Radio ZuSa

Sonntag, 5. Dezember 2010

Playlist # 47 vom 05.12.10 - CHARLIE CLOUSER Special

Mit „Saw 3D“ geht die 2004 initiierte Slasher-Horror-Reihe „Saw“ bereits in die siebte Runde. Zu allen sieben Teilen komponierte Charlie Clouser die markante, elektronisch treibende Musik und scheint daher auf das Horror-Genre abonniert zu sein. Schließlich sind es Filme wie „Resident Evil: Extinction“, „Dead Silence“ oder „Death Sentence“, für die der am 28. Juni 1963 in Hanover, New Hampshire geborene Charles Alexander Clouser weitere Credits einfahren konnte.

Bevor er sich in der alternativen Musikszene als Programmierer, Keyboarder und vor allem Remixer einen Namen machen konnte, lernte er bereits als Kind, Schlagzeug zu spielen, und setzte sich an der Highschool mit Synthesizern und Drumcomputern auseinander, wollte aber zunächst Architekt werden. Als er 1981 seinen ersten Computer bekam, studierter er die technischen Aspekte elektronischer Musik am New Yorker Institute of Audio Research, arbeitete als Programmierer für den australischen Filmkomponisten Cameron Allan und an dessen TV-Serie „Der Equalizer“. In Los Angeles traf er 1994 Trent Reznor, produzierte Soundeffekte für ein Musikvideo und programmierte Schlagzeug-Sounds für das Marilyn-Manson-Album „Antichrist Superstar“. Als Mitglied von Nine Inch Nails spielte er auf der „Self Destruct“-Tour und war im Studio maßgeblich am Gelingen der Alben „The Downward Spiral“ und „Fragile“ beteiligt. Dabei machte er sich auch einen Namen als Remixer für Künstler wie Nine Inch Nails, David Bowie, Rob Zombie und Alice Cooper, verließ Nine Inch Nails nach der „Fragility“-Tour, um mit Alec Empire und Atari Teenage Riot auf Tour zu gehen und Musik für Fernsehserien wie „Fastlane“ und „Numb3rs“ zu komponieren.
Den Durchbruch als Filmkomponist schaffte Charlie Clouser schließlich mit dem Kinoüberraschungserfolg „Saw“. Der Film von Regiedebütant James Wan erzählt die Geschichte von zwei Männern, die in einer kargen Kellerzelle aus einer Ohnmacht erwachen und sich dabei angekettet an gegenüberliegenden Wänden wiederfinden. Zwischen ihnen liegt eine entsetzlich verstümmelte Leiche. Durch immer wieder zugespielte Hinweise haben die beiden Männer die Möglichkeit, den Weg in die Freiheit zu finden – oder in einen elenden Tod... Der spannende Wettlauf mit der Zeit wird immer wieder durch Rückblenden und eine parallele Story unterbrochen, in der sich ein obsessiver Cop auf der Suche nach dem Jigsaw-Killer befindet, wobei der Zuschauer in die Rolle der Opfer schlüpft und am Ende auch noch in die Irre geführt wird.
Charlie Closers atmosphärisch dichte wie beklemmende Musik unterstreicht dieses spannende Szenario äußerst wirkungsvoll. Er setzt damit eine Tradition fort, die mit den Soundtracks zu Filmen wie „The Crow“, „Resident Evil“, „Dracula 2000“ oder „Underworld“ eine echte Erfolgsgeschichte geschrieben hat.
„Als sich der Soundtrack zu 'The Crow' so gut verkaufte, haben sich die Film- und Soundtrack-Produzenten vor den Kopf geschlagen und sich gefragt, warum sie nicht früher auf die Idee gekommen sind, Soundtracks mit alternativer Rockmusik zu veröffentlichen“, beschreibt Charlie das Phänomen, warum es mittlerweile zur Regel geworden ist, Soundtracks zu Fantasy-Horror-Filmen mit Songs von Acts zu versehen, die beim jugendlichen Publikum gerade angesagt sind. „Es ist eben so, dass viele Leute, die sich gern Horror-Filme angucken, auch gern harte, aggressive Rockmusik hören. Das wirkt auch im Film besser als orchestrale Musik.“ Und so machten in Hollywood in den letzten Jahren vor allem Komponisten wie Graeme Revell („The Crow“, „The Craft“, „Pitch Black“), Marco Beltrami („Scream“, „Mimic“, „Terminator 3“), John Frizzell, John Powell und Craig Armstrong Karriere, weil sie sehr versiert elektronische und orchestrale Elemente in ihrer Musik zu vereinen wissen. Nun werden nicht nur die Soundtracks mit Alternative-Rock-Songs versehen, ihre Protagonisten stürmen nun auch die Bastion der Filmmusikkomponisten.  
Marilyn Manson steuerte ein paar Score-Tracks zu „Resident Evil“ bei, Charlies NIN-Kollege Danny Lohner komponierte als Renholder ein paar atmosphärische Cues zu „Underworld“. Charlie Clouser machte seine ersten Erfahrungen im Soundtrack-Business beim „Beavis And Butt-Head“-Film, war mit Tracks auf den Soundtrack zu „Underworld“ (Throwing Punches“ von Page Hamilton) und „Valentine“ („Superbeast“ von Rob Zombie) vertreten. Mit Danny Lohner, den er für die Gitarrenparts des Scores zu „Saw“ engagierte, konnte er schließlich wertvolle Erfahrungen austauschen. Schwierig fand Charlie aber vor allem die ruhigen Momente im Film.
„Die härtesten Sachen waren die ruhigen Stücke. Durch meine Arbeit mit Rob Zombie, Helmet und Nine Inch Nails bin ich hinsichtlich harter, aggressiver Musik gut trainiert, aber es wird ganz schon schwierig, wenn man ruhige Sachen mit zurückhaltender Melodie kreieren muss.“ Regisseur James Wan hat Charlie übrigens über den gemeinsamen Anwalt kennen gelernt. Als Fan von Acts wie Ministry und Nine Inch Nails war Charlie Clouser schnell die erste Wahl für den Score zu „Saw“. „Ich hatte gerade mal fünf Wochen Zeit, um all die Musik zu komponieren“, meint Charlie. „Zum ersten Treffen morgens um 8 Uhr brachte ich mein Frühstück von McDonalds mit. Als ich den Film dann gesehen habe, dachte ich, dass es keine gute Idee war, kurz vor dem Film etwas gegessen zu haben...“ Seit dem Erfolg von „Saw“ ist Charlie Clousers Name in aller Munde. Er komponierte nicht nur die Soundtracks zu allen weiteren „Saw“-Sequels und dem dazugehörigen Videospiel, sondern auch zu weiteren Horror-Filmen wie „Dead Silence“, "Death Sentence" und „Resident Evil: Extinction“.
Für den dritten „Resident Evil“-Teil versuchte Clouser, der Komponisten wie John Powell, Marco Beltrami und Harry Gregson-Williams schätzt, neue Akzente zu setzen.
„So sehr ich den Score von Beltrami und Manson zum ersten Film der Serie liebte, war ich überzeugt davon, dass ihre Synth-and-Drum-Machine-Industrial-Dunkelheit am besten im Untergrund funktionierte, in den Tunneln von Raccoon City. Von diesen Szenen gibt es in dem neuen Film nicht viel zu sehen, meistens spielt sich die Handlung bei hellem Tageslicht in der Wüste ab. Also dachte ich mir, dass wir mehr ‚outdoorsy‘ Sounds benötigen, akustische statt elektronische, also sammelte ich ein Set von Metal Junk, Rototoms und andere schnoddrig klingende Drums, die ich für all die Drum-Attacken statt der mehr programmierten, elektronischen Sounds verwendete“, gab Clouser im Interview mit dem Inter-Activities Blog zu Protokoll. „In solchen Szenen, in denen wir unterirdisch reisen, ändert sich der Sound all der Instrumente in eine elektronische, dunkle und klaustrophobische Richtung. Es ist etwas schwer herauszuhören, aber in den Szenen, in denen wir den Fahrstuhl nach unten zu den Tunnels nehmen, legt sich eine Art elektronischer Vorhang über den Sound und verfolgt uns durch Raccoon City.“
Den Unterschied zwischen der Arbeit an regulären Musikalben und an Filmen beschreibt der Komponist so: „An Alben zu arbeiten ist völlig anders als Soundtracks zu kreieren, aber einige Werkzeuge und Techniken sind ähnlich. Ich beschreibe das mal so: Einen Rocksong zu produzieren oder zu schreiben ist so, als wird man als Maler angeheuert, um das Portrait eines Geschäftsführers zu machen, das in der Lobby aufgehängt werden soll. Du musst ihn jünger aussehen lassen als er wirklich ist, ihn freundlicher machen, auch wenn er ein bösartiger Bastard ist, die Nase muss passen … An einem Soundtrack zu arbeiten ist wie Pollock in einer Minute zu sein, Rothko in einer anderen. Man entfernt sich davon, ein einfaches Blau zu machen, sondern muss eine große psychedelische Collage erstellen, alles am selben Tag, manchmal im selben Musikstück. Das fasziniert mich ungemein.“
Allerdings wirken Clousers musikalische Fähigkeiten doch sehr eingeschränkt. Seit „Saw“ sind seine Filmarbeiten zwar eindeutig seiner Handschrift zuzuordnen, aber bewegen sich seine Kompositionen und Soundcollagen in einem doch sehr eng abgesteckten Rahmen und hören sich oft nur wie weitere Variationen des „Saw“-Materials an.

Filmographie:
2002 – Fastlane (TV-Serie)
2003 – Las Vegas (TV-Serie)
2004 – Saw
2005 – Numb3rs (TV-Serie)
2005 – Deepwater
2005 – Saw II
2006 – Saw III
2007 – Dead Silence
2007 – Death Sentence – Todesurteil
2007 – Resident Evil: Extinction
2007 – Saw IV
2008 – Fear Itself (eine Episode)
2008 – Saw V
2009 – The Stepfather
2009 – Saw VI
2010 - Singularity (Video-Game, mit Michael Wandmacher)
2010 – Saw 3D – Vollendung
Playlist:
1 Charlie Clouser - X Marks The Spot (Saw) - 04:34
2 Charlie Clouser - Nat's End (Deepwater) - 03:51
3 Charlie Clouser - Surprised (Saw III) - 02:01
4 Charlie Clouser - Autopsy (Mix II) (Saw IV) - 04:30
5 Charlie Clouser - Main Titles (Dead Silence) - 03:00
6 Charlie Clouser - Car Fight (Death Sentence) - 04:04
7 Charlie Clouser - True Edge (Saw V) - 03:15
8 Charlie Clouser & Michael Wandmacher - Research Facility Medley #1 (Singularity) - 05:07
9 Charlie Clouser - New Headquarters (Resident Evil: Extinction) - 01:53
10 Charlie Clouser - For Alaska (Resident Evil: Extinction) - 03:00
11 Charlie Clouser - New Year's Day - Part 5 (Fear Itself) - 05:07
12 Charlie Clouser - Menu (Saw: The Game) - 02:17
13 Charlie Clouser - Talk Show (Saw 3D) - 03:48
14 Charlie Clouser - Carousel (Saw VI) - 07:58

  © Blogger template Brooklyn by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP