kleinen Fischerboot aufgegriffen wird. Der Mann erwacht ohne jegliche Erinnerung an seine Identität, macht sich nach einem Hinweis aber auf den Weg in die Schweiz, wo er in einem Bankschließfach sechs unterschiedliche Pässe, Banknoten in verschiedenen Währungen und einen Revolver vorfindet. Da sich unter den Ausweisen auch ein amerikanischer auf den Namen Jason Bourne befindet, macht er sich auf den Weg zur amerikanischen Botschaft, wird aber sofort von der Schweizer Polizei verfolgt. Er bietet der deutschen Touristin Marie Kreutz (Franka Potenta) 20.000 Dollar, wenn sie ihn nach Paris fährt, wo Jason Bourne seinen Wohnsitz haben soll. Dort wartet allerdings bereits ein CIA-Agent auf ihn. Noch weiß Bourne nicht, dass er ein Experiment des streng geheimen Treadstone-Projekts ist, das Agenten zu perfekten Tötungsmaschinen ausbildet. Da das Projekt aber abgebrochen wurde, sollen alle Teilnehmer des riskanten Projekts ausgeschaltet werden …
Doug Liman, der mit ‚Go‘ und ‚Swingers‘ auf sich aufmerksam machen konnte, liefert mit ‚Die Bourne Identität‘ einen spannenden actionreichen Agententhriller ab, der geschickt das recht hohe Tempo variiert, und es somit versteht, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Die Inszenierung des Films lehnt sich stark an Genrevertreter der späten 70er Jahre an, was durch die eher konservative Regiearbeit, die auf eine gewisse Natürlichkeit und Einfachheit baut, verstärkt zur Geltung kommt. Die Action-Sequenzen sind routiniert inszeniert, und die lange Verfolgungsjagd gehört mit zu den besten, die man in der letzten Zeit zu sehen bekam. Dennoch wirkt der Film ein wenig inhaltsleer, auch wenn die Storygrundstruktur gefällt. Man hat immer das Gefühl zu wissen, was folgen wird. So beginnt der Film bisweilen ein wenig belanglos zu wirken. Dies macht zum einen die originelle Inszenierungsweise, zum anderen die gute Besetzung wett: Matt Damon liefert eine seiner besten Leistungen ab und Franka Potente ist einfach die perfekte Schauspielerin für die Rolle der Marie Kreutz. Mit dieser Leistung dürfte sie in Hollywood richtig auf sich aufmerksam gemacht haben“, resümiert Tobias Wunsch auf MovieMaze.de
Auch für die Fortsetzung holte sich Universal mit Paul Greengrass einen recht unbekannten Regisseur, der aber immerhin mit „Vom Fliegen und anderen Träumen“ (1998) und „Bloody Sunday“ (2002) aufhorchen ließ. Wieder nur lose an Robert Ludlums gleichnamige Romanvorlage angelehnt, setzt „Die Bourne Verschwörung“ dort an, wo „Die Bourne Identität“ aufgehört hat. Der immer noch teilweise an Amnesie leidende Ex-CIA-Agent Jason Bourne ist mit seiner Freundin Marie in Goa untergetaucht, gerät dort aber ins Visier des russischen Killers Kiril (Karl Urban). Während Marie bei dem Attentat ums Leben kommt, kann Bourne nach Neapel entkommen, wo er aber gleich festgenommen wird, weil er zwei CIA-Agenten in Berlin ermordet haben soll. Bei der fehlgeschlagenen Aktion sollte ein russischer Informant Beweise für die Veruntreuung von 20 Millionen Dollar durch einen CIA-Agenten zugunsten russischer Verbindungsleute übergeben, und am Tatort wurde ein Fingerabdruck von Jason Bourne gefunden, wie Assistent Director Pamela Landy (Joan Allen) auf Nachfrage bei Ward Abbott (Brian Cox), dem Leiter des streng geheimen Treadstone-Projekts, ermitteln kann.
Bourne überwältigt seine Wächter und kann das Telefonat des örtlichen CIA-Agenten mit Landy abhören. Er macht sich auf den Weg nach Berlin und trifft sich mit der dortigen Agentenbetreuerin Nicolette Parsons (Julia Stiles). Als er von der Ermordung des russischen Politikers Vladimir Neskis hört, kehren wieder einige Erinnerungen zurück. In Moskau sucht Bourne nach weiteren Hinweisen, die seine Unschuld beweisen und weitere Teile seiner verloren gegangenen Erinnerungen zurückbringen.
Vor allem die rasant inszenierten Kampf- und Verfolgungsszenen machen „Die Bourne Verschwörung“ zu einem atemberaubenden Action-Film, die durch John Powells grandiosen Score perfekt untermalt wird, und findet in Moskau seinen pulsierenden Höhepunkt.
"Nicht nur in dieser aufwändigen Verfolgungssequenz sind Kamera und Montage technisch und ästhetisch ganz 'en vogue', wobei eine neue Apparatur eingesetzt wurde, die es der Kamera erlaubt, noch unbeschränkter ins furiose Geschehen einzutauchen“, meint Holger Römers in seiner Kritik (film-dienst 21/2004). „Diesen Effekt unterstreichen Stakkato- Schnitte, die mit erfreulichem Gespür für Rhythmus gesetzt sind. Trotzdem wünscht man sich, dass der Film auch formal in gewisser Hinsicht so altmodisch wäre, wie es sein Stoff punktuell ist. Dass eine Verfolgungsjagd filmästhetisch auf der Höhe der Zeit ist, heißt nämlich auch hier, dass die Filmemacher gar nicht mehr beabsichtigen, dem Publikum einen Überblick über den rasanten Ablauf zu vermitteln." 
An der 2007 erschienenen Fortsetzung „Das Bourne Ultimatum“ arbeitete das bewährte Erfolgsteam erneut zusammen, das von Tony Gilroy verfasste Drehbuch wurde wieder mit Matt Damon in der Hauptrolle als Jason Bourne unter der Regie von Paul Greengrass verfilmt, John Powell komponierte wieder die schweißtreibende Musik. Die Handlung knüpft dabei direkt an den Vorgänger an, indem Jason Bourne nach wie vor den noch nicht vollständig erfassten Hintergrund seiner Person aufzuklären versucht, während ihn die CIA nach wie vor auszuschalten versucht. Weitere Informationen erhofft sich Bourne von dem Londoner Journalisten Simon Ross, der an einem Artikel über ihn schreibt, doch Ross wird in der belebten Bahnhofshalle der Londoner Waterloo Station erschossen. Bourne bringt jedoch in Erfahrung, dass das Projekt Treadstone nicht beendet, sondern durch die Operation Blackbriar ersetzt worden ist. Die nächste Spur führt Bourne nach Madrid, wohin auch Nicky Parsons versetzt worden ist. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Neal Daniels, der zu den inneren Mitarbeitern des Treadstone-Projekts zählte. Derweil setzt Deputy Director Noah Vosen (David Strathairn) alles daran, jeden Mitwisser des illegalen Blackbriar-Programms zu eliminieren …
„Nahezu vollständig mit der Handkamera gefilmt, mit schnellen Schnitten und einem harten, militaristischen Score unterlegt, gibt es für den Zuschauer nur selten einen Moment der Ruhe. So atemlos wie Jason Bourne rennt, springt, und sich mit seinen Kontrahenten spektakuläre Verfolgungsjagden liefert, so rastlos und vital gibt sich der gesamte Film. Die Action setzt auf das Duell Mann gegen Mann, auf den erbarmungslos ausgetragenen Infight, in den auch die Kamera zuweilen verwickelt wird. Bewusst verzichtet Greengrass hierbei auf CGI-generierte Explosionen und pyrotechnischen Ballast. Vielmehr zieht sich der realistische Anstrich bis in die Choreographie der einzelnen Action-Sequenzen“, resümiert Marcus Wessel auf programmkino.de. „Noch bevor Daniel Craig in ‚Casino Royale‘ einen neuen, geerdeten Bond-Typus darstellen durfte, zeigte dieser Jason Bourne bereits, dass die Antwort auf die Effektgewitter der großen Action-Blockbuster nur in der Rückbesinnung auf ein nüchternes und dennoch leidenschaftliches Testosteron-Kino liegen kann. Neben Matt Damons physisch beeindruckendem Jump’n’Run-Part, wartet der dritte Bourne aber zudem mit einem psychologisch ausgefeilten Duell zwischen Joan Allen und David Strathairn auf. Über die Diskussionen ihrer Filmfiguren liefert Das Bourne Ultimatum ganz nebenbei einen Einblick in die nach den Terroranschlägen des 11. Septembers schwer traumatisierte Seele Amerikas und in zwei nicht miteinander vereinbare Philosophien von Sicherheit und Freiheit.“ 
Für Paul Greengrass und Matt Damon war die Geschichte von Jason Bourne damit zu Ende erzählt. Während die weiteren Romane von Eric van Lustbader, der die Reihe nach Robert Ludlums Tod fortsetzt, noch immer mit Jason Bourne in der Hauptrolle agieren, musste sich Tony Gilroy diesmal etwas Neues einfallen lassen, nämlich einen neuen Titelhelden kreieren. Gilroy („Michael Clayton“, „Duplicity“) nahm selbst hinter der Kamera Platz und positionierte mit dem aufstrebenden Jeremy Renner („Mission: Impossible – Phantom Protocol“, „The Hurt Locker“) als Agent Aaron Cross einen neuen Helden und ersetzte Komponist John Powell durch James Newton Howard, mit dem er bereits an seinen ersten beiden Regieprojekten erfolgreich zusammengearbeitet hatte.
Parallel zur Handlung von „Das Bourne Ultimatum“ angesiedelt, erzählt „Das Bourne Vermächtnis“ die Geschichte von Aaron Cross, der ähnlich wie Bourne an einem Superagenten-Programm teilnimmt. Bei Outcome wurde er durch eine genetische Manipulation zu einem übermenschlich gestählten Killer, der nun ebenso wie seine Mitstreiter auf der Abschussliste von Eric Byer (Edward Norton) steht, der als Direktor der Geheimorganisation NRAG (National Research Array Group) das Ende all dieser Operationen und den Tod aller dort ausgebildeten Agenten befiehlt. Doch Cross entgeht einem Attentat ebenso wie die Wissenschaftlerin Dr. Marta Shearing (Rachel Weisz), die nun gemeinsam ihren Häschern zu entfliehen versuchen. Allerdings gehen Cross allmählich die Medikamente aus, die seine komplizierte Körperchemie ausbalancieren.
Bei der Kritik kam Gilroys „Bourne“-Sequel nicht ganz so gut an wie die wegweisenden Vorgänger.
"‘Das Bourne Vermächtnis‘ kontert auf Old-School-Art und kommentiert nebenbei nicht nur die Überreizungen seines Regie-Vorgängers, sondern auch den zeitgeistigen Körperkult und Perfektionswahn. Jeremy Renner, der in ‚The Avengers‘ den Comic-Helden Hawkeye spielt und den Großteil der Stunts selbst absolvierte, spielt Aaron Cross feinnervig wie einen ADHS-Patienten auf Ritalin-Entzug. Er etabliert sich mit seiner ersten tragenden Action-Rolle als kompetenter leading man. Doch all das - und eine extrem ausgedehnte Motorrad-Verfolgungsjagd mit spektakulärem Finale - reicht letztlich nicht aus, um den ganzen Film zu tragen, zumal, wenn man ihn zwangsläufig mit seinen Vorgängern vergleichen muss. Zu langatmig und zerfasert gibt sich ‚Das Bourne Vermächtnis‘, bis er nach gut einer Stunde Laufzeit endlich ein angemessenes Tempo erreicht“, meint Andreas Borcholte auf spiegel.de. „Die Inszenierung ist ermüdend konventionell: Verschwunden sind die waghalsigen Kamera-Operationen, das Gefühl, den Protagonisten unbequem nah auf die Pelle zu rücken - kurzum alle Elemente, mit denen Paul Greengrass die angespannte Atmosphäre seiner Thriller fast körperlich erfahrbar machte. Unter Gilroys Regie schrumpft die einst superlative Bourne-Reihe auf ein solides Durchschnittsthrillermaß.“ 

Filmographie:
2002 - Die Bourne Identiät
2004 - Die Bourne Verschwörung
2007 - Das Bourne Ultimatum
2012 - Das Bourne Vermächtnis

Playlist:
1 Moby - Extreme Ways [Bourne's Legacy] (The Bourne Legacy) - 04:51
2 John Powell - Main Titles (The Bourne Identity) - 04:17
3 John Powell - The Drop (The Bourne Supremacy) - 03:42
4 John Powell - Funeral Pyre (The Bourne Supremacy) - 02:21
5 John Powell - Nach Deutschland (The Bourne Supremacy) - 02:40
6 James Newton Howard - Drone (The Bourne Legacy) - 04:15
7 John Powell - Taxi Ride (The Bourne Identity) - 03:43
8 John Powell - Man Verses Man (The Bourne Ultimatum) - 05:46
9 James Newton Howard - Manila Lab (The Bourne Legacy) - 02:40
10 John Powell - Six Weeks Ago (The Bourne Ultimatum) - 04:30
11 John Powell - Moscow Wind Up (The Bourne Supremacy) - 06:55
12 John Powell - Tangiers (The Bourne Ultimatum) - 07:40

Soundtrack Adventures with JASON BOURNE at Radio ZuSa by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Mittwoch, 19. September 2012

Playlist # 94 vom 23.09.2012 (2) - BREAKING BAD Special

Fünf Staffeln lang zählte die Emmy-prämierte Serie „Breaking Bad“ zu den absoluten Highlights des Fernsehprogramms. Im Mittelpunkt der Serie steht die außergewöhnliche Geschichte eines krebskranken 08/15-Chemielehrers, der für das Wohl seiner Familie zum Meth-Produzenten wird. Aus dieser Konstellation heraus erklärt sich auch der merkwürdig anmutende Titel der Serie, denn der aus dem Südstaaten-Slang stammende Begriff bedeutet etwa „auf die schiefe Bahn geraten“ oder auch „sich über geltende Gesetze hinwegsetzen“.

Vince Gilligan kam die Idee zur Serie während einer Schreibblockade, als ihm ein befreundeter Autor vorschlug, statt Drehbücher zu schreiben mit Methamphetamin zu handeln. Als Gilligan über die Motivation zu einer solchen Entscheidung und ihre Folgen nachdachte, war das Konzept für „Breaking Bad“ geboren. 2009 erhielt der Autor dafür den renommierten Writer’s Guild Award.
Als Highschool-Chemielehrer in Albuquerque, New Mexico, kommt der 50-jährige Walter White (Bryan Cranston) mit seiner schwangeren Frau Skyler (Anna Gunn) und dem an zerebraler Kinderlähmung leidenden Teenagersohn Walter Jr. (RJ Mitte) halbwegs über die Runden. Um das Gehalt aufzubessern, jobbt Walter in einer Waschanlage, wo er plötzlich zusammenbricht. Die plötzliche Diagnose, dass der überzeugte Nichtraucher unheilbar an Lungenkrebs erkrankt ist, wirft Walters Lebensplanung komplett über den Haufen. Ausgerechnet sein Schwager Hank (Dean Norris) bringt Walter auf die Idee, wie er die Familie auch nach seinem Ableben versorgen kann: Als er nach einem Fernsehbericht über einen gelungenen Coup der DEA erfährt, wie viel Geld sich mit dem Verkauf von Methamphetamin machen lässt, gerät Walter auf die schiefe Bahn. Zusammen mit dem Kleindealer Jesse (Aaron Paul), den Walter in der Schule durchfallen ließ, macht er sich schnell als versierter Meth-Kocher einen Namen. Nur mit dem Dealen haben Walter und Jesse so ihre Probleme. Denn mit den Gangsterbossen in der Drogenszene ist überhaupt nicht zu spaßen. Und es ist natürlich alles andere als einfach, das neue Doppelleben vor seiner Familie und auch seinem Schwager geheim zu halten.
Ursprünglich war die erste Staffel von „Breaking Bad“ auf neun Folgen ausgelegt, doch der Streik der Drehbuchautoren führte dazu, dass die erste Staffel nach sieben Folgen etwas abrupt enden musste. Bei dem bewusst langsamen Erzählduktus der Serie kann „Breaking Bad“ in der ersten Staffel sein Potenzial nur andeuten. Doch die vorrangigen Stärken kommen bereits gut zur Geltung. Nicht nur Walter White macht aufgrund seiner plötzlichen Krankheit eine sehr ambivalente Entwicklung vom liebenden Familienvater zum Kriminellen mit guter Absicht durch, auch seine Mitmenschen haben ihre Last im Leben zu tragen. Die karge Landschaft, in die sich Walter und sein drogensüchtiger Partner mit dem Wohnmobil zum „Kochen“ zurückziehen, bietet das perfekte Panorama für die oft gebrochenen Figuren, für die der amerikanische Traum in weiter Ferne liegt.
Bryan Cranston („Malcolm mittendrin“, „Seinfeld“) überzeugt in der ungewohnt ernsten Rolle des todkranken Chemielehrers, dessen berufliche Qualifikation ein ganz neues Betätigungsfeld eröffnet, das ebenso illegal und gefährlich wie lukrativ erscheint. Aaron Paul als sein drogensüchtiger Partner-in-crime Jesse Pinkman bildet mit seiner fahrig-nervösen Darstellung ebenso den quirligen wie amüsanten Counterpart zum besonnenen Lehrer wie Dean Norris als Walters Schwager Hank, der sich engagiert dem Kampf gegen den Drogenhandel widmet.
Das außergewöhnliche Serienkonzept von „Akte X“-Mitautor Vince Gilligan, die intelligenten Drehbücher, großartige Darsteller, ein stimmungsvoller, nur dezent platzierter Soundtrack und die Entwicklung der einzelnen Figuren machen „Breaking Bad“ zu einer packenden wie eindringlichen Serie der besonderen Art.
Nachdem die erste Staffel von „Breaking Bad“ über gerade mal sieben Folgen nur anreißen konnte, was sich ein verzweifelter, sterbenskranker Familienvater alles einfallen lässt, um seine Frau und Kinder nach seinem Ableben versorgt zu wissen, entfaltet die zweite Staffel in dreizehn Folgen die ganze Bandbreite des Dilemmas, das mit dem Eintritt eines einfachen Chemielehrers in die Welt des illegalen Drogenhandels einhergeht. Zu Beginn der zweiten Staffel ist der Meth-Handel unerwartet gut angelaufen. Allerdings gehen die schnell erwirtschafteten Gewinne sofort wieder für die kostspieligen Behandlungen drauf, die Walter über sich ergehen lassen muss. Dabei muss er bereits ein großes Maß an Einfallsreichtum beweisen, wenn er seiner Familie glaubwürdig vermitteln will, dass das Geld beispielsweise von Walters ehemaligen Geschäftskollegen Gretchen und Elliott Schwartz stammt, die nicht zuletzt durch Walters fachliche Qualitäten reich geworden sind. Walters hochschwangere Frau Skyler nimmt wieder ihre alte Stelle als Buchhalterin an, um Geld nach Hause zu bringen, und der durch Kinderlähmung behinderte Walter Jr. stellt eine Spenden-Website online, die der angeheuerte Anwalt Saul Goodman fortan zur Geldwäsche des schmutzigen Drogengeldes missbraucht. Während es Walter immer schwerer fällt, das zunehmend komplexere Lügenkonstrukt seiner Familie gegenüber aufrechtzuerhalten, versucht er mit seinem jungen Partner Jesse Pinkman den Verkauf der kostbaren Ware zu beschleunigen und auf andere Reviere auszuweiten. Doch das lässt sich die Konkurrenz natürlich nicht gefallen und dezimiert Jesses Team an Laufburschen, während der DEA-Beamte Hank dem geheimnisvollen Phantom Heisenberg nachjagt, nicht ahnend, dass niemand Geringerer als Walter dahinter steckt …
Die extrem kurze erste Staffel wirkt gerade mal wie ein Prolog zu dieser höchst aufregenden Serie mit dem originellen Konzept, das sich erfrischend von den üblichen Drama-, Crime- und Comedy-Serien abhebt. In der zweiten Staffel werden die einzelnen Figuren weitaus intensiver charakterisiert, ihre liebenswerten wie bedenklichen Macken offensichtlich, was sie zutiefst menschlich und somit authentisch macht. Natürlich ist es vor allem spannend mit anzusehen, wie Walter White zunehmend Gefallen daran findet, in kürzester Zeit so richtig viel Geld zu machen. Und gerade wenn er daran zu denken beginnt, aus dem gefährlichen Geschäft auszusteigen, ist eine weitere Finanzspritze nötig. So entwickelt sich ein dramatisches Puzzle-Spiel, bei dem Walter unauffällig zwischen seinem Lehrerjob, seiner Familie und seinem geheimen Leben als Heisenberg jonglieren muss. Das führt zu so manch tragischen, brutalen, aber auch schwarzhumorigen Zwischenfällen, die „Breaking Bad“ so sehenswert machen.
‘Breaking Bad‘ lockt sehr wirkungsvoll mit dem Reiz des Verbrechens, entpuppt sich aber als eine zutiefst moralische Serie, welche die Charaktere mit ihren Selbsttäuschungen, unter bestimmten Bedingungen das Falsche tun zu dürfen, nicht davonkommen lässt. Nur mal ein bisschen Drogen produzieren, in einer persönlichen Notsituation und mit besten Absichten, ist keine Option. Die Figuren geraten in einen Sog, der sie zu immer auswegloseren Entscheidungen zwischen zwei Übeln zwingt, Entscheidungen auf Leben und Tod. Den ersten Menschen hat der brave Walter White schon in der ersten Folge auf dem Gewissen“, meint Stefan Niggemeier auf faz.de „Danach gibt es kein Zurück. ‚Breaking Bad‘ zeigt uns den Absturz des Walter White, der gleichzeitig eine Befreiung ist. Eine Befreiung aus einem bürgerlichen Alltag voller Routine, Kleinmut und Vernunft, Demütigungen und Zumutungen, symbolisiert schon durch das Auto, das White fährt: einen unförmigen, plastikhaften Pontiac Aztek, schrecklich praktisch und uncool bis weit über die Grenze der Lächerlichkeit hinaus. Als Chemielehrer ist sein Talent verschwendet, die Schüler dämmern vor sich hin, als Drogenproduzent aber kann White seine Genialität zeigen, wird respektiert und schließlich gefürchtet.“
"Breaking Bad"-Komponist Dave Porter - copyright by Julio Moreno
Obwohl Musik und Sounds nur spärlich in „Breaking Bad“ eingesetzt werden, spielt sie eine wichtige Rolle. Komponist Dave Porter hat nicht nur das sehr texanisch klingende Hauptthema komponiert, sondern auch atmosphärische, manchmal mehr nach Sounddesign klingende Cues, die die dramatischen Aspekte der Story unterstreichen.
„Für ‚Breaking Bad‘ habe ich mich fort von meiner traditionellen orchestralen Ausbildung bewegt und ethnische Instrumente, entwickelte Klänge und meine große Sammlung an alten Synthesizern und Effekten bevorzugt. Außerdem ist nahezu alles irgendwie bearbeitet oder verfremdet worden, um die Musik losgelöst und anders klingen zu lassen als das, was man vielleicht erwartet“, bemerkt Dave Porter in einem Interview mit blogs.amctv.com. Für Porter ist Walter White der Dreh- und Angelpunkt der Serie, auch musikalisch gesehen. „Walters Reise und Abstieg ist das Rückgrat der Show. Im Verlauf von verschiedenen Staffeln hat er Orte verlassen, die er sich nie vorstellen konnte, verlassen. Was mich am meisten fasziniert, und ich versuche, immer daran zu denken, wenn ich den Score schreibe, ist, wie weit man als Zuschauer mit Walt zu sympathisieren bereit ist“, meint Porter auf soniccouture.com. „Es gibt Menschen, die von seinem Verhalten seit der ersten Staffel völlig entsetzt sind. Es gibt andere, die ihn verteidigen, egal, was er tut. Auf diese Weise zwingt dich ‚Breaking Bad‘ dazu, deine eigene Reaktion auf die Geschichte zu beobachten. Für mich bedeutet das, musikalisch gesehen, dass ich nie einen bestimmten Moment als ‚Breaking Bad‘-Moment herausstelle … weil es eine graduelle Evolution (oder Devolution) im Verlauf der Serie ist, und die Wahrnehmung des Wendepunktes ist bei jedem anders.“ 
Doch nicht nur der atmosphärische Score von Dave Porter spielt musikalisch eine Rolle, die Serie wartet auch mit einer Vielzahl ganz unterschiedlicher Songs auf, die wesentlich zur gelungenen Stimmung von „Breaking Bad“ beitragen. Music Supervisor Thomas Golubic hat bereits bei “Six Feet Under” sein ausgezeichnetes Gespür für die musikalische Untermalung einer Serie bewiesen. „Ich hüte mich davor, mich in einen Song zu verlieben und davon überzeugt zu sein, dass er in der Show eingesetzt werden sollte. Ich höre Songs, bei denen ich denke, ‚Oh, das klingt ganz nach Walt‘, oder ‚Das würde gut zu Jesse passen‘, aber es gibt ganz unterschiedliche Varianten in dieser Show“, meint Thomas Golubic im Interview mit blogs.amctv.com. „Eine Menge der Musik hat keinen Einfluss auf Walt oder Jesse, Musik aus der Außenwelt, sei es in einem Schuhladen oder einer Boutique, nett und leicht betäubend. Das ist sehr leicht, sanft, eine solipsistische Qualität außerhalb ihrer Welt. Die Welt da draußen ist auf eigene Weise unter Drogen gesetzt. Alles ist ein wenig zu glatt und zu angenehm. Dann hast du diese Welt von Walt und Jesse, die zerlumpt ist und nahezu platzt vor umständlichen Enthusiasmus. Das ist die Dichotomie der beiden verschiedenen Welten.“
Bei „Akte X“-Schöpfer Chris Carter hat Vince Gilligan als Show Runner gelernt, wie man gute Drehbücher für Fernsehserien schreibt. Offensichtlich hat er gut aufgepasst, denn mit seiner eigenen Schöpfung „Breaking Bad“ schuf Gilligan eine thematisch außergewöhnliche, großartig gespielte und perfekt inszenierte Serie. Vor allem die Wandlung von Walter White vom biederen Chemie-Lehrer zum ehrgeizigen Drogenproduzenten verleiht der Serie eine faszinierende Spannung. Nachdem Walter in den ersten beiden Staffeln sein ursprüngliches Ziel erreicht hat, seine Familie nach seinem Ableben versorgt zu wissen, hat sein Doppelleben in der Unterwelt hat längst eine ganz eigene Dynamik entwickelt. Walters Schwager Hank ist dem Phantom „Heisenberg“ – wie sich Walter in den Kreisen des Drogenkartells nennt – immer dichter auf der Spur, Skyler reicht nach der Erkenntnis, woher Walters plötzlicher Wohlstand stammt, entrüstet die Scheidung ein, und Walters Geschäftspartner Jesse entschließt sich nach dem dramatischen Tod seiner Freundin zu einem Drogenentzug. Dem Autorenteam um „Breaking Bad“-Schöpfer Vince Gilligan gelingt es, Walters Leben immer komplizierter zu machen. Es ist faszinierend zu verfolgen, wie Walter sich von einem biederen Highschool-Lehrer ohne Ambitionen zu einem nahezu skrupellosen Geschäftsmann entwickelt, der mit allen Mitteln um seine Vorherrschaft auf dem Markt kämpft. In der dritten Staffel spielen dabei einige neue Charaktere eine wesentliche Rolle, allen voran der aus dem Fernsehen bekannte Anwalt Saul Goodman (Bob Odenkirk), der immer wieder für einen coolen Spruch zu haben ist und so für eine gesunde Prise trockenen Humor sorgt, und Walters Boss Gus (Giancarlo Esposito), der äußerst gelassen sein Revier verteidigt und schon einmal dafür vorsorgt, wenn Walter nicht mehr unter den Lebenden weilt. Doch Walter geht es nach einer gelungenen Operation und Therapie so gut wie lange nicht mehr … Die dritte Staffel von „Breaking Bad“ bietet über 13 Folgen einmal mehr anspruchsvolle Unterhaltung mit interessanten Figuren, Nebenhandlungen und einer gesunden Mischung aus Dramatik und Humor. Auch wenn viele Fans es bedauern, aber nach fünf Staffeln wurde die Serie eingestellt. „Ich möchte nicht, dass ‚Breaking Bad‘ beendet wird. Es ist der beste, befriedigendste Job, den ich je hatte, und ich bin traurig zu behaupten, dass das wahrscheinlich auch so bleiben wird. Diese Serie ist wahrscheinlich in kreativer Hinsicht der Höhepunkt meiner Karriere. Deshalb möchte ich nicht, dass sie endet, aber ich glaube, dass sie es muss. ‚Breaking Bad‘ war von Anfang an als eine sehr in sich abgeschlossene Geschichte konzipiert“, verrät Vince Gilligan im Interview mit blogs.amctv.com. „Man kann eine Story über Wandel und Transformation nur bis zu einem gewissen Punkt bringen. Und so sehr ich die Show liebe und so sehr ich nicht möchte, dass sie endet, möchte ich, dass sie an einem Punkt endet, an dem die Qualität so hoch wie möglich ist. Und ich möchte ‚Breaking Bad‘ so beenden, wie sie begonnen hat, mit Menschen, die von ihr begeistert und irritiert sind. Und ich möchte nicht, dass diese wundervollen Zuschauer jemals gelangweilt werden. Manchmal ist es besser, eine Party zu früh als zu spät zu verlassen.“
Playlist:
1 Dave Porter - Main Title - 01:15
2 Mick Harvey - Out Of Time Man - 02:57
3 Holy Fuck - They're Going To Take My Thumb - 05:27
4 The Silver Seas - Catch Yer Own Train - 03:06
5 The Be Good Tanyas - Waiting Around To Die - 05:12
6 Dave Porter - Baby's Coming - 04:09
7 Dave Porter - The Morning After - 02:24
8 Dave Porter - Searching For Jesse - 02:23
9 Rodrigo y Gabriela - Tamacun - 03:25
10 The Lions - Thin Man Skank - 03:45
11 Gnarls Barkley - Who's Gonna Save My Soul - 03:04
12 Apparat - Goodbye - 04:26
13 America - A Horse With No Name - 04:17
14 Alex Ebert - Truth - 04:20
15 Beastie Boys - Shambala - 03:40
16 Steve Gorn - Afterglow - 09:48

Soundtrack Adventures with BREAKING BAD at Radio ZuSa by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Freitag, 7. September 2012

Playlist # 93 vom 09.09.2012 - SYLVESTER STALLONE Special

Sylvester Stallone zählt zu den größten Action-Stars der 80er Jahre und polarisiert Kritiker und Publikum wie kaum ein zweiter Schauspieler und Regisseur. Ebenso oft, wie er als bester Schauspieler für den Oscar und andere renommierte Preise nominiert wurde, erhielt er Nominierungen für die „Goldene Himbeere“ als schlechtester Schauspieler. Davon unbeeindruckt darf sich der Sohn einer italoamerikanischen Familie an einer Karriere erfreuen, die in den erfolgreichen Serials „Rocky“ und „Rambo“ ihre Höhepunkte feiern durfte. Nun ist die unermüdliche Action-Ikone in dem Action-All-Star-Ensemble-Kracher „The Expendables 2“ zu sehen.

Der seit seiner Geburt an einer Muskellähmung im Gesicht leidende Stallone fand bereits in der Grundschule Interesse an der Schauspielerei, feierte aber zunächst als Football-Spieler in der Landesliga Erfolge. Nach einem zweijährigen Studium am American College of Switzerland in Leysin, wo er seinen ersten Bühnenauftritt in „Tod eines Handlungsreisenden“ hatte, studierte er an der Universität von Maine, die Stallone ohne Abschluss verließ, um sich ganz der Schauspielerei zu widmen. Nach einer Hauptrolle in dem Erotikfilm „The Party at Kitty and Stud’s“ nahm er kleinere Rollen in Woody Allens „Bananas“ und Dick Richards „Fahr zur Hölle, Liebling“ an, bevor er das Drehbuch zu „Rocky“ schrieb, das durch einen Kampf des weißen Boxers Chuck Wepner gegen den damaligen Weltmeister Muhammad Ali inspiriert wurde.
Unter der Voraussetzung, dass Stallone selbst die Hauptrolle spielen durfte, wurde „Rocky“ in nur 28 Tagen mit einem Budget von gerade mal 1,1 Millionen Dollar von John G. Avildsen inszeniert und avancierte 1976 zum großen internationalen Kassenhit, der bei der Oscar-Verleihung in den Kategorien „Bester Film“, „Beste Regie“ und „Bester Schnitt“ gewinnen konnte.
Es war zugleich der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen Stallone und dem Kompopnisten Bill Conti, in dessen Fußstapfen erst seit ein paar Jahren der aufstrebende Brian Tyler getreten ist.
Seinen quasi über Nacht gewonnenen Starruhm nutzte Sylvester Stallone, um bei den Fortsetzungen selbst die Regie zu übernehmen. Nur bei Teil 5 ließ er wieder Avildsen hinter die Kamera. Nach dem Gewerkschaftsdrama „F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg“ und dem Drama „Vorhof zum Paradies“ (beide 1978) präsentierte Stallone 1982 nicht nur den dritten Teil der nach wie vor populären „Rocky“-Reihe, sondern auch die gelungene Adaption von David Morrells 1972 veröffentlichten Thriller-Drama „Rambo“, in dem Stallone überzeugend einen Vietnam-Heimkehrer spielt, dem in seiner Heimat übel mitgespielt wird. Die weniger gelungenen Fortsetzungen setzten dagegen mehr auf blutige Action und einen übersteigerten Patriotismus, der das amerikanische Lebensgefühl während der Reagan-Ära und des „Kalten Krieges“ aber durchaus widerspiegelte.
Mitte der 80er Jahre begann der Stern von Sylvester Stallone allerdings zu sinken. Nachdem er 1985 noch mit „Rambo II“ und „Rocky III“ an den Kinokassen abräumen konnte und ein Jahr später mit „Die City-Cobra“ noch erfolgreich war, verblasste sein Action-Star-Image in Produktionen wie „Over The Top“ (1987) und „Lock Up – Überleben ist alles“ (1989).
Um seinem martialischen Image entgegenzuwirken, versuchte sich Stallone vergeblich auch in Komödien wie „Oscar – Vom Regen in die Traufe“ (1991) und „Stop! Oder meine Mami schießt“ (1992). Erst mit dem Thriller „Cliffhanger – Nur die Starken überleben“ (1993) und dem grandiosen Drama „Cop Land“ (1997) konnte sich Stallone wieder rehabilitieren. Vor allem in James Mangolds „Cop Land“, wo er den etwas tumben Polizisten Freddy spielt, zeigte Stallone eine Oscar-reife Leistung.
„Freddy ist ein Spätzünder in allen Lebensbereichen, und langsam wird ihm das selbst klar. Dargestellt wird er ausgerechnet von Sylvester Stallone, der normalerweise in seinen Filmen nicht lange fackelt, und bei ‚Cop Land‘ stellt sich die Frage, ob Stallone nur fett geworden ist oder schlicht großartig spielt. Trotz der hochkarätigen Besetzung mit allerlei Oscar-Schauspielern ist Stallone das eigentliche Ereignis des Filmes. Als geduldige Dumpfbacke mit behäbigem Gang und Minimal-Mimik fügt er seinem üblichen stoischen Blick nur wenige Nuancen hinzu, und doch schafft er durch geringste Mittel einen spannenden Charakter, den müden, einsamen Außenseiter, dessen Skepsis gegenüber seinen zwielichtigen Freunden langsam aber stetig wächst und schließlich in einer kurz entschlossenen Aktion zum Ausbruch kommt“, resümiert Richard Oehmann auf artechock.de
Davon abgesehen floppten weitere Filme mit dem ehemaligen Action-Star, der sich nun doch wieder seinen erfolgreichsten Projekten zuwandte und die Regie zu „Rocky Balboa“ (2006) und „John Rambo“ (2008) übernahm, womit sich Stallone eindrucksvoll als Action-Star zurückmeldete.
‚Rocky Balboa‘ ist genau das, was der verunglückte ‚Rocky V‘ hätte sein sollen: eine Rückkehr zu den Wurzeln – diesmal allerdings in Würde und nicht in Schimpf und Schande (sieben Nominierungen für die Goldene Himbeere). Story und Charaktere sind korrekt geerdet, das Milieu ist wieder glaubhaft. Die Atmosphäre des schmuddeligen Vorstadt-Philadelphia entfaltet sich blendend und kann zudem durch die Familien-Geschichte auf die gesamte Stadt ausgedehnt werden. Stallone hat dazu gelernt. Der Vater-Sohn-Konflikt funktioniert diesmal sehr gut, die Charakterzeichnungen stimmen nun wieder, da genügend Zeit ins Land gezogen ist, um Glaubwürdigkeit gedeihen zu lassen“, lobt Carsten Baumgardt auf filmstarts.de. „Sylvester Stallone ist also wider Erwarten aufgestanden und hat ein beachtenswertes Comeback hingelegt, das zwar nicht die Qualität, Wucht und Tiefe des ersten Teils aufweist, aber mit allen anderen mithalten kann. Mitunter wirkt ‚Rocky Balboa‘ ein wenig zu träge und Stallone übertreibt es mit der Lethargie. Dazu fehlt die explosive Dramatik der Trashteile und es ist an einigen Stellen nicht zu übersehen, dass Stallone nun wahrlich kein Skript-Genie ist, aber er legt noch einmal so viel Herzblut in die Sache, dass man letztendlich doch den Hut ziehen muss. Die von vielen befürchtete Blamage ist ‚Rocky Balboa‘ nicht ansatzweise. Im Gegenteil, der Abschluss ist nah am Niveau von Teil 2, besser als drei und vier (als fünf sowieso)... Diese Leistung hätte dem New Yorker wohl kaum noch jemand zugetraut.“
Sylvester Stallone sagte dazu in einem Interview mit dem general-anzeiger-bonn.de:
„Die Leute werden mich immer mit Rocky identifizieren. Deshalb hat es mich gewurmt, dass der fünfte Teil so ein schlechter Film war. Er hatte einfach nicht das Herz der anderen Filme. Noch Jahre später wurde ich von Fans darauf angesprochen - und ob ich das nicht mit einem letzten, guten Teil geradebiegen könnte. Man kann seine Karriere nicht im Blick zurück reparieren. Aber hier war es mir ein echtes Anliegen. Und so nahm das Projekt eines sechsten Rocky-Films Gestalt an. Dann verlor meine Karriere an Tempo, das Leben verstrich, ich hatte Schwierigkeiten mit meinen Kindern. Und mir wurde klar, dass der neue Rocky davon erzählen sollte. Es soll diesmal nicht allein ums Kämpfen gehen.“ 
Weniger gelungen war das nachfolgende „John Rambo“-Sequel, in dem Stallone in Burma gegen den dortigen Völkermord vorgeht und selbst eine Spur der brutalen Gewalt gegen die sadistische Militärregierung hinterlässt. „Es ist letztlich müßig, John Rambo seine reaktionäre politische Haltung oder verlogene Bildsprache vorzuwerfen. Dieser Film schert sich nicht um Gefühligkeiten, er ist, und darin sich und seinem Protagonisten immerhin treu – die Welt ist schlecht ohne Aussicht auf Besserung –, die schiere Antithese zur Gewaltfreiheit der Missionare. Zum Schluss greift auch der Prediger Michael (Paul Schulze) ausgerechnet zu einem Stein und prügelt seinen Gegner tot. Die meisten Zuschauer hat der Film bis dahin vermutlich verloren, so lustlos wälzt er sich auf das vorhersehbar blutige Ende bar aller Hoffnung zu“, resümiert Rochus Wolff auf critic.de. „Rambo darf also noch einmal mit langen Haaren und Stirnband antreten, um seine Gegner mit Kugeln und Pfeilen aus dem Leben zu befördern, seinen wuchtigen Körper umhüllt der über sechzigjährige Stallone aber mit weiten Oberteilen, anstatt ihn, wie in den anderen Rambo-Filmen, halbnackt der Gewalt seiner Filmgegner auszusetzen. Bis kurz vor Schluss bleibt Rambo in all den Scharmützeln unverletzt: eine Figur, die nur noch aus ihrer eigenen Legende besteht, unverletzlich und unbesiegbar. Die vermeintlich kathartische Entscheidungsschlacht am Ende ist dann auch nur noch ein Massaker, das nichts mit der Muskelkraft oder Kämpfernatur zu tun hat, sondern nur noch mit einer großkalibrigen Waffe und weichen Zielen. Schon körperlich fällt die Figur John Rambo so aus seinem eigenen Kontext, aus seiner Gegenwart heraus. War er in den 1980er Jahren noch das fleischgewordene Selbstbewusstsein interventionalistischer amerikanischer Politik, bei aller Brutalität eben auch mit seinem ganzen Körper seiner Aufgabe hingegeben, ist er nunmehr nur noch ein Phantom. Eine unbesiegbare Ikone aus der Vergangenheit, die keine Hoffnung auf eine bessere Zukunft mehr bieten kann und so das Scheitern amerikanischer Selbstgewissheit in der realen Gegenwart nur umso deutlicher sichtbar macht.“
Weitaus erfolgreicher präsentierte sich 2010 die von Stallone ebenfalls inszenierte All-Action-Star-Ikonisiereung „The Expendables“, die eine Truppe von Söldnern bezeichnet, in der – angeführt von Sylvester Stallone – u.a. Jason Statham, Jet Li und Dolph Lundgren den Auftrag bekommen, einen südamerikanischen Diktator zu stürzen. Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis haben kleine Gastauftritte, dürfen aber im nun angelaufenen Sequel endlich richtig mitmischen und markige Sprüche klopfen, die allen Action-Fans ein Genuss sein dürften.
Was immer Sylvester Stallone aber noch in Zukunft an Filmen machen sollte, sein Name bleibet wohl für immer mit Rocky und Rambo verbunden.
„Rocky und Rambo, der italoamerikanische Boxer und der deutsch-indianische Vietnamveteran, sind nicht nur die erfolgreichsten amerikanischen Kinofiguren aller Zeiten. Bis heute sind sie die tapfersten Jungs des Landes, schiefmäuliger Inbegriff der amerikanischen Kulturpsychologie, verschmolzen zu einer Art populärkultureller Nationalerzählung“, resümiert Katja Nicodemus auf zeit.de. „‚Rocky‘ (1976), der erste große Kinohit der Carter-Ära, schenkte dem von verlorenen Konflikten und politischen Skandalen gebeutelte Land das Märchen vom unschuldigen Helden, der sich mit ehrlicher Muskelkraft aus der Gosse boxt. ‚Rambo I‘ und II verlängerten diesen Traum ballernd in die Reagan-Jahre, als politische Bodybuilding-Fantasie und Mythos der Unbezwingbarkeit. Und der Schauspieler, Autor, Regisseur Sylvester Stallone träumt diesen Traum noch immer.“ 

Filmographie:
1970: The Party at Kitty and Stud’s
1970: Liebhaber und andere Fremde (Lovers and Other Strangers)
1970: Der letzte Ausweg (No Place to Hide, dt. Alternativtitel:Blood Line – Ein tödlicher Plan)
1971: Bananas
1971: Klute
1974: Brooklyn Blues - das Gesetz der Gosse (The Lords of Flatbush)
1975: Das Nervenbündel (The Prisoner of Second Avenue)
1975: Capone
1975: Frankensteins Todesrennen (Death Race 2000)
1975: Fahr zur Hölle, Liebling (Farewell, My Lovely)
1975: Police Story (Fernsehserie)
1975: Kojak – Einsatz in Manhattan (Fernsehserie)
1976: Cannonball
1976: Rocky
1978: F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg (F.I.S.T.)
1978: Vorhof zum Paradies (Paradise Alley) (auch Regie)
1979: Rocky II (auch Regie)
1981: Nachtfalken (Nighthawks)
1981: Flucht oder Sieg (Victory)
1982: Rocky III – Das Auge des Tigers (Rocky III) (auch Regie)
1982: Rambo (First Blood)
1983: Staying Alive (auch Regie)
1984: Der Senkrechtstarter (Rhinestone)
1985: Rambo II – Der Auftrag (Rambo: First Blood Part II)
1985: Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts (Rocky IV) (auch Regie)
1986: Die City-Cobra (Cobra)
1987: Over the Top
1988: Rambo III
1989: Lock Up – Überleben ist alles (Lock Up)
1989: Tango und Cash (Tango & Cash)
1990: Rocky V
1991: Oscar – Vom Regen in die Traufe (Oscar)
1992: Stop! Oder meine Mami schießt (Stop! Or My Mom Will Shoot)
1993: Cliffhanger – Nur die Starken überleben (Cliffhanger)
1993: Demolition Man
1994: The Specialist
1995: Judge Dredd
1995: Assassins – Die Killer (Assassins)
1996: Daylight
1997: The Good Life
1997: Cop Land
1998: Fahr zur Hölle Hollywood (An Alan Smithee Film: Burn Hollywood Burn)
1998: Antz (Stimme)
2000: Get Carter – Die Wahrheit tut weh (Get Carter)
2001: Driven
2002: D-Tox – Im Auge der Angst (D-Tox)
2002: Avenging Angelo
2003: Taxi 3
2003: Heißes Spiel in Las Vegas (Shade)
2003: Mission 3D (Spy Kids 3-D: Game Over)
2005: Las Vegas (Fernsehserie)
2006: Rocky Balboa (auch Regie)
2008: John Rambo (Rambo) (auch Regie)
2009: Kambakkht Ishq – Drum prüfe wer sich ewig bindet
2010: The Expendables (auch Regie)
2011: Der Zoowärter (Zookeeper) (Stimme)
2012: The Expendables 2

Playlist:
1 Bill Conti - Gonna Fly Now (Rocky II) - 04:50
2 Bill Conti - End Title (F.I.S.T.) - 04:05
3 Bill Conti - Tough Life In Hell's Kitchen (Paradise Alley) - 04:01
4 Bill Conti - Mickey (Rocky III) - 04:39
5 Jerry Goldsmith - Hanging On (First Blood) - 03:29
6 Jerry Goldsmith - Stories (Rambo: First Blood II) - 03:26
7 Jerry Goldsmith - Preparations (Rambo III) - 02:37
8 Bill Conti - Let's Go Guys (Escape To Victory) - 04:54
9 Bill Conti - First Down! (Lock Up) - 04:09
10 Harold Faltermeyer - The Set Up (Tango & Cash) - 03:01
11 Mark Mancina - Cab Drive (Assassins) - 03:40
12 Elliot Goldenthal - Dies Irae (Demolition Man) - 01:51
13 Trevor Jones - Helicopter Fight (Cliffhanger) - 05:12
14 John Barry - Did You Call Me (The Specialist) - 05:24
15 Leftfield - Release The Pressure (Judge Dredd) - 07:39
16 Randy Edelman - Kit's Plan (Daylight) - 03:30
17 Howard Shore - The Sheriff Of Cop Land (Cop Land) - 02:37
18 Tyler Bates - Cyberesex (Get Carter) - 03:52
19 BT - Japan Crash (Driven) - 03:18
20 John Powell - Mary's Death (D-Tox) - 03:23
21 Christopher Young - Shades Of Grey (Shade) - 03:33
22 Bill Conti - Avenging Angelo - 02:18
23 Bill Conti - Gonna Fly Now [John X Remix] (Rocky Balboa) - 03:07
24 Brian Tyler - No Rules Of Engagement (John Rambo) - 07:09
25 Brian Tyler - The Gulf Of Aden (The Expendables) - 06:57
26 Brian Tyler - Preparations (The Expendables 2) - 03:15
27 Bill Conti - Overture (Rocky II) - 08:39

Soundtrack Adventures with Sylvester Stallone at Radio ZuSa by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Mittwoch, 22. August 2012

Playlist # 92 vom 26.08.2012 - TONY SCOTT Special

Tony Scott stand stets etwas im Schatten seines älteren Bruders Ridley Scott, der mit Werken wie „Alien“, „Blade Runner“ oder „Gladiator“ Filmgeschichte geschrieben hat. Dennoch standen Schauspieler wie Denzel Washington, Will Smith, Gene Hackman, Robert De Niro, Tom Cruise, Robert Redford, Brad Pitt, Bruce Willis, Kevin Costner, John Travolta oder Susan Sarandon für seine Projekte Schlange. Nun beging der 68-Jährige Selbstmord, stürzte sich am Sonntag, 19. August im Hafen von Los Angeles von der Vincent Thomas Bridge.

Seine Filmkarriere begann Tony Scott mit 16 Jahren, als er in „Boy and Bicycle“, dem ersten Filmversuch seines Bruders, die Hauptrolle spielte. Nach seiner Ausbildung am Leeds College of Arts und am Royal College of Art in London schuf er für das British Film Institute die Kurzfilme „One Of The Missing“ und „Loving Memory“. In den 60er Jahren gründeten die Scott-Brüder ihre eigene Produktionsfirma Ridley Scott Associates (RSA) und 1995 eine weitere in Los Angeles mit Scott Free Productions.
Nachdem Ridley Scott mit „Alien“ (1979) und „Blade Runner“ (1982) einen fantastischen Start in Hollywood hinlegen konnte, fiel Tony Scotts US-amerikanisches Debüt „Begierde“ (1983) trotz der Top-Besetzung mit David Bowie und Catherine Deneuve bei Kritik und Publikum durch. Nachdem das Vampir-Drama von den Journalisten so zerrissen wurde, habe Tony Scott aufgehört, Kritiken seiner Filme zu lesen, meinte er einmal. Er habe Angst vor den Schauspielern gehabt. Doch drei Jahre später gaben die „Flashdance“-Produzenten Don Simpson und Jerry Bruckheimer Scott eine neue Chance und ließen ihn das patriotische Flieger-Spektakel „Top Gun“ inszenieren, das Tom Cruise zum Star machte und den Regisseur als brillanten Handwerker für visuell packendes Popcorn-Kino etablierte.
Nach dem Eddie-Murphy-Vehikel „Beverly Hills Cop II“ (1987) und dem völlig verunglückten Rachedrama „Revenge“ (1990) brachte sich Scott mit Tom Cruise in der Hauptrolle des Rennfahrer-Dramas „Tage des Donners“ wieder in Position, und auch der Bruce-Willis-Actioner „Last Boy Scout“ (1991) und der nach einem Quentin-Tarantino-Drehbuch entstandene Film „True Romance“ (1993) markierten einen ästhetischen Stil, der wegweisend für das Action-Kino der 90er Jahre werden sollte. Mit schnellen, groben Schnitten, dem Einsatz von Dampf und Rauch sowie dem aufreizenden Spiel mit Kamerafiltern, die seinem Background als Werbefilmer geschuldet sind, verlieh Tony Scott seinen Werken etwas Artifizielles, das sich noch intensiver in den Spätwerken zeigen sollte.
Nach den stilistisch beeindruckenden Action-Filmen „Enemy Of The State“ (1998) und „Domino“ (2005) war es vor allem die langjährige Zusammenarbeit mit Denzel Washington, die Tony Scotts Werken etwaqs mehr Tiefe verlieh. Mit „Crimson Tide“ (1995), „Mann unter Feuer“ (2004), „Déjà Vu“ (2006), „Die Entführung der U-Bahn Pelham 123“ (2009) und „Unstoppable“ (2010) realisierten beide zusammen immerhin fünf Filme zusammen. Seit dem Spionage-Thriller „Spy Game“ (2001) komponierte Harry-Gregson-Williams die Filmmusik für Tony Scott und löste damit seinen Mentor Hans Zimmer ab, der noch für „Tage des Donners“, „True Romance“, „The Fan“ und „Crimson Tide“ die Soundtracks produziert hatte.

Filmographie:
1969: Loving Memory (Kurzfilm)
1971: One of the Missing (Kurzfilm)
1974: Nouvelles de Henry James: L’auteur de Beltraffio (Fernsehfilm)
1983: Begierde (The Hunger)
1986: Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel (Top Gun)
1987: Beverly Hills Cop II
1990: Revenge – Eine gefährliche Affäre (Revenge)
1990: Tage des Donners (Days of Thunder)
1991: Last Boy Scout – Das Ziel ist Überleben (Last Boy Scout)
1993: True Romance
1995. Crimson Tide – In tiefster Gefahr (Crimson Tide)
1996: Der Fan (The Fan)
1998: Der Staatsfeind Nr. 1 (Enemy of the State)
2001: Spy Game – Der finale Countdown (Spy Game)
2002: Beat the Devil (Kurzfilm)
2004: Mann unter Feuer (Man on Fire)
2004: Agent Orange (Kurzfilm)
2005: Domino
2006: Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit (Déjà Vu)
2009: Die Entführung der U-Bahn Pelham 123 (The Taking of Pelham 123)
2010: Unstoppable – Außer Kontrolle (Unstoppable)
Playlist:
1 Guns N' Roses - Knockin' On Heaven's Door (Days Of Thunder) - 05:36
2 Léo Delibes - Lakme (The Hunger) - 06:05
3 Harold Faltermeyer - Flat Spin (Top Gun) - 04:35
4 Jack Nitzsche - Miryea's Death (Revenge) - 05:19
5 Michael Kamen - Ancy Drew and the Quarterback (Last Boy Scout) - 03:19
6 Hans Zimmer - You're So Cool (True Romance) - 03:40
7 Hans Zimmer - Sacrifice (The Fan) - 05:23
8 Hans Zimmer - Cobb Murdered/Is My Daddy In Trouble?/Finale (The Fan) - 06:14
9 Hans Zimmer - Amid The Chaos Of The Day (True Romance) - 04:55
10 Hans Zimmer - Roll Tide (Crimson Tide) - 07:33
11 Trevor Rabin & Harry Gregson-Williams - Brill And Dean Meet (Enemy Of The State) - 04:13
12 Harry Gregson-Williams - Operation Dinner Out (Spy Game) - 04:49
13 Domino & The Dagger Baileys - Am I Really That Bad? [Danny Saber Mix] (Domino) - 05:04
14 Harry Gregson-Williams - End Title (Domino) - 07:05
15 B.T. - Paris (Domino) - 07:51
16 Harry Gregson-Williams - Man On Fire Remix (Man On Fire) - 03:41
17 Shantel - Azulee (Domino) - 05:19
18 Harry Gregson-Williams - Better Have Some KY (Déjà Vu) - 05:37
19 Harry Gregson-Williams - All Others Pay Cash (The Taking Of Pelham 123) - 05:40
20 Harry Gregson-Williams - Will Guides 1206 (Unstoppable) - 04:06
21 Harry Gregson-Williams - The End (Man On Fire) - 09:34

Soundtrack Adventures with filmmaker Tony Scott at Radio ZuSa by Dirk Hoffmann on Mixcloud

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