Playlist #342 vom 10.04.2022 - 94. ACADEMY AWARDS Special
Die 94. Verleihung der Oscars stand unter einem besonderen Stern, denn gleich in acht Kategorien – darunter auch die Filmmusik (außerdem der Dokumentar-Kurzfilm, der Schnitt, Make-up/Frisuren, Szenenbild, animierter Kurzfilm, Kurzfilm und Ton) wurden die Preisträger nicht mehr live, sondern bereits vorher verkündet. Überschattet wurde am 27. März 2022 im Dolby Theatre in Los Angeles übertragene Veranstaltung von einem Faustschlag, den Will Smith seinem Kollegen Chris Rock auf der Bühne verpasste, nachdem dieser sich über Will Smith‘ Frau Jada Pinkett Smith lustig gemacht hatte. Erfreulich war, dass gleich drei Frauen in sonst von Männern dominierten Sparten mit einem Academy Award ausgezeichnet wurden, allen voran Jane Campion als überhaupt erst dritte Frau für den Regie-Preis. Ihr mit 12 Nominierungen bedachter Neo-Western „The Power of the Dog“ war aussichtsreichster Oscar-Kandidat, außer dem Regie-Oscar ging das Drama allerdings leer aus.
Ein Novum bedeutete die Auszeichnung von „CODA“ als Bester Film, denn die Produktion von Apple+ ist der erste Film eines Streaming-Anbieters, der den begehrten Preis erhalten konnte.
In „CODA“ - Abkürzung für „Child of Deaf Adults“ – ist die siebzehnjährige Ruby (Emilia Jones) vor allem als Dolmetscher mit ihre gehörlosen Eltern Jackie (Marlee Matlin) und Frank (Troy Kotsur) eingespannt, dazu arbeitet sie vor der Schule noch mit ihrem Vater und ihrem älteren Bruder Leo auf dem angeschlagenen Fischerboot der Familie. Als sie jedoch dem Chor ihrer Highschool beitritt und ihr Gesangs-Talent entdeckt, will sie sich an einer renommierten Musikschule bewerben, was sie in ein Dilemma zwischen dem Pflichtgefühl ihrer Familie gegenüber und der Verwirklichung ihrer eigenen Träume bringt. „CODA“ konnte nicht nur einen Oscar für den Besten Film, sondern auch für das Beste adaptierte Drehbuch, das Regisseurin Siân Heder schrieb, und den Besten Nebendarsteller (Troy Kotsur) einheimsen. Das sind mehr Oscars, als der große Oscar-Favorit „The Power of the Dog“ holen konnte.
Das Netflix-Drama von Jane Campion, die bereits 1994 für ihr Drama „Das Piano“ mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, handelt von zwei Brüdern, die 1925 gemeinsam eine große Ranch in Montana besitzen, aber ganz unterschiedliche Vorstellungen von ihrem Leben haben. Während Phil (Benedict Cumberbatch) mit starker Hand die Farm bewirtschaftet, ist George (Jesse Plemons) eher von teuren Autos und schicker Kleidung fasziniert. Als er die Witwe Rose (Kirsten Dunst) heiratet, hofft er, der Kontrolle seines Bruders zu entkommen, doch das Verhältnis zwischen ihnen wird eher angespannter, als George seine Frau und ihren Sohn Peter mit ins Haus bringt.
Großer Gewinner der diesjährigen Oscar-Veranstaltung war stattdessen „Dune“, Dennis Villeneuves spektakuläre Neuverfilmung von Frank Herberts Klassiker der Science-Fiction-Literatur, der bereits 1984 von David Lynch verfilmt worden war. Von zehn Nominierungen konnte „Dune“ immerhin sechs Oscars gewinnen. Vor allem in den filmtechnischen Kategorien wie visuelle Effekte, Schnitt, Ton, Szenenbild und Kamera räumte „Dune“ ab.
Dazu erhielt Hans Zimmer seinen zweiten Oscar für die Beste Filmmusik, nachdem er 1995 für „König der Löwen“ seinen ersten Oscar in Empfang nehmen durfte. Zuvor erhielt er 1989 eine Nominierung für seine Musik zu „Rain Man“ und über die Jahre neun weitere Nominierungen, u.a. für „The Thin Red Line“, „Gladiator“, „Sherlock Holmes“, „Inception“, „Interstellar“ und „Dunkirk“.
Mit jeweils sieben Nominierungen gingen auch Kenneth Branaghs Drama „Belfast“ und Steven Spielbergs Neu-Verfilmung der „West Side Story“ ins Oscar-Rennen, doch konnten sich beide Filme nur über jeweils eine Trophäe freuen - Kenneth Branagh für das Beste Drehbuch einerseits und Ariana DeBose als Beste Nebendarstellerin andererseits.
In dem mit sechs Nominierungen bedachten Biopic „King Richard“ spielt Will Smith den Vater der beiden Tennis-Spielerinnen Serena und Venus Williams so überzeugend, dass er den Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt. Bei seiner Dankesrede entschuldigte er sich bei der Academy für seinen Ausrutscher Chris Rock gegenüber, nicht aber bei dem Moderator selbst.
Sowohl Adam McKays schwarze Komödie „Don’t Look Up“ als auch Guillermo del Toros Remake des Noir-Klassikers „Nightmare Alley“ konnten dagegen bei jeweils vier Nominierungen keinen Oscar gewinnen, dafür wurde der ebenfalls mit vier Nominierungen bedachte japanische Film „Drive My Car“ mit dem Oscar für den Besten internationalen Film ausgezeichnet.
Bester Film
• „Coda“
• „Belfast“
• „Don’t Look Up“
• „Drive My Car“
• „Dune“
• „King Richard“
• „Licorice Pizza“
• „Nightmare Alley“
• „The Power of the Dog“
• „West Side Story“
Beste Regie
• Jane Campion – „The Power of the Dog“
• Paul Thomas Anderson – „Licorice Pizza“
• Kenneth Branagh – „Belfast“
• Ryūsuke Hamaguchi – „Drive My Car“
• Steven Spielberg – „West Side Story“
Bester Hauptdarsteller
• Will Smith – „King Richard“
• Javier Bardem – „Being the Ricardos“
• Benedict Cumberbatch – „The Power of the Dog“
• Andrew Garfield – „Tick,Tick…Boom!“
• Denzel Washington – „Macbeth“ (The Tragedy of Macbeth)
Beste Hauptdarstellerin
• Jessica Chastain – „The Eyes of Tammy Faye“
• Olivia Colman – „Frau im Dunkeln“ (The Lost Daughter)
• Penélope Cruz – „Parallele Mütter“ (Madres paralelas)
• Nicole Kidman – „Being the Ricardos“
• Kristen Stewart – „Spencer“
Bester Nebendarsteller
• Troy Kotsur – „Coda“
• Ciarán Hinds – „Belfast“
• Jesse Plemons – „The Power of the Dog“
• J. K. Simmons – „Being the Ricardos“
• Kodi Smit-McPhee – „The Power of the Dog“
Beste Nebendarstellerin
• Ariana DeBose – „West Side Story“
• Jessie Buckley – „Frau im Dunkeln“ (The Lost Daughter)
• Judi Dench – „Belfast“
• Kirsten Dunst – „The Power of the Dog“
• Aunjanue Ellis – „King Richard“
Bestes adaptiertes Drehbuch
• Siân Heder – „Coda“
• Jane Campion – „The Power of the Dog“
• Ryūsuke Hamaguchi und Takamasa Ōe – „Drive My Car“
• Maggie Gyllenhaal – „Frau im Dunkeln“ (The Lost Daughter)
• Eric Roth, Jon Spaihts und Denis Villeneuve – „Dune“
Bestes Originaldrehbuch
• Kenneth Branagh – „Belfast“
• Paul Thomas Anderson – „Licorice Pizza“
• Zach Baylin – „King Richard“
• Adam McKay und David Sirota – „Don’t Look Up“
• Joachim Trier und Eskil Vogt – „Der schlimmste Mensch der Welt“ (Verdens verste menneske)
Beste Kamera
• Greig Fraser – „Dune“
• Bruno Delbonnel – „Macbeth“ (The Tragedy of Macbeth)
• Janusz Kamiński – „West Side Story“
• Dan Laustsen – „Nightmare Alley“
• Ari Wegner – „The Power of the Dog“
Bestes Szenenbild
• „Dune“
• „West Side Story“
• „Macbeth“ (The Tragedy of Macbeth)
• „Nightmare Alley“
• „The Power of the Dog“
Bestes Kostümdesign
• „Cruella“
• „Cyrano“
• „Dune“
• „Nightmare Alley“
• „West Side Story“
Beste Filmmusik
• Hans Zimmer – „Dune“
• Nicholas Britell – „Don’t Look Up“
• Germaine Franco – „Encanto“
• Jonny Greenwood – „The Power of the Dog“
• Alberto Iglesias – „Parallele Mütter“ (Madres paralelas)
Bester Filmsong
• „No Time to Die“ aus „Keine Zeit zu sterben“ (No Time to Die) – Musik und Text: Billie Eilish und Finneas O’Connell
• „Be Alive“ aus „King Richard“ – Musik und Text: Dixson und Beyoncé
• „Dos Oruguitas“ aus „Encanto“ – Musik und Text: Lin-Manuel Miranda
• „Down to Joy“ aus „Belfast“ – Musik und Text: Van Morrison
• „Somehow You Do“ aus „Four Good Days“ – Musik und Text: Diane Warren
Bestes Make-up und beste Frisuren
• The Eyes of Tammy Faye
• Der Prinz aus Zamunda 2 (Coming 2 America)
• Cruella
• Dune
• House of Gucci
Bester Schnitt
• Dune
• Don’t Look Up
• Tick, Tick…Boom!
• King Richard
• The Power of the Dog
Bester Ton
• Dune
• Belfast
• West Side Story
• The Power of the Dog
• Keine Zeit zu sterben (No Time to Die)
Beste visuelle Effekte
• Dune
• Keine Zeit zu sterben (No Time to Die)
• Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings
• Spider-Man: No Way Home
• Free Guy
Bester Animationsfilm
• Encanto
• Flee
• Luca
• Die Mitchells gegen die Maschinen (The Mitchells vs. the Machines)
• Raya und der letzte Drache (Raya and the Last Dragon)
Bester animierter Kurzfilm
• The Windshield Wiper
• Affairs of the Art
• Bestia
• Boxballet
• Rote Robin (Robin Robin)
Bester Kurzfilm
• The Long Goodbye
• Ala Kachuu – Take and Run
• On My Mind
• Please Hold
• Sukienka
Bester Dokumentarfilm
• Summer of Soul (…Or, When the Revolution Could Not Be Televised)
• Ascension
• Attica
• Flee
• Writing with Fire
Bester Dokumentar-Kurzfilm
• The Queen of Basketball
• Als wir Tyrannen waren (When We Were Bullies)
• Hörbar (Audible)
• Nach Hause (Lead Me Home)
• Drei Lieder für Benazir (Three Songs for Benazir)
Bester internationaler Film
• Drive My Car (ドライブ・マイ・カー, Doraibu mai kā), Japan – Regie: Ryūsuke Hamaguchi
• Flee, Dänemark – Regie: Jonas Poher Rasmussen
• The Hand of God (È stata la mano di Dio), Italien – Regie: Paolo Sorrentino
• Lunana – Das Glück liegt im Himalaya (লুনানা), Bhutan – Regie: Pawo Choyning Dorji
• Der schlimmste Mensch der Welt (Verdens verste menneske), Norwegen – Regie: Joachim Trier
Playlist:
1. Marius De Vries - Wait Wait Stop Stop (CODA) - 03:37
2. Jonny Greenwood - So Soft (The Power of the Dog) - 03:04
3. Jonny Greenwood - Licorice Pizza (Licorice Pizza) - 03:08
4. Jonny Greenwood - Spencer (Spencer) - 01:44
5. Van Morrison - Caledonia Swing (Belfast) - 02:53
6. Eiko Ishibashi - We'll live through the long, long days, and through the long nights (Drive My Car) - 05:02
7. Nicholas Britell - Main Title Suite (Don't Look Up) - 04:09
8. Nicholas Britell - I'm Cruella (Cruella) - 04:22
9. Kris Bowers - Family (King Richard) - 03:10
10. Nathan Johnson - Grindle's Ghost (Nightmare Alley) - 07:14
11. Hans Zimmer - Visions of Chani (Dune) - 04:28
12. Alberto Iglesias - En procesión / La fosa (Madres Paralelas) - 10:10
13. Germaine Franco - The Dysfunctional Tango (Encanto) - 02:43
14. Theodore Shapiro - Eyes in the Mirror (The Eyes of Tammy Faye) - 03:09
15. Dickon Hinchliffe - Let Me Tell You All About It (The Lost Daughter) - 05:01
16. Daniel Pemberton - The End of a Dream (Being the Ricardos) - 05:07
17. Carter Burwell - Birnam Wood (The Tragedy of Macbeth) - 02:36
18. Bryce Dessner & Aaron Dessner - I Love You (Cyrano) - 03:24
19. Harry Gregson-Williams - Score Suite (House of Gucci) - 08:01
20. Hans Zimmer - Final Ascent (No Time to Die) - 07:25
21. Uno Helmersson - Fleeing Kabul (Flee) - 03:30
22. Joel P West - Qingming Jie (Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings) - 02:18
23. Michael Giacchino - Goodbye (Spider-Man: No Way Home) - 06:50
24. Christophe Beck - Reunited (Free Guy) - 03:24
25. James Newton Howard - The Return (Raya and the Last Dragon) - 04:59
26. Leonard Bernstein - End Credits (West Side Story) - 09:04