Radio ZuSa

Dienstag, 1. März 2016

DIE 6. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 04./05.03.2016 - PARENTHOOD Special

Als „Friday Night Lights“-Drehbuchautor Jason Katims auf die Idee kam, aus der 1989 erschienenen Steve-Martin-Komödie „Parenthood“ eine Serie zu kreieren, hätte wohl niemand geahnt, dass die 2010 gestartete gleichnamige Fernsehserie es auf immerhin sechs Staffeln bringen würde. Für den Erfolg von „Parenthood“ waren nicht nur die Hollywood-Schwergewichte Ron Howard und Brian Gazer als ausführende Produzenten verantwortlich, sondern vor allem die starken Drehbücher und ein spielfreudiger Cast, der der Bravermann-Familie ein lebensnahes Gesicht zu verleihen verstand.

Die Bravermans sind eine amerikanische Großfamilie, deren Mittelpunkt noch immer das Haus der Eltern der vier erwachsenen Kinder darstellt. Natürlich hat jedes der Kinder seine Probleme mit der eigenen Familie. In der ersten Staffel muss sich, Adam (Peter Krause), der als kleiner Unternehmer erfolgreich ist, mit seiner Frau Kristina (Monica Potter) der erschütternden Diagnose stellen, dass ihr Sohn Max (Max Burkholder) unter dem Asperger-Syndrom leidet und eine ganz spezielle Betreuung braucht. Die fünfzehnjährige Tochter Haddie (Sarah Ramos) macht Adam vor allem wegen ihres Freundes zu schaffen. Die karrierebewusste Anwältin Julia (Erika Christensen) hat eher damit zu kämpfen, dass ihr Mann, der sich um Haushalt und die hochbegabte Tochter (Savannah Paige Rae) kümmert, offensichtlich auch von anderen Frauen begehrt wird.
Etwas unkonventionellere Lebenswege haben Sarah (Lauren Graham) und Crosby (Dax Shepard) eingeschlagen. Während Sarah nach einem chaotischen Leben mit einem Rockmusiker mit ihren Teenager-Kindern Amber (Mae Whitman) und Drew (Miles Heizer) wieder ins Haus ihrer Eltern zurückgezogen ist und sich ausgerechnet in Ambers jungen Lehrer verliebt, muss der kindsköpfige Crosby die Nachricht verdauen, dass er seit fünf Jahren Vater des Jungen Jabbar (Tyree Brown) ist.
Natürlich ist das plötzliche Vatersein ebenso mit Problemen verbunden wie die Erziehung von Teenagern, wie Adam und Sarah erfahren müssen … Aber auch in der Ehe ihrer Eltern kriselt es. Familien-Oberhaupt Zeek (Craig T. Nelson) hält mit seinen Ansichten über das Leben und der Erziehung von Kindern nie hinter den Berg und sorgt mit finanziellen Fehlinvestitionen und Affären für Zündstoff in der Ehe mit der warmherzigen Camille (Bonnie Bedelia).
In der zweiten Staffel hat Camille nach einer Affäre mit ihrem Kunstdozenten das Vertrauen ihres Mannes Zeek verloren. Dass seine Frau nun wieder einen Kurs bei ihrem Ex-Lover besuchen möchte, passt dem Braverman-Familienoberhaupt gar nicht in den Kram, was er in der Paartherapie entsprechend zum Ausdruck bringt. Aber auch ihre Kinder tragen sich mit allerlei Sorgen herum. Adam besorgt als leitender Angestellter eines Schuhproduzenten seiner Schwester Sarah ein Praktikum in der Design-Abteilung seiner Firma, wo sie sich in Adams Chef Gordon (William Baldwin) verguckt. Als dieser kurzerhand die Firma verkauft, ist nicht nur ihre kurze Liaison zu Ende, Adam muss nun auch um seinen Job bangen. An familiärer Front muss Adam mit seiner Frau Kristina nicht nur die Erziehung ihres am Asperger-Syndrom leidenden Sohn Max meistern, sondern auch die Beziehung ihrer 16-jährigen Tochter Haddie zu dem drei Jahre älteren trockenen Alkoholiker Alex (Michael B. Jordan) unterbinden. Musik-Produzent Crosby zieht mit Jasmine (Joy Bryant) und Sohnemann Jabbar in eine gemeinsame Wohnung und muss mühsam lernen, väterliche Verantwortung zu übernehmen und nebenbei eine Schulaufführung zu organisieren. Auch in der dritten Staffel geht es bei den Bravermanns weiterhin in jeder Beziehung turbulent zu: Die Ehe von Familienoberhaupt Zeek Braverman und Camille hat sich gerade wieder eingerenkt, da versetzt es Camille doch einen leichten Stich, als Zeek bei der Produktion eines Werbespots neue Lebensfreude gewinnt, während sie selbst nie etwas zu Ende gebracht hat.
Dramatischer gestalten sich nach wie vor die Probleme ihrer Kinder. Sarah sieht ihrem 40. Geburtstag nicht nur mit gemischten Gefühlen entgegen, sondern ist auch dabei, ihre Beziehung zu dem viel jüngeren Lehrer Mark Cyr (Jason Ritter) auf ein festeres Fundament zu stellen. Auf einmal ist sogar ein Baby im Gespräch. Davon ist vor allem Sarahs Sohn Drew wenig angetan, der dafür aber das Prickeln der ersten Liebe erleben darf. Seine Schwester Amber versucht dagegen, endlich auf eigenen Beinen zu stehen, doch der Job in einem Coffeeshop bringt zu wenig ein, um eine eigene Wohnung und das Auto finanzieren zu können. Da kommt ihr das Jobangebot ihrer Tochter Kristina in dem Wahlkampfteam des charismatischen Bob gerade recht. Derweil haben sich Kristinas Mann Adam und sein jüngerer Bruder Crosby mit einem Musikstudio selbstständig gemacht, das in vielerlei Hinsicht Furore macht. Julia Braverman-Graham und ihr Mann Joel Graham bemühen sich nach wie vor um ein Adoptivkind. Als Julia in ihrer Anwaltspraxis die junge und schwangere Kaffeeverkäuferin Zoe (Rosa Salazar) kennenlernt, die ihr Baby zur Adoption freigeben will, kommt ihr eine Idee …
Diese und andere turbulente Verwicklungen sind so komprimiert in die 18 Folgen gepackt, dass in keiner Minute Langeweile aufkommt. Dennoch nehmen sich die Drehbuchautoren die Zeit, die täglichen Herausforderungen, denen sich die Bravermanns stellen müssen, mit dem nötigen Ernst und Humor zu behandeln. Es ist einfach spannend zu beobachten, wie sich z.B. Sarahs Scheidungskinder Amber und Drew zu jungen Erwachsenen entwickeln und ihre Probleme selbst in den Griff zu bekommen versuchen. Ebenso unterhaltsam ist die Partnerschaft zwischen Crosby und Adam gestaltet, in die nicht nur eine äußerst attraktive Assistentin hineinfunkt, sondern auch ambitionierte Musiker und finanzstarke Übernahme-Interessenten.
Es geht um Träume und Wege, die eigene Zukunft zu gestalten, für sein Glück selbst verantwortlich zu sein und Probleme auch im Interesse des Familienfriedens zu lösen. Die stimmige Mischung aus Humor und Tiefsinnigkeit, die interessanten Geschichten, die jeden Bravermann umtreibt, die feinen Darstellerleistungen und der wie immer gut zusammengestellte Soundtrack mit der Mischung aus Singer-Songwriter-Perlen, Country, Acoustic Rock und Indie-Pop machen die dritte Staffel von „Parenthood“ so sehenswert, dass hoffentlich in bald mit der deutschen Veröffentlichung der 4. Staffel zur rechnen ist.
Playlist:
01. Lucy Schwartz - When We Were Young - 03:02
02. Beck - Stormbringer - 04:25
03. Eels - In My Dreams - 03:22
04. Angus & Julia Stone - Here We Go Again - 04:58
05. John Doe & Lucy Schwartz - Forever Young - 04:26
06. Bootstraps - Revel - 03:27
07. Lenka - The Show - 03:57
08. Fleetwood Mac - Albatross - 03:11
09. Junip - Don't Let It Pass - 03:57
10. Apparat - Escape - 05:46
11. The XX - Islands - 02:40
12. Greg Laswell - Off I Go - 04:18
13. Stars - Undertow - 04:12
14. Azure Ray - Don't Leave My Mind - 03:43
15. Alexi Murdoch - Through The Dark - 05:41

DIE 6. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 04./05.03.2015 - RAY LIOTTA Special

Dass Ray Liotta im vergangenen Jahr als Erzähler durch die AMC-Networks-Dokumentation „The Making of the Mob: New York“ führte, passt zu seiner wohl berühmtesten Rolle, die er in seiner 35-jährigen Karriere spielen durfte, denn seine Darstellung des Gangsters Henry Hill in Martin Scorseses Gangster-Epos „Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia“ (1990) machte Liotta weltberühmt.
Zu seinen bekanntesten Filmen zählen James Mangolds Cop-Thriller-Drama „Cop Land“, Ridley Scotts Psycho-Thriller „Hannibal“ und der ebenfalls von Mangold inszenierte Horror-Psycho-Thriller „Identität“.

Raymond „Ray“ Allen Liotta wurde am 18. Dezember 1954 in Newark, New Jersey, geboren und erhielt seinen Nachnamen durch Adoption sechs Monate nach seiner Geburt von seinen Adoptiveltern Alfred und Mary Liotta. 1973 schloss er die Union High School in Union, New Jersey, ab und besuchte anschließend die University of Miami, wo er 1978 einen Abschluss in Kunst machte und mit Robert „Buckets“ Lowery Schauspiel studierte.
Vor allem im ersten Jahr seines Schauspiel-Studiums wirkte Liotta in vielen Musicals mit („Cabaret“, „Dames at Sea“, „Oklahoma“, „Sound of Music“). Nach dem College zog Liotta nach New York City, wo er einen Job als Barkeeper am Shubert Theater annahm und innerhalb von sechs Monaten einen Agenten hatte. Zu seinen ersten Engagements zählte zwischen 1978 und 1981 die Rolle als Joey Perrini in der Soap-Opera „Another World“. Er verließ die Show, um sein Glück in der Filmindustrie zu suchen, und zog nach Los Angeles.
Nach seinem Debüt in der 1983 inszenierten Adaption von Harold Robbins‘ „Karriere durch alle Betten“ hatte Liotta 1986 seine erste Hauptrolle in „Gefährliche Freundin“, für die er eine Golden-Globe-Nominierung erhielt. In dem Fantasy-Drama „Feld der Träume“ spielte Liotta an der Seite von Kevin Costner den Geist des ehemals berühmten Baseballspielers Shoeless Joe Jackson und war fortan in prominenten Hauptrollen zu sehen, so in Jonathan Kaplans Erotik-Thriller „Fatale Begierde“ (1992), Martin Campbells Science-fiction-Actionfilm „Flucht aus Absolum“ (1994) und James Mangolds „Cop Land“, wo er neben Sylvester Stallone und Robert De Niro glänzen durfte.
Die Kritik feierte Liotta für seine Darstellung des zwanghaften Spielers Harry Collins in Danny Cannons „Phoenix“ (1998). Eine Screen Actors Guild Award Nominierung erhielt Liotta für seine Verkörperung von Frank Sinatra in dem Fernsehfilm „The Rat Pack“ und einen Emmy in der Kategorie "Outstanding Guest Actor in a Drama Series" für seine Gastrolle in der „Emergency Room“-Folge „Time of Death“ (2004).
Er spielte den Vater des von Johnny Depp gespielten Drogendealers George Jung in dem Biopic „Blow“ (2001), FBI-Agent Paul Krendler in Ridley Scotts „Hannibal“ (2001) und Detective Lieutenant Henry Oak in Joe Carnahans düsteren Cop-Thriller „Narc“ (2002), wofür er Nominierungen für einen Independent Spirit Award und einen Phoenix Film Critics Society Award bekam.
In Carnahans „Smokin‘ Aces“ brillierte Liotta als FBI-Agent Donald Carruthers. 2003 stand er wieder für Regisseur James Mangold vor der Kamera, diesmal an der Seite von John Cusack und Alfred Molina in dem Psycho-Horror-Thriller „Identität“ (2005).
Für den National Geographic Channel schlüpfte Liotta ebenfalls 2005 bei der Dokumentation „Inside the Mafia“ in die Rolle des Erzählers. Zu den weiteren wichtigen Stationen in Liottas Karriere zählen Wayne Kramers „Crossing Over“, James Cottens „La Linea“ (beide 2009), Andrew Dominiks „Killing Them Softly“, Derek Cianfrances „The Place Beyond The Pines“ (2012), Michael Cuestas „Kill The Messenger“ (2012) und die TV-Mini-Western-Serie „Texas Rising“ (2015).

Filmographie: 
1978–1981: Another World (Fernsehserie, 5 Folgen)
1980: Liebe nach Feierabend (Hardhat and Legs, Fernsehfilm)
1983: Casablanca (Fernsehserie, 5 Folgen)
1983: Karriere durch alle Betten (The Lonely Lady)
1984: Mike Hammer (Fernsehserie, Folge 2x03 Kill Devil)
1985: Verfeindet bis aufs Blut (Our Family Honor, Fernsehserie, 10 Folgen)
1986: Gefährliche Freundin (Something Wild)
1987: The Artist (Arena Brains)
1988: Dominick & Eugene (Dominick and Eugene)
1989: Feld der Träume (Field of Dreams)
1990: Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia (Goodfellas)
1992: No Surrender – Schrei nach Gerechtigkeit (Article 99)
1992: Fatale Begierde (Unlawful Entry)
1994: Flucht aus Absolom (No Escape)
1994: Corrina, Corrina
1995: Operation Dumbo (Operation Dumbo Drop)
1996: Unforgettable
1997: Turbulence
1997: Cop Land
1998: Phoenix – Blutige Stadt (Phoenix)
1998: Frank Sinatra and the Rat Pack (The Rat Pack)
1999: Muppets aus dem All (Muppets from Space)
1999: Forever Mine – Eine verhängnisvolle Liebe (Forever Mine)
2000: Jagd auf einen Namenlosen (Pilgrim)
2000: Die Wahrheit über Engel (A Rumor of Angels)
2001: Blow
2001: Hannibal
2001: Heartbreakers – Achtung: Scharfe Kurven! (Heartbreakers)
2002: The Hire (Kurzfilmreihe, Folge 2x02 Ticker)
2002: Narc
2002: John Q – Verzweifelte Wut (John Q)
2003: Identität (Identity)
2004: Control – Du sollst nicht töten (Control)
2004: Emergency Room – Die Notaufnahme (ER, Fernsehserie, Folge 11x06 Time of Death)
2004: The Last Shot – Die letzte Klappe (The Last Shot)
2005: Revolver
2005: Slow Burn – Verführerische Falle (Slow Burn)
2006: Even Money
2006: Die Farben des Herbstes (Local Color)
2006: Comeback Season
2007: Smokin’ Aces
2007: Born to be Wild – Saumäßig unterwegs (Wild Hogs)
2007: Battle in Seattle
2007: Bee Movie – Das Honigkomplott (Bee Movie, Stimme)
2007: Schwerter des Königs – Dungeon Siege (In the Name of the King: A Dungeon Siege Tale)
2008: Hero Wanted – Helden brauchen kein Gesetz (Hero Wanted)
2009: Crossing Over
2008: La Linea – The Line (La linea)
2009: Powder Blue
2009: Shopping-Center King – Hier gilt mein Gesetz (Observe and Report)
2010: Hannah Montana (Fernsehserie, Folge 4x02 Hannah Montana to the Principal’s Office)
2010: Date Night – Gangster für eine Nacht (Date Night)
2010: Wie durch ein Wunder (Charlie St. Cloud)
2011: Street Kings 2: Motor City (Street Kings 2: Motor City)
2011: Ein Cop mit dunkler Vergangenheit – The Son of No One (The Son of No One)
2011: The River Murders – Blutige Rache (The River Murders)
2011: Ticket Out – Flucht ins Ungewisse (Ticket Out)
2011: The Entitled
2012: Killing Them Softly
2012: The Place Beyond the Pines
2012: The Iceman
2012: Wanderlust – Der Trip ihres Lebens (Wanderlust)
2012: Yellow
2012: Bad Karma – Keine Schuld bleibt ungesühnt (Bad Karma)
2012: Dear Dracula (Stimme)
2013: Pawn – Wem kannst du vertrauen? (Pawn)
2013: Operation Olympus – White House Taken (Suddenly)
2014: Hauptsache, die Chemie stimmt (Better Living Through Chemistry)
2014: Muppets Most Wanted
2014: The Identical
2014: Sin City 2: A Dame to Kill For (Sin City: A Dame to Kill For)
2014: Revenge of the Green Dragons
2014: Kill the Messenger
2014: Stretch
2015: Flock of Dudes
2015: Texas Rising (Miniserie)
Playlist:
01. Mike Patton - Bromance (The Place Beyond The Pines) - 04:03
02. James Horner - The Cornfield (Field Of Dreams) - 05:34
03. Marc Streitenfeld - The Feeling In My Nuts (Killing Them Softly) - 02:28
04. Jeff Rona - Opening (Slow Burn) - 05:30
05. Cliff Martinez - Don't Let It Happen Again (Narc) - 02:06
06. Aaron Zigman - Main Title (John Q) - 03:02
07. Graeme Revell - Helicopter To Absolum (No Escape) - 02:13
08. Christopher Young - Forgotten (Unforgettable) - 04:40
09. Mark Isham - Naturalization (Crossing Over) - 05:42
10. James Horner - End Credits (Unlawful Entry) - 04:22
11. Alan Silvestri - Orange Grove(Identity) - 02:55
12. Mark Kilian - Kitchen Memories (Revenge Of The Green Dragon) - 02:35
13. Hans Zimmer - Avarice (Hannibal) - 03:55
14. Howard Shore - Local Boy Saves Drowning Queen (Cop Land) - 03:03
15. Clint Mansell - Surveillance (Smokin' Aces) - 08:02

DIE 6. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 04./05.03.2016 - JON HOPKINS Special

Mit seinen Scores zu „Monsters“, „How I Live Now“ und „uwantme2killhim?“ hat sich der 1979 im Londoner Stadtteil Wimbledon geborene Jon Hopkins auch in der filmmusikalischen Szene einen Namen gemacht. Vor allem sorgt der Musikproduzent, DJ, Komponist und Remixer aber in der Dance und Electro-Szene für Furore. In diesem einstündigen Special im Rahmen der 6. Langen Nacht der Filmmusik auf Radio ZuSa stehen also nicht nur Hopkins‘ cineastischen Ambitionen im Fokus, sondern auch seine bemerkenswerten Solo-Alben, Remix-Arbeiten und natürlich auch das zusammen mit Brian Eno entstandene Album „Small Craft On A Milk Sea“.

Bereits im Alter von sieben oder acht Jahren begeisterte sich Hopkins für elektronische und House-Musik. Als Fan von Depeche Mode und Pet Shop Boys waren seine ersten eigenen Songs von ihren Einflüssen geprägt. Mit zwölf Jahren begann Hopkins, in einer Jugendgruppe des Royal College of Music in London Klavier zu lernen, zwei Jahre später programmierte er auf einem Amiga 500 digitale Musik. Nachdem er ein Jahr später einen Klavierwettbewerb für sich entscheiden konnte, erwarb er von dem Preisgeld einen professionellen Roland-Synthesizer, mit dem er komplette Kompositionen anfertigte. Nach seinem Schul-Abschluss heuerte Hopkins als Keyboard-Player in der Band von Imogen Heap an und begleitete sie auch auf Tour.
2001 erschien mit „Opalescent“ sein erstes Solo-Album.
„Ich war 19 oder 20, als ich mein erstes Album aufnahm. Es war eine steile Lernkurve, und heute ist es für mich schwer anzuhören – möglicherweise für jeden anderen auch! Aber es besitzt einen ziemlichen naiven Sound, der vielleicht interessant sein kann, denke ich. Ich kann meinen Lernprozess darin hören, mehr noch auf der zweiten Platte, die viel komplexer zu schreiben war und ein Jahr benötigte“, blickt Hopkins im Interview mit Cyclic Defrost. zurück.
Mit seinem dritten Album „Insides“ landete er bei PopMatters in den Top 10 der elektronischen Alben 2009 und erreichte Platz 15 in den Dance/Electronic Album Charts. Es folgten Kollaborationen mit King Creosote, Tunng und Brian Eno, der Hopkins in den inneren Zirkel von Coldplay einführte, als er auf dem 2008er Album „Viva La Vida Or Death And All His Friends“ die Keyboards bediente und Eno bei der Produktion aushalf.
Mit dem 2013 veröffentlichten vierten Solo-Album „Immunity“ war Jon Hopkins schließlich in aller Munde und war nun auch im Filmgeschäft ein gefragter Mann. Er komponierte den Soundtrack zur Leinwandadaption des preisgekrönten Jugendbuchs „How I Live Now“ von Meg Rosoff durch den Oscar-prämierten Regisseur Kevin Macdonald („The Last King of Scotland“).
Zuletzt veröffentlichte Hopkins einen Mix in der „Late Night Tales“-Reihe und fertigte einen Remix des Coldplay-Tracks „Midnight“ an.
Diskographie: 
2001: Opalescent
2004: Contact Note
2009: Insides
2009: In meinem Himmel OST (mit Brian Eno und Leo Abrahams)
2010: Monsters OST
2010: Small Craft On A Milk Sea (mit Brian Eno und Leo Abrahams)
2011: Diamond Mine (mit King Creosote)
2013: How I Live Now OST
2013: Immunity
2013: uwantme2killhim? OST

Playlist: 
01. Jon Hopkins - Circle (Contact Note) - 05:50
02. Jon Hopkins - Breathe This Air (Immunity) - 05:32
03. Jon Hopkins - Lost In Thought (Opalescent) - 06:17
04. Jon Hopkins - Monsters Theme (Monsters) - 04:55
05. Jon Hopkins - Completion (uwantme2killhim?) - 05:04
06. Jon Hopkins & Raphaelle Standell - Form By Firelight (Asleep Versions) - 04:14
07. Jon Hopkins - Cold Out There (The Art Of Chill 2) - 03:53
08. Jon Hopkins - Song One (EP1) - 04:04
09. Jon Hopkins - I Remember (Late Night Tales) - 04:20
10. Jon Hopkins - How I Live Now (How I Live Now) - 04:34
11. David Lynch - I Know (Jon Hopkins Remix) (Good Day Today) - 05:00
12. Brian Eno with Jon Hopkins & Leo Abrahams - Late Anthropocene (Small Craft On A Milk Sea) - 08:11

DIE 6. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 04./05.03.2016 - SAM MENDES Special

Gleich mit seinem ersten Kinofilm „American Beauty“ (1999) heimste der britische Film- und Theaterregisseur Sam Mendes einen Oscar und einen Golden Globe für die Beste Regie ein, und auch für seine folgenden Werke wie „Road To Perdition“ und „Zeiten des Aufruhrs“ erhielt Mendes diverse Nominierungen und Auszeichnungen.
Mittlerweile sorgt der Brite als „James Bond“-Regisseur für Furore. Nach John Glen ist er überhaupt erst der zweite Regisseur, der mehr als an einem Agent-007-Abenteuer hintereinander arbeiten durfte. Musikalisch präsentiert sich diese Stunde auch als kleines Thomas-Newman-Special, denn abgesehen von der Indie-Komödie „Away We Go“ komponierte Newman die Musik zu allen Filmen des britischen Regisseurs.

Der am 1. August 1965 im englischen Reading als Sohn des Schriftstellers und Hochschullehrers James Peter Mendes und der Kinderbuchautorin Helene Mendes geborene Sam Mendes machte nach der Scheidung seiner Eltern in Oxford seinen Schulabschluss, trat dem Chichester Festival Theatre bei und schloss 1987 die Universität Cambridge mit einem Bachelor in Englisch ab.
Am Theater führte er im Alter von 24 Jahren mit Judi Dench in der Hauptrolle die Regie bei Tschechows „The Cherry Orchard“ und gewann gleich den Critics Circle Award for Best Newcomer, worauf Mendes zur Royal Shakespeare Company ging und bei Produktionen wie „Troilus and Cressida“, „The Tempest“ und „Richard III“ Regie führte.
1992 wurde Mendes künstlerischer Leiter des wiedereröffneten Donmar Warehouse in London und war als Regisseur für Produktionen wie „The Glass Menagerie“ und das Revival des Musicals „Cabaret“ zuständig, das mit vier Tony Awards ausgezeichnet worden ist. Außerdem führte Mendes Regie bei „The Blue Room“ mit Nicole Kidman in der Hauptrolle.
Steven Spielberg wurde auf den erfolgreichen Theaterregisseur aufmerksam und holte ihn in die USA, wo er 1999 nach zwei Fernsehfilmen mit „American Beauty“ seinen ersten Kinofilm drehte, der nicht nur verdientermaßen mit fünf Oscars (u.a. für den besten Film, die beste Regie und den besten Hauptdarsteller) prämiert wurde, sondern bis heute als die ultimative Abrechnung mit dem amerikanischen Traum gilt.
Lester Burnham (Kevin Spacey) hat in seinem Leben eigentlich alles erreicht, wovon ein Amerikaner nur träumen kann, einen gut bezahlten Job, ein schickes freistehendes Haus in einer gepflegten Vorstadtsiedlung, eine attraktive Frau (Annette Bening) und eine fast erwachsene Tochter (Thora Birch). Allerdings ist sich Lester durchaus der Tatsache bewusst, dass er ein kompletter Spießer-Langweiler ist und sowohl von seiner Familie verachtet wird. Als er jedoch Angela (Mena Suvari) kennenlernt, die Freundin seiner Tochter, ergeht er sich in erotischen Fantasien und tut alles, um sie wahr werden zu lassen: er betreibt Fitness in der Garage, joggt mit den schwulen Nachbarn und schmeißt seinen Job, wobei er noch kaltschnäuzig eine fette Abfindung erpresst, die er gleich in einen jugendlichen Sportwagen investiert. Bei dem gerade zugezogenen Nachbarsjungen Ricky (Wes Bentley) deckt er sich mit bestem Gras ein und fühlt sich fortan wie ein neuer Mensch. Gleichermaßen irritiert wie abgestoßen von Lesters Lebenswandel stürzt sich seine Frau Carolyn, die verzweifelt in der Immobilien-Branche Fuß zu fassen versucht, in eine Affäre mit dem egomanischen Immobilien-Star Buddy Kane (Peter Gallagher), während Tochter Jane sich auf merkwürdige Weise von Ricky angezogen fühlt, der sie ständig mit der Kamera filmt. Doch die emotionalen Irrungen und Wirrungen bleiben nicht ohne Folgen, zumal Rickys Vater, der emotional labile Marine Frank Fitts (Chris Cooper), kritisch beäugt, was sich bei den Burnhams so alles tut …
Bereits die gelungene Eröffnungssequenz gibt den Ton von „American Beauty“ an, wenn die Kamera von oben langsam in das schicke Vorstadtviertel zoomt und Lester Burnham lapidar aus dem Off verkündet, dass er in einer Woche tot sein wird. Aber das wisse er jetzt natürlich noch nicht. Während sich der Zuschauer also fragt, auf welche Weise Lester wohl sterben wird, zerflückt Sam Mendes mit seinem vorzüglichen Ensemble lustvoll die Illusion eines sorgenfreien Lebens in den schicken Gegenden des vornehmen Bürgertums. Trotz der ernüchternden Demontierung aller Klischees vom großartigen amerikanischen Traum sprüht der Film vor melancholisch-leisem Humor. Das ist vor allem Alan Balls („Six Feet Under“, „True Blood“) großartigem Drehbuch zu verdanken, aber auch den äußerst differenzierten Darstellungen des ausgesuchten Ensembles, wobei gerade die jungen Schauspieler Thora Birch („The Hole“), Wes Bentley („Die Tribute von Panem“) und Mena Suvari („American Pie“) den bekannten Namen in nichts nachstehen.
Die exquisite Kameraarbeit des 2003 verstorbenen Conrad L. Hall („Kaltblütig“, „Der Marathon-Mann“) und der verspielte Score von Thomas Newman („Grüne Tomaten“, „Skyfall“) runden ein Meisterwerk ab, das Sam Mendes den Weg ebnete für weitere Highlights wie „Road To Perdition“, „Zeiten des Aufruhrs“ und schließlich „Skyfall“.
Für sein nächstes Projekt konnte Mendes seinen Cast quasi nach Belieben zusammenstellen. In dem Rache-Drama, das in den Zeiten der US-Prohibition Anfang der 30er Jahre angesiedelt ist, spielt Tom Hanks den liebenden Familienvater Mike Sullivan, der als Profikiller für den Mafia-Patriarchen John Rooney (Paul Newman) arbeitet. Als Sullivans Sohn Michael junior (Tyler Hoechlin) seinem Vater heimlich folgt, um zu sehen, was er wirklich macht, muss er mitansehen, wie sein Vater mit dessen hitzköpfigen Partner, Rooneys Sohn Connor (Daniel Craig), einen Konkurrenten regelrecht durchsieben. Als Connor den Augenzeugen eliminieren will, verfehlt er allerdings sein Ziel und tötet stattdessen Michaels jüngeren Bruder Peter (Liam Aiken) und dessen Mutter Annie (Jennifer Jason Leigh). Auf seinem Rachefeldzug gegen die Rooney-Familie steht Sullivan aber ganz allein da. Und der Mafia-Clan hat bereits den Profi-Killer Maguire (Jude Law) auf die Sullivans angesetzt …
„Sehr erfrischend ist die brutale Konsequenz, die Mendes an den Tag legt. Von Kamera-Veteran Conrad L. Hall (‚American Beauty‘, ‚Zwei Banditen‘) in brillante Bilder gepackt, verliert der Film in keiner einzigen Szene seine Düsternis und Kälte, bleibt unglaublich atmosphärisch und besticht zudem durch Mendes' Exaktheit. Kein Bild ist zuviel, keine Einstellung verschenkt, alles macht Sinn. So dringen dann mal mehr, mal weniger ersichtlich religiöse, biblische Untertöne und Metaphern an die Oberfläche, sodass aus ‚Road To Perdition‘ ein große Drama wird. Loyalität, Vater-Sohn-Liebe und Rache. Das sind die zentralen Themen, die ausgefochten werden. Und endlich einmal hat eine Big-Budget-Produktion aus Hollywood den Mut, bis zum unabdingbaren Ende gnadenlos konsequent zu sein“, begeistert sich Carsten Baumgardt in seiner Kritik auf filmstarts.de
2005 folgte „Jarhead“, ein Kriegsfilm, der im Irak 1991 spielt. Sergeant Sykes (Jamie Foxx), Anführer eines Marine-Platoons und dessen Scharfschützen Swoff (Jake Gyllenhaal), wurden gerade erst aus dem Ausbildungscamp entlassen und bereiten sich mit ihrer Einheit unter extremen Bedingungen auf den eigentlichen Kriegseinsatz vor. Doch die routinierten Tagesabläufe mit Gewehrputzen, Schießübungen, Briefe lesen, Hydrieren, Dehydrieren, Schlafen und Masturbieren nagen an der Substanz.
„Wer sich von ‚Jarhead‘ ob des heiklen Schauplatzes eine Anklage gegen den aktuellen, politisch fragwürdigen Irak-Feldzug der Amerikaner erhofft, ist auf der falschen Fährte. Sein Film handelt von Ambivalenzen und inneren Mechanismen des Soldatentums. Mit der Dualität des Menschen, dem Gegensatz zwischen individueller und kollektiver Funktion in Organisationen wie der Armee, beschäftigt sich letztlich auch Kubricks ‚Full Metal Jacket‘, womit sich der Kreis zum Vorbild schließt. ‚Jarhead‘ transportiert diese cineastischen Meditation über inneren, äußeren und medialen Krieg in die Neuzeit und fügt ihr eine intelligente, bildgewaltige und brillant gespielte Episode hinzu“, meint Andreas Borcholte auf spiegel.de.
In der Verfilmung von Richard Yates‘ Roman „Zeiten des Aufruhrs“ standen Leonardo DiCaprio und Mendes‘ damalige Ehefrau Kate Winslet vor der Kamera. Frank Wheeler (Leonardo DiCaprio) führt mit Gattin April (Kate Winslet) und zwei kleinen Kindern im Connecticut der 50er Jahre ein beschauliches Leben. Mit Franks ungeliebtem Bürojob lässt sich ein hübsches Familienhaus in der „Revolutionary Road“ finanzieren, wo sich April nach einer gescheiterten Karriere am Theater ihrem vermeintlichen Schicksal fügt und sich dem Alltagstrott ihrer Hausfrauenrolle ergibt. Als die einst ambitionierten Eheleute beschämt einsehen müssen, dass sie längst im verhassten Kleinbürgertum angekommen sind und ihr Selbstbild zur Karikatur verblasst, beschließen Frank und April einen Neuanfang in Europa …
Mendes hat sich der Demontage des amerikanischen Traums schon in seinem wunderbar bösartigen Debüt ‚American Beauty‘ angenommen. ‚Zeiten des Aufruhrs‘ ist weniger zynisch – ein leises Drama, von Roger Deakins in Bilder gegossen, die die Melancholie der Protagonisten einfangen, ohne sich aufzudrängen“, urteilt Kati Thielitz auf zeit.de.
Nach all diesen prominent besetzten Kassenerfolgen inszenierte Mendes 2009 das humorvolle Indie-Drama „Away We Go“. Burt Farlander (John Krasinski) und Verona De Tessant (Maya Rudolph) freuen sich auf ihr erstes Kind. Als die Geburt kurz bevor steht, teilen ihnen Burts Eltern (Catherine O'Hara und Jeff Daniels) mit, dass sie fortan in Belgien leben wollen. Jetzt weiß das künftige Elternpaar nicht so recht weiter, weil es sich stets auf die Unterstützung der exzentrischen Farlanders verlassen hat.
Burt und Verona beschließen, ihr heruntergekommenes Heim im verschneiten Colorado hinter sich zu lassen und auf einer Reise alte Freunde und Bekannte abzuklappern, um einen neuen Ort zum Leben zu finden, was sich als schwieriger als erwartet erweist.
‚Away We Go‘ gehört zu jenen Filmen, bei denen die Musik eine entscheidende Rolle spielt. Sam Mendes engagierte den Singer/Songwriter Alexi Murdoch, der mit Liedern von seinem starken Debütalbum ‚Time Without Consequence‘ sowie einigen neuen Titeln weite Strecken des Films untermalt. Ähnlich wie in Hal Ashbys Klassiker ‚Harold & Maude‘ ist die Musik fast ein weiterer Hauptdarsteller, auch wenn Murdochs sanfte Stimme und seine Gitarre oftmals nur leise im Hintergrund eingesetzt werden. Die Musik ist stets genau auf die jeweilige Szene abgestimmt und prägt die locker-gefühlvolle Stimmung des Films nachhaltig“, vermerkt Björn Becher in seiner Kritik auf filmstarts.de.
Am 5. Januar 2010 sorgte die Nachricht, dass Sam Mendes den 23. James-Bond-Film drehen würde, für Furore. „Skyfall“ startete pünktlich zum 50. Geburtstag der James-Bond-Filmreihe weltweit am 26. Oktober 2012 und wurde zu einem künstlerischen und Kassenerfolg. James Bonds (Daniel Craig) Loyalität zu seiner Vorgesetzten M (Judi Dench) wird auf die Probe gestellt, als die resolute Chefin des MI6 von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt wird. M hat Daten verloren, die alle Agenten enttarnen können, die in terroristische Zellen eingeschleust wurden. Dadurch gerät der britische Geheimdienst ins Fadenkreuz eines Verbrechers, durch dessen Skrupellosigkeit viele Menschen ihr Leben lassen müssen. Nun liegt es an 007 die unheimliche Bedrohung aufzuspüren und aufzuhalten, die den gesamten Geheimdienst an den Rand des Zerfalls treibt. Die Spur führt Bond zu dem mysteriösen Cyber-Terroristen Silva (Javier Bardem) …
„Im 50. Jubiläumsjahr gelingt ‚Skyfall‘ nun eine wunderbar paradoxe Rolle rückwärts: Die Krise wird zugleich zugespitzt und überwunden, der Craig-Bond ist endgültig nicht mehr der Bond, wie man ihn kennt, und am Ende, wenn die Franchise-Partikel peu à peu wieder ins Gefüge eingesetzt finden, doch Bond durch und durch. Sogar ein geschüttelter Martini wird, sehr nebenbei, getrunken, selbst Moneypenny kommt zum Schuss, im neuen Geheimdienst-Hauptquartier wartet der berühmte Salon. Nebenbei ist ‚Skyfall‘ eine glänzende Apotheose des zeitgenössischen Unterhaltungskinos - und der beste Bond seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Alles zurück auf Doppelnull. Ein Geschenk des Himmels“, findet Thomas Groph in seiner Filmkolumne auf perlentaucher.de
Nach dem überwältigenden Erfolg von „Skyfall“ ließ sich Sam Mendes dazu überreden, auch den nächsten James-Bond-Film „Spectre“ zu inszenieren. Geheimdienst-Chef M (Ralph Fiennes) gerät unter Druck. Max Denbigh (Andrew Scott), der neue Leiter des Centre for National Security, zweifelt an der Relevanz des MI6 – und an der des besten Mannes im Hause: James Bond (Daniel Craig). 007 ist gerade wieder auf einer nicht genehmigten Solo-Mission unterwegs, in Mexiko City, nachdem er eine kryptische Nachricht aus seiner Vergangenheit erhielt. Danach trifft er in Rom Lucia Sciarra (Monica Bellucci), die hübsche, eiskalte Witwe eines berühmten Kriminellen, mit deren Hilfe er einer finsteren Geheimorganisation namens „Spectre“ auf die Spur kommt. Bond bittet Moneypenny (Naomie Harris) und den Technikexperten Q (Ben Wishaw), ihm dabei zu helfen, die Tochter seines alten Erzfeindes Mr. White (Jesper Christensen) aufzuspüren: die Ärztin Madeleine Swann (Léa Seydoux). Nur sie hat die entscheidende Information, das Mysterium hinter Spectre zu lüften und den mysteriösen Mann (Christoph Waltz) dingfest zu machen, der an der Spitze steht…
„Während es in den Bond-Filmen früherer Jahrzehnte um den Schauwert und die atemberaubendsten Stunts und Gimmicks ging, spielt bei Mendes die Symbolik der Bilder eine entscheidendere Rolle: In ‚Skyfall‘ plumpst Bond zweimal signifikant ins Wasser, geht sozusagen unter; ‚Spectre‘ lässt ihn nun gleich mehrfach wieder zum Kämpfen in die Lüfte steigen, so wie sich der zuletzt arg geschundene und zerquälte Charakter im Laufe dieser Prequel-Erzählung allmählich zum zynischen, arroganten und manipulativen Supermacho entwickelt, den Sean Connery und auch Roger Moore einst im Sinne Ian Flemings spielten. Craigs zwischen Brutalität und Nervosität pendelnder Minimalismus ist auch hier erneut ein großes Schauspiel“, findet Andreas Borcholte auf spiegel.de.

Filmographie:
1993: Cabaret (Fernsehfilm)
1996: Company (Fernsehfilm)
1999: American Beauty
2002: Road to Perdition
2005: Jarhead – Willkommen im Dreck (Jarhead)
2008: Zeiten des Aufruhrs (Revolutionary Road)
2009: Away We Go – Auf nach Irgendwo (Away We Go)
2012: James Bond 007: Skyfall (Skyfall)
2015: James Bond 007: Spectre (Spectre)
Playlist:
01. Thomas Newman - Dead Already (American Beauty) - 03:18
02. Thomas Newman - Rock Island, 1931 (Road To Perdition) - 03:22
03. Thomas Newman - Mental Boy (American Beauty) - 01:43
04. Thomas Newman - Dickskinner (Jarhead) - 03:34
05. Thomas Newman - Ghosts (Road To Perdition) - 03:38
06. Thomas Newman - Any Other Name (American Beauty) - 04:06
07. Thomas Newman - Permission To Fire (Jarhead) - 04:55
08. Thomas Newman - End Title (Revolutionary Road) - 04:54
09. Thomas Newman - Unrealistic (Revolutionary Road) - 02:50
10. Alexi Murdoch - Blue Mind (Away We Go) - 05:46
11. Adele - Skyfall (Skyfall)- 03:56
12. Thomas Newman - Adrenaline (Skyfall) - 02:20
13. Thomas Newman - New Digs (Skyfall) - 02:45
14. Thomas Newman - End Title (Spectre) - 05:37
15. Thomas Newman - April (Revolutionary Road) - 09:34

DIE 6. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 04./05.03.2016 - EMMANUEL LUBEZKI Special

Gleich dreimal hintereinander erhielt der mexikanische Kameramann Emmanuel Lubezki  den Oscar für die beste Kameraarbeit (für „Gravity“, „Birdman“ und nun auch für „The Revenant“). Vor allem mit seinem mexikanischen Landsmann Alfonso Cuarón und Terrence Malick arbeitet Lubezki oft zusammen, aber auch die Coen-Brüder, Tim Burton, Michael Mann oder Martin Brest haben schon auf die Talente des preisgekrönten Kameramanns zurückgegriffen. Für Alejandro González Iñárritu stand er bei dem Oscar-prämierten „Birdman“ ebenso hinter der Kamera wie bei dem ebenfalls mit 12 Oscar-Nominierungen bedachten „The Revenant – Der Rückkehrer“.

Lubezki wurde 1964 in Mexico City als Enkelsohn russischer Einwanderer geboren. Seine Großmutter väterlicherseits wollte in Hollywood Schauspielerin werden, musste aber wegen der Einwanderungsstopps durch die USA in Mexiko bleiben. In der Highschool arbeitete die Klasse, in der auch Lubezki untergebracht war, ein Jahr lang geschlossen an der Produktion eines Dokumentarfilms. Später studierte Lubezki Geschichte an der Universität von Mexico, an der es auch eine Abteilung für Fotografie an der Mexican School of Cinema gab. Fortan gab der junge Mann das Studium der Geschichte auf und begann, Kurzfilme zu drehen, wobei er Alfonso Cuarón, Xavier Pérez Grobet, Rodrigo Prieto und Luis Estrada kennenlernte.
Da der mexikanische Markt an Filmemachern und Kameramännern streng reguliert war, organisierte sich Lubezki mit einigen Freunden selbst, um einen Film für den spanischsprechenden Markt in den USA zu produzieren. Schließlich wurden „Love in the Time of Hysteria“ und „Like Water for Chocolate“ auf dem Toronto Film Festival gezeigt, und durch Jeanne Tripplehorn bekam Lubezki den Job als Kameramann in Ben Stillers Regiearbeit „Reality Bites“ (1994).
Vor allem die langjährige Zusammenarbeit mit Alfonso Cuarón, mit dem er „Die Traumprinzessin“ (1995), „Große Erwartungen“ (1998), „Y tu mamá también – Lust for Life“ (2001), „Children Of Men“ (2006) und „Gravity“ (2013) realisierte, machte Lubezki in Hollywood bekannt.
Schließlich arbeitete Lubezki auch mit Terrence Malick an mehreren Filmen („The New World“, „The Tree Of Life“, „To The Wonder“, „Knight Of Cups“) zusammen.
„Mit Terry zusammenzuarbeiten, hat mein Leben verändert. Ich bin ein anderer Vater, ein anderer Ehemann und ein anderer Freund. Ich betrachte die Natur auf andere Weise, seit ich mit Terry angefangen habe zu arbeiten. Ich verspüre viel mehr Respekt vor Dingen, denen ich mich vorher kaum bewusst gewesen bin. Er ist einer der wichtigsten Lehrer in meinem Leben. Und ich bin ein viel besserer Kameramann, der Regisseure viel umfassender unterstützen kann.“ 
Nach Oscar-Nominierungen für „A Little Prinzess“, „Sleepy Hollow“, „The New World“, „Children Of Men“ und „The Tree Of Life“ bekam Lubezki 2014 erstmal die begehrte Trophäe auch überreicht, ein Jahr später wurde auch die erste Zusammenarbeit mit Alejandro González Iñárritu bei „Birdman“ mit einem Oscar für die beste Kamera belohnt.
Eine weitere Nominierung erhielt Lubezki für seine Arbeit zu „The Revenant“.

Filmographie: 
1992: Bittersüße Schokolade
1994: Reality Bites – Voll das Leben (Reality Bites)
1995: Little Princess
1995: Dem Himmel so nah (A Walk in the Clouds)
1996: The Birdcage – Ein Paradies für schrille Vögel (The Birdcage)
1998: Große Erwartungen (Great Expectations)
1998: Rendezvous mit Joe Black (Meet Joe Black)
1999: Sleepy Hollow
2000: Gefühle, die man sieht – Things You Can Tell (Things You Can Tell Just by Looking at Her)
2001: Y Tu Mamá También – Lust for Life (Y tu mamá también)
2001: Ali 2003: Ein Kater macht Theater (The Cat in the Hat)
2004: Attentat auf Richard Nixon (The Assassination of Richard Nixon)
2004: Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse (Lemony Snicket’s A Series Of Unfortunate Events)
2005: The New World
2006: Children of Men
2008: Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? (Burn After Reading)
2011: The Tree of Life
2012: To the Wonder
2013: Gravity
2014: Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) (Birdman or (The Unexpected Virtue of Ignorance))
2015: Knight of Cups
2015: The Revenant – Der Rückkehrer
Playlist:
01. Patrick Doyle - Finn (Great Expectations) - 02:54
02. Thomas Newman - Someone Else (Meet Joe Black) - 05:19
03. Thomas Newman - The Letter That Never Came (A Series Of Unfortunate Events) - 04:16
04. Patrick Doyle - The Escape (A Little Princess) - 02:56
05. Edward Shearmur - Getting Ready For Walter (Things You Can Tell Just By Looking At Her) - 03:56
06. Danny Elfman - Sweet Dreams (Sleepy Hollow) - 01:14
07. James Horner - Of The Forest (The New World) - 05:55
08. Lisa Gerrard & Pieter Burke - See The Sun (Ali) - 03:22
09. Carter Burwell - Breaking And Entering (Burn After Reading) - 03:41
10. Alexandre Desplat - Skies (The Tree Of Life) - 05:18
11. Hanan Townshend - Marina's Theme/The Wildflowers (To The Wonder) - 03:22
12. Steven Price - The Void (Gravity) - 06:15
13. Ryuichi Sakamoto - Goodbye To Hawk (The Revenant) - 03:40
14. Maurice Jarre - Victoria (A Walk In The Clouds) - 07:29

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