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Samstag, 18. Januar 2025

Playlist #415 vom 26.01.2025 - DAVID LYNCH (1946-2025) Special

Mit außergewöhnlichen, verschiedene Filmgenres miteinander verbindenden Werken wie „Eraserhead“, „Der Elefantenmensch“, „Blue Velvet“, „Lost Highway“, „Mulholland Drive“ und natürlich der wegweisenden Fernsehserie „Twin Peaks“ avancierte David Lynch zu einem der meistverehrten und einflussreichsten Filmemacher. Aber auch als Schauspieler, Maler, Fotograf, Komponist und zuletzt auch Möbeldesigner hinterließ der vielseitige Künstler seine Spuren. Nun starb der vierfach Oscar-nominierte und 2019 mit einem Ehrenoscar für sein Lebenswerk ausgezeichnete Lynch am 15. Januar 2025 im Alter von 78 Jahren. In der heutigen Sendung zum Gedenken an diesen vielschichtigen Künstler gibt es nicht nur die Musik zu seinen Kinofilmen und der großartigen Serie „Twin Peaks“ zu hören, sondern auch Auszüge aus seinen Soloarbeiten und Kollaborationen mit Künstlern wie Dean Hurley, Jocelyn Montgomery, Chrystabell, John Neff und Marek Zebrowski

David Lynch © by Josh Telles
Der am 20. Januar 1946 in Missoula, Montana, als Sohn eines Agrarwissenschaftlers und einer Sprachlehrerin geborene David Keith Lynch wuchs mit seinen jüngeren Geschwistern John und Martha in kleinen Orten in Washington, North Carolina und Idaho auf und erlebte nach eigenen Angaben wohl eine unbeschwerte Kindheit.
Der engagierte Pfadfinder liebte das Leben in der Kleinstadt, Filme wie „Glut unter der Asche“ (1957) und die Filmmusiken von Henry Mancini („The Pink Panther“, „Wait Until Dark“). 1960 ließen sich die Eltern endgültig in Alexandria in Virginia nieder. Der 14-jährige Lynch wurde als Schüler der Francis C. Hammond High School Pfadfinder (Eagle Scout) und entwickelte nebenher bleibende Begeisterung für die Malerei. 
Trotz seines bayerischen Onkels, der als Maler in München tätig war, sah er darin jedoch keine aussichtsreiche Zukunft. Der Vater seines Schulfreunds Toby Bushnell Keeler brachte ihn schließlich auf andere Gedanken: Der professionelle Maler bot Lynch und dessen Freund Jack Fisk einen Raum in seinem Studio in Georgetown zur Untermiete an. Die beiden nahmen an und konnten ihrer Kreativität somit freien Lauf lassen. Während dieser Zeit pendelte Lynch am Wochenende nach Washington D.C., wo er Kurse an der Corcoran School of Art besuchte. Es sollte schließlich ein Buch sein, auf das ihn Bushnell Keeler aufmerksam gemacht hatte und das Lynch den Traum vom Künstlerdasein leben ließ: „The Art Spirit“ von Robert Henri
1964 schrieb sich David Lynch nach seinem Highschool-Abschluss an der Boston Museum School für ein Kunststudium ein. Es folgte ein Studium an der Pennsylvania Academy of Fine Arts (1965-1967), die Heirat mit seiner Kommilitonin Margret „Peggy“ Reavey (1967) und ein Jahr später die Geburt der Tochter Jennifer Chambers Lynch, die später selbst Filme drehen sollte („Boxing Helena“).
Aus Platzmangel zog die Familie in ein Haus, das Lynch für 3.500 US-Dollar erworben hatte, das jedoch äußerst heruntergekommen war und in einer sehr armen Wohngegend lag. Lynch wurde mit der Zeit bewusst, dass der Malerei zwei wichtige Elemente fehlten, nach denen er sich insgeheim sehnte: Bewegung und Ton. 
Zusammen mit seiner Familie und seinen Freunden Alan Splet und Jack Fisk zog er 1970 nach Los Angeles um, wo seine künstlerische Karriere Fahrt aufnahm. Während seines Studiums drehte Lynch mit „Six Figures Getting Sick“ (1967) seinen ersten, einminütigen Kurzfilm, auf den 1968 das vierminütige „The Alphabet“ folgte, einer Kombination von Trick- und Realfilm, in der Lynchs Frau Peggy eine Frau spielt, die die Buchstaben des Alphabets verschluckt und schließlich einen Schwall von Blut auf ein jungfräulich weißes Bett erbricht.
Nachdem 1969 seine Bilder als Maler in der Paley Library Galerie in Philadelphia ausgestellt wurden, begann Lynch einen Kurs am Center for Advanced Film Studies und drehte dort seinen nächsten Kurzfilm „The Grandmother“. Nach seiner erfolgreichen Aufnahme am American Film Institute (AFI) bekam Lynch für sein nächstes Projekt ein Budget von 10.000 US-Dollar zur Verfügung. Zum Filmteam gehörten der Sounddesigner Alan Splet, Produktionsleiterin Doreen G. Small und Kameramann Herbert Cardwell. Um Musik, Dekor, Szenenbild und Schnitt wollte sich Lynch selbst kümmern. 
Als 1972 mit den Dreharbeiten begonnen wurde, rechnete das Filmteam noch mit rund sechs Wochen, doch die Arbeit zog sich auch nach einem Jahr weiter hin. Nachdem Kameramann Cardwell aus finanziellen Gründen nach neun Monaten die Produktion verlassen musste, wurde er durch Frederick Elmes ersetzt. Als das Geld vom AFI aufgebraucht war, stellte man Lynch zwar weiterhin die technischen Mittel zur Verfügung, doch Lynch musste sich selbst um die weitere Finanzierung der Dreharbeiten. Lynch geriet daraufhin in tiefe Verzweiflung. 
Nach einjähriger Drehpause konnte die Produktion im Mai 1974 fortgesetzt werden, als es Lynch gelang, sich Geld von Freunden und Familie zu borgen. Als Lynch und Splet von dem AFI schließlich vor die Tür gesetzt wurden, richteten sie sich daraufhin ein Tonstudio in einer Garage ein, wo von Sommer 1975 bis Frühling 1976 am Ton und Soundtrack zu „Eraserhead“ gearbeitet wurde. „Eraserhead“ hatte schließlich 1977 Premiere und es dauerte nicht lange, bevor sich die albtraumhafte Story mit Jack Nance in der Hauptrolle zum veritablen Kultfilm entwickelte. „Eraserhead“ wurde maßgeblich von seinem Lebensgefühl geprägt, in armen Wohngegenden und ständiger Angst leben zu müssen.
Motiviert durch seine neue Frau Mary Fisk, reichte Lynch seinen Film bei dem Los Angeles Film Festival Filmex ein. Dort wurde „Eraserhead“ am 19. März 1977 in einer 108-minütigen Fassung uraufgeführt, die Lynch im Nachhinein auf 89 Minuten kürzte. Noch im selben Jahr im Herbst wurde der Film im Cinema Village in New York City aufgeführt. Nach einem beschwerlichen Start wurde „Eraserhead“ zu einem Mitternachts-Underground-Geheimtipp und lief bis 1982 in 17 US-amerikanischen Städten mit einer Anzahl von 32 Kopien. 
Die Rezensionen fielen überwiegend positiv aus und sahen in „Eraserhead“ einen „künstlerisch ambitionierte[n] Film“, der in der Tradition des europäischen Autorenkinos stehe und dem Surrealismus und Expressionismus nahe komme. Der Film bedeutete Lynchs künstlerischen Durchbruch und gilt heute als Kultfilm. 
Als Stuart Cornfeld, der von „Eraserhead“ begeistert war, geeignete Projekte für die von Mel Brooks neugegründete Produktionsfirma Brooksfilms suchte und auf das Drehbuch „The Elephant Man“ von Christopher De Vore und Eric Bergren stieß, schlug er Lynch vor, die Geschichte zu verfilmen, wovon Lynch sehr angetan war: 
„Dieser Stoff schien mir nicht nur als zweiter Film nach ,Eraserhead‘ ideal zu sein, sondern auch als Gelegenheit, im Mainstream Fuß zu fassen, ohne sofort größere Kompromisse machen zu müssen“. 
Die Dreharbeiten fanden von 1979 bis 1980 in den Lee-International-Studios in Wembley, London, mit einem Budget von 5 Millionen US-Dollar statt. Gefilmt wurde in Schwarzweiß und CinemaScope. 
„Der Elefantenmensch“ (1980) basiert auf der realen Geschichte von Joseph Merrick, der von Geburt an unter schweren Deformationen seines Körpers litt, die seine Gestalt und sein Gesicht völlig entstellten. Der Film feierte am 3. Oktober 1980 in New York City seine Weltpremiere und spielte allein in den USA mit 26 Millionen US-Dollar mehr als das Fünffache der Produktionskosten wieder ein. 
1981 wurde „Der Elefantenmensch“ für acht Oscars nominiert. Lynch galt folglich als eines der „vielversprechendsten neuen Talente des Hollywood-Establishments“. Anschließend wurde Lynch sowohl von George Lucas für „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ als auch von Dino De Laurentiis für eine Adaption des Science-Fiction Romans „Dune“ von Frank Herbert umworben, wofür sich Lynch entschied. 
Die Dreharbeiten begannen am 30. März 1983 und endeten Anfang Januar 1984. Für Lynch wurde „Der Wüstenplanet“ der erste Spielfilm in Farbe. Die Kosten für den zunächst dreieinhalb Stunden langen Science-Fiction-Film beliefen sich auf 52 Millionen US-Dollar, doch die Produzenten forderten Lynch auf, den Film auf etwa zwei Stunden zusammen zu schneiden: 
„Ich hatte ‚Dune‘ nicht im Griff. Ich machte den Film für die Produzenten, nicht für mich selbst. Deshalb ist das Recht auf den Final Cut so wichtig. Nur eine Person kann der Filter für das Ganze sein.“ Damals wurde „Dune“ von Kritikern weitgehend verrissen, seinen Ruf als Ausnahmeregisseur hatte Lynch so gut wie verloren. Damit stand auch die für Januar 1985 geplante Vorproduktion von „Blue Velvet“ auf der Kippe. Dino De Laurentiis ermöglichte ihm schließlich doch die Realisierung von „Blue Velvet“, nicht zuletzt, weil er in dem Drehbuch, das Lynch bereits drei Jahre zuvor geschrieben hatte, die Gelegenheit witterte, an dem Publikumserfolg von ebenso existentiell tiefsinnigen Filmen wie „The Outsider“ (1983) oder „Rumble Fish“ (1983) von Francis Ford Coppola anzuknüpfen. Er schlug Lynch vor, dessen Gehalt und Budget zu kürzen. Im Gegenzug überließe er ihm die künstlerische Kontrolle. Lynch akzeptierte und bekam so die ihm wichtige künstlerische Freiheit, das Recht auf den Endschnitt und die Zusage, dass sich die Produzenten nicht mehr einmischen würden. 
In „Blue Velvet“ spielt „Dune“-Star Kyle MacLachlan den jungen Collegestudenten Jeffrey Beaumont, der in der idyllischen Kleinstadt Lumberton ein abgetrenntes Ohr auf dem Rasen findet. Zusammen mit der adretten Polizistentochter Sandy (Laura Dern) begibt sich Jeffrey auf die Spurensuche und trifft auf die mysteriöse Nachtclubsängerin Dorothy (Isabella Rossellini) und den drogensüchtigen Sadisten Frank (Dennis Hopper).
,Blue Velvet‘ führt unter die Oberfläche einer amerikanischen Kleinstadt, aber es ist auch eine Reise ins Unterbewusstsein oder an einen Ort, wo man mit Dingen konfrontiert wird, denen man sich normalerweise nicht stellt. Einer der Tonleute meinte, der Film sei wie eine Mischung aus Norman Rockwell und Hieronymus Bosch. Die Reise führt so tief hinunter, wie es nur geht, und dann wieder hinauf an die Oberfläche“, gibt Lynch nicht nur seine Interpretation von „Blue Velvet“, sondern quasi von fast all seinen Filmen. 
„Blue Velvet“ war zugleich der Beginn der äußerst fruchtbaren, weit über das normale Regisseur-Komponisten-Arbeitsverhältnis hinausgehenden Zusammenarbeit zwischen David Lynch und dem 1937 geborenen Angelo Badalamenti, der erst über einige Umwege zur Filmmusik kam. 
David Lynch beschrieb die Zusammenarbeit mit seinem Hauskomponisten einmal so: „Angelo Badalamenti hat mich mit der Welt der Musik vertraut gemacht. Er schreibt die Musik und ich die Texte. Wir unterhalten uns über die Atmosphäre, die Worte beeinflussen die Melodie und umgekehrt. Das zählt zu den glücklichsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe. Es war, als bliebe die Zeit stehen. All diese Tätigkeiten - das Schreiben des Drehbuchs, die Regie, die Musik - hängen für mich zusammen, und jede davon liefert mir Ideen für die anderen. Aus der Arbeit an der Musik ziehe ich Inspiration für die Regie.“
Neben seinen Arbeiten am Film hatte er viel gemalt und gezeichnet. Bei den Dreharbeiten zu „Blue Velvet“ hatte er (Isabella Rossellini) kennengelernt, mit der er bis 1990 zusammen blieb. Sie mochte seine Bilder und gab den Anstoß für einige Ausstellungen zu Lynchs Werken: Zwischen 1987 und 1989 wurden dessen Gemälde in verschiedenen US-amerikanischen Galerien ausgestellt. Außerdem gestaltete Lynch 1987 die Statuette für den Rossellini Award und gab ab 1983 jede Woche einmal den Comic-Strip „The Angriest Dog in the World“ im Los Angeles Reader und anderen Zeitungen heraus. 
Darüber hinaus übernahm Lynch eine Nebenrolle als Liebhaber der von Rossellini verkörperten Hauptrolle in „Zelly and Me“ (1988) von Tina Rathborne
1986 lernten sich David Lynch und Mark Frost kennen und entwickelten nach einigen verworfenen Ideen zu einer Soap Opera, in der ein Mord die Grundlage für die ganze Geschichte bilden sollte. Handlungsort sollte eine Kleinstadt im Norden der USA sein, die laut einer Karte, die Frost zeichnete, zwischen zwei Bergen lag, so dass das Projekt den Namen „Twin Peaks“ bekam. Nach drei Monaten fruchtbarer Diskussion schrieben Lynch und Frost das Drehbuch für den Pilotfilm innerhalb von 10 Tagen. Der Fernsehsender ABC zeigte sich bereit, den Pilotfilm zu finanzieren, und ließ dabei den Schöpfern den nötigen Freiraum. Mit der 1989 begonnenen Fernsehserie entstand auch die erfolgreichste Zusammenarbeit zwischen David Lynch und Angelo Badalamenti
„David beschrieb die Stimmungen für ‚Twin Peaks‘: ‚Wir sind in den dunklen Wäldern, der Wind weht sehr mild, und außerhalb des Waldes hat das wunderschöne junge Mädchen eine Vision, und die Dunkelheit wandelt sich zu einer betörenden Melodie, die einen Höhepunkt erreicht, abschwillt und wieder in den dunklen Wäldern verschwindet.‘ Allein mit dieser Beschreibung setzte ich mich ans Keyboard, während David neben mir saß, und ich spielte ihm die ganze Einführung und das ‚Laura Palmer Theme‘ vor, Note für Note, allein auf seinen Worten basierend", erinnert sich Badalamenti, der seine Ausführungen stets mit einigen netten Anekdoten zu schmücken versteht. „Er sprach sehr langsam und weich, was eine Inspiration für mich war, und ich verstand, um was für eine Welt es sich handelte. Als David es hörte, meinte er, das wäre es. Ich hätte gerade eines der wichtigsten Themen für die ganze Serie komponiert. Das war der Grundstein für unsere Beziehung, dass wir uns einander verstanden. Ich war in der Lage, die Musik zu schreiben, die seinen Visionen entsprach.“

Einen wichtigen Beitrag zur erneut hypnotischen, überwiegend sphärisch-elektronischen Musik lieferte einmal mehr Julee Cruise, die die von Badalamenti (Musik) und Lynch (Text) geschriebenen Songs „The Nightingale", „Into The Night“, „Falling“, „The World Spins“ und „Rockin‘ Back Inside My Heart“ interpretierte, die in der Kultserie zum Einsatz kamen und vom Julee-Cruise-Album "Floating Into The Night" stammten, das Badalamenti und Lynch für die Sängerin schrieben und produzierten. Doch im Gegensatz zur häufigen Praxis, Songs im Film einzusetzen, um das Soundtrackalbum besser verkaufen zu können, das wiederum für den Film wirbt, haben Songs in David Lynchs Filmen eine ganz eindeutige dramaturgische Funktion. 
„Die Musik hat immer einen Bezug zu der Unschuld in solchen Szenen. Sie arbeitet immer gegen das, was eigentlich tatsächlich passiert“, erklärt Badalamenti. „Insofern spielt sie eine enorm wichtige Rolle. Ich denke, wir beide, David und ich, arbeiten musikalisch gern gegen das, was zu sehen ist. Das beste Beispiel dafür ist eine Szene in 'Twin Peaks', wo in einer ziemlich schäbigen Roadhouse-Bar, in der mit Whisky, Drogen und Prostitution gehandelt wird, ein Mädchen mit wundervoller, sanfter, langsamer Stimme den Song 'The World Spins' singt. Bei all den Konflikten, der Gewalt und der Rohheit ist diese Musik der totale Gegensatz zu dem, was gerade vorgeht. Für mich ist das sehr aussagekräftig, weil es die Gegensätze, die Positionen deutlich macht.“
Im September 1989 wurde der dreieinhalb Millionen US-Dollar teure Pilotfilm auf dem Filmfestival in Telluride in Colorado offiziell uraufgeführt. Als am 8. April 1990 der Film schließlich im US-amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, wurde klar, dass man einen Hit gelandet hatte: 35 Millionen Zuschauer verfolgten den Pilotfilm, was einem Anteil von 33 Prozent entsprach. Nach diesem anfänglichen Hoch wurden Mark Frost und David Lynch vom Sender ABC im Mai 1990 mit der Produktion einer weiteren Staffel bestehend aus einem zweiten Pilotfilm und zwölf Folgen beauftragt. Doch nach der Enthüllung des Mörders in Episode 16 sanken die Zuschauerzahlen drastisch und die Serie wurde nach Ende der zweiten Staffel 1991 eingestellt. 
David Lynch verfilmte zuvor Barry Giffords Roman „Wild at Heart: Die Geschichte von Sailor und Lula” zwar als klassisches Roadmovie, aber auch als Hommage an die Rebellenfilme der 50er Jahre und eine Verbeugung vor dem Klassiker „Der Zauberer von Oz“. Die leidenschaftliche Beziehung, die ihre Tochter Lula (Laura Dern) mit dem gerade aus dem Knast entlassenen Sailor (Nicolas Cage) unterhält, ist der aufbrausenden Marietta (Diane Ladd) ein so großer Dorn im Auge, dass sie gleich zwei Killer auf Sailor ansetzt. Dieser flüchtet mit seiner Geliebten in ihrem 65er Thunderbird quer durch Amerikas hitzeflimmernden Süden, wobei sie sich immer wieder ihren sexuellen Begierden widmen und Sailor sich zu einem Banküberfall mit fatalen Folgen überreden lässt. Als sie schließlich in dem kleinen Kaff Big Tuna in Texas landen, führt sie Sailors ehemalige Geliebte Perdita (Isabella Rossellini) geradewegs in die Hände von Mariettas Killer. David Lynch surreal anmutendes Splatter-Fantasy-Roadmovie fesselt durch seine tollen Darsteller, ein radikales Sounddesign, grandiose Bilder und einen energiegeladenen Soundtrack. 
Nach den Flops der beiden Fernsehproduktionen „On the Air – Voll auf Sendung“ (1992) zusammen mit Mark Frost und „Hotel Room“ (1993) gemeinsam mit dem Schriftsteller Barry Gifford, feierte Lynch seine Rückkehr ins Kino Ende der Neunziger mit zwei Filmen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten - zunächst mit „Lost Highway“ (1997), mit dem der Ausnahmeregisseur „die Linearität der Zeit, die Eindeutigkeit des dreidimensionalen Raumes, die logischen Kategorien der Modalität, Kausalität und Identität“ (Jürgen Felix und Andreas Rauscher in „Filmregisseure“, Reclam, 3. Auflage, S. 468) auflöste. Der eifersüchtige Fred (Bill Pullman) verdächtigt seine Frau Renee (Patrica Arquette) des Ehebruchs, da wird er auch schon unter dem Verdacht verhaftet, sie bestialisch ermordet zu haben. Als er im Gefängnis auf die Vollstreckung des Todesurteils wartet, verwandelt er sich auf mysteriöse Weise in Pete Dayton...
Voller Gegensätze ist auch der Soundtrack zu David Lynchs nächstem Film Lost Highway, der wie bei Wild at Heart (1990) speziell vom Regisseur ausgesuchte Songs und Teile des Instrumental-Scores von Angelo Badalamenti verbindet. Da gibt David Bowie zum Anfang und zum Ende zwei editierte Versionen von "I'm Deranged" zum besten, rocken Rammstein ("Rammstein", "Heirate mich"), Marilyn Manson ("Apple Of Sodom", "I Put A Spell On You") und Nine Inch Nails ("Perfect Drug") heftigst ab, während die Smashing Pumpkins mit dem säuselnden "Eye" einen ebenso sanften Gegenpol dazu bilden wie Barry Adamson mit seinen bluesigen Themen und eben Angelo Badalamenti mit seinen teils jazzigen ("Red Bats With Teeth"), teils sphärischen Synthi-Cues ("Police"). Dass der Soundtrack dennoch eine geschlossene Einheit bildet, liegt auch daran, dass die Stücke allesamt nahtlos ineinander übergehen, dass der Hörer/Zuschauer im Kino durch die verschiedenen emotionalen Dimensionen der erzählten Geschichte geführt wird.
David Lynch hat eine sehr enge Beziehung zur Musik und setzt die dementsprechend sehr bewusst in seinen Filmen ein. "Ich bin über die Malerei zum Film gekommen, und ich glaube, man kann sagen, dass ich über die Tongestaltung zur Musik gekommen bin. Als Maler hatte ich immer bestimmte Töne im Kopf, um mir die Stimmung für ein Bild vorzustellen", meint David Lynch, der viele der Musikstücke in seinen Filmen schon vor Drehbeginn aussucht. 
"Irgendwann möchte ich gerne so gut wie alle schon vorher ausgesucht haben, denn häufig schickt mir der Tonmann beim Drehen die Musik durch die Kopfhörer, und zwar so, dass ich als einziger gleichzeitig die Schauspieler ihre Dialoge sprechen hören und der Musik lauschen kann. Dann kann ich kontrollieren, ob die Stimmung der Dialoge mit der Musik übereinstimmt. Selbst bei Szenen, in denen nichts gesprochen wird, kann man sich, indem man der Musik zuhört, davon überzeugen, ob die Sache funktioniert oder nicht."
Was David Lynchs Filme bis dahin überwiegend auszeichnete, ist die unkonventionelle Erzählweise, das Spiel mit unbewussten Ängsten und nicht ausgelebten Wünschen, mit Visionen und Voyeurismus, mit fremden Welten und Metamorphosen, die seine oft gespaltenen, unbehausten Protagonisten durchmachen müssen.
Mit seinem nachfolgenden Film „The Straight Story“ (1999)überraschte Lynch einmal mehr, verzichtete auf vertrackte Bilderrätsel und präsentierte ein ruhig dahinfließendes Roadmovie, in dem der pensionierte Farmer Alvin Straight (Richard Farnsworth) sich mit seinem Sitzrasenmäher auf den langen Weg von Iowa nach Wisconsin macht, um sich mit seinem kranken Bruder Lyle auszusöhnen. Der störrische Mann verfügt nämlich nicht mehr über das beste Sehvermögen, und seine leicht zurückgebliebene Tochter (Sissy Spacek) kann ihn auch nicht fahren. Unterwegs hat er genügend Zeit, nette Menschen und skurrile Typen kennenzulernen und über das Leben zu sinnieren. „The Straight Story“ ist in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnlicher Lynch-Film, mit einer kontinuierlichen Geschichte, klarer Aussage und freundlichen Gesten. Angelo Badalamenti komponierte zu diesem fast schon spirituellen Roadmovie einen wundervollen lyrischen Score, der die warmherzigen Emotionen, die Altersweisheit, die Landschaftspanoramen und die ruhige Inszenierung kongenial musikalisch untermalen.
In der Tradition seiner sensationell spannenden und seltsamen Klassiker Blue Velvet und Twin Peaks kehrte David Lynch mit „Mulholland Drive“ zur Atmosphäre von Wahnwitz und Geheimnissen unter der glatten Oberfläche des Alltags zurück. Der geheimnisvolle Thriller beginnt mit einer geheimnisvollen Schönheit, die sich Rita (Laura Elena Harring) nennt und nach einem grauenvollen Unfall das Gedächtnis verloren hat. Zufällig kommt ihr die freundliche wie naive Betty Elms (Naomi Watts) zu Hilfe, die gerade aus Kanada eingeflogen ist, um nichts weniger als ein Star zu werden. Doch während das Schicksal die beiden offenbar so ungleichen Frauen immer intimer zusammenschweißt und sie auf der Suche nach der Vergangenheit immer tiefer in den Untergrund der Gegenwart eintauchen, wird auch anderen der Boden der Realität unter den Füßen weggerissen. Ein fatalistischer Albträumer und ein mangelhaft begabter Auftragskiller werden ebenso den Weg der Frauen kreuzen wie ein Erfolgsregisseur (Justin Theroux), dessen fantastisches Leben von seinen bizarren Finanziers binnen Stunden zerstört wird. Die Antwort aller Rätsel mag ein bedrohlicher Mann im Hintergrund kennen, der sich nur "Cowboy" (Monty Montgomery) nennt - doch vielleicht laufen die Fäden des Netzes auch bei dem Auftraggeber im Rollstuhl zusammen, der als einziger Macht über schwarze Monstren und blaue Schlüssel zu verbotenen Räumen und Träumen zu besitzen scheint. Doch wo immer sich im Crescendo der Suspense die Wahrheit verbirgt - sie ist nicht von dieser Welt, möglicherweise... 
Sein nächster Kinofilm „Inland Empire“ präsentierte sich als Lynch-typisches Mystery-Drama in der Tradition von „Lost Highway“ und „Mulholland Drive“. Laura Dern, die für Lynch schon in „Blue Velvet“ und „Wild at Heart“ vor der Kamera stand, spielt darin die Schauspielerin Nikki Grace, die für den Regisseur Kingsley Stewart endlich wieder eine Hauptrolle übernehmen kann. Allerdings handelt es sich bei dem geplanten Film „On High In Blue Tomorrows“ nicht um ein Originaldrehbuch, sondern um ein Remake eines nie fertig gestellten Films. Die Dreharbeiten fanden im polnischen Lodz und in Los Angeles statt. Auch die Musik spielt eine zentrale Rolle im Film. Lynch wollte eine ähnliche Wirkung erzielen wie bei Godfrey Reggios Koyaanisqatsi”, eine treibende Verbindung zwischen Bild und Musik, die – nicht wie sonst Angelo BadalamentiDavid Lynch selbst komponierte. Es war quasi der Startschuss für sein eigenes Label David Lynch Music Company, die mittlerweile im Zentrum seiner Website steht.
„Das Kino von David Lynch beginnt dort, wo der gesunde Menschenverstand endet. Aber es bleibt auf ihn angewiesen. Lynch inszeniert vernünftig und verrückt zugleich. Er stürzt den Zuschauer in eine Welt voller unlösbarer Rätsel und unkontrollierbarer Energie. Und doch rechnet er mit einem Betrachter, der sich auf diese Welt einen Reim zu machen versucht; der verstehen möchte; der dem Geheimnis auf die Spur kommen will. Womöglich wird dieser Betrachter nie an sein Ziel kommen. Er wird sich im Dunkel verlieren, er wird aus der Kurve getragen, er bleibt unvermittelt stehen, wie hypnotisiert, und kostet den Schwindel aus“, beschreibt M. Worthmann in der Zeit. „Irgendwann wird er merken, dass er an des Rätsels Lösung kaum heranreicht – und dass er dem Geheimnis trotzdem sehr nahe gekommen ist. Denn sein unstillbares Verlangen selbst ist der Treibstoff des Lynchschen Kinos. Dem unvergleichlichen Glühen der Bilder, der immer wieder langsam sich in die Szene hineinsaugenden Kamera entspricht der Wunsch des Zuschauers, einmal bis in die entscheidende, innerste Wunderkammer des Films vorstoßen zu können. Diese Wunderkammer aber ist sein eigener Kopf.“
Nach diesem digitalen Filmexperiment konzentrierte sich Lynch wieder mehr aufs Malen und die Kreation von Möbeln, drehte wieder einige Kurzfilme und widmete sich der Musik. Nach dem Soundtrack zu „Inland Empire“ veröffentlichte er die beiden Alben „Crazy Clown Time“ (2011) und „The Big Dream“ (2013), bevor er doch noch die Möglichkeit bekam, eine dritte und letzte Staffel von „Twin Peaks“ zu inszenieren. Zuletzt veröffentlichte er zusammen mit der Sängerin/Musikerin Chrysta Bell das Album „Cellophane Memories“
Bemerkenswert war Lynchs Auftritt in Steven Spielbergs teilweise autobiografischen Drama „Die Fabelmans“, in dem er in einer Nebenrolle den Regisseur John Ford verkörpert. 

Filmographie: 

1967 – Six Figures Getting Sick (Kurzfilm) 
1970 – The Grandmother (Kurzfilm) 
1974 – The Amputee (Kurzfilm) 
1977 – Eraserhead 
1980 – Der Elefantenmensch (The Elephant Man) 
1984 – Der Wüstenplante (Dune) 
1986 – Blue Velvet 
1988 – Zelly & Me (Darsteller)
1988 – The Cowboy and the Frenchman (Kurzfilm) 
1990 – Industrial Symphony No. 1: The Dream of the Brokenhearted
1990 – Wild at Heart 
1990 – American Chronicles (TV-Serie) 
1990-2017 – Twin Peaks (TV-Serie) 
1992 – Twin Peaks – Der Film (Twin Peaks – Fire Walk With Me) 
1992 – On the Air (TV-Serie) 
1993 – Hotel Room (TV-Serie) 
1994 – Nadja (Produzent & Darsteller) 
1997 – Lost Highway 
1999 – Eine wahre Geschichte – The Straight Story (The Straight Story) 
2001 – Mulholland Drive 
2002 – Rabbits (Kurzfilm) 
2002 – DumbLand (Kurzfilm) 
2002 – Darkened Room (Kurzfilm) 
2006 – Inland Empire 
2007 – Absurda (Kurzfilm) 
2007 – Boat (Kurzfilm) 
2007 – Bug Crawls (Kurzfilm) 
2007 – More Things That Happened (Kurzfilm) 
2008 – Unter Kontrolle (Surveillance, Produzent) 
2009 – Ein fürsorglicher Sohn (My Son, My Son, What Have Ye Done, Produzent) 
2010 – Dream #7 (Kurzfilm) 
2010 – Lady Blue Shanghai (Kurzfilm) 
2015 – Pozar (FIre) (Kurzfilm) 
2017 – What Did Jack Do? (Kurzfilm) 
2017 – Lucky (Darsteller) 
2018 – Ant Head (Kurzfilm) 
2020 – The Story of a Small Bug (Kurzfilm) 
2020 – The Spider and the Bee (Kurzfilm) 
2022 – Die Fabelmans (The Fabelmans, Darsteller) 
2024 – We’ll Deliver ´em (Kurzfilm) 

Diskographie: 

1998: Lux Vivens (gemeinsam mit Jocelyn Montgomery
2001: BlueBob (gemeinsam mit John Neff
2007: The Air is on Fire: Soundscape 
2008: Polish Night Music (gemeinsam mit Mark Zebrowski
2011: This Train (gemeinsam mit Chrysta Bell
2011: Crazy Clown Time 
2013: The Big Dream 
2024: Cellophane Memories (gemeinsam mit Chrysta Bell)

Playlist: 


01. Angelo Badalamenti - Twin Peaks Theme (Twin Peaks) - 05:06 
02. David Lynch & Alan R. Splet - Pete's Boogie (Eraserhead) - 03:58 
03. John Morris - Recapitulation (The Elephant Man) - 05:36 
04. Angelo Badalamenti - Mysteries of Love (Blue Velvet) - 04:13 
05. Bluebob - Blue Horse (BlueBOB) - 07:22 
06. David Lynch & Dean Hurley - Imaginary Girl (Ghost of Love) - 04:14 
07. Angelo Badalamenti - Audrey's Dance (Twin Peaks) - 05:17 
08. Brian Eno - Prophecy Theme (Dune) - 04:21 
09. Toto - Desert Theme (Dune) - 05:31 
10. Barry Adamson - Mr. Eddy's Theme 1 (Lost Highway) - 03:31 
11. Angelo Badalamenti - Ending/Love Theme (Mulholland Drive) - 05:40 
12. Agnes Obel - Fuel to Fire [David Lynch Remix] (Aventine) - 04:31 
13. Jocelyn Montgomery & David Lynch - Lux Vivens (Lux Vivens) - 08:22 
14. Angelo Badalamenti - The Bookhouse Boys (Twin Peaks) - 05:13 
15. Angelo Badalamenti - Montage (The Straight Story) - 07:24 
16. David Lynch - I Want You (The Big Dream) - 03:47 
17. David Lynch - I Know (Good Day Today) - 04:06 
18. David Lynch - Walkin' on the Sky (Inland Empire) - 04:05 
19. Angelo Badalamenti - Cool Cat Walk (Wild at Heart) - 03:26 
20. Angelo Badalamenti - The Pine Float (Twin Peaks - Fire Walk With Me) - 04:03 
21. Johnny Jewel - Windswept [Reprise] (Twin Peaks) - 03:53 
22. Chrystabell & David Lynch - With Small Animals (Cellophane Memories) - 03:19 
23. David Lynch & Marek Zebrowski - Night - City Back Street (Polish Night Music) - 13:29

Samstag, 4. Januar 2025

Playlist #414 vom 12.01.2025 - BEST OF 2024

Mit dem Filmjahr 2024 geht auch ein ebenso faszinierendes Filmmusikjahr zu Ende. Und so unterschiedlich Filmemacher in der ganzen Welt unterschiedliche Sujets und Genres bedienten, so vielfältig sind die dazu entstandenen Soundtracks geworden. In der heutigen Sendung sind zwar auch einige vertraute Namen wie Hans Zimmer, Clint Mansell, Christopher Young, John Debney, Alberto Iglesias, Craig Armstrong, Trent Reznor & Atticus Ross und Daniel Pemberton vertreten, aber auch viele neue Namen, die mit oft unkonventionellen Ansätzen und instrumentalen Arrangements für spannende Momente im Kopfkino sorgen. 

Da Aaron Schimberg seit seiner Geburt eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte hat, konnte sich als Person nie mit typischen Kinofiguren identifizieren und ist deshalb dazu übergegangen, seine eigenen Filme zu schaffen, in denen Figuren Gesichtsdeformationen in den Hauptrollen zu sehen sind, so auch in seinem neuen Film „A Different Man“. Marvel-Star Sebastian Stan spielt darin Edward, einen Mann, der an Neurofibromatose erkrankt ist, wobei der Tumorwachstum im Nervengewebe bei ihm zu erheblichen Gesichtsdeformationen führt. Da Edward zu oft nicht nur angewiderten Blicken, sondern auch verachtendem Spott ausgesetzt ist, zieht er sich immer weiter zurück und ist regelrecht isoliert von anderen Menschen und der Welt. Als er sich jedoch mit seiner Nachbarin Ingrid (Renate Reinsve) anfreundet, die genau wie er Schauspielerin ist, keimt in ihm ungeahnt neue Hoffnung. Eines Tages bekommt er die Möglichkeit, durch einen riskanten rekonstruktiven Eingriff Normalität zu erlangen. Edward zögert nicht lange und ergreift die Chance, ein Leben ohne Urteil und aufdringliche Blicke zu führen. Dem italienischen Komponisten Umberto Smerilli, der bei den Aufnahmelegenden hinter den Soundtracks von Ennio Morricone und Nino Rota ausgebildet wurde, versteht es in seiner ersten Arbeit für einen amerikanischen Film, die emotionalen Tiefen des Dramas, das sowohl in eine absurde Komödie als auch in den Body-Horror abdriftet, wunderbar musikalisch auszuloten, wobei ein einfaches Klavierthema die Grundlage seiner vielschichtigen Komposition bildet. 
Hans Zimmer hat es in seiner langjährigen Hollywood-Karriere nicht von ungefähr zu einem der von Filmemachern begehrtesten Komponisten gebracht, hat er es doch seit den 1980er Jahren schon sehr gut verstanden, verschiedene Film-Genres zu bedienen und dabei musikalisch souverän von einfühlsamen World-Music-Klängen über progressive Electro-Soundscapes bis zu wuchtigen Wall-of-Sound-Brettern zu pendeln. Im vergangenen Jahr lieferte mit Zimmer auch zum zweiten Teil von Denis Villeneuves „Dune“-Neuverfilmung einen atmosphärisch dichten Score voller beunruhigender orchestraler und elektronischer Soundscapes mit arabisch anmutenden Vocals und atonalen Avantgardismen, die auch jenseits der Filmpräsentation lange nachwirken. 
Der englische Regisseur Steve McQueen („12 Years A Slave“) lässt seinen neuesten Film „Blitz“ im Spätsommer 1940 spielen, als die deutsche Luftwaffe einen Großangriff auf Großbritannien begann. Fast acht Monate lang wurde vor allem London permanent bombardiert, um die Bevölkerung zu demoralisieren und die Regierung zur Kapitulation zu zwingen. Diese Angriffe auf britischem Boden während des Zweiten Weltkrieg bilden aber nicht nur den historischen Hintergrund für eine beherzte Mutter-Sohn-Geschichte, sondern sorgen zugleich für einen unglaublich dynamischen Erzähl-Fluss im Film, immer wieder angetrieben von einer hervorragenden Saoirse Ronan („The Outrun“) und dem inzwischen elfjährigen Debütanten Elliott Heffernan. Entsprechend feinfühlig und melancholisch lässt Zimmer hierzu elegische Streicherklänge die orchestrale Komposition bestimmen, zu der übrigens auch sein versierter Kollege Nicholas Britell einige Cues beigesteuert hat. 
Spätestens seit ihrem Oscar-prämierten Score für David Finchers Mark-Zuckerberg-Biopic „The Social Network“ (2010) zählen Trent Reznor und Atticus Ross zu den außergewöhnlichsten Vertretern ihrer Zunft. Sie sind wie Hans Zimmer mit gleich zwei Soundtracks in meiner diesjährigen Best-of-Sendung vertreten. In Luca Guadagninos („Call Me By Your Name“) hocherotisch aufgeladenen romantischen Drama „Challengers“ baut Trainerin Tashi (Zendaya) nach ihrer eigenen Tennis-Karriere ihren Ehemann Art (Mike Faist) vom Durschnitts-Tennisspieler zu einem berühmten Profi auf, der ein Turnier nach dem anderen gewinnt. Doch als Art einen Karriereknick hat, meldet Tashi ihn für ein auf vergleichsweise niedrigerem Level stattfindenden „Challengers“-Event an, bei dem er sich wieder ein paar Siege und damit auch wieder mehr Selbstbewusstsein sichern soll. Als Gegner trifft er dort ausgerechnet auf Patrick (Josh O’Connor). Der war einst nicht nur Arts bester Freund, sondern dazu auch noch mit Tashi zusammen. Bald liegt deshalb nicht nur auf dem Tennisplatz ordentlich Spannung in der Luft… 
Reznor und Ross schufen dazu einen elektronisch pulsierenden Score, der den schweißtreibenden Wettkampf auf und neben dem Platz perfekt untermalt. Guadagnino hat mit „Queer“ noch einen weiteren Film in die Kinos gebracht, diesmal eine Adaption des gleichnamigen Romans von William S. Burroughs („Naked Lunch“). Darin spielt Daniel Craig Burroughs Alter ego William Lee, der wegen seiner Opiumsucht, die ihn ernsthafte Schwierigkeiten gebracht hat, in den 1940er Jahren aus den Vereinigten Staaten nach Mexico City geflohen ist, wo er seine Tage mit jeder Menge Alkohol, Drogen und der Suche nach unverbindlichem Sex verbringt. Eines Tages trifft er auf den sehr viel jüngeren Allerton (Drew Starkey) und fühlt sich sofort zu dem jungen Mann hingezogen. Lee gelingt es jedoch zunächst nicht, herauszufinden, ob Allerton ebenfalls Interesse an Männern hat. Und selbst nach einer gemeinsamen Nacht bleibt es für Lee fraglich, ob Allerton mit ihm ins Bett gegangen ist, weil er es wirklich wollte oder nicht deswegen, weil Lee ihm finanziell entgegenkommt. Bald darauf begibt sich Lee in die Tiefen des südamerikanischen Dschungels, um mithilfe einer bestimmten Lianenart Klarheit zu schaffen... Für diesen drogeninduziert-surrealen Trip, der vor allem intellektuell und ästhetisch stimuliert, haben Reznor und Ross einen faszinierend einfühlsamen, wunderbar sphärischen, dann aber auch pulsierend rhythmischen Score produziert, der sowohl die schwülstig-surrealen als auch sehr sinnlichen Komponenten des Films einfangen. 
Die britische Regisseurin Rose Glass („Saint Maud“) präsentiert mit ihrem US-Debüt „Love Lies Bleeding“ einen betörenden ebenso romantischen wie gewalttätigen Rausch um zwei unterschiedliche Frauen, die sich in einem verschlafenen Nest sofort ineinander verlieben. Zusammen träumen Jackie und Lou davon, in Kalifornien ein neues, besseres Leben beginnen zu können. Lou unterstützt Jackie deshalb beim Bodybuilding – und zwar, indem sie ihr Steroide beschafft. Und so ziehen immer dichtere Schatten über das Leben der beiden auf, bis sie schließlich komplett von einer düsteren Welle der Gewalt mitgerissen werden… Clint Mansell („Noah“, „The Fountain“) versorgte den blutgetränkten Thriller, der zudem eine pulsierende Romanze und einen atmosphärischer 80er-Jahre-Actionfilm mit psychedelischen Abstechern in den magischen Realismus darstellt, mit einem ebenso vielschichtigen elektronischen Score, der ganz ähnliche Qualitäten wie die Arbeiten von Trent Reznor und Atticus Ross aufweist. 
Nach der Mini-Serie „Patrick Melrose“, der Serie „Your Honor“ und der Literaturverfilmung „Im Westen nichts Neues“ stellt das Drama „Konklave“ eine weitere Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Filmemacher Edward Berger und Komponist Volker Bertelmann dar. Der Film thematisiert das Konklave nach dem Tod des Papstes. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) hat alle Hände voll damit zu tun, das Prozedere zu leiten. Denn es geht hier nicht nur um einen seit Jahrhunderten geltenden Ablauf, sondern auch um knallharte Politik. Die Kardinäle schachern um Macht und Geld, während tausende Anhänger*innen auf dem Petersplatz auf weißen Rauch warten. Hinter den verschlossenen Türen der Sixtinischen Kapelle prallen derweil Welten aufeinander - verschiedene Kardinäle buhlen um die Spitzenposition mit. Indes versetzen Terroristen mit Autobomben die Welt außerhalb der Kapelle in Angst und Schrecken. Bertelmann komponierte eine lebendige, dramatische und eindringliche Musik, die das Ringen der Kardinäle um das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes perfekt untermalen. 
Ebenso wie Clint Eastwood („Erbarmungslos“) hat auch Kevin Costner maßgeblich zur Revitalisierung des Western-Genres beigetragen. Nach seinem Regiedebüt mit dem siebenfach Oscar-prämierten Western-Epos „Der mit dem Wolf tanzt“ (1990) legte er 2003 mit „Open Range“ nach und präsentierte 2024 nach dem von ihm mitproduzierten Serien-Hit „Yellowstone“ die ersten beiden Kapitel seiner epischen Western-Saga „Horizon“. Weiße Pioniere unternehmen 1861 in New Mexico den Versuch, das Gebiet der Apachen zu besetzen, stoßen dabei aber auf gewaltsame Gegenwehr. Aber auch unter den Siedlern, die allesamt auf der Suche nach einem neuen Zuhause in der als Zufluchtsort versprochenen Stadt Horizon sind, wachsen die Konflikte. Als der Vater der berüchtigten Sykes-Brüder Caleb (Jamie Campbell Bower) und Junior (Jon Beavers) getötet wird, sinnen die beiden auf Rache. Ihr Weg kreuzt sich dabei auch mit dem stoischen Reiter Hayes Ellison (Kevin Costner)... 
John Debney, der bereits zu einigen Filmen mit Costner in der Hauptrolle („Im Zeichen der Libelle“, „Swing Vote“, „Draft Day“) die Musik beigesteuert hat, untermalt „Horizon“ mit einem ebenso intimen wie epischen Score, der amerikanische Volkstraditionen, einheimische Blasinstrumente und eine Vielzahl von Schlaginstrumenten zu einer komplexen Komposition zusammenführt, die gleichermaßen majestätisch und ergreifend, heroisch und tragisch sowie harsch und lyrisch ist. 
Lisa Gerrard ist in der Musikszene vor allem als weibliche Hälfte des australischen Duos Dead Can Dance bekannt geworden, hat sich seit ihren populären Beiträgen zu Michael Manns „Insider“ (1999) und Ridley Scotts „Gladiator“ (2000) auch als Filmkomponistin und Sängerin einen Namen gemacht. In Mohit Ramchandanis Thriller-Drama „City of Dreams“ träumt ein mexikanischer Jugendlicher davon, ein professioneller Fußballer zu werden, doch als eine Mutter stirbt, wird er über die Grenze geschmuggelt mit dem Versprechen auf ein besseres Leben. Die Realität sieht jedoch anders aus. Lisa Gerrard komponierte dazu einen elektronisch-sphärischen Score, den sie wie schon bei vielen anderen Soundtracks zuvor mit ihrer ätherischen Stimme veredelte. 
Die beiden Brüder David und Nathan Zellner erzählen in „Sasquatch Sunset“ die Geschichte einer Familie von Sasquatches - möglicherweise die letzten ihrer Art -, die sich in den nebligen Wäldern Nordamerikas im Laufe eines Jahres auf eine absurde, epische und letztlich ergreifende Reise begibt. Diese zotteligen und edlen Riesen kämpfen ums Überleben, während sie sich auf Kollisionskurs mit der sich ständig verändernden Welt um sie herum befinden. Die Anfang der 2000er Jahre im texanischen Austin gegründete Band The Octopus Project verbindet in ihrer Musik Rock’n’Roll, vibrierende Electronics, surrealen Pop und ausufernde psychedelische Soundscapes, eine Mischung, die sich auch auf ihrem Soundtrack zu „Sasquatch Sunset“ bemerkbar macht. 

Playlist:

01. Umberto Smerilli - Melancholy (A Different Man) - 03:16 
02. Hans Zimmer - Only I Will Remain (Dune: Part Two) - 06:44 
03. Bryce Dessner - Auditions (Sing Sing) - 04:43 
04. Trent Reznor & Atticus Ross - L'oeuf (Challengers) - 04:00 
05. Clint Mansell - Red Light (Love Lies Bleeding) - 03:36 
06. Volker Bertelmann - Still No Result (Conclave) - 02:23 
07. John Debney - Seducing Hayes / Frances and Gephart (Horizon: An American Saga - Chapter 1) - 03:47 
08. Hans Zimmer - Never Let You Go Again (Blitz) - 03:57 
09. Trent Reznor & Atticus Ross - Love Would Shatter (Queer) - 04:40 
10. Lisa Gerrard - Birth (City of Dreams) - 03:33 
11. Tom Holkenborg - Wives' Quarters (Furiosa: A Mad Max Saga) - 04:00 
12. The Octopus Project - Shadow Valley (Sasquatch Sunset) - 02:51 
13. Robert Ouyang Rusli - Elizabeth's Voicemail (Problemista) - 03:48 
14. Christopher Young - Movement 2 (The Piper) - 07:33 
15. Robin Carolan - The First Night (Nosferatu) - 05:28 
16. Amelia Warner - Entering the Shallows (Young Woman and the Sea) - 03:31 
17. Eiko Ishibashi - Deer Blood (Evil Does Not Exist) - 05:48 
18. Gints Zilbalodis & Rihards Zalupe - Following (Flow) - 03:36 
19. Alex Somers - Lockets Closing (Nickel Boys) - 03:56 
20. Alberto Iglesias - Closing Credits (The Room Next Door) - 03:15 
21. Alex Heffes - Losing It (Knox Goes Away) - 02:19 
22. Toydrum - In Your Dreams (Timestalker) - 03:24 
23. Craig Armstrong - You Yearned To Meet My Standards (The Critic) - 03:50 
24. Alex G - Election Night (I Saw the TV Glow) - 02:38 
25. Daniel Pemberton - The Truth (Fly Me to the Moon) - 03:07 
26. Nick Urata - Home (National Anthem) - 03:11 
27. Kris Bowers - You Don't Have To (The Wild Robot) - 03:05 
28. Topshe - Imagined Light (All We Imagine as Light) - 09:20

Montag, 23. Dezember 2024

Playlist #413 vom 29.12.2024 - Neuheiten 2024 (8)

Frank Herberts „Dune“-Universum hat seit der Verfilmung durch David Lynch im Jahr 1984 immer wieder neue Inkarnationen auf dem Fernsehbildschirm oder der Kinoleinwand erlebt, zuletzt durch die epische Neuverfilmung von Denis Villeneuve. Bevor der abschließende Teil der Trilogie in die Kinos kommt, dürfen sich Fans von Herberts „Dune“ auf die Serie „Dune: Prophecy“ freuen, aus der hier ebenso die Musik zu hören sein wird wie aus Ridley Scotts „Gladiator II“ und den Fernsehserien „The Penguin“, „The Franchise“, „SILOS“, „Black Doves“ und „Yellowstone“. Mit dabei sind Komponisten wie Harry Gregson-Williams, Martin Phipps, Volker Bertelmann, Alexandre Desplat, Trent Reznor & Atticus Ross, Aaron Zigman und John Powell.

Der amerikanische Drehbuchautor Todd Komarnicki („Sully“, „The Professor and the Madman“) liefert mit „Bonhoeffer: Pastor. Spy. Assassin.“ eine Biografie des deutschen Theologen und Widerständlers Dietrich Bonhoeffer (1906–1945). Der Film beschreibt, wie der junge Pastor und Theologe Dietrich Bonhoeffer (Jonas Dassler) im Berlin der 1940er Jahre darum bemüht ist, den Umgang der Nationalsozialisten mit der Kirche und anderen Menschen nicht nur zu kritisieren, sondern sich auch zu widersetzen. Als er zu einer politischen Tat aufgerufen wird, die den Lauf der Geschichte verändern könnte, muss er als überzeugter Pazifist gut überlegen, wie er handeln soll. Die einfühlsame Musik zu dem historischen Drama steuerten Antonio Pinto und Gabriel Ferreira bei. 
Mit gleich zwei neuen Arbeiten ist der umtriebige Volker Bertelmann auch in dieser Sendung vertreten. Nachdem Denis Villeneuve mit den ersten beiden Teilen von „Dune“ Frank Herberts Sci-Fi-Klassiker auf der Leinwand zu neuem Leben erweckt hat, tauchen Diane Ademu-John und Alison Schapker mit der Serie „Dune: Prophecy“ in die graue Vorzeit von „Dune“ ein. 10.000 Jahre zuvor ist der Bene-Gesserit-Orden zwar noch nicht sehr mächtig, mischt sich aber bereits in das politische Geschehen ein. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden Schwestern Valya Harkonnen (Emily Watson) und Tula Harkonnen (Olivia Williams), die zu den Gründungsmitgliedern des geheimen Ordens gehören, der seine Tore nur für Frauen öffnet, die die Zukunft der Menschheit maßgeblich beeinflussen wollen. Während Bertelmann zu „Dune: Prophecy“ einen atmosphärisch dichten Sci-Fi-Score komponierte, steuerte er zur Serie „The Day of the Jackal“ eine passend actionlastige Musik bei. In der neuen Adaption von Frederick Forsyths Roman, der bereits 1973 mit Edward Fox und 1997 mit Bruce Willis in der Titelrolle verfilmt wurde, spielt Eddie Redmayne einen professionellen und gnadenlosen Auftragsmörder, für hohe Geldsummen ohne Skrupel jedes Hindernis beseitigt, doch nach seinem letzten Mord gerät er ins Visier einer neuen Gegnerin: Bianca (Lashana Lynch), eine unerbittliche Agentin des britischen Geheimdienstes, die nur ein Ziel hat – ihn zu fassen. Eine erbitterte Verfolgungsjagd durch Europa beginnt, bei der der Schakal alles daransetzt, unsichtbar zu bleiben, während Bianca entschlossen und rücksichtslos näher rückt. 
Im Jahr 2000 haben Regisseur Ridley Scott und sein Hauptdarsteller Russell Crowe mit „Gladiator“ eines der herausragenden Historien-Epen der Kinogeschichte geschaffen und das totgeglaubte Genre mit neuem Leben erfüllt. Scott selbst hatte mit seinen nachfolgenden Bombast-Epen „Königreich der Himmel“, „Robin Hood“, „Exodus: Götter und Könige“ und zuletzt „Napoleon“ weit weniger Erfolg. Mit „Gladiator II“ erzählt Scott die Geschichte seines fünffach Oscar-prämierten Meisterwerks eng am Original weiter. Lucius (Paul Mescal), Lucillas (Connie Nielsen) Sohn, der nach dem Tod seines Idols Maximus außerhalb des Römischen Reichs in Sicherheit gebracht und so dem Einfluss römischer Korruption, Intrigen und Machtgerangel entzogen wurde, wächst an der nordafrikanischen Küste in Frieden zu einem jungen Mann heran – bis er eines Tages von der Vergangenheit eingeholt wird. Seine neue numidische Heimat wird von römischen Legionen unter der Führung von General Marcus Acacius (Pedro Pascal) überfallen. Traumatisiert von tragischen Verlusten wird Lucius nach Rom verschleppt und an den Gladiatorenstall-Besitzer Macrinus (Denzel Washington) verkauft. Zur Unterhaltung des Volkes und der Co-Kaiser Geta (Joseph Quinn) und Caracalla (Fred Hechinger) soll er in der Arena um sein Leben kämpfen. Von unbändiger Wut angetrieben, will Lucius dem Imperium einen Schlag versetzen und vor allem Rache an dem Mann nehmen, den er als seinen ärgsten Feind ansieht: General Acacius, der allerdings mit Lucius Mutter Lucilla verheiratet ist... Vor allem Denzel Washington spielt als verschlagener Besitzer einer Gladiatorenschule seine Kolleg:innen souverän an die Wand. Musikalisch unterstützt wird er dabei von Harry Gregson-Williams, der bereits Ridley Scotts „Königreich der Himmel“ und „Der Marsianer“ vertont hat. 
Nach vielen erfolgreichen Jahren als Filmkomponist hat Marcel Barsotti („Die Päpstin“, „Deutschland. Ein Sommermärchen“) in diesem Jahr die Profession gewechselt und mit „Transformation“ seinen ersten, durch KI generierten Science-Fiction-Kurzfilm „Transformation“ auf vielen internationalen Festivals vorgestellt und bislang vier Awards eingeheimst, darunter den renommierten „IPF Honorary Film Merit Award“ in Toronto auf dem International Peace Festival. Nun ist auch der düstere, elektronische Soundtrack dazu veröffentlicht worden. 
„Die Filmmusik ist für mich eine konsequente Weiterentwicklung meines elektronischen Filmmusikschaffens der letzten Jahre. Wie auch der Science-Fiction-Film ist die Musik dystopisch, dunkel, sehr komprimiert auf Ambient, Soundscapes und Electronica-Industrial spezialisiert - eine Musikrichtung, die ich bereits seit Jahren für mich entwickelt habe und die endlich in diesem Projekt ausgeführt werden konnte“, beschreibt Barsotti die Entstehung des Soundtracks. 
Sean McNamara thematisiert in seinem Biopic „Reagan“ das Leben des früheren Schauspielers und US-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan von seiner Kindheit bis zu seiner Zeit im Oval Office. Das mit Dennis Quaid, Penelope Anne Miller und Jon Voight hochkarätig besetzte Drama wurde von John Coda vertont. 
„Als ich mit der ,Reagan‘-Musik begann, war es wichtig, einen emotionalen Ton zu schaffen, der das Wesen seiner Persönlichkeit angemessen einfing und die Erzählung unterstützte, die dabei half, die Geschichte zu erzählen, ohne zu aufdringlich zu sein“, erzählt Coda. „Mein Ansatz war sehr bewusst, was die Etablierung mehrerer Themen und Leitmotive angeht. Dazu gehörten vier Hauptthemen: Reagans Americana-Thema, das im Höhepunkt seiner Rede am Brandenburger Tor (‚Tear Down This Wall‘) seine volle Entfaltung findet, das sowjetisch-russische Thema, das vom traditionellen russischen Lied der Wolgaschiffer aus dem Jahr 1866 inspiriert wurde, das Liebesthema von Ron und Nancy und das Thema ‚Rendezvous mit dem Schicksal‘, das Reagans Aufruf darstellt, die Bedrohung durch den Kommunismus sowohl weltweit als auch durch seine Infiltration Hollywoods in den 1930er und 1940er Jahren herauszufordern. Der Einsatz eines vollen Orchesters war wichtig, um die Erhabenheit und Würde einer traditionellen Hollywood-Filmmusik zu schaffen, sowie um elektronische Impulse und Texturen einzubinden und zu vermischen.“ 
In der schwedischen Serie „End of Summer“ thematisiert das Verschwinden des fünfjährigen Billy 1984 im ländlichen Südschweden. Nachdem die polizeilichen Ermittlungen ergebnislos verlaufen sind und die Familie erschüttert haben, trifft Billys Schwester Vera zwanzig Jahre später einen jungen Mann, der ihr unheimlich bekannt vorkommt... 
„Die Musik für ,End of Summer‘ wurde auf einzigartige Weise geschaffen, da sie komponiert wurde, bevor die Serie überhaupt geschnitten wurde, was für mich als Komponist unglaublich inspirierend war. Dieser Ansatz ermöglichte einen freieren kreativen Prozess, als es normalerweise bei der Filmmusik der Fall ist. Regisseur Jens Jonsson und ich ließen uns von Hitchcocks Verwendung von Filmmusik inspirieren, und der Soundtrack entwickelte einen klassischen Filmmusikton mit einem Streichquintett als Kern, während er Schichten elektronischer Atmosphäre einbezog“, erklärt Matti Bye seine Arbeit an dem Soundtrack zu „End of Summer“
Bram Stokers „Dracula“ (1897) hat bereits unzählige Filmemacher inspiriert. Eine der bis heute populärsten und eindringlichsten Adaptionen gelang Friedrich Wilhelm Murnau mit „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (1922), doch auch Terence Fisher, Werner Herzog und Francis Ford Coppola reihten sich später in die Riege begnadeter Regisseure ein, die dem Vampirstoff neues Leben einhauchten. 
Nun vertonte Christopher Young („Hellraiser“, „The Grudge“, „Sinister“) Murnaus Originalfilm „Nosferatu – A Symphony of Horror“ neu und spielte den Score unter Leitung von Frank Strobel mit dem Tonhalle-Orchester Zürich und dem Organisten Saya Hashino
„Ich liebe, was Horrorfilme mir als Komponist ermöglicht haben“, verkündete Christopher Young zu Beginn seiner Arbeit. „Wenn man sich der ‚unsichtbaren Welt‘ hingibt, der dunklen, geheimnisvollen Welt, die mit uns lebt, und versucht, sie in der Musik einzufangen, ist das so erfüllend. Ich habe so viele Horrorfilme gemacht, aber das hier ist wahrscheinlich das Größte, was ich jemals machen werde.“ 
Eine atmosphärisch dichte Neuverfilmung des Gruselklassikers hat derweil Robert Eggers („Der Leuchtturm“, „The Northman“) mit „Nosferatu – Der Untote“ vorgelegt. Der junge Thomas Hutter (Nicholas Hoult) wird von seinem Arbeitgeber auf die lange Reise nach Transsylvanien geschickt. Hier soll er zum finsteren Schloss des geheimnisvollen Grafen Orlok (Bill Skarsgard) reisen, um mit ihm zusammen den Kauf einer Immobilie abzuschließen. Doch Graf Orlok verhält sich ziemlich merkwürdig und in seinem Schloss scheint obendrauf nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Irgendwann scheint für den skeptischen Thomas klar, dass der Graf kein gewöhnlicher Mensch ist, sondern vielmehr ein bedrohliches Wesen der Nacht. Graf Orlok hat es zu allem Überfluss auch noch auf Thomas' Ehefrau Ellen (Lily-Rose Depp) abgesehen und macht sich deshalb schon bald mit Sack und Pack auf, um die junge Frau endgültig in seinen teuflischen Bann zu ziehen. 
Abgerundet wird die Sendung von einigen Scores zu den obligatorischen Weihnachtsfilmen, in diesem Jahr zu „Dear Santa“, „Animal Tale of Christmas Magic, „The Nightmare Before Christmas In Wonderland“ und „That Christmas“.
01. Antonio Pinto & Gabriel Ferreira - Dietrich's Theme (Bonhoeffer - Pastor. Spy. Assassin) - 02:56 
02. Volker Bertelmann - They Are Not Like You (Dune: Prophecy - Volume 1) - 05:04 
03. Volker Bertelmann - The Concert (The Day of the Jackal) - 03:02 
04. Lorne Balfe - The Traveller (Carry-On) - 05:39 
05. Max Aruj & Steffen Thum - Sticks and Stones (Betrayal) - 03:24 
06. Harry Gregson-Williams - I'll Wait For You (Gladiator II) - 05:50 
07. John Coda - The Shining City Upon Hill (Reagan) - 04:12 
08. Martin Phipps - A Business of Codes (Black Doves) - 03:14 
09. Rob - La Sante (Une amie dévouée) - 05:17 
10. Trent Reznor & Atticus Ross - Main Title Theme [Extended] (The Franchise) - 08:30 
11. Marcel Barsotti - Equilibrium (Transformation) - 02:51
12. Atli Örvarsson - Solved the Code (SILO: Season 2) - 05:01 
13. Brian Tyler & Breton Vivian - Family Matters (Yellowstone - Season 5 Vol. 2) - 05:24 
14. Matti Bye - The Mine (End of Summer) - 02:28 
15. Dario Marianelli - El Dorado (Paddington in Peru) - 05:04 
16. Aaron Zigman - Finding Abram (The Six Triple Eight) - 04:26 
17. Alexandre Desplat - The Plantation (The Piano Lesson) - 05:30 
18. Mick Giacchino - Victor's Suite (The Penguin) - 04:19 
19. John Powell & Stephen Schwartz - Replacement Teacher (Wicked) - 03:48 
20. Rupert Gregson-Williams - Let Me Get This Straight (Dear Santa) - 03:08 
21. Pablo Pico - The Little Lynx (Animal Tale of Christmas Magic) - 02:46 
22. Guy Chambers - Queen (The Nightmare Before Christmas In Wonderland) - 03:00 
23. Gustavo Santaolalla - Páramo (Pedro Páramo) - 03:19 
24. Robin Carolan - Daybreak (Nosferatu) - 08:01 
25. Christopher Young - Dead Flowers (Nosferatu - A Symphony of Horror) - 05:27 
26. John Powell - Searching and Finding (That Christmas) - 09:28

Donnerstag, 5. Dezember 2024

Playlist #412 vom 15.12.2024 - AMY ADAMS Special

Die US-amerikanische Schauspielerin Amy Adams zählt seit dem Disney-Erfolg „Verwünscht“ (2007) und so unterschiedlichen Kassenschlagern wie „Sunshine Cleaning“, „Glaubensfrage“, „The Fighter“, „The Master“, „Man of Steel“, „American Hustle“ und „Her“ zu den bestbezahlten Schauspielerinnen in Hollywood und wurde bereits sechsmal für einen Oscar nominiert. Nun ist sie in dem schwarzhumorigen Body-Horror-Streifen „Nightbitch“ zu sehen. Zu hören gibt es in dieser Sendung Musik aus ihren bekanntesten Filmen – von Komponisten wie Hans Zimmer, Danny Elfman, Howard Shore, Alan Menken, John Williams u.v.a. 

Amy Adams kam am 20. August 1974 im italienischen Vicenza, wo ihr Vater als US-Soldat stationiert war, zur Welt, wuchs als mittleres von sieben Kindern einer mormonischen Familie im ländlichen Castle Rock im US-Bundesstaat Colorado auf und kam schon früh mit der Schauspielerei in Berührung. Ihr Vater, der selbst Schauspieler war, schrieb nämlich in seiner Freizeit Theaterstücke, die im Kreis der Familie aufgeführt wurden. Während ihrer Zeit an der Highschool im Douglas County nahm sie Ballettunterricht und spielte Theater. Nach ihrem Schulabschluss arbeitete sie in einem Dinner Theater (einem Restaurant, das die Mahlzeiten mit Theaterinszenierungen verbindet) in Denver, Colorado, sowie kurzzeitig als Hostess und Kellnerin bei der bekannten US-amerikanischen Systemgastronomiekette Hooters. Danach ersetzte Adams eine Kollegin in Minnesota und arbeitete im Chanhassen Dinner Theater, wo sie u. a. in einer Aufführung des Broadway-Musicals „Good News“ auftrat. Im Jahr 1999 feierte sie ihre erste Filmrolle an der Seite von Kirsten Dunst, Denise Richards und Kirstie Alley in der Satire „Gnadenlos schön“, wo sie in einer Nebenrolle als einfältige Cheerleaderin zu sehen ist. Daraufhin zog Adams nach Los Angeles, wo sie eine Hauptrolle in der Fernsehserie „Manchester Prep“ verkörperte. Allerdings wurde die Serie, die ein Prequel zum Thriller „Eiskalte Engel“ darstellte, wegen eines Rechtsstreits nach drei abgedrehten Folgen annulliert, neu geschnitten und als „Eiskalte Engel 2“ direkt auf Video veröffentlicht. 
Es folgten Nebenrollen in Robert Lee Kings Horrorkomödie „Psycho Beach Party“, in dem Sportlerdrama „Pumpkin“ und in der romantischen Komödie „Scheidung ist süß“
Im Jahr 2002 wurde die Casting-Direktorin Deborah Zane auf Adams aufmerksam und schlug sie Steven Spielberg für seinen Film „Catch Me If You Can“ vor, wo sie die Geliebte der von Leonardo DiCaprio dargestellten Hauptperson verkörpern durfte. 
Mit diesem Erfolg im Rücken folgten Hauptrollen in Jonathan Sagalls Tragikomödie „The Last Run“ und dem Drama „Standing Still – Blick zurück nach vorn“, ehe sie die wiederkehrende Rolle der Alice Doherty in der nach einem Jahr schon wieder abgesetzten CBS-Fernsehserie „Dr. Vegas“ ergatterte. Nach einer Rolle in der Komödie „Wedding Date“ spielte Amy Adams in Phil Morrisons Independentfilm „Junikäfer“ die hochschwangere und kindliche Ashley aus dem ländlichen North Carolina, die Besuch von ihrem kosmopolitischen Schwager nebst Gattin erhält und davon träumt, ihrem Baby den ausgefallenen Namen Junebug zu geben. 
Ihre überzeugende Darstellung wurde mit ihrer ersten Oscar-Nominierung, dem Spezialpreis der Jury auf dem Sundance Film Festival 2005 sowie den Auszeichnungen des Filmkritikerverbandes von San Francisco, der Southeastern Film Critics Association, der National Society of Film Critics und dem Independent Spirit Award, jeweils als beste Nebendarstellerin belohnt. 
Die rothaarige Adams war anschließend in Adam McKays Komödie „Ricky Bobby – König der Rennfahrer“ und Disneys romantischer Fantasykomödie „Verwünscht“ als Prinzessin zu sehen, die von einer bösen Hexe aus einem Cartoon ins New York der Gegenwart gezaubert wird. 
Immer wieder war Adams auch mit Gastauftritten in Fernsehserien wie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ (2000), „Smallville“ (2001), „The West Wing – Im Zentrum der Macht“ (2002) und „The Office“ (2005–2006) vertreten. 
In den Jahren 2007/2008 zählte Amy Adams zu den am besten verdienenden Schauspielerinnen in Hollywood. Zwischen Juni 2007 und Juni 2008 erhielt sie Gagen in Höhe von 14,5 Mio. US-Dollar und rangierte hinter Cameron Diaz, Keira Knightley, Jennifer Aniston, Reese Witherspoon, Gwyneth Paltrow, Jodie Foster, Sarah Jessica Parker und Meryl Streep auf Platz neun. Ein Jahr später spielte sie in John Patrick Shanleys Theaterverfilmung „Glaubensfrage“ (2008) neben Meryl Streep und Philip Seymour Hoffman die Rolle einer jungen Nonne und Geschichtslehrerin an einer katholischen Schule, die mit Missbrauchsvorwürfen gegen den Geistlichen konfrontiert wird. Der Part der Schwester James brachte ihr erneut Nominierungen für die wichtigsten Filmpreise, darunter Golden Globe und Oscar, ein. 
2009 war sie in der Komödie „Nachts im Museum 2“ zu sehen, in der sie an der Seite von Ben Stiller und Owen Wilson die Flugpionierin Amelia Earhart verkörperte. Ebenfalls 2009 war sie in dem Film „Julie & Julia“ in der Rolle der Julie Powell zu sehen. 2010 folgte eine Nebenrolle in David O. Russells Boxer-Drama „The Fighter“ neben Mark Wahlberg, Christian Bale und Melissa Leo, wofür sie 2011 erneut eine Golden-Globe- und Oscar-Nominierung erhielt. 
Für Tim Burtons Spielfilm „Big Eyes“ bekam sie 2015 den Golden-Globe als beste Hauptdarstellerin. Bei den Golden Globe Awards 2017 war sie in derselben Kategorie für „Arrival“ von Denis Villeneuve nominiert. Mit „Nocturnal Animals“, „Justice League“ und „Vice – Der zweite Mann“ folgten weitere von Kritik und Publikum beachtete Filme. 2018 war sie auch in der Hauptrolle der von Jean-Marc Vallée inszenierten HBO-Miniserie „Sharp Objects“ nach dem Roman von Gillian Flynn zu sehen. Zuletzt spielte sie an der Seite von Glenn Close in Ron Howards komödiantischen Drama „Hillbilly-Elegie“ (2020), verkörperte in Joe Wrights Psychothriller „The Woman in the Widow“ eine in New York alleinlebende agoraphobische Frau, die beginnt, ihre neuen Nachbarn auszuspionieren, und war in „Zack Snyder’s Justice League“ ebenso präsent wie in der „Verwünscht“-Fortsetzung „Verwünscht nochmal“ (2022). 

Filmographie: 

1999: Gnadenlos schön (Drop Dead Gorgeous) 
2000: Psycho Beach Party 
2000: The Peter Principle (Fernsehfilm) 
2000: Die wilden Siebziger (That ’70s Show, Fernsehserie, Folge 2x15: Dumm und dümmer) 
2000: Charmed – Zauberhafte Hexen (Charmed, Fernsehserie, Folge 2x16: Murphy’s Luck) 
2000: The Chromium Hook (Kurzfilm) 
2000: Eiskalte Engel 2 (Cruel Intentions 2) 
2000: Buffy – Im Bann der Dämonen (Buffy the Vampire Slayer, Fernsehserie, Folge 5x06: Family) 2001: Smallville (Fernsehserie, Folge 1x07 Craving) 
2002: The Slaughter Rule 
2002: Pumpkin 
2002: Scheidung ist süß (Serving Sara) 
2002: Catch Me If You Can
2003: The West Wing – Im Zentrum der Macht (The West Wing, Fernsehserie, 1 Folge) 
2004: Standing Still – Blick zurück nach vorn (Standing Still) 
2004: The Last Run 
2004: Dr. Vegas (Fernsehserie, 5 Folgen) 
2005: Wedding Date (The Wedding Date) 
2005: Junikäfer (Junebug) 
2005–2006: The Office (Fernsehserie, 3 Folgen) 
2006: Ricky Bobby – König der Rennfahrer (Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby) 
2006: Dein Ex – Mein Albtraum (Fast Track) 
2006: Kings of Rock – Tenacious D (Tenacious D in The Pick of Destiny) 
2007: Verwünscht (Enchanted) 
2007: Der Krieg des Charlie Wilson (Charlie Wilson’s War) 
2007: Underdog – Unbesiegt weil er fliegt (Underdog) 
2008: Miss Pettigrews großer Tag (Miss Pettigrew Lives for a Day) 
2008: Sunshine Cleaning 
2008: Glaubensfrage (Doubt) 
2009: Nachts im Museum 2 (Night at the Museum 2: Battle of the Smithsonian) 
2009: Julie & Julia 
2010: Verlobung auf Umwegen (Leap Year) 
2010: The Fighter 
2011: Die Muppets (The Muppets) 
2012: On the Road – Unterwegs (On the Road) 
2012: The Master 
2012: Back in the Game (Trouble with the Curve) 
2013: Man of Steel 
2013: American Hustle 
2013: Her 
2014: Lullaby 
2014: Big Eyes 
2016: Batman v Superman: Dawn of Justice 
2016: Arrival 
2016: Nocturnal Animals 
2017: Justice League 
2018: Sharp Objects (Miniserie) 
2018: Vice – Der zweite Mann (Vice) 
2020: Hillbilly-Elegie (Hillbilly Elegy) 
2021: The Woman in the Window 
2021: Zack Snyder’s Justice League 
2021: Dear Evan Hansen 
2022: Verwünscht nochmal (Disenchanted) 
2024: Nightbitch 

Playlist: 

01. Alexandre Desplat - Starting Out (Julie & Julia) - 02:45 
02. Blake Neely - Invitation To A Wedding (The Wedding Date) - 04:59 
03. Danny Elfman - Opening (Big Eyes) - 04:00 
04. Alan Menken - Enchanted Suite (Enchanted) - 04:36 
05. Randy Edelman - Coming Together (Underdog) - 06:21 
06. James Newton Howard - Turning the Tide (Charlie Wilson's War) - 08:35 
07. Marco Beltrami - Wilson At Bat (Trouble With The Curve) - 03:12 
08. Howard Shore - Goodbye Sermon (Doubt) - 02:37 
09. John Williams - A Broken Home (Catch Me If You Can) - 04:26 
10. Hans Zimmer & David Fleming - Responsibility (Hillbilly Elegy) - 05:05 
11. Alan Silvestri - Amelia Says Goodbye (Night at the Museum 2) - 02:46 
12. Jóhann Jóhannsson - Heptapod B (Arrival) - 03:42 
13. Danny Elfman - The End (The Woman in the Window) - 04:53 
14. Hans Zimmer - Homecoming (Man of Steel) - 02:33 
15. Randy Edelman - Anna's Theme (Leap Year) - 02:55 
16. Christophe Beck - We Fail Together (The Muppets) - 03:40 
17. Danny Elfman - A New Hope (Justice League) - 04:36 
18. Hans Zimmer & Junkie XL - Beautiful Lie (Batman v Superman: Dawn of Justice) - 03:47 
19. Nicholas Britell - The Iraq War Symphony (Vice) - 02:48 
20. Jonny Greenwood - Alethia (The Master) - 04:05 
21. Alan Menken - Disenchanted Score Suite (Disenchanted) - 07:44 
22. James Newton Howard - Refugee Camp (Charlie Wilson's War) - 05:08 
23. Abel Korzeniowski - Mothers (Nocturnal Animals) - 02:31 
24. Nate Heller - Thorough Transfiguration (Nightbitch) - 03:11 
25. William Butler & Owen Pallett - Some Other Place (Her) - 03:39 
26. Michael Brook - It's My Life (The Fighter) - 02:26 
27. Gustavo Santaolalla - Lovin' It (On the Road) - 05:32 
28. John Williams - Learning the Ropes (Catch Me If You Can) - 08:44

Sonntag, 1. Dezember 2024

Playlist #411 vom 01.12.2024 - MATT DILLON Special

Matt Dillon zählte neben Tom Cruise, Rob Lowe, Patrick Swayze, Emilio Estevez und Diane Lane in Francis Ford Coppolas „The Outsiders“ 1983 zu einer Schar aufstrebender und talentierter Jungdarsteller, die es in den folgenden Jahrzehnten zu einigem Ruhm in Hollywood bringen sollten. Auch wenn es Dillon nicht wie Cruise oder Swayze zu Starruhm brachte, kann er doch über eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Über Coppolas „Rumble Fish“, Arthur Penns „Target“ (1985), Gus Van Sants „Drugstore Cowboy“ (1989) und „To Die For“ (1995), Cameron Crowes „Singles“ (1992) und Paul Haggis‘ Oscar-prämierten Episoden-Drama „Crash“ (2004) führte Dillons Weg bis zur Mystery-Serie „Wayward Pines“ und dem Biopic „Maria“, in dem er Marlon Brando verkörpert. 

Matthew Raymond „Matt“ Dillon wurde am 18. Februar 1964 in New Rochelle, New York, als Sohn irischstämmiger Eltern geboren und wuchs als zweitältester Sohn mit vier Brüdern und einer Schwester im US-Bundesstaat New York auf. Bereits in jungen Jahren war Matt Dillon ein vielbeschäftigter Darsteller in Jugendfilmen, in denen er meist aufbegehrende Jugendliche aus eher einfachen oder sozial schwierigen Verhältnissen verkörperte. 
Sein Filmdebüt gab er 1979 in Jonathan Kaplans Teenager-Drama „Wut im Bauch“. Im darauffolgenden Jahr war er in „Kleine Biester“ neben Tatum O’Neal und Kristy McNichol zu sehen. Nachdem Dillon schon die Titelrolle in „Tex“ nach einem Roman von Susan E. Hinton gespielt hatte, besetzte Francis Ford Coppola ihn auch 1983 für die Filmadaption von Hintons Bestseller „Die Outsider“ in der Rolle des Dallas Winston sowie an der Seite von Mickey Rourke in der Hauptrolle von „Rumble Fish“
1985 stand Dillon unter der Regie von Arthur Penn für den Agententhriller „Target – Zielscheibe“ neben Gene Hackman vor der Kamera. Ebenfalls 1985 gab er in dem Theaterstück „The Boys of Winter“ sein Debüt am Broadway. Ende der 1980er Jahre wechselte Dillon dann mit Gus Van Sants Roadmovie „Drugstore Cowboy“ ins Independentfach, dem mit der Mediensatire „To Die For“ 1995 eine weitere Zusammenarbeit mit Van Sant folgen sollte. 
Mit seiner Darstellung des Drogenabhängigen Bob, für die er viel Lob erntete und 1990 als Bester Hauptdarsteller mit dem Independent Spirit Award ausgezeichnet wurde, gelang ihm der Übergang vom populären Nachwuchsstar zum ernsthaften Schauspieler. 
„Zusammen mit River Phoenix und Johnny Depp gehörte Dillon Anfang der Neunziger zu den romantischen Taugenichtsen, denen weder Kriege noch Elternhaus große Prüfungen abrangen, die sich mit den klassischen Jungstar-Rollen und dem Erfolgswahn des neueren Yuppietums schwertaten. Mit ihren gebrochenen Darstellungen wurde Männlichkeit auf der Leinwand zu einem höchst instabilen Konstrukt. Sie spielten keine Helden, sondern Selbstversuche mit offenem Ausgang“, befand Birgit Glombitza in "Zeit"
Eine weitere Facette seines Könnens zeigte er 1993 in dem bedrückend-realistischen Obdachlosen-Drama „The Saint of Fort Washington“. Darin mimte Dillon einen jungen, an Schizophrenie erkrankten Mann, der sich plötzlich in der Welt von Nachtasylen und Kleinkriminellen zurechtfinden muss und in dem von Danny Glover gespielten Vietnam-Veteranen Jerry einen Freund und Beschützer findet. Von einer ganz anderen Seite präsentierte er sich im gleichen Jahr in der romantischen Komödie „Mr. Wonderful“ von Anthony Minghella, mit der er und seine Filmpartnerin Annabella Sciorra Zuschauer und Kritiker für sich einnahmen. 
Dillon wirkte in den 1990er Jahren auch in zahlreichen Ensemblefilmen mit und arbeitete dabei mit Regisseuren wie Cameron Crowe („Singles – Gemeinsam einsam“), Ted Demme („Beautiful Girls“) und Allison Anders („Grace of My Heart“) zusammen. Einem breiteren Publikum bekannt wurde Matt Dillon 1998 als Privatdetektiv Pat Healy in der Erfolgskomödie „Verrückt nach Mary“. Ebenfalls 1998 spielte er in dem Erotikthriller „Wild Things“ den umschwärmten Sportlehrer Sam Lombardo, der eine unerwartet dunkle Seite offenbart. 
Erstmals selbst Regie führte Dillon, der 1999 bereits für eine Folge der HBO-Serie „Oz – Hölle hinter Gittern“ verantwortlich gezeichnet hatte, 2002 bei dem Filmdrama „City of Ghosts“, dessen Drehbuch er mitverfasste. In dem vor der exotischen Kulisse Kambodschas spielenden Thriller um einen Versicherungsbetrug übernahm Dillon auch die Hauptrolle. 
2005 überzeugte er neben Lili Taylor in der Charakterstudie „Factotum“ nach dem gleichnamigen Roman von Charles Bukowski in der Rolle des Henry Chinaski, einer Figur, die Bukowski nachempfunden ist. 
Für seine schauspielerische Leistung in Paul Haggis’ Episodenfilm-Drama „Crash“ gewann Dillon abermals einen Independent Spirit Award und wurde 2006 mit einer Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester Nebendarsteller bedacht. Der Part des Officer Ryan brachte ihm überdies Nominierungen bei den Golden Globe Awards, den britischen BAFTA Awards sowie den Screen Actors Guild Awards ein, bei denen er und seine Schauspielkollegen die Auszeichnung als Bestes Schauspielensemble entgegennehmen konnten. 
Im September 2006 wurde Matt Dillon beim Filmfestival in San Sebastián mit dem Donostia Award für sein künstlerisches Schaffen geehrt. Im Jahr 2024 porträtierte er Marlon Brando in der Filmbiografie „Maria“ über die französische Schauspielerin Maria Schneider, wie sie mit Brando unter der Regie von Bernardo Bertolucci den Skandalfilm „Der letzte Tango in Paris“ drehte. 
Mit nun 60 Jahren ist Dillon jemand, der seit seiner Jugend im Rampenlicht steht. Als Erwachsener entwickelte er eine Karriere mit Höhen und Tiefen, erreichte aber nie den Status anderer Kollegen seiner legendären Generation, wie etwa Tom Cruise
„Ich bin nicht jemand, der das Rampenlicht sucht“, sagt er im Interview mit "El Pais". „Ich mache Werbung für mich, wenn es nötig ist – das ist Teil des Berufs –, aber ich habe trotzdem ein einfaches Leben geführt. Ich verstecke mich vor nichts. Ich gehe raus, ich treffe Leute, ich isoliere mich nicht. Ehrlich gesagt: Ich bin nicht aus Narzissmus oder Extrovertiertheit Schauspieler geworden. Viele Leute werden Schauspieler, weil sie auftreten wollen, aber für mich war das Wichtigste am Schauspielern, etwas zu vermitteln, dem Publikum etwas über die menschliche Natur zu zeigen. Ich war neugieriger auf die menschliche Natur und die Welt als auf die Schauspielerei. Natürlich trete ich gerne auf … aber mein Ding entspringt wirklich einer Neugier. Für mich ging es nicht um Ruhm.“ 
Zuletzt war Dillon in dem komödiantischen Drama „Land of Dreams“ neben Isabella Rossellini, Sheila Vand und Christopher McDonald ebenso zu sehen wie in der Fernsehserie „High Desert“ mit Patricia Arquette und in Wes Andersons Ensemble-Film „Asteroid City“

 Filmographie: 

1979: Wut im Bauch (Over the Edge) 
1980: Kleine Biester (Little Darlings) 
1980: Die Schulhofratten von Chicago (My Bodyguard) 
1982: Tex 
1982: Durchgebrannt aus Liebe (Liar’s Moon) 
1983: Die Outsider (The Outsiders) 
1983: Rumble Fish 
1984: Flamingo Kid (The Flamingo Kid) 
1985: Target – Zielscheibe (Target) 
1985: Rebel 
1986: Native Son 
1987: Dear America – Briefe aus Vietnam (Dear America: Letters Home from Vietnam; Stimme von Mike) 
1987: Chicago Blues (The Big Town) 
1988: Kansas 
1989: Drugstore Cowboy 
1989: Bloodhounds of Broadway 
1991: Der Kuss vor dem Tode (A Kiss Before Dying) 
1992: Singles – Gemeinsam einsam (Singles) 
1993: Streets of New York (The Saint of Fort Washington) 
1993: Mr. Wonderful 
1994: Golden Gate 
1995: To Die For 
1995: Frankie Starlight 
1996: Beautiful Girls 
1996: Grace of My Heart (Grace of My Heart) 
1996: Albino Alligator 
1997: In & Out 
1997: Pitch 
1998: Wild Things 
1998: Verrückt nach Mary (There’s Something About Mary) 
2001: Eine Nacht bei McCool’s (One Night at McCool’s) 
2002: Deuces Wild (Wild Boyz) 
2002: City of Ghosts (auch Drehbuch und Regie) 
2004: You’re Fired! (Employee of the Month) 
2004: L.A. Crash (Crash) 
2005: Factotum 
2005: Herbie Fully Loaded – Ein toller Käfer startet durch (Herbie: Fully Loaded) 
2005: Loverboy 
2006: Ich, Du und der Andere (You, Me and Dupree) 
2008: Nichts als die Wahrheit (Nothing But the Truth) 
2009: Armored 
2009: Old Dogs – Daddy oder Deal (Old Dogs) 
2010: Takers – The Final Job (Takers) 
2011: Fish Gun 
2011: Modern Family (Fernsehserie, Folge 2x15) 
2012: There Is No Place Like Home – Nichts wie weg aus Ocean City (Girl Most Likely) 
2013: Gangster Chronicles (Pawn Shop Chronicles) 
2013: Der Kunstraub (The Art of the Steal) 
2014: Bad Country 
2015: Wayward Pines (Fernsehserie, 10 Folgen) 
2017: Abgang mit Stil (Going in Style) 
2018: The House That Jack Built 
2018: Running for Grace 
2018: Head Full of Honey 
2019: Proxima – Die Astronautin (Proxima) 
2019: Nimic (Kurzfilm) 2020: Capone 
2020: El Gran Fellove (Dokumentarfilm, Regie) 
2021: Land of Dreams 
2022: American Dreamer
2023: High Desert (Fernsehserie, 7 Folgen)
2023: Asteroid City 
2024: Maria 
2024: Haunted Heart

Playlist:

01. James Newton Howard - End Titles (The Saint of Fort Washington) - 04:25 
02. Stewart Copeland - Our Mother Is Alive (Rumble Fish) - 04:20 
03. Howard Shore - Main Titles (A Kiss Before Dying) - 03:50 
04. Elliot Goldenthal - Bob's New Life (Drugstore Cowboy) - 02:51 
05. Elliot Goldenthal - Golden Gate (Golden Gate) - 03:36 
06. Danny Elfman - Finale (To Die For) - 03:53 
07. Elmer Bernstein - Jack and Bernadette (Frankie Starlight) - 03:47 
08. Marc Shaiman - Wedding Preparations (In & Out) - 05:29 
09. George S. Clinton - End Credits (Wild Things) - 05:15 
10. Charlie Clouser - Episode Three: Play Stay (Wayward Pines) - 02:01 
11. John Murphy - The End (Armored) - 03:21 
12. Larry Groupé - Intake (Nothing But The Truth) - 04:10 
13. Paul Haslinger - Lily's Lounge (Takers) - 03:23 
14. Mark Isham - Sense of Touch (Crash) - 06:44 
15. James Newton Howard - Rosario (The Saint of Fort Washington) - 04:41 
16. Alexandre Desplat - WXYZ-TV Channel 8 (Asteroid City) - 02:37 
17. Elmer Bernstein - Roofdance (Frankie Starlight) - 04:04 
18. Michael Brook - Tunnel (Albino Alligator) - 05:01 
19. Elliot Goldenthal - The Woman Cries (Golden Gate) - 03:34 
20. Rob Simonsen - I'm Sorry I Ruined Your Life (Girl Most Likely) - 03:08 
21. Danny Elfman - Main Titles (To Die For) - 04:10 
22. Larry Groupé - Erica VS CIA (Nothing But The Truth) - 03:14 
23. Marc Shaiman - Teacher of the Year/People/Wedding (In & Out) - 04:11 
24. Rob Simonsen - The Line Up (Going In Style) - 02:47 
25. James Newton Howard - Main Titles (The Saint of Fort Washington) - 04:44 
26. Marc Shaiman - End Credit Suite (One Night at McCool's) - 05:22 
27. Ryuichi Sakamoto - Reunion (Proxima) - 02:37 
28. Zbigniew Preisner - Blue Waves (Haunted Heart) - 02:09 
29. Mark Isham - Flames (Crash) - 07:59

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