Radio ZuSa

Montag, 14. Juli 2025

Playlist #428 vom 27.07.2025 - WONG KAR-WAI Special

Laut einer Umfrage von „Sight and Sound“ im Jahr 2002 belegte der Hongkonger Filmregisseur, Drehbuchautor und Produzent Wong Kar-Wai bei einer Umfrage zu den größten Filmemachern der letzten 25 Jahre den dritten Platz. Tatsächlich zählen seine Werke seit seinem Debüt „As Tears Go By“ (1988) regelmäßig zu den besten internationalen Filmen und zeichnen sich durch eine nichtlineare Erzählweise, atmosphärische Musik und lebendige Kinematographie mit kräftigen, satten Farben aus. Auch wenn er bei der Verleihung der Oscars bislang stets ignoriert worden ist, hat er für seine Filme wie „Glücklich vereint“, „2046 – Der ultimative Liebesfilm“, „Der Klang der Liebe“ und „The Grandmaster“ doch etliche internationale Filmpreise eingeheimst.
Wong Kar-Wai wurde am 17. Juli 1958 in Shanghai als jüngstes von drei Geschwistern geboren. Sein Vater war Seemann, seine Mutter Hausfrau. Als Wong fünf Jahre alt war, begannen die Keime der Kulturrevolution in China zu wirken, und seine Eltern beschlossen, nach Hongkong umzuziehen. Die beiden älteren Kinder sollten später nachkommen, doch die Grenzen schlossen, bevor sie dazu Gelegenheit hatten, und Wong sah seine Geschwister zehn Jahre lang nicht wieder. In Hongkong ließ sich die Familie in Tsim Sha Tsui nieder, und sein Vater arbeitete als Manager eines Nachtclubs. Als Einzelkind in einer neuen Stadt fühlte sich Wong in seiner Kindheit isoliert. Er hatte Mühe, Kantonesisch und Englisch zu lernen und sprach diese neuen Sprachen erst als Teenager fließend.
Als Jugendlicher nahm seine Mutter Wong oft mit ins Kino und sah dort eine Vielzahl von Filmen. Später sagte er: „Mein einziges Hobby als Kind war das Anschauen von Filmen.“ 1980 studierte er Grafikdesign am Hong Kong Polytechnic, brach das Studium jedoch ab, nachdem er zu einem Ausbildungskurs beim Fernsehsender TVB angenommen worden war, wo er als Produktionsassistent arbeitete.
Bald begann er eine Karriere als Drehbuchautor, zunächst für eine Hongkonger Lokalserie und Seifenopern wie „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (1981), bevor er sich dem Schreiben von Filmdrehbüchern zuwandte. Er arbeitete im Team und verfasste Beiträge für verschiedene Genres, darunter Liebesfilme, Komödien, Thriller und Krimis, konnte sich aber wenig für diese frühen Projekte begeistern, die der Filmwissenschaftler Gary Bettinson als „gelegentlich kurzweilig und meist entbehrlich“ beschrieb. Dennoch schrieb er in den 1980er Jahren weiter an Filmen wie „Just for Fun“ (1983), „Rosa“ (1986) und „The Haunted Cop Shop of Horrors“ (1987). Wong verbrachte zwei Jahre damit, das Drehbuch für Patrick Tams Actionfilm „Final Victory“ (1987) zu schreiben, für den er bei den 7. Hong Kong Film Awards nominiert wurde.
1987 erreichte die Hongkonger Filmindustrie ihren Höhepunkt und erfreute sich eines beachtlichen Wohlstands und hoher Produktivität. Um diesen Erfolg aufrechtzuerhalten, wurden neue Regisseure benötigt. Dank seiner Verbindungen in der Branche wurde Wong eingeladen, Partner der neuen unabhängigen Firma In-Gear zu werden und seinen eigenen Film zu drehen.
Als John Woo 1986 mit „A Better Tomorrow“ begann, Geschichten aus dem chinesischen Mafiamilieu mit Themen um traditionelle chinesische Werte wie Treue, Ehre und Freundschaft zu erzählen und dabei sowohl brutale Gewalt als auch eine bis zur Kitschgrenze anmutende Emotionalität zu verbinden, war das zugleich die Geburtsstunde des sogenannten Actionfilm-Subgenres „Heroic Bloodshed“. Vor diesem Hintergrund, aber auch unter Berücksichtigung der Vorbilder Sam Peckinpah („Wer Gewalt sät“, „Getaway“) und Martin Scorsese („Hexenkessel“) entstand Wong Kar-Wais Erstlingswerk „As Tears Go By“. 
Der Film beschreibt das Wechselbad der Gefühle, das der kompromisslose Tiraden-Ausputzer Wah durchlebt, wenn er einerseits seinem allzu naiven und sorglosen Fly immer wieder beistehen muss, andererseits aber zunehmend stärkere Gefühle für seine Cousine entwickelt, es aber nicht schafft, ein Leben jenseits von Gewalt und Verbrechen zu führen. Zwar spielt sich die Gangster-Geschichte in konventionellen Bahnen ab und wird von dem Wechselspiel von gegenseitigen Angriffen zwischen den beiden Alphamännchen der Tirade vorangetrieben, doch demonstriert Kar-Wai in den Kampfszenen bereits seinen eigenen Stil, wenn er sie in Zeitlupe und mit niedriger Bildrate inszeniert und dabei immer wieder interessante Perspektiven findet, die aus den Nahkämpfen und Schießereien kleine Kunstwerke machen. Die Liebesgeschichte zwischen Wah und Ngor kommt dabei leider etwas kurz, aber gerade diese Art von Geschichten sollen die nachfolgenden Werke von Kar-Wai prägen. Vor allem die stilisierte Farbgebung mit grellen Großstadtfarben verleihen der Mischung aus Film noir, Nouvelle Vague, Hongkong-Action und Liebesdrama ihren besonderen Reiz, aber auch die Chemie zwischen dem ehemaligen Model Maggie Cheung und Andy Lau funktioniert bestens.
Kar-Wais zweiter Film „Days of Being Wild“ (1990) markierte auch den Beginn der langjährigen Zusammenarbeit zwischen dem Autorenfilmer und dem australischen, dem Hongkong-Kino eng verbundenen Kameramann Christopher Doyle, der fortan den magischen Look von Kar-Wais Werken prägen sollte.
Mit „Days of Being Wild“ hat Wong Kar-Wai versucht, das Hongkong seiner Kindheit wiederzubeleben, wozu sein neuer Kameramann Christopher Doyle („Paranoid Park“, „The Limits of Control“) die passenden Bilder kreiert hat. Kar-Wais zweiter Film darf als Blaupause für nahezu alle weiteren Werke des Ausnahmeregisseurs betrachtet werden, legt er hier doch den Grundstein für episodenhaft zusammengesetzte Geschichte zwischen Figuren, die immer mal wieder auch in späteren Filmen wieder auftauchen, manchmal mit dem gleichen Namen wie beispielsweise Li-zhen, der wir – wiederum von Maggie Cheung verkörpert – in „In the Mood for Love“ wiederbegegnen. Der Plot wird zwar von Yuddys Suche nach seiner wirklichen Mutter vorangetrieben, doch um dieses eher sporadisch verfolgtes Ansinnen herum thematisiert „Days of Being Wild“ vor allem die (oft vergebliche) Suche der Figuren nach Liebe. Dabei spielen immer wieder auftauchende Motive wie Gitter, Uhren und Regen ebenso eine Rolle wie das melancholische Gefühl der Isolation, was durch die monochromatisch grüne Farbgebung, die regenfeuchten Nächte und die eingeschränkten Blickwinkel von Großaufnahmen und Halbnahdarstellungen noch verstärkt wird. Wong Kar-Wais zweiter Film verzaubert weniger durch die ziellos wirkenden Romanzen als durch das Zusammenspiel von symbolträchtigen Bildern und stimmungsvoller Musik in einem nostalgisch anmutenden Drama ohne Happy End. Die eigentlich geplante Fortsetzung wurde nicht realisiert, da sich „Days of Being Wild“ als Flop erwies und die Zusammenarbeit zwischen Wong Kar-Wai und Produzent Alan Tang beendete.
Nachdem Wong Kar-Wai mit seinen ersten beiden Filmen „As Tears Go By“ (1988) und „Days of Being Wild“ (1990) vor allem Kenner des Hongkong-Kinos in den Bann zog, gelang dem hippen Autorenfilmer mit seinem dritten Film „Chungking Express“ (1994) der internationale Durchbruch – Quentin Tarantino sei Dank! Der besorgte dem Film nämlich mit Miramax einen weltweiten Vertrieb und erhielt durch Tarantino selbst nicht bezahlbare Mundpropaganda. Dabei setzte „Chungking Express“ nur die Art des Filmemachens fort, die Kar-Wai vor allem mit „Days of Being Wild“ als individuellen Stil manifestierte, als eine Collage von Einzelschicksalen auf der Suche nach Liebe.
Das Konzept der losen, episodenhaften Erzählung gerade aus „Days of Being Wild“ greift Wong Kar-Wai in „Chungking Express“ noch radikaler auf, stehen nun mit einer von ihren Partnern betrogenen Drogenschmugglerin, zwei Polizisten, die sich vor allem über ihre Dienstnummern identifizieren, und eine liebeskranke Imbiss-Angestellte gleich mehrere Figuren im nicht näher ausgemachten Fokus des Episoden-Reigens. Wong Kar-Wai scheint sich nicht besonders für sie zu interessieren, gewinnen sie doch in der losen, weitgehend spannungslosen Erzählung kaum Kontur und bieten wenig Identifikationspotentiale für die Zuschauer. Es ist vielmehr der audiovisuelle Stil, der „Chungking Express“ seinen ureigenen Sog verdankt, denn in der postmodernen Symbiose von Godards Ästhetik bis hin zur Video-Clip-Ästhetik von MTV bietet Kar-Wais Film ein erneut melancholisches, aber poetisches Zusammentreffen einsamer, sich nach Liebe sehnender Menschen, die dem großstädtischen Moloch nicht entfliehen können und einsam ihren neurotischen Neigungen nachgehen, weil sie die Liebe, selbst wenn sie bereits in ihren eigenen vier Wänden nistet, nicht wahrnehmen, so sehr sind sie sich selbst entfremdet.
Spielten sich die ersten drei Werke des seit „Chungking Express“ auch international gefeierten Regisseurs noch in den dreckigen, neongrellen und anonymen Vierteln der Großstadt ab, verlegte der selbsternannte Martial-Arts-Fan Kar-Wai die Kulisse für seinen ebenfalls 1994 entstandenen Film „Ashes of Time“ in die chinesische Wüste. Nachdem das hastig zu den Filmfestspielen von Venedig fertiggestellte Werk damals an den Kinokassen floppte, überarbeitete Kar-Wai den Film im Jahr 2008, kürzte den Film um sieben Minuten und ließ den Score für „Ashes of Time Redux“ komplett erneuern.
Wong Kar-Wai
hat sich als Fan klassischer chinesischer Martial-Arts-Romane für „Ashes of Time“ von einem Epos des Journalisten Jin Yong inspirieren lassen, das wie viele seiner Werke als Fortsetzungsgeschichten in Zeitungen veröffentlicht wurde, so auch das zwischen 1957 und 1959 erschienene „The Legend of the Condor Hero“. Zusammen mit seinen fest zum Stab gehörenden Kameramann Christopher Doyle und Produktionsdesigner William Chung inszenierte Kar-Wai einen Film, das mit klassischen Martial-Arts-Filmen wenig gemein hat, denn im Mittelpunkt stehen nicht die Kampfszenen, sondern die Schicksale der Figuren, die in loser Folge in der einsam in der Wüste gelegenen Behausung des Auftragsmord-Vermittlers Ou-yang Feng auftauchen, der die Episoden mit Rückblenden und Erinnerungen als Erzähler aus dem Off irgendwie zusammenzuhalten versucht. Da man über die Komplexität der emotionalen Verwicklungen aus Begehren, Zurückweisung, Rachedurst, Schmerz und Enttäuschung schnell den Überblick verliert, dient die vordergründig eingesetzte Musik und die vertraut ästhetisierten Bilder für den Zusammenhalt. Natürlich sind die vorwiegend in Gelb-, Grün- und Blautönen gehaltenen Bilder, die gekippten Horizonte und die ungewöhnlichen Perspektiven gewohnt beeindruckend und von magischer Schönheit. Durchbrochen wird dieser melancholische Fluss der Bilder durch die gelegentlichen Kampfszenen, wie durch verschiedene Filter- und Shutter-Effekte demontiert und zu einer geräuschvollen Collage in Extremzeitlupe zusammengesetzt werden, die der Ästhetik von Musikvideos sehr nahekommt. Am Ende erzählt „Ashes of Time“ in vertrackten Episoden von Liebe und Einsamkeit, von Schmerz und Tod, von Erinnern und Vergessen, von Zuneigung und Zurückweisung. Schade nur, dass die Figuren bei all der Schönheit so blass bleiben und wie im Fiebertraum vorüberziehen.
Bereits mit seinen vorangegangenen Filmen hat es sich Hongkongs Arthouse-Filmer Wong Kar-Wai zur Regel gemacht, eine lose Anzahl von Figuren zu begleiten, wie sie sich von der Trennung früherer Geliebter erholen und eine neue Liebe zu finden versuchen, wobei er das Ganze in neongrellen Farben in ungewöhnlichen Perspektiven und ästhetisierten Montagen und mit einem dazu passenden Soundtrack verpackte. Sein 1995 entstandener Film „Fallen Angels“ darf als direkte Fortführung von „Chungking Express“ verstanden werden, war er doch als dritte Episode der beiden im Vorgängerfilm angedacht, die dann aber bereits Spielfilmlänge eingenommen haben.
Ebenso wie in „Chungking Express“ begleitet Wong Kar-Wai seine sehr jungen Figuren durch zufällig wirkende Momente ihres Lebens, lässt sie aufeinander zugehen und wieder abprallen, und wie eine Flipperkugel betritt nach einem harten Schnitt die nächste Figur die Bühne. Hier übt niemand einen klassischen Beruf aus, sondern jeder schafft sich aus der Not heraus sein ganz eigenes Leben. Hier ist der Killer, der aus seiner Unlust, Entscheidungen zu treffen, froh ist, dass er von seiner Agentin Ort und Zielpersonen mitgeteilt bekommt und er nur noch den Auftrag ausführen muss. Die Agentin wiederum droht an der unerwiderten Liebe zu ihm zu zerbrechen, verschafft sich Zugang zu seiner Wohnung und masturbiert verzweifelt auf dem Bett ihres Partners, der nicht mehr ihr Partner sein will. Unglücklich verläuft auch die Liaison zwischen dem stummen Kleinkriminellen Ho Chi Mo und der hyperaktiven Cherry. Mit Fragmenten wie dem Video, das Ho Chi Mo von seinem Vater dreht, das dieser sich an seinem 60. Geburtstag vergnügt anschaut, der blonden Gummipuppe, die er Cherry zum Abreagieren ihrer Rachegefühle gegen Blondie besorgt, und dem Eiswagen, mit dem er nachts eine ganze Familie durch Hongkong kutschiert, verleiht Wong Kar-Wai den verzweifelt um Liebe suchenden Menschen etwas Persönlichkeit. Dabei variiert er zwischen Kitsch und Action, lässt seinen Haus-Kameramann Christopher Doyle mit greller Musikclip-Ästhetik ein Tableau bereitstellen, das mit schnellen Schnitten, extremen Weitwinkelaufnahmen, Zeitraffer und Zeitlupen, Schwarzweiß- und Stop-Motion-Bildern eine wilde, fieberglänzende Achterbahnfahrt der Gefühle zeichnet, bei der die Liebe ein kurzes Verfalldatum zu haben scheint.
Nach den sehr episodenhaft und stark fragmentiert erzählten Filmen wie „As Tears Go By“, „Days of Being Wild“ und „Fallen Angels“ ging der mittlerweile durch die Fürsprache von Quentin Tarantino auch international bewunderte Autorenfilmer mit „Happy Together“ (1997) einen neuen Weg. Allerdings täuscht der Titel ein Glück vor, das im Leben der beiden Protagonisten keinen Bestand hat.
Während Wong Kar-Wai in seinen früheren Werken ein ganzes Ensemble an unterschiedlichen Leuten durch eine wahllos zerstückelte Handlung führte, wagte er es in „Happy Together“ erstmals, sich auf ein einziges Liebespaar zu konzentrieren und bei den beiden Protagonisten zu bleiben. Der irreführende Titel des Films verweist dabei lediglich auf die Vergangenheit des schwulen Pärchens, von dem wir nicht wissen, wie es sich in Hongkong kennengelernt und warum es sich auseinandergelebt hat, denn die Handlung spielt sich vorwiegend im fernen Argentinien ab, wo die Welt nicht viel anders aussieht als in der Heimat. Obwohl Lai Yiu-Fai und Ho Po-wing wissen, dass ihre Beziehung zu Ende ist, können sie sie nicht einfach beenden. Einzelne rauschhafte Glücksmomente, die in der körperlichen Vereinigung und dem unbelasteten Ausleben ihrer Gefühle erleben, haben offensichtlich ein Band geknüpft, das sich nicht so einfach zerreißen lässt. Als Zuschauer bemerkt man jedoch nach wenigen Szenen, dass die Beziehung keine Zukunft hat. Für Lai genügt schon die Gegenwart eines sympathischen Arbeitskollegen, um sich gefühlsmäßig neu zu binden. Kar-Wai und sein Stamm-Kameramann Christopher Doyle begleiten diese toxische Beziehung mit ungewohnt ruhig fließenden Bildern, die längst nicht so hektisch zusammengeschnitten sind wie in Kar-Wais früheren Werken. Zwar wechselt sich die vertraut grelle Farbgebung immer mal wieder mit grobkörnigen Schwarzweiß-Bildern ab, begegnen uns die bekannten ungewöhnlichen Blickwinkel und Horizontverschiebungen, aber insgesamt wirkt „Happy Together“ erstmals wie aus einem Guss und macht das Gefühlsleben der Protagonisten nachvollziehbarer, weil sich Kar-Wai ausnahmslos um sie kümmert. Das tut dem Film einfach gut und macht ihn zum reifsten und eindringlichsten Film des Ausnahmeregisseurs.
Mit seinem 2000 entstandenen Liebesfilm „In the Mood for Love“ hat Wong Kar-Wai schließlich sein Meisterstück vorgelegt und eine ungewöhnlich zarte Liebesgeschichte inszeniert, die an der Unvereinbarkeit zwischen Wunsch, Tradition und Wirklichkeit auseinanderzubrechen droht, bevor sie überhaupt begonnen hat.
Bereits mit dem irreführend „Happy Together“ betitelten Vorgängerfilm hat Wong Kar-Wai das Scheitern einer Liebesbeziehung thematisiert, doch war die Beziehung zwischen den beiden jungen Männern, die in Argentinien auf eine Wiederbelebung ihrer Liebe gehofft haben, von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Bei „In the Mood of Love“ sind die Vorzeichen genau umgekehrt. Hier bahnt sich mit dem gleichzeitigen Einzug von Chow Mo-wan und Li-zhen in benachbarte Wohnungen erst eine Liebesbeziehung an. Ihre jeweiligen Ehepartner bekommen wir nie zu sehen, nur zu hören, und im Verlauf der Geschichte sind sie einfach verschwunden, werden nicht mehr thematisiert, auch weil es den beiden Betrogenen zu unangenehm ist, voreinander einzugestehen, dass sie von ihren Partnern so vorgeführt werden. Interessanterweise stürzen sich die beiden nicht ebenfalls in eine Affäre, vermeiden es, nicht zum Gegenstand von Getuschel und Gerüchten zu werden. So warten sie nach einem gemeinsam verbrachten Abend so lange, bis ihre Vermieterfamilien mit dem Mah-Jongg-Spielen fertig sind und sich zur Ruhe begeben haben, ehe Li-zhen auf ihr eigenes Zimmer geht. Doch so vertraut und nah miteinander Chow und Li-zhen auch sind, so sehr sie sich alles anvertrauen und zärtliche Gefühle füreinander entwickeln, wollen sie doch nicht so treulos wie ihre Partner agieren, versagen sich so ihr eigenes Glück. Wong Kar-Wai hat diese unvollkommene Liebesgeschichte einmal mehr mit grandiosen Bildern von Christopher Doyle (und zwei zusätzlichen Kameraleuten) eingefangen und mit einem großartigen Soundtrack versehen, aus dem sich das von Shigeru Umebayashi komponierte „Yumeji’s Theme“ wie ein Leitmotiv durch den Film zieht und von zeitgenössischer chinesischer Folklore und drei spanischen Liedern von Nat King Cole ergänzt wird.
Bryan Ferrys Coverversion von „In the Mood fo Love“ durfte als Titelgeber für den Film fungieren, der den Geist einer anderen Zeit atmet und die an sich perfekte Beziehung ohne Sex thematisiert. Das Hotelzimmer mit der Nummer 2046, in dem Chow und Li-zhen ihre Martial-Arts-Geschichten tauchen ebenso wie Chow und einige Musikstücke im nachfolgenden Film von Wong Kar-Wai auf: „2046“. In dieser Art von Fortsetzung verkörpert Tony Leung Chiu-wai erneut die aus dem Vorgängerfilm bekannte Figur des Journalisten Chow Mo-wan. Und doch ist „2046“ ein ganz anderer Film geworden.
Auch wenn Tony Leung Chiu-wai erneut in der Rolle des Chow Mo-wan zu sehen ist, verkörpert er doch einen ganz anderen Mann als in „In the Mood for Love“. War er dort nicht bereit, sich auf eine Beziehung mit Su Li-zhen (Maggie Cheung) einzulassen, die ebenso wie er selbst von ihrem Ehepartner betrogen worden ist, hat sich in „2046“ das Blatt komplett gewendet. Aus dem Journalisten wird nun ein Romanautor, dessen Science-Fiction-Roman mit dem Titel 2046 sich allerdings recht komplex auf der Handlungs- und Beziehungsebene gestaltet und immer wieder mit der eigentlichen Filmhandlung durcheinandergerät. Vor allem ist aus dem zuvor so zurückhaltenden, zuvorkommenden und höflichen Mann ein Womanizer geworden, der sich auf keine feste Bindung mehr einlassen will, nachdem seine große Liebe nicht ausgelebt werden konnte. Wong Kar-Wai eröffnet „2046“ mit einem virtuos inszenierten Blick in die Zukunft. Wenn in dem grellleuchtenden, grellbunten Universum nur schemenhaft erkennbare Schnellzüge durch die Szenerie rasen, fühlt man sich an eine kompaktere Version von Luc Bessons „Das fünfte Element“ oder ein überbelichtetes Negativ von Ridley Scotts „Blade Runner“ erinnert. Aber auch die Szenen aus dem Hongkong der 1960er Jahre sind wie gewohnt von Christopher Doyle (und Pun Leung Kwan) grandios eingefangen und kreisen wie gewohnt um die Liebe, diesmal um den Verlust der einzig großen Liebe, die nicht durch andere Beziehungen wieder erlebt werden kann. Trotz der unübersichtlich verschachtelten Handlungsstränge und Beziehungsgeflechte macht „2046“ deutlich, wie schwer jeder Liebende sich mit seinen Gefühlen tut. Das ist im Vergleich zum Meisterwerk „In the Mood for Love“ unnötig kompliziert fragmentiert worden, doch das Gefühl von Trauer, Melancholie und Sehnsucht schwingt sich erhaben durch den ganzen Film.
Nachdem Michelangelo Antonioni mit „Jenseits der Wolken“ (1995) einige Geschichten seines Erzählbandes „Bowling am Tiber“ verfilmt hatte, bekam der armenische, überwiegend in Frankreich arbeitende Produzent Stéphane Tchalgadjieff die Idee, eine Trilogie rund um den „Eros“, um Liebe und Begehren, zu realisieren, wobei neben Antonioni noch zwei Regisseure verpflichtet werden sollten, die Antonioni künstlerisch nahestanden.
In „The Hand“ erzählt Wong Kar-Wai die Geschichte des jungen Schneiders Zhang (Chang Chen), der sich in eine seiner Kundinnen verliebt. Bei dem ersten Besuch in ihrer Wohnung muss er noch auf Miss Hua (Gong Li) warten, während er im Wohnzimmer durch die dünnen Wände hört, wie sie gerade Sex mit einem Mann hat. Als er zu ihr ins Schlafzimmer gebeten wird, kann er seine Erektion nicht verbergen, was Miss Hua amüsiert, aber auch dazu animiert, ihn die Hosen ausziehen zu lassen und es ihm mit der Hand zu besorgen. So beschämt Zhang über den Vorfall ist, legt er sich doch ordentlich ins Zeug, besondere Sorgfalt bei den Kleidern für Miss Hua walten zu lassen. Er besucht sie auch, als er erfährt, dass sie eine Prostituierte ist. Als sie krank wird und nicht mehr arbeiten kann, zahlt er sogar ihre Miete, doch seine Liebe bleibt unerwidert…
Wong Kar-Wai knüpft mit „The Hand“ nahtlos an seine ästhetisierten Meisterwerke „In the Mood for Love“ und „2046“ an, wobei sein Stammkameramann Christopher Doyle natürlich einen wesentlichen Anteil hat. Kar-Wai ist auch der einzige Filmemacher des Trios, der eine sinnliche Geschichte zu erzählen vermag, ohne nackte Haut zu zeigen. Dafür ist das Zusammenspiel von Chang Chen („Tiger & Dragon“, „Red Cliff“) mit Gong Li („Rote Laterne“, „Die Geisha“) so intensiv, dass die Spannung zwischen ihnen spürbar ist und die Dramaturgie der Handlung entsprechend vorantreibt.
Anschließend beschloss Wong, einen englischsprachigen Film in Amerika zu drehen, was er später mit den Worten begründete: „Es ist eine neue Landschaft. Es ist ein neuer Hintergrund, also ist es erfrischend.“ Nachdem er ein Radiointerview mit der Sängerin Norah Jones gehört hatte, beschloss er sofort, sie zu kontaktieren, und sie unterschrieb die Hauptrolle. Wongs Verständnis von Amerika basierte lediglich auf kurzen Besuchen und dem, was er in Filmen gesehen hatte, doch er war bestrebt, das Land genau darzustellen. Daher schrieb er den Film gemeinsam mit dem Autor Lawrence Block (einer der seltenen Fälle, in denen ein Drehbuch im Voraus vorbereitet wurde). Der Film mit dem Titel „My Blueberry Nights“ handelt von einer jungen New Yorkerin, die zu einem Roadtrip aufbricht, als sie erfährt, dass ihr Freund untreu war. Die Figuren, denen sie begegnet, waren Jude Law, Natalie Portman, Rachel Weisz und David Strathairn.
Die Dreharbeiten zu „My Blueberry Nights“ fanden 2006 über sieben Wochen an Originalschauplätzen in Manhattan, Memphis, Las Vegas und Ely, Nevada, statt.
Wong produzierte den Film auf die gleiche Weise wie in Hongkong, und die Themen und der visuelle Stil blieben – obwohl Doyle durch Kameramann Darius Khondji ersetzt wurde – gleich. „My Blueberry Nights“ feierte im Mai 2007 Premiere und war Wongs vierter Film in Folge, der in Cannes um die Goldene Palme konkurrierte. Obwohl er ihn als „besonderes Erlebnis“ bezeichnete, erhielt der Film keine positiven Kritiken, obwohl Wong Kar-Wai eine illustre Schar an Schauspielern versammeln konnte, die sich in dessen stimmungsvoll fotografierten, ruhig inszenierten Road Movie und Lovestory zu Höchstleistungen angetrieben fühlten. Zusammen mit dem schönen Soul-/Songwriter-Soundtrack, zu dem Ry Cooder ("Paris, Texas") einen passenden Score beisteuerte, und den elegant-malerischen Bildern ist so ein ergreifend-melancholischer Film entstanden, der den Zuschauer nicht unberührt lassen kann.
Wongs nächster Film wurde erst fünf Jahre später veröffentlicht, da er eine weitere lange und schwierige Produktion für „The Grandmaster“ (2013) durchlief – einen biografischen Film über den Kampfkunstlehrer Ip Man. Die Idee dazu kam ihm bereits 1999, doch er setzte sie erst nach der Fertigstellung von „My Blueberry Nights“ um. 
Bereits 2008 wurde mit „IP Man“ der Anfang gemacht, die Geschichte des berühmten Kung-Fu-Lehrers IP Man (im Film wird hochchinesische Pinyin-Aussprache Ye Wen verwendet), der auch Bruce Lee ausbilden sollte, zu erzählen. Für Wong Kar-Wai dient die Biografie des außergewöhnlichen Kung-Fu-Kämpfers/Lehrers allerdings nur als Rahmen, um eine wieder mal unmögliche Liebesgeschichte zu erzählen. Zwar geht Kar-Wai dabei – bis auf eine wesentliche Rückblende – chronologisch vor und blendet als Orientierung immer wieder datierte Schrifttafeln ein, die Wendepunkte und wichtige Ereignisse im Krieg zwischen Japan und China thematisieren, doch zeigt er sich wenig daran interessiert, alle Stationen in Ye Wens Leben abzureißen. Und auch wenn „The Grandmaster“ mit einer beeindruckenden Kampfszene beginnt, in der IP Man im Regen eine ganze Schar von Gegnern zunichtemacht, ohne auch nur seinen weißen Hut zu verlieren, dienen die auch nachfolgend kunstvoll in Zeitlupe inszenierten Martial-Arts-Szenen vor allem dazu, die Anmut und Perfektion der verschiedenen Stile des Kung-Fu zu demonstrieren. Vor allem der erste, teils in extremer Zeitlupe gefilmte Kampf zwischen IP Man und Gong Er wirkt dabei wie ein Tanz zwischen zwei Liebenden. Zwar kommen sich die beiden naturgemäß sehr nahe, aber die hier erwachenden Gefühle bleiben in den jeweiligen Herzen der Kontrahenten verschlossen. So stellt „The Grandmaster“ ein emotional vielschichtiges, melancholisch-sinnliches Drama dar, das sich auch Zeit für andere Figuren als IP Man nimmt. So stellt der Kampf zwischen Gong Er und Ma San am schneebedeckten Bahnsteig vor einem vorbeifahrenden Schnellzug sogar einen der Höhepunkte des Films dar, der wie gewöhnlich wunderbar – diesmal ausnahmsweise von Philippe Le Sourd („Sieben Leben“, „Ein gutes Jahr“) - fotografiert und von Shigeru Umebayashi und Nathaniel Méchaly stimmungsvoll musikalisch untermalt worden ist.
„The Grandmaster“ wurde im „Slant Magazine“ als Wongs zugänglichster Film seit seinem Debüt beschrieben und gewann zwölf Hong Kong Film Awards, darunter in den Kategorien Bester Film und Beste Regie, und wurde für zwei Oscars nominiert (Kamera und Produktionsdesign). Mit einem weltweiten Einspielergebnis von 64 Millionen US-Dollar ist er Wongs bislang erfolgreichster Film.
Seither ist es sehr ruhig um Wong geworden.
Im November 2016 wurde bekannt gegeben, dass er einen kommenden Film über den Mord an Maurizio Gucci vom vorherigen Regisseur Ridley Scott übernehmen würde, erklärte jedoch im Oktober 2017, dass er nicht mehr an dem Projekt beteiligt sei. Im September 2017 erteilte Amazon Video einen Auftrag zur Serienproduktion von „Tong Wars“, einem Fernsehdrama unter der Regie von Wong. Es konzentriert sich auf die Bandenkriege im San Francisco des 19. Jahrhunderts, Amazon stellte die Serie jedoch später ein. Erst 2023 kehrte Wong mit der Serienproduktion von „Blossoms Shanghai“ auf die Bildfläche zurück. Sie erzählt die Geschichte eines Selfmade-Millionärs im Shanghai der 1990er Jahre, der sich von einem jungen Opportunisten mit schwieriger Vergangenheit zu den Höhen der goldenen Stadt emporarbeitet.
Zu den wichtigsten Markenzeichen von Wongs Filmen zählt sein Einsatz von Musik und Popsongs. Er legt großen Wert auf dieses Element, ist es doch ein zentraler Bestandteil der „narrativen Maschinerie“, die den Rhythmus des Schnitts bestimmen kann. Vor allem nutzt er die Musik, um das Gefühl von Geschichte oder Ort zu verstärken. Laut dem Filmwissenschaftler Julian Stringer erwies sich Musik als „entscheidend für die emotionale und kognitive Anziehungskraft“ von Wongs Filmen.
Musikalische Wiederholungen werden oft eingesetzt, um Unausgesprochenes oder Nicht-Ausdrückbares auszudrücken. Das Konzept der Neuinterpretation wird in zwei von Wongs früheren Filmen besonders deutlich. David Martinez behauptet, dass Musik der 40er und 50er Jahre verwendet wird, um die 60er-Jahre in „Days of Being Wild“ wieder aufleben zu lassen, und eine Filmmusik des Komponisten Frankie Chan, „inspiriert von Ennio Morricones Spaghetti-Western-Musik“, wird für das Martial-Arts-Epos „Ashes of Time“ verwendet. In „Chungking Express“ wird Musik eingesetzt, um Emotionen zu wecken und Atmosphäre zu schaffen, aber auch als Identifikationsmerkmal für die Figur Faye (Faye Wong). Der 1960er-Jahre-Song „California Dreamin’“ von The Mamas and Papas läuft während der gesamten zweiten Filmhälfte ununterbrochen und wird zu einem Markenzeichen von Fayes Präsenz in einer Szene. Das Lied ermöglicht ihr nicht nur, ihre räumlichen und zeitlichen Grenzen zu überschreiten und „repräsentiert ihren Gemütszustand, sondern betont sie auch als ein Subjekt, das Musik als Ausdrucks- und Kommunikationsmittel Worten vorzieht“. Insbesondere die kantonesische Übersetzung westlicher Popsongs ist ein beliebter kultureller Weg Wongs, wie die kantonesische Version von „Dreams“ von The Cranberries in „Chungking Express“, Berlins „Take My Breath Away“ in „As Tears Go By“ und die Neuorchestrierung von „Karmacoma“ von Massive Attack in „Fallen Angels“ zeigen.
„Es ist diese Bereitschaft, Einflüsse zu übernehmen, neu zu formulieren und auf die Popkultur zu verweisen, die zu Wongs Status als postmoderner Autor beiträgt und seine Filme in ihrer Ausführung sowohl lokal als auch ,transnational‘ macht. Die rhythmische Präsenz in der Konstruktion der Aufnahmen und das Pastiche exzentrischer audiovisueller Reime und Zufälle spielen auch auf Wongs musikalisches Gespür an“, merkt Elizabeth Wright in ihrem Artikel über Wong Kar-Wai auf sensesofcinema.com an. „Wongs ,MTV-Ästhetik‘, die ein Gleichgewicht zwischen Ton und Bild findet, bewahrt eine Sentimentalität, die weder einem ,leeren‘ Spektakel erliegt, noch zulässt, dass sie einem postmodernen Ethos unterworfen wird.“

Filmographie:

1988: As Tears Go By (Wàngjiǎo kǎmén)  
1990: Days of Being Wild (Āfēi Zhèngzhuàn)
1994: Chungking Express (Chóngqìng Sēnlín)
1994: Ashes of Time (Dōngxié Xīdú / Dung che sai duk)
1995: Fallen Angels (Duòluò Tiānshǐ)
1997: Happy Together (Chūnguāng Zhà Xiè)
2000: In the Mood for Love (Huāyàng Niánhuá)
2004: 2046
2004: Eros (Episode „The Hand“)
2007: My Blueberry Nights
2008: Ashes of Time Redux
2013: The Grandmaster (Yī Dài Zōngshī)
2023-2024: Blossoms Shanghai (TV-Serie, 30 Folgen)

Playlist:

01. Shigeru Umebayashi - Yumeji's Theme (In the Mood for Love) - 03:05 
02. Frankie Chan & Roel A. Garcia - Sensuous Forest (Chungking Express) - 03:18 
03. Frankie Chan & Roel A. Garcia - The Killer #2 (Fallen Angels) - 03:32 
04. 陳洪 & 蔣文躍 - 繁花無憂 (Blossoms Shanghai) - 04:34 
05. Frankie Chan & Roel A. Garcia - Love Theme (Ashes of Time Redux) - 04:38 
06. Peer Raben - Slow Dance for Lover 2 (The Hand) - 03:09 
07. Frankie Chan - 曾經上海 II (Blossoms Shanghai) - 03:21 
08. Xavier Cugat - Perfidia (Days of Being Wild) - 02:56 
09. Michael Galasso - Gun (In the Mood for Love) - 04:03 
10. Frankie Chan & Roel A. Garcia - Day of Anger (Ashes of Time Redux) - 03:21 
11. Peer Raben - Sisyphos at Work (2046) - 04:51 
12. Shigeru Umebayashi - Long Journey (2046) - 04:01 
13. Ennio Morricone - Deborah's Theme from Once Upon a Time in America (The Grandmaster) - 03:32 
14. Ry Cooder - Ely Nevada (My Blueberry Nights) - 02:31 
15. Gustavo Santaolalla - Pajaros (My Blueberry Nights) - 02:22 
16. Frankie Chan & Roel A. Garcia - Rain, Tears, and Sweat (Chungking Express) - 05:08 
17. Peer Raben - Good Times Bad Times (The Hand) - 04:41 
18. Nathaniel Méchaly - Love Theme II (Blossoms Shanghai) - 03:32 
19. Ry Cooder - Bus Ride (My Blueberry Nights) - 02:58 
20. Frankie Chan & Roel A. Garcia - The Killer's Career (Ashes of Time Redux) - 04:06 
21. Frankie Chan - 繁花之深圳 (Blossoms Shanghai) - 03:02 
22. Shigeru Umebayashi - Love Theme II (The Grandmaster) - 03:54 
23. Ry Cooder - Long Ride (My Blueberry Nights) - 03:13 
24. Michael Galasso - Blue (In the Mood for Love) - 05:44 
25. Frankie Chan & Roel A. Garcia - Night Snack (Chungking Express) - 05:10 
26. Shigeru Umebayashi - Manchuria Express (The Grandmaster) - 03:18 
27. Shigeru Umebayashi - Main Theme (2046) - 04:41 
28. Frankie Chan - 黃河路落幕 (Blossoms Shanghai) - 03:50 
29. Xavier Cugat - Jungle Drums (Days of Being Wild) - 02:30 
30. Astor Piazzolla - Milonga for Three (Happy Together) - 05:59

Dienstag, 1. Juli 2025

Playlist #427 vom 13.07.2025 - JAMIE LEE CURTIS Special

Dass Jamie Lee Curtis 2015 in der Serie „Scream Queens“ mitgewirkt hat, ist natürlich ihrem ikonischen Leinwanddebüt als Laurie Strode in John Carpenters Slasher-Klassiker „Halloween“ zu verdanken. Seitdem ist die Tochter der Hollywood-Stars Tony Curtis und Janet Leigh zum Glück nicht wie viele ihrer Kolleginnen auf das Horror-Genre festgelegt gewesen, auch wenn sie in vielen Sequels und Reboots der „Halloween“-Reihe zu sehen war. Stattdessen überzeugte sie in Komödien wie „Die Glücksritter“ und „Ein Fisch namens Wanda“ als auch Krimi- und Action-Komödien wie „True Lies“ und „Knives Out – Mord ist Familiensache“. In der heutigen Sendung gibt es neben der Musik von John Carpenter zu den „Halloween“-Filmen und „The Fog“ auch Jerry Goldsmith, Elmer Bernstein, Trevor Jones, Brad Fiedel, Cliff Eidelman und James Newton Howard zu hören.
Jamie Lee Curtis wurde am 22. November 1958 in Los Angeles als Tochter von Tony Curtis und Janet Leigh geboren, die sich allerdings 1962 scheiden ließen. Wie sie später bekanntgab, sei Tony Curtis nicht daran interessiert gewesen, die Vaterrolle auszufüllen.
Nach seinem Tod erfuhr sie, dass sie und ihre Geschwister in seinem Testament nicht berücksichtigt worden waren. Ihre Mutter heiratete den Börsenmakler Robert Brandt, der sie großzog. Curtis besuchte die Eliteschule Harvard-Westlake und die Beverly Hills High School in Los Angeles und machte 1976 ihren Abschluss an der Choate Rosemary Hall in Wallingford, Connecticut. 1976 kehrte sie nach Kalifornien zurück und studierte Jura an der Alma Mater ihrer Mutter – der University of the Pacific in Stockton, Kalifornien, brach das Studium jedoch nach einem Semester ab, um eine Schauspielkarriere zu verfolgen. Ihren ersten Fernsehauftritt hatte sie in der Folge „Todessymphonie“ der Fernsehserie „Columbo“ als Kellnerin, bevor sie 1977 in 23 Folgen der Fernsehserie „Unternehmen Petticoat“ als Lt. Barbara Duran zu sehen war. 
Ihre erste Filmrolle hatte sie im ersten Teil der „Halloween“-Reihe von John Carpenter; dort spielte sie die Hauptrolle der Laurie Strode und wurde anschließend als Scream-Queen weltberühmt, denn auch in den frühen 1980er Jahren war sie immer wieder als verfolgte Heldin zu sehen, die schrille Schreckensschreie ausstößt, so in dem kanadischen Horrorfilm „Prom Night – Die Nacht des Schlächters“ und dem 1979 entstandenen „Monster im Nachtexpress“, dem Regiedebüt von Roger Spottiswoode.
1980 spielte sie in John Carpenters „The Fog“ abermals eine Hauptrolle, bevor sie ein Jahr später neben Stacy Keach in „Truck Driver“ von Regisseur Richard Franklin besetzt wurde. Für die Fortsetzung von „Halloween“ schrieben Debra Hill und John Carpenter zwar wiederum das Drehbuch, die Regie übernahm allerdings Rick Rosenthal.
Erst 1983 gelang es Curtis, sich vom Image der „Scream-Queen“ zu lösen und sich als Komödiantin und Charakterdarstellerin zu etablieren. In der Komödie „Die Glücksritter“ sah man sie als die Prostituierte Ophelia. Für ihre Nebenrolle erhielt sie den British Academy Film Award (BAFTA Award) als beste Nebendarstellerin. Bis Mitte der 1990er-Jahre war sie in zahlreichen Kinohits zu sehen, sie zählte zu den erfolgreichsten weiblichen Hollywoodstars dieser Zeit. In den 1980er-Jahren erhielt sie zeitweilig den Beinamen „The Body“.
1985 spielte sie an der Seite von John Travolta in dem Filmdrama „Perfect“ eine Aerobiclehrerin. Neben Ray Liotta (als Eugene Luciano) und Tom Hulce (als Dominick Luciano) sah man Curtis in dem Film „Dominick & Eugene“. 1988 war sie in der Komödie „Ein Fisch namens Wanda“ neben John Cleese und Kevin Kline in der titelgebenden Rolle der Juwelendiebin Wanda zu sehen, die den Männern den Kopf verdreht und sie trickreich für ihre Zwecke manipuliert. Der Film avancierte zu einem weltweiten Hit und zu einem Klassiker der Filmkomödie. Für ihre schauspielerische Leistung war Curtis bei den Globes und den BAFTA Awards jeweils als beste Hauptdarstellerin nominiert. 
Curtis wirkte in „My Girl“ und der Fortsetzung „My Girl 2“ ebenso mit wie in Kathryn Bigelows Thriller „Blue Steel“ (1990), dem 1991 erschienenen Film „Geboren in Queens“ und Steven Miners Drama „Forever Young“ (1992).
Als Rechtsanwaltsfachangestellte und Ehefrau des Agenten Harry Tasker (gespielt von Arnold Schwarzenegger) wirkte sie in James Camerons „True Lies – Wahre Lügen“ (1994) mit. Für diese Nebenrolle in der Actionkomödie erhielt sie eine Nominierung bei den Screen Actors Guild Awards und wurde mit einem Golden Globe, einem Saturn- und einem American Comedy Award ausgezeichnet.
Mit John Cleese und Kevin Kline stand sie 1996 ein weiteres Mal vor der Kamera, als Willa Weston in dem Film „Wilde Kreaturen“, der zahlreiche Anspielungen auf „Ein Fisch namens Wanda“ enthält, aber nicht an den Erfolg des Vorgängerfilms anknüpfen konnte. Zwanzig Jahre nach ihrem Durchbruch verkörperte sie ein weiteres Mal Laurie Strode in „Halloween H20“, die mittlerweile als Schuldirektorin und Mutter von John Strode (Josh Hartnett) unter neuem Namen in Kalifornien lebt. Im selben Jahr folgten die Filme „Virus – Schiff ohne Wiederkehr“ und „Homegrown“ von Stephen Gyllenhaal.
In der Krimikomödie „Der Fall Mona“ spielte sie neben Danny DeVito, Casey Affleck, Bette Midler und Neve Campbell. 2001 verkörperte Curtis Louisa Pendel, die Ehefrau des Schneiders Harold Pendel (Geoffrey Rush) und Mutter von Mark (Daniel Radcliffe), die sich mit dem britischen Spion Andrew Osnard (Pierce Brosnan) in John BoormansDer Schneider von Panama“ anfreunden.
2002 verkörperte sie erneut die Rolle der Laurie Strode in der „Halloween“-Fortsetzung „Halloween: Resurrection“, in der sie am Beginn von ihrem immer noch lebenden Bruder Michael Myers vom Dach eines Sanatoriums geworfen wird und dabei ums Leben kommt.
Mit Lindsay Lohan erhielt sie eine Hauptrolle als Tess Coleman in der Filmkomödie „Freaky Friday“ von Regisseur Mark Waters. Dafür war sie bei den Saturn Awards, den Golden Globe Awards und den Satellite Awards erneut als beste Hauptdarstellerin nominiert.
Es folgten die Komödien „Verrückte Weihnachten“ (2004), „The Kid & I“ (2005), „Beverly Hills Chihuahua“ (2008) und „Du schon wieder“ (2010), ehe sich Curtis vermehrt Fernsehproduktionen zuwandte. So war sie in „New Girl“ als Mutter von Zooey Deschanel und in den Serien „Navy CIS“ und „Scream Queens“ zu sehen.
Ab 2018 war sie in der nun von David Gordon Green inszenierten Neuverfilmung der „Halloween“-Reihe erneut in der Rolle der Laurie Strode zu sehen, auch in den Fortsetzungen „Halloween Kills“ (2021) und „Halloween Ends“ (2022). Ihr Auftritt als exzentrische Steuerfahnderin Deirdre Beaubeirdre in dem gefeierten Fantasy-Abenteuerfilm „Everything Everywhere All at Once“ (2022) brachte ihr im Jahr 2023 einen Oscar und eine Nominierung für den Golden Globe Award ein.
Neben ihrer Arbeit als Schauspielerin ist Curtis seit 1993 auch als Autorin von Kinderbüchern erfolgreich. Sie und ihr Mann haben zwei Kinder adoptiert. Eines der Kinder hat sich 2020 als transgender geoutet und trägt nunmehr den Namen Ruby Guest. Nach dem Gewinn des Oscars 2023 gab Curtis bekannt, ihre Trophäe mit den im Englischen geschlechtsneutralen Pronomen „they/them“ zu bezeichnen. Sie verstehe dieses Zeichen als Unterstützung für Ruby.
Zuletzt war Jamie Lee Curtis in Eli Roths Dark-Action-Fantasy-Komödie „Borderlands“, in Gia Coppolas Drama „The Last Showgirl“ (2024) und in dem neuen Star-Trek-Film „Star Trek: Sektion 31“ sehen.
 

Filmografie:

1977: Quincy (Quincy, M. E., Fernsehserie, Folge 2x04: Willkommen im Paradies)
1977: Columbo: Todessymphonie (The Bye-Bye Sky High IQ Murder Case, Fernsehreihe)
1977: Unternehmen Petticoat (Operation Petticoat – Life in the Pink, Fernsehserie, 23 Folgen)
1978: Drei Engel für Charlie (Charlie’s Angels, Fernsehserie, Folge 3x06: Nur Verlierer müssen gewinnen)
1978: Halloween – Die Nacht des Grauens (Halloween)
1979: Buck Rogers (Fernsehserie, Episode 9 Ein tödliches Wagnis, Orig.: Unchained Woman)
1980: Monster im Nachtexpreß (Terror Train)
1980: Prom Night – Die Nacht des Schlächters (Prom Night)
1980: The Fog – Nebel des Grauens (John Carpenter’s The Fog)
1981: Truck Driver (Roadgames)
1981: Halloween II – Das Grauen kehrt zurück (Halloween II)
1983: Die Glücksritter (Trading Places)
1983: Hörig (Love Letters)
1984: Speedway Trio (Grandview, U.S.A)
1985: Perfect
1987: Schweigende Stimmen (Amazing Grace and Chuck)
1987: A Man in Love (Un homme amoureux)
1988: Dominick & Eugene (Dominick and Eugene)
1988: Ein Fisch namens Wanda (A Fish Called Wanda)
1989–1992: Alles außer Liebe (Anything but Love, Fernsehserie, 56 Folgen)
1990: Blue Steel
1991: My Girl – Meine erste Liebe (My Girl)
1991: Geboren in Queens (Queens Logic)
1992: Forever Young
1993: My Girl 2 – Meine große Liebe (My Girl II)
1994: Tödliche Absichten (Mother’s Boys)
1994: True Lies – Wahre Lügen (True Lies)
1996: Hausarrest (House Arrest)
1996: Verlorene Träume (The Heidi Chronicles, Fernsehfilm)
1996: Wilde Kreaturen (Fierce Creatures)
1997: Nicholas – Ein Kinderherz lebt weiter (Nicholas’ Gift, Fernsehfilm)
1998: Homegrown
1998: Halloween H20 (Halloween H20: Twenty Years Later)
1999: Virus – Schiff ohne Wiederkehr (Virus)
2000: Der Fall Mona (Drowning Mona)
2000: Schweine nebenan (Pigs Next Door, Fernsehserie, Folge 1x01, Stimme)
2001: Der Schneider von Panama (The Tailor of Panama)
2001: Daddy and them – Durchgeknallt in Arkansas (Daddy and Them)
2002: Halloween: Resurrection
2003: Freaky Friday – Ein voll verrückter Freitag (Freaky Friday)
2004: Verrückte Weihnachten (Christmas with the Kranks)
2005: The Kid & I
2008: Beverly Hills Chihuahua
2010: Du schon wieder (You Again)
2012: Navy CIS (NCIS, Fernsehserie, 5 Folgen)
2012: 8 (8, the Play)
2012–2018: New Girl (Fernsehserie, 6 Folgen)
2014: Veronica Mars
2014: Only Human (Fernsehfilm)
2015: Spare Parts
2015–2016: Scream Queens (Fernsehserie, 23 Folgen)
2018: Halloween
2018: The Pages 
2019: Knives Out – Mord ist Familiensache (Knives Out)
2020: Archer (Fernsehserie, 2 Folgen)
2021: Halloween Kills
2022: Everything Everywhere All at Once
2022: Halloween Ends
2023: Geistervilla (Haunted Mansion)
2023: The Bear: King of the Kitchen (Fernsehserie, 6 Folgen)
2024: Borderlands
2024: The Last Showgirl
2024: The Sticky (Fernsehserie, 2 Folgen)
2025: Star Trek: Sektion 31

Playlist:

01. John Carpenter - End Credits (Halloween) - 03:33 
02. John Carpenter - Theme From The Fog (The Fog) - 05:07 
03. Trevor Jones - Nick Runs To Hospital (Dominick & Eugene) - 04:18 
04. Jerry Goldsmith - End Credits (Fierce Creatures) - 03:35 
05. Elmer Bernstein - Your Breakfast Sir / Good Morning / Dukes (Trading Places) - 03:42 
06. Cliff Eidelman - Orchestral Suite (My Girl 2) - 06:39 
07. James Newton Howard - Theme From My Girl (My Girl) - 03:35 
08. Jerry Goldsmith - Love Theme From Forever Young (Forever Young) - 04:06 
09. Elmer Bernstein - Home Town (Amazing Grace and Chuck) - 05:25 
10. Georges Delerue - Epilogue (Un homme amoureux) - 04:36 
11. John Du Prez - Love Theme (A Fish Called Wanda) - 03:18 
12. Rolfe Kent - Suite (Freaky Friday) - 03:51 
13. Joel McNeely - Another Ship (Virus) - 04:17 
14. Brad Fiedel - End Credits Theme (Blue Steel) - 03:35 
15. Brad Fiedel - Main Title / Harry Makes His Entrance (True Lies) - 02:41 
16. John Carpenter, Cody Carpenter & Daniel Davies - The Procession (Halloween Ends) - 03:03 
17. Steve Jablonsky - Lilith Remembers (Borderlands) - 03:22 
18. Kris Bowers - I'll Talk to Him (Haunted Mansion) - 02:51 
19. Shaun Davey - The Ambassador, the Chase and the Helicopters (The Tailor of Panama) - 07:16 
20. John Ottman - Main Title (Halloween: Twenty Years Later) - 03:18 
21. Jerry Goldsmith - Reunited (Forever Young) - 07:44 
22. Trevor Jones - Departure (Dominick & Eugene) - 04:00 
23. Elmer Bernstein - Chuck and Dad (Amazing Grace and Chuck) - 04:17 
24. Nathan Johnson - The Game's Afoot (Knives Out) - 03:59 
25. Jeff Russo - Philippa Returns (Star Trek: Section 31) - 03:16 
26. Son Lux - Evelyn Everywhere (Everything Everywhere All at Once) - 03:28 
27. John Du Prez - Suite (A Fish Called Wanda) - 15:10

Sonntag, 22. Juni 2025

Playlist #426 vom 29.06.2025 - J.T. WALSH (1943-1998) Special

Auch wenn er so gut wie nie in der ersten Reihe stand, hinterließ der US-amerikanische Schauspieler J.T. Walsh (1943-1998) mit seinen Engagements immer einen nachhaltigen Eindruck beim Publikum und arbeitete im Verlauf seiner viel zu früh beendeten Karriere mit namhaften Regisseuren wie Woody Allen, Wolfgang Peterson, Oliver Stone, Barry Levinson, David Mamet, Peter Hyams, Rob Reiner, Ron Howard, William Friedkin und John Dahl zusammen. Zu seinen eindringlichsten Rollen zählt fraglos die des Bösewichts in Jonathan Mostows Thriller „Breakdown“ mit Kurt Russell in der Hauptrolle, mit dem er zuvor bereits in „Tequila Sunrise“, „Backdraft“ und „Einsame Entscheidung“ gemeinsam vor der Kamera stand. In der heutigen Sendung gibt es neben den Soundtracks zu diesen vier Filmen zudem Musik von Graeme Revell, Jerry Goldsmith, Randy Newman, Howard Shore, James Newton Howard und vielen mehr zu hören.
J.T. Walsh wurde am 28. September 1943 als James Thomas Patrick Walsh in San Francisco, Kalifornien, geboren. Sein strenger Vater schickte James ebenso wie seinen Bruder Christopher auf das Jesuiten-Internat Clongowes Wood College in Irland, dem Land ihrer Vorfahren. James verbrachte als Sohn eines zivilen Rechnungsprüfers des Militärs sieben Jahre seiner Kindheit auf einer Militärbasis in München und dann in Stuttgart. Dort verbrachte James sechs Jahre, die ihn prägten.
Mit 19 Jahren begann er ein Studium an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Als sein Vater 1962 an einem Hirntumor starb, zog die Familie zurück in die USA nach Rhode Island, wo seine Mutter aufgewachsen war. Dort begann Walsh an der University of Rhode Island zu studieren, an der er in vielen Theateraufführungen mitwirkte. Zu dieser Zeit war er Präsident der Students for a Democratic Society („Studenten für eine demokratische Gesellschaft“), einer Organisation, die aus der Antikriegsbewegung der 1960er Jahre hervorging.
Nach seinem abgeschlossenen Studium der Gesellschaftswissenschaften arbeitete Walsh sowohl als Sozialarbeiter, Verkäufer von Enzyklopädien, Grundschullehrer, Journalist wie auch als Restaurantleiter und als Barkeeper in einem der besten Fischrestaurants in Manhattan. Erst im Alter von 30 Jahren begann er seine Karriere als Schauspieler zunächst in Off-Broadway-Stücken, nachdem er 1974 von einem Theaterregisseur entdeckt worden war.
Eine seiner ersten Filmrollen hatte er erst 1983 im Alter von 39 Jahren in dem Film „Kopfjagd“. Seinen Durchbruch hatte er 1984 am Broadway als einer der korrupten Immobilienmakler in dem Stück „Glengarry Glen Ross“ von David Mamet.
In den folgenden fünfzehn Jahren wirkte Walsh als vielbeschäftigter Schauspieler in über 50 Fernseh- und Spielfilmen sowie in zahlreichen Fernsehserien mit - u. a. in der mit einem Emmy ausgezeichneten Serie „Dark Skies – Tödliche Bedrohung“.
Der berühmte und einflussreiche US-amerikanische Fernsehkritiker Leonard Maltin charakterisierte Walshs Rollen einmal als die eines „angestellten, stillen, boshaften Widerlings“. In diesem Sinne verkörperte er meist unfreundliche, cholerische oder intrigante Charaktere. Walsh äußerte sich einmal so, dass er hoffe, dem Beispiel des Schauspielers Gene Hackman folgen zu können und auch für komplexer strukturierte Figuren und substanziellere Rollen besetzt zu werden.
Zu seinen bekanntesten Rollen zählen die des Lt. Col. Matthew Markinson in Rob Reiners „Eine Frage der Ehre” (1992) und des Sgt. Major Dickerson in „Good Morning, Vietnam“ (1987).
1996 spielte er den psychisch kranken Patienten Charles Bushman in Billy Bob Thorntons Drama „Sling Blade“. Walsh verkörperte zudem drei tatsächlich lebende Figuren – den Journalisten Bob Woodward in „Wired“ (1989), den Teamsters-Präsidenten Frank Fitzsimmons in „Hoffa“ (1992) und Richard Nixons Berater John Ehrlichman in „Nixon“ (1995).
1997 war er für seine Verkörperung des Ray Percy in dem Fernsehfilm „Hope“ als Bester Nebendarsteller für einen Emmy nominiert. 
Im gleichen Jahr spielte er als Antagonist von Kurt Russell in Jonathan Mostows Entführungsthriller „Breakdown“ einen mordenden Truckfahrer.
In seinem letzten Lebensjahr wirkte Walsh u. a. in den Filmen „Das Todeskomplott“, „Pleasantville – Zu schön, um wahr zu sein“ und in dem Thriller „Verhandlungssache“ mit. In Erinnerung an ihn wurden ihm diese Filme auch postum gewidmet. Auch den Film „Outside Ozona“ widmete man ihm, da er ursprünglich die Rolle des Odell Parks hatte spielen sollen, jedoch kurz vor Produktionsbeginn verstarb. Walsh wurde danach durch Robert Forster ersetzt.
Walsh, der fließend Deutsch sprach, starb während eines Urlaubs im Alter von 54 Jahren an Herzversagen. Während der 70. Academy-Award-Verleihung widmete Jack Nicholson seinen dritten Oscar, den er für seine Darstellung in der Filmkomödie „Besser geht’s nicht“ erhalten hatte, unter anderem J.T. Walsh.

Filmografie:

1982: Kleine Gloria – Armes reiches Mädchen (Little Gloria… Happy at Last)
1983: Kopfjagd (Eddie Macon’s Run)
1984: Harte Pfeile – Mitten ins Herz (Hard Choices)
1984: The Beniker Gang
1984: The Edge of Night (TV-Serie, 9 Folgen)
1985: Das Recht zu töten (Right to Kill?, Fernsehfilm)
1986: Hannah und ihre Schwestern (Hannah and Her Sisters)
1986: Power – Der Weg zum Ruhm (Power)
1987: Good Morning, Vietnam
1987: Tin Men
1987: Haus der Spiele (House of Games)
1988: Tequila Sunrise
1988: Im Schatten der Götter (Windmills of the Gods, TV-Mini-Serie)
1988: Wo Bitte geht’s zum Knast (Things Change)
1989: John Belushi – Sex & Drugs in Hollywood (Wired)
1989: The Big Picture
1989: Dad
1990: Moon 44
1990: Misery
1990: Das Russland-Haus (The Russia House)
1990: Why me? – Warum gerade ich? (Why Me?)
1990: Crazy People
1990: Narrow Margin – 12 Stunden Angst (Narrow Margin)
1990: Grifters (The Grifters)
1991: Iron Maze – Im Netz der Leidenschaft (Iron Maze)
1991: Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen (Backdraft)
1991: Der große Blonde mit dem schwarzen Fuß (True Identity)
1991: Wehrlos (Defenseless)
1992: Contact (Kurzfilm)
1992: Eine Frage der Ehre (A Few Good Men)
1992: Jimmy Hoffa (Hoffa)
1992: Im Schatten eines Mörders (In the Shadow of a Killer)
1992: The Prom
1993: Red Rock West
1993: Loaded Weapon 1 (National Lampoon’s Loaded Weapon 1)
1993: In einer kleinen Stadt (Needful Things)
1993: Morgen früh, so Gott will… (Morning Glory)
1993: Die Stunde der Wahrheit (The American Clock, Fernsehfilm)
1993: Sniper – Der Scharfschütze (Sniper)
1993: Partners (Fernsehfilm)
1994: Blue Chips
1994: Der Klient (The Client)
1994: Die letzte Verführung (The Last Seduction)
1994: Das Wunder von Manhattan (Miracle on 34th Street)
1994: Hilfe, ich liebe einen Filmstar (Star Struck, Fernsehfilm)
1994: Stummer Schrei (Silent Fall)
1995: Nixon
1995: Outbreak – Lautlose Killer (Outbreak)
1995: Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI (The X-Files, Fernsehserie, Folge 3×05 Die Liste)
1995: Charlie’s Ghost (Fernsehfilm)
1995: The Low Life
1995: Tage der Angst (Black Day, Blue Night)
1995: Innocent Babysitter (The Babysitter)
1995: Blutspur durch St. Petersburg (Sacred Cargo)
1996: Dark Skies – Tödliche Bedrohung (Dark Skies, TV-Serie, 19 Folgen)
1996: Sling Blade – Auf Messers Schneide (Sling Blade)
1996: Täter Unbekannt (Persons Unknown)
1996: The Little Death
1996: Killer Cops – Mörder in Uniform (Gang in Blue, Fernsehfilm)
1996: Einsame Entscheidung (Executive Decision)
1997: Hope
1997: Breakdown
1998: Pleasantville – Zu schön, um wahr zu sein (Pleasantville)
1998: Verhandlungssache (The Negotiator)
1998: Das Todeskomplott (Hidden Agenda) 

Playlist:


01. Basil Poledouris - Earl's Truck By / Photos / No Help (Breakdown) - 04:11 
02. Alex North  - The Village (Good Morning Vietnam) - 03:52 
03. Dave Grusin - Tequila Dreams (Tequila Sunrise) - 04:17 
04. Cliff Eidelman - Kathy Talks About Adam (Crazy People) - 03:01 
05. Elmer Bernstein - Enddings (The Grifters) - 04:44 
06. Marc Shaiman - Number One Fan (Misery) - 06:39 
07. Jerry Goldsmith - The Family Arrives (The Russia House) - 07:43 
08. Howard Shore - The End (The Client) - 03:39 
09. Bruce Broughton - Susan's Christmans Wish (Miracle on the 34th Street) - 03:07 
10. James Horner - Taking Dad Home (Dad) - 06:40 
11. James Newton Howard - Nobody Leaves Town / E-1101 / Quiet Streets (Outbreak) - 03:15 
12. Jerry Goldsmith - Drill Team (Executive Decision) - 05:39 
13. Marc Shaiman - Honor (A Few Good Men) - 03:47 
14. Bruce Broughton - No Carol For Wooton (Narrow Margin) - 03:36 
15. Joel Goldsmith - So Long Felix (Moon 44) - 04:08 
16. Hans Zimmer - Show Me Your Firetruck / She's Hot and Smokey / Tim Burns (Backdraft) - 05:55 
17. John Williams - The 1960's: The Turbulent Years (Nixon) - 05:03 
18. David Newman - Hoffa End Credits (Hoffa) - 08:06 
19. Patrick Doyle - End Titles (Needful Things) - 03:54 
20. Graeme Revell - End Game (The Negotiator) - 05:21 
21. Randy Newman - A New Day (Pleasantville) - 05:03 
22. Howard Shore - The Boathouse (The Client) - 08:54 
23. James Horner - Goodbyes (Dad) - 09:09

  © Blogger template Brooklyn by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP