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Sonntag, 12. Mai 2024

Playlist #397 vom 19.05.2024 - Neuheiten 2024 (3)

Wie sehr sich die Bereiche von U- und E-Musik, von Rock, Pop, Electro, Klassik und Filmmusik mittlerweile überschneiden, wird vor allem dann deutlich, wenn sich renommierte Filmkomponisten in anderen musikalischen Genres versuchen. Ein besonders prominentes Beispiel stellt Danny Elfman dar, der seine musikalische Karriere als Sänger und Komponist bei der Rock-Band Oingo Boingo begann, ehe er zu einem der begehrtesten Filmkomponisten in Hollywood avancierte. Nun hat er mit „Percussion Concerto & Wunderkammer“ sein neues konzertantes Werk bei Sony Classical veröffentlicht. Auch Cliff Eidelman legt mit „Symphony No. 2“ ein neues Klassik-Album vor. Neben Ausschnitten aus diesen beiden Alben gibt in dieser Sendung neue Filmmusik von Hans Zimmer, Alex Heffes, Nick Cave & Warren Ellis, Michael Giacchino, Nainita Desai, Trent Reznor & Atticus Ross sowie Christopher Young zu hören. 

Der Oscar-prämierte Drehbuchautor Steve Zaillian („Schindlers Liste“, „American Gangster“, „The Irishman“) hat bereits mit der Mini-Serie „Night Of“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er nicht nur als Showrunner und Autor großartige Arbeit leistet, sondern auch Regie führen kann. Nun hat er sich des Krimi-Klassikers „Der talentierte Mr. Ripley“ von Patricia Highsmith angenommen, den René Clément erstmals 1960 unter dem Titel „Nur die Sonne war Zeuge“ mit Alain Delon in der Hauptrolle verfilmte. 1999 folgte eine ebenso berühmte Verfilmung durch Anthony Minghella unter dem Romantitel mit Jude Law, Matt Damon, Gwyneth Paltrow und Cate Blanchett in den Hauptrollen, 2002 eine weitere von Liliana Cavani mit dem Titel „Ripley’s Game“ und John Malkovich in der Hauptrolle. Doch damit nicht genug. Nun legt Zaillian legt mit der 8-teiligen Mini-Serie „Ripley“ die atmosphärisch dichteste und die dem Stoff am nächsten stehende Adaption vor, die ebenso wie „Night Of“ von Jeff Russo („Fargo“, „Star Trek: Picard“) atmosphärisch dicht untermalt worden ist. 
Die israelische Filmemacherin Tali Shalom-Ezer („My Days Of Mercy“, „Princess“) legt mit „The Tattooist of Auschwitz“ eine sechsteilige Miniserie nach dem gleichnamigen Roman von Heather Morris vor. 
Im Jahr 1942 wird der slowakische Jude Lali in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wird er im Arbeitslager als Tätowierer eingeteilt, der den anderen Mitgefangenen Identifikationsnummern auf den Arm stechen soll. Als er eines Tages auch die junge Gita tätowiert, verlieben sich die beiden auf den ersten Blick ineinander. Unter ständiger Beobachtung des Nazi-SS-Offizier Stefan Baretzki versuchen die beiden, um ihr Leben und um ihre Liebe zu kämpfen. Für die emotional berührende Musik zeichnet sich Hans Zimmer in Zusammenarbeit mit Kara Talve aus. 
Mit „Hope and Glory“ haben die beiden Filmemacher und enthusiastischen „Mad Max“-Fans Erik van Schoor und Adrian Martin einen Action-Kurzfilm inszeniert, der sich genau in diesem Universum abspielt, für die der deutsche Komponist Dimitris Dodoras eine Mixtur aus elektronischem und orchestralem Score mit wuchtigen Percussions kreierte. 
Mit ihrem neuen Horror-Thriller „The Soul Eater“ erzählen Julien Maury und Alexandre Bustillo die Geschichte eines brutalen Doppelmords, der von der Kommandantin Guardiano und dem Gendamerie-Hauptmann Franck de Rolan aufgeklärt werden soll, der wiederum mit einer Reihe von verschwundenen Kindern konfrontiert ist. Dabei bekommen sie es mit erschreckenden okkulten Legenden zu tun. 
„Die angstauslösende musikalische Färbung des Films musste durch eine Mischung aus thematischen Motiven und Klängen mit einem sehr schmutzigen Klangeindruck einen modernen Charakter annehmen“, beschreibt Raphaël Gesqua den Ansatz für seine Partitur zu „The Soul Eater“. „Das elektronische Hauptthema wird somit von einem klagenden Motiv überdeckt, das vokal wirkt, es aber nicht wirklich ist, da es aus synthetischen Mischungen besteht, deren Summe einer menschlichen Stimme nahekommt. Ich habe damit versucht, die fast undefinierbare und ungreifbare Natur der Verzweiflung hervorzuheben, die den ganzen Film über auf den Charakteren lastet.“ 
Auch wenn Erlingur Thoroddsens Horror-Thriller „The Piper“ um die verstörenden Ursprünge einer Melodie, die Teil verschollener Noten sind, die die Mentorin einer jungen Komponistin vernichten wollte, nur hartgesottene Genre-Fans unterhalten dürfte, ist die Musik von Altmeister Christopher Young („Hellraiser“, „The Dark Half“, „Jennifer 8“, „Copycat“) wie gewohnt auf qualitativ hohem Niveau. 
Das lässt sich auch von Danny Elfmans neuer Klassik-CD „Percussion Concerto & Wunderkammer“ sagen. Nach der Premiere seines ersten „Violin Concerto“ legt er neben dem mit Percussion-Spieler Colin Currie entstandenen „Percussion Concerto“ eine zweite Arbeit mit dem Titel „Wunderkammer“ vor, die Elfman für das National Youth Orchestra of Great Britain geschrieben hat. „Meine ursprüngliche Idee bestand darin, etwas zu schreiben, das sehr herausfordernd für sie sein würde, da ich wusste, dass sie dafür aufgeschlossen sind, und etwas, das auch lustig und aufregend für sie sein würde, mit immer wieder verschiedenen Instrumenten-Sektionen, so dass jeder einen Moment zum Glänzen hätte“, berichtet Elfman im Booklet zur CD, die gerade bei Sony Classical erschienen ist.

Playlist:

01. Jeff Russo - Tom (Ripley) - 04:22 
02. Hans Zimmer & Kara Talve - One Day, When It's Safe (The Tattooist of Auschwitz) - 03:11 
03. Michael Giacchino - The Lost City of Bea (IF) - 06:30 
04. Nick Cave & Warren Ellis - The End (Back to Black) - 02:02 
05. Diego Baldenweg - On a Mission (In the Land of Saints and Sinners) - 02:54 
06. Paul Leonard-Morgan - We're All Just Stories (Bodkin) - 02:26 
07. Ben Salisbury & Geoff Barrow - Moving Out (Civil War) - 02:30 
08. Daniel Hart - She Could Dream, Thank You (Interview With the Vampire: Season 2) - 04:29 
09. Alex Heffes - The Bargain (The Regime) - 05:12 
10. Alex Heffes - Knox Goes Away (Knox Goes Away) - 02:35 
11. Alex Heffes - Only One Door (Shardlake) - 03:33 
12. Dimitris Dodoras - Our World Is Dying (Hope and Glory) - 02:16 
13. Trent Reznor & Atticus Ross - Final Set (Challengers) - 03:06 
14. Nainita Desai - Truth Or Lies (What Jennifer Did) - 04:07 
15. Nainita Desai - The Road to Kivuli (Tales of Kenzera: ZAU) - 05:10 
16. Harry Peat & Nainita Desai - Where Is She? (Something in the Water) - 04:08 
17. Federico Jusid - The Confederacy of the Humbled (A Gentleman In Moscow) - 03:02 
18. WOW JONES & JIMIJAME$ - My Fault (Parish) - 03:25 
19. John Carpenter, Cody Carpenter & Daniel Davies - The Burning Door (Lost Themes IV: Noir) - 03:21 
20. Raphaël Gesqua - Franck de Rolan (The Soul Eater) - 03:24 
21. Danny Elfman - Wunderkammer: II (Percussion Concerto & Wunderkammer) - 06:55 
22. Cliff Eidelman - Movement II (Symphony No. 2) - 07:36
23. Brian Tyler - Daddy Dearest (Abigail) - 04:18 
24. Jason Hill - Loose Ends (Dark Matter: Season 1) - 03:19 
25. Christopher Young - Movement 2 (The Piper) - 07:34
26. Rachel Portman & Jon Ehrlich - Addy's Letters (We Were the Lucky Ones) - 03:09
27. Ramin Djawadi - T-60 (Fallout) - 03:22 
28. Marcel Barsotti - Hideway (If the Father and the Son) - 03:16
29. Wendy & Lisa - We May Never Know (Outer Range: Season 2) - 13:04

Sonntag, 24. Dezember 2023

Playlist #387 vom 31.12.2023 - Neuheiten 2023 (8)

Zum Jahreswechsel ist die Playlist meiner diesjährig letzten Neuheiten-Sendung von einigen Weihnachtsfilmen geprägt, für die Komponisten wie David Arnold, Christopher Lennertz und Marcel Barsotti die Musik komponiert haben. Darüber hinaus haben Harry Gregson-Williams, sein Bruder Rupert Gregson-Williams, Martin Phipps und Jeff Russo neue Musik zu Fernsehserien wie „The Crown“, „Fargo“ und „The Gilded Age“ veröffentlicht, während sich prominente Filmkomponisten wie Daniel Pemberton, Alexandre Desplat, Volker Bertelmann, Michael Giacchino und Benjamin Wallfisch ein Stelldichein mit jungen Talenten wie Kristian Sensini, Sharon Farber, Richard Reed Parry, Leo Birenberg, Lasse Enersen und Emilie Levienaise-Farrouch geben. 
Nachdem Hans Zimmer, Rupert Gregson-Williams und Lorne Balfe für die ersten beiden Staffeln der historischen Drama-Serie „The Crown“ verantwortlich gewesen sind, hat Martin Phipps seit der dritten Staffel die musikalische Leitung für die Netflix-Produktion über das Leben und die Regierungszeit von Königin Elisabeth II. übernommen. Für die abschließende sechste Staffel hat Phipps einmal mehr eine sehr fragile, eindringliche Musik mit ätherischen Vocal-Akzenten kreiert. 
Mit seinem neuen Film „Ferrari“ schuf Michael Mann („Miami Vice“, „Heat“) ein filmisches Denkmal über den italienischen Auto-Mogul Enzo Ferrari. Der Film setzt im Sommer 1957 an, als das von Enzo Ferrari (Adam Driver) und seiner Frau Laura (Penélope Cruz) vor zehn Jahren aus dem Nichts aufgebaute Unternehmen vor dem Bankrott bewahren müssen. Der Tod ihres gemeinsamen Sohnes macht das Eheleben nicht einfacher, doch statt aufzugeben, entscheidet sich Enzo notgedrungen dazu, sein Rennteam am berüchtigten Mille Miglia teilnehmen zu lassen, einem Rennereignis, das sich über 1.000 Meilen quer durch Italien zieht und letztlich 12 Todesopfer fordert… 
Pemberton, der sich bereits durch seine Zusammenarbeit mit Ridley Scott („The Counselor“, „Alles Geld der Welt“) und Produktionen wie „Enola Holmes“ und „Slow Horses“ einen Namen machen konnte, komponierte für „Ferrari“ einen oftmals düsteren, streicherlastigen Score, der vor allem bei dem Stück „Enzo Ferrari“ auch durch seine melodische Kraft betört. 
Kristian Sensini
hat für die Filmemacherin Signe Baumane bereits den Animationsfilm „Rocks in My Pockets“ vertont. Ihr neues gemeinsames Projekt „My Love Affair with Marriage“ erzählt von der jungen, temperamentvollen Zelma, die fest entschlossen wirkt, sich dem Druck der singenden Mythologie-Sirenen anzupassen, um geliebt zu werden, doch je mehr sie sich anpasst, desto mehr wehrt sich in dieser Geschichte über die weibliche innere Rebellion auch ihr Körper. 
„Ich bin mir nicht sicher, ob dies meine beste Arbeit ist“, erzählt Sensini über seine Arbeit an dem Film. „Ich bin mir sicher, dass das Projekt definitiv das vielseitigste ist und die längste Zeit in Anspruch nahm, für das ich im Laufe der Jahre gearbeitet habe. Es war sicherlich das anregendste und umfasste alles von Broadway-Musicals über Lieder verschiedener Genres bis hin zu Orchestermusik und Volksmusik. Ganz zu schweigen vom experimentelleren Teil, in dem wir gemeinsam mit der Regisseurin Signe Baumane beschlossen haben, nur Schlaginstrumente zu verwenden, um musikalisch darzustellen, was in unserem Körper und Geist passiert, wenn wir uns verlieben und eine Beziehung zu einem anderen Menschen eingehen.“ 
Der Weihnachts-Part beginnt mit David Arnolds Musik zu der animierten Verfilmung von Judith Kerrs Kinderbuch-Klassiker „Mog’s Christmas“, setzt sich über Christopher Lennertz‘ Beitrag zu dem Familienfilm „Dashing Through the Snow“ über einen geschiedenen Sozialarbeiter fort, der seine Tochter an Heiligabend mit auf einen Ausflug nimmt, und endet nach Lasse Enersens Musik zur Horror-Komödie „There’s Something in the Barn“ bei der deutschen Filmproduktion „Oh Tannenbaum“ aus dem Jahr 2007, zu der allerdings erst jetzt die stimmungsvolle Musik von Marcel Barsotti veröffentlicht worden ist.
Alexandre Desplat vertonte mit „The Boys in the Boat“ den neuen Film von George Clooney, der auf dem Bestseller über die wahre Geschichte des Ruderteams der University of Washington von 1936 basiert, das bei den Olympischen Sommerspielen in Berlin um Gold kämpfte. 
Im vergangenen Jahr veröffentlichten der Ambient-Musiker Peter Davidson und Karl Gasleben (Twice A Man, The Butterfly Effect, Gasleben & Electric Friends) ein Ambient-Album namens „Aerial Ship of Flowers“, das nun zum Projektnamen der beiden Ausnahmemusiker geworden ist. Mit „Speaking Trees“ folgt nun ein psychedelisch anmutendes Ambient-Album mit drei elegischen Soundscapes, die sphärische Elektronikklänge auf harmonische Weise mit Peter Davidsons Gitarren-Melodien verbinden.

Playlist:

1. Martin Phipps - Funeral Preparations (The Crown: Season Six) - 04:30 
2. Daniel Pemberton - Enzo Ferrari (Ferrari) - 05:27 
3. Kristian Sensini - Enter Zelma (My Love Affair With Marriage) - 03:01 
4. Danny Bensi & Saunder Jurriaans - Will You Join Us (A Murder at the End of the World) - 04:05 
5. Benjamin Wallfisch - Ragon Snow Peak (Earth - Revival) - 01:39 
6. Volker Bertelmann - Spying the Bridge (Unwanted) - 02:37 
7. Volker Bertelmann & Raffael Seyfried - It's Not Your Fault (The Dive) - 04:06 
8. Michel Legrand - Elizabeth On Set (May December) - 02:34 
9. Laura Karpman - Hi Lorraine (American Fiction) - 02:55 
10. Pinar Toprak - Rainforest Whispers (Avatar: Frontiers of Pandora) - 03:05 
11. David Arnold - Sad Family (Mog's Christmas) - 01:32 
12. Christopher Lennertz - Ho, Ho, Holiday Finale (Dashing Through the Snow) - 05:20 
13. Lasse Enersen - A Good Christmas? (There's Something in the Barn) - 03:01 
14. Marcel Barsotti - Oh Tannenbaum (Oh Christmas Tree) - 06:06 
15. Marcel Barsotti - Best Friends (The Man By Her Side) - 02:51 
16. Richard Reed Parry - Hungover and Late (Eileen) - 03:35 
17. Sharon Farber - If You Find Love, Be Loving (Jacob the Baker) - 06:55 
18. Jeff Russo - Fargo 5 Main Theme [Secret Suite] (Fargo Year 5) - 08:06 
19. Harry Gregson-Williams & Rupert Gregson-Williams - Beneath the Surface (The Gilded Age: Season 2) - 02:46 
20. Fil Eisler - Mr Green (Fast Charlie) - 02:36 
21. Michael Giacchino - Onward (Society of the Snow) - 03:18 
22. Gaute Storaas - I kirketårnet (Skomakergata) - 03:23 
23. Leo Birenberg - Finale (Butcher's Crossing) - 03:19 
24. Dan Romer - That Was My Last Wish (Genie) - 02:29 
25. Craig Armstrong - James Leaves Aurelia [Extended Version] (Love Actually - The Love Themes For Orchestra) - 03:19 
26. Alexandre Desplat - Joe Out of Sync (The Boys in the Boat) - 03:18 
27. Emilie Levienaise-Farrouch - Come Back Soon (All of Us Strangers) - 02:46 
28. Martin Phipps - Make the Rain Stop (Napoleon) - 02:08 
29. Hans Appelqvist - The Cave (Ricardo et la Peinture) - 02:11 
30. Frank Ilfman & Antonio Tublen - Hypnosis (Robin) - 02:01 
31. Mac Quayle - Beach Day (Leave the World Behind) - 02:56 
32. Tom Holkenborg - My Life For Hers (Rebel Moon - Part One: A Child of Fire) - 03:33 
33. Aerial Ship of Flowers - Voices [excerpt] (Speaking Trees) - 09:04

Mittwoch, 15. November 2023

Playlist #384 vom 19.11.2023 - Neuheiten 2023 (7)

Die megaerfolgreiche Verfilmung der „Tribute von Panem“-Trilogie von Suzanne Collins findet wie in Hollywood nicht unüblich seine Fortsetzung in einem Prequel. „The Hunger Games: The Ballad of Songbirds & Snakes“ wurde wie die letzten drei Filme von Francis Lawrence inszeniert und durch seinem langjährigen Weggefährten James Newton Howard vertont. Von ihm gibt es in dieser Sendung auch die Musik zur Bestseller-Verfilmung von „All the Light We Cannot See“ und „Pain Hustlers“ zu hören. Außerdem dabei: Alexandre Desplat, Robbie Robertson, Cyril Morin, Fernando Velázquez, Craig Armstrong und neue Musik aus den Fernsehserien „For All Mankind“ und „Lessons In Chemistry“

Die vierteilige Netflix-Adaption von Anthony Doerrs Bestseller „Alles Licht, das wir nicht sehen“ führt den Zuschauer ins Europa des Zweiten Weltkriegs und erzählt die Geschichte des blinden Mädchens Marie-Laure Leblanc (Aria Mia Loberti), das bei ihrem Onkel in Frankreich Zuflucht sucht, als der Krieg ihre Heimat unbewohnbar werden lässt, und dem im Ruhrgebiet lebenden Teenager Werner Pfennig (Louis Hofmann), der von Wehrmacht wegen seines außergewöhnlichen Talents eingesetzt wird, Radios blitzschnell zu reparieren, um gegnerische Sender aufzuspüren und diese aus dem Verkehr zu ziehen. Dagegen setzt Marie-Laure die Radiotechnik ein, um verdeckte Widerstandsbotschaften zu senden. Werner soll sich auf die Suche nach dem feindlichen Signal machen... 
James Newton Howard schuf dazu einen einfühlsamen Score, der von melancholischen Piano-Melodien und sanften Streichern getragen wird. 
„Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds & Snakes“ spielt 64 Jahre vor den Ereignissen im ersten Film, kurz nach den sogenannten „Dunklen Tagen“, mit denen die Rebellion der Distrikte Panems gegen das Kapitol bezeichnet wurde, die allerdings scheiterte und zur Vernichtung von Distrikt 13 und zur Einführung der „Hunger Games“ führte. 
Die einst mächtige Familie Snow durchlebt schwere Zeiten, hängt ihr Schicksal doch maßgeblich davon ab, ob es dem erst 18-jährigen Coriolanus Snow (Tom Blyth) gelingt, seine Konkurrenten zu übertrumpfen und als Mentor dafür zu sorgen, dass sein Tribut die Aufmerksamkeit des Kapitols auf sich zieht. Dass Coriolanus ausgerechnet Lucy Gray Baird (Rachel Zegler), dem weiblichen Tribut aus dem heruntergekommenen Distrikt 12, als Mentor zur Seite stehen soll, empfindet er deshalb als eine absolute Demütigung. Doch dann sorgt das Schicksal dafür, dass Lucy und Coriolanus untrennbar miteinander verbunden werden, und es kommt zu einem Kampf an zwei Fronten: Während es in der Arena um Leben und Tod geht, kämpft Coriolanus außerhalb gegen die stetig wachsenden Gefühle für seinen Tribut... 
James Newton Howard, der seit dem ersten „Die Tribute von Panem“-Film von 2012 das Franchise vertont und seit den Soundtracks für die Shyamalan-Filme „Signs“ und „The Village“ immer wieder mit ausgesuchten Solisten zusammenarbeitet, hat für das Prequel die chinesische Pianistin Yuja Wang mit an Bord geholt, um die emotionale Tiefe des Scores zu verstärken. 
Volker Bertelmann, der in den letzten Jahren vor allem als Filmkomponist für Produktionen wie „War Sailor“, „Im Westen nichts Neues“ und „Against the Ice“ tätig gewesen ist, präsentiert unter seinem Künstlernamen Hauschka mit „Philanthropy“ sein erstes Album nach vier Jahren. Auf das 2019 bei Sony Classical erschienene, weitgehend mit einem Piano eingespielten Album „A Different Forest“ folgt nun bei City Slang ein sehr abwechslungsreiches Album, das zwar überwiegend zuhause an seinem Piano eingespielt worden ist, bei dem aber auch Instrumente wie eine türkische Davoul Drum, Synthesizer und Solisten wie die Cellistin Laura Wiek, die Violinistin Karina Buschinger und der Drummer Samuli Kosminen zum Einsatz kamen. 
„Dieses Projekt nimmt einen besonderen Platz in meinem Herzen ein“, bekennt Volker „Hauschka“ Bertelmann auf seiner Facebook-Seite. „,Philanthropy‘ ist nicht nur ein Album, es stellt auch eine Reflexion zum Thema Empathie dar. Es ist das Ergebnis von Experimentieren und Improvisieren, eine Antwort auf die vergangenen Jahre. Als Hauschka bin ich dieses Projekt mit einem philosophischen Hintergrund angegangen, um Musik zu kreieren, die sowohl zugänglich als auch leidenschaftlich ist. Ich hoffe, dass einige der Ideen und Gefühle, die ich während des Komponierens hatte, rüberkommen und hilfreich sein können.“ 
Martin Scorsese gehört mit Meisterwerken wie „Wie ein wilder Stier“, „Taxi Driver“, „Die Farbe des Geldes“ und „GoodFellas“ zu den größten noch lebenden Regisseuren der Welt. Seine letzten Werke wie „The Wolf of Wall Street“ und „The Irishman“ untermauerten sein Genie, sprengten aber auch die 3-Stunden-Laufzeit-Marke, was in Hollywoods Studios schwer unterzubringen ist. Nachdem das dreieinhalbstündige Mafia-Epos „The Irishman“ (2019) von Netflix produziert worden ist, wurde Scorseses neuer Film „Killers of the Flower Moon“ von Apple+ produziert und bringt Scorseses Lieblingsdarsteller Leonardo DiCaprio und Robert De Niro zusammen. 
Das fast dreieinhalbstündige Western-Drama spielt in den 1920er Jahren und erzählt davon, wie auf dem Gebiet der Osage Nation im Bundesstaat Oklahoma so viel Öl gefunden wurde, dass die dort lebenden indigenen Völker Nordamerikas zu großem Reichtum gelangt sind. Doch auch die Weißen Siedler haben es auf das schwarze Gold abgesehen, allen voran der einflussreiche Rancher William Hale (Robert De Niro) und dessen Neffe Ernest Burkhart (Leonardo DiCaprio), der mit der Osage Mollie (Lily Gladstone) verheiratet ist. Unter den Angehörigen des Osage-Stammes kommt es plötzlich zu immer mehr Todesfällen, die im Zusammenhang mit den begehrten Ölbohrrechten zu stehen scheinen. Dies löst eine groß angelegte Untersuchung einer völlig neuen Polizeieinheit – dem FBI – aus. Tom White (Jesse Plemons), ehemaliger Texas Ranger und Gesetzeshüter alter Schule, leitet die Ermittlungen für die neue Bundesbehörde und stößt dabei in ein Wespennest aus Korruption und Mord... 
Der Soundtrack enthält neben sechs Stücken aus der damaligen Zeit einen sehr persönlichen Score von Robbie Robertson, der bei „Killers of the Flower Moon“ bereits das elfte Mal mit Scorsese zusammengearbeitet hat. Robertson hat einen Großteil seiner Kindheit als Sohn einer Mohikaner-Mutter im Sechs-Nationen-Reservat verbracht und versucht, tief in die emotionalen Aspekte der Geschichte einzutauchen. 
„Ich finde, dass die Partitur in vielerlei Hinsicht unerwartet ist und den Kern der Geschichte authentisch widerspiegelt. Für mich ist es eine Art Perfektion, diesen großen Kreis komplett durchlaufen zu können. Angefangen bei Six Nations, als Musik in mein Leben kam, und dann zu meiner Geschichte mit Martin Scorsese und allen Filmen bis hin zu ,Killers of the Flower Moon‘. Die Tatsache, dass wir einen Western auf unsere eigene Art machen, hätte man wirklich nicht erwarten können.“ 

Playlist:

1. James Newton Howard - Model City (All the Light We Cannot See) - 03:24 
2. James Newton Howard & Yuja Wang - Ideas Firing (The Hunger Games: The Ballad of Songbirds and Snakes) - 04:24  
3. Craig Armstrong - The Great Escaper [Romantic Version] (The Great Escaper) - 04:37 
4. Jeff Russo & Paul Doucette - Montage (For All Mankind: Season 4) - 03:26 
5. Lolita Ritmanis - Consciousness and Love (Babylon 5 - The Road Home) - 04:57 
6. Laura Karpman - Connected (The Marvels) - 02:10 
7. Hauschka - Nature (Philanthropy) - 05:48 
8. Theodore Shapiro - Things Come Together (Trolls Band Together) - 02:36 
9. Michael Abels - One History on Top of Another (The Burial) - 02:46 
10. Cyril Morin - Exploring the Camp (Sira) - 05:29 
11. Alexandre Desplat - Fighting the Waves (Nyad) - 05:42 
12. James Newton Howard - Sheer Desparation (Pain Hustlers) - 02:52 
13. Christopher Wong - Old Memories (The Last Wife) - 04:04 
14. Brian McOmber - Getting Married (Fair Play) - 02:33 
15. Chanda Dancy - Sarah Offers Home / Learning the Ways (Lawmen - Bass Reeves) - 03:06 
16. Brandon Roberts - Police Talk to Jess (Thanksgiving) - 01:58 
17. Cristian Sandquist - Tora Gets It (Halloween Park) - 02:18 
18. Trent Reznor & Atticus Ross - The Hideout (The Killer) - 02:21 
19. The Newton Brothers - The Most Important Employee (The Fall of the House of Usher) - 04:53 
20. Robbie Robertson - They Don't Live Long (Killers of the Flower Moon) - 02:56 
21. David Wingo & Amman Abbasi - Tubular Bells - Believer (The Exorcist - Believer) - 02:38 
22. Bryce Dessner - Hero (She Came to Me) - 02:05 
23. Nicola Piovani - Interdix aux chien et aux italiens (Manodopera) - 06:38 
24. Carlos Rafael Rivera - Mysteries of The Divine (Lessons In Chemistry - Season 1) - 02:35 
25. Fernando Velázquez - El volcán (La Ternura) - 02:59 
26. Fernando Velázquez - Mauricio (La contadora de películas) - 02:32 
27. Paul Leonard-Morgan - McCarthy's Mission (Fellow Travelers) - 03:14 
28. Federico Jusid - Campos de maiz (Iosi, El Espía Arrepentido) - 02:36 
29. Roque Baños - La Formula (Awareness) - 04:46 
30. Leopold Ross - Separate Lives (Monarch: Legacy of Monsters) - 05:18 
31. David Boman - Not a Trip, a Journey (What Happens Later) - 03:28
32. Ryuichi Sakamoto - hibari (Monster) - 09:04

Samstag, 13. März 2021

Playlist #314 vom 14.03.2021 - NEUHEITEN 2021 (2)

Überwiegend ruhig und besinnlich, melodisch und einfühlsam präsentiert sich die zweite Neuheiten-Sendung in diesem Jahr. Sie wird bestimmt von Piano-lastigen Kompositionen, die Künstler wie Annelie, Alban Claudin, Dirk Maasen, Ludovico Einaudi kreiert haben, aber auch von sphärischen Elektronik-Arrangements, verführerischen Akustik-Gitarren, großorchestralen Klängen und ein paar gruseligen Scores. 
Die niederländische Künstlerin Annelie präsentiert nach ihrem 2018er Debüt-Album „After Midnight“ mit „Hertz“ ein Werk voller sanft dahingleitender Piano-Melodien mit oft leichten Streicher-Untermalungen. Die zwölf Songs sind in der gleichnamigen Konzerthalle in Utrecht aufgenommen wurden und beziehen sich auf bestimmte Ereignisse in Annelies jüngerer, aber bewegender Vergangenheit. 
„Die meisten Songs sind innerhalb kürzester Zeit entstanden, als gerade eine Menge hektischer Dinge in meinem Leben passierten: der Kauf meines ersten Hauses, Umzug, Heirat und eine wirklich große Renovierung. Viel Chaos. Piano zu spielen war mein Weg, die Dinge abzuwickeln und etwas Komfort zu finden.“ 
Nachdem der Score zu Spike Jonzes Oscar-nominierten Science-Fiction-Romanze „Her“ (2013) mit Joaquin Phoenix und Scarlett Johansson in den Hauptrollen bislang nur als „For Your Consideration“-Promo erhältlich gewesen war, erfährt die romantisch geprägte Musik der kanadischen Indie-Rocker von Arcade Fire und ihrem Landsmann Owen Pallett nach acht Jahren endlich ihre offizielle Veröffentlichung. 
„Es gibt eine geheimnisvolle Alchemie in der Art und Weise, wie Ton und Bild zusammenarbeiten, Noten und Stimmungen verschieben sich und reagieren aufeinander wie ein Kaleidoskop“, erklärt Arcade-Fire-Sänger Win Butler dazu. „Und selbst in der Abwesenheit von Bildern bleibt die emotionale Landschaft bestehen. Wir hoffen, für die Hörer einen Moment der Stille geschaffen zu haben, um sich in der Musik zu verlieren, so wie wir es beim Schreiben und Aufnehmen getan haben.“ 
Welch grandiosen jungen Künstler Island in den vergangenen Jahren hervorgebracht hat, lässt sich an den Namen Ólafur Arnalds, Jóhann Jóhannsson, Hugar und Atli Örvarsson festmachen, aber auch an dem Pianisten Víkingur Ólafsson, der nach seinen dreien phänomenalen Alben „Philip Glass Piano Works“ (2017), „Johann Sebastian Bach“ (2018) und „Debussy Rameau“ (2020) im März das neue Album „Debussy · Rameau Reflections“ veröffentlicht, das durch die mittlerweile dritte EP „Reflections Pt. 3 / RWKS“ vorbereitet wird, aus der wir den mit Hugar entstandenen, betörenden Remix des Jean-Philippe-Rameau-Stücks „L'entretien des muses“ hören. 
„Ich wollte bestimmte Werke aus einer frischen Perspektive erforschen, sie reimaginieren und andere Komponisten einladen, Elemente dieser außergewöhnlichen Stücke neu zu bearbeiten“, beschreibt Ólafsson das Konzept der EPs, die auf dem kommenden Album zusammengefasst werden. 
Nach den eher ruhiger und von Piano-Melodien geprägten Klängen, zu denen auch noch die stärker elektronisch geprägten Scores von Raphael Reed zu dem mit Gary Oldman top besetzten Drogen-Drama „Crisis“ und Volker Bertelmann mit seiner Musik zur 10-teiligen Serie „Your Honor“ von Peter Moffat mit „Breaking Bad“-Star Bryan Cranston in der Hauptrolle zählen, sorgen Christopher Young und Clinton Shorter zwischenzeitlich für etwas aufregendere, vitalere und pulsierende Elemente. Young, der mit Filmemacher Sam Raimi erstmals bei dem Grusel-Drama „The Gift – Die dunkel Gabe“ (2000) zusammengearbeitet hat und dann auch für seine Werke „Spider-Man 3“ (2007) und „Drag Me to Hell“ (2009) engagiert worden war, komponierte auch die Musik zu der dreiteiligen Mini-Serie „50 States of Fright“, in der Raimi neben anderen Regisseuren urbanen Legenden auf den Grund geht. 
Clinton Shorter, der Science-Fiction-Erfahrungen bei seiner Arbeit für die Serien „Intelligence“, „Colony“ und vor allem „The Expanse“ sammeln konnte, vertonte nun Joe Carnahans Mystery-Science-Fiction-Thriller „Boss Level“, ehe Peter Gregson mit dem Videogame-Soundtrack „Boundless“, Rob Simonsen und Edmund Butt mit ihren reduzierten Arrangements zu den Dramen „Our Friend“ und „Finding Alice“ sowie die beiden Pianisten Alban Claudin und Dirk Maassen mit ihren neuen Alben kontemplativere Klänge präsentieren. 
Der aus London stammende Komponist und visuelle Künstler Daniel Blumberg ist seit jeher an der Verbindung zwischen Songwriting und freier Komposition interessiert gewesen. Neben seinen zwei Solo-Alben „Minus“ (2018) und „On & On“ (2020) komponierte er bereits die Musik zu Kurzfilmen von den Regisseuren Brady Corbet, Lynne Ramsey, Peter Strickland und Agnès Varda. Nun präsentiert er mit „The World to Come“ seinen ersten Score für einen Langfilm, in der zwei Farmerinnen Mitte des 19. Jahrhunderts im Hinterland von New York eine zaghafte Beziehung eingehen. 
Blumberg ließ sich für seinen Score von seinem Aufenthalt am Set in Rumänien inspirieren und ließ Farmglocken, Klarinetten, Streicher und ätherische Vocals in die Arrangements einfließen. 
„Es war eine gewaltige Herausforderung, die einzigartigen Qualitäten improvisierter Musik innerhalb der Strukturen des Kinos zu bewahren, aber diese Reibung fand ich bei der Arbeit in diesem Kontext sehr aufregend“, blickt Blumberg auf die Arbeit an „The World to Come“ zurück. 
Etwas konventioneller fällt der Soundtrack zur neuesten Disney-Produktion „Raya und der letzte Drache“ aus, die Hollywood- und Disney-Veteran James Newton Howard („Dinosaurier“, „Atlantis“, „Der Schatzplanet“) mit großem Orchester und Chor vertont hat. 
Caldera Records veröffentlicht nach „The Baby“, „Birds Do It Bees Do It“, „One Potato, Two Potato“ mit dem Score zum Stanley-Kubrick-Debüt „Fear and Desire“ einen weiteren Schatz aus dem unveröffentlichten Fundus des Komponisten Gerald Fried. Ebenso wie Kubrick Zeit seines Lebens verhindern wollte, dass „Fear and Desire“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, sollte auch Frieds Score nie veröffentlicht werden. Die Soundtrack-Veröffentlichung von Caldera enthält neben dem Score zu Kubricks Langfilmdebüt aber auch die erste Zusammenarbeit der beiden Highschool-Freunde aus New York. „Day of the Fight“ ist ein 1951 entstandener kurzer Dokumentarfilm über den Boxer Walter Cartier. Fried war damals der einzige Musiker, den Kubrick kannte, und da Fried keine Erfahrung im Komponieren für Filme hatte, schaute er sich täglich einen Film im Kino an und studierte Sergey Prokofievs Arbeit zu Eisensteins Filmen. 
Zacarias M. de la Riva („Automata“, „Tadeo Jones“) komponierte zu Lluís Quílez‘ Thriller „Below Zero“ eine vielschichtige Musik zu einer Geschichte, in der der Cop Martin im Winter sechs gefährliche Häftlinge transportieren muss und dabei erkennen muss, dass er Teil eines komplexen Rettungsmission ist. 
„,Below Zero‘ ist tatsächlich ein Film in Verkleidung“, erklärt Zacarias. „Er sieht aus und fühlt sich wie ein Thriller an, aber er ist ein herzensbrechendes Drama, das ein schreckliches moralisches Dilemma aushalten muss. Die Musik muss diese Verkleidung unterstützen, indem der krude physische Part mit ausgiebiger Verwendung jeder Art von Percussions und Electronics erfüllt wird, während das Fundament und die Unterstützung für den moralischen Kampf mit zurückhaltenden Streichern und Orgel gebaut wird.“ 
Der aus Houston, Texas, stammende Komponist Gavin Keese hat bislang vor allem zusätzliche Musik für Blake Neelys Engagement in der NBC-Serie „Blindspot“ und für verschiedene Projekte von Bear McCreary wie „Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D.“, „Outlander“ und „The Walking Dead“ beigesteuert, nun präsentiert er mit „What Lies Below“ den Score zu einem Alien-Invasions-Thriller von Braden R. Duemmler, der den Komponisten vor die Herausforderung stellte, Musik zu komponieren, wie sie von einem außerirdischen Planeten stammen könnte. 
„Das wurde die Saat für einen der ungewöhnlichsten Scores, die ich geschrieben habe“, meint Keese. „Der Antagonist in dem Film verfügt über eine spezielle Verbindung zum Wasser, so dass ein großer Teil des Scores durch in Wasser getauchte Instrumente und die dadurch entstandenen einzigartigen Sounds entstanden ist. Wir haben das zu brodelnden und beunruhigenden Soundscapes entwickelt, oft stark verfremdet, um die Herkunft der ursprünglichen Instrumente zu verschleiern. Ich wollte, dass das Publikum nie sicher sein konnte, ob das, was es hört, organischen oder synthetischen Ursprungs ist, um widerzuspiegeln, dass der Antagonist nicht das ist, was er scheint.“ 
Playlist:
1. Annelie - Tomorrow (Hertz) - 03:33 
2. Arcade Fire & Owen Pallett - Dimensions (Her) - 05:40 
3. Vikingur Ólafsson & Hugar - L'entretien des muses (Hugar Rework [After Jean-Philippe Rameau]) (Reflections Pt. 3) - 05:27 
4. Raphael Reed - We Were Lucky To Get Him (Crisis) - 06:16 
5. Volker Bertelmann - What Is Courage? (Your Honor - Season 1) - 03:28 
6. Christopher Young - Goldfingered (50 States Of Fright) - 03:43 
7. Clinton Shorter - I Could Do This Forever (Boss Level) - 03:02 
8. Peter Gregson - High (Boundless) - 03:24 
9. Rob Simonsen - Friend, Variation 3 (Our Friend) - 02:45 
10. Edmund Butt - Alice Stoned At Funeral (Finding Alice) - 03:20 
11. Alban Claudin - New September (It's A Long Way To Happiness) - 04:35 
12. Dirk Maassen - Earthsong (Echoes) - 05:17 
13. Pasquale Catalano - Meglio di maggio (Il commissario ricciardi) - 03:15 
14. Daniel Blumberg - Tallie (The World To Come) - 03:19 
15. Logan Nelson - Prep & Execution (The Ghosts Above) - 03:09 
16. James Newton Howard - Return (Raya and the Last Dragon) - 04:58 
17. Jeff Beal - Buying Flowers (Breaking News In Yuba County) - 02:53 
18. Henry Jackman - When Life Was Beginning, I Saw You (Cherry) - 02:51
19. Ludovico Einaudi - Golden Butterflies (Nomadland) - 05:48 
20. Stephen Endelman - Opening Credits (Music Got Me Here) - 03:17 
21. Paul Leonard-Morgan - My Twisted Love Story (My Psychedelic Love Story) - 03:09 
22. Adam Lastiwka - That Wasn't A Healing Pool (Foreverland) - 04:34 
23. A Winged Victory For The Sullen - The Celestial City (Invisible Cities) - 03:44 
24. Jeff Russo - First Shot On The Moon (For All Mankind - Season 2) - 03:40 
25. Tom Hodge - This Is How, Even Here, I Can Be Free (The Mauritanian) - 04:06 
26. Zacarias M. de la Riva - Night Transfer (Below Zero) - 03:21 
27. Gerald Fried – Opening Credits (Fear and Desire) - 01:38 
28. Gavin Keese - Stillborn (What Lies Below) - 07:06

Dienstag, 12. Januar 2021

Playlist #310 vom 17.01.2021 - NEUHEITEN 2021 (1)

Die erste Neuheiten-Sendung in diesem Jahr stellt zugleich auch einen Rückblick auf die letzten bemerkenswerten Soundtrack-Veröffentlichungen des vergangenen Jahres dar, denn wie in vielen anderen Belangen findet auch in diesem Bereich das Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ seine Anwendung. Die in der zweiten Dezember-Hälfte veröffentlichten Scores von Hollywood-Größen wie James Newton Howard, Hans Zimmer, Alexandre Desplat und Howard Shore will ich euch ebenso wenig vorenthalten wie die neuen Arbeiten von Jeff Russo, Lorne Balfe und Cliff Martinez zu verschiedenen Serien-Highlights oder die Scores von Ilan Eshkeri, Jeff Beal und Alex Somers zu den Dokumentationen „A Perfect Planet“, „Athletin A“ und „Audrey“

Alex Somers („Honey Boy“, „Captain Fantastic“) vertonte auf ätherisch-elektronische Weise den neuen Dokumentarfilm „Audrey“ von Helena Coan über Hollywood-Star Audrey Hepburn (1929-1993), der auch nie zuvor gezeigtes Material aus der persönlichen Sammlung ihrer Familie enthält. 
Zu den preisgekrönten Naturdokumentationen des britischen Senders BBC dürfte sich nach „Planet Erde“ und „Der blaue Planet“ sicher auch David Attenboroughs neue Serie „A Perfect Planet“ einreihen. Zu der fünfteiligen Serie, die analysiert, wie die Kräfte der Natur das Leben auf der Erde bestimmen, komponierte Ilan Eshkeri („Sternwanderer“, „Hannibal Rising“) einen farbenfrohen Orchester-Score. 
Den Reigen prominenter Komponisten eröffnet der Kanadier Howard Shore, der neben seiner langjährigen Zusammenarbeit mit David Cronenberg („A History Of Violence“, „Maps To The Stars“) vor allem für Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“- und „Der Hobbit“-Trilogien bekannt geworden ist. Shore steuerte sowohl für Kornél Mundruczós Drama „Pieces of a Woman“ über die tragischen Folgen einer häuslichen Entbindung als auch für Deepa Mehtas Drama „Funny Boy“ über die sexuelle Erweckung eines Teenagers sehr gefühlvolle Scores. 
Etwas mehr spannungsgeladene Dramatik versprechen die Arbeiten von Alexandre Desplat zu George Clooneys Science-Fiction-Drama „The Midnight Sky“ und von James Newton Howard zu Paul Greengrass‘ Abenteuer-Drama „Neues aus der Welt“ mit Tom Hanks in der Hauptrolle. 
Sowohl Shores „Pieces of a Woman“ als auch diese beiden Scores dürften in die engere Auswahl der diesjährigen Oscar-Verleihung kommen. 
Zu den jüngeren Vertretern der Komponisten-Zunft zählen Kris Bowers und Daniel Wohl. Bowers schloss sein Studium an der Juilliard School mit Bachelor- und Masterabschlüssen in Jazz ab und entwickelte früh Interesse an Filmmusik. Nach „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ (2018) steuerte er vor allem die Musik zu Fernsehserien wie „When They See Us“, „Dear White People“ und „Black Monday“ bei. Nun liegt seine vielschichtige Arbeit für die historische romantische Drama-Serie „Bridgerton“ vor. 
Der in Paris geborene und aufgewachsene, nun in Los Angeles lebende Daniel Wohl hat nach seinem Studium an der Yale School of Music bislang an hierzulande eher unbekannten Projekten gearbeitet. Sein Soundtrack zu der Science-Fiction-Serie „Project Blue Book“, die sich um das gleichnamige reale Projekt dreht, in der ein skeptischer Astrophysiker und ein Ufologe die angeblichen UFO-Landungen und unerklärlichen Phänomene in den 1950er und 1960er Jahren untersuchen, verbindet bewusst klassische und elektronische Elemente, um eine einzigartige Atmosphäre zu kreieren. 
„An ,Project Blue Book‘ zu arbeiten war eine unglaubliche Erfahrung“, erklärt Wohl. „Mir stand ein enormer kreativer Raum zur Verfügung, um einen einzigartigen Sound für die Serie zu finden. Indem ich Streicher, Percussion und Electronics verwendete, fokussierte ich mich darauf, einen ,anderweltlichen‘ Score zu kreieren, der die einzigartige Mischung der Show aus Science Fiction, Mystery und Horror einfängt.“ 
Dagegen präsentiert uns Guy Farley („Land Of The Blind“, „The Flock“) mit „Silver Skates“ einen wunderbar romantischen, voll orchestralen Score, der wenig gemein hat mit dem Ballett von Pjotr Iljitsch Tschaikowski zu „Schwanensee“. Erzählt wird die Geschichte der jungen Aristokratin Alice (Sonia Priss), die sich in der Neujahrsnacht 1900 in den Botenjungen Matvey (Fedor Fedotov) verliebt, dessen einziger Wunsch einem silbernen Schlittschuhpaar gilt. Trotz ihrer gesellschaftlichen Unterschiede will das junge Paar den Neujahrstag miteinander verbringen. 
„Regisseur Michael Lockshin wollte starke Themen, Emotion, Drama und ein klassisches Orchester, um die Geschichte zu erzählen, die sich auf den gefrorenen Kanälen von St. Petersburg abspielt, wo der übergefrorene Fluss Neva als Hauptquelle des Transports benutzt wird und Schlittschuhläufer als Kuriere eingesetzt werden“, beschreibt Farley, der Claude Debussys berühmtes „Claire de Lune“ als Basis für ein grandioses Liebesthema verwendet und bei seinem Score auf russische Instrumente wie Balalaikas, Domra, Gusli, Dulcimer, Saz, Bayan und ethnische Percussion zurückgegriffen hat. 
In eine ähnlich märchenhafte Richtung bewegt sich auch die Oscar-prämierte Rachel Portman („Chocolat“, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“) mit ihrem opulenten Score zur Walt-Disney-Produktion „Die gute Fee“. In dem Film von Sharon Maguire ist der Job als Fee vom Aussterben bedroht, weshalb die ebenso junge wie ungeschickte Fee Eleanor (Jillian Bill) den Verantwortlichen beweisen will, dass die Welt gute Feen braucht. Als Eleanor den offensichtlich vergessenen Brief eines zehnjährigen Mädchens findet, macht sie die Absenderin ausfindig und stellt fest, dass aus dem Mädchen die inzwischen 40-jährige alleinerziehende Mutter Mackenzie (Isla Fisher) geworden ist, die in Boston bei einem Nachrichtensender arbeitet und nach dem Tod ihres Mannes ihre Hoffnung aufgegeben hat, ein Leben wie im Märchen zu führen. 
Als der große Ennio Morricone am 6. Juli 2020 im Alter von 91 Jahren verstarb, hinterließ er ein mehr als 500 Filmmusiken und etliche Orchesterwerke umfassendes Oeuvre, das 2017 mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk prämiert wurde. Seit seinem Tod ist eine regelrechte Flut an Wiederveröffentlichungen der Soundtracks des berühmten Filmkomponisten zu verzeichnen. Unter den Re-Releases nimmt der Score zu Roberto Faenzas Politdrama „Sostiene Pereira“ aus dem Jahre 1995 eine Sonderstellung ein. Faenza hat seit seinem Regiedebüt „Escalation“ (1967) regelmäßig mit seinem Freund Morricone zusammengearbeitet, und auch wenn der Maestro in den 1990er Jahren schon längst nicht mehr so produktiv gewesen ist wie in den 1960ern, als er durch seine einzigartige Musik zu Sergio Leones „Dollar“-Trilogie weltberühmt wurde, nahm er sich doch gern die Zeit, 1995 zum achten Mal einen Faenzo-Film mit seiner Musik zu veredeln. 
Der minimalistische, subtile und ungemein lyrische Score mit dem Gesang von Dulce Pontes untermalt auf kraftvolle, spannungsreiche Weise die Geschichte der von Marcello Mastroianni dargestellten Titelfigur, die als Nachrichtenredakteur zur Zeit der portugiesischen Diktatur von António De Oliveira Salazar für die Gestaltung der Kulturseiten zuständig ist. Seine unpolitische Einstellung ändert sich, als er sich mit dem antifaschistischen Witwer Rossi anfreundet. 
Zum Abschluss gibt uns Thomas Newman die Ehre. Der bereits 15 (!) Mal für einen Oscar nominierte Komponist vertonte Steven Soderberghs Drama „Let Them All Talk“, in dem Meryl Streep eine berühmte Autorin spielt, die eine Kreuzfahrtmit alten Freunden unternimmt, um Spaß zu haben und alte Wunden zu heilen. Newman schuf dazu einen ungewöhnlich jazzigen, groovigen Score, der auch bei der diesjährigen Oscar-Verleihung eine Rolle spielen könnte. 
Playlist: 
1. Alex Somers - Great Willow Tree (Audrey) - 03:12 
2. Howard Shore - Home (Pieces Of A Woman) - 03:28 
3. Howard Shore - Leaving Sri Lanka (Funny Boy) - 04:16 
4. Alexandre Desplat - Mission (The Midnight Sky) - 04:24 
5. James Newton Howard - End Titles (News Of The World) - 05:10 
6. Kris Bowers - When You Are Alone (Bridgerton) - 02:47 
7. Jeff Beal - On Her Own Terms (Athlete A) - 05:12 
8. Daniel Wohl - Reality (Project Blue Book) - 02:58 
9. Jeff Russo - Ethelrida (Fargo Year 4) - 06:18 
10. Jeff Russo - Syd Theme S3 (Legion: Finalmente) - 08:06 
11. Ben MacDougall - Song Of The Kindred (Godfall) - 03:41 
12. Shunsuke Kida - Maiden Astraea (Demon's Souls) - 03:11 
13. Hans Zimmer - Black Gold (Wonder Woman 1984) - 04:55 
14. Cliff Martinez - My Life Is Out There (The Wilds) - 03:51 
15. Trent Reznor & Atticus Ross - The Great Before/U Seminar (Soul) - 03:19 
16. Lorne Balfe - Land Of Spectres (His Dark Materials - Series 2) - 03:31 
17. Paul Haslinger - Worlds Beyond Reprise (Monster Hunter) - 03:26 
18. Ilan Eshkeri - Flamingos (A Perfect Planet) - 06:22 
19. Max Richter - Andante Loops (Beethoven - Opus 2020) - 06:51 
20. Peter Raeburn - The Truth (The Dry) - 06:55 
21. Carlos M. Jara - Attitude (Colgar Las Alas) - 04:37 
22. Guy Farley - The Grand Bakery (Silver Skates) - 03:16 
23. Rachel Portman - Time For Change (Godmothered) - 03:31 
24. Ennio Morricone - Valori Ritrovati (Sostiene Pereira) - 03:55 
25. Thomas Newman - Southampton Water (Let Them All Talk) - 02:02 
26. James Pickering - Outro (County Lines) - 08:07

Samstag, 21. Dezember 2019

Playlist #282 vom 22.12.2019 - NEUHEITEN 2019 (7)

In der letzten Neuheiten-Sendung des laufenden Jahres gibt es wieder eine bunte Mischung ganz unterschiedlicher Interpreten zu verschiedenen Film- und Fernsehformaten und Genres zu hören. Neben den renommierten Komponisten James Newton Howard, Alexandre Desplat, Howard Shore, Carter Burwell, Thomas Newman, Gabriel Yared, Stephen Warbeck, John Debney und Brian Tyler sind viele neue Namen, aber auch bekannter werdende Nachwuchstalente wie Jeff Russo und Martin Phipps sowie Neuveröffentlichungen von Altmeistern wie Elmer Bernstein und Lalo Schifrin in der heutigen Playlist vertreten.

Den Auftakt bildet die Zusammenarbeit zwischen John Debney und Germaine Franco zur Realfilm-Adaption der Nickelodeon-Zeichentrickserie „Dora“, die von 2000 bis 2014 auf acht Staffeln kam. Nachdem der Vorschulhit eine Spin-off- und Sequelserie, Merch-Artikel, Bücher und Videospiele hervorbrachte, legt „Die Muppets“-Regisseur James Bobin eine Fortsetzung des Familienabenteuers im Kinoformat vor, bei dem die siebenjährige Dora aus dem Fernsehen zu einem Teenager gereift ist und im Dschungel von Peru in einen Entführungsfall verstrickt wird. Die Komponisten haben dazu einen wuchtigen orchestralen Score mit Chor und exotischen Elementen kreiert.
Lele Marchitelli ist vor allem durch seine langjährige Zusammenarbeit mit dem italienischen Regisseur Paolo Sorrentino („The Young Pope“, „La Grande Bellazza“) bekannt geworden. Nun komponierte er die von feinen Piano-Melodien und leisen Streichern geprägten Score zum Dokumentarfilm „#AnneFrank – Parallel Stories“, in dem Helen Mirren aus dem Tagebuch der jungen Jüdin vorliest, die kurz vor dem Kriegsende dem Holocaust zum Opfer gefallen war.
Der schwedische Komponist Simon Kölle engagierte für seinen Score zu dem von Rasmus Tirzitis inszenierten Wikinger-Abenteuer „The Huntress: Rune of the Dead“ den schwedischen Multi-Instrumentalisten Per Runberg und die Sängerin Mohlavyr, um dem orchestralen Score außergewöhnliche Farben zu verleihen.
„Es war auf der einen Seite etwas neu für mich, einen Score für einen Wikinger-Film zu komponieren, auf der anderen Seite habe ich einen Hintergrund, Musik für Fantasy-Spiele und -Alben zu schreiben“, erzählt der 1977 in Stockholm geborene Komponist, der gerade die zweite Staffel der schwedischen Serie „Blake Lake“ und den Steven-Seagal-Action-Thriller „The Perfect Weapon“ vertont hat. „Rasmus Tirzitis verwendete keine Temp Music, um mir alle möglichen Freiheiten zu gewähren, mit der Musik eine Geschichte zu erzählen und die passende Stimmung für den Film zu kreieren.“
Seit einem bahnbrechenden Hollywood-Debüt mit „American Beauty“ hat Sam Mendes immer gut drei bis vier Jahre gebraucht, um einen neuen Film in die Kinos zu bringen. Nach den beiden James-Bond-Filmen „Skyfall“ (2012) und „Spectre“ (2015) inszenierte Mendes nun mit „1917“ ein Kriegsdrama, in dem die beiden jungen britischen in Nordfrankreich stationierten Soldaten Schofield (George MacKay) und Blake (Dean-Charles Chapman) den Auftrag erhalten, tief durch von Deutschen kontrolliertes Land zu gehen, um eine wichtige Botschaft zu überbringen. Um den gefürchteten Angriff zu verhindern, läuft den beiden Kurieren aber die Zeit davon, denn unter den Hunderten Soldaten, die dem Angriff zum Opfer fallen würden, wäre auch Blakes eigener Bruder … Thomas Newman komponierte in der siebten Zusammenarbeit mit dem Regisseur dazu einen betörend schönen, von elegischen Streichern und den für Newman typischen Piano-Tupfern getragenen Score, der besonderen Anforderungen gerecht werden musste, wie der Komponist im Interview mit "The Wrap" erinnert:
„Es ging um emotionale Inhalte im Vergleich zu dramatischen Inhalten. Am Ende musste die Musik den Ort, die Nachtfackeln und den Kontrast von Licht und Dunkelheit einbeziehen. Und die Frage, die du beantworten musst, lautet: Soll es beängstigend sein, soll es intensiv sein oder soll es dystopisch schön sein? Mendes wollte immer dystopisch schön sein, und so wurde daraus die Frage: Wie klingt das?“ 
Besonders schöne Klänge gibt es auch von Alexandre Deplat zu hören. Der französische Oscar-Preisträger („The Grand Budapest Hotel“, „The Shape of Water“) vertonte nicht nur Costa-Gravas‘ biografisches Drama „Adults in the Room“, in dem die Auseinandersetzungen über die Finanzhilfen für Griechenland 2015 aufgearbeitet werden, sondern auch Greta Gerwigs Neuverfilmung von „Little Women“.
„Als ich das erste Mal daran dachte, ‚Little Women‘ zu machen, wusste ich, dass der Score ein essentieller Teil des Storytelling werden würde. Ich wollte, dass der Film ein Musical ohne Gesang wird. Er musste wunderschön sein, ohne süßlich zu wirken, episch, ohne die Darsteller zu erdrücken, tragisch, ohne manipulativ zu sein, intelligent, ohne überlegen wirken zu wollen. Kurzgesagt, ich brauchte ein Genie, und Alexandre Desplat ist ein Genie des Kinos, da bin ich mir sicher“, berichtet die Schauspielerin und Regisseurin im Booklet zum Soundtrack von Sony Classical.
„Indem sie ‚Little Women‘ für die Leinwand adaptierte, hat sie die Erforschung vom Ende der Unschuld, die Entdeckung der Liebe und den notwendigen Kampf der Frauen um ihre Unabhängigkeit weiterentwickelt“, fügt Desplat zur Zusammenarbeit mit Greta Gerwig hinzu. „Um das Leben dieser vier jungen Mädchen auf ihrem Weg zum Erwachsensein einzufangen, habe ich es in die vier Hände zweier Pianisten gelegt. Sie werden unterstützt von einem Kammerorchester, das uns in der intimen Welt dieser ‚kleinen Frauen‘ hält.“ 
Caldera Records hat mit „Naked“ eine schöne Zusammenstellung der langjährigen Zusammenarbeit zwischen dem britischen renommierten Filmemacher Mike Leigh („Lügen und Geheimnisse“, „Happy-Go-Lucky“) veröffentlicht, auf der neben der Musik zu „Meantime“ (1983), „Hohe Erwartungen“ (1988) und „Lügen und Geheimnisse“ (1996) vor allem die von einer Harfe geprägten Musik zu dem 1993 inszenierten Drama „Nackt“ prominent vertreten ist.
Nachdem David Stone Hamilton bereits Carl Strathies Weltraum-Thriller „Solis“ vertont hatte, komponierte er nun auch dessen übernatürlichen Thriller „Dark Encounter“, in dem eine trauernde Familie die Wahrheit über das mysteriöse Verschwinden ihres achtjährigen Mädchen verarbeiten muss.
„Wir wollten mit dem Score Themen der Schuld und des Verlustes erforschen und mit der Musik die Art und Weise reflektieren, wie eine Tragödie eine Familie auseinanderreißen kann“, erklärt der Komponist. „Wenn Besucher aus einer anderen Welt in Gestalt fremdartiger Lichter erscheinen, haben wir avantgardistische Vocals verwendet, um ein Gefühl von Terror und Mystery hervorzurufen, während sie auf einen sehr menschlichen Aspekt in diesen außerirdischen Eindringlingen hinweisen. Als die wahren Absichten der Aliens entschlüsselt sind, werden die Vocals zu himmlischen Chor-Texturen transformiert und das Orchester nimmt größere Ausmaßen an. Wir wollten diesen Kontrast im musikalischen Stil und der Instrumentation, um eine wichtige Veränderung in der Geschichte zu signalisieren, während sich starke emotionale Themen als roter Faden durch den Film ziehen.“ 
Der belgische Komponist Hannes De Maeyer vertonte mit seiner Musik zum WW2-Thriller „U-235“ (aka „Torpedo“) die Geschichte flämischer Rebellen, die in geheimer Mission mit einem gekaperten deutschen U-Boot vom Kongo in die USA mit einer Fracht unterwegs sind, die den Alliierten zum Sieg verhelfen könnte.
„Ich bin immer ein Fan von WW2-bezogenen Filmen und Spielen wie der ‚Medal of Honor‘-Reihe von Michael Giacchino und Christopher Lennertz, ‚Saving Private Ryan‘ von John Williams oder ‚Band of Brothers‘ von Michael Kamen gewesen“, erzählt De Maeyer. „Während der Vorbereitung zu ‚U-235‘ bin ich komplett in diese Welt eingetaucht. Die größte Schwierigkeit bestand darin, eine Balance zwischen der Nostalgie zu finden, ohne dass es zu altmodisch klingt. Das ist etwas, an dem wir hart gearbeitet haben. Es gab keinen Zweifel daran, dass wir den Score mit einem großen Orchester voll mit Blechbläsern und Percussions aufnehmen mussten. Das war einfach das, was der Film brauchte. Die Bezüge und die Stimmungen von nostalgischen Filmen wie ‚The Great Escape‘ und ‚Indiana Jones‘ waren in allen Aspekten des Films vorhanden, auch bei der Musik.“
Der in Frankreich geborene und in Teheran lebende Komponist Christophe Rezai nimmt den Hörer mit seiner Musik zum Animations-Abenteuer „The Last Fiction“ auf eine musikalische Reise durch Raum und Zeit, wobei er die mittelalterliche Welt des Mittleren Ostens auferstehen lässt. Die Geschichte, die auf Traditionen der persischen Literatur und vor allem auf dem Klassiker „The Book of Kings“ von Ferdowski basiert, folgt zum einen dem jungen Prinzen Zahak, der durch einen Handel mit dem Teufel den Thron des antiken Persien erobert, zum anderen dem jungen Helden Afaridoun, der die Menschheit im Königreich aus der Dunkelheit befreien will. Rezai vereint in seinem Score iranische folkloristische Musik mit einem symphonischen, mit Chorälen angereicherten Orchester zu einem ebenso emotionalen wie actionreichen Soundtrack.
„Der Soundtrack zu ‚The Last Fiction‘ präsentiert die reine musikalische Kultur des Iran. Wir haben fünf Jahre damit verbracht, überall im Land die iranische Folkmusik zu erforschen, selbst in den kleinsten Dörfern“, rekapituliert Rezai die Entstehung der Musik. „Wir haben uns dazu entschlossen, weil der Film von Shahnameh (The Book of Kings) handelt, also haben wir das Bedürfnis gehabt, dass die gesamte musikalische Kultur mit einem der größten je geschriebenen iranischen Bücher repräsentiert werden sollte.

Playlist:
1. John Debney & Germaine Franco - Moon Gate (Dora and the Lost City of Gold) - 03:42
2. Lele Marchitelli - Alive (#AnneFrank - Parallel Stories) - 02:50
3. Simon Kölle - The Viking Family (The Huntress) - 03:55
4. Christophe Rezai - Jamshid's Light (The Last Fiction) - 02:26
5. Carl Thiel - Chi Sau Training (Seis Manos) - 02:12
6. Rik Schaffer - Chinatown Theme (Vampire The Masquerade - Bloodlines) - 06:09
7. Brian Tyler - Identity Crisis (Charlie's Angels) - 03:19
8. Nate Heller - Score Suite (A Beautiful Day in the Neighborhood) - 04:45
9. Stephen Warbeck - The City (Down to Earth) - 03:07
10. Gabriel Yared - Prologue (Paradise War - The Story of Bruno Manser) - 02:57
11. Max Aruj & Steffen Thom - Haley's Theme (Crawl) - 02:13
12. Labyrinth - Demanding Excellence (Euphoria) - 03:31
13. Thomas Newman - Come Back to Us (1917) - 05:40
14. Alexandre Desplat - Europe (Adults In The Room) - 05:04
15. Alexandre Desplat - Jo Writes (Little Women) - 03:50
16. James Newton Howard - Love and Suffering (A Hidden Life) - 07:45
17. Howard Shore - It Ended In Silence (The Song of Names) - 04:25
18. David Reichelt - Sola (La Palma) - 02:35
19. Carter Burwell - Are We Doing This? (The Morning Show - Season 1) - 03:53
20. Hannes De Maeyer - Sacrifice (Torpedo) - 02:24
21. David Stone Hamilton - One Year Later (Dark Encounter) - 03:22
22. Lisa Gerrard & James Orr - Nightcap (Secret Bridesmaid's Business) - 02:16 - 03:41
23. Andrew Dickson - Blank It All Out (Naked) - 02:39
24. Martin Phipps - Man on the Moon (The Crown - Season 3) - 04:09
25. Tom Howe - Lu-La's Memory (Farmageddon) - 03:15
26. Trent Reznor & Atticus Ross - How the West Was Really Won (Watchmen - Volume 01) - 03:45
27. Atticus Ross, Leopold Ross & Claudia Sarne - As Far as I Could (Earthquake Bird) - 04:58
28. Lalo Schifrin - Will We Ever See You Again? (Return From Witch Mountain) - 03:40
29. Elmer Bernstein - Goodbyes and End Credits (The Amazing Mr. Blunden) - 03:30
30. Jeff Russo - Race to the Moon [Piano Suite] (For All Mankind - Season 1) - 06:11

Samstag, 12. Oktober 2019

Playlist #277 vom 13.10.2019 - NEUHEITEN 2019 (6)

Nach zwei Monaten ist es wieder an der Zeit, neue Scores und Artverwandtes bei Soundtrack Adventures zu präsentieren. Mit dabei sind alte Bekannte wie Max Richter, Craig Armstrong, Brian Tyler, Zbigniew Preisner, Pascal Gaigne, neue Musik aus Fernsehserien wie „13 Reasons Why“, „Handmaid’s Tale“ und „Yellowstone“, Wieder- und Neuveröffentlichungen früherer Arbeiten von Kenyon Hopkins und Christopher Young sowie eine neue Stummfilmmusik des Sheffielder Duos In The Nursery.

Den Anfang macht Max Richter, der bei „Ad Astra“ erstmals mit Regisseur James Gray („Helden der Nacht – We Own the Night“, „Two Lovers“) und Hauptdarsteller Brad Pitt zusammenarbeiten durfte. In dem Science-Fiction-Film, der gerade in den deutschen Kinos läuft, spielt der Hollywood-Star einen Astronauten und Raumfahrt-Ingenieur, der im All nach seinem Vater (Tommy Lee Jones) sucht, der vor dreißig Jahren mit seiner Crew nach außerirdischem Leben forschen wollte, zu dem aber der Kontakt abbrach, als sie zuletzt Neptun umkreisten. Richter sah Anfang 2018 einen ersten Rohschnitt des Films und sprach mit dem Regisseur und Brad Pitt einige erste Gedanken, worauf der Komponist eigene Ideen abseits des Films entwickelte, Themen und Psychologie des Materials erforschte und sich dabei von den „Voyager“-Missionen der NASA inspirieren ließ, die Ende der 1970er andere Planeten erforschen sollten.
In die Kompositionen aus Streichern, Electronics und Vocals integrierte er auch Klänge, die während der ersten beiden „Voyager“-Missionen übertragen wurden.
„Dieser ,Location Aufnahme‘-Ansatz erlaubte mir, tatsächliches Material zu verwenden, das dort aufgenommen wurde, wo die Geschichte spielt, wenn Brad beispielsweise Saturn oder Jupiter hinter sich lässt, können wir wirklich Musik hören, die aus den Daten gewonnen wurde, die die Voyager von dieser Seite übertragen hat“, erklärt Max Richter. „Die Musik illuminiert so die Geschichte in zweierlei Hinsicht: sie illustriert in traditioneller Filmmusik-Weise, was in der Geschichte geschieht, aber sie dokumentiert die Reise auch auf eine gänzlich neue Weise, indem sie Material enthält, das tatsächlich auf den Reisen eingefangen worden ist.“
Ihre zweite Zusammenarbeit nach „Lion – Der lange Weg nach Hause“ präsentieren Dustin O’Halloran und Volker Bertelmann mit dem Score zu Simon Curtis‘ „Enzo und die wundersame Welt der Menschen“. Der neue Film vom „Goodbye Christopher Robin“-Regisseur basiert auf dem Bestseller „The Art of Racing in the Rain“ (so der Originaltitel des Films) von Garth Stein und erzählt die Geschichte eines Formel-Eins-Fahrers, seiner Frau, seiner jungen Tochter und vor allem seines besten Freundes Enzo. Der Hund (Stimme im Original von Kevin Costner) glaubt an die mongolische Legende, die besagt, dass ein Hund, sobald er dazu bereit ist, in seinem nächsten Leben als Mensch wiedergeboren wird. Darauf will Enzo bestmöglich vorbereitet sein und so verbringt der Hund viel Zeit damit, die Menschen um sich herum zu beobachten und über das Leben zu philosophieren. O’Halloran („Transparent“, „The Hate U Give“) und Bertelmann („Patrick Melrose“, „Adrift“) kreierten dazu einen von Streicher- und Piano-Klängen dominierten Score, der neben meist gefühlvollen Kompositionen auch dramatische und rhythmische Elemente enthält.
Das trifft auch auf Bertelmanns Musik zur Bestseller-Verfilmung „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer zu.
2015 präsentierte die chinesische Schriftstellerin und Drehbuchautorin Sanyuan Peng ihr Spielfilmdebüt „Lost and Love“, in dem es um die Liebe zwischen Eltern und ihren Kindern geht. Andy Lau („The House of Flying Daggers“) spielt einen Mann, der sich auf eine 14 Jahre währende Suche nach seinem Sohn macht, der im Alter von zwei Jahren verschwunden war, und dabei auf einen jungen Mechaniker trifft, der ebenfalls als Kind entführt wurde. Für die Vertonung der Geschichte über Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Mut und Beharrlichkeit hat Peng den polnischen Komponisten Zbigniew Preisner engagiert, den die Filmemacher während eines Festivals in Shanghai kennenlernte, wo der Komponist „Preisner conducts Kieslowski“ aufführte. Preisner hatte nach Sichtung des Films gleich eine genaue Vorstellung von der Musik, die er dazu kreieren wollte. „Chinesen haben eine andere Vorstellung von Freude und Traurigkeit, aber die Geschichte des Films ist universell – ein Vater sucht nach seinem Kind und ein Junge sucht nach seinen Eltern. Das kann an jedem anderen Ort der Welt geschehen. So überzeugte ich die Regisseurin, eine universelle Musik zu komponieren.“
Der einfühlsame Score, der nun von Caldera Records erstmals auf CD veröffentlicht worden ist, vereint sanfte Streicher- und Piano-Klänge mit Akzenten von Flöte und Gitarren.
Mit „The Seashell and the Clergyman“ veröffentlichen die Sheffielder Zwillingsbrüder Klive & Nigel Humberstone alias In The Nursery bereits ihren neunten Soundtrack innerhalb ihrer Optical Music Series, in der u.a. zuvor neu komponierte und eingespielte Soundtracks zu Stummfilmklassikern wie „The Cabinet of Dr. Caligari“, „Asphalt“, „Man with a Movie Camera“, „The Passion of Joan Arc“ und „The Fall of the House of Usher“ erschienen sind. „The Seashell and the Clergyman“ aus dem Jahre 1928 wird weithin als erster surrealistischer Film angesehen und wurde von Germaine Dulac nach einer Idee von Antonin Artaud inszeniert. In The Nursery haben die umfangreiche Symbolik des feministischen Films durch die Verbindung von außergewöhnlichem Sounddesign und experimentellen Aufnahmetechniken zu interpretieren versucht.
In der spanischen Dramedy „To Live Twice“ von Regisseurin Maria Ripoll („Don’t Blame Karma for Being an Idiot“) unternimmt ein Mann mit seiner Tochter Julia und Enkelin Blanca einen verrückten Road-Trip auf der Suche nach der ultimativen Liebe. Musikalisch unterstützt werden sie bei ihrem Vorhaben vom spanischen Komponisten Arnau Bataller („The Valdemar Legacy“, „[REC]3: Genesis“) und dem in Barcelona lebenden britischen Komponisten Simon Smith („Now or Never“), die einen von sanften Piano- und Streicherklängen geprägten Score eingespielt haben.
Etwas turbulenter geht es in Alfonso Cortés-Cavanillas’ 1944 angesiedelten spanischen Western „Sordo: The Silent War“ zu, in dem eine örtliche Guerilla-Truppe die Widerstandskämpfer dabei unterstützt, die Infrastruktur des Regimes von General Franco zu zerstören und den Machthaber zu stürzen. „Carlos‘ Komposition ist genau das, worüber wir so lange gesprochen haben“, erklärt der Regisseur. „Perfekt. Präzise. Episch. Sie macht den Film größer, bringt den Western, oder in diesem Fall diesen spanischen Western, zum Leben. Musik wird zu einem eigenen Charakter in der Geschichte. Sie begleitet und unterstützt, was meiner Meinung nach ein großartiger Soundtrack tun sollte.“ Inspiriert vom großen Ennio Morricone schuf Carlos Martín Jara einen abwechslungsreichen Score mit Orchester, Chor und einzelnen Akustik-Akzenten.
In seinem über einen Zeitraum von mehr als sechs Jahren entstandenen und in über zwanzig Ländern auf der ganzen Welt gedrehten Essayfilm „Finis Terrae“ hat Regisseur Konstantin Ferstl versucht, eine ganz persönliche Geschichte des vergangenen Jahrhunderts zu erzählen. Die Reise führt über Fidel Castros Begräbnis bis zur versteinerten Theokratie in Nordkorea, vom Tod des Kommunismus bis zur Auferstehung des Kapitalismus.
„Für mich war dieser Film generell eine der größten Herausforderungen seitdem ich Filmmusik mache. Zum einen kenne ich keinen Film vergleichbarer Machart, zum anderen ist die Thematik sehr komplex und wird mit vielen sprachlichen und bildlichen Metaphern erzählt“, verrät Komponist Christoph Zirnbigl im Interview mit dem Theater Regensburg, wo am 01.02. dieses Jahres ein Filmkonzert von „Finis Terrae“ aufgeführt worden ist. „Das alles sind Merkmale, die Konstantins Filme schon immer ausgezeichnet haben, in ,Finis Terrae‘ noch intensiver als in allen bisherigen seiner Werke. Die Musik eröffnet in ,Finis Terrae‘ eine komplett eigenständige Erzählebene, mal zeichnet sie die emotionalen Bögen der Geschichte nach, mal fügt sie in Form von musikalischen Zitaten eigene Querverweise ein. Die besondere Schwierigkeit bestand hier darin, dass fast über den ganzen Film hinweg ein Erzähler und verschiedene Protagonisten zu hören sind, denen die Musik trotz ihrer Länge von 82min (bei 92min Film) und trotz der üppigen Instrumentierung mit Symphonieorchester und Chor genug Raum lassen musste.“
Regisseur Brett Leonard hatte bereits 1992 mit der Stephen-King-Verfilmung von „Der Rasenmäher-Mann“ sein Faible für Science-Fiction-Storys unter Beweis gestellt und 1995 mit „Hideway“ einen Horror-Thriller von Dean Koontz verfilmt. Im selben Jahr inszenierte er mit „Virtuosity“ mit Denzel Washington und Russell Crowe seinen letzten größeren Film und engagierte für die musikalische Untermalung Christopher Young, der durch seinen bemerkenswerten Score für die Paramount-Produktion „Jennifer 8“ bewiesen hatte, dass er auch für Major-Produktionen in Frage kam. Für „Virtuosity“ kreierte er einen Cyberpunk-Mix aus synthetischen Strukturen, Techno-Beats und E-Gitarren-Riffs, für die emotionaleren Momente aber auch Streicher und Piano verwendete.
„Downhill Racer“ (dt. „Schussfahrt“) bedeutete 1969 das Regiedebüt für Michael Ritchie und präsentierte Robert Redford in einer weiteren bemerkenswerten Hauptrolle nach seinen Auftritten in Arthur Penns „Ein Mann wird gejagt“, Sydney Pollacks „Dieses Mädchen ist für alle“ und Gene Saks‘ „Barfuß im Park“. Er spielte den ebenso ehrgeizigen wie egoistischen Skifahrer David Chappellet, der im erweiterten Kader hofft, unter Trainer Eugene Claire (Gene Hackman) noch ins Olympische Team zu kommen. Kenyon Hopkins, der zuvor für so dialoglastige und Charkterentwicklungsfilme wie „Baby Doll“, „Wild River“, „The Fugitive Kind“ und „The Hustler“ die Musik komponierte, schuf für „Downhill Racer“ einen unterhaltsamen Big-Band-Orchester-Mix, der Streicher, Bläser, Keyboards und Percussion miteinander verband.
Playlist:
1. Max Richter - To the Stars (Ad Astra) - 03:30
2. Dustin O'Halloran & Volker Bertelmann - Walking in the Woods (The Art of Racing in the Rain) - 02:43
3. Volker Bertelmann - Emmi statt Emma (Gut gegen Nordwind) - 03:39
4. Alain Johannes & Alessandro Cortini - The Long Road (Tom Clancy's Ghost Recon: Breakpoint) - 03:23
5. Zbigniew Preisner - Flashback (Lost and Found) - 05:45
6. Craig Armstrong & Scott Fraser - November [from Neds] (Music for the Films of Peter Mullan) - 05:01
7. Craig Armstrong - Orphans Theme [from Orphans] (Music for the Films of Peter Mullan) - 03:48
8. Mychael Danna - Grace Meets Isabel (After the Wedding) - 04:29
9. Nils Frahm - All Armed (Encores 3) - 11:39
10. Jeff Russo - End Credits Suite (Lucy in the Sky) - 04:32
11. Daniel Hart - You Listen to Your Inside Voice (Light of my Life) - 03:55
12. Arnau Bataller & Simon Smith - Final Embrace (To Live Twice) - 03:10
13. Carlos M. Jara - Do Not Look, Rosa (Sordo: The Silent War) - 03:14
14. Pascal Gaigne - Remember Me [Finale] (Remember Me) - 05:49
15. Pascal Gaigne - La trinchera infinita / Final (La trinchera infinita) - 04:08
16. Christoph Zirngibl - Weary Dreams (Finis Terrae) - 03:35
17. In The Nursery - Vestibule (The Seashell and the Clergyman) - 03:09
18. Brian Tyler - Family Members Only (Ready or Not) - 03:55
19. Brian Tyler - You Happened (Yellowstone - Season 2) - 03:59
20. Brian Tyler - John and Gabrielle (Rambo Last Blood) - 05:02
21. Hildur Guðnadóttir - Meeting Bruce Wayne (Joker) - 04:36
22. Eskmo - Our Families (13 Reasons Why - Season 3) - 03:20
23. Adam Taylor - Offred Explores Her Room (The Handmaid's Tale) - 03:29
24. Christopher Young - Parker Saves the Girl (Virtuosity) - 06:08
25. Kenyon Hopkins - Powder Snow (Downhill Racer) - 02:52
26. Craig Armstrong - Lowry End Titles (Mrs. Lowry and Son) - 09:33

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