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Montag, 23. Januar 2023

Playlist #363 vom 29.01.2023 - TOM HANKS Special

Tom Hanks zählt nicht nur wegen seiner zwei Oscar-Trophäen für seine Hauptrollen in „Philadelphia“ (1993) und „Forrest Gump“ (1994) zu den besten Darstellern in Hollywood, sondern auch zu den vielseitigsten. In seiner langjährigen Hollywood-Karriere hat es der profilierte Schauspieler mittlerweile auch zum Produzenten, Drehbuchautor, Regisseur und Synchronsprecher gebracht und wurde 2002 als bisher jüngster Darsteller mit dem AFI Life Achievement Award für sein Lebenswerk geehrt. Im vergangenen Jahr war er nicht nur in Baz Luhrmanns „Elvis“-Biopic, sondern auch in Robert Zemeckis' Live-Action-Adaption von „Pinocchio“ als Geppetto und in Marc Forsters kömodiantischen Drama „Ein Mann namens Otto“ in der Titelrolle zu sehen. 
Tom Hanks wurde am 9. Juli 1956 im kalifornischen Concord als Sohn des Kochs Amos Hanks und dessen portugiesisch stämmigen Frau Janet Marylyn Frager geboren und wuchs nach deren frühen Scheidung mit zwei seiner Geschwistern bei seinem Vater und wechselnden Stiefmüttern auf. 
Während seiner High-School-Zeit entdeckte Hanks sein Interesse für die Schauspielerei und sammelte in Schauspielkursen erste Erfahrungen, bevor er nach dem High-School-Abschluss ein Schauspielstudium begann und nebenbei drei Jahre lang beim Great Lakes Theater Festival arbeitete. Hier sammelte er nicht nur Erfahrungen in Bereichen wie Bühnenbild und Licht- und Tontechnik, sondern spielte auch den Proteus in Shakespeares „Zwei Herren aus Verona“, was ihm den Cleveland Critics Circle Award als bester Hauptdarsteller einbrachte. 
Als Hanks 1979 nach New York City zog, erhielt er erste Film- und Fernsehrollen, darunter in der Sitcom „Bosom Buddies“, in der Serie „Taxi“ und in „Happy Days“. Die Bekanntschaft mit Ron Howard sollte sich als wegweisend für Hanks Karriere erweisen, denn Howard besetzte den jungen Schauspieler in der Hauptrolle in der romantischen Komödie „Splash: Jungfrau am Haken“ (1984). Nach einigen Flops mit den Filmen „Der Verrückte mit dem Geigenkasten“ (1985) und „Liebe ist ein Spiel auf Zeit“ (1986) und moderaten Erfolgen mit den Komödien „Geschenkt ist noch zu teuer“ (1986) und „Schlappe Bullen beißen nicht“ (1987) nahm Hanks Karriere an Fahrt auf. 
Die Fantasy-Komödie „Big“ (1988) brachte ihm seine erste Oscar-Nominierung ein. Es folgten zunächst weitere Komödien wie „Meine teuflischen Nachbarn“ und „Scott & Huutsch“ (beide 1989), aber mit Brian De Palmas Verfilmung von Tom Wolfes Bestseller „Fegefeuer der Eitelkeiten“ (1990) gelang Hanks auch der Sprung ins ernstere Fach. 
1993 schaffte Hanks den endgültigen Durchbruch mit der romantischen Komödie „Schlaflos in Seattle“ und dem Drama „Philadelphia“ (beide 1993). Für seine Rolle des an Aids erkrankten Andrew Beckett in Philadelphia wurde er ebenso mit dem Oscar als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wie für die Darstellung des geistig zurückgebliebenen Forrest Gump in dem gleichnamigen Film, was vor ihm nur Spencer Tracy gelungen war. 
Hanks Dankesrede bei der Verleihung des Oscars für „Philadelphia“, bei der er einem schwulen Lehrer dankte, gab den Anstoß für den Film „In & Out“. Mit Ron Howard arbeitete Hanks erneut bei dem siebenfach Oscar-nominierten Weltraum-Drama „Apollo 13“ (1995) zusammen, wo er Teil eines prominenten Cast mit Kevin Bacon, Bill Paxton, Gary Sinise, Ed Harris und Kathleen Quinlan war. 
Es folgten weitere Blockbuster-Produktionen wie Steven Spielbergs Kriegsdrama „Der Soldat James Ryan“ (1998), Frank Darabonts Verfilmung von Stephen Kings Gefängnis-Drama „The Green Mile“ (1999), Robert Zemeckis‘ Survival-Drama „Cast Away – Verschollen“ (2000), Sam Mendes‘ Rache-Drama „Road to Perdition“ (2002) und die beiden Steven-Spielberg-Filme „Catch Me If You Can“ (2002) und „Terminal“ (2004). Dazu übernahm er Sprechrollen in den Pixar-Animationsfilmen der „Toy Story“-Reihe und „Cars“ (2006). 
Hanks war danach in Ron Howards Adaption von Dan Browns Thriller-Reihe um den Symbologen Robert Langdon – „The Da Vinci Code – Sakrileg“ (2006), „Illuminati“ (2006) und „Inferno“ (2016) – ebenso zu sehen wie in „Extrem laut & unglaublich nah“ (2011), „Cloud Atlas“ (2012), „Captain Phillips“ (2013), „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ (2015), „Sully“ (2016), „Die Verlegerin“ (2017) und „Neues aus der Welt“ (2020). 
1996 wechselte Hanks erstmals hinter die Kamera. Er gründete zusammen mit dem Produzenten Gary Goetzman die Produktionsfirma Playtone, mit der er seitdem Filme produziert. Bei der ersten Playtone-Produktion, „That Thing You Do!“, zeichnete Hanks nicht nur als Drehbuchautor und als Regisseur verantwortlich, sondern übernahm auch eine Hauptrolle und wirkte an der Filmmusik mit. Zusammen mit seiner Frau Rita Wilson produzierte er die Komödie „My Big Fat Greek Wedding“ und trat bei den Fernsehserien „From the Earth to the Moon“ und „Band of Brothers – Wir waren wie Brüder“ als Produzent und Autor auf. 
In seinem neuen Film „Ein Mann namens Otto“ spielt Tom Hanks einen mürrischen, isolierten Witwer mit festen Prinzipien, strengen Routinen und einer kurzen Zündschnur, der jedem in seiner Nachbarschaft das Leben schwer macht, da er sie wie ein Falke überwacht. Dabei dient seine launische Art vor allem einem Zweck: Zu kaschieren, dass er nach dem Tod seiner Frau keinen Sinn mehr im Leben sieht. Gerade als es scheint, als hätte er das Leben endgültig aufgegeben, entwickelt sich eine unwahrscheinliche und widerwillige Freundschaft mit seiner neuen Nachbarin Marisol (Mariana Trevino). In ihr scheint Otto eine ebenso ebenbürtige wie auch schlagfertige Sparringspartnerin gefunden zu haben. Marisol ermutigt ihn, das Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. 

Filmographie: 

1980: Panische Angst (He Knows You’re Alone) 
1980: Love Boat (The Love Boat, Fernsehserie, Folge 4x01) 
1980–1982: Bosom Buddies (Fernsehserie, 37 Folgen) 
1982: Familienbande (Family Ties, Fernsehserie, 3 Folgen) 
1982: Labyrinth der Monster (Rona Jaffe’s Mazes and Monsters) 
1984: Splash – Eine Jungfrau am Haken (Splash) 
1984: Bachelor Party 
1985: Alles hört auf mein Kommando (Volunteers) 
1985: Der Verrückte mit dem Geigenkasten (The Man with One Red Shoe) 
1986: Nothing in Common – Sie haben nichts gemeinsam (Nothing In Common) 
1986: Geschenkt ist noch zu teuer (The Money Pit) 
1986: Liebe ist ein Spiel auf Zeit (Every Time You Say Goodbye) 
1987: Schlappe Bullen beißen nicht (Dragnet) 
1988: Big 
1988: Punchline – Der Knalleffekt (Punchline) 
1989: Meine teuflischen Nachbarn (The Burbs) 
1989: Scott & Huutsch (Turner & Hooch) 
1990: Fegefeuer der Eitelkeiten (The Bonfire of the Vanities) 
1990: Joe gegen den Vulkan (Joe Versus the Volcano) 
1992: Eine Klasse für sich (A League of Their Own) 
1992: Flug ins Abenteuer (Radio Flyer) 
1993: Schlaflos in Seattle (Sleepless in Seattle) 
1993: Philadelphia 
1994: Forrest Gump 
1995: Apollo 13 
1995: Toy Story (Sprechrolle) 
1996: That Thing You Do! (auch Regie) 
1998: Der Soldat James Ryan (Saving Private Ryan) 
1998: e-m@il für Dich (You’ve Got Mail) 
1999: The Green Mile 
1999: Toy Story 2 (Sprechrolle) 
2000: Cast Away – Verschollen (Cast Away) 
2001: Band of Brothers – Wir waren wie Brüder (Band of Brothers, Miniserie, Folge 1x05) 
2002: Road to Perdition 
2002: Catch Me If You Can 
2004: Elvis Has Left the Building 
2004: Ladykillers (The Ladykillers) 
2004: Terminal (The Terminal) 
2004: Der Polarexpress (Polar Express) 
2006: Cars (Sprechrolle) 
2006: The Da Vinci Code – Sakrileg (The Da Vinci Code) 
2007: Die Simpsons – Der Film (The Simpsons Movie, Sprechrolle) 
2007: Der Krieg des Charlie Wilson (Charlie Wilson’s War) 
2008: Der große Buck Howard (The Great Buck Howard) 
2009: Illuminati (Angels & Demons) 
2010: The Pacific (Miniserie, 6 Folgen, Sprechrolle) 
2010: Toy Story 3 (Sprechrolle) 
2011: Larry Crowne (auch Regie) 
2011: Extrem laut & unglaublich nah (Extremely Loud & Incredibly Close) 
2012: Cloud Atlas 
2012: Partysaurus Rex (Kurzfilm, Sprechrolle) 
2013: Captain Phillips 
2013: Saving Mr. Banks 
2015: Bridge of Spies – Der Unterhändler (Bridge of Spies) 
2016: Ein Hologramm für den König (A Hologram for the King) 
2016: Sully 
2016: Inferno 
2016: California Typewriter (Dokumentarfilm) 
2017: The Circle 
2017: Die Verlegerin (The Post) 
2019: A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando (Toy Story 4, Sprechrolle) 
2019: Der wunderbare Mr. Rogers (A Beautiful Day in the Neighborhood) 
2020: Greyhound – Schlacht im Atlantik (Greyhound) 
2020: Borat Anschluss Moviefilm (Borat Subsequent Moviefilm) 
2020: Neues aus der Welt (News of the World) 
2021: Finch 
2022: Elvis 
2022: Pinocchio 
2022: Ein Mann namens Otto (A Man Called Otto) 

Playlist: 

1. Thomas Newman - Hypertrophic (A Man Called Otto) - 05:27 
2. Lee Holdridge - End Titles (Splash) - 03:08 
3. Thomas Newman - Umbrellas (The Man With One Red Shoe) - 01:30 
4. Howard Shore - Visiting Home (Big) - 03:18 
5. James Horner - Master Alarm (Apollo 13) - 03:05 
6. Jerry Goldsmith - Good Neighbors (The 'Burbs) - 02:08 
7. Georges Delerue - Brain Cloud (Joe Versus the Volcano) - 03:05 
8. Howard Shore - Senior Associate Andrew Beckett (Philadelphia) - 03:19 
9. Hans Zimmer - Expeditioning / Mix the Potion / Four Discoveries (Radio Flyer) - 07:04 
10. Alan Silvestri - Jenny Returns (Forrest Gump) - 02:44 
11. Alexandre Desplat - Oskar's Monologue (Extremely Loud & Incredibly Close) - 02:54 
12. Carter Burwell - To His Own Native Store (Ladykillers) - 01:43 
13. Alan Silvestri - What the Tide Could Bring (Cast Away) - 03:34 
14. John Williams - Revisiting Normandy (Saving Private Ryan) - 04:06 
15. Thomas Newman - Red Over Green (The Green Mile) - 02:59 
16. Thomas Newman - Road to Chicago (Road to Perdition) - 03:07 
17. John Williams - Recollections [The Father's Theme] (Catch Me If You Can) - 05:17 
18. George Fenton - Suite (You've Got Mail) - 05:35
19. James Newton Howard - Refugee Camp (Charlie Wilson's War) - 05:09 
20. Henry Jackman - Maersk Alabama (Captain Phillips) - 02:44 
21. Hans Zimmer - Chevaliers de Sangreal (The Da Vinci Code) - 04:05 
22. Hans Zimmer - 160 BPM (Angels & Demons) - 06:44 
23. Hans Zimmer - Elizabeth (Inferno) - 04:34 
24. Thomas Newman - Ginty My Love (Saving Mr. Banks) - 03:13 
25. James Newton Howard - French Toast (Larry Crowne) - 04:04 
26. Danny Elfman - Finding Mercer (The Circle) - 03:03 
27. John Williams - Mother and Daughter (The Post) - 03:23 
28. James Newton Howard - There is No Time for Stories (News of the World) - 03:58 
29. Alan Silvestri - I Have an Idea (Pinocchio) - 03:29 
30. Thomas Newman - Homecoming (Bridge of Spies) - 07:47

Mittwoch, 4. Januar 2023

Playlist #362 vom 15.01.2023 - BEST OF 2022

In dem traditionellen Jahresrückblick der besten Scores findet sich auch für 2022 wieder eine Mischung aus Arbeiten, die sowohl für Blockbuster wie „The Batman“, „Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse“ und „Avatar: The Way of Water“ entstanden sind, als auch weniger bekannte Filme, die von jüngeren Talenten vertont worden sind. Neben prominenten Komponisten wie Alexandre Desplat, Thomas Newman, James Newton Howard, Carter Burwell, John Powell und Howard Shore finden sich so auch einige vielversprechende Newcomer und bereits namhafte Nachwuchstalente wie Nicholas Britell, Daniel Pemberton, Justin Hurwitz und Michael Abels in meiner diesjährigen Bestenliste. 
Thomas Newman hat sich von Beginn seiner außergewöhnlichen Hollywood-Karriere – mit mittlerweile 15 (!) Oscar-Nominierungen – an als äußerst feinsinniger Komponist erwiesen, der avantgardistische Electronics und komplexe Rhythmen mit wunderbar einfühlsamen Melodien und Orchesterarrangements miteinander in Einklang bringt. Für Regisseur John Madden hat er seit 2010 – bis auf „Die Erfindung der Wahrheit“ – alle Filme vertont, von „Eine offene Rechnung“ über die beiden „Best Exotic Marigold Hotel“-Filme bis zum D-Day-Drama „Die Täuschung“, das die sogenannte „Operation Mincemeat“ thematisiert, mit denen die Alliierten 1943 den Nazis vortäuschen wollten, dass die alliierten Streitkräfte in Griechenland und nicht auf Sizilien landen. Newman gelingt es, seinen eindringlichen orchestralen Arrangements auch immer wieder humorvolle Töne zu entlocken. Simon Franglen hat seine Karriere in Hollywood in den 1990er Jahren als Keyboarder und Synthi-Programmierer für Komponisten wie Alan Silvestri („Tod im Spiegel“, „Ricochet“, „Bodyguard“), James Newton Howard („Grand Canyon“, „Zwielicht“, „Space Jam“) und Howard Shore („Sieben“, „Crash“) begonnen, doch wirklich wegweisend für seine Karriere sollte sich die Zusammenarbeit mit James Horner herausstellen. Seit er posthum James Horners Arbeit an dem Remake von „The Magnificent Seven“ (2016) vollendete, setzte er nicht nur für seinen verstorbenen Mentor die Zusammenarbeit mit Jean-Jacques Annaud („Notre-Dame in Flammen“) fort, sondern auch mit James Cameron, der im vergangenen Jahr mit „Avatar: The Way of Water“ endlich die langersehnte Fortsetzung zu dem Blockbuster „Avatar: Aufbruch nach Pandora“ aus dem Jahr 2009 vorlegte. Franglen bewahrt in seinem Score zwar den Geist (und einige der Themen) von James Horners Arbeit, weiß aber durchaus, seinen eigenen Stil durchzusetzen. Der gelungene Mix aus ätherischen, spirituell angehauchten Electronics und vollen Orchester-Arrangements machen „Avatar: The Way of Water“ auch jenseits der Leinwand zu einem eindringlichen Hörerlebnis. 
Seit die Isländerin Hildur Guðnadóttir 2020 verdientermaßen mit einem Oscar für ihre Musik zu „Joker“ ausgezeichnet worden ist, zählt die langjährige Kollaborateurin von Jóhann Jóhannsson („Sicario“, „Maria Magdalena“) zu den interessantesten Komponistinnen. 2022 vertonte Guðnadóttir nicht nur Todd Fields Drama „Tár“, sondern auch Sarah Polleys biographisches Drama „Women Talking“. Der Film arbeitet die schrecklichen Verbrechen einer Gruppe von sieben konservativen Mennoniten in Bolivien auf, die über 100 Frauen aus ihrer kleinen, strenggläubigen Gemeinde unter Drogen gesetzt und vergewaltigt hatten. Guðnadóttir komponierte dazu einen zwar kurzen, aber sehr ausdrucksvollen Score, der vor allem über die elegischen Streicher emotional berührt. 
Seit seiner bemerkenswerten Musik für die Abenteuer-Serie „Lost“ und seinen Arbeiten für Pixar-Produktionen wie „Die Unglaublichen“, „Oben“ und „Ratatouille“ zählt Michael Giacchino zu den versiertesten und produktivsten Vertretern seiner Zunft. So komponierte er im vergangenen Jahr die Musik zu „Jurassic World Dominion“, „Werewolf by Night“, „Lightyear“ und zusammen mit Nami Melumad „Thor – Love and Thunder“, doch am beeindruckendsten fiel sein Score zu „The Batman“ aus. Nachdem Hans Zimmer bereits für Christopher Nolans „The Dark Knight“-Trilogie Großes geleistet hatte, vermag Giacchino mit seiner Musik die emotionalen Tiefen der Doppelrolle von Bruce Wayne/Batman mit vibrierenden Piano-Klängen, dunklen Bläsern und elegischen Streichern perfekt auszuloten. 
Auch in seiner dritten Arbeit für das Harry-Potter-Spin-off „Phantastische Tierwesen“ zeigt sich Routinier James Newton Howard von seiner besten Seite, vereint auf „Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore“ einschmeichelnde Melodien mit vielfarbigen Arrangements, die die magischen Welten mit feinsinnigen Electronics, zarten Chorstimmen und opulenten Streicher- und Bläser-Sektionen zum Klingen bringen. 
„The Woman King“ erzählt die von wahren Begebenheiten inspirierte Geschichte von Nanisca (Viola Davis), der außergewöhnlichen Anführerin der Agojie, einer Elite-Einheit, die nur aus Frauen besteht und für ihre außergewöhnliche Brutalität bekannt ist. Im Konflikt zwischen dem Königreich Dahomey und seinen Besatzern sieht Nancisca im Jahr 1823 endlich ihre Chance gekommen, sich an dem Oyo-Krieger Oba Ade (Jimmy Odukoya) zu rächen, der sie einst vergewaltigte... Terence Blanchard gelingt es, das Leid und die Kraft der Kriegerinnen mit einem gefühlvollen Score einzufangen, der kraftvolle Bläser mit schmerzlichem Gesang, dynamischen Percussions und traditionellen Elementen miteinander verbindet. 
Natürlich darf auch der französische Oscar-Gewinner Alexandre Desplat („The Grand Budapest Hotel“, „The Shape of Water“) in der diesjährigen Best-of-Liste nicht fehlen. Für Graham Moores Kriminaldrama „The Outfit“ komponierte er einen wunderbar chilligen, jazzig angehauchten und wunderbar melodischen Score, der perfekt die Geschichte eines englischen Schneiders untermalt, der einst in der weltberühmten Londoner Savile Row Maßanzüge gefertigt hat und nach einer persönlichen Tragödie 1956 in Chicago landet, wo er in einem rauen Stadtteil eine kleine Schneiderei betreibt, in der er schöne Kleidung für die einzigen Menschen herstellt, die es sich leisten können: eine Familie von kriminellen Gangstern. Dabei werden er und seine Assistentin jedoch tiefer in die Machenschaften der Gangster verstrickt, als ihnen lieb sein kann... 
Dagegen setzt er in Guillermo del Toros „Pinocchio“-Version auf eine Symbiose von musikalischen Elementen, die einerseits auf melodisch fesselnde Weise mit wunderschönen Vocals, verspielten Rhythmen, sanften Streicher- und Pianoklängen die kindliche Unschuld einfangen, auf der anderen Seite aber auch die dunklen Aspekte der tragischen Geschichte abbilden. 
In den 2000er Jahren zählte John Powell mit seinen Scores zur „Bourne“-Trilogie und so unterschiedlichen Filmen wie „I Am Sam“, „Robot“, „X-Men: The Last Stand“ und „How to Train Your Dragon“ zur ersten Liga in Hollywood, doch in den vergangenen Jahren ist es merklich ruhiger um den versierten Komponisten geworden. Dafür hat er im vergangenen Jahr mit seinem Score zu Olivia Wildes Drama „Don’t Worry Darling“ eine dramatische Komposition abgeliefert, die subtil die trügerische Idylle in der Firmenstadt Victory in den 1950er Jahren hinterfragt. 
Mit nur zwei Filmen („Get Out“, „Us“) hat Jordan Peele bereits einen so einschlägigen Ruf aufgebaut, der sonst nur Filmemachern wie Martin Scorsese, John Carpenter, Quentin Tarantino, Steven Spielberg oder Wes Anderson vorbehalten ist. Und in Michael Abels hat Peele von Beginn an einen kongenialen Komponisten gefunden, der seine Geschichten musikalisch adäquat zu vertonen versteht. 
Peeles neuer Film „Nope“ erzählt die Geschichte der beiden Geschwister OJ und Emerald Haywood, die im trockenen und weitläufigen Santa Clarita Valley eine Pferderanch betreiben, die sie von ihrem Vater, dem legendären Pferdetrainer Otis Haywood Sr., geerbt haben, der bei einem unerklärlichen „Metallregen“ ums Leben kam. Als sie überlegen, die Ranch und damit auch das Erbe ihres Vaters an den nahe gelegenen Vergnügungspark Jupiter's Claim zu verkaufen, beginnen sie auf ihrer riesigen Ranch unerklärliche Phänomene zu beobachten – unheimliche Geräusche, plötzliche Stromausfälle und mysteriöse Wetterphänomene. Doch als sie fachkundige Hilfe in Anspruch nehmen wollen, überschreiten OJ und Emerald einen Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt ... 
Die außerweltliche Atmosphäre bringt Abels mit einem überraschend instrumentierten Score zum Ausdruck, der gleichermaßen die Faszination und Verstörung angesichts der unerklärlichen Ereignisse umfasst. 

Playlist: 

1. Thomas Newman - Personal and Most Secret (Operation Mincemeat) - 03:07 
2. Simon Franglen - Into the Water (Avatar: The Way of Water) - 03:41 
3. Hildur Guðnadóttir - Leaving (Women Talking) - 03:41 
4. Howard Shore - Time to Try (Crimes of the Future) - 03:18 
5. Michael Giacchino - The Batman (The Batman) - 06:48 
6. James Newton Howard - A Full Heart (Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore) - 03:48 
7. Terence Blanchard - Nawi and Izogie - Part 2 (The Woman King) - 03:23 
8. Alexandre Desplat - The Outfit (The Outfit) - 04:37 
9. Alexandre Desplat - Going to Town (Guillermo del Toro's Pinocchio) - 03:11 
10. John Powell - Welcome to the Party (Don't Worry Darling) - 04:05 
11. Michael Abels - Wishing Well (Nope) - 03:43 
12. Trent Reznor & Atticus Ross - Vinegar (Bones and All) - 06:26 
13. Nick Cave & Warren Ellis - Wig (Blonde) - 03:23 
14. Hanan Townsend - Family (Simple as Water) - 03:11 
15. Colin Stetson - The Purifying Flame (The Menu) - 05:25 
16. Chanda Dancy - Accepting What We Can't Except (Devotion) - 03:30 
17. Emilie Levienaise-Farrouch - When the Time Comes (Living) - 05:25 
18. Daniel Pemberton - Full House (See How They Run) - 03:22
19. Son Lux - It All Just Goes Away (Everthing Everywhere All at Once) - 02:45 
20. Alex Somers - Swim (Causeway) - 03:55 
21. Rob Simonsen - Deep Water (The Whale) - 03:02 
22. John Williams - Reverie (The Fabelmans) - 01:45 
23. Justin Hurwitz - Morning (Babylon) - 02:02 
24. Nathan Johnson - The Center of the Onion (Glass Onion: A Knives Out Mystery) - 04:12 
25. Nicholas Britell - Sorry, You Signed Up? (She Said) - 03:00 
26. Mogwai - Waiting For Dad (Black Bird - Season 1) - 02:48 
27. Carter Burwell - My Life Is On Inisherin (The Banshee of Inisherin) - 03:47 
28. Abel Korzeniowski - I Shall Sing (Emily) - 02:16 
29. Abel Korzeniowski - I'm Ready to Go (Till) - 04:10 
30. Jeff Russo - The Next Step in Human Evolution (The Man Who Fell to Earth) - 06:17

Sonntag, 1. Januar 2023

Playlist #361 vom 01.01.2023 - R.I.P. ANGELO BADALAMENTI (1937-2022)

Mit seiner Titelmelodie für David Lynchs Mystery-Straßenfeger „Twin Peaks“ wurde Angelo Badalamenti weltberühmt und bildete in den darauffolgenden Jahren mit Regisseur David Lynch eine kongeniale Beziehung, wie sie zuvor schon David Lean/Maurice Jarre, Blake Edwards/Henry Mancini, Frederico Fellini/Nino Rota und Alfred Hitchcock/Bernard Hermann bis zu Steven Spielberg/John Williams, David Cronenberg/Howard Shore und Tim Burton/Danny Elfman eingegangen sind.  
Angelo Badalamenti schuf mit seinen melancholisch-verträumten Melodien jedoch nicht nur die adäquaten Soundtracks zu Lynchs symbolträchtigen, surrealistisch anmutenden Bilderwelten, sondern veredelte auch Filme von Regisseuren wie Danny Boyle („The Beach“), Jean-Pierre Jeunet („Mathilde – eine große Liebe“, „Die Stadt der verlorenen Kinder“) und Paul Schrader („Der Trost von Fremden“). Nun verstarb der großartige Filmkomponist am 11. Dezember 2022 im Alter von 85 Jahren in Lincoln Park, New Jersey. 
Der 1937 als Sohn eines Fischhändlers geborene Badalamenti erhielt mit acht Jahren Klavierunterricht, jobbte in Teenagerjahren als Pianist in Tourismuszentren, studierte zunächst an der Eastman School of Music in New York und dann an der Manhattan School of Music Komposition, Horn und Klavier, worin er 1960 seinen Magister machte. Während seiner Tätigkeit als Musiklehrer an der Dyker Heights Junior High in Brooklyn komponierte Badalamenti in seiner Freizeit Songs, wurde Anfang der 70er Jahre schließlich als Arrangeur bei einem Musikverlag eingestellt, wo er Jingles und Werbespots schrieb, aber auch schon seine Vorliebe für schwarze Musik umsetzen konnte, indem er Songs für Leute wie Shirley Bassey und Mel Tillis komponierte. Schon in frühen Jahren verband sich bei Angelo Badalamenti das Interesse an Filmmusik mit dem an populärer Musik. 
„In den frühen Jahren meiner High-School-Zeit war ich von bestimmten Filmmusiken angetan, die ein klassisches Gewand hatten. Ich mochte die Scores im Stile von Bernard Herrmann. Ich fand die klassische Annäherung an das Komponieren für den Film sehr interessant, gerade was die Ausarbeitung von starken Melodien und interessanten Harmonien anging. Außerdem bin ich schon sehr jung mit der Jazz-Welt der Musik aufgewachsen, weil mein älterer Bruder Jazz-Trompete spielte. Seine Freunde kamen jeden Sonntag in unser Haus, um eine Jam-Session zu machen. Das Piano hatten wir natürlich im Haus; sie brachten Saxophone, Trompeten, Posaunen und Flöten mit und spielten Jazz im Bebop-Stil, die Schule von Charlie Parker und Dizzy Gillespie. So wurde ich mit der Jazz-Welt vertraut. Ich mochte in Filmen die Kombination von klassischer Musik mit einem Jazz-Feeling, weil ich beide Welten liebte. Mein Interesse an Musik in Filmen reicht also bis in meine Kindheit zurück.“ 
Durch seine Anstellung beim Musikverlag wurde Badalamentis Tätigkeit aber zunächst auf die Songebene verlagert. Er komponierte Songs für schwarze Sängerinnen wie Nancy Wilson und Nina Simone, wobei er keinen reinen Jazz, sondern einen poporientierten, schwarzen Soul schrieb. An seinen ersten Film-Job kam Badalamenti eher durch Zufall. 
„Ich wurde von Paramount Pictures angestellt, das eine unabhängige Produktionsfirma war, und ich arbeitete an einem Musical für eine Fernsehshow von NBC, das auf Bibelgeschichten basierte. In dem Studio schwirrte ein Skript namens ,Law and Disorder‘ herum. Ich las das Skript, in dem Studio stand ein Piano, und ich setzte mich hin und komponierte ein Thema für die Rolle von Ernest Borgnine und eines für die Rolle von Carol O´Connor. Wenn die beiden Personen zusammentrafen, konnte ich die Themen miteinander verbinden und weiterentwickeln. Die Geschichte spielte in New York, und ich dachte, es wäre eine gute Idee, der Musik ein spanisches New-York-City-Flair mit Jazz-Klängen zu verleihen. Der tschechische Regisseur Ivan Passer, der den Film machte, war gerade im Studio. Ich fragte ihn, ob er einen Moment Zeit hätte, und bat ihn, mit in den Pianoraum zu kommen, um ihm ein paar Themen vorzuspielen. Ich spielte ihm das Thema für die eine Hauptrolle vor und dasjenige für die andere Hauptrolle und demonstrierte ihm, wie die beiden Themen zusammenlaufen könnten, wenn Konflikte aufkommen oder Freundschaften entstehen würden. Dann war da noch ein spanisch-kubanisches Jazz-Thema, das im spanischen Harlem bei Nacht gespielt werden konnte. Ich spielte ihm all die Sachen vor, und er war sehr beeindruckt. Er meinte: ,Ich liebe das, was Sie gemacht haben, es ist perfekt für meinen Film, aber ich habe ein Problem', wobei er in die Tasche griff und einen frankierten, versiegelten Umschlag hervorholte, den er in den nächsten fünf Minuten zum Postkasten bringen wollte. Er war an Aaron Copland adressiert. Er öffnete den Brief und gab ihn mir zu lesen. Mit diesem Brief wollte Ivan Passer Aaron Copland bitten, die Musik für ,Law and Disorder‘ zu schreiben, aber er riss ihn entzwei und schickte ihn nie ab. Das war der Start für mich in der Filmmusik.“ 
Nachdem er 1973 und 1974 unter dem Pseudonym Andy Badale die Filmmusik zu Ossie Davis' „Gordon’s War“ und Ivan Passers Law and Disorder geschrieben hatte, hielt sich Angelo Badalamenti weiterhin mit Songwriting, Arrangements und Orchestrationen für Sänger und vielen Instrumentalarbeiten über Wasser, doch die Begegnung mit David Lynch während der Produktion von „Blue Velvet“ eröffnete Badalamenti ganz neue Welten. 
Eigentlich wurde Badalamenti zunächst nur dafür engagiert, mit der Schauspielerin Isabella Rossellini den Song „Blue Velvet“ aufzunehmen. David Lynch war von dem Ergebnis so begeistert, dass er mit „Mysteries of Love“ einen weiteren Song in Auftrag gab, den Badalamenti mit der Sängerin Julee Cruise einspielte, und schließlich auch die Komposition des Scores in seine Hände gab. David Lynch bezeichnete seinen nicht unumstrittenen Film, der vor Grausamkeiten und Schockszenen à la „Psycho“ nur so strotzt und eindrucksvoll demonstriert, wie das Böse in eine sorglos und idyllisch wirkende Kleinstadt einbricht, als eine „Reise unter die Oberfläche einer amerikanischen Kleinstadt, aber es ist auch eine Reise ins Unterbewusstsein oder an einen Ort, wo man mit Dingen konfrontiert wird, denen man sich normalerweise nicht stellt“. Diese psychologische Konstellation, die vor allem in den Beziehungen zwischen den Hauptfiguren, dem detektivisch-voyeuristischen Jeffrey Beaumont (Kyle MacLachlan), der Nachtclubsängerin Dorothy Vallens (Isabella Rossellini), der naiven Sheriff-Tochter Sandy (Laura Dern) und dem bösartigen Frank Booth (Dennis Hopper) zum Ausdruck gebracht wird, war für Angelo Badalamenti der Aufhänger für seinen elegischen, traumhaft-verführerischen Score. 
„Natürlich ist ,Blue Velvet‘ eines der großen psychologischen Dramen unserer Zeit. Der Film ist brillant in der Studie von psychologischen Effekten von Leuten, die wir von außerhalb betrachtet so faszinierend finden. Ich denke, um die Verrücktheit und Tiefe eines so bösartigen Charakters wie Frank Booth und auf der anderen Seite die unglaubliche Reinheit und Unschuldigkeit des jungen Mannes und des jungen Mädchens musikalisch zu beschreiben, versuchte ich eine dunkle Schönheit auszudrücken. Dafür steht ,Mysteries of Love‘ in seiner Reinheit und Unschuld im Gegensatz zu der ganzen Welt außerhalb. Musikalisch gesehen konstruierten wir einen Konflikt, weil wir mit ihm beide Welten zusammenbrachten.“ 
Mit der fruchtbaren Zusammenarbeit bei „Blue Velvet“ wurde schließlich eine magisch funktionierende Beziehung zwischen David Lynch und Angelo Badalamenti geknüpft, die über Jahrzehnte hinweg die erstaunlichsten Resultate hervorbrachte. David Lynch beschrieb die Zusammenarbeit mit seinem Hauskomponisten einmal so: „Angelo Badalamenti hat mich mit der Welt der Musik vertraut gemacht. Er schreibt die Musik und ich die Texte. Wir unterhalten uns über die Atmosphäre, die Worte beeinflussen die Melodie und umgekehrt. Das zählt zu den glücklichsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe. Es war, als bliebe die Zeit stehen. All diese Tätigkeiten - das Schreiben des Drehbuchs, die Regie, die Musik - hängen für mich zusammen, und jede davon liefert mir Ideen für die anderen. Aus der Arbeit an der Musik ziehe ich Inspiration für die Regie.“ 
Nach dem auch in musikalischer Hinsicht erfolgreichen Film „Blue Velvet“ hatte nicht nur David Lynch seinen Flop mit „Dune“ überwunden, auch Angelo Badalamenti musste sich einen Agenten nehmen, um dem steigenden Interesse an seiner Musik für zukünftige Filmprojekte gerecht werden zu können. Zunächst nahm Badalamenti alles an, was ihm an Angeboten offeriert wurde. Das erste Skript, das ihm nach „Blue Velvet“ auf den Schreibtisch kam, war das Sequel „Dream Warriors“, das Chuck Russell 1987 in der „A Nightmare on Elm Street“-Reihe drehte. Für Angelo Badalamenti bedeutete dieser Auftrag letztlich nur eine Fingerübung, die ihn für anspruchsvollere Aufgaben vorbereitete. 
Bis zur nächsten Zusammenarbeit mit David Lynch, der Fernsehserie „Twin Peaks“ - und danach - arbeitete Badalamenti mit unterschiedlichen Regisseuren zusammen, komponierte die Scores für John Hancocks „Weeds“ („Der stählerne Vorhang“, 1987), Norman Mailers „Tough Guys Don’t Dance“ („Harte Männer tanzen nicht“, 1987), Joel Schumachers „Cousins“ („Seitensprünge“, 1989), Jeremiah Chechiks „National Lampoon’s Christmas Vacation“ („Schöne Bescherung“, 1989), Dominique Derudderes „Wait Until Spring, Bandini“ („Warte bis zum Frühling, Bandini“, 1990) und Paul Schraders „The Comfort of Strangers“ („Der Trost von Fremden“, 1990). 
Mit der 1989 begonnenen Fernsehserie „Twin Peaks“ kamen David Lynch und Angelo Badalamenti erneut zusammen.
„David beschrieb die Stimmungen für ,Twin Peaks‘: ,Wir sind in den dunklen Wäldern, der Wind weht sehr mild, und außerhalb des Waldes erscheint dem wunderschönen jungen Mädchen eine Vision, und die Dunkelheit wandelt sich zu einer betörenden Melodie um, die einen Höhepunkt erreicht, abschwillt und wieder in den dunklen Wäldern verschwindet.‘ Allein mit dieser Beschreibung setzte ich mich ans Keyboard, während David neben mir saß, und spielte ihm die ganze Einführung und das ,Laura Palmer Theme‘ vor, Note für Note, allein auf seinen Worten basierend. Er sprach sehr langsam und weich, was eine Inspiration für mich war, und ich verstand, um was für eine Welt es sich handelte. Als David es hörte, meinte er, das wäre es. Ich hätte gerade eines der wichtigsten Themen für die ganze Serie komponiert. Das war der Grundstein für unsere wahre Beziehung, dass wir uns einander verstanden. Ich war in der Lage, die Musik zu schreiben, die seinen Visionen entsprach.“ 
Einen wichtigen Beitrag zur erneut hypnotischen, überwiegend sphärisch-elektronischen Musik lieferte einmal mehr Julee Cruise, die die von Angelo Badalamenti (Musik) und David Lynch (Text) geschriebenen Songs „The Nightingale“, „Falling“, „The World Spins“ und „Rockin‘ Back Inside My Heart“ interpretierte, die in der Kultserie zum Einsatz kamen und vom Julee-Cruise-Album „Floating Into the Night“ stammten, das Badalamenti und Lynch für die Sängerin schrieben und produzierten. Doch im Gegensatz zu der häufigen Praxis, Songs im Film einzusetzen, um das Soundtrackalbum besser verkaufen zu können, das wiederum für den Film wirbt, haben Songs in David Lynchs Filmen eine ganz eindeutige dramaturgische Funktion. 
„Die Musik hat immer einen Bezug zu der Unschuld in solchen Szenen. Sie arbeitet immer gegen das, was eigentlich tatsächlich passiert. Insofern spielt sie eine enorm wichtige Rolle. Ich denke, wir beide, David und ich, arbeiten musikalisch gern gegen das, was zu sehen ist. Das beste Beispiel dafür ist eine Szene in ,Twin Peaks‘, wo in einer ziemlich schäbigen Roadhouse-Bar, in der mit Whisky, Drogen und Prostitution gehandelt wird, ein Mädchen mit wundervoller, sanfter, langsamer Stimme den Song ,The World Spins‘ singt. Bei all den Konflikten, der Gewalt und Rohheit ist diese Musik der totale Gegensatz zu dem, was gerade vorgeht. Für mich ist das sehr aussagekräftig, weil es die Gegensätze, die Positionen deutlich macht.“ 
1990 schrieb Badalamenti den Score zu David Lynchs „Wild at Heart“ (1990), wobei der Umstand, dass Lynch für den Soundtrack Songs wie „Blue Spanish Sky“, „Up in Flames“ und „Love Me Tender“ verwenden wollte, auch Badalamentis schwüle, spanisch kolorierte Kompositionen beeinflusste, während er sich bei reinen Score-Alben ziemlich frei entfalten kann. 
Wie seine Kollegen ist auch Angelo Badalamenti nicht gut auf die Praxis zu sprechen, Filme mit Pop- und Rock-Songs musikalisch zu unterlegen, vor allem, weil es die Möglichkeit des Komponisten zu sehr einschränkt. 
„Wenn ein Regisseur mit 15 Platten ankommt, die er in seinem Film benutzen will, fragt man sich natürlich, wozu er noch einen Komponisten benötigt. Wenn der Komponist nur noch für das Underscoring einiger weniger Szenen eingesetzt wird, ist er natürlich in seinen Möglichkeiten eingeschränkt, aber das passiert immer öfter, weil der Soundtrack hilft, den Film zu promoten. Regisseure schauen danach, was die Songs, die sie lieben, für ihre Filme tun können, wenn sie in die Zeit passen, in der der Film spielt, oder ein bestimmtes Gefühl wiedergeben, das sie suchen. Aber als Komponist sucht man immer nach Projekten, die einem erlauben, das zu tun, was man möchte.“ 
Dass Badalamenti bei Daniel Algrants „Naked in New York“ eine Ausnahme machte, hatte persönliche Gründe. „Der einzige Grund, warum ich ,Naked in New York‘ gemacht habe, war, weil Martin Scorsese mich gefragt hat, als wir uns auf einer Party getroffen haben. Martin produzierte den Film, den ein junger Regisseur drehte, von dem Martin viel hielt, und ich liebte das, was ich auf dem Video sah. Aber der Regisseur nutzte das Budget für eine Reihe von Songs aus einer bestimmten Zeit. Anstatt also beispielsweise 50 Minuten an Musik zu komponieren, schrieb ich nur 22 Minuten. Aber selbst bei 22 Minuten versucht man, seinen eigenen Sound zu kreieren, wie immer er auch für das jeweilige Projekt aussehen mag. Und das bedeutet an und für sich schon eine Herausforderung. Zum jetzigen Zeitpunkt meines Lebens und meiner Karriere suche ich nach aufregenden Projekten. ,City of Lost Children‘ war eine solche Möglichkeit. Ich liebe den Film, und ich liebe jede Minute des 55-minütigen Scores. Er erlaubte mir, mich auf eine andere Weise auszudrücken. Er zeigt mich von einer anderen Seite. Ich möchte ja auch nicht auf einen bestimmten Stil festgelegt werden, sondern mag es, viele Gesichter zu haben. ,City of Lost Children‘ brachte mich zurück zu der Zeit, als ich als Songwriter anfing. Der Score brauchte eine Art von kontinentaler Melodie, aber nicht so geradlinig. Zum Beispiel gab es in ,City of Lost Children‘ einen Orgelspieler, der einen Flohzirkus unterhielt und eine kontinentale Melodie spielte, die besessen, repetitiv, off-center und dissonanter wurde, aufregender. Der Film war ideal für mich, weil er es mir ermöglichte, mich musikalisch voll zu entfalten.“ 
Angelo Badalamenti ist wie viele seiner Kollegen auch dafür bekannt, Synthesizer mit Orchester zu verbinden. Das hat gar nicht mal mit Budgetbeschränkungen zu tun, sondern entspricht einer generellen Vorliebe des Komponisten. 
„Ich mag den Sound von bestimmten Synthesizer-Sachen. Ich liebe es, Synthesizer-Streicher mit Orchester-Streichern zu verbinden, die ich auf die Synthi-Streicher lege. Ich liebe Streicher vor allem im unteren und mittleren Register, um mit ihnen eine gewisse Stimmung zu erzeugen, die in Verbindung mit den Synthesizern einfach wundervoll klingen. Wenn ich darüber ein Cello lege und es auf eine bestimmte Weise abmische, erhalte ich genau den Sound, nach dem ich Ausschau gehalten habe.“ 
Neben dem französischen Fantasy-Abenteuer „Die Stadt der verlorenen Kinder“ komponierte Badalamenti die Musik für die Fernsehproduktion ,Witch Hunt‘, die sein Freund Paul Schrader inszenierte. Aber auch für interessante Aufgaben im Werbe-, Pop- und Rockbereich nimmt Badalamenti, der schon für Leute wie Dusty Springfield, Liza Minelli, The Pet Shop Boys und Paul McCartney orchestriert und arrangiert hat, Zeit. 
„Wenn mich jemand fragt, ob ich das oder das machen würde, mache ich es, wenn ich glaube, dass ich der Sache etwas hinzufügen kann, meinen Sound oder mein Statement dazu. Deshalb fragt man ja nach mir, nach Angelo Badalamenti und nicht nach jemandem, der wie ein anderer klingt. Ich denke, da ist ein gewisses Etwas, das ich beisteuern soll, oder sie wissen von meiner Arbeit. Die Pet Shop Boys haben mich engagiert, weil sie meine Welt gesucht haben, mit der sie arbeiten konnten. Bei Paul Mc Cartney war es das gleiche. Island Records riefen mich an, um mit Marianne Faithful zu arbeiten, um sie in Angelo Badalamentis Welt zu bringen. Man versucht immer sein Bestes.“ 
In den letzten Jahren hat Angelo Badalamenti vor allem an verschiedenen Psycho-Horror-Produktionen gearbeitet, an Paul Schraders „The Exorcist“-Prequel „Dominion“, an „The Wicker Man“ und „Dark Water“, aber auch romantische Stoffe wie Jeunets „Mathilde – Eine große Liebe“ und „The Edge of Love“ zählen zu den bekannteren Werken des Komponisten. 
„Es gibt einige Skripts auf meinem Schreibtisch, die ich durchgehen werde. Ich werde mehr Künstler produzieren. Es gibt immer viele Dinge zu tun, aber ich liebe die Idee, an verschiedenen Arten von Projekten zu arbeiten.“ 

Filmographie:

1973 – Jagd auf linke Brüder (Gordon's War) 
1974 - Law and Disorder 
1986 - Blue Velvet 
1987 – Nightmare 3 – Freddy lebt (A Nightmare on Elm Street 3: Dream Warriors) 
1987 – Harte Männer tanzen nicht (Tough Guys Don't Dance) 
1987 – Der stählerne Vorhang (Weeds) 
1989 – Seitensprünge (Cousins) 
1989 – Schöne Bescherung (National Lampoon's Christmas Vacation) 
1989 – Warte bis zum Frühling, Bandini (Wait Until Spring, Bandini) 
1990 - Industrial Symphony No. 1: The Dream of the Brokenhearted (TV) 
1990 - Der Trost von Fremden (The Comfort of Strangers) 
1990 - Wild at Heart 
1990 - Calvin Klein: Obsession (TV-Miniserie) 
1989/91 – Twin Peaks (30 Episoden) 
1992 – On the Air – Voll auf Sendung (TV-Serie, 2 Episoden) 
1992 - Cerimònia d'inauguració jocs olímpics Barcelona '92 (TV) 
1992 – Twin Peaks – Der Film (Twin Peaks: Fire Walk with Me) 
1993 - Hotel Room (TV-Mini-Serie, 3 Episoden) 
1993 - Naked in New York 
1994 - Witch Hunt (TV) 
1995 – Die Stadt der verlorenen Kinder (The City of Lost Children) 
1996 - Profiler (TV-Serie, 2 Episoden) 
1997 – Immer wieder Fitz (Cracker, TV-Serie) 
1997 - Lost Highway 
1997 - The Blood Oranges 
1999 - Arlington Road 
1999 - Forever Mine 
1999 - Holy Smoke! 
1999 - Story of a Bad Boy 
1999 - The Straight Story 
1999 – Forever Mine 
2000 - A Piece of Eden 
2000 - The Beach 
2001 – Diese Liebe (Cet amour-là) 
2001 - Julie Johnson 
2001 - Mulholland Drive 
2001 - Suspended Animation 
2002 - Auto Focus 
2002 - Cabin Fever 
2002 - Darkened Room 
2002 – Ein perfektes Leben (L'adversaire) 
2002 - Lathe of Heaven (TV) 
2002 - Rabbits 
2002 - Secretary 
2003 – Gefährliche Liebschaften (Les liaisons dangereuses, TV-Mini-Serie) 
2003 - Indoor Fireworks 
2003 - Murder in Scottsdale (Video) 
2003 – Resistance 
2004 – Mathilde – Eine große Liebe (A Very Long Engagement) 
2004 - Evilenko 
2004 - Napola 
2004 - Push 
2005 - Dark Water 
2005 - Dominion: Exorcist – Der Anfang des Bösen (Dominion: Prequel to the Exorcist) 
2005 - Fahrenheit (Videospiel) 
2006 – Wicker Man – Ritual des Bösen (The Wicker Man) 
2008 – Edge of Love – Was von der Liebe bleibt (The Edge of Love) 
2009 - 44 Inch Chest 
2009 - The Wait 
2010 - Secrets of Love 
2010 – A Woman – Zwischen Liebe und Obsession 
2011 – Der Kuss des Schmetterlings (Un baiser papillon) 
2012 – Saiten des Lebens (A Late Quartet) 
2012 – Moja wola (Dokumentation) 
2013 – Stalingrad 
2015 – Gold Coast 
2016 – The Wait 
2017 – Twin Peaks (TV-Serie, 18 Folgen) 
2019 – Koi 

Playlist: 

1. Angelo Badalamenti - Dance of the Dream Man (Twin Peaks) - 03:41 
2. Angelo Badalamenti - Honky Tonk Part 1 (Blue Velvet) - 03:10 
3. Angelo Badalamenti - Mysteries of Love (Blue Velvet) - 04:26 
4. Angelo Badalamenti - Main Title (Tough Guys Don't Dance) - 03:06 
5. Angelo Badalamenti - Trilogy For Godot (Weeds) - 03:33 
6. Angelo Badalamenti - Love Theme from ,Cousins' (Cousins) - 03:28 
7. Angelo Badalamenti - The Dream House (A Nightmare on Elm Street 3: Dream Warriors) - 02:03 
8. Angelo Badalamenti - The Lights Don't Work (National Lampoon's Christmas Vacation) - 01:38 
9. Angelo Badalamenti - Days of Passion (Cousins) - 03:59 
10. Angelo Badalamenti - Audrey's Dance (Twin Peaks) - 05:17 
11. Angelo Badalamenti - Laura Palmer's Theme (Twin Peaks) - 04:52 
12. Angelo Badalamenti - Dark Spanish Symphony (Wild at Heart) - 02:36 
13. Angelo Badalamenti - Fire Walk With Me [Film Mix] (Twin Peaks: Fire Walk With Me) - 06:47 
14. Angelo Badalamenti - Josie and Truman (Twin Peaks: Season 2) - 04:32 
15. Angelo Badalamenti - The Chair (Twin Peaks: The Return) - 04:32 
16. Angelo Badalamenti - Brain's Birthday (The City of Lost Children) - 03:15 
17. Angelo Badalamenti & David Lynch - Dub Driving (Lost Highway) - 03:44 
18. Angelo Badalamenti - Lament for Leah (Arlington Road) - 03:52 
19. Angelo Badalamenti - Waiting, Reaching, Seeking (Holy Smoke!) - 03:57 
20. Angelo Badalamenti - Laurens Walking (The Straight Story) - 04:12 
21. Angelo Badalamenti - The Beach Theme [Swim to Island] (The Beach) - 03:25 
22. Angelo Badalamenti - Ending/Love Theme (Mulholland Drive) - 05:41 
23. Angelo Badalamenti - Feeling Down (Auto Focus) - 03:19 
24. Angelo Badalamenti - Elegy for Marguerite (Cet amour-là) - 03:14 
25. Angelo Badalamenti - Orchids (Secretary) - 02:41 
26. Angelo Badalamenti - Red Love (Cabin Fever) - 03:35 
27. Angelo Badalamenti - Katya's Theme (Stalingrad) - 03:37 
28. Angelo Badalamenti - Snapshot From Prague (Music For Film and Television) - 04:35 
29. Angelo Badalamenti - Love Me (The Edge of Love) - 02:49 
30. Angelo Badalamenti - Secret Meeting Note (The Wicker Man) - 03:57 
31. Angelo Badalamenti - End Titles (A Very Long Engagement) - 06:54

Sonntag, 11. Dezember 2022

Playlist #360 vom 18.12.2022 - Neuheiten 2022 (8)

Große Namen vereinen sich in der letzten Sendung mit neuen Soundtrack-Veröffentlichungen in diesem Jahr. Neben John Williams‘ Beitrag zu Steven Spielbergs sehr persönlichen Film „Die Fabelmans“ und der erweiterten Wiederveröffentlichung einer weiteren Zusammenarbeit mit Spielberg, „Amistad“, gibt es neben weiteren Re-Releases von Jerry Goldsmith („L.A. Confidential“) und James Horner („How the Grinch Stole Christmas“) auch neue Arbeiten von Alexandre Desplat, Danny Elfman und Hans Zimmer zu hören. Abgerundet wird die Sendung mit dem Ryuichi-Sakamoto-Tribute-Album „To the Moon and Back“, neuer Musik zu den Serien „Jack Ryan“, „The Crown“, „Trying“ und „Wednesday“ sowie neue Soundtracks von Abel Korzeniowski, Marcel Barsotti, David Holmes, Steven Price, Dominic Lewis und Bear McCeary
Nach seinem Oscar-prämierten Drama „The Father“ präsentiert der französische Filmemacher Florian Zeller („Verliebt in meine Frau“) mit „The Son“ das nächste Oscar-verdächtige Drama um den 17 Jahre alten Nicholas (Zen McGrath), der die Schule schwänzt, düstere Gedanken hegt und keine Freunde hat. Dabei war er eigentlich immer ein sehr unbeschwerter Junge. Als er von seiner Mutter Kate (Laura Dern) zu seinem Vater Peter (Hugh Jackman) zieht, kommt er in eine ganz neue Umgebung, nachdem sein Vater mit seiner neuen Frau Beth (Vanessa Kirby) eine Familie gegründet und Nachwuchs bekommen hat und beruflich sehr ausgelastet ist. Zwar will er seinem Sohn helfen, doch er ahnt nicht, wie sehr Nicholas unter Schmerzen leidet. Und vor allem versteht Peter nicht, dass sein Sohn nicht durch eine Phase geht, nicht einfach nur Liebeskummer hat oder ihm der Vater fehlte, sondern unter schweren Depressionen leidet. Entsprechend gefühlvoll ist der sehr minimalistische, eindringliche Score von Oscar-Preisträger Hans Zimmer („Inception“, „Dune“) ausgefallen. 
Dagegen taucht Bear McCreary bei „God of War: Ragnarök“, dem neunten Teil der erfolgreichen Videospiel-Reihe, wieder tief in die nordische Mythologie ein und präsentiert einen exotisch gefärbten, wuchtig arrangierten, großorchestralen Score, der das Treiben auf der Playstation adäquat untermalt. Außerdem komponierte er mit „The Serpent Queen“ die Serien-Adaption des Historien-Romans „Catherine de Medici: Renaissance Queen Of France“ von Leonie Frieda
Catherine de Medici (Samantha Morton) ist als verwaister Teenager aufgewachsen, heiratet dank ihres Onkels, Papst Clemens VII. (Charles Dance), eines Tages aber in den französischen Hof ein und wird die Ehefrau von Heinrich von Orléans (Alex Heath). Sie hofft auf das Vermögen und das Erbe, welches sie dort erwarten wird. Schnell muss sie jedoch feststellen, dass sie am Hof niemandem trauen kann, nicht einmal ihrem eigenen Ehemann. Der verliebt sich zudem in eine ältere Frau und Catherine muss erfahren, dass sie keine Kinder bekommen kann. Dennoch gelingt es ihr, ihre Ehe am Leben zu erhalten und 30 Jahre lang Frankreich zu regieren... 
Auf eine Zeitreise begibt sich auch Daniel Pemberton auf gewohnt verspielte und originelle Weise mit der Fortsetzung um die kleine Schwester des berühmten Detektivs Sherlock Holmes. Enola Holmes (Millie Bobby Brown) tritt in „Enola Holmes 2“ endlich in die Fußstapfen ihres weltberühmten Bruders und ermittelt nun offiziell als Privatdetektivin. Welche Verantwortung die neue Aufgabe mit sich bringt, erfährt sie in ihrem neuen Fall: Sie muss sich auf die Suche nach einem verschwundenen Mädchen begeben. Ihre Ermittlungen führen sie jedoch zum Beginn einer weitreichenden Verschwörung, die sie nur mit Hilfe ihrer Freunde und Sherlock Holmes (Henry Cavill) persönlich aufhalten kann. 
Gleich zwei neue Soundtrack-Arbeiten gibt es von Abel Korzeniowski („Penny Dreadful“) zu hören. Mit dem biographischen Drama „Emily“ vertonte er das Regiedebüt der britischen Schauspielerin Frances O’Connor („Mansfield Park“, „A.I. – Künstliche Intelligenz“). Darin spielt Emma Mackey die im ländlichen Yorkshire aufwachsende Pfarrerstochter Emily Brontë. Die junge Frau fällt immer wieder als störrische Rebellin und Außenseiterin auf. Kein Wunder, dass sie sich am wohlsten fühlt, wenn sie sich alleine in der Natur aufhält, dort kann sie sich am besten in ihre Fantasiewelt flüchten. Ihr liebstes Hobby: sich gemeinsam mit ihren Geschwistern Geschichten auszudenken. Aber bald wird Emily für solchen Unfug keine Zeit mehr haben, denn die Brontë-Schwestern müssen zum Familienunterhalt beitragen. Genau wie ihre ältere Schwester Charlotte (Alexandra Dowling) soll Emily Gouvernante werden. Doch der Druck, der nun auf ihr lastet, setzt ihr zu. 
Dazu hat Korzeniowski noch Chinonye Chukwus Biopic „Till“ mit seiner einfühlsamen Musik veredelt. Das Drama erzählt die wahre Geschichte von Mamie Till-Mobley (Danielle Deadwyler), die sich unermüdlich für Gerechtigkeit für ihren 14-jährigen Sohn Emmet (Jalyn Hall) einsetzt. Emnmet Louis Till war ein 14-jähriger afroamerikanischer Teenager, der 1955 in Mississippi beschuldigt wurde, mit einer weißen Frau geflirtet zu haben, und der auf schockierende und brutale Weise ermordet wurde. Seine Mörder wurden freigesprochen, in einer Gesellschaft, die Farbige benachteiligte, aber Mamie ließ nicht locker in ihrem Streben nach Gerechtigkeit und Bestrafung der Verantwortlichen, eine Tat, die ein wichtiger Impuls für die Entstehung der Bürgerrechtsbewegung wurde. 
Am 13. Januar erscheint mit dem Soundtrack zum Dokumentarfilm „Schattenkind“ das erste Filmmusik-Album von Dirk Maassen bei Sony Classical. Dafür hat der Komponist und Pianist die Film-Crew um Regisseur Jo Müller über zwei Jahre hinweg begleitet und szenische Eindrücke in emotionale musikalische Stimmungsbilder verwandelt. Mit seinen reduzierten Piano-Melodien, die er teilweise mit subtilen Streicher-Passagen arrangiert, findet Dirk Maassen auf einfühlsame Weise einen klanglichen Kontrast zu den beeindruckenden Bildern aus dem 90-minütigen Dokumentarfilm. 4Das bei den Internationalen Hofer Filmtagen als bester Dokumentarfilm ausgezeichnete Werk „Schattenkind“ verfolgt den Ausnahmefotografen Andreas Reiner bei seiner Arbeit und zeigt sein genügsames Leben auf einem baufälligen Bauernhof. Der aus dem Schwäbischen stammende Reiner schaut dorthin, wo andere wegsehen und erzeugt teils provokante fotografische Grenzerfahrungen, indem er zum Beispiel die Gesichter von Hinterbliebenen oder die Hände von Toten ablichtet. 
Für Dirk Maassen war die Produktion des Filmes über den langen Zeitraum von zwei Jahren eine besondere Erfahrung, nicht zuletzt auch daher, weil er als Darsteller in diesen Schlüsselszenen tief in das Geschehen und die Welt Reiners eintauchen konnte. Besonders inspiriert haben ihn die Geschichten der vielen Menschen, denen er während der Produktion begegnete. 
Regisseur Jo Müller gab Dirk Maassen keinerlei Vorgaben für die Komposition seiner Filmmusik. So konnte er sich frei ausdrücken und einen eigenen musikalischen Zugang zum Film entwickeln. Zuweilen setzte auch die Musik den Rahmen für die szenische Darstellung und Jo Müller ließ sich während der Filmarbeiten über Kopfhörer von Dirk Maassens neuen Kompositionen inspirieren. 
Mit „Adopting Audrey“ erzählt M. Cahill die Geschichte von Audrey (Jena Malone), einer rastlosen Frau, die sich ständig im Wandel befindet, sich aber nach festeren Wurzeln sehnt. Als sie sich schließlich selbst zur Adoption freigibt, findet sie Anschluss an eine Familie und geht eine unwahrscheinliche Verbindung mit dem misanthropischen Patriarchen ein. 
„Er ermutigt einen, den Rahmen zu erweitern und, und gab mir die Freiheit und die Zeit, mit Ideen und der instrumentalen Palette zu experimentieren, was ich wirklich genieße zu tun“, rekapituliert Komponist David Robbins die nach „King of California“ zweite Zusammenarbeit mit dem Filmemacher. „M. verfügt selbst über ein breites Spektrum an musikalischem Wissen und sucht und findet oft diese ungewöhnlichen Songs und Musikstücke als Weg der Demonstration, auf was er sich bezieht, und das stärkt meine Vorstellungskraft und meinen Enthusiasmus. Die Instrumente, die man hört, sind eine witzige und interessante Kollektion von Klängen, die alle gut ineinandergreifen und mir dabei halfen, die richtigen Töne für den Film zu finden. Sie beinhalten Akkordeon, Knopf-Akkordeon, Pump-Orgel, Zither, Gitarre, Piano, Bass, Glasharmonika, Schlitztrommel, Wooden Tongue Drums und verschiedene andere Percussion- und Streich-Instrumente.“ 
Mit „Forgiveness – Ten Years Without Spring“ präsentiert der preisgekrönte Filmkomponist Marcel Barsotti („Die Päpstin“, „Deutschland. Ein Sommermärchen“) den Soundtrack zum Festivalfilm „Vergebung - Zehn Jahre ohne Frühling“. Das Regiedebüt von Philip Brenke erzählt die Geschichte einer Mutter, deren Sohn seit zehn Jahren verschwunden ist und Sie Opfer einer Entführung wird ist gerade für die Berlinale eingereicht worden und wird im Laufe der nächsten Monate weltweit auf Festivals eingereicht. 
Barsotti schuf dazu einen rein elektronischen, düsteren Score mit mal bedrohlich klingenden, dann wieder sphärisch ruhigen Soundscapes, mit „Fields“ aber auch einen treibend-rhythmischen Dance-Track. 
Ein besonderes Jubiläum feiern Filmemacher Steven Spielberg und der bereits 90-jährige Komponist John Williams mit „Die Fabelmans“, denn die 31. Zusammenarbeit zwischen den beiden Hollywood-Schwergewichten markiert auch das 50-jährige Jubiläum einer unfassbar erfolgreichen Reise, die mit „Der weiße Hai“ begann und über Blockbuster wie „E.T. – Der außerirdische“, „Jurassic Park“, „Minority Report“, die „Indiana Jones“-Reihe bis hin zu „A.I. – Künstliche Intelligenz“ und „Krieg der Welten“ führte. Für „Die Fabelmans“, einen semi-autobiographischen Film über Steven Spielbergs eigene Kindheit, der im März nächsten Jahres in Deutschland startet, komponierte Williams einen einfühlsamen, sehr Streicher-lastigen Score, der mit Blech- und Holzbläsern, Gitarre, Percussions und Piano stimmungsvoll akzentuiert wurde. Ebenfalls als umfangreicher Doppel-CD-Release ist die Spielberg/Williams-Kollaboration „Amistad“ aus dem Jahre 1997 neu erhältlich, bei der Williams eindringliche afrikanische Musikelemente verarbeitete. 

Playlist: 

1. Hans Zimmer - Love Is Not Enough (The Son) - 03:22 
2. Bear McCreary - Huldra Brothers (God of War: Ragnarök) - 04:48 
3. Bear McCreary - Arrival in France (The Serpent Queen) - 03:47 
4. Daniel Pemberton - The Only Power We Have (Enola Holmes 2) - 03:46 
5. Steven Price - Journey of the Refugees (The Swimmers) - 04:17
6. Christopher Wong, Ian Rees & Garrett Crosby - Restless (Girl from the Past) - 02:38 
7. Abel Korzeniowski - The Autumn Tree (Emily) - 02:16 
8. Abel Korzeniowski - This Is My Boy (TILL) - 04:46 
9. Dirk Maassen - Muse (Schattenkind) - 03:52 
10. Paul Saunderson - Wedding Vows (Trying: Seasons 2 & 3) - 04:42 
11. Trent Reznor & Atticus Ross - The Sea, The Sea (Empire of Light) - 04:15 
12. Trent Reznor & Atticus Ross - The Great Wide Open [Reprise] (Bones and All) - 05:18 
13. David Holmes - A Very Different Britain (This England) - 03:47 
14. Martin Phipps - Actually Her (The Crown: Season 5) - 03:15 
15. David Robbins - Audrey Contemplates and Mends Her Blanket (Adopting Audrey) - 03:06 
16. Pinar Toprak - Finding Map (Slumberland) - 03:55 
17. Isabella Summers - Credits (Lady Chatterley's Lover) - 03:02 
18. Ryuichi Sakamoto - Merry Christmas Mr. Lawrence [Electric Youth Remodel] (A Tribute to Ryuichi Sakamoto - To The Moon and Back) - 05:10 
19. Danny Elfman & Chris Bacon - Morticia and Wednesday (Wednesday) - 03:10 
20. Danny Elfman - Finding Mick (White Noise) - 03:02 
21. Marcel Barsotti - Reunion (Forgiveness: Ten Years Without Spring) - 04:30 
22. Alexandre Desplat - Pinocchio Has Left (Guillermo del Toro's Pinocchio) - 01:58 
23. Dominic Lewis - Spirited (Spirited) - 03:23 
24. Dominic Lewis - Christmas Magic (Violent Night) - 02:46 
25. James Horner - A Change of the Heart (How the Grinch Stole Christmas) - 03:44 
26. John Williams - Mother and Son (The Fabelmans) - 02:29 
27. John Williams - The Crossing (Amistad) - 04:43 
28. Jerry Goldsmith - The Victor (L.A. Confidential) - 02:37 
29. Marcelo Zarvos - Sacred Motivation (Emancipation) - 05:04 
30. Volker Bertelmann - Comrdes (All Quiet on the Western Front) - 03:54 
31. Ramin Djawadi - Tertia Optio (Jack Ryan: Season 2) - 03:39 
32. Steven Price - You're Not Alone (My Policeman) - 08:08

Donnerstag, 1. Dezember 2022

Playlist #359 vom 04.12.2022 - STELVIO CIPRIANI Special

Mit über 200 Filmmusiken zählt der italienische Komponist Stelvio Cipriani zu den produktivsten Vertretern seiner Zunft, wobei er sakrale Musik ebenso schuf wie die Scores zu Italowestern, Crime-, Action-, Horror- und Erotikfilmen. Seine Stücke finden sich auch heute noch auf Soundtracks zu Werken von Filmemachern wie Quentin Tarantino („Death Proof“) und Hélène Cattet und Bruno Forzani („Amer). 
Stelvio Cipriani wurde am 20. August 1937 in Rom geboren und fand schon als Kind Gefallen an der Kirchenorgel. Nachdem sein Priester ihm die ersten Musikstunden gegeben hatte, begann Cipriani im Alter von 14 Jahren Klavier am Conservatorio Santa Cecilia in Rom zu studieren und war zunächst als Pianist auf Kreuzfahrtschiffen beschäftigt. 
Nach seiner Rückkehr nach Italien begleitete er unter anderem Rita Pavone; in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren hielt er sich auch in den USA auf, wo er mit Dave Brubeck spielte. 
1966 komponierte Cipriani zu Tomas Milians Italowestern „Ohne Dollar keinen Sarg“ (The Bounty Killer) seine erste Filmmusik. Sein nachfolgender Score zu „A Man, A Horse and a Gun“ (1967) wurde von Henry Mancini aufgenommen. Neben weiteren Arbeiten zu Italowestern begann der Römer auch für Cop-Thriller die Musik beizusteuern. 
Seinen internationalen Durchbruch feierte Cipriani 1970 mit der Musik zum Liebesdrama „Anonymous Venetian“. In seinen produktiven 1970er Jahren lieferte der Komponist jährlich gut zehn Soundtracks ab, darunter die bekannte Musik zu „La polizia sta a guardare“ (The Great Kidnapping), dessen Hauptthema er für den 1977 entstandenen Film „Tentacoli“ (Der Polyp – die Bestie mit den Todesarmen) mit John Huston und Henry Fonda in den Hauptrollen. 
Nachdem Quentin Tarantino das Stück auch in seinem Film „Death Proof“ (2007) verwendet hatte, fanden sich drei Stücke des Soundtracks („La polizia sta a guardere“, „La polizia ha le mani legate“ und „La polizia chiede aiuto“) auch in dem Film „Amer“ (2009) von Hélène Cattet und Bruno Forzani wieder. Am 1. Oktober 2018 verstarb Cipriani in Rom.
 

Filmographie: 

1967: Ohne Dollar keinen Sarg (El precio de un hombre) 
1967: Western Jack (Un uomo, un cavallo, una pistola) 
1968: I racconti del maresciallo (TV-Serie) 
1968: Der Schrecken von Kung Fu (Lo straniero di silenzio) 
1968: Luana – Der Fluch des weißen Goldes (Luana la figlia delle foresta vergine) 
1969: La legge della violenza 
1969: Agguato sul Bosforo 
1969: Femina ridens 
1969: Zwölf plus eins (12 + 1) 
1969: War Devils - Die Kriegsteufel kommen (I diavoli della guerra) 
1970: Die Bestie (La belva) 
1970: 7 vor Marsa Matruh (I 7 di Marsa Matruh) 
1970: Flash Light (Whirlpool) 
1970: Edipeon 
1970: Intimità proibita di una giovane sposa 
1970: Des Lebens Herrlichkeit (Anonimo veneziano) 
1970: Das lüsterne Quartett (The Lickerish Quartet) 
1970: Todespiste Le Mans (Le Mans scorciatoia per l’inferno) 
1971: Im Blutrausch des Satans (Reazione a catena) 
1971: Blindman, der Vollstrecker (Blindman) 
1971: Il sesso del diavolo 
1971: La lunga ombra del lupo 
1971: Die Diamantenlady (Il diavolo a sette facce) 
1971: Man nennt mich Halleluja (Testa t’ammazzo, croce… sei morto! Mi chiamano Alleluja) 
1971: Unerbittlich bis ins Grab (Se t’incontro t’ammazzo) 
1971: Rocker sterben nicht so leicht (La lunga spiaggia fredda) 
1971: L'uomo più velenoso del cobra 
1971: Die Bestie mit dem feurigen Atem (L'iguana dalla lingua di fuoco) 
1971: Im Blutrausch des Satans (Ecologia del delitto) 
1971: Formel 1 und zwei Halunken (I due della F.1 alla corsa più pazza, pazza del mondo) 
1971: Cometogether 
1971: Deviation 
1971: Oi teleftaioi tou Rupel 
1971: Der Tod küsst dich um Mitternacht (La morte cammina con i tacchi alti) 
1971: Der Teufel hat sieben Gesichter (Il diavolo a sette facce) 
1971: I due pezzi da 90 
1971: A cuore freddo 
1972: Baron Blood (Gli orrori del castello di Norimberga) 
1972: Diabolisch (La tua presenza nuda!) 
1972: Beichtet Freunde, Halleluja kommt (Il West ti va stretto, amico… è arrivato Alleluja) 
1972: Il magnifico West 
1972: Das Syndikat (La polizia ringrazia) 
1972: Schicke deinen Teufel in meine heiße Hölle (Metti lo diavolo tuo ne lo mio inferno) 
1972: Timanfaya (Amor prohibido) 
1972: El más fabuloso golpe del Far West 
1972: Ein Mann geht aufs Ganze (L'assassino... è al telefono) 
1972: Il magnifico west 
1972: Der Zeuge hinter der Wand (La tua presenza nuda!) 
1972: Racconti proibiti... di niente vestiti 
1972: Uccidere in silenzio 
1972: Il mio corpo con rabbia 
1972: Incensurato, provata disonestà, carriera assicurata, cercasi 
1972: Estratto dagli archivi segreti della polizia di una capitale europea 
1972: Typseis syneidiseos 
1972: Maschi e femmine (Dokumentation) 
1973: Die Haie von Barcelona (La redada) 
1973: Der unerbittliche Vollstrecker (La polizia sta a guardare) 
1973: Gefährliche Partner (Le mataf) 
1973: Die gnadenlose Hand des Gesetzes (La mano spietata della legge) 
1973: La notte dell'ultimo giorno 
1973: ...e continuavano a mettere lo diavolo ne lo inferno 
1973: Frau Wirtins tolle Töchterlein 
1974: El último viaje 
1974: Zwei Teufelskerle auf dem Weg zur grünen Hölle 
1974: Der mörderische Professor (Un par de zapatos del '32) 
1974: Die gnadenlose Jagd (Squadra volante) 
1974: I figli di Zanna Bianca 
1974: Das Urteil (Processo per direttissima) 
1974: 24 ore... non un minuto di più 
1974: Der Luftballonverkäufer (Il venditore di palloncini) 
1974: Die Spur des Wolfes (Il richiamo del lupo) 
1974: Wild Dogs (Cani arrabbiati) 
1974: Der Tod trägt schwarzes Leder (La polizia chiede aiuto) 
1974: Triangel (La moglie giovane) 
1975: Blutige Magie (Malocchio) 
1975: El clan de los Nazarenos 
1975: Furia nera 
1975: The Great Adventure (Il richiamo del lupo) 
1975: Der Ritt zur Hölle (I sette del gruppo selvaggio) 
1975: Mark il poliziotto 
1975: Killer Cop (La polizia ha le mani legate) 
1975: Der zweite Frühling 
1975: The Cursed Medallion (Perché?!) 
1975: Zwei Teufelskerle auf dem Weg ins Kloster 
1975: Peccato senza malizia 
1975: Gli angeli dalle mani bendate (Dokumentation) 
1975: Due cuori, una cappella 
1975: Casanova Frankenstein (Frankenstein all'italiana) 
1975: Zwei Teufelskerle auf dem Weg nach Istanbul (Üç Kagitçilar) 
1975: Pepita Jiménez 
1976: Blondy 
1976: Dov'è Anna? (TV-Mini-Serie) 
1976: The 44 Specialist (Mark colpisce ancora) 
1976: Die Herrenreiterin (La padrona è servita) 
1976: Kaliber 38 - Genau zwischen die Augen (Quelli della calibro 38) 
1976: Memoria 
1976: Le deportate della sezione speciale SS 
1976: Maria R. e gli angeli di Trastevere 
1976: Stella – einem Stern gewidmet (Dedicato a una stella) 
1976: Pantaleón y las visitadoras
1976: The .44 Specialist (Mark colpisce ancora) 
1976: Le due orfanelle
1977: 3 Teufelskerle lachen alles nieder (Babanın evlatları) 
1977: Angriff aus der Tiefe (Tentacoli) 
1977: Sonderkommando ins Jenseits (La polizia è sconfitta) 
1977: Gewalt über der Stadt (Torino violenta) 
1977: Die Nonne und das Biest (Suor Emanuelle) 
1977: Der Polyp – Die Bestie mit den Todesarmen (Tentacoli) 
1977: 20 im Auto, 40 im Bett (Es pecado... pero me gusta) 
1977: Highway Racer (Poliziotto sprint) 
1977: Cara sposa 
1977: Il Fauno di marmo (TV-Mini-Serie) 
1977: Stacco 
1978: Questo si che è amore 
1978: Una loca extravagancia sexy 
1978: Provinz ohne Gesetz (Provincia violenta) 
1978: Die Zuhälterin (Poliziotto senza paura) 
1978: Malabestia 
1978: Maternale (Fernsehfilm) 
1978: Gli ultimi angeli 
1978: Häutet sie lebend (Scorticateli vivi) 
1978: Convoy Busters (Un poliziotto scomodo) 
1978: Covert Action – Rauschgift tötet leise (Sono stato un agente C.I.A.) 
1978: SOS-SOS-SOS Bermuda-Dreieck (Il triangolo delle Bermude) 
1978: Papaya – Die Liebesgöttin der Kannibalen (Papaya dei Caraibi) 
1978: Haie am Todesriff (Bermude: la fossa maledetta) 
1978: Blutige Schatten (Solamente nero) 
1978: Little Lips - Der zärtliche Tod (Piccole labbra) 
1978: L'enfant de nuit 
1979: Deckname Scorpion – er kennt keine Gnade… (Bersaglio altezza uomo) 
1978: Die Aasgeier kommen (Duri a morire) 
1978: Non sparate sui bambini 
1978: Convoy Busters (Un poliziotto scomodo) 
1979: Das Concorde Inferno (Concorde Affaire '79) 
1979: Unheimliche Begegnung in der Tiefe (Encuentro en el abismo) 
1979: Torino centrale del vizio 
1979: Midnight Blue 
1979: Der Sexbomber (Pensione Amore - SerVizio completo) 
1979: Libidine 
1979: Ein nacktes Mädchen weiß zuviel (La vedova del trullo) 
1979: La supplente va in città 
1979: Hunted City (Sbirro, la tua legge è lenta... la mia... no!) 
1979: Zwei Kuckuckseier im Gruselnest (Polvos mágicos) 
1979: Un'ombra nell'ombra 
1979: Die heilige Bestie der Kumas (Il fiume del grande caimano) 
1979: Profumi e balocchi 
1980: Carnada 
1980: Die Mädchen vom Erziehungsheim (Journal d'une maison de correction) 
1980: Der Mann, der Venedig hieß (Poliziotto solitudine e rabbia) 
1980: Tres mujeres de hoy 
1980: Der Todesfahrer (Speed Driver) 
1980: Der Garten Eden (Eden no sono) 
1980: Großangriff der Zombies (Incubo sulla città contaminata) 
1980: Woodoo-Baby – Sex und schwarze Magie in der Karibik (Orgasmo nero) 
1980: Paradiso Blu 
1980: Mafia Kommando (Tony, l'altra faccia della Torino violenta) 
1980: Die Ratte des Syndikats (Mafia, una legge che non perdona) 
1980: Desperate Moves 
1981: Buitres sobre la ciudad 
1981: September Morning (Il falco e la colomba) 
1981: Der letzte Harem (L'ultimo harem) 
1981: El poderoso influjo de la luna 
1981: L'ultima volta insieme 
1981: Um hundertstel Sekunden (Un centesimo di secondo) 
1981: Pierino il fichissimo 
1981: La maestra di sci 
1981: Fliegende Killer - Piranha II (Piranha Part Two: The Spawning) 
1982: Buona come il pane 
1982: La villa delle anime maledette 
1982: Porno: Situación límite 
1982: Das verrückteste U-Boot der Welt (Il sommergibile più pazzo del mondo) 
1982: Mutter Teresa: Die Stimme (La voce) 
1982: È forte un casino! 
1982: Angkor - Das Tor zur Hölle (Angkor: Cambodia Express) 
1983: Los líos de Estefanía 
1983: Money Boom (Un povero ricco) 
1983: Der gelbe Teppich (La casa del tappeto giallo) 
1983: Rush 
1984: Western di cose nostre (Fernsehfilm) 
1984: Un tenero tramonto 
1984: La donna del mare 
1984: Maladonna 
1984: Nucleo zero (Fernsehfilm) 
1984: Die Höhlenkinder (I ragazzi della valle misteriosa) (TV-Serie) 
1984: Una espía enamorada 
1984: Rush 2 – Final Game (Rage - Fuoco incrociato) 
1984: Liberate Emanuela 
1985: Hungrige Skorpione (I cinque del Condor) 
1985: Baciami strega (Fernsehfilm) 
1984-85: Topacio (TV-Serie) 
1986: Crash Boys (3 supermen a Santo Domingo) 
1986-87: Atelier (TV-Mini-Serie) 
1987: Top Fighter (Rage of Honor) 
1987: Penombra 
1987: Sölnder der Apokalypse (Mercenari dell'apocalisse) 
1987: El ataque de los pájaros 
1987: Tango blu 
1988: Shark – Stunde der Entscheidung (La notte degli squali) 
1988: Combat Attack (Fuoco incrociato) 
1988: Die Kraft zu leben (Il vizio di vivere) 
1988: Don Bosco 
1988: Taxi Killer 
1988: Sapore di gloria (TV-Serie) 
1989: Blu elettrico (Fernsehfilm) 
1989: Bangkok solo andata 
1990: Ein Mann weiß zuviel (Présumé dangereux) 
1990: Voglia di vivere (Fernsehfilm) 
1990: Un metro all'alba 
1990: Abatjour 2 
1991: Vita coi figli (Fernsehfilm) 
1991: Grazie al cielo c'è Totò 
1991: Power Force 
1991: ...Se non avessi l'amore 
1991: Madre padrona 
1992: I padri della patria (TV-Serie) 
1992: L'urlo della verità 
1993: Out of Control 
1993: Per amore o per amicizia (Fernsehfilm) 
1994: Voci dal profondo 
1994: La ragnatela del silenzio - A.I.D.S. 
1994: Ready to Kill 
1995: Bambola di carne 
1996: La balena azzura 
1997: Ich will dich nicht verlieren (Mio padre è innocente) 
1997: Un bel dì vedremo 
1998: Mashamal - ritorno al deserto 
2001: Queen’s Messenger 
2001: Terror im Orient Express (Death, Deceit & Destiny Aboard the Orient Express) 
2001: She – Herrscherin der Wüste (She) 
2002: Il destino ha 4 zampe (Fernsehfilm) 
2003: L'acqua... il fuoco 
2003: La mia vita a stelle e strisce 
2003: Con aura senz'aura: Viaggio ai confini dell'arte (Dokumentation) 
2004: Bellissime (Dokumentation) 
2004: Le cinque giornate di Milano (Fernsehfilm) 
2004: Per giusto omicidio 
2006: Le flame del paradis 
2006: Bellissime 2 (Dokumentation) 
2006: Terapia Roosevelt 
2007: The Vatican Museums 
2008: Trilogia - Il pensiero, lo sguardo, la parola (Dokumentation) 
2010: Pirgioniero di un segreto 
2013: Trilussa - Storia d'amore e di poesia (Fernsehfilm) 
2013: The Winner 3D 
2015: Balando il silenzio 

Playlist:

1. Stelvio Cipriani - Deguello (The Bounty Killer) - 03:16 
2. Stelvio Cipriani - Viaggio Nella Prateria (Un Uomo, Un Cavallo, Una Pistola) - 03:47 
3. Stelvio Cipriani - Sophisticated Smile (Femina Ridens) - 03:45 
4. Stelvio Cipriani - Adagio (Anonimo Veneziano) - 04:51 
5. Stelvio Cipriani feat. Edda Dell'Orso - Seq. 3 (Edipeon) - 03:15 
6. Stelvio Cipriani - Fine della belva (La Belva) - 03:26 
7. Stelvio Cipriani - Blindman Escapes (Blindman) - 02:28 
8. Stelvio Cipriani - Seq. 2 (Deviation) - 03:43 
9. Stelvio Cipriani - Titoli (Ecologia Del Delitto) - 02:06 
10. Stelvio Cipriani - Rapina E Fuga (Cani Arrabbiati) - 04:10 
11. Stelvio Cipriani - Titoli (Gli Orrori Del Castello Di Norimberga) - 04:28 
12. Stelvio Cipriani - Seq. 4 (Il Diavolo A Sette Facce) - 03:10 
13. Stelvio Cipriani - Titoli (Il Sesso Del Diavolo) - 03:06 
14. Stelvio Cipriani - Seq. 6 (La lunga spiaggia fredda) - 03:44 
15. Stelvio Cipriani - Felicita (La Morte Cammina Con I Tacchi Alti) - 03:40 
16. Stelvio Cipriani - Dolce Marion (Nevada - El Mas Fabuloso Golpe Del Far-West) - 02:39 
17. Stelvio Cipriani - Seq. 26 (Orgasmo Nero) - 03:43 
18. Stelvio Cipriani & Goblin - Lettere (Solamente Nero) - 02:39 
19. Stelvio Cipriani - Small Town Pleasures (Tentacles) - 03:16 
20. Stelvio Cipriani - Pt. 5 (Dov'è anna?) - 05:19 
21. Stelvio Cipriani - Imaginations (Barbara) - 04:11 
22. Stelvio Cipriani - Destiny [Bolero] (Death, Deceit & Destiny Aboard The Orient Express) - 06:23 
23. Stelvio Cipriani - Seq. 15 (Lady Lucifera) - 03:46 
24. Stelvio Cipriani - Suite (La Polizia Ha Le Mani Legate) - 04:46 
25. Stelvio Cipriani - Notte d'amore (L'ultimo Harem) - 05:22 
26. Stelvio Cipriani - Seq. 5 (Paradiso Blu) - 03:19 
27. Stelvio Cipriani - Investigation Rhythm (Sono stato un Agente CIA) - 03:52 
28. Stelvio Cipriani - Seq. 12 (Gli ultimi angeli) - 03:05 
29. Stelvio Cipriani - Seq. 1 (Uccidere In Silenzio) - 03:36 
30. Stelvio Cipriani - Seq. 5 (Le Mans, scorciatoia per l'inferno) - 07:00

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