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Donnerstag, 18. Oktober 2018

Playlist #252 vom 28.10.2018 - BENJAMIN WALLFISCH Special

Spätestens seit seiner stimmigen musikalischen Untermalung des Horror-Blockbusters „Es“ zählt der britische Komponist Benjamin Wallfisch zu den interessantesten Newcomern, die Hollywood in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Dabei sind nicht nur seine Zusammenarbeiten mit Hans Zimmer an den Scores zu „Dunkirk“, „Hidden Figures“ und „Blade Runner 2049“ bemerkenswert, sondern auch seine eigenständigen Arbeiten zu den Horrorfilmen „Annabelle – Creation“ und „A Cure For Wellness“ sowie jüngst zum Heist-Movie „King of Thieves“.

Der Sohn des Cellisten-Paars Elizabeth und Raphael Wallfisch wurde am 7. August 1979 in London geboren, lernte bereits im Alter von fünf Jahren das Klavierspielen und begann noch als Kind mit seinen ersten Kompositionen. Nachdem er von 1993 bis 1997 die Guildhall School of Music and Drama besucht hatte, studierte er an der University of Manchester Musik, das Dirigieren unter Charles Mackerras, Vernon Handley und Bruno Weil. Mit 22 Jahren wurde Wallfisch Assistenzdirigent beim English Chamber Orchestra, eine Tätigkeit, die er von 2002 bis 2005 beim Radio Filharmonisch Orkest fortsetzte, ehe er 2005 für Thomas Vinterbergs Drama „Dear Wendy“ seine erste eigene Filmkomposition vorlegte, die sogleich in der Kategorie Beste Musik für den dänischen Filmpreis Robert nominiert wurde.
In den nächsten Jahren orchestrierte er vor allem die Filmmusiken seiner Kollegen Patrick Doyle („Nanny McPhee“) und Dario Marianelli („V wie Vendetta“, „The Brothers Grimm“, „The Return“, „Atonement“, „Pride & Prejudice“). Wallfischs Komponisten-Karriere kam 2013 so richtig in Schwung, als er Eric Heisserers Thriller-Drama „Hours – Wettlauf gegen die Zeit“, Farren Blackburns historisches Action-Abenteuer „Hammer of the Gods“, Christopher Menauls romantisches Drama „Summer in February“ und James Kents Fernsehfilm „The Thirteenth Tale“ vertonen durfte und Hans Zimmer bei dessen Arbeit an „12 Years a Slave“ mit zusätzlicher Musik unterstützte.

Das Jahr 2016 stand ganz im Mittelpunkt der Horror-Filme „Lights Out“ und „A Cure For Wellness“, ein Jahr darauf folgten mit „Annabelle: Creation“ und „Es“ zwei weitere Horrorfilme:
„Für mich geht es immer darum, was die Geschichte hinter dem Horror bietet, warum sich diese Charaktere in dieser Situation befinden und was sie zu ihren Entscheidungen antreibt. Ich meine, das gilt natürlich für jeden Film, wenn du etwas vertonst, das auf einem Drama basiert. Aber beim Horror sind die eigentlichen Horror-Momente sehr technisch, du musst sehr präzise bei Timing, Spannung und Entspannung sein“, beschreibt Benjamin Wallfisch die Herausforderungen bei der Arbeit an Horrorfilmen auf collider.com. „Also musst du die technischen Dinge mit deinen Kollegen abstimmen, vor allem mit dem Sound Department, weil du mit ihnen wirklich zusammenarbeiten musst, wenn es dazu kommt. Immer wenn du es mit solchen Momenten zu tun hast, in denen der Film dich ängstigen soll, ist es dein Job als Komponist, sicherzustellen, dass diese Momente den Zuhörer so gut wie möglich ins Geschehen hineinziehen.“ 
Mit seiner Arbeit an dem Remake des Stephen-King-Bestsellers „Es“ konnte Wallfisch diese Fertigkeiten noch perfektionieren, nachdem er mit den Filmemachern Andy Muschietti (Regie) und Barbara Muschietti (Produktion) über Abenteuerfilme der 1980er Jahre und die Musik, die John Williams, Dave Grusin und Alan Silvestri zu Blockbustern wie „E.T.“, „Die Goonies“ und „Zurück in die Zukunft“ komponiert haben, diskutiert hatte.
„Wir haben damit begonnen, die Idee auszuweiten, dass die Musik ein rein orchestraler Abenteuer-Score sein würde. Auch wenn er dem Horror Rechnung tragen sollte, wollten wir auch musikalisch einen Sinn von Pennywise kreieren. Das Konzept bestand darin, sowohl den sehr reichen, symphonischen, thematischen, orchestralen Scoring der klassischen 80er Abenteuer-Filmmusiken Respekt zu zollen, als sie auch neu zu erfinden, weil der Film eine visionäre Art des Neuentdeckung dessen darstellt, was jedermanns Konzept umfasst, die Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Es geht nur darum, dem Buch möglichst gerecht zu werden.“ 
Nachdem Wallfisch selbst die Musik zu den Filmen „Bhophal: A Prayer For Rain“, „Gamba“, „Desert Dancer“ und „Pressure“ komponiert hatte, half er Zimmer auch bei „Le Petit Prince“ (2015), „Batman V Superman: Dawn Of Justice“ (2016) und „Dunkirk“ (2017), war dann Co-Komponist bei „Hidden Figures“ (2016) und „Blade Runner 2049“ (2017).
„Hans setzt extrem hohe Standards bei den Leuten, die mit ihm arbeiten, gerade bei der Art von Mentorenschaft, die er mir gerade anbietet. Ich muss immer besser sein als meine beste Arbeit. Ich denke, wann immer du Zeit mit Hans verbringst, ist es immer so, als ob du dich in der Gegenwart eines Menschen befindest, von dem du so viel wie möglich zu absorbieren versuchst. Ich kenne keinen besseren musikalischen Geschichtenerzähler als Hans.
Ich bin sehr glücklich, mit ihm zusammenarbeiten zu können und mit ihm verbunden zu sein. Wir haben ein paar Filme gemacht, ‚Hidden Figures‘, mit einer fantastischen Partnerschaft mit Pharrell Williams, und dann wurde ich in die Familie von ‚Dunkirk‘ eingeladen, was die am meisten inspirierende Erfahrung mit Christopher Nolan gewesen ist, das war überwältigend.“ 
Zuletzt komponierte Wallfisch die Musik zu so unterschiedlichen Filmen wie Jennifer Yuh Nelsons Sci-Fi-Thriller „The Darkest Minds – Die Überlebenden“, James Marshs Heist-Movie „Ein letzter Job“, Stephen Knights Thriller-Drama „Serenity“ und Kristoffer Nyholms Thriller „Keepers“.

Filmographie:
2005: Dear Wendy
2008: The Escapist – Raus aus der Hölle (The Escapist)
2009: JM Barrie’s Peter Pan (Theater)
2009: Breaking The Mould (Fernsehfilm)
2009: In Search of the Messiah (Dokumentation)
2011: All That Way For Love (Kurzfilm)
2012: Fetih 1453
2013: Hours – Wettlauf gegen die Zeit (Hours)
2013: Water Song (Kurzfilm)
2013: The Thirteenth Tale
2013: Summer in February
2013: Hammer Of The Gods
2013: Hours
2014: Wüstentänzer – Afshins verbotener Traum von Freiheit (Desert Dancer)
2014: Bophal – A Prayer For Rain
2014: The Crimson Field (TV-Serie, 1 Folge)
2015: Gamba
2015: A Flickering Truth (Dokumentation)
2015: The Enfield Haunting (TV-Mini-Serie)
2015: Pressure – Ohne Ausweg (Pressure)
2015: Les Bosquets (Kurzfilm)
2015: Auschwitz (Kurzdokumentation)
2015: Empresses in the Palace (TV-Mini-Serie)
2016: Bobby (Dokumentation)
2016: Lights Out
2016: A Cure for Wellness
2016: Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen (Hidden Figures, zusammen mit Hans Zimmer)
2016: Within
2017: Holodomor – Bittere Ernte (Bitter Harvest)
2017: Annabelle 2 (Annabelle: Creation)
2017: Dunkirk (zusammen mit Lorne Balfe und Hans Zimmer)
2017: Es (It)
2017: Mully (Dokumentation)
2017: Lala (Kurzfilm)
2017: Blade Runner 2049 (zusammen mit Hans Zimmer)
2018: Bilby (Kurzfilm)
2018: The Darkest Minds – Die Überlebenden (The Darkest Minds)
2018: Ein letzter Job (King of Thieves)
2018: Serenity
2018: Keepers
Playlist: 
01. Benjamin Wallfisch - Every 27 Years (It) - 02:37
02. Benjamin Wallfisch - Showdown (Dear Wendy) - 02:31
03. Benjamin Wallfisch - Song Of The Mermaids (J.M. Barrie's Peter Pan) - 04:37
04. Benjamin Wallfisch - Searching For Abigail (Hours) - 06:09
05. Benjamin Wallfisch - Abandoned Station (The Escapist) - 02:50
06. Benjamin Wallfisch - Home (The Darkest Minds) - 04:39
07. Benjamin Wallfisch - We Can Breathe (Desert Dancer) - 05:14
08. Benjamin Wallfisch - Final Kiss (Summer In February) - 04:59
09. Benjamin Wallfisch - Opening (The Thirteenth Tale) - 03:08
10. Benjamin Wallfisch - Rusalka (Bitter Harvest) - 04:52
11. Benjamin Wallfisch - Hannah and Volmer (A Cure For Wellness) - 04:34
12. Benjamin Wallfisch - Introduction (Bhophal: A Prayer For Rain) - 03:02
13. Benjamin Wallfisch - Rebecca's Theme (Lights Out) - 02:54
14. Benjamin Wallfisch - Stronger Together (Gamba) - 03:50
15. Benjamin Wallfisch - The Journey Begins (Hammer Of The Gods) - 02:59
16. Benjamin Wallfisch - Creation (Annabelle: Creation) - 03:42
17. Benjamin Wallfisch - Descent Ascent (Pressure) - 04:11
18. Benjamin Wallfisch - The Stone Of Eyüp (Conquest 1493) - 03:46
19. Benjamin Wallfisch - A Child Abandoned (Mully) - 03:58
20. Benjamin Wallfisch & Hans Zimmer - Rocket Peril (Hidden Figures) - 03:09
21. Benjamin Wallfisch - Night At Hatton Garden (King Of Thieves) - 04:20
22. Benjamin Wallfisch & Hans Zimmer - Variation 15 (Dunkirk) - 05:51
23. Benjamin Wallfisch & Hans Zimmer - 2049 (Blade Runner 2049) - 03:38
24. Benjamin Wallfisch & Hans Zimmer - All The Best Memories Are Hers (Blade Runner 2049) - 03:22
25. Benjamin Wallfisch - The Plan (Gamba) - 03:47
26. Benjamin Wallfisch - Painting (Summer In February) - 04:51
27. Benjamin Wallfisch - Afshin's Theme (Desert Dancer) - 05:33
28. Benjamin Wallfisch - Elegy For Bhophal (Bhophal: A Prayer For Rain) - 04:30

Freitag, 12. Oktober 2018

Playlist #251 vom 14.10.2018 - NEUHEITEN 2018 (5)

In der heutigen Neuheiten-Sendung treffen wie gewohnt alte Bekannte auf neue Namen, Hollywood-Produktionen auf europäische Filmkunst, Film auf Fernsehen, Dokumentationen auf Unterhaltung, Animationen auf Realfilm. Dabei sind renommierte Komponisten wie Lorne Balfe, Clint Mansell und Max Richter gleich mit mindestens zwei Arbeiten vertreten, dazu sorgen Vinyl- bzw. CD-(Re-)Releases von John Carpenter, Gary Chang, Trevor Jones, Jerry Goldsmith und Richard Band für nostalgisches Flair.

Eröffnet wird der bunte Reigen vom umtriebigen Benjamin Wallfisch, der vor allem durch seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Hans Zimmer an Filmen wie „Blade Runner 2049“, „Dunkirk“ und „Hidden Figures: Unerkannte Heldinnen“, zuletzt aber durch seinen Score zum Horror-Highlight „It“ zu den aufstrebenden Vertretern seiner Zunft zählt. Für „Ein letzter Job“ (King of Thieves) von James Marsh komponierte Wallfisch einen erfrischenden, jazzigen Big-Band-Score, der an Daniel Pembertons „Ocean’s 8“ und Brian Tylers „Now You See Me“-Arbeiten erinnert.
Bevor die erfolgreiche Netflix-Serie „House of Cards“ in die sechste und letzte Runde geht, für die Jeff Beal die ebenso einzigartige Musik beigesteuert hat, schuf er mit „House of Cards Symphony“ ein Konzertwerk, das ihm die Möglichkeit gab, in zehn Stücken die thematischen Ideen und Charaktere der Serie zu verarbeiten.
„Dies ist in erster Linie Konzert-Musik und für mich vor allem ein wenig eine Coming-out-Party als klassischer Komponist, aber es ist auch Teil dessen, was ich als eine neue eklektische Annäherung an den Konzertsaal betrachte“, erläutert Jeff Beal dazu. „Indem ich diese zwei disparaten Gebiete meiner Arbeit (Soundtrack-Arbeiten und die symphonische Welt) miteinander verbinde, denke ich, dass die Aufnahmen meine Stimme auf eine neue Weise präsentieren.“ 
Dabei hat er die Kern-Instrumente der Musik zur Serie – elektrische und Bass-Gitarre, Drums, Piano und Flügelhorn – ins Zentrum des symphonischen Ensembles gestellt.
Aus dem Hause Amazon Studios kommt die US-amerikanische Spoof-Comedy-Serie „Comrade Detective“, in der Channing Tatum und Joseph Gordon-Levitt eine alte rumänische Serie aus den 1980er Jahren entdecken, in der auf unterhaltsame Weise zu Propagandazwecken die kommunistischen Ideale und Feindbilder schärfen wollte. Die beiden Amerikaner sind so begeistert von ihrem Fund, dass sie die Serie über zwei rumänische Cops, die den Mord an einem Kollegen aufklären wollen und dabei auf eine gewaltige Verschwörung des Kapitalismus stoßen, dem amerikanischen Publikum zugänglich machen wollen. Also setzen sie sich kurzerhand an eine mehr oder weniger professionelle Synchronisation der einzelnen Folgen. Die Musik zur ersten Staffel komponierte Joe Kraemer („Mission Impossible: Rogue Nation“, „Jack Reacher“):
„Auf die gleiche Weise, in der Schauspieler in der Lage sind, wie andere Menschen zu sprechen, hatte ich eine Menge Spaß dabei, mir vorzustellen, ich sei ein rumänischer Komponist, der Anfang der 1980er Jahre lebt und versucht, für die kommunistische Regierung pseudo-amerikanische Cop-Serien-Musik zu schreiben.“ 
In ihrer Dokumentation „306 Hollywood“, die die Geschwister Elan und Jonathan Bogarín in der NEXT-Sektion des diesjährigen Sundance Film Festivals vorgestellt haben, schildern sie die archäologische Ausgrabung des Anwesens ihrer verstorbenen Großmutter und entdecken dabei wertvolle Schätze voller Erinnerungen.
„Der Film erforscht die Dinge, die zurückbleiben, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Jedes Objekt ist eine Pforte in die Gefühle der Vergangenheit – und das ist wie eine Zeitreise. Die Musik reist ebenfalls durch die Jahrzehnte, mit dem schicken Optimismus der 60er, den hippen Drumbeats der 70er sowie den allumfassenden Themen des Surrealismus und bittersüßen Reminiszenzen“, beschreibt Komponist Troy Herion die Arbeit an der magisch-realistischen Dokumentation. „,306 Hollywood‘ stellt eine einzigartige Zusammenarbeit dar, zu der ich nicht nur die Musik beisteuerte, sondern auch einer der Cutter gewesen bin. So hatte ich die Freiheit, eine Szene so zu der Musik zu schneiden, dass eine tiefe Verbindung zwischen der Musik, den Bildern und dem Rhythmus des Films entstehen konnte. Ich habe den Film im Ganzen als Ganzes musikalisch betrachtet.“ 


Simon Franglen hat zwar erst durch die Vollendung von James Horners letzter Arbeit „The Magnificent Seven“ an Popularität gewonnen, doch der gebürtige Londoner ist in der Musikszene seit den 1990er Jahren sehr umtriebig. So war er als Musiker und Produzent für Musikgrößen wie Michael Jackson, Whitney Houston, Quincy Jones, Celine Dion und Madonna tätig, arbeitete mit den Komponisten James Horner, Howard Shore, John Barry und Alan Silvestri zusammen, arrangierte sowohl James Horners Scores zu „The Amazing Spider-Man“ und „Avatar“ als auch Thomas Newmans Arbeiten für die James-Bond-Filme „Skyfall“ und „Spectre“.
Für den Action-Thriller „Peppermint“ komponierte er eine vielschichtige Musik, die die widersprüchlichen Emotionen der jungen Mutter Riley North (Jennifer Garner) widerspiegelt, die aus dem Koma erwacht, nachdem sie die Attacke eines Killers auf ihre Familie überlebt hatte, bei der ihr Mann und ihre Tochter getötet wurden.
,Peppermint‘ hat eine Schnittkante, die offenen Wunden der Hauptperson, Riley North, sind sowohl körperlich als auch mental“, erklärt Franglen. „Die Musik musste die zwei unterschiedlichen Seiten zeigen, die innerhalb und außerhalb von Rileys Kopf existieren. Sie hatte ihre Emotionen ebenso zu reflektieren wie die Action und Spannung vorwärtszutreiben, wie es jeder Thriller sollte.“ 
Franglen verwendete dazu verzerrte Percussion und Gitarren, akustische Instrumente, modulare Synthis und Audio-Manipulationen, dazu ein 60-köpfiges Orchester mit Cellos, während die gefühlvolleren Momente kamen Piano, Solo-Cello und sanfte Streicher zum Einsatz.
Nach den einfühlsamen Klängen von Dustin O’Halloran, Max Richter, William Ross und Alexandre Desplat veredelt Lisa Gerrard einmal mit ihrer einzigartigen Stimme die Musik des polnischen Komponisten Zbigniew Preisner, mit dem sie bereits 2013 an dessen Album „Diaries Of Hope“ zusammengearbeitet hatte. Neben ihrem Beitrag zum Soundtrack „Valley of Shadows“ veröffentlichte sie aber mit „Hiraeth“ auch ein eigenes Album zusammen mit dem deutschen Percussion-Spieler David Kuckhermann.
Die exotisch anmutenden Klänge setzen sich auch in Trevor Yuiles („Orphan Black“) Musik zur zweiten Staffel von „Into The Badlands“ fort. Die Sendung wird abgerundet durch gleich drei Beiträge von Clint Mansell zu Duncan Jones‘ Mystery-Science-Fiction-Thriller „Mute“, zu Adam Bhala Loughs Dokumentation „The New Radical“ und Ben Wheatleys Drama „Happy New Year, Colin Burstead“ sowie Erstveröffentlichungen von Jerry Goldsmiths Score zur Steve-Martin-Komödie „The Lonely Guy“ (1984) und Richard Bands Arbeit an der Webserie „Ravenwolf Towers“ (2016). Außerdem hat Intrada endlich die vollständige Musik von Trevor Jones zum Piratenabenteuer „Nate and Hayes“ aus dem Jahre 1983 auf einer Doppel-CD veröffentlicht.
Während Gary Changs Latin-geprägter Synth-Score zum Chuck-Norris-Actioner „Firewalker“ erstmals von Varese Sarabande auf CD veröffentlicht wird, erlebt John Carpenters Musik zu seinem eigenen Film „Ghosts of Mars“ (2001) sein Vinyl-Debüt in einer auf 500 limitierten, handnummerierten Auflage.
Mit seinem Dokumentarfilm „The Raft“ rekapituliert Marcus Lindeen ein außergewöhnliches Gruppenexperiment, bei dem im Jahre 1973 fünf Männer und sechs Frauen auf einem Holzfloß über den Atlantik trieben, wobei die Soziologie von Gewalt, Aggression und sexueller Anziehung im menschlichen Verhalten erforscht werden sollte. Lindeen führte die noch überlebenden Teilnehmer der dreimonatigen Expedition wieder zusammen und erzählt mit Hilfe außergewöhnlichen Archivmaterials die Geschichte hinter einem der seltsamsten Gruppenexperimente aller Zeiten.
„Ich fand Inspiration in alten Hollywood-Filmen, vor allem in der Art, wie Harmonie in solchen Tagen mit einer konstanten Modulation von einem Ort zum nächsten mit nur wenigen Bildern funktionierte“, schildert der schwedische Komponist Hans Appelqvist seine Arbeit an dem Film. „Ich habe versucht, diesen Ansatz zu aktualisieren und in meinem Score einzusetzen, um das Publikum zu überraschen und zu bezaubern. Außerdem habe ich einen eher puristischen Weg gewählt, um die Musik aufzunehmen. Es waren kein Overdubbing und keine Synthesizer erlaubt, sondern nur akustische Instrumente, die in einem gut klingenden Raum zusammenspielten.“ 
Playlist:
01. Benjamin Wallfisch - Where's Basil (King of Thieves) - 04:36
02. Jeff Beal - House of Cards Fantasy (House of Cards Symphony) - 03:22
03. Darren Fung - Arctic Horses That Made Arctic People (Equus: Story of the Horse) - 03:48
04. Theodore Shapiro - Sorry Not Sorry (A Simple Favor) - 03:02
05. Joe Kraemer - Father and Daughter (Comrade Detective) - 03:12
06. Alexis Marsh & Samuel Jones - I'm Broken (Next Gen) - 03:11
07. Mark Isham - Squirrel (Duck Duck Goose) - 02:35
08. Troy Herion - Childhood Memories (306 Hollywood) - 02:31
09. Lesley Barber - Jakob's Dream, pt. 3 (Boarding School) - 03:33
10. Dustin O'Halloran - The Cycle (The Hate U Give) - 02:43
11. Max Richter - Memory Lane (Never Look Back) - 02:56
12. Max Richter - I Got Everything I Need in Life (White Boy Rick) - 04:25
13. Alexandre Desplat - To San Francisco (The Sisters Brothers) - 03:19
14. Jeff Russo - Alice (Mile 22) - 03:32
15. William Ross - Afterlife Part 2 (Destination Wedding) - 03:46
16. Zbigniew Preisner (with Lisa Gerrard) - Valley of Shadows (Valley of Shadows) - 03:52
17. Lisa Gerrard & David Kuckhermann - The Beginning (Hiraeth) - 04:41
18. Trevor Yuile - Baptism (Into The Badlands - Season 2) - 03:33
19. Hans Zimmer & Lorne Balfe - Alone (The Journey: Champions) - 03:41
20. Lorne Balfe - Promise Me Now (The Cry) - 03:58
21. Ian Hultquist - Unmuzzled (AXL) - 02:51
22. Simon Franglen - Let Me Die (Peppermint) - 03:40
23. Gary Chang - Crystal Voice (Firewalker) - 03:13
24. Clint Mansell - Still (The New Radical) - 03:22
25. Clint Mansell - In the Cellar No One Will Hear You Scream (Mute) - 03:10
26. Clint Mansell - [exeunt] (Happy New Year, Colin Burstead) - 03:55
27. John Carpenter - Ghosts of Mars (Ghosts of Mars) - 03:42
28. Richard Band - The Family (Ravenwolf Towers) - 03:39
29. Jerry Goldsmith - No Number (The Lonely Guy) - 02:15
30. Trevor Jones - The Sacrifice (Nate and Hayes) - 05:24
31. Hans Appelqvist - Intro (The Raft) - 03:31
32. David Buckley - Myrtil (Papillon) - 06:08

Montag, 17. September 2018

Playlist #250 vom 30.09.2018 - IRMIN SCHMIDT Special

Die 1968 von Irmin Schmidt, Holger Czukay, Jaki Liebezeit und Michael Karoli gegründete Krautrock-Band CAN zählt bis heute zu den einflussreichsten Acts der Avantgarde-Rock-Szene und beeinflusste so unterschiedliche Acts wie Sonic Youth, David Bowie, Radiohead, King Crimson, Joy Division oder Portishead. Seit die Mitglieder von CAN Ende der 1970er Jahre getrennte Wege gehen, hat sich Irmin Schmidt mit Solo-Alben, Kollaborationen und vor allem Filmmusik einen eigenen Namen gemacht. Am 7. November präsentiert er im Rahmen des 32. Braunschweig Filmfestivals im Staatstheater eine Auswahl seiner Arbeiten für CAN und den Film.

Der am 29. Mai 1937 in Berlin geborene Irmin Schmidt gründete bereits im Alter von 16 Jahren ein Schulorchester, das er selbst dirigierte, diplomierte am Konservatorium Dortmund mit Auszeichnung als Klavierlehrer und studierte weiterhin an der Essener Folkwang Hochschule – u.a. bei György Ligeti -, am Mozarteum Salzburg und an der Hochschule für Musik in Köln, wo er zusammen mit Holger Czukay bei Karlheinz Stockhausen von 1964 bis 1966 in die Kompositionslehre ging.
Als Dirigent leitete Schmidt zahlreiche Konzerte der Bochumer Symphoniker, der Wiener Symphoniker und das 1962 von ihm gegründete Dortmunder Ensemble für Neue Musik. Außerdem war er als Kapellmeister am Stadttheater Aachen, als Dozent für Musical und Chanson an der Schauspielschule Bochum und als Konzertpianist tätig.
Doch anstatt seine Karriere als Dirigent voranzutreiben, gründete Schmidt 1968 mit CAN ein Experimentierkollektiv, das Musiker mit ganz unterschiedlichen musikalischen Hintergründen vereinte.
„Ich las Artaud, traf John Cage, Steve Reich und La Monte Young in New York und erlebte die Fluxus-Szene in Deutschland. Ich habe zunächst keine Rockgruppe gegründet, ich versuchte nur ein paar Leute aus unvereinbaren Musikrichtungen zusammenzubringen: einen Jazzschlagzeuger, einen jungen Gitarristen, jemanden, der in der Elektronik zu Hause war, und einen, der aus der Klassik kam, mich. Rock war nicht das Ziel“, blickt Schmidt im Interview mit Die Zeit zurück. „Alles wurde gemeinschaftlich entwickelt von Jaki, Holger, Michael und mir. Später kam noch Malcolm Mooney dazu. Malcolm hatte nie gesungen, war ein Maler aus Paris. Eigentlich wollte ich ihn in der Kölner Galerieszene bekannt machen, stattdessen schleppte ich ihn mit ins Studio, wo er spontan anfing zu singen. Diese Spontanität lag damals in der Luft. Diese Kraft, aus dem Nichts irgendwelchen Irrsinn zu machen.“ 
Nach einem Konzert im Juni 1968 nahmen CAN im November den Soundtrack zum Kinofilm „Kama Sutra – Vollendung der Liebe“ auf, die erste LP „Monster Movie“ entstand am 25. Juli 1969 in Schloss Nörvenich und verkaufte die erste Auflage von gerade mal 500 Exemplaren innerhalb von zwei Wochen. Da das nächste Album einige Zeit in Anspruch nehmen würde, beschlossen CAN, die Lücke bis dahin mit einer Sammlung von Filmmusiken zu überbrücken, bei denen Irmin Schmidt die treibende Kraft gewesen ist und die der Band ein finanzielles Auskommen sicherte.
Das Album „Soundtracks“ enthält verschiedene Titel aus den Filmen „Deadlock“, „Cream“, „Mädchen mit Gewalt“ und „Bottom – Ein großer graublauer Vogel“ und eröffnete der Band eine neue Arbeitsweise. Irmin Schmidt, der als einziger aus der Band auch die Filme gesehen hatte, zu der CAN die Musik komponierten, war vor allem daran interessiert, wie das Drama der narrativen Form des Kinos die Richtung der Musik beeinflusste, aber auch an der umgekehrten Richtung.
Auch auf späteren Alben fanden sich immer wieder Tracks, die in Filmen, Krimireihen und Fernsehsendungen verwendet wurden. So wurde „Spoon“ zur Erkennungsmelodie der dreiteiligen Durbridge-Krimiserie „Das Messer“ (1971) und war wie „Vitamin C“ aus der „Tatort“-Folge „Tote Taube in der Beethovenstraße“ (1973) auf dem Album „Ege Bamyasi“ enthalten. Außerdem war in der Krimiserie „Eurogang“ die CAN-Single „Hunters and Collectors“ aus dem Album „Landed“ zu hören und der Track „Aspectable“ aus dem Album „CAN“ wurde im Februar 1978 passenderweise zur Erkennungsmelodie des ZDF-Kulturmagazins „Aspekte“.
Dass Irmin Schmidt nach der Auflösung von CAN der Filmmusik treu geblieben ist, verwundert kaum. So sind in seiner umfangreichen, 12 CDs umfassenden Retrospektive „Electro Violet“ (2012) nicht nur seine Solo-Alben „Toy Planet“ (1981), „Musk At Dusk“ (1987) und „Impossible Holidays“ (1991), die beiden Kollaborationen mit dem elektronischen Musiker Kumo („Masters of Confusion“, 2001, und „Axolotl Eyes“, 2008) sowie die Oper „Gormenghast“ (2000) enthalten, sondern auch die sechs CDs umfassende Anthologie mit Schmidts Filmmusiken.
„Man kann lernen, durch welche Mittel man im Film Emotionen verstärken oder verbinden kann. Letzten Endes ist man dann doch Komponist. Für einen Komponisten ist dann Filmmusik, wenn sie gut sein soll, so wie jede andere Musik. Ich glaube nicht, dass das, was man heute lernen kann über Filmmusik, sich wesentlich unterscheidet von dem, was Nino Rota oder Ennio Morricone oder die Amerikaner wie Max Steiner und Bernard Hermann getan haben“, meint Irmin Schmidt im Interview mit JazzPages zu den Möglichkeiten, das Handwerk der Filmkomponisten zu erlernen.
„Im Wesentlichen ist es eine Musik, die einen Film mitstrukturieren und den Ausdruck verstärken soll. Das war seit eh und je so. Das passiert auf so viel verschiedene Weisen. Wenn man bedenkt, was Nino Rota für Musik gemacht hat und was Tōru Takemitsu gemacht hat – beides sind einfach wunderschöne Musiken, auch ohne den Film. Die Qualität der Musik ist entscheidend. Dass Henry Mancinis Filmmusik toll ist, liegt daran, dass er eben ein guter Komponist war, einfallsreich und mit eigenem Stil. Das kann man natürlich nur bedingt vermitteln und lehren. Man kann auf die großen Komponisten und ihre Ausdrucksmittel aufmerksam machen.“
Mittlerweile lebt der vielseitige Komponist in Frankreich und veröffentlicht am 16. November sein neues Album „5 Klavierstücke“.

Filmographie: 
1969: Agilok & Blubbo (mit CAN)
1969: Kamasutra (mit CAN)
1970: Das Millionenspiel (mit CAN)
1970: Deadlock (mit CAN)
1970: Deep End (mit CAN)
1970: Mädchen mit Gewalt (mit CAN)
1970: Ein großer graublauer Vogel (mit CAN)
1971: Cream – Schwabing Report (mit CAN)
1974: Die letzten Tage von Gomorrha (mit CAN)
1978: Messer im Kopf
1979: Der Tote bin ich
1979: … als Diesel geboren (Dokumentation)
1979: Neues aus Transkastanien (Mini-TV-Serie)
1980: Im Herzen des Hurrican
1980: Endstation Freiheit
1981: Flächenbrand
1981: Exil (Mini-TV-Serie)
1981: Die Heimsuchung des Assistenten Jung
1982: Der Mann auf der Mauer
1983, 1989: Rote Erde (TV-Serie)
1983: Ruhe sanft, Bruno
1983: Leben Gundlings Friedrich von Preußen (Theater)
1984: Flight to Berlin
1984: Es ist nicht aller Tage Abend
1985: Wallenstein (Theater)
1985: Alle Geister kreisen
1985: Kein schöner Land (Mini-TV-Serie)
1986: Tatort – Freunde
1989: Reporter (Fernsehserie)
1991: Pizza Colonia
1991: Unter der Treppe (Theater)
1992: Baal (Theater)
1992: Negerküsse
1993: Morlock (1 Folge)
1995: Der Mörder und sein Kind
1996: Angst hat eine kalte Hand
1997: Der rote Schakal
1997: Schimanski – Hart am Limit
1998: Zucker für die Bestie
2002: Bloch – Schwarzer Staub
2002: Bloch – Ein begrabener Hund
2003: Tatort – Wenn Frauen Austern essen
2003: Bloch – Silbergraue Augen
2004: Der Stich des Skorpion
2004: Bloch – Schwestern
2004: Bloch – Fleck auf der Haut
2004: Ich werde immer bei euch sein
2005: Bloch – Ein krankes Herz
2005: Bloch – Der Freund meiner Tochter
2005: In Sachen Kaminski
2005: Schneeland
2006: Bloch – Der Mann im Smoking
2007: Bloch – Der Kinderfreund
2007: Paparazzo
2007: Einsatz in Hamburg (Fernsehserie, 1 Folge)
2008: Bloch – Vergeben, nicht vergessen
2008: Bloch – Die blaue Stunde
2008: Palermo Shooting
2009: Bloch – Bauchgefühl
2009: Bloch – Schattenkind
2009: Bloch – Tod eines Freundes
2011: Bloch – Inschallah
2011: Bloch – Der Heiland
2012: Innenansichten – Deutschland 1937 (Fernseh-Dokumentation)
2012: Lösegeld
2013: Mord in Eberswalde
2013: L'Enfant du Soleil
2014: Zwei allein
2016: Tatort – Hundstage
Playlist:
01. CAN - Spoon (Das Messer - "Ege Bamyasi") - 03:03
02. CAN - Aspectacle (Aspekte - "Can") - 05:52
03. CAN - Deadlock [instrumental] (Deadlock - "Soundtracks") - 01:40
04. Irmin Schmidt - Verdi Prati Valse (Pizza Colonia - "Filmmusik Anthology Volume 1") - 03:30
05. Irmin Schmidt - Der Elch (Im Herzen des Hurrican - "Filmmusik Anthology Volume 3") - 05:01
06. Irmin Schmidt - 2 Alone (Zwei allein - "Filmmusik Anthology Volume 6") - 05:36
07. Irmin Schmidt - Solo (Der Tote bin ich - "Filmmusik Anthology Volume 3") - 05:37
08. Irmin Schmidt - Heimkehr (Rote Erde - "Filmmusik Anthology Volume 1") - 06:29
09. Irmin Schmidt - Messer im Kopf [Titelmusik] (Messer im Kopf - "Filmmusik Anthology Volume 3") - 04:46
10. Irmin Schmidt - Bohemian Step (Theater: Wallenstein - "Filmmusik Anthology Volume 1") - 06:26
11. Irmin Schmidt - Decision (Endstation Freiheit - "Filmmusik Anthology Volume 3") - 03:50
12. Irmin Schmidt - Rita's Tune (Alle Geister kreisen - "Filmmusik Anthology Volume 1") - 04:41
13. Irmin Schmidt - Hinter Glas (Tatort: Wenn Frauen Austern essen - "Filmmusik Anthology Volume 5") - 02:59
14. Irmin Schmidt - Fresco & Finale [Flavia Theme III & IV] (Palermo Shooting - "Filmmusik Anthology Volume 4") - 06:40
15. Irmin Schmidt - Exit West (Der Stich des Skorpion - "Filmmusik Anthology Volume 5") - 04:21
16. Irmin Schmidt - Ina & Aaron (Schneeland - "Filmmusik Anthology Volume 4") - 04:06
17. Irmin Schmidt - Coming Home (In Sachen Kaminsky - "Filmmusik Anthology Volume 5") - 03:51
18. Irmin Schmidt - Tattoo (Paparazzo - "Filmmusik Anthology Volume 4)" - 04:34
19. Irmin Schmidt - Geisterlied (Ich werde immer bei euch sein - "Filmmusik Anthology Volume 5") - 04:11
20. Irmin Schmidt - Ultimate City Limit (Der Mann auf der Mauer - "Filmmusik Anthology Volume 2") - 05:52
21. Irmin Schmidt - Why Not (Lösegeld - "Filmmusik Anthology Volume 6") - 04:15
22. Irmin Schmidt - Morning in Berlin (Flight to Berlin - "Filmmusik Anthology Volume 2") - 03:12
23. Irmin Schmidt - L'Enfant du Soleil (L'Enfant du Soleil - "Filmmusik Anthology Volume 6") - 05:18
24. Irmin Schmidt - Abschied (Bloch 7: Ein krankes Herz - "Filmmusik Anthology Volume 5") - 06:59

Dienstag, 11. September 2018

Filmkonzerte auf dem 32. Filmfest Braunschweig

Seit 1987 lädt das Filmfest Braunschweig Filmschaffende, Journalisten und Filmbegeisterte ein, vor allem junges europäisches Kino zu erleben und dabei auch mit den Regisseuren und Schauspielern selbst ins Gespräch zu kommen. Seit jeher bildet die Reihe „Musik und Film“ einen Themenschwerpunkt des Festivals. Nachdem in der Vergangenheit bereits Oscar-Preisträger Ludovic Bource („The Artist“), Alfonso di Vilallonga („Blancanieves“) und im vergangenen Jahr Don Davis („The Matrix“) mit dem Staatsorchester Braunschweig „live to projection“ ihre Kompositionen vorgestellt haben, wird das diesjährige, mittlerweile 32. Filmfest Braunschweig (5. – 11. November 2018) mit dem Stummfilmkonzert zum Klassiker „Panzerkreuzer Potemkin“ eröffnet.

Der Film wurde 1925 von Sergej Eisenstein inszeniert und am 21. Dezember 1925 im Moskauer Bolschoi-Theater als offizieller Jubiläumsfilm zur Feier der Revolution des Jahres 1905 uraufgeführt. Zwar war „Panzerkreuzer Potemkin“ als Propagandafilm gedacht, doch starke emotionale Reaktionen rief der Film nicht nur beim sowjetischen Publikum hervor, sondern weltweit, wo er bis heute als einer der einflussreichsten Filme aller Zeiten gilt. Allerdings enthielt der Film keine Originalmusik, sondern wurde mit klassischen Kompositionen von u.a. Beethoven und Tschaikowski unterlegt. Für die deutsche Fassung schrieb Edmund Meisel 1926 die erste eigenständige Musik, der er 1930 auch Geräusche und knappe Dialoge hinzufügte. Danach komponierte nicht nur Nikolai Krjukow die Musik zur Neufassung des Films (1950), auch die Pet Shop Boys vertonten den Film mit den Dredner Sinfonikern neu (2004).
Am 5. November präsentiert der US-amerikanische Komponist Yati Durant, der bereits Karl Heinz Martins Thriller-Drama „Von morgens bis mitternachts“ (1920) und Ernst Lubitschs Komödie „Lady Windermeres Fächer“ (1925) mit eigener Musik versorgte, seine Komposition für „Panzerkreuzer Potemkin“ in der Stadthalle Braunschweig. „Durant versöhnt in seiner Arbeit die Formensprache der klassischen Avantgarde mit der der Neue Musik und erweitert einen großen sinfonischen Klangkörper geschickt mit elektronischen Passagen“, heißt es auf der Seite des Veranstalters.
Zwei Tage später ist CAN-Mitbegründer Irmin Schmidt zu Gast im Staatstheater Braunschweig, wo er ebenfalls mit dem Staatsorchester Braunschweig einen Querschnitt aus seinem Schaffen mit CAN und eigenen Filmmusiken präsentiert, die er für Filmemacher wie Wim Wenders („Palermo Shooting“), Hark Bohm („Im Herzen des Hurrican“), Hajo Gies („Ruhe sanft, Bruno“), Klaus Emmerich („Kein schöner Land“, „Reporter“, „Pizza Colonia“, „Rote Erde“) und H.W. Geissendörfer („Schneeland“) kreiert hat.
Am 11.11.18 spielt das Staatsorchester Braunschweig unter der musikalischen Leitung von Sebastian Beckedorf die Musik, die Manfred Knaak 2011 für Lewis Milestones Klassiker „Im Westen nichts Neues“ (1939) neu komponiert hatte und dabei so unterschiedliche Einflüsse von Komponisten wie Berg, Ravel, Miles Davis und Zappa vereinte.
Weitere Infos zum Festival findet ihr hier: Filmfest Braunschweig

Montag, 10. September 2018

Playlist #249 vom 16.09.2018 - RAMIN DJAWADI Special

Der in Duisburg geborene, seit vielen Jahren in Hollywood lebende und erfolgreich arbeitende Komponist Ramin Djawadi hat sich längst aus dem Schatten seines Mentors Hans Zimmers herausgeschält und vor allem durch seine Arbeit an den Fernsehserien „Prison Break“, „Person of Interest“ und vor allem der vielfach preisgekrönten Serie „Game of Thrones“ in die oberste Liga der Filmmusik katapultiert. Nun erscheinen mit der Musik zum Horror-Thriller „Slender Man“, zur zweiten Staffel der Sci-Fi-Serie „Westworld“ und der ersten Staffel von „Tom Clancy’s Jack Ryan“ gleich drei neue Soundtracks des deutsch-iranischen Komponisten, der mit großem Orchester und fetten Effekten „Game of Thrones“ weltweit auch noch in die klassischen Konzertsäle bringt.

Der Sohn einer deutschen Mutter und eines iranischen Vaters hat mit vier Jahren angefangen, auf dem Klavier seiner Großeltern bekannte Melodien nachzuspielen, woraufhin ihn seine Eltern im Orgelspiel unterrichteten. Zwar begann Ramin Djawadi mit dreizehn Jahren auch damit, in einer Rockband Gitarre zu spielen, aber die Musik, die er selbst schrieb, war immer instrumental.
Als er die Musik von Elmer Bernstein zum Western-Klassiker „Die glorreichen Sieben“ und von John Williams zu „Star Wars“ hörte, wollte Djawadi selbst Filmkomponist werden und ging nach dem Abitur auf das Berklee College in Boston, um Musik zu studieren.
Über verschiedene Umwege kam schließlich der Kontakt zu Hans Zimmer zustande, für dessen Produktionsfirma Remote Control er sich ab 1999 um die Technik kümmerte.
„Besser hätte es nicht laufen können, weil die Arbeit des Filmkomponisten eigentlich unmöglich zu erlernen ist. Man erwartet, dass man fürs Bild schreiben kann, aber wie soll man das ohne ein Projekt lernen? In dieser Zeit wurde auch mein Durchhaltevermögen auf die Probe gestellt. Die Deadlines sind so hart, dass ich am Ende nachts im Studio geschlafen habe. Ich durfte aber auch mitschreiben, zum Beispiel an ,Fluch der Karibik‘, ‚Was das Herz begehrt‘ und ‚Thunderbirds‘“, rekapituliert der Komponist im Interview auf faz.net.
Nachdem Djawadi mit Klaus Badelt an „Der Fluch der Ahnen“ (2003) und mit Hans Zimmer an „Thunderbirds“ (2004) zusammengearbeitet hatte, folgten mit „Prison Break“ (ab 2005) und „Blade – Die Jagd geht weiter“ (2006) die ersten Serienengagements, bevor er sich mit den Scores zu den Animationsfilmen „Jagdfieber 2“ und „Fly Me to the Moon“ (beide 2008), zum Horror-Thriller „The Unborn“ (2009) und den beiden Blockbustern „Iron Man“ (2008) und „Kampf der Titanen“ (2010) als eigenständiger Komponist etablieren konnte, auch wenn er die Erfahrung aus den Gemeinschaftsprojekten nicht missen möchte.
„Ich genieße die Zusammenarbeit mit anderen Komponisten wirklich. Du kannst viel voneinander lernen und es ist immer erstaunlich, mit welchen Ideen der andere Komponist aufwartet. Es war einfach eine Ehre, Teil von ‚Batman Begins‘ zu sein und zu sehen, wie Hans und James [Newton Howard] miteinander umgingen. Ich hatte auch eine wundervolle Erfahrung mit Heitor Pereira bei ‚Ask the Dust‘. Wir haben den größten Teil der Musik zusammen in einem Zimmer geschrieben. Ich denke, der wichtigste Teil besteht darin, einander zu respektieren und offen für die Kommentare oder Kritik des anderen Komponisten zu sein“, erzählt Djawadi im Interview mit soundtrack.net
Es ist aber die langjährige Arbeit an der vielfach Emmy-prämierten Fantasy-Serie „Game of Thrones“, die Djawadi wirklich berühmt gemacht hat. Im Gegensatz zu ähnlichen Fantasy-Filmen wie „Der Herr der Ringe“ haben die Produzenten Abstand davon genommen, typisch folkloristische Instrumente wie die Flöte einzusetzen, und stattdessen einen anderen Ansatz zu verfolgen.
„Ein sehr hervorstechender Sound ist zum Beispiel das Cello. Dadurch, dass ,Game of Thrones‘ überwiegend eine sehr düstere Serie ist, hat das Cello mit seinem tiefen Klang gut dazu gepasst“, erklärt Djawadi seine Arbeit an der Serie auf dw.com. „Dadurch, dass wir in dieser Fantasiewelt sind und Figuren wie Daenerys Targaryen und das Volk der Dothraki ethnische Züge haben, wurde die Tür für ethnische Instrumente wie Taikos oder die Duduk - ein Blasinstrument, das aber nicht wie eine Flöte klingt - geöffnet. Das hat den Machern gut gefallen. Ich selbst sammle viele ethnische Instrumente. Und als Gitarrist kann ich - so lange Saiten auf dem Instrument sind - es meistens in irgendeiner Form spielen. Deswegen experimentiere ich gerne damit.“
Die Experimentierfreude kommt Djawadi auch bei seinem aktuellen Serien-Engagement für Jonathan Nolans „Westworld“ zugute, wo der Komponist nicht nur Rock- und Pop-Songs von Kanye West („Runaway“), The Rolling Stones („Paint It, Black“), Nirvana („Heart-Shaped Box“) und The White Stripes („Seven Nation Army“) in ein orchestrales Gewand bringt, sondern auch wieder ganz andere musikalische Welten erschafft.

Filmographie: 
2001: Shoo Fly (Kurzfilm)
2003: Der Fluch der Ahnen (Beat The Drum) (zusammen mit Klaus Badelt)
2003: Saving Jessica Lynch
2004: The Grid (TV-Mini-Serie)
2004: Thunderbirds (zusammen mit Hans Zimmer)
2004: Blade: Trinity (zusammen mit RZA)
2005: Buffalo Dreams
2005: Alle Kinder dieser Welt (All The Invisible Children, Segment „Jonathan“)
2005: Nemesis – Der Angriff (Threshold) (TV-Serie, 1 Folge)
2005–2017: Prison Break (TV-Serie)
2006: Blade – Die Jagd geht weiter (Blade: The Series) (TV-Serie)
2006: Boog & Elliot's Midnight Bun Run (Videokurzfilm)
2006: Jagdfieber (Open Season)
2006: In den Staub geschrieben (Ask the Dust) (zusammen mit Heitor Pereira)
2007: Mr. Brooks – Der Mörder in Dir (Mr. Brooks)
2007: The Chubbchubbs Save Xmas (Kurzfilm)
2008: Fly Me to the Moon 3D
2008: Jagdfieber 2 (Open Season 2)
2008: Iron Man
2009: Ehrenmedaille
2008: Deception – Tödliche Versuchung (Deception)
2009: The Unborn
2010: Kampf der Titanen (Clash of the Titans)
2010: Sammys Abenteuer – Die Suche nach der geheimen Passage (Sammy’s avonturen: De geheime doorgang)
2010: Flashforward (TV-Serie)
2010: Medal Of Honor (Videospiel)
2010: Need for Speed: Shift 2 Unleashed (Videospiel)
2011−2012: Breakout Kings (TV-Serie)
2011–2016: Person of Interest (TV-Serie)
seit 2011: Game of Thrones (TV-Serie)
2011: Fright Night
2012: Safe House
2012: Red Dawn
2012: Sammys Abenteuer 2
2012: Medal Of Honor: Warfighter (Videospiel)
2013: Pacific Rim
2013: African Safari 3D
2013: Das magische Haus (Thunder and the House of Magic)
2014: Dracula Untold
2014-2017: The Strain (TV-Serie)
seit 2016: Westworld (TV-Serie)
2016: Gears of War 4 (Videospiel)
2016: Warcraft: The Beginning (Warcraft)
2016: The Great Wall
2016: Robinson Crusoe (The Wild Life)
2017: Zwischen zwei Leben (The Mountain Between Us)
2018: Das Zeiträtsel (A Wrinkle in Time)
2018: Slender Man (zusammen mit Brandon Campbell)
seit 2018: Tom Clancy’s Jack Ryan (TV-Serie)
Playlist:
01. Ramin Djawadi & Brandon Campbell - Surrender (Slender Man) - 04:04
02. Ramin Djawadi - An In-Be-Tweener (Prison Break) - 03:14
03. Ramin Djawadi - Concerned 3rd Party (Person Of Interest) - 03:02
04. Ramin Djawadi - Love In The Eyes (Game Of Thrones) - 04:00
05. Ramin Djawadi & Heitor Pereira - Lover's Night (Ask The Dusk) - 03:03
06. Ramin Djawadi & Klaus Badelt - The Journey (Beat The Drum) - 02:46
07. Ramin Djawadi - Family Reunion - Farewell - Parade (Saving Jessica Lynch) - 04:18
08. Ramin Djawadi - Sunbeam (Deception) - 04:32
09. Ramin Djawadi - Regrets Of An Artist (Mr. Brooks) - 04:46
10. Ramin Djawadi - Mi Familia (Person Of Interest - Season 2) - 03:11
11. Ramin Djawadi - Safe And Sound (Prison Break - Seasons 3 & 4) - 03:52
12. Ramin Djawadi - Fright Night (Fright Night) - 04:12
13. Ramin Djawadi - The Unborn (The Unborn) - 04:19
14. Ramin Djawadi - Mhysa (Game Of Thrones - Season 3) - 03:54
15. Ramin Djawadi - Oathkeeper (Game Of Thrones - Season 4) - 04:33
16. Ramin Djawadi - Atonement (Game Of Thrones - Season 5) - 02:54
17. Ramin Djawadi - Light Of The Seven (Game Of Thrones - Season 6) - 09:48
18. Ramin Djawadi - Casterly Rock (Game Of Thrones - Season 7) - 02:23
19. Ramin Djawadi - Kiksuya (Westworld - Season 2) - 03:22
20. Ramin Djawadi - Streets Of Gardez (Medal Of Honor) - 03:55
21. Ramin Djawadi - Bekaa Brothers (Tom Clancy's Jack Ryan - Season 1) - 02:52
22. Ramin Djawadi - Nameless Order (The Great Wall) - 04:27
23. Ramin Djawadi - Written In The Stars (Clash Of The Titans) - 02:54
24. Ramin Djawadi - The Shatterdome (Pacific Rim) - 02:30
25. Ramin Djawadi - Mark II (Iron Man) - 02:48
26. Ramin Djawadi - A Marine And His Riffle (Red Dawn) - 02:48
27. Ramin Djawadi - Danny's Balloon (Africa Safari 3D) - 03:36
28. Ramin Djawadi - Amelia Earhart (Fly Me To The Moon) - 02:07
29. Ramin Djawadi - 12 Months (Safe House) - 03:06
30. Ramin Djawadi - Forgive Me (A Wrinkle In Time) - 03:11
31. Ramin Djawadi - The Mountain Between Us (The Mountain Between Us) - 06:10

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