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Samstag, 23. Oktober 2021

Playlist #330 vom 24.10.2021 - NEUHEITEN 2021 (7)

Eine Vielzahl von illustren Namen gibt es in der siebten Neuheiten-Sendung in diesem Jahr zu hören, anfangen bei Hans Zimmer, der nicht nur erstmals mit „No Time To Die“ einen James-Bond-Film vertonen durfte, sondern auch gleich Soundtracks zur Neuverfilmung von Frank Herberts Science-Fiction-Klassiker „Dune“ präsentiert, über Carter Burwell, Marco Beltrami, Mychael Danna, Harry Gregson-Williams bis zu John Carpenter und Vangelis. Dazu gibt es filmmusikalisch artverwandte neue Alben von Marcel Barsotti, Ramin Djawadi und Paul Haslinger sowie neue Musik zu Fernseh-Serien wie „You“, „Superman & Lois“, „The Morning Show“ und „Goliath“
Die 1999 in Austin, Texas, gegründete Post-Rock-Band Explosions In The Sky nahm sich nach ihrem letzten Album „The Wilderness“ (2016) eine längere Auszeit, zelebrierte ihr 20-jähriges Jubiläum mit remasterten Wiederveröffentlichungen ihrer klassischen Alben „How Strange, Innocence“ (2000) und „The Rescue“ (2005) sowie mit einigen Jubiläums-Shows. Zu dieser Zeit wurden sie gefragt, ob sie einen einstündigen Dokumentarfilm über den texanischen Big Bend National Park vertonen würden. Die Aufnahmen von „Big Bend: The Wild Frontier of Texas“ zeigen wunderbare Aufnahmen der dort lebenden Tiere und der eindrucksvollen Wüstenlandschaft, wozu die Band, die bereits mit „Friday Night Lights“, „Prince Avalanche“, „Lone Survivor“ und „Manglehorn“ bereits Soundtrack-Erfahrungen sammeln konnten, sehr melodische und zurückhaltende Klänge fanden, die sie mit akustischer Gitarre, Streichern, Piano, Glocken und Drums behutsam instrumentiert haben. 
1994 kreierte Graeme Revell mit seinem Score zur düsteren Comic-Verfilmung von „The Crow“ einen packenden Soundtrack, der auf innovative Weise klassisches Orchester, Electronics und World-Music-Elemente miteinander verschmolz. Nach 27 Jahren erscheint mit der Deluxe Edition auf einer knapp 140-minütigen Doppel-CD endlich die ganze Palette eindringlicher Sounds, Rhythmen und Harmonien. Diese Intensität erreichte Revell in seinen nachfolgenden Filmmusikarbeiten nur noch selten. 
Bevor der kanadische Musiker Mychael Danna 1987 zu Atom Egoyans Drama „Familienbilder“ seinen ersten Score komponierte, hatte er mit seinem Freund Tim Clément bereits die Alben „The White LP“ (1977), „A Gradual Awakening“ (1983) und „Another Sun“ (1986) veröffentlicht. Nun erscheint mit „North of Niagara“ eine remasterte Neuauflage ihres fünften, 1995 von Hearts of Space veröffentlichten Albums. Die beiden Musiker ließen sich dabei von Orten entlang des Bruce Trail, Kanadas ältesten und längsten Fußweg, inspirieren und woben in ihre fragilen Kompositionen natürliche Field Recordings ein, die entlang des Weges aufgenommen wurden. 
Der in Deutschland lebende Schweizer Filmkomponist Marcel Barsotti geht mit seinem neuen Album „Americana“ auf eine musikalische Entdeckungsreise nach Hollywood, arbeitet die US-amerikanische Geschichte mit ebenso voluminösen wie feinsinnigen Orchester-Arrangements auf und bewirbt sich damit ausdrucksstark für historische Hollywood-Epen ganz in der Tradition von Ennio Morricone, James Horner und John Williams
„Die Idee zu ‚Americana‘ kam mir während des ersten Jahrs der Corona-Krise, als ein Filmprojekt, an dem ich arbeitete, verschoben wurde. Ich hatte schon lange mit dem Gedanken gespielt, orchestrale amerikanische Filmmusik zu schreiben. Bei deutschen Filmprojekten ist diese Art von Musik kaum von Bedeutung, weil es hier zu wenig bedeutende Blockbuster-ähnliche Fantasy-, Science-Fiction- oder Action-Filme gibt. Ich hatte einfach Lust, ein paar Takes zu schreiben. Das fing mit ,Deep Wild West‘ an, da ich schon immer eine Western-Musik komponieren, so im klassischen Stil der 80er Jahre. Es entstanden dann weitere Ideen und Konzepte darüber, was die Musik ausdrücken sollte. 
In ,Redemption Blues‘ geht es beispielsweise um die Sklaverei und den Themen des Bürgerkrieges, dann gibt es aber auch Stücke, die die amerikanische Natur beschreiben, wie ,Blue Mountain Sky‘. Am Ende entstand ein Konzeptalbum, das von der amerikanischen Filmmusik und deren Themen handelt“, fasst Barsotti im Interview die Idee zu seinem neuen Solo-Album zusammen. 
„Die größte Herausforderung bestand darin, eine Musik zu schreiben, ohne einen Film dazu zu haben. Es war für mich schwierig, am Anfang zu überlegen, wie man daraus ein Gesamtkonzept erschaffen kann. Die thematischen Bezüge entwickelten sich zu Anfang des Jahres, als ich begonnen hatte, mich mit der amerikanischen Literatur auseinanderzusetzen – ganz unabhängig von diesem Album. Mich hat einfach die amerikanische Geschichte interessiert, wie die ersten Einwanderer, die englische und die spanische Krone um Amerika gekämpft haben. Das wird zum Beispiel im Stück ,Kings of Glory‘ thematisiert. Mich hat aber auch immer schon der Bürgerkrieg und die Spaltung Amerikas zwischen Demokraten und Republikanern, zwischen den Nord- und Südstaaten interessiert. Dabei war mir von Anfang klar, dass es ein Orchester-Werk werden wird, ohne zusätzliche Instrumente oder Synthesizer, sondern ich wollte ein New Classic Contemporary Album schreiben, ganz unabhängig davon, ob es nun filmmusikalisch klingt oder daraus Suiten entstehen, die man auch konzertant aufführen kann.“ 
Nachdem Hans Zimmer und Denis Villeneuve bereits erfolgreich bei „Blade Runner 2049“ zusammengearbeitet und bereits einen Science-Fiction-Klassiker mit neuem Leben erfüllt haben, stand mit der Neuverfilmung von Frank Herberts Science-Fiction-Saga „Dune – Der Wüstenplanet“ ein weiteres Mammut-Projekt auf dem Programm. Zimmer, der vor allem mit den Regisseuren Ridley Scott („Gladiator“, „Hannibal“) und Christopher Nolan („Inception“, „The Dark Knight“) zu eindrucksvollen Scores inspiriert worden ist, produzierte zu „Dune“ gleich drei Soundracks. 
Nach „The Dune Sketchbook“, auf dem längere Versionen von Stücken des regulären „Dune“-Soundtracks vertreten waren, erschien zunächst der offizielle „Dune“-Soundtrack, dem nun mit „The Art and Soul of Dune (Companion Book Music)“ ein drittes Album folgt. Gemeinsam ist den drei Alben die einzigartige Herangehensweise an die Produktion. Da es bei „Dune“ für den Komponisten um eine andersartige Zivilisation handelt, wollte er neue Instrumente kreieren, um das Konzept zu begleiten, statt sich auf bewährte die Standard-Instrumentation zu verlassen. 
„Hans verbrachte Monate über Monate damit, neue Instrumente zu kreieren, neue Sounds zu definieren und zu suchen, bis an die Grenze zu gehen“, beschreibt Regisseur Villeneuve. „Es war absolut wundervoll. Er schrieb auch noch Musik, als der Film bereits beendet war. Er war immer noch inspiriert und schrieb weiter.“ 
„The Art and Soul of Dune (Companion Book Music)“ enthält überarbeitete Stücke der Hauptthemen des Films, um den Leser durch das visuell beeindruckende Buch zu führen, das von der ausführenden Produzentin des Films, Tanya Lapointe, geschrieben wurde. 
Während sich Zimmer von fremden Zivilisationen inspiriert fühlte, bleibt der griechische Electronic-Music-Veteran Vangelis seiner Vorliebe für den Weltraum treu. Nachdem er im 21. Jahrhundert mit „Mythodea“ (2001) und „Rosetta“ (2016) bereits zwei Alben mit Space-Opera-Bezügen veröffentlichte, präsentiert er mit „Juno To Jupiter“ ein Album, das von der NASA-Mission inspiriert wurde, bei der die Raumsonde Juno den Jupiter erkundet. Die multidimensionale Musikreise, bei der Vangelis auch Klänge vom Juno-Start auf der Erde, der Sonde und ihrer Umgebung sowie Junos anschließender Reise, verwendete, die die Sonde zur Erde sandte, enthält neben bombastischen Elementen auch die Stimme von Opernsängerin Angela Gheorghiu
Der frühere Tangerine-Dream-Mitstreiter Paul Haslinger lässt nach seinem 2020 veröffentlichten Solo-Album „Exit Ghost“ nun das damit korrelierende Album „Exit Ghost II“ folgen. Erneut fasziniert der versierte Komponist mit fragilen Piano- und Keyboard-Melodien, wobei der Track „Mishkin“ von Fyodor Dostoevskys Titelfigur aus „Der Idiot“ inspiriert wurde und „Septuagint“ Elemente enthält, die Komponist und Sound Designer Charlie Campagna („Iron Man 3“, „Star Trek“, „Blade Runner 2049“) beigesteuert hat. 
Es folgen schließlich diverse Beiträge, die Bear McCreary („Foundation: Season 1“), Jon Ehrlich & Jason Derlatka („Goliath“), Carter Burwell („The Morning Show: Season 2“), Dan Romer („Superman & Lois: Season 1“) und Blake Neely („You: Season 2“) für diverse Fernsehserien komponiert haben, bevor der in Jerusalem geborene französische Komponist Armand Amar („Fugueuse“), die Brasilianer Antonio Pinto („Joe Bell“) und Pedro Bromfman („Far Cry 6“), die Franzosen Bruno Coulais („L'homme de la cave“) und Philippe Rombi („Boîte Noire“) ihre neuen Arbeiten präsentieren. 
Harry Gregson-Williams arbeitet nach „Königreich im Himmel“ und „Der Marsianer“ zum dritten Mal mit Regisseur Ridley Scott zusammen. Für das historische Epos „The Last Duel“ schuf der versierte Komponist einen authentisch wirkenden Score, bei der die vielschichtige Mischung aus Fideln, Laute, Gitarre, Holzbläsern, Streichern, Orgel, Percussion und Dulcimer mit Chören und dem Gesang der britischen Sopranistin Grace Davidson abgerundet wird, die bereits bei Howard Shores „The Hobbit: Smaugs Einöde“ und Frank Ilfmans „Gunpowder Milkshake“ zu hören gewesen ist.

Playlist: 
1. Explosions In The Sky - Chisos (Big Bend) - 04:11 
2. Graeme Revell - Return To Grave (The Crow) - 03:46 
3. Gavin Brivik - An Unworthy Sacrifice Before God (Wild Indian) - 04:13
4. Mychael Danna & Tim Clément - Crawford Lake (North of Niagara) - 03:42 
5. Mychael Danna & Jeff Danna - Wednesday Is Gone (Addams Family 2) - 01:52
6. Marcel Barsotti - American History (Americana) - 05:26 
7. Marcel Barsotti - The Story of Hope (Americana) - 05:12 
8. Hans Zimmer - Someone Was Here (No Time To Die) - 02:57 
9. Hans Zimmer - Holy War (Dune) - 04:21 
10. Vangelis - Juno's Power (Juno To Jupiter) - 04:09 
11. Paul Haslinger - Cambium (Exit Ghost II) - 03:09 
12. Bear McCreary - Gaal Leaves Synnax (Foundation: Season 1) - 04:05 
13. Jon Ehrlich & Jason Derlatka - Once A Client, Always A Client (Goliath) - 03:19 
14. Carter Burwell - We Get Alex Back (The Morning Show: Season 2) - 03:45 
15. Dan Romer - The First Son of Krypton (Superman & Lois: Season 1) - 03:53 
16. Blake Neely - Love and Kissing (You: Season 2) - 04:46 
17. Armand Amar - Léa (Fugueuse) - 03:26 
18. Harry Gregson-Williams - I Offer You A Name (The Last Duel) - 03:29 
19. John Carpenter, Cody Carpenter & Daniel Davies - End Titles (Halloween Kills) - 03:18 
20. Antonio Pinto - Redemption (Joe Bell) - 04:01 
21. Bruno Coulais - Ensemble (L'homme de la cave) - 02:31 
22. Joseph Trapanese - Bernice (Prisoners of the Ghostland) - 03:05 
23. Mark Mancina - So You Lied (Cry Macho) - 02:20 
24. Pedro Bromfman - El Presidente (Far Cry 6) - 02:24 
25. Neil Davidge - Would I Lie To You (Britannia III) - 03:16 
26. Ramin Djawadi - Dances With Waves (Surreal) - 04:52 
27. Ramin Djawadi & Brandon Campbell - Old World Memories (New World) - 02:20 
28. Marco Beltrami - Venom and Blues (Venom: Let There Be Carnage) - 02:33 
29. Benjamin Wallfisch - Damaged Garden (The Starling) - 02:54 
30. Sacha & Evgueni Galperine - The House On A Stage (Scenes From A Marriage) - 02:38 
31. Philippe Rombi - Scène finale et Générique de fin (Boîte Noire) - 07:13

Donnerstag, 9. September 2021

Playlist #327 vom 12.09.2021 - NEUHEITEN 2021 (6)

In der sechsten Neuheiten-Sendung präsentiere ich wie gewohnt einen bunten Querschnitt durch die interessantesten Neuveröffentlichungen sowohl im Soundtrack- als auch artverwandten Bereich. Neben neuen Scores von Hollywood-Größen wie Hans Zimmer und James Newton Howard gibt es auch neue Arbeiten von prominenten Filmkomponisten wie Mychael Danna, Zbigniew Preisner, Christophe Beck und Trevor Jones sowie Konzeptalben von Max Richter, Marcel Barsotti und Craig Armstrong. Abgerundet wird die heutige Sendung durch eine Vielzahl von internationalen Newcomern, die auf dem schwedischen Label MovieScore Media ihre Heimat gefunden haben. 
Mit „Exiles“ legt Max Richter („The Blue Notebooks“, „Voices“) ein Album vor, das als Auftragsarbeit für die Haus-Choreografen des Nederlands Dans Theater, Paul Lightfoot und Sol Leon, entstanden ist und die im Zuge des „Arabischen Frühlings“ resultierende humanitäre Krise der vor allem aus Syrien, aber auch aus Afghanistan und Irak flüchtenden Menschen thematisiert. Dabei hat Richter mit dem Orchester Baltic Sea Philharmonic nicht nur einzelne Stücke aus seinen Alben „Infra“, „The Blue Notebooks“, „Waltz With Bashir“, „Woolf Works“ und „Songs From Before“ neu einspielen lassen, sondern mit dem Titelstück auch ein etwas mehr als halbstündiges neues Werk kreiert. 
„Es ist dieses eine Muster, das sich ständig wiederholt, während es durch verschiedene Landschafen zieht“, wird Richter im Booklet des von der Deutschen Grammophon veröffentlichten Albums zitiert. „Es ist ein sehr einfacher Gedanke, aber ich wollte diese Vorstellung des Exils, des Gehens, der Bewegung ins Herz der Musik einbetten, sowohl im technischen als auch im metaphorischen Sinn.“ 
In Mar Targaronas Thriller „Dos“ wachen ein Mann und eine Frau nackt und an ihren Bäuchen zusammengebunden in einem Raum auf. Der spanische Komponist Diego Navarro („Passage to Dawn“, „Capture the Flag“) schuf für dazu Musik, die ganz auf das Konzept der Zahl Zwei ausgerichtet ist. 
„Ausgehend vom ursprünglichen Konzept des Films entschied ich mich, die Partitur nach der Prämisse Zwei zu erstellen“, erklärt der Komponist. „Die ganze Musik ist um diese Zahl herum entstanden, von dem Duo aus Cello und Marimba, das zusammen mit dem Orchester und dem Einsatz von Elektronik eine Hauptrolle in der Partitur spielt, über die Struktur aller Stücke bis zu den verwendeten Taktarten, Hauptintervallen des Themas, Rhythmen, harmonischen Übergängen zwischen den Stücken, Orchestrierungen etc. Alles wurde unter Berücksichtigung der Zahl zwei, seiner Vielfachen und seiner mathematischen Beziehungen geschaffen. Die Partitur endet mit einem transzendenten Stück, in dem die Cellosolistin eine Hauptrolle spielt, und geht darüber hinaus: Sie haben sich getroffen und werden sich unabhängig von den Umständen für immer wiedererkennen…“ 
In „The Pact“, dem neuen Film von Bille August („Das Geisterhaus“, „Les Misérables“), wird die intensive Freundschaft zwischen der berühmten dänischen Schriftstellerin Karen Blixen („Out of Africa“) und dem jungen, vielversprechenden Dichter Thorkild Bjørnvig thematisiert. 
Der belgische Komponist Frédéric Vercheval kreierte dazu einen vor allem von Streichern getragenen, sehr gefühlvollen Score. 
„Es war eine große Freude, die Musik für diesen sehr schönen Film des großartigen Regisseurs Bille August zu komponieren“, bekennt Vercheval. „Er wünschte sich eine Musik, die Elemente von Schatten und Magie enthielt und zur selben Zeit dunkel, subtil und fesselnd ausfiel, indem orchestrale akustische Elemente und Sounddesign miteinander verwoben wurden. Ich arbeitete an den musikalischen Texturen, um diese unterschiedlichen Farben zu finden, benutzte das Orchester und synthetische Quellen. Ich habe verschiedene musikalische Motive verwendet, die von einer Altflöte, einer Harfe und einem Fagott gespielt werden, die mit einer melodischen Hin- und Her-Bewegung auf die Streicher reagieren. Manche Musik wirkt wie Wellen, in denen eine Ambivalenz entsteht, die mit den narrativen Aspekten des Films verbunden ist. Das Gefühl ist unangenehm, aufgeladen von Verlangen, Manipulation und Schicksal.“ 
Mit ihrem bereits 2019 veröffentlichten Thriller-Drama „Zana“ erzählt die Filmemacherin Antoneta Kastrati die Geschichte einer kosovarischen Frau, die von ihrer Familie unter Druck gesetzt wird, sich wegen ihrer Unfruchtbarkeit von mystischen Heilern behandeln zu lassen, wobei sie auch noch die Erinnerungen an die Brutalität des Bürgerkrieges zu verarbeiten hat. 
„Dieser Film bedurfte einer ausgiebigen Suche nach Klängen, um eine passende akustische Beschreibung und eine authentische emotionale Wirkung zu erzielen, die dem Gewicht von Zanas Erzählung entspricht. Dies hatte meinen Ansatz beeinflusst, unorthodoxere Techniken zu verwenden, um den Klang zu erzeugen, der das innere Geräusch unterdrückter Traumata repräsentiert, aber auch das menschliche Streben nach Normalität und die seltsame Art und Weise, wie es sich dabei bewegt“, beschreibt Dritero Nikqi seinen Ansatz zur musikalischen Vertonung des Films. „Also verlangt nicht nur der Film eine Darstellung all dieser extremen Gefühlsbereiche, sondern es gibt auch ,das Objekt‘, das dort als Geheimtür involviert ist, die VHS-Kassette von Zana. Dieses Element wird deutlich hervorgehoben – durch Bandmanipulation am Nagra-Recorder, Bandeffekte, die Aufnahme und das Spleißen auf VHS-Band sowie dem Verzerren der Field Recordings vom Filmset – bei fast dem kompletten Sounddesign und der Musik. Im Kontrast dazu stehen am Ende das Streichquartettstück und das Lied mit den Vocals von Fatime Kosumi – ANDRRA – die als Befreiung von all der Spannung wirken, die im ganzen Film vorherrscht.“ 
In Ameen Nayfehs Drama „200 Meters“ kämpft ein palästinensischer Vater, der auf der anderen Seite der Mauer gefangen ist, ein Krankenhaus für seinen Sohn zu erreichen. 
„Am Anfang dachte ich, es wäre einfach, mit dieser Geschichte umzugehen und Musik für den Film zu schreiben, aber dann wurde mir klar, dass es nicht wie jeder andere Film über Palästina oder über die Besatzung ist“, beschreibt der palästinensische Komponist Faraj Suleiman die Arbeit an dem Score zu „200 Meters“. „Ameen hat es sehr sensibel gemacht, fernab von Klischees, so dass ich das Gefühl hatte, dass die Musik ziemlich minimal sein muss. Die Idee begann mit Solo-Klaviermusik für eine Szene, und dann entwickelten wir das Klavier als Hauptinstrument für die ganze Partitur. In diesem Film sehe ich Ali und seine Geschichte durch das Klavier repräsentiert. Das zweite Hauptthema, das für mich ,die Straße‘ ist, wird durch das Oud repräsentiert, eines unserer wichtigsten traditionellen Instrumente. Während die Partitur größtenteils aus kürzeren Stichwörtern besteht, lässt die letzte Szene für das klimatische Finale ein Tour-de-Force-Stück zu, das neuneinhalb Minuten dauert.“
Besonders lange Stücke präsentiert auch Hans Zimmer bei seiner zweiten Zusammenarbeit mit Denis Villeneuve nach „Blade Runner 2049“. Auf „The Dune Sketchbook“ sind ausgedehnte Versionen des am 17. September erscheinenden Soundtracks zur neuen Verfilmung von Frank Herberts Science-Fiction-Klassikers „Dune“. „Ich liebe es, mit Denis zu arbeiten. Er verfügt über eine unglaubliche Vorstellungskraft und offenbart so viel Seele in der Komplexität, einen Film dieser Größenordnung zu inszenieren“, schwärmt der Star-Komponist. „Dabei ist unsere Ästhetik sehr ähnlich. ,Dune‘ ist stets in unser beiden Herzen verankert gewesen. Die Herausforderung bestand darin herauszufinden, wie wir etwas interpretieren, das wir wirklich so lieben und bewundern, und das Publikum einzuladen, seine ganz eigenen Erfahrungen zu machen. Das war für uns der Grund, diesen Film zu machen.“ 
Zimmer kreierte für „Dune“ einen durchaus spirituell anmutenden Score, der auch von weiblichen Stimmen getragen wird. „Denis und ich waren uns einig, dass die weiblichen Charaktere im Film die Geschichte bestimmen“, erklärt der Komponist. „Die Partitur basiert also hauptsächlich auf Frauenstimmen. Wir haben unsere eigene Sprache entwickelt.“ 
Als zweite Single aus seinem kommenden Album „Americana“ nach „Deep Wild West“ veröffentlicht Marcel Barsotti („Die Päpstin“, „Wo ist Fred?“) die thematisch von der Eroberung Amerikas durch Christoph Columbus, die Spanier und die Engländer geprägte Single „Kings of Glory“. Musikalisch orientiert sich der in der Schweiz geborene und in Süddeutschland lebende Barsotti am klassischen Hollywood-Orchester-Sound, vereint in seiner heroisch klingenden Komposition wuchtige Percussions mit akzentuierten Streichern, aus denen ein markantes Solo-Cello hervorsticht, voluminösen Bläsern und einem männlichen Chor, der „Kings of Glory“ eine feierliche Note verleiht.
Auch der polnische Komponist Zbigniew Preisner, bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Krzysztof Kieslowski, Louis Malle, Agnieszka Holland und Hector Babenco, vertonte das von Yelena Popovic inszenierte Biopic „Man of God“ über Saint Nektarios nicht nur mit einer Vielzahl griechischer Instrumente, sondern auch mit dem byzantinischen Chor The Maestros of the Psaltic Art und Lisa Gerrard (mit der Preisner bereits an „Valley of Shadows“ zusammenarbeitete) als Gast-Sängerin. 
Playlist: 
1. Dominik Scherrer - Julien Baptiste (Baptiste) - 03:35 
2. Max Richter - Exiles [Short Edit] (Exiles) - 03:23 
3. Dritero Nikqi - Midnight (Zana) - 03:33 
4. Marcel Barsotti - Kings of Glory (Americana) - 04:35 
5. Eloi Ragot - Repression (The Red Orchestra) - 03:56 
6. F.S.Blumm & Nils Frahm - Neckrub (2x1=4) - 05:32 
7. Craig Armstrong - Nocturne 6 (Nocturnes: Music for 2 Pianos) - 03:13 
8. John Murphy - Ratcatcher's Story (Suicide Squad) - 03:10 
9. Atticus Ross, Leopold Ross & Nick Chuba - Throughline (Dr. Death) - 03:39 
10. Nico Muhly - Each Claim Individually (Worth) - 05:13 
11. Panu Aaltio - Invention (The Potato Venture) - 02:30 
12. Panu Aaltio - Homemade Flight (Finders of the Lost Yacht) - 03:34 
13. Diego Navarro - Dos: Main Theme (Dos) - 03:35 
14. Frédéric Vercheval - Pourquoi pas? (The Pact) - 04:55 
15. Christophe Beck - Reunited (Free Guy) - 03:23 
16. Matthew Herbert - An Ending (Port Authority) - 03:45 
17. Sherri Chung - Lost and Found Family (Kung Fu - Season 1) - 04:51 
18. Hans Zimmer - Paul's Dream (The Dune Sketchbook) - 07:03 
19. James Newton Howard - Petal Negotiations (Jungle Cruise) - 03:44 
20. Trevor Jones - Coming to Tokyo (To Tokyo) - 04:42 
21. Steven Price - Memories That Shape Us (Sweet Girl) - 04:18 
22. Zbigniew Preisner - End Credits (Man of God) - 04:54 
23. Dwight Gustafson - The Clinic is Closed (Beyond the Night) - 04:07 
24. Dwight Gustafson - Title Music (The Printing) - 04:39 
25. Alex Heffes - Family In Paradise (The Arctic: Our Last Great Wilderness) - 03:28 
26. Mychael Danna - Akim (Stillwater) - 02:48 
27. Mychael Danna & Jessica Rose Weiss - Score Suite (Cinderella) - 06:37

Montag, 2. August 2021

Playlist #325 vom 15.08.2021 - MARCEL BARSOTTI Special

Auch wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft und ihre Fans bei der diesjährigen EM kein „Sommermärchen“ erleben durften, war zumindest die Musik präsent, die Marcel Barsotti 2006 für Sönke Wortmanns Dokumentarfilm „Deutschland. Ein Sommermärchen“ komponiert hatte, als die Elf von Trainer Jürgen Klinsmann zumindest von begeisterten Fans begleitet bis ins Halbfinale stürmte, wo sie erst von Italien gestoppt worden ist. Doch nicht nur mit der neu arrangierten Single „Sommermärchen Sinfonie“ war Barsotti erfolgreich. Auch seine Musiken zu Wortmanns „Das Wunder von Bern“ und „Die Päpstin“ sowie zu Produktionen wie „Der Seewolf“, „Wo ist Fred?“, „Rennschwein Rudi Rüssel 2“ und „Der Schatz der weißen Falken“ sind sehr populär geworden. Für diese Sendung hatte ich das Vergnügen, Marcel Barsotti interviewen zu dürfen. 
Barsotti wurde am 2. Mai 1963 in Luzern, Schweiz, geboren und erhielt bereits im Alter von drei Jahren Unterricht am Schlagzeug und Vibraphon, worauf sich in den Jahren zwischen 1973 und 1980 Unterricht in Gitarre und Orgel in Rom, Kompositionen für verschiedene Jazzformationen und erste Auftritte als Pianist in Rom und München anschlossen. 1981/82 studierte er klassische Komposition, Klavier und Klarinette am Richard Strauß Konservatorium in München, komponierte anschließend klassische Sinfonien, Streichquartette und Klavierzyklen, bevor sich ein Studium des Dirigierens und der Theatermusiken anschloss. 
Kurz nach dem Abschluss seines Studiums gründete er 1988 die Band Chaya, komponierte Werbemusiken, erlebte die Uraufführung seines Werks „Die Wassernymphen“ beim Weilheimer Kulturfestival. 
Man könnte meinen, dass seine anschließende sechsjährige popmusikalische Ausbildung bei Harold Faltermeyer Barsotti direkt in die Filmmusik führte, schließlich war Faltermeyer in den 1980er Jahren mit seinen Soundtracks zu Filmen wie „Feuer und Eis“, „Top Gun“, Beverly Hills Cop“, „Running Man“ und „Tango & Cash“ recht erfolgreich. Doch es ist eher Marcels früher Begeisterung fürs Kino zu verdanken, dass er selbst in die Filmmusik ging. 
„Während meiner Zeit am Konservatorium hatte ich viel Popmusik gemacht. Da gab es noch gar keine Überlegung, in die Filmmusik einzusteigen. Ich hatte meine Popsongs eigentlich überall vorgestellt, und Harold hat sie sich damals angehört und schlug vor, ob wir nicht mal ein Pop-Album zusammen machen wollen, was auch gleich gut funktionierte. Wir hatten einige Chart-Entries mit zwei oder drei Titeln, aber ich habe dann schnell festgestellt, dass Popmusik nicht ganz so mein Ding ist, weil es mehr darum geht, die Plattenfirmen mit irgendwelchen Hits zu befriedigen, mit Melodien, die gerade in sind oder die so umgesetzt werden sollten. Das gab mir keine Herausforderungen, ebenso in der klassischen Musik“, blickt der vielseitige Komponist zurück. „Ich habe dann für mich damals entschieden, mich von dem Faltermeyer-System zu verabschieden und mich selbstständig zu machen. Es ist so eine alte Regel, dass man bei den großen Komponisten weniger eine Chance hat, als zu versuchen, auf eigenen Beinen zu stehen. Der andere Hintergrund ist, dass ich schon vor Faltermeyer immer ein großer Kinogänger war. Ich war immer ein großer Fan von Ennio Morricone, Jerry Goldsmith, auch von den älteren Werken von Miklós Rózsa. Ich habe mich schon immer für Filmmusik interessiert. Und in der Zeit von Harold Faltermeyer kam Hans Zimmer ins Spiel. Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich Filmmusik machen wollte, als ich den Soundtrack zu ‚Green Card‘ gehört hatte. Das ist beileibe nicht der beste Soundtrack von Hans Zimmer, aber damals war es total innovativ.“ 
Nach ersten Arbeiten für eine RTL- und ZDF-Serie komponierte Barsotti 1995 für den Fernsehfilm „Brüder auf Leben und Tod“ seine erste Filmmusik, vertonte 1997 mit „Für immer und immer“ seinen ersten Kinofilm. Seinen Durchbruch feierte Barsotti 2003 mit Sönke Wortmanns Fußball-Drama „Das Wunder von Bern“. Die Zusammenarbeit setzte sich mit „Deutschland. Ein Sommermärchen“ (2006) und der internationalen Großproduktion „Die Päpstin“ (2009) fort. 
„Sönke ist ein relativ intuitiver Regisseur. Der geht jetzt nicht ins Detail mit Hörnern und Trompeten, aber er hat ein gutes Gefühl dafür, was eine Szene für eine Musik braucht. Ob das jetzt ein dokumentarischer Fußballfilm ist oder ,Die Päpstin‘. Wichtig ist, dass er immer einen melodramatischen und allen voran einen emotionalen Kontakt zur Musik herstellen kann. Es muss ihm einfach gefallen“, beschreibt Barsotti die Zusammenarbeit mit Wortmann. „Bei ,Die Päpstin‘ war der Druck für alle größer. Da gab es viele Produzenten, die ein Mitspracherecht hatten, ein Riesen-Team. Da wurden sogar Musik-Screenings im Kino gemacht. Wenn so viel Geld im Spiel ist, bekommen alle voll die Panik, dass die Musik auch international klingt. Dabei habe ich bei ,Die Päpstin‘ ja keinen Blockbuster-Sound geschrieben, sondern es ist ein eher klassisch orientiertes Werk. Für Sönke ist das aber unerheblich. Er entscheidet sich emotional, ob ihm eine Musik gefällt oder nicht.“ 
Gerade im Fernsehbereich arbeitet Barsotti auch regelmäßig mit Regisseuren wie Matthias Tiefenbacher („Der Freund von früher“, „Oh Tannenbaum“, „Liebe im Halteverbot“), Christoph Schrewe („Der Seewolf“, „Der Bibelcode“, „Dann kam Lucy“), Uwe Janson („Die Schuld der Erben“, „Der Minister“, „Der Urbino Krimi“) und Jörg Grünler („Liebe am Fjord“, „Die Rückkehr des Vaters“) zusammen. 
Christoph Schrewe ist zum Beispiel einer meiner absoluten Lieblings-Regisseure, mit dem ich viele Popcorn-Projekte wie ,Der Seewolf‘ oder ,Der Bibelcode‘, also ein paar reißerische Geschichten, realisieren konnte. Bei vielen Regisseuren ist sogar eine Art Freundschaft entstanden, dass man das Gefühl hatte, man kann einander vertrauen, und doch geht das Spiel immer von Neuem los, weil ,Der Seewolf‘ und ,Der Bibelcode‘ zwei ganz unterschiedliche Themen sind“, erläutert Barsotti. „Es ist aber auch so, dass sich manche Regisseure, mit denen man lange zusammengearbeitet hat, nach einer Zeit für ein neues Team entscheiden. Dann bist du als Komponist auch mal ganz schnell draußen. Bei Christoph Schrewe war es zum Beispiel so, dass er eine Hollywood-Karriere anstrebte und es tatsächlich auch geschafft hat. Da hat er aber gar keine Entscheidungsgewalt, sondern da sind irgendwelche Amerikaner bei Paramount oder Warner angestellt, die die Komponisten auswählen. Die werden dann auf seine Projekte draufgesetzt, ob er will oder nicht. Da sind also oft politische Entscheidungen im Spiel. Bei den letzten Filmen von Sönke war es zum Beispiel so, dass sie in Bundesländern entstanden sind, wo es keine Filmförderung für Bayern gab. Und ich lebe nun mal in Bayern. Bei Kinofilmen ist es nun mal so, dass das Geld dort ausgegeben werden muss, wo die Förderung herkommt.“ 
Über die Jahre hat Marcel Barsotti nicht nur die Musik zu mehr als 100 Kino-, Fernseh- und Werbefilmen komponiert, sondern betreibt seit 2000 sehr erfolgreich die internationale Sound Library Ethno World, ist als Dozent für Filmmusik an der Music Shop Academy und bei BAM music tätig, gründete 2005 das Label The Score Record Company und 2017 die Production Music Company TUNESforMOVIES, über die mittlerweile auch die meisten von Barsottis Soundtracks in digitaler Form vertrieben werden. In seiner Werksbiografie fällt vor allem das breite Spektrum an Filmgenres und musikalischen Stilen auf. 
„Grundsätzlich bin ich genrefrei. Ich arbeite einfach gerne“, bekennt Barsotti. „Ich habe Komödien gemacht, Dramen, Horrorfilme, Fantasy. Es ist auch so, wenn ich bei Netflix Serien schaue, dann sehe ich mir alles gerne an. Einen gewissen Nachtteil gibt es aber schon – das ist nicht bei allen Komponisten so, war bei mir aber so -, nämlich dass sich schon sehr früh als Komponist für das Drama eingesetzt worden bin. Die ersten Komödien kamen sehr spät. Als dann die moderneren Strukturen für Thriller aufkamen, hat man mich weiterhin für Dramen gebucht. Da wäre ich aber gerne reingerutscht, weil ich von der elektronischen Musik her komme, doch ich bin schnell in die Orchesterschiene reingerutscht. Deswegen habe ich gar nicht so viele elektronische Scores machen können. 
Ich war aber auch sehr dankbar, diese tollen Dramen oder Komödien wie mit Til Schweiger bei ,Wo ist Fred?‘ machen zu dürfen, aber was bei mir z.B. ganz fehlt, ist die Abteilung Science-Fiction. Das liegt eben auch daran, dass sich dieses Genre – ob nun fördertechnisch oder im Fernsehen – extrem rarmacht. Bei Netflix geht das mit ,Dark‘ jetzt etwas los. Das wäre noch so ein Traum von mir, so etwas mal zu machen.“ 
In diese Schiene fällt auch das 2019 veröffentlichte elektronische Album „Transpicuous“, das Barsotti von einer ganz anderen Seite präsentiert, als man es von seinen filmmusikalischen Arbeiten gewohnt ist. „Ich habe so einen Zettel, auf dem ich aufschreibe, was ich in meinem Leben noch so machen oder komponieren würde. Das sind keine Aufträge, sondern Sachen, die du selber gerne machen möchtest. Da stand schon lange auf der Liste ein Album mit elektronischer Musik, das auf der einen Seite die 80s widerspiegelt – ich hatte da so Assoziationen zu Kraftwerk oder Tangerine Dream -, auf der anderen Seite gibt es so atonal-böse Werke, die so an die moderne Musik von Netflix-Serien erinnert. Da es aber zu der Zeit keine Netflix-Serie gab, bei der ich das hätte verwirklichen können, dachte ich mir, schreibe ich einfach mal ein Album. Ich war erstaunt, wie gut das ankam. Es gab aber auch Leute, die anriefen und sich wunderten, dass ich überhaupt elektronische Musik machen kann. Dabei habe ich vor der Filmmusik immer elektronische Musik gemacht, was immer irre Spaß gemacht hat.“ 
Zur diesjährigen EM war Barsotti noch einmal mit seiner 2006 komponierten Musik für Wortmanns „Deutschland. Ein Sommermärchen“ zu hören, und zwar mit einer neu arrangierten Single-Version namens „Sommermärchen Sinfonie“
„Der Film war damals unerwartet sehr erfolgreich. Fußballfilme sind ja alles andere als erfolgreich im Kino oder im Fernsehen. Damals gab es aber einen Rekord nach dem anderen mit dem ,Sommermärchen‘. Ebenso verhielt es sich mit der DVD, Blu-ray und dem Soundtrack. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir mit einem deutschen Soundtrack auch in die Charts kommen. Das ist jetzt sehr lange her, damals hat man auch kräftig CDs verkauft“, blickt Barsotti zurück. „Ich hatte letztes Jahr die Rechte zurückerhalten, den Soundtrack wieder zu veröffentlichen, zumindest auf digitalem Wege. Das Publikum ist ja auch heutzutage auch so drauf, dass es die Musik eher streamt als Soundtracks wirklich noch kauft. Um das schmackhaft zu machen, um dem Soundtrack ein neues Bild zu geben, gab es damals schon immer Anfragen, ob es den Soundtrack oder zumindest das Hauptthema nicht auch als orchestrale Version gibt. Da kam mir dann die Idee, dass ich selbst einen Remix beisteuere, woraus dann die orchestrale Version entstanden ist.“ 
Ein Blick auf Barsottis umfangreiche Vita wirft auch die Frage auf, woher der Mann die Zeit und Energie hernimmt, all diese Dinge und seine Familie unter einen Hut zu bringen? 
„Ich hatte schon immer ein Interesse daran, vieles zu machen. Schon als Kind hat mich alles Mögliche interessiert. Ich hatte eine Orgel gesehen und habe Orgel gespielt. Am nächsten Tag habe ich einem anderen Laden eine Trommel gesehen und habe dann auf dem Schlagzeug rumgehämmert. Dann habe ich die Blockflöte, die Gitarre und den Bass entdeckt. Dann kam die Liebe zu ethnischen Instrumenten und die Idee, Production Music zu machen. Ich habe ja noch eine Firma, bei der wir vorgefertigte Musiken haben. Da kam immer mehr dazu, aber irgendwie passt das alles zusammen. Ich würde sagen, das eine geht nicht ohne das andere. Meines Erachtens macht man auch nur die Sachen, solange es auch erfolgreich ist. Dann bin ich auch motiviert. Wenn ich aber sehe, es funktioniert nicht mehr, dann würde ich das Projekt natürlich auch aufgeben. Bis jetzt funktionieren alle meine Spinnereien recht gut. Ich habe das alles auch nie so ernst genommen, sondern bin als gefühlter Hobby-Musiker durchs Land gegangen. Ich hätte nie gedacht, so viele schöne Filme machen zu können.“ 
Natürlich bastelt der umtriebige Komponist auch schon wieder an neuem Material. 
„Ich bin gerade im Abschluss eines großen orchestralen Albums. Das sind so große, Blockbuster-artige Filmmusiken, die man in deutschen Filmen kaum verwenden kann. Es ist eine Art Hommage an amerikanische Filmmusik, weshalb das Album auch ,Americana‘ heißt. Da werden dich große, actionreiche Cues erwarten, im großen orchestralen Stil mit Chor und allem Drum und Dran. Ich bin noch am Überlegen, was ich damit mache, ob ich das auch konzertant aufführe. Und ich bin gerade am Entwickeln eines ,Transpicious II‘-Albums, das aber ganz andere Wege gehen wird. Das sind die Themen, die mich dieses Jahr noch beschäftigen werden.“ 
Als ersten Vorgeschmack auf das für den 18. Oktober angekündigte Americana“-Album veröffentlicht Barsotti am 16.08. die erste Single-Auskopplung Deep Wild West“, gefolgt von Kings of Glory“ (06.09.) und Hollywood Symphony“ (27.09.).
 
 
Filmographie: 
1995: Brüder auf Leben und Tod (Fernsehfilm) 
1997: Insel der Furcht (Fernsehfilm) 
1998: Für Immer und Immer 
1998: Sirga – die Löwin 
1998: Eine Sünde zuviel (Fernsehfilm) 
1998: Mayday, Flug in den Tod (Fernsehfilm) 
1998: Dr. Berg - Nur das Leben zählt (Fernsehfilm) 
1998: Chinadream (Fernsehfilm) 
1998: Das Tor des Feuers (Fernsehfilm) 
1999: Die Angst in meinem Herzen (Fernsehfilm) 
1999: Verfolgt (Fernsehfilm) 
1999: Ein Bär für alle Fälle (Fernsehfilm) 
2000: Dolphins 
2000: Der Club der grünen Witwen (Fernsehfilm) 
2000: Falscher Verdacht (Fernsehfilm) 
2001: Grüne Wüste 
2001: Die Jagd auf den Plastiktütenmörder (Fernsehfilm) 
2001: Ein Yeti zum Verlieben (Fernsehfilm) 
2002: Die Novizin (Fernsehfilm) 
2002: Operation Rubikon (Fernsehfilm) 
2002: Liebling, bring’ die Hühner ins Bett (Fernsehfilm) 
2003: Der Poet 
2003: Der Freund von früher (Fernsehfilm) 
2003: Weihnachtsmann über Bord (Fernsehfilm) 
2003: Das Wunder von Bern 
2004: Die Rückkehr des Vaters (Fernsehfilm) 
2004: Die Ärztin (Fernsehfilm) 
2005: Kebab Connection 
2005: Der Schatz der weißen Falken 
2005: Wenn der Vater mit dem Sohne (Fernsehfilm) 
2006: Deutschland. Ein Sommermärchen 
2006: Himmel über Australien (Fernsehfilm) 
2006: Rennschwein Rudi Rüssel 2 – Rudi rennt wieder! 
2006: Wo ist Fred? 
2007: Oh Tannenbaum (Fernsehfilm) 
2007: Liebe im Halteverbot (Fernsehfilm) 
2007: Der Mann an ihrer Seite (Fernsehfilm) 
2008: Der Bibelcode (Fernsehfilm) 
2008: Der Seewolf (Fernsehfilm) 
2008: Ein starkes Team – Die Schöne vom Beckenrand (Fernsehfilm) 
2009: Die Päpstin 
2009: Ein starkes Team – Die Schöne vom Beckenrand (Fernsehfilm) 
2011: Dann kam Lucy (Fernsehfilm) 
2011: Do Elephants Pray? 
2011: Liebe am Fjord – Das Meer der Frauen (Fernsehfilm) 
2011: Alles was recht ist – Sein oder Nichtsein (Fernsehfilm) 
2011: Oh Shit! (Fernsehfilm) 
2012: Liebe am Fjord – Sog der Gezeiten (Fernsehfilm) 
2012: Tessa Hennig: Elli gibt den Löffel ab (Fernsehfilm) 
2012: Liebe am Fjord – Abschied von Hannah (Fernsehfilm) 
2012: Die Schuld der Erben (Fernsehfilm) 
2012: Jesus liebt mich 
2013: Der Minister (Fernsehfilm) 
2013: Frauen Verstehen (Fernsehfilm) 
2013: Inspektor Jury – Der Tote im Pub (Fernsehfilm) 
2014: Die Hebamme (Fernsehfilm) 
2015: Inspektor Jury – Mord im Nebel (Fernsehfilm) 
2015: Die Udo Honig Story (Fernsehfilm) 
2015: The Power 
2016: Die Hebamme 2 (Fernsehfilm) 
2016: Der Urbino-Krimi: Die Tote im Palazzo (Fernsehfilm) 
2016: Der Urbino-Krimi: Mord im Olivenhain (Fernsehfilm) 
2017: Inspektor Jury – Spielt Katz und Maus (Fernsehfilm) 
2018: Urlaub mit Mama (Fernsehfilm) 
2021: Der Klabautermann (Kurzfilm) 
Playlist: 
1. Marcel Barsotti - Inspector Jury Reprise (The Inspector Jury Mysteries) - 03:04 
2. Marcel Barsotti - Finale (Grüne Wüste) - 03:59 
3. Marcel Barsotti - Sommermärchen Sinfonie (Deutschland. Ein Sommermärchen) - 03:11 
4. Marcel Barsotti - Cocaine (Die Udo Honig Story) - 03:20 
5. Marcel Barsotti - Die Wehrpflicht muss weg (Der Minister) - 03:50 
6. Marcel Barsotti - Der Schatz der weißen Falken (Der Schatz der weißen Falken) - 03:46 
7. Marcel Barsotti - Perfect Storm (Der Seewolf) - 04:30 
8. Marcel Barsotti - Sibirien (Das Wunder von Bern) - 03:30 
9. Marcel Barsotti - Pilgrimage to Rome (Die Päpstin) - 03:27 
10. Marcel Barsotti - Aenigmatis Biblica (Der Bibelcode) - 06:01 
11. Marcel Barsotti - Armageddon (Jesus liebt mich) - 04:10 
12. Marcel Barsotti - Marias Abschied (Für immer und immer) - 04:16 
13. Marcel Barsotti - Die Gustavssons (Das Meer der Frauen) - 03:24 
14. Marcel Barsotti - Amsterdam (Dann kam Lucy) - 03:58 
15. Marcel Barsotti - Heaven and Moon (Dolphins) - 04:29 
16. Marcel Barsotti - Life Bird (Transpicuous) - 02:32 
17. Marcel Barsotti - Lovex (Transpicuous) - 02:53 
18. Marcel Barsotti - Experience Transfer (Transpicuous) - 03:08 
19. Marcel Barsotti - Pope Joan Suite (Die Päpstin) - 06:29 
20. Marcel Barsotti - Initium Prologue (Die Hebamme) - 04:23 
21. Marcel Barsotti - Main Theme (Wo ist Fred?) - 03:25 
22. Marcel Barsotti - Kebab Connection (Kebab Connection) - 03:37 
23. Marcel Barsotti - Deep Wild West (Americana) - 03:26

Donnerstag, 1. Juli 2021

Playlist #322 vom 04.07.2021 - NEUHEITEN 2021 (4)

Mit der vierten Neuheiten-Sendung in diesem Jahr geben sich renommierte Filmmusik-Veteranen wie Harry Gregson-Williams, Mark Isham und Zbigniew Preisner ein munteres Stelldichein mit einer ganz jungen Generation von Komponisten, von denen sicher einige in Zukunft öfter aufhorchen lassen werden. Neben Musik aus Amazon- und Netflix-Film- und -Serien-Produktionen kommen natürlich auch neue Filme und einige Non-Film-Werke ins Spiel, darunter auch die deutschen Beiträge von Marcel Barsotti mit einer orchestrierten Version der „Sommermärchen“-Melodie aus Sönke Wortmanns Dokumentarfilm „Deutschland. Ein Sommermärchen“ sowie Volker Bertelmann, der neben der Musik zum Netflix-Science-Fiction-Film „Stowaway“ auch Bjarne Mädels Krimi-Drama „Sörensen hat Angst“ vertonte. 
Der US-amerikanische Songwriter und Komponist Brett Detar hat bereits eine Karriere als Gitarrist in der Metal-Band Zao hinter sich, bevor er sein eigenes Post-Punk-Power-Pop-Ensemble The Juliana Theory ins Leben rief und sich nach dessen Auflösung seiner Solo-Karriere widmete. Nach seinem Solo-Album „Bird In The Tangle“ startete er auch als Filmkomponist durch, wurde durch seine Zusammenarbeit mit Regisseur William Brent Bell bekannt. 
Nach „The Devil Inside“ (2012), „Wer“ (2013) und „Brahms: The Boy II“ (2020) präsentiert Detar mit „Separation“ seine vierte Zusammenarbeit mit dem Horror-Regisseur. Der Film handelt von einem achtjährigen Mädchen, das nach dem Tod seiner Mutter mit dem Großvater und der Babysitterin im Haus versucht, wieder ein normales Leben zu führen. Allerdings entwickeln die Puppen des Mädchens ein unheimliches Eigenleben. 
„Obwohl ,Separation‘ im Gewand eines Gruselfilm daherkommt, ist es eigentlich ein Familienfilm“, betont der Komponist Brett Detar. „Im Kern ist es die Geschichte einer Tochter, einer Mutter und eines Vaters. Da sich alles um diese drei Menschen dreht, habe ich mich entschieden, das musikalische Hauptthema nur aus drei Tönen zu kreieren. Was auch immer sonst noch mit den Musik- und Sounddesign-Elementen der Partitur passiert, sie kehrt immer zu denselben drei einfachen Tönen zurück, um an die Verbindung zwischen den drei Familienmitgliedern zu erinnern. Manchmal erscheinen diese Töne als Klavier, während ich zu anderen Zeiten Streicher oder Holzbläser verwendet habe. Vielleicht erscheint es jedoch am häufigsten als menschliche Stimmen. Die Geheimwaffe in dieser Partitur ist eigentlich meine Stimme. Es gibt einige Momente, in denen ich sie als traditionelle Stimme verwende, aber viel häufiger wurde sie so bearbeitet und manipuliert, dass sie fast nicht als Mensch erkennbar ist, nicht unähnlich der Puppe auf dem Bildschirm.“ 
Passend zur diesjährigen Fußball-EM ist eine Musik wieder populär geworden, die der populäre Filmkomponist Marcel Barsotti („Die Päpstin“, „Der Bibelcode“) 2006 für Sönke Wortmanns Dokumentarfilm „Deutschland. Ein Sommermärchen“ kreiert hatte. Damals begeisterte nicht nur die deutsche Mannschaft von Trainer Jürgen Klinsmann die Fußballnation im eigenen Land (auch wenn im Halbfinale gegen Italien der große Traum vom Titel ausgeträumt war), sondern auch Barsottis Soundtrack, der sich für sechs Wochen in den deutschen Top 100 hielt und über 30.000 mal verkaufte. Für die diesjährige EM überarbeitete Barsotti das Hauptthema seines Soundtracks. 
„Da ich allen voran mit meinen orchestralen Werken eher bekannt bin, kam ich auf die Idee, vom Hauptthema aus dem Soundtrack eine sinfonische Version zu schreiben. Und es kam auch die Idee dazu, die gesamte Filmmusik aus dem Film zu veröffentlichen. Damals war das nicht möglich“, erklärt der in Starnberg lebende Komponist. „Die Herausforderung für die Sommermärchen Sinfonie war durch den Start der Fußball EM 2021 gegeben: ich wollte eine sinfonische Sporthymne schreiben, ähnlich olympischen Fanfaren. Sommermärchen Sinfonie sollte episch, emotional und energetisch sein, orchestral treibend, sportlich positiv und nach vorne schauend. Nachdem ich ein paar erfolglose Versuche mit der Popversion machte, kam dann der Entschluss zum sinfonischen Werk. Dass auf Spotify mittlerweile über 60.000 Streams in nur 2 Wochen erfolgt sind, bestätigt die orchestrale Version. Ich freue mich sehr darüber und bin gespannt, wie es mit dem Märchen so weitergeht.“ 
Der polnische Komponist Zbigniew Preisner hat nach „The Queen of Spain“ (2016) mit „Forgotten We’ll Be“ auch den nachfolgenden Film des spanischen Regisseurs Fernando Trueba vertont. Trueba ließ sich für seinen neuen Film durch die Memoiren von Héctor Abad Faciolince, „Oblivion: A Memoir“, inspirieren, der darin das Leben seines Vaters, des kolumbianischen Wissenschaftlers und Aktivisten Hector Abad Góme, beschreibt, wobei sich der Film auf die 70er und 80er Jahre fokussiert. Ähnlich wie Preisners Arbeiten zu „Valley of Shadows“ und „Lost and Love“ ist auch die Musik zu „Forgotten We’ll Be“ aus der Perspektive eines Kindes entstanden. Dabei hat Preisner fragile Themen für Orchester und Solo-Instrumente, insbesondere für die Harfe komponiert. 
Im Rahmen seiner Discovery Collection Serie hat das skandinavische Label MovieScore Media mit „Space Truckers“ den Score des britischen Komponisten Colin Towns zu dem 1995 entstandenen Science-Fiction-Film von Stuart Gordon (1947-2020) veröffentlicht. 
„Als ich den Score mit Stuart Gordon besprach, war klar, dass er dafür einen großorchestralen Score und Sound Design wollte“, erinnert sich Towns. „Er sagte damals, dass noch niemand ein Comedy-Space-Movie gemacht habe, aber dieser Film ist voller Spaß und Country & Western Musik sickert aus allen Ecken und Enden. In der Liebesszene mit Charles Dance spielt der großartige Phil Todd das Saxophon. Ich wollte schon immer einen Weltraumfilm machen, Stuart Gordon hat mir diesen Wunsch erfüllt.“ 
Der amerikanische Pianist und Komponist Dustin O’Halloran hat mit „Silfur“ zwar ein neues Album veröffentlicht, doch die Grundlage sind Songs, die der gefeierte Filmkomponist („Transparent“, „Lion“) bereits früher fürs Solo-Piano geschrieben und nun mit teilweise neuen gefühlvollen Streicher-Arrangements versehen hat. Die Aufnahmen dazu sind an besonderen Orten in Island entstanden, mit denen er sich eng verbunden fühlt, beispielsweise in der alten hölzernen Fríkirkjan-Kirche in Reykjavík. Hier spielte er einst sein erstes isländisches Konzert zusammen mit Jóhann Jóhannsson und Hauschka, als er das Land zum ersten Mal besuchte. 
Der Albumtitel bezieht sich übrigens auf den in Island beheimateten Silfurberg Kristall gewählt – übersetzt Silberfels. Dessen einzigartige Eigenschaft es ist, Licht zweifach zu brechen – Objekte erscheinen gedoppelt. „Er macht mit dem Licht genau das, was ich bei der Zeit empfinde. Es spaltet sie in zwei Teile, aber im selben Moment: Gegenwart und Vergangenheit“, erklärt O’Halloran dazu. 
Sein deutscher Kollege Volker Bertelmann, mit dem O’Halloran die Musik zu „Lion – Der lange Weg nach Hause“ und „The Old Guard“ komponiert hat, ist mit gleich zwei neuen Soundtracks vertreten. Neben dem Netflix-Science-Fiction-Drama „Stowaway“ vertonte Bertelmann auch die deutsche Krimi-Produktion „Sörensen hat Angst“ von und mit Bjarne Mädel
Der gefeierte italienische Pianist und Komponist Ludovico Einaudi, dessen Musik zuletzt auch in den beiden Oscar-prämierten Filmen „Nomadland“ und „The Father“ zu hören gewesen ist, vereint auf dem Doppel-Album „Cinema“ Musik nicht nur aus diesen beiden Filmen, sondern auch Stücke, die Einaudi für Filme wie „This Is England“, „The Intouchables“, „I’m Still Here“, „Samba“, „Insidious“, „Fuori Dal Mondo“ und „Sotto falso nome“ beigesteuert hat. Zu den beiden bisher unveröffentlichten Titeln zählt der Titeltrack zum Drama „The Water Diviner“ mit Russell Crowe in der Hauptrolle. 
Ähnlich wie John Carpenter, Mike Figgis oder Stephen Warbeck („The Man in the Hat“) schlüpft auch Stephen Edwards bei „Syndrome K“ in die Doppelrolle des Regisseurs und Komponisten. In seiner Dokumentation erzählt Edwards die Geschichte von drei römischen katholischen Ärzten, die eine hochansteckende, aber absolut fiktive Krankheit erfunden haben, um während des Holocaust Juden in Krankenhäusern vor dem Zugriff der Nazis zu schützen. 
„Da der Film während des 2. Weltkriegs spielt, war ich von der Idee inspiriert, den Score durch ein ,Welt-Orchester‘ einspielen zu lassen“, erzählt Edwards von seiner einzigartigen Vision, seinen eigenen Film zu vertonen. „Wir waren in der Lage, Stücke in Los Angeles, London, Moskau, Prag, Belgrad und Rom aufzunehmen. Thematisch habe ich mich bei Haydns ,Gott erhalte Franz den Kaiser‘ bedient, was die deutsche Nationalhymne wurde, und es in Moll umgeschrieben, um die Nazis und SS-Truppen darzustellen. Es ist auch subtil in die Partitur eingewebt, um unsere Schurken darzustellen. Ich hatte das Glück, die Sängerin/Komponistin Lisbeth Scott bei der Partitur spielen zu lassen, und ihre Stimme ist entscheidend für das ,Rettungsthema‘, das in späteren Cues zu hören ist. Mein Ziel war es, Hoffnung über Verzweiflung, Liebe und Akzeptanz über Hass und das Beste der Menschheit, einander in einer der dunkelsten Perioden der Menschheitsgeschichte zu helfen, musikalisch widerzuspiegeln.“ 
Inon Shampanier hat mit „Paper Spiders“ eine Dramedy inszeniert, in der die komisch-exzentrische Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Dawn (Lily Taylor) und Melanie (Stefania LaVie Owen) durch den Tod von Melanies Vater noch gefestigter wird. Allerdings fühlt sich Dawn nun durch ihren Nachbarn belästigt, doch findet die Polizei keine Beweise für kriminelle Handlungen, weshalb Melanie an der Glaubwürdigkeit ihrer Mutter zu zweifeln beginnt. Komponistin Ariel Blumenthal hat ein kleines Ensemble verwendet, um eine breite Palette an Emotionen musikalisch abzudecken. „Um die zerfallende Mutter-Tochter-Beziehung im Kern von ,Paper Spiders‘ widerzuspiegeln, fühlte ich mich berufen, ein musikalisches Thema zu komponieren, das sich von einem liebevollen und warmen Anfang zu einer eminenten Feindseligkeit und Tragik wandeln kann“, erklärt die in israelisch-stämmige Komponistin. „Drei rohe und exponierte Saiteninstrumente spiegeln ähnlich rohe Emotionen wider. Um die erdrückende Entfremdung durch psychische Erkrankungen hervorzuheben, haben wir Sounddesign-Elemente hinzugefügt, die kreischen - und doch fast geräuschlos sind.“ 
Mit „Van Helsing“ veröffentlicht MovieScore Media einen Querschnitt aus der Musik, die Rich Walters („Olympus“) zu allen fünf Staffeln der Fantasy-Horror-Serie komponiert hat, in der Vanessa Helsing als entfernte Verwandte des Vampirjägers Abraham Van Helsing feststellen muss, dass Vampire die Macht über die Welt errungen haben. 
,Van Helsing‘ umfasste 65 Episoden, was mir die musikalische Möglichkeit eröffnet hat, viele traditionelle und zeitgenössische musikalische Grundlagen zu erkunden“, blickt Walters auf die Arbeit an der Serie zurück. 
„Von den ruhigen Anfängen im abgelegenen Krankenhaus bis hin zu einer Zeitreise nach Transylvanien hat sich die musikalische Palette an den umfangreichen Charakter- und Schauplatz-Geschichten entlang entwickelt. Im Mittelpunkt steht die Reise durch das Böse und das Gute. Die Musik spiegelt sich in all diesen Situationen wider, von sehr einfachen, ruhigen und heiklen emotionalen Szenen von Verlust, Liebe und Erfolgen bis hin zu massiven Kampfsequenzen zwischen Menschen, Vampiren und außerweltlichen Wesen, wo in einem Moment ein Solo-Cello die ganze Geschichte erzählen könnte, die erforderlich ist, um abrupt die Gänge zu wechseln, wenn Blechbläser, Streicher und perkussive Instrumentierung gefordert waren, um die Grundlagen für den Krieg zu festigen.“ 
Der niederländische Pianist und Komponist Pieter de Graaf präsentiert mit seinem neuen Album „Equinox“ sein musikalisches Verständnis der titelgebenden Tagundnachtgleiche, nämlich eine ausgewogene Balance und Harmonie zwischen den Elementen, zwischen romantischer Klaviermusik und subtiler Elektronik. 
„Es ist repräsentativ dafür, wie ich heute Musik mache“, sagt der gefeierte niederländische Pianist und jüngste Gewinner des Edison Classical Award, der mit der Musik auf seinem neuen Album auch einen Wandel und Aufbruch zu etwas Neuem thematisiert. 
Abgerundet wird die Sendung durch jeweils zwei neue Scores des polnischen Komponisten Antoni Komasa-Lazarkiewicz („Charlatan“, „The Affair“) und seines französischen Kollegen Erwann Kermorvant („Your Honor“, „Luther“), Rupert Gregson-Williams‘ Musik zu Paul Weitz‘ Dramedy „Fatherhood“, Mark Ishams einfühlsamer Musik zur im viktorianischen London spielenden Drama-Serie „The Nevers“ und Tom Holkenborgs pulsierendem Score zur Neuverfilmung des Horror-Klassikers „Army of the Dead“
Playlist: 
1. Brett Detar - Jenny's Theme (Separation) - 03:00 
2. Marcel Barsotti - Sommermärchen Sinfonie (Deutschland. Ein Sommermärchen) - 03:12 
3. Zbigniew Preisner - Letter to the Father (Forgotten We'll Be) - 04:00
4. Hiroyuki Sawano - STRE0INGS (Promare) - 02:27 
5. Colin Towns - Martian Moons (Space Truckers) - 01:59 
6. Nicholas Britell - A Spirited Nature (The Underground Railroad Volume 1) - 03:05 
7. Dustin O'Halloran - Opus 56 (Silfur) - 04:20 
8. Volker Bertelmann - Can I Take His Place? (Stowaway) - 02:43 
9. Volker Bertelmann - Sörensen Zwei (Sörensen hat Angst) - 03:21 
10. Ludovico Einaudi - The Water Diviner (Cinema) - 06:45 
11. Stephen Edwards - Doctor Smock (Syndrome K) - 03:38 
12. Ariel Blumenthal - I Can't Fix You (Paper Spiders) - 02:59 
13. Hugar - Nú vil ég enn í nafni (Folk Songs) - 04:49 
14. Rich Walters - You Are the Light (Van Helsing) - 03:05 
15. Pieter de Graaf - Event Horizon (Equinox) - 04:00 
16. Philip Klein - A Tale As Old As Time - Suite II (Wish Dragon) - 04:11 
17. Kevin Penkin - The Capsule Under the Tree (Eden) - 02:19 
18. Harry Gregson-Williams - Meet at the Beginning (Infinite) - 03:40 
19. Isabella Summers & Brian H. Kim - Graybill Legend Murders (Panic) - 02:14 
20. Neil Athale - Nighttime Interrogations (Twist) - 03:54 
21. Antoni Komasa-Lazarkiewicz & Mary Komasa - In the Forest (The Charlatan) - 03:51 
22. Antoni Komasa-Lazarkiewicz - The Glass House (The Affair) - 02:52 
23. Mark Sayfritz - The Islanders (Death of Me) - 03:52 
24. Matthew James - Fall That Same Year (The Djinn) - 02:38 
25. Erwann Kermorvant - Remember Mum (Your Honor) - 02:36 
26. Nicolas Repetto - Imposter Syndrome (The Sound of Identity) - 03:46 
27. Stephanie Economou - Marocco (Jupiter's Legacy) - 05:46 
28. Rupert Gregson-Williams - Matt Misses Maddy (Fatherhood) - 03:58 
29. Tom Holkenborg - Scott and Kate Part 1 (Army of the Dead) - 05:25 
30. Mark Isham - We Have Time (The Nevers - Season 1) - 02:08 
31. Erwann Kermorvant - Single Bullet (Luther) - 07:36

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