Es scheint eine zunehmend beliebtere Praxis zu sein,
Höhepunkte im Schaffen populärer Komponisten in Zusammenstellungen neuer
Arrangements zu präsentieren. So hat Sony Classical nach „The World of Hans
Zimmer – A New Dimension“ nun einen zweiten Teil mit Arbeiten von Hans
Zimmer in neuen Aufnahmen als Doppel-CD veröffentlicht, und auch die
Deutsche Grammophon legt mit „Anthology – The Paris Concerts“ ein
Doppel-Album mit Live-Aufnahmen der bekanntesten Arbeiten von Howard Shore
vor. Ansonsten gibt es in der heutigen Neuheiten-Sendung wieder einen
unterhaltsamen Mix aus elektronischen und Orchesterklängen mit Chören und exotischen
Instrumenten zu hören. Komponisten wie Alexandre Desplat, Dominic Lewis,
Jeff Russo, Volker Bertelmann, Jeff Beal, Paul Leonard-Morgan, Lorne Balfe
und viele andere haben nicht nur neue Musik zu Serien wie „The Wheel of
Time“ und „A Thousand Blows“ kreiert, sondern auch zu etlichen neuen
Streaming- und Kinofilmen.

Nach Serien wie „Star Trek: Discovery“, „Star Trek: Picard“
und „Star Trek: Strange New Worlds“ kommt nun mit „Star Trek: Sektion
31“mal wieder ein „Star Trek“-Film ins Kino, der 23 Jahre nach „Star
Trek: Nemesis“ der erste „Star Trek“-Film ist, der in der Zeitlinie der
ursprünglichen Serien und Filme spielt.
Der Actionfilm mit Michelle Yeoh in der Hauptrolle
ist ein Spin-off der Fernsehserie „Star Trek: Discovery“ und sollte
ursprünglich die Pilotfolge einer neuen Serie werden. Yeoh spielt in dem Film,
wie zuvor in der Serie, die ehemalige Imperatorin aus dem Spiegeluniversum,
Philippa Georgiou. Sie schließt sich der titelgebenden geheimen Abteilung
„Sektion 31“ der Sternenflotte an, welche die Mission hat, die Vereinigte
Föderation der Planeten zu schützen. Die Musik dazu steuerte wie bereits zu den
vorangegangenen „Star Trek“-Serien Jeff Russo bei.
Ein Wiedersehen gibt es auch mit dem Abenteuerklassiker „Der
Graf von Monte Christo“, den „Die drei Musketiere“-Autor Alexandre
Dumas 1846 veröffentlicht hat. Das dreistündige Epos von Matthieu
Delaporte und Alexandre De La Patellière erzählt von dem jungen
Seefahrer Edmond Dantès (Pierre Niney), der im Jahr 1815 nach langem
Suchen endlich und endgültig das Glück gefunden zu haben scheint. Nicht nur
wird er zum Kapitän eines Schiffs befördert, sondern es steht auch die
langersehnte Heirat mit seiner großen Liebe Mercédès (Anaïs Demoustier)
an. Doch platzen seine Träume von einem Moment auf den anderen, als Edmond von
seinen Rivalen beschuldigt wird, Verbindungen zum abgesetzten Kaiser Napoleon
zu haben. Ohne stichhaltige Beweise wird der Bezichtigte kurzerhand verhaftet
und auf der Gefängnisinsel Chateau d’If in einen finsteren Kerker geworfen.
Mithilfe seines Zellennachbarn Abbé Faria (Pierfrancesco Favino) gelingt
ihm 14 Jahre später schließlich die waghalsige Flucht von der Insel, woraufhin
er sich auf einen ausgeklügelten Rachefeldzug gegen all diejenigen begibt, die
ihn damals durch falsche Anschuldigungen aus seinem Leben gerissen haben...
Den orchestralen Score komponierte Oscar-Gewinner Volker
Bertelmann, der bereits mit seinen Engagements zu Produktionen wie „Der
Name der Rose“, „War Sailor“ und „Im Westen nichts Neues“
Erfahrungen mit historischen Stoffen sammeln konnte.
„The Commoner“ von Vibeke Idsøe erzählt die
Geschichte zweier junger, sehr verliebter Menschen, die neun Jahre lang warten
mussten, um zu erfahren, ob sie ihr Leben miteinander teilen können. Das größte
Hindernis war die norwegische Verfassung, die besagt, dass der König das letzte
Wort darüber hat, wen der Kronprinz heiraten darf.
„Die Musik musste die Liebe, die Last der königlichen
Pflicht, die Frustrationen, die öffentliche Angst und Wut darüber, dass diese
Affäre die Monarchie gefährden könnte, und schließlich den endgültigen Sieg
widerspiegeln. Da wir uns in einem königlichen Umfeld befinden, erschien es uns
naheliegend, Hörner und Streicher als Hauptelemente der Partitur zu verwenden.
Aber sowohl ich als auch die Regisseurin Vibeke Idsøe wollten die
Geschichte zeitgenössisch erzählen, daher habe ich auch Synthesizer und Elektronik
eingesetzt, mehr als ich es sonst tue“, erzählt Komponist Gaute Storaas
von der Arbeit an der Musik, die auch einige Jazz-Einlagen bereithält.
Die Literaturverfilmung „The Safe House“ durch den
Schweizer Filmemacher Lionel Baier erzählt von einem neunjährigen
Jungen, dessen Eltern an den 1968er-Protesten in Paris teilnehmen, während er
bei seinen Großeltern und Onkeln zurückbleibt. Inmitten der turbulenten
Atmosphäre der Zeit nimmt das alltägliche Leben in der Wohnung seinen Lauf,
geprägt von exzentrischen Gewohnheiten und lebhaften Diskussionen. Die Ankunft
eines illustren Gastes bringt jedoch eine spürbare Veränderung mit sich. Die
Dynamik innerhalb der Familie verschiebt sich, Allianzen werden auf die Probe
gestellt, und der Junge erlebt hautnah, wie persönliche und gesellschaftliche
Umbrüche miteinander verflochten sind.
„Der Film balanciert stets zwischen schräg/seltsam und
wahrhaftig/ernst. Nachdem wir verschiedene musikalische Ansätze ausprobiert
hatten, die immer wieder neue Ideen für eine straffere Schnittführung
lieferten, endeten wir mit rasanten Drum-Grooves, ergänzt durch jazzige
Solisten. An vielen Stellen genügten sehr reduzierte musikalische Texturen,
gespielt von verschiedenen Live-Instrumenten. Um das schnelle Tempo von Schnitt
und Dialog zu verstärken, nahmen wir verschiedene organische, stimmungsvolle Jazz-Drum-Grooves
auf“, erzählen die drei Komponisten Diego Baldenweg, Nora Baldenweg und Lionel
Baldenweg. „Für die intimeren Momente suchten wir nach Möglichkeiten, den
Protagonisten so nahe wie möglich zu sein. Statt auf Elektronik oder ein
komplettes Orchester zu setzen, entschieden wir uns, hauptsächlich mit
Blasinstrumenten zu arbeiten, und baten die Musiker, mit den Bewegungen der
Protagonisten musikalisch zu atmen. Basierend auf unseren musikalischen
Arrangements und Noten baten wir um Interpretationen und lockere
Improvisationen mit Trompete, Flöte, Bassflöte, Okarina, Klarinette, Bassklarinette,
Kontrabass und Klavier. Die Verbindung der lebendigen, groovigen Drums mit den
intimen, organischen Blasinstrumenten, gekleidet in warmen Vintage-Plattenhall,
verlieh dieser Filmmusik eine fesselnde 70er-Jahre-Vibe.“

Mit
„The World of Hans Zimmer – A New Dimension: Part II“ präsentiert Sony Classical die Fortsetzung der Compilation mit neu eingespielten Arrangements von
Hans Zimmers bekanntesten Arbeiten, darunter Suiten aus den Scores zu
„Man of Steel“, „Driving Miss Daisy“, „Dune II“, „The Lion King“, „Interstellar“, „No Time to Die“, „Sherlock Holmes“, „Inception“, „Gladiator“ und
„Power of One“.
„Es gibt viele schreckliche Dinge, die man über Hollywood sagen
kann, und alle davon sind wahr, aber die eine Sache, die man Hollywood nicht
absprechen kann, ist, dass es wohl mehr orchestrale Musik in Auftrag gibt als
jede andere Institution und so jeden Tag dafür sorgt, sowohl orchestrale Musik
als auch die Orchester an sich am Leben zu erhalten“, schwärmt Hans Zimmer
im ausführlichen Booklet zur neuen Album-Veröffentlichung zu den Möglichkeiten,
seine Musik mit einem Orchester aufnehmen zu können. „Den Stolz, den ich
angesichts dieses Konzerts empfinde, bezieht sich darauf, es mit euch zu
teilen, nicht so sehr meine Musik, aber die Meisterschaft und Menschlichkeit
der Musiker*innen. Ohne sie würde es nur Stille geben, und es ist eine Ehre,
diese Stille mit der Exzellenz, Fähigkeit und Seele eines Orchesters zu
durchbrechen.“
Entstanden ist „The World of Hans Zimmer – A New
Dimension: Part II“ zudem mit einem herausragenden Ensemble von
Solist*Innen, darunter die Sänger*Innen Lebo M, Lisa Gerrard, Gan-ya Ben-gur
Akselrod und Nokukhanya Dlamini, der Multi-Holzbläser Pedro
Eustache, Bassist Juan García-Herreros, Gitarrist Alexios Anest,
Pianistin Eliane Correa, Cellistin Mariko Muranaka, Violinistin Rusanda
Panfili sowie die Percussionisten Aleksandra Šuklar, Luis Ribeiro
und Lucy Landymore. Diese spielen gemeinsam mit dem Odessa Orchestra
& Friends und dem Nairobi Chamber Choir unter der Leitung von
Dirigent Gavin Greenaway.

Ähnlich imposant ist die „Anthology – The Paris Concerts“
von Howard Shore ausgefallen, die die Deutsche Grammophon ebenfalls als
Doppel-CD im Digipak mit ausführlichem Booklet veröffentlicht hat. Die Musik
wurde 2023 im Rahmen des „Week-End Howard Shore“ von Radio France vom Gelblabel
mitgeschnitten, ein mitreißendes Klangerlebnis unterschiedlichster Stile und
Jahrzehnte mit Highlights seiner bekannten Soundtracks, darunter „The Fly“,
„Naked Lunch“, „Ed Wood“, „Crash“, „Eastern Promises“ und natürlich „The
Lord of the Rings“ oder „The Hobbit“, aber auch das zart verspielte
Catania für Klavier solo. Das Orchestre Philharmonique de Radio France
unter Leitung von Ludwig Wicki und Bastien Stil spielt die
Orchesterwerke, Le Balcon unter Mike Schäperclaus die
Kammermusik.
Playlist:
01.
Jeff Russo - Philippa Returns (
Star Trek: Section 31) - 03:16
02. Volker Bertelmann - There Is No Time (The Count of Monte Christo) - 04:44
03. Dominic Lewis - Desert Details (Love Hurts) - 04:16
04. Dominic Lewis - Coat Check (Dope Thief) - 04:59
05. Not A Robot - Moonlight (Jade) - 04:24
06. Emilie Levienaise-Farrouch - I'm In Teheran (The Agency) - 03:41
07. Alexandre Desplat - There Was Another Man (Lee) - 06:21
08. Erez Koskas - Stop The Truck (The World Will Tremble) - 03:22
09. Volker Bertelmann - Family Members (Delicious) - 03:11
10. Alan Silvestri - The Dr. With the Glasses (The Electric State) - 04:25
11. Federico Jusid - Indigo Jeremy Sends His Regards (A Thousand Blows: Season 1) - 04:01
12. Paul Leonard-Morgan - Cielo Drive (Chaos: The Manson Murders) - 03:58
13. Paul Leonard-Morgan - Seoul Apartment (Inheritance) - 03:37
14. Steven Price - Forgive Me (Los Frikis) - 02:32
15. Lorne Balfe - Bring the Dawn (The Wheel of Time: Season 3) - 04:20
16. Lorne Balfe & Andrew Kawczynski - Last Known Residence (Novocaine) - 03:55
17. Trent Reznor & Atticus Ross - The Shivering World (The Gorge) - 04:16
18. David Holmes - She's Not Selling She's Buying (Black Bag) - 03:01
19. David Fleming - Circus (The Alto Knights) - 03:04
20. Jeff Russo - Hard Truth (Zero Day) - 03:47
21. Gaute Storaas - Dagny's Lament (The Commoner) - 05:16
22. Jeff Beal - Finding Her Voice (Rule Breakers) - 03:01
23. Zack Ryan - Presence (Presence) - 02:01
24. Diego Baldenweg, Lionel Baldenweg & Nora Baldenweg - Revolution (La cache) - 03:30
25. Dominik Scherrer - Farewell, Sister (Miss Austen) - 03:32
26. Dustin O'Halloran - Memory Box (Bridget Jones: Mad About the Boy) - 03:09
27. Hans Zimmer - Dune II Suite: Part 2 (A New Dimension - Part II) - 04:27
28. Howard Shore - Esther Khan [Paris Suite] (Anthology - The Paris Concerts) - 03:32
29. Marcelo Zarvos - Late Night Call (Good American Family) - 03:16
30. Paul Leonard-Morgan - Please Come Home (Last Breath) - 08:13