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Sonntag, 6. Februar 2022

Playlist #338 vom 13.02.2022 - Neuheiten 2022 (1)

Das Frühjahr 2022 steht ganz im Zeichen des Batman-Reboots durch Regisseur Matt Reeves mit „Twilight“-Star Robert Pattinson in der Rolle der Kämpfers für Gerechtigkeit in Gotham City. Aber auch neue Abenteuer in den Universen von „Star Wars“ und „Spider-Man“ sowie das mit Spannung erwartete, jedoch fürchterlich gefloppte Sequel „The Matrix Resurrections“ sorgen in der ersten Neuheiten-Sendung an dieser Stelle für musikalische Höhepunkte. Neben den bekannteren Blockbuster-Themen wie Guillermo del Toros Neuverfilmung des Noir-Krimis „Nightmare Alley“ gibt es wie gewohnt interessante neue Soundtracks zu Serien wie „Mayor of Kingstown“, „The Wheel of Time“ und „The Witcher“ sowie neue Musik von Carter Burwell, Alberto Iglesias, John Debney, Bear McCreary und Newcomern wie Jeremy Zuckerman, Andre Matthias und Matteo Zingales zu hören. 
Der Kanadier Andrew Lockington („San Andreas“, „Rampage“) vertont mit „Mayor of Kingstown“ eine mit Jeremy Renner und Dianne Wiest hochkarätig besetzte Serie um die mächtiger Broker-Familie McLusky in Kingstown, Michigan, wo das Geschäft mit dem Strafvollzug die einzig florierende Industrie darstellt. Allerdings sind systemischer Rassismus und Korruption dabei an der Tagesordnung. Michael Giacchino hat sich seiner mit dem Primetime Emmy Award ausgezeichneten Musik zur Fernsehserie „Lost“ und Oscar-nominierten bzw. -prämierten Animations-Scores zu „Ratatouille“ und „Up“ in die erste Riege der Hollywood-Komponisten katapultiert. Mit Regisseur Matt Reeves arbeitet Giacchino bereits seit der Blockbuster-Überraschung „Cloverfield“ (2008) zusammen. Das dreistündige Reboot „The Batman“ dürfte nun aber den Höhepunkt ihrer bisherigen Arbeitsbeziehung darstellen. In der großartig besetzten Comic-Verfilmung bekommt es Robert Pattinson in der Rolle des Milliardärs Bruce Wayne alias Batman mit ganz verschiedenen zwielichtigen Figuren wie Catwoman, Pinguin, Mafiaboss Carmine Falcone und dem Riddler zu tun. Im Vorfeld des Kinostarts Anfang März und der Veröffentlichung des Soundtracks gibt es mit der Single „The Batman“ bereits einen ersten vielversprechenden Vorgeschmack von Giacchino, der auch noch die Musik zu einem anderen Superhelden-Sequel beigesteuert hat -„Spider-Man: No Way Home“.
1999 vertonte Marcel Barsotti Anno Sauls Drama „Grüne Wüste“ und lernte bei der Premiere Sönke Wortmann kennen, mit dem er darauf die Blockbuster „Das Wunder von Bern“, „Die Päpstin“ und „Deutschland. Ein Sommermärchen“ realisierte. Mittlerweile ist ein Großteil von Barsottis filmmusikalischen Arbeiten und auch das im vergangenen Jahr entstandene Konzept-Album „Americana“ auf digitalen Plattformen wie Spotify erhältlich. Da mittlerweile die Hälfte von Barsottis Followern aus den USA kommen, hat er nun die englischsprachige Version des mit den Münchner Symphonikern eingespielten Soundtracks als „Green Desert“ veröffentlicht. 
Gleich zwei neue Werke gibt es von Bear McCreary zu hören. So entwickelte sich im Pandemie-Jahr 2020 die Zusammenarbeit mit Adam Sherman an der satirischen Horror-Komödie „This Game’s Called Murder“ mit Natasha Henstridge und Ron Perlman in den Hauptrollen. McCreary fühlte sich an seine High-School-Zeit erinnert, als er Filme wie „Dead Alive“, „Tanz der Teufel“, „Forbidden Zone“ und „Cry-Baby“ gesehen hatte. So einzigartig dem Komponisten die filmische Welt erschien, die Sherman kreierte, so enthusiastisch machte sich McCreary ans Werk, die bis dahin seltsamste Musik seiner Karriere zu schreiben. 
„Meine musikalischen Einflüsse bei diesem Score sind im weitesten Sinne eklektisch, beinhalten Synth- und Rhythmus-Farben der 1980er New Wave, Harfe und Holzbläser des französischen Impressionismus, Double Kick Drums und getunte Gitarren aus dem Heavy Metal, liturgische Musik der Renaissance, kiesigem Blues-Gesang, nordischen Folk-Instrumenten, Theater-Orgeln aus Zirkus-Liedern und die Swing-Grooves der 1960er Beat Music. Insbesondere dachte ich gerne an meine Erinnerungen zurück, als ich die Fellini-Filmmusik von Nino Rota, die frühen Partituren von Danny Elfman und seine Arbeit mit den Mystic Knights of the Oingo Boingo sowie Queen, The Beach Boys, Jellyfish, Devo, Mark Mothersbaugh, Django Reinhardt, Maurice Ravel und Eric Satie hörte. Wenn ich auf diese Liste zurückblicke, fällt mir auf, dass diese Partitur ein komplettes Durcheinander sein sollte. Und vielleicht ist es das auch! Aber ich habe es irgendwie zum Laufen gebracht und dabei eine bizarre, aber seltsam persönliche kleine Partitur geschaffen“, erklärt McCreary auf seiner Website. 
Ein Traum ging für McCreary auch in Erfüllung, als er die Möglichkeit bekam, mit der Musik zu „Tales From The Galaxy’s Edge“ Teil des „Star Wars“-Universums zu werden. Bei der Musik zu dem Virtual Reality Game ließ er sich zwar von John Williams‘ epischen Partituren inspirieren, verfolgte letztlich aber einen eigenen Ansatz. 
„Als ich zu komponieren anfing, war bestand mein musikalisches Ziel darin, einen Soundtrack zu kreieren, der sich anfühlt, als ob er tatsächlich vom Planeten Batuu selbst stammen könnte. Ich arbeitete mit einem kleinen Ensemble einiger meiner Lieblingsmusiker“, erläutert McCreary auf seiner Website „Sie brachten eine eklektische Auswahl an Texturen mit, darunter verschiedene akustische Gitarren, ethnische Holzbläser wie Fujara und Panflöten, ungewöhnliche Saiteninstrumente wie Tanbur und Viola da Gamba sowie deutsche Hümmelchen-Dudelsäcke der Renaissance, japanische Shamisen und Perkussion wie Rahmentrommeln und Dumbek aus dem Mittleren Osten. Ich habe auch Synthesizer eingebaut und Samples manipuliert, um eine außerirdische Ästhetik zu schaffen. Diese kombinierten Farben bildeten etwas Fröhliches, Exotisches und Seltsames.“
In ähnlich große Fußstapfen mussten Johnny Klimek und Tom Tykwer bei ihrer Arbeit an Lana Wachowskis „The Matrix Resurrections“ treten. Schließlich schuf Don Davis mit der Musik zur vorangegangenen „The Matrix“-Trilogie einen Meilenstein moderner Filmmusik. 
„Es gibt hier eine kraftvolle und unverwechselbares musikalisches Vermächtnis“, meint Tom Tykwer, der mit Klimek bereits mit Lana und Andy Wachowski an „Cloud Atlas“ zusammengearbeitet hat. „Meiner Meinung nach ist ,The Matrix Trilogy‘ eine der großen Partituren aller Zeiten. Und besonders toll daran ist, dass es meines Wissens auch eine der ersten Filmmusiken war, die elektronische Musik so umgesetzt und mit progressiver spätmoderner Orchestermusik verbunden hat. Es startete eine Bewegung, der wir mit dieser Musik Tribut zollen. Und doch ist dieser Film spielerisch und emotional mit komplexer Entwicklung, offen in alle Richtungen. Johnny und ich hatten das Gefühl, dass unsere Herausforderung für die Musik darin bestand, der Matrix-Linie Tribut zu zollen und auch dieses filmische Bestreben zu unterstützen, dieses Vermächtnis zu erweitern, um eine neue Richtung zu erkunden. Das muss in der Musik repräsentiert werden, und das ist es, was wir musikalisch zu erforschen versuchen.“ 
„Wir verbrachten mehrere Monate damit, das Material für ,The Matrix Resurrections‘ zu entwickeln, die Hauptthemen aufzubauen, alternative Arrangements und elektronische Varianten zu verstärken“, ergänzt Klimek. „Wir hatten eine Menge Spaß dabei, elektronische Musik mit klassischem Orchester zu verbinden. Die Technologie hat sich enorm weiterentwickelt, seit ich angefangen habe, Filmmusik zu schreiben.“ 
Das aus Bergur Þórisson und Pétur Jónsson bestehende isländische Post-Rock-Duo Hugar legt mit „Rift“ nach den beiden Alben „Hugar“, „Varða“ und dem Soundtrack „The Vasulka Effect“ ein neues Album vor, dessen eindringliche Symbiose aus elektronischen Soundscapes und verträumten Piano-Melodien sich mit der besonderen Beschaffenheit ihrer Heimat auseinandersetzt. Bergur Þórisson und Pétur Jónsson, die in ihrer Vergangenheit bereits mit Björk, Sigur Rós, Ólafur Arnalds und Jóhann Jóhannsson gearbeitet haben, setzen sich mit dem an sich besorgniserregenden Umstand auseinander, dass Island aufgrund der Kontinentaldrift mit einer Geschwindigkeit von 3 Zentimetern pro Jahr auseinandergerissen wird. Doch Hugar sind weit davon entfernt, sich in dystopischen Untergangsszenarien zu wälzen. Stattdessen setzen sie sich auf musikalische Weise mit den guten Dingen auseinander, die aus dem Wandel entstehen.
„Damit etwas gut sein kann, muss es auch etwas Schlechtes geben“, sagt Jónsson. „Es ist leicht zu zweifeln, aber es gibt Raum für Hoffnung - es gibt die Möglichkeit, dass etwas Gutes entsteht. Das ist es, was wir erforschen wollten“, fügt Þórisson hinzu. „Es hat fast etwas Magisches, wenn eine mächtige Kraft das Land buchstäblich auseinanderreißt und in dem so entstandenen Raum neues Leben entsteht. Wir wollten dieses Szenario auf die großen zeitgenössischen Veränderungen und Umwälzungen in unserer Welt übertragen und fragen: Was passiert? Es muss etwas Neues geben, das daraus erwächst.“

Playlist: 

1. Andrew Lockington - Walking the Yard (Mayor of Kingstown: Season 1) - 03:50 
2. Michael Giacchino - The Batman (The Batman) - 06:48 
3. Michael Giacchino - Goodbye (Spider-Man: No Way Home) - 06:49 
4. Marcel Barsotti - On the Way to Dreamcity (Green Desert) - 02:50 
5. Bear McCreary - The Great Ramen Heist (This Game's Called Murder) - 04:08 
6. Bear McCreary - Dok-Ondar Treasures (Star Wars: Tales from the Galaxy's Edge) - 03:31 
7. Joseph Shirley & Ludwig Goransson - Aliit Ori'shya Tal'din (The Book of Boba Fett: Vol. 1) - 06:12 
8. Johnny Klimek & Tom Tykwer - Recruiting (The Matrix Resurrections) - 03:12 
9. Lorne Balfe - Follow Your Heart (The Wheel of Time: Season 1, Vol. 3) - 02:12 
10. Joseph Trapanese - Witcher Training (The Witcher: Season 2) - 02:11 
11. John Debney - Hundred Dollars Per Touchdown (Amercian Underdog) - 02:42 
12. Volker Bertelmann - Finale (Monte Verità) - 03:09 
13. Nathan Johnson - Lilith's Room (Nightmare Alley) - 03:03 
14. Dan Romer - It's A Feeling (Station Eleven) - 03:03 
15. Hanan Townsend - Simple As Water (Simple As Water) - 04:22 
16. David Wingo - Twin (Twin Mirror) - 03:41 
17. Carter Burwell - Birnam Wood (The Tragedy of Macbeth) - 02:35 
18. Armand Amar - La traque (Mystère) - 02:52 
19. Alberto Iglesias - Anita ha muerto (Madres Paralelas) - 02:52 
20. Alberto Iglesias - Santa Arrival (O Night Divine) - 02:11 
21. Jeremy Zuckerman - Shadows (Lucky) - 04:43 
22. Matteo Zingales - Together in the Rain (A Fire Inside) - 04:18 
23. Marcelo Zarvos - Love (A Journal for Jordan) - 06:02 
24. Andre Matthias - The End of the Journey (The Gravedigger's Wife) - 04:08 
25. Joseph Trapanese - Lost UDTs (To What Remains) - 03:30 
26. Nicola Piovani - Un amore americano (I fratelli De Filippo) - 04:29 
27. Paul Leonard-Morgan - Goodbyes (Best Sellers) - 03:02 
28. Hugar - Mist (Rift) - 06:34
29. Nils Frahm - Iced Wood (Old Friends, New Friends) - 03:08
30. Armand Amar - Medusa (Zephyr) - 09:54

Samstag, 22. Januar 2022

Playlist #337 vom 30.01.2022 - R.I.P.. SIDNEY POITIER (1927-2022)

Mit seinen Hauptrollen in Dramen wie „Lilien auf dem Felde“, „Flucht in Ketten“ und „In der Hitze der Nacht“ wurde Sidney Poitier nicht nur der bekannteste afroamerikanische Schauspieler seiner Generation, sondern auch der erste Schwarze, der mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Am 6. Januar verstarb der bahamaisch-US-amerikanischer Schauspieler und Regisseur im Alter von 94 Jahren in Los Angeles. 
Poitier wurde am 20. Februar 1927 als Sohn armer Tomatenzüchter in Miami geboren, als seine von der Bahamas-Insel Cat Island stammenden Eltern dort gerade zu Besuch waren. Nachdem er nur eine einfache Schulbildung genossen hatte, wurde der Jüngste von sieben Kindern im Alter von 15 Jahren nach Miami zu seinem Bruder geschickt, drei Jahre später ging es mit drei Dollar in der Tasche weiter nach New York, wo Poitier beim damaligen „American Negro Theatre“ vorsprach. Nachdem ihm der Regisseur Osceola Archer nahegelegt hatte, es als Tellerwäscher zu versuchen, ließ sich Poitier jedoch nicht beirren, versuchte seinen schweren karibischen Akzent abzulegen, indem er Nachrichtensprecher im Fernsehen nachahmte und an seiner Aussprache feilte. Über einige Monate Hausmeisterdienste beim Theater gelang ihm dann doch der Sprung auf die Bühne. 
An der Seite von Harry Belafonte spielte Poitier 1946 in Frank Gabrielsons College-Drama „Days of Our Youth“, gelangte an den Broadway und wurde 1950 von Produzent Darryl F. Zanuck nach Hollywood geholt. In der Rolle eines jungen Arztes, der von einem rassistischen Patienten abgelehnt wird, feierte Poitier in dem Drama „Der Hass ist blind“ sein Spielfilmdebüt, musste sich aber wie nahezu alle seiner afroamerikanischen Kollegen lange mit Nebenrollen begnügen. 
Im Alter von 28 Jahren spielte Poitier in Richard Brooks‘ Sozialdrama „Die Saat der Gewalt“ (1955) einen führungsstarken Schüler, in Martins Ritts Drama „Ein Mann besiegt die Angst“ (1957) einen aufopferungsvollen Hafenarbeiter, dann besetzte ihn Brooks an der Seite von Rock Hudson auch in dem Kriegsdrama „Flammen über Afrika“ (1957). 
Nachdem er für Raoul Walsh in dem Drama „Weint um die Verdammten“ (1957) als Hauptsklave des von Clark Gable gespielten Plantagenbesitzers besetzt worden war, erhielt Poitier für seine Rolle in Stanley Kramers Gefängnisdrama „Flucht in Ketten“ (1958) seine erste Oscar-Nominierung. Sein Kollege Tony Curtis setzte sich dafür ein, dass Poitier auch eine ansprechende Gage erhielt. Dafür musste Poitier allerdings zuvor Sam Goldwyns Offerte annehmen, in dem Musical „Porgy and Bess“ (1959) mitzuwirken, sonst wäre er für Kramers Film nicht besetzt worden. 
In den 1960er Jahren ging es mit Sidney Poitiers Karriere steil aufwärts. Für seine Darstellung in Ralph Nelsons Drama „Lilien auf dem Felde“ (1963) als reisender Handwerker, der als Antwort auf die Gebete weißer Nonnen in der Wüste eine Kapelle baut, erhielt Poitier als erster afroamerikanischer Schauspieler einen Oscar. Danach war er in Guy Greens romantischen Drama „Träumende Lippen“ (1965) als Freund eines blinden, ungebildeten Mädchens und als tapferer Kavallerist neben James Garner in dem Western-Drama „Duell in Diablo“ (1966) zu sehen. 
Berühmt machte ihn auch die Rolle des unerschrockenen Detective Virgil Tibbs in Norman Jewisons Südstaaten-Krimi „In der Hitze der Nacht“ (1967), wo er mit seinem von Rod Steiger verkörperten rassistischen Kollegen einen Mord untersuchen soll. Für „Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs“ (1970) und „Die Organisation“ (1971) schlüpfte Poitier zwei weitere Male in seine vielleicht bekannteste Rolle, die ihm eine Ehrung als bester schwarzer Schauspieler aller Zeiten vom British Film Institute einbrachte. 
„Ich hatte das Glück, Rollen in Filmen zu spielen, die Vorurteile in Frage stellten, sich mit repressiven Regimen auseinandersetzten oder interrassische Beziehungen thematisierten, deren Handlungsstränge es wagten, einen schwarzen Mann als mächtig, artikuliert und wichtig zu zeigen, zu einer Zeit, als das für viele nicht akzeptabel war“, machte Poitier mal in einem Interview deutlich. „Aber ich gebe nicht vor, eine Ikone zu sein, weil ich das nur den Möglichkeiten zu verdanken habe, die mir angeboten wurden, und den Menschen, die mir diese Möglichkeiten eröffnet haben.“ 
Nach der von ihm selbst inszenierten Krimi-Komödie „Ausgetrickst“ (1977), in der Poitier neben seinen schwarzen Kollegen Bill Cosby und James Earl Jones spielte, nahm er sich eine Auszeit als Schauspieler und konzentrierte sich auf seine Karriere als Regisseur, die 1972 mit dem Western-Drama „Der Weg der Verdammten“ ihren Anfang nahm. In den 1980er Jahren folgten die Krimi-Komödien „Zwei wahnsinnig starke Typen“ (1980) und „Der Geisterflieger Hanky Panky“ (1982) sowie das Musical-Drama „Fast Forward“ (1985). 1988 kehrte Poitier für die beiden Thriller „Mörderischer Vorsprung“ und „Little Nikita“ wieder vor die Kamera zurück, hatte noch in der Heist-Komödie „Sneakers – Die Lautlosen“ (1992) und dem Agenten-Thriller „Der Schakal“ (1997) bemerkenswerte Auftritte, war sonst aber nur noch in Fernsehfilmen („Mandela und De Klerk – Zeitenwende“, „David and Lisa“) und Mini-Serien („Gleichheit kennt keine Farbe“, „Die Rache der Gejagten“) zu sehen. 
Seinen letzten Auftritt hatte er 2001 in dem Fernsehfilm „The Last Brickmaker in America“. Poitier war durch sein kultiviertes Auftreten und sein soziales Engagement stets ein Vorbild. So unterstützte er in den Jahren eine Stiftung, die Afrikanern durch Stipendienvergabe ein Studium in den USA ermöglichte. Unter den Stipendiaten befand sich mit dem Kenianer Barack Obama Senior auch der Vater des späteren Präsidenten der USA. 1974 erhielt Poitier, der zwar US-Bürger war, aufgrund seiner Herkunft aber auch die Staatsbürgerschaft der Bahamas besaß und so die Bürgerrechte im britischen Commonwealth genießen durfte, für seine schauspielerischen Verdienste den Orden Knight Commander of the British Empire und durfte den Titel „Sir“ tragen. 2002 bekam Poitier den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. 
 

Filmographie:

1947: Sepia Cinderella (als Statist) 
1950: Der Hass ist blind (No Way Out) 
1951: Denn sie sollen getröstet werden (Cry, the Beloved Country) 
1952: CBS Television Workshop (Fernsehserie, Folge 1x02) 
1952: Unternehmen Rote Teufel (Red Ball Express) 
1952: Omnibus (Fernsehserie, Folge 1x01) 
1952, 1955: The Philco Television Playhouse (Fernsehserie, zwei Folgen) 
1954: Artisten des Sports (Go, Man, Go!) 
1955: Die Saat der Gewalt (Blackboard Jungle) 
1955: Kraft Television Theatre (Fernsehserie, Folge 2x39) 
1956: Lebewohl, kleine Lady (Good-bye, My Lady) 
1957: Ein Mann besiegt die Angst (Edge of the City) 
1957: Flammen über Afrika (Something of Value) 
1957: Weint um die Verdammten (Band of Angels) 
1957: Das Zeichen des Falken (The Mark of the Hawk) 
1958: Flucht in Ketten (The Defiant Ones) 
1958: Virgin Island 
1959: Porgy und Bess (Porgy and Bess) 
1960: Und der Herr sei uns gnädig (All the Young Men) 
1961: Ein Fleck in der Sonne (A Raisin in the Sun) 
1961: Paris Blues 
1962: Die Sprache der Gewalt (Pressure Point) 
1963: Lilien auf dem Felde (Lilies of the Field) 
1964: Raubzug der Wikinger (The Long Ships) 
1965: Die größte Geschichte aller Zeiten (The Greatest Story Ever Told) 
1965: Zwischenfall im Atlantik (The Bedford Incident) 
1965: Stimme am Telefon (The Slender Thread) 
1965: Träumende Lippen (A Patch of Blue) 
1966: Duell in Diablo (Duel at Diablo) 
1967: Junge Dornen (To Sir, with Love) 
1967: In der Hitze der Nacht (In the Heat of the Night) 
1967: Rat mal, wer zum Essen kommt (Guess Who’s Coming to Dinner) 
1968: Liebling (For Love of Ivy) 
1969: The Lost Man – Es führt kein Weg zurück (The Lost Man) 
1970: Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs (They Call Me MISTER Tibbs!) 
1971: Brother John – Der Mann aus dem Nichts (Brother John) 
1971: Die Organisation (The Organization) 
1972: Der Weg der Verdammten (Buck and the Preacher, auch Regie) 
1973: A Warm December (auch Regie) 
1974: Samstagnacht im Viertel der Schwarzen (Uptown Saturday Night, auch Regie) 
1975: Die Wilby-Verschwörung (The Wilby Conspiracy) 
1975: Drehn wir noch’n Ding (Let’s Do It Again, auch Regie) 
1977: Ausgetrickst (A Piece of the Action, auch Regie) 
1979: Paul Robeson: Tribute to an Artist (Sprecher des Dokumentarfilms) 
1980: Zwei wahnsinnig starke Typen (Stir Crazy, Regie) 
1982: Der Geisterflieger (Hanky Panky, Regie) 
1985: Fast Forward – Sie kannten nur ein Ziel (Fast Forward, Regie) 
1988: Mörderischer Vorsprung (Shoot to Kill) 
1988: Little Nikita 
1990: Ghost Dad (Regie) 
1991: Gleichheit kennt keine Farbe (Separate But Equal, Miniserie, zwei Folgen) 
1992: Sneakers – Die Lautlosen (Sneakers) 
1995: Die Rache der Gejagten (Children of the Dust, Miniserie, zwei Folgen) 
1996: To Sir, with Love II (Fernsehfilm) 
1997: Mandela und De Klerk – Zeitenwende (Mandela and de Klerk, Fernsehfilm) 
1997: Der Schakal (The Jackal) 
1998: Free of Eden (Fernsehfilm) 
1998: David and Lisa (David & Lisa, Fernsehfilm) 
1999: Das Leben ist was Wunderbares (The Simple Life of Noah Dearborn, Fernsehfilm) 
2001: The Last Brickmaker in America (Fernsehfilm) 

Playlist: 

1. Jerry Goldsmith - Lots of Bricks/Aid Given/Aid Rejected (Lilies of the Field) - 06:52 
2. Alfred Newman - Overture/Main Title (The Greatest Story Ever Told) - 04:37 
3. Leonard Rosenman - Edge of the City (Edge of the City) - 02:57 
4. George Gershwin - Overture (Porgy & Bess) - 05:24 
5. Charles Wolcott - Love Theme (Blackboard Jungle) - 02:54 
6. Frank DeVol - Guess Who's Coming to Dinner [instrumental] (Guess Who's Coming to Dinner) - 03:34 
7. Ron Grainer - A Classical Lesson (To Sir, With Love) - 05:20 
8. Quincy Jones - Mama Caleba's Blues (In the Heat of the Night) - 05:37 
9. Gil Melle - Main Title (The Organization) - 05:40 
10. Quincy Jones - Soul Flower (They Call Me Mister Tibbs!) - 04:21 
11. Quincy Jones - Fox's Sugar (The Slender Thread) - 03:32 
12. Quincy Jones - Up Against the Wall (The Lost Man) - 04:21 
13. Ernest Gold - Tic-Tac-Toe (Pressure Point) - 06:54 
14. Jerry Goldsmith - Finale (A Patch of Blue) - 03:24 
15. Miklós Rózsa - Interrogation (Something of Value) - 05:17 
16. Neal Hefti - Flight at Diablo Pass/Dust to Dust (Duel at Diablo) - 07:01 
17. Alfred Newman - Jesus and His Mother (The Greatest Story Ever Told) - 03:03 
18. Jerry Goldsmith - No Hammer/Return of the Prodigal (Lilies of the Field) - 04:20 
19. Quincy Jones - Blues For Mister Tibbs (They Call Me Mister Tibbs!) - 06:27 
20. Laurence Rosenthal - The New House (A Raisin In the Sun) - 03:35
21. Marco Beltrami - Pearl of a Girl (David and Lisa) - 03:30
22. James Horner - "Too Many Secrets" (Sneakers) - 06:17 
23. John Scott - Main Title (Shoot to Kill) - 03:33 
24. Carter Burwell - Arrival in Montreal (The Jackal) - 02:32 
25. Clifton Parker - Virgin Island: A Caribbean Rhapsody (Virgin Island) - 09:24

Montag, 3. Januar 2022

Playlist #336 vom 16.01.2022 - BEST OF 2021

Das Filmmusik-Jahr 2021 war zwar nicht mit einer Flut an bemerkenswerten Soundtracks gesegnet, brachte aber doch genügend spannende, experimentelle und einfach schöne Scores hervor, von denen ich an dieser Stelle meine persönlichen Highlights vorstellen möchte. Positiv überrascht hat mich, dass Hollywood-Mega-Star Hans Zimmer nach wie vor großartige Scores präsentiert, mit Denis Villeneuves Neuverfilmung des Sci-Fi-Klassikers „Dune“, Daniel Craigs letzten James-Bond-Auftritt in „No Time to Die“ und dem Netflix-Drama „The Unforgivable“ sind gleich drei seiner Arbeiten in 2021 in meiner Best-of-Liste vertreten, aber auch seine Kollegen Daniel Pemberton und Jonny Greenwood haben mich ebenfalls mit jeweils drei Filmkompositionen begeistert. 
In Michael Sarnoskis ungewöhnlichen Drama „Pig“ ist der vielseitige Nicholas Cage („Face/Off“, „Mandy“) als Einsiedler Rob zu sehen, der abgeschieden von der Zivilisation mit seinem Trüffelschwein in der Einöde lebt und sich seinen Unterhalt mit den Trüffeln verdient, die sein Schwein aufspürt. Als eines nachts zwei Junkies in Robs Hütte einsteigen und seinen vierbeinigen Partner entführen, bleibt Rob nichts anderes übrig, als nach über zehn Jahren in die Stadt zurückzukehren, um sein Trüffelschwein zurückzuholen. Das meditatives Drama um Verlust, Trauer und Erlösung hat das Komponistenduo Alexis Grapsas & Philip Klein mit einem ebenso meditativen und minimalistischen Score untermalt. 
„In ,Pig‘ agiert Cage so subtil und geerdet und lässt dich so viel fühlen, während man das absolute Minimum verschenkt. Als Nihilist und jemand, der das Leben, wie wir es kennen, hinter sich gelassen hat, verfügt er über eine sehr philosophische Herangehensweise an alles“, erklärt Alexis Grapsas die Arbeit an dem Film auf Soundtracks, Scores and More!. „Und so habe ich mir die Musik vorgestellt, um so viel wie möglich mit minimaler Instrumentierung auszudrücken, wo jeder Klang einen Zweck und eine Bedeutung hat. Und das ist offensichtlich etwas, das wir am Anfang besprochen haben, um dies fast als eine kathartische Erfahrung zu behandeln, als eine mythische und bizarre Reise, die dem wirklichen Leben sehr ähnlich ist, was eine Vielzahl von Emotionen wie Traurigkeit, Verlust, inneren Frieden, Dunkelheit, Nostalgie verkörpern kann, aber immer durch den existenziellen Standpunkt der Hauptfigur.“ 
Seit dem Animations-Spaß „Der fantastische Mr. Fox“ (2009) bilden der eigenwillige Filmemacher Wes Anderson und der französische Komponist Alexandre Desplat ein vertrautes Duo, das nach der Oscar-prämierten Zusammenarbeit bei „Grand Budapest Hotel“ (2014) nun die romantische Komödie „The French Dispatch“ präsentiert. Der Filmtitel bezieht sich dabei auf den Namen eines amerikanischen Magazins, dessen Redaktion sich in der fiktiven französischen Stadt Ennui-sur-Blasé befindet und vor fünfzig Jahren von Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray) gegründet wurde. Nach dem Tod des Verlegers erinnern sich seine Angestellten nicht nur an ihn, sondern auch an vier große Geschichten, die in der Zeitung veröffentlicht wurden. Der im Gefängnis sitzende Maler Moses Rosenthaler (Benicio del Toro) findet in seiner Wärterin Simone (Lea Seydoux) Muse und Model. Die Reporterin Lucinda Krementz (Frances McDormand) beginnt eine Affäre mit dem Revoluzzer Zeffirelli (Timothée Chalamet) und zweifelt an ihrer journalistischen Integrität. Ein radelnder Reporter schreibt Reiseberichte aus den schlimmsten Ecken der Stadt, und als der Sohn des Kommissars (Mathieu Amalric) entführt wird, kann ihn nur der Koch retten... 
Desplat untermalt dieses vertrackte Treiben mit bittersüßen Piano-Melodien, die an den großen französischen Komponisten Georges Delerue erinnern, aber den verschiedenen Geschichten entsprechend auch ganz unterschiedliche Klänge von typisch französischen Akkordeons und bombastischeren Tönen präsentiert. 
Kris Bowers („Green Book“) und Nicholas Britell („Moonlight“) gehören seit einigen Jahren bereits zu den bemerkenswertesten neuen Talenten in Hollywood und unterstrichen auch im vergangenen Jahr ihre Meisterschaft. Bowers vertonte in 2021 nicht nur die Serien „Dear White People“, „Colin in Black & White“ und „Raising Dion“, sondern auch die Filme „Space Jam 2“, „Respect“, „The United States vs. Billie Holiday“. Vor allem seine Musik zu dem biografischen Drama „King Richard“ um die außergewöhnlichen Tennis-Schwestern Venus und Serena Williams mit Will Smith in der Hauptrolle überzeugt mit fesselnden Melodien und erfrischenden Arrangements. 
Britell vertonte mit „Cruella“ nicht nur auf bewegende Weise Disneys Realfilm-Prequel über die Kult-Bösewichtin Cruella De Vil aus dem Animationsfilm „101 Dalmatiner“, sondern auch Adam McCays Medien-, Politik- und Gesellschaftssatire „Don’t Look Up“, aus deren Soundtrack hier die jazzig-peppige „End Credits Suite“ zu hören ist. 
Mit ihrem Soundtrack zum Dokumentarfilm „La Panthère Des Neiges“ begleiten Nick Cave und Warren Ellis den renommierten Naturfotografen Vincent Munier und den Abenteurer und Romanautor Sylvain Tesson („Dans les forêts de Sibérie“) auf das tibetische Plateau, wo sie seltene Tiere und vor allem den Schneeleoparden zu finden hofften. 
„Es gibt etwas im Herzen dieses Films, das dich anzieht. Nach einem Tag wurde mir klar, dass ich alles tun wollte, um eine komplette Originalpartitur zu komponieren. Der Film verdiente es, seine eigene musikalische Stimme zu haben“, blickt Ellis auf die Arbeit an „La Panthère Des Neiges“ zurück. „Ich buchte fünf Tage und fragte Nick, ob er für einen Tag kommen könnte, um einen Titelsong zu schreiben und Klavier zu spielen. Er sah den Film und blieb vier Tage. Am Ende haben wir das gemacht, was ich für einen der schönsten Filme halte, an denen wir je gearbeitet haben. Die Stars sind die Tiere in all ihrer wilden Pracht, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben, und der Mensch in Ehrfurcht und Staunen.“ 
Der britische Radiohead-Musiker Jonny Greenwood hat sich durch seine erste Zusammenarbeit mit dem gefeierten Filmemacher Paul Thomas Anderson bei „There Will Be Blood“ (2007) gleich Gehör verschaffen können und in der Folge auch Andersons Filme „The Master“, „Inherent Vice“ und „Der seidene Faden“ vertont. In den vergangenen vier Jahren blieb es um Greenwood allerdings ungewöhnlich ruhig, ehe er sich im vergangenen Jahr mit gleich drei bemerkenswerten Arbeiten zurückmeldete. Neben Andersons neuen Film „Licorice Pizze“ vertonte er Pablo Larraíns biografisches Drama „Spencer“ über Lady Dis geplante Trennung von Prinz Charles sowie Jane Campions Western-Drama „The Power of the Dog“, mit mal sperrigen, mal lyrischen Klängen. 
Harry Gregson-Williams hat sowohl über Jahre hinweg mit Tony Scott (bis zu seinem Tod) als auch hin und wieder mit dessen Bruder Ridley Scott zusammengearbeitet. Nach Gregson-Williams‘ farbenfroher Partitur zu Scotts Historien-Epos „Königreich der Himmel“ (2005) arbeitete der Filmemacher mit Komponisten wie Marc Streitenfeld, Alberto Iglesias und Daniel Pemberton zusammen, ehe der Regisseur die Zusammenarbeit mit Gregson-Williams zu „Der Marsianer: Rettet Mark Watney“ (2015) wieder aufnahm. Im vergangenen Jahr realisierten sie sowohl das historische Action-Drama „The Last Duel“, wofür Gregson-Williams eine folkloristisch angehauchte, mit Chören verzierte Musik komponierte, als auch das überdrehte Mode-Krimi-Drama „House of Gucci“, das der Komponist mit flirrenden elektronischen Klängen unterlegte. 
Überhaupt sind in 2021 einige interessante elektronische Scores produziert worden. So vertonte Jim Williams mit Julia Ducournaus Thriller-Drama „Titane“ die Geschichte des Teilzeit-Showgirls und der Vollzeit-Killerin Alexia mit dunklen Industrial-Soundscapes und transzendenten klassischen Motiven, die die inneren Konflikte der nach einem Autounfall mit einer Titanium-Platte im Kopf versehenen Protagonistin ausdrucksstark vermitteln. Aber auch Anthony Scott Burns‘ Projekt Pilotpriest legt mit dem Soundtrack zu Christopher MacBrides Thriller-Drama „Flashback“ einen verstörend intensiven Score vor, der die Reise des Protagonisten Fred in sein Unterbewusstsein adäquat untermalt. 
„Für ,Flashback‘ hatte Regisseur Christopher MacBride eine sehr spezielle Palette und Stimmung für die Kompositionen, die er für diesen Film wollte“, meint Burns. „Wir arbeiteten sehr eng zusammen, saßen und diskutierten tagelang darüber, wie der Score modern, frisch, aber auch nostalgisch sein sollte – eine nuancierte Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit. Er wollte auch, dass die Audio-Landschaft für seinen Protagonisten ziemlich fesselnd, emotional berührend und außerweltlich sein sollte. Nachdem ich die ersten Schnitte gesehen habe, wusste ich, dass der einzige Weg, zum Kern zu gelangen und das zu erreichen, was Chris wollte, zum Herz der Traurigkeit führen würde. Ich tauchte tief in persönliche Reflexionen und meine eigenen Erinnerungen an Verlust und Bedauern für diese Cues und verbrachte viele schlaflose Nächte damit, Soundscapes und spezielle Synthesizer Patches zu kreieren, um die klangliche Welt für Fred Fitzell zu gestalten, die ihn durch seine Entscheidungen navigiert.“ 
Mit eigenwilligen elektronischen Sounds überrascht auch Marc Canhams Score zu J Blakesons Thriller-Komödie „I Care a Lot“. Rosamund Pike spielt eine professionelle Betreuerin für alleinstehende Senioren, die sie allerdings mit ihrer Geschäftspartnerin und Liebhaberin gnadenlos ausnimmt. Als sie es mit der schwerreichen Jennifer Peterson (Dianne Wiest) zu tun bekommen, ahnen sie nicht, dass die alte, alleinstehende Dame Verbindungen zum knallharten Gangster Roman Lunyow (Peter Dinklage) unterhält, der den geschäftstüchtigen Frauen kräftig auf den Zahn fühlt. 
„Der anfängliche spielerische glänzende Stolz des Scores spiegelt den amerikanischen Traum wider und stellt die Realität schrecklicher Menschen gegenüber, die schreckliche Dinge auf der Leinwand tun. Während sich die Geschichte entwickelt, beginnt die Fassade des amerikanischen Traums zu bröckeln, lässt die weniger vorhersehbaren und unangenehmen Klänge entstehen, unterstreicht die böse Realität der Situation und bildet eine schwarzhumorige, aber brutale satirische Interpretation dieses gebrochenen Konzepts“, erklärt Canham. „Nach dem Dreh zog ich mich durch den Lockdown in mein Studio zurück, mit einer Reihe von Instrumenten und Lärm erzeugenden Maschinen, um die Partitur zu vervollständigen, die sich sorgfältig im Ton mit ihrer arpeggio-beladenen sardonischen Verspieltheit in einen atmosphärischen dunkleren Texturangriff durch den Film verwandelt.“ 
Das 2018 gegründete mysteriöse Projekt Glåsbird hat bereits einige geografisch basierte Klanginterpretationen abgeliefert und legt mit „Return to Sea and Sardinia“ einen ätherisch fesselnden Score voller feiner akustischer Tupfer vor. In seinem Dokumentarfilm folgt Regisseur Daniele Marzeddu den Pfaden, die der Schriftsteller D.H. Lawrence im Januar 1921 mit seiner Frau Frieda auf seiner Reise nach Sardinien einschlug und in seinem Reiseroman „Sea and Sardinia“ niederschrieb. 
Hans Zimmer erweist sich in seinen letzten Blockbuster-Produktionen einmal mehr als Meister seines Fachs. Seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Denis Villeneuve setzte er im vergangenen Jahr nach „Blade Runner 2049“ mit der Neuverfilmung von Frank Herberts Sci-Fi-Klassiker „Dune“ fort, wofür er gleich mehrere Soundtrack-Alben füllte, so inspiriert fühlte er sich von den atemberaubenden Welten, die Herbert und Villeneuve kreierten. Während Zimmer für „Dune“ großorchestrale Arrangements mit stark spiritueller Note schuf, die er mit neu erfundenen Instrumenten und Gesängen umsetzte, spielte er im James-Bond-Abenteuer „No Time to Die“ seinen Sinn für große Melodien einerseits und wuchtige Arrangements andererseits aus, verband die lange Tradition packender Action-Score für das Franchise mit neuen Elementen. Für das intime Netflix-Drama „The Unforgivable“ komponierte er aber mit seinem Kollegen David Fleming meist melancholisch ruhige Klänge. 

Playlist: 

1. Alexis Grapsas & Philip Klein - Hunting (Pig) - 04:03 
2. Alexandre Desplat - Simone, Naked, Cell Block-J Hobby Room (The French Dispatch) - 02:54 
3. Bryce Dessner & Aaron Dessner - Kids of New Orleans (C'mon C'mon) - 03:31 
4. Kris Bowers - The Plan (King Richard) - 03:12 
5. Nicholas Britell - I'm Cruella (Cruella) - 04:21 
6. Nicholas Britell - End Credits Suite (Don't Look Up) - 02:30 
7. Armand Amar - il part à sa recherche (Mystère) - 04:32 
8. Nick Cave & Warren Ellis - Des Affûts Elliptiques (La Panthère Des Neiges) - 03:08 
9. Jonny Greenwood - Licorice Pizza (Licorice Pizza) - 03:07 
10. Jonny Greenwood - New Currency (Spencer) - 02:34 
11. Jonny Greenwood - They Were Mine (The Power of the Dog) - 03:19 
12. Harry Gregson-Williams - Duel Preparations (The Last Duel) - 03:37
13. James Newton Howard - Running on Raindrops (Raya and the Last Dragon) - 02:11
14. Glåsbird - Ichnos (Return to Sea and Sardinia) - 04:40 
15. Nick Foster - A Woman with a Secret (Misha and the Wolves) - 04:10 
16. Emile Mosseri - Minari Suite (Minari) - 03:49 
17. Dan Romer - Meet Luca (Luca) - 04:09 
18. Steven Price - A Vision from the Past (Last Night In Soho) - 04:01 
19. Daniel Pemberton - The End of a Dream (Being the Ricardos) - 05:06 
20. Daniel Pemberton - Mosquito Bay (Welcome to Earth) - 04:32 
21. Daniel Pemberton - Practicing the Plan (The Rescue) - 05:57 
22. Pilotpriest - Try It (Flashback) - 04:24 
23. Jim Williams - End Credits (Titane) - 05:25 
24. Marc Canham - I Need Something (I Care a Lot) - 02:37 
25. Hans Zimmer - Visions of Chani (Dune) - 04:27 
26. Hans Zimmer & David Fleming - Sacrifice (The Unforgivable) - 02:06 
27. Hans Zimmer - Matera (No Time to Die) - 02:04 
28. Mark Isham - The Inflated Tear: Judy Has Questions (Judas and the Black Messiah) - 03:03 
29. Lorne Balfe - Trust the River (The Wheel of Time: Season 1, Vol. 1) - 02:42 
30. Ryuichi Sakamoto - Coda (Minamata) - 05:47 
31. Harry Gregson-Williams - Score Suite (House of Gucci) - 08:01

Samstag, 1. Januar 2022

Playlist #335 vom 02.01.2022 - PIERO PICCIONI Special

Piero Piccioni zählt zu den bekanntesten und produktivsten Jazz-Musiker und Filmkomponisten in Italien, der seit Beginn der 1950er Jahre über 170 Filmmusiken für namhafte Regisseure wie Luchino Visconti, Bernardo Bertolucci, Roberto Rossellini, Tinto Brass, Dino Risi und Lina Wertmüller schrieb. 
Gian Piero Piccioni
wurde am 6. Dezember 1921 in Turin als Sohn des Politikers Attilio Piccioni geboren und war ein klassischer Autodidakt. Seine musikalische Karriere begann er 1938 als Pianist in dem Jazzorchester 013 Big Band, gründete nach dem Ende des italienischen Faschismus 1944 seine eigene Band und wurde vor allem in römischen Nachtclubs bekannt. Dabei war er sowohl von klassischen Komponisten des 20. Jahrhunderts als auch amerikanischen Filmen beeinflusst. 
Zu seinen Lieblingskünstlern zählten Frank Capra, Alfred Hitchcock, Billy Wilder, John Ford und Alex North. Als er eigene Songs zu schreiben begann, konnte er einige davon bei dem italienischen, aber schon 1897 in Leipzig gegründeten Musikverlag Carisch veröffentlichten. 
Mit der Filmwelt in Rom kam er durch seine Tätigkeit als Anwalt in Kontakt, wobei er Filmrechte für italienische Verleiher wie Titanus und De Laurentiis sicherte. Zu dieser Zeit engagierte Michelangelo Antonioni den Komponisten, die Musik zu dem Dokumentarfilm eines seiner Schüler, Luigi Polidoro, beizusteuern. 
1952 schrieb Piccioni zu Gianni Franciolinis „Il Mondo le condanna“ die Musik zu seinem ersten Spielfilm, worauf er enge Arbeitsbeziehungen zu den Filmemachern Francesco Rosi und Alberto Sordi entwickelte. 1953 schrieb Piccioni negative Schlagzeilen, als er verdächtigt wurde, das 20-jährige Model Wilma Montesi an der römischen Küste ermordet zu haben, doch half ihm die Freundschaft zur Schauspielerin Alida Valli, die Affäre zu überstehen. Danach kehrte Piccioni wieder zur Musik zurück. 1959 wählte ihn Francesco Rosi aus, die Musik zu seinem zweiten Film „I Magliari“ zu schreiben, wofür er einen Jazz-Score haben wollte, dann heuerte er ihn auch für seinen nachfolgenden Film „Salvatore Giuliano“ (1962) an. 
Danach beauftragte der Regisseur Piccioni mit der Musik zu all seinen weiteren Filmen, von „Hands Over the City“ (1963) bis zu „Chronicle of a Death Foretold“, der 1979 in Kolumbien gedreht wurde. Piccionis melodischer Score für Rosis realistisches neapolitanisches Märchen „More than a Miracle“ (1967) mit Sophia Loren und Omar Sharif in den Hauptrollen wurde ein so großer Erfolg in den USA, dass der Soundtrack dort sogar in die Charts kam. 
Über die Jahre arbeitete Piccioni mit einer Vielzahl von Regisseuren wie Mario Monicelli, Alberto Lattuada, Luigi Comencini, Luchino Visconti, Antonio Pietrangeli, Bernardo Bertolucci, Roberto Rossellini, Vittorio De Sica, Tinto Brass, Dino Risi und anderen zusammen, dazu vertonte er Werke wie Lina Wertmüllers „Swept Away” und „Tutto A Posto Niente in Ordine“ (beide 1974), Mauro Bologninis „Il bell’Antonio“ (1960), Elio Petris „The 10th Victim“ mit Marcello Mastroianni und Ursula Andress (1965), so dass er am Ende seiner Karriere auf über 300 Soundtracks und Kompositionen für Film, Radio, Fernsehen, Ballett und Orchester kam. 
Piccioni verstarb am 23. Juli 2004 in Rom. 
 

Filmographie:

1953: Die von der Liebe leben (Il mondo le condanna) 
1954: Der Skandal (La spiaggia) 
1955: Yalis, la vergine del roncador 
1957: Die Spionin von Gibraltar (La donna che venne dal mare) 
1957: Guendalina 
1957: Il segreto della Sierra Dorada 
1957: Puppe mit Pfiff (Belle ma povere) 
1958: Marietto, Camilla und der liebe Gott (Ballerina e Buon Dio) 
1958: Nata di marzo 
1958: Sommererzählungen (Racconti d'estate) 
1958: Sturm im Osten (La tempesta) 
1959: Auf St. Pauli ist der Teufel los (I magliari) 
1959: Avventura a Capri 
1959: Brevi amori a Palma di Majorca 
1959: I ragazzi dei Parioli 
1959: I tartassati 
1959: Wir von der Straße (La notte brava) 
1960: Adua und ihre Gefährtinnen (Adua e le compagne) 
1960: Bel Antonio (Il bell'Antonio) 
1960: Der Bucklige von Rom (Il gobbo) 
1960: Die Schwedinnen (Le svedesi) 
1960: Die Welt bei Nacht (Il mondo di notte, Dokumention) 
1960: L'impiegato 
1960: Süße Begierde (Dolci inganni) 
1960: Via Margutta 
1960: Wenn das Leben lockt (La giornata balorda) 
1961: Attraktionen aus aller Welt (Il mondo di notte numero 2, Dokumentation) 
1961: Auf Ihr Wohl, Herr Interpol! (Mani in alto) 
1961: Bevor das Licht verlöscht (L'imprevisto) 
1961: Das Haus in der Via Roma (La viaccia) 
1961: I due marescialli 
1961: Nackt jeden Abend (Gioventù di notte) 
1961: Romulus und Remus (Romolo e Remo) 
1961: Trauen Sie Alfredo einen Mord zu? (L'assassino) 
1962: Congo Vivo 
1962: Der Sohn des Spartakus (Il figlio di Spartacus) 
1962: Gli anni ruggenti 
1962: Hörig (Senilità) 
1962: La città prigioniera 
1962: La commare secca 
1962: Lo smemorato di Collegno 
1962: Mafioso 
1962: Schwarze Seele (Anima nera) 
1962: Totò diabolicus 
1962: Una tragedia americana (TV-Mini-Serie) 
1962: Una vita violenta 
1962: Wer erschoss Salvatore G.? (Salvatore Giuliano) 
1963: Amore in Stockholm (Il diavolo) 
1963: Das Mädchen aus Parma (La parmigiana) 
1963: Die Verachtung (Le mépris, italienische und spanische Version) 
1963: Hände über der Stadt (Le mani sulla città) 
1963: Il boom 
1963: Il demonio 
1963: Il giorno più corto 
1963: Il terrorista 
1963: Schlüssel zum siebten Himmel (L'attico) 
1963: Versuchung in Liebe (Un tentativo sentimentale) 
1963: Wer arbeitet, ist verloren (Chi lavora è perduto) 
1964: Drei Liebesnächte (3 notti d'amore, Segment „La moglie bambina“) 
1964: Il disco volante 
1964: La donna è una cosa meravigliosa (Segment „Una donna dolce, dolce“) 
1964: La vita agra 
1964: Minnesota Clay 
1964: Zwischenlandung Düsseldorf (Tre per una rapina) 
1965: Augenblick der Wahrheit (Il momento della verità) 
1965: Das 10. Opfer (La decima vittima) 
1965: Die drei Gesichter einer Frau (I tre volti) 
1965: Ich habe sie gut gekannt (Io la conoscevo bene) 
1965: La figlia del capitano (TV-Mini-Serie) 
1965: Liebe im Zwielicht (La fuga) 
1965: Once Upon a Tractor (Kurzfilm) 
1965: Vollmacht für Jack Clifton (Agente 077 dall'oriente con furore) 
1965: La corde au cou 
1966: Aktion Todesmole 83 (MMM 83 - Missione Morte Molo 83) 
1966: Fumo di Londra 
1966: Jagt den Fuchs (Italian version) 
1966: Scusi, lei è favorevole o contrario? 
1966: Unsere Ehemänner (I nostri mariti, Segment „Il marito di Roberta“) 
1967: Der Fremde (Lo straniero) 
1967: Hexen von heute (Le streghe, Segmente „Strega bruciata viva, La“, „Senso civico“, „Siciliana, La“, „Sera come le altre, Una“) 
1967: Matchless 
1967: Null Uhr 7 kommt John Harris (Qualcuno ha tradito) 
1967: Schöne Isabella (C'era una volta) 
1967: Ti ho sposato per allegria 
1967: Un italiano in America 
1968: Bora Bora 
1968: Capriccio all'italiana (Segment „Perchè?“) 
1968: Django spricht kein Vaterunser (Quel caldo maledetto giorno di fuoco) 
1968: Fedra West 
1968: I giovani tigri 
1968: Il medico della mutua 
1968: Keine Rosen für OSS 117 (Niente rose per OSS 117) 
1968: Kenner 
1968: La moglie giapponese 
1968: L'Italia vista dal cielo: Emila Romagna e Marche (Dokumentation) 
1968: Sartana - Bete um deinen Tod (Se incontri Sartana prega per la tua morte) 
1969: Addio Alexandra 
1969: Amore mio aiutami 
1969: Die Brüder Karamasow (I fratelli Karamazov, TV-Mini-Serie) 
1969: Giovinezza giovinezza 
1969: Il Prof. Dott. Guido Tersilli primario della Clinica Villa Celeste convenzionata con le mutue 1969: Indianápolis (Kurz-Dokumentation) 
1969: Inghilterra nuda (Dokumentation) 
1969: Kameliendame 2000 (Camille 2000) 
1969: Le altre 
1969: Libido - Das große Lexikon der Lust (Le 10 meraviglie dell'amore) 
1969: Playgirl 70 
1969: Scacco alla regina 
1969: Temptation 
1969: Toh è morta la nonna! 
1970: Bataillon der Verlorenen (Uomini contro) 
1970: Ciao Gulliver 
1970: Colpo rovente 
1970: Contestazione generale 
1970: Die Höllenhunde (The Deserter) 
1970: Die Ratten von Amsterdam (Puppet on a Chain) 
1970: Fermate il mondo... voglio scendere! 
1970: Il presidente del Borgorosso Football Club 
1970: Le coppie (Segment „La camera“) 
1970: L'Italia vista dal cielo: Sicilia (Kurz-Dokumentation) 
1971: Bello onesto emigrato Australia sposerebbe compaesana illibata 
1971: Das Antlitz des Todes (El ojo del huracán) 
1971: Das Licht am Ende der Welt (The Light at the Edge of the World) 
1971: Im Rausch der Sinne (Fieras sin jaula) 
1971: In nome del padre, del figlio e della Colt 
1971: La primera entrega 
1971: L'Italia vista dal cielo: Toscana (Dokumentation) 
1971: Marta 
1971: Senza via d'uscita 
1972: Der Fall Mattei (Il caso Mattei) 
1972: Der Mönch und die Frauen (Le moine) 
1972: Dialoghi dell'acciaio (Kurz-Dokumentation) 
1972: I Nicotera (TV Mini Series) 
1972: Jack el destripador de Londres 
1972: Judas... ¡toma tus monedas! 
1972: La casa de las muertas vivientes 
1972: Les évasions célèbres (Fernseh-Serie, 1 Episode) 
1972: Mimi - in seiner Ehre gekränkt (Mimì metallurgico ferito nell'onore) 
1972: Teuflisches Spiel (Lo scopone scientifico) 
1973: Anastasia mio fratello 
1973: Der Nonnenspiegel (Storia di una monaca di clausura) 
1973: Die Nonne von Verona (Le monache di Sant'Arcangelo) 
1973: Il giustiziere di Dio 
1973: L'Italia vista dal cielo: Lombardia (Kurz-Dokumentation) 
1973: Lucky Lucian (Lucky Luciano) 
1973: No encontré rosas para mi madre 
1973: Polvere di stelle 
1973: Un modo di essere donna 
1973: Una colt in mano al diavolo 
1973: Zahl und stirb (Sei bounty killers per una strage) 
1974: Anna Karenina (TV-Mini-Serie) 
1974: Appassionata - Erstes Verlangen (Appassionata) 
1974: Finché c'è guerra c'è speranza 
1974: Hingerissen von einem ungewöhnlichen Schicksal im azurblauen Meer im August (Travolti da un insolito destino nell'azzurro mare d'agosto) 
1974: Il bacio 
1974: Il dio sotto la pelle (Dokumentation) 
1974: In den Händen des Entführers (Fatevi vivi, la polizia non interverrà) 
1974: Operation gelungen - Patient tot (Tutto a posto e niente in ordine) 
1975: Fratello mare (Dokumentation) 
1975: L'Italia vista dal cielo: Lazio (Dokumentation) 
1976: Chi dice donna dice donna 
1976: Die Macht und ihr Preis (Cadaveri eccellenti) 
1976: Il comune senso del pudore 
1976: Quelle strane occasioni 
1976: Warum bellt Herr Bobikow? (Cuore di cane) 
1977: I vizi morbosi di una governante 
1977: La villa (TV-Mini-Serie) 
1977: Per questa notte 
1977-1978: Il Passatore (TV-Mini-Serie) 
1978: Der Zeuge (Le témoin) 
1978: Professor Kranz tedesco di Germania 
1979: Christus kam nur bis Eboli (Cristo si è fermato a Eboli) 
1979: Der eingebildete Kranke (Il malato immaginario) 
1979: Eine total verrückte Kompanie (Riavanti... Marsch!) 
1979: Paura sul mondo (TV-Mini-Serie) 
1979: Storia di un italiano (TV Series Dokumentation) 
1980: Ein Bankangestellter in Nöten 
1980: Ich und Katharina (Io e Caterina) 
1981: Drei Brüder (Tre fratelli) 
1981: I giochi del diavolo (TV-Mini-Serie) 
1981: Pierino medico della SAUB 
1982: Die doppelte Falle (La trappola originale, TV-Mini-Serie) 
1982: Ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß (Io so che tu sai che io so) 
1982: In viaggio con papà 
1982: Tödliche Abrechnung (Fighting Back) 
1983: Il tassinaro 
1984: Ab in den Knast (Tutti dentro) 
1984: La stagione delle piogge (Fernsehfilm) 
1985: Quo Vadis? (TV-Mini-Serie) 
1985: Sono un fenomeno paranormale 
1987: Chronik eines angekündigten Todes (Cronaca di una morte annunciata) 
1987: Un tassinaro a New York 
1989: 12 registi per 12 città (Dokumentation, Segment „Genova“) 
1989: Comprarsi la vita (Fernsehfilm) 
1990: Ein Kind mit Namen Jesus (Un bambino di nome Gesù, Fernsehfilm) 
1990: L'avaro 
1993: Assolto per aver commesso il fatto 
1993: Ci sarà un giorno (Il giovane Pertini) (Fernsehfilm) 
1993: Yes It Is (Short) 
1994: Nestore l'ultima corsa 
1998: Incontri proibiti  

Playlist:

1. Piero Piccioni - Stile Galante (L'Avaro) - 03:12 
2. Piero Piccioni - Seq. 12 (Bella ma povere) - 03:04 
3. Piero Piccioni - Las Vegas (Il monde di notte) - 03:10 
4. Piero Piccioni - La Lupa (Romolo E Remo) - 03:30 
5. Piero Piccioni - Theme Song (Una vita violenta) - 02:41 
6. Piero Piccioni - Nuovo Spleen Economico (Il Boom) - 05:20 
7. Piero Piccioni - Waves Out Of the Moon (Il Disprezzo) - 03:31 
8. Piero Piccioni - Seq. 9 (Il Terrorista) - 05:07 
9. Piero Piccioni - Quebrada (Mafioso) - 03:06 
10. Piero Piccioni - Scorpio in libra (To Bed or Not to Bed) - 04:01 
11. Piero Piccioni - Dea di un sogno (Un tentativo sentimentale) - 04:24 
12. Piero Piccioni - Love Theme (The 10th Victim) - 03:23 
13. Piero Piccioni - Madrugada (La Vita Agra) - 03:49 
14. Piero Piccioni - Sola (La Fuga) - 05:04 
15. Piero Piccioni - Shake - Final (Le Streghe) - 03:09 
16. Piero Piccioni - Per Noi Due Soli [Love Theme] (Scusi, Lei e' Favorevole o Contrario?) - 04:24 
17. Piero Piccioni - End Title (More Than a Miracle) - 05:23 
18. Piero Piccioni - Walk Song [instr. Version #4] (Un italiano in America) - 03:54 
19. Piero Piccioni - Magic of Tahiti (Bora Bora) - 02:06 
20. Piero Piccioni - Mexican Border (Se Incontri Sartana Prega Per La Tua Morte) - 03:35 
21. Piero Piccioni - Charms (Camille 2000) - 03:14 
22. Piero Piccioni - China Town Drugs (Colpo Rovente) - 03:21 
23. Piero Piccioni - Kenner Wakes Up and Remembers - Nocturne (Kenner) - 03:28 
24. Piero Piccioni - Shake, Pt. 4 (Playgirl '70) - 03:03 
25. Piero Piccioni - Maryanne on Shore (Le Coppie) - 03:51 
26. Piero Piccioni - Psychedelic Mood (Puppet On A Chain) - 02:22 
27. Piero Piccioni - The Light [Discovering the Island] (The Light at the Edge of the World) - 04:54 
28. Piero Piccioni - Altri Legami Piu Tenui (Appassionata) - 04:52 
29. Piero Piccioni - St. Francis in Katmandu (Il Dio Sotto La Pelle) - 03:41 
30. Piero Piccioni - Spirale D'Amore (Travolti Da Un Insolito Destino Nell'Azzurro Mare D'Agosto) - 02:51 
31. Piero Piccioni - Suite drammatica (Le monarche di Sant'Arcangelo) - 03:21 
32. Piero Piccioni - Finale (Un modo di essare donna) - 04:46

Sonntag, 12. Dezember 2021

Playlist #334 vom 19.12.2021 - POPOL VUH Special

Neben Can, Neu! und Amon Düül II zählt die 1969 von Florian Fricke in München gegründete Band Popol Vuh zu den Aushängeschildern des Krautrock, doch hat gerade die starke Betonung von New-Age-Klängen und Weltmusik-Einflüssen dazu geführt, diese Zuordnung schwierig zu gestalten. Fricke selbst verwendete für seine Musik eher Begriffe wie Lyrik-Rock, Magic Music oder Cosmic Space Rock. Mit den jüngst veröffentlichten Boxen der „Essential Album Collection“ auf Vinyl und CD ist das Interesse an Popol Vuh wieder neu entfacht worden. 
Florian Fricke wurde am 23. Februar 1944 in Lindau geboren und hatte schon als Kind begonnen, Klavier zu spielen. Später studierte er Klavier, Komposition und Dirigieren an den Musikhochschulen in Freiburg und München, fand aber auch Gefallen am Film. So schrieb er Film- und Musikkritiken für den „Spiegel“ und die „Neue Zürcher Zeitung“. 
Bedeutend für seine weitere Karriere wurde die Begegnung mit dem Filmemacher Werner Herzog um das Jahr 1967 herum. Nachdem Fricke in Herzogs Spielfilmdebüt „Lebenszeichen“ eine Rolle gespielt hatte, schrieb er nämlich ab 1971 auch die Musik zu Herzogs Filmen „Aguirre, der Zorn Gottes“, „Herz aus Glas“, „Fitzcarraldo“, „Nosferatu – Phantom der Nacht“ und „Cobra Verde“
Fricke hatte 1969 einen fast unerschwinglich teuren Moog-III-Synthesizer erworben und war fasziniert davon, wie die mit dem Gerät erzeugte Musik „die Empfindungsmöglichkeiten des Menschen“ umfasse. Zusammen mit dem Maler, Bildhauer und Percussion-Spieler Holger Trülzsch und dem Sounddesigner und Kameramann Frank Fiedler gründete er 1970 die nach der Schöpfungsgeschichte der Maya benannte Band Popol Vuh
In ihrer Musik verwendeten Popol Vuh oft christliche und mystische Motive, schufen eine mit exotischen Instrumenten und internationalen Sängerinnen verfeinerte Mixtur aus Rock und New-Age-Klängen, die oft als World Music bezeichnet wurde, die die Band selbst aber eher mit Begriffen wie Magic Music, Love Music und Cosmic Space Rock versah. 
Bei Liberty Records, dem Label der Krautrock-Kollegen Amon Düül II und Can, erschien 1970 mit „Affenstunde“ nicht nur das von Gerhard Augustin produzierte Debüt-Album von Popol Vuh, sondern auch das erste Album überhaupt, das fast gänzlich mit einem Moog-III-Synthesizer entstand und um Percussion-Elemente erweitert wurde, um die spirituelle Note der Musik zu erhöhen. 
Das zweite Album „In den Gärten Pharaohs“ (1971) wurde zur Hälfte live in einer Kirche eingespielt, für das nachfolgende Werk „Hosianna Mantra“ (1972) stießen Conny Veit und die koreanische Sängerin Djong Yun zur Stammbesetzung. Yun war auch wieder auf dem übernächsten Album „Einsjäger & Siebenjäger“ (1975) vertreten.
In den produktiven 1970er und frühen 1980er Jahren entstanden auch die Soundtracks zu den Werner-Herzog-Filmen „Aguirre, der Zorn Gottes“ (1975), „Herz aus Glas“ (1977), „Nosferatu – Phantom der Nacht“ (1978), „Fitzcarraldo“ (1982) und „Cobra Verde“ (1987). Charakteristisch für die Aufnahmen aus dieser Zeit ist die Verwendung einer extra angefertigten Choir Organ, einem Mellotron-ähnlichen Vorläuferinstrument späterer Sampler, mit dem durch Tapetechnik Chorstimmen oder Orchesterklänge in den Klang der Band integriert werden konnten.  
Fricke arbeitete aber auch mit anderen Künstlern zusammen, so war er 1972 auf dem Album „Zeit“ von Tangerine Dream zu hören und musizierte mit Renate Knaup von Amon Düül II. Gemeinsam mit Daniel Fichelscher (der auch bei Popol Vuh und Amon Düül II mitwirkte) unterhielt Fricke 1973 bis 1974 die Band Gila und realisierte darüber hinaus verschiedentliche Solo-Projekte, u. a. 1992 eine Einspielung von Mozart-Kompositionen, die auf dem Album „Plays Mozart“ vereint wurden. 
Fricke widmete sich seit Ende der 1970er Jahre auch intensiv der Musiktherapie bzw. der Klangtherapie. Aus Versatzstücken aus Yoga und tibetischem Gesang entwickelte er eine eigene Therapieform, die er „Alphabet des Körpers“ nannte. 
Ab 1983 trat Popol Vuh in den Schatten des auf zahlreichen Weltreisen stattfindenden Filmschaffens von Fricke und Fiedler, weshalb zwar noch regelmäßig, aber nicht mehr so häufig Alben veröffentlicht wurden. Mitte der 1990er-Jahre meldeten sich Popol Vuh mit „City Raga“ (unter Verwendung von Stimmaufnahmen der Atemtherapeutin Maya Rose) zurück.
In die Arbeit der 1990er-Jahre flossen nun auch aktuelle Musikströmungen aus dem Techno-Bereich mit ein. Neben Fricke und Fiedler war zeitweise Guido Hieronymus an den Studiosession beteiligt. 1999 erschien das letzte Album „Messa di Orfei“
Als Florian Fricke 2001 nach einem Schlaganfall verstirbt, war zwar die Geschichte von Popol Vuh zu Ende erzählt, doch hält der Einfluss der Band bis heute an, wie die 2011 veröffentlichte Compilation „Revisited & Remixed“ dokumentiert, auf der neben neu abgemischten Versionen von Stücken aus allen Schaffensphasen Remixe von bekannten DJs wie Peter Kruder, Thomas Fehlmann, Mouse On Mars und Stereolab enthalten sind. 
 

Diskographie: 

1970: Affenstunde 
1971: In den Gärten Pharaos 
1972: Hosianna Mantra 
1973: Seligpreisung 
1974: Einsjäger & Siebenjäger 
1975: Das Hohelied Salomos 
1975: Aguirre (Soundtrack) 
1976: Letzte Tage - letzte Nächte 
1976: Yoga 
1977: Herz aus Glas - Cœur de verre (Soundtrack) 
1978: Brüder des Schattens, Söhne des Lichts – Nosferatu (Soundtrack) 
1979: Die Nacht der Seele - Tantric Songs 
1981: Sei still, wisse ICH BIN 
1982: Fitzcarraldo (Soundtrack) 
1983: Agape Agape - Love Love 
1985: Spirit Of Peace 
1987: Cobra Verde (Soundtrack) 
1991: For You and Me 
1991: Plays Mozart 
1994: City Raga 
1997: Shepherd's Symphony 
1999: Messa di Orfeo 
2015: Kailash

Playlist: 

1. Popol Vuh - Aguirre I [L'acrime di rei] (Aguirre - Der Zorn Gottes) - 07:24 
2. Popol Vuh - Brüder des Schattens (Nosferatu) - 05:45 
3. Popol Vuh - Wehe Khorazin (Fitzcarraldo) - 05:34 
4. Popol Vuh - Grab der Mutter (Cobra Verde) - 04:31 
5. Popol Vuh - Ich mache einen Spiegel - Dream Part 5 (Affenstunde) - 04:41 
6. Popol Vuh - Abschied (Hosianna Mantra) - 03:14 
7. Popol Vuh - Tanz der Chassidim (Seligpreisung) - 03:18 
8. Popol Vuh - Wo bist Du? (Einsjäger & Siebenjäger) - 05:42 
9. Popol Vuh - Der Winter ist vorbei (Das Hohelied Salomons) - 03:43 
10. Popol Vuh - Oh wie nah ist der Weg hinab (Letzte Tage - Letzte Nächte) - 04:08 
11. Popol Vuh - Yoga 1 [excerpt] (Yoga) - 03:48 
12. Popol Vuh - Wanderer durch die Nacht (Die Nacht der Seele - Tantric Songs) - 04:08 
13. Popol Vuh - For You and Me (For You and Me) - 05:27 
14. Popol Vuh - They Danced, They Laughed, As Of Old (Agape-Agape / Love-Love) - 04:52 
15. Popol Vuh - Song of the Earth (Spirit of Peace) - 08:19 
16. Popol Vuh - Om Mani Padme Hum 4 [Piano Version] (Cobra Verde) - 05:29 
17. Popol Vuh - Höre, der du wagst (Nosferatu) - 06:01 
18. Popol Vuh - Engel der Gegenwart (Herz aus Glas - Coeur de Verre) - 08:20 
19. Popol Vuh - Song of the High Mountains (Sing, for Song Drives Away the Wolves) - 06:22 
20. Popol Vuh - Shepherd's Dream (Shepherd's Symphony) - 04:16 
21. Popol Vuh - Heart of Glass [A Critical Mass Remix] (Revisited & Remixed 1970-1999) - 06:03 
22. Popol Vuh - Vuh (In den Gärten Pharaos) - 19:53

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