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Sonntag, 7. Februar 2021

Playlist #312 vom 14.02.2021 - R.I.P. Christopher Plummer (1929-2021)

Christopher Plummer galt vielen als bester Schauspieler Nordamerikas, war der älteste Schauspieler, der mit einem Oscar geehrt wurde, und hat in seiner über 50-jähigen Karriere mit großen Regisseuren wie Sidney Lumet, Robert Wise, Ridley Scott, Terrence Malick, Terry Gilliam, Oliver Stone und John Huston zusammengearbeitet. Am 5. Februar ist der kanadische Theater-, Film- und Fernsehdarsteller im Alter von 91 Jahren an den Folgen eines Sturzes in Weston, Connecticut, verstorben. 

Der am 13. Dezember 1929 in Toronto geborene Plummer begann seine Schauspielkarriere zunächst auf kanadischen Bühnen, im Radio und Fernsehen, bevor er 1954 am Broadway zu sehen war und sich dort zum Theaterstar entwickelte. Vor allem für seine Darstellung verschiedener Rollen in Shakespeare-Stücken heimste der vielseitige Plummer viele Preise ein. So erhielt er jeweils den renommierten Theaterpreis Tony für seine Darstellungen in „Cyrano“ (1973) und „Barrymore“ (1997) sowie weitere Nominierungen für „J.B.“ (1959), „Othello“ (1982), „No Man’s Land“ (1994), „King Lear“ (2004) und „Inherit the Wind“ (2007). 
Sein Leinwanddebüt feierte Plummer 1958 an der Seite von Henry Fonda in Sidney Lumets „Eines Tages öffnet sich die Tür“, in Nicholas Rays „Sumpf unter den Füßen“ spielte er einen jungen Lehrer, der sich als Naturschützer einem ungleichen Kampf stellt. 
Seinen Durchbruch hatte der Kanadier 1965 in Robert Wises Musical „The Sound of Music“ („Meine Lieder – meine Träume“), auch wenn sich Plummer lange Zeit von dem Film distanzierte, weil er in seiner Rolle als Baron von Trapp nicht wie erhofft singen durfte, sondern – im Gegensatz zu seiner Filmpartnerin Julie Andrews - von einem richtigen Sänger gedoubelt wurde. 
Dazwischen machte er viel Theater, trat nicht nur in Shakespeare-Stücken auf, sondern auch in modernen von Anouilh, Tschechow und Brecht. Seine sechsjährige Leinwandpause beendete mit der Darstellung als römischer Kaiser Commodus in Anthony Manns „Der Untergang des römischen Reiches“ (1964). 
In den nachfolgenden Dekaden überzeugte Plummer in einer unüberschaubaren Palette an verschiedenen Figuren, so als Duke of Wellington in Sergej Bondartschuks Historienfilm „Waterloo“ (1970), als Sir Charles Litton in Blake Edwards „Der rosarote Panther kehrt zurück“ (1975), als Literaturnobelpreisträger Rudyard Kipling in John Hustons Abenteuer-Komödie „Der Mann, der König sein wollte“ (1975), als skrupelloser Bankräuber in Daryl Dukes „Dein Partner ist der Tod“ (1978), als Klingonengeneral Chang in „Star Trek VI: Das unentdeckte Land“ (1991), als Cop in der Stephen-King-Verfilmung „Dolores“ (1994) und als Dr. Leland Goines in Terry Gilliams „12 Monkeys“ (1995). 
Plummer spielte den Philosophen Aristoteles in Oliver Stones „Alexander“ (2004), war neben George Clooney und Matt Damon in dem Politthriller „Syriana“ (2005), in Terrence Malicks „The New World“ (2005) und als Doctor Parnassus in Terry Gilliams „Das Kabinett des Doktor Parnassus“ (2009) zu sehen. 
In Michael Hoffmans „Ein russischer Sommer“ (2009) verkörperte Plummer den russischen Schriftsteller Leo Tolstoy in seinen letzten Lebenstagen. Ein besonderer Höhepunkt in seiner Karriere war der Film „Beginners“ (2010), in dem Plummer einen Familienvater mimte, der sich erst nach dem Tod seiner Frau als alter Mann zu seiner Homosexualität bekannte. 2012 erhielt er dafür als bester Nebendarsteller seinen ersten und einzigen Oscar, was ihn mit 82 Jahren zum ältesten Oscar-Gewinner in der Geschichte der Academy machte. 
2017 engagierte ihn Regisseur Ridley Scott für „Alles Geld der Welt“ kurzfristig für die Rolle des Öltycoons J. Paul Getty, dessen Enkelkind entführt wird, nachdem die Szenen mit dem ursprünglichen Darsteller Kevin Spacey wegen sexueller Missbrauchsvorwürfe entfernt worden waren. Plummer hinterließ dabei einmal mehr einen starken Eindruck und erhielt mit 88 Jahren eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller. Zuletzt war Plummer in dem prominent besetzten und erfolgreichen Detektivfilm „Knives Out - Mord ist Familiensache“ (2019) als Familienpatriarch zu sehen, der unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen ist. 

Filmographie (Auswahl):
1958: Eines Tages öffnet sich die Tür (Stage Struck) 
1964: Der Untergang des Römischen Reiches (The Fall of the Roman Empire) 
1965: Meine Lieder – meine Träume (The Sound of Music) 
1965: Verdammte, süße Welt (Inside Daisy Clover) 
1966: Die Nacht der Generale (The Night of the Generals) 
1966: Spion zwischen 2 Fronten (Triple Cross) 
1968: Der Haftbefehl (Nobody Runs Forever) 
1969: Luftschlacht um England (Battle of Britain) 
1969: Der Untergang des Sonnenreiches (The Royal Hunt of the Sun) 
1970: Waterloo 
1974: The Happy Prince 
1975: Der rosarote Panther kehrt zurück (The Return of the Pink Panther) 
1975: Die Schande des Regiments (Conduct Unbecoming) 
1975: Der Tag, der die Welt veränderte (Sarajevski atentat) 
1975: Der Mann, der König sein wollte (The Man Who Would Be King) 
1976: Schlacht in den Wolken (Aces High) 
1977: Jesus von Nazareth (Jesus of Nazareth) 
1977: Der Auftrag (Uppdraget) 
1978: Alles Glück dieser Erde (International Velvet) 
1978: Dein Partner ist der Tod (The Silent Partner) 
1978: Sherlock Holmes – Mord an der Themse (Murder by Decree) 
1978: Star Crash – Sterne im Duell (Starcrash) 
1979: Das tödliche Dreieck (Hanover Street) 
1980: Ein tödlicher Traum (Somewhere in Time) 
1981: Der Augenzeuge (Eyewitness) 
1982: Der zweite Mann (The Amateur) 
1982: Am Highpoint flippt die Meute aus (Highpoint) 
1983: Die Dornenvögel (The Thorn Birds, TV-Mini-Serie) 
1983: Im Wendekreis des Kreuzes (The Scarlet and the Black, Fernsehfilm) 
1984: Tödlicher Irrtum (Ordeal by Innocence) 
1984: Dreamscape – Höllische Träume (Dreamscape) 
1986: Nosferatu in Venedig (Nosferatu à Venezia) 
1986: Die Frau vom Boss (The Boss’ Wife) 
1986: Feivel, der Mauswanderer (An American Tail) 
1986: Finish – Endspurt bis zum Sieg (The Boy in Blue) 
1987: Schlappe Bullen beißen nicht (Dragnet) 
1989: Mindfield 
1990: Firehead – Feuerengel der Apokalypse (Firehead) 
1990: Die Zeit der bunten Vögel (Where the Heart Is) 
1991: Star Trek VI: Das unentdeckte Land (Star Trek VI: The Undiscovered Country) 
1991: Die junge Katharina (Young Catherine) 
1992: Ein Fremder im Spiegel (Sidney Sheldon’s a Stranger in the Mirror) 
1992: Malcolm X 
1994: Wolf – Das Tier im Manne (Wolf) 
1995: Dolores (Dolores Claiborne) 
1995: Harrison Bergeron – IQ Runner (Harrison Bergeron) 
1995: 12 Monkeys (Twelve Monkeys) 
1998: The Clown at Midnight 
1999: Insider (The Insider) 
2000: Der Schatz der Dinosaurier (The Dinosaur Hunter) 
2000: Nürnberg – Im Namen der Menschlichkeit (Nuremberg) 
2000: Wes Craven präsentiert Dracula (Dracula 2000) 
2000: Vom Teufel besessen (Possessed) 
2001: A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn (A Beautiful Mind) 
2002: Ararat 
2002: Nicholas Nickleby 
2003: Cold Creek Manor – Das Haus am Fluss (Cold Creek Manor) 
2003: Das Johannes-Evangelium (The Gospel of John; Erzähler) 
2004: Alexander 
2004: Das Vermächtnis der Tempelritter (National Treasure) 
2005: Our Fathers 
2005: Frau mit Hund sucht… Mann mit Herz (Must Love Dogs) 
2005: The New World 
2005: Syriana 
2006: Inside Man 
2006: Das Haus am See (The Lake House) 
2007: Man in the Chair 
2007: Closing the Ring 
2007: Emotional Arithmetic 
2007: Rache – Vergeltung hat ihren Preis (Already Dead) 
2009: Das Kabinett des Doktor Parnassus (The Imaginarium of Doctor Parnassus) 
2009: Ein russischer Sommer (The Last Station) 
2009: Oben (Up, Stimme) 
2009: #9 (9, Stimme für #1) 
2010: Beginners 
2011: Barrymore 
2011: Priest 
2011: Verblendung (The Girl with the Dragon Tattoo) 
2013: Muhammad Alis größter Kampf (Muhammad Ali’s Greatest Fight) 
2014: Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück (Hector and the Search for Happiness) 
2014: Elsa & Fred 
2014: Der Auftrag – Für einen letzten Coup ist es nie zu spät! (The Forger) 
2015: Remember 
2015: Mr. Collins’ zweiter Frühling (Danny Collins) 
2016: The Exception 
2016: Howard Lovecraft and the Frozen Kingdom (Stimme) 
2017: Howard Lovecraft and the Undersea Kingdom (Stimme) 
2017: Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand (The Man Who Invented Christmas) 
2017: Bo und der Weihnachtsstern (The Star, Stimme) 
2017: Alles Geld der Welt (All the Money in the World) 
2018: Boundaries 
2019: Knives Out – Mord ist Familiensache (Knives Out) 
2019: The Last Full Measure 
2019: Departure – Wo ist Flug 716? (Departure, Fernsehserie, 6 Folgen) 
Playlist:
1. Henry Mancini - So Smooth (The Return of the Pink Panther) - 04:07 
2. Maurice Jarre - Journey To Kafiristan (The Man Who Would Be King) - 05:20 
3. Maurice Jarre - Main Title (Jesus of Nazareth) - 03:42 
4. Maurice Jarre - Love Theme (The Night of the Generals) - 02:31 
5. John Barry - Beach Landing (Starcrash) - 02:12 
6. John Barry - Trying to Forget (Hanover Street) - 02:26 
7. John Barry - The Journey Back In Time (Somewhere In Time) - 04:30 
8. Christopher Young - Love Theme (Highpoint) - 03:47 
9. Henry Mancini - Passion Play (The Thorn Birds) - 03:23 
10. Cliff Eidelman - Ouverture (Star Trek VI: The Undiscovered Country) - 03:02 
11. Terence Blanchard - Eulogy (Malcolm X) - 03:53 
12. Jan Garbarek - Rites (The Insider) - 05:34 
13. James Horner - Nash Descends Into Parcher's World (A Beautiful Mind) - 04:38 
14. Terence Blanchard - Frazier's Tour (Inside Man) - 04:55 
15. Ennio Morricone - Laura (Wolf) - 02:37 
16. Danny Elfman - The Old Well (Dolores Claiborne) - 05:30 
17. Jeff Danna - A Lifetime of Regret (Closing the Ring) - 03:49 
18. Jeff Danna - Jesus and Nicodemus (The Gospel of John) - 03:05 
19. Mychael Danna - The Dance (Ararat) - 03:30 
20. Vangelis - Eastern Path (Alexander) - 02:59 
21. Mychael Danna - Difficult Things You Can't Forget (Remember) - 04:45 
22. Craig Armstrong - The Walk Away (Must Love Dogs) - 02:09 
23. Rachel Portman - Il Mare (The Lake House) - 03:03 
24. Christopher Young - Cathedral City Blue (Priest) - 06:44 
25. Trent Reznor & Atticus Ross - A Pair of Doves (The Girl With the Dragon Tattoo) - 02:02 
26. Alexandre Desplat - The Commute (Syriana) - 04:22 
27. Daniel Pemberton - Escape, December 15th 1973 (All the Money in the World) - 06:27 
28. Sergey Yevtushenko - The Journey (The Last Station) - 03:12 
29. James Horner - Rolfe Proposes (The New World) - 06:59

Donnerstag, 28. Januar 2021

Playlist #311 vom 31.01.2021 - BRUNO NICOLAI Special

Im Schatten des übermächtigen Ennio Morricone sind viele seiner italienischen musikalischen Zeitgenossen verblasst. Das trifft vor allem auf Morricones Freund und langjährigen Weggefährten Bruno Nicolai zu, der nicht nur einige Scores mit Morricone zusammen komponiert, sondern bis 1974 nahezu alle von Morricones Arbeiten orchestriert hatte. Auch wenn viele Ähnlichkeiten zwischen den Arbeiten des Maestros und seiner rechten Hand zu erkennen sind, hat Bruno Nicolai fraglos seine eigenen Spuren in der italienischen Filmmusik hinterlassen. 

Bruno Nicolai wurde am 26. Mai 1926 in Rom geboren und erhielt dort auch seine musikalische Ausbildung unter Goffredo Petrassi am Konservatorium Santa Cecilia, wo er sich auch mit Ennio Morricone anfreundete und an vielen seiner Soundtracks vor allem in den 1960er Jahren zusammenarbeitete. Seinen ersten Eindruck hinterließ Nicolai aber 1961, als er für Mario Nascimbenes Score zu „La ragazza con la valigia“ („Das Mädchen mit dem leichten Gepäck“) das Cembalo spielte, seinen ersten Dirigenten-Job übernahm er 1962 für Carlo Rustichellis Score zu dem romantischen Drama „L'isola di Arturo“ („Insel der verbotenen Liebe“)
1962 komponierte Nicolai zu „Il cane dell’ortolano“ seine ersten Musik für einen Fernsehfilm, 1964 für den TV-Dreiteiler „Das Leben des Michelangelo“. Mit seinem Score zu „100.000 Dollar für Ringo“ hinterließ Nicolai 1965 einen ersten bemerkenswerten Beitrag für das Italo-Western-Genre, wobei er ähnlich wie Morricone auf ungewöhnliche Instrumente, Choreinsätze und Klänge zurückgriff, die den klassischen Orchestersound akzentuierten. 
Weitere Arbeiten in diesem Genre waren „Django – Nur der Colt war sein Freund“ (1966), „Cisco“ (1966), „Sein Wechselgeld ist Blei“ (1967), „Shamango“ (1967), „Lauf um dein Leben“ (1968), „An den Galgen, Hombre“ (1970), „Adios, Sabata“ (1970) und „Sartana kommt“ (1970). 
Eine langjährige Arbeitsbeziehung unterhielt Nicolai auch zum spanischen Vielfilmer Jess Franco. Nach „Lucky M. füllt alle Särge“ (1967) folgten u.a. „Marquis de Sade’s Justine“ (1969), „Die Jungfrau und die Peitsche“ (1970), „Der Hexentöter von Blackmoor“ (1970), „Nachts, wenn Dracula erwacht“ (1970), „Die nackten Augen der Angst“ (1970), „X312 – Flug zur Hölle“ (1971), „Sie tötete in Extase“ (1971), „Sex Charade“ (1972), „Eugénie“ (1973) und „Eine Jungfrau in den Krallen der Zombies“ (1973). 
Ebenso wie Franco ließ sich Nicolai nie auf eine Genre festlegen. So sind neben Italo-Western und Erotik-Filmen auch Giallo, Cop-Thriller, Dokumentationen und Komödien in Nicolais Werksbiografie zu finden, die er facettenreich mit Jazz und Bossa Nova, mit Prog Rock und synthetischen Klängen ebenso untermalte wie mit konventionelleren Orchester-Arrangements. Nicolai wurde so etwas wie der Typ, den man engagierte, wenn die Filmemacher Morricone nicht bekommen konnten. 
Nicolais Score zur „Sabata“-Trilogie, „Adios, Sabata“ (1970), wartete beispielsweise mit all den Elementen auf, die man von einem Morricone-Western-Score erwarten durfte, die Gesangseinlagen ebenso wie die Flöten und Alessandro Alessandronis ikonisches Pfeifen. 
Für die 1969 ausgestrahlte Mini-Serie „Geminus“ verband Nicolai experimentelle Musik mit Elementen aus 60er Jahre Beat, Prog Rock und Barock, klassisches Orchester mit neuen Instrumenten, dem Gesang von Edda Dell’Orso und den harmonischen Gesängen des Chors I Cantori Moderni di Alessandroni
Am 16. August 1991 verstarb Bruno Nicolai im Alter von nur 65 Jahren in seiner Heimatstadt Rom. Ennio Morricone erschien nicht zu seiner Beerdigung. Er soll sich Mitte der 1970er Jahre mit Nicolai über die Credits zu bestimmten Soundtrack-Arbeiten und die entsprechenden Tantiemen gestritten haben. Nicolai konnte sich nach dem Ende der Freundschaft mit Morricone aber durchaus einen eigenen Namen machen. 

Filmographie (Auswahl):
1964: Das Leben des Michelangelo (Vita di Michelangelo) (TV-Serie) 
1965: 100.000 Dollar für Ringo (100.000 Dollari per Ringo) 
1966: El Cisco (El Cisco) 
1966: Django – Nur der Colt war sein Freund (Django spara per primo) 
1966: Heißes Pflaster für Spione (Da Berlino l’apocalisse) 
1967: Operation "Kleiner Bruder" (Ok Connery) 
1967: Lucky M. füllt alle Särge (Lucky, el intrépido) 
1967: Sein Wechselgeld ist Blei (I giorni della violenza) 
1967: Shamango (Gentleman Jo… uccidi) 
1968: Lauf um dein Leben (Corri uomo corri) 
1968: Die gefürchteten Zwei (Il mercenario) 
1968: Die große Treibjagd 
1968: Der heiße Tod (99 mujeres) 
1969: Marquis de Sade: Justine (Marquis de Sade's Justine) 
1969: Mord im schwarzen Cadillac (Femmine insaziabili) 
1969: Fahr zur Hölle, Gringo (Land Raiders) 
1969: Die Jungfrau und die Peitsche (De Sade 70) 
1969: Liebesvögel (Lovebirds) 
1969: Geminus (TV-Serie) 
1969: Komm, süßer Tod 
1970: Der Hexentöter von Blackmoor (The Bloody Judge) 
1970: Nachts, wenn Dracula erwacht (Bram Stoker's Count Dracula) 
1970: Fahr zur Hölle, Gringo (Land Raiders) 
1970: Adios, Sabata (Indio Black, sai che ti dico: Sei un gran figlio di…) 
1970: Sartana – noch warm und schon Sand drauf (Buon funerale, amigos… paga Sartana) 
1970: Spiel dein Spiel und töte, Joe (Un uomo chiamato Apocalisse Joe) 
1970: Die Nackten Augen der Nacht (Les cauchemars naissent la nuit) 
1970: Eugenie de Sade (Eugénie de Franval) 
1971: Knie nieder und friß Staub (Anda muchacho, spara!) 
1971: Los buitres cavarán tu fosa (I corvi ti scaveranno la fossa) 
1971: Die Grotte der vergessenen Leichen (La notte che Evelyn uscì della tomba) 
1971: Sabata kehrt zurück (È tornato Sabata... hai chiuso un'altra volta) 
1971: Ein Halleluja für Camposanto (Gli fumavano le colt… lo chiamavano Camposanto!) 
1971: Ein Halleluja für Spirito Santo (Uomo avvisato, mezzo ammazato… Parola di Spirito Santo) 
1971: Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies (Une vierge chez les morts vivants) 
1972: Una bala marcada (Dio in cielo… Arizona in terra) 
1972: Das Geheimnis der blutigen Lilie (Perchè quelle strane gocce di sangue sul corpo di Jennifer?) 
1972: Quel gran pezzo della Ubalda tutta nuda e tutta calda 
1972: Meine Kanone, mein Pferd… und deine Witwe (Tu fosa será la exacta… amigo) 
1972: Il tuo vizio è una stanza chiusa e solo io ne ho la chiave 
1972: Die Nacht der offenen Särge (Dracula contro Frankenstein) 
1973: Die ehrenwerte Familie (L’onorata famiglia, uccidere è cosa nostra) 
1973: Kennst Du das Land, wo blaue Bohnen blüh’n? (Lo chiamavano Tresette… giocava sempre col morto) 
1973: Der Mann mit der Kugelpeitsche (Il mio nome è Shanghai Joe) 
1973: Die blutigen Geier von Alaska 
1973: Eugénie 
1974: Ein Unbekannter rechnet ab (And Then There Were None) 
1974: Labyrinth des Schreckens (Gatti rossi in un labirinto di vetro) 
1974: Canossa (TV-Mini-Serie) 
1974: Der Antichrist (The Antichrist) 
1975: The Manhunt (L'uomo della strada fa giustizia) 
1975: Murat (TV-Mini-Serie) 
1976: Salon Kitty (Salon Kitty) 
1977: Don Giovanni in Sicilia (TV-Mini-Serie) 
1979: Caligula (Caligola) 
1980: Double für Maurice (Il cappotto di Astrakan) 
1982: Inverno al mare (TV-Mini-Serie) 
1982: Parole e sangue (TV-Mini-Serie) 
1983: Und sie folgten einem Stern (Camminacammina) 
1983: Arabesque (TV-Mini-Serie) 
1984: La vigna di uve nere (TV-Mini-Serie) 
1987: Buckeye and Blue 
1987: L’ingranaggio (Fernsehfilm) 
1988: Racconti di Donnerstag 
 1988: Pigmalione 88 
1990: Ombre d’amore 
1991: Le perversioni degli angeli 
Playlist: 
1. Bruno Nicolai - Ballata Per Ringo (100.000 Dollari Per Ringo) - 04:02 
2. Bruno Nicolai - Primitivo (Tempo Sospeso) - 03:11 
3. Bruno Nicolai - I giorno della Violenza (I giorni della Violenza) - 05:05 
4. Bruno Nicolai - Shanghai Joe (Il Mio Nome È Shanghai Joe) - 03:07 
5. Bruno Nicolai - Isis' Pool (Caligula) - 04:12 
6. Bruno Nicolai - Cieli Azzurri e Terre Verdi (Corri Uomo Corri) - 02:20 
7. Bruno Nicolai - Seq. 14 (Fenomenal e il Tesoro di Tutankamen) - 02:26 
8. Bruno Nicolai - Swing e mistero (Missione Speciale Lady Chaplin) - 05:14 
9. Bruno Nicolai - Bossa For Lucky / Showgirl Dance (Agente Speciale LK) - 03:02 
10. Bruno Nicolai - Nostalgia Di Un Incontro (Femmine Insaziabili) - 03:39 
11. Bruno Nicolai - Justine #3 (Justine) - 02:46 
12. Bruno Nicolai - Cheek To Cheek (Eugénie De Sade '70) - 04:35 
13. Bruno Nicolai - Affascinate segreto (Il Commissario De Vincenzi) - 03:04 
14. Bruno Nicolai - Main Theme #6 (Indio Black) - 02:19 
15. Bruno Nicolai - Ascendenti (Il Conte Dracula) - 04:56 
16. Bruno Nicolai - Giustizia sia fatta (Il trono di fuoco) - 03:16 
17. Bruno Nicolai - Seq. 1 (Uomo Avvisato, Mezzo Aammazzato) - 02:12 
18. Bruno Nicolai - Seq. 12 (I Corvi Ti Scaveranno La Fossa) - 02:34 
19. Bruno Nicolai - Sequence 6 (Have Good Funeral, Sartana Will Pay) - 02:23 
20. Bruno Nicolai - L'avvocato_bambino (The Christmas That Almost Wasn't) - 03:00 
21. Bruno Nicolai - Il Cielo Cade (Geminus) - 03:43 
22. Bruno Nicolai - Sequence 1 (Lo Chiamavano Tresette, Giocava Sempre Col Morto) - 04:44 
23. Bruno Nicolai - Cocktail (Les Cauchemars Naissent La Nuit) - 05:14 
24. Bruno Nicolai - Tema D'Amore [III versione] (El Cristo Del Océano) - 02:22 
25. Bruno Nicolai - Il Perdono (Canossa) - 02:29 
26. Bruno Nicolai - Vento D'Autunno (La Coda Dello Scorpione) - 02:58 
27. Bruno Nicolai - Il Fatasma Di Evelyn (La Notte Che Evelyn Usci' Dalla Tomba) - 03:17 
28. Bruno Nicolai - Preludio e titoli (La dama rossa uccide sette volte) - 03:40 
29. Bruno Nicolai - Magico Incontro #7 (Tutti I Colori Del Buio) - 02:24 
30. Bruno Nicolai - Theme de Juliette (Defense de savoir) - 03:18 
31. Bruno Nicolai - Canzone Muta (L'Onorata Famiglia Uccidere E Cosa Nostra) - 03:35 
32. Bruno Nicolai - Seq. 19 (Una Vergine Tra I Morti Viventi) - 03:01 
33. Bruno Nicolai - Seq. 01 (…E Poi, Non Ne Rimase Nessuno) - 03:04 
34. Bruno Nicolai - Fashion Photographer / Night Club (Perche' Quelle Strane Gocce Di Sangue Sul Corpo Di Jennifer) - 06:13

Dienstag, 12. Januar 2021

Playlist #310 vom 17.01.2021 - NEUHEITEN 2021 (1)

Die erste Neuheiten-Sendung in diesem Jahr stellt zugleich auch einen Rückblick auf die letzten bemerkenswerten Soundtrack-Veröffentlichungen des vergangenen Jahres dar, denn wie in vielen anderen Belangen findet auch in diesem Bereich das Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ seine Anwendung. Die in der zweiten Dezember-Hälfte veröffentlichten Scores von Hollywood-Größen wie James Newton Howard, Hans Zimmer, Alexandre Desplat und Howard Shore will ich euch ebenso wenig vorenthalten wie die neuen Arbeiten von Jeff Russo, Lorne Balfe und Cliff Martinez zu verschiedenen Serien-Highlights oder die Scores von Ilan Eshkeri, Jeff Beal und Alex Somers zu den Dokumentationen „A Perfect Planet“, „Athletin A“ und „Audrey“

Alex Somers („Honey Boy“, „Captain Fantastic“) vertonte auf ätherisch-elektronische Weise den neuen Dokumentarfilm „Audrey“ von Helena Coan über Hollywood-Star Audrey Hepburn (1929-1993), der auch nie zuvor gezeigtes Material aus der persönlichen Sammlung ihrer Familie enthält. 
Zu den preisgekrönten Naturdokumentationen des britischen Senders BBC dürfte sich nach „Planet Erde“ und „Der blaue Planet“ sicher auch David Attenboroughs neue Serie „A Perfect Planet“ einreihen. Zu der fünfteiligen Serie, die analysiert, wie die Kräfte der Natur das Leben auf der Erde bestimmen, komponierte Ilan Eshkeri („Sternwanderer“, „Hannibal Rising“) einen farbenfrohen Orchester-Score. 
Den Reigen prominenter Komponisten eröffnet der Kanadier Howard Shore, der neben seiner langjährigen Zusammenarbeit mit David Cronenberg („A History Of Violence“, „Maps To The Stars“) vor allem für Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“- und „Der Hobbit“-Trilogien bekannt geworden ist. Shore steuerte sowohl für Kornél Mundruczós Drama „Pieces of a Woman“ über die tragischen Folgen einer häuslichen Entbindung als auch für Deepa Mehtas Drama „Funny Boy“ über die sexuelle Erweckung eines Teenagers sehr gefühlvolle Scores. 
Etwas mehr spannungsgeladene Dramatik versprechen die Arbeiten von Alexandre Desplat zu George Clooneys Science-Fiction-Drama „The Midnight Sky“ und von James Newton Howard zu Paul Greengrass‘ Abenteuer-Drama „Neues aus der Welt“ mit Tom Hanks in der Hauptrolle. 
Sowohl Shores „Pieces of a Woman“ als auch diese beiden Scores dürften in die engere Auswahl der diesjährigen Oscar-Verleihung kommen. 
Zu den jüngeren Vertretern der Komponisten-Zunft zählen Kris Bowers und Daniel Wohl. Bowers schloss sein Studium an der Juilliard School mit Bachelor- und Masterabschlüssen in Jazz ab und entwickelte früh Interesse an Filmmusik. Nach „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ (2018) steuerte er vor allem die Musik zu Fernsehserien wie „When They See Us“, „Dear White People“ und „Black Monday“ bei. Nun liegt seine vielschichtige Arbeit für die historische romantische Drama-Serie „Bridgerton“ vor. 
Der in Paris geborene und aufgewachsene, nun in Los Angeles lebende Daniel Wohl hat nach seinem Studium an der Yale School of Music bislang an hierzulande eher unbekannten Projekten gearbeitet. Sein Soundtrack zu der Science-Fiction-Serie „Project Blue Book“, die sich um das gleichnamige reale Projekt dreht, in der ein skeptischer Astrophysiker und ein Ufologe die angeblichen UFO-Landungen und unerklärlichen Phänomene in den 1950er und 1960er Jahren untersuchen, verbindet bewusst klassische und elektronische Elemente, um eine einzigartige Atmosphäre zu kreieren. 
„An ,Project Blue Book‘ zu arbeiten war eine unglaubliche Erfahrung“, erklärt Wohl. „Mir stand ein enormer kreativer Raum zur Verfügung, um einen einzigartigen Sound für die Serie zu finden. Indem ich Streicher, Percussion und Electronics verwendete, fokussierte ich mich darauf, einen ,anderweltlichen‘ Score zu kreieren, der die einzigartige Mischung der Show aus Science Fiction, Mystery und Horror einfängt.“ 
Dagegen präsentiert uns Guy Farley („Land Of The Blind“, „The Flock“) mit „Silver Skates“ einen wunderbar romantischen, voll orchestralen Score, der wenig gemein hat mit dem Ballett von Pjotr Iljitsch Tschaikowski zu „Schwanensee“. Erzählt wird die Geschichte der jungen Aristokratin Alice (Sonia Priss), die sich in der Neujahrsnacht 1900 in den Botenjungen Matvey (Fedor Fedotov) verliebt, dessen einziger Wunsch einem silbernen Schlittschuhpaar gilt. Trotz ihrer gesellschaftlichen Unterschiede will das junge Paar den Neujahrstag miteinander verbringen. 
„Regisseur Michael Lockshin wollte starke Themen, Emotion, Drama und ein klassisches Orchester, um die Geschichte zu erzählen, die sich auf den gefrorenen Kanälen von St. Petersburg abspielt, wo der übergefrorene Fluss Neva als Hauptquelle des Transports benutzt wird und Schlittschuhläufer als Kuriere eingesetzt werden“, beschreibt Farley, der Claude Debussys berühmtes „Claire de Lune“ als Basis für ein grandioses Liebesthema verwendet und bei seinem Score auf russische Instrumente wie Balalaikas, Domra, Gusli, Dulcimer, Saz, Bayan und ethnische Percussion zurückgegriffen hat. 
In eine ähnlich märchenhafte Richtung bewegt sich auch die Oscar-prämierte Rachel Portman („Chocolat“, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“) mit ihrem opulenten Score zur Walt-Disney-Produktion „Die gute Fee“. In dem Film von Sharon Maguire ist der Job als Fee vom Aussterben bedroht, weshalb die ebenso junge wie ungeschickte Fee Eleanor (Jillian Bill) den Verantwortlichen beweisen will, dass die Welt gute Feen braucht. Als Eleanor den offensichtlich vergessenen Brief eines zehnjährigen Mädchens findet, macht sie die Absenderin ausfindig und stellt fest, dass aus dem Mädchen die inzwischen 40-jährige alleinerziehende Mutter Mackenzie (Isla Fisher) geworden ist, die in Boston bei einem Nachrichtensender arbeitet und nach dem Tod ihres Mannes ihre Hoffnung aufgegeben hat, ein Leben wie im Märchen zu führen. 
Als der große Ennio Morricone am 6. Juli 2020 im Alter von 91 Jahren verstarb, hinterließ er ein mehr als 500 Filmmusiken und etliche Orchesterwerke umfassendes Oeuvre, das 2017 mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk prämiert wurde. Seit seinem Tod ist eine regelrechte Flut an Wiederveröffentlichungen der Soundtracks des berühmten Filmkomponisten zu verzeichnen. Unter den Re-Releases nimmt der Score zu Roberto Faenzas Politdrama „Sostiene Pereira“ aus dem Jahre 1995 eine Sonderstellung ein. Faenza hat seit seinem Regiedebüt „Escalation“ (1967) regelmäßig mit seinem Freund Morricone zusammengearbeitet, und auch wenn der Maestro in den 1990er Jahren schon längst nicht mehr so produktiv gewesen ist wie in den 1960ern, als er durch seine einzigartige Musik zu Sergio Leones „Dollar“-Trilogie weltberühmt wurde, nahm er sich doch gern die Zeit, 1995 zum achten Mal einen Faenzo-Film mit seiner Musik zu veredeln. 
Der minimalistische, subtile und ungemein lyrische Score mit dem Gesang von Dulce Pontes untermalt auf kraftvolle, spannungsreiche Weise die Geschichte der von Marcello Mastroianni dargestellten Titelfigur, die als Nachrichtenredakteur zur Zeit der portugiesischen Diktatur von António De Oliveira Salazar für die Gestaltung der Kulturseiten zuständig ist. Seine unpolitische Einstellung ändert sich, als er sich mit dem antifaschistischen Witwer Rossi anfreundet. 
Zum Abschluss gibt uns Thomas Newman die Ehre. Der bereits 15 (!) Mal für einen Oscar nominierte Komponist vertonte Steven Soderberghs Drama „Let Them All Talk“, in dem Meryl Streep eine berühmte Autorin spielt, die eine Kreuzfahrtmit alten Freunden unternimmt, um Spaß zu haben und alte Wunden zu heilen. Newman schuf dazu einen ungewöhnlich jazzigen, groovigen Score, der auch bei der diesjährigen Oscar-Verleihung eine Rolle spielen könnte. 
Playlist: 
1. Alex Somers - Great Willow Tree (Audrey) - 03:12 
2. Howard Shore - Home (Pieces Of A Woman) - 03:28 
3. Howard Shore - Leaving Sri Lanka (Funny Boy) - 04:16 
4. Alexandre Desplat - Mission (The Midnight Sky) - 04:24 
5. James Newton Howard - End Titles (News Of The World) - 05:10 
6. Kris Bowers - When You Are Alone (Bridgerton) - 02:47 
7. Jeff Beal - On Her Own Terms (Athlete A) - 05:12 
8. Daniel Wohl - Reality (Project Blue Book) - 02:58 
9. Jeff Russo - Ethelrida (Fargo Year 4) - 06:18 
10. Jeff Russo - Syd Theme S3 (Legion: Finalmente) - 08:06 
11. Ben MacDougall - Song Of The Kindred (Godfall) - 03:41 
12. Shunsuke Kida - Maiden Astraea (Demon's Souls) - 03:11 
13. Hans Zimmer - Black Gold (Wonder Woman 1984) - 04:55 
14. Cliff Martinez - My Life Is Out There (The Wilds) - 03:51 
15. Trent Reznor & Atticus Ross - The Great Before/U Seminar (Soul) - 03:19 
16. Lorne Balfe - Land Of Spectres (His Dark Materials - Series 2) - 03:31 
17. Paul Haslinger - Worlds Beyond Reprise (Monster Hunter) - 03:26 
18. Ilan Eshkeri - Flamingos (A Perfect Planet) - 06:22 
19. Max Richter - Andante Loops (Beethoven - Opus 2020) - 06:51 
20. Peter Raeburn - The Truth (The Dry) - 06:55 
21. Carlos M. Jara - Attitude (Colgar Las Alas) - 04:37 
22. Guy Farley - The Grand Bakery (Silver Skates) - 03:16 
23. Rachel Portman - Time For Change (Godmothered) - 03:31 
24. Ennio Morricone - Valori Ritrovati (Sostiene Pereira) - 03:55 
25. Thomas Newman - Southampton Water (Let Them All Talk) - 02:02 
26. James Pickering - Outro (County Lines) - 08:07

Freitag, 1. Januar 2021

Playlist #309 vom 03.01.2021 - R.I.P. Harold Budd (1936-2020)

Harold Budd zählt zusammen mit Brian Eno zu den wichtigsten Künstlern des Ambient und hat während seiner langen Karriere seit den 1970er Jahren nicht nur mit Eno selbst, sondern auch mit einer Vielzahl anderer Künstler wie John Foxx, Robin Guthrie (Cocteau Twins), Andy Partridge (XTC), Bill Nelson, Daniel Lentz, Ruben Garcia, Clive Wright und Eraldo Bernocchi zusammengearbeitet. Am 8. Dezember 2020 ist der einflussreiche Ambient-Pianist im Alter von 84 Jahren an den Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion im kalifornischen Arcadia verstorben. 

Der am 24.05.1936 in Los Angeles geborene Budd wuchs in der Mojave-Wüste auf und begann, sich als Jugendlicher fürs Schlagzeug zu interessieren, wobei es ihm der Jazz und vor allem der Bebop besonders angetan hatte. Im Alter von 21 Jahren beschloss Budd, eine formale musikalische Ausbildung zu absolvieren, und zog nach Los Angeles, um Komposition zu studieren, was er für den Militärdienst unterbrechen musste. In der Army trommelte er zusammen mit dem Free-Jazz-Saxophonisten Albert Ayler in einer Band, ehe er 1966 sein Studium bei Ingolf Dahl an der University of Southern California abschloss. Nachdem er während des Studiums mit neuen Musikrichtungen und Kompositionstechniken vertraut gemacht wurde, experimentierte der durch John Cage und Morton Feldman inspirierte Budd mit unbestimmter Improvisation. 
Infolgedessen gerieten seine Kompositionen bis 1970 hinein immer minimalistischer, waren durch leise dröhnende Basspfeifen oder lang ausgedehnte Gongtönen geprägt. Budd lehrte schließlich bis 1976 am California Institute of the Arts und schrieb 1972 für ein Universitätsfestival das für Harfe, E-Piano, Celesta, Percussions und Frauenchor bestimmte Stück „Madrigals of the Rose Angel“, das auch Brian Eno zu Ohren kam. Budd begann mit den Arbeiten für das Album „The Pavilion of Dreams“, auf dem das lange angehaltene Pedalspiel zum Ausdruck kam und auf dem Label EG Records erschien, auf dem zuvor bereits Platten von King Crimson, Emerson, Lake & Palmer, Roxy Music und Brian Eno veröffentlicht wurden. 
1980 veröffentlichten Brian Eno und Harold Budd mit „Ambient 2: The Plateaux of Mirrors“ eins der wichtigsten Ambient-Alben überhaupt. Es folgten die für Ausstellungen in Galerien produzierten Alben „The Serpent [In Quicksilver]“ (1981) und „Abandoned Cities“ (1984) sowie das mit Eno und Daniel Lanois entstandene Album „The Pearl“ (1984). Danach arbeitete Budd mit den Cocteau-Twins-Mitgliedern Elizabeth Fraser, Robin Guthrie und Simon Raymonde am Album „The Moon and The Melodies“ (1986), bevor mit „Lovely Thunder“ (1986), „The White Arcades“ (1988) und „By The Dawn’s Early Light“ (1991) drei Solo-Alben erschienen, wobei letzteres neben der instrumentalen Musik noch gesprochene Gedichte enthielt, ebenso wie das mit Zeitgeist 1994 aufgenommene Album „She Is A Phantom“
Mit den beiden Pianisten Ruben Garcia und Daniel Lentz erschien zwei Jahre zuvor das instrumentale Album „Music For 3 Pianos“. Viele weitere der nachfolgenden Alben hat Harold Budd ebenfalls mit anderen Musikern eingespielt, „Through The Hill“ (1994) mit XTC-Mastermind Andy Partridge, „Glyph“ (1995) mit Hector Zazou, „Translucence + Drift Music“ (2003) sowie „Nighthawks“ (2015) mit John Foxx
In den vergangenen Jahren war Budd vor allem mit Robin Guthrie sehr aktiv, dazu zählen der Soundtrack zu „Mysterious Skin“ (2005) und die Alben „Before The Day Breaks“, „After The Night Falls“ (beide 2007), „Bordeaux“ (2011) und der Soundtrack zu „White Bird In A Blizzard“ (2014). In dem Jahr seines Todes veröffentlichte Budd noch den Soundtrack zu „I Know This Much Is True“ und das wiederum mit Guthrie eingespielte Album „Another Flower“
Über seine eigene Musik befand Budd: „Sie soll etwas bedeuten, aber tatsächlich ist sie bedeutungslos. Ich denke nicht an Genres. Ich denke nicht an Labels, sie haben keine Bedeutung.“ 

Diskographie: 
1970 – „The Oak of the Golden Dreams / Coeur D’Orr“ 
1978 – „The Pavilion of Dreams“ 
1980 – „ Ambient 2: The Plateaux of Mirror (mit Brian Eno
1981 – „The Serpent (In Quicksilver)“ 
1984 – „The Pearl“ (mit Brian Eno und Daniel Lanois)
1984 – „Abandoned Cities“ 
1986 – „The Moon and the Melodies“ (mit Elizabeth Fraser, Robin Guthrie &Simon Raymonde
1986 – „Lovely Thunder“ 
1988 – „The White Arcades“ 
1989 – „Agua“ (Live) 
1991 – „By the Dawn’s Early Light“ (mit Bill Nelson, B. J. Cole & Susan Allen
1992 – „Music for Three Pianos“ (mit Ruben Garcia & Daniel Lentz
1994 – „She Is a Phantom“ (mit Zeitgeist
1994 – „Through the Hill“ (mit Andy Partridge
1995 - „Glyph“ (mit Hector Zazou)
1996 – „Luxa“ 
1996 – „Walk into My Voice: American Beat Poetry“ (mit Daniel Lentz & Jessica Karraker
2000 – „The Room“ 
2002 – „Three White Roses & A Budd“ (mit Bill Nelson & Fila Brazillia
2003 – „La Bella Vista“ 
2003 – „Translucence/Drift Music“ (mit John Foxx
2004 – „Avalon Sutra / As Long as I Can Hold My Breath“ 
2005 – „Mysterious Skin“ (Soundtrack, mit Robin Guthrie
2005 – „Music for ›Fragments from the Inside‹“ (mit Eraldo Bernocchi
2007 – „After the Night Falls“ (mit Robin Guthrie
2007 – „Before the Day Breaks (mit Robin Guthrie
2007 – „Perhaps“ 
2008 – „A Song for Lost Blossoms“ (mit Clive Wright
2009 – „ Candylion“ (mit Clive Wright
2010 – „Little Windows“ (mit Clive Wright
2011 – „Winter Garden“ (mit Robin Guthrie & Eraldo Bernocchi
2011 – „Bordeaux“ (mit Robin Guthrie
2011 – „In the Mist“ 
2012 – „Bandits of Stature“ 
2013 – „Wind in Lonely Fences 1970–2011“ (Compilation) 
2013 – „Buddbox“ (Compilation) 
2013 – „Jane 1–11“ 
2014 – „Jane 12–21“ 
2014 – „White Bird in a Blizzard“ (mit Robin Guthrie
2015 – „Nighthawks“ (mit John Foxx & Ruben Garcia
2020 – „Another Flower“ (mit Robin Guthrie
2020 – „I Know This Much Is True“ (Soundtrack) 
Playlist:
1. Brian Eno & Harold Budd - First Light (Ambient 2: The Plateau Of Mirrors) - 07:08 
2. Harold Budd - Juno (The Pavilion Of Dreams) - 08:27 
3. Harold Budd - The Serpent [In Quicksilver] (The Serpent [In Quicksilver]) - 03:58 
4. Harold Budd - The Algebra Of Darkness (The White Arcades) - 06:33 
5. Harold Budd - The Photo of Santiago McKinn (By The Dawn's Early Light) - 06:56 
6. Harold Budd, Ruben Garcia, Daniel Lentz - The Messenger (Music For Three Pianos) - 03:06 
7. Harold Budd & Andy Partridge - Ceramic Avenue (Through The Hill) - 05:19 
8. Harold Budd & Hector Zazou - Gorgon's Anxious Pansy (Glyph) - 05:41 
9. Harold Budd - A Sidelong Glance From My Round Nefertiti (Luxa) - 03:13 
10. Harold Budd - The Room Of Corners (The Room) - 05:06 
11. Harold Budd, Bill Nelson & Fila Brazillia - No Shade, No Shadow (Three White Roses & A Budd) - 10:26 
12. Harold Budd & John Foxx - Adult (Translucence) - 03:04 
13. Harold Budd - How Vacantly You Stare At Me (Avalon Sutra) - 04:01 
14. Harold Budd & Robin Guthrie - Goodbye To Wendy (Mysterious Skin) - 02:46 
15. Harold Budd & Robin Guthrie - Inside, A Golden Echo (After The Night Falls) - 03:25 
16. Harold Budd & Robin Guthrie - A Formless Path (Before The Day Breaks) - 04:23 
17. Harold Budd & Clive Wright - Ribbons Everywhere (Candylion) - 03:35 
18. Harold Budd & Clive Wright - Numismatic (Little Windows) - 03:38 
19. Harold Budd & Robin Guthrie - The Belles Of Saint Andrew (Bordeaux) - 03:43 
20. Harold Budd - Black Bart (In The Mist) - 03:11 
21. Harold Budd - Reini (Perhaps) - 02:55 
22. Harold Budd & Robin Guthrie - Without A Trace (White Bird In A Blizzard) - 03:01 
23. Harold Budd & Robin Guthrie - Beau, As In Beaumont (Another Flower) - 03:27 
24. Harold Budd - Color (Agua) - 07:14

Sonntag, 13. Dezember 2020

Playlist #308 vom 20.12.2020 - ADRIAN BIDDLE Special

In der letzten Sendung dieses Jahres widmen wir uns dem britischen Kameramann Adrian Biddle, der vor allem durch seine Mitarbeit bei Ridley Scott („Thelma & Louise“, „1492 – Die Eroberung des Paradieses“) bekannt geworden ist, aber auch mit namhaften Regisseuren wie James Cameron („Aliens“), Rob Reiner („Die Braut des Prinzen“), Ron Howard („Willow“) und Neil Jordan („Der Schlächterbursche“) zusammengearbeitet hat. 

Adrian Biddle wurde am 20. Juli 1952 in Woolwich, London, als Sohn eines Lebensmittelhändlers geboren und verdankt seinen Einstieg ins Filmgeschäft seinem Talent als Schwimmer. Der legendäre Unterwasser-Fotograf Egil S. Woxholt nahm sich des damals 15-jährigen Schwimm-Champions an und ließ ihn 1969 mit am James-Bond-Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ und 1970 an „Kapitän Nemo und die Unterwasserstadt“ mitarbeiten. Anfang der 1970er wechselte er zur Firma Ridley Scott Associates, wo er an Spielfilmen und Werbevideos mitwirkte, ehe er ab 1980 Chefkameramann wurde und über 100 Werbefilme drehte. Er assistierte Ridley Scott und seinem Kameramann Derek Vanlint 1979 bei dem Science-Fiction-Klassiker „Alien“ und übernahm 1986 erstmals den Posten des Chefkameramanns bei James Camerons Fortsetzung „Aliens – Die Rückkehr“
Danach wirkte Biddle an etlichen Blockbuster-Erfolgen mit. Nach Rob Reiners Fantasy-Romanze „Die Braut des Prinzen“ (1987) war Biddle für die Kameraarbeit bei Ron Howards Fantasy-Abenteuer „Willow“ (1988) und die beiden Ridley-Scott-Filme „Thelma & Louise“ (1991) und „1492 – Die Eroberung des Paradieses“ (1992) verantwortlich, wobei er für seine Arbeit an „Thelma & Louise“ seine erste und einzige Oscar-Nominierung erhielt. 
Zu den weiteren Filmen, zu denen Biddle die Bilder beisteuerte, zählen Danny Cannons Comic-Adaption von „Judge Dredd“ (1995), Fred Schepisis Komödie „Wilde Kreaturen“ (1997), Neil Jordans kaum bekanntes Drama „Der Schlächterbursche“ (1997), Paul W. Andersons Science-Fiction-Drama „Event Horizon – Am Rande des Universums“ (1997), die ersten beiden „Die Mumie“-Filme (1998 und 2001) von Stephen Sommers sowie das James-Bond-Abenteuer „Die Welt ist nicht genug“ (1999). 
Seine letzten Produktionen waren die romantische Komödie „Bridget Jones – Am Rand des Wahnsinns“ (2004), der Horror-Film „Der Fluch der Betsy Bell“ (2005) und die Comic-Verfilmung von „V wie Vendetta“ (2005). Der 1998 mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnete Kameramann erlag am 7. Dezember 2005 einem Herzinfarkt. 

Filmographie: 
1986: Aliens – Die Rückkehr (Aliens) – Regie: James Cameron 
1987: Die Braut des Prinzen (The Princess Bride) – Regie: Rob Reiner 
1988: Der Fremde am Strand (The Dawning) – Regie: Robert Knights 
1988: Willow – Regie: Ron Howard 
1989: Das lange Elend (The Tall Guy) – Regie: Mel Smith 
1991: Thelma & Louise – Regie: Ridley Scott 
1992: 1492 – Die Eroberung des Paradieses (1492: Conquest of Paradise) – Regie: Ridley Scott 
1994: Die goldenen Jungs (City Slickers II: The Legend of Curly’s Gold) – Regie: Paul Weiland 
1995: Judge Dredd – Regie: Danny Cannon 
1996: 101 Dalmatiner (101 Dalmatians) – Regie: Stephen Herek 
1997: Wilde Kreaturen (Fierce Creatures) – Regie: Fred Schepisi 
1997: Der Schlächterbursche (The Butcher Boy) – Regie: Neil Jordan 
1997: Event Horizon – Am Rande des Universums (Event Horizon) – Regie: Paul W. S. Anderson 
1998: Der Guru (Holy Man) – Regie: Stephen Herek 
1998: Die Mumie (The Mummy) – Regie: Stephen Sommers 
1999: James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug (The World is not enough) – Regie: Michael Apted 
2000: Das Gewicht des Wassers (The Weight of Water) – Regie: Kathryn Bigelow 
2000: 102 Dalmatiner (102 Dalmatians) – Regie: Kevin Lima 
2001: Die Mumie kehrt zurück (The Mummy Returns) – Regie: Stephen Sommers 
2001: Die Herrschaft des Feuers (Reign of Fire) – Regie: Rob Bowman 
2003: Shanghai Knights – Regie: David Dobkin 
2004: Laws of Attraction – Regie: Peter Howitt 
2004: Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns (Bridget Jones – The Edge of Reason) – Regie: Beeban Kidron 
2005: Der Fluch der Betsy Bell (An American Haunting) – Regie: Courtney Solomon 
2005: V wie Vendetta (V for Vendetta) – Regie: James McTeigue 
Playlist: 
1. Dario Marianelli - Rokewood (V For Vendetta) - 03:45 
2. David Arnold - Gun Barrel / Bond Has Left the Building (The World Is Not Enough) - 03:13 
3. James Horner - Willow's Theme (Willow) - 03:57 
4. Vangelis - Hispanola (1492: Conquest of Paradise) - 04:57 
5. Marc Shaiman - Main Title (City Slickers II) - 02:50 
6. Alan Silvestri - Grass of Importance (Holy Man) - 06:33 
7. Harry Gregson-Williams - Bridget's Theme (Bridget Jones - The Edge of Reason) - 02:11 
8. Edward Shearmur - Main Title (Laws of Attraction) - 03:35 
9. Edward Shearmur - Prologue (Reign of Fire) - 03:22 
10. Hans Zimmer - Thelma & Louise / End Credits (Thelma & Louise) - 03:58 
11. Michael Kamen - The Wedding (101 Dalmatians) - 07:02 
12. David Newman - Kevin Gets Arrested (102 Dalmatians) - 03:45 
13. Alan Silvestri - The Mummy Returns (The Mummy Returns) - 07:44
14. Randy Edelman - The Seal in Danger (Shanghai Knights) - 03:02
15. Alan Silvestri - We Created You (Judge Dredd) - 03:48 
16. Jerry Goldsmith - End Credits (Fierce Creatures) - 03:35 
17. Edward Shearmur - Love at Last (Laws of Attraction) - 03:33 
18. Alan Silvestri - Don't You Worry About A Thing (Holy Man) - 04:23 
19. Randy Edelman - Knights In Shining Armor (Shanghai Knights) - 03:55 
20. Elliot Goldenthal - Blood of the Apache (The Butcher Boy) - 02:34 
21. Edward Shearmur - Rebirth (Reign of Fire) - 02:41 
22. Jerry Goldsmith - Camel Race (The Mummy) - 03:23 
23. Alan Silvestri - End Credits (The Mummy Returns) - 02:29 
24. James Horner - Resolution and Hyperspace (Aliens) - 06:30 
25. Dario Marianelli - End Credits (V For Vendetta) - 07:33 
26. James Horner - Elora Danan (Willow) - 09:48

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