Das Filmmusikjahr 2014 beginnt vielversprechend. Einige der interessantesten Neuheiten präsentiere ich im ersten Neuheiten-Special dieses Jahres. Von feinsinnigen akustischen Klängen, die Mark Orton („Nebraska“), Gustavo Santaolalla („August: Osage County“, „The Last Of Us“) und Marcelo Zarvos („Enough Said“) komponiert haben, über ätherische elektronische Klänge der isländischen Komponisten Jóhann Jóhannsson („McCanick“) und Ólafur Arnalds („Gimme Shelter“) bis ganz klassischen Orchester-Arrangements, die Angelo Badalamenti („Stalingrad“) und Alexandre Desplat („The Monuments Men“) kreiert haben, gibt es in dieser Sendung eine bunte und spannende Mischung zu hören.
Den Anfang bestreitet dabei der hierzulande noch recht unbekannte Komponist 
Mark Orton mit seinem unaufdringlichen Score zum in mehreren Kategorien Oscar-nominierten Drama 
„Nebraska“ des preisgekrönten Filmemachers 
Alexander Payne (
„About Schmidt“, „Sideways“). Als Mitglied der in San Francisco beheimateten Experimental-Folk-Band 
Tin Hat, die auf illustre Gastmusiker wie 
Tom Waits und 
Willie Nelson verweisen kann, qualifizierte sich 
Orton für Filme wie 
„The Good Girl“ (2002) und steuerte Songs zu den Soundtracks von 
„Alles ist erleuchtet“ und 
„Buck“ bei.
Mit seinem Score zu 
„Nebraska“ begleitet 
Orton den leicht an Demenz neigenden und trinkfreudigen Woody Grant (
Bruce Dern), der von seinem Wohnort in Montana nach Nebraska reisen will, um dort die eine Million Dollar abzuholen, die er in der Lotterie gewonnen zu haben glaubt.
„Ich hoffe, dass der Score neutral beginnt und gefühlvoller wird, je weiter der Film fortschreitet“, bringt 
Orton im Interview mit 
filmmusicmag.com zum Ausdruck. „Ich denke, das ist der Vorteil, wenn man mit einem mehr thematischen Score arbeitet, weil die Wiederkehr eines Themas etwas anderes bedeutet, wenn sich die Figuren entwickeln. Ich finde, es gibt auch eine Unschuld in Teilen des Scores, die gut mit Woodys Dementia-geschuldeten Kindheitsmomenten funktioniert. Aber zur gleichen Zeit ist er hoffnungsvoll.“
Musikalisch mit Orton mehr verwandt als mit typischen Vertretern der Hollywood-Filmmusikelite agiert auch der argentinische Komponist 
Gustavo Santaolalla (
„Babel“, „Brokeback Mountain“). Das nach dem Pulitzerpreis-gekrönten Theaterstück von 
Tracy Letts entstandene Familiendrama 
„Im August in Osage County“ überzeugt mit einem All-Star-Ensemble und trotz schwieriger Themen wie Alkoholismus, Krebs und Inzest mit erfrischendem schwarzen Humor. 
 Santaolalla komponierte auch zu dem Playstation-Action-Survival-Horror-Game 
„The Last of Us“ den Soundtrack, zu dem jetzt ein zweiter Teil veröffentlicht wurde. Im Gegensatz zu genre-üblichen Soundtracks, die sich auf den Horror und die Action der Handlung konzentrieren, reflektiert der zweifache Oscar-Gewinner in seinem gefühlvollen Score die Emotionen der Hauptfiguren.
Nach drei ähnlich emotionalen Stücken von 
Mark Mothersbaugh zu 
Jon Turteltaubs Altherren-Komödie 
„Last Vegas“, von  
David Torn zu der Ende April in Deutschland startenden Komödie 
„Für immer Single?“ und vom brasilianischen Komponisten 
Marcelo Zarvos zu 
Nicole Holofceners Beziehungskomödie 
„Genug gesagt“ begeben wir uns auf das kleine Inselreich Island, das die beiden außergewöhnlichen Komponisten 
Jóhann Jóhannsson und 
Ólafur Arnalds hervorgebracht hat.
Während 
Jóhannsson sich seit Anfang der 2000er Jahre einen hervorragenden Ruf als Komponist erworben hat, der klassische Musik, Ambient und experimentelle Sounds miteinander verbindet, ist Multi-Instrumentalist 
Arnalds durch seinen Mix aus Streichern, Piano, Ambient und Electro bekannt geworden. Beide Komponisten haben erst in den letzten Jahren zur Filmmusik und dort mit ihren ruhigen, melodischen Scores ihre eigene Nische gefunden, wie ihre neuen, von Milan Records veröffentlichten Werke 
„McCanick“ und 
„Gimme Shelter“ zeigen.
Nach diesem ruhigen wie ungewöhnlichen Auftakt wenden wir uns konventionelleren Werken zu, angefangen bei dem Biopic 
„Kill Your Darlings“, einem Film, der im Jahre 1944 angesiedelt ist und die Freundschaft zwischen den jungen Schriftstellern 
Allen Ginsberg, William Burroughs und 
Jack Kerouac thematisiert. Der amerikanische Komponist 
Nico Muhly, der vor allem auf dem Sektor der klassischen Musik tätig ist und dem deutschen Publikum erst durch die erfolgreiche Bestseller-Adaption von 
Bernhard Schlinks „Der Vorleser“ bekannt geworden ist, schuf zu 
„Kill Your Darlings“ einen recht minimalistischen, aber aufwühlenden Score.
Der vielbeschäftigte französische Komponist 
Alexandre Desplat kreierte bereits den grandiosen Score zu 
George Clooneys letzter Regiearbeit 
„The Ides Of March“ und wurde von dem bekannten Schauspieler/Regisseur auch für dessen neues Werk 
„The Monuments Men“ verpflichtet und hat dabei ebenso schöne Melodien im klassischen Gewand gefunden wie 
Angelo Badalamenti (
„Twin Peaks“, „Lost Highway“) zum zeitlich ähnlich positionierten russischen Kriegsdrama 
„Stalingrad“.
Abwechslungsreich wird er dann mit den Scores von 
Theodore Shapiro zu 
Ben Stillers Road-Movie 
„The Secret Life Of Walter Mitty“, 
Steve Jablonskys rhythmischen Klängen zu 
Peter Bergs Kriegs-Action-Drama 
„Lone Survivor“ und den beiden Scores von 
Karl Preusser zur Dschungel-Komödie 
„Welcome To The Jungle“ und von 
Christopher Lennertz zur Black-Cop-Komödie 
„Ride Along“.
Johnny Klimek und 
Reinhold Heil, die oft zusammen mit dem deutschen Filmemacher 
Tom Tykwer zusammenarbeiten, schufen zum Fantasy-Spektakel 
„I, Frankenstein“ einen wuchtigen Orchester-Score, der durch die Vocals von 
Lisa Gerrard (
„Gladiator“, „The Insider“) wunderbar ergänzt wird.
Mehr Action gibt es mit den folgenden Soundtracks zu hören: Der spanische Komponist 
Roque Baños vertonte 
Spike Lees Neuauflage des südkoreanischen Rachedramas 
„Oldboy“, der langjährige James-Bond-Komponist 
David Arnold (
„Tomorrow Never Dies“, „The World Is Not Enough“) kreierte mit 
Michael Price die Musik zur britischen Serie 
„Sherlock“, die bereits in die dritte Runde gegangen ist. 
Hans-Zimmer-Adept 
Ramin Djawadi schuf wieder einmal sehr elektronisch-rhythmische Klänge zur zweiten Staffel von 
„Person Of Interest“, während sein Kollege
 Ilan Eshkeri auch fernöstliche Klänge in seine Arbeit zur Neuauflage des Samurai-Klassikers 
„47 Ronin“ verwendete.
Überraschend actionlastig geht es auch in der bewährten Zusammenarbeit zwischen Regisseur 
Kenneth Branagh und Komponist 
Patrick Doyle zu. Nachdem beide Künstler durch ihre gemeinsamen Shakespeare-Filmadaptionen wie 
„Henry V“ und 
„Viel Lärm um Nichts“ bekannt geworden sind, wagten sich die beiden Briten erstmals an einen Action-Stoff und präsentieren mit 
„Jack Ryan: Shadow Recruit“ einen neuen Film um  
Tom Clancys Agenten-Helden.
„
Kenneth Branagh und ich wussten von den frühesten Diskussionen an, dass der Score für ‚Jack Ryan‘ so zeitgenössisch wie das Skript und natürlich Kenneth‘ Vision klingen muss. Ich hatte große Lust, eine frische Palette an elektronischen Sounds zu kreieren, die in dem Mix eher wie EDM (Electronic Dance Music) klingen würden, mit dem Orchester über die meiste Zeit in einer eher untergeordneten Rolle“, erklärt 
Doyle im Booklet zum Soundtrack-Release von Varese Sarabande.
Schließlich ist auch noch 
Hans Zimmer zu hören. Während er zum Oscar-nominierten Sklaven-Drama 
"12 Years A Slave" einen eher unauffälligen Score beisteuerte, gefällt seine Zusammenarbeit mit 
Rupert Gregson-Williams an der märchenhaften Romanze 
„Winter’s Tale“ durch eindringliche Arrangements und schöne Melodien.
Playlist:
01. 
Mark Orton - New West (
Nebraska) - 02:35
02. 
Gustavo Santaolalla - August: Osage County [complete] (
August: Osage County) - 04:56
03. 
Gustavo Santaolalla - Left Behind (
The Last Of Us Vol. 2) - 03:55
04. 
Mark Mothersbaugh - Sophie's Choice (
Last Vegas) - 02:36
05. 
David Torn - Apology Drawn/Gramercy Park (
That Awkward Moment) - 03:10
06. 
Marcelo Zarvos - Opening (
Enough Said) - 02:24
07. 
Jóhann Jóhannsson - Payphone (
McCanick) - 03:19
08. 
Ólafur Arnalds - The Apple Of My Eye (
Gimme Shelter) - 04:46
09. 
Nico Muhly - The Murder (
Kill Your Darlings) - 03:19
10. 
Alexandre Desplat - Claire & Granger (
The Monuments Men) - 03:28
11. 
Angelo Badalamenti - Katya's Theme (
Stalingrad) - 03:36
12. 
Theodore Shapiro - Cup Reminders (
The Secret Life Of Walter Mitty) - 04:45
13. 
Steve Jablonsky - The Goat Herders (
Lone Survivor) - 05:34
14. 
Karl Preusser - You Shall Die (
Welcome To The Jungle) - 03:35
15. 
Christopher Lennertz - Strip Club Drama (
Ride Along) - 03:07
16. 
Johnny Klimek + Reinhold Heil - Sacramentals (
I, Frankenstein) - 02:36
17. 
Roque Baños  - Destiny (
Oldboy) - 05:33
18. 
David Arnold & Michael Price - Floating Dust (
Sherlock Series Three) - 03:30
19. 
Ramin Djawadi - All In (
Person Of Interest - Season 2) - 04:23
20. 
Ilan Eshkeri - Oishi's Tale (
47 Ronin) - 06:44
21. 
Patrick Doyle - The United Nations (
Jack Ryan: Shadow Recruit) - 02:42
22. 
Theodore Shapiro - Quintessence (
The Secret Life Of Walter Mitty) - 03:55
23. 
Explosions In The Sky - Waking Up (
Lone Survivor) - 04:51
24. 
Hans Zimmer - Nothing To Forgive (
12 Years A Slave) - 03:32
25. 
Hans Zimmer & Rupert Gregson-Williams - Light As A Feather (
Winter's Tale) - 07:41
26. 
Patrick Doyle - Stealing The Data (
Jack Ryan: Shadow Recruit) - 07:59
27. 
Alexandre Desplat - Finale (
The Monuments Men) - 09:18