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Dienstag, 30. Juni 2020

Playlist #296 vom 05.07.2020 - R.I.P. JOEL SCHUMACHER (1939-2020)

Joel Schumacher ist bei vielen Filmkennern vor allem als Regisseur des unsäglichen „Batman & Robin“ (1997) in Erinnerung geblieben, hat aber in den 1980er Jahren mit den beiden Brat-Pack-Filmen „St. Elmo’s Fire – Die Leidenschaft brennt tief“ (1985) und „The Lost Boys“ (1987) zuvor seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, stimmungsvolles Mainstream-Kino zu inszenieren. Vor allem in den 1990er Jahren hat er großes Star-Kino mit den Dramen „Flatliners“ (1990), „Falling Down“ (1993) und den beiden John-Grisham-Verfilmungen „Der Klient“ (1994) und „Die Jury“ (1996) präsentiert, bevor er nach der vernichtenden Kritik an „Batman & Robin“ wieder kleinere, aber durchaus interessante Filme wie „8mm – Acht Millimeter“ (1999), „Tigerland“ (2000) und „Nicht auflegen!“ (2002) realisierte. Am 22. Juni dieses Jahres erlag der offen homosexuell lebende Filmemacher im Alter von 80 Jahren in seiner Heimatstadt New York einem Krebsleiden.

Der am 29. August 1939 in New York City geborene Schumacher studierte zunächst an der Parson School of Design, arbeitete in Manhattan in der Modeindustrie und fand als Kostümbildner den Weg nach Hollywood, wo er u.a. für Woody Allen an „Der Schläfer“ (1973) und „Innenleben“ (1978) arbeitete. Nachdem er in den 1970er Jahren zwei Fernsehfilme inszenieren durfte, feierte er 1981 mit der Adaption von Richard Mathesons Sci-Fi-Komödie „Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K“ sein Kinodebüt.
Mit „St. Elmo’s Fire“ erzählte er 1985 erfolgreich die Schicksale von sieben Absolventen der Georgetown University, traf damit den Nerv der Zeit und verhalf Jung-Darstellern wie Rob Lowe, Demi Moore, Emilio Estevez und Andie MacDowell zu ihrem Durchbruch in Hollywood. Auch das Twentysomething-Vampir-Horror-Drama „The Lost Boys“ kam zwei Jahre später mit seiner geschickten Mischung aus überzeugenden Genre-Elementen und authentischer Psychologisierung vor allem beim jungen Publikum gut an. Joel Schumacher schien der richtige Mann zu sein, um Hollywood vor MTV zu retten. Für INXS, die in Zusammenarbeit mit Jimmy Barnes zwei exklusive Tracks für den Soundtrack beisteuerten, drehte er anschließend das Musikvideo zu ihrer Hit-Single „Devil Inside“ und überraschte mit dem Liebesdrama „Seitensprünge“ (1989), zu dem „Twin Peaks“-Komponist Angelo Badalamenti die Musik beisteuerte.
Seine erfolgreichste und produktivste Phase hatte Schumacher in den 1990er Jahren, als er sein ausgeprägtes Stil- und Designbewusstsein mit seinem Gespür für junge Talente so großartige Filme wie „Flatliners – Heute ist ein schöner Tag zum Sterben“ (1990) hervorbrachte. Es war die erste Zusammenarbeit mit dem Komponisten James Newton Howard, der auch durch die weiteren Schumacher-Engagements bei „Entscheidung aus Liebe“ (1991) und „Falling Down – Ein ganz normaler Tag“ (1993) zum Top-Komponisten in Hollywood aufstieg. Das trifft auch auf die fünf jungen Darsteller in „Flatliners“ zurück, vor allem auf Julia Roberts, deren Blockbuster-Erfolg „Pretty Woman“ kurz nach „Flatliners“ in den Kinos anlief. Aber auch Kiefer Sutherland, Kevin Bacon, William Baldwin und Oliver Platt, die das Quintett an ambitionierten Medizin-Studenten vervollständigten, die mit Nahtoderfahrungen experimentieren, profitierten von Schumachers Talentschmiede.
Der Regisseur, der in den 1980er Jahren viele seiner Freunde während der AIDS-Pandemie sterben sah, legte 1991 mit „Entscheidung aus Liebe“ ein etwas einfühlsames Liebesdrama vor, in dem Julia Roberts sich als Krankenschwester in einen leukämiekranken Patienten verliebt, der sich nicht länger einer weiteren qualvollen Chemotherapie unterziehen will. 1993 schickte Schumacher Michael Douglas als durchgeknallten Mittelschichtstypen durch Los Angeles, als er im Stau sein Auto verlässt, zu Fuß nach Hause geht und alle, die ihm dabei in die Quere kommen, aus dem Weg räumt, bis ihm Robert Duvall als Cop das Handwerk legt.
„Wer mag, findet in ‚Falling Down‘ einen dramaturgisch versiert inszenierten, mit Gags und Action angereicherten Film, in dem der Böse bekommt, was er verdient“, urteilt Andreas R. Becker in seiner Rezension auf filmstarts.de. „Aber Regisseur Joel Schumacher lässt uns die Option offen, erheblich mehr hinter dem scheinbar Offensichtlichen zu entdecken und gewährt zwischen den Zeilen eine Vielzahl an gut beobachteten gesellschaftlichen und teils sogar philosophischen Ein- und Ausblicken, die insbesondere im Zuge einer um sich greifenden Amerikanisierung längst nicht mehr nur für die USA Gültigkeit beweisen. Kategorien wie Gut und Böse werden ebenso in Frage gestellt wie unser durch Stereotypen vordefiniertes Denken. Realität ist das, was in unserem Kopf entsteht.“ 
Schumacher hat sich nun endgültig für großes Blockbuster-Kino qualifiziert. 1995 inszenierte er mit „Der Klient“ seine erste Adaption eines John-Grisham-Bestsellers und übernahm anschließend das „Batman“-Franchise von Tim Burton, dem nach „Batman“ und „Batman Returns“ die Lust an weiteren Sequels vergangen war.
Für „Batman Forever“ (1995) steckte er Val Kilmer in ein Fledermauskostüm mit stilisierten Brustwarzen, bot mit gut aufgelegten Stars wie Tommy Lee Jones als Harvey Two-Face, Jim Carrey als Riddler und Nicole Kidman als Dr. Chase Meridian ein kunterbuntes, herrlich subversives Pop-Vergnügen und eröffnete dem versierten und experimentell veranlagten Komponisten Elliot Goldenthal eine wunderbare Bühne für seinen vielschichtigen, hochkomplexen Score.
Nachdem Schumacher 1996 mit „Die Jury“ eine weitere John-Grisham-Adaption vorgelegt hatte, erlitt er mit „Batman & Robin“ (1997) fürchterlichen Schiffbruch. Der Film wurde 1998 gleich in elf Kategorien – darunter für die schlechteste Regie – für die Goldene Himbeere nominiert und bedeutete für Schumacher das Ende der Arbeit mit hochbudgetierten Blockbuster-Produktionen.
Das bedeutete allerdings nicht, dass er anschließend schlechtere Filme inszenierte. 1999 ließ er Nicolas Cage in „8mm – Acht Millimeter“ als Privatdetektiv im Hardcore-Porno-Milieu ermitteln und dort kräftig aufräumen. Ebenfalls 1999 lief das weithin unbeachtete, aber großartig gespielte Drama „Makellos“ an, in dem Robert De Niro einen erzkonservativen Cop spielt, der nach einem Schlaganfall im Rahmen seiner Therapie Gesangsstunden von der Drag Queen Rusty erhält, die von Philip Seymour Hoffman wunderbar verkörpert wird.
Mit dem Kriegsdrama „Tigerland“ (2000) verzichtete Schumacher auf außergewöhnliche Stilisierungen, erzielte durch den ausgiebigen Einsatz der wackligen Handkamera eine authentisch wirkende Atmosphäre, die durch einen zurückhaltenden Score von Nathan Larson und weitgehend ohne künstliche Beleuchtung noch an Eindringlichkeit gewann. Mit „Tigerland“-Star Colin Farrell realisierte Schumacher auch den kleinen, aber effektiven Psychothriller „Nicht auflegen!“ (2002). Auf die erste Zusammenarbeit mit Komponist Harry Gregson-Williams folgten das biografische Krimi-Drama „Die Journalistin“ (2003) mit Cate Blanchett in der Hauptrolle als irische Journalistin, die sich mit ihren Berichten über Drogendealer tödliche Feinde macht, die opulente Verfilmung von Andrew Lloyd Webbers „Das Phantom der Oper“ (2004) und der Mystery-Thriller „Nummer 23“ (2007).
Mit jedem seiner weiteren Projekte – der Horror-Thriller „Blood Creek“ (2009), das Krimi-Drama „Twelve – Die Party ihres Lebens“ (2010) und das Thriller-Drama „Trespass – Auf Leben und Tod“ (2011) – verschwand Schumacher immer weiter vom Radar, inszenierte zuletzt nur noch zwei Folgen der satirischen Polit-Drama-Serie „House of Cards“ (2013).
„Mit Joel Schumacher (1939-2020) verliert Hollywood einen der vielleicht unterschätztesten Studiofilmer der jüngeren Vergangenheit, der die Anforderungen des Hollywood-Mainstreams scheinbar mühelos, oft sogar virtuos mit der exaltierten Eigensinnigkeit des Auteurs und Cine-Stilisten in Einklang bringen konnte. Eine im zeitgenössischen Studiokino selten gewordene, ja vielleicht schon gänzlich ausgestorbene Qualität“, resümiert Sebastian Schwittay in seinem Nachruf auf der Website vom Deutsches Filminstitut Filmmuseum

Filmographie: 
1974: Virginia Hill (Fernsehfilm)
1979: Amateur Night at the Dixie Bar and Grill (Fernsehfilm)
1981: Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K. (The Incredible Shrinking Woman)
1983: Die Chaotenclique (D.C. Cab)
1985: St. Elmo’s Fire – Die Leidenschaft brennt tief (St. Elmo’s Fire)
1987: The Lost Boys
1989: Seitensprünge (Cousins)
1990: Flatliners – Heute ist ein schöner Tag zum Sterben (Flatliners)
1991: Entscheidung aus Liebe (Dying Young)
1992: 2000 Malibu Road (Miniserie, 5 Episoden)
1993: Falling Down – Ein ganz normaler Tag (Falling Down)
1994: Der Klient (The Client)
1995: Batman Forever
1996: Die Jury (A Time To Kill)
1997: Batman & Robin
1999: 8mm – Acht Millimeter (8MM)
1999: Makellos (Flawless)
2000: Tigerland
2002: Bad Company – Die Welt ist in guten Händen (Bad Company)
2002: Nicht auflegen! (Phone Booth)
2003: Die Journalistin (Veronica Guerin)
2004: Das Phantom der Oper (The Phantom of the Opera)
2007: Number 23 (The Number 23)
2009: Blood Creek
2010: Twelve
2011: Trespass
2013: House of Cards (Fernsehserie, 2 Episoden)
Playlist:
1. James Newton Howard - A Good Day To Die (Flatliners) - 01:58
2. David Foster - Love Theme From "St.Elmo's Fire" (St. Elmo's Fire) - 03:34
3. Angelo Badalamenti - Love Theme From "Cousins" (Cousins) - 03:27
4. James Newton Howard - Sins of the Past (Flatliners) - 03:03
5. James Newton Howard - McArthur Park (Falling Down) - 02:49
6. James Newton Howard - Driving North / Moving In (Dying Young) - 04:16
7. Elliot Goldenthal - Memories Repressed / Love (Batman Forever) - 02:37
8. Howard Shore - I Know Where The Body's Buried (The Client) - 03:40
9. Elliot Goldenthal - Pavane For Solace (A Time to Kill) - 02:30
10. Elliot Goldenthal - Poison Ivy / Freeze's Plan (Batman & Robin) - 04:59
11. Mychael Danna - Missing Persons (8mm) - 04:47
12. James Newton Howard - Miracle Mile (Falling Down) - 02:43
13. Harry Gregson-Williams - Atonement (The Number 23) - 04:56
14. James Newton Howard - The Maze (Dying Young) - 02:40
15. Nathan Larson - Tigerland (Tigerland) - 04:31
16. Jeff Beal - Making History (House of Cards - Season 1) - 05:35
17. Harry Gregson-Williams - The Killing (Veronica Guerin) - 05:07
18. Mychael Danna - Dance With the Devil (8mm) - 05:37
19. Trevor Rabin - Cover Him (Bad Company) - 02:16
20. David Buckley - I Know One Thing That Never Dies (Blood Creek) - 03:11
21. Elliot Goldenthal - Batcave / Nygmatech Tango /Public Demo (Batman Forever) - 04:41
22. Elliot Goldenthal - Rooftop Seduction / Roof Plunge (Batman Forever) - 02:08
23. James Newton Howard - Redemption (Flatliners) - 04:32
24. Howard Shore - The End (The Client) - 03:39
25. Mychael Danna - Scene of the Crime (8mm) - 05:53
26. Elliot Goldenthal - The Perils of Gotham (Batman Forever) - 02:59
27. Elliot Goldenthal - Frozen Stiff / The Jungle (Batman & Robin) - 02:32
28. Elliot Goldenthal - End Credits (Batman & Robin) - 02:19
29. Harry Gregson-Williams - Trapped (Phone Booth) - 03:40
30. Angelo Badalamenti - Montage [Maria's Theme] (Cousins) - 02:46
31. Gerard McMann - Cry Little Sister (The Lost Boys) - 04:48

Samstag, 21. Dezember 2019

Playlist #282 vom 22.12.2019 - NEUHEITEN 2019 (7)

In der letzten Neuheiten-Sendung des laufenden Jahres gibt es wieder eine bunte Mischung ganz unterschiedlicher Interpreten zu verschiedenen Film- und Fernsehformaten und Genres zu hören. Neben den renommierten Komponisten James Newton Howard, Alexandre Desplat, Howard Shore, Carter Burwell, Thomas Newman, Gabriel Yared, Stephen Warbeck, John Debney und Brian Tyler sind viele neue Namen, aber auch bekannter werdende Nachwuchstalente wie Jeff Russo und Martin Phipps sowie Neuveröffentlichungen von Altmeistern wie Elmer Bernstein und Lalo Schifrin in der heutigen Playlist vertreten.

Den Auftakt bildet die Zusammenarbeit zwischen John Debney und Germaine Franco zur Realfilm-Adaption der Nickelodeon-Zeichentrickserie „Dora“, die von 2000 bis 2014 auf acht Staffeln kam. Nachdem der Vorschulhit eine Spin-off- und Sequelserie, Merch-Artikel, Bücher und Videospiele hervorbrachte, legt „Die Muppets“-Regisseur James Bobin eine Fortsetzung des Familienabenteuers im Kinoformat vor, bei dem die siebenjährige Dora aus dem Fernsehen zu einem Teenager gereift ist und im Dschungel von Peru in einen Entführungsfall verstrickt wird. Die Komponisten haben dazu einen wuchtigen orchestralen Score mit Chor und exotischen Elementen kreiert.
Lele Marchitelli ist vor allem durch seine langjährige Zusammenarbeit mit dem italienischen Regisseur Paolo Sorrentino („The Young Pope“, „La Grande Bellazza“) bekannt geworden. Nun komponierte er die von feinen Piano-Melodien und leisen Streichern geprägten Score zum Dokumentarfilm „#AnneFrank – Parallel Stories“, in dem Helen Mirren aus dem Tagebuch der jungen Jüdin vorliest, die kurz vor dem Kriegsende dem Holocaust zum Opfer gefallen war.
Der schwedische Komponist Simon Kölle engagierte für seinen Score zu dem von Rasmus Tirzitis inszenierten Wikinger-Abenteuer „The Huntress: Rune of the Dead“ den schwedischen Multi-Instrumentalisten Per Runberg und die Sängerin Mohlavyr, um dem orchestralen Score außergewöhnliche Farben zu verleihen.
„Es war auf der einen Seite etwas neu für mich, einen Score für einen Wikinger-Film zu komponieren, auf der anderen Seite habe ich einen Hintergrund, Musik für Fantasy-Spiele und -Alben zu schreiben“, erzählt der 1977 in Stockholm geborene Komponist, der gerade die zweite Staffel der schwedischen Serie „Blake Lake“ und den Steven-Seagal-Action-Thriller „The Perfect Weapon“ vertont hat. „Rasmus Tirzitis verwendete keine Temp Music, um mir alle möglichen Freiheiten zu gewähren, mit der Musik eine Geschichte zu erzählen und die passende Stimmung für den Film zu kreieren.“
Seit einem bahnbrechenden Hollywood-Debüt mit „American Beauty“ hat Sam Mendes immer gut drei bis vier Jahre gebraucht, um einen neuen Film in die Kinos zu bringen. Nach den beiden James-Bond-Filmen „Skyfall“ (2012) und „Spectre“ (2015) inszenierte Mendes nun mit „1917“ ein Kriegsdrama, in dem die beiden jungen britischen in Nordfrankreich stationierten Soldaten Schofield (George MacKay) und Blake (Dean-Charles Chapman) den Auftrag erhalten, tief durch von Deutschen kontrolliertes Land zu gehen, um eine wichtige Botschaft zu überbringen. Um den gefürchteten Angriff zu verhindern, läuft den beiden Kurieren aber die Zeit davon, denn unter den Hunderten Soldaten, die dem Angriff zum Opfer fallen würden, wäre auch Blakes eigener Bruder … Thomas Newman komponierte in der siebten Zusammenarbeit mit dem Regisseur dazu einen betörend schönen, von elegischen Streichern und den für Newman typischen Piano-Tupfern getragenen Score, der besonderen Anforderungen gerecht werden musste, wie der Komponist im Interview mit "The Wrap" erinnert:
„Es ging um emotionale Inhalte im Vergleich zu dramatischen Inhalten. Am Ende musste die Musik den Ort, die Nachtfackeln und den Kontrast von Licht und Dunkelheit einbeziehen. Und die Frage, die du beantworten musst, lautet: Soll es beängstigend sein, soll es intensiv sein oder soll es dystopisch schön sein? Mendes wollte immer dystopisch schön sein, und so wurde daraus die Frage: Wie klingt das?“ 
Besonders schöne Klänge gibt es auch von Alexandre Deplat zu hören. Der französische Oscar-Preisträger („The Grand Budapest Hotel“, „The Shape of Water“) vertonte nicht nur Costa-Gravas‘ biografisches Drama „Adults in the Room“, in dem die Auseinandersetzungen über die Finanzhilfen für Griechenland 2015 aufgearbeitet werden, sondern auch Greta Gerwigs Neuverfilmung von „Little Women“.
„Als ich das erste Mal daran dachte, ‚Little Women‘ zu machen, wusste ich, dass der Score ein essentieller Teil des Storytelling werden würde. Ich wollte, dass der Film ein Musical ohne Gesang wird. Er musste wunderschön sein, ohne süßlich zu wirken, episch, ohne die Darsteller zu erdrücken, tragisch, ohne manipulativ zu sein, intelligent, ohne überlegen wirken zu wollen. Kurzgesagt, ich brauchte ein Genie, und Alexandre Desplat ist ein Genie des Kinos, da bin ich mir sicher“, berichtet die Schauspielerin und Regisseurin im Booklet zum Soundtrack von Sony Classical.
„Indem sie ‚Little Women‘ für die Leinwand adaptierte, hat sie die Erforschung vom Ende der Unschuld, die Entdeckung der Liebe und den notwendigen Kampf der Frauen um ihre Unabhängigkeit weiterentwickelt“, fügt Desplat zur Zusammenarbeit mit Greta Gerwig hinzu. „Um das Leben dieser vier jungen Mädchen auf ihrem Weg zum Erwachsensein einzufangen, habe ich es in die vier Hände zweier Pianisten gelegt. Sie werden unterstützt von einem Kammerorchester, das uns in der intimen Welt dieser ‚kleinen Frauen‘ hält.“ 
Caldera Records hat mit „Naked“ eine schöne Zusammenstellung der langjährigen Zusammenarbeit zwischen dem britischen renommierten Filmemacher Mike Leigh („Lügen und Geheimnisse“, „Happy-Go-Lucky“) veröffentlicht, auf der neben der Musik zu „Meantime“ (1983), „Hohe Erwartungen“ (1988) und „Lügen und Geheimnisse“ (1996) vor allem die von einer Harfe geprägten Musik zu dem 1993 inszenierten Drama „Nackt“ prominent vertreten ist.
Nachdem David Stone Hamilton bereits Carl Strathies Weltraum-Thriller „Solis“ vertont hatte, komponierte er nun auch dessen übernatürlichen Thriller „Dark Encounter“, in dem eine trauernde Familie die Wahrheit über das mysteriöse Verschwinden ihres achtjährigen Mädchen verarbeiten muss.
„Wir wollten mit dem Score Themen der Schuld und des Verlustes erforschen und mit der Musik die Art und Weise reflektieren, wie eine Tragödie eine Familie auseinanderreißen kann“, erklärt der Komponist. „Wenn Besucher aus einer anderen Welt in Gestalt fremdartiger Lichter erscheinen, haben wir avantgardistische Vocals verwendet, um ein Gefühl von Terror und Mystery hervorzurufen, während sie auf einen sehr menschlichen Aspekt in diesen außerirdischen Eindringlingen hinweisen. Als die wahren Absichten der Aliens entschlüsselt sind, werden die Vocals zu himmlischen Chor-Texturen transformiert und das Orchester nimmt größere Ausmaßen an. Wir wollten diesen Kontrast im musikalischen Stil und der Instrumentation, um eine wichtige Veränderung in der Geschichte zu signalisieren, während sich starke emotionale Themen als roter Faden durch den Film ziehen.“ 
Der belgische Komponist Hannes De Maeyer vertonte mit seiner Musik zum WW2-Thriller „U-235“ (aka „Torpedo“) die Geschichte flämischer Rebellen, die in geheimer Mission mit einem gekaperten deutschen U-Boot vom Kongo in die USA mit einer Fracht unterwegs sind, die den Alliierten zum Sieg verhelfen könnte.
„Ich bin immer ein Fan von WW2-bezogenen Filmen und Spielen wie der ‚Medal of Honor‘-Reihe von Michael Giacchino und Christopher Lennertz, ‚Saving Private Ryan‘ von John Williams oder ‚Band of Brothers‘ von Michael Kamen gewesen“, erzählt De Maeyer. „Während der Vorbereitung zu ‚U-235‘ bin ich komplett in diese Welt eingetaucht. Die größte Schwierigkeit bestand darin, eine Balance zwischen der Nostalgie zu finden, ohne dass es zu altmodisch klingt. Das ist etwas, an dem wir hart gearbeitet haben. Es gab keinen Zweifel daran, dass wir den Score mit einem großen Orchester voll mit Blechbläsern und Percussions aufnehmen mussten. Das war einfach das, was der Film brauchte. Die Bezüge und die Stimmungen von nostalgischen Filmen wie ‚The Great Escape‘ und ‚Indiana Jones‘ waren in allen Aspekten des Films vorhanden, auch bei der Musik.“
Der in Frankreich geborene und in Teheran lebende Komponist Christophe Rezai nimmt den Hörer mit seiner Musik zum Animations-Abenteuer „The Last Fiction“ auf eine musikalische Reise durch Raum und Zeit, wobei er die mittelalterliche Welt des Mittleren Ostens auferstehen lässt. Die Geschichte, die auf Traditionen der persischen Literatur und vor allem auf dem Klassiker „The Book of Kings“ von Ferdowski basiert, folgt zum einen dem jungen Prinzen Zahak, der durch einen Handel mit dem Teufel den Thron des antiken Persien erobert, zum anderen dem jungen Helden Afaridoun, der die Menschheit im Königreich aus der Dunkelheit befreien will. Rezai vereint in seinem Score iranische folkloristische Musik mit einem symphonischen, mit Chorälen angereicherten Orchester zu einem ebenso emotionalen wie actionreichen Soundtrack.
„Der Soundtrack zu ‚The Last Fiction‘ präsentiert die reine musikalische Kultur des Iran. Wir haben fünf Jahre damit verbracht, überall im Land die iranische Folkmusik zu erforschen, selbst in den kleinsten Dörfern“, rekapituliert Rezai die Entstehung der Musik. „Wir haben uns dazu entschlossen, weil der Film von Shahnameh (The Book of Kings) handelt, also haben wir das Bedürfnis gehabt, dass die gesamte musikalische Kultur mit einem der größten je geschriebenen iranischen Bücher repräsentiert werden sollte.

Playlist:
1. John Debney & Germaine Franco - Moon Gate (Dora and the Lost City of Gold) - 03:42
2. Lele Marchitelli - Alive (#AnneFrank - Parallel Stories) - 02:50
3. Simon Kölle - The Viking Family (The Huntress) - 03:55
4. Christophe Rezai - Jamshid's Light (The Last Fiction) - 02:26
5. Carl Thiel - Chi Sau Training (Seis Manos) - 02:12
6. Rik Schaffer - Chinatown Theme (Vampire The Masquerade - Bloodlines) - 06:09
7. Brian Tyler - Identity Crisis (Charlie's Angels) - 03:19
8. Nate Heller - Score Suite (A Beautiful Day in the Neighborhood) - 04:45
9. Stephen Warbeck - The City (Down to Earth) - 03:07
10. Gabriel Yared - Prologue (Paradise War - The Story of Bruno Manser) - 02:57
11. Max Aruj & Steffen Thom - Haley's Theme (Crawl) - 02:13
12. Labyrinth - Demanding Excellence (Euphoria) - 03:31
13. Thomas Newman - Come Back to Us (1917) - 05:40
14. Alexandre Desplat - Europe (Adults In The Room) - 05:04
15. Alexandre Desplat - Jo Writes (Little Women) - 03:50
16. James Newton Howard - Love and Suffering (A Hidden Life) - 07:45
17. Howard Shore - It Ended In Silence (The Song of Names) - 04:25
18. David Reichelt - Sola (La Palma) - 02:35
19. Carter Burwell - Are We Doing This? (The Morning Show - Season 1) - 03:53
20. Hannes De Maeyer - Sacrifice (Torpedo) - 02:24
21. David Stone Hamilton - One Year Later (Dark Encounter) - 03:22
22. Lisa Gerrard & James Orr - Nightcap (Secret Bridesmaid's Business) - 02:16 - 03:41
23. Andrew Dickson - Blank It All Out (Naked) - 02:39
24. Martin Phipps - Man on the Moon (The Crown - Season 3) - 04:09
25. Tom Howe - Lu-La's Memory (Farmageddon) - 03:15
26. Trent Reznor & Atticus Ross - How the West Was Really Won (Watchmen - Volume 01) - 03:45
27. Atticus Ross, Leopold Ross & Claudia Sarne - As Far as I Could (Earthquake Bird) - 04:58
28. Lalo Schifrin - Will We Ever See You Again? (Return From Witch Mountain) - 03:40
29. Elmer Bernstein - Goodbyes and End Credits (The Amazing Mr. Blunden) - 03:30
30. Jeff Russo - Race to the Moon [Piano Suite] (For All Mankind - Season 1) - 06:11

Sonntag, 16. Dezember 2018

Playlist #256 vom 23.12.2018 - SACRED SPIRITS

Direkt vor den Weihnachtstagen bietet es sich natürlich an, filmmusikalische Referenzen aufzuspüren. Während ich vor zwei Jahren noch Kompositionen zu Hollywood-Weihnachtsfilmen wie „Santa Clause“, „Polar Express“, „Silver Bells“, „A Christmas Carol“, „How The Grinch Stole Christmas“, „Miracle on the 34th Street“, „Jingle All the Way“ und „Scrooged“ präsentierte, steht in der heutigen Sendung der spirituelle Aspekt, der mit dem Weihnachtsfest verbunden wird, im Vordergrund. Das Konzept ist dabei so weit gefasst, dass es um die Geburt Christi nur am Rande geht, dafür um nicht nur christliche Werte wie Nächstenliebe, Toleranz und Mut, aber auch um spirituelle Traditionen außerhalb unseres Kulturkreises. 

So hat Harry Gregson-Williams für das 2005 von Ridley Scott inszenierte historische Drama „Königreich der Himmel“ die Geschichte eines jungen Schmieds vertont, der mit europäischen Kreuzrittern im 12. Jahrhundert nach Jerusalem zieht, wo der brüchige Frieden zwischen Moslems und Christen verteidigt werden soll. Die 1981 von Brendan Perry und Lisa Gerrard gegründete australische Band Dead Can Dance komponiert zwar – bis auf eine Ausnahme: Augustin Villarongas „El Nino De La Luna“ -, keine Filmmusik, doch mit ihrem eklektizistischen Ansatz, der das Interesse an musikalischen und spirituellen Traditionen, Literatur und darstellender Kunst vereint, entstehen immer wieder Berührungspunkte. Lange bevor Hans Zimmer auf die außergewöhnliche Stimme von Lisa Gerrard aufmerksam geworden ist, um mit ihr an Ridley Scotts „Gladiator“ zu arbeiten, veröffentlichten Dead Can Dance 1987 mit „Within The Realm Of A Dying Sun“ ein Album mit mystischen, filmmusikalisch anmutenden und äußerst hypnotischen Klangbildern.
Ihre unglaubliche Imaginationskraft, mit deren Hilfe sie die Atmosphäre verfallener Gemäuer, heiliger Stätten, archaischer Rituale oder einer prächtigen Kathedrale in musikalische Entitäten transformieren können, hinterlässt auch beim Hörer einen nachhaltigen Eindruck, weckt intensiv aufwallende Assoziationen und führt ihn in sein inneres Wesen zurück. Mit „Persephone“ und „Summoning of the Muse“ präsentiere ich gleich zwei herausragende Songs des längst zum Klassiker avancierten Albums.
Ihr Song „The Host of Seraphim“ von ihrem ein Jahr später erschienenen Werk „The Serpent’s Egg“ wurde auch in Ron Frickes Dokumentarfilm „Baraka“ (in der Sufi-Sprache der Begriff für „Atem des Lebens“), in dem er 24 Länder auf allen Kontinenten bereiste und die Schönheit der Natur und das Schicksal der dort lebenden Menschen in einzigartigen Bildern festhielt.
„Es ist eine Reise der Wiederentdeckung, die in die Natur eintaucht, in die Geschichte, den menschlichen Geist und schließlich in das Reich des Unendlichen“, beschreibt der Regisseur seinen Film, mit dem er die Evolution der Erde, die Verschiedenheit der Menschen, ihre Verbindungen und ihren Einfluss auf die Erde auf nonverbale Weise einfängt. Michael Stearns komponierte dazu die Original-Musik, verwendete dabei auch Kompositionen aus Japan, Bali, Brasilien und Nepal.
Das künstlerische Konzept von Ron Fricke haben auf musikalische Weise auch die beiden Waliser Andrew Cadmore und Chris Brandrick mit ihrer 1988 gegründeten und nach einem Gedicht von Apollinaire benannten Band Zone umzusetzen versucht. Während sie musikalisch von John Cale, Throbbing Gristle, Brian Eno, Stockhausen, Fred Firth, Faust, Can und den frühen Tangerine Dream beeinflusst wurden, haben sie sich thematisch vor allem mit den unterschiedlichsten religiösen Traditionen auseinandergesetzt, wobei sie die überall zum Tragen kommende Sehnsucht nach Liebe, Leben und Licht ins Zentrum ihrer Kompositionen gestellt haben. Zu den eindringlichsten Stücken zählt fraglos „Beautiful Machine“ aus ihrem 1991er Album „Born of Fire“.
Ethnisch angehauchte Klänge gibt es von Armand Amar zu hören, der viele Werke des Dokumentarfilmers Yann Arthus-Bertrand vertont hat, darunter die an die biblische Schöpfungsgeschichte angelehnte Foto-Dokumentation „Die Erde von Oben“, in der ein Vater mit seinem Sohn eine Weltreise unternehmen, die zu den Ursprüngen unserer Kultur zurückführt. Aber auch Peter Gabriel hat mit seinen beiden Filmmusiken zu Martin Scorseses „Die letzte Versuchung Christi“ (1988) und Phillip Noyces „Long Walk Home“ (2002) außergewöhnliche Instrumente eingesetzt, um die spirituellen Themen der Filme einfühlsam umzusetzen.
Abgerundet wird die Sendung durch einige schlicht ergreifend schöne Film-Melodien, die so großartige Komponisten wie Hans Zimmer, Thomas Newman, Danny Elfman, James Horner und James Newton Howard kreiert haben – oft mit gekonnter Einbindung von Chören.
Playlist:
01. Harry Gregson-Williams - Coronation (Kingdom of Heaven) - 03:01
02. Dead Can Dance - Persephone (Within the Realm of a Dying Sun) - 06:36
03. Zone - Beautiful Machine (Born of Fire) - 11:38
04. Martin Phipps & Hans Zimmer - Maria Altman (Woman in Gold) - 03:09
05. Armand Amar - Civilisation - Petra - Rajasthan - Kirie - Souffle - Nazca (Terre Vue Du Ciel) - 12:18
06. Peter Gabriel - Passion (Passion - The Last Temptation of Christ) - 07:38
07. Peter Gabriel - Cloudless (Long Walk Home - Rabbit-Proof Fence) - 04:49
08. Armand Amar feat. Sinead O'Connor - A New Born Child (The First Cry) - 03:30
09. James Horner - All Is Lost (The New World) - 08:14
10. James Newton Howard - Humanity Goes On Trail (Snow Falling On Cedars) - 04:44
11. Zbigniew Preisner - Lacrimosa - Day of Tears (Requiem For My Friend) - 04:06
12. Thomas Newman - The Church of Glass (Oscar and Lucinda) - 03:50
13. Howard Shore - Lothlorien (The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring) - 04:33
14. James Newton Howard - The Healing (Lady in the Water) - 04:04
15. Hans Zimmer - Kyrie for the Magdalene (The Da Vinci Code) - 03:55
16. Max Richter - Path 5 [Digitonal's Theo in Dreamland Mix] (Sleep Remixes) - 06:47
17. Dead Can Dance - Summoning of the Muse (Within the Realm of a Dying Sun) - 04:55
18. Michael Stearns - End Credits (Baraka) - 05:46
19. James Newton Howard - Swimming (Waterworld) - 04:15
20. Dead Can Dance - The Host of Seraphim (Baraka) - 06:17

Freitag, 10. August 2018

Playlist #247 vom 19.08.2018 - JOAQUIN PHOENIX Special

Mit drei Oscar-Nominierungen als bester Darsteller (für seine Rollen in „Gladiator“, „Walk The Line“ und „The Master“) zählt der US-amerikanische Schauspieler Joaquin Phoenix zu den besten Darstellern seiner Generation. Vor allem seine Zusammenarbeit mit Filmemachern wie M. Night Shyamalan („Signs“, „The Village“), James Gray („The Yards – Im Hinterhof der Macht“, „Helden der Nacht – We Own the Night“, „Two Lovers“, „The Immigrant“) und Paul Thomas Anderson („The Master“, „Inherent Vice – Natürliche Mängel“) war sehr förderlich für seine Karriere. Nun ist er in Gus Van Sants biografischen Drama „Don’t Worry, weglaufen geht nicht“ im Kino zu sehen.

Joaquin Phoenix wurde am 28. Oktober 1974 in San Juan, Puerto Rico, unter dem Namen Joaquin Raphael Bottom als mittleres von insgesamt fünf Kindern geboren. Seine Eltern waren als Missionare der Sekte Children of God vor allem in Mittel- und Südamerika unterwegs, bis sie sich 1978 in Los Angeles niederließen und zum Neuanfang ihren Familiennamen von Bottom in Phoenix änderten. Die Kinder wurden ermutigt, ihre kreativen Instinkte zu entwickeln, und nahmen an verschiedenen Talentshows teil, wo sie von einer Agentin entdeckt wurden. Als strikte Veganer kam für sie keine Werbung für Fleisch, Milch und Junk Food in Frage, aber sie waren in etlichen Spots für weniger problematische Produkte zu sehen.
Seinen ersten Schauspiel-Gig absolvierte Joaquin 1982 in der Sitcom seines älteren Bruders River, „Seven Brides for Seven Brothers“. Nach weiteren Auftritten in Werbespots und Fernsehserien war Phoenix als jüngstes Crew-Mitglied in der Sci-Fi-Familien-Komödie „Space Camp“ (1986) zu sehen, ehe er in dem Cold-War-Drama „Russkies“ (1987) und in Ron Howards Komödie „Eine Wahnsinnsfamilie“ (1989) seine ersten Hauptrollen bekam.
Weil er unzufrieden mit den Rollen war, die ihm als Darsteller in seinem Alter angeboten wurden, kehrte Joaquin Phoenix Hollywood für eine Weile den Rücken zu und wollte mehr von der Welt sehen. Als sich seine Eltern trennten, zog er mit seinem Vater zunächst nach Mexiko und kehrte unter tragischen Umständen ins Rampenlicht zurück: Als er am 31. Oktober 1993 mit seinem Bruder River den teilweise Johnny Depp gehörenden Club „The Viper Room“ besuchte, brach River nach einer Überdosis Drogen zusammen und starb später. Auf Drängen seiner Freunde und Kollegen begann Joaquin, wieder Drehbücher zu lesen, doch sein Comeback ließ so lange auf sich warten, bis er die richtige Rolle gefunden hatte.
1995 spielte er neben Nicole Kidman in der Satire „To Die For“ von Gus Van Sant, mit dem bereits sein verstorbener Bruder an „Das Ende der Unschuld“ (1991) und „Cowboy Blues“ (1993) gearbeitet hatte. Weitere Stationen in Phoenix‘ Karriere waren „Die Abbotts – Wenn Hass die Liebe tötet“ (1997) mit Liv Tyler, die mit ihm für knapp drei Jahre ein Paar gewesen ist, und Oliver Stones „U-Turn – Kein Weg zurück“ (1997). Mit Vince Vaughn stand er bei „Für das Leben eines Freundes“ (1998) und „Lebende Ziele“ (1998) gemeinsam vor der Kamera, ehe er in Joel Schumachers „8mm“ (1999) einen Verkäufer im Porno-Laden spielte.
Seinen internationalen Durchbruch feierte Phoenix als paranoiden Widersacher von Russell Crowes heroischen Part in Ridley Scotts Historien-Epos „Gladiator“ (2000). Für seine Darstellung des römischen Kaisers Commodus erhielt er seine erste Oscar-Nominierung (als bester Nebendarsteller). Nach James Grays „The Yards – Im Hinterhof der Macht“ (2000) und dem Marquis-de-Sade-Biopic „Quills – Macht der Besessenheit“ (2000) war Phoenix in den beiden Mystery-Thriller-Dramen „Signs“ (2002) und „The Village“ (2004) von M. Night Shyamalan zu sehen und wurde von Johnny Cash selbst ausgesucht, in seiner Biographie „Walk the Line“ (2005) den Country-Star zu spielen und seine Songs auch für den Soundtrack aufzunehmen. Seine überzeugende Darstellung wurde mit einer weiteren Oscar-Nominierung bedacht, diesmal als bester Hauptdarsteller, und er bekam den Golden Globe in der Kategorie bester Hauptdarsteller in einer Komödie oder Musical.
Im Oktober 2008 verkündete Phoenix in der David-Letterman-Show, dass er sich aus dem Filmgeschäft zurückziehen möchte, um sich ganz der Musik zu widmen, worauf er mit langen Haaren und Bart merkwürdige Auftritte in Talkshows absolvierte und als kurioser Rap-Künstler auf sich aufmerksam machte. Im September 2010 erwies sich dieses Gebaren allerdings als Fake: In der Mockumentary „I’m Still Here: The Lost Year of Joaquin Phoenix“ hat Casey Affleck den Schauspieler vom angekündigten Rückzug aus Hollywood bis zu seinen inszenierten Versuchen, als Rapper Karriere zu machen, filmisch begleitet.
„Wir wollten uns gar nicht über Hollywood oder die Medien lustig machen. Das haben die Medien schon selbst erledigt. Weil es irgendwann allen nützte, die Lüge am Leben zu halten. Niemand wollte den Hype ruinieren, niemand wollte sagen: Die Hip-Hopper-Geschichte ist einfach nur ein Joke. Es gab so viele offene und versteckte Hinweise, dass die Geschichte nicht echt sein konnte. Aber die Unterhaltungsmedien versuchen nicht, herauszufinden, ob etwas wahr ist. Sie drucken und veröffentlichen nur das, was ihnen schlüpfrig erscheint“, erklärte Phoenix dazu im zeit.de-Interview. 

2012 war Phoenix neben Philip Seymour Hoffman in Paul Thomas Andersons Drama „The Master“ zu sehen, was ihm seine zweite Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller einbrachte. Es folgte eine bemerkenswerte Performance in Spike Jonzes futuristischer Romanze „Her“ (2013), in James Grays historischen Melodrama „The Immigrant“ (2014) und in Andersons Adaption von Thomas Pynchons „Inherent Vice“ (2014).
Zuletzt spielte er Lynne Ramsays Thriller-Drama „A Beautiful Day“ einen Kriegsveteranen und Ex-FBI-Agenten, der gegen Geld Frauen aus Mädchenhändlerringen befreit und sich um seine senile Mutter kümmert, und den Messias in Garth Davis‘ Biopic „Maria Magdalena“, wo er ebenso wie in Gus Van Sants „Don’t Worry, weglaufen geht nicht“ an der Seite seiner Freundin Rooney Mara zu sehen ist. 2019 soll Phoenix dann in Todd Phillips‘ („Hangover“) „Batman“-Spin-Off „Joker“ die Titelrolle spielen.

Filmographie: 
1982: Seven Brides for Seven Brothers (Fernsehserie, Folge 1x13 Christmas Song)
1984: ABC Afterschool Specials (Fernsehserie, Folge 12x06 Backwards: The Riddle of Dyslexia)
1985: Kids Don’t Tell (Fernsehfilm)
1986: Morningstar/Eveningstar (Fernsehserie, 7 Folgen)
1986: Space Camp (SpaceCamp)
1987: Russkies
1988: Der heimliche Zeuge (Secret Witness, Fernsehfilm)
1989: Eine Wahnsinnsfamilie (Parenthood)
1991: Walking the Dog
1995: To Die For
1997: Die Abbotts – Wenn Haß die Liebe tötet (Inventing the Abbotts)
1997: U-Turn – Kein Weg zurück (U-Turn)
1998: Für das Leben eines Freundes (Return to Paradise)
1998: Clay Pigeons – Lebende Ziele (Clay Pigeons)
1999: 8mm – Acht Millimeter (8MM)
2000: The Yards – Im Hinterhof der Macht (The Yards)
2000: Gladiator
2000: Quills – Macht der Besessenheit (Quills)
2001: Army Go Home! (Buffalo Soldiers)
2002: Ultimate Fights from the Movies (Dokumentarfilm)
2002: Signs – Zeichen (Signs)
2003: It’s All About Love
2003: Bärenbrüder (Brother Bear, Stimme für Kenai)
2004: Hotel Ruanda (Hotel Rwanda)
2004: Im Feuer (Ladder 49)
2004: The Village – Das Dorf (The Village)
2005: Walk the Line
2005: Earthlings (Dokumentarfilm, Stimme für Erzähler)
2007: Helden der Nacht – We Own the Night (We Own the Night)
2008: Ein einziger Augenblick (Reservation Road)
2008: Two Lovers
2010: I’m Still Here
2012: The Master
2013: Her
2013: The Immigrant
2014: Inherent Vice – Natürliche Mängel (Inherent Vice)
2015: Irrational Man
2017: A Beautiful Day (You Were Never Really Here)
2018: Don’t Worry, weglaufen geht nicht (Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot)
2018: Maria Magdalena (Mary Magdalene)
Playlist:
01. Danny Elfman - Drawing Montage (Don't Worry, He Won't Get Far On Foot) - 03:14
02. John Williams - In Orbit (Space Camp) - 03:17
03. James Newton Howard - Danny's Theme (Russkies) - 05:04
04. Randy Newman - Karen and Gil - Montage (Parenthood) - 04:52
05. Danny Elfman - Main Titles (To Die For) - 04:09
06. Michael Kamen - Re-Inventing The Abbotts (Inventing The Abbotts) - 07:03
07. Ennio Morricone - Grace (U-Turn) - 04:38
08. Mark Mancina - Return To Paradise (Return To Paradise) - 04:15
09. Hans Zimmer & Lisa Gerrard - Win The Crowd (Gladiator) - 02:49
10. Afro Celt Sound System - Mama Ararira (Hotel Rwanda) - 03:40
11. William Butler & Owen Pallett - Dimensions (Her) - 05:42
12. James Newton Howard - What Are You Asking Me? (The Village) - 06:00
13. James Newton Howard - Throwing A Stone (Signs) - 05:47
14. Mark Isham - Reservation Road (Reservation Road) - 04:04
15. Howard Shore - Queenborough Hall (The Yards) - 02:26
16. Wojciech Kilar - End Credits (We Own The Night) - 02:57
17. Zbigniew Preisner - Uganda (It's All About Love) - 03:10
18. Hildur Guðnadóttir & Jóhann Jóhannsson - Resurrection (Mary Magdalene) - 04:31
19. Mark Mancina - Sitka's Advice (Brother Bear) - 02:44
20. William Ross - Memorial (Ladder 49) - 06:21
21. Hans Zimmer & Lisa Gerrard - Only You To Share It With (Gladiator) - 03:00
22. James Newton Howard - End Credits (The Village) - 06:00
23. Jonny Greenwood - Shasta Fay Hepworth (Inherent Vice) - 05:45
24. Jonny Greenwood - Tree Strings (You Were Never Really Here) - 05:11
25. Jonny Greenwood - Alethia (The Master) - 04:05
26. Stephen Warbeck - The End: A New Manuscript (Quills) - 07:32

Donnerstag, 1. März 2018

Playlist #235 vom 04.03.2018 - DANIEL DAY-LEWIS Special

Der irisch-britische Schauspieler Daniel Day-Lewis zählt zu den erfolgreichsten und besten Darstellern seiner Generation. Entsprechend erschüttert reagierte die Filmwelt, als der dreifache Oscar-Gewinner im vergangenen Jahr erklärte, sich von der Schauspielerei zu verabschieden. Seine Karriere kann er am 4. März mit einem weiteren Academy Award krönen, denn für seine Darstellung in Paul Thomas Andersons Liebesdrama „Der seidene Faden“ erhielt er seine bereits sechste Nominierung. Bekannt wurde Day-Lewis durch seine bemerkenswerten Auftritte in Dramen wie „Zimmer mit Aussicht“, „Im Namen des Vaters“, „Mein linker Fuß“, „There Will Be Blood“ und „Lincoln“.

Daniel Day-Lewis wurde am 29. April 1957 in London als zweites Kind der britischen Schauspielerin Jill Balcon und des irisch-britischen Schriftstellers Cecil Day-Lewis geboren. Sein Faible für das Medium Film liegt in der Familie. Sein Großvater Michel Balcon prägte als Chef der Ealing Studios die britische Filmindustrie, seine ältere Schwester Lydia Tamasin arbeitet als Dokumentarfilmerin.
Nach seinem Schauspiel-Studium an der Bristol Old Vic Theatre School wirkte Day-Lewis 1971 in John Schlesingers Drama „Sunday Bloody Sunday“ mit, um sich dann wieder dem Theater zuzuwenden. Erst 1982 erfolgte seine Rückkehr zum Kino, zunächst mit einer kleinen Rolle in Richard Attenboroughs Biopic „Gandhi“, zwei Jahre später in Roger Donaldsons historischen See-Abenteuer-Drama „Die Bounty“, wo er an der Seite von Mel Gibson und Anthony Hopkins die Rolle des Seeoffiziers John Fryer verkörperte.
1985 war er in Stephen Frears‘ Adaption von Hanif Kureishis Theaterstück „Mein wunderbarer Waschsalon“ als schwuler Punk zu sehen. Es folgten Rollen in James Ivorys „Zimmer mit Aussicht“ (1985), in Philip Kaufmans Adaption von Milan Kunderas Bestseller „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ (1988) und schließlich der internationale Durchbruch mit seiner Oscar-prämierten Darstellung in Jim Sheridans „Mein linker Fuß“ (1989).
Der für seine akribische Vorbereitung bekannte Method Actor trainierte für seine Rolle des spastisch gelähmten irischen Malers Christy Brown monatelang, mit seinem linken Fuß zu schreiben, zu malen und auf einer Schreibmaschine zu tippen. Fortan war Daniel Day-Lewis in mehreren größeren Produktionen zu sehen. In den 1990er Jahren spielte er Hawkeye in Michael Manns Neuverfilmung von J.B. Coopers Klassiker „Der letzte Mohikaner“ (1992), unter der Regie von Jim Sheridan in dem biografischen Drama „Im Namen des Vaters“, in Martins Scorseses Verfilmung von Edith Whartons „Zeit der Unschuld“ (beide 1993), in Nicholas Hytners Adaption von Arthur Millers Theaterstück „Hexenjagd“ (1996) und arbeitete ein weiteres Mal mit Regisseur Jim Sheridan in dem romantischen Sport-Drama „The Boxer“ (1997) zusammen. Anschließend zog sich Day-Lewis für fünf Jahre aus dem Filmgeschäft zurück und erlernte in Florenz das Schuhmacherhandwerk. 
Sein Schauspieler-Kollege Leonardo DiCaprio setzte sich dafür ein, dass Daniel Day-Lewis eine Rolle in dem von ihm co-produzierten und von Martin Scorsese inszenierten Gangster-Epos „Gangs of New York“ übernahm, was dem wählerischen Schauspieler eine weitere Oscar-Nominierung einbrachte.
Von großen Blockbuster-Produktionen hielt sich Day-Lewis allerdings fern. So lehnte er es ab, in Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Trilogie Aragorn zu spielen, weil eine derart fiktive Rolle nicht mit dem Method Acting vereinbar sei, aber auch Mel Gibson („Die Passion Christi“) und Stephen Soderbergh („Solaris“) buhlten vergeblich darum, Daniel Day-Lewis für die Hauptrollen in ihren Filmen zu gewinnen. Stattdessen riskierte der charismatische Darsteller immer wieder seine Gesundheit bei der Vorbereitung für seine Rollen. Als er in „Im Namen des Vaters“ einen hungerstreikenden IRA-Gefangenen spielte, hungerte Day-Lewis nicht nur, sondern ließ sich auch mit kaltem Wasser überschütten, um die Kälte zu spüren, die seine Figur in der Zelle empfinden musste. Um sich auf seine Rolle als „letzter Mohikaner“ vorzubereiten, zog es den Schauspieler erst einmal in den Wald, wo er Tieren das Fell abzog und sich aus Bäumen ein Kanu baute.
Für Steven Spielbergs „Lincoln“-Porträt trainierte sich Day-Lewis eine Gangart an, die er mit der schweren Last in Verbindung brachte, die auf den Schultern des Präsidenten lastete. Der Schauspieler war so mit seiner Rolle verwachsen, dass Spielberg ihn auf dem Set nur als „Mr. President“ anredete. Sechs Jahre benötigte Spielberg übrigens, um Day-Lewis für diese Rolle zu gewinnen, dafür erhielt der Schauspieler 2013 aber auch seinen dritten Oscar, nachdem er 2008 zum zweiten Mal die begehrte Trophäe für seine Darstellung in Paul Thomas Andersons Drama „There Will Be Blood“ in Empfang nehmen durfte.
In Andersons neuen, für sechs Oscars nominierten Drama „Der seidene Faden“ spielt Daniel Day-Lewis einen Damenschneider im London der 1950er Jahre, der durch seine Hingabe an seinen Beruf fast zugrunde geht. Anlässlich der Geburtstagsfeier von Königin Elizabeth II. im Jahr 2014 schlug Prinz William Daniel Day-Lewis, der mit seiner Frau Rebecca Miller auf dem Land in Irland lebt, übrigens zum Ritter. Es bleibt abzuwarten, ob Daniel Day-Lewis tatsächlich für immer dem Kino den Rücken kehrt oder sich wieder nur eine längere Auszeit gönnt. „Wenn ich mich längere Zeit von der Arbeit fernhalte, liegt das an meinem eigenen Rhythmus, und der ist nun mal von Faulheit geprägt. In meinem Leben gibt es auch andere Dinge zu tun. Ich trenne es nicht in zwei Hälften, in Privatleben und Arbeit“, erklärte der Schauspieler im Interview auf welt.de. „Wenn die Zeitungen über mich schreiben, wirkt das so, als würde ich eine bipolare Existenz führen – zwischen Einsiedler und öffentlicher Figur. Dann heißt es: ‚Er ist aus dem Ruhestand zurückgekehrt.‘ Aber ich mache nur weiter wie bisher. Wenn ich mein Arbeitstempo erhöhen würde, dann würde ich die Freude an der Arbeit verlieren. Ich tanze nicht nach der Pfeife der anderen.“

Filmographie:
1971: Sunday, Bloody Sunday
1982: Gandhi
1984: Die Bounty (The Bounty)
1985: Mein wunderbarer Waschsalon (My Beautiful Laundrette)
1985: Zimmer mit Aussicht (A Room with a View)
1986: Nanou
1988: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins (The Unbearable Lightness of Being)
1988: Stars and Bars
1989: Eversmile, New Jersey
1989: Mein linker Fuß (My Left Foot)
1992: Der letzte Mohikaner (The Last of the Mohicans)
1993: Zeit der Unschuld (The Age of Innocence)
1993: Im Namen des Vaters (In the Name of the Father)
1996: Hexenjagd (The Crucible)
1997: Der Boxer (The Boxer)
2002: Gangs of New York
2005: The Ballad of Jack and Rose
2007: There Will Be Blood
2009: Nine
2012: Lincoln
2017: Der seidene Faden (Phantom Thread)
Playlist:
01. Jonny Greenwood - Alma (Phantom Thread) - 04:07
02. Jonny Greenwood - Open Spaces (There Will Be Blood) - 03:55
03. George Fenton - South Africa - The Beginning (Gandhi) - 04:46
04. Richard Robbins - In The Piazza Signoria (A Room With A View) - 03:54
05. Elmer Bernstein - First Visit (The Age Of Innocence) - 04:50
06. Elmer Bernstein - Love Spoken (My Left Foot) - 04:46
07. Gavin Friday - Agnus Die (The Boxer) - 03:50
08. Jocelyn Pook - Dionysus (Gangs Of New York) - 04:52
09. Andrea Guerra - Regret (Nine) - 01:45
10. Vangelis - Main Titles (The Bounty) - 04:13
11. Hans Zimmer - My Beautiful Laundrette (My Beautiful Laundrette) - 03:44
12. Jonny Greenwood - For The Hungry Boy (Phantom Thread) - 03:41
13. Trevor Jones - Walking The Circle (In The Name Of The Father) - 04:42
14. Trevor Jones - Promentory (The Last Of The Mohicans) - 06:13
15. John Williams - Freedom's Call (Lincoln) - 06:07
16. Elmer Bernstein - End Credits (The Age Of Innocence) - 05:04
17. Richard Robbins - End Titles (A Room With A View) - 03:41
18. Gavin Friday - The Finale (The Boxer) - 03:40
19. Howard Shore - Brooklyn Heights 3 (Gangs Of New York) - 03:13
20. George Fenton - Forgive Us (The Crucible) - 03:19
21. Trevor Jones - The Kiss (The Last Of The Mohicans) - 02:47
22. Ravi Shankar & George Fenton - Salt (Gandhi) - 03:56
23. John Williams - The People's House (Lincoln) - 03:42
24. George Fenton - Proctor Confesses (The Crucible) - 06:53
25. Trevor Jones - Passage Of Time (In The Name Of The Father) - 05:52
26. Vangelis - Alternate Titles (The Bounty) - 11:09

Sonntag, 21. Mai 2017

Playlist #215 vom 28.05.2017 - ALEC BALDWIN Special

Eigentlich hätte aus Alec Baldwin ein echter Star werden können, nachdem er in seiner Rolle als Jack Ryan in der Tom-Clancy-Verfilmung von „Jagd auf Roter Oktober“ an der Seite von Sean Connery seinen internationalen Durchbruch feiern durfte. Doch statt diese Rolle auch in der Fortsetzung „Die Stunde der Patrioten“ zu spielen, konzentrierte er sich lieber auf seine Broadway-Karriere und verkündete 2009 sogar, 2012 aus dem Filmgeschäft auszusteigen. Zum Glück machte er diese Ankündigung nicht wahr und erst kürzlich in dem Trickfilm „The Boss Baby“ der Titelfigur seine charismatische Stimme.

Alec Baldwin wurde 1958 mit irischen, britischen und französischen Wurzeln auf Long Island geboren und hat fünf Geschwister, von denen seine drei Brüder William, Stephen und Daniel ebenfalls Schauspieler wurden. Bevor Alec allerdings zum Filmgeschäft kam, studierte er Politikwissenschaft an der George Washington University. Anschließend verfolgte er seine Schauspiel-Karriere an der New York University und am Lee Strasberg Theatre Institute in New York.
Nach Engagements in Fernsehserien wie „The Doctors“ (1980-1982), „Die Texas-Klinik“ (1983) und „Unter der Sonne Kaliforniens“ (1984-1985) feierte Baldwin sein Filmdebüt 1987 in „Für immer Lulu“, dann folgten Rollen in populären Filmen wie Tim Burtons Geister-Komödie „Beetlejuice“, Jonathan Demmes romantischer Krimi-Komödie „Die Mafiosi-Braut“, Mike Nichols’ „Die Waffen der Frauen“ und Oliver Stones Drama „Talk Radio“ (alle 1988), ehe John McTiernan Baldwin 1990 in dem Polit-Thriller „Jagd auf Roter Oktober“ besetzte.
1993 heiratete er seine Kollegin Kim Basinger, mit der er bei „Die blonde Versuchung“ (1991) und „Getaway“ (1994) gemeinsam vor der Kamera stand. Zwar schlug Baldwin die Fortsetzung seiner Jack-Ryan-Rolle in „Die Stunde der Patrioten“ wegen seiner Broadway-Karriere (die in einer Nominierung für den renommierten Tony Award für seine Darstellung in „Endstation Sehnsucht“ gipfelte) aus, doch spielte er in den 1990er Jahren auch in Thrillern wie „Malice – Eine Intrige“ (1993), „Getaway“ (1994), „Nicht schuldig“, „Mississippi Delta – Im Sumpf der Rache“, „Das Attentat“ (alle 1996), „Auf Messers Schneide“ (1997) und „Das Mercury Puzzle“ (1998), in Dramen wie „Glengarry Glen Ross“ (1992) und „Al Pacino’s Looking For Richard“ (1996) sowie in der romantischen Komödie „Zauberhafte Zeiten“ (1992).
In den 2000er Jahren war er allerdings kaum noch in größeren Filmproduktionen zu sehen. Zu den bekannteren zählen auf jeden Fall Michael Bays „Pearl Harbor“ (2001), Wes Andersons „The Royal Tenenbaums“ (2001), Wayne Kramers „The Cooler – Alles auf Liebe“ (2003) und die beiden Martin-Scorsese-Dramen „Aviator“ (2004) und „Departed – Unter Feinden“ (2006).
Unter dem Namen Harry Kirkpatrick führte Baldwin 2003 auch Regie bei dem Fantasy-Comedy-Drama „The Devil and Daniel Webster“.
In den letzten Jahren war er in den Woody-Allen-Filmen „To Rome with Love“ (2012) und „Blue Jasmine“ (2013) ebenso zu bewundern wie in den Serien „30 Rock“ und „Saturday Night Live“, wo er seit 2016 sehr erfolgreich Donald Trump parodiert. Außerdem spielte er in dem Action-Thriller „Mission: Impossible – Rogue Nation“ und in Peter Landesmans Sportler-Biopic-Drama „Erschütternde Wahrheit“ (beide 2015).

Filmographie:
1980–1982: The Doctors (Fernsehserie)
1983: Die Texas-Klinik (Cutter to Houston, Fernsehserie, 9 Folgen)
1984: Eine Frau kann nicht vergessen (Sweet Revenge, Fernsehfilm)
1984–1985: Unter der Sonne Kaliforniens (Knots Landing, Fernsehserie, 40 Folgen)
1987: Für immer Lulu (Forever, Lulu)
1987: Alamo – 13 Tage bis zum Sieg (Alamo: 13 Days to Glory)
1988: Beetlejuice
1988: Die Waffen der Frauen (Working Girl)
1988: Die Mafiosi-Braut (Married to the Mob)
1988: Talk Radio
1988: She is having a Baby (She’s Having a Baby)
1989: Great Balls of Fire – Jerry Lee Lewis – Ein Leben für den Rock’n’Roll (Great Balls of Fire!)
1990: Jagd auf Roter Oktober (The Hunt for Red October)
1990: Miami Blues
1990: Alice (Alice)
1991: Die blonde Versuchung (The Marrying Man)
1992: Glengarry Glen Ross
1992: Zauberhafte Zeiten (Prelude to a Kiss)
1993: Malice – Eine Intrige (Malice)
1994: Shadow und der Fluch des Khan (The Shadow)
1994: Getaway (The Getaway)
1995: Endstation Sehnsucht (A Streetcar Named Desire, Fernsehfilm)
1995: 25 Cents (Two Bits)
1996: Nicht schuldig (The Juror)
1996: Mississippi Delta – Im Sumpf der Rache (Heaven’s Prisoners)
1996: Das Attentat (Ghosts of Mississippi)
1996: Al Pacino’s Looking for Richard (Looking for Richard)
1997: Auf Messers Schneide – Rivalen am Abgrund (The Edge)
1998: Das Mercury Puzzle (Mercury Rising)
1998: The Last Bandit (Thick as Thieves)
1999: The Confession – Das Geständnis (The Confession)
1999: Notting Hill
1999: Outer Limits – Die unbekannte Dimension (The Outer Limits, Fernsehserie, Folge 5x18)
1999: Outside Providence
2000: Nürnberg – Im Namen der Menschlichkeit (Nuremberg)
2000: State and Main
2001: Final Fantasy: Die Mächte in dir (Stimme, Final Fantasy, the Spirits Within)
2001: Pluto Nash – Im Kampf gegen die Mondmafia (The Adventures of Pluto Nash)
2001: Pearl Harbor
2001: Die Royal Tenenbaums (The Royal Tenenbaums)
2001: Friends (Fernsehserie, Folgen 8x17–8x18)
2002: Path to War (Fernsehfilm)
2003: The Cooler – Alles auf Liebe (The Cooler)
2003: Ein Kater macht Theater (The Cat in the Hat)
2003: Du stirbst nur zweimal (Second Nature)
2004: Las Vegas (Fernsehserie, Folgen 1x12, 2x09)
2004: … und dann kam Polly (Along Came Polly)
2004: Nip/Tuck – Schönheit hat ihren Preis (Nip/Tuck, Fernsehserie, Folge 2x16)
2004: Aviator (The Aviator)
2004: The Last Shot – Die letzte Klappe (The Last Shot)
2005: Elizabethtown
2005: Dick und Jane (Fun with Dick and Jane)
2005: Will & Grace (6 Folgen)
2006: Mein erster Mord (Mini’s First Time)
2006: Krass (Running With Scissors)
2006: Departed – Unter Feinden (The Departed)
2006: Der gute Hirte (The Good Shepherd)
2006–2012: 30 Rock (Fernsehserie, 138 Folgen)
2007: Suburban Girl
2007: Brooklyn Rules
2007: Saturday Night Live (Fernsehshow, Folge 32x17)
2008: Männer sind Schweine (My Best Friend’s Girl)
2008: Lymelife
2008: Madagascar 2 (Stimme, Madagascar: Escape 2 Africa)
2009: Beim Leben meiner Schwester (My Sister’s Keeper)
2009: Wenn Liebe so einfach wäre (It’s Complicated)
2010: Teenage Paparazzo (Dokumentation)
2011: Runaway Girl (Hick)
2011: Die Hüter des Lichts (Stimme, Rise of the Guardian)
2011–2012: Saturday Night Live (Fernsehshow, 2 Folgen)
2012: To Rome With Love
2012: Rock of Ages
2013: AmeriQua
2013: Blue Jasmine
2013: Verführt und Verlassen (Seduced and Abandoned, Dokumentation)
2013: Elaine Stritch: Shoot Me (Dokumentation)
2014: Law & Order: Special Victims Unit (Fernsehserie, Folge 15x18)
2014: Still Alice – Mein Leben ohne Gestern (Still Alice)
2014: Torrente 5: Operación Eurovegas (Torrente V: Misión Eurovegas)
2014: A Dangerous Game (Dokumentation)
2015: Mission: Impossible – Rogue Nation
2015: Erschütternde Wahrheit (Concussion)
2015: Aloha – Die Chance auf Glück (Aloha)
2016: Das Schwarze Labyrinth (Andron)
2017: The Boss Baby, Stimme
Playlist:
01. Hans Zimmer & Steve Mazzaro - I Wish You Were Never Born (The Boss Baby) - 02:53
02. Aaron Zigman - Opening (My Sister's Keeper) - 03:19
03. Ilan Eshkeri - Speech (Still Alice) - 02:35
04. Marcelo Zarvos & Bruce Fowler - Miriam (The Good Shepherd) - 04:16
05. John Barry - Meeting With Kudrow (Mercury Rising) - 03:39
06. Marc Shaiman - Busted (Ghosts From The Past) - 05:44
07. Howard Shore - Open Your Eyes (Prelude To A Kiss) - 02:46
08. Hans Zimmer & Heitor Pereira - It's Complicated (It's Complicated) - 04:15
09. Christopher Young - Living For Love (The Devil And Daniel Webster) - 03:21
10. David Mansfield - Evening Star (A Streetcar Named Desire) - 02:22
11. Jerry Goldsmith - Main Title (Malice) - 03:31
12. Jerry Goldsmith - The Poppy Fields (The Shadow) - 03:41
13. Jerry Goldsmith - Lost In The Wild(s) (The Edge) - 02:59
14. James Newton Howard - End Titles (The Juror) - 03:59
15. James Newton Howard - Be At Peace (Concussion) - 03:49
16. Elliot Goldenthal - The Kiss (Final Fantasy) - 04:14
17. Howard Shore - Icarus (The Aviator) - 04:00
18. Howard Shore - Richard, Duke Of York (Looking For Richard) - 04:09
19. Basil Poledouris - Hymn To Red October (The Hunt For Red October) - 05:04
20. Stewart Copeland - Dietz: Just Come Right In Here, Denise (Talk Radio) - 03:05
21. Danny Elfman - Main Title/End Title (Beetlejuice) - 03:41
22. Hans Zimmer - Once Upon A Time In Africa (Madagascar: Escape 2 Africa) - 03:50
23. Alexandre Desplat - Easter (Rise Of The Guardians) - 03:39
24. George Fenton - Front Title (Heaven's Prisoners) - 05:03
25. Hans Zimmer - Brothers (Pearl Harbor) - 04:04
26. Mark Isham - Leaving Las Vegas (The Cooler) - 05:15
27. Trevor Jones - Notting Hill (Notting Hill) - 04:46
28. Joe Kraemer - Soloman Lane (Mission: Impossible - Rogue Nation) - 04:08
29. Mark Mothersbaugh - The Lindebergh (The Royal Tenenbaums) - 07:21

Samstag, 22. April 2017

Playlist #213 vom 30.04.2017 - R.I.P. MICHAEL BALLHAUS

Er drehte 15 Filme mit dem deutschen Ausnahmeregisseur Rainer Werner Fassbinder und arbeitete in Hollywood mit Filmgrößen wie Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Robert Redford und Wolfgang Petersen zusammen. Nun starb der große deutsche, auch international renommierte Kameramann Michael Ballhaus, der neben unzähligen Auszeichnungen auch drei Oscar-Nominierungen (für „Nachrichtenfieber“, „Die fabelhaften Baker Boys“ und „Gangs Of New York“) erhielt, am 12. April nach kurzer Krankheit in seiner Heimatstadt Berlin.

Ballhaus wurde am 5. August 1935 als Sohn der beiden Theaterschauspieler Oskar Ballhaus und Lena Hutter in Berlin geboren und nahm schon als Jugendlicher in einer großfamiliären Künstlerkommune an vielen Gesprächen über die Kunst teil, machte seine ersten Fotoaufnahmen von Bühnenbildern und Szenen der Theateraufführungen für die Presse. 1955 durfte Ballhaus bei den Dreharbeiten zu „Lola Montez“ dabei sein, den mit Max Ophüls ein Freund der Familie inszenierte und in dem 20-jährigen Ballhaus den Wunsch weckte, Kameramann zu werden.
„Der französische Kameramann Christian Matras richtete gerade das Licht ein und verständigte sich mit seinem bayerischen Oberbeleuchter per Handzeichen. Man konnte die Internationalität, das Flair, das Gemeinschaftsgefühl des Kinos spüren und sehen. Max Ophüls stellte seinem Kameramann sehr schwierige Aufgaben, etwa, dass bei einer langen Fahrt ein Teppich hinter der Kamera hergezogen wird, damit man die Schienen nicht sieht. Das hat mich fasziniert. Diese Mischung aus verzwickten technischen Aufgaben und künstlerischem Empfinden. Ophüls war der Chef auf dem Set. Doch ohne den Kameramann ging nichts. Auch das hat mir gefallen. ‚Lola Montez‘ war dann kein Kassenerfolg. Aber ein großartiger Film mit einer wahnsinnigen, extravaganten Farbdramaturgie“, verriet Ballhaus 2014 im Interview mit Die Zeit
Er absolvierte eine zweijährige Fotografenausbildung in Würzburg und begann 1959 in Baden-Baden beim Südwestfunk eine Kameraassistenz. In den sechs Jahren, in denen Ballhaus schließlich zum Chef-Kameramann beim SWF aufstieg, lernte er den Regisseur Peter Lilienthal kennen und fotografierte für ihn die Filme „Die Nachbarskinder“ (1960), „Abschied“ (1965), „Der Aufstand“ (1979/80), „Dear Mr. Wonderful“ (1982) und „Das Autogramm“ (1983). Seinen ersten Kinofilm drehte er 1968 mit der Dieter-Hallervorden-Komödie „Mehrmals täglich“.
Ballhaus lehrte zwischen 1967 und 1970 erstmals an der Film- und Fernsehakademie Berlin und lernte 1970 durch seinen zweiten Kinofilm „Deine Zärtlichkeiten“ Ulli Lommel kennen, der ihn wiederum mit Fassbinder zusammenbrachte. Seit ihrer ersten Zusammenarbeit an dem Südstaatendrama „Whity“ (1970) haben Ballhaus und Fassbinder bis 1979 Filme wie „Welt am Draht“, „Martha“, „Ich will doch nur, daß ihr mich liebt“ und „Die Ehe der Maria Braun“ verwirklicht. Bereits für „Martha“ (1973) hatte Ballhaus versucht, mit einer 360-Grad-Fahrt der Kamera um die Akteure eine andere visuelle Form der Darstellung auszuprobieren, was als „Ballhaus-Kreisel“ Einzug in die Fachsprache finden sollte und vor allem in der berühmten Szene in „Die fabelhaften Baker Boys“ zum Ausdruck kam, als er die singende und auf einem schwarzen Flügel liegende Michelle Pfeiffer im roten Glitzerkleid umkreiste.
Aus der fruchtbaren Arbeitsbeziehung mit Fassbinder resultierten nicht nur Filme mit weiteren namhaften deutschen Filmemachern wie Volker Schlöndorff („Tod eines Handlungsreisenden“), Hans W. Geißendörfer („Der Zauberberg“, „Ediths Tagebuch“) und Margarethe von Trotta („Heller Wahn“), sondern auch der Sprung nach Hollywood, wo er ab 1985 und dem Film „Die Zeit nach Mitternacht“ der Director of photography von Martin Scorsese wurde.
Scorsese mit Ballhaus und den Darstellern Matt Damon und Leonardo di Caprio
am Set von "The Departed"

„Seine Bildideen und sein Rhythmus haben mich immer fasziniert. Und andererseits ist es ja nur ein Plan. Die Herausforderung ist, diesen Plan in Bilder umzusetzen. Mit der richtigen Brennweite, dem richtigen Licht, der richtigen Position der Schauspieler. Ich muss die Vision realisieren. Und dieses Gefühl, auf einer Wellenlänge zu sein, Scorseses Fantasie so umsetzen zu können, wie er es sich erträumt hat, das war immer wieder erhebend.“ (ebd.) 
Zu den großen Hollywood-Filmen, für die Ballhaus die Kameraarbeit machte, zählten neben den Scorsese-Filmen „Die Zeit nach Mitternacht“ (1985), „Die Farbe des Geldes“ (1986), „Die letzte Versuchung Christi“ (1988), „GoodFellas“ (1990), „Zeit der Unschuld“ (1993), „Gangs Of New York“ (2002) und „Departed – Unter Feinden“ (2006) auch Paul Newmans „Die Glasmenagerie“ (1987) und die erste Oscar-Nominierung für seine Arbeit an James L. Brooks‘ „Nachrichtenfieber“ (1987). Ballhaus arbeitete auch mit Mike Nichols, Peter Yates, Robert Redford, Irwin Winkler, Barry Levinson und Francis Ford Coppola zusammen, erhielt 1990 seine zweite Oscar-Nominierung für „Die fabelhaften Baker Boys“ und 2003 seine dritte für „Gangs Of New York“.
2007 bekam er als erster Deutscher von der American Society of Cinematographers den renommierten Preis für sein Lebenswerk. Ballhaus galt als Mann mit der entfesselten Kamera, der auch unter Druck immer in der Lage war, außergewöhnliche Stimmungen und Dynamik zu erzeugen, mit den Regisseuren glaubwürdige Geschichten zu erzählen, die ebenso das Gefühl wie den Verstand ansprachen. Den letzten seiner 38 Hollywood-Filme drehte Ballhaus 2005 wiederum unter der Regie von Martin Scorsese. „Departed – Unter Feinden“ stellte ein 100-Millionen-Dollar-Remake des Hongkong-Thrillers „Internal Affairs“ und die siebte Zusammenarbeit zwischen Scorsese und Ballhaus dar. Danach kehrte Ballhaus nach Berlin zurück, wo er publik machte, dass er seit einigen Jahren an Grauem Star leide, und nur noch gelegentlich als Produzent und Regisseur tätig war.
Von 2010 bis zu seinem Tod war er Abteilungsleiter für Kamera an der Hochschule für Fernsehen und Film München und hatte 2010 eine Gastprofessur an der Leuphana Universität Lüneburg inne.
2013 fügte er seinem rund 80 Kinofilme umfassenden Lebenswerk noch den Film „3096 Tage“ hinzu, wobei er für seine zweite Frau, die Regisseurin Sherry Hormann, hinter der Kamera stand und das Drama der über acht Jahre im Kellerverlies gefangenen Natascha Kampusch zu beleuchten. 2014 veröffentlichte Ballhaus mit „Bilder im Kopf“ seine Autobiografie und verstarb am 12. April dieses Jahres nach kurzer Krankheit in Berlin.

Filmographie:
1960: Die Kassette – Regie: Rudolf Noelte, Fernsehspiel
1960: Die Nachbarskinder – Regie: Peter Lilienthal, Fernsehspiel
1965: Der große Wildenberg – Regie: Herbert Vesely
1965: Abschied – Regie: Peter Lilienthal
1966: Große Liebe – Regie: Johannes Schaaf
1967: Ganze Tage in den Bäumen – Regie: Tom Toelle
1969: Mehrmals täglich (auch: Darf ich Sie zur Mutter machen?) – Regie: Ralf Gregan
1969: Deine Zärtlichkeiten – Regie: Herbert Vesely und Peter Schamoni
1970: Wir – zwei – Regie: Ulrich Schamoni
1970: Whity – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1970: Warnung vor einer heiligen Nutte – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1970: Fassbinder produziert Film No. 8 (Doku) – Regie: M. Ballhaus, Dietmar Buchmann
1972: Die bitteren Tränen der Petra von Kant – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1973: Tschetan, der Indianerjunge – Regie: Hark Bohm
 1973: Tatort: Tote brauchen keine Wohnung – Regie: Wolfgang Staudte (TV-Serie)
1973: Welt am Draht – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1974: Martha – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1974: Made in Germany und USA – Regie: Rudolf Thome
1974: Faustrecht der Freiheit – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1975: Das Amulett des Todes – Regie: Ralf Gregan
1975: Mutter Küsters Fahrt zum Himmel – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1975: Ich will doch nur, daß ihr mich liebt – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1975: Sommergäste – Regie: Peter Stein, Verfilmung von Maxim Gorkis Theaterstück
1976: Satansbraten – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1976: Chinesisches Roulette – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1977: Bolwieser – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1977: Frauen in New York – Regie: Rainer Werner Fassbinder (TV-Theaterverfilmung)
1978: Despair – Eine Reise ins Licht – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1978: Spiel der Verlierer (nur Filmrolle)
1979: Die Ehe der Maria Braun – Regie: Rainer Werner Fassbinder
1979: Alpensaga – Der deutsche Frühling. – Regie: Dieter Berner
1979: Die erste Polka – Regie: Klaus Emmerich
1979/1980: Der Aufstand – Regie: Peter Lilienthal
1980: Looping – Regie: Walter Bockmayer, Rolf Bührmann
1980: Groß und klein, nach der Inszenierung des Theaterstücks von Peter Stein 1982: Dear Mr. Wonderful – Regie: Peter Lilienthal
1982: Der Zauberberg – Regie: Hans W. Geißendörfer
1982: Baby it’s you – Regie: John Sayles
1983: Heller Wahn – Regie: Margarethe von Trotta
1983: Das Autogramm – Regie: Peter Lilienthal
1984: Jung und rücksichtslos (Reckless) – Regie: James Foley
1984: Die Herzensbrecher (Heartbreakers)
1984: Ediths Tagebuch – Regie: Hans W. Geißendörfer
1985: Die Zeit nach Mitternacht – Regie: Martin Scorsese
1985: Tod eines Handlungsreisenden – Regie: Volker Schlöndorff
1986: Under the Cherry Moon – Unter dem Kirschmond – Regie: Prince
1986: Die Farbe des Geldes – Regie: Martin Scorsese
1987: Die Glasmenagerie – Regie: Paul Newman
1987: Nachrichtenfieber – Broadcast News – Regie: James L. Brooks
1988: Baja Oklahoma – Regie: Bobby Roth
1988: Das Haus in der Carroll Street – Regie: Peter Yates
1988: Die letzte Versuchung Christi – Regie: Martin Scorsese
1988: Die Waffen der Frauen (Working Girl) – Regie: Mike Nichols
1988: Zwei hinreißend verdorbene Schurken (Dirty Rotten Scoundrels) – Regie: Frank Oz
1989: Die fabelhaften Baker Boys – Regie: Steven Kloves
1990: Grüße aus Hollywood – Regie: Mike Nichols
1990: Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia – Regie: Martin Scorsese
1991: Schuldig bei Verdacht (Guilty by Suspicion) – Regie: Irwin Winkler
1991: Was ist mit Bob? (What About Bob?) – Regie: Frank Oz
1992: Bram Stoker’s Dracula – Regie: Francis Ford Coppola
1992: Mambo Kings (The Mambo Kings) – Regie: Arne Glimcher
1993: Zeit der Unschuld – Regie: Martin Scorsese
1994: Quiz Show – Regie: Robert Redford
1995: Outbreak – Regie: Wolfgang Petersen
1996: Sleepers – Regie: Barry Levinson
1997: Air Force One – Regie: Wolfgang Petersen
1998: Mit aller Macht – Regie: Mike Nichols
1999: Wild Wild West – Regie: Barry Sonnenfeld
2000: Die Legende von Bagger Vance – Regie: Robert Redford
2000: Good Vibrations – Sex vom anderen Stern – Regie: Mike Nichols
2000: Gone Underground – Regie: Su Turhan
2002: Gangs of New York – Regie: Martin Scorsese
2003: Was das Herz begehrt – Regie: Nancy Meyers
2003: Uptown Girls – Eine Zicke kommt selten allein – Regie: Boaz Yakin
2005: Sonntagsluft (Gespenster) – Regie: Frank Alva Buecheler
2006: Departed – Unter Feinden – Regie: Martin Scorsese
2009: In Berlin – mit Ciro Cappellari
2013: 3096 Tage – Regie: Sherry Hormann
Playlist:
01. Howard Shore - Midnight (After Hours) - 03:18
02. Henry Mancini - My Sister Laura (The Glass Menagerie) - 03:30
03. Bill Conti - Young Jane/Main Title (Broadcast News) - 02:43
04. Georges Delerue - Comforting Emily (The House on Carroll Street) - 05:05
05. Peter Gabriel - Of These, Hope (The Last Temptation Of Christ) - 03:55
06. Jerry Goldsmith - The Parachutes (Air Force One) - 05:14
07. James Newton Howard - Robbie's Cured/End Credits (Outbreak) - 07:12
08. Elmer Bernstein - Loveless' Plan (Wild Wild West) - 04:45
09. Elmer Bernstein - End Credits (The Age Of Innocence) - 04:47
10. Carly Simon - In Love (Working Girl) - 03:55
11. Dave Grusin - Main Title [Jack's Theme] (The Fabulous Baker Boys) - 06:40
12. Rachel Portman - Junuh Sees The Field (The Legend Of Bagger Vance) - 05:11
13. Hans Zimmer - Humanity (As Good As It Gets) - 06:23 *
14. Hans Zimmer - Cathy (I'll Do Anything) - 08:07
15. John Williams - Saying The Rosary (Sleepers) - 06:53
16. James Newton Howard - NY to LA - The Bus Depot (Guilty By Suspicion) - 02:42
17. Mark Isham - The World's Smartest Man (Quiz Show) - 05:22
18. Derek And The Dominos - Layla [Piano Exit] (GoodFellas) - 03:52
19. Afro Celt Sound System - Dark Moon, High Tide (Gangs Of New York) - 04:08
20. Wojciech Kilar - The Storm (Dracula) - 05:04
21. Jocelyn Pook - Dionysus (Gangs Of New York) - 04:52
22. Howard Shore - Billy's Theme (Departed) - 07:01
* dieser Titel ist irrtümlich auf der Playlist gelandet, Michael Ballhaus hat nicht bei "Besser geht's nicht" die Kamera geführt, sondern bei einem anderen Jack-Nicholson-Film mit Musik von Hans Zimmer, nämlich bei "Was das Herz begehrt"

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