Playlist # 107 vom 24.03.2013 - SAM RAIMI Special
Durch seine „Tanz der Teufel“-Trilogie ist ein amerikanischer Drehbuchautor, Produzent und Regisseur Sam Raimi zu einem Aushängeschild der Horror-Szene avanciert, was er mit Filmen wie „Darkman“ und „Drag Me To Hell“ immer wieder untermauern sollte. Aber er hat sich mit der „Spider-Man“-Trilogie auch als Garant für Blockbuster etabliert. Nun kommt von ihm mit „Die fantastische Welt von Oz“ ein opulentes Fantasy-Märchen in die Kinos, das die Vorgeschichte des berühmten Filmklassikers "Der Zauberer von Oz" aus dem Jahre 1939 erzählt.
Der Splatterfilm mit starken Slapstick-Elementen erzählt die Geschichte von Ash (Bruce Campbell) und seinen vier FreundInnen, die ihren Urlaub in einer abgelegenen Waldhütte verbringen. Als sie im Keller ein Buch und ein Tonbandgerät, das die Tagebuchaufzeichnungen eines Wissenschaftlers und seine Ausführungen zum sagenumwobenen ‚Necronomicon ex mortis‘ enthält. Mit den darin verborgenen Beschwörungsformeln setzt die Clique dann auch schaurige Dämonen frei …
„Es ist erstaunlich, was Raimi mit seinen minimalen Zutaten geschaffen hat: Wald, Hütte, Necronomicon, Dämonen, Schrotflinte, Motorsäge – fertig ist das Grundgerüst für einen exzellenten Splatterfilm. Dazu brauchte er nicht einmal gute Schauspieler“, befindet Björn Helbig auf filmstarts.de. „Unter Horrorgesichtspunkten holt Raimi jedenfalls nicht nur alles aus dem Genre heraus, er schaffte es auch, selbiges um etliche Motive und Techniken zu erweitern. Vor allem zu erwähnen sind da Raimis berühmte Kamerafahrten mit der so genannte ‚Shakycam‘. Hierzu wurde eine Kamera auf ein Brett geschnallt und durch den Wald bzw. durch die Hütte gezogen oder getragen und das Ergebnis hinterher mit veränderter Geschwindigkeit abgespielt. Diese Technik wurde eines von Ramis Markenzeichen. Bei ‚Tanz der Teufel‘ findet sie vor allem Verwendung, um die Welt aus der Sicht des im Wald lebenden Bösen zu illustrieren.“
Nachdem sein zweiter Film, das Live-Action-Comic „Crimewave“, 1985 gefloppt war, kehrte Raimi 1987 mit „Evil Dead 2“ zum Horror-Genre zurück. Dafür stand ihm das Zehnfache des Budgets von „Evil Dead“ zur Verfügung. Teilweise wirkt der Film wie ein Remake und eine Veredelung des rohen, ungeschliffenen Diamanten, den Raimi mit seinem außergewöhnlichen Debüt vorgelegt hat. Doch die Effekte sind wirkungsvoller gelungen, Ashs Figur vielschichtiger ausgeführt. Die Musik komponierte wie zum ersten Teil Joseph LoDuca, der bis heute vor allem die von Sam Raimi produzierten Fernsehserien wie „Hercules“, „Xena“ und „Spartacus“ musikalisch veredelt.
Raimis Versuch, den Comic-Helden „The Shadow“ auf die Leinwand zu bringen, scheiterte an den Rechten, die der Filmemacher nicht erworben konnte. Also beschloss er, seinen eigenen Superhelden zu kreieren, und produzierte 1990 mit „Darkman“ seinen ersten Film für ein Major-Studio. Es war auch die erste Zusammenarbeit mit Komponist Danny Elfman, mit dem er später nicht nur die ersten beiden „Spider-Man“-Filme realisierte, sondern auch sein aktuelles Werk „Die fantastische Welt von Oz“.
In „Darkman“ spielt Liam Neeson („96 Hours“, „Schindlers Liste“) den Wissenschaftler Payton Westlake, der an der Herstellung künstlicher Haut arbeitet, dann aber von dem schurkischen Robert G. Durant (Larry Drake) überfallen, gefoltert und bei einer Explosion seines Labors entsetzlich verbrannt wird. Fortan macht er sich als „Darkman“ verkleidet auf eine Mission, Rache an all jenen zu nehmen, die an seinem eigenen Unglück schuld gewesen sind. Es lässt sich leicht vorstellen, dass sich Sam Raimi mit dieser ideenreichen wie düster-melodramatischen Superheldeninszenierung für die „Spider-Man“-Filme in Position bringen konnte. Was der Regisseur mit seinen beiden „Evil Dead“-Filmen in Sachen Bildmontage und originelle Kamerafahrten bereits andeutete, konnte er in seiner ersten Major-Produktion noch eindrucksvoller zur Geltung bringen. Dem Film war im Kino nur ein mäßiger Erfolg beschieden, aber Raimi war es immerhin möglich, seinen dritten „Tanz der Teufel“-Film zu realisieren, den er allerdings in „Armee der Finsternis“ umbenannte, wobei er die Fantasy- und Comedy-Elemente stärker betonte als die Horror-Einlagen.
In den späten 90er Jahren bewegte sich Sam Raimi in anderen Filmgenres. So realisierte er 1995 den Neo-Western „Schneller als der Tod“ mit Sharon Stone und Gene Hackman in den Hauptrollen. Der Film erzählt von einem alljährlichen Schießwettbewerb in der kleinen amerikanischen Präriestadt Redemption, den der ziehschnelle Bürgermeister John Herod (Gene Hackman) dazu nutzt, seinen Feinden Auge in Auge gegenüberzutreten. In diesem Jahr hat sich ein bunter Haufen an Revolverhelden zusammengefunden, darunter ein schwedischer Champion (Sven-Ole Thorsen), ein Abenteurer (Keith David), ein falscher Priester (Russell Crowe), Herods Sohn (Leonardo DiCaprio) und eine mysteriöse Frau (Sharon Stone). Unter den Kandidaten befindet sich allerdings auch ein Kopfgeldjäger, den die Stadtbewohner engagiert haben, um Herods Schreckensherrschaft im Turnier ein Ende zu bereiten …„Mit ‚Armee der Finsternis‘, dem dritten Teil der ‚Tanz der Teufel‘-Trilogie, wechselt Raimi vom augenzwinkernden Splatter endgültig zur Horrorkomödie. Die Geschichte besteht aus einem durch und durch naiven Drehbuch, wo jede Logikfrage einfach mit einem lässigen Blick oder einem coolen Spruch beantwortet wird, ist sich dessen aber wohl bewusst und setzt konsequent auf Spaß. Die liebevollen, unperfekten und sichtlich handgemachten Effekte sind einfach sympathisch und sorgen für einen passenden Trash-Faktor. Gnadenlos überspitze Helden-Szenen wechseln sich mit Slapstick-Einlagen ab, ummantelt von einer aufwändigen Ausstattung und einer grandiosen, düster-heroischen Musikuntermalung. So düster und doch so albern – diese Mischung, wie man sie in ‚Armee der Finsternis‘ zu sehen bekommt, bleibt doch recht einzigartig“, heißt es dazu in der kritik auf wieistderfilm.de.
„Im Detail zwar äußerst originell, ist der Film vom Rahmen her doch ein bisschen zu einfach geraten. Dafür entschädigen aber wieder Raimis bemerkenswerte Inszenierung und die filmischen Mittel, die zu seinem Markenzeichen geworden sind: Bildmontagen, Zeitlupen und natürlich nicht zuletzt die Ego-Perspektive (lange vor 'Doom') sich schnell bewegender Objekte. Wobei es sich in diesem Fall natürlich um Revolverkugeln handelt. Mit ‚Schneller als der Tod‘ ist Sam Raimi so ein weiteres Mal ein feiner Film geglückt, der – wenn auch vom Durchschnittspublikum nicht richtig angenommen – aus der Masse heraus sticht. Dass er hier aber noch nicht alle Register seines Könnens gezogen hatte, sollte Raimi mit seinem Folgewerk ‚Ein einfacher Plan‘ unter Beweis stellen“, resümiert Björn Helbig auf filmstarts.de.
Mit „Ein einfacher Plan“ lieferte Sam Raimi 1998 seinen sehenswerten Beitrag zum Thriller-Genre. Während Hank (Bill Paxton) sich über einen ordentlichen Job und eine attraktive Frau (Bridget Fonda) freuen kann, die ein Baby erwartet, fristen sein Bruder Bruder Jacob (Billy Bob Thornton) und dessen Freund Lou (Brent Briscoe) ein eher bescheidenes Dasein in dem kleinen Kaff irgendwo im mittleren Westen. Als das Trio eines Tages in einem entlegenen Waldstück auf ein abgestürztes Kleinflugzeug stößt, gelangen sie in den Besitz von über vier Millionen Dollar. Hank soll das Geld bis zum Frühjahr aufbewahren, doch dann tauchen FBI-Ermittler auf und sorgen für Unruhe …
Eine weitere Seite seines filmischen Schaffens präsentierte Sam Raimi ein Jahr später mit dem Sportlerdrama „Aus der Liebe zum Spiel“. Kevin Costner spielt darin den alternden Baseballspieler Billy Chapel von den Detroit Tigers, der nach dem Verkauf der Mannschaft erfährt, dass die nächste Saison ohne ihn geplant wird. „Raimi gelingt es durchaus, filmerisch die Spannung des Spieles einzufangen, und nicht nur Baseball-Fans zittern mit, wenn es erneut zum Duell Werfer gegen Schlagmann kommt. Es ist vielmehr das schwache Drehbuch der in Rückblicken erzählten Liebesgeschichte zwischen Billy und Jane sowie die hölzernen und pathetischen Dialoge, die einfach nicht den rechten Spaß aufkommen lassen wollen.“„‚Ein einfacher Plan‘ entwirft auf simple und dabei doch ungeheuer elektrisierende Art und Weise das Psychogramm von drei Männern, die eigentlich keine Bösewichte oder Verbrecher sind und dennoch zu Mördern werden. Der mögliche Reichtum lässt sie ihre dunkel Seite immer mehr ausleben, weckt Begehrlichkeiten und Missgunst und verleitet sie zu unsagbar schrecklichen Dingen. Gleichzeitig entwickeln sich die Dinge so, dass Hank, Jacob und Lou sich durch ihr Handeln immer weiter in eine ausweglose Situation hinein manövrieren, die es ihnen bald unmöglich macht die Sache zu einem guten Ende zu bringen. Stück für Stück zieht sich die Schlinge um sie immer enger. Sam Raimi inszeniert dies mit einer Eindringlichkeit, der man sich nicht entziehen kann“, resümiert Melanie Frommholz auf moviesection.de.
So wie diese Kritik auf paderkino.de urteilt das Gros der Rezensionen zur rührseligen One-Man-Show von Kevin Costner.
Mit „The Gift – Die dunkle Gabe“ kehrte Raimi im Jahre 2000 wieder zu seinem Metier zurück und schuf einen atmosphärisch dichten Mystery-Thriller, in dem die Hellseherin Annie Wilson (Cate Blanchett) den Tod ihres Mannes vorhergesehen hat und nun unter Schuldgefühlen leidet. Als mit als Jessica King (Katie Holmes) die Freundin vom Lehrer Wayne Collins (Greg Kinnear) verschwindet, bittet Sheriff Pearl Johnson (J. K. Simmons) um Annies Mithilfe bei der Suche …
„In seinem souverän inszenierten Psycho-Thriller dominieren einfache Spannungselemente gegenüber allzu blutigen Gewalteinlagen. Eine Leiche im See und ein Karten legendes Medium sind zwar nicht gerade thematische Neuerrungenschaften, doch gekonnt inszeniert und in ein intelligentes Drehbuch verpackt, vermögen sie allemal zu fesseln“, heißt es dazu auf allesfilm.com.
Die 2000er Jahre waren dann ganz von der “Spider-Man”-Trilogie geprägt, die Sam Raimi zwischen 2002 und 2007 inszenierte. Die Aufgabe war keine leichte, schließlich ist „Spider-Man“ der mit Abstand beliebteste Comic-Held, vielleicht weil er so ganz menschlichen Ursprungs ist.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Peter Parker (Tobey Maguire), der bei einer Exkursion seiner High School von einer genmanipulierten Spinne gebissen wird und auf einmal über sensationelle akrobatische Kräfte und ein übermenschliches Gespür für Gefahren besitzt. Nachdem sein Onkel (Cliff Robertson) bei einem Überfall getötet worden ist, stellt sich Peter seiner Verantwortung als Superheld, schlüpft in ein selbst kreiertes Spinnenkostüm und nimmt den Kampf gegen das Böse in New York auf, das durch den Green Goblin (Willem Dafoe) personifiziert wird. Darüber hinaus versucht Peter aber auch, das Herz seiner schönen Nachbarin Mary Jane (Kirsten Dunst) zu gewinnen …
„Sam Raimi erzählt ‚Spider-Man‘ in seiner ersten Hälfte als wunderbar warmherzige, stellenweise höchst komödiantische Coming-of-Age-Geschichte, ohne jemals in den Bereich des Lächerlich-Slapstickhaften abzugleiten. Peter Parkers erste ungelenke Schritte auf seinem Weg zum Superheldendasein, das Entdecken ungewohnter Kräfte und Fähigkeiten und damit korrespondierend das Heranreifen einer neuen, ernsthaften Weltsicht werden als wunderhübsche Allegorie auf die körperlichen ‚Entdeckungen‘ während der Pubertät angelegt, wenn Peter beispielsweise vor dem Spiegel fasziniert seinen auf einmal muskulös erblühten Oberkörper betrachtet oder seiner besorgten Tante den Zutritt zu seinem Zimmer verwehrt, in welches er in grenzenloser Begeisterung über seine neuen arachnoiden Fähigkeiten von oben bis unten weiße Spinnweben verschleudert hat. Auch seine ersten Auftritte im (voll jugendlichem Elan für einen Wrestlingkampf selbst entworfenen) Spider-Man-Kostüm fallen eher tollpatschig denn wirklich heldenhaft aus, wobei Tobey Maguire sowohl die Lacher als auch die Herzen der Zuschauer stets auf seiner Seite hat“, lobt Johannes Pietsch Sam Raimis erfolgreichen Einstand in das „Spider-Man“-Universum auf filmstarts.de.
Zwei Jahre später hat sich Peter Parker in „Spider-Man 2“ ganz seiner Superhelden-Mission verschrieben und dafür seine große Liebe Mary Jane aufgegeben. Doch bei dem Stress, den Studium, Nebenjob und das Heldendasein bedeuten, beschließt Peter, sein Spinnenkostüm zu entsorgen, doch dann verliert der geniale Wissenschaftler Dr. Otto Octavius (Alfred Molina) nach einem fehlgeschlagenen Experiment den Verstand und wird als Doc Ock zu einer neuen Bedrohung für die Stadt.
2007 präsentierte Raimi mit „Spider-Man 3“ schließlich den Abschluss seiner erfolgreichen Trilogie, wobei es Peter Parker alias Spider-Man wieder mit einem Haufen Problemen zu tun bekommt, angefangen mit seiner Beziehung zu Mary Jane über den Konflikt mit seinem langjährigen Freund Harry Osborn (James Franco) bis zu verschiedenen Schurken wie dem Sandman und Venom, deren Treiben es Einhalt zu gebieten gilt. Bei der Kritik kam Raimis drittes „Spider-Man“-Abenteuer aber nicht mehr so gut weg.„Sam Raimi ist es tatsächlich gelungen, den an sich schon starken Vorgänger in allen Belangen zu toppen. Die Spezial-Effekte sind ausgereifter und die Darsteller können in der erwachseneren und im Grundton kompromisslos-düsteren Geschichte noch mal eine Schippe auf das bereits im Vorgänger gezeigte draufpacken. Schwachstellen? Vielleicht ließe sich bemängeln, dass die Schlusswendung nicht wirklich überraschend daher kommt und das grobe Story-Grundgerüst im Prinzip 1:1 vom Vorgänger übernommen wurde, doch trotzdem ist ‚Spider-Man 2‘ definitiv eine der besten Comic-Adaption aller Zeiten und wird auch Freunde reinrassiger Actioner zu überzeugen wissen. Für Fans des ersten Abenteuers führt ohnehin kein Weg an dieser Fortsetzung vorbei. ‚Spider-Man 2‘ ist großes, aber auch anspruchsvolles Popcorn-Kino in Reinkultur“, meint Jürgen Armbruster in seiner Kritik auf filmstarts.de.
„‚Spider-Man 3‘ fällt gegenüber seinen Vorgängern deutlich ab. Das liegt allerdings nicht daran, dass der Pop-Mythos nichts mehr hergäbe. Auch die wie immer lautstarken Special Effects sind nicht das Problem. Im Gegenteil: Sam Raimi hat nicht zu wenig, sondern viel zu viel in seinen Film gepackt: zu viele Seitenlinien zum Hauptstrang, zu viele erklärende Szenen, zu viel versuchten Schauspielerfilm und schließlich auch noch zu viele Filmminuten. Raimi begeht den Fehler, die Untertöne des Mythos zu deutlich hervorzuheben. Im offenkundigen Bestreben, uns Zuschauer von der Vielschichtigkeit seines Helden zu überzeugen, löst er Stan Lees geradezu archetypische Bilder und Motive in überdeutliche und mithin banale Dialoge auf. Es wirkt, als ob Raimi plötzlich dem Paradox dieses Helden nicht mehr vertraute: Damit Spider-Man vielschichtig bleibt, muss er im Gewand eines trivialen Comic-Helden auftreten. So ist ‚Spider-Man 3‘ zwar immer noch unterhaltsames Popcorn-Kino - an die Pop-mythologischen Qualitäten seiner Vorgänger kommt der Film jedoch nicht heran“, resümiert Thomas Binotto in der Neue Zürcher Zeitung.
2009 kehrte Sam Raimi wieder zu dem Genre zurück, das ihn groß gemacht hatte, diesmal allerdings ohne den breit angelegten Humor, der die „Tanz der Teufel“-Reihe noch auszeichnete. Mit „Drag Me To Hell“ inszenierte der Filmemacher einen bitterbösen Kommentar auf die Bankenkrise. Um ihre zukünftigen Schwiegereltern für sich einzunehmen, will die Bankangestellte Christine (Alison Lohman) ihrer Karriere einen kräftigen Schub verleihen und ihren Chef damit beeindrucken, dass sie der Roma Mrs. Ganush (Lorna Raver) einen dringend benötigten Kredit verweigert. Die alte Frau rächt sich daraufhin mit einem Fluch, der das Leben der jungen Bankerin zur Hölle macht.
Für Raimis neuen Film „Die fantastische Welt von Oz“ durfte allerdings wieder Danny Elfman den Score komponieren, nachdem sich die beiden während der Produktion zu „Spider-Man 2“ zerstritten hatten. Dass Elfman für den Oz-Film erste Wahl war, kann nicht verwundern, denn mit „Oz“ bewegt sich Raimi in die Gefilde seines Kollegen Tim Burton und dessen Werke „Alice im Wunderland“ oder „Charlie und die Schokoladenfabrik“, für die wiederum Danny Elfman die musikalische Untermalung beitrug.„Der Einbruch des Abgründigen in die nicht weniger verkommene Finanzwelt vollzieht sich erst langsam, dann tatsächlich im Achterbahntempo. Dass man oft in Gelächter fällt vor Schreck, gehört zur Kirmesattraktion dazu. Wie subtil Raimi tatsächlich arbeitet, lässt Komponist Christopher Young hören. Er hat eine wunderbare sinfonische Filmmusik geschrieben, würdig eines Bernard Herrmann, doch ein Soundtrack wird erst durch das künstlerische Sounddesign daraus. Wie sich der Klangraum allmählich verändert, wie die Bewegung des Filmtitels, ‚Zieh mich in die Hölle‘, den ganzen Film aus dem Gleichgewicht hebt, das ist große Kunst. Wie im klassischen Horror entspinnt sie sich gerade in Konkurrenz zur archaischen Erzählung. Der Film ist selbst wie die Prophezeiung, von der er erzählt: Wir wissen zwar, was passieren wird, aber nie wann oder wie. So verlässt man das Kino zwar kein bisschen schlauer, aber herrlich durch den Wind“, lobt Daniel Kothenschulte in der Frankfurter Rundschau vor allem die Verdienste von Christopher Young, der für Raimi bereits den dritten „Spider-Man“-Film und „The Gift“ vertont hatte.
In „Oz“ spielt James Franco („Spider-Man“-Trilogie) den kleinen, moralisch nicht tadellosen Zirkus-Magier Oscar Diggs, der sich unversehens in dem zauberhaften Oz wiederfindet, wo er von dessen Bewohner für den großen Zauberer von Oz gehalten wird. Doch die drei Hexen Theodora (Mila Kunis), Evanora (Rachel Weisz) und Glinda (Michelle Williams) wissen, dass Diggs ein Scharlatan ist, und beobachten gespannt, wie der Zauberer die Probleme seines Landes lösen will. „Raimi kommt der magischen Wirkung, die Oz in der Handlung erzielt, mehrmals selbst ganz nahe, vor allem wenn Glinda und Oscar in Seifenblasen durch die Lüfte gleiten (das erinnert ein wenig daran, wie Tobey Maguire erstmals seine Spinnenkräfte ausprobiert) und eben wenn der Gaukler am Ende seine Illusionsmaschine anschmeißt. Sehr schön sind auch die Momente, in denen der Regisseur förmlich selbst von den Möglichkeiten seiner Multimillionenproduktion überwältigt scheint (wenn Schmetterlinge und Vögel durchs Bild flattern, befinden wir uns in einer 3D-Wunderwelt, die wohl am ehesten noch mit ‚Avatar‘ vergleichbar wäre). Aber auch der Horrorspezialist Raimi mit der Vorliebe für fiese kleine Schocks und Monsterwesen zeigt sich gelegentlich und er schmuggelt Anleihen an die 'Evil Dead'-Trilogie in seinen Film (die bösen Hexen bieten schließlich so etwas wie eine eigene ‚Armee der Finsternis‘ auf). Sam Raimis Horrorfilme und Comicverfilmungen waren immer neben anderem auch Märchen, ‚Die fantastische Welt von Oz‘ ist dies nun vor allem und es handelt vom Traum des Filmemachens“, fasst Andreas Staben seine Kritik auf filmstarts.de zusammen. Neben seiner Arbeit als Filmemacher hat Sam Raimi auch immer wieder erfolgreiche Fernsehserien produziert, u.a. „Xena“, „Hercules“ und „Spartacus“.
Filmographie:
1977: It’s Murder!
1978: Clockwork
1978: Within the Woods
1982: Tanz der Teufel (The Evil Dead)
1985: Die Killer-Akademie (Crimewave)
1987: Tanz der Teufel II (Evil Dead II – Dead by Dawn)
1989: Darkman (Darkman)
1992: Armee der Finsternis (Army of Darkness)
1995: Schneller als der Tod (The Quick and the Dead)
1998: Ein einfacher Plan (A Simple Plan)
1999: Aus Liebe zum Spiel (For Love of the Game)
2000: The Gift – Die dunkle Gabe (The Gift)
2002: Spider-Man
2004: Spider-Man 2
2007: Spider-Man 3
2009: Drag Me to Hell
2013: Die fantastische Welt von Oz (Oz: The Great and Powerful)
Playlist:
1 Danny Elfman - Time For Gifts (Oz The Great And Powerful) - 05:54
2 Joseph LoDuca - Introduction (Evil Dead) - 00:48
3 Joseph LoDuca - End Titles (Army Of Darkness) - 05:26
4 Joseph LoDuca - Ash's Dream/Dancing Game/Dance Of The Dead (Evil Dead 2) - 03:36
5 Danny Elfman - Woe, The Darkman… Woe (Darkman) - 06:09
6 Alan Silvestri - End Credits (The Quick And The Dead) - 03:30
7 Danny Elfman - Finale/End Credits (Darkman) - 03:39
8 Danny Elfman - Main Title (A Simple Plan) - 04:45
9 Danny Elfman - Rebuilding/Failure (Darkman) - 03:16
10 Danny Elfman - Betrayal Part I (A Simple Plan) - 03:15
11 Basil Poledouris - Relationship Montage (For The Love Of The Game) - 03:35
12 Christopher Young - The Gift (The Gift) - 02:50
13 Basil Poledouris - Jane's Home (For The Love Of The Game) - 04:50
14 Christopher Young - Empathy (The Gift) - 07:20
15 Danny Elfman - Main Titles (Spider-Man) - 03:30
16 Danny Elfman - At Long Last, Love (Spider-Man 2) - 02:55
17 Christopher Young - Birth Of Sandman (Spider-Man 3) - 03:15
18 Christopher Young - Ju-On Part I (The Grudge) - 05:20
19 Christopher Young - Inochi (The Grudge 2) - 05:00
20 Christopher Young - Familiar Familiars (Drag Me To Hell) - 02:12
21 Joseph LoDuca - Iole (Hercules: The Legendary Journeys) - 02:32
22 Joseph LoDuca - Illumination (Hercules: The Legendary Journeys, Vol. 3) - 03:00
23 Joseph LoDuca - Nile At Night, Free Ramses Now (Hercules: The Legendary Journeys, Vol. 4) - 03:50
24 Joseph LoDuca - Burying The Past (Xena: Warrior Princess) - 02:59
25 Joseph LoDuca - The Power Of The Book (Xena: Warrior Princess, Vol. 6) - 03:32
26 Joseph LoDuca - Now Or Never (Xena: Warrior Princess, Vol. 4) - 02:16
27 Joseph LoDuca - Proper Reward (Spartacus: Gods Of The Arena) - 04:14
28 Joseph LoDuca - You Will Dance (Xena: Warrior Princess, Vol. 6) - 03:04
29 Joseph LoDuca - Bathing/Introduction/The Lost Boys (Young Hercules) - 04:09
30 Danny Elfman - China Town (Oz The Great And Powerful) - 03:08
Soundtrack Adventures # 107 with SAM RAIMI @ Radio Zusa 24-03-2013 by Dirk Hoffmann on Mixcloud