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Mittwoch, 18. August 2021

Playlist #326 vom 29.08.2021 - DAVID HOLMES Special

Als Komponist für einige der bekanntesten Steven-Soderbergh-Filme wie die „Ocean’s“-Trilogie, „Out of Sight“ und zuletzt „Die Geldwäscherei“ hat David Holmes eine Nische für groovende Electronic-Soundtracks gefüllt. Doch auch als DJ, Produzent, Solo-Künstler und Band-Mitglied hat sich der Nordire seit Ende der 1990er Jahre international einen Namen gemacht. Zu seinen jüngsten Arbeiten zählen der Soundtrack zu den Filmen „Ordinary Love“ und „No Sudden Move“ sowie zu den Fernsehserien „The Fall“ und „Killing Eve“
Holmes wurde am 14. Februar 1969 in Belfast geboren und begann als 15-Jähriger seine Karriere als DJ im Belfaster Abercorn Mod Club. Seinen ersten Hit landete er 1992 (zusammen mit Ashley Beedle und Lindsay Edwards) mit „De Niro“ unter dem Namen The Disco Evangelist, schließlich unterhielt er im Belfast Art College bis in die Mitte der 90er Jahre zwei Club-Nächte. 
1995 veröffentlichte Holmes mit „This Films Crap Let’s Slash the Seats“ sein Debütalbum, das nicht nur von Filmen und Soundtracks inspiriert war, sondern ihm auch wenig später den Eintritt in die Welt der Filmmusik ermöglichte. So war eine editierte Version des knapp dreizehnminütigen Openers „No Man’s Land“ 1998 auf dem Soundtrack zu Darren Aronofskys „Pi“ verwendet worden. Holmes kreierte die Ambient-Verbindungen zwischen den einzelnen Songs auf dem Therapy?-Album „Infernal Love“ und veröffentlichte 1997 sein zweites Album „Let’s Get Killed“, aus dem die Single „My Mate Paul“ sein erster Hit wurde. 
Ein Jahr später engagierte ihn Produzent Danny DeVito, die Musik zu Steven Soderberghs Krimi-Komödie „Out of Sight“ zu komponieren, was ihm Folgeaufträge für die drei „Ocean’s“-Filme bescherte. 2002 veröffentlichte David Holmes zusammen mit vier weiteren Musikern das Album „David Holmes Presents The Free Association“ und zwei Jahre später mit ihnen auch den Soundtrack zum Film „Code 46“. Als Remixer war Holmes für Acts wie U2, Doves, Manic Street Preachers, Primal Scream, Page and Plant, Saint Etienne und Ice Cube tätig. 
2008 komponierte er nicht nur die Musik für die neue iPhone-Kampagne, sondern veröffentlichte auch das Solo-Album „The Holy Pictures“, aus dem der Track „Holy Pictures“ für den Soundtrack zum Videospiel „Pro Evolution Soccer 2010“ und das Stück „I Heard Wonders“ sowohl für den Soundtrack zum Film „Cherrybomb“ als auch für die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2012 ausgewählt wurden. 
Für Steve McQueens Films „Hunger“ über den irischen Hungerstreik im Jahr 1981 komponierte Holmes zusammen mit Leo Abrahams den Score. 2014 war Holmes für die Musik zu Yann Demanges Drama „´71“ verantwortlich. Zu der Geschichte eines britischen Soldaten, der während der Unruhen in Belfast 1971 von seiner Einheit getrennt worden ist, war es ihm vergönnt, die Musik zu komponieren, bevor der Film gedreht wurde. 
„Es befreit deine Vorstellungskraft, wenn du eine Welt einfängst, die nur du sehen und fühlen kannst, die aber in Beziehung zu der umfassenden Vision des Regisseurs steht“, stellte Holmes dazu fest. „Dass ich die meiste Zeit meines Lebens in Belfast verbracht habe, war außerdem eine große Inspiration.“ Musikalisch wurde Holmes dabei von so unterschiedlichen Arbeiten wie John Carpenters „Assault From Precinct 13“ und „Escape From New York“, John Paul Jones’ „Four Minute Warning“ und Tony Conrads „The Pyre of Angus Was In Kathmandu“ beeinflusst. 
2015 gründete Holmes zusammen mit der Sängerin Jade Vincent und dem Keyboarder/Programmierer Keefus Ciancia die Band Unloved, die von klassischer Filmmusik ebenso inspiriert wurde wie von Mädchen-Bands aus den 1960ern, elektro-akustischer Musik des 20. Jahrhunderts und rauchigen Jazz-Chanteusen. 
Viele ihrer Songs ihres 2016 veröffentlichten Debütalbums „Guilty of Love“ und des 2019 erschienenen Nachfolgers „Heartbreak“ fanden in der Fernsehserie „Killing Eve“ Verwendung. In den letzten Jahren war Holmes wieder verstärkt für Steven Soderbergh tätig, komponierte die Musik zu den Filmen „Logan Lucky“ (2017) und „Die Geldwäscherei“ (2019) ebenso wie zur Mini-Serie „Mosaic“ von HBO mit Sharon Stone in der Hauptrolle. 
 
Filmo- und Diskographie: 
1995: This Film’s Crap Let’s Slash the Seats 
1997: Let’s Get Killed 
1998: Out of Sight 
1998: Resurrection Man 
1998: Stop Arresting Artists 
1998: Three Chords and a Wardrobe (Kurzfilm) 
2000: Bow Down to the Exit Sign 
2001: Army Go Home! 
2002: Ocean’s Eleven 
2002: David Holmes Presents The Free Association 
2003: Reine Nervensache 2 (Analyze That) 
2003: Stander 
2004: Code 46 
2004: Ocean’s 12 
2005: The War Within 
2006: The 18th Electricity Plan (Kurzfilm) 
2007: Ocean’s 13 
2008: Hunger 
2008: The Holy Pictures 
2009: Five Minutes of Heaven 
2009: The Girlfriend Experience 
2009: Cherrybomb 
2009: Kopfgeld – Perrier’s Bounty (Perrier’s Bounty) 
2010: The Edge 
2010: The Dogs are Parading – The Very Best Of (Doppel-CD) 
2011: The Shore (Kurzfilm) 
2012: Haywire 
2012: Good Vibrations 
2012: The Motel Life 
2013: Diana 
2013: The Fall (TV-Serie) 
2014: Light of My Eyes (Kurzfilm) 
2014: ’71 
2015: Elser – Er hätte die Welt verändert 
2015: 13 Minutes 
2015: I Am Here 
2015: London Spy (TV-Serie) 
2015: I Am Belfast 
2016: Mindhorn 
2017: Logan Lucky 
2018: Mosaic (TV-Serie) 
2018: Death and Nightingales (TV-Serie) 
2018-2019: Killing Eve (TV-Serie) 
2019: Die Geldwäscherei (The Laundromat) 
2019: Ordinary Love 
2020: Pixie 
2021: No Sudden Move 

Playlist: 
1. David Holmes - The Trunk Scene (Out Of Sight) - 04:44 
2. David Holmes - No Man's Land (Pi) - 06:18 
3. David Holmes - Rodney Yates (Let's Get Killed) - 06:24 
4. David Holmes - Hey Lisa (Bow Down To The Exit Sign) - 04:46 
5. David Holmes - Opening Credits (Analyze That) - 04:06 
6. The Free Association - Dreaming On A Train (Code 46) - 03:53 
7. David Holmes - Tess (Ocean's Eleven) - 02:18 
8. David Holmes - $165 Million + Interest (into) The Round Up (Ocean's Twelve) - 05:43 
9. David Holmes - All Sewn Up (Ocean's Thirteen) - 03:15 
10. The Free Association - Paper Underwear (David Holmes presents The Free Association) - 03:48 
11. David Holmes - Smoked Oak (The Dogs Are Parading) - 07:25 
12. David Holmes - Let's Get Jiang (Haywire) - 04:14 
13. David Holmes & Keefus Ciania - Jerry Dies (The Motel Life) - 03:02 
14. David Holmes - Radio 7 (Let's Get Killed) - 05:50 
15. The Free Association - Inside / Outside (Code 46) - 04:37 
16. David Holmes - Main Title Theme (No Sudden Move) - 02:04 
17. David Holmes & Keefus Ciania - Spector's Theme (The Fall) - 01:35 
18. David Holmes - Track 16 (The Edge) - 04:50 
19. David Holmes - I Know What I Have To Do (Mosaic) - 02:55 
20. David Holmes - The Ballad Of Sarah & Jack (The Holy Pictures) - 04:28 
21. David Holmes - The Die Hard Rationalist (The Dogs Are Parading) - 05:44 
22. David Holmes & Keefus Ciania - New York City (Diana) - 03:55 
23. David Holmes - Out Run (15 Minutes) - 04:45 
24. David Holmes - Original Score Medley (Logan Lucky) - 03:59 
25. David Holmes - Where's Kenneth (Haywire) - 03:53 
26. David Holmes - 71 [Excerpt] ('71) - 08:07

Montag, 2. August 2021

Playlist #325 vom 15.08.2021 - MARCEL BARSOTTI Special

Auch wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft und ihre Fans bei der diesjährigen EM kein „Sommermärchen“ erleben durften, war zumindest die Musik präsent, die Marcel Barsotti 2006 für Sönke Wortmanns Dokumentarfilm „Deutschland. Ein Sommermärchen“ komponiert hatte, als die Elf von Trainer Jürgen Klinsmann zumindest von begeisterten Fans begleitet bis ins Halbfinale stürmte, wo sie erst von Italien gestoppt worden ist. Doch nicht nur mit der neu arrangierten Single „Sommermärchen Sinfonie“ war Barsotti erfolgreich. Auch seine Musiken zu Wortmanns „Das Wunder von Bern“ und „Die Päpstin“ sowie zu Produktionen wie „Der Seewolf“, „Wo ist Fred?“, „Rennschwein Rudi Rüssel 2“ und „Der Schatz der weißen Falken“ sind sehr populär geworden. Für diese Sendung hatte ich das Vergnügen, Marcel Barsotti interviewen zu dürfen. 
Barsotti wurde am 2. Mai 1963 in Luzern, Schweiz, geboren und erhielt bereits im Alter von drei Jahren Unterricht am Schlagzeug und Vibraphon, worauf sich in den Jahren zwischen 1973 und 1980 Unterricht in Gitarre und Orgel in Rom, Kompositionen für verschiedene Jazzformationen und erste Auftritte als Pianist in Rom und München anschlossen. 1981/82 studierte er klassische Komposition, Klavier und Klarinette am Richard Strauß Konservatorium in München, komponierte anschließend klassische Sinfonien, Streichquartette und Klavierzyklen, bevor sich ein Studium des Dirigierens und der Theatermusiken anschloss. 
Kurz nach dem Abschluss seines Studiums gründete er 1988 die Band Chaya, komponierte Werbemusiken, erlebte die Uraufführung seines Werks „Die Wassernymphen“ beim Weilheimer Kulturfestival. 
Man könnte meinen, dass seine anschließende sechsjährige popmusikalische Ausbildung bei Harold Faltermeyer Barsotti direkt in die Filmmusik führte, schließlich war Faltermeyer in den 1980er Jahren mit seinen Soundtracks zu Filmen wie „Feuer und Eis“, „Top Gun“, Beverly Hills Cop“, „Running Man“ und „Tango & Cash“ recht erfolgreich. Doch es ist eher Marcels früher Begeisterung fürs Kino zu verdanken, dass er selbst in die Filmmusik ging. 
„Während meiner Zeit am Konservatorium hatte ich viel Popmusik gemacht. Da gab es noch gar keine Überlegung, in die Filmmusik einzusteigen. Ich hatte meine Popsongs eigentlich überall vorgestellt, und Harold hat sie sich damals angehört und schlug vor, ob wir nicht mal ein Pop-Album zusammen machen wollen, was auch gleich gut funktionierte. Wir hatten einige Chart-Entries mit zwei oder drei Titeln, aber ich habe dann schnell festgestellt, dass Popmusik nicht ganz so mein Ding ist, weil es mehr darum geht, die Plattenfirmen mit irgendwelchen Hits zu befriedigen, mit Melodien, die gerade in sind oder die so umgesetzt werden sollten. Das gab mir keine Herausforderungen, ebenso in der klassischen Musik“, blickt der vielseitige Komponist zurück. „Ich habe dann für mich damals entschieden, mich von dem Faltermeyer-System zu verabschieden und mich selbstständig zu machen. Es ist so eine alte Regel, dass man bei den großen Komponisten weniger eine Chance hat, als zu versuchen, auf eigenen Beinen zu stehen. Der andere Hintergrund ist, dass ich schon vor Faltermeyer immer ein großer Kinogänger war. Ich war immer ein großer Fan von Ennio Morricone, Jerry Goldsmith, auch von den älteren Werken von Miklós Rózsa. Ich habe mich schon immer für Filmmusik interessiert. Und in der Zeit von Harold Faltermeyer kam Hans Zimmer ins Spiel. Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich Filmmusik machen wollte, als ich den Soundtrack zu ‚Green Card‘ gehört hatte. Das ist beileibe nicht der beste Soundtrack von Hans Zimmer, aber damals war es total innovativ.“ 
Nach ersten Arbeiten für eine RTL- und ZDF-Serie komponierte Barsotti 1995 für den Fernsehfilm „Brüder auf Leben und Tod“ seine erste Filmmusik, vertonte 1997 mit „Für immer und immer“ seinen ersten Kinofilm. Seinen Durchbruch feierte Barsotti 2003 mit Sönke Wortmanns Fußball-Drama „Das Wunder von Bern“. Die Zusammenarbeit setzte sich mit „Deutschland. Ein Sommermärchen“ (2006) und der internationalen Großproduktion „Die Päpstin“ (2009) fort. 
„Sönke ist ein relativ intuitiver Regisseur. Der geht jetzt nicht ins Detail mit Hörnern und Trompeten, aber er hat ein gutes Gefühl dafür, was eine Szene für eine Musik braucht. Ob das jetzt ein dokumentarischer Fußballfilm ist oder ,Die Päpstin‘. Wichtig ist, dass er immer einen melodramatischen und allen voran einen emotionalen Kontakt zur Musik herstellen kann. Es muss ihm einfach gefallen“, beschreibt Barsotti die Zusammenarbeit mit Wortmann. „Bei ,Die Päpstin‘ war der Druck für alle größer. Da gab es viele Produzenten, die ein Mitspracherecht hatten, ein Riesen-Team. Da wurden sogar Musik-Screenings im Kino gemacht. Wenn so viel Geld im Spiel ist, bekommen alle voll die Panik, dass die Musik auch international klingt. Dabei habe ich bei ,Die Päpstin‘ ja keinen Blockbuster-Sound geschrieben, sondern es ist ein eher klassisch orientiertes Werk. Für Sönke ist das aber unerheblich. Er entscheidet sich emotional, ob ihm eine Musik gefällt oder nicht.“ 
Gerade im Fernsehbereich arbeitet Barsotti auch regelmäßig mit Regisseuren wie Matthias Tiefenbacher („Der Freund von früher“, „Oh Tannenbaum“, „Liebe im Halteverbot“), Christoph Schrewe („Der Seewolf“, „Der Bibelcode“, „Dann kam Lucy“), Uwe Janson („Die Schuld der Erben“, „Der Minister“, „Der Urbino Krimi“) und Jörg Grünler („Liebe am Fjord“, „Die Rückkehr des Vaters“) zusammen. 
Christoph Schrewe ist zum Beispiel einer meiner absoluten Lieblings-Regisseure, mit dem ich viele Popcorn-Projekte wie ,Der Seewolf‘ oder ,Der Bibelcode‘, also ein paar reißerische Geschichten, realisieren konnte. Bei vielen Regisseuren ist sogar eine Art Freundschaft entstanden, dass man das Gefühl hatte, man kann einander vertrauen, und doch geht das Spiel immer von Neuem los, weil ,Der Seewolf‘ und ,Der Bibelcode‘ zwei ganz unterschiedliche Themen sind“, erläutert Barsotti. „Es ist aber auch so, dass sich manche Regisseure, mit denen man lange zusammengearbeitet hat, nach einer Zeit für ein neues Team entscheiden. Dann bist du als Komponist auch mal ganz schnell draußen. Bei Christoph Schrewe war es zum Beispiel so, dass er eine Hollywood-Karriere anstrebte und es tatsächlich auch geschafft hat. Da hat er aber gar keine Entscheidungsgewalt, sondern da sind irgendwelche Amerikaner bei Paramount oder Warner angestellt, die die Komponisten auswählen. Die werden dann auf seine Projekte draufgesetzt, ob er will oder nicht. Da sind also oft politische Entscheidungen im Spiel. Bei den letzten Filmen von Sönke war es zum Beispiel so, dass sie in Bundesländern entstanden sind, wo es keine Filmförderung für Bayern gab. Und ich lebe nun mal in Bayern. Bei Kinofilmen ist es nun mal so, dass das Geld dort ausgegeben werden muss, wo die Förderung herkommt.“ 
Über die Jahre hat Marcel Barsotti nicht nur die Musik zu mehr als 100 Kino-, Fernseh- und Werbefilmen komponiert, sondern betreibt seit 2000 sehr erfolgreich die internationale Sound Library Ethno World, ist als Dozent für Filmmusik an der Music Shop Academy und bei BAM music tätig, gründete 2005 das Label The Score Record Company und 2017 die Production Music Company TUNESforMOVIES, über die mittlerweile auch die meisten von Barsottis Soundtracks in digitaler Form vertrieben werden. In seiner Werksbiografie fällt vor allem das breite Spektrum an Filmgenres und musikalischen Stilen auf. 
„Grundsätzlich bin ich genrefrei. Ich arbeite einfach gerne“, bekennt Barsotti. „Ich habe Komödien gemacht, Dramen, Horrorfilme, Fantasy. Es ist auch so, wenn ich bei Netflix Serien schaue, dann sehe ich mir alles gerne an. Einen gewissen Nachtteil gibt es aber schon – das ist nicht bei allen Komponisten so, war bei mir aber so -, nämlich dass sich schon sehr früh als Komponist für das Drama eingesetzt worden bin. Die ersten Komödien kamen sehr spät. Als dann die moderneren Strukturen für Thriller aufkamen, hat man mich weiterhin für Dramen gebucht. Da wäre ich aber gerne reingerutscht, weil ich von der elektronischen Musik her komme, doch ich bin schnell in die Orchesterschiene reingerutscht. Deswegen habe ich gar nicht so viele elektronische Scores machen können. 
Ich war aber auch sehr dankbar, diese tollen Dramen oder Komödien wie mit Til Schweiger bei ,Wo ist Fred?‘ machen zu dürfen, aber was bei mir z.B. ganz fehlt, ist die Abteilung Science-Fiction. Das liegt eben auch daran, dass sich dieses Genre – ob nun fördertechnisch oder im Fernsehen – extrem rarmacht. Bei Netflix geht das mit ,Dark‘ jetzt etwas los. Das wäre noch so ein Traum von mir, so etwas mal zu machen.“ 
In diese Schiene fällt auch das 2019 veröffentlichte elektronische Album „Transpicuous“, das Barsotti von einer ganz anderen Seite präsentiert, als man es von seinen filmmusikalischen Arbeiten gewohnt ist. „Ich habe so einen Zettel, auf dem ich aufschreibe, was ich in meinem Leben noch so machen oder komponieren würde. Das sind keine Aufträge, sondern Sachen, die du selber gerne machen möchtest. Da stand schon lange auf der Liste ein Album mit elektronischer Musik, das auf der einen Seite die 80s widerspiegelt – ich hatte da so Assoziationen zu Kraftwerk oder Tangerine Dream -, auf der anderen Seite gibt es so atonal-böse Werke, die so an die moderne Musik von Netflix-Serien erinnert. Da es aber zu der Zeit keine Netflix-Serie gab, bei der ich das hätte verwirklichen können, dachte ich mir, schreibe ich einfach mal ein Album. Ich war erstaunt, wie gut das ankam. Es gab aber auch Leute, die anriefen und sich wunderten, dass ich überhaupt elektronische Musik machen kann. Dabei habe ich vor der Filmmusik immer elektronische Musik gemacht, was immer irre Spaß gemacht hat.“ 
Zur diesjährigen EM war Barsotti noch einmal mit seiner 2006 komponierten Musik für Wortmanns „Deutschland. Ein Sommermärchen“ zu hören, und zwar mit einer neu arrangierten Single-Version namens „Sommermärchen Sinfonie“
„Der Film war damals unerwartet sehr erfolgreich. Fußballfilme sind ja alles andere als erfolgreich im Kino oder im Fernsehen. Damals gab es aber einen Rekord nach dem anderen mit dem ,Sommermärchen‘. Ebenso verhielt es sich mit der DVD, Blu-ray und dem Soundtrack. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir mit einem deutschen Soundtrack auch in die Charts kommen. Das ist jetzt sehr lange her, damals hat man auch kräftig CDs verkauft“, blickt Barsotti zurück. „Ich hatte letztes Jahr die Rechte zurückerhalten, den Soundtrack wieder zu veröffentlichen, zumindest auf digitalem Wege. Das Publikum ist ja auch heutzutage auch so drauf, dass es die Musik eher streamt als Soundtracks wirklich noch kauft. Um das schmackhaft zu machen, um dem Soundtrack ein neues Bild zu geben, gab es damals schon immer Anfragen, ob es den Soundtrack oder zumindest das Hauptthema nicht auch als orchestrale Version gibt. Da kam mir dann die Idee, dass ich selbst einen Remix beisteuere, woraus dann die orchestrale Version entstanden ist.“ 
Ein Blick auf Barsottis umfangreiche Vita wirft auch die Frage auf, woher der Mann die Zeit und Energie hernimmt, all diese Dinge und seine Familie unter einen Hut zu bringen? 
„Ich hatte schon immer ein Interesse daran, vieles zu machen. Schon als Kind hat mich alles Mögliche interessiert. Ich hatte eine Orgel gesehen und habe Orgel gespielt. Am nächsten Tag habe ich einem anderen Laden eine Trommel gesehen und habe dann auf dem Schlagzeug rumgehämmert. Dann habe ich die Blockflöte, die Gitarre und den Bass entdeckt. Dann kam die Liebe zu ethnischen Instrumenten und die Idee, Production Music zu machen. Ich habe ja noch eine Firma, bei der wir vorgefertigte Musiken haben. Da kam immer mehr dazu, aber irgendwie passt das alles zusammen. Ich würde sagen, das eine geht nicht ohne das andere. Meines Erachtens macht man auch nur die Sachen, solange es auch erfolgreich ist. Dann bin ich auch motiviert. Wenn ich aber sehe, es funktioniert nicht mehr, dann würde ich das Projekt natürlich auch aufgeben. Bis jetzt funktionieren alle meine Spinnereien recht gut. Ich habe das alles auch nie so ernst genommen, sondern bin als gefühlter Hobby-Musiker durchs Land gegangen. Ich hätte nie gedacht, so viele schöne Filme machen zu können.“ 
Natürlich bastelt der umtriebige Komponist auch schon wieder an neuem Material. 
„Ich bin gerade im Abschluss eines großen orchestralen Albums. Das sind so große, Blockbuster-artige Filmmusiken, die man in deutschen Filmen kaum verwenden kann. Es ist eine Art Hommage an amerikanische Filmmusik, weshalb das Album auch ,Americana‘ heißt. Da werden dich große, actionreiche Cues erwarten, im großen orchestralen Stil mit Chor und allem Drum und Dran. Ich bin noch am Überlegen, was ich damit mache, ob ich das auch konzertant aufführe. Und ich bin gerade am Entwickeln eines ,Transpicious II‘-Albums, das aber ganz andere Wege gehen wird. Das sind die Themen, die mich dieses Jahr noch beschäftigen werden.“ 
Als ersten Vorgeschmack auf das für den 18. Oktober angekündigte Americana“-Album veröffentlicht Barsotti am 16.08. die erste Single-Auskopplung Deep Wild West“, gefolgt von Kings of Glory“ (06.09.) und Hollywood Symphony“ (27.09.).
 
 
Filmographie: 
1995: Brüder auf Leben und Tod (Fernsehfilm) 
1997: Insel der Furcht (Fernsehfilm) 
1998: Für Immer und Immer 
1998: Sirga – die Löwin 
1998: Eine Sünde zuviel (Fernsehfilm) 
1998: Mayday, Flug in den Tod (Fernsehfilm) 
1998: Dr. Berg - Nur das Leben zählt (Fernsehfilm) 
1998: Chinadream (Fernsehfilm) 
1998: Das Tor des Feuers (Fernsehfilm) 
1999: Die Angst in meinem Herzen (Fernsehfilm) 
1999: Verfolgt (Fernsehfilm) 
1999: Ein Bär für alle Fälle (Fernsehfilm) 
2000: Dolphins 
2000: Der Club der grünen Witwen (Fernsehfilm) 
2000: Falscher Verdacht (Fernsehfilm) 
2001: Grüne Wüste 
2001: Die Jagd auf den Plastiktütenmörder (Fernsehfilm) 
2001: Ein Yeti zum Verlieben (Fernsehfilm) 
2002: Die Novizin (Fernsehfilm) 
2002: Operation Rubikon (Fernsehfilm) 
2002: Liebling, bring’ die Hühner ins Bett (Fernsehfilm) 
2003: Der Poet 
2003: Der Freund von früher (Fernsehfilm) 
2003: Weihnachtsmann über Bord (Fernsehfilm) 
2003: Das Wunder von Bern 
2004: Die Rückkehr des Vaters (Fernsehfilm) 
2004: Die Ärztin (Fernsehfilm) 
2005: Kebab Connection 
2005: Der Schatz der weißen Falken 
2005: Wenn der Vater mit dem Sohne (Fernsehfilm) 
2006: Deutschland. Ein Sommermärchen 
2006: Himmel über Australien (Fernsehfilm) 
2006: Rennschwein Rudi Rüssel 2 – Rudi rennt wieder! 
2006: Wo ist Fred? 
2007: Oh Tannenbaum (Fernsehfilm) 
2007: Liebe im Halteverbot (Fernsehfilm) 
2007: Der Mann an ihrer Seite (Fernsehfilm) 
2008: Der Bibelcode (Fernsehfilm) 
2008: Der Seewolf (Fernsehfilm) 
2008: Ein starkes Team – Die Schöne vom Beckenrand (Fernsehfilm) 
2009: Die Päpstin 
2009: Ein starkes Team – Die Schöne vom Beckenrand (Fernsehfilm) 
2011: Dann kam Lucy (Fernsehfilm) 
2011: Do Elephants Pray? 
2011: Liebe am Fjord – Das Meer der Frauen (Fernsehfilm) 
2011: Alles was recht ist – Sein oder Nichtsein (Fernsehfilm) 
2011: Oh Shit! (Fernsehfilm) 
2012: Liebe am Fjord – Sog der Gezeiten (Fernsehfilm) 
2012: Tessa Hennig: Elli gibt den Löffel ab (Fernsehfilm) 
2012: Liebe am Fjord – Abschied von Hannah (Fernsehfilm) 
2012: Die Schuld der Erben (Fernsehfilm) 
2012: Jesus liebt mich 
2013: Der Minister (Fernsehfilm) 
2013: Frauen Verstehen (Fernsehfilm) 
2013: Inspektor Jury – Der Tote im Pub (Fernsehfilm) 
2014: Die Hebamme (Fernsehfilm) 
2015: Inspektor Jury – Mord im Nebel (Fernsehfilm) 
2015: Die Udo Honig Story (Fernsehfilm) 
2015: The Power 
2016: Die Hebamme 2 (Fernsehfilm) 
2016: Der Urbino-Krimi: Die Tote im Palazzo (Fernsehfilm) 
2016: Der Urbino-Krimi: Mord im Olivenhain (Fernsehfilm) 
2017: Inspektor Jury – Spielt Katz und Maus (Fernsehfilm) 
2018: Urlaub mit Mama (Fernsehfilm) 
2021: Der Klabautermann (Kurzfilm) 
Playlist: 
1. Marcel Barsotti - Inspector Jury Reprise (The Inspector Jury Mysteries) - 03:04 
2. Marcel Barsotti - Finale (Grüne Wüste) - 03:59 
3. Marcel Barsotti - Sommermärchen Sinfonie (Deutschland. Ein Sommermärchen) - 03:11 
4. Marcel Barsotti - Cocaine (Die Udo Honig Story) - 03:20 
5. Marcel Barsotti - Die Wehrpflicht muss weg (Der Minister) - 03:50 
6. Marcel Barsotti - Der Schatz der weißen Falken (Der Schatz der weißen Falken) - 03:46 
7. Marcel Barsotti - Perfect Storm (Der Seewolf) - 04:30 
8. Marcel Barsotti - Sibirien (Das Wunder von Bern) - 03:30 
9. Marcel Barsotti - Pilgrimage to Rome (Die Päpstin) - 03:27 
10. Marcel Barsotti - Aenigmatis Biblica (Der Bibelcode) - 06:01 
11. Marcel Barsotti - Armageddon (Jesus liebt mich) - 04:10 
12. Marcel Barsotti - Marias Abschied (Für immer und immer) - 04:16 
13. Marcel Barsotti - Die Gustavssons (Das Meer der Frauen) - 03:24 
14. Marcel Barsotti - Amsterdam (Dann kam Lucy) - 03:58 
15. Marcel Barsotti - Heaven and Moon (Dolphins) - 04:29 
16. Marcel Barsotti - Life Bird (Transpicuous) - 02:32 
17. Marcel Barsotti - Lovex (Transpicuous) - 02:53 
18. Marcel Barsotti - Experience Transfer (Transpicuous) - 03:08 
19. Marcel Barsotti - Pope Joan Suite (Die Päpstin) - 06:29 
20. Marcel Barsotti - Initium Prologue (Die Hebamme) - 04:23 
21. Marcel Barsotti - Main Theme (Wo ist Fred?) - 03:25 
22. Marcel Barsotti - Kebab Connection (Kebab Connection) - 03:37 
23. Marcel Barsotti - Deep Wild West (Americana) - 03:26

Sonntag, 1. August 2021

Playlist #324 vom 01.08.2021 - NICO FIDENCO Special

Nico Fidenco ist zwar weit davon entfernt, in einem Atemzug mit den ganz großen italienischen Filmkomponisten wie Ennio Morricone, Nino Rota oder auch Stelvio Cipriani, Bruno Nicolai, Armando Trovajoli, Piero Umiliani und Piero Piccioni genannt zu werden, aber mit seinen Arbeiten sowohl im Italo-Western- als auch Softporno- und Exploitation-Genre hat der 1933 in Rom geborene Sänger und Komponist durchaus seine Spuren hinterlassen. 
Eigentlich schwebte Fidenco, der mit bürgerlichem Namen Domenico Colarossi heißt, eine Karriere als Mediziner vor, doch das 1953 begonnene Studium dazu brach er ab und schrieb sich stattdessen am Centro Sperimentale di Cinematografia ein. Nachdem er zunächst als Regieassistent arbeitete und neben Dokumentarfilmen auch Werke mit Franco Brusati („Il padrone sono me“, 1955) realisiert hatte, machte er Karriere als Sänger, landete 1960 mit der Single „Su nel cielo“ aus dem Film „Gefährliche Nächte“ von Franco Maselli gleich einen Nr. 1-Hit in Italien, worauf in den nächsten Jahren viele weitere Top-10-Hits folgten, die oft italienische Coverversionen international erfolgreicher Filmsongs wie „Moon River“ darstellten. 
Fidenco
hatte 1963 bereits mehr als eine Million Platten verkauft, bevor sich der autodidaktisch am Klavier ausgebildete Fidenco der Filmmusik zuwandte. Nach seinem Debüt mit Piero Regnolis Thriller „Brennpunkt Miami“ (1964) komponierte Fidenco zunächst die Musik vor allem zu Italo-Western wie „Pistoleros“ („All'ombra di una colt“, 1965), „Der Mann aus Texas“ („The Texican“, 1966), „Lanky Fellow – Der einsame Rächer“ („Per il gusto di uccidere“, 1966), „Dinamite Jim“ (1966), „John il bastardo“ (1967), „Django – Ich will ihn tot“ („Lo voglio morto“, 1968), „Den Geiern zum Fraß“ („All'ultimo sangue“, 1968) und „Django – Melodie in Blei“ („Uno di più all'inferno“, 1968), ehe er in den 1970er Jahren überwiegend für die „Black Emanuelle“-Reihe und andere Softpornos und Exploitation-Filme wie „Nackt unter Kannibalen“ (1977), „Sklavenmarkt der weißen Mädchen“ (1978), „Eros Perversion“ (1979) und „Heiße Räder, heiße Lippen“ (1980) Musik komponierte, die oft in reduzierten Arrangements mit Synthesizern, Gitarre und exotischen Percussion eingespielt und gelegentlich von dezent eingesetzten Bläsern und Streichern unterstützt wurde. 
Viele der Softpornos, die er ab 1981 vertonte, komponierte er unter dem Pseudonym Dominak, bevor er ab Mitte der 1980er Jahre kaum noch als Filmkomponist in Erscheinung trat. Dafür bildete er von 1984 bis 1994 mit Riccardo Del Turco, Jimmy Fontana und Gianni Meccia das Quartett I Super 4. Fidencos Songs waren aber auch noch in Soundtracks jüngerer Zeit zu finden, so in George Clooneys „Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind“ (2002), François Ozons „5x2“ (2004), Hélène Cattets und Bruno Forzanis „Der Tod weint rote Tränen“ (2013) und Quentin Tarantinos „Once Upon a Time in… Hollywood“ (2019). 
 
Filmographie: 
1964: Brennpunkt Miami 
1965: Pistoleros (All'ombra di una colt) 
1966: Dinamita Jim 
1966: Lanky Fellow – Der einsame Rächer (Per il gusto di uccidere) 
1966: Der Mann aus Texas (The Texican) 
1966: Mike Murphy 077 gegen Ypotron (Agente Logan - missione Ypotron) 
1966: Raumkreuzer Hydra – Duell im All (2+5: Missione Hydra) 
1967: Die Milliarden-Supermasche (Supercolpo da 7 miliardi) 
1967: Bang Bang Kid (Bang bang kid) 
1967: John il bastardo 
1968: Django – ich will ihn tot (Lo voglio morto) 
1968: Django – Melodie in Blei (Uno di più all'inferno) 
1968: Den Geiern zum Fraß (All'ultimo sangue) 
1968: Ragan 
1968: Stoßtrupp ins Jenseits (El ,Che‘ Guevara) 
1968: Tausend und eine Nacht (La esclava del paraíso) 
1970: Consigna: matar al comandante en jefe 
1971: La belve 
1971: Los corsarios 
1971: No desearás la mujer del vecino 
1971: Seine Waffe war Dynamit (Il suo nome er a Pot… ma… lo chiamavano Allegria) 
1971: Le inibizioni del dottor Gaudenzi, vedovo col complesso della buonanima 
1972: I giochi proibiti dell'Aretino Pietro 
1973: Vier Teufelskerle (Campa carogna… la taglia cresce) 
1973: Drei Spaghetti in Shanghai (Crash! Che botte... strippo strappo stroppio) 
1973: Bruna, formosa, cerca superdotato 
1974: Giuda uccide il venerdì 
1974: Kesse Teens – Die erste Liebe (La ragazzina) 
1975: Teenager lieben heiß (Blue Jeans) 
1975: Le dolci zie 
1975: Black Emanuelle (Emanuelle nera) 
1976: Black Emanuelle 2. Teil (Emanuelle nera: Orient reportage) 
1976: Black Emanuelle – Stunden wilder Lust (Emanuelle in America) 
1976: La sposina 
1976: La pretora 
1977: Emanuela – Alle Lüste dieser Welt (Emanuelle – Perché violenza alle donne?) 
1977: Nackt unter Kannibalen (Emanuelle e gli ultimi cannibali) 
1977: Yellow Emanuelle (Il mondo dei sensi di Emy Wong) 
1977: La bravata 
1977: Kolossal - i magnifici Macisti (Dokumentation) 
1978: Sklavenmarkt der weißen Mädchen (La via della prostituzione) 
1978: Ein Mann für eine Nacht (Candido erotico) 
1978: Meine drei Cousinen (Cugine mie) 
1978: Adolescenza morbosa 
1979: Immagini di un convento 
1979: Justine 
1979: Süpermenler 
1979: Eros Perversion 
1980: Orgasmo Nero III – Schwarze Haut auf weißem Sand (Sesso nero) 
1980: Zombies unter Kannibalen (Zombi holocaust) 
1980: Las verdes vacaciones de una familia bien 
1980: Heiße Räder, heiße Lippen (Super Climax) 
1980: Blue Erotic Climax 
1981: Insel der Zombies (Porno holocaust) 
1981: Le ereditiere superporno 
1981: Pornovideo 
1981: Bocco golosa 
1981: Sesso allegro 
1981: Claude e Corinne 
1981: Caldo profumo di vergine 
1981: Le porno investigatrici 
1981: Labbra bagnate 
1982: Stretta e bagnata 
1982: Vierge... façon de parler 
1982: Che casino... con Pierino! 
1982: Pin il monello 
1982: Apocalisse di un terremoto 
1984: Nudo e crudele (Dokumentation) 
1985: Mondo senza veli (Dokumentation) 
1991: Games of Desire 
1991: Wilder Dreier (La strana voglia) 
1993: Auf Messers Schneide (La scalata, TV-Mini-Serie) 
1993: Formula 3 - I ragazzi dell'autodromo 
2005: Ejército budista (Kurzfilm) 
2014: Le ali del destino, una storia lucana 
Playlist: 
1. Nico Fidenco - Emanuelle's Theme (Black Emanuelle) - 02:45 
2. Nico Fidenco & Nino Tassone - Dallas M. 12: colore armonica a bocca (Appuntamento a Dallas) - 03:05 
3. Nico Fidenco - Agent Logan On Mission (Agente Logan - Missione Ypotron) - 03:52 
4. Nico Fidenco - Finale (2+5 Missione Hydra) - 04:25 
5. Nico Fidenco - Dinamite Jim - Seq. 5 (Dinamite Jim) - 03:03 
6. Nico Fidenco - Finche' Il Mondo Sara' (All'Ombra Di Una Colt) - 04:00 
7. Nico Fidenco - Titoli (Per Il Gusto Di Uccidere) - 02:18 
8. Nico Fidenco - Suite (Ringo Il Texano) - 02:30 
9. Nico Fidenco - Seduzione Di Antonia (John Il Bastardo) - 04:48 
10. Nico Fidenco - Chaleco Triste (All'Ultimo Sangue) - 03:50 
11. Nico Fidenco - La Boliviana Il Tramonto (El "Che" Guevara) - 03:25 
12. Nico Fidenco - Clayton Duello (Lo Voglio Morto) - 02:49 
13. Nico Fidenco & Gianni Dell'Orso - Ragan - Seq. 3 (Ragan) - 03:15 
14. Nico Fidenco & Gianni Dell'Orso - Sharaz - Seq. 6 (Sharaz) - 02:44 
15. Nico Fidenco - Amore Nel West (Uno Di Più All'Inferno) - 03:03 
16. Nico Fidenco - Annabella (Commando Di Spie) - 03:51 
17. Nico Fidenco - A Sweet Goodnight Kiss (Le Inibizioni Del Dottor Gaudenzi) - 03:29 
18. Nico Fidenco - La Lunga Carovana (Campa Carogna… La Taglia Cresce) - 03:17 
19. Nico Fidenco - Monica's Love (La Ragazzina) - 02:59 
20. Nico Fidenco - Blue Jeans - Seq. 6 (Blue Jeans) - 04:13 
21. Nico Fidenco - Sweet Bossa (Black Emanuelle Goes East) - 03:02 
22. Nico Fidenco - Emanuelle In America Dream (Emanuelle In America) - 02:49 
23. Nico Fidenco - Concentrate On Your Mantra (Emanuelle Around the World) - 03:55 
24. Nico Fidenco - Make Love On The Wing (Emanuelle E Gli Ultimi Cannibali) - 04:06 
25. Nico Fidenco - Eros Perversion - Seq. 3 (Eros Perversion) - 03:30 
26. Nico Fidenco - Immagini di un convento - Seq. 27 (Immagini di un convento) - 04:07 
27. Nico Fidenco - Porno Holocaust - Seq. 6 (Porno Holocaust) - 03:37 
28. Nico Fidenco - From the Beyond (Zombi Holocaust) - 03:19 
29. Nico Fidenco - Sesso Nero - Seq. 3 (Sesso Nero) - 04:01 
30. Nico Fidenco - Sweet Variations (Black Emanuelle Goes East) - 03:12 
31. Nico Fidenco - Eros Perversion - Seq. 13 (Eros Perversion) - 03:04 
32. Nico Fidenco - Mistery Suite (Supercolpo Da 7 Miliardi) - 06:57

Dienstag, 13. Juli 2021

Playlist #323 vom 18.07.2021 - NEUHEITEN 2021 (5)

In den vergangenen Wochen sind so viele neue Soundtracks erschienen, dass eine Sendung nicht ausreicht, um sie auf angemessene Weise vorzustellen, weshalb sich nach der letzten Ausgabe der Soundtrack Adventures mit neuen Filmmusiken und Artverwandtem gleich die nächste ins Spiel einbringt. Heute gibt es von prominenten Komponisten wie Brian Tyler, George Fenton und Lorne Balfe sogar je zwei neue Arbeiten zu hören, dazu gesellen sich eine Vielzahl von neuen Namen und Musiken aus Dramen, Thrillern, Netflix-Serien, Animationsfilmen und Dokumentationen. 
Eröffnet wir die Sendung von dem israelischen Komponisten Frank Ilfman, der zunächst Posaune und Klavier am Jaffa Conversatorium of Music studierte, im Alter von dreizehn Jahren zur Tel Aviv Dixieland Band stieß und zur Filmmusik stieß, als er die Bavaria Studios besuchte, wo er Klaus Doldinger kennenlernte, der gerade die Musik zu „Die unendliche Geschichte“ aufnahm. 
Mittlerweile hat Ilfman die Musik zu über 100 Fernsehserien, Kurzfilmen und Kinoproduktionen beigesteuert. Für Yuval Adlers Spionage-Thriller „The Operative“ mit Diane Kruger und Martin Freeman in den Hauptrollen komponierte er eine einfühlsam-melodische und dramatische Musik. 
„Yuval ist ein großer Fan thematischer Musik, aber nicht im konventionellen Sinne einer geradlinigen Melodie, sondern eher als Sound-Cluster und Texturen, die in verschiedenen Teilen des Films wiederholt und mit einigen der Charaktere assoziiert werden können“, meint Ilfman. „Ich fand, es war die perfekte Möglichkeit, um einige alte Synthesizer zu verwenden, die nicht immer gestimmt sind und dem großen und schweren, tiefen Orchester fast eine lebendige, fließende Textur verleihen können. Wir haben ein 80-köpfiges Orchester mit einer großen Streichergruppe mit zusätzlichen Celli und Bässen verwendet, die in den Teldex Studios in Berlin aufgenommen wurden, um diese zusätzlichen Tiefentexturen zu kreieren, die dem Thriller das Gefühl der Gefahr vermitteln. Für Rachel wollte ich etwas, das immer noch ein Gefühl von tief beunruhigender Emotion vermitteln kann, und hielt eine Solo-Harfe für das perfekte Instrument, da sie schön und sanft klingen kann, aber bei Bedarf auch unruhig.“ 
Uberto Pasolinis berührendes Drama „Nowhere Special“ erzählt die Geschichte des 35-jährigen Fensterreinigers John, der nicht nur alleinerziehend ist, seit die Mutter seines Sohnes kurz nach der Geburt gegangen war, sondern eine neue Familie für seinen dreijährigen Sohn finden muss, als er die Diagnose erhält, nur noch wenige Monate leben zu dürfen. „Es war sehr wichtig, den richtigen Sound und Ton für den Film zu finden“, erklärt Komponist Andrew Simon McAllister. „Der Film selbst weist eine so delikate und emotionale Story auf, dass es wichtig war, es mit der emotionalen Musik nicht zu übertreiben. John ist ein einfacher Charakter, und die richtige Instrumentation für John und seinen Sohn zu finden war der Schlüssel. Ich fand, dass Piano und Streicher zu viel seien, dass die Gitarre wirklich mit ihnen kommunizierte. Ich habe Vater- und Sohn-Themen entwickelt, die miteinander verflochten werden können, während sich ihre Beziehung im Laufe des Films entwickelt und im letzten Track ,Final Journey‘ gipfelt, als John endlich eine Entscheidung trifft, wen er für Micheal ausgewählt hat.“
Ähnlich einfühlsam ist auch der Score von Jeff Russo und Zoë Keating zur HBO-Produktion von „Oslo“ ausgefallen, der Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von J.T. Rogers mit Ruth Wilson und Andrew Scott in den Hauptrollen eines norwegischen Ehepaars, das am Rande der Verhandlungen zum Friedensabkommen von Oslo, das den Nahostkonflikt zwischen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und Israel lösen soll, mit einer engagierten Gruppe von Israelis und Palästinensern dafür sorgt, dass das Abkommen überhaupt zustande kommt. 
Taylor Sheridan hat nicht nur in Fernsehserien wie „Veronica Mars“, „Sons of Anarchy“ und „Yellowstone“ als Schauspieler mitgewirkt, sondern ist vor allem durch seine Drehbücher zu den beiden „Sicario“-Filmen sowie „Hell or High Water“ bekannt geworden. Gelegentlich tritt der US-Amerikaner auch als Regisseur in Erscheinung. In dem Action-Drama „Those Who Wish Me Dead“, für das er zusammen mit dem Autor der Romanvorlage, Michael Koryta, das Drehbuch verfasst hat und bei dem er darüber hinaus die Regie führte, schickt er Angelina Jolie als Survival-Expertin und Feuerwehrfrau in die Einsamkeit der Berge, wo sie die Katastrophe einer Mission in Montana zu verarbeiten versucht, bei der drei Menschen ums Leben gekommen sind. Dabei begegnet sie einem Jungen, der Zeuge eines Mordes gewesen ist und nun von einem Verbrecher-Duo gejagt wird. 
Brian Tyler schuf dazu ebenso eine dramatische, vollorchestrale Musik wie zum bereits 9. Teil der erfolgreichen „Fast and Furious“-Reihe. 
Keltisch gefärbte Klänge gibt es von Timothy Williams zum romantischen Drama „Finding You“ zu hören, wobei er sich für die Vertonung der Romanze zwischen einer vielversprechenden Violinistin und einem jungen Filmstar die Unterstützung von Kieran Kiely holte, der durch seine Zusammenarbeit mit Sinéad O’Connor, Stevie Nicks und David A. Stewart bekannt geworden ist. 
„Wir fanden in Zoë Conway die perfekte Violinistin, um sowohl das virtuose klassische Material zu spielen als auch das witzige und rhythmische irische Zeugs. Abgerundet wird die irische ,Band‘ durch den legendären John McSherry, Steve Coogan, Paul Cartwright und Ash Soan“, erzählt Williams. „Während die irischen Farben den Film durchdringen, wollten wir dennoch eine dramatische Partitur schaffen, die Finleys Reise des Wachstums, der Freundschaft und der Entdeckung abdeckt, mit Streichern, Klavier, Elektronik und einer Flut von Schlaginstrumenten, darunter mehrere keltische Harfen, Autoharfe, Mandoline und eine irische Bouzouki. Der Score wird von der Bodhran angetrieben und darüber sitzen die Pfeifen und Uilleann Pipes, gespielt von John McSherry. Es hat so viel Spaß gemacht, diese mitreißende abenteuerliche Partitur zu erstellen.“ 
Für Victor Vus übernatürlichen Horror-Film „The Guardian“ stand sein langjähriger Komponist Christopher Wong vor der Herausforderung, eine musikalische Welt zu finden, die eine Verbindung zwischen den übernatürlichen Themen und vietnamesischem Electro-Pop herstellt. 
„Der Score, den wir für ,The Guardian‘ komponierten, ist anders als alle Scores, die wir zuvor mit dem Regisseur realisiert hatten. Statt unserer normalen Tendenz zu orchestraler Musik besteht dieser Score zu großen Teilen aus elektronischer Musik und Sound Design, und es hat Spaß gemacht, etwas auszuprobieren, was wir vorher nicht gemacht haben. Ebenso ungewöhnlich war die Notwendigkeit, eine gehörige Portion EDM und Pop-Musik zu kreieren, da es in der Geschichte um einen College-Studenten geht, der ein Pop-Star wird.“ 
Jordi Garcia Rodriguez beleuchtet in seinem Dokumentarfilm „Non-Citizens“ das Schicksal zentralafrikanischer Immigranten, die in den Auffanglagern unter schrecklichen Umständen um ihr Leben kämpfen. Der Film kontrastiert die Nöte der Menschen in Afrika mit den abstrakten, philosophischen Sorgen einer europäischen Frau in Berlin. 
„Da ich selbst Immigrant bin, war ich von dem Plot des Films wirklich fasziniert“, berichtet der seit 2001 in Hamburg lebende Komponist Leon Gurvitch. „Vor zwanzig Jahren kam ich als Immigrant nach Deutschland und ließ meine Vergangenheit in Weißrussland zurück, so dass ich Erfahrungen aus erster Hand darüber besitze, wie man sich als Fremder fühlt und von Grund auf ein neues Leben aufbaut. Mein Modus operandi besteht in dem Komponieren auf Papier, also begann ich zu improvisieren und mit Sound-Fusion-Effekten zu experimentieren, um das Drama auszudrücken, das das Leben der Flüchtlinge begleitet. Ich wollte afrikanische Percussions verwenden und sie mit moderner klassischer Musik verbinden.“ 
Der erfolgreiche britische Komponist George Fenton („Planet Erde“, „Gandhi“, „Zeit der Wölfe“, „König der Fischer“) vertonte mit „The United Way“ die Erfolgsgeschichte des englischen Top-Fußball-Clubs Manchester City sowie mit „The Secret – Das Geheimnis“ eine Spielfilm-Adaption des Selbsthilfe-Bestsellers „The Secret“ von Rhonda Byrne mit Katie Holmes und Josh Lucas in den Hauptrollen, wofür Fenton sehr lyrische Klänge fand. 
Nach über zwanzig Kurzfilmen in den letzten fünf Jahren präsentiert der französische Komponist Raphaël Dargent aks PHAR mit „L’instant présent“ seinen ersten Spielfilm-Score. Der Film von Drehbuchautor, Regisseur und Schauspiler Florian Hessique erzählt die Geschichte eines Mannes, der nach einem Sturz vom Pferd für zehn Jahre im Koma lag und nun ohne Erinnerungen an sein früheres Leben in seine an sich vertraute Umgebung zurückkehrt. 
„Was wäre, wenn ich ein Orchester hätte, um Musik für ein Karussell zu schreiben? Wie würde das klingen? Das war das grundlegende Konzept hinter dem Score für ,L’instant présent‘“, erklärt PHAR. „Die Idee kam ganz natürlich auf, da das Reiten ein Hauptthema des Films darstellt. Darüber hinaus passte das Komponieren von Musik, die die Idee eines unendlichen Kreises vermittelt, hervorragend zur Erzählstruktur. Ich wählte ein Orchester mit sehr wenig Blechbläsern und arrangierte die Musik so, dass sie an die Kindheit erinnert, mit subtilen und unbeschwerten Texturen. Es war der beste Weg, die Naivität und Nostalgie, die der Regisseur suchte, zu erfassen.“ 
Nach neun Filmen hat sich das erfolgreiche Horror-Franchise „Saw“ so ziemlich ausgelutscht, doch nun kommt mit „Spiral“ ein Spin-Off in die Lichtspieltheater, bei dem Darren Lynn Bousman, Regisseur der Sequels Nummer 2, 3 und 4, auf den Regiestuhl zurückkehrt und dabei natürlich Komponist Charlie Clouser für die vertraute musikalische Atmosphäre sorgen lässt, wobei die vertrauten Amanda- und Zepp-Themen erst im letzten Drittel des Films ausgespielt werden. 
Mit „Sasquatch“ folgt Regisseur Joshua Rofé dem investigativen Journalisten David Holthouse, der einen fünfundzwanzig Jahre alten Dreifachmord an drei Cannabis-Züchtern in den Wäldern von Mendocino County aufzuklären versucht, wofür angeblich eine mythische Kreatur verantwortlich gewesen sein soll. 
„In seinem Kern geht es in ,Sasquatch‘ um das Unbekannte und wie die der Menschheit angeborene Angst vor dem, was gerade um die Ecke lauern könnte, zu größeren Tropen in unserer Gesellschaft beiträgt“, erklärt der Komponist H. Scott Salinas. „Das Ziel der Filmmusik war es, den Zuschauer an diesen unbequemen Ort zu führen, an dem man sich tief im Wald befindet und es bald dunkel wird und man plötzlich nicht mehr dort sein möchte. Jeder Sound in der Partitur wurde sorgfältig kuratiert, um eine beunruhigende Qualität zu haben - Percussion aus Blättern, die unter den Füßen zerquetscht werden, eine entfernte und verzerrte Orgel, verlangsamte und trällernde Streicher und über Gitarrenverstärker spielende Klaviere.“ 
Playlist: 
1. Frank Ilfman - Rachel's Theme (The Operative) - 05:00 
2. Andrew Simon McAllister - Father Son (Nowhere Special) - 02:16 
3. Jeff Russo & Zoë Keating - What Will Become of Us (Oslo) - 06:20 
4. Brian Tyler - The Love of a Father (Those Who Wish Me Dead) - 02:07 
5. Brian Tyler - Transitions (F9) - 02:42 
6. Hanan Townshend - Opening Titles (Blue Miracle) - 02:03 
7. Timothy Williams & Kieran Kiely - Sweeny's Story (Finding You) - 03:50 
8. Ólafur Arnalds - Saudade (When We Are Born) - 02:30 
9. Lorne Balfe - Fireflies (Black Widow) - 03:13 
10. Lorne Balfe - Homecoming (The Tomorrow War) - 02:17 
11. Christopher Wong - Remembrances (The Guardian) - 02:42 
12. Leon Gurvitch - Waves (Non-Citizens) - 04:16 
13. Robin Schlochtermeier - The Plan (A Space In Time) - 04:25 
14. George Fenton - The United Way Credits (The United Way) - 03:32 
15. George Fenton - Finding the Letter (The Secret Dare to Dream) - 03:43 
16. Debbie Wiseman - William I (The Music of Kings & Queens) - 03:55 
17. Varqa Buehrer - Let Me God (Better Days) - 03:44 
18. PHAR - L'Instant présent (L'Instant présent) - 04:27 
19. Antonio Pinto - No One Gets Hurt (The Mosquito Coast - Season 1) - 03:55 
20. Pascal Gaigne - Créditos finales (Ilargi Guztiak) - 04:07 
21. Gábor Keresztes - Be (Preparations to Be Together for an Unknown Period of Time) - 03:13 
22. Jeff Grace - Colorado (Sweet Tooth - Season 1) - 03:43 
23. Charlie Clouser - Be Partners (Spiral) - 05:39 
24. David Holmes - Safe Travels, Mrs. Capelli (No Sudden Move) - 03:43 
25. Martin Phipps - Jenny (SOLOS) - 03:47 
26. Marco Beltrami & Marcus Trumpp - Main Titles (Fear Street Part One: 1994) - 02:08 
27. Mark Kilian - The Office (President in Waiting) - 04:32 
28. H. Scott Salinas - Mendo (Sasquatch) - 05:05 
29. Dan Romer - I Wish I Could Take It Back (Luca) - 04:01 
30. Navid Hejazi - Inicio (La Piel Del Volcan) - 09:43

Donnerstag, 1. Juli 2021

Playlist #322 vom 04.07.2021 - NEUHEITEN 2021 (4)

Mit der vierten Neuheiten-Sendung in diesem Jahr geben sich renommierte Filmmusik-Veteranen wie Harry Gregson-Williams, Mark Isham und Zbigniew Preisner ein munteres Stelldichein mit einer ganz jungen Generation von Komponisten, von denen sicher einige in Zukunft öfter aufhorchen lassen werden. Neben Musik aus Amazon- und Netflix-Film- und -Serien-Produktionen kommen natürlich auch neue Filme und einige Non-Film-Werke ins Spiel, darunter auch die deutschen Beiträge von Marcel Barsotti mit einer orchestrierten Version der „Sommermärchen“-Melodie aus Sönke Wortmanns Dokumentarfilm „Deutschland. Ein Sommermärchen“ sowie Volker Bertelmann, der neben der Musik zum Netflix-Science-Fiction-Film „Stowaway“ auch Bjarne Mädels Krimi-Drama „Sörensen hat Angst“ vertonte. 
Der US-amerikanische Songwriter und Komponist Brett Detar hat bereits eine Karriere als Gitarrist in der Metal-Band Zao hinter sich, bevor er sein eigenes Post-Punk-Power-Pop-Ensemble The Juliana Theory ins Leben rief und sich nach dessen Auflösung seiner Solo-Karriere widmete. Nach seinem Solo-Album „Bird In The Tangle“ startete er auch als Filmkomponist durch, wurde durch seine Zusammenarbeit mit Regisseur William Brent Bell bekannt. 
Nach „The Devil Inside“ (2012), „Wer“ (2013) und „Brahms: The Boy II“ (2020) präsentiert Detar mit „Separation“ seine vierte Zusammenarbeit mit dem Horror-Regisseur. Der Film handelt von einem achtjährigen Mädchen, das nach dem Tod seiner Mutter mit dem Großvater und der Babysitterin im Haus versucht, wieder ein normales Leben zu führen. Allerdings entwickeln die Puppen des Mädchens ein unheimliches Eigenleben. 
„Obwohl ,Separation‘ im Gewand eines Gruselfilm daherkommt, ist es eigentlich ein Familienfilm“, betont der Komponist Brett Detar. „Im Kern ist es die Geschichte einer Tochter, einer Mutter und eines Vaters. Da sich alles um diese drei Menschen dreht, habe ich mich entschieden, das musikalische Hauptthema nur aus drei Tönen zu kreieren. Was auch immer sonst noch mit den Musik- und Sounddesign-Elementen der Partitur passiert, sie kehrt immer zu denselben drei einfachen Tönen zurück, um an die Verbindung zwischen den drei Familienmitgliedern zu erinnern. Manchmal erscheinen diese Töne als Klavier, während ich zu anderen Zeiten Streicher oder Holzbläser verwendet habe. Vielleicht erscheint es jedoch am häufigsten als menschliche Stimmen. Die Geheimwaffe in dieser Partitur ist eigentlich meine Stimme. Es gibt einige Momente, in denen ich sie als traditionelle Stimme verwende, aber viel häufiger wurde sie so bearbeitet und manipuliert, dass sie fast nicht als Mensch erkennbar ist, nicht unähnlich der Puppe auf dem Bildschirm.“ 
Passend zur diesjährigen Fußball-EM ist eine Musik wieder populär geworden, die der populäre Filmkomponist Marcel Barsotti („Die Päpstin“, „Der Bibelcode“) 2006 für Sönke Wortmanns Dokumentarfilm „Deutschland. Ein Sommermärchen“ kreiert hatte. Damals begeisterte nicht nur die deutsche Mannschaft von Trainer Jürgen Klinsmann die Fußballnation im eigenen Land (auch wenn im Halbfinale gegen Italien der große Traum vom Titel ausgeträumt war), sondern auch Barsottis Soundtrack, der sich für sechs Wochen in den deutschen Top 100 hielt und über 30.000 mal verkaufte. Für die diesjährige EM überarbeitete Barsotti das Hauptthema seines Soundtracks. 
„Da ich allen voran mit meinen orchestralen Werken eher bekannt bin, kam ich auf die Idee, vom Hauptthema aus dem Soundtrack eine sinfonische Version zu schreiben. Und es kam auch die Idee dazu, die gesamte Filmmusik aus dem Film zu veröffentlichen. Damals war das nicht möglich“, erklärt der in Starnberg lebende Komponist. „Die Herausforderung für die Sommermärchen Sinfonie war durch den Start der Fußball EM 2021 gegeben: ich wollte eine sinfonische Sporthymne schreiben, ähnlich olympischen Fanfaren. Sommermärchen Sinfonie sollte episch, emotional und energetisch sein, orchestral treibend, sportlich positiv und nach vorne schauend. Nachdem ich ein paar erfolglose Versuche mit der Popversion machte, kam dann der Entschluss zum sinfonischen Werk. Dass auf Spotify mittlerweile über 60.000 Streams in nur 2 Wochen erfolgt sind, bestätigt die orchestrale Version. Ich freue mich sehr darüber und bin gespannt, wie es mit dem Märchen so weitergeht.“ 
Der polnische Komponist Zbigniew Preisner hat nach „The Queen of Spain“ (2016) mit „Forgotten We’ll Be“ auch den nachfolgenden Film des spanischen Regisseurs Fernando Trueba vertont. Trueba ließ sich für seinen neuen Film durch die Memoiren von Héctor Abad Faciolince, „Oblivion: A Memoir“, inspirieren, der darin das Leben seines Vaters, des kolumbianischen Wissenschaftlers und Aktivisten Hector Abad Góme, beschreibt, wobei sich der Film auf die 70er und 80er Jahre fokussiert. Ähnlich wie Preisners Arbeiten zu „Valley of Shadows“ und „Lost and Love“ ist auch die Musik zu „Forgotten We’ll Be“ aus der Perspektive eines Kindes entstanden. Dabei hat Preisner fragile Themen für Orchester und Solo-Instrumente, insbesondere für die Harfe komponiert. 
Im Rahmen seiner Discovery Collection Serie hat das skandinavische Label MovieScore Media mit „Space Truckers“ den Score des britischen Komponisten Colin Towns zu dem 1995 entstandenen Science-Fiction-Film von Stuart Gordon (1947-2020) veröffentlicht. 
„Als ich den Score mit Stuart Gordon besprach, war klar, dass er dafür einen großorchestralen Score und Sound Design wollte“, erinnert sich Towns. „Er sagte damals, dass noch niemand ein Comedy-Space-Movie gemacht habe, aber dieser Film ist voller Spaß und Country & Western Musik sickert aus allen Ecken und Enden. In der Liebesszene mit Charles Dance spielt der großartige Phil Todd das Saxophon. Ich wollte schon immer einen Weltraumfilm machen, Stuart Gordon hat mir diesen Wunsch erfüllt.“ 
Der amerikanische Pianist und Komponist Dustin O’Halloran hat mit „Silfur“ zwar ein neues Album veröffentlicht, doch die Grundlage sind Songs, die der gefeierte Filmkomponist („Transparent“, „Lion“) bereits früher fürs Solo-Piano geschrieben und nun mit teilweise neuen gefühlvollen Streicher-Arrangements versehen hat. Die Aufnahmen dazu sind an besonderen Orten in Island entstanden, mit denen er sich eng verbunden fühlt, beispielsweise in der alten hölzernen Fríkirkjan-Kirche in Reykjavík. Hier spielte er einst sein erstes isländisches Konzert zusammen mit Jóhann Jóhannsson und Hauschka, als er das Land zum ersten Mal besuchte. 
Der Albumtitel bezieht sich übrigens auf den in Island beheimateten Silfurberg Kristall gewählt – übersetzt Silberfels. Dessen einzigartige Eigenschaft es ist, Licht zweifach zu brechen – Objekte erscheinen gedoppelt. „Er macht mit dem Licht genau das, was ich bei der Zeit empfinde. Es spaltet sie in zwei Teile, aber im selben Moment: Gegenwart und Vergangenheit“, erklärt O’Halloran dazu. 
Sein deutscher Kollege Volker Bertelmann, mit dem O’Halloran die Musik zu „Lion – Der lange Weg nach Hause“ und „The Old Guard“ komponiert hat, ist mit gleich zwei neuen Soundtracks vertreten. Neben dem Netflix-Science-Fiction-Drama „Stowaway“ vertonte Bertelmann auch die deutsche Krimi-Produktion „Sörensen hat Angst“ von und mit Bjarne Mädel
Der gefeierte italienische Pianist und Komponist Ludovico Einaudi, dessen Musik zuletzt auch in den beiden Oscar-prämierten Filmen „Nomadland“ und „The Father“ zu hören gewesen ist, vereint auf dem Doppel-Album „Cinema“ Musik nicht nur aus diesen beiden Filmen, sondern auch Stücke, die Einaudi für Filme wie „This Is England“, „The Intouchables“, „I’m Still Here“, „Samba“, „Insidious“, „Fuori Dal Mondo“ und „Sotto falso nome“ beigesteuert hat. Zu den beiden bisher unveröffentlichten Titeln zählt der Titeltrack zum Drama „The Water Diviner“ mit Russell Crowe in der Hauptrolle. 
Ähnlich wie John Carpenter, Mike Figgis oder Stephen Warbeck („The Man in the Hat“) schlüpft auch Stephen Edwards bei „Syndrome K“ in die Doppelrolle des Regisseurs und Komponisten. In seiner Dokumentation erzählt Edwards die Geschichte von drei römischen katholischen Ärzten, die eine hochansteckende, aber absolut fiktive Krankheit erfunden haben, um während des Holocaust Juden in Krankenhäusern vor dem Zugriff der Nazis zu schützen. 
„Da der Film während des 2. Weltkriegs spielt, war ich von der Idee inspiriert, den Score durch ein ,Welt-Orchester‘ einspielen zu lassen“, erzählt Edwards von seiner einzigartigen Vision, seinen eigenen Film zu vertonen. „Wir waren in der Lage, Stücke in Los Angeles, London, Moskau, Prag, Belgrad und Rom aufzunehmen. Thematisch habe ich mich bei Haydns ,Gott erhalte Franz den Kaiser‘ bedient, was die deutsche Nationalhymne wurde, und es in Moll umgeschrieben, um die Nazis und SS-Truppen darzustellen. Es ist auch subtil in die Partitur eingewebt, um unsere Schurken darzustellen. Ich hatte das Glück, die Sängerin/Komponistin Lisbeth Scott bei der Partitur spielen zu lassen, und ihre Stimme ist entscheidend für das ,Rettungsthema‘, das in späteren Cues zu hören ist. Mein Ziel war es, Hoffnung über Verzweiflung, Liebe und Akzeptanz über Hass und das Beste der Menschheit, einander in einer der dunkelsten Perioden der Menschheitsgeschichte zu helfen, musikalisch widerzuspiegeln.“ 
Inon Shampanier hat mit „Paper Spiders“ eine Dramedy inszeniert, in der die komisch-exzentrische Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Dawn (Lily Taylor) und Melanie (Stefania LaVie Owen) durch den Tod von Melanies Vater noch gefestigter wird. Allerdings fühlt sich Dawn nun durch ihren Nachbarn belästigt, doch findet die Polizei keine Beweise für kriminelle Handlungen, weshalb Melanie an der Glaubwürdigkeit ihrer Mutter zu zweifeln beginnt. Komponistin Ariel Blumenthal hat ein kleines Ensemble verwendet, um eine breite Palette an Emotionen musikalisch abzudecken. „Um die zerfallende Mutter-Tochter-Beziehung im Kern von ,Paper Spiders‘ widerzuspiegeln, fühlte ich mich berufen, ein musikalisches Thema zu komponieren, das sich von einem liebevollen und warmen Anfang zu einer eminenten Feindseligkeit und Tragik wandeln kann“, erklärt die in israelisch-stämmige Komponistin. „Drei rohe und exponierte Saiteninstrumente spiegeln ähnlich rohe Emotionen wider. Um die erdrückende Entfremdung durch psychische Erkrankungen hervorzuheben, haben wir Sounddesign-Elemente hinzugefügt, die kreischen - und doch fast geräuschlos sind.“ 
Mit „Van Helsing“ veröffentlicht MovieScore Media einen Querschnitt aus der Musik, die Rich Walters („Olympus“) zu allen fünf Staffeln der Fantasy-Horror-Serie komponiert hat, in der Vanessa Helsing als entfernte Verwandte des Vampirjägers Abraham Van Helsing feststellen muss, dass Vampire die Macht über die Welt errungen haben. 
,Van Helsing‘ umfasste 65 Episoden, was mir die musikalische Möglichkeit eröffnet hat, viele traditionelle und zeitgenössische musikalische Grundlagen zu erkunden“, blickt Walters auf die Arbeit an der Serie zurück. 
„Von den ruhigen Anfängen im abgelegenen Krankenhaus bis hin zu einer Zeitreise nach Transylvanien hat sich die musikalische Palette an den umfangreichen Charakter- und Schauplatz-Geschichten entlang entwickelt. Im Mittelpunkt steht die Reise durch das Böse und das Gute. Die Musik spiegelt sich in all diesen Situationen wider, von sehr einfachen, ruhigen und heiklen emotionalen Szenen von Verlust, Liebe und Erfolgen bis hin zu massiven Kampfsequenzen zwischen Menschen, Vampiren und außerweltlichen Wesen, wo in einem Moment ein Solo-Cello die ganze Geschichte erzählen könnte, die erforderlich ist, um abrupt die Gänge zu wechseln, wenn Blechbläser, Streicher und perkussive Instrumentierung gefordert waren, um die Grundlagen für den Krieg zu festigen.“ 
Der niederländische Pianist und Komponist Pieter de Graaf präsentiert mit seinem neuen Album „Equinox“ sein musikalisches Verständnis der titelgebenden Tagundnachtgleiche, nämlich eine ausgewogene Balance und Harmonie zwischen den Elementen, zwischen romantischer Klaviermusik und subtiler Elektronik. 
„Es ist repräsentativ dafür, wie ich heute Musik mache“, sagt der gefeierte niederländische Pianist und jüngste Gewinner des Edison Classical Award, der mit der Musik auf seinem neuen Album auch einen Wandel und Aufbruch zu etwas Neuem thematisiert. 
Abgerundet wird die Sendung durch jeweils zwei neue Scores des polnischen Komponisten Antoni Komasa-Lazarkiewicz („Charlatan“, „The Affair“) und seines französischen Kollegen Erwann Kermorvant („Your Honor“, „Luther“), Rupert Gregson-Williams‘ Musik zu Paul Weitz‘ Dramedy „Fatherhood“, Mark Ishams einfühlsamer Musik zur im viktorianischen London spielenden Drama-Serie „The Nevers“ und Tom Holkenborgs pulsierendem Score zur Neuverfilmung des Horror-Klassikers „Army of the Dead“
Playlist: 
1. Brett Detar - Jenny's Theme (Separation) - 03:00 
2. Marcel Barsotti - Sommermärchen Sinfonie (Deutschland. Ein Sommermärchen) - 03:12 
3. Zbigniew Preisner - Letter to the Father (Forgotten We'll Be) - 04:00
4. Hiroyuki Sawano - STRE0INGS (Promare) - 02:27 
5. Colin Towns - Martian Moons (Space Truckers) - 01:59 
6. Nicholas Britell - A Spirited Nature (The Underground Railroad Volume 1) - 03:05 
7. Dustin O'Halloran - Opus 56 (Silfur) - 04:20 
8. Volker Bertelmann - Can I Take His Place? (Stowaway) - 02:43 
9. Volker Bertelmann - Sörensen Zwei (Sörensen hat Angst) - 03:21 
10. Ludovico Einaudi - The Water Diviner (Cinema) - 06:45 
11. Stephen Edwards - Doctor Smock (Syndrome K) - 03:38 
12. Ariel Blumenthal - I Can't Fix You (Paper Spiders) - 02:59 
13. Hugar - Nú vil ég enn í nafni (Folk Songs) - 04:49 
14. Rich Walters - You Are the Light (Van Helsing) - 03:05 
15. Pieter de Graaf - Event Horizon (Equinox) - 04:00 
16. Philip Klein - A Tale As Old As Time - Suite II (Wish Dragon) - 04:11 
17. Kevin Penkin - The Capsule Under the Tree (Eden) - 02:19 
18. Harry Gregson-Williams - Meet at the Beginning (Infinite) - 03:40 
19. Isabella Summers & Brian H. Kim - Graybill Legend Murders (Panic) - 02:14 
20. Neil Athale - Nighttime Interrogations (Twist) - 03:54 
21. Antoni Komasa-Lazarkiewicz & Mary Komasa - In the Forest (The Charlatan) - 03:51 
22. Antoni Komasa-Lazarkiewicz - The Glass House (The Affair) - 02:52 
23. Mark Sayfritz - The Islanders (Death of Me) - 03:52 
24. Matthew James - Fall That Same Year (The Djinn) - 02:38 
25. Erwann Kermorvant - Remember Mum (Your Honor) - 02:36 
26. Nicolas Repetto - Imposter Syndrome (The Sound of Identity) - 03:46 
27. Stephanie Economou - Marocco (Jupiter's Legacy) - 05:46 
28. Rupert Gregson-Williams - Matt Misses Maddy (Fatherhood) - 03:58 
29. Tom Holkenborg - Scott and Kate Part 1 (Army of the Dead) - 05:25 
30. Mark Isham - We Have Time (The Nevers - Season 1) - 02:08 
31. Erwann Kermorvant - Single Bullet (Luther) - 07:36

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