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Mittwoch, 24. November 2010

Die besten Soundtracks des Jahres 2010! Ihr habt die Wahl!

Und wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. Auch in 2010 ist wieder eine Vielzahl von interessanten Soundtracks erschienen, von den renommierten Größen wie Hans Zimmer ("Sherlock Holmes", "Inception", "Megamind"), James Newton Howard ("The Last Airbender", "Salt"), Howard Shore ("Edge of Darkness") und James Horner ("The Karate Kid") über Comedy-Spezialisten wie Christophe Beck und Theodore Shapiro bis hin zu den Senkrechtstartern der vergangenen Jahre wie Alexandre Desplat ("Twilight: Eclipse", "Harry Potter and the Deathly Hallows, Pt. 1") und Brian Tyler ("Middle Men", "The Expendables") sowie etlichen neuen Stimmen wie Atticus Ross ("The Book of Eli", "The Social Network") oder Matthew Margeson ("Skyline").

Ihr habt die Möglichkeit, an dieser Stelle bis zum 15.01.2011 Eure Soundtrack-Favoriten zu wählen! Viel Spaß beim Abstimmen!

Sonntag, 21. November 2010

Playlist # 46 vom 21.11.10 - HARRY POTTER Special

Seit Tolkiens „Herr der Ringe“-Trilogie hat es kein Fantasy-Werk mehr geschafft, eine so breite Faszination und Fangemeinde aufzubauen wie Joanne K. Rowlings 1998 gestartete und letztlich sieben Bände umfassende Romanreihe um den Magierschüler Harry Potter, der von guten wie dunklen Mächten gleichermaßen umworben wird. Mehr als 400 Millionen Bücher wurden weltweit verkauft, die Verfilmungen spielten seit 2001 weltweit über 975 Millionen Dollar in die Kinokassen. Mittlerweile ist das jüngst Harry-Potter-Abenteuer im Kino zu sehen, der erste Teil des abschließenden Abenteuers „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“. Der zweite Teil soll 2011 in die Kinos kommen.

 Chris Columbus hat mit Komödien wie „Mrs. Doubtfire – Das stachlige Kindermädchen“, „Kevin – Allein zuhaus“ oder „Mama, ich und wir zwei“ auf sich aufmerksam gemacht, bevor er die Herausforderung annahm, mit „Harry Potter und der Stein der Weisen“ das erste Harry-Potter-Abenteuer zu verfilmen. Wie schon bei den beiden "Kevin"-Filmen arbeitete Columbus mit dem renommierten Komponisten John Williams ("Star Wars", "Indiana Jones", "Der weiße Hai") zusammen.
„Als ich damit begann, ‚Harry Potter und der Stein der Weisen‘ in einen Film umzuwandeln, war mein erklärtes Ziel, den Geist des Buches wahrhaftig zu bewahren. Das bedeutete, den kompletten Film in England mit all den britischen Darstellern zu filmen und sich nicht zu weit weg vom ursprünglichen Text zu bewegen. Das bedeutete auch, einen Komponisten zu engagieren, dessen Musik den Reichtum und die Beschaffenheit dieser komplexen, einfallsreichen Geschichte erfassen kann“, rekapitulierte der Regisseur im Booklet zum Soundtrack des ersten Films. „Johns Musik für ‚Harry Potter und der Stein der Weisen‘ ist eine überragende Leistung. Sie funktioniert auf verschiedenen Niveaus. Es ist ein brillant konstruiertes Begleitstück zum Film, das nahtlos jedes Bild und Gefühl integriert. Es ist auch eine fantastische Aufnahme, ein klassisches Konzeptalbum, das die Geschichte von Harry Potter mit Musik erzählt. Aber vor allem umfasst es die Seele von Harry Potters Welt.“
Nachdem John Williams die ersten drei Harry-Potter-Soundtracks zu den Filmen von Christopher Columbus und Alfonso Cuarón komponierte, brachte Regisseur Mike Newell für den vierten Harry-Potter-Film „Der Feuerkelch“ seinen „eigenen“ Komponisten mit an Bord: Patrick Doyle hat bereits Newells Filme „Into The West“ und „Donnie Brasco“ musikalisch veredelt und lieferte für „Harry Potter und der Feuerkelch“ wieder ein Meisterwerk ab.
„Bei ‚Harry Potter‘ habe ich den bewussten Versuch unternommen, die Magie der Geschichte an allen möglichen Stellen durch Melodie und Orchestration aufrechtzuerhalten. Es ist ohne Probleme möglich, zugleich kindhaft und unheimlich zu sein, wenn man vorsichtig von der orchestralen Klangfülle und -farbe Gebrauch macht. Es war eine große Freude, den Fußstapfen von John Williams zu folgen. ‚Der Feuerkelch‘ ist aber eine weitaus dunklere Geschichte mit vielen neuen Charakteren, und daher waren Mike Newell und ich uns einig und angetan von der Vorstellung, neues thematisches Material für diese Charaktere zu entwickeln“, erzählte Patrick Doyle dem Online-Magazin Original Score. „Ich wurde schon vor Beginn der Dreharbeiten mit einbezogen und habe mit Mike Newell schon früh im Produktionsprozess eingehende Gespräche geführt. Es gibt eine Menge Momente, wo die Musik direkt vor der Kamera auftritt, die ich also schon vor dem Dreh vorbereiten musste. Ich war auch bei den Aufnahmen dabei, um sie zu begutachten und war dann quasi bis hin zur eigentlichen Arbeit des Scorings im Film involviert.
Mit dem fünften Harry-Potter-Film “Der Orden des Phönix” kam mit David Yates nicht nur ein neuer Regisseur an Bord, sondern auch ein neuer Komponist: Nicholas Hooper hat bereits die Studentenfilme von David Yates musikalisch untermalt und schließlich dessen TV-Filme „State of Play“ und „The Young Visitors“. Bevor sich Nicholas Hooper an die Arbeit machte, hörte er sich die Musik von John Williams zu den ersten drei Harry-Potter-Filmen an.
„Ich hörte mir vor allem ‚Der Gefangene von Askaban‘ an, den ich liebte und der am dichtesten an dem war, was ich versuchen würde. Ich habe einige seiner Themen verwendet, besonders Hedwigs Thema. Danach haben wir alle beschlossen, dass es das Beste wäre, wenn ich meinen eigenen Weg des Komponierens gehe, statt zu versuchen, John Williams zu imitieren, was unmöglich ist. Ich habe für ‚Halbblutprinz‘ tatsächlich einen anderen Score komponiert. Er war simpler. Die Art, wie ich Musik schreibe, ist simpler”, verkündete Nicholas Hooper in einem Interview mit Hero Complex.
Für den Abschluss der Harry-Potter-Serie stand Nicholas Hooper allerdings nicht mehr zur Verfügung. Die Arbeiten an den beiden Filmen hätten sein Familienleben zu stark beeinträchtigt, hieß es. So kam mit Alexandre Desplat (“The Ghost Writer”, “Twilight: New Moon”, “The Curious Case Of Benjamin Button”) einer der momentan meistbeschäftigten Komponisten zur Serie. „Harry Potter and the Deathly Hollows Pt. 1“ fasziniert mit einem ganz eigenständigen Score.
„Ich habe John Williams‘ Hedwig-Thema für ein paar Sekunden zitiert, zwei oder vier Takte, aber das war’s schon. Der Rest ist komplett frisch. Das war eine ziemliche Herausforderung, weil ich wirklich gespannt darauf war, John Williams‘ Thema neu zu arrangieren, aber der Film ist ganz anders als die vorangegangenen. Es ist das erste Mal, dass die Charaktere nicht in der Schule sind und auch nicht zur Schule gehen und flüchten. Sie befinden sich auf der Straße und versuchen, vor den dunklen Kräften zu fliehen“, erklärte Alexandre Desplat im Interview mit Film Score Monthly. „Auch wenn es einige große Momente voller Humor gibt, ist es ein viel düsterer Film. Sie befinden sich auf einer Reise, und diese Reise führt sie in andere Länder – verschiedene Länder, verschiedene musikalische Welten.
Filmographie:

-  2001: Harry Potter und der Stein der Weisen (Harry Potter and the Philosopher's Stone)
-  2002: Harry Potter und die Kammer des Schreckens (Harry Potter and the Chamber of Secrets)
-  2004: Harry Potter und der Gefangene von Askaban (Harry Potter and the Prisoner of Azcaban)
-  2005: Harry Potter und der Feuerkelch (Harry Potter and the Goblet of Fire)
-  2007: Harry Potter und der Orden des Phönix (Harry Potter and the Order of the Phoenix)
-  2009: Harry Potter und der Halbblutprinz (Harry Potter and the Half-Blood Prince)
-  2010: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 1 (Harry Potter and the Deathly Hallows)
-  2011: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 2 (Harry Potter and the Deathly Hallows)
Playlist:
1 John Williams - Hedwig's Theme (Harry Potter und der Stein der Weisen) - 05:10
2 John Williams - The Quidditch Match (Harry Potter und der Stein der Weisen) - 08:27
3 John Williams - Harry's Wondrous World (Harry Potter und die Kammer des Schreckens) - 05:01
4 Patrick Doyle - Voldemort (Harry Potter und der Feuerkelch) - 09:40
5 Nicholas Hooper - The Slug Party (Harry Potter und der Halbblutprinz) - 02:14
6 Alexandre Desplat - Dobby (Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 1) - 03:48
7 Nicholas Hooper - The Room Of Requirement (Harry Potter und der Orden des Phönix) - 06:10
8 Alexandre Desplat - Lovegood (Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 1) - 03:25
9 John Williams - Mischief Managed! (Harry Potter und der Gefangene von Askaban) - 12:10

Sonntag, 7. November 2010

Playlist # 45 vom 07.11.10 - DAVID FINCHER Special

David Fincher zählt zu den ersten Stars einer Regie-Generation, die durch die Produktion von Werbe- und Musikclips das Handwerk des Filmemachens erlernten. 1962 wurde Fincher in Denver, Colorado, geboren, aufgewachsen ist er im nördlich von San Francisco gelegenen Marin County in der unmittelbaren Nachbarschaft von George Lucas. In dessen Firma Industrial Light and Magic arbeitete Fincher ab 1980 vier Jahre lang als Trickfilmzeichner und in der Herstellung der Spezialeffekte arbeitete, bevor er 1986 mit zwei Produzenten und drei weiteren Regisseuren die Produktionsfirma Propaganda Films gründete. David Fincher und Dominic Sena arbeiteten für die großen Namen der Werbebranche und Musikszene, zu ihren Kunden zählten die Rolling Stones, Aerosmith, Madonna, Sting, Nine Inch Nails und Michael Jackson, Werbespots wurden für Nike, Coca-Cola, Budweiser, Levi’s, Adidas und Motorola gedreht.

Zu den weiteren mittlerweile namhaften Filmemachern, die bei Propaganda Films Videos am Fließband produzierten, zählten Michael Bay, Simon West, Alex Proyas und Spike Jonze. Mit den so erwirtschafteten Geldern konnten schließlich auch Spielfilme produziert werden, u.a. David Lynchs „Wild at Heart“, Barry Levinsons „Sleepers“, Paul Schraders „Auto-Focus“ und auch David Finchers „The Game“. Während sich Michael Bay („Armageddon“, „The Rock“), Simon West („Con Air“), Dominic Sena („Kalifornia“) und Gore Verbinsky („The Mexican“) der seelenlosen Blockbusterschmiede von Produzent Jerry Bruckheimer anschlossen, schlug Fincher einen visionäreren Weg ein, der sich durch eine besondere ästhetische Stringenz auszeichnet. Er war sich stets bewusst, dass alle Geschichten bereits in jeder Form erzählt wurden, weshalb er sich für seine eigenen Projekte aus dem unerschöpflichen Fundus der Filmgeschichte bediente und auf neue Weise zusammensetzte und zuspitzte. Künstlerisch inspiriert haben ihn Filme wie William Friedkins „Der Exorzist“, Steven Spielbergs „Der weiße Hai“, vor allem aber Ridley Scotts „Blade Runner“. Insofern muss es für David Fincher eine besondere Ehre gewesen sein, sein Spielfilmdebüt mit „Alien³“ zu feiern, der zweiten Fortsetzung von Ridley Scotts Sci-Fi-Meisterwerk „Alien“. Doch für den damals 27-Jährigen entpuppte sich der Film in jeder Hinsicht als Fiasko. Bevor Fincher zur Produktion stieß, waren mit Renny Harlin („A Nightmare On Elm Street IV“) und Vincent Ward („The Navigator“) bereits zwei Regisseure gefeuert und etliche Drehbücher verworfen worden.
Unter Finchers Regie wurde noch während der Dreharbeiten weiter am Drehbuch gefeilt, das Budget um etliche Millionen Dollar überschritten. Zwar wurde „Alien³“ 1993 für einen Oscar in der Kategorie „Beste visuelle Effekte“ nominiert, doch bei Kritikern und Publikum fiel der Film gnadenlos durch. Selbst David Fincher hasste „Alien³“:
„Der Film, den ich ursprünglich in meinem Kopf gehabt hatte, war so anders als der, der dann gemacht wurde. Ich wurde wegen einer künstlerischen Vision engagiert und anschließend zu etwas anderem gezwungen. Nie zuvor war ich so herabgewürdigt, so belogen und so schlecht behandelt worden“, verkündete der Regisseur 1996 in einem Interview mit „Sight & Sound“.
Es sollte daher drei Jahre dauern, bis David Fincher ein neues Projekt in Angriff nahm: den düster-verregneten wie kompromisslosen Psycho-Schocker „Se7en“. In einer namenlosen Großstadt sind der abgeklärt-routinierte Detective Somerset (Morgan Freeman) und sein neuer, hitzköpfiger Kollege Mills (Brad Pitt) einem Serienkiller auf der Spur, der seine Opfer nach den sieben biblischen Todsünden aussucht, die sie begangen haben sollen.
Dabei inszeniert er seine Tatorte und Opfer wie in einem kunstvollen wie grotesken Gemälde. David Fincher hat diesen verstörenden Thriller von der beeindruckenden Eröffnungssequenz bis zum schockierenden Ende äußerst spannend mit großartigen Schauspielern auch visuell brillant inszeniert. Das dualistische Prinzip von Gut und Böse, Hell und Dunkel, Ordnung und Chaos – um nur einige Beispiele zu nennen - durchzieht den Film wie ein roter Faden.
An einem der Tatorte entdeckt der akribisch arbeitende und gebildete Somerset ein Zitat aus John Miltons „Das verlorene Paradies“: „Lang ist der Weg und beschwerlich, der hinaus ins Licht führt aus der Hölle.“ Treffender lässt sich die Atmosphäre des herausragenden Psycho-Thrillers nicht beschreiben, dessen düstere Stimmung kongenial durch Howard Shores albtraumhafte Musik untermalt wird.
Mit nur zwei Filmen hat sich David Fincher den Namen „Master Meanie“ (Meister der Gemeinheit) verdient, wie in das Time Magazine 1997 titulierte. Dieser Bezeichnung wurde Fincher auch in seinen nächsten Filmen mehr als gerecht. Dass der visionäre Filmemacher gern mit den Vorlieben des Publikums spielt, bewies er 1997 auch mit seinem nächsten Werk „The Game“, dessen Titel bereits auf eine gewisse Doppeldeutigkeit hinweist. Michael Douglas spielt darin den Multimillionär Nicholas Van Orten, der von seinem jüngeren Bruder Conrad (Sean Penn) zum 48. Geburtstag ein Spiel geschenkt bekommt, das die Firma CRS (Consumer Recreation Services) für ihn inszeniert und den bislang so größenwahnsinnigen und gefühlskalten Investmentbanker ins Chaos stürzen lässt. Ohne die Regeln des Spiels zu kennen, kann sich Van Orten keinen Reim auf die unerklärlichen Ereignisse machen, die ihm sukzessive die Kontrolle, seinen Besitz und sein Leben rauben.
Ebenso wie Nicholas Van Orten tappt auch der Zuschauer im Dunkeln, was es mit dem Spiel auf sich hat. Diese Ungewissheit, die spektakuläre Inszenierung und die überzeugenden Darstellerleistungen machen „The Game“ zu einem dramatischen Thriller mit tiefenpsychologischem Hintergrund. Howard Shore, der sich durch seine langjährige Zusammenarbeit mit David Cronenberg und Thriller-Scores wie „Das Schweigen der Lämmer“ und „Sieben“ einen Namen gemacht hat, sorgte auch bei „The Game“ für die passende musikalische Untermalung.
1999 erschien mit „Fight Club“ ein Film, der einmal mehr für viel Diskussionsstoff sorgte. Edward Norton spielt in der Verfilmung von Chuck Palahniuks gleichnamigen Roman den gelangweilten Yuppie Jack, der unter Schlaflosigkeit leidet und seine Zeit mit Telefonshopping und in verschiedenen Selbsthilfegruppen verbringt. Als seine Wohnung in Schutt und Asche gelegt wird, findet er beim selbstbewussten, charismatischen Tyler Durden (Brad Pitt) Unterschlupf, mit dem er den „Fight Club“ gründet. Indem sich hier Männer fast zu Tode prügeln, bekommen sie den nötigen Kick, um ihren tristen Alltag zu bewältigen. Doch hinter Tylers Ambitionen steckt weit mehr, als Jack ahnen kann.
„Was ‚Fight Club‘ so interessant macht, vital und zukunftsträchtig, ist die vielschichtige Technik der Visualisierung von Zusammenhängen, Gedanken und Sinnbildlichem, die Fincher hier entwickelt – ein Grund, warum er gerade anlässlich dieses Films häufiger mit Cronenberg und ‚Crash‘ (1996) zusammengebracht wurde“, resümiert Brigitte Desalm in ihrem Essay „Extreme Mittel, elegante Beiläufigkeit: Fight Club (1999)“ (in dem von Frank Schnelle herausgegebenen Buch „David Fincher“, Bertz Verlag, S. 190).
„Gerade beim frühen Cronenberg finden sich Horrorszenarien, wo der Zorn als Ausdruck der Revolte biologische Gestalt annimmt, wo das Metaphorische morphologisch erkundet wird. Natürlich wagt sich Fincher nie auf experimentellen Boden, seine Erzählung bleibt als vieldeutige Halluzination immer zugleich auch fassbar und in jedem Moment figurenorientiert. So führt er das Mainstream-Kino an seine Grenzen und darüber hinaus.“
Etwas konventioneller präsentierte sich David Fincher mit seinem nächsten Thriller „Panic Room“. Jodie Foster spielt die geschiedene, allein erziehende Mutter einer zuckerkranken Tochter (Kristen Stewart), die zusammen gerade in ein luxuriöses, weitläufiges Stadthaus in Manhattan gezogen sind, das über einen wie ein Safe gesicherten „Panikraum“ verfügt. Hier muss sich das Mutter-Tochter-Gespann gegen ein hartnäckiges Einbrechertrio verteidigen, die es auf die Millionen des Vorbesitzers abgesehen haben. Einmal fasziniert David Fincher sein Publikum mit atemberaubenden Kamerafahrten und gediegenen Farbkompositionen.
„Alle Mittel, die ich einsetze, auch die technologischen, sind darauf ausgerichtet, eine emotionale Wirkung zu erzielen. Ein Zuschauer mag sich dessen nicht bewusst sein, aber er reagiert auf alles - das Licht, die Kostüme, die Schauspieler, den Ton. Und ich muss die Bilder, Musik, Stimmen und Rhythmen so orchestrieren, dass sie eine Reaktion hervorrufen. Wenn ich sanftes Licht benutze, sagt das über einen Schauplatz etwas anderes aus als hartes Licht. Genauso verhält es sich beispielsweise, wenn ich einen Schauspieler ohne Make-up direkt beleuchte. Ich erschaffe keine Bilder, sondern Gefühle. Filmemachen ist Alchemie - keine Wissenschaft“, erklärte David Fincher im Interview mit dem ”Spiegel”.
Fünf Jahre nach seiner erfolgreichen Fingerübung in Sachen klaustrophobischer Thriller mit „Panic Room“ kehrte David Fincher 2007 mit „Zodiac“ zum Serienkiller-Motiv zurück, das er mit „Sieben“ so beeindruckend thematisiert hatte. Der Filmemacher adaptierte die historische Mordserie des sogenannten „Zodiac“-Killers, der 1968 mit seinem blutigen Treiben begann und sich ständig über die Polizei und Presse lustig machte. Es wurde nie aufgeklärt, wer sich hinter dem mysteriösen Killer verbarg, und auch David Fincher verliert sich nicht in irgendwelchen Spekulationen über dessen Identität. Stattdessen zeichnet er über zweieinhalb Stunden lang das Portrait einer Zeit, die vom „Sommer der Liebe“ geprägt war, dessen Versprechen aber durch die Attentate an den Kennedy-Brüdern und Martin Luther King nicht eingelöst wurde.
Wie schon in „Se7en“ zermürbt der Fall die Ermittler. Dort zerrieb sich Brad Pitt als ungeduldiger, hitzköpfiger Jung-Detective, hier verlieren der Reporter Paul Avery (Robert Downey Jr.) die Kontrolle über sein Leben und der sich als Hobbydetektiv betätigende Cartoonist Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal) den Bezug zu seiner Familie.
Ein Jahr später adaptierte Fincher die Kurzgeschichte „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ von F. Scott Fitzgerald. Benjamin Button (Brad Pitt) kommt 1918 als Greis mit minimaler Lebenserwartung auf die Welt, verliebt sich in die Tänzerin Daisy (Cate Blanchett), doch ihr Glück scheitert nicht nur an der Zeit, die Daisy ganz normal altern lässt und Benjamin zum Jüngling macht, sondern auch an den gesellschaftlichen Konventionen. Fincher erzählt aber nicht nur eine Romanze, die keine Zukunft hat, sondern geht einmal mehr existenziellen Fragen nach.
Im Gegensatz zu den von Howard Shore komponierten Düster-Scores zu Finchers Thrillern „Sieben“, „The Game“ und „Panic Room“ engagierte er für das gefühlvolle Drama „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ den französischen Komponisten Alexandre Desplat („Largo Winch“, „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 1“), der für seinen Soundtrack eine Oscar-Nominierung erhielt.
In seinem aktuellen Film „The Social Network“ setzt sich David Fincher mit dem Facebook-Phänomen auseinander und erzählt die Geschichte von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (Jesse Eisenberg), der an seiner Uni zwar nicht wirklich beliebt ist, aber mit TheFacebook ein rasant wachsendes Uni-Netzwerk ins Leben ruft, das Zuckerberg und seinen Mitbewohner Saverin (Andrew Garfield) zu Millionären macht.
Fincher inszenierte den Film mit großem Tempo und wunderbaren Dialogen. Dass die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, folgt dabei dem üblichen Vorgehen des Regisseurs, mit den Erwartungen des Zuschauers zu spielen und filmische Realitäten zu hinterfragen. Dem zeitgemäßen Thema trug Fincher auch beim Soundtrack Rechnung: Nine-Inch-Nails-Mastermind Trent Reznor komponierte den elektronischen, aber sehr organisch und experimentell klingenden Score zusammen mit Atticus Ross („The Book Of Eli“).

Filmographie:
1992: Alien 3 (Alien³)
1995: Sieben (Se7en)
1997: The Game
1999: Fight Club
2002: Panic Room
2007: Zodiac – Die Spur des Killers (Zodiac)
2008: Der seltsame Fall des Benjamin Button (The Curious Case of Benjamin Button)
2010: The Social Network

Playlist:

1 Trent Reznor & Atticus Ross - A Familiar Taste (The Social Network) - 03:35
2 Elliot Goldenthal - Agnus Dei (Alien 3) - 04:28
3 Howard Shore - Monday (Se7en) - 05:23
4 Howard Shore - Pulling Back The Curtain (The Game) - 04:41
5 Howard Shore - Fourth Floor Hallway (Panic Room) - 03:26
6 David Shire - Law & Disorder (Zodiac) - 04:16
7 The Dust Brothers - What Is Fight Club? (Fight Club) - 04:44
8 Trent Reznor & Atticus Ross - In Motion (The Social Network) - 04:56
9 The Dust Brothers - Medula Oblongata (The Fight Club) - 05:58
10 Alexandre Desplat - A New Life (The Curious Case Of Benjamin Button) - 03:42
11 Howard Shore - Wearing The Wire (Se7en) - 07:06

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