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Samstag, 19. September 2020

Playlist #302 vom 27.09.2020 - MICHEL LEGRAND Special

Michel Legrand zählt neben Georges Delerue, Maurice Jarre, Georges Auric, Vladimir Cosma und Francis Lai zu den größten französischen Filmkomponisten, der zudem auch als Jazzpianist und Songwriter extrem erfolgreich war. Für seine gut 200 Scores, die er zu Kino- und Fernsehfilmen komponierte, erhielt er insgesamt zwölf Oscar-Nominierungen, ging dabei dreimal als Gewinner vom Podest und erhielt darüber hinaus etliche Nominierungen für den César und für den Golden Globe Award. Unvergessen ist sein Oscar-prämierter Hit „The Windmills of Your Mind“ aus seiner Musik zum Gauner-Drama „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ (1968) und seine ebenfalls Oscar-gekrönte Zusammenarbeit mit Barbra Streisand an ihrem Musical „Yentl“ (1983). 

Michel Jean Legrand wurde am 24. Februar 1932 in Paris als Sohn des Varieté-Orchester-Musikers Raymond Legrand geboren, wobei seine Mutter ebenfalls aus einer musikalischen Familie stammte. Als sich seine Eltern scheiden ließen, begann Michel Legrand bereits im Alter von drei Jahren, Musik zu machen und bekam durch eine Ausnahmegenehmigung die Möglichkeit, als gerade mal Neunjähriger auf das Pariser Conservatoire Superieur zu gehen, wo er bei Meistern wie Maurice Chalon, Noël Gallon oder Nadia Boulanger studieren konnte. Doch aus seinem Traum, klassischer Komponist zu werden, der Sinfonien, Sonaten und Konzerte schrieb, sollte nichts werden, denn den einzigen Job, den er damals fand, war der eines Klavierbegleiters im Varieté. 

Der hochbegabte Legrand arbeitete zunächst für den Chansonnier und Entertainer Henri Salvador und wurde dann von Maurice Chevalier als musikalischer Leiter seiner Shows und Produktionen entdeckt. Chevalier nahm seinen Schützling als Pianist und Chef d'Orchestre bis nach New York mit. Legrand machte sich Mitte der 1950er Jahre aber auch in der Pariser Jazz-Szene einen Namen, stellte 1957 für Philips eine Album mit Dixieland- und Swing-Standards zusammen und produzierte ein Jahr später das zum Klassiker avancierte Werk „Legrand Jazz“. Dabei arrangierte er klassische Jazzkompositionen wie „A Night in Tunisia“, „Stompin‘ at the Savoy“, „Django“ und „Round Midnight“ für insgesamt drei Formationen, die sich aus den größten Pariser Jazz-Immigranten zusammenstellten: Ben Webster, Herbie Mann, Art Farmer, Donald Byrd, Miles Davis, John Coltrane, Phil Woods, Bill Evans u.v.a. 

Das außergewöhnliche Talent von Michel Legrand sprach sich so schnell herum, dass sich bereits Ende der 1950er Jahre musikalische Größen wie Stan Getz, Oscar Peterson, Stephane Grapelli, Chet Baker, Jessye Norman, Ray Charles, Quincy Jones und Frank Sinatra darum rissen, mit dem jungen Musiker zusammenzuarbeiten. Es war auch die Zeit, in der Legrand fürs Kino entdeckt wurde. Nachdem Legrand 1954 sein Kinodebüt mit der Musik zu Henri Verneuils „Nächte in Lissabon“ feierte, kam er mit vielen Regisseuren der Nouvelle Vague zusammen, arbeitete mit Jean-Luc Godard, Agnès Varda und Jacques Demy, dessen Musical „Die Regenschirme von Cherbourg“ (1964) mit Catherine Deneuve in der Hauptrolle auch für den Komponisten zu einem großen Erfolg wurde. 

Schließlich wurde auch Hollywood auf den französischen Komponisten aufmerksam. Nach seiner bemerkenswerten Arbeit für Norman Jewisons romantisches Krimi-Drama „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ (1968) mit Steve McQueen und Faye Dunaway in den Hauptrollen, steuerte Legrand in den nachfolgenden Jahren auch die Musik zu John Sturges‘ Abenteuer-Thriller „Eisstation Zebra“ (1968), André De Toths Kriegs-Drama „Ein dreckiger Haufen“ (1969), Robert Mulligans romantischen Drama „Sommer ´42“ (1971), Lee H. Katzins Rennfahrer-Drama „Le Mans“ (1971), Richard Lesters Action-Abenteuer „Die drei Musketiere“ (1973), Max Bears Drama „Die Verführung“ (1976), Buzz Kuliks Action-Komödie „Jeder Kopf hat seinen Preis“ (1980) und Louis Malles „Atlantic City, USA“ (1980) bei. 

Zwischen seinen vielen Engagements für Film und Fernsehen blieb Legrand aber auch dem Jazz treu. So spielte er1972 ein Album mit der Jazzsängerin Sarah Vaughan und 1978 das Album „Le Jazz Grand“ mit Gerry Mulligan, Phil Woods, Jon Faddis, Ron Carter und Grady Tate ein. 1983 folgte ein weiteres Jazz-Album mit dem Titel „After the Rain“ mit Ron Carter, Grady Tate, Zoot Sims, Phil Woods u. a. 1991 entstand in Zusammenarbeit mit Miles Davis das Album „Dingo“

Die bereits 1966 begonnene Zusammenarbeit mit Barbra Streisand an ihrem Album „Je m’appelle Barbra“ als Arrangeur, Orchesterleiter und Komponist fand 1983 ihren Höhepunkt, als ihr gemeinsam produzierter Soundtrack zu „Yentl“ mit einem Oscar prämiert wurde. Es sollte nicht die einzige Auszeichnung bleiben. Zu den drei Oscars für seine Musik zum Titelsong aus „Thomas Crown ist nicht zu fassen“, „Summer ´42“ und „Yentl“ gesellen sich neun weitere Nominierungen, dazu siebzehn Nominierungen für den Grammy, den er fünfmal erhielt. Im November 1984 überreichte ihm der damalige französische Kultusminister Jack Lang die Médaille de la Légion d’honneur, 1990 wurde Legrand in die Songwriters Hall of Fame aufgenommen. Bis zu seinem Tod am 26. Januar 2019 blieb der letztlich 86-Jährige musikalisch aktiv, komponierte 2018 noch die Musik zu Orson Welles‘ „The Other Side of the Wind“ und zur Fernsehserie „William à Midi“

Filmographie:

1954: Nächte in Lissabon (Les amants du tage) 
1955: Visages de Paris (Kurz-Dokumentation) 
1957: Maurice Chevalier’s Paris (Fernsehfilm-Dokumentation) 
1957: Anton, der Querschläger (Le triporteur) 
1958: Rafles sur la ville 
1961: Cleo – Mittwoch zwischen 5 und 7 (Cléo de 5 à 7) 
1962: Die blonde Sünderin (La Baie des anges) 
1962: Die Geschichte der Nana S. (Vivre sa vie) 
1962: 40 Millionen suchen einen Mann (Love is a Ball) 
1964: Die Außenseiterbande (Bande à part) 
1964: Die Regenschirme von Cherbourg (Les Parapluies de Cherbourg) 
1964: Die Frauen sind an allem schuld (Les Plus belles escroqueries du monde) 
1965: Der Spion, der in die Hölle ging (Corrida pour un espion) 
1966: Leben im Schloß (La Vie de château) 
1967: Das älteste Gewerbe der Welt (Le plus vieux métier du monde) 
1967: Die Mädchen von Rochefort (Les Demoiselles de Rochefort) 
1967: Die Chinesin (La Chinoise) 
1968: Thomas Crown ist nicht zu fassen (The Thomas Crown Affair) 
1968: Eisstation Zebra (Ice Station Zebra) 
1968: Ein dreckiger Haufen (Play Dirty) 
1968: Das Schloß in den Ardennen (Castle Keep) 
1968: Der Swimmingpool (La Piscine) 
1968: Zärtlich schnappt die Falle zu (How to Save a Marriage and Ruin Your Life) 
1969: Happy End für eine Ehe (The Happy Ending; Lied: What Are You Doing the Rest of Your Life?) 
1970: Die Dame im Auto mit Brille und Gewehr (La Dame dans l’auto avec des lunettes et un fusil) 
1970: Sommer ’42 (Summer of 42) 
1970: Le Mans 
1971: Musketier mit Hieb und Stich (Les Mariés de l’An II) 
1971: Der Mittler (The Go-Between) 
1972: Lady Sings the Blues 
1972: Brutale Schatten (Un homme est mort) 
1972: Kerzenlicht (Les Feux de la Chandeleur) 
1973: Nora (A Doll’s House) 
1973: Treffpunkt Central Park (Cops and Robbers) 
1973: Die Umstandshose (L’Événement le plus important depuis que l’homme a marché sur la lune) 
1973: Die drei Musketiere (The Three Musketeers) 
1973: Begegnung am Vormittag (Breezy) 
1975: Die schönen Wilden (Le Sauvage) 
1975: Sondertribunal – Jeder kämpft für sich allein (Section spéciale) 
1976: Robin und Marian (Robin and Marian) 
1978: Es war einmal … der Mensch (Il était une fois … l’homme) 
1979: Der Baron von Münchhausen 
1980: Atlantic City, USA (Atlantic City) 
1980: Jeder Kopf hat seinen Preis (The Hunter) 
1981: Ein jeglicher wird seinen Lohn empfangen … (Les Uns et les Autres) 
1981: Es war einmal … der Weltraum (Il était une fois … l’espace) 
1982: Ein pikantes Geschenk (Le Cadeau) 
1982: Zwei dicke Freunde (Best Friends) 
1982: Slapstick (Slapstick (Of Another Kind)
1983: Yentl 
1983: Sag niemals nie (Never Say Never Again) 
1983: Eine Liebe in Deutschland 
1984: Duett zu dritt (Paroles et musique) 
1984: Jesse Owens – Idol und Legende (The Jesse Owens Story) 
1985: Weggehen und wiederkommen (Partir revenir) 
1988: Eine Frau steht ihren Mann (Switching Channels) 
1994: Prêt-à-Porter 
1994: Es war einmal… Entdecker und Erfinder (TV-Serie) (Il était une fois... les découvreurs) 
1995: Les Misérables 
1995: Die Welt ist ein Chanson – Das Universum des Jacques Demy (Dokumentation) (L'univers de Jacques Demy) 
1995: Die Schelme von Schelm 
1995: Les enfants de Lumière (Dokumentation) 
1996: The Ring (Fernsehfilm) 
1996: Es war einmal… die Entdeckung unserer Welt (TV-Serie) (Il était une fois... les explorateurs) 
1998: Madeline 
1998: In and Out of Fashion (Dokumentation) 
1999: La bûche 
1999: Doggy Bag 
2002: And Now … Ladies & Gentlemen 
2003: Der Bernsteinengel (Yantarnye krylya) 
2005: Cavalcade 
2006: The Legend of Simon Conjurer 
2008: Disco 
2009: Oskar und die Dame in Rosa (Oscar et la dame rose) 
2009: Es war einmal… unsere Erde (TV-Serie) (Il était une fois... notre Terre) 
2014: La rançon de la gloire 
2017: Les gardiennes 
2017-2019 William à Midi (TV-Serie) 
2018: J’ai perdu Albert 
2018: The Other Side of the Wind 
Playlist:
1. Michel Legrand & Noel Harrison - The Windmills of Your Mind (The Thomas Crown Affair) - 02:24 
2. Michel Legrand - Pour Anouk (Lola) - 04:01 
3. Michel Legrand - Générique [Instrumental] (Les Parapluies de Cherbourg) - 02:11 
4. Michel Legrand - Jackie (La Baie des anges) - 03:25 
5. Michel Legrand - Le Pont Transbordeux [Ballet Générique] (Les Demoiselles de Rochefort) - 02:29 
6. Michel Legrand - Irène at Marco (L'Evénement le plus important …) - 03:01 
7. Michel Legrand - Les trois robes (Peau d'âne) - 04:36 
8. Michel Legrand - Passing Years (Lady Oscar) - 03:03 
9. Michel Legrand - Simplement [instrumental] (Parking) - 03:38 
10. Michel Legrand - The Chess Game (The Thomas Crown Affair) - 05:58 
11. Michel Legrand - Second Honeymoon (How to Save a Marriage and Ruin Your Life) - 03:26 
12. Michel Legrand - Millie's Theme (Love is a Ball) - 02:36 
13. Michel Legrand - Images de Paris (Le joli mai) - 02:32 
14. Michel Legrand - Loneliness in the Crowd (Le Mans) - 05:08 
15. Michel Legrand - Looking for Tommy Price (The Hunter) - 03:34 
16. Michel Legrand - Main Bar (Eve) - 02:10 
17. Michel Legrand - Nice, Baie des Anges (La Baie des anges) - 04:31 
18. Michel Legrand - Vivre sa vie (Vivre sa vie) - 03:11 
19. Michel Legrand - Les délinquants (L'Amérique insolite) - 04:26 
20. Michel Legrand - Thème d'amour (Le gentleman d'Epsom) - 04:54 
21. Michel Legrand - Chapter 10 (The Other Side of the Wind) - 05:21 
22. Michel Legrand - Part 1 (Summer of '42) - 05:18 
23. Michel Legrand - Montage: But Not Picasso - Full Awakening (The Picasso Summer) - 03:34 
24. Michel Legrand - Suite - Part 2 [unused] (The Appointment) - 07:40 
25. Michel Legrand - Moving On (One is a Lonely Number) - 03:48 
26. Michel Legrand - Going Down to Sorrow (Breezy) - 03:18 
27. Michel Legrand - The Way He Makes Me Feel / Papa, Can You Hear Me! / A Piece Of Sky (Yentl) - 07:37 
28. Michel Legrand - Bond and Domino (Never Say Never Again) - 02:06 
29. Michel Legrand - Peau D'Âne (Suite Concertante Pour Harpe Et Orchestre) - 09:04

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