Christopher Plummer galt vielen als bester Schauspieler Nordamerikas, war der älteste Schauspieler, der mit einem Oscar geehrt wurde, und hat in seiner über 50-jähigen Karriere mit großen Regisseuren wie Sidney Lumet, Robert Wise, Ridley Scott, Terrence Malick, Terry Gilliam, Oliver Stone und John Huston zusammengearbeitet. Am 5. Februar ist der kanadische Theater-, Film- und Fernsehdarsteller im Alter von 91 Jahren an den Folgen eines Sturzes in Weston, Connecticut, verstorben.
Der am 13. Dezember 1929 in Toronto geborene Plummer begann seine Schauspielkarriere zunächst auf kanadischen Bühnen, im Radio und Fernsehen, bevor er 1954 am Broadway zu sehen war und sich dort zum Theaterstar entwickelte. Vor allem für seine Darstellung verschiedener Rollen in Shakespeare-Stücken heimste der vielseitige Plummer viele Preise ein. So erhielt er jeweils den renommierten Theaterpreis Tony für seine Darstellungen in „Cyrano“ (1973) und „Barrymore“ (1997) sowie weitere Nominierungen für „J.B.“ (1959), „Othello“ (1982), „No Man’s Land“ (1994), „King Lear“ (2004) und „Inherit the Wind“ (2007).
Sein Leinwanddebüt feierte Plummer 1958 an der Seite von Henry Fonda in Sidney Lumets „Eines Tages öffnet sich die Tür“, in Nicholas Rays „Sumpf unter den Füßen“ spielte er einen jungen Lehrer, der sich als Naturschützer einem ungleichen Kampf stellt.
Seinen Durchbruch hatte der Kanadier 1965 in Robert Wises Musical „The Sound of Music“ („Meine Lieder – meine Träume“), auch wenn sich Plummer lange Zeit von dem Film distanzierte, weil er in seiner Rolle als Baron von Trapp nicht wie erhofft singen durfte, sondern – im Gegensatz zu seiner Filmpartnerin Julie Andrews - von einem richtigen Sänger gedoubelt wurde.
Dazwischen machte er viel Theater, trat nicht nur in Shakespeare-Stücken auf, sondern auch in modernen von Anouilh, Tschechow und Brecht. Seine sechsjährige Leinwandpause beendete mit der Darstellung als römischer Kaiser Commodus in Anthony Manns „Der Untergang des römischen Reiches“ (1964).
In den nachfolgenden Dekaden überzeugte Plummer in einer unüberschaubaren Palette an verschiedenen Figuren, so als Duke of Wellington in Sergej Bondartschuks Historienfilm „Waterloo“ (1970), als Sir Charles Litton in Blake Edwards „Der rosarote Panther kehrt zurück“ (1975), als Literaturnobelpreisträger Rudyard Kipling in John Hustons Abenteuer-Komödie „Der Mann, der König sein wollte“ (1975), als skrupelloser Bankräuber in Daryl Dukes „Dein Partner ist der Tod“ (1978), als Klingonengeneral Chang in „Star Trek VI: Das unentdeckte Land“ (1991), als Cop in der Stephen-King-Verfilmung „Dolores“ (1994) und als Dr. Leland Goines in Terry Gilliams „12 Monkeys“ (1995).
Plummer spielte den Philosophen Aristoteles in Oliver Stones „Alexander“ (2004), war neben George Clooney und Matt Damon in dem Politthriller „Syriana“ (2005), in Terrence Malicks „The New World“ (2005) und als Doctor Parnassus in Terry Gilliams „Das Kabinett des Doktor Parnassus“ (2009) zu sehen.
In Michael Hoffmans „Ein russischer Sommer“ (2009) verkörperte Plummer den russischen Schriftsteller Leo Tolstoy in seinen letzten Lebenstagen. Ein besonderer Höhepunkt in seiner Karriere war der Film „Beginners“ (2010), in dem Plummer einen Familienvater mimte, der sich erst nach dem Tod seiner Frau als alter Mann zu seiner Homosexualität bekannte. 2012 erhielt er dafür als bester Nebendarsteller seinen ersten und einzigen Oscar, was ihn mit 82 Jahren zum ältesten Oscar-Gewinner in der Geschichte der Academy machte.
2017 engagierte ihn Regisseur Ridley Scott für „Alles Geld der Welt“ kurzfristig für die Rolle des Öltycoons J. Paul Getty, dessen Enkelkind entführt wird, nachdem die Szenen mit dem ursprünglichen Darsteller Kevin Spacey wegen sexueller Missbrauchsvorwürfe entfernt worden waren. Plummer hinterließ dabei einmal mehr einen starken Eindruck und erhielt mit 88 Jahren eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller. Zuletzt war Plummer in dem prominent besetzten und erfolgreichen Detektivfilm „Knives Out - Mord ist Familiensache“ (2019) als Familienpatriarch zu sehen, der unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen ist.
Filmographie (Auswahl):
1958: Eines Tages öffnet sich die Tür (Stage Struck)
1964: Der Untergang des Römischen Reiches (The Fall of the Roman Empire)
1965: Meine Lieder – meine Träume (The Sound of Music)
1965: Verdammte, süße Welt (Inside Daisy Clover)
1966: Die Nacht der Generale (The Night of the Generals)
1966: Spion zwischen 2 Fronten (Triple Cross)
1968: Der Haftbefehl (Nobody Runs Forever)
1969: Luftschlacht um England (Battle of Britain)
1969: Der Untergang des Sonnenreiches (The Royal Hunt of the Sun)
1970: Waterloo
1974: The Happy Prince
1975: Der rosarote Panther kehrt zurück (The Return of the Pink Panther)
1975: Die Schande des Regiments (Conduct Unbecoming)
1975: Der Tag, der die Welt veränderte (Sarajevski atentat)
1975: Der Mann, der König sein wollte (The Man Who Would Be King)
1976: Schlacht in den Wolken (Aces High)
1977: Jesus von Nazareth (Jesus of Nazareth)
1977: Der Auftrag (Uppdraget)
1978: Alles Glück dieser Erde (International Velvet)
1978: Dein Partner ist der Tod (The Silent Partner)
1978: Sherlock Holmes – Mord an der Themse (Murder by Decree)
1978: Star Crash – Sterne im Duell (Starcrash)
1979: Das tödliche Dreieck (Hanover Street)
1980: Ein tödlicher Traum (Somewhere in Time)
1981: Der Augenzeuge (Eyewitness)
1982: Der zweite Mann (The Amateur)
1982: Am Highpoint flippt die Meute aus (Highpoint)
1983: Die Dornenvögel (The Thorn Birds, TV-Mini-Serie)
1983: Im Wendekreis des Kreuzes (The Scarlet and the Black, Fernsehfilm)
1984: Tödlicher Irrtum (Ordeal by Innocence)
1984: Dreamscape – Höllische Träume (Dreamscape)
1986: Nosferatu in Venedig (Nosferatu à Venezia)
1986: Die Frau vom Boss (The Boss’ Wife)
1986: Feivel, der Mauswanderer (An American Tail)
1986: Finish – Endspurt bis zum Sieg (The Boy in Blue)
1987: Schlappe Bullen beißen nicht (Dragnet)
1989: Mindfield
1990: Firehead – Feuerengel der Apokalypse (Firehead)
1990: Die Zeit der bunten Vögel (Where the Heart Is)
1991: Star Trek VI: Das unentdeckte Land (Star Trek VI: The Undiscovered Country)
1991: Die junge Katharina (Young Catherine)
1992: Ein Fremder im Spiegel (Sidney Sheldon’s a Stranger in the Mirror)
1992: Malcolm X
1994: Wolf – Das Tier im Manne (Wolf)
1995: Dolores (Dolores Claiborne)
1995: Harrison Bergeron – IQ Runner (Harrison Bergeron)
1995: 12 Monkeys (Twelve Monkeys)
1998: The Clown at Midnight
1999: Insider (The Insider)
2000: Der Schatz der Dinosaurier (The Dinosaur Hunter)
2000: Nürnberg – Im Namen der Menschlichkeit (Nuremberg)
2000: Wes Craven präsentiert Dracula (Dracula 2000)
2000: Vom Teufel besessen (Possessed)
2001: A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn (A Beautiful Mind)
2002: Ararat
2002: Nicholas Nickleby
2003: Cold Creek Manor – Das Haus am Fluss (Cold Creek Manor)
2003: Das Johannes-Evangelium (The Gospel of John; Erzähler)
2004: Alexander
2004: Das Vermächtnis der Tempelritter (National Treasure)
2005: Our Fathers
2005: Frau mit Hund sucht… Mann mit Herz (Must Love Dogs)
2005: The New World
2005: Syriana
2006: Inside Man
2006: Das Haus am See (The Lake House)
2007: Man in the Chair
2007: Closing the Ring
2007: Emotional Arithmetic
2007: Rache – Vergeltung hat ihren Preis (Already Dead)
2009: Das Kabinett des Doktor Parnassus (The Imaginarium of Doctor Parnassus)
2009: Ein russischer Sommer (The Last Station)
2009: Oben (Up, Stimme)
2009: #9 (9, Stimme für #1)
2010: Beginners
2011: Barrymore
2011: Priest
2011: Verblendung (The Girl with the Dragon Tattoo)
2013: Muhammad Alis größter Kampf (Muhammad Ali’s Greatest Fight)
2014: Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück (Hector and the Search for Happiness)
2014: Elsa & Fred
2014: Der Auftrag – Für einen letzten Coup ist es nie zu spät! (The Forger)
2015: Remember
2015: Mr. Collins’ zweiter Frühling (Danny Collins)
2016: The Exception
2016: Howard Lovecraft and the Frozen Kingdom (Stimme)
2017: Howard Lovecraft and the Undersea Kingdom (Stimme)
2017: Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand (The Man Who Invented Christmas)
2017: Bo und der Weihnachtsstern (The Star, Stimme)
2017: Alles Geld der Welt (All the Money in the World)
2018: Boundaries
2019: Knives Out – Mord ist Familiensache (Knives Out)
2019: The Last Full Measure
2019: Departure – Wo ist Flug 716? (Departure, Fernsehserie, 6 Folgen)
Playlist:
1. Henry Mancini - So Smooth (The Return of the Pink Panther) - 04:07
2. Maurice Jarre - Journey To Kafiristan (The Man Who Would Be King) - 05:20
3. Maurice Jarre - Main Title (Jesus of Nazareth) - 03:42
4. Maurice Jarre - Love Theme (The Night of the Generals) - 02:31
5. John Barry - Beach Landing (Starcrash) - 02:12
6. John Barry - Trying to Forget (Hanover Street) - 02:26
7. John Barry - The Journey Back In Time (Somewhere In Time) - 04:30
8. Christopher Young - Love Theme (Highpoint) - 03:47
9. Henry Mancini - Passion Play (The Thorn Birds) - 03:23
10. Cliff Eidelman - Ouverture (Star Trek VI: The Undiscovered Country) - 03:02
11. Terence Blanchard - Eulogy (Malcolm X) - 03:53
12. Jan Garbarek - Rites (The Insider) - 05:34
13. James Horner - Nash Descends Into Parcher's World (A Beautiful Mind) - 04:38
14. Terence Blanchard - Frazier's Tour (Inside Man) - 04:55
15. Ennio Morricone - Laura (Wolf) - 02:37
16. Danny Elfman - The Old Well (Dolores Claiborne) - 05:30
17. Jeff Danna - A Lifetime of Regret (Closing the Ring) - 03:49
18. Jeff Danna - Jesus and Nicodemus (The Gospel of John) - 03:05
19. Mychael Danna - The Dance (Ararat) - 03:30
20. Vangelis - Eastern Path (Alexander) - 02:59
21. Mychael Danna - Difficult Things You Can't Forget (Remember) - 04:45
22. Craig Armstrong - The Walk Away (Must Love Dogs) - 02:09
23. Rachel Portman - Il Mare (The Lake House) - 03:03
24. Christopher Young - Cathedral City Blue (Priest) - 06:44
25. Trent Reznor & Atticus Ross - A Pair of Doves (The Girl With the Dragon Tattoo) - 02:02
26. Alexandre Desplat - The Commute (Syriana) - 04:22
27. Daniel Pemberton - Escape, December 15th 1973 (All the Money in the World) - 06:27
28. Sergey Yevtushenko - The Journey (The Last Station) - 03:12
29. James Horner - Rolfe Proposes (The New World) - 06:59