Radio ZuSa

Samstag, 2. Februar 2019

Playlist #259 vom 03.02.2019 - NEUHEITEN 2019 (I)

Mit der ersten Vorstellung von neuen Soundtracks in 2019 begegnen uns wie gewohnt viele vertraute Namen, aber auch eine Menge an Newcomern. So sind routinierte Hollywood-Größen wie Brian Tyler, Mychael Danna und Mark Isham ebenso vertreten wie erst seit einigen Jahren angesagte und produktive Komponisten wie Marco Beltrami, Daniel Pemberton, Benjamin Wallfisch, Joseph Trapanese, Ludwig Göransson und Rupert Gregson-Williams.

Eröffnet wird die heutige Sendung durch den schwedischen Komponisten Hans Lundgren („Night Falls in India“, „Room 213“), der für die Musik zu Fredrik Hillers Horror-Action-Thriller „Operation Ragnarok“ bereits seit 2012 an Themen und Ideen gearbeitet hat, als er das Drehbuch zu lesen bekam.
„Als ich Regisseur Fredrik Hiller zum ersten Mal traf, machte er deutlich, dass auch wenn Monster und Horror in dem Film repräsentiert seien, der Score mehr in die Action- als Horror-Richtung gehen sollte“, erklärt Lundgren seine Beteiligung an dem Film, in dich die durch Spannungen zwischen Einheimischen und Immigranten geprägte Bevölkerung einer südschwedischen Kleinstadt gegen Infizierte behaupten muss, die durch eine seltsame Pest erkrankt sind, worauf die Stadt durch das Militär isoliert wird und die Einheimischen mit den Immigranten zusammen den Kampf gegen die Erkrankten aufnehmen müssen. „Meine Ambition bestand also darin, einen dynamischen, actionreichen Score zu kreieren, der sowohl epische wie intime Momente von Liebe, Horror und Mystery enthielt. Ich wollte auch Orchester, Chor und Synths miteinander verbinden. Im Herz der Geschichte, zwischen Monstern, Gewehrfeuer und Explosionen, geht es um Fremdenfeindlichkeit, die Angst und das Misstrauen dem gegenüber, was für fremdartig oder seltsam gehalten wird. Ich kann nur hoffen, dass die Musik dabei hilft, diese Geschichte zu erzählen.“
In ihrem neuen Film „Megan Leavey“ erzählt die Dokumentarfilmerin Gabriela Cowperthwaite („Blackfish“) die wahre Geschichte der von Kate Mara gespielten Soldatin Megan Leavey, die mit ihren Militärkampfhund Rex viele Leben bei den Kämpfen um Fallujah und Ramadi während des Irakkriegs rettete.
,Megan Leavey‘ ist eine herzerwärmende Geschichte, die viele Ebenen von Drama und Emotion besitzt“, meint Mark Isham, der bereits mit so renommierten Filmemachern wie Robert Redford, Brian De Palma und Paul Haggis zusammengearbeitet hat und zuletzt an Episoden der Serien „Black Mirror“ und „Electric Dreams“ gearbeitet hat. „Der Film benötigte einen Score, der schnell von warmem Humor zu dramatischen Kampfszenen, von dunkler Tragödie zu heroischem Triumph wechseln konnte. Ich wählte ein Vokabular, das im Grunde ‚Americana‘ in Stil und Klang ist - gitarrenbasierter Indie-Rock im Zentrum, mit Kammer-Orchester und ethnischer Percussion angereichert, um die Story und Bilder auszufüllen. Einige Themen und entwickeln sich und vermischen sich im Verlauf des Scores, der eklektisch, aber strukturiert klingt.“
Rupert Gregson-Williams wurde vor allem durch seine Musik zu Komödien wie „Grabgeflüster – Liebe versetzt Särge“, „Ab durch die Hecke“, „Klick“, „Verliebt in die Braut“ und „Kindsköpfe“ bekannt, hat sich seit seinem Engagement für David Yates‘ Action-Abenteuer „Legend of Tarzan“ (2016) für weitere dramatische Stoffe wie Mel Gibsons historisches Kriegsdrama „Hacksaw Ridge“ und Patty Jenkins Fantasy-Abenteuer „Wonder Woman“ qualifiziert. Für James Wans „Aquaman“ schuf er eine vielschichtige Mischung aus heroischen Orchester-Arrangements, die für die Welt über Wasser verwendet werden, und eher ätherische, elektronische Elemente für die Unterwasserwelt von „Aquaman“.
Der philippinische Regisseur Yam Laranas hat mit „Aurora“ einen übernatürlichen Thriller inszeniert, in dem ein Passagierschiff mit einer ganzen Insel kollidiert und eine junge Frau mit ihrer Schwester sich auf die Suche nach den vermissten Toten machen.
,Aurora‘ stellt eine Menge Fragen über unsere eigene Sterblichkeit“, meint der schwedische Komponist Oscar Fogelström. „Recht früh begannen wir darüber zu reden, ein Requiem für die vielen Menschen zu schreiben, die in dem fatalen Schiffsunglück zu Tode kommen, das zentral in dem Film ist. Es bedeutete viel Spaß und eine große Herausforderung, diese Idee zu verwirklichen und diesen Part an verschiedenen Stellen des Scores einzusetzen. Ich übernahm einen Teil der klassischen Texte einer Requiem-Messe, schrieb sie um und ließ ihn von einem Chor einsingen.“
Der britische Komponist Andrew Pearce präsentiert mit „Le Visionnaire“ die Musik zu einer Ausstellung im Museum Yves Rocher, die in vier Räumen die Reise des Gründers der berühmten Kosmetikmarke abbildet.
„Die Geschichte beginnt mit einem eleganten Piano-Schlaflied, das die Saat einer Idee und die Geburt von Yves Rocher suggeriert. Die Schönheit und der Triumph der Natur wird untermalt durch dramatische Harmonie-Wechsel, die auf einer Variation des Hauptthemas (,Le Visionnaire‘) beruhen, während Mädchen-Chöre die Weiblichkeit der Marke widerspiegeln. Der Score stellt einen eklektischen Mix von Stilen und Texturen dar, der manchmal klein und intim wie in ,The Genius Suite‘, aber auch episch und erstaunlich wie in ,Far and Beyond‘ und ,Success at Last‘ ausfällt.“
Die von Aaron Sorkin („Eine Frage der Ehre“, „The Social Network“) kreierte Serie „The West Wing – Im Zentrum der Macht“ thematisierte zwischen 1999 und 2006 die Verzahnung von Politik, Öffentlichkeitsarbeit und der persönlichen Schicksale der einzelnen Mitarbeiter, die im sogenannten „West Wing“ des Weißen Hauses die politischen Entscheidungen des Präsidenten vorbereiten. Die Musik von W.G. Snuffy Walden erscheint nach einer Doppel-CD-Veröffentlichung in 2017 nun als einfache CD.
„Als ich die Seiten des ersten Drehbuchs umblätterte, packten mich die reichhaltigen Charaktere und die informativen Geschichten“, rekapituliert der Komponist, der schon für die Musik zu Serien-Klassikern wie „Roseanne“, „Friday Night Lights“ und „Nashville“ verantwortlich zeichnete. „Ich war überzeugt: dies würde eine Gelegenheit sein, die man sehr selten im Fernsehen bekommt. Als das Projekt bei der Produktion voranschritt, wurde es offensichtlich, dass es eine außergewöhnliche Arbeit werden würde, und ich war gesegnet, Teil dieser Erfahrung zu sein.“
Mit „Glass“ bringt Regisseur M. Night Shyamalan eine Art Trilogie zu Ende, die mit „Unbreakable“ begann und mit „Split“ eine Ebene hinzugefügt bekam. In „Glass“ macht sich nun David Dunn (Bruce Willis) auf die Jagd nach dem hochgefährlichen Schizophrenen Kevin Wendell Crumb (James McAvoy). Doch bevor es zum Showdown in einem Lagerhaus kommt, nimmt eine Spezialeinheit die beiden Männer fest, die sich vor der Psychiaterin Dr. Ellie Staple (Sarah Paulson) erklären müssen. Mit Elijah Price (Samuel L. Jackson) sitzt ein weiterer Mann mit einem vermeintlichen Superhelden-Komplex in der Therapiegruppe … Die Musik zu „Glass“ komponierte wie schon zu „Split“ der bislang unbekannte West Dylan Thomas, dem es ganz gut gelingt, Elemente von James Newton Howards bekannter „Unbreakable“-Komposition mit seinen eigenen Ideen zu verbinden.
Playlist:
01. Hans Lundgren - Revelations (Operation Ragnarok) - 05:00
02. Mark Isham - Adoption (Megan Leavey) - 03:32
03. Rupert Gregson-Williams - It Wasn't Meant To Be (Aquaman) - 03:22
04. Nicklas Schmidt - Old Astrid (Becoming Astrid) - 03:05
05. Armand Amar - Runaway I (Mia and the White Lion) - 03:54
06. Oscar Fogelström - Second Birth (Aurora) - 03:31
07. Andrew Pierce - Feminine Beauty (Le Visionnaire) - 03:26
08. West Dylan Thomas - Origin Story (Glass) - 06:45
09. Trent Reznor & Atticus Ross - A Hidden Moment (Bird Box) - 03:06
10. Rob Simonsen - Moving Forward (The Upside) - 03:02
11. Mychael Danna - Play Time (A Dog's Way Home) - 02:58
12. Mychael Danna - Go On, Professor Ginsburg (On the Basis of Sex) - 04:09
13. Tom Holkenborg - In the Shadows of a Shrine (Mortal Engines) - 03:29
14. Joseph Trapanese - Rob Inspires the People (Robin Hood) - 04:04
15. Ludwig Göransson - It's Your Time (Creed II) - 05:28
16. Daniel Pemberton - Visions Brooklyn 1, 2, 3 (Spider-Man: Into the Spider-Verse) - 03:17
17. Benjamin Wallfisch - Alternate Reality (Serenity) - 03:03
18. Zak Millman - Sylphania Grove (Short Cuts 2018) - 04:25
19. Mowg - Dream (Burning) - 04:04
20. Electric Wave Bureau - Epilogue (The Kid Who Would Be King) - 03:25
21. Ilan Eshkeri - Informer 7 (Informer) - 04:41
22. Dan Romer - Billy Charley (The Innocent Man) - 03:07
23. W.G. Snuffy Walden - Walking the West Wing (The West Wing) - 03:55
24. Anne-Kathrin Dern - Broken (Short Cuts 2018) - 03:47
25. Brian Tyler & John Carey - The Invitation (Escape Room) - 04:43
26. Marco Beltrami - Ueli Dies (Free Solo) - 03:48
27. Jocelyn Pook - The Wife (The Wife) - 03:58
28. Armand Amar - Autour des tours (Vertikal) - 09:20

Sonntag, 13. Januar 2019

Playlist #258 vom 20.01.2019 - LORNE BALFE Special

Der schottische Komponist Lorne Balfe zählt in den letzten Jahren zu den produktivsten Vertretern seiner Zunft, hat sich nicht nur als verlässlicher Partner seines berühmten Mentors Hans Zimmer erwiesen, mit dem er an Filmen wie „Megamind“, „Frost/Nixon“, „Sherlock Holmes“ und „Inception“ gearbeitet hatte, sondern als eigenständiger Komponist im Bereich des Kinofilms, der Fernsehserien und Videospiele etabliert. Zuletzt hat er die Action-Kracher „Operation: 12 Strong“, „Pacific Rim: Uprising“ und „Mission: Impossible – Fallout“ vertont und zusammen mit Hans Zimmer die Musik zu den Videospielen „Bless Online“ und „The Journey – Champions“ kreiert.

Lorne Balfe wurde am 23. Februar 1976 im schottischen Inverness geboren und verbrachte viel Zeit mit seinem Vater David Balfe, der ein erfolgreicher Keyboarder und Plattenproduzent gewesen ist, in dem Studio, das dem Wohnhaus angeschlossen war. Nachdem er es schon immer geliebt hatte, auf dem Piano herumzuhämmern, bekam er als Kind Klavierstunden und sang im Chor des Fettes College, brach den klassischen Unterricht aber ab, um seinen eigenen Weg zur Musik zu finden.
Ohnehin fiel es ihm leichter, Musik als Formen und Farben zu begreifen und nicht als Noten. Als Lorne Balfe älter wurde, entwickelte er einen eklektischen Musikgeschmack, der von Peter Gabriel und Depeche Mode über klassische Komponisten wie Vaughan Williams und Benjamin Britten bis zur Folkmusik seiner Heimat reichte.
Bereits in seinen Teenager-Jahren verbrachte Balfe viele Sommer in den Aufnahmestudios und assistierte den Musikern, die er durch seinen Vater kennenlernte. Mit siebzehn begann er Jingles für Radiostationen zu schreiben und lernte so, auf die Wünsche seiner Klienten einzugehen, die in der einen Woche einen Dance-Track, in der nächsten einen klassischen Titel haben wollten.
Da er eine Karriere bei Film und Fernsehen anstrebte, zog er um das Jahr 2000 nach Los Angeles, wo er bei Remote Control Productions unterkam und zunächst mit Henning Lohner an Filmen wie „Fear“, „Mimic: Sentinel“ und „Hellraiser VII: Deader“ arbeitete, bevor er bei größeren Projekten wie Rupert Gregson-Williams‘ „Hotel Ruanda“ und Hans Zimmers „King Arthur“ als Komponist von zusätzlicher Musik und Synthesizer-Operateur gefragt war.
Dazwischen schrieb Balfe auch Musik für britische Fernsehserien wie „The Last Detective“, „River City“ und „Animal Park“ und bekam 2005 die Gelegenheit, zusammen mit Rupert Gregson-Williams auch an dem Videospiel „Battlefield 2: Modern Warfare“ zu arbeiten.
Durch die Empfehlungen von Gregson-Williams und Lohner durfte Balfe dann bei den von Hans Zimmer komponierten Soundtracks zu verschiedenen Blockbustern aushelfen, komponierte den Action Cue „Backup“ für „Batman Begins“ und den chorale Stück „Opus Die“ für „The Da Vinci Code“ und arrangierte das Hauptthema für „The Simpsons Movie“.
Auch die Scores zu „The Iron Man“, „Transformers“, „Madagascar“ und der „Fluch der Karibik“-Reihe enthalten Musik von Lorne Balfe, der fortan die Musik für Commercials von Coca-Cola und NBC schrieb, aber auch die Musiksammlungen von KPM und Black Mamba Music.
Weitere Lorbeeren erntete Balfe durch seine Arbeit an dem Soundtrack zum erfolgreichen Videospiel „Call of Duty: Modern Warfare 2“, für das er den größten Teil der Musik schrieb und Hans Zimmers Hauptthema ausgiebig arrangierte.
„Die Sache ist, ich muss mich immer noch selbst kneifen, wenn ich zusammen mit ihm arbeite“, erklärt Balfe seine Bewunderung für seinen Mentor Hans Zimmer im Interview mit collider.com. „Ich sehe ihn auf einem so hohen Podest, wenn ich einen Vorschlag mache, dass ich mich immer noch frage, warum er an meiner Meinung interessiert sein sollte. Sein Hintergrund kommt von der kommerziellen Pop-Produktion, und in der Plattenindustrie geht es immer um die Arbeit mit anderen, ums Improvisieren und Jammen. Er brachte mir viel darüber bei, mich nicht selbst unter Druck zu setzen, wenn wir zusammenarbeiten. Der Film kommt zuerst, und wenn es nicht funktioniert, musst du von der Musik dazu Abschied nehmen. Wir sprechen nie über die Musik, sondern übers Filmemachen. Er ist zuallererst ein Filmemacher, dann ein Komponist. Er versteht das Konzept des Geschichtenerzählens.“ 
Seine erste komplett eigene Filmmusik komponierte er 2009 für den Independent-Thriller „Crying with Laughter“, ehe er durch seine Zusammenarbeit mit Hans Zimmer an dem Animations-Spaß „Megamind“ ein Jahr später zunehmend auf sich aufmerksam machte. Balfe produzierte die Scores zu „The Dark Knight“, „Sherlock Holmes“ und „Inception“, schrieb die Trailer-Musik zu „Inception“, „Star Trek“, „Knowing“ und „Harry Potter and the Deathly Hallows“, ehe er sich im Videospielsektor als eigenständige Stimme etablierte.
So wurde er 2011 als Co-Komponist zu „Assassin’s Creed: Revelations“ hinzugezogen, wobei er weder mit seinem Partner Jesper Kyd kommunizierte noch sich die früheren Scores zur Spielreihe anhörte, um dem Soundtrack seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Das funktionierte so gut, dass Balfe für die nachfolgenden Sequels „Assassin’s Creed III“ (2012) und „Assassin’s Creed III: The Tyranny of King Washington“ (2013) allein mit der Gestaltung der Soundtracks beauftragt wurde und schließlich auch die knallbunte, kindliche Welt der „Skylanders“-Welt – basierend auf Hans Zimmers Hauptthema – musikalisch beleben durfte.
Nachdem er mit Hans Zimmer an „Crysis 2“ und in Eigenregie an weiteren „Skylanders“-Abenteuern gearbeitet hatte, kehrte Balfe danach nur noch selten ins Videospiel-Genre zurück, da seine Filmkarriere nun richtig in Schwung kam. So komponierte er innerhalb von nur zwei Wochen die epische Musik zum Tempelritter-Abenteuer „Ironclad“ (2011), dann folgte das Reboot von „The Sweeney“ und die Dokumentationen „Salinger“ (2013) und „Girl Rising“ (zusammen mit Rachel Portman) sowie zusammen mit Hans Zimmer und Lisa Gerrard die Musik zur TV-Mini-Doku-Serie „Die Bibel“ (2013).
Mit „Pantani: The Accidental Death of a Cyclist“, „The Last Man on the Moon“, „Above and Beyond“, „Manny“, „Studio 54“ und „The Investigator: A British Crime Story“ folgten in den nächsten Jahren immer wieder interessante Doku-Projekte, dazu Serien-Engagements für „The Crown“, „Marcella“ und „Genius“. In den letzten Jahren profilierte sich Balfe aber auch als Komponist für größere Filme wie „Terminator Genisys“ (2015), „Ghost in the Shell“ (2017), „Geostorm“ (2017).
Das vergangene Jahr war mit „Pacific Rim 2: Uprising“ und „Mission: Impossible – Fallout“ besonders erfolgreich. Derzeit stehen die Arbeiten an dem Drama „Military Wives“, Michael Bays Action-Thriller „6 Underground“ und die Dokumentation „Where’s My Roy Cohn?“ an.
„Ich liebe die Abwechslung. Wenn ich für Horrorfilme schreiben würde und nichts anderes mehr mache, denke ich nicht, dass ich zu dem Film viel beitragen könnte. Es wäre wie ein Job, und ich betrachte es nicht als Job, sondern als sehr privilegierte Situation, in der ich mich befinde“, beschreibt Lorne Balfe seine Liebe zu seiner Komponisten-Tätigkeit im Interview mit flickeringmyth.com. „Und es ist keine 9–5-Erfahrung, sondern du lebst und atmest es, und ich liebe, was ich lerne, auch wenn es eine romantische Komödie ist. Was ich über das Geschichtenerzählen lerne, hilft mir in einem Genre wie Action-Thriller, was nichts damit zu tun hat. Ich liebe es, verschiedene Dinge auszuprobieren, und es ist großartig, mit verschiedenen Stilen zu spielen. Indem du beständig deine Projektarten wechselst, bist du aufmerksamer, und ich liebe die Erfahrung.“ 
Filmographie: 
1988: America's Most Wanted (TV-Doku-Serie)
2000: Animal Park (TV-Doku-Serie)
2000: In Search of the Muse (Fernsehdokumentation)
2000: Kinder unserer Zeit (TV-Doku-Serie) 2002 Cigarette (Kurzfilm)
2003: Loved, Alone (Kurzfilm)
2003: Package Holiday Undercover (Fernsehserie)
2003: Sportscene (Fernsehserie)
2004: Artworks Scotland (TV-Doku-Serie)
2004: Crazy in Love (Video)
2004: Manhunt (Fernsehserie)
2004: Shoebox Zoo (Fernsehserie)
2005: The Jeremy Kyle Show (Fernsehserie)
2005-2006: Nova (TV-Doku-Serie)
2005: Have I Been Here Before? (TV-Doku-Serie)
2005: Mersey Cop (Fernsehfilm)
2005: Hellraiser: Deader (zusätzliche Musik)
2005: Wallace & Gromit – Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen (zusätzliche Musik)
2005: Psycho (TV-Doku-Mini-Serie)
2005: Batman Begins (zusätzliche Musik)
2005: BloodRayne (zusätzliche Musik)
2005: Santa’s Slay – Blutige Weihnachten (zusätzliche Musik)
2005: True Crime (TV-Doku-Serie)
2006-2007: How to Look Good Naked (TV-Doku-Serie)
2006: Fight Science (TV-Doku-Serie)
2006: 10.5 – Apokalypse (zusätzliche Musik)
2006: Megastructures (TV-Doku-Serie)
2006: When Beaches Attack (Fernsehfilm)
2006: The Da Vinci Code – Sakrileg (zusätzliche Musik)
2006: Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt (zusätzliche Musik)
2007: Transformers (zusätzliche Musik)
2007: Die Simpsons – Der Film (zusätzliche Musik)
2007: Bee Movie – Das Honigkomplott (zusätzliche Musik)
2007: River City (Fernsehserie)
2007: The Science of Superstorms (TV-Doku-Serie)
2008: The Dark Knight (zusätzliche Musik)
2008: Iron Man (zusätzliche Musik)
2008: Madagascar 2 (zusätzliche Musik)
2008: Frost/Nixon (zusätzliche Musik)
2009: Sherlock Holmes (zusätzliche Musik)
2009: Transformers – Die Rache (zusätzliche Musik)
2009: Illuminati (zusätzliche Musik)
2009: Call of Duty: Modern Warfare 2 (Videospiel – zusammen mit Hans Zimmer)
2009: Crying with Laughter
2010: Megamind (zusammen mit Hans Zimmer)
2010: Sodales (Kurzfilm)
2010: Inception (zusätzliche Musik)
2010: Uganda: Friends of the Gorilla (Kurzfilm)
2011: Assassin's Creed: Revelations (Videospiel - zusammen mit Jesper Kyd)
2011: Crysis 2 (Videospiel - zusammen mit Hans Zimmer)
2011: Dickste Freunde (zusätzliche Musik)
2011: Five (Fernsehfilm)
2011: Rango (zusätzliche Musik)
2011: Kung Fu Panda 2 (zusätzliche Musik)
2011: Harry Welcomes Arctic Heroes (TV-Doku-Serie)
2011: Ironclad
2011: J.A.W. (Kurzfilm)
2011: Kung Fu Panda: Secrets of the Masters (Kurzfilm)
2011: Megamind: Der Knopf des Verbrechens (Kurzfilm)
2011: Rango (Videospiel)
2011: Skylanders: Spyro's Adventure (Videospiel – zusammen mit Hans Zimmer)
2011: Standing Up for Freedom (Kurzfilm)
2011: The Pointless Hunt (Kurzfilm)
2011: When You Find Me (Kurzfilm)
2012: Assassin's Creed III (Videospiel)
2012: Ruhelos (Fernsehfilm)
2012: Skylanders: Giants (Videospiel)
2012: The Sweeney (The Crime)
2012: Madagascar 3: Flucht durch Europa (zusätzliche Musik)
2013: Die Bibel (TV Mini-Doku-Serie)
2013: Magpie
2013: Assassin's Creed III: The Tyranny of King Washington (Videospiel)
2013: Beyond: Two Souls (Videospiel – zusammen mit Normand Corbeil)
2013: Evermore (Kurzfilm)
2013: Frozen Ground
2013: Girl Rising (Dokumentation – zusammen mit Rachel Portman)
2013: Hellraiser: Origins (Trailer)
2013: Making a Scene (Kurzfilm)
2013: Skylanders: SWAP Force (Videospiel)
2013: Not Another Happy Ending
2013: Red Wing
2013: Salinger (Dokumentation)
2013: Side by Side
2013: The Championship Rounds (Kurzfilm)
2014: Above and Beyond (Dokumentation)
2014: Almost Home (Kurzfilm)
2014: Gloria
2014: Manny (Dokumentation)
2014: Assassin's Creed: Identity (Videospiel)
2014: Blackwood
2014: Skylanders: Trap Team (Videospiel)
2014: Die Pinguine aus Madagascar
2014: Pantani: The Accidental Death of a Cyclist (Dokumentation)
2014. Son of God
2014: The Driver (TV Mini-Serie)
2014: The Last Man on the Moon (Dokumentation)
2014: Uploader (Kurzfilm)
2014: Women of the Bible (Fernsehserie)
2014: Words with Gods (Segment „God's Blood“)
2015: Captive
2015: Home - Ein smektakulärer Trip
2015: A.D.: Rebellen und Märtyrer (Fernsehserie)
2015: American Hero
2015: Bone in the Throat
2015: Dough
2015: Saints & Strangers (TV-Mini-Serie)
2015: Sommer '92
2015: Skylanders: SuperChargers (Videospiel)
2015: Sons of Liberty (TV-Mini-Serie)
2015: Terminator Genisys
2015: Wasted Beauty (Kurzfilm)
2016: Alibi (Kurzfilm)
2016: 13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi
2016-2018: Marcella (Fernsehserie)
2016-2018: The Investigator: A British Crime Story (TV-Doku-Serie)
2016: Behold the Monkey (Fernsehfilm)
2016: Dirty Cops: War on Everyone
2016: Kung Fu Panda: Secrets of the Scroll (Kurzfilm)
2016: Le Mans: 3D (Dokumentation)
2016: Skylanders: Imaginators (Videospiel)
2016: Morgan Freeman's Story of God (Fernsehserie)
2016: The Fresco Fiasco (Fernsehdokumentation)
2017: Them (Kurzfilm)
2017-2018: Genius (Fernsehserie)
2017: Adam: The Mirror (Kurzfilm)
2017: Churchill
2017. Firebase (Kurzfilm)
2017: Geostorm 
2017: Ghost in the Shell (zusammen mit Clint Mansell) 
2017: Le Mans: Racing Is Everything (TV-Doku-Serie)
2017: Rakka (Kurzfilm)
2017: The Crown (Fernsehserie - zusammen mit Rupert Gregson-Williams)
2017: The Florida Project
2017: The Lego Batman Movie
2017: Zygote (Kurzfilm)
2018: FIFA 19: The Journey - Champions (Videospiel - zusammen mit Hans Zimmer)
2018: Happy Birthday to Me (Kurzfilm)
2018: Hurricane Heist
2018: Mission: Impossible - Fallout
2018: Operation: 12 Strong
2018: Pacific Rim 2: Uprising
2018: September Keynote
2018: September Keynote 2018 - Opening Film - Apple (Kurzfilm)
2018: Studio 54 (Dokumentation)
2018: Bless Online (Videospiel – zusammen mit Hans Zimmer)
2018: Battlefield V (Videospiel)
2018: Duet (Kurz-Dokumentation)
2018: The Cry (TV Mini-Serie)
Playlist: 
01. Hans Zimmer & Lorne Balfe - Giant Blue Head (Megamind) - 04:28
02. Lorne Balfe - The Magna Carta (Ironclad) - 04:17
03. Lorne Balfe - Assassin's Creed Theme (Assassin's Creed: Revelations) - 04:43
04. Hans Zimmer & Lorne Balfe - Journey (The Bible) - 03:20
05. Hans Zimmer & Lorne Balfe feat. Lisa Gerrard - Promised King (Son of God) - 04:33
06. Lorne Balfe - Gassendi (The Last Man on the Moon) - 02:54
07. Lorne Balfe - The Future (Dough) - 02:09
08. Lorne Balfe - Childhood (Manny) - 03:32
09. Lorne Balfe - Celestial (Magic City - The Art of the Street) - 05:53
10. Hans Zimmer & Lorne Balfe - Making Waves (Sons of Liberty) - 03:09
11. Lorne Balfe - Remembering Salinger (Salinger) - 03:53
12. Lorne Balfe - The New World (Saints & Strangers) - 04:39
13. Lorne Balfe - Fallen in Love (Gloria) - 03:58
14. Lorne Balfe - Vince (The Driver) - 03:20
15. Lorne Balfe - Harry's Story (Blackwood) - 01:47
16. Lorne Balfe - The Beach (Churchill) - 04:09
17. Lorne Balfe - The Syndicate (Mission: Impossible - Fallout) - 06:00
18. Lorne Balfe - Nature Warning (Geostorm) - 03:13
19. Lorne Balfe - Brothers (The Hurricane Heist) - 04:11
20. Lorne Balfe - Shao Industries (Pacific Rim Uprising) - 04:35
21. Lorne Balfe - 20,000 Feet Above (12 Strong) - 03:01
22. Lorne Balfe - Hero (13 Hours) - 04:19
23. Lorne Balfe - Sarah & Kyle (Terminator Genisys) - 04:37
24. Hans Zimmer & Lorne Balfe - 29 (The Journey - Champions) - 02:44
25. Lorne Balfe - Mother & Daughter (Restless) - 03:51
26. Lorne Balfe - Do You Forgive Me? (The Cry) - 03:11
27. Lorne Balfe - End Credits (Images of Life) - 04:34
28. Lorne Balfe - Taking Off (Above and Beyond) - 04:06
29. Lorne Balfe - Trade Places (The Holiday) - 03:51

Dienstag, 1. Januar 2019

Playlist #257 vom 06.01.2019 - BEST OF 2018

Wir blicken auf ein ereignisreiches Kinojahr zurück, das uns ebenso vielschichtige, unterschiedliche Filme präsentierte wie die dazugehörigen Soundtracks, von denen ich euch in der ersten Sendung in diesem Jahr einige meiner persönlichen Highlights vorstellen möchte. Da dürfen die von mir seit Jahren geschätzten Star-Komponisten James Newton Howard und Alexandre Desplat ebenso wenig fehlen wie Danny Elfman, Dustin O’Halloran, Hauschka und Nicholas Britell mit ihren ruhigeren Klängen, die beiden Radiohead-Musiker Jonny Greenwood und Thom Yorke mit ihren außergewöhnlichen Filmarbeiten oder Anna Meredith, Cliff Martinez und Rob mit ihren elektronisch geprägten Scores.

Mit Filmemacher Gus Van Sant verbindet Danny Elfman eine langjährige Zusammenarbeit, die 1995 mit „To Die For“ begann und über „Good Will Hunting“, das „Psycho“-Remake, „Milk“ und „Promised Land“ bis zum aktuellen Biopic „Don’t Worry, weglaufen geht nicht“ führt, in der Van Sant die wahre Geschichte des alkoholsüchtigen Partylöwen John Callahan (Joaquin Phoenix) erzählt, der nach einem Autounfall an den Rollstuhl gefesselt ist, aber durch eine skurrile Gruppe der Anonymen Alkoholiker wieder zurück ins Leben findet und nicht nur eine neue Liebe, sondern auch ein Talent für das Zeichnen von Cartoons entdeckt, mit denen er weltberühmt wird.
Elfman untermalt dieses komödiantische Drama mit einer eindringlichen Mischung aus wenigen akustischen Instrumenten, von denen immer wieder die Streicher und das Piano in den Vordergrund stehen und von Percussions und Petra Hadens Stimme verstärkt werden, mit der Elfman bereits bei „The Circle“ zusammengearbeitet hatte.
Das Piano steht auch in Dustin O’Hallorans (Oscar-nominiert für seine Arbeit an „Lion: Der lange Weg nach Hause“) Score zu Marc Turteltaubs Regiedebüt „Puzzle“ im Mittelpunkt. Der Film erzählt die Geschichte der Hausfrau Agnes (Kelly Macdonald), deren Leben sich nur um die Versorgung ihrer Männer und die Ordnung im Haushalt dreht. Als sie zum Geburtstag ein Puzzle geschenkt bekommt, erschließt sich ihr eine ganz neue Welt. Die Freude an ihrem neuen Hobby lässt sie sogar die Hausarbeit vergessen und Nachschub in einem Laden in der Stadt besorgen, wo sie auf eine Anzeige stößt, in der jemand einen Puzzle-Partner sucht. Die folgenden Treffen mit Robert (Irrfan Khan) helfen Agnes dabei, auch ihr eigenes Leben neu zu ordnen.
O’Halloran wusste nach dem Lesen des Skripts sofort, mit welchen musikalischen Mitteln er das Projekt angehen wollte. „In diesem Fall wusste ich schnell, dass ich mit einem kleinen Streicherensemble, Klavier und Holzbläsern arbeiten wollte“, erzählt der Komponist im Interview mit Deutschlandfunk Kultur. „Holzblasinstrumente vermitteln immer so einen etwas altmodischen Klangeindruck, und das passte gut zur Hauptfigur des Films, Agnes, die lieber puzzelt als ihr Smartphone zu benutzen. Und dann kam noch die Harfe dazu: Die hab‘ ich bislang sehr selten eingesetzt, aber in diesem Fall repräsentiert sie die besondere Magie, diese innere Schönheit, die Agnes an sich entdeckt.“
Auch Volker Bertelmann aka Hauschka hat sich im vergangenen Jahr mit einigen bemerkenswerten Scores hervorgetan, so zum romantischen Abenteuer-Drama „Die Farbe des Horizonts“ (Adrift) von Baltasar Kormákur, das von einem frischen Liebespaar erzählt, das von Tahiti aus mit dem Segelboot den Pazifik überqueren will und dabei in einen schweren Sturm gerät. Der in Düsseldorf lebende Komponist hat sich seit 2004 mit seiner Kunst, besondere Klangwelten durch präparierte Klaviere zu erzeugen, einen Namen gemacht und arbeitet seit 2007 zunehmend auch an Filmen wie „Glück“, „The Boy“ und „Stürmische Ernte“. In 2018 hat er nicht nur an der TV-Mini-Serie „Patrick Melrose“ mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle, sondern auch an den Filmen „Was uns nicht umbringt“, „Hotel Mumbai“, „Ashes in the Snow“ und eben „Die Farbe des Horizonts“ gearbeitet, wo er Streicher- und Piano-Klänge mit preparierten Drums Holzinstrumenten einsetzte.
Auch Daniel Hart, der als Violinist bei St. Vincent und Broken Social Scene tätig gewesen ist, bevor er ins Filmmusikgeschäft einstieg und so bemerkenswerte Scores zu „A Ghost Story“ und „Tumbletown“ kreierte, ist für seine eher minimalistisch orchestrierten Soundtracks bekannt. Mit dem Regisseur David Lowery arbeitet Hart seit „St. Nick“ (2009) regelmäßig zusammen und realisierte nach „The Saints – Sie kannten kein Gesetz“, „Elliot, der Drache“ und „A Ghost Story“ auch Lowerys neues Comedy-Crime-Drama „Ein Gauner & Gentleman“, in dem Robert Redford den mehrfachen Bankräuber Forrest Tucker spielt, dem es insgesamt 18 mal während seiner lebenslangen Haftstrafe gelungen ist, aus dem Gefängnis auszubrechen, auch von Alcatraz.
Hart komponierte einen wunderbar jazzigen, luftigen und melancholischen Score, der auch jenseits des Films einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Den großorchestralen Reigen eröffnet dann James Newton Howard, der 2018 an gleich drei Blockbuster-Produktionen beteiligt gewesen ist, beginnend mit dem Spionage-Drama „Red Sparrow“ von Francis Lawrence, mit dem der Komponist bereits an „I Am Legend“, „Wasser für die Elefanten“ und den letzten drei Filmen der „Tribute von Panem“-Reihe zusammengearbeitet hatte. Vor allem in der knapp 12-minütigen „Ouverture“, die musikalisch Bezug auf die Tanzkarriere der Protagonistin nimmt und Bezüge auf russische Komponisten wie Shostakovich aufweist, dokumentiert Howard seine kompositorische Klasse, ebenso in den ebenfalls sehr langen Tracks „Didn’t I Do Well?“ und „End Titles“ mit den elegischen Melodiebögen und feinen Choreinlagen.
„Mit Francis Lawrence zu arbeiten, macht immer Spaß. Seine Filme eröffnen große musikalische Möglichkeiten, während seine Kommunikationsfähigkeiten klar und beständig sind. Meine erste Aufgabe bei ‚Red Sparrow‘ bestand darin, ein zwölfminütiges Stück zu komponieren, das sowohl als Ballett als auch als Begleitung zu einer entfalteten Erzählung fungieren kann“, meint Howard. Seinen klassischen Wurzeln blieb der prominente Komponist, der bei acht Nominierungen immer noch auf seine erste Oscar-Auszeichnung wartet, auch in Walt Disneys „The Nutcracker and the Four Realms“ treu, an dessen Musik er zwei Jahre arbeitete und für die er sich immer wieder auf die berühmten Themen bezog, die Tchaikovsky für sein 1892 inszeniertes Ballett komponiert hatte. „Tchaikovsky ist einer der größten Melodien-Schreiber aller Zeiten. Die Farben des ,Nussknacker‘-Balletts sind ins Vokabular der Filmmusik übergegangen“, meint Howard. „Der Score ist sehr traditionell ausgefallen, mit großem Orchester, vielen Holzbläsern und Streichern, dazu Glockenspiel, Kirchen- und Chormusik“.
Großartig ist auch seine Arbeit zum neuen „Fantastische Tierwesen“-Abenteuer „Grindelwalds Verbrechen“ ausgefallen, dem erfolgreichsten Film des vergangenen Jahres. Howard setzte dazu ein 90-köpfiges Orchester und einen 40-stimmigen Chor ein, um ebenso spannende wie dunkle, humorvolle und berührende Momente stimmungsvolle zu untermalen.
Ebenso umtriebig war der französische Komponist Alexandre Desplat, zuletzt Oscar-prämiert für seine Arbeiten an Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ und Guillermo del Toros „The Shape of Water“. Zu Jacques Audiards dunklen Comic-Western „The Sisters Brothers“ schuf Desplat einen für das Genre mehr als ungewöhnlichen Score.
„Was könnte ich für einen Western schreiben? Weil der Film so anders ist, erlaubt er auch etwas anderes“, erzählt der Komponist im Interview mit Indiewire. „Es gibt keine Blechbläser, sondern eine kleine Jazz-Combo, die aber etwas seltsame, bedrückene, dunkle Musik spielt. Es war ein langer Prozess des Experimentierens und des Versuchs, nicht von Bernstein, Morricone oder sonstwem beeinflusst zu werden.“
Desplat ließ sich für seinen unorthodoxen Western-Score vom Jazz und Blues, aber auch von John Cage inspirieren, benutzte ein präpariertes Klavier, Timpani Drums und Cimbalon sowie eine von seiner Frau gespielten elektrischen Violine.
Außergewöhnlich ist auch die erneute Zusammenarbeit zwischen Wes Anderson und Alexandre Desplat beim Stop-Motion-Abenteuer „Isle of Dogs“ ausgefallen, nachdem sie bereits erfolgreich die Filme „Fantastic Mr. Fox“, „Moonrise Kingdom“ und „Grand Budapest Hotel“ verwirklicht haben.
„Es ist, als ob Mr. Fox mit der Atombombe zusammentrifft, es ist verrückt“, meint Desplat. „Der Reichtum des Visuellen ist einfach unglaublich. Die Detailfreude bei den Puppen. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen. Die Musik ist ein Mix aus Japan, Wes Anderson und Desplat, die in einem Zimmer spielen. Halte nach dem Irrsinn Ausschau!“
Dagegen fallen Desplats Musik zu Chris Weitz‘ Drama um die Jagd nach Nazi-Verbrechern „Operation Finale“, Frederik Wiedmann Score zu dem Abenteuer-Road-Movie „Snow To Sand“ und Nicholas Britells Arbeit an Barry Jenkins‘ („Moonlight“) neuen Drama „Beale Street“ wieder etwas ruhiger und konventioneller aus, ehe Anna Meredith, Rob und Cliff Martinez mit ihren Scores demonstrieren, wie vielseitig mittlerweile wieder mit Synthesizern an Soundtracks gearbeitet wird. Zu den Oscar-Kandidaten für die beste Filmmusik zählen in diesem Jahr sicher auch der Schwede Ludwig Göransson, der für die Aufnahmen zum Marvel-Film „Black Panther“ nach Afrika gereist ist, um sich dort Inspirationen für die Untermalung des ersten schwarzen Superhelden im Marvel-Universum zu holen.
Und auch Spike Lee kehrt mit seinem neuen Film „BlacKkKlansman“ zum Rassissmus-Thema früherer Werke wie „Malcolm X“ und „Rodney King“ zurück, wozu Terence Blanchard einen furiosen Orchester-Funk-Mix kreierte. Funkig-groovig geht es auch in den beiden Heist Movies „Ocean’s 8“ und „King of Thieves“ zu, während die beiden Radiohead-Musiker Thom Yorke (zum „Suspiria“-Remake) und Jonny Greenwood (zu Lynne Ramsays Thriller-Drama „A Beautiful Day“) ebenso ungewöhnliche Klänge gefunden haben wie Oscar-Gewinner Justin Hurwitz („La La Land“) zu Neil Armstrongs humanistischen Weltraum-Trip „First Man“ und der im vergangenen Jahr verstorbene Isländer Jóhann Jóhannsson zum Horror-Drama „Mandy“.
Playlist:
01. Danny Elfman - Drawing Montage (Don't Worry, He Won't Get Far On Foot) - 03:01
02. Dustin O'Halloran - Puzzle Competition (Puzzle) - 02:39
03. Hauschka - Destination Unknown (Adrift) - 03:29
04. Hauschka - Opening (Was uns nicht umbringt) - 05:15
05. Carter Burwell - The Mortal Remains (The Ballad of Buster Scruggs) - 02:41
06. Daniel Hart - The Diner [Part One] (The Old Man and the Gun) - 03:11
07. James Newton Howard - Blonde Suits You (Red Sparrow) - 04:59
08. James Newton Howard - Sugar Plum and Clara (The Nutcracker and the Four Realms) - 07:42
09. James Newton Howard - Leta's Flashback (Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald) - 04:40
10. Alexandre Desplat - To Jacksonville (The Sisters Brothers) - 03:26
11. Alexandre Desplat - To Israel (Operation Finale) - 02:28
12. Frederik Wiedmann - Winter (Snow to Sand) - 03:02
13. Nicholas Britell - Agape (If Beale Street Could Talk) - 02:55
14. Trent Reznor & Atticus Ross - Big Wide World (Mid90s) - 03:19
15. Anna Meredith - MIDI (Eigth Grade) - 03:42
16. Cliff Martinez - Oh My God I Shot You (Game Night) - 05:05
17. Rob - Cave (Revenge) - 03:31
18. Ludwig Goransson - A Kings Sunset (Black Panther) - 04:28
19. Terence Blanchard - Photo Opps (BlacKkKlansman) - 03:39
20. Daniel Pemberton - OSR I - III (One Strange Rock) - 03:43
21. Daniel Pemberton - Nine-Ball (Ocean's 8) - 03:40
22. Benjamin Wallfisch - Night at Hatton Garden (King of Thieves) - 04:20
23. Thom Yorke - The Hooks (Suspiria) - 03:18
24. Jonny Greenwood - Tree Synthesizers (You Were Never Really Here) - 04:25
25. Alexandre Desplat - End Titles (Isle of Dogs) - 04:52
26. Justin Hurwitz - The Landing (First Man) - 05:32
27. Jóhann Jóhannsson - Mandy Love Theme (Mandy) - 04:39
28. Harry Gregson-Williams - "It's Not For Me" (Breath) - 06:58

Sonntag, 16. Dezember 2018

Playlist #256 vom 23.12.2018 - SACRED SPIRITS

Direkt vor den Weihnachtstagen bietet es sich natürlich an, filmmusikalische Referenzen aufzuspüren. Während ich vor zwei Jahren noch Kompositionen zu Hollywood-Weihnachtsfilmen wie „Santa Clause“, „Polar Express“, „Silver Bells“, „A Christmas Carol“, „How The Grinch Stole Christmas“, „Miracle on the 34th Street“, „Jingle All the Way“ und „Scrooged“ präsentierte, steht in der heutigen Sendung der spirituelle Aspekt, der mit dem Weihnachtsfest verbunden wird, im Vordergrund. Das Konzept ist dabei so weit gefasst, dass es um die Geburt Christi nur am Rande geht, dafür um nicht nur christliche Werte wie Nächstenliebe, Toleranz und Mut, aber auch um spirituelle Traditionen außerhalb unseres Kulturkreises. 

So hat Harry Gregson-Williams für das 2005 von Ridley Scott inszenierte historische Drama „Königreich der Himmel“ die Geschichte eines jungen Schmieds vertont, der mit europäischen Kreuzrittern im 12. Jahrhundert nach Jerusalem zieht, wo der brüchige Frieden zwischen Moslems und Christen verteidigt werden soll. Die 1981 von Brendan Perry und Lisa Gerrard gegründete australische Band Dead Can Dance komponiert zwar – bis auf eine Ausnahme: Augustin Villarongas „El Nino De La Luna“ -, keine Filmmusik, doch mit ihrem eklektizistischen Ansatz, der das Interesse an musikalischen und spirituellen Traditionen, Literatur und darstellender Kunst vereint, entstehen immer wieder Berührungspunkte. Lange bevor Hans Zimmer auf die außergewöhnliche Stimme von Lisa Gerrard aufmerksam geworden ist, um mit ihr an Ridley Scotts „Gladiator“ zu arbeiten, veröffentlichten Dead Can Dance 1987 mit „Within The Realm Of A Dying Sun“ ein Album mit mystischen, filmmusikalisch anmutenden und äußerst hypnotischen Klangbildern.
Ihre unglaubliche Imaginationskraft, mit deren Hilfe sie die Atmosphäre verfallener Gemäuer, heiliger Stätten, archaischer Rituale oder einer prächtigen Kathedrale in musikalische Entitäten transformieren können, hinterlässt auch beim Hörer einen nachhaltigen Eindruck, weckt intensiv aufwallende Assoziationen und führt ihn in sein inneres Wesen zurück. Mit „Persephone“ und „Summoning of the Muse“ präsentiere ich gleich zwei herausragende Songs des längst zum Klassiker avancierten Albums.
Ihr Song „The Host of Seraphim“ von ihrem ein Jahr später erschienenen Werk „The Serpent’s Egg“ wurde auch in Ron Frickes Dokumentarfilm „Baraka“ (in der Sufi-Sprache der Begriff für „Atem des Lebens“), in dem er 24 Länder auf allen Kontinenten bereiste und die Schönheit der Natur und das Schicksal der dort lebenden Menschen in einzigartigen Bildern festhielt.
„Es ist eine Reise der Wiederentdeckung, die in die Natur eintaucht, in die Geschichte, den menschlichen Geist und schließlich in das Reich des Unendlichen“, beschreibt der Regisseur seinen Film, mit dem er die Evolution der Erde, die Verschiedenheit der Menschen, ihre Verbindungen und ihren Einfluss auf die Erde auf nonverbale Weise einfängt. Michael Stearns komponierte dazu die Original-Musik, verwendete dabei auch Kompositionen aus Japan, Bali, Brasilien und Nepal.
Das künstlerische Konzept von Ron Fricke haben auf musikalische Weise auch die beiden Waliser Andrew Cadmore und Chris Brandrick mit ihrer 1988 gegründeten und nach einem Gedicht von Apollinaire benannten Band Zone umzusetzen versucht. Während sie musikalisch von John Cale, Throbbing Gristle, Brian Eno, Stockhausen, Fred Firth, Faust, Can und den frühen Tangerine Dream beeinflusst wurden, haben sie sich thematisch vor allem mit den unterschiedlichsten religiösen Traditionen auseinandergesetzt, wobei sie die überall zum Tragen kommende Sehnsucht nach Liebe, Leben und Licht ins Zentrum ihrer Kompositionen gestellt haben. Zu den eindringlichsten Stücken zählt fraglos „Beautiful Machine“ aus ihrem 1991er Album „Born of Fire“.
Ethnisch angehauchte Klänge gibt es von Armand Amar zu hören, der viele Werke des Dokumentarfilmers Yann Arthus-Bertrand vertont hat, darunter die an die biblische Schöpfungsgeschichte angelehnte Foto-Dokumentation „Die Erde von Oben“, in der ein Vater mit seinem Sohn eine Weltreise unternehmen, die zu den Ursprüngen unserer Kultur zurückführt. Aber auch Peter Gabriel hat mit seinen beiden Filmmusiken zu Martin Scorseses „Die letzte Versuchung Christi“ (1988) und Phillip Noyces „Long Walk Home“ (2002) außergewöhnliche Instrumente eingesetzt, um die spirituellen Themen der Filme einfühlsam umzusetzen.
Abgerundet wird die Sendung durch einige schlicht ergreifend schöne Film-Melodien, die so großartige Komponisten wie Hans Zimmer, Thomas Newman, Danny Elfman, James Horner und James Newton Howard kreiert haben – oft mit gekonnter Einbindung von Chören.
Playlist:
01. Harry Gregson-Williams - Coronation (Kingdom of Heaven) - 03:01
02. Dead Can Dance - Persephone (Within the Realm of a Dying Sun) - 06:36
03. Zone - Beautiful Machine (Born of Fire) - 11:38
04. Martin Phipps & Hans Zimmer - Maria Altman (Woman in Gold) - 03:09
05. Armand Amar - Civilisation - Petra - Rajasthan - Kirie - Souffle - Nazca (Terre Vue Du Ciel) - 12:18
06. Peter Gabriel - Passion (Passion - The Last Temptation of Christ) - 07:38
07. Peter Gabriel - Cloudless (Long Walk Home - Rabbit-Proof Fence) - 04:49
08. Armand Amar feat. Sinead O'Connor - A New Born Child (The First Cry) - 03:30
09. James Horner - All Is Lost (The New World) - 08:14
10. James Newton Howard - Humanity Goes On Trail (Snow Falling On Cedars) - 04:44
11. Zbigniew Preisner - Lacrimosa - Day of Tears (Requiem For My Friend) - 04:06
12. Thomas Newman - The Church of Glass (Oscar and Lucinda) - 03:50
13. Howard Shore - Lothlorien (The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring) - 04:33
14. James Newton Howard - The Healing (Lady in the Water) - 04:04
15. Hans Zimmer - Kyrie for the Magdalene (The Da Vinci Code) - 03:55
16. Max Richter - Path 5 [Digitonal's Theo in Dreamland Mix] (Sleep Remixes) - 06:47
17. Dead Can Dance - Summoning of the Muse (Within the Realm of a Dying Sun) - 04:55
18. Michael Stearns - End Credits (Baraka) - 05:46
19. James Newton Howard - Swimming (Waterworld) - 04:15
20. Dead Can Dance - The Host of Seraphim (Baraka) - 06:17

Samstag, 8. Dezember 2018

Playlist #255 vom 09.12.2018 - NEUHEITEN 2018 (6)

In der sechsten und letzten Sendung mit aktuellen Soundtrack-Neuheiten begegnen uns wieder eine Vielzahl von alten Bekannten, großen Namen wie vielversprechende Newcomer. So präsentiert uns James Newton Howard gleich zwei Arbeiten zu märchenhaften Filmen, Hans Zimmer eine weitere Zusammenarbeit mit Regisseur Steve McQueen („Widows“), Carter Burwell erneut einen Score zu einer Produktion der Coen-Brüder („The Ballad of Buster Scruggs“) und Max Richter zwei wiederum sehr gefühlvolle Arbeiten für die Deutsche Grammophon („Mary Queen of Scots“, „My Brillant Friend“). Dazu gesellen sich etliche Deluxe-Editionen und Neuveröffentlichungen älterer Soundtracks durch Varese Sarabande (u.a. John Williams‘ „Dracula“, „The Dave Grusin Premiere Collection“ mit vier Scores, Basil Poledouris‘ „On Deadly Ground“) und Intrada (u.a. „Balto“ und „*batteries not included“ von James Horner, „Remote“ und „Prehysteria!“ von Richard Band).

Den Auftakt macht Emmy-Gewinner Bear McCreary („10 Cloverfield Lane“, „The Walking Dead“) mit seiner sehr melodischen, von verträumten Chören umspielten Musik zu Scott Speers übersinnlichen Romantic-Thriller „I Still See You“, der in einer postapokalyptischen Welt spielt, die von Geistern bewohnt wird. Als sie und ihr Mitschüler von ihrem Lehrer damit beauftragt werden, die drei Geister, die sie jeden Tag besuchen, zu filmen, stoßen sie auf eine Spur zu einigen Mädchenmorden der jüngsten Zeit.
James Newton Howard stand vor der großen Herausforderung, für die Disney-Verfilmung von Tschaikowskys berühmten Ballett „Der Nussknacker“ eine neue Musik um Tschaikowskys Original-Komposition herum zu kreieren, wobei ihn der berühmte Klaviersolist Lang Lang und Gustavo Dudamel unterstützten, der das Philharmonia Orchestra dirigierte.
„Ich würde nicht sagen, dass ich Tschaikowsky eine Farbe hinzufügen musste. Ich musste aber Musik schreiben, die die Charaktere in der Geschichte unterstützt. Denn die Geschichte in dem Film unterscheidet sich sehr stark von Tschaikowskys Nussknacker“, beschreibt Howard seine Arbeit im Interview mit br-klassik.de. „Ich meine, die ursprüngliche Geschichte ist ja sehr simpel: Ein Mädchen geht schlafen und in ihrem Traum wird die Welt um sie herum lebendig, alles tanzt und dann wacht sie wieder auf. Für einen großen Disney-Film wäre das nicht genug. Darum wurde eine neue Handlung entwickelt. Dafür musste ich neue Musik schreiben, um den Figuren eine musikalische Identität zu geben, sowohl durch Melodien, als auch durch das Timbre.“ 
Auch für das neue Harry-Potter-Spin-off „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ schrieb James Newton Howard ebenso wie schon für den Vorgänger die Musik und setzte diese mit einem fast hundertköpfigen Orchester um. „Eine Sache, die man in jeder Story von J.K. Rowling erwarten kann, ist, dass es eine Menge Spannung und Action geben wird, also besteht die grundlegende Idee darin, dass du in der Lage sein musst, eine gute Action-Sequenz zu schreiben“, verriet der Komponist bei einem Studiobesuch durch pottermore.com. „Das habe ich sehr, sehr ernst genommen. Ich habe es geschrieben, als würde ich es für irgendein menschliches Drama tun, aber ich habe versucht, ihm einen einzigartigen Sound zu verleihen. Denn letzten Endes ist es eben magisch.“ James Newton Howards Freund und berühmter Kollege Hans Zimmer hat mit „Widows“ nach „12 Years a Slave“ auch den neuen Film von Steve McQueen vertont. In diesem Thriller spielt Viola Davis die ans Luxusleben gewöhnte Verbrecherbraut Veronica, die nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes Harry (Liam Neeson) auf einem Berg von Schulden sitzt, den der brutale Gangster Jamal Manning nun von ihr einfordert. Veronica sieht keine andere Möglichkeit, als zusammen mit den übrigen Witwen von Harrys Kollegen einen großen Coup zu landen. Zimmer lieferte dazu einen düster pulsierenden Score, immer wieder auch rhythmisch geprägten, repetitiven Score, der sicher nicht zu seinen besten Werken zählt, aber den Film perfekt unterstützt.
Den ruhigeren Part der heutigen Sendung leitet der amerikanische Pianist, Komponist und Produzent Nicholas Britell mit seinem elegischen Score für „If Beale Street Could Talk“ ein, den neuen Film von Oscar-Preisträger Barry Jenkins („Moonlight“). „Beale Street“ erzählt die Geschichte des seit Kindheit befreundeten Liebespaares Tish und Fonny, das Anfang der 1970er in Harlem vor dem Problem steht, dass Fonny einer Vergewaltigung beschuldigt wird, die er nicht begangen hat.
„Es war eine wirklich spezielle Erfahrung, mit Barry an ‚If Beale Street Could Talk‘ zu arbeiten“, meint Nicholas Britell, der Elemente aus Jazz und Klassik in seinem eindringlichen Score vereinte. „Zusammen haben wir eine Klanglandschaft erforscht, die mit Bläsern und Streichern ebenso gefüllt wurde, aber auch mit sehr experimentierfreudigen Klängen einherging. Als Barry und ich zusammenarbeiteten, entdeckten wir bestimmte Sounds, von denen wir glaubten, dass sie sehr stark mit der Story zusammenwirken.“ 
Auch Brian Tyler hat für den Dokumentarfilm „The Devil We Know“ eine sehr gefühlvolle Musik mit akzentuiert eingesetzten Instrumenten komponiert. Der Film von Stephanie Soechtig und Jeremy Seifert dokumentiert einen der größten Gerichtsprozesse der vergangenen Jahre. Angeführt von einem Gymnasiallehrer und einem Rinderfarmer haben die Bürger einer Kleinstadt in West Virginia gegen die multinationalen Chemie-Giganten Dupont und 3M prozessiert. Um diesen heroischen Kampf adäquat umzusetzen, griff er auf ein reiches musikalisches Spektrum zurück.
„Ich schrieb den Score auf thematischer Basis und verwendete multiple Pianos, Electronics, Gitarren, Cellos, Rhodes Piano und meine eigene Stimme, um die Musik zu kreieren“, erklärt Tyler. „Meine Hoffnung besteht darin, dass die Musik den Hörer auf eine Klangreise mitnimmt, die die wahre Story des Films und der bemerkenswerten Menschen reflektiert, die aufstehen und gegen die mächtigen Feinde mit Wahrheit und Tapferkeit kämpfen. Während die Musik die mysteriösen Schichten des weltweiten ökologischen Skandals widerspiegelt, wollte ich mich auf das Betonen der emotionalen Fundamente konzentrieren.“
Der vierte Film in der dänischen Krimiserie um das Dezernat Q, die auf Bestsellern von Jussi Adler-Olsen basiert, wartet nicht nur mit einem neuen Regisseur, sondern auch einem neuen Komponisten-Duo auf. Mikkel Maltha hat mit Regisseur Christoffer Boe bereits am Ausstellungs-Film „The Journey“ (2017) zusammengearbeitet, während Anthony Lledo 2008 auf Einladung von Harry Gregson-Williams nach Los Angeles gezogen ist, um ihn bei der Arbeit an Filmen wie „X-Men Origins: Wolverine“ (2009), „Prince of Persia: The Sands of Time“ (2010) und „Unstoppable“ (2010) zu unterstützen.
„Viel Mühe wurde darauf verwendet, eine solide und definierte Palette an Klängen, Instrumenten, musikalischen Texturen und thematischen Entwicklungen zu kreieren“, erklären die beiden Komponisten ihre Arbeit an dem Projekt. „Es ist ein dunkler Film, sowohl in visueller als auch thematischer Hinsicht, der von Hoffnungslosigkeit, Verlust und Wut handelt, die auf Ereignisse zurückzuführen sind, die von den 1960er Jahren bis zur Gegenwart reichen. Musikalisch war vor allem der Gebrauch und die klangliche Behandlung der Streicher-Sektion ein Schlüsselelement, um diese Ereignisse zu verknüpfen und den Ton für den Film zu etablieren.“
Unter den Wiederveröffentlichungen und Deluxe Editions der letzten Zeit ragen vor allem „Dracula“ von John Williams auf einer Doppel-CD mit dem kompletten Score und dem Soundtrack-Album von 1979 ebenso heraus wie „The Dave Grusin Premiere Collection“, mit der Varese Sarabande vier bislang unveröffentlichte Scores von Oscar-Preisträger Dave Grusin („Tootsie“, „Die drei Tage des Condor“, „Die Reifeprüfung“) in einem limitierten 3-CD-Bundle zusammenfasst. Neben dem funkigen und jazzigen Score zum Justizdrama „… And Justice For All“ (1979) mit Al Pacino und dem Sydney-Pollack-Drama „Absence of Malice“ (1981) mit Paul Newman und Sally Field in den Hauptrollen erscheint auch Grusins Musik zu dem satirischen Mystery-Krimi „Murder by Death“ (1976) erstmals auf CD. Als Bonus ist Grusins Musik zum Justizdrama „The Pursuit of Happiness“ (1971) von Robert Mulligan ebenso enthalten wie der dazugehörige Song „Let Me Go“ von Randy Newman.
Intrada hat derweil die beiden James-Horner-Scores „Balto“ und „*batteries not included“ als Expanded Editions veröffentlicht. Nach „An American Tail: Fievel Goes West“ und „We’re Back! A Dinosaur’s Story“ war „Balto“ 1995 der dritte Animationsfilm, den Horner für Steven Spielbergs Amblimation vertont hat. Im Gegensatz zu dem groß angelegten sinfonischen Score zu „Balto“ schuf Horner für die Fantasy-Komödie „Das Wunder in der 8. Straße“ (1987) eine Musik, die zunächst Big-Band-Charakter hat und später die für Horner in den 1980er Jahren typischen Orchester-Arrangements für Fantasy-Produktionen aufweist. Erstmals veröffentlicht Intrada auch die Scores, die Richard Band 1993 zu den beiden familienfreundlichen Abenteuerfilmen „Prehysteria!“ und „Remote“ (Randy räumt auf) komponiert hat und mit denen Band aus dem Horror-Genre ausbrechen konnte, für das er abonniert gewesen war.
Playlist:
01. Bear McCreary - Ten Years Later (I Still See You) - 04:42
02. James Newton Howard - Presents From Mother (The Nutcracker and the Four Realms) - 05:50
03. James Newton Howard - Leta's Confession (Fantastic Beasts : The Crimes of Grindelwald) - 05:13
04. John Williams - Meeting in the Cave (Dracula) - 03:32
05. James Horner - The Flying Lesson (*batteries not included) - 07:51
06. Basil Poledouris - Chief Meets Forrest (On Deadly Ground) - 03:18
07. Hans Zimmer - Perimeter Check (Widows) - 03:09
08. Michael Giacchino - The Suite at the El Royale (Bad Times at the El Royale) - 07:52
09. Nicholas Britell - Eros (If Beale Street Could Talk) - 03:15
10. Brian Tyler - Liable Motion (The Devil We Know) - 05:17
11. Max Richter - Elena & Lila (My Brilliant Friend) - 04:54
12. Georges Delerue - The Lover (Love Thy Neighbor) - 02:09
13. Jonathan Beard - Requiem at the Ocean (What Still Remains) - 04:28
14. Rob Simonsen - Overnight (The Front Runner) - 06:45
15. Mikkel Maltha & Anthony Lledo - The Ferry (Journal 64 + The Purity of Vengeance) - 02:58
16. Ethan Gold - Sway Lake Finale (The Song of Sway Lake) - 02:31
17. Dave Grusin - Why Go Back (The Pursuit of Happiness) - 03:30
18. Dave Grusin - Piano and Pasta (Absence of Malice) - 03:08
19. Richard Band - Ruby Hatches Eggs (Prehysteria!) - 02:51
20. Carter Burwell - The End of Buster Scruggs (The Ballad of Buster Scruggs) - 03:47
21. Theodore Shapiro - Ecstasy (Destroyer) - 04:14
22. Kris Bowers - Lonesome Road (Green Book) - 02:28
23. Imogen Heap - The Forbidden Forest (Harry Potter and the Cursed Child) - 03:02
24. Ludwig Göransson - You Belong with Us (Venom) - 03:09
25. Richard Band - Main Title (Remote) - 03:01
26. Arthur B. Rubinstein - Paper, Rocks, Scissors (Another Stakeout) - 02:49
27. James Horner - Rosy Goes To The Doctor (Balto) - 04:06
28. Max Richter - Elizabeth's Portrait (Mary Queen of Scots) - 03:40

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