Playlist #329 vom 10.10.2021 - PETER GREGSON Special
Neben Jóhann Jóhannsson, Max Richter, Hildur Guðnadóttir, Agnes Obel und Víkingur Ólafsson zählt der Schotte Peter Gregson zu den interessantesten Vertretern im sogenannten New Repertoire der Deutschen Grammophon und kann bereits auf eine vielschichtige Auswahl an Neuinterpretationen klassischer Komponisten, eigenen Werken sowie Musik für Werbung, Ballett, Fernsehen und Film zurückblicken. Mit „Patina“ erschien nun gerade sein fünftes Solo-Album. Dazu hat Gregson dieses Jahr bereits die Musik zum Videospiel „Boundless“ und mit „Untitled For 7 Dancers“ eine Auftragsarbeit für das Theatrehaus Stuttgart, die Gauthier Dance Company und Cayetano Soto abgeliefert.
Der am 20. Januar 1987 im schottischen Edinburgh geborene Gregson begann bereits im Alter von vier Jahren Cello zu spielen, nachdem er James Bond in „Der Hauch des Todes“ auf einem Cello-Koffer einen Abhang hinunterschlittern sah, studierte später an der Royal Academy of Music und fand schließlich auch Gefallen an elektronischer Musik. So ging er anschließend an das MIT Media Lab in Cambridge, Massachusetts, und setzte seine Studien nicht nur mit dem MIT fort, sondern auch mit fortgeschrittenen Technologie-Firmen wie Microsoft Labs und United Visual Artists. Zu seinen weiteren Kollaborateuren zählte das auf exzellente Audio-Technologie spezialisierte Unternehmen Bowers & Wilkins, das bei dem damals 23-jährigen Gregson mit „Terminal“ sein Debütalbum in Auftrag gab.
Mit „Lights in the Sky“ (2014) und „Touch“ (2015) folgten nicht nur weitere Solo-Werke, sondern Gregson arbeitete auch mit anderen Künstlern zusammen. So entstand 2012 zusammen mit Daniel Jones und dem Orchester Britten Sinfonia das Werk „The Listening Machine“, das von der experimentellen Künstler-Agentur der BBC, The Space, in Auftrag gegeben wurde, außerdem im selben Jahr das mit dem Produzenten und DJ Gabriel Prokofiev entstandene Album „Cello Multitracks“.
Sein Debüt als Filmkomponist gab Gregson für Alan Rickmans „Die Gärtnerin von Versailles“ (2014). Es folgten Arran Shearings Romantikkomödie „Forgotten Man“ (2017), Ashley Avis‘ romantisches Drama „Adoloscence“ (2018), Georgia Parris‘ Tanz-Drama „Mari“ (2018) und Roger Michells Drama „Blackbird“ (2019) mit Susan Sarandon, Kate Winslet, Mia Wasikowska und Sam Neill in den Hauptrollen. Als Cellist ist Gregson auch auf den Soundtracks zu Serien wie „Ripper Street“, „Sons of Liberty“, „Marcella“, „Roots“, „Class“, „Sherlock“, „Unforgotten“, „Catch-22“, „Good Omens“ und „His Dark Materials“ sowie zu Filmen wie „Terminator – Genisys“, „Bastille Day“, „Elliot, der Drache“, „Churchill“, „Maria Magdalena“, „The Equalizer 2“, „The Gentleman“ und „Black Widow“ zu hören.
Seine eigentliche Liebe gilt allerdings dem Ballett. Seine beiden 2017 veröffentlichten EPs „Quartets: One“ und „Quartets: Two“ bildeten die Grundlage für ein Ballett namens „Eight Years of Silence“. Außerdem wurden seine Werke vom Joffrey Ballet, PA Ballet, Dutch National Ballet und Ballet BC aufgeführt. Dazu findet sich Gregsons Musik auch in den Werbekampagnen von Balenciaga, Burberry, Dior, Ralph Lauren, Pat McGrath.
2018 fand Gregson in der Deutschen Grammophon seine neue musikalische Heimat, wo er zunächst in deren „Recomposed“-Reihe „Bach – The Cello Suites“ veröffentlichte und nun – nach diversen Soundtracks – sein neues Album „Patina“.
„Ich verstehe Patina als den Einfluss des Lebens auf einen physischen Gegenstand – man denke an die schöne grüne Schicht auf Kupfer, wenn es oxidiert, oder an die Falten und Knicke in Leder, wenn es getragen wird … Ich wollte Musik machen, die so klingt, als hätte sie ein Leben gelebt, dass die Klänge einen Sinn für das Alter haben und nicht nur perfekt und makellos für immer sind“, beschreibt Gregson im Interview mit Fazemag seine Herangehensweise an das Album.
„Das Cello wird in der Regel auf eine bestimmte Art und Weise aufgenommen – der klassische Klang eines Cellos ist im Grunde der Klang des Instruments, der in einem Konzertsaal auf halbem Weg nach hinten aufgenommen wird. So viel Persönlichkeit, so viel ,Diktion‘ geht im Raum verloren. Ich wollte die Zuhörer*innen näher heranholen, eher so, wie ein Gesang auf einer Pop-Platte aufgenommen wird. Zunächst haben wir die Mikrofone viel tiefer auf dem Instrument platziert, um die Kratzer und Schrammen des Bogens einzufangen, und wir hatten ein Mikrofon in der Nähe meiner linken Hand, um den Kontakt der Finger mit den Saiten einzufangen. Es gibt eigentlich keine großen Unterschiede, wir haben nur alles näher zusammengerückt, um es intimer und weniger ausladend zu machen, aber in dieser Bewegung steckt eine ganze Menge Intensität, die meine Vorstellungskraft wirklich gefangen genommen hat und mir geholfen hat, beim Schreiben der Musik weiterzukommen.“
Filmographie/Diskographie:
2010: Terminal
2010: Reich: Cello Counterpoint (EP)
2011: Gregson Richter Jóhannsson (EP - mit Max Richter und Jóhann Jóhannsson)
2012: Cello Multitracks (mit Gabriel Prokofiev)
2013: Flow (EP)
2014: Float Dance EP1 (mit Gabriel Prokofiev)
2014: Float Dance EP2 (mit Gabriel Prokofiev)
2014: Lights In The Sky
2014: Berlin 1-3 (EP – mit Michael Price)
2015: A Little Chaos (Soundtrack)
2015: Touch
2015: The Watched Clock (EP - mit Rael Jones)
2017: Piano (Single)
2017: Quartets: One (EP)
2017: Quartets: Two (EP)
2017: Visionary (mit Christopher Deighton)
2018: Recomposed by Peter Gregson: Bach – The Cello Suites
2019: Forgotten Man (Soundtrack)
2019: Adoloscence (Soundtrack)
2019: Mari (Soundtrack)
2020: Blackbird (Soundtrack)
2021: Boundless (Videogame-Soundtrack)
2021: Untitled For 7 Dancers
2021: Patina
Playlist:
1. Peter Gregson - Sequence [Seven] (Patina) - 05:20
2. Peter Gregson - Spin (Terminal) - 06:02
3. Peter Gregson & Gabriel Prokofiev - Waves On Canvas ,Tuff Strum' Remix (Cello Multitracks) - 03:51
4. Peter Gregson - Liquid (Flow) - 06:56
5. Peter Gregson - Inside (Lights In The Sky) - 03:02
6. Peter Gregson & Michael Price - Berlin 3 (Berlin 1-3) - 04:51
7. Peter Gregson - Travelling To Marly (A Little Chaos) - 03:24
8. Peter Gregson - Time (Touch) - 05:06
9. Peter Gregson - Reich: Cello Counterpoint - Fast (Reich: Cello Counterpoint) - 05:06
10. Peter Gregson - Carl (Forgotten Man) - 02:29
11. Peter Gregson - Inside, Alone (Piano) - 03:55
12. Peter Gregson - Space (Quartets: One) - 05:13
13. Peter Gregson - Sequence [Four] (Quartets: Two) - 04:31
14. Peter Gregson & Rael Jones - Big Sky (The Watched Clock) - 04:22
15. Peter Gregson & Christopher Deighton - A Better World (Visionary) - 04:38
16. Peter Gregson - Construction (Flow) - 05:51
17. Peter Gregson - A Little Chaos (A Little Chaos) - 05:38
18. Peter Gregson - Adam Leaves (Adoloscence) - 06:05
19. Peter Gregson - Charlotte's Dream (Mari) - 04:43
20. Peter Gregson - Flight Path (Terminal) - 04:57
21. Peter Gregson - Gifts at Dinner (Blackbird) - 04:17
22. Peter Gregson - Lights and Reflections (Boundless) - 04:01
23. Peter Gregson - Reflection (Untitled for 7 Dancers) - 03:40
24. Peter Gregson - 4.3 Courante (Bach: The Cello Suites) - 02:02
25. Peter Gregson & Michael Price -The Warmth of the Sun (The Hope of Better Weather) - 03:00
26. Peter Gregson - Continuum (Patina) - 06:08
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