Seine Hochzeit hat der am 23. März 1949 im südafrikanischen Kapstadt geborene Trevor Jones längst hinter sich, doch mit seinen in den 1980er und 1990er Jahren entstandenen Scores zu den Jim-Henson-Puppenfilmen „Der dunkle Kristall“ und „Die Reise ins Labyrinth“, zu Alan Parkers Thrillern „Mississippi Burning“ und „Angel Heart“ sowie zu Michael Manns edler Neuverfilmung des Klassikers „The Last of the Mohicans“ hat Jones ganz außergewöhnliche Arbeiten abgeliefert, die auch heute noch wunderbar anzuhören sind.
Jones stammt aus einer musischen Familie und äußerte bereits im Alter von fünf Jahren den Wunsch, Filmkomponist zu werden. 1967 ging er mit einem Stipendium an die
Royal Academy of Music in London und rezensierte für die BBC fünf Jahre lang Film- und Fernsehmusik, ehe es ihn 1974 an die Universität York zog, wo er seinen Master in Film- und Medienmusik machte. Als er daraufhin an der
National Film and Television School drei Jahre lang die Grundzüge des Filmemachens sowie Film- und Tontechniken studierte, steuerte er bereits die Musik für 22 Studentenprojekte bei.
Erstmals aufhorchen ließ
Jones 1981 mit seiner Musik zu dem Oscar-prämierten Kurzfilm
„The Dollar Bottom“ und für den Kurzfilm
„The Black Angel“.
Trevor Jones erregte die Aufmerksamkeit von
John Boorman, der seine epische König-Arthur-Verfilmung
„Excalibur“ (1981) zwar überwiegend mit klassischer Musik von
Richard Wagner und
Carl Orff unterlegte, aber auch einige originale und zeitgenössische Musik benötigte. Da das Filmbudget für einen bekannten Komponisten nicht ausreichte, wurde der junge
Jones engagiert, der mit seiner Arbeit Puppenschöpfer
Jim Henson neugierig machte.
Für seinen düsteren Fantasyfilm
„Der dunkle Kristall“ (1982) suchte
Henson einen jungen Komponisten, dem eine experimentelle, freie Arbeitsweise lag, wie sie der Filmemacher selbst bevorzugte.
Trevor Jones lieferte mit seinem Score schließlich eine facettenreiche Arbeit, die das London Symphony Orchestra ebenso mit einbezog wie Fairlight- und Synclavier-Synthesizer. Dazu kamen alte und ungewöhnliche Instrumente wie Flageolett und Okema.
Henson und
Jones arbeiteten 1986 erneut zusammen, diesmal an dem Fantasy-Musical
„Die Reise ins Labyrinth“ mit
David Bowie in der Hauptrolle, der auch den Hit „Underground“ zum Soundtrack beisteuerte. Zwischen den beiden
Henson-Engagements komponierte
Jones die Musik zum Horror-Thriller
„Teuflische Signale“ (1982) zum Piraten-Abenteuer
„Nate and Hayes“ (1985) und zur Fernsehproduktion
„The Last Place on Earth“ (1985).
Ab Mitte der 80er Jahre begann
Jones wie seine prominenten Kollegen
Maurice Jarre und
Jerry Goldsmith vermehrt, elektronische Komponenten in seine Arrangements einzubauen, was gerade seinen populären Werken zu den beiden
Alan-Parker-Filmen
„Angel Heart“ (1987) und
„Mississippi Burning“ (1988),
Harold Beckers Erotik-Thriller
„Sea of Love“ (1989) und
Curtis Hansons Thriller-Drama
„Todfreunde“ (1990) besonders auszeichnete.
Schwierig gestaltete sich die Arbeit an
Michael Manns „The Last of the Mohicans“ (1992). Wie schon zu seinen früheren Filmen wie
„Der Einzelgänger“, „Blutmond“ und
„Die unheimliche Macht“ wollte Mann wieder einen elektronischen Score verwenden, doch recht spät wurde entschieden, dass zu diesem historischen Abenteuer doch eher ein orchestraler Score passen würde. Da
Jones nicht nur den Score für ein Orchester umschreiben musste, sondern der Film auch immer wieder neu geschnitten wurde, bekam
Jones Unterstützung durch
Randy Edelman, der weniger wichtiger Szenen vertonen sollte, für die
Jones keine Zeit mehr hatte. Durch diese Zusammenarbeit fiel der wunderschöne Score leider aus der Liste für die Oscar-Nominierungen heraus.
In den 1990er Jahren komponierte
Jones die Musik zu verschiedenen Hallmark-Fernsehproduktionen wie
„Gullivers Reisen“, „Merlin“ und
„Cleopatra“, dazu kamen
Renny Harlins Action-Thriller
„Cliffhanger“ (1993),
Jim Sheridans Drama
„Im Namen des Vaters“ (1993),
Ridley Scotts Soldaten-Drama
„Die Akte Jane“ (1997) und
Barbet Schroeders Thriller
„Kiss of Death“ (1995) und
„Desperate Measures“ (1998).
Seine Vielseitigkeit stellte
Jones auch in den folgenden Jahren unter Beweis. So schuf er für
Alex Proyas' Science-Fiction-Drama
„Dark City“ einen dunkel-brodelnden Score, der wieder gekonnt elektronische und orchestrale Arrangements vereinte, für
Roger Donaldsons „Thirteen Days“ (2000) präsentierte er einen üppigen Orchester-Score mit Americana-Elementen, während er für die Liebeskomödie
„Notting Hill“ (1999) eine luftig-leichte Musik komponierte.
Seit 2005 ist es merklich ruhiger um
Trevor Jones geworden. Nach dem Thriller
„Chaos“ hat
Jones nur alle paar Jahre etwas von sich hören lassen, zuletzt zur filmischen Adaption von
Kate Mosses Historien-Thriller
„Das verlorene Labyrinth“ (2012) als Fernseh-Zweiteiler.
Filmographie:
1980: The Beneficiary
1980: Brothers and Sisters
1980: Black Angel (Kurzfilm)
1981: The Appointment
1981: Excalibur
1981: The Dollar Bottom (Kurzfilm)
1981: Time Bandits
1982: Joni Jones (TV Mini-Serie)
1982: Teuflische Signale (The Sender)
1982: Der dunkle Kristall (The Dark Crystal)
1983: One of Ourselves (Fernsehfilm)
1983: Insel der Piraten (Nate And Hayes)
1983: Those Glory Glory Days (Fernsehfilm)
1984: Aderyn Papur... and Pigs Might Fly (Fernsehfilm)
1984: This Office Life (Fernsehfilm)
1984: Die Tage von Pompeji (TV Mini-Serie)
1985: The Last Place on Earth (TV Mini-Serie)
1985: Express in die Hölle (Runaway Train)
1986: Die Reise ins Labyrinth (Labyrinth)
1987: Angel Heart
1988: Coppers (Fernsehfilm)
1988: Die Malteser des Falken
1988: Sweet Lies
1988: Dominick & Eugene (Dominick and Eugene)
1988: Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses (Mississippi Burning)
1989: Melodie des Todes (Sea of Love)
1989: Tödliche Galaxie (Fernsehfilm)
1990: Arachnophobia
1990: Todfreunde – Bad Influence (Bad Influence)
1991: Der Preis der Macht (True Colors)
1991: Gewalt der Straße
1992: Criss Cross - Überleben in Key West
1992: Irren ist mörderisch
1992: Freejack - Geisel der Zukunft
1992: Der letzte Mohikaner (The Last of the Mohicans)
1993: Cliffhanger – Nur die Starken überleben (Cliffhanger)
1993: Im Namen des Vaters (In the Name of the Father)
1993: Death Train - Express in den Tod (Fernsehfilm)
1995: Kiss of Death
1995: Hideaway - Das Böse
1995: Richard III. (Richard III)
1996: Gullivers Reisen (Gulliver's Travels) (Fernsehfilm)
1996: Nessie – Das Geheimnis von Loch Ness (Loch Ness)
1997: Brassed Off
1997: Die Akte Jane (G. I. Jane)
1997: Lawn Dogs – Heimliche Freunde (Lawn Dogs)
1997: Rosanna's Letzter Wille
1998: Dark City
1998: Desperate Measures – Jede Stunde zählt (Desperate Measures)
1998: Merlin (Fernsehserie)
1998: Talk of Angels
1998: Frontline - Zwischen den Fronten
1998: The Mighty – Gemeinsam sind sie stark (The Mighty)
1999: Cleopatra (Fernsehfilm)
1999: Molly
1999: Notting Hill
2000: Thirteen Days
2001: From Hell
2001: Der lange Weg zum Sieg
2002: Dinotopia (Fernsehserie)
2002: Not a Girl – Crossroads (Crossroads)
2003: Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen (The League of Extraordinary Gentlemen)
2003: I’ll Be There
2004: In 80 Tagen um die Welt (Around the World in 80 Days)
2005: Chaos
2005: Marvel Nemesis: Rise of the Imperfects (Video Game)
2005: Bôkoku no îjisu (Aegis)
2006: We Fight to Be Free
2006: Fields of Freedom
2006/07: Jozi-H (TV-Serie)
2008: 3 und raus! (Three and Out)
2010: Blood and Oil (Fernsehfilm)
2011: How to Steal 2 Million
2011: War Point (Kurzfilm)
2012: Das verlorene Labyrinth (Labyrinth)
2014: To Tokyo
Playlist:
01.
Trevor Jones - Main Title Theme (
Sea Of Love) - 03:03
02.
Trevor Jones - Theme from Excalibur (
Excalibur) - 02:50
03.
Trevor Jones - The Funerals/Jen's Journey (
The Dark Crystal) - 05:23
04.
Trevor Jones - Past Times (
The Mighty) - 05:04
05.
Trevor Jones - Harry Angel (
Angel Heart) - 07:56
06.
Trevor Jones - Justice In Mississippi (
Mississippi Burning) - 04:20
07.
Trevor Jones - Nicky Runs To Hospital (
Dominick & Eugene) - 04:15
08.
Trevor Jones - Walking The Circle (
In The Name Of The Father) - 04:42
09.
Trevor Jones - Main Theme (
Bad Influence) - 03:18
10.
Trevor Jones - Main Title (
Freejack) - 02:30
11.
Trevor Jones - Main Titles (
Kiss Of Death) - 02:38
12.
Trevor Jones - Promentory (
The Last Of The Mohicans) - 08:11
13.
Trevor Jones - Cliffhanger Theme (
Cliffhanger) - 03:52
14.
Trevor Jones - Threat To National Security (
Aegis) - 06:02
15.
Trevor Jones - Where The Cricket Sings (
Three And Out) - 03:22
16.
Trevor Jones - Will And Anna (
Notting Hill) - 03:35
17.
Trevor Jones - End Credits (
CrissCross) - 03:11
18.
Trevor Jones - Cue 3 (
Crossroads) - 04:13
19.
Trevor Jones - The Flight From Lilliput (
Gulliver's Travels) - 03:42
20.
Trevor Jones - Into The City (
Dark City) - 04:48
21.
Trevor Jones - One Demand Only (
Chaos) - 06:00
22.
Trevor Jones - In Memoriam (
From Hell) - 07:03
23.
Trevor Jones - And The Truth Shall Set You Free (
Labyrinth) - 05:33
24.
Trevor Jones - Into The Light (
Hideaway) - 07:00
Soundtrack Adventures #141 with Trevor Jones @ Radio ZuSa 2014-07-13 by Dirk Hoffmann on Mixcloud