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Sonntag, 23. August 2020

Playlist #300 vom 30.08.2020 - NEUHEITEN 2020 (3)

Es gäbe sicher viele Möglichkeiten, ein kleines Jubiläum wie die 300. Sendung gebührend zu feiern, doch seit der letzten Neuheiten-Sendung von Anfang Juni sind wieder so viele interessante Soundtracks veröffentlicht worden, dass ich sie an dieser Stelle zu diesem Zeitpunkt sehr gern präsentiere. Schließlich gehört die regelmäßige Vorstellung von neuen Filmmusiken seit Beginn der Sendung im Februar 2009 zu den bewährten Konstanten der „Soundtrack Adventures“. So freue ich mich, euch heute gleich mehrere neue Soundtracks von Volker Bertelmann, Federico Jusid, Daniel Pemberton, Joseph Trapanese und Craig Armstrong zu präsentieren, dazu Klassiker von Roy Budd, Hugo Friedhofer und Frank De Vol sowie neue Musik zu den Fernsehserien „This Is Us“, „Perry Mason“ und „Dark“.

Joseph Trapanese („The Raid“, „Oblivion“) komponierte die Musik zu „Myth – A Frozen Tale“, ein Spin-Off von „Die Eiskönigin 2“, das Disneys drittes VR-Experiment nach „Cycles“ und „A Kite’s Tale“ darstellt und in acht Minuten durch die Erzählung einer vor dem Kamin sitzenden Familie die Elementargeister des Waldes vorstellt. Entsprechend ätherisch ist auch der kurze elektronische, durchaus rhythmische Score von Trapanese ausgefallen, der zudem die weitaus kraftvollere, treibendere Musik zur Netflix-Produktion „Project Power“ beigesteuert hat, in der Jamie Foxx und Joseph-Gordon Levitt gegen Drogendealer in New Orleans vorgehen, die Pillen vertreiben, deren Konsumenten für fünf Minuten Superkräfte entwickeln.
Aus dem Hause Disney stammt auch Kenneth Branaghs Adaption der „Artemis Fowl“-Buchreihe von Eoin Colfer, in der der 12-jährige Titelheld als Spross einer berühmt-berüchtigten irischen Gangsterfamilie eine lebhafte Elfe entführt, um von ihrer Familie ein Lösegeld zu erpressen, das seine Familie vor dem finanziellen Ruin retten soll. Branaghs langjähriger musikalischer Begleiter Patrick Doyle („Viel Lärm um nichts“, „Mary Shelleys Frankenstein“) versah seine einfühlsame Musik mit irischen Elementen, die dem Film eine sehr warme Note verleihen.
Doyles britischer Landsmann Craig Armstrong vertonte mit „Der einzig wahre Ivan“ ebenfalls ein Disney-Abenteuer, das für Disney+ produziert worden ist und in dem die Hollywood-Stars Sam Rockwell, Bryan Cranston, Angelina Jolie und Danny DeVito den animierten Tieren und Menschen ihre Stimme leihen. Im Gegensatz zu dem großorchestralen Score zu der Disney-Komödie kreierte Armstrong zu Gregor Jordans romantischen Krimi-Drama „Dirt Music“ weitaus intimere Klänge, zu denen die wunderbare Landschaft von West-Australien, in der die auf dem Roman von Tim Winton basierende dramatische Liebesgeschichte spielt, ihre ganze Ausstrahlung entfalten kann.
Gleich drei neue Filmarbeiten gibt es von Volker Bertelmann zu hören. Neben dem britischen Filmdrama „Summerland“, in dem eine zurückgezogen lebende Schriftstellerin sich während des Zweiten Weltkriegs um einen ihr aus London zugeteilten evakuierten Jungen kümmern muss, vertonte Bertelmann auch die auf Tara Frenchs Romanen basierende britische Crime-Mystery-Serie „Dublin Murders“ und zusammen mit Dustin O’Halloran („Lion“) die Netflix-Produktion „The Old Guard“.
Wunderbar verspielt präsentiert sich der Brite Daniel Pemberton mit seinem TV Orchestra auf dem Soundtrack zum PS4-Spiel „Knights and Bikes“, in dem von Hand gezeichnete Figuren in den 1980er Jahren auf den britischen Inseln Abenteuer auf ihren Fahrrädern, bei der Schatzsuche oder Frisbee-Werfen erleben. Außerdem komponierte Pemberton auch die Musik zur Netflix-Dokumentation „Phönix aus der Asche“, in der Elite-Sportler und Insider über die Paralympischen Spiele und deren Einfluss auf das globale Verständnis von Behinderung, Diversität und Exzellenz sprechen. Ethnische Klänge prägen die Scores von Laurent Ferlet zu Natalie Fuchs‘ bereits 2017 gedrehten Dokumentarfilm „Kalachakra“, in dem die Filmemacherin darüber berichtet, wie sie sich mit drei Tibetern anfreundet, die von dem Wunsch angetrieben werden, sich von ihrem Leid zu befreien, um Frieden zu finden. Ebenfalls 2017 entstand der Film „The Children of Genghis“, der von der langen mongolischen Tradition erzählt, bei Festivitäten drei Wettkämpfe auszuüben: Wrestling, Pferderennen und Bogenschießen.
Besonders eindringlich ist die Musik gelungen, die Ilan Eshkeri („Young Victoria“, „Hannibal Rising“) und Shigeru Umebayashi („The Grandmaster“, „A Single Man“) zu dem PS4-Adventure „Ghost of Tsushima“ kreiert haben. Es versetzt die Spieler ins 13. Jahrhundert, in dem Jin Sakai, der letzte Samurai-Krieger seines Klans, alles zu tun versucht, um die Krieger des Mongolischen Reichs davon abzuhalten, das japanische Festland zu zerstören.
 Ruhige Klänge gibt es von dem isländischen Komponisten Atli Örvarsson („Babylon A.D.“, „Killer’s Bodyguard“) auf seinem Solo-Album „You Are Here“, Hanan Townshend („To The Wonder“, „The Vessel“) mit seinem Score zum Musik-Doku-Drama „Loud Krazy Love“ über die Hardrock-Band KoRn sowie Harold Budd zur HBO-Mini-Serie „I Know This Much Is True“.
Neue Musik zu Fernsehserien gibt es dazu von Ben Frost zur Netflix-Sci-Fi-Serie „Dark“, von Siddharta Khousla zur erfolgreichen Family-Drama-Serie „This Is Us“ und die jazzig angehauchte Musik von Terence Blanchard zur Anwalts-Serie „Perry Mason“.
Zum Abschluss der Sendung sind neue Soundtracks zu heute nahezu vergessenen Filmen drei bekannter Komponisten zu hören. So schuf Roy Budd („Get Carter“) mit „Man at the Top“ die Musik zu einer weiteren Adaption von John Braines erfolgreichem Roman „Room at the Top“, der zwei Jahre nach seiner Veröffentlichung im Jahre 1957 erstmals verfilmt wurde und von dem ehrgeizigen Finanzbeamten Joe Lampton handelt, der durch die Heirat mit der Tochter eines ortsansässigen Tycoons ganz nach oben kommen will, sich aber in eine zehn Jahre ältere Französin verliebt. Nachdem 1965 mit „Life at the Top“ ein Sequel und 1970 mit „Man at the Top“ eine Serie produziert worden war, verkörperte schließlich Kenneth Haigh („Look Book in Anger“) Joe Lampton in dem 1973 von Mike Vardy inszenierten Film „Man at the Top“, wozu der musikalisch früh talentierte, aber nie klassisch ausgebildete Roy Budd einen melancholischen, sehr melodischen Score mit zarten Orchester-Arrangements und groovenden Bossa-Nova-Rhythmen beigesteuert hat.
Hugo Friedhofer (1901-1981), der zwischen 1944 („The Woman in the Window“) und 1958 („The Young Lions“) neun Oscar-Nominierungen erhalten hatte, schuf für den Kriegsfilm „The Young Lions“ von Edward Dmytryk („The Caine Mutiny“, „Raintree County“) einen vielschichten Orchester-Score, der einfühlsame Americana-Klänge ebenso wie militaristische Rhythmen und zarte akustische Tupfer von Harfe, Klarinette, Cello und Gitarre enthält.
Mit „Ulzana’s Raid“ erscheint auf Intrada eine großartige Zusammenarbeit von Regisseur Robert Aldrich und Frank De Vol, die seit 1954 („World for Ransom“) bis 1968 neunmal zusammengearbeitet haben (u.a. bei „Kiss Me, Deadly“, „What Ever Happened to Baby Jane?“ und „Hush… Hush, Sweet Charlotte“), ehe sie zunächst getrennte Wege gingen, 1972 zum Western „Keine Gnade für Ulzana“ aber wieder zusammenkamen. De Vol schuf zu dem Cowboy-und-Indianer-Western einen vielschichtigen Score mit wunderbaren Flöten und einer Vielzahl von wuchtigen Percussion-Elementen.
Playlist:
1. Joseph Trapanese - The Fifth Spirit (Myth - A Frozen Tale) - 03:34
2. Patrick Doyle - Father and Son (Artemis Fowl) - 03:44
3. Craig Armstrong - Reflections of Ivan (The One and Only Ivan) - 02:47
4. Craig Armstrong - Georgie's Discovery (Dirt Music) - 03:14
5. Volker Bertelmann - He Rises (Dublin Murders) - 04:30
6. Volker Bertelmann - We Just Had the Telegram (Summerland) - 03:29
7. Volker Bertelmann & Dustin O'Halloran - I Always Go First (The Old Guard) - 03:06
8. Daniel Pemberton - Victus (Rising Phoenix) - 02:27
9. Daniel Pemberton - Charge of the Puffins (Knights and Bikes) - 02:50
10. Hanan Townshend - Lashing out in Anger (Loud Krazy Love) - 05:46
11. Laurent Ferlet - The Abbot Prayer (Kalachakra) - 03:21
12. Ulziibayar Shatar - Bodol - Mind (The Children of Genghis) - 02:39
13. Philip Ekstrom - 1000 Dreams (Endings, Begnnings) - 03:00
14. Ben Frost - Wenn alles gelingt, wird sie leben (Dark: Cycle 3) - 03:26
15. Atli Örvarsson - Dropar (You Are Here) - 06:00
16. Harold Budd - A Sidelong Glance from My Round Nerfertiti (I Know This Much Is True) - 03:13
17. Ilan Eshkeri - Heart of the Jito (Ghost of Tsushima) - 04:15
18. Steven Price - First Steps (Archive) - 03:39
19. Siddharta Khosla - A Coke With Lemon (This Is Us: Season 4) - 04:07
20. Terence Blanchard - It's All Lies (Perry Mason: Season 1) - 03:14
21. Pino Donaggio - La Luna (Il grande passo) - 04:08
22. Max Richter - Little Requiems - Pt. 2 (Voices) - 02:51
23. Fernando Velázquez - El Caserío (Ofrenda a la Tormenta) - 03:12
24. Federico Jusid - Hacia La Libertad (La Noche de 12 Anos) - 05:38
25. Federico Jusid - Find Me (The Head) - 02:14
26. JB Dunckel - Été 85 (Été 85) - 02:04
27. Michael Giachhino & Nami Melumad - Joining the Kaddish (An American Pickle) - 02:50
28. Joseph Trapanese - Presentation (Project Power) - 03:22
29. Roy Budd - Bedtime (Man at the Top) - 03:58
30. Hugo Friedhofer - Parisian Interlude - Part 2 (The Young Lions) - 04:02
31. Frank De Vol - Secrets (Ulzana's Raid) - 03:27
32. Jared Kraft - An Evolving Narrative (American Gospel: Christ Crucified) - 10:13

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