Radio ZuSa

Dienstag, 8. Oktober 2024

Playlist #408 vom 20.10.2024 - JOHN GIELGUD (1904-2000) Special

Sir Arthur John Gielgud zählte nicht nur zu den ganz großen Mimen der britischen Theaterszene, dier im 20. Jahrhundert zusammen mit seinen Kollegen Ralph Richardson und Laurence Olivier dominierte, sondern trat zwischen „Becket“ (1964), der ihm die erste Oscar-Nominierung einbrachte, und „Elizabeth“ (1998) in über sechzig Filmen auf, gewann für seine Darstellung des spitzzüngigen Hobson in „Arthur“ (1981) den Oscar als bester Nebendarsteller und heimste im Verlauf seiner Karriere auch einen Golden Globe Award und zwei BAFTAs ein. Damit kam Gielgud die seltene Ehre zuteil, einen Oscar, einen Emmy, einen Grammy und einen Tony zu gewinnen. 

John Gielgud wurde am 14. April 1904 in South Kensington, London, als drittes von vier Kindern von Frank Henry Gielgud und dessen zweiter Frau Kate Terry-Gielgud geboren. Als Mitglied der Terry family, einer bedeutenden Theaterdynastie, war sein Weg in die Schauspielerei bereits vorgezeichnet. Seine Großmutter Kate Terry und mehr noch seine Großtante Ellen Terry waren prominente Bühnenschauspielerinnen des 19. Jahrhunderts. Erste Erfahrungen sammelte er ab 1922 bei der Schauspieltruppe von Phyllis Neilson-Terry, seiner Cousine. 
Nach seinem Abschluss an der Royal Academy of Dramatic Art in London arbeitete er in den folgenden Jahrzehnten am West End, am Old Vic Theatre und gelegentlich auch am Broadway in New York. Parallel dazu begann er eine Karriere als Regisseur und gründete seine eigene Truppe am Queen‘s Theatre in London. Er wurde von vielen als der beste Hamlet seiner Zeit angesehen und war auch für seine komödiantischen Rollen bekannt, beispielsweise die des John Worthing in „The Importance of Being Earnest“
In den 1950er Jahren befürchtete Gielgud, seine Karriere sei in Gefahr, als er wegen eines homosexuellen Vergehens und zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, aber seine Kollegen und das Publikum unterstützten ihn loyal. Als in den späten 1950er Jahren avantgardistische Stücke die traditionellen West-End-Produktionen zu verdrängen begannen, fand er keine neuen geeigneten Bühnenrollen und war im Theater mehrere Jahre lang vor allem für sein Shakespeare-Ein-Mann-Stück „The Ages of Man“ bekannt. 
Ab den späten 1960er Jahren fand er neue Stücke, die zu ihm passten, von Autoren wie Alan Bennett, David Storey und Harold Pinter. Gielgud gab sein Filmdebüt bereits 1924, stand in den nächsten Jahrzehnten trotz vieler Angebote aber nur sehr ausgewählt vor der Kamera. Einer seiner wenigen Filme war die Hauptrolle in Alfred Hitchcocks „Geheimagent“ von 1935. 
1953 war er der Cassius in Joseph L. Mankiewicz’ Verfilmung von Shakespeares „Julius Caesar.“ Nachdem er sich lange eher abfällig über die Filmschauspielerei geäußert hatte, stand er ab den 1950er-Jahren vermehrt vor der Kamera. Eine Oscar-Nominierung erhielt Gielgud 1964 für die Rolle König Ludwigs VII. in der Verfilmung des Theaterstücks „Becket“ von Jean Anouilh
Mitte der 1960er Jahre war Gielgud zudem in Tony Richardsons „Tod in Hollywood“ (1965) und Orson Welles‘ „Falstaff – Glocken um Mitternacht“ (1966) zu sehen. In der ersten Hälfte der 1970er Jahre drehte Gielgud sieben Filme und sechs Fernsehdramen. Er verkörperte einen alten Kardinal in Joseph Loseys „Galileo“ und den Diener Beddoes in Sidney Lumets „Mord im Orient-Express“ (1974). In einer BBC-Präsentation von James Elroy Fleckers „Hassan“ im Jahr 1971 spielte Gielgud den Kalifen neben Ralph Richardsons Hassan. Im Theater inszenierte Gielgud Cowards „Private Lives“ und Somerset Maughams „The Constant Wife“
Seine letzte Produktion als Regisseur verwirklichte Gielgud 1975 mit Pineros „The Gay Lord Quex“. Gielgud setzte seine langjährige Bühnenzusammenarbeit mit Richardson in Harold Pinters „No Man's Land“ (1975) fort, bei dem Hall am National Regie führte. Die Produktion war ein Erfolg bei Kritikern und an den Kinokassen und wurde über einen Zeitraum von drei Jahren am Old Vic, im West End, im Lyttelton Theatre im neuen National Theatre-Komplex, am Broadway und im Fernsehen gespielt. 
In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts arbeitete Gielgud mehr für Kino und Fernsehen als auf der Bühne. Zu seinen Filmarbeiten gehörten Gore Vidals „Caligula“ (1979) und Alain Resnais’ „Providence“ (1977). Gielgud hielt es für „den mit Abstand aufregendsten Film, den ich je gemacht habe“, und gewann einen Preis des New York Film Critics Circle für seine Darstellung eines sterbenden Autors, „der die Hälfte der Zeit betrunken ist … Flaschen herumwirft und eine Menge sehr grober Dialoge brüllt“. Zu seinen weiteren Filmrollen gehörten die des Head Masters von Eton in Jack Golds „Aces High“ (1976) und die des Tomlinson in Otto Premingers „Der menschliche Faktor“ (1979). 
Im Fernsehen spielte er unter anderem Lord Henry Wotton in „Das Bildnis des Dorian Gray“ (1976), John of Gaunt in „Richard II.“ (1978) und den Chor in „Romeo und Julia“ (1978). 
In den 1980er Jahren trat Gielgud in mehr als zwanzig Filmen auf, darunter als Vorsitzender des Royal London Hospital in David Lynchs „Der Elefantenmensch“ (1980), als Rektor des Trinity College in Cambridge in „Die Stunde des Siegers“ (1981), als Lord Irwin in Richard Attenboroughs „Gandhi“ (1982), „Die letzte Jagd“ (1984) und Fred Schepisis „Eine demanzipierte Frau“ (1985). 
Tony Palmers „Wagner“ (1983) war der einzige Film, in dem Gielgud, Richardson und Olivier gemeinsam in Szenen mitspielten. Gielgud hatte Cameo-Auftritte in Filmen von geringer Bedeutung, in denen er sich einen Namen machte, ohne seinem eigenen Ruf zu schaden. In einem Interview sagte er: „Sie bezahlen mich sehr gut für zwei oder drei Arbeitstage im Monat, also warum nicht? Es ist schön, in meinem Alter auf Kosten anderer Leute um die ganze Welt reisen zu können.“ 
Gielguds erfolgreichste Filmrolle des Jahrzehnts war Steve Gordons Komödie „Arthur“ (1981), in der Dudley Moore einen selbstgefälligen Playboy spielte. Gielgud spielte Hobson, Moores Butler. Er lehnte die Rolle zweimal ab, bevor er sie schließlich annahm, da er nach dem „Caligula“-Debakel wegen der starken Sprache des bissigen Hobson nervös war. Für seine Darstellung gewann er einen Oscar als bester Nebendarsteller und weitere Auszeichnungen. Er legte wenig Wert auf Auszeichnungen und vermied Preisverleihungen, wann immer er konnte: „Ich verabscheue wirklich den ganzen Quatsch über gegenseitige Gratulationen und die gehässigen Vergleiche, die sie hervorrufen.“ 
Für das Fernsehen spielte Gielgud in den 1980er Jahren neunzehn Rollen; darunter Edward Ryder in einer elfteiligen Adaption von Waughs „Wiedersehen mit Brideshead“ (1982). Gegen Ende des Jahrzehnts wurde Gielgud für seine Rolle als Aaron Jastrow, ein im Holocaust ermordeter jüdischer Professor, in der Miniserie „War and Remembrance“ für einen Primetime Emmy Award nominiert. Am Ende des Jahrzehnts spielte er den verwegenen Journalisten Haverford Downs in John Mortimers „Summer‘s Lease“, für den er nach der US-Ausstrahlung 1991 einen Emmy Award gewann. 
Gielguds letztes West-End-Stück war Hugh Whitemores „The Best of Friends“ (1988). 
1990 hatte Gielgud seinen letzten Filmauftritt in einer Hauptrolle: er spielte Prospero in „Prosperos Bücher“, Peter Greenaways Adaption von „Der Sturm“. Er arbeitete weiterhin für das Radio, wie er es während seiner gesamten Karriere getan hatte. Anlässlich seines neunzigsten Geburtstags spielte er zum letzten Mal Lear; für die BBC versammelte Kenneth Branagh eine Besetzung, zu der Judi Dench, Eileen Atkins und Emma Thompson als Lears Töchter gehörten, mit Schauspielern wie Bob Hoskins, Derek Jacobi und Simon Russell Beale in Nebenrollen. Er trat bis 1998 weiterhin im Fernsehen auf; seine letzte große Rolle in diesem Medium spielte er 1994 in einer BBC-Produktion von J. B. Priestleys selten wiederaufgeführtem „Sommertagestraum“. Anschließend hatte er weitere Cameo-Auftritte in Filmen wie Branaghs „Hamlet“ (als König Priamos, 1996), „Dragonheart“ (als Stimme von König Artus, 1996) und „Shine“. Seinen letzten Spielfilmauftritt hatte er als Papst Pius V. in Shekhar Kapurs „Elizabeth“ (1998). Im Jahr 2000 hatte er eine stumme Rolle neben Pinter in einem Film von Becketts Kurzstück „Catastrophe“ unter der Regie von David Mamet. Als Gielguds Partner, Martin Hensler, 1999 starb, erlitt Gielgud einen körperlichen und psychischen Verfall und starb am 21. Mai 2000 im Alter von 96 Jahren zu Hause. 

Filmographie: 

1924: Who is the Man? 
1929: The Clue of the New Pin 
1932: Insult 
1933: The Good Companions 
1936: Geheimagent (Secret Agent) 
1941: Der Premierminister (The Prime Minister) 
1941: An Airman’s Letter to His Mother (Kurzfilm) 
1948: Hamlet 
1953: Julius Caesar 
1954: Romeo und Julia 
1955: Richard III. 
1956: In 80 Tagen um die Welt (Around the World in Eighty Days) 
1956: Nude with Violin (Fernsehfilm) 
1957: The Barretts of Wimpole Street 
1957: Die heilige Johanna (Saint Joan) 
1962: The Cherry Orchard (Fernsehfilm) 
1964: Becket 
1964: Hamlet (auch Regie) 
1965: Tod in Hollywood (The Loved One) 
1965: Falstaff – Glocken um Mitternacht (Campanadas a medianoche) 
1966: Alice in Wonderland (Fernsehfilm) 
1968: Angriff der leichten Brigade (The Charge of the Light Brigade) 
1968: In den Schuhen des Fischers (The Shoes of the Fisherman) 
1968: Der mysteriöse Mr. Sebastian (Sebastian) 
1968: Sein gefährlichster Auftrag (Assignment to Kill) 
1969: Oh! What a Lovely War 
1970: Julius Caesar 
1970: Hassan (Fernsehfilm) 
1972: Ein gewisser General Bonaparte (Eagle in a Cage) 
1972: Probe (Fernsehfilm) 
1973: Frankenstein, wie er wirklich war (Frankenstein: The True Story, Fernsehfilm) 
1973: Der verlorene Horizont (Lost Horizon) 
1974: Gold 
1974: QB VII (Miniserie) 
1974: Brillanten und Kakerlaken (11 Harrowhouse) 
1974: Mord im Orient-Express (Murder on the Orient Express) 
1975: Galileo 
1975: Edward VII (Miniserie) 
1976: Peter Pan (Fernsehfilm) 
1976: Schlacht in den Wolken (Aces High) 
1976: Das Bildnis des Dorian Gray (The Picture of Dorian Gray) 
1977: Providence 
1977: Die Abenteuer des Joseph Andrews (Joseph Andrews) 
1977: Ein Porträt des Künstlers als junger Mann (A Portrait of the Artist as a Young Man) 
1977: The Grand Inquisitor (Fernsehfilm) 
1978: King Richard the Second 
1978: No Man’s Land (Fernsehfilm) 
1978: Die Elenden (Les Miserables, Fernsehfilm) 
1979: Der menschliche Faktor (The Human Factor) 
1979: Mord an der Themse (Murder by Decree) 
1979: Caligula (Caligola) 
1980: Der Dirigent (Dyrygent) 
1980: Der Elefantenmensch (The Elephant Man) 
1980: Warum haben Sie nicht Evans gefragt? (Why Didn't They Ask Evans?, Fernsehfilm) 
1980: Die Formel (The Formula) 
1980: Omar Mukhtar – Löwe der Wüste (The Lion of the Desert) 
1981: Die Stunde des Siegers (Chariots of Fire) 
1981: Arthur – Kein Kind von Traurigkeit (Arthur) 
1981: Der Fluch der Sphinx (Sphinx) 
1981: Priest of Love 
1981: Wiedersehen mit Brideshead (Brideshead Revisited) (Fernseh-Miniserie) 
1981: Das Geheimnis der sieben Ziffernblätter (Seven Dials Mystery, Fernsehfilm) 
1982: Der Glöckner von Notre Dame (The Hunchback of Notre Dame, Fernsehfilm) 
1982: Gandhi 
1982: Inside the Third Reich (Fernsehfilm) 
1982: Marco Polo (Fernseh-Miniserie) 
1983: Im Wendekreis des Kreuzes (The Scarlet and the Black) 
1983: Wagner – Das Leben und Werk Richard Wagners (Wagner) 
1983: Die verruchte Lady (The Wicked Lady) 
1983: Einladung zur Hochzeit (Invitation to the Wedding) 
1984: Palast der Winde (The Far Pavilions, Miniserie) 
1984: Seelenlos – Ein Mann spielt Gott (Frankenstein) (Fernsehfilm) 
1984: Scandalous 
1984: Camille (Fernsehfilm) 
1984: The Master of Ballantrae (Fernsehfilm) 
1985: Eine demanzipierte Frau (Plenty) 
1985: Time After Time 
1985: Eine Ehe in Briefen (Leave All Fair) 
1985: Die letzte Jagd (The Shooting Party) 
1985: Romance on the Orient Express (Fernsehfilm) 
1986: Das Gespenst von Canterville (The Ghost of Canterville) 
1986: Kreuzfeuer der Agenten (The Whistle Blower) 
1987: Wale im August (The Whales of August) 
1987: Blaubart und seine Kinder (Barbablu, barbablu) 
1988: Feuersturm und Asche (War and Remembrance) (Fernseh-Miniserie) 
1988: Rendezvous mit einer Leiche (Appointment with Death) Pino Donaggio 
1988: Arthur 2 – On the Rocks 
1988: A Man for All Seasons (Fernsehfilm) 
1989: Das verflixte erste Mal (Getting It Right) 
1989: Summer’s Lease (Miniserie) 
1990: Liebesroulette (Strike It Rich) 
1991: The Best of Friends (Fernsehfilm) 
1991: Prosperos Bücher (Prospero’s Books) 
1991: Die Strauß-Dynastie (The Strauss Dynasty) 
1992: Wie ein Licht in dunkler Nacht (Shining Through) 
1992: Swan Song (Kurzfilm) 
1992: Im Glanz der Sonne (The Power of One) 
1993: Inspektor Morse, Mordkommission Oxford (Inspector Morse) (Fernsehserie, 1 Folge) 
1995: Der 1. Ritter (First Knight) 
1995: Stick with Me, Kid (Fernsehserie, 14 Folgen) 
1995: Haunted – Haus der Geister (Haunted) 
1996: Hamlet 
1996: Shine – Der Weg ins Licht (Shine) 
1996: Dragonheart (Sprechrolle) 
1996: Portrait of a Lady 
1996: Gullivers Reisen (Gulliver’s Travels) (Fernsehfilm) 
1998: Das magische Schwert – Die Legende von Camelot (Quest for Camelot) 
1998: Merlin (Miniserie) 
1998: The Tichborne Claimant 
1998: Elizabeth 
2000: Catastrophe (Kurzfilm)

Playlist: 


01. Miklós Rózsa - Valse Crepusculaire (Providence) - 03:49 
02. Miklós Rózsa - Overture (Julius Caesar) - 03:04 
03. Michael J. Lewis - Main Title (11 Harrowhouse) - 03:50 
04. Laurence Rosenthal - The Journey Home (Strauss Dynasty) - 02:43 
05. Angelo F. Lavagnino - Corale Mystico (Falstaff) - 03:16 
06. Jerry Goldsmith - Carol's Apartment (Sebastian) - 03:01 
07. Alex North - Overture (The Shoes of the Fisherman) - 04:03 
08. Elmer Bernstein - The Lovers (Gold) - 04:20 
09. Bruno Nicolai - Isis' Pool (Caligula) - 04:12 
10. John Morris - The Elephant Man Theme (The Elephant Man) - 03:48 
11. Bill Conti - Please Stay (The Formula) - 03:27 
12. Michael J. Lewis - Pyramids & Sphinx at Giza (Sphinx) - 04:39 
13. Jerry Goldsmith - I Cannot See My Love (QB VII) - 03:51 
14. Vangelis - End Credits (Chariots of Fire) - 03:31 
15. Ennio Morricone - Monica (Marco Polo) - 06:07 
16. Burt Bacharach - Touch (Arthur) - 03:19 
17. Bruce Smeaton - Plenty (Plenty) - 03:59 
18. Michael Kamen - The Boathouse (Shining Through) - 05:08 
19. George Fenton & Ravi Shankar - Salt (Gandhi) - 03:56 
20. Hans Zimmer - Mother Africa [Reprise] (The Power of One) - 08:09 
21. Trevor Jones - The Flight From Lilliput (Gulliver's Travels) - 03:42 
22. Trevor Jones - In Search of teh Grail (Merlin) - 04:04 
23. Jerry Goldsmith - Never Surrender (First Knight) - 05:43 
24. Wojciech Kilar - Phantasms of Love (The Portrait of a Lady) - 03:54 
25. David Hirschfelder - With the Help of God, Shine (Shine) - 03:21 
26. Michael Nyman - Miranda (Prospero's Books) - 03:54 
27. Richard Rodney Bennett - The Orient Express (Murder on the Orient Express) - 11:20

Dienstag, 1. Oktober 2024

Playlist #407 vom 06.10.2024 - Neuheiten 2024 (6)

Fünf Jahre nach dem zweifach Oscar-prämierten „Joker“ schickt Regisseur Todd Phillips seinen Star Joaquin Phoenix erneut als psychisch gestörten Arthur Fleck alias Joker auf die Leinwand schickt, die er diesmal mit Pop-Star Lady Gaga teilt. Ein Wiedersehen gibt es auch mit Tim Burtons skurrilen Geisterjäger Beetlejuice. Neben Michael Keaton in der Titelrolle, Winona Ryder und Catherine O’Hara ist auch Burtons Stammkomponist Danny Elfman wieder an Bord. Er befindet sich in der heutigen Sendung in prominenter Gesellschaft mit Thomas Newman, Marco Beltrami, Theodore Shapiro, Zbigniew Preisner, Marcello Zarvos, Bear McCreary und Max Richter, der sein neues Album „In A Landscape“ vorstellt. 

Den Auftakt bildet Marco Beltrami („Scream“, „Ben-Hur“), der mit „The Killer“ den neuen Action-Film von Kultregisseur John Woo vertont hat. Als sich die mysteriöse Auftragsmörderin Zee (Nathalie Emmanuel), die in der Pariser Unterwelt als Königin des Todes gefürchtet wird, weigert, eine blinde junge Frau (Diana Silvers) in einem Nachtclub zu erschießen, zieht sie sich nicht nur den Zorn ihres zwielichtigen Mentors und Auftraggebers (Sam Worthington) auf sich, sondern macht sie auch zur Gejagten – auch von einem Polizeiermittler (Omar Sy), der ihr auf die Spur kommt... 
Seit Max Richter mit seinen ersten Alben „Memoryhouse“ (2002), „The Blue Notebooks“ (2004), „Songs From Before“ (2006) und „24 Postcards In Full Colour“ (2008) erfolgreich klassisch instrumentierte Musik mit elektronischen Klängen zu verbinden begann, hat er vor allem eine Vielzahl von Soundtracks veröffentlicht und 2012 mit „Vivaldi – The Four Seasons: Recomposed By Max Richter“ auch die Klassik-Welt entzückt. Nun erscheint mit „In A Landscape“ sein neues Album. 
„Für mich geht es in der Musik auf diesem Album darum, Polaritäten zu verbinden oder zu versöhnen. Die Elektronik mit den akustischen Instrumenten, die natürliche Welt mit der menschlichen Welt und die großen Ideen des Lebens mit dem Persönlichen und Intimen“, erklärt Richter den kreativen Ansatz zu „In A Landscape“. „Diese Dynamik habe ich bereits auf meinem 2004 erschienenen Album ,The Blue Notebooks‘ erforscht, und das neue Projekt teilt viele der Anliegen dieses Albums; in gewisser Weise ist es ein weiterer Blick auf die Themen des früheren Werks, aber aus der Perspektive unserer Welt und unseres Lebens im Jahr 2024. Der Titel, der leicht als ,Inner Landscape‘ (falsch) verstanden werden kann, weist auf einige Ideen des Albums hin. So viel zur ,inneren Landschaft‘ des Titels. Die andere Landschaft, diejenige, in der wir unser physisches Leben leben, ist ebenfalls auf verschiedene Weise in der Platte enthalten. Die ,Lebensstudien‘, die wie Zwischenspiele zwischen den direkteren Musikstücken wirken, sind Feldaufnahmen, sowohl von meinen Reisen während der Tournee als auch von unserem Leben zu Hause im Studio. Die Tracks selbst sind, wie immer, meine Versuche, herauszufinden, wie ich unserem Leben im Hier und Jetzt des täglichen Lebens, so wie ich es erlebe, einen Sinn geben kann.“ 
Ein Konzeptalbum elektronischer Art legt Jon Hopkins mit „RITUAL“ vor, das sich als Zusammenfassung von Themen versteht, die Hopkins während seiner 22-jährigen Karriere bearbeitet hat. Der Nachfolger zum 2021er Album „Music For Psychedelic Therapy“ präsentiert sich als 41-minütige elektronische, spannungsgeladene Symphonie mit hypnotischem Trommeln und transzendenten Melodien. 
Die acht Kapitel handeln von spiritueller Befreiung und dem traditionellen Thema der Reise des Helden und entstanden in Zusammenarbeit langjähriger Kollaborateure wie Vylana, 7RAYS, Ishq, Clark, Emma Smith, Daisy Vatalaro und Cherif Hashizume
Die irische Komponistin Emer Kinsella vertonte mit Eric Esaus „Saturn“ ein Science-Fiction-Drama, bei dem sich ein junger Vater zwischen dem Leben, das er liebt, und einem uralten Ruf, die Welt zu retten, entscheiden muss, nachdem ein mysteriöser Planet am Himmel erschienen ist. 
„Der Soundtrack zu ,Saturn‘ spiegelt die tiefgründigen Themen des Films wider: Überleben, Gemeinschaft, Opferbereitschaft und Zugehörigkeit. Die Musik schafft eine Klanglandschaft, die die emotionalen und physischen Reisen der Charaktere widerspiegelt“, erzählt Kinsella von ihrer Arbeit. „Jedes Stück lädt den Zuhörer in einen Raum ein, in dem die Zeit langsamer vergeht, was das Gefühl der Isolation verstärkt und dennoch auf eine kollektive Stärke hindeutet. Die Musik erforscht die Spannung zwischen dem individuellen Kampf und der Anziehungskraft von etwas Größerem als man selbst und evoziert die Last der Entscheidungen und die Hoffnung auf Einheit. Der Einsatz von Streichern, geschichteten Harmonien und eindringlichen Melodien fängt sowohl die Schönheit als auch die Last der Opferbereitschaft ein und vermittelt letztendlich eine Botschaft der Verbundenheit und Widerstandsfähigkeit.“ 
36 Jahre nach seiner unterhaltsamen Horror-Komödie „Beetlejuice“ legt Tim Burton mit „Beetlejuice Beetlejuice“ eine langerwartete Fortsetzung vor, die viel von dem Charme des Originals zu bewahren versucht. Nachdem sie als Goth-Teenie noch gerade so einer Zwangsehe mit dem Bio-Exorzisten Beetlejuice (Michael Keaton) entgangen ist, moderiert Lydia Deetz (Winona Ryder) inzwischen ihre eigene TV-Show „Ghost House“, in der sie mit ihren Talenten als Medium paranormalen Vorkommnissen auf die Spur geht. 
Allerdings ist sie noch immer so traumatisiert, dass sie ihre Arbeit nur mit der Hilfe von starken Pillen und ihrem sie offensichtlich ausnutzenden Produzenten Roxy (Justin Theroux) bewältigen kann. Ihre Tochter Astrid (Jenna Ortega) will unterdessen nichts mehr von Lydia wissen, weil die das ganze Geistergeschwafel ihrer Mutter für pure Einbildung und bloße Wichtigtuerei hält. Als Lydias Vater Charles bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt, bläst ihre nach Aufmerksamkeit gierende Mutter Delia (Catherine O‘Hara) die Beerdigung direkt zu einer gewaltigen Performance-Art-Installation auf. Doch bei der Versammlung der ganzen Familie am Ort der damaligen Geschehnisse wird Lydia immer wieder von plötzlichen Beetlejuice-Visionen heimgesucht. Der hat aber gerade ganz andere Probleme: Seine Ex Dolores (Monica Bellucci), eine Seelensaugerin, die er vor einigen Jahrhunderten in der Hochzeitsnacht mit einer Axt zerlegt hat, ist hinter ihm her – und auch mit dem Jenseits-Cop Wolf Jackson (Willem Dafoe) ist nicht zu spaßen… In seiner Partitur greift Komponist Danny Elfman natürlich auch auf die vertrauten Elemente seines „Beetlejuice“-Scores zurück und verstärkt diese zu einem kraftvollen Soundtrack, der die fantasievollen Elemente des Films ausdrucksstark unterstützt. 
In dem Kurzfilm „Carriage Return“ braucht der halb betrunkene und kaum arbeitende Dramatiker Lane Williams dringend Inspiration, um sein neuestes Drehbuch fertigzustellen, als ein Klopfen an der Tür zu wildem Hämmern eskaliert. Sein alter Schreibpartner Charlie Marlow hat ihn mit heftigen Plagiatsvorwürfen aufgesucht. 
„Als mich Regisseur Ferguson Sauvé-Rogan für ,Carriage Return‘ anrief, einen Schwarzweißfilm, der im New York der 50er spielt, und ich Jazz hörte, war ich begeistert. Der Film hat mich mit seiner surrealen Handlung voller unvorhergesehener Wendungen sofort überzeugt“, erzählt die Komponistin Elena Maro. „Ferguson und sein Bruder Daniel suchten nach einer Partitur, die genau wie der Film funktioniert: ‚In dem Moment, in dem man denkt, man hätte es durchschaut, merkt man, dass das nicht stimmt‘. Dies gab mir die Möglichkeit, vom Jazz in unerforschte Avantgarde-Gebiete zu wechseln, und zwar mit der unschätzbaren Hilfe einiger großartiger LA-Session-Musiker. Die eindringliche Perkussion von Brian Kilgore und die beeindruckende Jazz-Bigband sprechen auf viele unerwartete Weisen miteinander, genau wie die beiden Charaktere auf dem Bildschirm, während die Wahl ungewöhnlicher Instrumente, die unkonventionellen Techniken für die Holzbläser und der unorthodoxe Einsatz von Tonverarbeitung sich fesselnd in die Partitur einfügen.“

Playlist: 


01. Marco Beltrami - Zee Awakens (The Killer) - 03:01 
02. Edward Shearmur - Tally Alone (Uglies) - 04:35 
03. Theodore Shapiro - Lone Wolf (Wolfs) - 04:28 
04. Marc Shaiman - Remembering Mother (Albert Brooks: Defending My Life) - 03:40 
05. Rupert Gregson-Williams - Leaving (The Perfect Couple) - 04:27 
06. Hans Zimmer, Omer Benyamin & Steven Doar - Open Hands (Twilight of the Gods) - 04:41 
07. Max Richter - Late and Soon (In A Landscape) - 07:11 
08. Jon Hopkins & Vylana - Part II - Palace / Illusion (Ritual) - 07:41 
09. Emer Kinsella - Retrospective (Saturn) - 03:04 
10. John Gürtler & Jan Miserre - Gyro Nights (The Outrun) - 03:35 
11. Rupert Gregson-Williams - Thanks For the Advice (The Union) - 02:55 
12. Bear McCreary - Eregion (The Lord of the Rings: The Rings of Power - Season 2) - 03:42 
13. Ilan Eshkeri - The Whole Him (Super/Man: The Christopher Reeve Story) - 03:01 
14. H. Scott Salinas & Tomás Videla - Healing (Super Human Body: World of Medical Marvels) - 02:06 
15. Nico Muhly - Sunja and Kato (Pachinko: Season 2) - 03:47 
16. Thomas Newman & Julia Newman - Hum (Monsters: The Lyle and Erik Menendez Story) - 03:27 
17. Zbigniew Preisner - Blue Waves (Haunted Heart) - 02:09 
18. Danny Elfman - End Titles (Beetlejuice Beetlejuice) - 04:35 
19. Elena Maro - The Reveal (Carriage Return) - 02:10 
20. Daniel Pemberton - Galactic Guide (Concord) - 03:17 
21. Bear McCreary - Trailers (The 4:30 Movie) - 05:00 
22. Herdís Stefánsdóttir - Carbon Monoxide (Trap) - 02:14 
23. Marcelo Zarvos - Voice of A Child (The Front Room) - 02:03 
24. Lucas Vidal - Farewell (The Deliverance) - 02:38 
25. Christian Heschl - Harmony Of Our Planet (Unwavering) - 03:40 
26. Kris Bowers - You Don't Have to (The Wild Robot) - 03:05 
27. Brooke Blair & Will Blair - Sorry For Your Loss (Marmalade) - 02:30 
28. Hildur Guðnadóttir - It's Showtime (Joker: Folie à Deux) - 02:50 
29. Max Richter - A Folly (My Brillant Friend: Season 4) - 03:12 
30. Robin Hoffmann - Finding the Portal (Treasure Trackers) - 03:03 
31. Brooke Blair & Will Blair - The Escort (Rebel Ridge) - 03:13
32. Isabella Summers - KAOS III (KAOS) - 11:09

  © Blogger template Brooklyn by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP